Der Strand und das Meer von Xita (Mizuki x Gaara) ================================================================================ Kapitel 1: Tapetenwechsel? -------------------------- Mizuki machte sich mal wieder erst viel zu spät auf den Rückweg. Die Sonne war bereits dabei unter zu gehen und auch die Temperatur – so schien es, fiel bei jedem kräftezehrenden Schritt ein wenig tiefer die Minusgrade herab. Zum ersten Mal, seit Mizuki diesen schneebedeckten Wald als ihr neues Zuhause ernannt hatte, freute sie sich auf die morsche, stinkende Holzhütte, bei der es ein Wunder war, dass sie überhaupt noch stand. Tatsächlich fantasierte Mizuki schon davon, wie sie sich einfach auf die am Boden liegende Matratze fallen lassen würde und dann endlich richtig entspannen könnte. Denn das war es was Mizuki im Augenblick am meisten brauchte: Ruhe und Frieden. Nach mehreren Wochen, in denen sie ihr neues Zuhause zum wohnen ausreichend gut gestalten musste (, nichts gegen die alte Hütte, doch was einem in ihrem Inneren erwartet hatte, war wirklich nichts für schwache Nerven gewesen) und der Jagd nach irgendetwas Essbaren, hatte Mizuki sich das aber auch reichlich verdient. Vielleicht könnte sie sogar richtig ausschlafen. Mizuki musste bei diesem Gedanken leicht schmunzeln. Das blieb wohl eher Fiktion. Langsam wurde der Untergrund standfester und man versank nicht gleich bis zu den Knien in eisiger Kälte. Ein letztes Mal knirschte der Schnee unter Mizukis Stiefeln, ehe sie mit einem mittlerweile schon viel zu hohen Kraftaufwand sich und den Schlitten,( auf dem sie ihre frisch erlegte Beute umher kutschierte) auf den Trampelpfad hievte. Das fiel mir auch schon mal leichter... Die letzten Meter zur Hütte legte sie nun ohne größere Mühe schnell zurück und stand schon nach wenigen Minuten vor der Tür, die wohl bemerkt mit viel Feingefühl behandelt werden musste, da sie jetzt schon schief in den Angeln hing. „Bin wieder da!“, rief Mizuki mit gespielter Fröhlichkeit, als sie nun in der offenen Tür stand. Natürlich gab es keinen den das auch nur im geringsten interessierte. Sie lebte schließlich alleine. Und das schon ziemlich lange. Vielleicht schon zu lange. „Hab dich auch vermisst.“, murmelte sie vor sich hin, während die Holzdielen, bei dem Versuch den Schlitten über die Schwelle zu schieben ächzten. Endlich. Endlich sank Mizuki in die Matratze. Sofort wurden ihre Glieder schwer. Sie atmete einmal tief ein, gähnte ausgiebig und schloss die Augen. Endlich. Das war das einzige Wort welches Mizuki immer wieder in ihren Gedanken wiederholte. Für alles andere war sie jetzt schon nicht mehr in der Lage. Nachdem Mizuki den Schlitten abgeladen hatte und die schweren Stiefel in die Ecke getreten hatte, hatte sie ihren Schlafplatz beinahe kriechend erreicht. Sie hatte sich kein Feuer gezündet oder die Decken weiter hinten aus der Hütte holen müssen. Die Kälte war für sie nicht wirklich ein Problem, auch wenn das Thermometer hier auch mal ziemlich übertrieb, fand Mizuki. Wieder gähnte sie. Nur noch ein winziger Augenblick und sie würde tatsächlich in einen tiefen Schlaf fallen. Die wenigen Gedanken, die bisher noch übrig geblieben waren zerfetzten sich jetzt gegenseitig in der Luft. Die Anstrengungen der letzten Tage machte sich nun erst so richtig bemerkbar. Ihre Atemzüge wurden allmählich regelmäßiger. Würde ihre Brust sich nicht ab und an heben, könnte man auch glatt denken man hätte es hier mit einer Leiche zu tun. Mizukis Haut war von einer ungesunden Blässe überzogen, die weißen Haare klebten ihr am Körper und waren total verfilzt, die Lippen waren aufgerissen und tiefe, dunkle Ringe umrahmten ihre Augen. Die Gliedmaßen weit ausgestreckt. Sie hatte diese Pause wirklich dringend nötig gehabt und endlich (!) bekam sie die Ruhe und den Frieden auch. Die Schwärze der Nacht hatte mittlerweile auch die verstecktesten Winkel erreicht, den Mond suchte man vergebens am Himmel. Es knirschte und knackte an vielen Stellen der Hütte. Der Wind pfiff durch die kleinen Spalte des Holzes. Und der Schnee - Urplötzlich riss Mizuki die Augen auf. Ihr Blick starr gen Himmel gerichtet. Die kleinen Äderchen in ihren Augen bahnten sich ihren Weg immer weiter zu der saphirblauen Iris. Und dann konnte sie es auf einmal spüren, fast schon sehen! Knirschende Schritte. In nicht all zu weiter Entfernung. Sie näherten sich ihr. Und offensichtlich hatten sie es dabei ziemlich eilig. Mizuki fuhr blitzschnell in eine sitzende Haltung hoch. Die Augen weiterhin schreckgeweitet. Die Finger in das Laken festgekrallt. Sie hielt den Atem an und richtete all ihre Konzentration auf den kilometerweit liegenden Schnee ihrer Umgebung. Ihr Herz hämmerte peinigend gegen ihr Brustbein. Das kann nicht sein... Unmöglich! Doch je mehr sich Mizuki auch gegen die Vorstellung sträubte, desto deutlicher nahm sie es war. Die anbahnenden Schritte ihrer Verfolger. Aber wie...? Wie hatten sie mich gefunden? Diesmal hatte ich doch wirklich auf alles geachtet! Selbst bei – Und da wusste Mizuki mit einem Mal, was sie verraten hatte. Sie dachte daran zurück, wie sie das ausgeweidete Tier auf den Schlitten gezerrt hatte und daran, wie sie völlig geistesabwesend durch das Weiß gestapft war... und dabei eine meilenweit lange Spur hinterlassen hatte, die direkt zu ihrem Versteck führte. Mizuki unterdrückte ihren Aufschrei und raufte sich die Haare. Du Idiot! Wie kann man nur so blöd sein?! Zum Missmut Mizukis, hatte diese bei ihrem heutigen Beutezug wirklich vergessen die Abdrücke ihrer Stiefel und die des Schlittens im Schnee zu verwischen. Ein kleines aufheulen konnte Mizuki nun doch nicht zurückhalten. Für sie wäre es doch nur eine winzige Handbewegung gewesen, nicht einmal anstrengen hätte sie sich müssen! Idiot! Ohne auf das Schwindelgefühl zu achten sprang Mizuki auf. Sie durfte sich jetzt nicht wegen dem Geschehen das Hirn zermürben, sie musste sich auf das hier und jetzt konzentrieren und handeln. Und zwar schnell! Sonst würde sie bald nicht mehr die Möglichkeit haben auch nur an irgendetwas zu denken. Vor ihrem geistigen Auge konnte sie klar und deutlich erkennen an welchen Stellen der Schnee zerdrückt wurde und wie sich ihre Häscher durch die Unmengen an Weiß kämpften. Glücklicherweise kamen diese wohl noch schlechter voran als sie heute. Etwas anderes hatte sie auch eigentlich gar nicht erwartet. Schnell ließ Mizuki von diesen Bildern ab und huschte in die andere Ecke der Hütte. Sie fand schnell was sie suchte. Den Rucksack, der wohl einmal achtlos gegen die hölzerne Wand geworfen worden war, setzte sie auf und legte sich den Hüftgürtel, den sie gleich darauf ein paar Schritte weiter fand um. An der Gürtelschnalle, welche ihr auf der einen Seite ungefähr bis zur Mitte des Oberschenkels reichte, hing ein Beutelchen mit einer kleinen Notfallausrüstung an Kunais und Shuriken. Mizuki hatte diese auf ihren vielen Reisen quer durch die Länder gefunden, ein Glück das so viele Ninja-Spinner diese Teile einfach achtlos in der Gegend liegen ließen. So war ihr „Waffenarsenal“ zwar ein wenig stumpf, aber immerhin besser als gar nichts, dachte sich Mizuki. Rasch schlüpfte sie noch in die kniehohen Stiefel. Mit einem nun etwas sichereren Gefühl in der Magengegend, zog sie den Rucksack straffer auf ihren Rücken und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder den Bewegungen auf dem Schnee. „Verdammt!“, fluchte Mizuki. Nicht mehr lange uns sie würden auf den Trampelpfad treffen. Und dann wäre es nur noch eine Frage von ein paar Sekunden. Mizuki zog die Brauen zusammen, kniff die Augen zu und fixierte genau das Auftreten. Sie hörte praktisch wie der Schnee bei jedem Tritt knirschte, spürte die Kraft die auf den Schnee wirkte und dann hatte Mizuki sie erfasst. Drei. Es waren drei Personen, vermutlich mit einer ziemlich kräftigen Statur. Anscheinend hatten ihre Verfolger nicht damit gerechnet an diesem Tag wirklich fündig zu werden, denn normalerweise hatte Mizuki es nicht nur mit einem Trio zu tun. Trotz allem durfte sie die Situation nicht unterschätzen. Sie musste verschwinden, ihr Versteck wurde gefunden und somit musste sie der alten Hütte Lebewohl sagen. Bei diesem Gedanken wurde Mizuki schon ein bisschen wehmütig. Es war zwar nichts neues, doch irgendwie hatte sie (auch wenn nur ein ganz, ganz kleines Stück) gehofft hier zur Ruhe zu kommen. Na ja, kann man nichts machen. Zum Abschied klopfte Mizuki noch auf das mürbe Holz, ehe sie durch die schief hängende Tür in die Nacht hinaus schritt. Die Luft war frisch, klar und kühl und umhüllte Mizuki sofort. Freudig nahm sie diese in ihre Lungen auf. Dadurch wurde ihre Müdigkeit zumindest ein wenig aus ihren Knochen getrieben. Der anfängliche Schock hatte diese zwar kurz vergessen lassen, doch nun, als sich Mizuki relativ beruhigt hatte schlich sie sich wieder in den Vordergrund.Kämpfen werde ich so auf jeden Fall nicht können, geschweige dem gewinnen. Diese Feststellung sorgte für ein müdes Lächeln. Ohnehin flüchtete Mizuki häufiger, als zu kämpfen. Es brachte ihr meisten nur Verletzungen und Erschöpfung ein, ändern tat es so oder so nicht an der ganzen Situation. Also wieso sich das Leben unnötig schwer machen? Und dann auch noch in ihrer jetzigen Verfassung? Wohl eher nicht. Mizuki wäre ja schon froh wenn sie es noch bis zur nächsten Siedlung schaffen würde. So schnell und leise es für sie möglich war, flüchtete sie in das nächstliegende Gebüsch, zwängte sich durch ein, zwei massive Baumstämme hindurch und duckte sich hinter einen kleinen Schneehügel. Wenn sie über den Rand des Hügels hinüber linste, konnte sie durch einzelne Zweige hindurch sogar den Trampelpfad ausfindig machen.So weit so gut... Nun gab es nur noch ein klitzekleines Problemchen, welches sie daran hinderte zur nächst anliegenden Siedlung zu gelangen. Denn bei Mizukis Pech lag der Weg dort hin genau in der Richtung aus der ihre drei Verfolger kamen. Also entweder lief Mizuki jetzt in die entgegengesetzte Richtung und würde sich vor einen tiefen Abgrund wieder finden, oder sie lief den dreien direkt in die Arme. Wie Mizuki spüren konnte waren die nebenbei bemerkt schon so weit vorgedrungen, dass sie weder nach rechts, noch nach links ausweichen konnte, ohne nicht direkt aufzufallen. Klasse. Und gerade als Mizuki dachte schlimmer könnte es gar nicht mehr laufen, bemerkte sie, dass es keine Bewegungen mehr auf dem Schnee gab. Scheiße! Automatisch trat sie einen Schritt nach hinten und klatschte sich im Geiste dafür gleich eine. Das Knirschen, was sie damit bewirkt hatte, kam ihr vor wie das blöde Knacken eines Astes, wenn sich der ungebetene Zuschauer vor dem Bösewicht davonschleichen wollte. Heute ist echt nicht mein Tag, sinnierte sie. Mizuki versuchte gerade sich zusammenzunehmen, da hörte sie wie der Schnee in näherer Umgebung von den Bäumen fiel. Schlagartig stocke ihr der Atem. Wieso hatte sie sich nur nicht ein bisschen mehr beeilt! Sie waren ganz in der Nähe, nicht mehr in sicherer Entfernung und nur in vagen Formen vor ihrem geistigen Auge sichtbar. Jetzt waren sie hier, bei ihr. In ihrer Lauerstellung bemühte sie sich den genauen Standort ihrer Verfolger zu erhaschen, nur zu blöd, dass ihr Herz so laut schlug, dass es so gut wie alles andere übertönte. Ihre Häscher kamen immer näher. Und dann hörte Mizuki doch tatsächlich, das Knacken eines Zweiges. Zirka zwanzig Meter auf der gegenüberliegenden Seite. „Idiot, pass' doch auf!“, zischte eine wütende Frauenstimme. Scheinbar waren sie von den Bäumen runtergekommen und der oder die andere war dabei wohl auf den Ast getreten. Gut für mich! „Als ob die das gehört hat! Die pennt doch sicher eh schon längst!“, kam es nicht gerade weniger wütend von einer Männerstimme zurück. Mizuki schmunzelte bei der Fehleinschätzung ihres männlichen Verfolgers. Wenn sie dabei bleiben, habe ich sicher eine gute Chance von hier zu verschwinden, während sie mein schlafendes Ich in der Hütte suchen, überlegte Mizuki. Das sorgte doch gleich für ein wenig bessere Laune bei ihr. „Noch lange kein Gru-“ „Wenn ihr Beiden jetzt nicht sofort die Schnauze haltet, werde ich sie euch stopfen und, dass schwöre ich euch, würde nur mir gefallen!“ Eine raue, tiefe Stimme. Mizukis Herz setzte einen Schlag aus.Nein... Undenkbar... War es seine Stimme gewesen? Nach den letzten harten Worten herrschte wieder völlige Stille. Dieses Chakra... Mizuki würde es aus tausenden wiedererkennen. Wenn sie bis eben wirklich darüber nachgedacht hatte eine Chance zu haben, dann war dies jetzt vorbei.Warum tauchte er gerade jetzt wieder auf? Überrumpelt von der Identität eines ihrer Häscher, merkte sie gar nicht wie alle drei immer weiter auf die Hütte und somit auch auf sie zusteuerten. Ob er mich wohl wittern kann? So wie ich sie im Schnee aufspüren konnte? Bei diesen Gedanken verließ jegliche Farbe ihr Gesicht. Bitte, lieber Gott, wenn es dich da draußen irgendwo gibt, nicht! Doch genau in diesem Augenblick traten drei Gestalten aus den Schatten der Wälder. Genau in Mizukis Sichtfeld. Schnell duckte sie sich hinter ihren Schneehügel, der ihr mit einem mal noch viel mickriger vorkam, als er eigentlich war und machte sich so klein wie nur irgend möglich. Sie hatte zwar nur einen kurzen Blick auf die Drei gehabt, doch dabei hatte sie deutlich ihn erkannt. Auf seine zwei streitenden Kumpanen hatte Mizuki erst gar nicht geachtet. Sie lauschte angestrengt. Nichts. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Nichts als Stille. Keinerlei Lebenszeichen gingen von ihnen aus und dennoch wusste Mizuki, dass sie noch genau, nur ein paar Meter weiter gegenüber von ihr standen. Warum gehen diese Arschlöcher nicht weiter?! Just in diesem Moment hörte sie das altbekannte Tap Tap Tap der Schritte. Mizuki musste sich richtig beherrschen um nicht erleichtert aufzuseufzen. Erst jetzt wagte sie es wieder etwas tiefer einzuatmen. Diesmal würde sie, sobald die Luft rein war aus ihrem Versteck springen und in Richtung Siedlung, Nord-Ost laufen und dann würde es wieder so sein wie immer. Sie würde wieder untertauchen, einmal mehr von vorne anfangen. Mizuki machte sich bereit. Lugte über den Hügel hervor. Doch dann kamen die Worte, die zum ersten mal seit langem dafür sorgten, dass eine eisige Kälte ihren Körper befiel. „Shigeru. Aoi. Sucht ihr in der Hütte nach ihr. Ich schaue mich hier draußen mal kurz um.“ Es kam keine Antwort, also hatten sie es wohl stumm nickend akzeptiert. „Ach und noch was: Denkt gar nicht daran sie zu unterschätzen!“ Damit waren die beiden anderen Verfolger, wie Mizuki erfahren hatte Aoi und Shigeru hießen, aus ihrem Blickfeld verschwunden. Nur noch er und ich. Dieser Gedanke machte Mizuki, auch wenn es total bescheuert war, mehr Angst, als sich vorzustellen, dass das Trio komplett vor ihr stand. Jetzt war es ihr auch egal. Würde sie eben in einen tiefen Abgrund springen, immer noch besser als mit ihm hier herum zu hocken! Vorsichtig löste sich Mizuki aus ihrer Starre, ließ dabei jedoch ihn ganz Gewiss nicht aus den Augen. Immer weiter richtete sie sich auf. Und dann lief sie los. Geduckt. Richtung Süden. Immer größer wurde die Entfernung von ihr zu ihm.Ich schaffe es! „Ach Mizulein.“ Mizukis Blut in ihren Adern wurde schockgefroren, als nur wenige Inch vor ihrem Gesicht ein pechschwarzer Stiefel in den erdigen Boden trat. Mizuki konnte nicht anders als erschrocken aufzuschreien. Das hatte zur Folge, dass ihr gegenüber hämisch lachte. Also hatte er mich doch direkt bemerkt! Reflexartig sprang Mizuki einige Meter zurück und schob eine Hand in den Beutel an ihrem Hüftgurt. Metall berührte ihre Fingerspitzen. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, aber was soll ich denn machen, wenn du immer nur vor mir weg läufst“, kam es theatralisch von ihm. Er zog langsam seinen Fuß aus dem Loch, welches er soeben in die Erde getreten hatte. „Ken...“ Es war eher ein Hauch, als ein richtiges Wort, aber Mizuki konnte selbst in diesem Licht erkennen, wie seine Lippen sich in ein schelmisches Lächeln verformten. „Ich sollte mich wohl geehrt fühlen, dass sich die störrische Mademoiselle noch an mich erinnert, nicht?“ Purer Sarkasmus. Wie Mizuki diesen Kerl verabscheute. Jedes Wort was aus seinem Mund kam, jede kleinste Bewegung, die von ihm ausging, ließen Mizuki nur noch fester den Griff des Kunais in ihrem Beutel umklammern. „Es brennt sich nun mal ins Gedächtnis, wenn dieser Jemand alles was man hatte in Flammen aufgehen lässt.“ Irgendwie gelang es ihr mit fester Stimme zu sprechen. Kens Lächeln wurde noch intensiver. „Du bist doch wegen dieser... Kleinigkeit hoffentlich nicht immer noch sauer?“ Kleinigkeit?! Ken hatte ihr alles, wirklich alles was für Mizuki wichtig gewesen war ihr weggenommen. In Schutt und Asche verwandelt. Unwiderruflich. Er machte sich ganz offensichtlich einen Riesenspaß aus ihrem langjährigen Wiedersehen. Das bemerkte man vor allem, als dieser vollends aus dem Schatten hinaustrat. Er hatte sich zum Leidtat von Mizuki kein Stückchen verändert. Die dunkelbraunen Harre fielen ihm immer noch fast über die Augen und wuchsen ihm bis übers Kinn hinaus. Seine Augen leuchteten in einem goldenem Braun, doch wirkten kälter, als alles was Mizuki je zu Gesicht bekommen hatte. Die gerade Nase war durch die Kälte leicht gerötet, selbst das konnte Mizuki nun sehen, denn in Kens Gegenwart wirkte alles auf einmal viel heller und leuchtender. Ein bedrohliches Leuchten. Das stets vorhandene schadensfrohe Grinsen fand sie auch in seinem ovalen Gesicht wieder. Ken sah gewiss nicht schlecht aus, selbst nicht wenn seine Beine bis zu den Knien in schweren Stiefel steckten, in dessen eine dicke Hose gestopft wurde und ein dicker Mantel seine muskulöse Figur versteckte. Allerdings änderte das nichts an der Tatsache, dass Ken das mieseste Arschloch war, welches Mizuki jemals kannte und wohl auch kennen lernen würde. Für sie war er generell das reinste Ekelpaket. Und durch den Ausdruck in seinem Gesicht wurde ihr das nun auch noch bestätigt. Seine Mimik spiegelte seine ganze Bösartigkeit und die Freude die es ihm bereitete seine Opfer leiden zu sehen wider. „Ich will ja schließlich nicht das etwas zwischen uns steht.“ Er machte noch einen Schritt auf sie zu. „Du mieser Bastard!“ Mizuki umfasste den Griff mittlerweile so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Ken seufzte übertrieben laut auf. „Weißt du, Mizulein...“ „Hör auf mich so zu nennen!“, zischte sie. „... warum lassen wir das nicht einfach bleiben, na?“, er redete einfach weiter, in seinem gespielt fürsorglichen Ton, „ Ich sehe doch wie erschöpft du bist. Wenn ich schätzen darf, würde ich sagen, du bist auch nicht wirklich auf einen Kampf aus...“ Wie gerne sie ihn nur sein beschissenes Grinsen aus dem Gesicht schlagen würde! Wäre sie doch nur nicht so am Ende! „... also wäre es für beide Seiten einfach am besten wenn du ohne nerviges Gezicke mit uns kommen würdest.“ Jetzt war es Mizuki die lachte. Ein kaltes Lachen, was eben so abrupt aufhörte wie es angefangen hatte. „Nein, danke. Da gehe ich ja lieber das Risiko ein ins Gras zu beißen, als mit dir Verrücktem mitzugehen!“ Sie wusste sie hatte einen Nerv bei ihm getroffen, denn seine Miene verfinsterte sich binnen eines Wimpernschlages. Ken konnte damit leben, wenn man ihn einen grausamen, beschissenen Mistkerl nannte, aber wenn man ihn als einen Verrückten abstempelte brannte bei ihm eine Sicherung durch. Schließlich war er der Überzeugung das jede einzelne seiner Taten ein genaues Ziel verfolgten und man möge es kaum glauben: das auch noch zum Wohle der gesamten Menschheit diene. Daher betrachtete er sich als eine Art Übermensch, eine Art Gott, der die Macht hatte über die anderen Normalen zu regieren. Und so jemanden durfte man niemals verrückt nennen! Dazu kam es noch, dass Mizuki in seiner Ansicht auch zu seiner Gattung des Übermenschen gehörte und so traf ihn die Beleidigung ein vielfaches mal härter. „Wie du willst!“, knurrte Ken zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Das Lächeln war aus seinem Gesicht gewichen, wie jede andere Belustigung in seinem Ausdruck auch, zurückgeblieben war pure Bösartigkeit. Einen kurzen Moment, wenn auch nur eine Millisekunde stand die Welt noch still. Ehe eine größere Menge Schnee eines Astes fiel. Das war das Startsignal zum Kampf. Mizukis Kopf flog zur Seite. Ein brennender Schmerz flammte durch ihre Wange. Sie konnte gerade noch ihr Gleichgewicht halten, bevor sie hart auf den Boden aufschlug. Mit aller Kraft wich sie zurück und sprang auf einen der meterhohen Bäume. Keine Sekunde zu spät. Ken hatte sie zwar bei seinem zweiten Schlag knapp verfehlt, doch die Flammen, die sich wie eine zweite Haut um seine Faust gelegt hatten streiften noch knapp ihre Schulter. Wie paralysiert starrte Mizuki nun auf Ken, der den Schwung seines Angriffes in den Griff bekam. Der Kampf hatte mit unzähligen herumfliegenden Kunais und Shuriken begonnen. Manche hatten ihr Ziel verfehlt, andere waren mit einem metallischen Klirren aneinander geraten und wieder weitere hatten ihrem Ziel kleine Wunden zugefügt. Dabei waren Kens Würfe stets vom Feuer begleitet, währen die von Mizuki vereist waren. Allerdings hatte Mizuki kaum festgestellt das ihr Vorrat an Waffen aufgebraucht war, da tauchte Ken schon plötzlich direkt neben ihr auf, seine irren Augen hatten noch direkt in die ihren gestarrt, bevor seine Faust sich ihrem Gesicht genähert hatte und so unglaublich schnell Feuer gefangen hatte, dass Mizuki gar nicht richtig wusste was eigentlich geschah. Dann hatte sie auch schon den Schmerz gespürt, bei dem sie am liebsten aufgejault hätte. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Warum muss dieser Bastard nur so verdammt stark sein?! In ihrem jetzigen Zustand und der Tatsache, dass Ken es darauf anlegte sie ordentlich zu verdreschen, schloss sie den Nahkampf direkt einmal aus. Auf einen derartig brennenden Fausthieb konnte sie in Zukunft wirklich verzichten. Doch um ihn aus der Ferne ernsthaft verletzten zu können reichte ihr Chakra auch nicht mehr aus. Es hatte sich nichts daran geändert, dass ihre einzige Überlebenschance, daraus bestand zu flüchten. Mizuki wollte erst gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn Aoi und Shigeru noch dazustoßen. Mizuki machte sich nichts vor. Sie könnte Ken nicht so lange ablenken, dass sie es tatsächlich bis zur Siedlung schaffte, aber mit ein bisschen Glück würde sie es sicherlich bis zum Abgrund schaffen. Zwar kein erstrebenswertes Ziel und auf ihr Glück sollte sie sich heute eigentlich lieber nicht mehr all zu sehr verlassen, aber so wie es aussah war dies die einzige Fluchtmöglichkeit die sich Mizuki bot. „Greifst du auch mal an oder hast du vor nur die ganze Zeit blöd zu glotzen?“ Ken hatte Mizuki inzwischen im Schnee des Baumes entdeckt und schaute fordernd zu ihr auf. Seine Hände glühten weiterhin und strahlten eine Hitze aus, die sie selbst von hier oben spüren konnte. Mitzuki ignorierte ihn und sah sich um. Schnee und Eis gab es hier reichlich. Außerdem war es tiefste Nacht. Sie war voll und ganz in ihrem Element. Das war ihr Vorteil und den musste sie auch nutzen, sonst wäre die Gelegenheit von hier wegzukommen eher vorbeigezogen, als das sie sie hätte fassen können. Okay, los geht’s. Konzentriere dich nur noch dieses eine letzte mal! Mizuki breitete die Arme von sich aus, die Füße standen nah beieinander und starrte zu Ken hinab. Doch sie sah ihn nicht an, ihr Blick war an einen Ort, der nur für sie sichtbar war. Das saphirblau ihrer Augen wurde kräftiger und kräftiger. Der Wind fing an eindringlich durch die Sträucher und Bäume zu huschen, es knisterte in der Luft und es wurde eisig kalt. Ken beobachtete das ganze unbeeindruckt. Wenigstens stand sie nicht mehr nur blöd herum, dachte er sich. Die etwas dünneren Bäume fingen bedrohlich an zu schwanken, Vögel flogen in Scharren davon, da diese die Gefahr spürten. Und dann erklang ein Wort klar und deutlich, hallte durch die ganze Wildnis. „Arashi!“ Mizuki klatschte die Handflächen vor ihrer Brust zusammen. Kens Blick huschte umher: Nichts. Er horchte auf. Stille. Nichts tat sich. Sein Blick fiel wieder auf Mizuki und er zog eine Augenbraue hoch. „Und jetzt? War's das etwa sch-“ Doch noch ehe er eine weitere Silbe über seine Lippen bringen konnte, fing die Luft an ihn aus allen Seiten aus zu attackieren. Sie schoss auf ihn zu und bald fühlte sich Ken so als wäre er in einem Schubskreis. Wolken zogen schnell über den Himmel und entluden Unmengen an Wasser. Es vereiste und schon bald flog tennisballgroßer Hagel auf Ken herab. Der Wind schlug wie eine Peitsche auf ihn ein, zerriss seine Kleider und übersäte seine Haut mit Striemen. Er konnte sich nicht aus diesem an ihn gerichteten Wirbelsturm befreien. Die Flammen erloschen. Mizuki hielt sich währenddessen an der Rinde des Baumes fest. Sie war am taumeln, es hatte sie noch mehr Kraft gekostet, als sie gedacht hätte. Doch sie durfte jetzt nicht schlapp machen, dass war ihre Chance zur Flucht! Sie stieß sich mit Füßen und Händen ab und sprang auf einen Ast eines nahe stehenden Baumes in Richtung Süden. Strauchelnd suchte sie Halt und als sie diesen fand, wiederholte sie die gleiche Prozedur wieder und beim nächsten Baum wieder und dann noch einmal, immer so weiter. Der heraufbeschworene Sturm ließ sie zum Glück in Ruhe. Mizuki hörte immer wieder die wütenden Schreie ihres Feindes, manche klangen auch ziemlich schmerzerfüllt. Ihr Chakra lief schon vor der Erzeugung des Sturmes aus den letzten Reserven, somit hatte sie nicht genügend Kraft in ihren Angriff stecken können, nicht mehr lange also und Ken würde sich befreien. Nach dieser Aktion würde sie ganz bestimmt im Fleischwolf landen und Ken würde so lange an der Kurbel drehen, bis sie ein gutes Stück Hackfleisch hergab. Mizuki schluckte. Lassen wir es erst lieber gar nicht drauf ankommen. Sie legte noch eine Zahn zu und... rutschte ab. Erschrocken schrie sie auf. Auf Knien und Händen konnte sie sich noch gerade so abfangen. Der Rucksack auf ihrem Rücken legte es scheinbar darauf an sie auf den Boden zu drücken. Aber es blieb keine Zeit für ihre Wehwehchen. So schnell es ging rappelte sie sich auf und sprintete los. Die Zweige schlugen ihr ins Gesicht, schürften ihre Haut an Armen und Beinen auf, doch sie lief einfach weiter. Weiter und weiter. Dann endlich lichtete sich der dichte Wald und sie durchbrach die letzte Mauer aus Zweigen, fand sich auf einem harten felsigen Untergrund wieder. Sie bremste abrupt ab. Heilige Scheiße! Mizuki blieb überwältigt stehen. Eine tiefe Schlucht breitete sich vor ihr aus. Ihre Augen huschten nach links, dann nach rechts. Das Ende war gar nicht ausfindig zu machen und als sie nach vorne blickte, erspähte sie die andere Seite der Schlucht nur als einen kleinen Strich in weiter Ferne. Hinter ihr lag ein märchenhafter Wald und vor ihr eine grauenerregende Schlucht und unfruchtbarer Boden. Sie trat gefährlich nahe an den Rand des Abgrundes. Auch hier war nicht zu erkennen welche Tiefe es zu messen gab. Jedoch konnte Mizuki etwas freudig wahrnehmen. Wenigstens ein bisschen Glück zum Abendbrot. Urplötzlich zischte ein Pfeil haarscharf an ihrem Gesicht vorbei. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Halse. Sie fuhr herum. Erkannte sofort, was da auf sie geschossen hatte. Kens Anhängsel hatten wohl ihre Suche in der Hütte aufgegeben und hatten begriffen wo die eigentliche Musik spielte. Aoi hockte mit Pfeil und Bogen auf einen stabilen Arm eines Baumes, ihre pechschwarzen Haare waren in einem strengen Zopf nach hinten gebunden und gaben so die Sicht auf ein so spitzes Kinn frei, dass man mit diesem hätte Glas zerschneiden könnte und einer vor Konzentration zusammengezogene Augenpartie. Ihre Gesichtszüge waren zu hart um noch als weiblich zu gelten. Ihre Statur wirkte insgesamt auch nicht gerade zierlich. Schön war sie ja nicht gerade, dachte Mizuki noch, ehe sie einem Kunai nur knapp ausweichen konnte, bevor es die Gelegenheit hatte sich in ihre Magengrube zu bohren. Das war das Werk von Shigeru gewesen. Dieser stand unter dem Baum auf dem Aoi hockte und lehnte gegen dessen Stamm. In gespielter Gelassenheit. Shigeru war das typische Beispiel eines totalen Kraftpaketes. Muskeln schienen beinahe den Mantel und die Hose zu sprengen, die wohl jeder aus dem Trio zu tragen schien und sein kurz rasierter Kopf verliehe ihm noch mehr an militärischen Aussehens. Die niedrige Stirn und sein Lächeln, was daraus bestand, dass er einen Mundwinkel hochschob, ließen ihn dazu auch noch ziemlich debil dreinschauen. Ein dümmlicher Kraftklotz. Schlechte Kombination. „Dachtest du wirklich du könntest und so leicht verarschen und davonlaufen, während wir in der Hütte nach dir suchen? Hattest du ernsthaft gedacht damit durch zu kommen?“ Die Stimme passte wahrlich perfekt zu seinem Äußeren. Mizuki lächelte betrübt. „Sowohl als auch.“ Shigeru schnaubte heftig. Ein weiterer Pfeil schoss genau auf die Stelle zwischen Mizukis Augen zu, doch diesmal sah sie ihn kommen. Wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht hielt sie ihn mit einer hervor schnellenden Hand auf und umschloss ihn mit allen fünf Fingern. Die angehängte Briefbombe vereiste noch bevor sie richtig gezündet hatte. Für so ein kleines Kunststück reichte ihr Chakra noch gerade aus. Shigeru und Aoi staunten nicht schlecht. Achtlos warf Mizuki den Pfeil in die Schlucht, direkt neben ihr. Das hatte anscheinend auch das letzte Stückchen Eis gebrochen und zum zweiten mal in dieser Nacht sollte nun der Kampf beginnen. Mit einem Zischen sprang Aoi vom Ast und schoss noch im Flug mehrere Pfeile auf Mizuki. Normalerweise wäre das kein Problem für sie gewesen, doch ihre Schwindelanfälle und das auch noch Shigeru auf sie angestürmt kam waren dann doch zu viel. Dem letzten Pfeil konnte sie nicht mehr richtig ausweichen und schon riss ihr Pullover am Oberarm auf und eine beißende Schnittwunde erschien. Aoi lächelte triumphieren. Verdammt, tat das weh! An der Spitze des Pfeiles wurde wohl noch was drauf geschmiert, denn die Wunde brannte fast so höllisch, wie der Schlag von Ken. Dieser war übrigens komischerweise immer noch nicht zu sehen. Na, Gott sei Dank! Brüllend holte jetzt auch Shigeru mit voller Kraft aus und war kurz davor Mizuki weg zu mähen, als sich plötzlich lodernde Flammen zwischen ihr und Shigeru entfachten. Zu früh gefreut. „Shigeru!“, Angesprochener blieb sofort stehen, auch Aoi ließ ihre Waffe sinken „ Lasst die Finger von ihr!... Sie gehört mir.“, der letzte Satz klang so bedrohlich wie das Knurren eines Wolfes, wenn dieser kurz davor stand sein Opfer zu zerfleischen. Mizuki drehte sich in die Richtung aus der die Stimme kam und riss erstaunt die Augen auf. Ken hatte unzählige Kratzer und Striemen im Gesicht und seine Kleidung ließ an mehreren Stellen offene Wunden erkennen, aus denen Blut sickerte. Sie hatte ihn schlimmer zugerichtet als gedacht. Seine Augen funkelten sie mörderisch an. Mizuki stellte sich geistig vor, wie sie in den Fleischwolf geworfen wurde. Ich bin so was von erledigt! „Du bist so gut wie tot, Miststück!“ Ken bestätigte somit ihre Vermutung. Mizuki sah über ihre Schulter hinab in den Abgrund. Jetzt oder nie! Als sie wieder nach vorne schaute war Ken bereits mit flammenden Händen und einem irren Grinsen ausgestattet. Die Flammen, die eben Shigeru davon abgehalten hatte sie wie eine lästige Mücke weg zu schlagen, umkreisten sie nun vollständig. Ken kam mit raubtierartigen Bewegungen auf sie zu. Das Blut tropfte aus den Schnitten, sein Blick war wahnsinnig auf sie gerichtet. „Ach Ken, ich hoffe du bist mir doch nicht noch sauer wegen dieser Kleinigkeit?“ Ken hielt mitten in seinen Bewegungen inne. Sein Stolz war merklich angekrazt. Mizuki schmunzelte genug tuend. Die Explosion, die daraufhin folgte war gigantisch! Ken brach in einem Sekundenbruchteil durch den Flammenkreis, die eine Hand fegte die Flammen beiseite, währenddessen die andere von weiter unten zu ihr nach oben raste. Mizuki keuchte auf, die flache, flammen-benetzte Hand fuhr wenige Inch an ihrem Gesicht vorbei, als sie sich nach hinten über beugte. Ein hämisches Lächeln stahl sich nun auf ihre Lippen. Ken riss nun wissend, was sie vorhatte die Augen weit auf. „Haltet sie fest, verdammt!“ Zu spät. Mizuki durchbrach die Flammen. Und fiel. Und fiel. Und fiel. Der Fahrtwind sog sadistisch an ihren Wangen. Ihre Gehör fing noch ein letztes dümmliches: „Aber du hast doch gesagt wir sollen die Finger von ihr lassen.“ von Shigeru ein, ehe sie mit einer gleitenden Handbewegung und einem mentalen Befehl ihre freudige Entdeckung, die Mizuki vor wenigen Minuten gemacht hatte, aufstiegen ließ. Das kühle Nass bildete unter ihr einen ausreichend große Windhose um sie einzusaugen. Ihr Fall verlor an Geschwindigkeit. Dann schlug das Wasser über Mizukis Kopf zusammen. Prustend und spuckend tauchte Mizuki auf. Blinzelte, bis sie durch ihre am Kopf klebenden Haare etwas erkennen konnte. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie sich von dem Fluss hatte mitreißen lassen, aber sie konnte jedenfalls weder Ken, Aoi oder Shigeru spüren. Das war ja immerhin ein gutes Zeichen, oder etwa nicht? Sie stemmte sich auf einen herausragenden Felsbrocken hoch und ließ ihren Oberkörper auf ihn fallen. Gott, war das anstrengend! Dann zog sie ihren restlichen Körper, der gefühlte zehn Tonnen wog auch noch hinauf. Vollkommen außer Atem drehte sie sich auf den Rücken um besser Atmen zu können. Selbst das Atmen ergab sich allerdings als schwierig. Ihre Lungen hatten anscheinend die Größe von Golfbällen angenommen. Vielleicht lag es ja am Rucksack, dachte sie und schälte sich diesen von ihren Rücken und benutzen ihn als improvisiertes Kopfkissen. Gar nicht mal so übel. Mizuki war müder denn je und wünschte sich einfach nichts sehnlicher als endlich einzuschlafen, von ihr aus auch hier auf dem Gestein. Sie war nur noch ein Häufchen Elend. Leider konnte sie hier nicht bleiben. Die Gefahr, dass Ken und seine hässlichen Kumpanen die Schlucht nach ihr absuchten war groß. Mizuki stöhnte auf, als sie sich vorstellte ein zweites Mal diese Torturen in der selben Nacht durchzustehen. Ein Wunder, dass sie das Ganze einmal überlebt hatte, man musste das Schicksal ja nicht all zu oft herausfordern. Jammernd versuchte sie auf die Beine zu kommen, was gar nicht so einfach war, wenn die Beine einem wabbeligen Wackelpudding glichen. Sie zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub. Hoffentlich sah sie niemand in dieser misslichen Lage, dass wäre ihr mehr als nur Unangenehm, selbst wenn sie Hilfe dringender nötig hatte, als sie sich zugestehen mochte. An der Felswand stützend tastete sie ihre Umgebung ab. Die Felsspalte war so tief, dass hier unten kein Licht hinein fiel, wenn der Morgen denn schon angebrochen war. Das Gestein wirkte massiv, aber alleine bei dem Gedanken diese Wand zu erklimmen ließ Mizuki laut aufstöhnen. Nach höchstens einem Viertel würde ihr Körper endgültig Schluss machen. Außerdem würde sie gar nicht wissen wo sie hintrat. Auch für das Umleiten des Chakras in ihre Füße war sie zu schwach. Und das Wasser dazu zu bewegen sie in die Höhe zu heben war auch nicht gerade ein Leichtnis. Sie machte sich weiter Gedanken darüber wie sie aus diesem Abgrund kam, fand aber auf der schnelle nur diese drei Möglichkeiten. Nachdem Mizuki kurz ihren Halt verloren hatte und sich nur noch mit einer Hand festhielt, sog sie scharf die Luft ein, als die Schnittwunde an ihrem rechten Oberarm aufklaffte. In diesem Moment wünschte sie Aoi tausend grausame Tode. Also zu erst einmal musste sie ihre Verletzungen versorgen, davor ging gar nichts, machte sie fest. Sie rutschte rücklings den Fels hinunter. Sitzend lehnte sie sich über den Rand des Felsbrockens nach rechts und berührte so mit ihren rechten Fingerspitzen das nasse Element. Sofort umrang die Flüssigkeit ihren Arm und fing sobald es die Schnittwunde erreicht hatte an in einem fast vollkommenen Weiß zu erstrahlen. Angenehme Kühle legte sich über den Riss in ihrer Haut und ließ diesen immer weiter zusammenwachsen. Die Sekunden verstrichen und bald gab es keinen Schnitt mehr. Das Gleiche machte sie auch an den anderen Stellen ihres Körpers, an denen Kens Shuriken oder Kunais sie etwas heftiger getroffen hatten. Zuletzt legte sie sich ihre mit Wasser umhüllte Hand auf die brennende Wange. Bis der Schmerz dort nachließ dauerte es eine ganze Weile. Mizuki konnte von Glück reden nur einen dieser Schläge abbekommen zu haben... Diese glühend heißen Flammen, so nah. Ohne es recht zu wollen fand sie sich mit den Gedanken auf einmal bei ihrem alten Zuhause wieder. Ihrem richtigen Zuhause. Wo sie noch Familie hatte und eigene Habseligkeiten. Sie war damals noch glücklich gewesen. Bis da diese Hitze und die vielen Flammen kamen, der Rauch, der sie zu ersticken gedroht hatte. Und es schien nirgendwo auch nur einen Tropfen Wasser zu geben. Weit und breit, war es trocken und so unerträglich heiß. Der Schmerz und Groll kam wieder in ihr hoch. Wenn es etwas gab, was sie garantiert hasste, dann war es Feuer. Feuer führte immer zu Zerstörung und Leid. Das wusste sie aus eigener schmerzlicher Erfahrung. Kein Wunder das dieses Element also ein Arschloch wie Ken angehörte. Mizuki schüttelte den Kopf. Sie wollte jetzt nicht über Ken, das Feuer oder ihre Familie nachdenken. Das einzige was sie wollte war eigentlich nur einen Ort zum schlafen, ihretwegen auch ruhig nur ein Ort an dem sie wusste, dass sie ihre Ruhe hatte, aber dafür musste sie erst mal aus diesem scheiß Loch herauskommen! Mit zusammengebissenen Zähnen rappelte sie sich wieder auf. Sie legte den Kopf in den Nacken und richtete ihre Augen in die Dunkelheit über ihr. Egal wohin sie sah, überall ergab sich das gleiche Bild. Jedoch konnte sie oben einen starken Windzug spüren, der bis zu ihr hinunter wehte und der ihr sagte, dass sie dort die Freiheit erwartete. Nur wie sollte Mizuki es schaffen ohne Anstrengungen diese Freiheit zu erreichen. Ihre Chakrareserven waren ausgeschöpft. Wie viel Zeit hatte sie wohl noch, bis sich ihr Körper eigenhändig das nahm, was er so dringend brauchte? Eine Stunde? Ein paar Sekunden? Sie fiel auf die Knie. Es war unmöglich weiterhin zu stehen. Sie war todmüde, verletzt... einsam. Der Mut verließ sie. Tap, tap, tap, tap! Hatte sie sich gerade verhört? Tap, tap, tap! Mizukis Augen weiteten sich. Das waren Schritte! Ihr Kopf fuhr hoch. Es war nur eine Person. Mizuki achtete auf das Chakra dieser Person. Ihr wurde schwarz vor Augen und speiübel. Doch sie hatte weder Shigerus, noch Aois Chakra und schon gar nicht das von Ken spüren können. Tap, tap, tap, tap, tap! Die Schritte hallten an den Felswänden ab. Mizuki bekam Kopfschmerzen davon. Sie wusste, dass sie in ihrer Verfassung nie und nimmer aus der Schlucht kommen würde. Die Schritte entfernten sich. Hallten in der Schlucht nach. So sehr sich Mizuki auch gegen die Wahrheit sträubte, sie brauchte Hilfe! Wer immer diese Person war, war ihr zwar fremd, vielleicht war sie für Mizuki sogar gefährlich, aber..... aber was bot sich ihr schon anderes an. Durfte sie in einer solchen Situation wie dieser wirklich wählerisch sein? Tap, tap, tap.... Die Schritte hallten dumpf zurück. Drangen fast nicht mehr zu ihr hindurch. Schlagartig wurde Mizuki bewusst was sie tun musste. Es war ihr zuwider, aber just in diesem Moment verschlang eine Schwärze immer tiefer ihren Verstand. Das erste mal überhaupt gestehte sie sich ein, es nicht alleine schaffen zu können. Es war ihre einzige Chance. „...hier...unten“ Viel zu leise! Doch die Zunge klebte ihr am Gaumen und ihre Kehle war staubtrocken. „..hier..unten..!“ Lauter, verdammt! „Hier..Unten.!“ LAUTER! ...tap, tap.... Und dann krachte alles auf Mizuki ein, die ganze Verzweiflung der letzten Jahre, die Einsamkeit, die.... Angst.... So viele Orte an denen sie sich versteckt hatte, allein. So viele schwere Schicksalsschläge, die sie überwinden hatte müssen, allein. Sie hatte keinen mehr, sie war allein. Sie schrie alles aus sich heraus, den Kummer und den Schmerz. Es brach wie bei einem Vulkan aus ihr heraus: „HILFEEEEEE!!!!“ Eine Ewigkeit hallte die schmerzerfüllte Stimme wider. Verstummte. Dann schlug die Dunkelheit in Mizukis Verstand zusammen. Schmerz. Er war da und doch wieder nicht. Ihr tat der Kopf weh, eigentlich tat ihr alles unheimlich weh. Aber auf der anderen Seite war da einfach nur diese Trägheit. Durch ihre geschlossenen Lider spürte sie die Sonne. Heiß. Seufzer. Sie schlief wieder ein. Sie merkte, dass sie getragen wurde. Sie waren schnell unterwegs. Hier war es trocken und staubig. Und so heiß! Ihr Kopf fiel gegen eine Schulter. Rauer Wind. Sie war so müde. Sie wurde abgesetzt. Kälte strich über ihr Gesicht. Es war angenehm. Wieder Bewegung. Erbarmungslose Hitze. Dann stockte es. Es wurde kühler. Jemand redete, sie verstand nicht alles. „Temari..... Wer ist....“, männliche Stimme? „Auf Mission... Schlucht... Schrei... sie lag...“ eine Frau. Sie schmiegte sich fester an ihren Rücken. Hier fühlte sie sich sicher. Kapitel 2: Erwachen ------------------- Temari blickte hinunter auf die schlafende Gestalt in ihrem Bett. Diese lag nun seit knapp sechsunddreißig Stunden dort und so allmählich stellte Temari ihre eigenhändige Rettungsaktion doch in Frage. Nicht, dass sie es bereute das hilflose Mädchen mitgenommen zu haben. Auch wenn es eigentlich nicht ihrer Art entsprach wildfremde Personen, egal ob sie einen Zusammenbruch erlitten hatten oder nicht, mit in ihr Dorf zu bringen. Besonders nicht nach der ganzen Aufruhr, die rund um und in Suna, seit geraumer Zeit herrschte. Das Gesetz Fremde ins Dorf zu lassen mal ganz außer Acht gelassen. Nein, dass war nicht der Grund für das mulmige Gefühl in ihrem Bauch. Viel mehr bereute Temari ihren Entschluss das Mädchen, welches sie auf sechzehn – achtzehn Jahre schätze, nicht doch in eine Krankenstation gebracht zu haben. Zwar hatte sich der Chakrafluss ihrer Patientin in den letzten Stunden stabilisiert, aber dennoch schlug das Herz des Mädchens unregelmäßig und ihr Puls war kaum fühlbar. Dazu kam noch, dass das Mädchen bisher außer Luft nichts zu sich genommen hatte und Temari schaffte es auch nicht dies zu ändern. Was bei dieser Hitze nicht gerade für die Gesundheit des Mädchen sprach. Um also zu wissen, dass ihr Körper etwas medizinischer Unterstützung gut gebrauchen könnte, musste man kein gelehrter Arzt sein. Temari seufzte und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Doch sie konnte das Mädchen nicht so einfach ins Krankenhaus bringen. Nicht vor sechsunddreißig Stunden und auch nicht jetzt, sechs Uhr abends. Aber ich kann sie eben so schlecht hier vor sich hin vegetieren lassen. Temari fühlte zum zigsten Mal den Puls der Jugendlichen ab. Viel zu schwach. Der dürre Arm lag schlaff in Temaris Hand. Er wog so gut wie nichts. Das Mädchen kam ihr so zerbrechlich und schwach vor. Wieder dachte sie darüber nach was ihr wohl zugestoßen war. Man landete schließlich nicht ohne Grund in einer so riesigen Felsspalte und schrie sich mit dem letzten Bisschen an Lebenskraft die Seele aus dem Leib. Temari hatte gerade die Mission, dem Hokage eine Schriftrolle mit wichtigen Informationen, bezüglich der Unruhen im Windreich zu überreichen erfolgreich ausgeführt. Sie wollte noch kurz ihren Freunden aus Konoha hallo sagen, ehe sie wieder nach Suna aufbrach. Schließlich durfte sie nicht lange von ihrem Heimatdorf weg bleiben, nicht in einer Zeit in der ihr kleiner Bruder und gleichzeitig der Kazekage Sunagakures sie und jeden anderen Kämpfer des Dorfes dringend brauchte. Als sie sich dann schließlich auch schweren Herzens von ihrem Freund Shikamaru verabschiedet hatte, machte sie sich auf den Weg durch die Wälder. Sie flitzte noch von Baum zu Baum, als es bereits tiefste Nacht war. Und dann, kurz vor der Felswüste hallte der Schrei zu ihr hindurch. Sofort stoppte sie. Ihr Hand umfassten den Fächer. Ohne es wirklich zu begreifen folgte sie der Richtung aus dem der Schrei gekommen war und fand sich vor einer Schlucht wieder, in welcher merkwürdigerweise Wasser zu fließen schien. Sie konnte ein sehr sehr schwaches Chakra spüren. Dann kam Temari der Gedanke, dass es eines der vielen Opfer sein könnte, welche man bis her nur leblos in der Wüste aufgefunden hatte und man nicht wusste wer für deren Tod verantwortlich war. Möglich hätte es ja sein können. Also nahm Temari ihren Fächer und flog mit Hilfe des Windes in die Tiefe. Den Gedanken, dass sie geradewegs in eine Falle flog, schob sie gekonnt beiseite. Unten angekommen behielt sie ihren Fächer noch eine Weile in der Hand, doch sobald sie merkte, dass sie nur vor einem zusammengebrochenem Mädchen stand und sich sonst keiner hier unten aufhielt, steckte sie ihn wieder zurück. Temari bemerkte schnell, dass das was hier vor ihr lag kein Opfer war wie die anderen Pechvögel, die tot in der Wüste verwest waren. Sie entsprach ganz einfach nicht dem typischen Opferschema, welches sich die Täter für ihre Missetaten aussuchten. Aber sie könnte vielleicht etwas beobachtet haben... Falls ja, wäre das die erste größere Chance zur Aufklärung der Morde. Temari untersuchte vorsichtig das Mädchen. Es war wie von ihr erwartet total unterkühlt, eisig kalt. Durchnässt und am Ende ihrer Kräfte, aber immerhin schien sie keine schwerwiegenden Verletzungen zu haben. Doch das Chakra von ihr machte Temari irgendwie zu schaffen, es fühlte sich merkwürdig an. So etwas hatte Temari noch nie zuvor gespürt. Vielleicht war sie ja gefährlich und Temari sollte froh sein, dass sie im Augenblick keine Gefahr darstellte. Ohnehin waren die Sicherheitsmaßnahmen in ihrem Dorf so stark verschärft worden, dass es verboten war für jeden ohne Dorfangehörigkeit in Suna einzumarschieren. Nur die engsten Vertrauten des Kazekage durften mit einem Besucherrecht rein und selbst das nur mit einem triftigen Grund. War sie also vielleicht eine von denen, die man um jeden Preis von Suna fernhalten wollte. Das Wohlergehen des Dorfes lag ihr sehr am Herzen, fast so sehr wie das ihrer beiden Brüder. Falls das alles also wirklich ein Trick sein sollte, damit ihre Feinde ins Dorf vordringen konnten, würde sie sich das niemals verzeihen können. Temari war hin und her gerissen, dachte scharf nach, konnte es sich aber letztlich nicht vorstellen. Das Mädchen sah zu unschuldig aus. Aber selbst wenn sie sie mitnehmen würde, würde sie dem Mädchen eine Hilfe sein? Das Krankenhaus Sunas war für sie tabu, man würde die Fremde zu 90% sofort raus werfen wollen, wenn man Wind davon bekäme, dass sie keine von ihnen wäre. Sie in ein anderes Dorf zu bringen, welches nicht Suna unterlag stand außer Frage. Temari hinkte jetzt schon ihrem Zeitplan hinterher. So weit käme es ja noch, für eine Fremde ihr Dorf im Stich zu lassen! Eine ärztliche Behandlung stand daher auch nicht zu Verfügung. Das einzige was Temari ihr anbieten könnte wäre also ein warmes Bett. Soweit sie es denn schaffte sie unbemerkt in ihr Zimmer zu bekommen. Was nicht gerade einfach war, wenn man im selben Anwesen wohnte wie der Kazekage. Überhaupt, wieso sollte sie sich wegen einer ihr völlig Fremden in Schwierigkeiten bringen? Gut, sie einfach hier liegen zu lassen war schon etwas grausam, aber... war das Mädchen selbst Schuld, wenn sie nicht auf sich aufpassen konnte.... Letzten Endes hatte Temari sie Huckepack durch die Wüste getragen. Den Rucksack, der neben dem Mädchen gelegen hatte, hatte sie davor noch grob durchgewühlt, doch nichts wirklich aufregendes gefunden (eine leere Wasserflasche, Seile, Trockenfleisch, ein paar Kleidungsstücke.... nichts besonderes), also hatte sie ihn einfach liegen gelassen. Anstrengend genug war der Weg so oder so schon genug. Trotzdem hatten sie nur einmal über Nacht in einem Unterschlupf eine Pause einlegen müssen, da ein Sandsturm aufkam. An den Mauern Sunas dann, einem Teil wo sie sich eigentlich sicher war, unbemerkt vor den Wachen zu bleiben, hatte sie dann sofort einen Herzeinfakt bekommen, als sie mit Kankuro, ihren zweiten jüngeren Bruder zusammenstieß. Der war, von ihrer Zivilcourage nicht sonderlich angetan, abgegangen wie eine Rakete. Es glich an ein Wunder, dass keiner diese Diskussion mitbekommen hatte. Er meinte, dass wäre das dümmste, unverantwortlichste gewesen was Temari jemals getan hätte. Recht hatte er ja. Doch irgendwie (, vielleicht auch wegen der schwächlichen Erscheinung der Weißhaarigen auf ihrem Rücken) hatte sie es geschafft ihn soweit zu kriegen, dass er erst einmal dicht hielt. Dabei hatte er jedoch noch stark betont, dass er zwar nichts ausplaudern würde, aber er auch nicht lügen würde. Außerdem würde er Temari bei der kleinsten Auffälligkeit verpfeifen. Und das wäre dann wohl ihr Todesurteil. Da der Kazekage und die Ratsmitglieder wie neuerdings fast jeden Tag eine wichtige Besprechung hielten, Temari konnte sich denken worüber und die meisten Ninjas für die erhöhte Sicherheitsstufe draußen gebraucht wurden, gelang es Temari ihr Zimmer unbemerkt zu erreichen. Da stand die Sonne bereits weit oben. Bis jetzt schien, außer Kankuro und ihrer Wenigkeit, auch noch keiner etwas über die Fremde in Temaris Bett Bescheid zu wissen. Sobald das Mädchen aufwachen würde(, wenn sie das denn überhaupt noch mal tat), würde sie sich ein neues Bild von ihr machen und abschätzen, ob sie nun eine Gefahr für das Dorf war oder vielleicht sogar eine gut zu gebrauchende Zeugin. Bei letzterem würde Temari höchstwahrscheinlich freudig in die Luft springen und sofort Bescheid geben. Doch bis dahin müsste sie erst einmal abwarten. „Da habe ich mich ja in ein ziemliches Schlamassel mit dir begeben.“,wisperte Temari zu der Schlafenden. Ein weiteres Mal an diesem Tag setzte sie ein Glas Wasser an die Lippen des Mädchens. Vergebens. Es lief ihr nur aus den Mundwinkeln wieder heraus. Temari seufzte abermals. Dann ließ sie das Mädchen wieder allein. „Es wurden noch fünf weitere Leichname in der Wüste aufgefunden. Alle wurden auf die gleiche Weise ermordet und ebenso wiesen alle das typische Schema auf, nach dem die Täter bei ihren Opfer vorzugehen scheinen. Wie immer konnte man leider keine Spuren, die auf die Mörder zurückzuführen wären, auffinden. Die ANBUs sind zwar noch unterwegs, aber man geht nicht von einer erfolgreichen Wiederkehr aus, hinsichtlich der wenigen Anhaltspunkten, die ihnen zur Verfügung standen. Außerdem...“ Das Ratsmitglied ratterte alle Informationen monoton herunter, doch der Kazekage konnte erkennen, wie sich auf dessen Stirn schon vereinzelte Schweißtröpfchen bildeten. Ganz sicher fühlte sich der ältere Herr nicht gerade wohl dabei, immer nur schlechte Nachrichten überbringen zu können und der Tatsache, dass sich dies wohl auch fürs Erste nicht ändern würde machte es auch nicht gerade besser. Fünf weitere Tote. Den Bildern nach zu urteilen, die vor dem Kazekage ausgebreitet lagen hatte der oder hatten die Täter ein ordentliches Schlachtfest veranstaltet. Schon wieder. Wie immer in unregelmäßigen Abständen zu den vorherigen Taten, so dass es kein Muster zu erkennen gab. Aber es musste doch irgendetwas geben, wenn auch nur eine Kleinigkeit! Was übersehen wir nur? Die massakrierten Frauen auf den Aufnahmen waren nahezu identisch zu ihren Vorgängerinnen. Nicht das man es in ihrem jetzigen Zustand noch erkennen würde, aber auf Bildern, auf denen ihnen keine Innereien oder Gliedmaßen fehlten, war die Ähnlichkeit der Frauen verblüffend groß. Doch wie gesagt war das vor ihrer Abschlachtung der Fall gewesen. Denn sobald sie aus dem Dorf entführt worden waren und man den armen Frauen das Innere nach Außen gekehrt hatte, war ja nicht mal mehr das Geschlecht zu erahnen gewesen. Bericht und Fotos verschwanden wieder in der Mappe. Der junge Kazekage in der weiß-blauen Robe stöhnte innerlich genervt auf. Diese Versammlung war die reinste Zeitverschwendung. Sie waren kein Stückchen in dieser Sache vorangekommen und durch das Austauschen von Informationen, die mittlerweile jeder Anwesende im Raum kannte, legten nur da, dass es überhaupt nichts gegen die Angreifer zu machen gab. Eine wirklich große Hilfe war das und auch noch so aufbauend! Sie konnten nur versuchen die Bewohner Sunsas und der der umliegenden Dörfer durch höhere Vorsichtsmaßnahmen zu schützen. Na ja, und selbst diese Vorkehrung hatte sich ja nicht als eine wirklich gute erwiesen. Die Zahl der Opfer wuchs weiter. Ebenso war bisher jede Suche der ANBUs ohne Erfolg gewesen. Wie könnte es auch anders sein, wenn man keine Ahnung hatte, wie man nach etwas suchen sollte, wo man noch nicht einmal wusste was es eigentlich war. Wer weiß, vielleicht wurden die Körper der Toten ja auch durch irgendwelche wilden Tiere, Bestien, so zugerichtet, dass man kaum noch deren Identität feststellen konnte und sich einen Spaß daraus machten den Kazekage in den Wahnsinn zu treiben... und außergewöhnliche Fähigkeiten darin besaßen jegliche Spuren, die auf ihr Dasein zurückzuführen wären zu verwischen und eine Vorliebe für ältere Frauen haben... ja, genau, dass muss es sein.... Langsam machten die ganzen Vermutungen und Überlegungen den Kazekage verrückt. Schließlich war alles hierbei möglich, man stand auch nach fast vier Monaten noch am Anfang. Würde der Kazekage nicht mit den ganzen Ratsmitgliedern hier im Versammlungssaal sitzen, würde er sich jetzt durch die blutroten Haare fahren und vor Wut, Frustration, Verzweiflung und.... möglicherweise auch Angst, Angst um sein Dorf aufschreien. Er fühlte sich total nutzlos und schuldig, da er sein Dorf nicht richtig beschützen konnte. Und schwach... ja er fühlte sich so unfassbar schwach, trotz seiner enormen Stärke und Macht in seiner Position als Kazekage. Wahrscheinlich rührte das auch daher, dass er seit nun knapp einer Woche kein Auge mehr zu getan hatte. Kaum zu glauben, dass er früher Jahre, ohne zu schlafen ausgekommen war. Er war heute zwar auch nicht gerade ein Langschläfer, aber immerhin tat er es für gewöhnlich in ausreichend gesunden Mengen. Für gewöhnlich. Der Kazekage dachte trotz allem nicht daran sich auszuruhen und konzentrierte sich wieder auf die Worte des Ratsmitgliedes. „..., es könnte also jeder sein. Vielleicht befindet sich dieser Jemand sogar in unseren eigenen Reihen.“ Eine Falte bildete sich zwischen den hauchdünnen Augenbrauen des Kazekage und er legte das Kinn auf seine gefalteten Hände. Die Vorstellung, dass ihn jemand betrog missfiel ihm sehr, doch es war gut möglich, da sich so nämlich auch erklären würde, wieso man keine Hinweise der Täter fand. Ein Verräter, der sich gut genug mit dem Vorgehen Sunas bei so einer Angelegenheit auskannte, wüsste auch leichter wie man unentdeckt blieb. „Daher ist es sehr wichtig die Sicherheitsstufe und die Barrikade, dass niemand ohne triftigen Grund, das Dorf verlassen darf oder Außenstehende eingehen dürfen, aufrecht zu erhalten.“ War Kankuro, der die ganze Zeit hinter dem Kazekage stand zusammengezuckt, oder hatte dieser sich das nur eingebildet? „Das...“, Räuspern, „...waren dann auch alle neuen Erkenntnisse, die es mitzuteilen gab.“ Anscheinend war dem Ratsmitglied gar nicht mehr gut zumute, besonders weil die stechenden grünen Augen des Dorfherren ihn fixierten. Dieser nickte nun kaum merklich. „Die ANBUs werden morgen von ihrer Mission zurückgekehrt sein, hoffen wir auf neue Hinweise. Barrikade und Sicherheitsstufe werden aufrecht erhalten.“ Kurz und knapp. Die Stimme ließ wie immer keinen Widerspruch zu. Alle nickten einstimmig. Damit war die Versammlung geschlossen. Aus Kankuros Gesicht war jegliche Farbe gewichen. Die Situation war ernst, sehr ernst, dass wusste er nur all zu gut. Man sollte gerade jetzt nicht gegen die Vorschriften verstoßen, schon gar nicht wenn man in so nahem Kontakt mit dem Gesetz stand. Wieso hatte er Temari also überhaupt mit dieser Fremden in das Dorf gelassen? Er war doch extra zu dieser Stelle der Mauer gegangen, weil er wusste, dass dort nur vereinzelt Wachen entlang spazierten und er deswegen diese kleine Sicherheitslücke schließen wollte. Und dann ist er derjenige, der die Barrikade öffnet? Gott, Kankuro fühlte sich richtig mies und er hoffte seiner Schwester ging es mindestens genau so. Wie konnte sie, als die Älteste von ihn Dreien nur die Verantwortungsloseste sein? Sie war doch sonst nicht so. Lag es wirklich nur an der Erscheinung des Mädchens? Das wäre ziemlich naiv und idiotisch, auch wenn Kankuro zugeben musste, dass sie wie ein Engel ausgesehen hatte. Ein ziemlich erschöpfter Engel. Doch die Gesetze des Kazekage einfach so zu umgehen? Ob er wohl auch so reagiert hätte, wie seine Schwester? Doch noch ehe er weiter darüber nachdenken konnte wurde er von einer tiefen, autoritären Stimme aus seinen Gedanken gerissen. „Stimmt etwas nicht, Kankuro?“ Kankuro bemerkte erst jetzt das alle Ratsmitglieder den Raum verlassen hatten. Nur noch sein kleiner Bruder und er waren im Raum. „Ich werde aber garantiert nicht lügen, wenn es drauf ankommt!“ Ja, dass hatte er seiner Schwester noch deutlich klar gemacht, bevor sie abgedüst war. Er musste ihm die Wahrheit sagen, denn es stimmte tatsächlich etwas ganz und gar nicht. „Gaara... Hör zu...“ Der junge Kazekage hatte Gott sei Dank seinen Hut abgesetzt, dieser legte nämlich ansonsten immer einen bedrohlichen Schatten über seine Augen und ließen das Grün in diesen wie das eines Smaragdes aufleuchten. Es war ja jetzt schon schwer genug ihm in die Augen zu sehen. „Weißt du, du wirst sicher lachen, wenn ich dir das sage, aber...“, Gaara zog eine kaum zu erkennende Augenbraue hoch, „...das ist echt witzig, weil wir auch noch gerade eben darüber gesprochen haben und...“ Kankuro kam immer mehr ins straucheln, war sich seiner Entscheidung nicht mehr ganz so sicher. Gaara würde sicherlich ausrasten, das Vertrauen wäre auch angekratzt und das alles nur wegen einem Mädchen, was sicherlich nicht einmal eine Bedrohung darstellte? Andererseits hatte er das allergrößte Recht es zu erfahren. Alles Temaris Schuld! „Komm endlich zum Punkt.“, forderte Gaara ihn schon leicht gereizt auf. Kankuro atmete tief ein und aus. „Es tut mir echt Leid, dass ich dir erst jetzt davon erzähle, aber Temari...“ Ein angenehm kühler Lufthauch auf ihrem Gesicht. Es roch seltsam. Staubig und trocken. Sie schlug die Augen auf und fand sich in einem Zimmer wieder was sie nicht kannte. Ihre Augen gewöhnten sich schnell an das Halbdunkel und schauten sich um. Sie lag in einem fremden Bett, es war kein Ehebett, aber auch kein Einzelbett, irgendwas da zwischen. Ein Wandschrank war auf der gegenüberliegen Seite, an seiner Mitte befand sich ein Spiegel, in dem sie sich schemenhaft erkennen konnte, wenn sie ihren Kopf anhob. Sie richtete sich weiter auf und stützte sich auf ihren Unterarmen ab. Links von ihr befand sich noch eine kleine Kommode, über der ein weiterer Spiegel hing. Davor stand ein Stuhl. Wo...? Auf einmal streifte etwas ihren rechten Arm. Sie zuckte davor zurück und ihr Kopf fuhr herum. Das hatte zur Folge, dass sich alles um sie herum drehte und sie leicht aus dem Gleichgewicht kam. Ein hauchdünner Vorhang hatte sich in einem Windstoß einer offen stehenden Glastür aufgebauscht und es bis zu ihrem Bett geschafft. Noch eine Weile beobachtete sie dies wie hypnotisiert. Dann schlug sie die Decke zurück und setzte sich auf die Bettkante. Außer dem Rascheln des Stoffes war nichts zu hören. Sie stütze die Ellenbogen auf den Knien und legte ihr Gesicht in die Hände, fuhr mit den Fingern über die Lider und den Nasenrücken. Sie hatte keine Erinnerung mehr, wie sie aus der Felsspalte in dieses Bett gelandet war. Mit den Fingerspitzen fuhr sie sich angespannt durch die verfilzten Haare und löste die klebenden weißen Strähnen von ihren Wangen. Wie bin ich hier her gekommen? Doch dann kamen ihr die hallenden Schritte wieder ins Gedächtnis. Sie schnippte innerlich mit den Fingern und das Aha-Elerbnis kam. Also hatte ihr letzter Hilferuf seinen Zweck erfüllt. Sie fand es im Nachhinein noch viel beschämender, sie hatte zuvor noch nie jemanden um Hilfe gebeten. Tzz.. das hatte sie doch auch gar nicht nötig gehabt! Sie blickt in den Spiegel des Wandschrankes um den Schaden darin zu begutachten, aber auch um sich abzulenken. Die Jugendliche, welche ihr entgegen blickte, ließ sie scharf die Luft einsaugen. Ihre Frisur war das Schlimmste! So weit man das noch so nennen konnte. Die sonst so geschmeidige, schneeweiße Mähne, die ihr gewöhnlich wie eine Wolke bis zur Mitte ihres Rücken fiel, sah aus wie ein totes Tier. Beschwörend wanderten ihre Hände um dieses Etwas auf ihrem Kopf. Das war echt heftig! Selbst nach ihrer Flucht durch einen Urwald und einem langen, auf den Boden herunter-rollenden-Sturz, der mit einem Schlammbad geendet hatte, hatte ihre Haare nicht so zurichten können. Selbst ihre perfekt geschwungenen Augenbrauen waren durcheinander geraten. Ihr schöner Wimpernkranz war auch Geschichte und das Blau, was er umgab wirkte trüb und fahl. Lediglich waren ihre Augenringe so gut wie verschwunden und die Blässe durch einen gesünderen hell Ton ersetzt worden. Die gerade, schmale Nase war auch noch ganz. Ihre Zunge befeuchtete die trockenen, aufgesprungenen Lippen. Es schmeckte salzig und da war auch wieder dieses trockene staubige Etwas. Jetzt drehte sie ihren Körper ebenfalls ein wenig in die Richtung des Spiegel und erkannte, dass sie immer noch die gleichen Sachen trug wie vor ihrer Rettung. Der dunkelblaue Pullover ließ eine ihrer Schultern frei und hing quer über ihr Schlüsselbein. Er hatte mehrere kleine Löcher, manche waren auch von einem verkohlten Rand umgeben. Der Riss am rechten Ärmel war natürlich auch noch da. Den kann ich wohl in die Tonne kloppen. Der Hüftgurt war bloß ein wenig verrutscht. Ihre etwas hellere Hotpants hatte zu ihrem Glück nur eine ordentliche Wäsche nötig. Schließlich besaß sie nicht gerade viele Kleidungsstücke, die meisten waren auf ihren vielen Reisen abhanden gekommen oder wie ihr Pullover nicht mehr zu gebrauchen gewesen. Ich sollte wohl froh sein, dass man mich so überhaupt mitgenommen hatte, dachte sie und schnitt der Mizuki im Spiegel eine Grimasse. Zuallererst musste Mizuki trinken. Der Schwindel und die Tatsache, dass sie von ihrer neuen Umgebung überrumpelt wurde, hatten den Durst nur kurzzeitig unterdrücken können. Denn jetzt bemerkte sie, wie rau ihre Kehle bei jedem Schlucken war und wie ihre Zunge schwer am Gaumen klebte. Sie war total ausgetrocknet! Wie lange hatte sie wohl hier gelegen? Als Mizuki sich nun vollends aufrichten wollte, knickten ihre Beine leicht ein und sie erzitterte vor Anstrengung, doch sie schaffte es irgendwie nicht umzukippen. Das gesichtete Wasserglas auf der Kommode erreichte Mizuki sogar relativ schnell. Es war ein gutes Gefühl hier wenigstens etwas Flüssiges außer salzigen Schweiz auffinden zu können, denn das war das einzige gewesen, was Mizuki bisher gespürt hatte. Die eine Hand Halt gebend auf der Kante, griff sie mit der anderen nach dem Glas. Mit einer fast unbändigen Vorfreude auf einen kalten Schluck Wasser, der ihr das Gefühl geben sollte, wie einer vertrockneten Blume beim ersten Regen des Sommers, umfasste sie das Glas. Es war heiß. Mizuki stöhnte frustriert auf, kippte sich aber dennoch alles in einem Schluck runter. „Bahhh...“ Sie schmatze und streckte dann angewidert die Zunge heraus. Das Wasser hatte nicht nur die Temperatur eines Tees, es schmeckte auch noch total pelzig. Als sie dann noch ihr Spiegelbild sah schüttelte sie sich. Mizuki war gerade mal ein paar Minuten in ihrem - so dachte sie jedenfalls - neuem Zuhause und sie konnte es jetzt schon nicht leiden. Dabei war sie noch nicht einmal aus dem Zimmer gekommen. Zugegeben, sie sollte sich nicht beklagen, sie wurde gerettet, dass wusste sie selbst. Doch es war so staubig und trocken und so unfassbar stickig in diesem Raum, dass sie einfach nicht anderes konnte, als herum zu jammern. Außerdem ging es ihr immer noch ziemlich beschissen, also was soll's? Rücklings gegen die Kommode gelehnt, beide Hände stützend auf der Kante nahm sie alles zum zweiten Mal in Augenschein. Ihre Stiefel fand sie links von sich, neben einer Tür in einer Ecke. Auf der Seite des Raumes, gegenüber ihres Bettes, erspähte sie noch eine weitere Tür gleich neben dem Wandschrank. Am anderen Ende von ihr aus gesehen war die Glastür. Sie ließ ihren Blick immer wieder über den hölzernen Boden und den komischen sandfarbigen Felswänden gleiten. Irgendetwas fehlt. Mizuki tastete nach dem Gürtel, sah zu den Stiefeln, strich über den zerrissenen Stoff ihrer Kleidung. Glitt mit ihren Handflächen über Bauch, Hüfte und dann langsam zum Rücken... Urplötzlich riss sie weit die Augen auf, fuhr über ihre gesamte Rückseite. Nun war auch das letzte Bisschen Grau aus ihrem Verstand verschwunden. Wo ist er?! Leicht taumelnd ging sie im Zimmer umher, duckte sich sogar und schaute unter dem Bett nach. Aber da war nichts, außer noch mehr Staub. Panisch riss sie die Tür neben dem Wandschrank auf. Es war die Tür zum Badezimmer. Ihr Blick glitt über Toilette, Waschbecken, eine Badewanne mit Duschkopf und einem Fenster. Mizuki durchsuchte auch kurz diesen Raum, konnte aber nur feststellen, dass hier der Boden nicht so staubige Kacheln besaß. Sie krallte ihre Nägel in die Kopfhaut und winselte fast wie ein kleiner Hund. Kniff ihre Augen zusammen. Ich hatte ihn ganz sicher bei mir! Ohne die Badezimmertür wieder zu schließen lief sie auf den wirbelnden Vorhang zu. Atmen! Sie bekam hier drinnen keine Luft mehr. Die stickige Luft war für Mizuki mit einem Mal unerträglich geworden. Wild schlug sie den Vorhang von sich, um durch die Glastür auf den Balkon hinaus zu schlüpfen. Frische, klare Luft drang zu ihr hindurch – zumindest verglichen, mit dem was sie davor hatte. Ihre nackten Sohlen traten auf kühle Fliesen, auf denen etwas feinkörniges lag. So dünn, dass man es kaum bemerkte. Schnaufend schlug sie die Balkontür zu. Sonnenlicht blendete sie kurzzeitig. Sie blinzelte mehrmals, bis die schwarzen Punkte vor ihren Augen verschwanden... Nur um gleich darauf einen gigantischen Schock einzukassieren. Mizuki erstarrte. Aus Armen und Beinen, die eben noch voller Hingabe den Weg ins Freie zugänglich gemacht hatten, war jegliche Bewegung entwichen. Oh. Mein. Gott. Ihre Augen wurden so groß, dass man Angst darum haben müsste, sie würden aus den Höhlen springen. Ihre Kinnlade klappte hinunter. Nein, nein, nein, nein, nein... Versteift umfasste Mizuki das Geländer. Sackte in sich zusammen. Vor ihr erstreckten sich unzählige Gebäude, alle besaßen eine runde Fassade ohne Ecken und Kanten und waren allesamt aus dem selben Material erbaut worden. Sand überzogenes Gestein. Und doch unterschied sich jedes einzelne von ihnen. Manche waren groß und schmal, andere klein und massiv, weitere verfügten über eine riesige Kuppel als Dach. Zwischen diesen Bauten schlängelten sich schmale, wie auch breite Wege hindurch. Es war alles so verzweigt, man konnte gar nicht feststellen, welcher Weg nun wohin führte. An wenigen Stellen liefen noch vereinzelte Menschen umher, doch auch diese verschwanden allmählich in ihren runden Heimen. In weiter Ferne ragte eine gewaltige Felswand in die Höhe. Eine Mauer die das Das Dorf einkesselte. Für Mizuki wirkte sie bedrohlich. Genua so wie die untergehende Sonne, die alles in flammende Rottöne tauchte. Schnell richtete sich ihr Blick starr auf den lauwarmen Boden, der wie sie jetzt wusste von einer feinen Sandschicht überzogen war. Sie beobachtete wie sich ihre Zehen probierten in den Untergrund zu graben. Wippte dabei vor und zurück, vor und zurück... So saß Mizuki nun also zusammengekauert auf dem Balkon ihrer unbekannten Retterin, die Stangen des Geländers mit schwitzenden Händen umklammert und wiegte sich wie eine Geisteskranke, die kläglich versuchte sich selbst zu beruhigen im Flimmern der Sonne und merkte so gar nicht, wie die Zimmertür mit voller Wucht aufgestoßen wurde. Mizuku konnte in diesem Augenblick nur an eines denken: Weg hier! 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