No drug could ever fill this gap. von Wooyoungie ================================================================================ Kapitel 5: It's all coming back to me now. ------------------------------------------ Wieder einmal ging er die Tweets der Fans zum heutigen Konzert in Düsseldorf durch, wieder einmal fand er dieselben Fragen wie „Hast du eine Freundin?“, „Ist Larry echt?“. Diese Frage schmerzte am meisten, doch das würde er niemals zugeben. Das konnte, nein, durfte er nicht zugeben. Er schmerzte sowieso schon, „Elounor“ – wie die Fans Louis und Eleanor nannte – zusammen zu sehen, zu wissen, dass sie heiraten würden. Dass er ganz offensichtlich unwichtig geworden war, ersetzt worden war … Doch eine Frage – oder besser gesagt ein Name – fiel ihm auf. „Bakery Girl“? Man könnte glatt meinen, dass dies eine subtile Andeutung an ihn und seinen früheren Job war und als er ihren Accountnamen sah, war ihm klar, dass sie vermutlich eine „Larry Shipperin“ war. Doch die Frage hatte rein gar nichts damit zu tun, wofür er ihr jetzt schon mehr als dankbar war. „Könntet ihr ein paar Zeilen eures aktuellen Lieblingsliedes singen? :) xx“ Als er die Frage las, fiel ihm sofort ein Lied ein, das er in letzter Zeit nur all zu häufig gehört hatte: Celine Dions „It’s all coming back to me now“. Auf eine verdrehte Art und Weise passte das Lied, denn jeden Abend, wenn er auf der Bühne stand, wenn er mit Louis performen musste, traf es ihn. All die Erinnerungen an früher kamen zurück, jagten ihn und er hatte Mühe, zu singen, zu atmen, überhaupt mit seiner ersten großen Liebe auf einer Bühne zu stehen. Er wusste nicht, wie lange er das noch durchhalten konnte. Gleichzeitig wollte er weder die Band, noch die Fans im Stich lassen, also konnte er nicht aus der Band aussteigen. Er konnte nicht alles zurücklassen, wofür sie die letzten vier Jahre so hart gekämpft hatten, auch wenn drei dieser vier Jahre der Hölle glichen. Eine halbe Stunde nachdem das Konzert begonnen hatte und er sicher gegangen war, dass er Körper- und Augenkontakt mit Louis vermieden hatte, kamen die Fragen und während die anderen Statements wie „Ich bin 500 km nach Düsseldorf gereist, um euch zu sehen.“ ausgesucht hatten, was er sehr rührend fand, konnte er es fast gar nicht erwarten, dass seine Frage endlich auf dem Monitor erschien. Und endlich war es soweit. „Dein Name ist ziemlich kreativ. Wo bist du überhaupt?“, hatte er gefragt, nachdem er die Frage laut vorgelesen hatte und blickte sich um. Er wusste, dass „Bakery Girl“ blond war, das hatte er auf ihrem Twitter-Icon gesehen, und er vermutete, dass sie ziemlich nah an der Bühne stand, doch natürlich fuchtelte die halbe rote Zone mit den Armen rum, wollte von der Gruppe gesehen und beachtet werden. Ein Mädchen sah aber wirklich schockiert aus, als er den Tweet vorgelesen hatte, ehe es mit dem Mädchen, das neben ihm stand, ein paar Mal hochhüpfte, um sich bemerkbar zu machen. Das war sie also. Vielleicht sollte er sich bei ihr für die Frage bedanken. Für den Glauben, dass „Larry“ immer noch echt war, für die Unterstützung, also ging er in ihre Richtung, lächelte etwas, bevor er kurz die Hand hob, um ihr zu signalisieren, dass er sie gesehen hatte. Während die Jungs alle etwas aktuelles aus den Charts sangen, was die Fans natürlich alle lautstark mitgrölten, entschied er sich für „It’s all coming back to me now“. Er bemerkte, dass die Fragenstellerin stumm mitsang und fragte sich, wie alt diese war. Schließlich wurde das Lied schon vor 18 Jahren veröffentlicht und die jüngere Generation kannte es sicherlich nicht. Doch er merkte, dass es keine all zu gute Idee war, dieses Lied zu singen, denn es machte ihn traurig. All die Erinnerungen kamen wieder hoch, zerrten an seiner Konzentration, brachen ihm das Herz. Und vermutlich sah er auch so zerbrochen aus, denn dieses Mädchen brach plötzlich in Tränen aus. Hatte sie bemerkt, warum er ausgerechnet dieses Lied sang? Hatte diese Beziehung solch einen Einfluss auf seine Fans, dass sie wortwörtlich mitlitten? Stumm starrte er in die Menge, blendete den tosenden Applaus aus, warf nur einen sehr, sehr kurzen Blick zu Louis, dessen Lied nach ihm einsetzte. Und er war mehr als erstaunt, als er „When I was your man“ sang. Wusste er nicht, dass das praktisch ein Geständnis war? Was war, wenn jemand diesen Moment aufnahm und ihn auf Twitter oder tumblr zerpflückte? Wenn das Management mal wieder sagte, sie dürften nicht mehr miteinander gesehen werden, weil dies die Gerüchte anheizen würde? Nicht, dass ihn das sonderlich störte. Nachdem die Verlobung bekannt wurde, hatte er sich von Louis distanziert, weil er nicht wollte, dass er mitbekam, wie sehr ihn diese ganze Aktion verletzt hatte, obwohl er doch eigentlich wissen sollte, dass es nur eine PR-Nummer war. Aber es tat trotzdem weh. Und es wurde mit jedem Tag, den er mit ihm auf der Bühne, auf Tour verbringen musste, schlimmer. Dass seine Stimme versagte, als er die Zeile zu Ende gesungen hatte, machte die ganze Situation nur noch grausamer. Er sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen und genauso fühlte er sich auch. Zu gern wollte er Louis umarmen, wollte ihm sagen, dass er ihm verzeihen würde, dass er ihn liebte, immer nur ihn geliebt hatte und immer lieben würde. Aber er durfte es nicht. Deswegen schlich er zum hinteren Bereich der Bühne, merkte nicht sofort, dass Louis ihm gefolgt war, hatte nur ein Flüstern gehört – oder hatte gemeint, es zu hören, da die Fans so laut sangen, dass man seine eigenen Gedanken kaum noch verstand – und hatte sich dann zu ihm umgedreht. Wollte er jetzt wirklich mit ihm reden? Jetzt? Hier? Er schüttelte nur den Kopf, verließ dann die Bühne, um tief durchzuatmen, sich zu sammeln, wieder zu sich zu kommen. Er schaffte es nicht mehr. Es ging nicht mehr, er konnte nicht Nacht für Nacht mit ihm auf der Bühne stehen. Aber was sollte er tun? Er konnte nicht flüchten, er konnte das alles nicht aufgeben. Wie aber sollte er noch weitermachen, wenn es nur noch weh tat? Er hatte keine Antwort auf diese Frage … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)