Der Strand und das Meer von Xita (Mizuki x Gaara) ================================================================================ Kapitel 2: Erwachen ------------------- Temari blickte hinunter auf die schlafende Gestalt in ihrem Bett. Diese lag nun seit knapp sechsunddreißig Stunden dort und so allmählich stellte Temari ihre eigenhändige Rettungsaktion doch in Frage. Nicht, dass sie es bereute das hilflose Mädchen mitgenommen zu haben. Auch wenn es eigentlich nicht ihrer Art entsprach wildfremde Personen, egal ob sie einen Zusammenbruch erlitten hatten oder nicht, mit in ihr Dorf zu bringen. Besonders nicht nach der ganzen Aufruhr, die rund um und in Suna, seit geraumer Zeit herrschte. Das Gesetz Fremde ins Dorf zu lassen mal ganz außer Acht gelassen. Nein, dass war nicht der Grund für das mulmige Gefühl in ihrem Bauch. Viel mehr bereute Temari ihren Entschluss das Mädchen, welches sie auf sechzehn – achtzehn Jahre schätze, nicht doch in eine Krankenstation gebracht zu haben. Zwar hatte sich der Chakrafluss ihrer Patientin in den letzten Stunden stabilisiert, aber dennoch schlug das Herz des Mädchens unregelmäßig und ihr Puls war kaum fühlbar. Dazu kam noch, dass das Mädchen bisher außer Luft nichts zu sich genommen hatte und Temari schaffte es auch nicht dies zu ändern. Was bei dieser Hitze nicht gerade für die Gesundheit des Mädchen sprach. Um also zu wissen, dass ihr Körper etwas medizinischer Unterstützung gut gebrauchen könnte, musste man kein gelehrter Arzt sein. Temari seufzte und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Doch sie konnte das Mädchen nicht so einfach ins Krankenhaus bringen. Nicht vor sechsunddreißig Stunden und auch nicht jetzt, sechs Uhr abends. Aber ich kann sie eben so schlecht hier vor sich hin vegetieren lassen. Temari fühlte zum zigsten Mal den Puls der Jugendlichen ab. Viel zu schwach. Der dürre Arm lag schlaff in Temaris Hand. Er wog so gut wie nichts. Das Mädchen kam ihr so zerbrechlich und schwach vor. Wieder dachte sie darüber nach was ihr wohl zugestoßen war. Man landete schließlich nicht ohne Grund in einer so riesigen Felsspalte und schrie sich mit dem letzten Bisschen an Lebenskraft die Seele aus dem Leib. Temari hatte gerade die Mission, dem Hokage eine Schriftrolle mit wichtigen Informationen, bezüglich der Unruhen im Windreich zu überreichen erfolgreich ausgeführt. Sie wollte noch kurz ihren Freunden aus Konoha hallo sagen, ehe sie wieder nach Suna aufbrach. Schließlich durfte sie nicht lange von ihrem Heimatdorf weg bleiben, nicht in einer Zeit in der ihr kleiner Bruder und gleichzeitig der Kazekage Sunagakures sie und jeden anderen Kämpfer des Dorfes dringend brauchte. Als sie sich dann schließlich auch schweren Herzens von ihrem Freund Shikamaru verabschiedet hatte, machte sie sich auf den Weg durch die Wälder. Sie flitzte noch von Baum zu Baum, als es bereits tiefste Nacht war. Und dann, kurz vor der Felswüste hallte der Schrei zu ihr hindurch. Sofort stoppte sie. Ihr Hand umfassten den Fächer. Ohne es wirklich zu begreifen folgte sie der Richtung aus dem der Schrei gekommen war und fand sich vor einer Schlucht wieder, in welcher merkwürdigerweise Wasser zu fließen schien. Sie konnte ein sehr sehr schwaches Chakra spüren. Dann kam Temari der Gedanke, dass es eines der vielen Opfer sein könnte, welche man bis her nur leblos in der Wüste aufgefunden hatte und man nicht wusste wer für deren Tod verantwortlich war. Möglich hätte es ja sein können. Also nahm Temari ihren Fächer und flog mit Hilfe des Windes in die Tiefe. Den Gedanken, dass sie geradewegs in eine Falle flog, schob sie gekonnt beiseite. Unten angekommen behielt sie ihren Fächer noch eine Weile in der Hand, doch sobald sie merkte, dass sie nur vor einem zusammengebrochenem Mädchen stand und sich sonst keiner hier unten aufhielt, steckte sie ihn wieder zurück. Temari bemerkte schnell, dass das was hier vor ihr lag kein Opfer war wie die anderen Pechvögel, die tot in der Wüste verwest waren. Sie entsprach ganz einfach nicht dem typischen Opferschema, welches sich die Täter für ihre Missetaten aussuchten. Aber sie könnte vielleicht etwas beobachtet haben... Falls ja, wäre das die erste größere Chance zur Aufklärung der Morde. Temari untersuchte vorsichtig das Mädchen. Es war wie von ihr erwartet total unterkühlt, eisig kalt. Durchnässt und am Ende ihrer Kräfte, aber immerhin schien sie keine schwerwiegenden Verletzungen zu haben. Doch das Chakra von ihr machte Temari irgendwie zu schaffen, es fühlte sich merkwürdig an. So etwas hatte Temari noch nie zuvor gespürt. Vielleicht war sie ja gefährlich und Temari sollte froh sein, dass sie im Augenblick keine Gefahr darstellte. Ohnehin waren die Sicherheitsmaßnahmen in ihrem Dorf so stark verschärft worden, dass es verboten war für jeden ohne Dorfangehörigkeit in Suna einzumarschieren. Nur die engsten Vertrauten des Kazekage durften mit einem Besucherrecht rein und selbst das nur mit einem triftigen Grund. War sie also vielleicht eine von denen, die man um jeden Preis von Suna fernhalten wollte. Das Wohlergehen des Dorfes lag ihr sehr am Herzen, fast so sehr wie das ihrer beiden Brüder. Falls das alles also wirklich ein Trick sein sollte, damit ihre Feinde ins Dorf vordringen konnten, würde sie sich das niemals verzeihen können. Temari war hin und her gerissen, dachte scharf nach, konnte es sich aber letztlich nicht vorstellen. Das Mädchen sah zu unschuldig aus. Aber selbst wenn sie sie mitnehmen würde, würde sie dem Mädchen eine Hilfe sein? Das Krankenhaus Sunas war für sie tabu, man würde die Fremde zu 90% sofort raus werfen wollen, wenn man Wind davon bekäme, dass sie keine von ihnen wäre. Sie in ein anderes Dorf zu bringen, welches nicht Suna unterlag stand außer Frage. Temari hinkte jetzt schon ihrem Zeitplan hinterher. So weit käme es ja noch, für eine Fremde ihr Dorf im Stich zu lassen! Eine ärztliche Behandlung stand daher auch nicht zu Verfügung. Das einzige was Temari ihr anbieten könnte wäre also ein warmes Bett. Soweit sie es denn schaffte sie unbemerkt in ihr Zimmer zu bekommen. Was nicht gerade einfach war, wenn man im selben Anwesen wohnte wie der Kazekage. Überhaupt, wieso sollte sie sich wegen einer ihr völlig Fremden in Schwierigkeiten bringen? Gut, sie einfach hier liegen zu lassen war schon etwas grausam, aber... war das Mädchen selbst Schuld, wenn sie nicht auf sich aufpassen konnte.... Letzten Endes hatte Temari sie Huckepack durch die Wüste getragen. Den Rucksack, der neben dem Mädchen gelegen hatte, hatte sie davor noch grob durchgewühlt, doch nichts wirklich aufregendes gefunden (eine leere Wasserflasche, Seile, Trockenfleisch, ein paar Kleidungsstücke.... nichts besonderes), also hatte sie ihn einfach liegen gelassen. Anstrengend genug war der Weg so oder so schon genug. Trotzdem hatten sie nur einmal über Nacht in einem Unterschlupf eine Pause einlegen müssen, da ein Sandsturm aufkam. An den Mauern Sunas dann, einem Teil wo sie sich eigentlich sicher war, unbemerkt vor den Wachen zu bleiben, hatte sie dann sofort einen Herzeinfakt bekommen, als sie mit Kankuro, ihren zweiten jüngeren Bruder zusammenstieß. Der war, von ihrer Zivilcourage nicht sonderlich angetan, abgegangen wie eine Rakete. Es glich an ein Wunder, dass keiner diese Diskussion mitbekommen hatte. Er meinte, dass wäre das dümmste, unverantwortlichste gewesen was Temari jemals getan hätte. Recht hatte er ja. Doch irgendwie (, vielleicht auch wegen der schwächlichen Erscheinung der Weißhaarigen auf ihrem Rücken) hatte sie es geschafft ihn soweit zu kriegen, dass er erst einmal dicht hielt. Dabei hatte er jedoch noch stark betont, dass er zwar nichts ausplaudern würde, aber er auch nicht lügen würde. Außerdem würde er Temari bei der kleinsten Auffälligkeit verpfeifen. Und das wäre dann wohl ihr Todesurteil. Da der Kazekage und die Ratsmitglieder wie neuerdings fast jeden Tag eine wichtige Besprechung hielten, Temari konnte sich denken worüber und die meisten Ninjas für die erhöhte Sicherheitsstufe draußen gebraucht wurden, gelang es Temari ihr Zimmer unbemerkt zu erreichen. Da stand die Sonne bereits weit oben. Bis jetzt schien, außer Kankuro und ihrer Wenigkeit, auch noch keiner etwas über die Fremde in Temaris Bett Bescheid zu wissen. Sobald das Mädchen aufwachen würde(, wenn sie das denn überhaupt noch mal tat), würde sie sich ein neues Bild von ihr machen und abschätzen, ob sie nun eine Gefahr für das Dorf war oder vielleicht sogar eine gut zu gebrauchende Zeugin. Bei letzterem würde Temari höchstwahrscheinlich freudig in die Luft springen und sofort Bescheid geben. Doch bis dahin müsste sie erst einmal abwarten. „Da habe ich mich ja in ein ziemliches Schlamassel mit dir begeben.“,wisperte Temari zu der Schlafenden. Ein weiteres Mal an diesem Tag setzte sie ein Glas Wasser an die Lippen des Mädchens. Vergebens. Es lief ihr nur aus den Mundwinkeln wieder heraus. Temari seufzte abermals. Dann ließ sie das Mädchen wieder allein. „Es wurden noch fünf weitere Leichname in der Wüste aufgefunden. Alle wurden auf die gleiche Weise ermordet und ebenso wiesen alle das typische Schema auf, nach dem die Täter bei ihren Opfer vorzugehen scheinen. Wie immer konnte man leider keine Spuren, die auf die Mörder zurückzuführen wären, auffinden. Die ANBUs sind zwar noch unterwegs, aber man geht nicht von einer erfolgreichen Wiederkehr aus, hinsichtlich der wenigen Anhaltspunkten, die ihnen zur Verfügung standen. Außerdem...“ Das Ratsmitglied ratterte alle Informationen monoton herunter, doch der Kazekage konnte erkennen, wie sich auf dessen Stirn schon vereinzelte Schweißtröpfchen bildeten. Ganz sicher fühlte sich der ältere Herr nicht gerade wohl dabei, immer nur schlechte Nachrichten überbringen zu können und der Tatsache, dass sich dies wohl auch fürs Erste nicht ändern würde machte es auch nicht gerade besser. Fünf weitere Tote. Den Bildern nach zu urteilen, die vor dem Kazekage ausgebreitet lagen hatte der oder hatten die Täter ein ordentliches Schlachtfest veranstaltet. Schon wieder. Wie immer in unregelmäßigen Abständen zu den vorherigen Taten, so dass es kein Muster zu erkennen gab. Aber es musste doch irgendetwas geben, wenn auch nur eine Kleinigkeit! Was übersehen wir nur? Die massakrierten Frauen auf den Aufnahmen waren nahezu identisch zu ihren Vorgängerinnen. Nicht das man es in ihrem jetzigen Zustand noch erkennen würde, aber auf Bildern, auf denen ihnen keine Innereien oder Gliedmaßen fehlten, war die Ähnlichkeit der Frauen verblüffend groß. Doch wie gesagt war das vor ihrer Abschlachtung der Fall gewesen. Denn sobald sie aus dem Dorf entführt worden waren und man den armen Frauen das Innere nach Außen gekehrt hatte, war ja nicht mal mehr das Geschlecht zu erahnen gewesen. Bericht und Fotos verschwanden wieder in der Mappe. Der junge Kazekage in der weiß-blauen Robe stöhnte innerlich genervt auf. Diese Versammlung war die reinste Zeitverschwendung. Sie waren kein Stückchen in dieser Sache vorangekommen und durch das Austauschen von Informationen, die mittlerweile jeder Anwesende im Raum kannte, legten nur da, dass es überhaupt nichts gegen die Angreifer zu machen gab. Eine wirklich große Hilfe war das und auch noch so aufbauend! Sie konnten nur versuchen die Bewohner Sunsas und der der umliegenden Dörfer durch höhere Vorsichtsmaßnahmen zu schützen. Na ja, und selbst diese Vorkehrung hatte sich ja nicht als eine wirklich gute erwiesen. Die Zahl der Opfer wuchs weiter. Ebenso war bisher jede Suche der ANBUs ohne Erfolg gewesen. Wie könnte es auch anders sein, wenn man keine Ahnung hatte, wie man nach etwas suchen sollte, wo man noch nicht einmal wusste was es eigentlich war. Wer weiß, vielleicht wurden die Körper der Toten ja auch durch irgendwelche wilden Tiere, Bestien, so zugerichtet, dass man kaum noch deren Identität feststellen konnte und sich einen Spaß daraus machten den Kazekage in den Wahnsinn zu treiben... und außergewöhnliche Fähigkeiten darin besaßen jegliche Spuren, die auf ihr Dasein zurückzuführen wären zu verwischen und eine Vorliebe für ältere Frauen haben... ja, genau, dass muss es sein.... Langsam machten die ganzen Vermutungen und Überlegungen den Kazekage verrückt. Schließlich war alles hierbei möglich, man stand auch nach fast vier Monaten noch am Anfang. Würde der Kazekage nicht mit den ganzen Ratsmitgliedern hier im Versammlungssaal sitzen, würde er sich jetzt durch die blutroten Haare fahren und vor Wut, Frustration, Verzweiflung und.... möglicherweise auch Angst, Angst um sein Dorf aufschreien. Er fühlte sich total nutzlos und schuldig, da er sein Dorf nicht richtig beschützen konnte. Und schwach... ja er fühlte sich so unfassbar schwach, trotz seiner enormen Stärke und Macht in seiner Position als Kazekage. Wahrscheinlich rührte das auch daher, dass er seit nun knapp einer Woche kein Auge mehr zu getan hatte. Kaum zu glauben, dass er früher Jahre, ohne zu schlafen ausgekommen war. Er war heute zwar auch nicht gerade ein Langschläfer, aber immerhin tat er es für gewöhnlich in ausreichend gesunden Mengen. Für gewöhnlich. Der Kazekage dachte trotz allem nicht daran sich auszuruhen und konzentrierte sich wieder auf die Worte des Ratsmitgliedes. „..., es könnte also jeder sein. Vielleicht befindet sich dieser Jemand sogar in unseren eigenen Reihen.“ Eine Falte bildete sich zwischen den hauchdünnen Augenbrauen des Kazekage und er legte das Kinn auf seine gefalteten Hände. Die Vorstellung, dass ihn jemand betrog missfiel ihm sehr, doch es war gut möglich, da sich so nämlich auch erklären würde, wieso man keine Hinweise der Täter fand. Ein Verräter, der sich gut genug mit dem Vorgehen Sunas bei so einer Angelegenheit auskannte, wüsste auch leichter wie man unentdeckt blieb. „Daher ist es sehr wichtig die Sicherheitsstufe und die Barrikade, dass niemand ohne triftigen Grund, das Dorf verlassen darf oder Außenstehende eingehen dürfen, aufrecht zu erhalten.“ War Kankuro, der die ganze Zeit hinter dem Kazekage stand zusammengezuckt, oder hatte dieser sich das nur eingebildet? „Das...“, Räuspern, „...waren dann auch alle neuen Erkenntnisse, die es mitzuteilen gab.“ Anscheinend war dem Ratsmitglied gar nicht mehr gut zumute, besonders weil die stechenden grünen Augen des Dorfherren ihn fixierten. Dieser nickte nun kaum merklich. „Die ANBUs werden morgen von ihrer Mission zurückgekehrt sein, hoffen wir auf neue Hinweise. Barrikade und Sicherheitsstufe werden aufrecht erhalten.“ Kurz und knapp. Die Stimme ließ wie immer keinen Widerspruch zu. Alle nickten einstimmig. Damit war die Versammlung geschlossen. Aus Kankuros Gesicht war jegliche Farbe gewichen. Die Situation war ernst, sehr ernst, dass wusste er nur all zu gut. Man sollte gerade jetzt nicht gegen die Vorschriften verstoßen, schon gar nicht wenn man in so nahem Kontakt mit dem Gesetz stand. Wieso hatte er Temari also überhaupt mit dieser Fremden in das Dorf gelassen? Er war doch extra zu dieser Stelle der Mauer gegangen, weil er wusste, dass dort nur vereinzelt Wachen entlang spazierten und er deswegen diese kleine Sicherheitslücke schließen wollte. Und dann ist er derjenige, der die Barrikade öffnet? Gott, Kankuro fühlte sich richtig mies und er hoffte seiner Schwester ging es mindestens genau so. Wie konnte sie, als die Älteste von ihn Dreien nur die Verantwortungsloseste sein? Sie war doch sonst nicht so. Lag es wirklich nur an der Erscheinung des Mädchens? Das wäre ziemlich naiv und idiotisch, auch wenn Kankuro zugeben musste, dass sie wie ein Engel ausgesehen hatte. Ein ziemlich erschöpfter Engel. Doch die Gesetze des Kazekage einfach so zu umgehen? Ob er wohl auch so reagiert hätte, wie seine Schwester? Doch noch ehe er weiter darüber nachdenken konnte wurde er von einer tiefen, autoritären Stimme aus seinen Gedanken gerissen. „Stimmt etwas nicht, Kankuro?“ Kankuro bemerkte erst jetzt das alle Ratsmitglieder den Raum verlassen hatten. Nur noch sein kleiner Bruder und er waren im Raum. „Ich werde aber garantiert nicht lügen, wenn es drauf ankommt!“ Ja, dass hatte er seiner Schwester noch deutlich klar gemacht, bevor sie abgedüst war. Er musste ihm die Wahrheit sagen, denn es stimmte tatsächlich etwas ganz und gar nicht. „Gaara... Hör zu...“ Der junge Kazekage hatte Gott sei Dank seinen Hut abgesetzt, dieser legte nämlich ansonsten immer einen bedrohlichen Schatten über seine Augen und ließen das Grün in diesen wie das eines Smaragdes aufleuchten. Es war ja jetzt schon schwer genug ihm in die Augen zu sehen. „Weißt du, du wirst sicher lachen, wenn ich dir das sage, aber...“, Gaara zog eine kaum zu erkennende Augenbraue hoch, „...das ist echt witzig, weil wir auch noch gerade eben darüber gesprochen haben und...“ Kankuro kam immer mehr ins straucheln, war sich seiner Entscheidung nicht mehr ganz so sicher. Gaara würde sicherlich ausrasten, das Vertrauen wäre auch angekratzt und das alles nur wegen einem Mädchen, was sicherlich nicht einmal eine Bedrohung darstellte? Andererseits hatte er das allergrößte Recht es zu erfahren. Alles Temaris Schuld! „Komm endlich zum Punkt.“, forderte Gaara ihn schon leicht gereizt auf. Kankuro atmete tief ein und aus. „Es tut mir echt Leid, dass ich dir erst jetzt davon erzähle, aber Temari...“ Ein angenehm kühler Lufthauch auf ihrem Gesicht. Es roch seltsam. Staubig und trocken. Sie schlug die Augen auf und fand sich in einem Zimmer wieder was sie nicht kannte. Ihre Augen gewöhnten sich schnell an das Halbdunkel und schauten sich um. Sie lag in einem fremden Bett, es war kein Ehebett, aber auch kein Einzelbett, irgendwas da zwischen. Ein Wandschrank war auf der gegenüberliegen Seite, an seiner Mitte befand sich ein Spiegel, in dem sie sich schemenhaft erkennen konnte, wenn sie ihren Kopf anhob. Sie richtete sich weiter auf und stützte sich auf ihren Unterarmen ab. Links von ihr befand sich noch eine kleine Kommode, über der ein weiterer Spiegel hing. Davor stand ein Stuhl. Wo...? Auf einmal streifte etwas ihren rechten Arm. Sie zuckte davor zurück und ihr Kopf fuhr herum. Das hatte zur Folge, dass sich alles um sie herum drehte und sie leicht aus dem Gleichgewicht kam. Ein hauchdünner Vorhang hatte sich in einem Windstoß einer offen stehenden Glastür aufgebauscht und es bis zu ihrem Bett geschafft. Noch eine Weile beobachtete sie dies wie hypnotisiert. Dann schlug sie die Decke zurück und setzte sich auf die Bettkante. Außer dem Rascheln des Stoffes war nichts zu hören. Sie stütze die Ellenbogen auf den Knien und legte ihr Gesicht in die Hände, fuhr mit den Fingern über die Lider und den Nasenrücken. Sie hatte keine Erinnerung mehr, wie sie aus der Felsspalte in dieses Bett gelandet war. Mit den Fingerspitzen fuhr sie sich angespannt durch die verfilzten Haare und löste die klebenden weißen Strähnen von ihren Wangen. Wie bin ich hier her gekommen? Doch dann kamen ihr die hallenden Schritte wieder ins Gedächtnis. Sie schnippte innerlich mit den Fingern und das Aha-Elerbnis kam. Also hatte ihr letzter Hilferuf seinen Zweck erfüllt. Sie fand es im Nachhinein noch viel beschämender, sie hatte zuvor noch nie jemanden um Hilfe gebeten. Tzz.. das hatte sie doch auch gar nicht nötig gehabt! Sie blickt in den Spiegel des Wandschrankes um den Schaden darin zu begutachten, aber auch um sich abzulenken. Die Jugendliche, welche ihr entgegen blickte, ließ sie scharf die Luft einsaugen. Ihre Frisur war das Schlimmste! So weit man das noch so nennen konnte. Die sonst so geschmeidige, schneeweiße Mähne, die ihr gewöhnlich wie eine Wolke bis zur Mitte ihres Rücken fiel, sah aus wie ein totes Tier. Beschwörend wanderten ihre Hände um dieses Etwas auf ihrem Kopf. Das war echt heftig! Selbst nach ihrer Flucht durch einen Urwald und einem langen, auf den Boden herunter-rollenden-Sturz, der mit einem Schlammbad geendet hatte, hatte ihre Haare nicht so zurichten können. Selbst ihre perfekt geschwungenen Augenbrauen waren durcheinander geraten. Ihr schöner Wimpernkranz war auch Geschichte und das Blau, was er umgab wirkte trüb und fahl. Lediglich waren ihre Augenringe so gut wie verschwunden und die Blässe durch einen gesünderen hell Ton ersetzt worden. Die gerade, schmale Nase war auch noch ganz. Ihre Zunge befeuchtete die trockenen, aufgesprungenen Lippen. Es schmeckte salzig und da war auch wieder dieses trockene staubige Etwas. Jetzt drehte sie ihren Körper ebenfalls ein wenig in die Richtung des Spiegel und erkannte, dass sie immer noch die gleichen Sachen trug wie vor ihrer Rettung. Der dunkelblaue Pullover ließ eine ihrer Schultern frei und hing quer über ihr Schlüsselbein. Er hatte mehrere kleine Löcher, manche waren auch von einem verkohlten Rand umgeben. Der Riss am rechten Ärmel war natürlich auch noch da. Den kann ich wohl in die Tonne kloppen. Der Hüftgurt war bloß ein wenig verrutscht. Ihre etwas hellere Hotpants hatte zu ihrem Glück nur eine ordentliche Wäsche nötig. Schließlich besaß sie nicht gerade viele Kleidungsstücke, die meisten waren auf ihren vielen Reisen abhanden gekommen oder wie ihr Pullover nicht mehr zu gebrauchen gewesen. Ich sollte wohl froh sein, dass man mich so überhaupt mitgenommen hatte, dachte sie und schnitt der Mizuki im Spiegel eine Grimasse. Zuallererst musste Mizuki trinken. Der Schwindel und die Tatsache, dass sie von ihrer neuen Umgebung überrumpelt wurde, hatten den Durst nur kurzzeitig unterdrücken können. Denn jetzt bemerkte sie, wie rau ihre Kehle bei jedem Schlucken war und wie ihre Zunge schwer am Gaumen klebte. Sie war total ausgetrocknet! Wie lange hatte sie wohl hier gelegen? Als Mizuki sich nun vollends aufrichten wollte, knickten ihre Beine leicht ein und sie erzitterte vor Anstrengung, doch sie schaffte es irgendwie nicht umzukippen. Das gesichtete Wasserglas auf der Kommode erreichte Mizuki sogar relativ schnell. Es war ein gutes Gefühl hier wenigstens etwas Flüssiges außer salzigen Schweiz auffinden zu können, denn das war das einzige gewesen, was Mizuki bisher gespürt hatte. Die eine Hand Halt gebend auf der Kante, griff sie mit der anderen nach dem Glas. Mit einer fast unbändigen Vorfreude auf einen kalten Schluck Wasser, der ihr das Gefühl geben sollte, wie einer vertrockneten Blume beim ersten Regen des Sommers, umfasste sie das Glas. Es war heiß. Mizuki stöhnte frustriert auf, kippte sich aber dennoch alles in einem Schluck runter. „Bahhh...“ Sie schmatze und streckte dann angewidert die Zunge heraus. Das Wasser hatte nicht nur die Temperatur eines Tees, es schmeckte auch noch total pelzig. Als sie dann noch ihr Spiegelbild sah schüttelte sie sich. Mizuki war gerade mal ein paar Minuten in ihrem - so dachte sie jedenfalls - neuem Zuhause und sie konnte es jetzt schon nicht leiden. Dabei war sie noch nicht einmal aus dem Zimmer gekommen. Zugegeben, sie sollte sich nicht beklagen, sie wurde gerettet, dass wusste sie selbst. Doch es war so staubig und trocken und so unfassbar stickig in diesem Raum, dass sie einfach nicht anderes konnte, als herum zu jammern. Außerdem ging es ihr immer noch ziemlich beschissen, also was soll's? Rücklings gegen die Kommode gelehnt, beide Hände stützend auf der Kante nahm sie alles zum zweiten Mal in Augenschein. Ihre Stiefel fand sie links von sich, neben einer Tür in einer Ecke. Auf der Seite des Raumes, gegenüber ihres Bettes, erspähte sie noch eine weitere Tür gleich neben dem Wandschrank. Am anderen Ende von ihr aus gesehen war die Glastür. Sie ließ ihren Blick immer wieder über den hölzernen Boden und den komischen sandfarbigen Felswänden gleiten. Irgendetwas fehlt. Mizuki tastete nach dem Gürtel, sah zu den Stiefeln, strich über den zerrissenen Stoff ihrer Kleidung. Glitt mit ihren Handflächen über Bauch, Hüfte und dann langsam zum Rücken... Urplötzlich riss sie weit die Augen auf, fuhr über ihre gesamte Rückseite. Nun war auch das letzte Bisschen Grau aus ihrem Verstand verschwunden. Wo ist er?! Leicht taumelnd ging sie im Zimmer umher, duckte sich sogar und schaute unter dem Bett nach. Aber da war nichts, außer noch mehr Staub. Panisch riss sie die Tür neben dem Wandschrank auf. Es war die Tür zum Badezimmer. Ihr Blick glitt über Toilette, Waschbecken, eine Badewanne mit Duschkopf und einem Fenster. Mizuki durchsuchte auch kurz diesen Raum, konnte aber nur feststellen, dass hier der Boden nicht so staubige Kacheln besaß. Sie krallte ihre Nägel in die Kopfhaut und winselte fast wie ein kleiner Hund. Kniff ihre Augen zusammen. Ich hatte ihn ganz sicher bei mir! Ohne die Badezimmertür wieder zu schließen lief sie auf den wirbelnden Vorhang zu. Atmen! Sie bekam hier drinnen keine Luft mehr. Die stickige Luft war für Mizuki mit einem Mal unerträglich geworden. Wild schlug sie den Vorhang von sich, um durch die Glastür auf den Balkon hinaus zu schlüpfen. Frische, klare Luft drang zu ihr hindurch – zumindest verglichen, mit dem was sie davor hatte. Ihre nackten Sohlen traten auf kühle Fliesen, auf denen etwas feinkörniges lag. So dünn, dass man es kaum bemerkte. Schnaufend schlug sie die Balkontür zu. Sonnenlicht blendete sie kurzzeitig. Sie blinzelte mehrmals, bis die schwarzen Punkte vor ihren Augen verschwanden... Nur um gleich darauf einen gigantischen Schock einzukassieren. Mizuki erstarrte. Aus Armen und Beinen, die eben noch voller Hingabe den Weg ins Freie zugänglich gemacht hatten, war jegliche Bewegung entwichen. Oh. Mein. Gott. Ihre Augen wurden so groß, dass man Angst darum haben müsste, sie würden aus den Höhlen springen. Ihre Kinnlade klappte hinunter. Nein, nein, nein, nein, nein... Versteift umfasste Mizuki das Geländer. Sackte in sich zusammen. Vor ihr erstreckten sich unzählige Gebäude, alle besaßen eine runde Fassade ohne Ecken und Kanten und waren allesamt aus dem selben Material erbaut worden. Sand überzogenes Gestein. Und doch unterschied sich jedes einzelne von ihnen. Manche waren groß und schmal, andere klein und massiv, weitere verfügten über eine riesige Kuppel als Dach. Zwischen diesen Bauten schlängelten sich schmale, wie auch breite Wege hindurch. Es war alles so verzweigt, man konnte gar nicht feststellen, welcher Weg nun wohin führte. An wenigen Stellen liefen noch vereinzelte Menschen umher, doch auch diese verschwanden allmählich in ihren runden Heimen. In weiter Ferne ragte eine gewaltige Felswand in die Höhe. Eine Mauer die das Das Dorf einkesselte. Für Mizuki wirkte sie bedrohlich. Genua so wie die untergehende Sonne, die alles in flammende Rottöne tauchte. Schnell richtete sich ihr Blick starr auf den lauwarmen Boden, der wie sie jetzt wusste von einer feinen Sandschicht überzogen war. Sie beobachtete wie sich ihre Zehen probierten in den Untergrund zu graben. Wippte dabei vor und zurück, vor und zurück... So saß Mizuki nun also zusammengekauert auf dem Balkon ihrer unbekannten Retterin, die Stangen des Geländers mit schwitzenden Händen umklammert und wiegte sich wie eine Geisteskranke, die kläglich versuchte sich selbst zu beruhigen im Flimmern der Sonne und merkte so gar nicht, wie die Zimmertür mit voller Wucht aufgestoßen wurde. Mizuku konnte in diesem Augenblick nur an eines denken: Weg hier! 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