How To Save Your Best Friend's Life von _AnNa_EaTs_PikAchU_ ================================================================================ Kapitel 2: ...to... ------------------- *~~*~~*~~*~~* Jaydens POV *~~*~~*~~*~~* Nur ungern lasse ich Blake nachhause gehen, wo ich doch weiß was ihn dort erwartet. Ich habe ihm zwar gesagt, dass ich immer bei ihm bin und ihn nie alleine lasse, aber ich kann ja dummerweise nicht auch zuhause auf ihn aufpassen. So gern ich das auch täte. Ich würde alles tun um ihn zu beschützen und wieder ein ehrliches Lachen auf seinem Gesicht zu sehen. So in Gedanken versunken, bekomme ich gar nicht mit wie meine Mum nach Hause kommt. Erst als sie mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herumwedelt bemerke ich, dass sie mit mir redet. „Wollte Blake nicht heute den ganzen Tag hierbleiben?“, wiederholt sie ihre Frage. „Ja, wollte er eigentlich, aber seine beschissene Stiefmutter hat ihn nach Hause beordert!“, antworte ich ihr seufzend. Meine Mum sieht mich mitleidig an und meint dann: „Ach, Blake hat es wirklich nicht leicht, er ist so ein lieber Junge und war immer aufgeschlossen und fröhlich, ein richtiger Sonnenschein. Der Tod seiner Mum hat ihn komplett aus der Bahn geworfen, und dann noch diese jetzige Situation bei ihm zuhause. Er hat wirklich etwas Besseres verdient als diese Rabeneltern. Ich würde ihm so gerne helfen“ „Ja, du hast recht… Seit Sarah tot ist, ist alles anders. Blake ist anders…“, gebe ich traurig zurück. Ich weiß, sie würde alles für Blake tun, da er für sie wie ein zweiter Sohn ist. Meine Mum nimmt mich daraufhin in den Arm und wir stehen eine Weile einfach so im Flur. Sie weiß natürlich genau über die Situation bei Blake zuhause Bescheid, weil Blake und ich schon seit dem Kindergarten befreundet sind und unsere Mums beste Freundinnen waren. Außerdem erzähle ich ihr fast alles, daher kennt sie viele von Blakes Problemen. Auch wenn sie es nie sagt glaube ich, dass Sarahs Tod sie mehr mitnimmt als sie zugibt. „Na komm Schatz, lass uns jetzt was essen, für Blake kannst du im Moment sowieso nicht viel tun. Er kann ja vielleicht später noch vorbeikommen, er wohnt ja ohnehin schon fast hier“, meint meine Mama aufmunternd und ich seufze noch einmal, beschließe dann aber ihr Recht zu geben. Doch trotzdem kreisen meine Gedanken immerzu um Blake und ich stochere nur lustlos in meinem Essen herum. Nachdem ich gerade mal 3 Bissen gegessen habe, stehe ich genervt auf und gehe in mein Zimmer. Ich mache Musik an und denke weiter über meinen besten Freund nach. Klar, wir sind beide Emos und werden deswegen oft blöd angemacht aber bei Blake ist es schon richtiges Mobbing während ich nur ab und zu dumm angeredet werde. Ich habe keine Ahnung woran das liegt, vielleicht ist es einfach weil Blake sich leichter fertig machen lässt. Er kann sich nicht so gut gegen andere wehren und hat auch keine so große Klappe wie ich. Er ist aber auch viel sensibler und nimmt sich alles gleich zu Herzen. Obwohl er versucht es sich nicht anmerken zu lassen. Doch man muss sich ja nur mal seine Arme anschauen um zu wissen wie sehr ihn all der Hass wirklich verletzt. Natürlich finde ich es nicht gut, dass er sich selbst verletzt, doch was soll ich machen? Verbieten kann ich es ihm ja schlecht und ich weiß auch, dass das Ritzen leider bereits ein fester Bestandteil seines Lebens ist. Wahrscheinlich könnte er gar nicht so einfach damit aufhören. Das Einzige was ich machen kann, ist eben für ihn da zu sein und ihm so gut ich kann zu helfen versuchen. Ein frustriertes Seufzen verlässt meine Lippen und ich lege mich auf mein Bett. Ja, ich mache mir immer Sorgen um Blake, aber das ist ja auch kein Wunder bei allem was er schon erleben und durchmachen musste. Doch das ist nicht der einzige Grund warum ich ständig an ihn denke. Can’t see the silver lining, from down here on the floor And I just keep on trying, but I don’t know what for Cause trying not to love you Only makes me love you more Only makes me love you more Nickelback – Trying not to love you Genau das habe ich getan. Ich habe versucht Blake nicht zu lieben, doch irgendwann wurde mir klar, dass das zwecklos ist. Ich verliebte mich jeden Tag mehr in ihn und eines Tages gab es kein Zurück mehr. Eigentlich gab es nie ein Zurück, ich wollte es mir nur nicht eingestehen weil ich nicht glauben konnte, dass ich mich tatsächlich in meinen besten Freund verliebt hatte. Ich lächle traurig, als ich daran denken muss dass er es nie erfahren wird. Ich will ihm nicht noch mehr Probleme aufhalsen als er sowieso schon hat. Wahrscheinlich wäre er total überfordert wenn ich es ihm sagen würde und ich möchte ihn nicht noch mehr belasten. Außerdem weiß ich, dass er sich niemals in mich verlieben wird und ich will unsere Freundschaft auf keinen Fall wegen meiner Gefühle aufs Spiel setzen. Dafür ist mir mein Kleiner einfach viel zu wichtig. „Mmmh…. Trying not love you… Only makes me love you more... Only makes me love you more…“, singe ich leise den Text mit. Irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein, denn ich wache erst auf als ich unten die Türklingel höre. Zuerst denke ich meine Mum wird schon aufmachen, doch dann fällt mir ein, dass sie beim Mittagessen sagte, dass sie noch einkaufen gehen würde. Eigentlich müsste sie doch schon wieder zurück sein, außerdem regnet es in Strömen. Da wird sie ja wohl nicht ewig draußen herumlaufen. „Shit!“, fluchend springe ich auf und ignoriere das plötzliche Schwindelgefühl einfach. Ich schwanke leicht als ich die Türe aufreiße und meine Augen weiten sich entsetzt als ich sehe wer davor steht. Blake steht zitternd und völlig durchnässt vor mir und fällt mir regelrecht entgegen als ich die Arme ausstrecke. Geschockt sehe ich in sein Gesicht und starre auf die zahlreichen blauen Flecken und das getrocknete Blut. Seine Augen irren suchend umher bis sie sich plötzlich nach hinten verdrehen und Blakes Körper erschlafft. Nach einer Schrecksekunde hebe ich meinen Kleinen hoch, schmeiße die Türe zu und bringe ihn so schnell wie möglich ins Wohnzimmer. Dort lege ich ihn erst mal auf die Couch und ziehe ihm seine nassen Sachen aus. Mit einiger Mühe schaffe ich es sogar ihm trockene Klamotten von mir anzuziehen und ihn in eine Decke zu wickeln. Dann höre ich wie meine Mum nach Hause kommt und stürze sofort zu ihr in den Flur. „Mum! Mum, schnell hilf mir!! Blake liegt im Wohnzimmer, er sieht total schlimm aus und ist zusammengebrochen! Ich weiß nicht wie schwer er verletzt ist!“ Meine Mum sieht mich geschockt an, lässt sofort die Einkaufstüten fallen und folgt mir dann ohne ein Wort ins Wohnzimmer zu Blake. Leider ist meine Mum keine Ärztin, weshalb sich ein Krankenhausbesuch wahrscheinlich nicht vermeiden lässt. Bei dem Gedanken daran überkommt mich ein ungutes Gefühl und ich muss daran denken, dass Blake einmal sagte, dass er unter keinen Umständen in ein Krankenhaus will. Er hätte Angst, dass die Ärzte die Narben an seinen Armen sehen und dann seine Eltern darüber informieren würden. Ich will mir gar nicht vorstellen was die dann mit ihm machen würden. In dem Moment kommt meine Mum wieder zu mir und sagt atemlos: „Wir müssen Blake sofort ins Krankenhaus bringen! Ich kann nicht beurteilen ob er schwerer verletzt ist, aber wir müssen auf Nummer sicher gehen. Hilfst du mir ihn ins Auto zu bringen?“ Ich schlucke schwer und nicke dann mechanisch. Irgendwie sind die Informationen noch nicht alle in meinem Gehirn angekommen und ich muss erst einmal realisieren, dass das hier alles wirklich passiert. Fast könnte ich glauben es ist nur ein schrecklicher Albtraum, so absurd ist die ganze Situation im Moment. Doch dann gebe ich mir einen Ruck und folge meiner Mum ins Wohnzimmer. Als ich Blake da so liegen sehe kommen mir die Tränen, doch dann atme ich kurz tief durch und gehe auf die Couch - auf der Blake immer noch bewegungslos liegt - zu. Ich nehme meinen besten Freund vorsichtig auf die Arme und gehe dann schnell zum Auto. Noch immer sträubt sich alles in mir dagegen, Blake ins Krankenhaus zu bringen. Irgendwie fühlt es so an als ob ich ihn verraten würde, denn ich habe ihm ja versprochen, dass ich auf ihn aufpassen würde und jetzt habe ich dieses Versprechen gleich zweimal gebrochen. Ich habe zugelassen, dass er so verletzt wurde und war nicht da um meinem Kleinen zu helfen. Und nicht nur das, jetzt kommt er auch noch ins Krankenhaus. Etwas, das er immer tunlichst vermieden hat. Jedes Mal wenn sein Vater oder irgendwelche Typen aus der Schule ihn verprügelt haben, haben sich meine Mum und ich um ihn gekümmert, denn Blake hat sich immer partout geweigert zu einem Arzt zu gehen. Aber bisher war es auch noch nie so schlimm und Blake ist auch noch nie zusammengebrochen. Wieder schießen mir Tränen in die Augen, doch diesmal unterdrücke ich sie nicht und so bahnen sich die salzigen Tropfen ihren Weg über meine Wangen. Ich habe keine Kraft mehr sie zurückzuhalten. Wozu auch? Vor wem sollte ich auch stark sein wollen? Mein Kleiner ist verletzt und ich mache mir Riesensorgen um ihn. Da darf ich doch weinen, oder? Wer ihm das wohl angetan hat? Bestimmt sein Vater! Dieser Arsch hat seine Wut und seine Frustration schon so oft an Blake ausgelassen, aber warum war es diesmal so heftig? Hat mein Kleiner vielleicht irgendetwas getan, was seinen Vater noch mehr provoziert hat? Blake weiß doch wie hitzköpfig er ist. Auch wenn er sonst sehr schüchtern und zurückhaltend ist, seinem Vater gegenüber kann selbst mein bester Freund sich manchmal nicht zurückhalten. Ich muss ihn unbedingt fragen was passiert ist, wenn es ihm wieder besser geht… „Wir sind da!“, unterbricht die angespannte Stimme meiner Mum meine Gedanken, bevor ich mich noch weiter verrückt machen kann. Schnell schlinge ich meine Arme um meinen besten Freund und steige dann aus dem Auto. Kurz sehe ich mich um und stelle fest, dass meine Mum direkt vor dem Eingang der Unfallambulanz für Frischverletzte geparkt hat. Schnell gehe ich auf das Gebäude zu und haste durch die sich automatisch öffnenden Schiebetüren. Ein Schild verweist uns zum Portier auf welchen meine Mum auch sofort zusteuert. Sie erklärt dem Mann kurz was passiert ist und gibt mir dann ein Zeichen ihr zu folgen. Eine Krankenschwester hilft uns Blake auf eine Trage zu legen und kaum habe ich ihn losgelassen, schiebt sie ihn auch schon in einen Raum hinein, wo er sofort von zwei jungen Männern in Weiß in Empfang genommen wird. „Doktor Harris ist gleich bei ihm. Sind Sie seine Mutter?“, wendet sich die Schwester nun an meine Mum. „Nein, ich bin Jaydens Mutter, mein Sohn ist Blakes bester Freund“ „Tut mir leid, dann kann ich Sie leider noch nicht zu ihm lassen. Bitte nehmen Sie im Wartezimmer Platz bis Doktor Harris mit der Untersuchung fertig ist. Vielleicht können Sie danach zu ihm“ Was redet die da? Warum darf ich nicht zu meinem Kleinen?! Was soll denn das? Er braucht mich doch! Ich setze gerade dazu an, mich aufzuregen, als meine Mum mich sanft am Arm packt. Ich sehe sie an und bemerke, dass sie leicht den Kopf schüttelt. Schon klar, ich soll mich benehmen… Aber das ist doch jetzt total unwichtig wenn nebenan Blake von irgendwelchen Fremden angetatscht wird. Ich weiß ich bin ungerecht, immerhin sind das alles Ärzte und sie wollen Blake nur helfen, aber es regt mich wahnsinnig auf, dass ich nicht zu ihm darf. „Komm Schatz. Wir setzen uns da drüben ins Wartezimmer. Blake ist in den besten Händen. Die Ärzte werden sich gut um ihn kümmern“, meint meine Mum leise und dirigiert mich sanft zu einem Plastikstuhl. Ich lasse alles willenlos mit mir geschehen, bin nicht fähig mich selbst zu bewegen geschweige denn, etwas zu sagen. „Ich hole dir was trinken, okay? Bin gleich wieder da“, mit diesen Worten macht sich meine Mum auf den Weg in die Cafeteria und lässt mich allein. Allein mit meinen Gedanken. Allein mit diesen Schuldgefühlen, die einfach nicht verschwinden wollen. Immerhin bin ich ja irgendwie Schuld an Blakes Zustand. Ich war nicht da um ihn zu beschützen, ich habe ihn allein gelassen. Habe es zugelassen, dass sein Vater ihm das antut. Und dann habe ich ihn auch noch hierher gebracht. Mein Kopf sagt, dass es die richtige Entscheidung war, denn ich würde es mir nie verzeihen, wenn es meinem Kleinen noch schlechter gehen würde, weil er nicht die richtige medizinische Versorgung bekommt. Aber mein Herz beharrt auf das Gegenteil. Dass ich Schuld bin, weil ich Blake alleine gelassen habe. Dass ich Schuld bin, wenn die Ärzte seine Eltern informieren wenn sie die Narben entdecken. For all the pain I caused, I didn't mean it Oh, please believe me I really mess things up, Will you forgive me? Nataly – Forgive Me Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)