How To Save Your Best Friend's Life von _AnNa_EaTs_PikAchU_ ================================================================================ Kapitel 5: ...best... --------------------- *~~*~~*~~*~~* Jaydens POV *~~*~~*~~*~~* Seit Blakes Zusammenbruch im Krankenhaus ist mittlerweile eine Woche vergangen und er musste danach noch ein paar Tage dort bleiben bis zumindest sein Körper wieder halbwegs fit war. Meine Mum und ich haben einstimmig mit Dr. Harris beschlossen, dass Blake vorübergehend zu uns zieht, sobald er entlassen wird. Solange das mit Vergewaltigung nicht geklärt ist, hielten wir es alle für besser, ihn nicht zu seinen Eltern zu schicken – die wie wir gestern erfuhren, sowieso seit drei Tagen im Urlaub waren. Im Urlaub! Wie konnten sie einfach seelenruhig wegfahren wenn ihr Sohn im Krankenhaus lag und das höchstwahrscheinlich auch noch wegen seinem eigenen Vater? Ich kann und will einfach nicht verstehen was in den kranken Köpfen dieser Menschen vorgeht. Naja, andererseits ist es mir auch lieber, dass Blake bei uns ist, denn dann kann ich mich besser um ihn kümmern. Ich habe ja schon vor ein paar Jahren beschlossen alles für meinen Kleinen zu tun, damit er es leichter hat. Und jetzt muss ich erst recht auf ihn aufpassen und alles daran setzen, dass es ihm endlich wieder besser geht. Seit seinem Zusammenbruch mache ich mir nämlich noch mehr Sorgen um ihn als vorher schon. Blake scheint immer tiefer in ein Loch aus Schuldgefühlen, Scham und Selbsthass zu fallen. Langsam frage ich mich ob das nicht schon eine waschechte Depression ist, denn oft als ich ihn im Krankenhaus besuchte, lag er in nur in seinem Bett und starrte ins Nichts. Er sprach mit niemandem, nicht einmal mehr mit mir und das hat sich auch bis jetzt nur minimal geändert. Mein bester Freund redet nur das Nötigste, isst kaum noch und immer wieder finde ich ihn im Bad wo ich ihn davon abhalten muss sich die Haut wund zu scheuern. Natürlich gelingt mir das nicht immer aber an die somit entstandenen Wunden lässt er mich ja auch nicht ran. Viel zu oft starrt er geistesabwesend in die Luft und reagiert erst wenn man ihn anstupst. Dann zuckt er immer zusammen, guckt kurz wie ein aufgescheuchtes Reh und gleich darauf wird sein Blick wieder leer und er fragt tonlos was los sei. Manchmal macht mir diese Teilnahmslosigkeit echt Angst. Ich seufze. Mittlerweile bin ich mir nicht einmal mehr sicher ob wir überhaupt noch beste Freund sind, denn ich habe das Gefühl dass Blake sich mit jedem Tag mehr und mehr in seiner eigenen Welt verkriecht und sich vor mir zurückzieht. Natürlich versuche ich für ihn da zu sein und ihm aus dem tiefen Loch in das er fällt wieder heraus zu helfen aber wie soll das funktionieren wenn er keine Hilfe will und mich immer nur wegstößt? Langsam steigen mir die Tränen in die Augen als ich an das Verhalten meines Kleinen denke. Es verletzt mich sehr, dass er anscheinend nicht will, dass ich in seiner Nähe bin. Dabei brauche ich eben diese so wie die Luft zum Atmen. Er ist doch mein Kleiner, mein Blake… Ich liebe ihn doch so, wenn er wüsste wie sehr er mir mit seinem Verhalten weh tut. Allerdings kann ich mir gar nicht vorstellen wie es in ihm aussehen muss, wenn er nicht einmal mich an sich heranlässt. Was muss diese Vergewaltigung in ihm wohl zerstört haben, dass er sich so zurückzieht? Ich will mir gar nicht vorstellen was für einen Horror Blake gerade durchmacht. Ich würd ihm ja helfen das alles durch zu stehen, wenn er mich lassen würde… Jetzt rinnen die Tränen in Strömen über meine Wangen und ich mache mir gar nicht erst die Mühe sie weg zu wischen. Plötzlich fliegt die Tür und mein Kleiner starrt mich mit schockgeweiteten Augen an. Er hat mich noch nie weinen sehen und das hätte eigentlich auch so bleiben sollen. Ich war immer der Starke, der der ihn beschützte und eigentlich bin ich auch nicht so nah am Wasser gebaut aber in der momentanen Situation ist es doch verständlich wenn auch ich mal Tränen vergieße, oder? Ich sehe Blake nur erschrocken an und registriere dann verwundert dass er auf mich zukommt. Schnell wische ich mir über das Gesicht aber natürlich hat er längst gesehen, dass ich bis eben noch geweint habe. Auch seine Augen schimmern verdächtig und im nächsten Moment klammert sich mein Kleiner auch schon schluchzend an mich. Etwas überrumpelt schließe ich ihn in die Arme und streiche beruhigend über seinen Rücken. Dass er mich weinen sah, scheint irgendwie alle Schleusen in ihm geöffnet zu haben und ich habe das Gefühl, dass Blake jetzt alles rauslässt was er die letzte Woche unterdrückt hat. Er hört gar nicht mehr auf zu schluchzen und die Tränen rinnen unaufhaltsam über seine blassen Wangen. Jetzt kann auch ich mich nicht mehr beherrschen und wir liegen uns eine gefühlte Ewigkeit lang weinend in den Armen. Irgendwann beruhigen wir uns wieder halbwegs und ich lächle meinen besten Freund schüchtern an. Er versucht sich ebenfalls an einem Lächeln, doch mehr als ein Zucken der Mundwinkel bringt er nicht zustande. Es ist schon Abend als wir satt und jeder mit einer Tasse Kakao in den Händen, auf meinem Bett sitzen. Ich habe den Arm um meinen besten Freund gelegt und er kuschelt sich ganz dicht an mich. Ein unaufhörliches Kribbeln breitet sich in meinem Körper aus und erinnert mich wieder einmal an meine Gefühle für meinen Kleinen. Aber in diesem Moment quälen sie mich nicht wie sonst immer, sondern machen mich einfach nur glücklich. Ich seufze zufrieden. Am liebsten würde ich für immer mit Blake so liegen bleiben. Dieser Moment sollte niemals enden… Aber irgendwann werde ich trotzdem etwas ungeduldig denn mir liegen einige Fragen auf der Zunge. Blake scheint meine Unruhe zu bemerken, denn er sieht verwirrt zu mir auf und fragt: „Was ist denn los, Jayden? Du bist so unruhig“ Ich zucke kaum merklich zusammen. Er hat es also doch bemerkt. Seufzend antworte ich schließlich: „Naja, also… Ich habe mir die letzte Woche über ziemliche Sorgen um dich gemacht wegen deinem ganzen Verhalten. Du hast kaum gegessen oder gesprochen, hast mich nicht mehr an dich herangelassen… Und ich frage was sich jetzt plötzlich geändert hat, dass wir wieder hier zusammen kuscheln können“ Eine Weile sagt Blake gar nichts, sondern sieht mich nur mit undefinierbarem Blick an. Als er antwortet, klingen seine Worte sehr bedächtig und in diesem Moment wirkt er unglaublich erwachsen. In diesem Moment hat er nichts von dem unsicheren, schüchternen Jungen, den ich kenne – und liebe. „Ganz ehrlich? Ich kann es dir nicht genau sagen was mit mir los war. Mir war die ganze Situation zu viel, ich hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Aber als ich dich vorhin weinen sah, hat das irgendetwas in mir ausgelöst. Ich weiß nicht was das war aber auf jeden Fall hast du mich aus meiner Starre befreit. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie froh ich war, als du mich weinend umarmt hast. Für einen Moment war alles gut. Für einen Moment konnte ich meinen Hass, die Schuldgefühle und das alles vergessen und einfach nur bei dir sein…“ Fast kommen mir erneut die Tränen, so gerührt bin ich von seinen Worten. „Blake… Ich… Ich bin so wahnsinnig froh, dass du mich wieder in deine Nähe lässt. Ich hatte solche Angst, dass du dich immer mehr von mir entfernst und ich dich nicht zurückhalten kann“, meine Worte sind nur ein leises Flüstern und auch Blake dämpft seine Stimme: „Es tut mir so leid, Jayden. Es tut mir leid, dass ich dich immer mit meinen Problemen belaste. Es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe, das wollte ich nicht, ehrlich…“ Jetzt ist er wieder mein schüchterner Kleiner, der wegen allem ein schlechtes Gewissen hat und sich permanent entschuldigt. Ich drücke ihn fester an mich. „Es ist okay… Ich bin gerne für dich da, das weißt du doch“ „Ja, schon aber… Ich habe trotzdem ein schlechtes Gewissen, dass du dich immer so lieb um mich kümmerst und ich dir nie etwas dafür zurückgeben kann“ „Mach dir darüber keine Gedanken. Das ist schon in Ordnung, Kleiner. Es reicht mir, dass ich dein bester Freund bin“ Gelogen. Natürlich reicht es nicht. Ich wäre so gerne mehr als nur sein bester Freund, aber ich mache mir keine Hoffnungen, dass meine Gefühle erwidert werden könnten. Nur ist es ziemlich schwer, damit klar zu kommen, dass der Mensch den man liebt nie mehr als der beste Freund sein wird. Blake sagt daraufhin nichts mehr und ich seufze leise und lehne mich dann etwas zurück um es mir bequemer zu machen. „Jayden…?“, unterbricht Blakes Stimme zaghaft die Stille. Ich brumme nur zustimmend. „I-Ich… habe… noch niemandem… erzählt was… was an dem Nachmittag… passiert ist… U-Und du bist der Einzige, dem ich… vertrauen kann“, seine Stimme ist nur ein Hauchen aber ich verstehe jedes Wort und versteife mich augenblicklich. Ich weiß genau von welchem Nachmittag er redet. Der Nachmittag, an dem sein Vater ihn… vergewaltigt hat. Der Nachmittag, an dem Blake vor unserer Tür zusammengebrochen ist. Der Nachmittag, der alles veränderte. Der Einzige dem ich vertrauen kann… Dieser Satz versetzt mir einen Stich, ich finde es traurig dass Blakes Vertrauen in die Menschen so zerstört wurde, dass er sich nur noch mir gegenüber öffnen will. Aber andererseits bin ich froh, dass er das tut, hoffe ich doch dass es ihm danach endlich etwas besser gehen wird. Aber ich will auch nicht dass er das Gefühl hat, er muss das als eine Art Gegenleistung dafür, dass ich immer für ihn da bin, tun. Und das will ich ihm auch sagen: „Blake… Du musst das nicht…-“ „Doch, ich… muss es endlich jemandem erzählen… Auch… Auch wenn es… weh tut. Ich… kann es nicht vergessen… oder verdrängen, Jayden, aber… vielleicht kann ich damit leben wenn… wenn ich es erst mal jemandem… erzählt habe…“ „Okay… Wenn du es mir sagen willst… bin ich natürlich für dich da… Das kommt nur etwas… überraschend“ Ich bekomme darauf keine Antwort und vermute, dass Blake sich gerade innerlich für sein Vorhaben wappnet. Auch ich muss einmal tief durchatmen, war ich doch schon ziemlich überrascht von seinem Anliegen. Dann ich nehme ich seine Hand, drücke sie einmal kräftig und flüstere dann: „Hör einfach auf, wenn es dir zu viel wird, okay? Ich bin für dich da, Kleiner“ I will never let you fall (let you fall) I'll stand up with you forever I'll be there for you through it all (through it all) Even if saving you sends me to heaven The Red Jumpsuit Apparatus – You Guardian Angel „Als ich nach Hause kam ist… mei-…mein Vater… sofort auf mich losgegangen… Ich konnte seine Fahne schon an der Tür riechen… Er hat mich angeschrieen, wo ich mich schon wieder… herumgetrieben habe und dann… dann hat er mich irgendwann nur noch beschimpft und… geschlagen… und als Schwuchtel bezeichnet… E-Er hat gesagt… dass ich immer… tuntiger… aussehe… mi-mit der Schminke und wegen… den Haaren und so… I-Ich habe daraufhin gesagt, da-dass…“, er schluchzte auf und Tränen rinnen über seine Wangen. „Blake? Blake!“, flüstere ich ihm beruhigend ins Ohr während ich ihn in meinen Armen hin und her wiege. Dann wendet er mir sein Gesicht zu und in seinen schönen, blauen Augen spiegelt sich ein Schmerz, wie ich ihn in all den Jahren noch nie bei ihm gesehen habe. Ich erschrecke und mir wird klar, dass sich die ganze Situation noch einmal vor seinem inneren Auge abspielt. Augenblicklich schnürt sich mein Magen zu und ich beginne zu zittern. Ruhig bleiben, Jayden! Du darfst jetzt nicht anfangen zu heulen! Du musst stark sein… für Blake!, spreche ich mir in Gedanken selbst Mut zu. „Es ist okay, Blake… Alles wird gut, Kleiner… Sch… ich bin ja da… ich bin da…“, murmle ich beruhigend in sein Ohr. „I-Ich… muss… e-er…hat gesagt… wenn ich…es… erzähle… dann...dann wird er… es wieder… tun…“, bringt Blake zwischen einigen Schluchzern hervor. Ich kann mir zunächst keinen Reim auf seine Worte machen, doch dann fällt mir siedend heiß ein, dass er wahrscheinlich von seiner… Vergewaltigung spricht. „D-Dein Vater?“, flüstere ich also sanft. Er nickt nur wortlos und holt dann zitternd Luft. „Es ist okay, Kleiner. Du musst nicht weitererzählen… Ich zwinge dich zu nichts. Es ist in Ordnung wenn du nicht weiterreden kannst“ „D-Doch… ich kann das nicht… für mich… behalten, bitte…“, wispert er kaum hörbar. Ich streichle weiter durch seine Haare und warte geduldig bis er die Kraft gefunden hat, weiterzusprechen. I am with you I will carry you through it all I won’t leave you, I will catch you When you feel like letting go ‘Cause you’re not… You’re not alone RED – Not Alone Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)