kleiner Junge - große Probleme von Yanthara ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ein kleiner, dunkelhaariger Junge saß im Speedys an einem Tisch, seinen weißen Tiger fest im Arm, starrte er vor sich hin. Ein Mann, vermutlich sein Vater – wie Sherlock dachte – stand an der Theke und versuchte der Bedienung dahinter zu überzeugen dass die Pommes und der Burger nicht auf einen Teller serviert werden dürfen, da sein Sohn es sonst nicht essen wird. Sherlock sah wieder zu John und widmete sich dann wieder seinem Handy. Der Junge fing plötzlich laut an zu schreien, als jemand an seinen Tisch gestoßen hatte. Die anderen Besucher der Sandwich-Bar schauten genervt auf den Jungen und seinem Vater, der nun versuchte den Jungen zu beruhigen. „David, nicht so laut, die anderen Leute sehen schon genervt her.“, murmelte er vor sich hin. Sherlock stellte aus dem Augenwinkel heraus fest, das er den Vater des Jungen kannte. Es handelte sich um keinen anderen als Sebastian Moran. Er war etwas verwundert über die Tatsache, dass Moran einen Sohn hatte. Und egal was dieser versuchte, der Kleine lies sich nicht beruhigen. Sebastian entschied sich, den Kleinen weiter brüllen zu lassen und ging vor die Tür eine rauchen. John war nicht gerade begeistert, dass er den Jungen alleine lies, darum stand er auf und ging zu ihm rüber, als er ihn sanft über den Rücken strich, wich der Junge von ihm weg und brüllte nur noch lauter. Er packte seinen Tiger fester und rutschte von seinem Stuhl unter den Tisch und kroch dann zu Sherlock, welcher als einziger ruhig da saß und sich nicht um ihn kümmerte. Dieser achtete auch nicht weiter darauf, das jemand unter seinem Tisch saß und brüllte. Langsam wurde das Brüllen leiser, bis es ganz verstummte. Es dauerte einige Zeit, bis der Junge sich beruhigt hatte. Er schob den Stuhl neben Sherlock beiseite und sah unter dem Tisch hervor, er blinzelte Sherlock an. Sein Gesicht war von den Brüllen und weinen noch immer ganz rot. Sherlock beachtete den Kleinen nicht weiter, er sah kurz von seinem Handy auf und stellte fest, dass Sebastian verschwunden war. Es stand einzig und allein eine Tasche mit der Aufschrift 'David Moran' neben der Tür. Sonst gab es keine weiteren Anzeichen, dass er hier war. Sherlock seufzte als er die Tasche sah. Der kleine Junge krabbelte unter dem Tisch hervor und kroch zu der Tasche. Er öffnete sie und holte eine Decke heraus und legte sich diese über die Schultern, dann sah er in Sherlocks Richtung, aber er sah ihn nicht direkt an, da er es hasste, Leute in die Augen zu sehen. John wollte einen erneuten Versuch wagen und ging auf den Jungen zu, dieser wich nur zurück und schlängelte sich an ihm vorbei. Er ging direkt zu Sherlock und setzte sich neben ihn auf einen freien Stuhl. „Der Blonde ist nervig.“, meinte David und sah aus den Augenwinkel, dass Sherlock nickte. „Manchmal ist er das.“, stimmte dieser zu. Der kleine Junge zog sich die decke über den Kopf. „Wo ist dein Vater?“ David zuckte mit den Schultern. „Bei Jim.“, sagte er zu seinem Tiger. „Weißt du, Magnus war schon auf dem Mond.“ Er deutete auf seinen weißen Tiger. „Wenn die zwei sich streiten, nimmt er mich dahin mit und wir gucken uns die Sterne an. Damit ich nicht hören muss, wie sie streiten. Es tut in den Ohren weh, wenn sie laut sind. Sie sind oft laut, auch wenn sie nicht streiten.“ Die Bedienung brachte das Essen für David, wie Sebastian es bestellt hatte. Alles getrennt. David fing an den Bürger auseinander zu nehmen, und sortierte die Bestandteile nach Farbe und die Farben nach Alphabet. Nachdem er mit sortieren fertig war, fing er an die Pommes zu essen. Sherlock beobachtete ihn aufmerksam. John hatte sich in der Zwischenzeit wieder an den Tisch gesetzt, David schien davon nicht sehr begeistert zu sein. Er zog seinen Teller näher zu sich und knurrte in Johns Richtung. „So schlimm ist er nun auch wieder nicht.“, meinte Sherlock knapp und lächelte John an. David drückte seinen Tiger an sich, passte aber gleichzeitig auf, dass er nicht schmutzig wurde. „Und wo ist deine Mutter?“ „Jim ist meine Ersatzmama. Aber er mag mich nicht. Er sagt das ich dumm bin. Dumm wie Bohnenstroh.“ Die letzten Worte wiederholte er mehrmals in einer Art Singsang. Dann aß er ruhig weiter. John hatte sich und Sherlock noch einen frisch aufgebrühten Tee geholt, nach kurzen zögern holte er auch einen für den Jungen. David fuchtelte mit den Händen rum, als John seinen Teller zu nahe gekommen war, dabei stieß er die Tasse an und heißes Wasser lief über seine Hand. John stellte die Tasse schnell ab und wurde hektisch, er rief zu Bedienung, dass er etwas zum Kühlen brauchte. David kümmerte sich nicht weiter darum, er drückte seine Hand mit der Verbrennung an seinen Tiger und aß weiter, als wäre nichts passiert. Als John dann mit einem kühlenden Tuch auf ihn zu kam, hielt Sherlock ihn zurück. „Lass ihn.“ Er sah ihn an. „Er fängt wieder an zu schreien, wenn du dich ihn näherst. Selbst sein Vater konnte ihn nicht trösten. John, du bist Arzt. Du müsstest eigentlich besser wissen wie man mit Autisten umgeht.“ „Er ist Autist?“ Sherlock beantwortete die Frage nicht – es war ihm klar gewesen, was mit dem Jungen los ist, als er sich hier an den Tisch gesetzt hatte. Er lief nicht bei seinem Vater an der Hand, wie es für ein Kind in seinem Alter eigentlich üblich war, er mied jeden Kontakt mit metallischen Gegenständen, Sebastian musste der Bedienung lang und breit erklären wie sie das Essen anzurichten hatte, da er es sonst nicht essen würde. John rief DI Lestrade an und berichtete ihm, dass Sherlock und er einen kleinen Jungen im Speedys in ihre Obhut genommen hatten, da sein Vater ihn da abgesetzt hatte und verschwunden war. Sherlock ging zu der Tasche rüber, zog seine Lupe aus der Tasche und sah diese an, in der Hoffnung er würde Spuren an der Tasche finden. Anscheinend hatte Sebastian damit gerechnet, das Sherlock die Tasche nach Spuren absuchen würde, da sich an der Tasche noch das Preisschild befand. Als Sherlock die Tasche öffnete fand er neben den Klamotten von David auch noch seine Krankenkarte, einen Impfausweis – welcher vorbildlich geführt wurden war und eine Art Tagebuch. Sherlock nahm sich das Buch zur Hand und setzte sich wieder an den Tisch. In dem Buch war seit Davids Geburt alle Dinge vermerkt, die Sebastian seltsam an seinem Sohn vorgekommen waren. Wie es sich aus den Unterlagen entnehmen lies, hatte sich das Verhalten von David schon gebessert in dem letzten Jahr. Es dauerte nicht lange und Lestrade und Sally Donovan waren vor Ort. David saß neben Sherlock und erzählte von den Abenteuern die sein Tiger erlebt hatte. Sally kniete sich neben den Stuhl von David, lächelte ihn an und legte ihre Hand auf sein Knie. „Na, kleiner Mann.“ Schon als sie ihn berührte wand er sich von ihrer Hand weg, fing an zu brüllen und rutsche unter den Tisch, von da aus weiter unter Sherlocks Stuhl. Donovan sah David irritiert an. „Autist.“, meinte Sherlock knapp. Donovan rollte daraufhin nur mit den Augen. „Noch so ein Freak.“ Lestrade sah besorgt auf den Jungen, da er selbst Kinder hatte, wusste er, dass es manchmal besser war, wenn man die Kinder einfach brüllen lies. Er beachtete den Jungen nicht weiter und setzte sich zu John und Sherlock an den Tisch.Diesmal beruhigte sich der Kleine schneller, er kam aber nicht unter Sherlocks Stuhl hervor. „Magnus? Können wir auf Safari gehen? Da können wir deinen Papa treffen. Vielleicht ist meiner auch da?“ Er brachte seinen Tiger zum nicken. „Ich mag die Frau nicht. Sie ist komisch.“ Sherlock lauschte mit einem kurzen grinsen den Worten des Kindes. Lestrade stellte einen Becher mit Buntstiften zu David auf den Fußboden und legte ein paar Blätter daneben. David kippte die Stifte aus und sortierte sie nach Farbe und die Farben erneut nach dem Alphabet, dabei wiederholte er die Farben immer wieder im Singsang. Er besang die Farben noch eine Weile, dann packte er Magnus am Schwanz und kam unter dem Stuhl hervor. Der braunhaarige Junge lächelte Sherlock an und legte ihn seine Decke über die Schultern, was nur mit Mühe gelang, schließlich war er mit seinen fünf Jahren nicht sehr groß und er wollte Sherlock auch nicht berühren. „So dünn wie du bist, ist dir kalt. Du musst auch etwas mehr essen.“ Besorgt sah er auf Sherlock, dieser sah den Jungen verwirrt an. John gab ihm zu verstehen, dass er sich für die Decke bedanken sollte. „Wenn ihr hier keine Spuren von dem Vater habt, müssen wir ihn wohl in einem Heim oder einer Pflegefamilie unterbringen.“, meinte Lestrade und stand auf, um nach draußen zu gehen und das Jugendamt zu informieren, dass sie eine Pflegestelle brauchten. David sah verständnislos in seine Richtung als er raus ging, dann sah er wieder in Sherlocks Richtung, dieser machte eine Handbewegung ob er etwas trinken würde. Der Kleine nickte eifrig, sodass Sherlock aufstand und am Tresen eine Orangenlimonade und eine Tasse bestellte. Da er in den Aufzeichnungen gelesen hatte, dass der Junge nicht aus Glasgläsern trank und auch nicht von Tellern aus Glas aß. Er stellte die Dose offen auf dem Tisch und die Tasse daneben, David sah Sherlock dankbar an und zog die Tasse zu sich und goss sich etwas ein. Als er fertig mit trinken war, hielt er seinem Stofftiger die Tasse hin. Lestrade kam wieder in die Bar und ging zu Sherlock, Donovan und John an den Tisch. „In einer halben Stunde kommt einer vom Jugendamt vorbei und holt den Jungen ab. Dann kommt er zu einem Kinderarzt, wo er untersucht wird und dann kommt er vorübergehend in eine Pflegefamilie. Und wir suchen seinen Vater und seine Mutter.“ David stellte seine Tasse wieder auf den Tisch, er schüttelte mit dem Kopf. Dann hielt er Magnus, seinen Tiger, an den Vorderpfoten fest und sah ihn an. „Du bist mein Papa, also muss ich nicht zu fremden.“ John sah den Jungen an. „Wie kann ein Stofftier dein Vater sein?“, fragte er. „Weil Papa ein Tiger ist. Dass weißt du doch Magnus! Sein Mann nennt ihn immer so.“ Er lächelte seinen Tiger an. Es dauerte keine halbe Stunde bis ein Mitarbeiter vom Jugendamt da war, um den Jungen mitzunehmen. Sherlock behielt das Notizbuch, es wies die Mitarbeiter lediglich drauf hin, das der Junge ein Autist war. Der Mitarbeiter machte sich ein paar Notizen, Sherlock schüttelte über die stümperhaften Aufzeichnungen des Mannes den Kopf. Lestrade und Donovan waren schon vor einiger Zeit wieder zum Revier gefahren. John und Sherlock hatten sich um den Jungen gekümmert. David aber sprach höchstens ein paar Worte mit ihnen, sonst sprach er mehr mit seinem Stofftier. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)