Zum Inhalt der Seite

Dont't you know....

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Tell me why

Kapitel 1 - Tell me why
 

"So sei es." schallte meine Stimmen laut, die tiefer und rauer klang, als für gewöhnlich. Eine unbehagliche Stille trat zwischen mir und dem Mann ein, den ich einst meinen Bruder nannte. Thor hob seinen Kopf und ich konnte die Furchen unter seinen sonst so klaren Augen erkennen. Diese blauen Ozeane, die die Welt gesehen hatte...und den Tod. Er hatte mich sterben sehen, hatte mich in seinen Armen gehalten und hatte versucht mich zu retten. //Wie dumm.// schoss es mir durch den Kopf und ich musste mir ein trauriges Lächeln verkneifen. Statt dessen erhob ich mich von dem Thron, den ich mir zugeeignet hatte. Meine schweren Glieder ließen die goldene Rüstung erzittern und der Stab in meiner Hand, der Stab Odins, pollterte wie ein dumpfer Schlag auf den Boden, als ich stand. Thor machte es mir gleich und erhob sich. Bis eben hatte er zu meinen Füßen gekniet, mich angefleht meinen Leichnam suchen und zurück bringen zu dürfen. Hierher. Nach Asgard. Einen Ort, den ich einst meine Heimat genannt habe. Doch diese Tage lagen hinter mir. Schon lange. "Du wirst nicht gehen. Egal wieviel dir Loki bedeutet hat. Dein Platz als Krieger ist hier und nicht in der Vergangenheit. Stell dich deiner Gegenwart. Es bleibt nichts, was du tun könntest, um verändern zu können, was geschehen wart." brummte ich und sah, wie Thor merklich aufzuckte bei meinem Namen. "Vater, ich wünschte nur, ich könnte ihn hier bestatten, so wie es einem glorreichen Prinzen Asgards gebührt." "Schweig Still!" gebot ich seiner Widerrede einhalt und ließ erneut den mächtigen Stab des Allvaters ertönen, der Bekanntschaft mit dem granit beflasterten Boden machte. Mein wachsames Auge blickte an dem verkümmerten Körper Thor's hinab. Seine aschblonden Haare klebten vor Blut, getränkt von den Schlachten unzähliger Kriege, die in den letzten Wochen Einzug gehalten hatten. Die verbliebenden Dunkelelfen waren zu Strecke gebracht worden und der Friede für die Neun Welten wieder hergestellt. Und dennoch bat mein Bruder- nein in dieser Gestalt mein Sohn -darum, meinen Leichnam zu bergen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Diese gefühlsbetonte Geste brachte meine Adern zum pulsieren. Es war gerade zu ekelhaft edelmütig, was Thor da plante. Und ich hätte nur zu gern sein Gesicht gesehen, wenn er entdeckte, dass in dem kargen Land Svartalheim kein Krümel von mir zu finden war. Nur eben dies konnte mein glorreicher Bruder nicht wissen.

Thor wankte, unentschlossen meinem Befehl nachzugehen oder erneut auf zu begehren. Anscheinend war er klüger geworden, denn er verbeugte sich knapp und trat mit wehendem roten Umhang den Rückzug an. "Verweile nicht in der Vergangenheit, denn den Toten können wir nicht helfen!" ließ ich mich von meinem Aberwitz hinreißen, ihm dies auf den Weg zu geben. Thor antwortete nichts darauf. Nur das knarrende Geräusch der massiven Metalltüren, die ins Schloss geschoben wurden, konnte ich vernehmen und dann....war ich allein. Endlich. Endlich konnte ich mich dieser widerwertigen Hülle entledigen, deren Antlitz ich nicht einmal in den spiegelnden Helmen meiner Untertanen ertragen konnte, wenn sie vor mir nieder knieten. Am Anfang hatte es mich noch mit Genugtuung erfüllt, dass diese Schwachmaten nicht wussten, wer vor ihnen saß und sie dennoch mir ihren Respekt zollten. Doch nun, da ich wieder allein war, umringt von goldenen Säulen und verzierten hohen Decken, erstickt von der Einsamkeit, die die Tage meines Versteckspieles mit sich brachten, kroch die Übelkeit in mir hoch, wie eine giftige Schlange. Ich konnte ihren rasselnden Schwanz hören und ihre gefletschten Zähne im aufgerissenen Maul sehen, bereit zu beißen, bereit mich meiner Sünden zu bestrafen. Ich habe den Allvater, diesen Abschaum von überheblichen Greis, den Mann, den ich einst in Kindertagen 'Vater' nannte, ins ewige Eis Jotunheims gesperrt. Wissend, dass er nie wieder aus dem von mir geschaffen Käfig heraus käme und das gleissende Licht einer aufgehende Sonne erblickte. Solle er als Eisstatur sein Leben Fristen, so wie ich mein ganzes Leben einer Lüge gewitmet hatte.

Ein goldener Strahl umhüllte meinen Körper und brachte zum Vorschein, was ich wirklich war. Ein Magier. Ein verbannter Prinz, der auf den Thron zurück gekehrt war, wie es mir einst versprochen wart. Ich strich mir meine schwarzen Haare glatt und ließ mich auf den herrschaftlichen Platz meines Erfolges nieder. Doch anstatt mich über meine Errungenschaft noch weiter zu erfreuen, ging mir das Bild Thor's nicht mehr aus dem Kopf. Dieser gequälte Ausdruck in seinem Gesicht, als ich ihn seiner letzten Bitte beraubte, brannte sich in mein Gedächtnis und verschaffte mir Bauchschmerzen. "Gefühle." zischte ich leise und war froh meine eigene klare Stimme zu erkennen, die ich so lange nicht mehr vernommen hatte. Es waren zu viele Wochen ins Land gezogen, seit ich den Platz Odins eingenommen hatte. Seit ICH über das Volk herrschte, so wie es mir schon immer zustand. Umso erleichterter war ich, dass ich mein Spiegelbild in dem blank geputzten Boden erblicken konnte. Und wieder war es Thor's Gesicht, welches in meiner Vorstellung meines ersetzte. Wie von Wahn besessen zuckte ich zurück. Es durfte nicht wahr sein. Wieso erschien mir immer wieder dieses Bild? Hatte ich nicht meinen Bruder schon immer auf den Platz unter mir verweisen wollen? Ihn leiden lassen, ihn zermürbt in den Staub treten, war seit vielen Jahren mein einziger Wunsch. Und nun sollte ich Mitleid mit ihm haben? Ihn gar wissen lassen, dass es seinem Bruder gut ging? //Er ist nicht dein Bruder!// schellte mich mein spitzer Verstand und ließ mich aufstöhnen. Was war nur los mit mir. War ich bereits die Maskerade leid, die ich mir selbst auferlegt hatte? Ich wollte immer, dass man MICH verehrte und nicht die verwitterte Gestalt meines selbst ernannten Vaters. Vielleicht sollte ich dann mit dem Versteckspiel aufhören, überlegte ich kurz und schüttelte sogleich abwertend lächelnd den Kopf. Was für eine Vorstellung. Als ob ich mit offenen Armen von den Arsen empfangen werden würde, wenn ich ihnen die Wahrheit offerierte. Ob Thor mich hassen wurde? Allein für den Gedanken könnte ich mich selbst Ohrfeigen. War ich neuerdings so weich geworden, dass mich die Vorstellung schmerzte, dieser grotzkotzige, selbst überschätzende, immerzu prügelnde Blödmann von Thor könnte mich nicht mehr als seinen Bruder bezeichnen? Immerhin waren wir eben genau dies nicht. Ich wart adoptiert. Ein Findelkind aus einer anderen Welt. Ein....Monster. Dieses Wort allein brachte meinen Körper zum zittern und ich wünschte, die Zeit möge rückwärts laufen zu jenem Tag, als ich von meiner wahren Herkunft erfuhr. Ich würde mir die Ohren zu halten, mich in mein Gemach verkriechen und den Himmel anbeten, dass mein Leben keine einzige Lüge sei. Doch mittlerweile hatte ich mich damit abgefunden. Obschon es mir immer noch einen Stich ins Herz versetzte, wenn ich an mein wahres Wesen dachte. Ein Jotun. Ein Eisriese. So abstrakt diese Vorstellung auch war, denn ich war nicht einmal ein Meter siebzig groß. Ein Hempfling im Vergleich zum Hühnen mit den blauen Augen. So blau. Wie das Eis, aus dem ich ursprünglich stammte. Wie das Wasser, welches ich früher liebte zu beobachten, wie es in steten Bahnen über eine Klippe fiel und den Rand unserer Welt markierte. Damals war ich mit Thor oft an unserem Lieblingsplatz gewesen. Wir hatten der Alltagsprozedur des Palastes entkommen wollen und hatten uns stundenlang hinter einem Fels fernab der Mauern versteckt und zugesehen, wie die Strömung die kleinen Kieselsteine, die wir hinein warfen, mit sich trug. Ob sich Thor noch daran erinnerte? An jene Kindheit, die wir glücklich miteinander verbrachten? //Wach auf! Thor ist dein Feind!// ermahnte mich zum erneuten Male mein Gewissen und verpasste meinen abschweifenden Gedanken einen Dämpfer. Ich sollte mich auf wichtigere Dinge konzentrieren, als über meine verlogende Vergangenheit nachzudenken. Mir fiel der Satz ein, den ich vorhin Thor zugerufen hatte und musste schmunzeln. 'Verweile nicht in der Vergangenheit...' hatte ich zu ihm gesagt und nun war ich selbst es, der nicht los zu lassen schien.

Ein weiteres Mal an diesem Tag umhüllte mich der goldene Schein meiner Magie und verschleierte meine wahre Gestalt vor der Welt. Ich stand auf, ließ mir von den Wachen die Tore öffnen und schritt durch die verzweigten Gänge meines Palastes, bis mich meine Füße an jenen Ort brachten, den ich aufzusuchen gedachte. Vorsichtig klopfte ich an und trat ein. "Thor." verkündete ich meine Anwesenheit in seinen Gemächern und schloss die Tür hinter mir. Meine Kehle wurde trocken, als ich seinen nackten Oberkörper begutachtete, welcher mit Narben übersäht war. Seine Muskeln spannten sich an, als er die Stimme Odins vernahm, meine Stimme. Er wich meinem Blick aus und wandte sich mit dem Rücken zu mir. "Kann ich noch von nutzen sein?" fragte er und ich erkannte seinen Spott im Unterton. Meine Worte lagen wie vertrocknetes Obst auf meiner Zunge. Weshalb war ich noch einmal hier her gekommen? Ich hatte gar nicht realisieren können, wohin mich mein Körper automatisch gebracht hatte, als es bereits zu spät gewesen war. Innerlich ermahnte ich mich um Fassung. Ich räusperte mich, als sei die eingetretene Stille zwischen uns nicht so lang gewesen, wie es mir erschien und machte einen Schritt auf ihn zu. "Wegen deiner Bitte von vorhin-" fing ich an und Thor's Körper zuckte erneut auf, so wie es im Thronsaal bereits der Fall gewesen war. Doch ich ließ mich nicht beirren und fuhr fort. "Wieso eigentlich willst du so unbedingt Loki's Leiche bestatten. Ist es dein Schuldgefühl? Möchtest du dein Gewissen beruhigen, ihm zuletzt zumindest die Ehre erwiesen zu haben?" "Nein." antwortete er ohne zu zögern und schenkte mir einen Blick über die Schulter. Glasige Augen sahen mich an, direkt durch mich durch, so hatte ich das Gefühl. Dieses traurige Blau berührte mein Herz und ließ meinen Körper erschaudern. Thor's Worte waren so zart gehaucht, dass es mir meine Kehle zuschnürrte und nur schwerlich konnte ich den Sinn dessen verstehen, denn sie rauschten, gemeinsam mit meinem Blut, unbarmherzig in meinen Ohren.

"Ich will, dass er Heim kehrt. Denn hier gehört er hin."

Lonelyness

Kapitel 2 - Lonelyness
 

Meine schweren Schritte hallten von den hohen Decken im Thronsaal wider und mein goldenes Gewand wehte bei jeder Drehung, die ich am Ende des Podestes vollführte. Mein Gesicht, zermartert vor Hass. Mein eines Auge wild umherwandernd, suchend nach Antworten. Die Gestalt Odins, die ich wie ein Puppenspieler perfektioniert hatte, bröckelte. Ganz langsam. Das helle Licht fuhr über meinen Körper wie eine zweite Haut und gab mein wahres Ich frei.

Ich schnalzte mit meiner Zunge und ließ mich auf den massiven Thron hinter mir fallen. Für meinen schlanken Körper war er wirklich zu mächtig. Es sah bestimmt so aus, als säße ein kleines Kind auf dem Sessel seines Vaters. Verloren. Allein.

Schnell schüttelte ich mit den Kopf. Was waren das nur für Gedanken, die ich plötzlich hatte?! Alles nur wegen Thor's Worte, die mir den Boden unter den Füßen weg gezogen hatten. Seine blauen, traurigen Augen hatten sich in meine Netzhaut gebrannt. Sein durchdringender Blick hatte mir eine Gänsehaut beschert. Und noch jetzt, wo mir die Erinnerung durch die Glieder kroch, erschauderte ich. So hatte ich meinen Bruder noch nie gesehen. //Er ist NICHT dein Bruder!// meldete sich meine innerste Stimme und schlug mir hart gegen meine Rippen. Ich seufzte und ließ mich gegen die Lehne sinken. Was war neuerdings in mich gefahren? Ich vermochte es nicht zu erklären. Vielleicht war ich das gute Essen des Palastes nicht mehr gewöhnt, oder die Langeweile, die mich Tag für Tag an diesen Thron fesselte, übermannte mich langsam. Ich konnte es nicht sagen. Dabei hatte ich doch alles, was ich wollte: ICH war König. Hatte mir die Herrschaft (mehr oder weniger) rechtschaffend gesichert und dennoch schien ich unzufrieden zu sein.

Ich kannte die Antwort, doch wollte ich es mir nicht eingestehen. In den tiefen meiner Seele wusste ich, dass mir der Schabernack, die Unruhestiftung, mein Aberwitz fehlte, mit denen ich andere Menschen an den Rand des Wahnsinns trieb. Vor allen Dingen Thor. "Pffhh~" Amüsiert verzogen sich meine Lippen zu einem hämischen Grinsen. Oh ja, wie oft hatte ich meinen Bruder mit meinen reizenden Sprüchen verärgert. Wie oft habe ich ihn zur Weißglut gebracht, sodass er beinahe einmal mit seinem Hammer eine ganze Bergkette gesprengt hatte. Allein die Erinnerung an sein vor Wut verzerrtes Gesicht erhellten meine Stimmung. Und doch. Da waren diese verletzten Augen, die mein Herz erneut schmerzen ließen. Sein stahlblau war so dunkel und verloren, dass ich beinahe den Ozean vor den Toren Asgards wider erkannt habe. So tief, so....anders als sonst.

Schnell schüttelte ich den Kopf und damit die Gedanken von mir. Ich sollte aufhören an diesen Trottel mit seinem aufgepumpten Bizeps zu denken. Dies verursachte mir eh nur Bauchschmerzen.

Plötzlich erhellte ein heller Strahl die Fenster meines Saals. Ich sprang auf, rannte mit wehendem , grünen Mantel zur Brüstung und umklammerte diese fest mit meinen Händen. Über all den Dächern der Stadt konnte ich klar ausmachen, welches Phänomen es war, das die Sonne noch greller scheinen ließ als sonst. "Thor." zischte ich missbilligend und schluckte hart. Heimdal schien ich wieder einmal zur Erde zu schicken. Und ich wusste genau, weshalb er dorthin ging.

Verfluchtes Midgard. Verfluchte Menschenfrau, die dem blonden Krieger den Kopf verdreht hatte. Zorn keimte in meiner Brust und ließ mein Herz schneller schlagen. Immer wieder verschwand Thor für einen ganzen Tag in diese mit Smog verseuchte Welt und kam erst spät Nachts wieder. Woher ich das wusste? Nun, ich beobachtete ihn. Sein Kommen und Gehen. Nur ein paar Stunden verbrachte er hier, in seiner Heimat. Bei mir. Ehe er erneut den Weg zu dieser Frau suchte.

Meine Lippen kräuselten sich und ich wandte meinen Blick von der wieder eingekehrten Stille Asgards ab. Thor war weg und ich allein. Was hatte ich auch von diesem hohlen Dummkopf erwartet. Hier in dieser Welt gab es nichts, was er glaubte zu brauchen. Nichts. Die Erkenntnis traf mein Herz wie ein Dolch und versetzte mir einen Stich. Es tat weh zu wissen, dass es niemand war, nicht einmal Thor, der mich vermisste. //So war es schon immer.// erinnerte mich die Stimme in meinem Kopf und ich senkte ihn. Ja. Ich war schon immer allein gewesen. Thor war immer derjenige, der die Freunde hatte, den Respekt des Volkes, die Anerkennung Odins. Ich wurde lediglich geduldet. Akzeptiert, dass meine Monstererscheinung nicht gänzlich alle Luft in Asgard verpestete. Und nun saß eben dieses ausgestoßene, verhasste Ungeheuer Jotuns auf ihrem Thron. Beherrschte sie. Jeden einzelnen der Asen. Es sollte mich mit tiefster Zufriedenheit erfüllen, dass ich mein Ziel erreicht hatte. Eigentlich.

Die Stille in diesem viel zu großen und protzigen Thronsaal wurde nur kurz von meinen zarten Schritten quer durch den Raum unterbrochen, als ich mich erneut auf den Platz meines Erfolges setzte. Allein. Ich war allein. Ich hatte alles, was ich wollte und es gab dennoch niemanden, mit dem ich dies teilen konnte. Schlimmer noch. Keiner wusste um meine Wenigkeit. Jeder dachte, dass Odin, Allvater, allseits geliebter König, auf dem Stuhl der Macht saß und all ihre Schritte lenkte. Keiner ahnte, dass dieser verwitterte Greis schon längst eine eingefrorene Marionette in meinem Spiel war.

Nun hatte ich mein Spiel gewonnen. Und was nun? Wie ging es jetzt weiter? Ich hatte mir nie zuvor die Frage gestellt, was danach passierte, wenn ich alles erreicht hatte, wofür ich so lange und hart kämpfte. Nie vorgestellt, dass die Erfüllung meines Traumes mich so einsam machte. Thor war fort, Frigga tot und Odin in Jotunheim zum Eiswürfel degradiert. Ich hatte hier niemanden.
 

Die Nacht brach langsamer herein, als sonst. Oder kam es nur mir so vor? Ich hatte die Zeit des restlichen Tages nur so tot geschlagen. Die Kriege waren alle gewonnen, der Friede in allen neun Welten hergestellt und meine Person damit völlig überflüssig gemacht. Was hatte Odins sonst immer getan, wenn es nichts gab, was zu befehligen war? Die Antwort kannte ich sehr gut, doch sie zu zu lassen, wäre ein Verrat an meinem eigenen Hass ihm gegenüber.

Ich rollte mich zur Seite und beobachtete die Vorhänge meines Lofts, die im seichten Wind hin und her wehten. Der Mond war mit dunklen Wolken verhangen und ich zog die Bettdecke noch tiefer in mein Gesicht. Nur hier, im dunkel Odins Gemach, meines neuen Zimmers, konnte ich meine wahre Gestalt beibehalten. Denn niemand wagte es ohne meine Erlaubnis einzutreten. Hier musste ich nicht vorsichtig sein, dass meine Maskerade enttarnt wurde. Und genau hier, fühlte ich mich so einsam wie nirgendwo sonst. Meine grünen Augen richtete sich zum Baldachin über dem viel zu großen Bett, indem meine zierliche Gestalt versank und schloss sie letztendlich. Ob ich nun die Dunkelheit um mich herum war nahm, oder ich mich meiner eigenen hingab, war völlig gleich. Ich seufzte leise und ließ mich in das Schwarz meiner Träume reißen. Dort war ich zwar ebenfalls allein, aber es war erträglicher. Erträglicher als die bittere Wahrheit, dass es niemanden einen Dreck scherte, ob ich nun Tod oder lebendig war. Nicht einmal Thor.
 

Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war die Tatsache, dass die Lügen, die ich all die Jahre anderen aufgetischt hatte, die größte Lüge meines eigenen Lebens war.

Green-Eyed Monster

Kapitel 3 – Green-Eyed Monster
 

Ketten rasselten, schlangen sich um meine zierlichen Handgelenke, schnitten in mein viel zu helles Fleisch, sodass es anfing, sich rot zu verfärben. In diesen Momenten wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich auch nur ein Lebewesen war, wie jeder andere auch. Ich konnte Bluten. Und....ich konnte sterben.

Eine eiskalte Hand umschloss meine Kehle, drückte zu. Ich japste nach Luft, doch da war keine mehr. Dunkelheit. Nichts als das endlose Schwarz unter meinen Füßen, welches erbarmungslos an meinen Gliedern empor kroch. Wie eine unheilbare Krankheit legten sich die Schatten über meinen Körper und vereisten alles, was zuvor noch Bewegungsfähig war.

Ich war starr. Starr vor entsetzen. Bleich wie der Schnee höchster Bergkronen, die man vom Palast Asgards fern erkennen konnte.

Kälte erfasste mein Herz, frierte es zu. Und die Finsternis, die einst mein Freund wart, schloss mich ein. Es gab kein Entkommen. Dieser Ort sollte mein Grab sein und mich für die Sünden bestrafen, die ich begangen hatte.

Ich wollte schreien, doch mein Hals war trocken.

Ich wollte mich bewegen, doch meinen Gelenke waren eingefroren.

Kein Entkommen und niemand, der mir helfen konnte. Ich war allein in der ewigen Dunkelheit. Dies war schon immer mein Schicksal gewesen...
 

Schreiend riss ich die Augen auf und starrte in das Licht des klaren Mondes, welches mein Gemach seicht erhellte. Ich wischte mir die Schweißperlen von der Stirn und setzte mich auf. Meine Augen folgten einem Schatten, den ich glaubte gesehen zu haben. Doch wo ich auch hinsah, es war keiner hier. Ich war allein. Nur langsam beruhigte sich mein Herz, welches noch immer im Alptraum gefangen war. Ich presste meine Hand dagegen, holte tief Luft und redete mir ein, dass alles gut sei. Ich wusste selbst, was für eine Lüge dies war, aber für diesen Moment glaubte ich meiner eigenen verdrehten Wahrheit.

Ja, alles war gut. Ich war hier, am Leben, besaß Macht und hatte alles, was ich wollte.

Ja, es war alles gut... oder nicht?

Ich schluckte und befeuchtete endlich meine staubige Kehle, der nach Wasser durstete. Immer noch keuchend versuchte ich die Bilder meines Traumes aus meinen Gedanken zu verbannen. Es half nicht. Allein die Tatsache, dass mein Alptraum weiter ging, wenn ich wach war, war eine Gewissheit, die meine Seele in einem Schraubstock langsam zerdrückte. Alles leben hinaus presste, wie bei einer fauligen Tomate. Ich war ausgedorrt, erschöpft und nur noch ein Schatten meiner Selbst. Und dennoch hatte ich mir dieses Leben gewünscht, welches ich glaubte mit Freuden zu führen... oder nicht?

Ich ließ meinen zitternden Körper zurück in die Kissen fallen und sah hinauf zur dunkel manifestierten Decke hinter dem glänzenden Baldachin aus fein gewebten Organza. Erschöpfung machte sich in meinem Körper breit, denn jeder Nacht durch zahlreiche Alpträume beraubt, forderte diese ihren Tribut. Ich spürte kaum, wie sich meine Augenlider von selbst schlossen und ich erneut in die Finsternis meines Herzens abdriftete, wo mich weitere Ängste wie ein Schlächter auspeitschten.

Es war mein Schicksal allein zu sein, denn so war es schon immer... oder nicht?
 

Der nächste Morgen kam unerbittlich und nach etlichen Vorladungen verschiedener Asen, die mir ihre Unzufriedenheit offerierten und ich halbherzig ihrem Geschnatter lauschte, saß ich im überdimensional großen Thronsaal und sah hinaus in die Weite des Himmels. Wäre ich ein Vogel, so würde ich meine Flügel ausbreiten und zum Horizont fliegen. Doch ich wusste, was ich war und wer die Schuld trug an meiner jetzigen Situation. Auszusprechen vermochte ich es dennoch nicht. Viel zu lange hatte ich auf die Tage meiner Herrschaft hingearbeitet und es kam für mich nicht in Frage, diese als einen riesigen Fehler anzuerkennen. Niemals.

Ich seufzte und erhob den gebrechlichen Körper Odins vom Thron. Oh wie ich diese Gestalt verabscheute. Ich fühlte mich senil und zerbrechlich, alt und trist. Aber was bleib mir anderes übrig?! Also schritt ich, so königlich ich nur konnte unter der zentnerschweren Last des Gewandes und der Rüstung, durch den mit Stuck beschmückten Raum und fand schließlich auf der Terrasse an der frischen Luft mein Ziel. Ich zog die kühle Brise, die durch meine fadigen, grauen Haare wehte, tief in mir auf. Ein so schöner Tag und blies Trübsal. Ich sollte freudig hoch jauchzend durch die Gegend springen, dass sich all meine Wünsche erfüllt hatten, aber ich konnte mich nicht sonderlich an meinem Glück erfreuen, denn eine Leere hatte sich in mein Herz gefressen und verursachte mir Seelenqualen. Ich verstand es einfach nicht. Wieso war ich nicht glücklich? Ich hätte es sein müssen und doch zog sich ein Kälteschleier über meine heitere Stimmung.

Wieso?

Wieso nur?

Erneut seufzte ich auf und verschwand zurück in die herrschaftliche Halle meines Gefängnisses. Zwischen all den Säulen und verzierten Wänden ließ ich mich gegen eine davon sinken, rutschte an dieser nieder und gab meiner wahren Gestalt ihr Gesicht zurück. Ich zog meine Beine an meinen Körper, wodurch mein grüner Ledermantel ein leises Klimpern von sich und umschlang diese mit meinen Armen. Meinen Kopf bettete ich auf die Oberarme und ließ mich in die Dunkelheit fallen. Der Schmerz meiner Einsamkeit war unerträglich geworden an diesen Tagen, wo mich keiner besuchte, der mich wichtig war. Und davon gab es leider nur noch einen. Aber dieser verliebte Trottel war mit Sicherheit schon längst in sein neues, heimatliches Reich Midgard zurück gekehrt. Thor hatte mich allein gelassen. Obwohl er immer versprochen hatte, an meiner Seite zu sein, war er zu dieser Frau geeilt, wenn sie nur mit dem Finger schnipste.

Plötzlich schreckte ich auf. War dies Eifersucht, die in meinem Magen Purzelbäume schlug und mir Krämpfe verursachte? Die mich wie ein grünäugiges Monster anstarrte und hämisch mit dem Finger auf mich zeigte? Eifersüchtig auf wen? Auf Thor? Meinen selbstverliebten,alles erreichenden, glorreichen NICHT-Bruder? Wieso sollte ich auf IHN eifersüchtig sein? Diese Menschenfrau interessiert mich nicht die Bohne. Sie war in meinen Augen Abschaum, obgleich sie ein interessantes, hitziges Temperament besaß und ich gut verstehen konnte, was der Asen-Prinz an ihr fand.

Nein, nein, das war es nicht.

Auf einmal traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag und ich hätte mich übergeben können, vor so viel widerwertiger Gefühlsduselei. Es war nicht Thor, der in meinen Gedanken tausend Tode starb, wenn ich daran dachte, wie er diese Frau verführte.... Es war SIE. Ich hasste dieses Frauenzimmer, denn wann auch immer sich Thor hatte zwischen mir und ihr entscheiden müssen, so hatte er sich stehts für das Weibsbild verbürgt. Vielleicht hatten zu viele Kriege sein Hirn weich gemacht? Nicht, dass dies etwas Neues war, aber dass er diese Frau meiner Person vorzog, grenzte schon beinahe an geistiger Umnachtung (was in diesem Fall noch recht Milde ausgedrückt war).

Meine Augen verzogen sich zu Schlitzen, mein Gesicht vor Wut verzerrt. Ja, ich hasste Jane Foster dafür. Sie nahm mir meinen Bruder weg. Das tat sie schon, seit es sie ga- MOMENT! Hatte ich eben ernsthaft Thor als meinen Bruder bezeichnet?

Erschüttert über meine schweigsame Stimme in meinem Kopf, die mich normalerweise daran erinnerte, dass der Donnergott alles war - ein Trottel, grobschlächtig, reizbar, temperamentvoll, ein Trottel, stürmisch, impulsiv, ungestüm, maßlos selbstverliebt, (hatte ich bereits ein Trottel erwähnt?), ein Dummkopf, viel zu naiv, leicht hinters Licht zu führen und vor allem unbesonnen, unbedacht und handelt immer ohne Überlegung – doch eines, war er mit todbringender Sicherheit nie für mich gewesen: Ein Bruder! Dass dann gerade von mir solch ein Wort in meinen Gedanken auftauchte, wie von selbst herbei gezaubert, war für mich unvorstellbar.

Ich musste hier raus! Diese verrottende Gestalt Odins brachte mich noch um all meine sonst so geschärften Sinne. So schnell es mir in diesem Körper möglich war, sprang ich vom Boden des Thronsaals auf, ging erhabenen Ganges durch die Pforten des Palastes, vorbei an den vielen Wachen, die mir zwar einen fragenden Blick zuwarfen, mich aber nicht meines Weges behinderten.
 

Ein angenehmer Hauch des Meeres umwehte mich, als ich den Felsvorsprung, an dem Thor und ich als Kinder gespielt und uns vor Vater versteckt hatten, näher kommen sah. Hier war ich weit ab von jeglichen Verpflichtungen, fern der Blicke meiner Untertanen, sodass ich das Licht meiner Magie über meine Gestalt gleiten ließ und ich endlich wieder meine eigenen Lungen mit frischer Luft füllen konnte. Wie gut es tat, Ich selbst zu sein und meine, durch die Hülle Odins, erschwachten Glieder zu spüren. Ich seufzte wohlig und streckte mich, als ich am großen Felsen ankam und das blau des Wassers unterhalb der Klippen mir entgegen funkelte.

Schon viel besser. Hier konnte ich meine verirrten Gedanken vom Wind davon tragen lassen und mich frei meiner Unbeschwertheit hingeben.

So dachte ich zumindest, bis hinter dem großen Steinklotz ein Schatten größer wurde und ein mir nur allzu bekanntes Gesicht hervor trat.
 

Meine ganze Welt schien sich zu drehen und in einen tosenden Abgrund zu fallen. Ich japste und starrte in die durchdringenden blauen Augen, die im Schein der Mittagssonne wie Saphire zu glänzen schienen. Nicht mehr in der Lage mich zu rühren oder gar einen klaren Gedanken zu fassen. Nur meine erstickte Stimme durchdrang das Toben der Wellen, die gegen die Gesteinsschichten unter unseren Füßen schlugen.

„Thor.“

Please don't lie

Kapitel 4 – Please don't lie
 

Ich kniete zu Füßen, meinen Blick gesenkt, meine blauen Augen im Schatten meiner blutverkrusteten Haare verborgen. Ich konnte ihn nicht ansehen. Diese Gestalt, die alles war, nur nicht er selbst. „Was verlangst du da?“ brüllte die Stimme meines Vaters, aber es war nicht die seine, die mich so herrisch zurecht wies. „Du willst nach Svartalfheim um Loki's Leiche zu bergen? Was für ein Unfug!“ Ich zuckte zusammen und meine Glieder fingen wie von selbst an, sich zu verkrampfen. Den Namen aus diesem Munde zu hören, versetzte mir einen Stich in mein Herz. Ich sollte meinen Kopf heben und ihn ansehen, doch ich war nicht mehr in der Lage dazu. Fest biss ich mir auf die Unterlippe und schluckte schwer. Viel zu lange hatte ich geschwiegen. So viele Wochen lang. Oder waren es schon gar Monate? Ich wusste es nicht mehr. Jeder Tag verwischte sich in den anderen und ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Mit jeder weiteren Minute, in denen ich der Darbietung zusah, starb ein Teil von mir. Doch er bemerkte es nicht. Er wusste nicht, dass ich schon längst die Wahrheit kannte....
 

Oh Loki, wieso lügst du mich immer wieder an?
 

Ich hatte dir gerade eine weitere Chance geboten, deine Maskerade zu beenden und wieder hast du sie nicht genutzt. Mehr noch. Du bestehst auf dein kleines Spielchen. Verstrickst dich immer weiter in dein Lügengeflecht, welches sich wie Spinnennetze durch ganz Asgard zogen.

Meine Muskeln spannten sich an und meine Hände, auf meinem Knie abgelegt, ballten sich zu Fäusten. Ich begann zu zittern. Unbemerkt von ihm. Wie immer. Wieso auch spielte ich sein aberwitziges Theaterstück mit? Gut, ich musste zugeben, er war äußerst erfolgreich in seiner Figur als Allvater, doch eins fehlte ihm, um seiner Rolle mehr Ausdruck zu verleihen: Wärme.

Auch wenn mein Vater oft streng mit uns wart, so hatte sein Handeln immer einen tieferen Sinn. Dieses hatte unsere Mutter einst zu mir gesagt. Erinnerst du dich denn nicht daran, Bruder?
 

Ich hob meinen Kopf, sah in das kalte Auge Odins und konnte hinter der Fassade aus Angst, Verbitterung und Hass meinen jüngeren Bruder erkennen. Ein kleiner Junge, der vor Einsamkeit schrie. Ich hatte dich damals in den Armen gehalten, als dein bleicher Körper erschlaffte. Hatte um dich geweint, denn zum aller ersten Mal hatte ich begriffen, was es bedeutete, dich zu verlieren. Loki, ich hatte dir vertraut, auch wenn ich es nie mehr gewollt hatte. Als deine Augenlider zufielen, glaubte ich, einen Teil von mir verloren zu haben. Und plötzlich, nach etlichen trostlosen Tagen deines Dahinscheidens, standest du vor mir, in Gestalt unseres Vaters und befahlst mir, den kriegerischen Aktivitäten der Dunkelelfen ein Ende zu bereiten. Wolltest du mich testen?

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon lange gespürt, dass mit Vater etwas nicht stimme. Er verhielt sich wie immer, sprach wie immer, sah aus wie immer und doch, fühlte ich etwas völlig anderes. Gegenteilig von dem, welches ich gewohnt war. Ein Gefühl der Verbundenheit, das im Laufe der Zeit immer stärker wurde und ich schließlich deine grünen Augen stechend und triumphierend in seinen aufblitzen sah. Wie ein Schlag meiner eigenen Waffe wurde es mir bewusst, WER dort oben auf dem Thron saß und mich so abweisend musterte. Und dennoch sagte ich nichts. Schwieg, bis zu jenem Tag, an dem du mir deiner Selbst offenbaren solltest. Dieser Tag kam nicht. Bis heute.
 

Erneut biss ich die Zähne zusammen, als du mich meines Vorhabens abbrachtest, deine Leiche würdigend zu bestatten und stand schließlich auf. Was brachte mein Einwand, denn ich wusste, dass es keinen Leichnam in der Einöde Svartalfheims gab. Ich wandte mich um und lauschte deiner spitzen Worte als ich zum Gehen aufbrach, die so verpöhnt an mein Ohr drangen, dass ich mich Beherrschen musste, dir deine magische Gestalt nicht von der Haut zu schälen. Wie konntest du mich nur so verhöhnen? Mich, deinen eigenen Bruder, der dir trotz deiner Lügen den Rücken stärkte! Ich hatte dich deiner Scharade nicht auffliegen lassen, hatte dir vertraut, dass du unserem Vater nichts schlimmes antätest. War das der Dank?

Ich schwieg und verließ eilends den Saal. Mit kräftigem Schlag flog die Zimmertür zu meinem Gemach auf und ich stürmte aufgewühlt hinein. Alles in mir Schrie und am Liebsten hätte ich meinem Toben nach gegeben, doch wenn ich eins von den Menschen, von IHR gelernt hatte, dann war es Geduld. Ruhe bewahren lag mir zu Jugendzeiten komplett fern und auch jetzt konnte ich kaum einen klaren Gedanken fassen.

Ich atmete tief ein und aus, legte Mjölnir aus der Hand und trat an den mit Gold verzierten Spiegel. Meine Erscheinung erschreckte mich ein wenig, auch wenn ich nichts anderes erwartet hatte. Die letzten Streifzüge in den Krieg hatten ihren Tribut gefordert. Vor allen Dingen, wenn ich mich nicht auf das konzentrieren konnte, was vor mir lag. Meine Gedanken galten allein dir, Bruder. Ich überlegte pausenlos, wie es dir ginge, was du gerade tun würdest und ob du genauso oft an mich denken würdest, wie ich an dich. Kaum, dass meine Flausen zu Ende gespielt waren, hatte mich ein Schlag hemmungslos ins Gesicht getroffen. Ich erinnerte mich noch gut an den Schmerz, den ich in diesem Augenblick verspürt hatte und dennoch war es nicht Vergleichbar mit dem Schmerz, den du jetzt mir zufügst, Loki...

Ich seufzte und zog vorsichtig meine Rüstung von meinem geschundenen Körper. Der purpur-rote Umhang folgte dem massiven Metall zu Boden und machte einen kleinen Schlenker, ehe er sich über meinem Kampfschutz wie Feuer ergoss. Kurz darauf folgte mein Kettenhemd und landete nur wenige Zentimeter daneben. Den Oberkörper entblößt ging ich durch einen abgerundeten Türrahmen, stellte mich vor den wie ein Kelch geformten Waschtisch in mitten des Raumes und tauchte zuerst meine Arme hinein, ehe ich das kühle Nass träufelnd auf meiner Brust verteilte. Die Wunden brannten und ich knurrte leise auf, als nur langsam die Pein verebbte. Ich wiederholte die Folter, immer mit einer Bestrafung gleich setzend, dass ich dich damals hatte sterben lassen, Bruder. Deine grau erstarrten Augen, die mich panisch angesehen hatte, verursachten mir bis heute Alpträume. Und dies obwohl ich um dein Leben wusste, welches du nur wenige Meter von mir entfernt geschickt verborgen hieltst.
 

Es klopfte plötzlich und ich ging zurück in mein Schlafgemach, in welchem du wenige Sekunden später in Gestalt Odins eintratst. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als du mir ein weiteres Mal eine Lüge auftischtest und mich sogar neugierig fragtest, welches der Grund meiner Unternehmung sei, seine Leiche zu bergen. Oh Bruder, verstehst du es denn nicht? Ich will, dass du mir die Wahrheit sagst. Nicht, weil ich dich darauf dränge, sondern dass du von dir aus zu mir kommst und mir deine Geschichte erzählst. Ich vertraue dir, Loki, wieso also tust du es nicht bei mir?

Das Auge Odins sah geschockt zurück in meine, als ich ihm die Antwort lieferte. Es schien nicht die Selbe zu sein, die er hören wollte, so dachte ich bei mir und schwieg erneut. Ich hätte schwören können, das grüne Blitzen in der Iris meines Vaters zu erkennen, als er rückwärts taumelte und eilends mein Zimmer verließ. Kein Wort, keine Klarheit über sein wahres Ich. Nur die Höllenqualen meiner Seele, die nach Antworten schrie. Ich konnte nicht länger hier bleiben. Nicht in seiner Nähe, die mich so schmerzte, dass ich zerbrechen könnte. Ich musste fort. Wie jeden Tag.
 

Erst spät in der Nacht kehrte ich aus der Eiswelt Jotunheims zurück, welche mehr einem Friedhof anstatt einer ehemaligen, glorreichen Zivilisation glich. Alle Bewohner waren tot und jede kleine Bodenerhebung erinnerte an den Kampf mit ihnen.

Dorthin zog ich mich Tag um Tag zurück. Es war die kühle Einsamkeit dieser Welt, die mich zu klarem Verstand kommen ließ, wenn ich keinen Ausweg mehr wusste. Die Stille Jotuns gab mir nicht nur Kraft mit der Maskerade weiter zu machen, sie half mir ebenfalls meiner Raserei Ausdruck zu verleihen. Dort konnte ich mich austoben, ohne dass jemand verletzt wurde. Konnte meiner unbändigen Wut über die Sturheit meines Bruder freien Lauf lassen und einen Fels nach dem anderen zerschmettern.

Nun war ich zurück Asgard und in der Stille des Mondscheins schlich ich mich leise durch die Gänge des Palastes. Kein anderer Weg, als Vaters Gemächer waren mein Ziel. So wie jeden Abend. Ich kniete mich neben sein Bett und sah hinunter auf den unruhig schlafenden Körpers meines Bruders, der nur hier die Erscheinung seiner wahren Gestalt erlaubte. Hier konnte ich ihn beobachten und....über ihn wachen. Ich lehnte meinen Hammer gegen die Wand, setzte mich sachte auf die Bettkante und fuhr zärtlich Loki's Gesichtskonturen nach. Seine Wange war kühl und seine Stirn schweißnass. Anscheinend hatte er einen Alptraum. Wie so oft in den Nächten, in denen ich ihm beim Schlafen zusah. Vorsichtig wischte ich ihm ein paar Schweißperlen von der Haut und schluckte als er leise anfing zu wimmern. Fast schon flehend streckte er eine Hand aus, wollte etwas erreichen und griff dennoch ins Leere.

Mein Herz machte einen Satz, als Loki plötzlich schreiend aufwachte und ich so schnell ich konnte in das Dunkel der Zimmertür hechten musste. Meine Adern pulsierten, denn er sah genau in meine Richtung. Hatte er mich bemerkt? Wenn ja, war alles aus. Wie sollte ich ihm erklären, dass ich um sein Lügenkonstrukt wusste, ihn sogar Nacht für Nacht beobachtete, ohne dass er mich womöglich für pervers halten könnte?! Doch anscheinend tat er meine kurze Erscheinung als Hirngespinst ab und legte sich wieder hin. Gut für mich, dass er zu dieser späten Stunde keine so scharfe Auffassungsgabe besaß, wie sonst üblich, denn Mjölnir wäre ihm mit Sicherheit sofort aufgefallen, wäre er bei klarem Verstand gewesen. Ich hatte Glück und er schien schnell wieder einzuschlafen, sodass ich meinen Stammplatz erneut an der Seite seines Bettes einnehmen konnte. Ein knappes Lächeln huschte über meine Mundwinkel, als ich seinem flachen Atem lauschte. Er war so friedlich, wenn er schlief. Allerdings währte diese idyllische Ruhe nicht lange, denn der Morgen kam unerbittlich mit den ersten roten Sonnenstrahlen. Es war Zeit für mich zu Gehen, bevor mein Bruder erwachte. Mit schweren Herzen stand ich auf, griff mir meinen Hammer und warf noch einmal einen Blick auf den schlummernden Körper des Schwarzhaarigen. Ach, wenn doch nur alles wie früher wäre, flog es mir durch den Kopf und ich verwarf diesen Gedanken wieder. 'Nichts wart je wie früher, denn die Zeit blieb nun einmal nicht stehen, sondern schritt unaufhörlich weiter' erinnerte ich mich an die Worte meines Vaters, als ich den Weg zurück in mein eigenes Gemach suchte, um dort noch ein paar Stunden Schlaf zu finden. Mit jedem weiteren Tag, an dem es Loki vorzog mit seiner Lüge zu leben, schwand meine Kraft aus meinem Körper, der so dringend nach Erholung verlangte. Tagsüber tobte ich durch die Eiswelt und Nachts wachte ich am Bett meines geliebten Bruders, dessen Wieder-Erwachung mehr einem Wunder als seiner Magie gleich kam. Ich hatte es bis heute nicht begriffen, wie er seinem Schicksal auf dem Schlachtfeld Svartalfheims entkommen war. Aber ich würde ihn fragen, wenn die Zeit dafür reif sei...
 

Grüne, erschrockene, weit aufgerissene Augen sahen mich voller entsetzen an, als ich ein Geräusch hinter mir wahr genommen hatte und ich einen Schritt aus dem Schatten des Felsens hinaus machte. Ich wollte lediglich einen Rückzugsort finden, um mich ein wenig ausruhen zu können, doch dieses schien in Asgard anscheinend nicht möglich. Wäre ich nur wieder in die Kälte Jotunheims geflohen, wie ich es sonst immer tat, schoss es mir durch den Kopf und ich verfluchte mich für meine Unvorsichtigkeit. Meine Kehle fühlte sich trocken an und meine Glieder steif, als ich hauchend seinen Namen flüsterte. Das Einzige, was ich hervor bringen konnte.
 

„Loki.“
 

________________________________________________
 

Soooo~ ihr lieben ^///^

Das war Kapitel 4

Ich hoffe ich habe niemanden enttäuscht, indem ich so eine krasse Wendung eingefügt habe. Ich hoffe eher, dass jeder von euch positiv überrascht war. Mal sehen, was da so als Kommentare kommt *schon mal vor Steinigungen in Deckung geh* XD
 

Ich möchte diese Zeilen gern noch nutzen, um meinem -Loki (!!!!) und _Nikora_ (bei Fanfiktion.de) für die ultra lieben Kommis und Rückmeldung zu danken <333

Habt echt vielen vielen dank!!! >////<

Ihr seid der Grund, wieso ich mich so beeile, um ein weiteres Kapitel schnell hoch zu laden.
 

Und nun bleibt mir nur noch bye bye zu sagen und ich Vorfreude auf das neue Kapitel zu machen

^___^
 

Greets Euer Rin

Brothers

Kapitel 5 – Brothers
 

Die Brüder, obschon nur einer von ihnen sich als diesen bezeichnete, standen sich gegenüber. Nicht in der Lage sich zu rühren. Vollkommen erstarrt von der Erscheinung des jeweils anderen. Grün traf Blau und ein Sturmgefecht der Gefühle tobte in beiden Prinzen.
 

//Was nun?!// schoss es dem Schwarzhaarigen als Erstes durch den Kopf und er biss sich schmerzhaft auf die Zunge. Wieso auch war er so unvorsichtig gewesen, sich so leicht seiner Maske zu entledigen, bevor er nicht seine Umgebung sorgfältig geprüft hatte? Er war doch sonst nicht so nachlässig. Vielleicht war es der Ärger über seine Gedanken, die ihn so leichtfertig seine Magie gelöst hatten. Was auch immer ihn dazu veranlass hatte, nun hatte er ein Problem. Und das in Gestalt eines kolossartigen Hünen, dessen ozean-blaue Augen ihn entsetzt anstarrten. Kein Wunder, dachte sich Loki und lächelte innerlich traurig. Immerhin hatte Thor geglaubt, seinen ‚Bruder‘ nie wieder zu sehen. Und eben dieser stand nun vor ihm. Quietschfidel und munter. Er wäre wohl gleichermaßen geschockt, wenn er einen todgeglaubten durch die Gegend spazieren sähe.
 

Thor’s Mund war leicht geöffnet und seine azurblauen Augen blickten den Jüngeren mit einer Mischung aus Bestürzung und Ratlosigkeit an. Was sollte er jetzt tun? Loki in die Arme schließen und als guter Bruder ihm vorspielen, dass er sich freue den anderen lebend zu sehen? Wohl kaum. Bereits die letzten Wochen hatte alle Schauspielkunst von Thor verlangt, die der Donnergott aufbringen konnte. Er hatte sich noch nie gut aufs Lügen verstanden und dass ihm seine Maskerade so gut gelungen war, lag vor allen Dingen an Loki’s Vorlage. Dieser hatte ihm als wohl bekannter Perfektionist die besten Möglichkeiten geboten, auf sein Spiel einzugehen, doch nun, da auch sein Gegenüber fassungslos über die Situation schien, hatte Thor keine Ahnung, wie er jetzt am besten Reagieren könnte. Er wollte Loki weder gehen lassen, noch ihn überschwänglich an seine Brust drücken. Er wollte nur… dass alles wie früher sei….
 

Der Schwarzhaarige kam den Überlegungen Thor’s zuvor und machte den ersten Zug. Ohne weite rmit der Wimper zu zucken, wandte er sich um und wollte flüchten, als die Stimme des Kriegers ihn in der Bewegung stoppen ließen. „Loki, warte!“ schallte der Ältere und eine weitere unangenehme Stille machte sich zwischen ihnen breit, die nur von den tobenden Wellen, die sich an den Klippen brachen, unterbrochen wurde. Loki schluckte hart, kniff die Augen zusammen und drehte sich in einer überschwänglichen Geste um, die Arme nach oben gerissen. „Tadaahh~“ flötete der Grünäugige spöttisch und gab sich alle Mühe, die Situation ins lächerliche zu ziehen. Thor hingegen zog stirnrunzelnd eine Augenbraue in die Höhe. War das Loki’s voller Ernst? Das war das Einzige, was dem Magier eingefallen war? Scherzen?! Ein leises Donnergrollen zog über ihre Köpfe hinweg, als sich tiefschwarze Wolken vor die Sonne schoben und den hellichten Tag verdunkelten.
 

„Oh, da scheint jemand sauer zu sein.“ machte die Silberzunge munter weiter und verzog sein Gesicht zu einem hämischen Grinsen, welches Thor nur zu gut kannte. Loki’s grüne Augen, die ihn eben noch starr vor Entsetzen gemustert hatten, färbten sich dunkler und keim Funken tiefster Empfindungen wart mehr in ihnen auszumachen. Diese Szenerie war es, die Thor, wann auch immer es geschah, einen Pflock ins Herz rammten. Er fühlte sich ohnmächtig, gelähmt seinem Bruder zu helfen und völlig schutzlos vor dieser eisigen Kälte, die Loki aussandte.
 

„Bruder…“ fing Thor’s Stimme krächzend an und Loki’s Eingeweide zogen sich schmerzhaft zusammen. Den Anderen so paralysiert zu erleben, machte es ihm nicht sonderlich leichter, seine Scharade weiter fort zu führen. Kurz blitzte ein heller Schein in den grünen Augen auf, die für eine Millisekunde die weiten Wiesen Asgards erahnen ließen, über die sie in Kindertagen gerannt waren und sich kämpferisch ihrem Spiel erfreuten. Doch so schnell das Licht gekommen war, so schnell wart es wieder verschwunden, denn Loki’s Grinsen wurde breiter und ein tiefer Schatten legte sich über das Grün der Wälder, die Thor in dessen Augen so liebte.
 

„Mehr fällt dir nicht ein ‚Bruder‘?!“ verhöhnte er den Älteren und sprach das letzte Wort zusätzlich schärfer aus, um seinen Spott über die Machtlosigkeit des Donnergottes Ausdruck zu verleihen. „Da sieht man sich nach all den Wochen wieder, in denen du mich Tod glaubtest und dann kommt nur ein Wort aus deinen sonst so herrischen Lippen?!“
 

War es Bestürzung, die der blonde Prinz da vernahm, oder war es Loki’s geschickte Lügenspirale, die ihn in einen Sumpf aus Verzweiflung und Trauer ziehen sollte? Konnte Thor ihm überhaupt noch vertrauen, nachdem dieser so lange Zeit über seiner Existenz geschwiegen hatte? Schnell wischte er die Gedanken beiseite, denn er selbst war es ja gewesen, der sich für dieses Vertrauen entschieden hatte. Ja, er war vielleicht naiv, würden manche meinen, als er Loki sein Schauspiel weiter durch gehen ließ und dennoch erachtete er es für das Richtige.
 

„Wenn du mir nichts zu sagen hast, dann halte mich nicht meines Weges auf ‚Bruder‘!“ Und wieder dieses schmerzende Wort, welches wie Schmirgelpapier über Thor‘s angekratzte Seele rieb, als der Schwarzhaarige sich erneut umdrehte und zum Gehen aufbrach.

„NEIN!“ schrie der blonde Gott plötzlich und über ihnen zischte ein Blitz entlang der dichten Wolkendecke, gepaart mit einem kräftigen Donnergrollen, der das Temperament seines Herrn widerspiegelte.

„Oh, nicht gleich zornig we-„ wollte Loki gewitzt antworten, doch schon beim Umdrehen packte Thor seinen Bruder am Genick und zog ihn unsanft zu ihm herum. „Lass deine Silberzunge schweigen, Loki. Dies ist nicht der Moment, indem du in der Lage bist, mich deiner Lügen zu strafen.“ Der Griff um den Nacken des Jüngeren wurde sanfter und Loki’s aufgerissene Augen schimmerten heller, als das Licht der Sonne durch die schwarzen Wolken fiel und einen Kreis um die beiden bildete. „Bruder, ich war nie gut in diesen Dingen, aber…. ich bin froh dich zu sehen.“ hauchte Thor’s Stimme leise. Ein warmer Schauer lief Loki über den Rücken und für diesen einen Moment schien alle Sorge um die Vergangenheit vergessen.
 

Leider währte er nicht lange, denn der Dunkelhaarige riss sich los und taumelte einige Schritte rückwärts. „Sprich nicht so, als würdest du mich vermisst haben. Sag nicht, dass ich dir je etwas bedeutet habe, wenn du Tag ein, Tag aus zu deiner Liebsten nach-„

„Wohin?“ fiel Thor ihm barsch ins Wort. „Nach Midgard? Oh Bruder, wenn du wüsstest, was ich weiß.“

„Dann sag es doch! Wenn es dich eh einen Dreck kümmert, dass ich lebe, so sprich dich ruhig aus… ‚Bruder‘“

„LOKI!“ bellte der Donnergott aggressiv und die Wolkendecke über ihren Köpfen schloss sich wieder. Das Licht, welches eben ihre Körper erstrahlt hatte, verschwand und es blieb tiefe Dunkelheit auf dem Felsvorsprung, auf dem sie standen. „Du weißt sehr wohl, wie sehr mich dein Hohn verletzt, also lass es bleiben, meine Gefühle für dich mit Füßen zu treten.“
 

Ein Wechselbad der Gefühle prasselte auf Loki ein, als er durch das Donnergrollen kurzzeitig zusammen zuckte und nun in zwei verbitterte, glasige, blaue Augen sah, die ihn mit so viel Liebe betrachteten, dass sein Körper erzitterte. Noch ehe der God of Mieschef reagieren konnte, packten ihn die großen Hände Thor’s, die ihn sanft aber bestimmt an den Oberarmen schüttelten.
 

„Verstehst du überhaupt, was in all den Wochen geschah, seit du vorgabst tot zu sein?! Wie ich gelitten habe, unter der schweren Last meiner Verzweiflung. Ich konnte dir nicht helfen und musste zusehen, wie du elendig in meinen Armen deine Augen schlosst…“ Thor’s Stimme wurde allmählich sanfter, wenn auch sein Griff nicht an stärke verlor. Zuviel Angst hatte er davor, dass sich sein Bruder im nächsten Moment wieder abwenden und ihn verlassen würde. Jetzt, da er endlich bereit war den Lügen ein Ende zu bereiten, wo er all die Wochen über geschwiegen hatte.
 

„Loki….ich wusste es. Die ganze Zeit lang wusste ich, dass du Vaters Platz eingenommen hast.“
 

Der schwarzhaarige Prinz hatte das Gefühl, als würde ihm eine Welle aus azur-farbenen Wassers den Boden unter den Füßen weg schwemmen und ihn hinfort in die Tiefen des Ozeans reißen. Wovon redete Thor da? Jegliche weiteren Worte waren wie hohle Klänge in seinen Ohren. Wie dumpfe Aufschläge von fernem Donner. Alles um ihn herum schien sich zu drehen und seine Auffassung über die letzten Gezeiten widerholten sich in seinem Kopf wie ein Film.

Wenn Thor all das gewusst hatte…

Wenn er all die Male geschwiegen hatte…

Wenn er…

„Wieso?“ Loki’s zarte Stimme war nur ein Hauch dessen, was ihn sonst so stark erscheinen ließ. Er verstand die Welt nicht mehr. Seine ganzen Erinnerungen an die Zeit seiner Herrschaft, die Huldigungen seines Bruders, die Eifersucht, die er hegte, wann immer dieser verschwand. Alles ein Trugbild seines Lügengeflechtes?
 

Thor’s Antwort holte die aufgewühlte Silberzunge zurück in die Realität. Zurück zu ihm.

„Weil ich dir vertraut habe.“ Aufgerissene grüne Augen starrten den blonden Hünen an und glaubten kaum den Worten, die so lieblich auf der Zunge des Gottes tanzten.

„Was-„

„Ich habe dir vertraut, Loki.“ Widerholte Thor wie ein Gebet und zum ersten Mal seit langem, konnte Loki seinen Blick nicht mehr von diesem bildschönen Lächeln abwenden, welches nur für ihn strahlte.

„Ich habe darauf gehofft, dass du mir eines Tages selbst die Wahrheit sagst. Dass du dich mir anvertraust und du zu deinem alten Selbst zurück findest.“

Immer noch konnte der Jüngere kaum fassen, was er zu hören bekam und doch waren diese Worte Balsam für seine verletzte Seele. Er spürte, wie sie langsam zu heilen begann, wie jede von Thor’s Gesten und Berührungen ein Pflaster auf die Wunden klebte und zärtlich darüber streichelte.

Loki’s Augen ränderten sich rot und das Grün in seiner Iris funkelte wie frischer Morgentau, nach einer endlos kalten Nacht. Keine Träne. Nur die unergründliche Weite seiner bisherigen Angst. Angst davor, allein zu sein.

Seine Lippen bebten leicht. Wollten Worte formen, doch seine Kehle war ausgetrocknet. Brachte nichts hervor. Thor schien zu verstehen, hielt ihm einen Finger gegen den Mund und schüttelte den Kopf.

„Ich werde dich nie allein lassen, Bruder. Egal, was du tust. Wir sind miteinander verbunden. Für immer.“
 

Die so wunderschönen Wiesen Asgards verschwanden aus Loki’s Augenhöhlen und tauchten diese erneut in die Finsternis. Ekel übernahm den Gesichtsausdruck des jungen Prinzen, ehe seine Lippen zitternd giftigen Hass versprühten.

„Wir sind keine Brüder!“
 

_______________________________________________________________
 

So, das war das Ende von Kapitel 5

….

Ich muss echt zugeben: Es war die Hölle, das hier zu schreiben!

Ich wollte die Reaktionen möglichst genau am Original halten, was mir hoffentlich gelungen ist >__<

Wie es weiter geht…. Tja das wird noch heikel XD

Ich hab selbst so überhaupt keine Ahnung und lasse es auf mich zu kommen. Deshalb seid gespannt, welche Muse mich noch küssen vermag ^///^
 

TAAAAUSEND Dank gebührt meinen Kommi-Schreibern Q///Q

Ich bin immer so überglücklich, wenn ihr mir so süße Dinge verfasst!! <3

Vielen vielen Dank deshalb an

-mein Loki, die mich zu Höchstleistungen anspornt (Ja es ist mir bewusst, dass das pervers klang XD)

-Nagisa-chan, die mir so viel geholfen hat bei diesem Kapitel! Ohne Sie wäre ich in 3 Wochen nicht fertig <3

-und meinem treuesten Kommi-Schreiber FreeFall
 

Ich freue mich wie immer auf tolle Kommentare, gern auch Kritiken, was man verbessern könnte oder vllt auch Hinweise, wie es weiter geht. Denn wie gesagt:

Ich = Null Ahnung

XDD
 

Greets Rin

Christmas-Special

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Fault

Meine Augen weiteten sich, als ich deine Worte, so eindringlich und kalt, vernahm. Sie schossen mir querbeet durch den Körper und trafen ins schwarze Ziel meines Herzens, welches erneut in tausend Teile zersprang.

Was sagtest du da? Keine Brüder? War das den Ernst?

Meine Lippen bebten und ich vernahm das tobende Grollen des Donners, welcher aus meiner aufbrausenden Seele sprach.
 

„Loki, wann hast du aufgehört, mich als Bruder zu bezeichnen?!“ knurrte ich wütend und ließ deinen Körper, den ich die ganze Zeit fest gehalten hatte, los. Ich sah, wie sich deine Lippen zu einem kalten Grinsen verzogen und deine rot-geränderten Augen eisig blitzten. „Seit ich erfahren habe, dass ich ein Monster bin.“ war deine Antwort, die mich in einen Abgrund fallen ließen. „Ein Monster?“ wiederholte ich und merkte, dass meine Stimme rauer kling als sonst. „Du bist der Einzige, der sich als solches bezeichnet!“ Der schwarze Himmel über uns blitzte hell auf, ehe ein weiterer Donner das Königreich erzittern ließ. „Dann sieh mich doch an!“ schriest du und zuckte zusammen. Das Krächzen deiner Kehle offenbarte die Verletzungen, die tief in dir geschlummert hatten. Ich sah deine dunkel-grünen Augen, die vor Zorn glasig wurden und deine angespannten Muskeln, die eine Abwehrhaltung einnahmen. Noch nie hatte ich dich so aufgebracht gesehen. Macht dir deine Herkunft wirklich so zu schaffen, Bruder?
 

Vorsichtig versuchte ich mich dir zu nähern, breitete meine Arme aus und wollte dir Trost spenden, als du vor mir zurück zucktest. „Fass mich nicht an!“ zischtest du und wandtest dich von mir ab. „Geh endlich Thor. Verschwinde wieder nach Midgard zu deiner geliebten Erdenfrau und lass mich allein....so wie du es immer getan hast...“
 

Mein Mundwinkel kippte nach unten und ich sah dich entsetzt an. Kein Wort drang aus meinem Hals, da ich das Gefühl hatte, Wüstensand geschluckt zu haben. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und wieder war es das Knallen des Donners, welcher dich zusammen zucken und zu mir umdrehen ließ. Deine Augen weiteten sich und sahen mich eingeschüchtert an. Ich ahnte wieso, denn mein Gesicht war vor Wut verzerrt und ich spürte selbst, wie sich jede Faser in mir nach einem Schlag in dein hübsches Gesicht sehnte. Doch ich Widerstand dem und biss fest die Zähne zusammen. „Ist das dein Ernst, Loki?“ brummte ich aggressiv und machte einen Schritt auf dich zu. Ich umfasste erneut deine Oberarme mit meinen Händen und schüttelte dich herrisch. „Du glaubst ernsthaft, dass ich nach Midgard abgehauen bin, OBWOHL ich wusste, dass du am Leben bist?“
 

Nicht mehr in meinem Innern hielt mich davon ab, dir die volle Wahrheit zu sagen. Zu sehr hattest du mich mit deinen Worten verärgert, als dass ich noch Rücksicht auf deine Gefühle nehmen konnte. Mein Gewissen ermahnte mich bereits, dass es ein Fehler war, aber ich ignoriert ihn gekonnt. Zu lange hatte ich auf diesen Augenblick gewartet, dir endlich die Meinung zu sagen. Das Versteckspiel war vorbei und du solltest erfahren, was all die Zeit hinter deinem Rücken vorgefallen war.
 

„Ich war in Jotunheim, du Idiot! All die Tage, wo ich dich verlassen hatte, bin ich ins Eismeer dieser Welt gereist, um meine Wut über deine Lügen freien Lauf zu lassen. Ich habe, glaube ich, mehr in Jotunheim zerstört, als du es damals mit dem Bifröst geschafft hast! Verstehst du nun, Bruder?“ Noch einmal schüttelte ich deinen zierlichen Körper, der sich anscheinend in einem Schockzustand befand. Du machtest keine Anstalten dich zu wehren und das gab mir die Chance, weiter zu machen. Du solltest alles erfahren, egal ob du es hören wolltest oder nicht!
 

„Ich habe dich und deine Lügen nicht ertragen können. Nur darum habe ich den Krieg gesucht, nur darum habe bin ich all deinen Befehlen nach gegangen. Denn sie enthielten Kampf und das war das Einzige, wie ich mich mit dem Abfinden konnte, was du als Richtig erachtestet. Ich habe für DICH gekämpft. Für deine Seele. Damit du eines Tages mir die Wahrheit sagst. Bruder, ich wusste, wer du warst. All die Zeit...“ Meine Worte wurden sanfter und die zornigen Wolken verzogen sich langsam, auch wenn der Himmel weiter von ihnen verdunkelt wurde.
 

„Ich wusste auch, dass es einen Grund dafür gibt, dass du allen dein Versteckspiel aufzwingst. Nur darum habe ich...“ Ich schluckte hart, denn ein Teil in mir wollte dir das nicht verraten. „...ich habe an deinem Bett gewacht. Jede Nacht. Ich wollte dich nie wieder allein lassen. Nur dein Worte und Taten haben mich tagsüber in das Eis Jotunheims gezwungen. Nachts war ich ganz dein.“
 

Ok, selbst ich wusste, dass dies perverser klang, als ich es beabsichtigt hatte und ich merkte, dass es auch dir nicht entgangen war. Deine Augenbrauen zuckten gefährlich und aus deiner Mimik sprach Ekel. Schon im nächsten Moment schütteltest du meine Hände ab und machtest einige Schritte zurück. „Du. Hast. WAS?!“ kam es lauter von dir und ich konnte sehen, wie deine Gedanken sich überschlugen. Deine sonst so perfekt sitzenden Haare, fielen in langen Strähnen über deine umher wandernden, nach Antwort suchenden Augen. Du strichst diese wieder glatt und atmetest tief ein. Anscheinend beruhigtest du dich, was mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Denn wann immer du das tatest, konnte ich mit Gewissheit sagen, warst du nicht mehr du selbst. Und auch dieses Mal behielt ich Recht. Das Grün deiner Iris verfärbte sich dunkel und mit einer Kälte, die nur ein Jotun kennen konnte, stachen deine Worte wie Messerschneiden in mein Fleisch.
 

„Dass du Hohl bist, war mir bereits bekannt, doch deine perversen Neigungen sind auch mir neu. Vielen dank, Thor, dass du mir ein weiteres Mal gezeigt hast, aus welchem Holz du geschnitzt bist.“ Deine Lippen umspielte ein hämisches Grinsen, welches mir meine Kehle zuschnürte. Ich erkannte dich nicht wieder. Wie so oft, wenn du dem Schatten deiner Gedanken freien Lauft lässt und dich der Dunkelheit in deinem Herzen unterwirfst. Wann wirst du endlich damit aufhören, Bruder?
 

Ich biss mir schmerzhaft auf die Unterlippe und lauschte dem Klang deiner Stimme, der die Leichtigkeit eines Vogels in Kindertagen verloren hatte.

„Du hast also in Jotunheim gewütet, ja? Na dann hoffe ich mal, dass du es richtig getan hast, denn dann hast du mein letztes Problem selbst aus der Welt geschaffen.“

Ich zog eine Augenbraue hoch, denn egal wie lange ich darüber nach dachte, es ergab keinen Sinn für mich.
 

„Was meinst du?“

„Odin.“ kam es von dir und erneut verstand ich nicht den Sinn dahinter. Du schienst zu begreifen und meine Unwissenheit erfreute dich, denn du verschränktest die Arme vor der Brust und sahst mich triumphierend an, wie es nur ein stolzer Prinz Asgards konnte.

„Ich habe Odin, Allvater, ins Eis verbannt und drei Mal darfst du raten, welche Welt es war? Ich gebe dir einen Tipp: du hast sie a) erwähnt und b) nach deinen Worten zu urteilen fast vollständig zerstört.“
 

Mein geschocktes Gesicht ließ sich schmunzeln. Deine Informationen lagen wie schweres Zenit auf meinem Körper und drückten mich innerlich zu Boden. Ich konnte nicht glaube, was du mir offeriertest. Solch eine Wahrheit hatte ich nicht erwartet. Ich hatte mit vielen rechnet, was er unserem Vater angetan haben könnte, doch all die Zeit hatte ich darauf vertraut, dass Loki wisse, wo die Grenze sei.... Ich hatte mich geirrt.
 

„Du hast Vater...“ wollte ich aussprechen, doch meine Stimme brach ab.

„Wieso Ich? Wenn ich mich recht erinnere, hast DU Jotunheim verwüstet. Gib also nicht mir daran die Schuld.“
 

Meine Augen suchten deine und mit einem Anflug von Hass sah ich dir entgegen.

„Wie konntest du nur?“ knurrte ich zornig und gab mir Mühe, nicht auf dich los zu gehen. Du hattest mein Vertrauen in den Dreck getreten. Ein Vertrauen, welches ich dir Blind gegeben hatte und nun standest du vor mir und lachtest mich höhnisch aus. Das war einfach zu viel mich.

Ehe ich mich versah, hatte ich meine Hand ausgestreckt und im nächsten Augenblick spürte ich die Schwere Mjölnirs in dieser liegen. Ein greller Blitz zischte am verfinsterten Himmel und zog sich wie ein Drache zu Boden, wo er das Ziel in meinem Hammer fand, den ich nach oben gerichtet hatte. Es vibrierte in meiner Handfläche und ich konnte die Macht spüren, die mir einst mein Vater gegeben hatte. Die Kraft das Wetter zu kontrollieren war eine Stärke, die du niemals besitzen würdest, Bruder und jetzt zu diesem Zeitpunkt schienst du sie mehr zu fürchten als sonst. Denn du wusstest, dass sich mein Angriff auf dich konzentrieren würde und du keine Chance hättest du entkommen.
 


 

Meine Wut machte mich blind, denn ich hätte nur auf meinen Verstand hören müssen, der mich laut schreiend davor warnte, einen großen Fehler zu begehen.....
 

________________________________________
 

Sooooo das war Kapitel...äh 7 XD

Wie ihr alle gemerkt habt, hab ich das Christmas Special ignoriert XDDD

Es war nur ein Special und ich belasse es dabie <3
 

Ich habe mich dazu entschlossen ein paar Rätsel zu lösen und noch weitere Fragen aufzustellen XD

Könnt ihr sie beantworten? ^__~

Z.b. was mit Odin passiert oder ob Thor wirklich seinen Bruder angreift? tjaa~

Seit gespannt aufs neue Kapitel 7 nächstes Jahr.
 

Ich möchte den letzten Tag des Jahres 2013 dazu nutzen, um meinem -Loki ein

HERLICHES DANKESCHÖN

auzurichten >//////////<

Danke dass es dich gibt und du mich immer wieder animierst, zu schreiben!!
 

Ich wünsche allen einen guten Rutsch ins neue Jahr <3



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  DasIch
2014-04-01T00:45:24+00:00 01.04.2014 02:45
Nein nicht so aufhören....:-( Thor wird ihn nicht erschlagen er liebt ihn doch und Loki ist halt gerade zu verkröpft um es zusehen! Odin ist der Altvater der wird ein wenig Frost schon vertragen der hält dann halt ein odinsschläfchen! Und wenn Thor ihm wirklich zu. Leibe gerückt wäre hätte er sich in einer göttlichen Altvater Reaktion bemerkbar machen können!
Von:  MidgardLoki
2014-01-12T01:23:23+00:00 12.01.2014 02:23
Mhhhhh bin interessiert, wie es wohl weiter geht.
Mal abwarten, was du dir einfallen lässt -grinst-
Von:  -Loki
2013-12-10T20:42:21+00:00 10.12.2013 21:42
Das ist gemein jetzt aufzuhören T.T
wieder richtig richtig schön geschrieben *.*
Ganz viel liebe an meinen großen Bruder. <3
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel ^///^

Ganz viel Liebe

dein kleiner Bruder :-*
Antwort von:  Joshua_
11.12.2013 17:56
Q////Q
Awwwww das ist sooooo verdammt lieb von dir >___<
Vielen vielen dank <333

Und auf das neue Kapitel darfst du dich echt freuen hehe~
Es wird absolut überraschend!

Kuss dein Großer Bruder


Zurück