Mit der Zeit vergessen! von BlackDuck ================================================================================ Kapitel 8: Der Hoffnungsschimmer -------------------------------- Nichts, geschieht um Joey herum. Alles was im Raum zu hören ist, sind seine Schluchzer und es deutet nichts darauf hin, dass sich Kaiba auch nur einen Millimeter auf ihn zubewegt. Wie hätte es ja auch anders sein können. Er sollte endlich aufhören zu hoffe, dass der Andere ihn auch nur auf irgendeine Weise die Nähe gibt, die er so dringend braucht. Immerhin weiß er ganz genau wie wertlos er für diesen ist und das sich der Kühlschrank eindeutig vor ihm ekelt. Nur er würde sich trotzdem irgendeine Berührung wünschen. Da würde es sogar genügen, wenn ihm einfach liebevoll durch die blonden Haare gestrubbelt wird. Denn dies hat Set-chan früher wirklich täglich gemacht. Nicht nur wenn es ihm nicht gut ging, sondern auch manchmal um ihm einfach zu zeigen wie gern ihn sein bester Freund hat. Nur wird dies wohl nie wieder zur Gewohnheit werden und der Größere wird ihn nie wieder so liebevoll behandeln. Automatisch schnieft er bei diesen Gedanken nur noch mehr, was den Brünetten wohl auch endgültig wieder dazu bringt die stille zu unterbrechen. „Wheeler, kann dir nicht einfach die Tatsache genügen, dass ich dir helfe? Alles andere was du brauchst, kann ich dir einfach nicht geben! Es ist zwar nicht so, dass ich dich wirklich verabscheue oder dass alles nur aus Mitleid mache! Aber wenn es um deine verkorkste Gefühlswelt geht, wende dich bitte an deine kleinkarierten Freunde!“ Umso mehr Kaiba sagt, desto mehr zieht sich sein Inneres zusammen. Vor allem, da die Stimme dabei so verbissen sowie eiskalt klingt. Es klingt in seinen Ohren einfach so als ob sein ganzes verkorkstes Leben den Anderen nichts angeht. Endgültig hebt er deswegen auch dann den Kopf, in der Hoffnung wenigstens irgendeine Gefühlsregung in dem Gesicht seines Mitschülers zu sehen. Nur hat er sich wirklich schon gedacht, dass er auch einen gefühllosen Blick aus eisblauen Augen bekommt. Gerade deswegen kommen auch endlich wieder Worte über seine Lippen. Doch seine Stimme klingt nicht nur weinerlich und schniefend, sondern auch ein wenig anklagend. „Also bedeute ich dir wirklich nichts mehr! Nachdem du mir soviel hilfst, habe ich wirklich gehofft dass du zumindest noch ein wenig Freundschaft für mich empfindest! Aber anscheinend hast du einfach nur Mitleid mit einem getretenen Straßenköter! Dann muss ich wirklich allein mit allem klarkommen, da ich nicht will das noch mehr Leute wissen, wie mein Leben wirklich aussieht!“ Gequält schleicht sich sogar ein verzweifeltes Lächeln auf die Lippen des ehemaligen Strichers. Also ist er wirklich alleine mit all seinen Sorgen und wird dass irgendwie hinbekommen müssen. Denn immerhin will er nicht dass seine Freunde erfahren wie schmutzig er in Wahrheit ist, da er auch immer noch zu viel Angst vor der Reaktion seiner Clique hat. Doch auch Kaiba findet sofort Worte zu seinem fast schon anklagenden Sätzen. Kalt sowie ungewöhnlicher Weise etwas unsicher, spricht der Jungunternehmer nun wieder zu ihm und sieht dabei sogar nur noch verbissener aus. „Warum willst du nicht mit deinen Freunden darüber reden? Der Kindergarten kann dir garantiert besser zur Seite stehen, als ich es könnte und sie sind es doch, die du heute zu deinen Freunden zählst! Also wozu brauchst du mich denn bitte noch? Du stellst doch selbst immer fest, dass ich ein ‚Eisklotz‘ bin und da glaubst du wirklich noch dass ich mit deinem Gefühlschaos umgehen kann?!“ Irgendwie hat Joey, das Gefühl als ob sie sich hier gerade im Kreis drehen. Immerhin zeigt er immer wider wie sehr er den Anderen braucht, doch bekommt jedes Mal von diesem ein Gegenargument. Innerlich wird er deswegen auch immer tauber, weswegen er sich fast schon wieder seine illegalen Suchtmittel herbeiwünscht. Damit könnte er jetzt wenigstens von der kalten Realität flüchten und würde sich für eine kurze Zeit ein wenig wohl fühlen. Allein wegen diesen Gedanken, zündet er sich mit zitternder Hand eine weitere Zigarette an. Immerhin würde ihn der Kühlschrank eiskalt in eine Suchtklinik einweisen lassen, wenn er noch mal nach irgendwelchen aufputschenden Mitteln greifen würde. Genau in den Moment, als er dann aber den ersten Zug an den Klimmstängel nimmt, fängt er auch wieder an zu reden. Ihm ist dabei sogar egal dass seine Stimme beim Reden vollkommen monoton erklingt und seine schokoladenbraunen Augen, wahrscheinlich glanzlos auf Kaiba blicken. „Ich will nicht dass Yugi und die Andere wissen, was alles bei mir passiert ist! Egal wie verrückt es für dich klingt, aber ich habe Angst vor ihrer Reaktion! Zwar weiß ich allein vom Verstand her, dass sie mich niemals verurteilen würden, aber dennoch schäme ich mich und will mir nicht mal vorstellen, was sie wegen des ganzen Mists in meinen Leben machen werden! Ich will nicht dass sich Tristan Vorwürfe macht, wenn er erfährt dass er mir oft etwas von meinem einzigen Essen am Tag stibitzt hat! Ich könnte es auch nicht ertragen, wenn Tea mitbekommt dass ich Angst vor ihr habe, wenn sie mir mal wieder eine Kopfnuss gibt oder wie sie alle sind wenn sie alleine mitbekommen, dass ich mich meist vor Berührungen ekel! Ich will einfach nicht jeden Tag miterleben müssen, wie sie mich Mitleidig anschauen!“ Kurz atmet der Blonde wegen seiner eigen tonlosen Ansprache durch, da es ihn doch ein wenig schwer fällt dass alles auszusprechen. Er ist aber auch irgendwie froh, dass Kaiba keinen Ton dazu sagt und ihm auch die Zeit gibt, sein inneres zu ordnen. Doch aus seinen Augen kann er auch dabei beobachten, wie der Kühlschrank ein wenig nachdenklich wirkt. Zwar kann er sich nicht wirklich vorstellen, was genau der Andere von all dem denkt, aber wenigstens denkt dieser über das gesagte nach. Doch dann kommen auch schon die nächsten Worte über seine Lippen, wobei er sich denken kann dass er diesmal den Brünetten mit seinen Reden überrascht. „Mir genügt eindeutig schon, dass du soviel über mich weißt und am liebsten hätte ich es sogar, dass du für mich da wärst! Aber egal wie sehr ich es mir auch wünsche, werde ich nicht von dir verlangen jetzt wirklich für mich da zu sein und ich kann mir auch denken, dass du mich niemals so wie früher in den Arm nehmen wirst! Du sagst ja auch immer dass du keine Freunde brauchst, da kann ich wohl schlecht hoffen dass du irgendwann wieder mein bester Freund wirst! Da muss ich mich wohl oder übel mit abfinden! Du machst immerhin jetzt schon so viel für mich, dass es mir schon wieder unangenehm ist und eigentlich ist es meiner Meinung nach viel zu viel Geld was du für mich ausgeben wirst! Nur…, wenn du mich doch noch ein wenig gern hast, zumindest ein klein wenig! Könntest du mir dann zumindest nur noch ein allerletztes mal, wie früher durch die Haare streicheln! Ich werde dich auch nie wieder darum bitten und werde auch niemals von dir verlangen, wieder mein bester Freund zu sein! Nur mach dass bitte nur dieses eine Mal! Nur ein einziges mal, damit ich mir wenigstens einreden kann dass ich dir noch etwas bedeute und du dich nicht vor mir ekelst!“ Joey glaubt eigentlich nicht dass auf irgendeine Weise auf seine Bitte eingegangen wird. Immerhin weiß er selbst wie ekelerregend er ist und würde sich manchmal am liebsten nicht mal selbst anfassen. Er kann sich gerade sogar denken dass er dazu in diesem Moment ziemlich bescheuert dreinschaut. Denn mittlerweile spürt er die Tränen, die unaufhörlich fließen. Das freudlose lächeln auf seinen Lippen, wirkt seiner Meinung nach bestimmt wie eine Grimasse und der leere Blick aus seinen braunen Augen, zeigt nichts von irgendwelchen Gefühlen. Wie sollten seine Augen auch gerade so etwas wiederspiegeln. Immerhin fühlt er in diesem Augenblick nichts außer Leere. Nicht mal die eigene Verzweiflung oder Angst vor Zurückweisung will in ihm aufkommen. Dass einzige was irgendwie darauf hindeutet, ist dass sein ganzer Leib zittert als ob er sich in einer Kühlkammer befinden würde. Doch als Kaiba dann wortlos Anstalten macht aufzustehen, glaubt er auch sofort dass er sich gleich wieder allein im Raum befinden wird. Um daran zu glauben dass der Andere jetzt wirklich auf ihn zukommt, um ihm über sein blondes Haar zu streicheln, fehlt ihm einfach die Hoffnung. Immer noch lächelnd als ob das Alles gar nicht so schlimm ist, senkt er nun sein Haupt, da er nicht mit ansehen will wie Set-chan ihn wieder alleine lässt. Innerlich verkrampft sich auch alles in ihm und trotzdem fühlt er nichts dabei. Doch dafür ist es dann umso überraschender, als er eine vor Nervosität leicht zitternde Hand an seinem Haupt spürt. Er kann es nicht fassen, dass Kaiba ihm gerade eindeutig federleicht über seine Haare streift, aber dennoch von diesem kein einziges Wort zu hören ist. Allein wegen dieser kleinen Berührung, fühlt es sich für ihn so an als ob nur durch diese Hand sein ganzer Körper erwärmt wird. Aus Angst das hier alles zu Träumen, hält er sogar einen Augenblick die Luft an und sein Herz schlägt dafür in doppelter Geschwindigkeit. Er kann einfach nicht glauben, dass dies gerade passiert. Immerhin ist dieser andere Junge nicht mehr sein Set-chan, sondern der eiskalte Geschäftsmann Seto Kaiba. Alle seine Gedanken überschlagen sich so sehr, dass es nicht mal wirklich weiß was ihm gerade wirklich durch den Kopf spukt. Doch dass ist ihm auch irgendwie egal. Er kann nicht mal anders, als sich der Hand ein wenig entgegen zudrücken. Aber wirklich nur ein wenig, da er sonst befürchtet dass ihm sonst das wärmespendende Körperteil sofort wieder entzogen wird. Gott sei Dank, wird die Hand aber nicht zurückgezogen. Dafür erklingt nun doch endlich die Stimme von seinen Mitschüler, die irgendwie seltsam unsicher klingt. „Erwarte nicht zu viel von mir! Ich kann dir wirklich nicht dass geben was du brauchst und denke immer noch dass es für dich besser wäre mit deinen Freunden oder Doktor Masamune zu reden! Aber ich werde dich nicht dazu zwingen dich irgendjemandem anzuvertrauen! Nur ich will dass du weißt dass ich wirklich überhaupt nicht mit Gefühlen von Anderen umgehen kann! Nicht mal bei Mokuba weiß ich immer wie ich mich verhalten soll und auch er weiß deswegen ganz genau, dass er mit mir nicht über all seine Probleme reden kann! Wenn es dir aber genügt, wenn ich dir ab und an so wie früher deinen Kopf tätschle, ist das selbst für mich kein großer Akt! Zumindest wenn wir nur zu zweit sind! Bei der Anwesenheit von anderen Menschen, kannst du selbst diese kleine Geste nicht unbedingt von mir erwarten!“ Jetzt kann er sich wirklich zumindest einbilden, dass dem Jungunternehmer noch etwas an ihm liegt. Solange er nur ab und an diese kleine Berührung bekommt, kann ihm auch alles andere egal sein. Da braucht er wirklich sonst nichts, wenn er dies endlich wieder bekommen kann und sich einfach nur vorstellen kann, dass sich Kaiba nicht vor ihm ekelt. Egal wie sehr der Andere ihn in Wirklichkeit hasst, kann er sich zumindest im Inneren vorstellen, dass das Gegenteil der Fall sein könnte. Erst als die Hand dann plötzlich wieder zurückgezogen wird, traut er sich wieder aufzusehen. Dabei bemerkt er aber auch, dass die Taubheit in seinem Leib ein wenig nachgelassen hat und kann den Älteren deswegen auch nur dankend entgegenblicken. Da sich endlich alles ein wenig wärmer anfühlt, macht es ihm nicht mal wirklich etwas aus, dass sich der Firmenchef nun endgültig umdreht, um aus den Raum zu gehen. Immerhin hat er jetzt einen kleinen Hoffnungsschimmer in seinem Leben. Für viele wäre es wahrscheinlich übertrieben dargestellt. Aber für Joey ist allein die Vorstellung jetzt häufiger getätschelt zu werden, der einzige Grund warum er jetzt doch mit ein wenig mehr Mut an die Zukunft in der Kaibavilla denkt. Vielleicht hat er sogar wenigstens ein wenig Glück und kann doch irgendwann wieder mit dem Anderen befreundet sein. Nur wird er diesen Wunsch auch niemals aussprechen. Denn er will Kaiba auch nicht bedrängen. Immer noch lächelt er, als die Tür genau hinter diesem zufällt und fragt sich dabei wirklich was noch so alles in seiner neuen Lebenslage geschehen wird. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)