Weiße Rose von Youmi-chan (Litauen x Belarus) ================================================================================ Kapitel 1: Die Heimkehr ----------------------- „Bruder, Bruder warum fliehst du vor mir ?Warte auf mich !Bruder !“ Ich schlug die Augen auf. Blickte an die kalkweiße Zimmerdecke. Es war eine andere als letzte Nacht. Sie wirkte vertrauter; als kannte ich sie schon aus frühester Kindheit. Hier war schließlich doch mein Zuhause-nicht in Amerika bei diesem Spinner, sondern hier in Russland bei meinem geliebten Bruder. Ob er mich auch vermisst hatte? Gestern Abend erst kam ich endlich an, doch er war nicht da. Ausgerechnet dieser Toris hat mir aufgemacht-dabei wollte ich IHN doch als erstes sehen, wenn ich wieder in Russland wäre. Naja, vielleicht auch ganz gut, dass dieser Kerl da war, sonst hätte ich zu meiner Schwester gehen müssen *ich erschauderte*. Der Kirchturm läutete halb neun-zu dieser zeit stand mein Bruder immer auf. Schnell zog ich mich um und rannte durch den Flur zu seinem Zimmer. Ich konnte es kaum erwarten ihn nach so vielen Jahren endlich wiederzusehen-nur noch um diese Ecke, dann wäre ich da. *rumms* es gab einen lauten Knall, als Toris und ich zusammenstießen. „Ach Natalia, du bist ja schon wach!“ war seine erste Erkenntnis. „Natürlich bin ich wach du Dummkopf. Warum musst du mir eigentlich immer im Weg stehen?!“ Unsanft stieß ich ihn zurück und richtete mich wieder auf. „Toris, was ist denn hier für ein Krach?“ Blitzschnell drehte ich mich um-diese Stimme hatte ich so sehr vermisst. „Natalia?!“ erschrocken wich er etwas zurück, doch sofort sprang ich ihm in die Arme-am liebsten hätte ich ihn nie mehr losgelassen. „Bruder, ich bin so froh wieder bei dir zu sein!“ Er schmunzelte, lächelte dann aber doch ein wenig. Es hatte sich nichts verändert, es war alles noch genau wie früher, als ich mich von ihm verabschiedete. Nur wirkte er damals etwas glücklicher. Dabei hatte ich mir so erhofft, er hätte mich wenigstens ein bisschen vermisst. Aber er liebte mich nicht. Er hatte mich noch nie geliebt und selbst wenn würde er mich niemals so sehr lieben wie ich ihn. „Natalia, lässt du mich bitte wieder los?“ Ich erschrak-wie lange stand ich denn jetzt schon so da. Leicht geknickt ließ ich ihn dann doch wieder gehen. Toris kicherte. „He, was gibt es denn jetzt bitte zu lachen?!“ fauchte ich ihn an. Auf einmal bemerkte ich den großen Scherbenhaufen vor ihm ,den er versuchte mit der Hand auf ein Tablett zu hieven. „Sag mal, hast du etwa schon wieder das ganze Geschirr zerdeppert?“ Er sah mich mit großen Augen an. Was hatte er denn nun schon wieder?? „DU BLUTEST JA! Da an der Hand!!!“er wieß auf meinen rechten Arm. „Schnell, wir müssen ihn verbinden!“ Kaum hatte er es gesagt und schon zerrte er mich auch schon mit sich. Was fiel diesem Idiot eigentlich ein mich einfach von meinem Bruder wegzuziehen?! „He was soll das?! Lass mich los!! “ Doch da war mein Bruder schon in weite Ferne gerückt. Kapitel 2: Freund und Feind --------------------------- Schweigend betrachtete Toris die Wunde. Mir war gar nicht aufgefallen, dass er das Geschirr fallen gelassen hatte, als wir zusammenstoßen waren; ich war wohl etwas zu sehr auf meinen Bruder fixiert gewesen, denn wie sich herausstellte war ich mit der Hand mitten in die Scherben gefallen und nun steckten einige davon in meiner Haut. Und ausgerechnet Toris half mir sie wieder herausrauszubekommen. „Das könnte jetzt ein bisschen wehtun.“ sagte er schließlich und griff mit einer Pinzette nach der Scherbe. Tatsächlich. Es schmerzte-sogar sehr. Aber ich hatte schon weitaus schmerzvolleres erlebt, so etwas war ich schon gewohnt. „Ist sie draußen? “ fragte ich ihn. Ich wollte so schnell wie möglich wieder zu meinem Bruder. „Ja, aber...“ weiter kam er nicht, denn ich stand sofort auf und ging zur Tür. Doch er war schneller als ich und stellte sich mir in den Weg. „Bitte, lass mich die Wunde noch verarzten!“ Ich blickte ihn an. Hasserfüllt sah ich ihm in die Augen. Ich hatte wirklich versucht ihn nicht zu verängstigen wegen Nii-chan, doch jetzt war meine Geduld zu Ende. Alle hassten mich wegen diesem Blick .Deswegen war ich ja auch allein, anders als meine dumme Schwester. Sie hatte Freundinnen die sie mochten wie sie war. Anders als ich. Aus Furcht hielten sich schon immer alle von mir fern. Ich hatte nur meinen Bruder und...ich konnte nicht leugnen, dass er sich manchmal auch vor mir fürchtete. Doch Toris wich meinem Blick nicht aus, er starrte mich regelrecht an vor Entschlossenheit. „Natalia ich bitte dich. Die Wunde wird sich entzünden, wenn ich sie nicht verbinde.“ Er sagte das ganz ruhig und doch mit einer seltsamen Schärfe in der Stimme .Was war denn jetzt los. Das war nicht mehr das kleine Helferchen für den ich ihn immer gehalten hatte. Er sagte klar und deutlich was er wollte, ganz anders als man es sonst von ihm gewohnt war. „Hm? Ist irgendwas, du wirkst so verblüfft.“ Ich erschrak etwas. Sah man mir das denn so sehr an? „Hmpf...von mir aus verbinde halt die Wunde.“ beleidigt wendete ich den Blick ab. Vorsichtig verband er meine Hand nachdem er die Wunde noch dreimal mit Watte abgetupft hatte und mir sagte, dass es etwas brennen würde. Endlich war er fertig und ich ging wieder zu meinem Bruder, der mittlerweile schon am Tisch saß und frühstückte (offensichtlich hatte Toris bis auf das Geschirr schon alles hingestellt). Glücklich setzte ich mich gegenüber von ihm. „Ach Natalia, dort sitzt...“ „Tut es noch weh? Du solltest deine Hand einige Tage schonen." unterbrach ihn Toris und setzte sich an eine der Lengsseiten. „Jaja schon gut“ fauchte ich ihn an. Mein Blick wanderte erneut zu meinem Bruder. Er hatte sich nach all den Jahren überhaupt nicht verändert. Das einzige was anders war (und mich ehrlich gesagt verwunderte) war, dass diese kleine Fliege Ravis nicht mehr um ihn schwirrte-keiner dieser baltischen Staaten...außer Toris- und der hatte es in sich. Ich mochte alle drei nicht, aber ihn hasste ich am allermeisten. Wahrscheinlich weil er meinem Bruder so nahestand-vielleicht sogar näher als ich. Dabei wusste ich genau, dass er ihn verlassen hatte! Er war damals mit mir nach Amerika ausgezogen und arbeitete bei diesem Hamburger-Fresser. Wahrscheinlich war er nur der Bezahlung wegen wieder hierher gekommen. Wütend blickte ich in seine Richtung, doch er ignorierte mich. „Ihr entschuldigt mich.“ rief er plötzlich und verließ eilig den Raum. „Hff, was dieser Spinner jetzt wohl wieder hat. Naja-hauptsache er ist weg.“ Nii-chan war wohl sehr in Gedanken, denn er antwortete mir nicht. „He Bruder, ist irgendwas nicht in Ordnung?“ Er erschrak etwas und bemerkte dann den leeren Stuhl neben sich. Dann sah er mich an. Sein Blick wanderte auf meinen Verband . Er lächelte. „Da hat Toris ja mal wieder ganze Arbeit geleistet.“ Wahnsinn. Mein Bruder lächelte. Und es war nicht das übliche Statisten-Lächeln, sondern wirklich eins, das von Herzen kam. Noch nie hatte ich ihn so vergnügt gesehen. Vielleicht war es doch ganz gut auf Toris gehört zu haben. „Ich hoffe doch sehr, du hast dich auch bei ihm bedankt.“ Was? Bedanken bei dem Kerl?? Warum sollte ich mich bei demjenigen den ich am meisten hasste bedanken. Noch dazu, wenn er mich einfach von meinem Bruder weggezerrt hatte. „...Nein, also eigentlich nicht...“ sagte ich dann schließlich etwas kleinlaut. Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Oh nein, hatte ich schon wieder etwas falsch gemacht? „Nun, dann wird es Zeit. Immerhin liegst du ihm ja doch am Herzen. Na los, geh zu ihm und bedanke dich bei ihm.“ „Jja!“ Etwas perplex stand ich auf und ging aus dem Zimmer. Warum war Nii-chan nur so nett zu diesem Kerl, ich verstand es einfach nicht. Aber das war egal. Wenn ich ihn damit glücklich machen konnte war ich halt nett zu meinem Feind. Schließlich wollte ich dieses Lächeln nicht zum ersten und letzten Mal gesehen haben. Kapitel 3: Die andere Welt -------------------------- Mann, wo war dieser Trottel denn nur? Ich irrte bestimmt schon seit einigen Minuten im Haus herum; wo steckte er denn nur. Zum hundertsten Mal sah ich in seinem Zimmer nach; in der Küche-nichts. Machte er das absichtlich? *tock* klopfte es auf einmal ans Fenster. „He Natalia, suchst du vielleicht nach mir?“, rief er grinsend durchs Fenster, „Komm doch mal raus, ich möchte dir gerne etwas zeigen“ und schon war er auch wieder verschwunden. Tss...natürlich-er war im Garten. Wieso war ich nicht schon früher darauf gekommen. Eilig ging ich nach draußen in unseren kleinen Garten. Wahnsinn -überall hatte er Sonnenblumen gepflanzt-die Lieblingsblumen meines Bruders. Unglaublich wie warm es schon draußen war, dabei war es im Haus noch so kalt gewesen. Man konnte zum russischen Winter sagen was man wollte aber der Sommer hier war wirklich wunderschön-schöner könnte ich mir einen Sommer nicht vorstellen. „Ah da bist du ja.“,Toris kam mit seinem dämlichen Grinsen auf mich zugerannt, „Ich würde dir gerne die Blumen zeigen.“ „Meinst du die Sonnenblumen. Ja, die sind wirklich ganz schön.“ entgegnete ich genervt -ich wollte das Ganze schnell hinter mich bringen. Er grinste mich auf einmal noch dämlicher an als sonst. Hatte ich irgendwas witziges gesagt oder getan? „Wenn du die schon schön findest dann warte mal ab, was ich dir gleich zeigen werde.“ Sofort griff er wieder nach meiner Hand und zog mich tiefer ins Grundstück. Vorbei an abertausenden von Sonnenblumen, die sich sanft im Wind bewegten. Irgendwann kamen wir an ein kleines Tor, das ich noch nie bemerkt hatte. War es schon immer da gewesen? Ich konnte mich nicht im Geringsten daran erinnern. Toris öffnete es und wir kamen in einen Teil des Gartens, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Und dann sah ich sie. Weiße Rosen, so weit das Auge reicht. Die Morgenröte strahlte auf ihre schneeweißen Blütenblätter, sodass sie beinahe wie rote Rosen aussahen-aber eben nur beinahe. Staunend sah ich mir dieses Schauspiel an. Ich hatte noch nie so etwas schönes gesehen, aber...Toris musste diese Rosen doch absichtlich hier gepflanzt haben...aber mein Bruder mochte überhaupt keine Rosen. Er wäre nie hierher gekommen. Also warum machte er sich die ganze Mühe? „Wunderschön, was? Ich hörte das seien deine Lieblingsblumen.“ Was? Wie kam er denn darauf. Meine Lieblingsblumen sind und waren schon immer Sonnenblumen. Alles was meinem Bruder gefiel, gefiel mir auch. Aber. Ich musste schon zugeben....weiße Rosen mochte ich...auch sehr... „Oh, gefallen sie dir doch nicht?“ fragte er erschrocken. „Doch, doch.“, beruhigte ich ihn, „Es ist nur so -ich schwieg kurz- warum machst du dir soviel Arbeit damit?“ Er grinste mich schon wieder so blöd an. „Weißt du -sagte er langsam- sie erinnern mich an dich.“ Was?! Ich verstand kein Wort. Wer käme denn bitte auf die Idee mich mit einer Blume gleichzusetzen; noch dazu mit einer so schönen...im Gegensatz zu mir. Ich wäre doch wohl eher das Unkraut, das sie verhindert zu wachsen. „Doch, auch wenn du mir nicht glaubst. vorsichtig schnitt er eine vom Strauch ab, „Siehst du, sie ist genauso schön wie du.“, er hielt sie mir entgegen, „Aber durch ihre Dornen lässt sie niemanden an sich heran und trotzdem ist sie rein -er schwieg kurz- genau wie deine Liebe zu Ivan, nicht wahr?“ Ich merkte, wie ich etwas rot wurde. Was fiel diesem Kerl eigentlich ein sich nach meiner Liebe zu erkundigen?! Ich zückte mein Messer und hielt es ihm an die Kehle. Mit dieser Frage hatte er soeben seinen Tod besiegelt. Aber. Moment. Eigentlich war ich doch hierher gekommen um mich bei ihm zu bedanken .Was machte ich also dann noch hier. Ohnehin kannte er die Antwort auf seine Frage ja selbst. Immer noch feindselig sah ich ihm in die erschrocken blickenden Augen. „Ich bin nur aus dem Grund zu dir gekommen, weil mein Bruder gesagt hat ich solle mich bei dir bedanken -ich wieß auf meinen Verband- also bild dir bloß nichts drauf ein aber...d..danke.“ Er sah mich etwas verwirrt an. Klar, er hätte jetzt nie im Leben mit einem „danke“ von mir gerechnet (eher, dass ich ihn gleich abgestochen hätte). Doch er kicherte nur. Jetzt machte er sich auch noch über mich lustig. Wie ich diesen Kerl doch nur hasste! Wieso hatte ich nur gezögert; ich hätte ihn hier und jetzt abstechen sollen dann wäre ich ihn auch endlich losgeworden. Aber auch egal -ich hatte mich bedankt, mehr musste ich nicht tun. Wortlos ging ich an ihm vorbei und verließ diesen Teil des Gartens. Schon bald kamen mir die ersten Sonnenblumen entgegen und lächelten mich mit ihrem runden Gesicht freundlich an. Hoffentlich würde Nii-chan mich auch so anstrahlen, wenn ich wieder bei ihm wäre. Ich war glücklich. Aber. Gleichzeitig fühlte ich mich irgendwie seltsam, so als hätte ich irgendetwas falsch gemacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)