Ein Meer voller Geschichten von Yalene (One Piece Drabbles) ================================================================================ Kapitel 3: Schreiben -------------------- „Worte zu schreiben heißt Seele zu zeigen.“ Natunika (*1973), Musikerin, Malerin und Autorin ~ Robin war das, was man einen Bücherwurm nannte. Das brachte der Beruf mit sich. Geschichte war geschriebenes Werk. Selbst wenn Bilder in die Wand gehauen oder darauf gemalt wurden, war es noch immer niedergebracht wie eine Schrift. Und man konnte sie lesen wie Buchstaben. Soviel war von der Geschichte ausgelöscht worden. Vernichtet von denen, die gesiegt hatten. Natürlich nicht vollständig. Nichts verschwindet vollkommen. Dennoch war es eine mühsame Arbeit, wieder alles zusammen zu tragen. Die Erbin von Ohara wusste, dass sie ihre Erkenntnisse ebenso zu Wort bringen musste. Nur etwas zu erforschen oder es für die Nachwelt zu bewahren waren zwei unterschiedliche Dinge. Piraterie, egal wie nobel sie von der Strohhutbande betrieben wurde, war eine gefährliche Beschäftigung. Mit Gefahr kannte Robin sich aus, doch hatte sie jetzt mehr zu verlieren. Ihr ganzes Wissen, vieles davon die letzten Überbleibsel ihrer Heimat, durfte nicht einfach verloren gehen. Also schrieb sie. Kaum einer von ihren Kameraden wusste etwas davon. Sie las nicht nur die unzähligen Bücher, wenn sie bis spät in die Nacht in der Bibliothek saß. Sanji hatte es bemerkt, denn oft genug brachte er ihr noch eine Kanne mit Kaffee, bevor er zu Bett ging. Er hatte es gesehen, gelächelt und nicht gefragt. Ebenso hatte Franky es mitbekommen. Er war genau so eine Nachteule wie die Historikerin. Sein Colabetrieb erlaubte es ihm, weniger schlafen zu müssen als die anderen. Und eines Nachts hatte er ihr über die Schulter gesehen, nachdem er das Licht in der Bibliothek bemerkt hatte. Er bewunderte ihre geschwungene Handschrift. Bei allem, was Robin tat, bewies sie eine zeitlose Eleganz, die einer Lady zustand. Der Schiffsbauer hatte in dem Kampf auf Enies Lobby erfahren, was für ein schweres Leben die Frau gehabt hat, bevor sie auf Ruffy und die anderen traf. Deswegen war es für ihn umso bemerkenswerter, was aus ihr geworden war. Stahlharte Nerven, verpackt in einen kurvenreichen Körper und garniert mit einem schneidend scharfen Verstand. Diese Kombination war für ihn ansprechender als es ihm lieb war. Er las still mit, als sie für sie untypisch versunken in ihrem Werk alles um sich herum vergaß. Aber das war Robin. Sobald sie Geschichte sah, war sie passioniert dabei. Das gab Franky die Gelegenheit sie zu mustern und ihr Geschriebenes zu lesen. Nach kurzer Zeit beugte er sich wieder zurück. Er war erstaunt. Diese Frau war für gewöhnlich so distanziert. Zwanzig Jahre auf der Flucht hatten sie darin geschult, mit ihren Bemerkungen vorsichtig zu sein. Das brachte eine Verschlossenheit mit sich, die nur schwer zu durchbrechen war. Franky lernte langsam, die kleinen Gesten und Blicke, Bemerkungen und ihr Lächeln zu deuten. Das konnte er nur durch Beobachten. Doch was er hier gelesen hatte, offenbarte eine neue Seite von Robin. Hier schrieb sie mit Leidenschaft für ihr Fach, mit einer Begeisterung, die er mit der seinen beim Entwickeln neuer Blaupausen gleichsetzte. Hier schrieb sie ihr Herz nieder. Deswegen wollte er es nicht heimlich über ihre Schulter gebeugt lesen. Irgendwann würde er sie danach fragen, sie bitten, es lesen zu dürfen. Wenn sie es ihm gestattete, würde er es zu schätzen wissen. Denn dadurch offenbarte sie ihm mehr von ihr, als sie sonst vermochte. Er zog sich langsam zurück. Während er langsam und leise die Tür hinter sich schloss, lächelte Robin. Ihr Blick huschte kurz dahin, wo Franky einige Sekunden vorher die Bibliothek verlassen hatte. Sie kicherte, ließ ihre Augen noch für einen Moment auf der Stelle verweilen und widmete sich dann wieder ihren Notizen. Sie fühlte Wärme in sich aufsteigen, die nicht nur von dem Kaffee kam, der dampfend neben ihr stand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)