Wie die Zukunft wird von kateling ================================================================================ Kapitel 46: Wie die Zeit vergeht -------------------------------- Kapitel 46: Wie die Zeit vergeht Seto hielt sich tatsächlich an die Vorschriften des Arztes. Er verbrachte viel Zeit zuhause gemeinsam mit Jessie. Sicher waren die Erlebnisse jenes Abends in London nicht einfach an ihm vorbei gegangen. Oft wachte er nachts nach Alpträumen Zitternd und total verschwitzt auf. Dann ging Jessie ihm einen Tee machen, während er duschte und danach kuschelte er sich eng an Jessie wieder unter die Decke und sie las ihm etwas aus dem Märchenbuch vor. So einfach war es mit den physischen Verletzungen allerdings auch nicht. Seto hasste die Krücken an denen er gehen musste und verfluchte den Physiotherapeuten, der alle zwei Tage zur Therapie vorbeikam. Manchmal musste Jessie alle ihre Überredungskünste einsetzen um ihn zum Mitmachen zu bekommen. Dabei war es weder die Therapie noch der Therapeut der ihn bei der ganzen Geschichte störte, sondern die einfache Tatsache dass er vieles nicht selbst machen konnte und vor allem, dass er Jessie nicht helfen konnte. Denn alles hatte sich verändert seit einem tristen Dezembernachmittag. Jessie kam von einem Arztbesuch zurück, seit der Entführung war ihre Periode ausgeblieben. Der Arzt hatte es zuerst auf den Schock geschoben. Doch seit ein paar Tagen war ihr am Morgen immer schlecht und sie hatte sich bereits übergeben. Der Schwangerschaftstest war positiv gewesen. Sie hatte sich Gedanken gemacht wie sie es Seto am besten beibrachte. Immerhin war sie gerade erst neunzehn und er auch erst zweiundzwanzig. Das Geld war natürlich kein Problem. Aber es war doch irgendwo sehr früh. Klar Seto wollte Kinder… Den ganzen Nachhauseweg kämpfte sie mit ihren Gedanken. Als sie die Wohnung betrat lag Seto auf dem Sofa. Das verletzte Bein hochgelegt und ein paar Zettel in der Hand. Sein Haar ringelte sich feucht in seiner Stirn, der Therapeut packte gerade seine letzten Utensilien ein. „Kuten Tag, Miss Brown!“ Jessie nickte ihm freundlich zu. „Wie ist es heute gelaufen?“ Dabei strich sie Seto wie beiläufig über den Arm, aber es war ein Ritual, dass sie seit dem Krankenhaus durchführten. Eine kurze Berührung, ganz leicht, ein Ausdruck von Nähe und Sicherheit. „Besser als die letzten Male, bis übermorgen!“ Dann verließ er die Wohnung. „Was hat der Arzt gesagt?“ fragte Seto und sah sie aufmerksam an. „Du musst noch duschen!“ Jessie legte ihre Handtasche ab und trat an die Fensterfront. Seto betrachte ihren schlanken Rücken. Dann erhob er sich schwerfällig vom Sofa, das Training war ziemlich anstrengend gewesen, und humpelte zu Jessie. Legte ihr von Hinten die Arme um die Taille. „Was ist los, Mäuschen?“ Sie schluckte schwer. „Ich bin schwanger!“ flüsterte Jessie erstickt und so leise, dass er nicht wusste, ob er sie richtig verstanden hatte. „Was hast du gesagt?“ Anscheinend war seine Überraschung und auch ein leichter Schock in seiner Stimme zu hören, doch sie riss sich von ihm los, schlang die Arme eng um sich. „Ich bin schwanger!“ wiederholte sie lauter, wich noch immer seinem Blick aus. Seto starrte sie nur an. „Ich… Wann?“ wollte er schließlich leise wissen. „In London. Unter der Dusche. Da haben wir nicht verhütet!“ Ihre Stimme war vollkommen gefühllos. Seto zuckte zusammen. „Es tut mir leid!“ Verwirrt sah Jessie ihn an, sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass er sich entschuldigen würde. „Was tut dir Leid?“ Er senkte den Blick. „Du hast selbst gesagt, dass du noch keine Kinder möchtest und jetzt…“ Jessie machte einen Schritt auf ihn zu, zögerte. „Fast alle Kinder werden zu einem Zeitpunkt gezeugt, an dem die Eltern sich noch nicht bereit fühlen! Nur die wenigsten Paare entscheiden sich bewusst Kinder zu zeugen! Daran können wir nichts ändern…“ „…aber wir können das Beste daraus machen!“ beendete er ihren Satz. Er breitete die Arme aus und Jessie stürzte sich hinein. „Zusammen schaffen wir das! Okay?“ Mit Tränen in den Augen lächelte sie ihn an und nickte. „Wir schaffen das!“ Also musste in dem neuen Haus noch ein Zimmer mehr eingerichtet werden und das nahmen sie auch bald in Angriff. Jessies ganze Familie half und auch Mokubas Freunde machten beim Streichen mit. Dabei bekam Seto einen Stuhl, von dem er sich laut Jessie nicht wegbewegen durfte. Als ob er darauf hören würde. Mit Joeys Hilfe strich er einen Großteil der Zimmer selbst und so stand er mal wieder in Farbverkleksten Jeans und T-Shirt auf der Leiter. Es war Ende Januar. Er stand gerade in dem zukünftigen Kinderzimmer ihrer Tochter und malte Wolken an die Wand. Weiter unten erstreckte sich bereits eine Lichtung mit einem Schloss. Eine weiße Kutsche, gezogen von zwei Schimmeln hielt darauf zu. „Seto! Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst nicht auf die Leiter steigen, bevor deine Verletzungen ganz verheilt sind!“ Bei Jessies anklagenden Worten blickte er hinunter. Dort stand sie in einem Schlabberpulli und hatte beide Arme in die Hüften gestemmt. „Es soll fertig sein, wenn die Kleine kommt!“ erklärte er leise. „Seto, der Geburtstermin ist der zehnte Juli! Meinst du nicht, dass du bis dahin noch etwas Zeit hast?“ Er wandte sich kommentarlos wieder dem Bild zu. „Komm runter! Unsere Gäste sind da!“ Sie waren vor wenigen Tagen eingezogen und jetzt kamen ihre Freunde und Jessies Familie zur Einweihungsparty. Nur widerwillig stieg Seto vorsichtig von der Leiter und gab seiner Freundin einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Na los, zieh dich um. Sie schubste ihn sanft und er gehorchte. Kurz darauf betrat er das Wohnzimmer. Jessie sah von ihrem Platz auf dem Sessel auf und streckte die Hand nach ihm aus. Joey reichte ihm ein Sektglas. „Lasst mich einen Toast ausbringen!“ Er hob sein Glas und sah in die Runde. „Lasst uns darauf trinken, dass diese beiden Menschen zusammengefunden haben! Darauf, dass sie trotz aller Widrigkeiten zusammenhalten und darauf, dass dieses Haus ein glückliches Heim für sie und ihre Kinder wird!“ Ein Einstimmiges Prost hallte durch das Haus. Jessie stellte ihren Sekt allerdings unberührt zur Seite. Seto griff nach ihrer Hand und hielt sie fest in seiner. Dann stand er auf. „Wir haben euch etwas mitzuteilen!“ fing er feierlich an und sah sich aufmerksam in der Runde um. Alle sahen ihn an. „Das mit den Kindern wird wohl eher sein als erwartet!“ Unterbrach Jessie ihn und zog ihn wieder zu sich auf die Sessellehne. Alle starrte sie mit offenem Mund an, bis Jessies Vater schließlich fragte: „Was wollt ihr uns damit sagen?“ Seto sah zu seiner Freundin hinunter. „Mein Engel ist schwanger!“ Und dann brach das Chaos aus, alle redeten durcheinander bis Joey mit einem lauten Pfiff alle zum Schweigen brachte. „Das kam jetzt ein wenig überraschend! Aber wisst ihr was? Ich kann mir keine besseren Eltern als euch beide vorstellen! Und im Notfall kann der oder die Kleine ja immer noch zu mir kommen!“ Jessie grinste als er das Glas hob und darauf trank. Seto dagegen blieb ernst, sah den Blonden aus seinen unergründlichen blauen Augen an. „Es wird ein Mädchen! Und wir möchten dich fragen, ob du die Patenschaft übernehmen würdest?“ Joeys Unterkiefer fiel zu Boden. Man konnte es ja schon fast klappern hören. Dann sprang er auf und warf sich Seto um den Hals. „Wirklich? Wirklich? Wirklich? Wirklich?“ Diesmal kam die Antwort von Jessie. „JA!“ Joey machte einen Luftsprung und umarmte nun Jessie. Während Seto das Ganze nur beobachtete. Genau das hatte er sich immer gewünscht. Eine glückliche große Familie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)