How to be ... von Sherlockfreak ================================================================================ Kapitel 10: BAD COMPANY ----------------------- “We can’t command our love, but we can our actions.” - Sir Arthur Conan Doyle   Es waren einige Tage vergangen, in welchen sich die Wogen langsam glätteten. In diesen Tagen hatten Jaina und Cathy auch endlich Mrs. Hudson kennengelernt, eine eigensinnige aber herzliche und liebenswerte Person. Sie war wohl an die sechzig, aber immer noch fit. Jaina hatte sie gleich nach ihrem Tobsuchtanfall kennen gelernt, die gute Frau hatte sich dann doch Sorgen gemacht, was oben in der Wohnung von Sherlock so vor sich gegangen war.   Und nun saßen die drei Frauen bei Mrs. Hudson in der Wohnung und tranken eine Tasse Tee gemeinsam. Es war inzwischen neun Uhr Abends und alle waren erschöpft. Jaina hatte einen harten Tag Arbeit hinter sich, mit stets unwilligen Studenten und schlecht gelaunten Kollegen. Außerdem kannte keine ihrer weiblichen Kolleginnen Jim. Das fand sie komisch, aber nicht verwunderlich – diese Frauen hatten schließlich nur Augen für ihren Kurs und irgendwelche weiteren Titel. Jaina ging es mehr um das Wissen an sich und es weiterzugeben. An würdige Leute. Die Dozentin trug im Moment eine lockere Stoffhose und ein anliegendes Top, dazu lässige, etwas zu große Strümpfe, die Beine hatte sie unter dem Tisch ausgestreckt. Ihr Haar lag offen und ungebändigt auf ihren Schultern auf. Sie rührte etwas lustlos in ihrem Tee herum.   Cathy indes nippte an ihrem Tee und seufzte unbehaglich. Sie mochte Mrs. Hudson sehr gerne, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die Frau ein falsches Bild von Jaina und ihr hatte. Die Rechtsmedizinerin war ebenfalls wieder an der Uni gewesen und hatte – wie Jaina – ein Erinnerungsschreiben an den Japanischkurs bekommen. Den hatte sie im ganzen Stress und Ärger der letzten Tage gänzlich vergessen und es war den beiden jungen Frauen sehr unangenehm. Sie kratzte sich mit ihrem Fuß an der Wade und verzerrte damit ihre Jogginghose, aber es war ihr gleich.   „Nun, ihr zwei – wollt ihr mir nicht endlich sagen, was da oben die ganze Zeit los ist? Die zwei Jungs sind ja so aufgekratzt in letzter Zeit!“, eröffnete Mrs. Hudson das Gespräch, das die zwei Studierten fürchteten.   „Naja…“ Jaina verkroch sich hinter ihrer Tasse und überwand sich, einen Schluck des fürchterlich starken schwarzen Tees zu nehmen.   „Ja?“ Die ältere Frau hob die Augenbrauen, sehr neugierig.   „Also, ja…“ Die Rechtsmedizinerin kratzte sich am Hinterkopf und verstrubbelte so den sowieso schon unordentlichen Dutt. „So viel ist da gar nicht los.“ Sie versuchte es mit Diplomatie.   „Ihr dürft ruhig ehrlich zu mir sein. Ich bin ja froh, dass Sherlock endlich mal eine junge Frau an seiner Seite hat, die ihn ein wenig erdet.“ Damit sah sie Jaina so nett an, dass diese ganz große Augen machte.   Meinte Mrs. Hudson wohl sie?! „Es hat ihm so lange an einer gefehlt!“ Dann drehte sie sich zu Cathy und legte ihr die Hand auf den Unterarm. „Und ich bin wirklich erleichtert, dass sich John eine so lebhafte junge Dame ausgesucht hat.“   Cathy prustete den Tee direkt auf den Tisch. „Nein… also!“, hustete sie dann und tupfte mit ihrer Serviette die kleine Schweinerei auf. „Ich… also.. nein.“   „Was ist denn, meine Liebe? Darf es denn noch niemand wissen?“ Mrs. Hudson wirkte fast ein wenig verstört und auch sehr in Sorge. Sie streichelte Cathys Arm.   „Nein!“   „Was sie meint ist… also, Mrs. Hudson…“ Jaina wusste auch nicht so recht, was sie denn jetzt sagen sollte. Obwohl die Wahrheit wohl das beste wäre. Nur, wie verpackte man die geschickt? Anlügen wollte sie die nette Frau auch nicht!   „Sherlock ist mein Freund!“, lachte da die Rechtsmedizinerin. Also doch gelogen. „Jaina’s Freund wohnt in der Stadt.“   „Oh!“ Nun wurde die ältere Frau fast ein wenig rot im Gesicht und kicherte verlegen. „Das tut mir leid. Ich wusste nicht, dass…“ Nun, damit war wohl auch alles gesagt. Mrs. Hudson hatte es einfach nicht besser gewusst.   „Peinliche Sache“, meinte Jaina eine halbe Stunde später, als die zwei alleine in Sherlocks Wohnung saßen, umgeben von den Ballkleidern und sich eine Pizza gönnend.   „Ehrlich“, stimmte Cathy zu und guckte auf den Stoffbatzen, der ihr Kleid war. „Wie soll ich das bitte tragen?“ Sie hatte den Entwurf gesehen, und der sah schon zum Dahinschmelzen aus. Es war vorne knielang, hinten wurde es v-förmig länger, sodass es bis zur Mitte der Waden reichte, und weiß; ärmellos und im Gegensatz zu Jainas fast schlicht. Fast. Auf Höhe der linken Brust befanden sich diverse Stoffteile, die wie halb hängende Federn aussahen und dieser Eindruck hielt sich von der präzise geschnittenen Taille bis hin zum absichtlich zerfransten Ende des Kleides.   „Hallo? Das ist dir auf den Leib geschneidert! Außer du hast zugenommen, dann wird’s schwierig.“   „Hab ich nicht.“ Sie dachte an die zuletzt gemessenen Maße und hoffte, dass sie wirklich nicht zugenommen hatte. Eigentlich fand sie 102-66-97 ganz angemessen für sich. Auch wenn sich ihre Brüste schlecht in solch ein schönes Kleid verpacken liesen.   „Will ich auch für dich hoffen!“   Sie aßen beide weiter und schauten sich in der Unordnung um. „Hier schaut’s echt furchbar aus.“   „Halt die Klappe, Cathy. Oder willst du das aufräumen?“   „Willst du mir damit drohen?“, fragte die Genannte und biss herzhaft in ein Stück der Pizza.   „Wenn ich dir drohen wollte, würde ich sagen: Ich erzähle Sherlock, dass du gesagt hast, dass er dein Freund ist“, klärte Jaina ihre Freundin auf, wischte ihre Finger an einem Erfrischungstuch ab und stellte dann den Pizzateller weg.   „Ist das nicht ein bisschen Kindergarten?“, wollte Cathy wissen.   „Nah, eher Realschule.“   Beide sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an, dann prusteten sie gleichermaßen los. Dreißig Minuten später standen beide aufgestylt an der nächsten Poststation und warfen ein paar Briefe an ihre Familien ein. Das machten sie eher unregelmäßig, aber meistens, wenn etwas spannendes passierte. Jaina trug ein schwarzes, lässiges Top mit einem Totenkopfanstecker an der rechten Schulter, dazu eine hellblaue Jeans, die komplett destroyed war – sehr zerissen und fransig – mit zwei schmalen Ledergürteln, die sich überkreuzten, dazu trug sie schwarze Ankle-Boots aus Leder. Sie hatte ihre coolste Riesensonnenbrille aufgesetzt, die sie besaß. Das Haar fiel ihr locker und wie immer lockig über den Rücken.   Cathy hingegen hatte sich für ein lockeres, weißes Jack-Daniels-Top entschieden, welches an ihr schlabberte, aber teilweise in die Hose gestopft war und wie bei Jaina einen Sideboob verursachte – beide hatten ihre BHs nicht unbedingt immer nötig. Sie trug eine ausgewaschene Hotpant, die ebenfalls sehr zerstört aussah. Ihre Füße steckten in dunkelgrauen Cowboystiefeletten die vorne aber nicht spitz zusammenliefen, sondern abgerundet waren. Um die Hüfte trug sie zwei Tücher geschlungen, die im leichten Wind flattern würden.   „Ähem!“, machte da eine Frau hinter ihnen, die ein strenges Kostüm trug.   „Ja, kann ich Ihnen helfen?“ fragte Jaina abschätzig und musterte die Frau.   „Wie lange wollen Sie denn noch den Schalter blockieren?“, wollte diese Frau wissen und hob die Augenbrauen, ganz, als wäre sie etwas Besseres. Ihr helles Haar war zu einem strengen Knoten gebunden.   „Solange wir es für nötig erachten“, erwiderte Jaina und schaute auf Cathy, die versuchte, ihren etwas zu dicken Briefumschlag in den normalen Schlitz zu stopfen. Fast hatte sie es geschafft.   „Ihre Begleitung scheint sich ja nicht unbedingt mit Briefkästen auszukennen“, gab die Frau von sich.   Da machte es Plopp! und der zu dicke Umschlag fiel durch den Schlitz.   „Ich sagte doch, nix ist zu dick für diese Ritze!“, feierte Cathy und drehte sich breit grinsend zu Jaina um. Der strengen Frau war bei diesen Worten die Haltung aus den Gesichtsmuskeln gefallen.     „Du hättest ihr Gesicht sehen sollen!“   „Du hättest die Oma hinter der Frau sehen sollen!“, grinste Jaina, während sie neben Cathy an einem Milkshake-Stand wartete. Vor ihnen waren noch zwei Leute. Sie freute sich so auf einen Erdbeer-Banane-Shake!   „Was hat die Oma gemacht?“, wollte Cathy gleich wissen, während sie mit ihrem kleinen Geldbeutel in Form einer Eule spielte.   „Die war mit einer anderen Oma-Freundin da und hätte sie noch reden können, hätte sie’s der blonden Tante echt gegeben. Die hat uns so gefeiert.“   „Tja, Omas wissen halt, was gut ist“, fand die Medizinerin und lachte schäbig.   „Also ich will einen großen Erdbeer-Banane-Shake!“ Jaina warf dem Verkäufer eine zehn Pfund Note zu, drängelte sich so vor drei jugendliche Kerle, die nicht gerade gut gelaunt aussahen. Sie trugen alle diese wieder-modernen Hipster-Klamotten, zu große Brillen und Cordhosen, natürlich mit einem Undercut – Warum verstehen manche nicht, dass das an ihnen einfach scheiße aussieht?, dachte sich Jaina – und einer eher nicht modernen schlechten Laune.   „Blaubeer-Vanille für mich!“, rief Cathy hinterher und schnippte dem Verkäufer zwei Pfund zu. Dieser fing die Münze, grinste und steckte sie ein.   Alsdann bereitete er die Shakes zu, etwas, was die zwei jungen Frauen immer gerne sahen. Es war auch immer der selbe Verkäufer, mit Glatze, ein bisschen dick, braungebrannt – fast wie ein übergewichtiger und niemals strenger Mr. America – und jeden Tag mit einem Lächeln. Seine Uniform war einfach hinreißend, rot-weiße Längsstreifen und eine rote Cap mit einem lächelnden Shake darauf.   „Ihr habt euch voll vorgedrängelt!“, motzte da der Chef der Hipster-Gang los. Es war klar ersichtlich, dass er das Sagen hatte, schließlich hatte er die größte Brille und die hässlichste Hose.   „Wer zuerst kommt, malt zuerst“, gab Jaina ein Sprichwort zum besten. Neben ihr grinste Cathy. Sie fanden sich gegenseitig bei solchen Gelegenheiten immer wieder richtig cool.   „Solche Sprüche sind echt out“, plärrte der kleinste Hipster. Jaina hob nur die Augenbrauen.   „Jungs, ihr habt Sachen an, die sind out. Und eure Frisuren auch. Und die Brillen auch.“   „Ergo: Ihr seid out“, schloss Jaina aus Cathys Aufzählung.   „Die Shakes für die zwei Mädels!“, rief da der Shaker-Mann.   „Heey, danke!“, erwiderten die beiden grinsend und nahmen ihre Zuckerbomben entgegen.   „Wollt ihr uns verarschen?“, fragte der Hipster-Chef böse und kam einen großen Schritt auf Jaina zu. Diese beschloss, ihn nicht zu beachten. Die Jugend. „Hey! Ihr könnt mich nicht ignorieren!“   Klar können wir das machen, dachte Jaina noch, doch plötzlich spürte die Mathematik-Dozentin einen harten Schlag in den Rücken, sie verschluckte sich am Shake – und ihr Becher fiel ihr aus der Hand, auf die Straße und platze auf!   „Jaina!“, rief Cathy entsetzt und hielt ihre Freundin gerade noch so am Arm fest, sodass diese nicht in die Pampe reinfiel oder sich eine Verletzung auf dem Asphalt holte!   „Los Dustin, gib’s den Zicken!“, feuerten die zwei anderen Teenager diesen Dustin an.   Aber ehe weder Jaina noch Cathy etwas erwidern konnten, wurde Dustin gepackt, herumgeworfen und auf den den Boden geschleudert! Von einem Mann in Schwarz.   „Nur Feiglinge greifen von hinten an. Und Idioten schubsen meine Freundin.“   „Jim!“ Jaina war erstaunt, ihn hier in der Innenstadt zu sehen. Aber auch erleichtert. Er nahm ihre Hand in seine und ihre Knie wurden Pudding.   „Woah! Jaina! Hast du das gesehen?!“ Begeistert zeigte Cathy von Jim auf Dustin und zurück. „Dein Date hat dem Hosenscheißer gezeigt, wer den Hammer hat!“   „Ich glaube, du meinst: Wo der Hammer hängt“, wollte Jaina Cathy auf die Sprünge helfen.   „Nein, Jim hat den Hammer.“   „Cathy!“ Entsetzt schaute Jaina ihre beste Freundin an, dann beschämt zu Jim, der grinste.   „Hi auch.“ Er gab der Medizinerin die andere Hand und schüttelte sie freundlich fest. „Freut mich, dass du das stark fandest.“ Er hatte Jaina einen neuen Shake gekauft und spazierte nun mit den beiden jungen Frauen durch den Park. Das Bild, das sie abgaben, war etwas irritierend – ein Businessmann umgeben von zwei Rockröhren. Doch Jim fühlte sich sichtlich gut, denn er grinste über das ganze Gesicht und Jaina fühlte sich wohl hinter ihrer Sonnenbrille. Keiner ihrer Studenten würde sie erkennen oder den Umstand, dass sie mit einem anderen Dozenten abhing.   „Wo hast du das nur gelernt?“, wollte Jaina gerade wissen und schlürfte genüsslich ihren Shake.   „Es gibt vieles, was du nicht weißt“, meinte Jim nur und zuckte mit den Achseln. Dann grinste er sie verschwörerisch an, was Cathy natürlich nicht entging.   „Also, Leute, nein. Ich geh jetzt heim. Das nenn ich ’nen Reim.“ Sie lachte kurz über ihre eigenen Worte, dann blieb sie stehen. „Ich hau jetzt wirklich ab. Bei dem Gespräch möchte ich eher ungern dabei sein, obwohl ich dich danach so gut damit ärgern könnte.“ Sie guckte Jaina eindringlich an und nickte.   „Okay, ciao!“, rief Jim schon, drückte Cathy und war bereit, weiterzulaufen. Jaina guckte ihn nur schräg an, dann Cathy.   „Worauf auch immer du hinaus willst, meine Gute – nichts dergleichen wird passieren. Viel Spaß beim Abgammeln.“   Die Freundinnen winkten sich fröhlich und gingen dann getrennte Wege.   Schade, dachte Cathy, dass du nicht weißt, dass ich dachte, dass ihr nur brav flirten werdet. Jetzt muss da natürlich erstmal eine starke Nummer von euch kommen. Sie lachte sich ins Fäustchen, beschloss aber, es der Mathematikerin durchgehen zu lassen. Normalerweise hätte Jaina ja auch recht gehabt.     Kühle Luft begrüßte Cathy, als sie in Sherlocks Wohnung eintrat. Sie legte ihre Sonnenbrille ab und sah sich um. Offenbar war niemand daheim. Es fühlte sich immer noch fremd an, auch wenn sie das keinem sagte. Wäre ja noch schöner, sich so viele Schwächen einzugestehen. Im Wohnzimmer lagen noch immer die –nun fast fertigen – Ballkleider. Bombastisch schöne Dinger, wofür Cathy Jaina echt beneidete, so ein Talent zu haben.   „Kannst du nicht mal Hallo sagen?“   „Sherlock – was machst du denn schon daheim?“   „Ich könnte dich das selbe fragen“, schoss er zurück, zusammengekauert in seinen Sessel.   „Aber das weißt du doch, ich habe dich so sehr vermisst“, konterte sie in ihrer besten Schmalz-Stimme. Sein Kopf ruckte zu ihr herum und er starrte sie kühl an. „Jetzt im Ernst, was machst du hier allein?“   „Nachdenken.“ Er drehte sich weg. „Allein ist das allerdings leichter als mit einer auditiv störenden Quelle.“ Dass er gerade über Chan nachdachte, war für Sherlock ohne Belang. Das würde diese Quasseltante schon noch merken, und zwar früh genug. Nun, eigentlich, wenn der Detektiv ehrlich war, dachte er nicht wirklich über Chan nach, sondern er versuchte, sich nicht zu langweilen. Doch wenn es keinen Fall gab und er niemanden hatte, der ihn ablenken konnte, musste er es wohl selbst tun. Nicht einmal Mrs. Hudson war da, um ihn zu ertragen!   „Schade für dich.“ Cathy ging neben ihn in die Hocke und schaute ihn mit einem Schmollmund an.   „Sherlock, sei doch mal fröhlich. Lach mal!“ Er drehte sich um mit der schlimmsten Lach-Grimasse, die die junge Frau jemals gesehen hatte und verpasste ihr damit fast einen Herzinfarkt. Die Augen hatte er zusammengekniffen und den Mund wie ein blutrünstiger Vampir mit Maulsperre aufgerissen, die Mundwinkel nach hinten gezogen und die Nase gerümpft.   „Lach bitte nie wieder!“, bat sie ihn dann – musste aber selbst ein Kichern unterdrücken, nachdem sie sich vom Schock erholt hatte. Dann hatte sie eine Idee. Vielleicht würde das den Kerl ja knacken. Sie wüsste  wirklich gerne, ob er richtig nett sein konnte. „Wie schaut’s aus? Du hast doch gerade Zeit, oder?“   „Zeit wofür?“   Mist, wieso riecht der immer den Braten?!, grummelte sie innerlich. „Ich wollte fragen, ob du Lust hättest, mit mir ein Eis essen zu gehen.“   „Wenn ich kein Eis will?“   „Was möchtest du denn machen?“   „Nachdenken. Alleine.“   „Ach, geh sterben, Sherlock Holmes.“ Sie stand auf und in einem spontanen Anfall von Bestrafungswut drückte sie ihm ihren bestrumpften Fuß ins Gesicht. Nicht lange, aber lange genug für ihre Häme. Sherlock zappelte wie ein Fisch an Land und die junge Frau ging pfeifend aus der Wohnung, ein Eis essen.     „Ich kann immer noch nicht fassen, dass du diesen Kerl einfach umgeworfen hast“, kicherte Jaina und schaute den Menschen zu, wie sie im Green Park herumliefen, sich unterhielten oder mit den Kindern spielten. Sie und Jim saßen nebeneinander auf einem Brunnenrand und genossen das schöne Wetter. Inzwischen hatte er auch eine schmucke Sonnenbrille aufgesetzt und Jaina fand, sie sahen aus wie Gangster.   „Der hat es wirklich herausgefordert“, meinte Jim und biss von seinem Käsebrötchen ab, das er sich bei einer kleinen, versteckten Bäckerei gekauft hatte. Jaina fand ihn in diesem Moment richtig niedlich und konnte sich gut den Jungen vorstellen, der er wohl mal gewesen war. Jim sah sie an und grinste mit Krumen in den Mundwinkeln. „Ist was?“   „Nein“, erwiderte sie lachend. „Nichts. Nur, ich liebe Käsebrötchen.“   „Na, das ist aber schön.“ Sie sahen sich lange an, grinsten ein wenig und Jaina fragte sich, ob er sie als normale ich-kenne-sie-einwenig-Freundin sah oder als wir-lieben-uns-fast-Freundin sah. Und sie war sich nicht sicher, welches von beiden ihr wohl besser gefallen würde. Dann schauten sie wieder in verschiedene Richtungen, Jainas Kopf leicht geneigt, während sie schräg in die Sonne blinzelte und Jims erhoben um ein paar vorbeifliegende Schwäne zu beobachten. Um sie herum lärmte das Leben und die Menschen und der Dozentin wurde bewusst, wie pärchenhaft sie sich verhielten. Gerade, als sie darüber lamentieren wollte – sie fand solche Sachen in der Öffentlichkeit eigentlich nicht so gut, Gefühle durfte man gerne daheim ausleben, aber nicht auf der Straße – da spürte sie, wie seine Finger sich um ihre schlossen und sie hielt lieber den Mund. Jims Finger waren nämlich schön kühl und weich. Jaina erinnerte sich an ein japanisches oder chinesisches Sprichwort: Kalte Finger bedeuten ein großes Herz. Das blieb noch abzuwarten. Bis jetzt hatte er ein wirklich großes und spendables Herz bewiesen.   Am Freitag Abend war es soweit, der Uniball stand für den nächsten Abend vor der Tür und im Haushalt Holmes waren alle Beteiligten aufgeregt. Alle außer Sherlock. Diesen langweilte eine solche Veranstaltung eher und er hielt sich fern von jeder Diskussion, die diese betraf. Letzten Endes hatte Jim Jaina gefragt, ob sie ihn begleiten wollte – er wusste ja um ihre Bedenken – und sie hatte erleichtert eingewilligt. Cathy hatte Sherlock fragen wollen, doch dieser war nach nicht einmal der Hälfte des Satzes einfach weggegangen. So hatte sich die Medizinerin an John gewandt, der gerne mal wieder tanzen würde.   Noch war für die jungen Frauen die Welt fast in Ordnung. Würde ihnen nicht beiden noch Chan im Kopf herumschwirren. Er war wieder aus seinem Urlaub zurück und hatte sich auf den neuesten Stand bringen lassen – nicht von Cathy, sondern von Molly. Auf Cathys Wunsch hin. Ihr war das ganze noch zu heikel und nicht ganz koscher. Sie hatte Chan auch erstmal in die histologische Abteilung verbannt. Dort sollte er schmoren und verschiedenste kleine Stücke von Körpern, eingelegt in Formaldehyd, begutachten.   Jaina musste noch die letzten Schliffe an den Kleidern vollbringen, stresste sich und Cathy und die Welt und brachte aber ein Wunder zustande in dem kleinen Zimmer, dass sie sich teilten. Die Kleider passten und weder John noch Sherlock hatten sie bis jetzt gesehen. Nur Mrs. Hudson, die mit ihnen im Zimmer stand. Sie hatte die Hände gefaltet und blickte die jungen Frauen in den außergewöhnlichen Kleidern mit Tränen in den Augen an.   „Ich kann es kaum glauben, dass ich diesen Tag erleben darf“, sagte sie dann. „Die Jungs haben so ein Glück mit euch!“   „Danke, Mrs. Hudson“, sagte Jaina brav. Sie wollte schließlich nicht unhöflich sein und die Frau hatte ihr gerade indirekt ein Kompliment für ihre Schneider-Künste gemacht. Zurecht.   „Ach, ihr jungen Dinger bringt wirklich ein wenig Ordnung hier herein“, fand dann die ältere Frau, die sich allerdings noch die Lippen rot schminkte. Cathy fand das außerordentlich bestaunenswert und glotzte jedes Mal, wenn sie Mrs. Hudson sah.   „Finden Sie?“, fragte die Kupferhaarige dann und drehte sich vor dem Spiegel, dabei dachte sie: Wenn ich ein Mann wäre, würde ich mich in das da verlieben. Stirnrunzelnd ging ihr Gedankengang den Weg des Schade, dass Sherlock kein Mann, sondern ein Alien ist. Sie fand ja – und damit war sie sich mit Jaina einig – dass, seit sie eingezogen waren, nur noch mehr Chaos herrschte. Vielleicht war die Wohnung aufgeräumter, aber zwischenmenschlich ging dann doch schon einiges ab. Einiges mehr, als vorher. „Ich bin so aufgeregt, ich bin so aufgeregt!“ Tänzelnd stöckelte Jaina durch die Wohnung, ihre ordentlichen und frisch hindrapierten hellbraunen Locken wirbelten herum, während sie sich in der Küche um ihre Clutch kümmerte und dabei sorglos herumtanzte. Sie war fertig geschminkt – Mascara, Lidstrich und hellrosa Lippengloss – und angezogen, sie trug weiße High-Heel-Riemchen-Sandaletten von Jimmy Choo mit echten Kristallen darauf, im Haar hatte sie eine weiße ausgefallen abstrakte Blüte, die noch mit leichtem Tüll verfeinert wurde. Natürlich durfte die Halskette von Jim nicht fehlen. „Bist du dann bald soweit?“, rief sie dann ins Badezimmer hinter. John und Sherlock saßen im Wohnzimmer, Sherlock gelangweilt in seinem Anzug mit dem lila Hemd und der Arzt, ungewohnt aber schick, mit dunkelgrauer Anzughose und Weste, darunter trug er ein weißes Hemd.   „Eeey Macarena!“, erwiderte Cathy nur, sang zu dem sehr alten Hit im Radio und steckte sich gerade ihre Ohrringe an. Es waren schlichte, aber unsäglich teure – weil handgefertigte – Stücke von Torrini, aus Echtgold und Diamanten. Ihr kupferfarbenes Haar hatte sie geglättet und dann die Spitzen leicht gedreht, sodass sie edler aussah als sonst. Als Jaina rief, drückte sie sich noch schnell einen creme-farbenen Fascinator mit großmaschigem Netz – das ihr noch bis über das linke Auge ging – ins Haar und stürmte dann aus dem Bad, hübsch hergerichtet mit Eyeliner, Mascara und durchsichtigem Lipgloss. „Ich mach mir gleich in die Hose!“, gab sie dann kund und schaute sich nach Jaina um. Diese winkte sie in die Küche. Auf dem Weg dorthin zog sich Cathy noch ihre cremefarbenen Peeptoe-High-Heels mit Echtseide an.   John saß am Sessel wie erstarrt. Er konnte nur noch die beiden Gestalten in der Küche ansehen, von denen er glaubte, dass sich darunter Jaina und Cathy versteckten. Was hatten sie getan? Wo waren die verschrullten, schicken und frechen jungen Frauen hin? Wer hatte sie mit diesen engelsgleichen Wesen ersetzt? War sowas erlaubt? Erinnern konnte er sich nicht, die zwei jemals so schön gesehen zu haben – oder jemals so etwas schönes zu Gesicht bekommen zu haben.   Noch während Jaina und Cathy über den Inhalt der Tasche diskutierten, klingelte es an der Tür. Sie sahen sich verdutzt an. Jim konnte es nicht sein, sie hatten extra mit ihm als Treffpunkt den Eingang zum Ballsaal ausgemacht. Wer war es also dann? Niemand sonst hier ging zum Uniball, außer John, aber der ging ja mit Cathy. Und Sherlock war nicht eingeladen.   Jaina rannte ins Wohnzimmer und schaute aus dem Fenster. Da unten stand eine Limousine, ganz in schwarz mit einem Fahrer darin. Der Fahrgast allerdings war nicht zu sehen. „Cathy – sag mir sofort, was du dir da schon wieder ausgedacht hast!“, forderte die Mathematikerin barsch. Sie wollten doch mit dem Taxi fahren! Und es war so offensichtlich, dass es auf dem Mist von Cathy gewachsen war!   „Gib nicht immer mir die Schuld!“, kam es gedämft aus der Küche zurück.   „Was machst du da hinten?!“, rief Jaina panisch. Die Geräusche von Cathy klangen nicht gut.   „Gar nix!“ Es klingelte nochmal.   „Wenn ich herausfinde, dass du etwas isst, während du dein Kleid an hast, dann erwürge ich dich!“ Jaina machte sich daran, in die Küche zu gehen. Und als sie dort ankam, stand Cathy unschuldig herum und zählte ihre Geldscheine. Mit gespitzten Lippen schaute Cathy Jaina an.   „Und, ich sagte doch, dass nichts ist“, meinte die Medizinerin gelangweilt.   „Mund auf.“   „Nein.“   „Mund auf.“   „Na gut! Ich hab‘ ein Mini-Snickers gegessen!“ Entnervt warf Cathy die Arme in die Luft und bewies damit, dass das Kleid noch blütenrein war. „Es kommt nicht mehr vor.“   „Ich wusste, dass da was faul ist.“ Gerade wollte Jaina ihrer Freundin einen Vortrag über den Preis der verwendeten Stoffe und über die Sicherstellung der Qualität auch nach der Verarbeitung halten, da hörte sie, wie jemand die Tür öffnete. Sie hatte die Klingel doch mit Absicht überhört! Hatte das denn niemand so erkannt außer Cathy? Aber die war ja mit ihrem Snickers beschäftigt gewesen, das war also auch kein Kunstwerk, da die Türglocke zu ignorieren.   „Jim, hallo!“, freute sich da John – obwohl er den Kerl immer noch nicht leiden konnte.   „Jim?“ Nun schaute Cathy Jaina vorwurfsvoll an. „Ich dachte, wir fahren alle gemeinsam.“   „Das war nicht meine Idee“, gab Jaina leise zurück und ging dann zur Tür. John stand ihr noch im Weg, also schob sie ihn nonchalant weg, während sie den Dozenten anstrahlte. „Was machst du hier?“   „Ich wollte dich überraschen und abholen“, lächelte er sie an. Er musterte sie. Jim fand Jaina heute sehr hübsch, er wusste, das Kleid war selbst gemacht und sie hatte sich viel Mühe gegeben. Er freute sich halb, sie zu sehen. Noch war er nicht gänzlich von ihr überzeugt, auch wenn sie das vielleicht anders sah. Dann entdeckte er, dass die junge Frau die Kette trug, die er ihr vor einiger Zeit geschenkt hatte. Ein echtes, kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Du trägst die Kette.“   Wie ertappt fasste sich Jaina am Schlüsselbein und nickte dann, ebenfalls lächelnd. „Es ist schließlich ein besonderer Tag.“   „Sie sieht wundervoll an dir aus.“ Moriarty legte den Kopf schief. „Aber etwas fehlt noch.“ Dann grinste er und holte etwas aus seiner Jackentasche. Ein noch kleineres schwarzes Samtkästchen.   Als Jaina das sah, bekam sie fast einen Herzstillstand. Nicht viel passte da rein!   Cathy, indes, guckte neugierig aus der Küche auf die Szenerie und stellte fest, dass Jim ein wahrer Gentleman war, auch wenn er trotz allem etwas abgelenkt wirkte. Sherlock schaute inzwischen aus dem Fenster auf die Limousine und John fielen fast die Augen aus, weil er nicht wusste, wo er zuerst hinsehen sollte.   „Ich dachte, nachdem dir die Kette so wunderbar steht, dass das hier dazu passt.“ Damit gab Jim der Brünetten das Kästchen. Sie fasste es mit spitzen Fingern an und war sich nicht sicher, ob sie das wirklich tun wollte. Immer schenkte er ihr etwas. Sie hatte noch nicht einmal das U-Bahn-Ticket zu ihm nach Hause gezahlt. Weder für sich, noch für ihn. Immer lud er sie ein. „Mach’s auf“, forderte Jim sie auf.   Langsam öffnete sie das Samtkästchen und sah erstmal nur dunkelvioletten Stoff. Dann verschlug es ihr den Atem. Es waren Ohrstecker, die dem Anhänger ihrer Kette einer wie der andere glichen. „Das… die sind wundervoll!“ Entzückt nahm sie einen heraus. „Das selbe Material?“   „Selbstverständlich. Für dich, Jaina, gibt es nur das beste“, meinte Jim charmant. „Möchtest du mich begleiten? Die Limousine wartet.“   „Klar!“   „Vorher solltest du aber die Stecker anlegen, meinst du nicht auch?“   Allerdings meinte sie! Fast genüsslich legte sie die blumenförmigen Ohrringe an und nahm dann den Arm, den ihr ein breit lächelnder Jim anbot. „Ach so – John und Cathy?“ Fragend sah sie Moriarty an.   „Wir kommen dann schon nach“, sagte Jainas Freundin nur schulterzuckend und stopfte sich nun ungeniert ein Mars in den Rachen. „Außer ihr wollt uns mitnehmen.“ Das wäre natürlich noch besser.   „Hör auf zu essen!“, befahl die Mathematikerin allerdings nur streng. Dann ging sie mit Moriarty in den Hausflur und schloss die Tür hinter sich.   Entgeistert starrte Cathy ihnen hinterher.   „Ist was?“, wollte John wissen. Er stand auf und richtete seine Weste. Er sah wirklich gut aus.   „Ich dachte, die will mich verarschen. Jetzt geht die echt mit dem alleine in der Limo mit. Was mach ich denn jetzt?!“   Ohne auf sie zu achten, lief Sherlock den beiden hinterher.   „Shlerock?“, rief John, doch der Detektiv war schon aus der Haustür.   Der Fahrer der Limousine war ausgestiegen und hielt nun die Tür für Moriarty und Jaina auf. Die Inneneinrichtung war luxuriös, es gab sogar einen Behälter mit Eis und darin gekühlten Champagner, die Sitze waren aus schwarzem Leder und der Boden war mit schwarzem Teppich ausgelegt. Unauffällige, gedimmte Lichter waren spartanisch verteilt, um die Romantik zu steigern. Jaina enthielt sich jeden Kommentars, auch wenn sie überwältigt war. Bestimmt sah man es ihr an, sie fühlte sich wie Cinderella, die zum Ball in ihrer wundervollen Kutsche fuhr. Sobald sie saß, überschlug sie die penibel enthaarten Beine übereinander und schnallte sich an. Kurz darauf stieg Jim ein und nahm neben ihr Platz. Gleich nachdem er seine graue Krawatte gerichtet hatte, schnallte er sie wieder ab. „Das wirst du nicht brauchen.“   „Fahren wir doch nicht hiermit?“, wollte sie etwas irritiert wissen. Man hatte sie nicht mehr abgeschnallt, seit sie fünf Jahre alt war. Es jetzt zu erleben war ein wenig komisch.   „Doch!“, beruhigte Jim sie lachend. „Aber Alan raucht noch eine. Und der braucht dafür ewig.“   „Oh“, machte Jaina nur und schaute sich um, um ihre Überraschung und die langsam auftretende Aufregung zu überspielen. Als sie etwas nervös zu Jim rübersah, schaute er gerade auf seine teure Uhr, dann zu ihr, diesmal ohne Lächeln, sondern nachdenklich. Noch während er ihren forschenden Blick bemerkte, musste er ein wenig schmunzeln, unterbrach jedoch nicht das Schweigen.   Und Jaina wusste auch nicht so sehr, was sie sagen sollte. Stattdessen sprang sie über ihren, manchmal viel zu großen, Schatten, rutschte näher zu Jim und lehnte dann ihren Kopf an seine Schulter. Er war warm und roch gut. Und der Stoff seines anthrazitgrauen Anzuges war weich und geschmeidig, sie wollte ihre Wange daran reiben – doch das lies sie lieber. Sie wollte wie eine Frau wirken, nicht wie eine rollige Katze. Sie spürte, wie Jims Kopf sich drehte, um in ihre Richtung zu sehen, seine Hand strich sanft über ihre linke Wange und hinterließ ein prickelndes Gefühl. Langsam sah sie auf, während Jim ihre freie Hand in seine nahm. Sein Gesicht war ganz nah und sie konnte sehen, dass er frisch rasiert war. Seine Augen wirkten in dem Licht unendlich tief und sie war sich sicher, würde sie länger in die Iren starren, würde sie darin verloren gehen. Noch während sie darüber sinnierte, beugte sich Jim zu ihr hinunter, nun konnte sie seinen Atem nicht nur hören, sondern auch an ihrer Haut spüren. Sie war ganz aufgeregt, ihre Bauch fühlte sich leicht an, als ob er gleich im Körper abheben würde – schließlich würde das ihr erster richtiger Kuss werden. Sie schloss die Augen, verschlang ihre Finger mit seinen und bog ihren Hals ein bisschen nach hinten, während Jim sie zu sich zog, der Moment war perfekt…   „Das würde ich nicht machen. Beim Küssen können Krankheiten vor allem durch Tröpfcheninfektion übertragen werden. Influenza, Enzephalitis, Scharlach und Tuberkulose zum Beispiel. Will man das wirklich nur wegen dem bisschen semi-Romantik riskieren? Ich rate dringend davon ab.“   „Sherlock!“ Entsetzt rückte Jaina weg von Jim und atmete schwer ein. „Was machst du hier drin?!“ Irgendwie war der Detektiv in die Limo gekommen, ohne bemerkt zu werden. Und er hatte diesen Moment zerstört! Jim sah den anderen Mann böse an und konnte nur mit Mühe ein Entgleisen der Mimik verhindern.   „Wieso haben Sie das getan?“, wollte der Mathematiker dann mühsam beherrscht wissen. „Ich habe euch beide vor gefährlichen Krankheiten gerettet“, fand Sherlock und schnallte sich an.   „Sherlock, warum schnallst du dich an?“, fragte Jaina misstrauisch. Irgendwas führte der im Schilde.   „Ich komme doch mit.“ Damit war für den hoch gewachsenen Mann alles gesagt und er schaute stur gerade aus. John war ebenfalls aus der Wohnung gestürmt, immer Sherlock hinterher. Und obwohl Cathy ihr Interesse nun auf den Detektiv gelegt hatte, musste sie zugeben, dass der Arzt ein hübsches Hinterteil hatte. Sie stand in der Küche, packte ihr Handy in die Clutch und alle vier Karten für den Ball. Was wären die nur alle ohne sie? Kopfschüttelnd schenkte sie sich ein Glas Weißwein ein und trank es in einem Schluck leer. Wenn die das da unten nicht bald regelten, hätte sie die ganze Flasche weg. Sie füllte ihr Glas wieder auf und trat ans Fenster. John stand am hintersten Fenster, welches geöffnet worden war. Neugierig machte sie das Wohnzimmerfenster einen Spalt auf und horchte. John motzte etwas wegen Taxi und dass Sherlock ein Idiot sei – dabei gab Cathy ihm auch recht – und dass das alles jetzt irgendwie kacke geplant war. Dann stieg auch John in die Limousine ein. Was sollte das denn jetzt werden?   Cathy beschloss, sich nicht stressen zu lassen, ihr Glas in aller Ruhe zu leeren und dann vielleicht nochmal aufs Klo zu gehen, bevor auch sie aus dem Haus ging.     Wo bleibt die nur?, fragte sich Jaina und rutschte unruhig auf ihrem Sitz herum. Das Leder rieb an ihrem Kleid und es raschelte leise. John hatte sich zwischen sie und Jim gesetzt, aus welchem Grund auch immer und ihre Laune sank von Minute zu Minute. Und wo zu Hölle war Cathy? Hing die immer noch in der Wohnung rum? Sah die nicht, dass alle auf sie warteten?   „Ach kommt, Leute, ehrlich?“ Cathy öffnete die Tür der Limousine und wurde von vier wütenden Augenpaaren begrüßt. „Ihr hättet mir auch sagen können, dass ich nicht allein mit dem Taxi fahren muss.“   „Steig jetzt endlich ein“, sagte John genervt und schnaubte.   „Ja ja, immer sachte“, erwiderte die Medizinerin leicht gereizt und quetschte sich durch die Tür. „Ja, und wohin bitte?“   Als Antwort deutete Jim auf die vier freien Plätze gegenüber. Cathy rollte mit den Augen und setzte sich dann ans Fenster, schnallte sich an – etwas, was die vier Insassen schon längst getan hatten.   „Alan, wir können los!“, rief da Jim und der Fahrer nickte. Alle waren froh, als die Fahrt zu Ende war und sie aussteigen konnten. Jaina sehnte sich danach, Sherlock zu verprügeln für den vermasselten Kuss, John wollte diesem überheblichen Jim eine reinzimmern, Cathy würde am liebsten eine rauchen und Sherlock wusste gar nicht mehr so genau, warum er mitgegangen war. Es war nicht so, dass er nicht gerne allein war. Er vermisste auch niemanden, weder John, noch Mrs. Hudson, noch seinen Bruder. Er kam gut allein zurecht. Dann trat Cathy die Tür mit ihrem eleganten Stöckelschuh zu und zwinkerte frech zu ihm rüber. Sherlock wollte sich nicht vorstellen, wegen ihr hier zu sein. Er hoffte nur, dass er alsbald einen Grund für seine Anwesenheit finden würde. Als sie durch das riesige Foyer gingen, bewunderten Jaina und Cathy – trotz der noch anhaltenden schlechten Laune – das Gebäude. Der Boden war aus Marmor, die Wände ebenfalls, nur, dass an ihnen deckenhohe Spiegel hingen, gehalten von dünnen, goldenen Rahmen. Vor den Spiegeln standen hohe Grünpflanzen. Ein riesiger Kronleuchter erhellte den Raum, dazu unzählige kleine Wandlichter. Alle waren schick gekleidet und es herrschte eine entspannte und lockere Atmosphäre. Leichte klassische Musik wallte durch die Luft.   Jaina dachte beleidigt, wie schön alles sein könnte, hätte Jim sie geküsst und hätte niemand gestört. Sie würden jetzt Hand in Hand hier sein, sich verstohlen anblicken und sich später gegenseitig mit Kuchen füttern. Wie man es eben machte! Und alles verdorben, nur wegen Sherlock.   Und Cathys Ärger war eigentlich verflogen, sie wollte nur die allgemein schlechte Stimmung nicht mit einem wirklich guten Witz zerstören. Selten hatte man das Gefühl, so unerwünscht zu sein und manchmal genoss sie das auch. Trotzdem wäre eine Zigarette im Moment wirklich nett.   „Die Karten bitte.“   „Oh, die Karten…“ John begann, in seinen zwei Westentaschen zu suchen und zu gruschen, fand jedoch nichts. Jim schaute Jaina an, diese hob nur fragend die Augenbrauen. Sie hatte gerade nicht aufgepasst, sondern sich im Spiegel bewundert.   „Weißt du, wo die Eintrittskarten sind?“, flüsterte Jim und nahm Jaina am Arm.   „Keine Ahnung, die lagen das letzte Mal am – oh nein, am Küchentisch.“ Jaina schlug sich die Hand gegen die Stirn. „Ich hab sie noch nicht in meine…“   „In deine Tasche gepackt, nicht wahr?“ Cathy kam angeschlendert und gab ihrer Freundin die Clutch. „Mit Karten und Handy und Geldbeutel.“ Die Medizinerin nickte grinsend und richtete dann ihren Fascinator.   „Du hast daran gedacht?!“ Jaina wollte vom Glauben abfallen. Sie konnte sich nicht erinnern, dass Cathy mal an was Wichtiges gedacht hatte, ohne nicht erinnert worden zu sein. Sonst musste sie sich immer um solche Dinge kümmern und das war auch gut so, so fehlte wenigstens nie etwas. „Danke!“ Zehn Minuten später standen sie im großen Ballsaal, in dem noch nicht getanzt wurde, und stießen auf den Abend an, obwohl jeder unausgesprochen bezweifelte, dass man das Limousinen-Ereignis dazu zählen sollte. Nun, Sherlock stieß nicht mit an, der stand noch an der Abendkasse an. Es hatte schließlich nur vier Karten gegeben und niemand hatte Mitleid mit dem Detektiv. Am wenigsten John, der war froh, mal auf so einer Veranstaltung zu sein.   „Jaina! Cathy! Was macht ihr denn hier?!“ Die Genannten drehten sich zu der Stimme um und kniffen kurz die Augen zusammen, dann strahlten sie ungläubig. Das konnte doch nicht sein!   „Herr Reinstriezel!“ Cathy stellte ihr Glas schleunigst auf dem Tisch ab, um den älteren ehemaligen Deutsch-Lehrer zu umarmen. Er hatte sich kaum verändert, immer noch die dunkelgrauen Haare und die schelmisch blitzenden blauen Augen. Er trug ein weißes Hemd, eine dunkle Jeans und ein schwarzes Sakko.   Gerührt drückte er die Medizinerin an sich, dann lies sie endlich von ihm ab. „Ich sollte eher fragen, was Sie hier machen!“   Er lachte, dann umarmte er auch Jaina, die es nicht fassen konnte, ihn hier zu sehen. Wie hatte sie diesen schrulligen Mann manchmal vermisst! Er hatte sie schließlich immer aufgeheitert in der Schule!   „Ich wurde eingeladen von einem Freund von der Universität. Wir kennen uns schon Ewigkeiten“, grinste der penisonierte Lehrer dann und musterte die zwei jungen Frauen dann. „Ich wusste, dass du damit großes Schaffen wirst.“ Damit meinte er wohl offensichtlich die Kleider und Jainas damaliges Hobby – nun ihren Job – der Schneiderei.   „Ach so, wo bleiben denn unsere Manieren!“ Cathy fasste John an der Hand und zog ihn zu sich. „Herr Reinstriezel, das ist John Watson, ein Freund meiner Familie! John, das ist Herr Reinstriezel. Er ist einfach der beste.“ Damit hatte sie, wie Cathy fand, ihren Part erledigt. Die beiden Männer gaben sich grinsend die Hand, während Jaina zu Jim trat.   „Herr Reinstriezel!“, rief sie dann und der pensionierte Lehrer kam zu ihr. „Darf ich Ihnen James Moriarty vorstellen? Er ist meine Begleitung heute Abend.“ Sie konnte sich ein breites Lächeln nicht verkneifen. „Jim, das ist Herr Reinstriezel, wir kennen uns noch von der Schule.“   „Ich freue mich sehr“, sagte Herr Reinstriezel und drückte die Hand des viel jüngeren Mannes.   „Ebenfalls. Sie hört es nicht gerne in der Öffentlichkeit, aber sie ist meine Freundin“, erklärte Jim und lächelte zu der jungen Mathematikerin, die sich gerade unauffällig das Kleid richten wollte.   „Das dachte ich mir schon“, gab der Lehrer augenzwinkernd zurück und schaute zu John. „Ist Cathy mit ihm zusammen?“   „Nein“, flüsterte Jim bestimmt.   „Schade, er scheint nett zu sein.“ Herr Reinstriezel zuckte mit den Schultern. „Sie machen auf jeden Fall einen sehr höflichen Eindruck, Mr. Moriarty. Ich muss nur gerade zu meinen Bekannten gehen. Bis dann.“   „Ich glaub es nicht! Cathy! Schau mal!“ Vor Aufregung lies Jaina ihr Glas in den neben ihr stehenden Blumentopf fallen und merkte es nicht einmal. Sie deutete auf zwei Leute, die sie kannten, die bei Herrn Reinstriezel standen.   „Häää?“, machte die Kupferhaarige bloß, trank aus und guckte dann dahin, wo Jaina hinschaute. Dann fiel ihr die Kinnlade runter. „Ernsthaft?“ Im nächsten Augenblick kamen die drei Männer schon auf Jaina und Cathy zugelaufen.   „Ich dachte mir doch, dass ihr euch freuen würdet!“, lachte Herr Reinstriezel und sah zufrieden zu, wie begeistert die jungen Frauen über die schicken Anzüge von Mr America und Señor Matemática waren.   „Hi!“ Stürmisch umarmte Cathy die zwei Männer. „Sie hätte ich hier nie im Leben erwartet! Bestalken Sie uns etwa? Kann man ja auch verstehen, so schön wie wir sind!“ Sie lachte frech und zeigte dann auf die Anzüge. „So schick kenn‘ ich Sie gar nicht.“   „Hi“, meinte Jaina dann etwas gediegener und wollte den Lehrern schon die Hand geben, doch losgelöst von einem Glas Wein, drückten sie die Dozentin ebenfalls kurz an sich. Jaina konnte ihr Glück kaum fassen, ihre drei Lieblingslehrer vereint an einem Platz. Wie wundervoll! „Cathy hat recht, wie kommen Sie hier her?“   „Naja, unser Freund hier“, fing Mr America an und zeigte auf Herrn Reinstriezel, „hat uns noch zwei Karten besorgt.“ Er lachte und die hellblauen Augen funkelten.   „Und außerdem dachten wir uns schon, dass ihr hier seid. Schließlich bist du Dozentin an der Uni“, fügte Señor Matemática hinzu. Dann runzelte er die Stirn. „Wer sind denn die drei Männer da hinten, die ständig zu euch rüberschielen?“ Er war schon immer auch freundschaftlich väterlich gegenüber den beiden gewesen.   Jaina drehte sich halb um, legte den Kopf dann nachdenklich schief. „Sherlock ist schon hier.“   „Äh, kann er gar nicht sein, die Abendkasse macht erst in zehn Minuten auf“, widersprach Cathy.   „Aber er ist es.“ Jaina spitzte die Lippen. „Das sind John, Sherlock und Jim.“ Dabei deutete sie der Reihe nach auf Genannten. „John ist ein Freund von Cathys Familie, Sherlock ist sein Mitbewohner und Jim ist-“ „Jainas Freund, sie sagt es nur nicht“, fiel ihr ihre beste Freundin ins Wort und ging dann davon, zu Sherlock.   „Ist das so?“, wollte Mr America da wissen. Er erinnerte sich, dass Jaina immer sehr schüchtern gewesen war, wenn es um zwischenmenschliches gegangen war, karrieretechnisch war sie allerdings sehr offensiv gewesen.   „Er hat es mir schon bestätigt“, gab Herr Reinstriezel seinen Senf dazu.   „Hat er?“, wollte Jaina mit gefährlich zusammengekniffenen Augen wissen. Was Jim in ihrer Abwesenheit so alles erzählte. Das war ja interessant, dass er es schon als so selbstverständlich ansah.   „Ja. Er wirkt sehr gebildet und höflich“, lobte der älteste des Trios.   „Danke.“ Was sollte man auch anderes darauf antworten? Man konnte sich nur für das Kompliment für den guten Geschmack bedanken.   „Willst du ihn uns vielleicht vorstellen?“, fragte Mr America ganz unschuldig. Wahrscheinlich wollte er nur sicherstellen, dass Jim wirklich anständig war, ansonsten würde es was auf den Deckel geben. Für wen, da war sich Jaina noch nicht sicher. Entweder für sie, wegen schlechtem Urteilsvermögen oder für Jim, wegen gespielt gutem Benehmen.   „Sherlock, du hast keine Karte!“, begann Cathy das Gespräch, ohne auf die hier übliche Etikette zu achten. Sherlock sah sie nur abschätzig an, die graublauen Augen ohne jegliches Gefühl.   „Man wird mich nicht kontrollieren“, meinte er nur gleichgültig.   „Warum bist du eigentlich hier?“, wollte sie jedoch wissen und packte ihn am Ärmel seines Jacketts. Sie guckte kurz zu Jim und John, die gerade einvernehmlich tranken, und zog Sherlock dann in eine ruhigere Ecke. „Du sagtest, du willst nicht mit! Und jetzt doch! Warum?“ Sie fragte sich das ernsthaft und hatte auch schon in Betracht gezogen, dass er wegen ihr nicht hinwollte. War sie zu aufdringlich? Zu nervig? Jeder nervte Sherlock!   „Nun, ich wollte doch. Dazu braucht es keinen Grund.“   „Aber ich will einen! Sonst hätte ich John nicht gefragt und er hätte mit Sarah ausgehen können!“ Sie merkte schon, sie bekam hektische rote Punkte am Hals. Hätte Sherlock gleich zugesagt, dann könnte sie die ganze Zeit nur mit ihm tanzen – das dachte sie wirklich, Mitgefühl mit John war nur der gesellschaftlich anerkannte Grund den sie anbrachte.   Während die junge Frau ihn aufgebracht anstarrte, fiel ihm auf, dass ihn etwas an ihrem Outfit störte. Langsam griff er danach und beobachtete dabei, wie Cathys Iren seiner Hand folgten, ihr Blick wurde etwas unsicherer. Er verbat sich das Grinsen, aber mit dieser Person konnte man so leicht spielen. Dann berührte er dieses Netzding, das ihr linkes Auge noch leicht verdeckte. Ohne etwas zu sagen, trat er einen Schritt näher an sie heran, strich dann leicht über ihr weiches Haar und pflückte den Fascinator heraus.   „H-hey…“   „Viel besser“, befand Sherlock – jetzt konnte er beide Augen sehen, das war wichtig für’s Deduzieren.   „Besser? Inwiefern?“, fragte Cathy irritiert, das letzte Mal war er so nah bei ihr gewesen, da hatten sie auf der Couch geschlafen. Sie musste ihre Selbstbeherrschung bewahren – Himmel, sie hatte ganz verdrängt, wie gut Sherlock aus der Nähe aussah! Und wie fantastisch er roch!   „Jetzt kann ich wieder dein hübsches Gesicht sehen.“ Dabei lächelte er ein halbes Lächeln, drehte sich um und ging weg. Sie war darauf hereingefallen. Warum musste sie so einfältig sein? Wäre Cathy nur ein wenig mehr wie er, dann könnte er sie fast mögen.   Cathy starrte ihm nur hinterher – ihr Schopf fühlte sich nackt an ohne den Haarschmuck. Er hatte ihr ein Kompliment gemacht. Ihr Bauch war voller Torpedo-Schmetterlingen und ihr Brustkorb fühlte sich vor Aufregungs-Atemnot ganz eng an.   „Hi! Sie müssen die ehemaligen Lehrer von Jaina und Cathy sein!“, rief Sherlock und gab jedem der drei die Hand und schüttelte sie höflich. Inzwischen standen sie schon bei John und Jim, Jaina schaute verstohlen zu Moriarty, was er sich wohl dabei gedacht hatte, einfach zu behaupten, sie hätten eine feste Beziehung. Das hatten sie nicht!   „Stimmt!“, freute sich Señor Matemática. Er strahlte regelrecht, hatte er doch viel von dem Detektiv gehört. Zwar nicht von Jaina oder Cathy, aber in den allgemeinen Medien kam er manchmal vor. Natürlich nicht in den großen Nachrichten, dazu war dieser Mann viel zu, nun, exzentrisch. Sherlock musste sich anstrengen, nichts weiter zu sagen, fast jedes Detail, welches er an den Lehrern fand, würde seine beiden Mitbewohnerinnen nur wütend machen und im Moment brauchte er sie noch.   Mr America schaute den hoch gewachsenen, schwarzhaarigen Mann prüfend an, er hatte genau beobachtet, was zwischen Sherlock und Cathy gelaufen war und fragte sich, welcher Art die Beziehung zwischen den beiden war. Jim fand er in Ordnung, etwas zu streberhaft für Jaina vielleicht, da sie selbst so perfektionistisch war, aber er musste ja nicht mit ihm leben. Der junge Englischlehrer war überhaupt froh, dass die zwei Kontakte gefunden hatten in dieser Großstadt. Aber bevor irgendetwas weiter erläutert werden konnte, fing die Musik an zu spielen und Paare bildeten sich. Jim schnappte sich gleich Jaina und zog sie auf die Tanzfläche, die nun reichlich gefüllt war. Es lief She’s the one von Robbie Williams, das Licht wurde so gedimmt, dass man noch genügend sehen konnte, es aber auch schon recht romantisch war. Jaina war froh, dass sie sich jetzt bewegen konnte, auch wenn es nur ein langsamer Walzer war. Jims Hände waren warm und seine Bewegungen sicher, sie fühlte sich wohl und auch ein Stückchen weit aufgeräumt, sie hatte das Gefühl des hier-gehöre-ich-hin, nämlich in Jims Arme. Cathy stand noch immer an der selben Stelle, wie versteinert und überlegte, was sie denn jetzt machen sollte. Sie befürchtete das schlimmste, dass sie sich ernsthaft in Sherlock verknallt – furchbarer noch: verliebt – hatte. Jemand unterbrach ihre Gedanken.   „Möchtest du nicht tanzen?“, fragte John und legte ihr seinen Arm um die Schultern.   „Doch“, meinte sie langsam. Zwar lieber mit Sherlock, aber das musste der gute John nicht wissen. Also ging sie mit ihm auf die Tanzfläche und schmiegte sich in seine Arme. Die Zeit verging wie im Flug und Jaina tanzte fast nur mit Jim, nur unterbrochen von einem Foxtrott mit Señor Matemática, einem Rumba mit Mr America und einem Discofox mit Herrn Reinstriezel. Dazwischen lag sie jedoch immer in Jims Armen, obwohl John wohl auch gerne mal mit ihr getanzt hätte. Aber sie nahm sich dieses Privileg heraus, schließlich hatte man ihr schon den Kuss für den Abend verdorben. Da sollte wenigstens das Tanzen ganz nach ihrem Geschmack sein! Da war Jaina eigen. Und sie tanzte ausgesprochen gerne, ihre Ballett-Erfahrung zahlte sich hier eindeutig aus, sie bewegte sich immer noch so leicht und grazil wie gewohnt. In diesem Augenblick überlegte sie kurz, wieder öfter bei Aufführungen mitzumachen. Es würde sicherlich Spaß machen.   Cathy tanzte dreimal mit John, dann schwang sie mit Mr America das Tanzbein bei einem schnellen Cha-Cha-Cha, dann tanzte sie mit Herrn Reinstriezel den Rumba und mit Señor Matemática einen Blues. Mit Jim tanzte sie auch mal kurz, einen einfachen Discofox, er konnte gut tanzen. Aber dann zog es sie wieder zu John und zu Herrn Reinstriezel, mit dem machte es einfach wahnsinnig Spaß, auch wenn man sich auf die Füße trat – was glücklicherweise kaum der Fall war. Beim zweiten Rumba verlies sie die Tanzfläche und suchte nach Sherlock, doch der war nirgends zu finden. Und John tanzte mit einer jungen Dozentin. Cathy verschränkte die Arme und beobachtete die Leute, die sie als ihre Freunde betrachtete. Sie gönnte ihnen allen das beste, jeder war auf seine Art einfach herzerwärmend.   „Schon müde?“, trietzte da jemand von hinten.   „Sherlock!“ Freudig drehte sie sich um und strahlte ihn an. Bis ihr auffiel, was sie gerade tat. Sofort lies sie das Lächeln bleiben und räsuperte sich verlegen. „Möchtest du tanzen?“ Er hatte heute schon ein wenig Spaß gehabt und auch den Mörder, den Jaina und Cathy suchten, gefunden. Sein Job hier war getan. Warum also als Miesepeter dastehen? Auch wenn es keiner wusste, Sherlock konnte tanzen. Und eigentlich mochte er es sehr gerne. Und innerhalb von einer Minute wusste das jeder, denn er tanzte nicht nur die normalen Rumba-Figuren, auch die etwas ausgefalleneren konnte er und da er so gut führte, machte Cathy nichts falsch. Sie wusste eigentlich gar nicht, was gerade um sie geschah – hielt Sherlock sie wirklich fest? Drückte sie an seine Brust? Fasste sie ihn echt an?! Sie konnte ihr temporäres Glück kaum fassen. Jaina war auch mehr als erstaunt, als sie sah, wer da an ihr vorbeidrehte und dabei auch noch so eine gute Figur machte. Seit wann hatte der Detektiv andere Talente als denken? Sie war beeindruckt. „Meine Damen und Herren.“ Das Licht wurde ein wenig heller und ein älterer Herr in Anzug klopfte auf sein Mikrofon. „Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass in zwanzig Minuten das alljährliche Feuerwerk gezündet wird. Von der Dachterasse aus können Sie es gut beobachten.“ Dann wurde das Licht wieder weniger und einige der tanzenden Paare lösten sich voneinander. Jaina würde am liebsten den ganzen Abend und die ganze Nacht in Jims Armen verbringen, für immer einfach weitertanzen und sich anschmiegen und wohlfühlen und seine Hand an ihrem Rücken spüren und seine rasierte Wange an ihrer Stirn.   „Wollen wir das Feuerwerk sehen? Oder möchtest du lieber hier bleiben?“, fragte Jim leise und dachte nicht daran, Jaina loszulassen. Gab es ein besseres Alibi für ihn als den sich kümmernden Freund? Nein. Außerdem tanzte Jaina vorzüglich, so etwas war ihm wahrhaft noch nie untergekommen.   „Ich würde schon gerne das Feuerwerk sehen“, meinte sie und löste sich dann aus seinem Griff. „Danach tanzen wir dann weiter.“ Sie lächelten sich an und Jaina fragte sich – nicht zum ersten Mal – was er genau an ihr fand. Sie war überhaupt nicht so wie Cathy, die gleich nach Dates fragte oder einfach mal zufällige Berührungen einfließen lies, nein. Jaina war eher schüchtern und lies die anderen machen. Aber Jim schien das in Ordnung zu finden. Sie hoffte sehr, dass er es auch ehrlich mit ihr meinte, eine andere Chance auf eine nette Zeit mit einem Mann hatte sie nicht. Zumindest empfand sie es so.   „Mr America, Jim und ich gehen schonmal auf’s Dach! Nur, falls die anderen fragen“, rief sie dann dem glatzköpfigen Lehrer zu, der ihr nur ein O.K. Zeichen gab, während Jim sie an der Hand nahm und aufs Dach führte.   Oben am Dach waren sie im Moment noch die einzigen, über ihnen schien ein gelber, großer Dreiviertelmond, die Sterne glänzten verhalten. Das Stadtlicht war hier näher an der Erde einfach stärker als das zarte Sternenlicht im All. Und trotzdem dass es Sommer war, war es etwas kühl inzwischen. Jaina merkte das besonders und verfluchte sich, kein Jäckchen mitgenommen zu haben. Sie spürte schon die Gänsehaut an ihren Armen.   „Hey, dir ist ja kalt“, bemerkte auch Jim.   „Ach, das geht schon“, erwiderte Jaina schnell und dachte dabei mit einem leichten Grauen an die verbleibende halbe Stunde in der Kälte. Und dann noch das Feuerwerk. Doch ehe sie sich versah, legte Jim ihr seine Jacke über die Schultern. Die Wärme darin war leicht verblasst, wie eine Erinnerung, aber die junge Frau war froh, dass Jim sie kurz getragen hatte. So war der Stoff nicht gänzlich kühl. „Dankeschön.“ Sie schmiegte sich in die Jacke und sah zu Jim. Er trug ein hellblaues Hemd mit silbernen Manschetten, die Krawatte war schon wieder ein wenig verrutscht.   „Ich bin froh, mit dir hier zu sein“, sagte der Dozent plötzlich und drehte sich zu Jaina. In ihrem Kleid sah sie aus wie eine kleine Fee, die gar nicht wusste, wie ihr geschah – es machte sie unglaublich zart und zerbrechlich. Würde sein Augenmerk nicht auf einer gewissen Aufgabe liegen, würde er Jaina tatsächlich als eine Freundin in Betracht ziehen. Sie hatte es aber verdient, über alle Maße höflich und schmeichelhaft behandelt zu werden – außerdem musste noch der Kuss nachgeholt werden. Moriarty fragte sich, während er seinen Arm um ihre Schultern legte, ob er etwa ein romantisches Interesse an Jaina entwickelte. Es würde ihn überraschen. Jaina lies die Worte auf sich wirken und lehnte sich an Jim, stellte sich vor, sie wäre jetzt nicht in London, sondern bei ihr zu Hause. In Deutschland, bei der einen Bank hoch auf dem Hügel, man würde jeden einzelnen Stern funkeln sehen und der Mond würde zum Greifen nah sein. Dazu noch ein Feuerwerk und sie wäre Wachs in seinen Händen . So langsam bekam sie ein Gefühl dafür, was manche der Autoren beschrieben – vor allem die Autoren der Schundromane, die Cathy manchmal las. Trotzdem war die Luft hier oben schön und fast sauber, Jaina atmete tief ein und schloss glücklich die Augen. Da spürte sie Jims Hand an ihrer linken Wange. Langsam hob sie ihre Augenlider, nur um direkt in Jims dunkle Iren zu starren. Er sah sie so verträumt und verloren an, dass sie gar nicht anders konnte, als seinen Blick zu erwidern. Jim zog Jaina an sich – und im nächsten Moment legten sich seine Lippen auf ihre. Sie konnte sein edles Parfum riechen und spürte seinen Herzschlag unter seinem Hemd – vor allem aber spürte sie die Wärme, die von ihm ausging. Vorsichtig legte Jaina beide Hände auf Jims Schultern, damit sie nicht vor Entzücken zusammensackte. Alles an ihr war gleichzeitig angespannt und vollkommen losgelöst, sie nahm die Kontur seiner Lippen und das leichte Kratzen seines Bartes an ihrer Haut wahr. Sie könnte eine Ewigkeit damit verbringen.   „Hey, Jaina, weißt du zufällig, wo Sh-“ Cathy blieb mitten im Satz stehen. Und glotzte auf das sich küssende Pärchen im romantischen Mondschein. Jaina mit Jims Jacke über den Schultern, an ihn gedrückt, ihre Hände auf seinen Schultern, lag die Mathematikerin in Jims Armen. Und sie küssten sich. Bei dem Klang von Cathys Stimme allerdings waren beide gleich auseinandergefahren. Jim guckte die Kupferhaarige – zu recht – etwas grumpfelig an, während Jaina vollkommen entrückt zu ihrer besten Freundin sah, die Wangen hochrot. „Sorry, ich wollte nicht… naja.“ Cathy machte eine aussagekräftige Grimasse, die genau beschrieb, wie unwohl sie sich fühlte. „Die Stimmung zerstören.“ Damit drehte sie sich um und ging wie ein Roboter davon.   Ehrlich, dachte sich Jim, zuerst Sherlock und dann die? Wollen die mich etwa sabotieren?   Jaina konnte kaum an sich halten, ihr war zum Lachen und Heulen zumute. Jim hatte sie geküsst und es war so wunderbar romantisch gewesen! Wieso zur Hölle musste sie dann so ein Pech haben, dass immer jemand störte?!   Sie fand Sherlock im Gang zur Küche. Eigentlich hatte Cathy sich dorthin schleichen wollen, um vielleicht ein Schälchen Schoko-Pudding zu bekommen. Sie fühlte sich miserabel – verständlicherweise, sie hatte gerade den ersten Kuss ihrer besten Freundin derart gestört und behindert, dass Jaina vermutlich für immer sauer sein würde. Außerdem würde Cathy jetzt selber gerne geküsst werden! Sie vermisste das! Sie würde jeden nehmen, der ihr jetzt über den Weg laufen würde! Gut, dachte Cathy, außer die Lehrer. Ich glaube, das kommt nicht so gut. Oder Anderson. Den küsst keiner freiwillig. Außer Sally. Und dann kam ihr Sherlock entgegen. Und er sah umwerfend aus, wenn er sich unbeobachtet fühlte und sich genau umschaute. Dies tat er, indem er auch in die Hocke ging.   „Was machst du da?“, wollte Cathy nonchalant wissen, als sie neben Sherlock trat.   „Mich umsehen.“   „Ja, das sehe ich.“   Er sah auf – etwas, mit was die junge Medizinerin nicht gerechnet hatte – und erwiderte ihren herausfordernden Blick. „Vielleicht willst du lieber mit John reden“, schlug der Detektiv vor.   „Nein. Das möchte ich mitnichten.“ Und du machst mich wahnsinnig, fügte sie gedanklich hinzu. Sie betrachtete sein dichtes schwarzes Haar und wünschte, er liese sie mit ihren Fingern daran. Cathy liebte schöne Haare. Sherlock blieb in der Hocke und schaute sich etwas am Boden an. In der Kupferhaarigen reifte der Verdacht, dass er sie verarschen wollte. „Sherlock, ich habe dich gesucht.“ Damit ging sie selber in die Hocke. Und stützte sich mit ihren Ellenbogen auf seinen Knien ab. Das brachte den Detektiv dazu, sie nochmal anzusehen. Es wirkte geradezu so, als würde er sie zum ersten Mal richtig sehen.   „Und – warum hast du mich gesucht?“, wollte er dann wissen, die Augenbrauen nachdenklich zusammengezogen.   „Das… weiß ich selber auch nicht so genau“, musste Cathy zugeben. Sie grinste entschuldigend und machte Anstalten, aufzustehen. Doch sie hatte nicht mit ihren Schuhen und dem Fliesenboden gerechnet. Sobald sie sich leicht erhob, rutschte ihr der rechte Fuß weg und sie fiel nach hinten! Reflexartig griff sie nach Sherlock – der war ebenso überrascht wie Cathy und verlor seinen Bodenhalt. John hatte einen lauten Rumms gehört und war besorgt. Das Geräusch war aus dem Gang gekommen, in welchen Sherlock gegangen war. Der Gang zur Küche. Neben John stand noch Mr America, beide hatten sich ein wenig über das Militär unterhalten, sie verstanden sich ziemlich gut.   „Also, ich glaube… ich glaube, ich sollte nachsehen, was da los ist“, fand John und schaute seinen Gesprächspartner entschuldigend an.   „Ich komme mit“, befand Mr America. So eine kleine Abwechslung lies er sich doch nicht entgehen! Gemeinsam gingen die zwei Männer den Gang entlang und fanden nach nicht einmal zehn Sekunden heraus, was den Lärm verursacht hatte. Was John aber noch lange nicht die Situation erklärte. Sherlock lag fast ausgestreckt zwischen Cathys Beinen, das Gesicht an ihrem Hals geparkt. Die junge Frau hielt sich den Kopf und Sherlocks linke Hand.   „Was ist hier los?“, wollte John misstrauisch wissen.   „Das wäre schön zu wissen“, fand auch Mr America, dem dieser Sherlock immer suspekter vorkam. Cathy sah an sich hinunter, bemerkte, dass Sherlock sie etwas verdutzt anstarrte und lies den Kopf mit einem ergebenen Seufzen nach hinten sinken. „Ich bin ausgerutscht.“ Sie versuchte, sich nicht zu Tode zu schämen. Sherlocks Atem strich ihren Hals entlang und verursachte die verrückteste Gänsehaut, die Cathy jemals gehabt hatte.   „Und Sherlock ist auf dich draufgerutscht?“, fragte der Englischlehrer mit hochgezogenen Augenbrauen.   „Besser als reingerutscht“, ertönte da der Kommentar von – Jaina. Diese kam gerade mit Jim vom Dach. Ihr war doch etwas frischer geworden und nachdem die romantische Stimmung im Eimer war, hatte sie für mehr Wein plädiert.   „Jaina!“ Sofort stützte sich Cathy auf ihre Unterarme und glotzte zu ihrer Freundin hinter, wobei sie sich den Hals fast verrenkte. Und Sherlock in eine noch unangenehmere Position – nämlich in beträchtliche Brustnähe – zwang. „Seit wann bist du so vulgär!“   „Mr America hat recht – wie kann er so auf dich drauffallen?“ Jaina beobachtete fasziniert, wie Sherlock geschmeidig aufstand, sich das Jackett richtete und dann Cathy auf die Füße zog. Die Frage ihrer Freundin lies sie mit Absicht unbeantwortet. Viel eher betrachtete sie das Kleid, fand aber keinen Riss und keinen Dreck daran. Da hatte Cathy nochmal Glück gehabt.   „Meine Schuld.“ Die ältere der beiden klopfte das Kleid ab. „Ich hab mich an ihm festgehalten und…“   „Und das habe ich nicht erwartet und bin hinterhergefallen“, beendete Sherlock für sie. Er würde sich gerne räuspern, verschob das aber auf später. Was für eine unangenehme Erfahrung. Nicht, dass Cathy dafür etwas konnte, es war ein Unfall, doch seltsamerweise beschämte es ihn fast, sie in diese Situation gebracht zu haben. Andererseits – es war auch nicht seine Schuld. Und sie trug ein angenehmes Parfum. So unangenehm war es vielleicht doch nicht gewesen. Trotz der unvorhergesehenen Zwischenfälle gingen alle gemeinsam auf die Dachterrasse, um das Feuerwerk zu bewundern. Es war riesig, verschwenderisch und wunderschön. Jaina stand mit Jim, Señor Matemática und Mr America weit vorne und genoss das Lichterspiel. Cathy hockte am Rand der Dachterrasse, lies die Beine baumeln und grinste zu John rüber, der sie immer noch nachdenklich ansah. Er machte sich Sorgen. Um beide. Er vertraute diesem Jim einfach nicht, er wusste auch nicht, warum. Vielleicht hatte John auch einfach nur einen zu starken Beschützerinstinkt entwickelt. Und er fürchtete, dass sich Cathy in Sherlock verliebt hatte. Der Detektiv würde der jungen Frau nur weh tun. Zum Glück war Sherlock innen geblieben.   „Ich vertrete mir kurz die Beine“, sagte Cathy plötzlich und stand auf. John sah ihr nach, wie sie durch die Menge verschwand. Er schüttelte den Kopf. Jetzt lief sie ihm auch noch nach.   Jaina drehte den Kopf, als sie ihr selbst genähtes Kleid an sich vorbeilaufen sah und war neugierig, wohin ihre Freundin während diesem schönen Schauspiel ging. Aber Jim hielt sie fest an seiner Hand, und Jaina wollte wenigstens, dass das Feuerwerk nicht von irgendwas gestört wurde. Was für ein verkorster, komischer und doch schöner Abend!   „Greg!“ Froh, den Detective Inspector zu sehen, küsste Cathy ihn auf beide Wangen und strahlte ihn an.   „Ich dachte, Sie würden nicht mehr kommen.“   „Das lasse ich mir doch nicht entgehen“, erwiderte Lestrade und musterte Cathy. „Mit diesem Kleid hat sich Jaina selbst übertroffen.“   „Sie sollten ihres erst sehen!“, schwärmte die Medizinerin. „Es ist wahnsinnig schön! Sind Molly und die anderen auch da?“   „Molly nicht, aber Anderson. Und Chan. Ich dachte mir, dass Sie sich über ihn eher freuen würden.“   „Über Anderson? Über den freut sich doch keiner!“   „Ich meinte Chan!“   „Ach, den.“ Cathy runzelte die Stirn. Den wollte sie hier eigentlich nicht haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)