Misfits: Herzkönig von Hushpuppy ({boyxboy}) ================================================================================ Kapitel 48: Saufen, kiffen, ficken ---------------------------------- Nach einem äußert unspannenden Schulfest, begann ich, kaum da ich Zuhause war, mit dem Packen, da ich bereits am nächsten Tag nach Nordrhein-Westfalen fahren würde. Wie immer hatten beim Abschied in der Schule einige geheult und den Anschein erweckt wir würden uns alle nie wieder sehen. Gott sei Dank war dies in meinem Freundeskreis nicht der Fall gewesen. Sam hatte einem Mädchen gesagt, wenn sie sie heulend umarmen würde, würde sie ihr beide Arme brechen und Noah flüchtete als Erster vom Schulhof, damit die ganzen Mädchen sich nicht von ihm verabschieden würden als wäre er ihr bester Freund, was immer am letzten Tag vor den Ferien der Fall war. Ich hätte mich gerne in aller Ruhe von Gaara verabschiedet, da wir uns erst in einer Woche wieder sehen würden, doch ich hatte zu viel Angst ihn in der Öffentlichkeit unserer Schule zu küssen. Stattdessen fragte ich ihn, ob er heute noch mal kurz vorbei kommen wollte und natürlich sagte er ja. Gegen Nachmittag, als ich soweit mit meinem Koffer fertig war, klingelte es also an unserer Haustür und ich lief schnell aus meinem Zimmer, um noch vor Alex die Tür zu öffnen. Auf keinen Fall wollte ich die Beiden alleine lassen, ich wollte nicht wissen, was für Fragen sie ihm dann stellen würde. Mum, die in der Küche Orangen in Quark schnitt, schaute mit der Schlüssel in der Hand heimlich um die Ecke, um einen Blick auf Gaara erhaschen zu können. Alex ließ sich auf der Couch nieder und blickte ebenfalls nicht gerade unauffällig über den Rand einer Zeitschrift. „Hey“, grüßte ich Gaara nachdem ich die Tür geöffnet hatte. Wie immer sah er gut aus mit seinen braunen Haaren, deren Strähnen verwegen auf seine Stirn fielen, der blassen Haut und den grün-braunen, schmalen Augen. „Hi“, grüßte er zurück. „Schau nur, wie geil die Sonne scheint. Wir sollten das ausnutzen.“ „Chris bringt nachher Joker vorbei und holt ihn morgen früh wieder ab, wir könnten ja irgendwohin spazieren gehen“, zuckte ich die Schultern. „Aber komm erst mal rein.“ Inständig betete ich, dass weder Mum noch Alex ihn auf irgendetwas ansprechen würde. Kaum, da Gaara in unserer Wohnung war, schien er zu bemerken, dass er von zwei Seiten beobachtet wurde und grüßte zögerlich. Beide grüßten zurück und ihre Blicke verfolgten uns noch bis wir außer Sichtweite in meinem Zimmer waren. „Tut mir Leid wegen den Beiden“, jammerte ich, da ich die Tür hinter mir verschlossen hatte. „Manchmal verhalten sie sich so albern...“ „Kein Problem“, grinste Gaara. Er packte mich an den Hüften und zog mich an sich heran. Sanft begann er meine Lippen zu küssen. Obwohl wir uns mittlerweile beinahe ständig küssten und häufig miteinander schliefen, war noch immer dieses warme, nervöse Kribbeln in meinem Bauch und in meiner Brust. Und jede Stelle, die Gaara berührte, brannte süßlich. Er stupste mit der Zunge gegen meine Lippen und ich öffnete sie für ihn, damit wir leidenschaftliche Zungenküsse tauschen konnten. Meine Hände lagen auf seine Brust, meine Finger gruben sich in sein Shirt. Ich wusste, dass er es mochte, wenn ich mich an ihn klammerte. Vorsichtig zog er mich auf mein Bett. Rücklings legte ich mich darauf, Gaara auf mich drauf und wir führten unsere Küsse weiter. Seine kühlen Hände glitten unter mein Shirt und begannen dort meine Brustwarzen zu liebkosen, dann führte er seine Finger wieder herunter und steckte die rechte Hand in meine Hose. Er begann über mein Geschlechtsteil zu reiben bis mir ein Keuchen entfuhr. Als ich merkte wie ich hart wurde, drückte ich Gaara von mir weg. „Nein, nicht bei mir“, sagte ich kopfschüttelnd. „Mum und Alex könnten uns hören. Das wäre zu peinlich.“ „Und, wenn ich dir einfach nur einen blase?“, fragte Gaara neckisch. „Dann hören sie nur dich und mich nicht.“ „Das wäre doch genauso peinlich!“, sagte ich errötend. „Lass uns... lass uns gleich mit Joker spazieren gehen und dann gehen wir zu dir, okay?“ „Kaito ist heute Abend bei mir.“ Bei diesen Worten hörte sich Gaara irgendwie bedrückt an. Er nahm es seinem besten Freund übel, dass dieser entschieden hatte die Stufe zu wiederholen. Auch Noah würde wiederholen und sie hatten ihre um gewählten Fächer bereits bei unserer Oberstufenleiterin eingereicht. „Dann schlafen wir heute ausnahmsweise mal nicht miteinander“, stellte ich fest und richtete mich auf. „Das muss auch nicht unbedingt schlimm sein. Ich würde auch mal wieder gerne einfach nur mit dir reden und nicht saufen, kiffen und ficken.“ „Saufen, kiffen und ficken“, wiederholte Gaara mit einem Grinsen. „Wenn es jemals eine Biografie von mir geben wird, wird das der Titel.“ „Sehr witzig“, sagte ich sarkastisch, musste jedoch ebenfalls ein wenig grinsen. Somit verbrachten wir den Rest des Tages nicht mit saufen, kiffen und ficken. Wir spielten ein wenig mit Joker und unterhielten uns mit Chris, gingen spazieren und lachten über dumme Erlebnisse, die wir gemeinsam hatten. Gegen Abend verabschiedete sich Gaara von mir dann vor meiner Haustür mit einem Kuss. Überglücklich lächelnd ging ich zurück ins Haus und stellte fest, dass Mum und Alex am Wohnzimmerfenster saßen und uns beobachtet hatten. Schnell, als ob ich es nicht bemerkt hätte, sprangen sie auf und verteilten sich irgendwo in der Wohnung. Am nächsten Morgen wurde ich von Noah, Hannah, Chris und Sam am Bahnhof verabschiedet. Joker war ebenfalls noch dabei und leckte mir fiepend über das Gesicht. „Wir sehen uns in einer Woche, Bambi“, sagte Sam und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Den soll ich dir von Gaara geben.“ „Danke.“ Ich wurde ein wenig rot, verabschiedete mich dann von Noah und Hannah mit jeweils einer Umarmung und von Chris mit einem starken Händedruck. Dann stieg ich in den Zug ein und Vorfreude kam in mir auf. Endlich würde ich auch Lynn und Genesis mal wieder sehen. Wie immer war die Fahrt anstrengend. Mein Zug hatte eine halbe Stunde Verspätung, weshalb ich fast meinen Anschlusszug verpasste, in welchem ich keinen Platz mehr bekam und zwei Stunden lang stehen musste. Als wir endlich am Hauptbahnhof hielten, stieg ich vollkommen erleichtert aus. Erneut musste ich rennen, um den letzten Anschlusszug zu bekommen, der mich in mein altes Kaff fuhr. Diesmal bekam ich einen Sitzplatz und konnte beobachten, wie die Welt einen gewohnten Anblick annahm. Simon wartete auf mich am Bahnhof. Breit grinsend verließ ich den Zug und stellte meine Reisetasche ab, damit ich meinen besten Freund zur Begrüßung umarmen konnte. Wir klopften uns gegenseitig auf die Schultern. „Alles klar bei dir?“, fragte Simon. „Ja, alles super. Bei dir?“ „Hmm...“ Wir lösten uns voneinander und mein Lächeln verblasste schlagartig. Erst jetzt erkannte ich die gelben und grünen Flecken, die Simons Hals zierten. Er fuhr sich mit den Fingern darüber und lächelte mich verlegen an. Seine tiefbraunen, großen Augen blickten mich unschuldig an. Wie immer sah er unverschämt gut aus, auch mit den unschönen Flecken. „Wie ist das passiert?“, fragte ich entsetzt und hatte eine leise Vorahnung. Mein Herz war mir in die Hose gerutscht und ich hatte das unangenehme Gefühl mir wäre heiß und kalt zur gleichen Zeit. „Ich hatte ne kleine Auseinandersetzung“, zuckte Simon mit den Schultern. „Aber das hat sich wieder einigermaßen geklärt...“ „War das Bernd?“, fragte ich. Als er nicht direkt antwortete, wurde mein Ton schärfer: „War das dein Stiefvater?!“ „Ja!“, sagte Simon und seufzte schwer. „Wir haben uns gestritten und er hat mich mit einem Kochtopf abgeworfen. Frag nicht, warum und wie. Es ist nur nicht so leicht Verletzungen am Hals zu verstecken. Mir wäre es lieb, wenn du nicht weiter danach fragst.“ Aber ich wollte weiter danach fragen. In mir kam furchtbare Wut auf und ich wollte genau wissen, worüber sie sich gestritten hatten und, was Simons Mutter getan hatte, doch eigentlich konnte ich mir die Antworten schon denken. Es war irgendetwas belangloses, was Simons Stiefvater wieder einmal zu einem großen Drama gemacht hatte, einfach, weil er Simon nicht leiden konnte und seine Mutter hatte nichts unternommen. Das tat sie nie. Säuerlich knirschte ich mit den Zähnen. Simon schulterte meine Tasche und begann über die Pläne für die kommende Woche zu plaudern als wäre nichts geschehen. Manchmal fragte ich mich, ob er seine Probleme wirklich so locker nehmen konnte oder einfach alles in sich hinein fraß. Doch ich versuchte seiner Bitte nachzugehen und schluckte meine Wut irgendwie herunter. Unentwegt musste ich auf die Flecken starren. Ich versuchte mich dazu zu zwingen meinem besten Freund in die Augen schauen, doch bei jeder Unterhaltung rutschte mein Blick zurück auf seinen Hals und es kribbelte dabei unangenehm in meinem Bauch. Die Wut drückte mir schwer auf den Magen und beim Abendessen mit seinem Vater und dessen Freundin Martina konnte ich kaum einen Bissen herunter bekommen, obwohl Martina wie immer fabelhaft gekocht hatte. „Simon hat erzählt, dass du einen Freund hast“, sagte Martina als wir zum Nachtisch Vanillepudding aßen. Ich verschluckte mich und musste erst einmal husten, ehe ich mit dunkelrotem Gesicht antworten konnte. „Nein – also ja – also nein – eigentlich weiß ich es nicht. Wir haben darüber bisher nicht richtig besprochen, aber irgendwie... vielleicht... keine Ahnung“, brachte ich stotternd hervor. „Ach Lukas.“ Martina lächelte und schaute mich an wie man vielleicht einen Hundewelpen anschaute. „Manchmal braucht es auch keine Bestätigung. Manchmal können zwei Menschen einfach spüren, in welcher Weise sie verbunden sind. Vielleicht ist das bei euch Beiden auch so.“ „Ja...“ Wenn ich daran dachte, wie gut ich mich mit Gaara verstand und, dass es zwischen uns beiden bisher noch nie Unklarheiten gab, weil wir einfach immer voneinander wussten, wie was gemeint war, musste ich lächeln. „Das könnte sogar sein...“ Simon stand auf und begann den Tisch abzuräumen. Martina fragte mich weiter aus, wie es mir ging und, wie mein Zeugnis gewesen war. Als ich sie fragte, wie ihr es ging, lächelte sie ein wenig traurig. „In den letzten paar Wochen ist es öfter vorgekommen, dass ich ein bis zwei Tage lang nicht mehr hochkam und sehr depressiv gewesen war, deswegen werde ich in den Sommerferien für vier Wochen in eine Kur gehen. Ich möchte auf keinen Fall wieder in einem Loch landen. Und natürlich...“ Simon ging in die Küche, um dort das Geschirr in die Spülmaschine einzuräumen und Martina sagte etwas leiser: „Und natürlich nimmt die Sache mit Simons Stiefvater sehr mit. Wir können einfach nichts machen. Diese Hilflosigkeit ist das Schlimmste, weil Simon auch nicht mit sich reden lässt. Er wird immer so wütend, wenn ich das Thema anspreche.“ „Er kann nicht so gut mit negativen Emotionen umgehen“, sagte ich. „Wenn ich nur an diesen Saftsack denke und daran, wie er meinen Sohn behandelt“, knurrte sein Vater äußerst wütend. Eigentlich war er ein sehr friedlicher, umgänglicher Mensch, so wütend hatte ich ihn noch nie gesehen. „Am liebsten würde ich -“ Er verstummte als Simon zurück kam. Dieser schaute ein wenig komisch und ich wusste, dass er uns gehörte hatte. Das betretene Schweigen hielt ich kaum aus. Zu gerne würde ich mit Martina und Rudolph über das Problem reden und meine Wut kund tun, doch das würde Simon nur deprimieren und sauer machen. Ich war nicht hier, um sein Problem zu bearbeiten, sondern um ihn davon abzulenken. Dafür waren Freunde da. „Ich habe einen guten Freund in Berlin, der Depressionen hat“, erzählte ich Martina, obwohl ich es gar nicht im Sinn hatte ihr von Noah zu berichten. „Er bekommt Medikamente, aber er geht nur ziemlich selten zum Psychologen. Eigentlich war er da bereits seit Ewigkeiten nicht mehr...“ „Das ist typisch“, sagte Martina ernst. „In der Jugend treten psychische Probleme nicht selten auf. Viele verlieren sich mit dem Erwachsenwerden wieder, aber ebenso viele bleiben. Wenn man in eurem Alter ist, glaubt man, dass irgendwann alles anders wird. Man denkt, schlimmer kann es nicht kommen als mit meinen streitenden Eltern oder, dass man in zehn Jahren in einem festen Beruf steht, verheiratet ist und Kinder hat, doch die Realität sieht anders aus. Zehn Jahre vergehen und man leidet immer noch unter Depressionsattacken und vielleicht sind sie sogar noch schlimmer, weil man erfahren hat, dass man nicht dazu in der Lage ist Kinder zu bekommen und der Bruder Selbstmord begeht. Sag deinem Freund, dass eine frühe Behandlung das Beste ist, das er machen kann. Von selbst wird es nämlich nicht besser.“ „Das mache ich“, sagte ich und hatte es auch wirklich vor. Wir führten die Unterhaltung noch eine Weile weiter, kamen irgendwann auf Kinofilme hinaus, machten am Ende noch Scherze und schließlich gingen Simon und ich gemeinsam in sein Zimmer, um die Nacht mit Zocken zu verbringen wie wir es früher so häufig zusammen taten. Wir legten die Controller erst weg, als ich bei einer Mission starb, weil ich einen Kurzschlafanfall hatte. Müde krochen wir in unsere Betten. Meines war eine Matratze, die neben Simons Bett auf dem Boden lag und er vor meiner Ankunft schon vorbereitet hatte. „Was machen wir eigentlich morgen?“, fragte ich und Simon grinste breit. „Genesis gibt bei ihrem Vater eine Hausparty zur Feier, dass wir die elfte Klasse überstanden haben!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)