I hate you, I love you, Please save me von Holley ================================================================================ Kapitel 9: Episode II-- Ein missglückter Abend ---------------------------------------------- Kapitel 1 Ein Jahr später Es war Kalt und Dunkel. So dunkel, dass er nicht einmal mehr seine eigene Hand vor Augen erkennen konnte. Außerdem brannte die Kälte bei jedem Atemzug in seiner Lunge. Zähne klappernd schlang er die Arme um sich und sah sich um. Mehr aus Gewohnheit, als wirklich aus dem Grund etwas entdecken zu wollen. Langsamens Schrittes ging er in eine Wahllose Richtung. Und je weiter er ging desto Kälter wurde es. Er verlor jedes Gefühl für Zeit und Raum und so sagte, ihm erst seine schmerzenden Beine, dass er bereits eine Ewigkeit umherlief. Gerade als er einen weiteren Schritt machen wollte, rutschte er aus und fiel mehr als nur unsanft zu Boden. Erschöpft blieb er liegen, doch als ihm dieser metallische Geruch in die Nase stieg, richtete er sich abrupt auf. Die Flüssigkeit auf der er Ausgerutscht ist, war kein Wasser oder Öl, es war Blut. Unbeholfen versuchte er auf die Beine zu kommen, rutschte aber immer wieder aus und im nächsten Moment stolperte er über etwas. Vorsichtig und ängstlich tastete er den Gegenstand ab. Schnell erkannte er was es war und die langsam abflauende Dunkelheit offenbarte ihm was er bereits ahnte. Mit leerem Blick sah ihm der leblose Körper seiner Mutter ihm entgegen. Erschrocken wich er zurück, wo er erneut anstieß. Nur zögernd drehte er sich um. Wieder ein lebloser Körper, dieses Mal jedoch handelte es sich um einen Mann. In der Brust des Mannes klaffte ein Loch, aus dem noch immer Blut hervor quoll. …… Das ´Step´ war nur ein kleiner Club und von außen als solcher kaum zu erkennen. Dennoch war er sehr beliebt. Viele seiner Gäste, waren Stammgäste und somit auch Clubmitglied. Diese Mitgliedschaft war kostenlos, sie sorgte lediglich dafür, dass man garantiert in den Club kam. Alle anderen mussten solange warten, bis andere Gäste gingen. So war es nicht unüblich, dass die Leute draußen bis zur nächsten Straßenecke standen, während im Step die Tanzfläche, trotz der frühen Stunde, bereits voll war. Nur die, die Clubmitglied waren, konnten jetzt noch rein. Die Räumlichkeiten des Steps waren folgender Maßen aufgeteilt. Der Gesamte untere Bereich war eine einzige Tanzfläche und ein Stockwerk höher befand sich die Bar, sowie einige gemütliche Sitzecken. Dabei boten einige mehr Privatsphäre, als andere. Doch am begehrstesten waren ohne hin, die Plätze an der Brüstung, von wo aus man auf die Tanzfläche blicken konnte. Und genau auf dieser Tanzfläche befand sich Dawn. In der Menschenmenge bewegte sie sich, gemeinsam mit ihrem unbekannten Tanzpartner im Takt der Musik. Auch der Übergang von Salsa zu Lambada war fließend. Das Step war nicht irgendein Club, es war ein richtiger Tanzclub. Von Disco Fox bis Rumba war alles vertreten. Man musste kein Profi sein um hier her zu kommen, man musste nur die Tänze beherrschen. Während Dawn sich in der tanzenden Menge befand, saß Yuriy oben und sah von ihrem Platz an der Brüstung aus zu. Der Anblick, wie seine Ehefrau mit einem attraktiven Mann ziemlich eng und lasziv tanzte, störte ihn nicht besonders, was vor allem daran lag, dass es ein gewohnter Anblick war, wenn sie hier waren. Das Vibrieren seines Smartphones lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Einen Blick aufs Display werfend, ließ ihn genervt seufzen. Da hatte man schon einmal ein freies Wochenende und dennoch rief das Büro an. „Julia, was kann ich für dich tun?“, meldete er sich und ließ seinen Blick wieder zur Tanzfläche schweifen, doch Dawn war nicht mehr zu sehen. Von genervt wich sein Gesichtsausdruck zu neugierig und zu gleich verwundert. „Wann?“ Über die Musik hinweg war es schwer Julia zu verstehen, weswegen er sich auch voll und ganz auf ihre Stimme konzentrieren musste und so bekam er nur am Rande mit, wie Dawn sich zu neben ihn setzte. „Wir sind schon auf dem Weg.“ Mit diesen Worten beendete er das Gespräch. „Was ist los?“,erkundigte sich Dawn. „Ich weis es selbst nicht so genau. Aber wir müssen zum Präsidium.“ „So viel zu einem schönen Abend. Dann lass uns mal unserem Casanova suchen.“ Zustimmend nickte Yuriy, trank den letzten Schluck Bier aus und legte ein paar Dollarscheine auf den Tisch. Keine Stunde später betraten Dawn, Yuriy und dessen Partner das zwölfstöckige Gebäude. In der Eingangshalle wurden sie bereits von Julia, der Empfangsdame, erwertet. Sie sah besorgt aus. „Da seit ihr ja endlich. Lincon macht uns hier allen die Hölle heiß.“,sagte sie. „Was ist denn überhaupt los? Du hast nur was von meiner Dienstnummer und einem Jungen gesagt.“, harkte Yuriy nach. Und gerade als Julia zu einer Antwort ansetzen wollte, ertönte eine weitere Stimme von der Treppe. „Der Junge will mit niemand anderem reden außer mit dir. Er sagt uns nicht seinen Namen oder wo er herkommt. Das einzige was er ständig wiederholt ist deine Dienstnummer. Und nebenbei hat es etliche Stunden gebracht, um heraus zu finden, wozu diese Nummer gehört.“ Mit einer Eleganz, die er scheinbar für sich gepachtet hat, kam Lincon die Treppe runter. Aber genau diese Eleganz öffnete ihm Tür und Tor und wie man unschwer an Julia erkennen konnte, machte sie auch nicht vor Frauen halt. „Sie sagten, der Junge will nur mit Yuriy sprechen und nannte dessen Dienstnummer.“,vergewisserte sich Yuriys Partner, der mit einem Kaffee aus dem Automaten, an der Wand lehnte. „Ich weis nicht, wie viel Sie getrunken haben, dass es scheinbar auf ihr Gehör schlägt, aber davon reden wir die ganze Zeit, Mister Hiwatari.“, erwiderte Lincon, worauf hin Kai nur genervt die Augen rollte. Man hatte ihm sein Wochenende vermasselt und dazu hatte sich seine Aussicht auf eine aufregende Nacht auf Null dezimiert. Anders gesagt, Lincon sollte ihm jetzt bloß nicht blöd kommen. Nur langsam schaffte es das Koffein in dem Kaffee den Nebel, den seine Gedanken um warb, zu lichten. »„Versprich mir, egal welches Ergebnis es sein wird, lass mich nicht allein.“ « Fluchend warf Kai den leeren Plastikbecher in den Müll und war im Begriff die Treppe hoch zu gehen, als Julia sich noch einmal an Lincon wandte. „Entschuldigen Sie Sir, aber der Junge ist weg.“, informierte sie ihren Vorgesetzten. „Was? Wie ist das Möglich? Ein Officer sollte doch auf ihn aufpassen!“ „Wo war er zu letzt?“,erkundigte sich Kai. „Das ist doch vollkommen egal. Ein Junge läuft hier einfach so durch mein Präsidium…“ „Sie sind nicht einmal fähig auf einen siebzehn Jährigen aufzupassen, also versuchen Sie sich zur Abwechslung mal im Hintergrund zu halten. Besonders wenn nicht Sie derjenige sind, der sich wegen eines beschissenen Plans eine Kugel einfängt. Also sagen Sie mir nicht, dass es egal ist, wo er zu letzt war.“ Diese Ansage war deutlich und brachte Lincon sichtlich aus dem Konzept. „Der Junge ist dem Officer irgendwann auf dem Flur abgehauen.“ „Die Galerie ist dort, oder?“ Stumm nickte Julia, worauf hin Kai nach Oben ging. „Wir sollten auch nach dem Jungen suchen.“, meinte Dawn, worauf hin Yuriy ihr zustimmte und sie ebenfalls nach Oben gingen. Auf dem Weg zu seinem Büro kamen Kai einige uniformierte Polizisten entgegen, die scheinbar alle nach dem Jungen suchten. Lincon hatte seinem Befehl wohl mehr als deutlich gemacht. Wenn Lincon einmal einen Befehl gab, hinterfragte niemand diesen so schnell. Auch sonst wagte es kaum jemand ihm zu widersprechen. In seinem Büro angekommen, sah alles aus wie immer. Aber das hieß nichts. Wenn er sich nicht irrte, dann konnte es sich nur um diesen Jungen handeln und wenn dem so war, dann musste hier etwas anders sein. Er ließ sich in den Bürostuhl sinken, lehnte sich zurück und ließ seinen Blick über den Schreibtisch wandern. Irgendeinen Hinweis musste es doch geben. Es gab immer einen. Er neigten den Kopf und drehte den Stuhl leicht hin und her. Die Minuten vergingen und er ihm wollte einfach nicht auffallen, was anderes war. Seufzend fuhr er sich durchs Haar und gerade als er aufstehen wollte, fiel sein Blick auf eine Schublade des Wandschrankes, die nicht ganz geschlossen war. Die Schublade stand nur einen minimalen Spalt offen und unter anderen Umständen wäre es ihm selbst nicht aufgefallen. Aber da er um den Inhalt wusste und die Tatsache, dass jemand Fremdes allein in seinem Büro war, ließ ihn es nicht ignorieren. Kai erhob sich, ging zum Schrank und öffnete die Schublade. Das was sich einst darin befunden hatte, war verschwunden. Milde schmunzelnd schloss er die Schublade und ging an einen der eingeschalteten Computer im Großraumbüro. Rasch gab er einige Passwörter und seine Dienstnummer ein und nach einigen Minuten hatte er die Information die er brauchte. Während alle Anwesenden wie verrückt nach dem Teenager suchten, ging Kai seinen eigenen Weg. Er wusste jetzt schließlich wo sich der Junge aufhielt. „Kai.“, rief ihn eine vertraute Stimme und als er sich umdrehte, sah er Dawn auf sich zu laufen. „Hast du ihn gefunden?“,erkundigte sie sich. „Nein, aber ich habe eine Ahnung wo er ist. Sag Yuriy, dass er zum Verhörraum kommen soll.“ Mit diesen Worten ging er den Flur entlang, der zu den Verhörräumen führte. Sofort zückte Dawn ihr Handy und schrieb ihrem Mann eine Nachricht, während sie ihrem besten Freund folgte. Bei den Verhörräumen angekommen, ging Kai selbstsicher auf einen der Räume zu, doch bevor er die Tür öffnete hielt er inne. Eine Reaktion, die Dawn zuvor noch nie bei ihm gesehen hatte. Statt den Verhörraum zu betreten, ging Kai in den Nebenraum. Von dort aus konnte man durch den venezianischer Spiegel in den Raum sehen. „Ist das der Junge?“,fragte Dawn, als sie den Jungen auf dem Boden kauernd sah. „Ja, das ist Ray.“, bestätigte er. Überrascht von dem sanften Ton in seiner Stimme, musterte Dawn ihn. Er wirkte besorgt, aber auch erleichtert darüber den Jungen zu sehen. Kai hatte nie viel über die Zeit in China erzählt, doch waren ihr die Veränderungen an ihm aufgefallen, auch wenn sie nur minimal waren. „Du solltest zu ihm rein gehen. Schließlich will er mit jemandem reden, dem er vertrauen kann. Deswegen hast du ihm auch Yuriy Dienstnummer gegeben. Du wolltest, dass er dich erreichen kann und wenn nicht dich, dann jemanden, dem du vertraust und dem er vertrauen kann.“ Die Arme um die Beine geschlungen und die Stirn gegen die Knie gelehnt, kauerte Ray in der Ecke. Er war gerade einmal achtundvierzig Stunden in New York und schon wurde er in einen Strudel von Gefühlen gerissen. Doch am meisten hat ihn die Tatsache schockiert, dass Kai, der Mann, der vor seinen Augen erschossen wurde, noch am Leben ist. Erst war er wütend, dann erleichtert und jetzt wusste er gar nichts mehr. Dass einzige was er wusste, war dass er Kai sehen wollte und sonst niemanden. Fest um klammerte er die Magnetkarte, die er aus Kais Büro mitgehen lassen hat. „Ich hoffe doch sehr, dass du vor hattest mir die Karte zurück zu geben.“ Erschrocken sah Ray auf. Seine Augen weiteten sich und alles was er sich zu recht gelegt hatte, war wie weggeblasen. „Hiwa…. Kai.“, flüstere Ray heißer und er spürte wie ihm eine schwere Last von den Schultern fiel. Rasch rappelte er sich auf und lief zu Kai, dem er regelrecht in die Arme fiel. „Dawn.“, machte sich Yuriy bemerkbar, als er in den Nebenraum trat. So wie seine Frau da stand, sah es aus, als würde sie eine von ihren Herzschmerzfilmen sehen. Und genau wie bei diesen Filmen, schenkte sie ihm nur einen kurzen Blick, ehe sie wieder durch den Spiegel in den Nachbarraum sah. „Er wusste sofort, wo er suchen musste. Und der Junge schien gehofft zu haben, dass Kai ihn finden würde.“,begann sie die Situation zu erklären und griff nach der ihres Mannes. Ohne seine Hand von ihrer zu lösen, legte Yuriy die Arme um sie und bette sein auf ihre Schulter. Eine weile hatte Ray dieses behütende Gefühl genossen und für einen Moment hatte er vergessen, dass er ein Jahr lang geglaubt hatte, dass Kai tot sei. Doch als ihm genau dieser Umstand wieder einfiel, hatte er sich abrupt von Kai gelöst und diesem sogar eine schallende Ohrfeige verpasst. Er hatte den Agent angeschrien und immer wieder nach dem Warum gefragt, bis er irgendwann in Tränen aufgelöst, an der Wand zu Boden rutschte. Schweigend hatte sich Kai neben ihn gesetzt und hatte bis her kein einziges Wort verloren. Wie sollte er es auch erklären? Es war nun einmal sein Job. Nicht mehr und auch nicht weniger. Aber Ray war kein direkter Teil seines Jobs gewesen und genau da war der Harken. Ray würde es nicht verstehen. Dennoch würde er es versuchen zu erklären. „Es hatte sich eine neue Droge bereit gemacht, die ziemlich schnell für unzählige Tote gesorgt hat. Die Spur führte schließlich nach Hongkong, zu deinem Vater. Der Plan war einfach, doch vor Ort hat sich alles geändert. Dieser Junge hatte alles geändert. Ohne es zu wissen und weil er mich unbedingt loswerden wolltest, hat er mir die Arbeit mehr als nur erschwert.“,erklärte Kai und konnte sich ein kleines Lächeln, bei der Erinnerung an Rays nicht verkneifen. „Wolltest du denn nie zu deiner Familie zurück? Oder zu deiner Freundin?“,fragte Ray weiter nach. „Ich habe keine Freundin und direkt eine Familie habe ich auch nicht.“,antwortete Kai und konnte sich den finsteren Blick Dawns deutlich vorstellen. Schließlich versuchte sie ihm immer ein zu bläuen, dass er zu ihrer Familie gehört, besonders weil er der Pate ihrer Kinder ist. „Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand freiwillig bei der Triade bleibt.“ „Es war nicht freiwillig, es war mein Job.“ Ein unerklärlicher Schmerz machte in Rays Brust breit. „Wenn dieser Junge zu dir kommen und dich um Hilfe bitten würde, würdest du ihm helfen?“,fragte der Teenager und lenkte so das Gespräch, ohne sich darüber wirklich bewusst zu sein, auf den eigentlichen Kern ihrer Unterhaltung. Aber viel interessanter war die Hoffnung in seiner Stimme, die durch jedes falsche Wort, zerstört werden konnte. „Was ist passiert, Ray?“ „Würdest du?“ Ungewollt hatte Ray seine Stimme erhoben. „Natürlich.“ Kaum hatte Kai das gesagt, verflocht Ray ihre Finger miteinander und ließ seinen Kopf auf die Schulter des Agents sinken. „Dann bitte Hilf mir. Bitte Kai.“,flehte der Teenager und krallte sich mit der anderen Hand in den Hemdärmel des Anderen. 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