Eine fixe Idee von Couscous (Euer Schulsprecher) ================================================================================ Kapitel 1: Für Schüler von Schülern ----------------------------------- Als Gavin gerade einige silberne und goldene Walnüsse auf den großen Tannenzweigen neu arrangierte, legten sich plötzlich zwei warme Hände von hinten auf seine Augen. Noch bevor er ihre Stimme hörte, wusste er, dass es sich um seine Partnerin handelte. Lucià hatte den Geruch der Winterluft mit in den Raum getragen. Das ließ darauf schließen, dass sie vor kurzem noch über das Gelände zum Schlosstor geeilt war, weil die Siebtklässler aus Ravenclaw am Freitagnachmittag eine Doppelstunde Pflege magischer Geschöpfe hatten. Ihre Hände waren überdurchschnittlich warm, aber bei diesen Temperaturen war es nur logisch, dass sie Handschuhe getragen hatte. Jedoch konnten all diese Tatsachen auch auf andere Ravenclaw-Schüler der siebten Klasse hindeuten. Was sie letztendlich verriet, war der Geruch ihrer Hände. Sie rochen nicht nach dem üblichen Drachenleder, aus dem die meisten Zaubererhandschuhe gefertigt waren, weil Lucià es furchtbar fand, dass diesen schönen Wesen die Haut abgezogen wurde, selbst wenn sie bereits tot waren. Außerdem starben Drachen nicht so häufig, als dass diese Mengen von Handschuhen produziert werden konnten, sodass Lucià bereits seit einigen Jahren ein von der Regierung geduldetes Wildererkomplott vermutete. Stattdessen benutzte sie gewöhnliche Wollhandschuhe, die an ihren Hände einen nicht unangenehmen Geruch hinterließen. Bevor sie die erwartete Frage stellen konnte, sagte Gavin: „Gut, dass du gekommen bist. Du kannst so was eindeutiger besser als ich.” Er machte eine vage Geste in den Raum hinein und Lucià nahm ihre Hände von seinen Augen. „Du hast dir viel Mühe gegeben”, befand sie, nachdem sie den Weihnachtsbaum in der Ecke, das viele Lametta und den Teller mit Keksen begutachtet hatte. Ihrer Stimme entnahm er, dass sie dachte, er hätte sich zu viel Mühe gegeben. Gavin ignorierte das und überließ es Lucià die Dekoration herzurichten. „Ich bin froh, dass du es dir anders überlegt hast. Heute Morgen warst du ja noch nicht überzeugt”, sagte er und heftete seine Augen auf die Tür des Klassenzimmers. Das Treffen würde in fünf Minuten beginnen. „Wir sollen als Team arbeiten, hat McGonagall gesagt. Wie sähe das denn aus, wenn der eine Schulsprecher im Alleingang handelt? Außerdem heimst du sonst ohne mich die Lorbeeren ein”, antwortete sie und lächelte ihm zuversichtlich zu. Gavin zog die Augenbrauen hoch, doch Lucià plapperte munter weiter: „Ein Adventskalender für Schüler von Schülern ist doch eine wundervolle Idee. Und es würde das Konkurrenzdenken unter den Häusern vielleicht ein wenig mildern. Weihnachten ist schließlich ein Fest-” „Du glaubst immer noch nicht, dass es funktioniert”, stellte Gavin schmunzelnd fest. Er kannte sie viel zu gut, als dass sie ihm etwas vormachen könnte. Schließlich waren sie nicht nur seit Anfang dieses Schuljahres zusammen als Schulsprecher tätig, sondern auch seit vielen Jahren befreundet. „Die Frage ist doch eigentlich, was du dann hier machst?”, fügte er hinzu. Lucià zögerte, dann beschloss sie ehrlich zu ihm zu sein. „Ich wollte nicht, dass du alleine bist, wenn deine Idee nicht so gut kommt, wie du es dir vorstellst.” „Damit ich nicht alleine mit dieser Enttäuschung umgehen muss?”, hakte Gavin spöttisch nach und sie schnitt eine Grimasse. „Ich glaube nicht, dass die Schüler schon so weit sind, Gavin. Die Grenzen zwischen den Häusern sind noch zu festgefahren. Welcher Slytherin würde denn freiwillig für einen Hufflepuff Adventskalendertürchen spielen?” „Scorpius Malfoy für Albus Potter zum Beispiel”, erklärte Gavin ruhig. Er runzelte die Stirn. „Im Übrigen finde ich das sehr gemein, wie du mein Haus hier darstellst. Wer hatte schließlich die Idee zu diesem Adventskalender und eine Ravenclaw als beste Freundin?” Ein wenig verzweifelt sah Lucià ihn an. „Aber du bist eine Ausnahme. Scorpius und Albus sind ebenso.” „Na und? Dann brauchen wir nur 24 Ausnahmen, um diese Aktion durchziehen zu können”, antwortete Gavin. Lucià schüttelte den Kopf, sie war immer noch nicht überzeugt. Sie zeigte ihm ihre Armbanduhr. „Es ist fast vier und noch ist keiner hier.” Doch von solchen Kleinigkeiten ließ sich Gavin nur selten beirren. Schon als Vertrauensschüler hatte er ständig Treffen einberufen, weil ihm über Nacht wieder eine Idee gekommen war, wie man den Schulalltag noch angenehmer gestalten konnte. Die damaligen Schulsprecher hatten nur müde gelächelt und sich wieder an die Examensvorbereitung gesetzt. Gavin hatte sich auch davon nicht entmutigen lassen. Gleich nachdem er von ihrer beider Ernennung erfahren hatte, hatte er einen Plan für das kommende Schuljahr ausgearbeitet. Er hatte einen Literaturclub organisiert und sich für die Versammlung zur Erforschung neuartiger Zauber eingesetzt, als diese von der Schulleiterin als zu experimentell und konsequent gefährlich eingestuft worden war. Er hatte Probestunden der Wahlfächer für die Schüler der zweiten Klasse entworfen, sodass diese vorher einen Eindruck von Wahrsagen, Muggelkunde und allen anderen gewinnen konnten. Dank Gavins unermüdlichem Einsatz hatte die Schulleitung die Regelungen für Paare aufgelockert und die Bettruhe für Schüler ab der sechsten Klasse um eine halbe Stunde nach hinten verschoben. „Du wirst schon sehen”, sagte Gavin zuversichtlich. „Bis zum Ende des Schuljahres haben wir die strenge, hausgebundene Sitzordnung in der Großen Halle aufgehoben.” Er band sie in seine Pläne ein und sie unterstützte ihn, wo sie konnte. Aber im Gegensatz zu ihm konnte sie die langsam emporkriechende Panik vor den UTZs nicht länger ignorieren und sie entschuldigte sich immer öfter von den Treffen, um in der Bibliothek Bücher zu wälzen und Aufzeichnungen aus dem Unterricht nachzulesen. Je näher der Abschluss rückte, desto mehr schien sich Gavin in die Arbeit des Schulsprechers zu stürzen. Seine Noten waren mittelmäßig und sie könnten viel besser sein, aber für ihn war nichts so wichtig wie sein Amt. Lucià öffnete den Mund, um sanftere Töne anzuschlagen, als eine Gryffindor und eine Hufflepuff Arm in Arm eintraten. Sie grinsten über beide Ohren, als Gavin sie überschwänglich begrüßte. Kurz darauf trat ein Ravenclaw mit in den Umhangtaschen vergrabenen Händen ein und nahm dankbar den Tee an, den Lucià ihm anbot. Eine kleine Erstklässlerin aus Slytherin sah Gavin mit leuchtenden Augen an, weil er sie fragte, ob sie neben ihm sitzen wolle. Nach und nach tröpfelten vereinzelt weitere Schüler ein, bis sie zwar nicht 24, aber immerhin annähernd so viele waren. Für Lucià stand fest, dass Gavin der beste Schulsprecher war, den Hogwarts seit langem gehabt hatte. Und anscheinend stand sie mit dieser Meinung nicht völlig alleine da. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)