Dont't you know.... von Joshua_ ================================================================================ Kapitel 3: Green-Eyed Monster ----------------------------- Kapitel 3 – Green-Eyed Monster Ketten rasselten, schlangen sich um meine zierlichen Handgelenke, schnitten in mein viel zu helles Fleisch, sodass es anfing, sich rot zu verfärben. In diesen Momenten wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich auch nur ein Lebewesen war, wie jeder andere auch. Ich konnte Bluten. Und....ich konnte sterben. Eine eiskalte Hand umschloss meine Kehle, drückte zu. Ich japste nach Luft, doch da war keine mehr. Dunkelheit. Nichts als das endlose Schwarz unter meinen Füßen, welches erbarmungslos an meinen Gliedern empor kroch. Wie eine unheilbare Krankheit legten sich die Schatten über meinen Körper und vereisten alles, was zuvor noch Bewegungsfähig war. Ich war starr. Starr vor entsetzen. Bleich wie der Schnee höchster Bergkronen, die man vom Palast Asgards fern erkennen konnte. Kälte erfasste mein Herz, frierte es zu. Und die Finsternis, die einst mein Freund wart, schloss mich ein. Es gab kein Entkommen. Dieser Ort sollte mein Grab sein und mich für die Sünden bestrafen, die ich begangen hatte. Ich wollte schreien, doch mein Hals war trocken. Ich wollte mich bewegen, doch meinen Gelenke waren eingefroren. Kein Entkommen und niemand, der mir helfen konnte. Ich war allein in der ewigen Dunkelheit. Dies war schon immer mein Schicksal gewesen... Schreiend riss ich die Augen auf und starrte in das Licht des klaren Mondes, welches mein Gemach seicht erhellte. Ich wischte mir die Schweißperlen von der Stirn und setzte mich auf. Meine Augen folgten einem Schatten, den ich glaubte gesehen zu haben. Doch wo ich auch hinsah, es war keiner hier. Ich war allein. Nur langsam beruhigte sich mein Herz, welches noch immer im Alptraum gefangen war. Ich presste meine Hand dagegen, holte tief Luft und redete mir ein, dass alles gut sei. Ich wusste selbst, was für eine Lüge dies war, aber für diesen Moment glaubte ich meiner eigenen verdrehten Wahrheit. Ja, alles war gut. Ich war hier, am Leben, besaß Macht und hatte alles, was ich wollte. Ja, es war alles gut... oder nicht? Ich schluckte und befeuchtete endlich meine staubige Kehle, der nach Wasser durstete. Immer noch keuchend versuchte ich die Bilder meines Traumes aus meinen Gedanken zu verbannen. Es half nicht. Allein die Tatsache, dass mein Alptraum weiter ging, wenn ich wach war, war eine Gewissheit, die meine Seele in einem Schraubstock langsam zerdrückte. Alles leben hinaus presste, wie bei einer fauligen Tomate. Ich war ausgedorrt, erschöpft und nur noch ein Schatten meiner Selbst. Und dennoch hatte ich mir dieses Leben gewünscht, welches ich glaubte mit Freuden zu führen... oder nicht? Ich ließ meinen zitternden Körper zurück in die Kissen fallen und sah hinauf zur dunkel manifestierten Decke hinter dem glänzenden Baldachin aus fein gewebten Organza. Erschöpfung machte sich in meinem Körper breit, denn jeder Nacht durch zahlreiche Alpträume beraubt, forderte diese ihren Tribut. Ich spürte kaum, wie sich meine Augenlider von selbst schlossen und ich erneut in die Finsternis meines Herzens abdriftete, wo mich weitere Ängste wie ein Schlächter auspeitschten. Es war mein Schicksal allein zu sein, denn so war es schon immer... oder nicht? Der nächste Morgen kam unerbittlich und nach etlichen Vorladungen verschiedener Asen, die mir ihre Unzufriedenheit offerierten und ich halbherzig ihrem Geschnatter lauschte, saß ich im überdimensional großen Thronsaal und sah hinaus in die Weite des Himmels. Wäre ich ein Vogel, so würde ich meine Flügel ausbreiten und zum Horizont fliegen. Doch ich wusste, was ich war und wer die Schuld trug an meiner jetzigen Situation. Auszusprechen vermochte ich es dennoch nicht. Viel zu lange hatte ich auf die Tage meiner Herrschaft hingearbeitet und es kam für mich nicht in Frage, diese als einen riesigen Fehler anzuerkennen. Niemals. Ich seufzte und erhob den gebrechlichen Körper Odins vom Thron. Oh wie ich diese Gestalt verabscheute. Ich fühlte mich senil und zerbrechlich, alt und trist. Aber was bleib mir anderes übrig?! Also schritt ich, so königlich ich nur konnte unter der zentnerschweren Last des Gewandes und der Rüstung, durch den mit Stuck beschmückten Raum und fand schließlich auf der Terrasse an der frischen Luft mein Ziel. Ich zog die kühle Brise, die durch meine fadigen, grauen Haare wehte, tief in mir auf. Ein so schöner Tag und blies Trübsal. Ich sollte freudig hoch jauchzend durch die Gegend springen, dass sich all meine Wünsche erfüllt hatten, aber ich konnte mich nicht sonderlich an meinem Glück erfreuen, denn eine Leere hatte sich in mein Herz gefressen und verursachte mir Seelenqualen. Ich verstand es einfach nicht. Wieso war ich nicht glücklich? Ich hätte es sein müssen und doch zog sich ein Kälteschleier über meine heitere Stimmung. Wieso? Wieso nur? Erneut seufzte ich auf und verschwand zurück in die herrschaftliche Halle meines Gefängnisses. Zwischen all den Säulen und verzierten Wänden ließ ich mich gegen eine davon sinken, rutschte an dieser nieder und gab meiner wahren Gestalt ihr Gesicht zurück. Ich zog meine Beine an meinen Körper, wodurch mein grüner Ledermantel ein leises Klimpern von sich und umschlang diese mit meinen Armen. Meinen Kopf bettete ich auf die Oberarme und ließ mich in die Dunkelheit fallen. Der Schmerz meiner Einsamkeit war unerträglich geworden an diesen Tagen, wo mich keiner besuchte, der mich wichtig war. Und davon gab es leider nur noch einen. Aber dieser verliebte Trottel war mit Sicherheit schon längst in sein neues, heimatliches Reich Midgard zurück gekehrt. Thor hatte mich allein gelassen. Obwohl er immer versprochen hatte, an meiner Seite zu sein, war er zu dieser Frau geeilt, wenn sie nur mit dem Finger schnipste. Plötzlich schreckte ich auf. War dies Eifersucht, die in meinem Magen Purzelbäume schlug und mir Krämpfe verursachte? Die mich wie ein grünäugiges Monster anstarrte und hämisch mit dem Finger auf mich zeigte? Eifersüchtig auf wen? Auf Thor? Meinen selbstverliebten,alles erreichenden, glorreichen NICHT-Bruder? Wieso sollte ich auf IHN eifersüchtig sein? Diese Menschenfrau interessiert mich nicht die Bohne. Sie war in meinen Augen Abschaum, obgleich sie ein interessantes, hitziges Temperament besaß und ich gut verstehen konnte, was der Asen-Prinz an ihr fand. Nein, nein, das war es nicht. Auf einmal traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag und ich hätte mich übergeben können, vor so viel widerwertiger Gefühlsduselei. Es war nicht Thor, der in meinen Gedanken tausend Tode starb, wenn ich daran dachte, wie er diese Frau verführte.... Es war SIE. Ich hasste dieses Frauenzimmer, denn wann auch immer sich Thor hatte zwischen mir und ihr entscheiden müssen, so hatte er sich stehts für das Weibsbild verbürgt. Vielleicht hatten zu viele Kriege sein Hirn weich gemacht? Nicht, dass dies etwas Neues war, aber dass er diese Frau meiner Person vorzog, grenzte schon beinahe an geistiger Umnachtung (was in diesem Fall noch recht Milde ausgedrückt war). Meine Augen verzogen sich zu Schlitzen, mein Gesicht vor Wut verzerrt. Ja, ich hasste Jane Foster dafür. Sie nahm mir meinen Bruder weg. Das tat sie schon, seit es sie ga- MOMENT! Hatte ich eben ernsthaft Thor als meinen Bruder bezeichnet? Erschüttert über meine schweigsame Stimme in meinem Kopf, die mich normalerweise daran erinnerte, dass der Donnergott alles war - ein Trottel, grobschlächtig, reizbar, temperamentvoll, ein Trottel, stürmisch, impulsiv, ungestüm, maßlos selbstverliebt, (hatte ich bereits ein Trottel erwähnt?), ein Dummkopf, viel zu naiv, leicht hinters Licht zu führen und vor allem unbesonnen, unbedacht und handelt immer ohne Überlegung – doch eines, war er mit todbringender Sicherheit nie für mich gewesen: Ein Bruder! Dass dann gerade von mir solch ein Wort in meinen Gedanken auftauchte, wie von selbst herbei gezaubert, war für mich unvorstellbar. Ich musste hier raus! Diese verrottende Gestalt Odins brachte mich noch um all meine sonst so geschärften Sinne. So schnell es mir in diesem Körper möglich war, sprang ich vom Boden des Thronsaals auf, ging erhabenen Ganges durch die Pforten des Palastes, vorbei an den vielen Wachen, die mir zwar einen fragenden Blick zuwarfen, mich aber nicht meines Weges behinderten. Ein angenehmer Hauch des Meeres umwehte mich, als ich den Felsvorsprung, an dem Thor und ich als Kinder gespielt und uns vor Vater versteckt hatten, näher kommen sah. Hier war ich weit ab von jeglichen Verpflichtungen, fern der Blicke meiner Untertanen, sodass ich das Licht meiner Magie über meine Gestalt gleiten ließ und ich endlich wieder meine eigenen Lungen mit frischer Luft füllen konnte. Wie gut es tat, Ich selbst zu sein und meine, durch die Hülle Odins, erschwachten Glieder zu spüren. Ich seufzte wohlig und streckte mich, als ich am großen Felsen ankam und das blau des Wassers unterhalb der Klippen mir entgegen funkelte. Schon viel besser. Hier konnte ich meine verirrten Gedanken vom Wind davon tragen lassen und mich frei meiner Unbeschwertheit hingeben. So dachte ich zumindest, bis hinter dem großen Steinklotz ein Schatten größer wurde und ein mir nur allzu bekanntes Gesicht hervor trat. Meine ganze Welt schien sich zu drehen und in einen tosenden Abgrund zu fallen. Ich japste und starrte in die durchdringenden blauen Augen, die im Schein der Mittagssonne wie Saphire zu glänzen schienen. Nicht mehr in der Lage mich zu rühren oder gar einen klaren Gedanken zu fassen. Nur meine erstickte Stimme durchdrang das Toben der Wellen, die gegen die Gesteinsschichten unter unseren Füßen schlugen. „Thor.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)