Dark Angel von Julianama (dark soul) ================================================================================ Kapitel 6: 8 und 9 ------------------ Kapitel 8 Nun standen sie beide hier, in einer Seitengasse im heruntergekommensten Teil der Stadt und blickten die Mauer an. Vor genau 5 Minuten hatte Yumi sie in diese Gasse geführt und mit seinem Zeigefinger gegen die Wand getippt. Trotzdem war nichts passiert. Etwas skeptisch blickte Azemi hinauf zu Yumi, welcher sich mit gerunzelter Stirn am Nacken kratzte: „Ich habe keine Ahnung, warum es nicht funktioniert! In der richtigen Seitengasse sind wir auch. Warum funktioniert es dann nicht?!“ Fluchend hob Yumi das Bein und trat mit voller Wucht gegen die Wand, aber erstaunlicher Weiße gab dann nicht das Bein, sondern die Wand nach und ein verdutzter Yumi flatschte durch das Portal. Zum Glück hatte Azemi noch rechtzeitig reagiert und sich an Yumi festgehalten. So standen sie nun beide auf der anderen Seite des Portals inmitten eines riesigen Urwaldes. Staunend ging Azemi auf eine Pflanze zu. So etwas hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen: Die Blätter waren so groß wie er und auch die Blüten waren nicht gerade klein. Allgemein war hier alles riesig und sie beide dagegen winzig. Vorsichtig setzte sich Azemi auf eines der Blätter der Pflanze, um einen besseren Überblick zu haben. „Azemi! Komm da lieber wieder runter! Ein Teil davon sind fleischfressende Pflanzen.“ Erschrocken und aus Panik, die Pflanze, auf der er saß könnte versuchen ihn zu fressen, wollte er ruckartig aufstehen. Leider hatte er nicht bedacht, dass er keinen festen Boden unter den Füßen hatte und kippte nach hinten über den Rand des Blattes. Vor Angst gelähmt schloss Azemi im Fall die Augen. Er wollte jetzt noch nicht sterben! Er hatte doch noch sein ganzes Leben vor sich! Doch der Aufschlag auf den Boden war weicher als gedacht. Ein leichter Duft von Blumen stieg ihm in die Nase und er hörte jemanden laut atmen. Vorsichtig öffnete er die Augen und fand sich Nase an Nase mit Yumi der ihn mit erleichtertem Blick in die Augen schaute. Azemi verlor sich prompt in ihnen und er stellte sich die Frage, ob das satte Grün seiner Iriden schon immer so geleuchtet hatte und wie wohl seine Lippen erst… Er konnte es nicht verhindern. Er verspürte plötzlich den Drang danach, es herauszufinden. Vorsichtig bewegte er seinen Kopf nach vorne und blickte etwas verunsichert, doch Yumi schien überhaupt nicht zu reagieren, außer dass seine Augen einladend leuchteten und er die Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen hatte. Also schob er alle Zweifel in die hinterste Ecke seines Verstandes und schloss die Augen. Wenig später fühlte er Yumis weiche Lippen auf seinen, die sich auch sofort gegen seine bewegten. Azemis Herz machte einen großen Hüpfer und schien unentwegt immer schneller zu schlagen. Als jedoch Yumi mit seiner Zunge über seine Lippen fuhr und um Einlass bat, befand er sich wieder in der Realität und zog schnell seinen Kopf zurück. Damit Yumi den leichten Rotschimmer nicht sah drehte er sich zur Seite und konnte so den leicht wehmütigen Blick Yumis nicht sehen. „Ich denke, wir sollten langsam weiter gehen“, sagte Azemi und blickte auf den Boden. Er konnte Yumi nicht mehr in die Augen sehen. Er schämte sich, seine Gefühle so offen gezeigt zu haben, vor allem Gefühle welche er schon so lange unterdrückt hatte. Sie waren ihm peinlich. Und sich selbst einzugestehen, dass er für Yumi mehr als nur Freundschaft empfand, war auch nicht so leicht. „Ja, du hast Recht, hier in der Nähe wohnt ein Freund von mir. Am besten wir gehen auf direktem Weg zu ihm und fragen ihn um Rat. Von ihm kannst du außerdem auch mehr über den versiegelten Dämon in dir erfahren. Also los komm. Am besten du nimmst meine Hand, los, nicht so schüchtern.“ Leicht lächelnd nahm er Azemis Hand und zog ihn hinter sich her. Kapitel 9 Yumi hatte Recht behalten, innerhalb weniger Minuten waren sie aus de, Urwald hinaus auf eine Lichtung getreten, in deren Mitte ein großes Gebäude stand. Mit großen Augen starrte Azemi auf das Gemäuer und konnte sich gar nicht mehr daran sattsehen. Es war in einen nicht gerade kleinen Felsen geschlagen worden. Jede Wand und jeder Turm war mit feinsten Ornamenten verziert. Statuen sagenhafter Geschöpfe reckten ihre Hälse gen Himmel oder bewachten die Eingangspforte. Das Schönste an allem aber waren die Treppen und Gänge die außerhalb zu verlaufen schienen und jeden Abschnitt miteinander verbanden. Wilde Pflanzen wucherten das Gemäuer empor und der kleine Garten war gepflegt. Jetzt war Azemi erst recht neugierig auf den Freund Yumis und rutschte somit hibbelig auf seinem Stuhl hin und her. „Ah, Yumi, schon dich zu Sehen, was verschafft mir die Ehre des Besuches eines so hohen Engels?“ Fragend blickte ihr Gastgeber zwischen ihnen hin und her und erkannte an Yumis Blick, dass er etwas Falsches gesagt hatte. „Hast du es ihm denn nicht erzählt?“ „Nein, ich hatte es eigentlich noch vor es ihm heute in Ruhe zu erklären, nachdem du ihm auch erklärt hattest, welches dämonisch Wesen in ihm lebt“, antwortete Yumi und sein Blick war gar kein Ausdruck zu der kochenden Wut in seinem Inneren. „Dann tut es mir leid dich so verwirrt zu haben, mein junger Freund, mein Name ist Alkan und du musst sicher Azemi sein?“ etwas verstört nickte der angesprochene. „Gut. Also unser Freund Yumi ist ein Engel, ein Gesanter Gottes und du, bist ein Wesen der Dunkelheit. Soweit verstanden?“ Wieder nickte Azemi nur. „Ok. Das Wesen, dass in dir schlummert nennen wir „Noir“ was in eurer Sprache bedeutet Schwarz. Es heißt deswegen so, da seine Aura sogar noch schwärzer als die Nacht oder Dunkelheit ist und sogar Satan in den Schatten stellt. Wir glauben, du trägst einen Teil Satanels in dir, der angeblich vor 1000 Jahren in 7 Teile zersplittert sei. Da die Hölle angefangen hatte, wie wild nach den verbleibenden teilen zu suchen, scheinen sie nun hinter dir her zu sein. Ein Teil Satanels hatte wohl deine menschliche Hülle entdeckt und sich in dir eingenistet. Jedes Wesen hat seine eigene Aura, doch du scheinst als kleines Kind schon eine sehr dunkle, traurige Aura gehabt haben, deswegen konnte er sich auch so leicht einnisten. Doch jetzt, da du älter und größer wirst, jedoch auch Satanels Bruchstück mitwächst, scheint dein Körper ihm nicht mehr groß genug zu sein. „Noir“ tritt immer weiter nach außen hindurch und sickert so langsam durch deine Persönlichkeit nach außen. Ich denke du hast bereits gemerkt, dass du dich zu verändern scheinst? Wenn wir also „Noir“ nicht schnell genug unter Kontrolle bekommen, wird er dich voll und ganz übernehmen. Aber die Zeit läuft uns langsam davon und ich kenne noch keine Möglichkeit dir zu helfen. Ich denke wir sollten so schnell wie möglich den großen Rat einberufen und uns beraten. Solange fühlt euch ganz wie zu Hause und wenn sich sein Zustand verändern sollte, überbring mir dann sofort eine Nachricht!“ Mit diesen Worten wandte Alkan sich ab und ließ Azemi und Yumi allein. Im Nachhinein betrachtet kam Azemi Alkans Erscheinungsbild etwas sonderbar vor. Er war eine große, schlanke Person mit spitzen Elfenohren und langen, geflochtenen Haaren. Doch ihre Farbe war etwas sonderbar: Sie waren bläulich! Seine Augen strahlten Ruhe aus und waren wie seine Haare blau. An sich war an ihm nichts Besonderes, wäre er nicht genauso ein Schönling wie Yumi. Vielleicht hätte er doch den Erzählungen berühmter Schriftsteller mehr Glauben schenken sollen, dass Elfen, Engel, Dämonen etc. traumhaft schöne Erscheinungen waren. Da konnte man glatt neidisch werden. Aber vor allem hatte ihn umgehauen, dass Yumi wirklich ein Engel war, aber warum hatte er ihm nichts davon erzählt? Azemi schüttelte langsam den Kopf. Natürlich, weil er ihm nicht geglaubt hätte. Vorsichtig schielte er zu Yumi rüber, der unglücklich mitten im Raum stand und vor sich hin starrte. Ok, es war für Azemi etwas blöd gewesen so von Yumis und seiner Identität zu erfahren (über seine eigene wollte er sich erst später den Kopf zerbrechen), aber deswegen musste er nicht gleich den Trauerkloß raushängen lassen. Azemi war Yumi nicht böse. Zumindest nicht direkt. Ganz im Gegenteil, seine Faszination gegenüber Yumi war nur noch weiter gestiegen. Er wollte nur noch mehr über seine Vergangenheit herausfinden und eine Sache interessierte ihn besonders: Wie war Yumi gestorben? Lächelnd schritt Azemi langsam auf Yumi zu, welcher immer noch nervös auf seiner Lippe herumkaute. „Yumi, es ist ok, dass ich’s so erfahren habe. Es war zwar ein Schock, aber ich nehme es euch beiden nicht übel. Also zieh nicht so ne Schnute und lächle wieder“, sagte Azemi und zog Yumis Mundwinkel zu einem verzerrten Grinsen nach oben, woraufhin Yumi auch prompt Lachen musste. „Na also, geht doch.“ „Du bist nicht sauer“, fragte Yumi unsicher, woraufhin er nur einen leichten Klapps auf den Hinterkopf bekam und Azemi ihn freundlich anlächelte. „Nein, natürlich nicht. Hab ich doch gesagt. Aber ich habe einige Fragen an dich, die du wohl oder übel beantworten musst, aber erst später, ich will noch ein wenig die Gegend erkunden.“ Entschlossen packte er also Yumis Hand und schleifte ihn hinter sich her. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)