verworrene Annäherung von Jael-chan (Wichtelgeschichte für FreeWolf) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- "Und?", Takao sah Kai erwartungsvoll an. "Deine Deckung ist noch immer so miserabel wie letzte Woche beim Training." "Das meine ich nicht. Was habt ihr gestern gemacht? Hiromi hat erzählt, dass sie dich mit Mao auf dem Weihnachtsmarkt gesehen hat." Max und Rei sahen sich an. Hoffte Takao immer noch, von Kai eine Antwort zu diesem Thema zu bekommen? Schon die ganze Woche über traf man Kai und Mao fast nur zusammen an. Bloß beim Training im Dojo ließ Mao die Jungen alleine, sodass Takao hartnäckig die Zeit nutzte, um Kai auszufragen. Allerdings ohne großen Erfolg. Mehr als ein patziges, er solle das Mädchen selber fragen, wieso sie ihm hinterherlief, hatte er bisher nicht aus Kai herausbekommen. Doch Takao ließ nicht locker. So ging seine Fragerei und das unkonzentrierte Training weiter. Niemand bemühte sich seine Kampftechniken zu verbessern, da alle mit den Gedanken woanders waren. Erst als ein rosafarbener Haarschopf in der Tür erschien, blickte Rei überrascht zur Uhr. Er hatte nicht gemerkt, dass es schon so spät war. Obwohl es Takao war, der Kai mit Fragen löcherte, war er wohl mindestens genauso neugierig, was es mit Kai und Mao auf sie hatte. Die ganze Sache beschäftigte ihn mehr, als er sich selber eingestehen wollte.Bisher hatte er noch keine passende Gelegenheit gefunden Mao in Ruhe dazu zu fragen. "Lasst uns Schluss machen", verkündete Kai, "Das macht mit euch heute eh keinen Sinn mehr." Dem konnte niemand widersprechen und sogar Kai selber schien erleichtert, als Takao Mao bemerkte und zu ihr lief. "Hey Mao, ich hab gehört, ihr wart gestern auf dem Weihnachtsmarkt?", fragte er ohne Umschweife. "Oh ja, da ist dieses Jahr ein Stand mit so niedlichen Plüschtierchen, da wollte ich unbedingt eines von haben", erwiderte sie fröhlich. Entweder Mao störte Takaos Überfall nicht, oder sie ließ sich bewusst nichts anmerken. "Aber ich konnte mich absolut nicht entscheiden, ob ich das Häschen oder diesen flauschigen Vogel nehmen soll. Die sahen beide so putzig aus." "Und was habt ihr danach gemacht?", bohrte er weiter, voller Hoffnung, von der wesentlich gesprächigeren Mao etwas zu erfahren. "Danach?", sie überlegte kurz, "Da waren wir bei diesem Kunsthandwerker. Der hat seinen ganzen Stand voll von Schmuck und Figuren aus Holz. Die kleinen Pferde aus Wurzelholz waren richtig bezaubernd! Oh und guck mal", sie zeigte Takao ihren Arm, der von einem Armband aus verschiedenfarbigen Holzperlen geschmückt wurde, "Das habe ich dort gekauft. Es sind alles unterschiedliche Holzarten, die durch das andere Holz so verschieden aussehen, keines davon ist eingefärbt. Hübsch nicht?" "Äh ja, sehr hübsch." Leicht überfordert von dem Redeschwall, entschied Takao, dass ihn Fragen zu gestern nicht weiterbrachten: "Und was habt ihr heute vor?" "Nichts Besonderes. Kai sagte, dass er noch einkaufen müsse und ich brauche noch einige Zutaten für die Kekse, die ich morgen backen will." "Wir sehen uns Morgen", meinte Kai knapp, der seine Sachen bereits zusammengesucht hatte. Er verschwand durch die Tür nach draußen und ignorierte bewusst das Gespräch der anderen. Mao riss sich sofort aus ihrer Unterhaltung mit Takao los. "Wir sehen uns", rief sie an alle drei gewandt zu, drehte sich um und rannte ebenfalls in Richtung Tür um Kai einzuholen, der ohne zu warten weitergegangen war. "Weg sind sie", kommentierte Takao seine Niederlage an brauchbare Informationen zu kommen und wand sich ab. Rei hingegen blickte den beiden noch einen Moment hinterher. Mao hatte inzwischen zu Kai aufgeschlossen und so gingen sie nebeneinander den Weg entlang. Irgendwie gefiel Rei dieses Bild nicht. Er stand beiden sehr nahe, doch Kai und Mao so zusammen zu sehen, löste Unbehagen in ihm aus. War er etwa eifersüchtig? Sofort schob er den Gedanken beiseite. Nein, das war es ganz bestimmt nicht. Er fühlte sich bloß ausgegrenzt. Wieso erzählten sie nicht, was los war? Waren die beiden jetzt zusammen? Richtig vorstellen, konnte er sich das nicht. Schließlich hatte er noch bildlich vor Augen, wie Mao über Kai hergezogen war. Sie war der Meinung, dass er ein herzloser Egoist wäre und Rei hatte vergeblich versucht, ihr zu erklären, dass er gar kein so schlechter Kerl war. Sie müsste ihn nur ein wenig besser kennenlernen. Doch was sollte das Ganze sonst? Wenn Mao Rat bei Weihnachtsgeschenken bräuchte, würde sie sich mit Sicherheit nicht an Kai wenden. Unglücklich über die ganze Situation wand er sich ab und ging wieder rein. Takao hatte Tee aufgesetzt und Max saß mit einem Laptop am Tisch. Als Rei das Zimmer betrat, blickte Max auf. "Hast du schon gesehen? Das neue Modell von Irontech ist raus." Er klickte mit der Maus auf irgendeiner Website herum und drehte anschließend den Laptop, damit Rei etwas sehen konnte. Ablenkung war wohl das Beste, dachte sich Rei und setzte sich zu Max, da kamen die Blades der neuen Saison ganz gelegen. Es hatte seit gestern Abend nicht mehr geschneit, doch es war inzwischen so kalt geworden, dass der Schnee liegen geblieben war. Somit glitzerte der Boden vor Maos Füßen wenn sie an einer Straßenlaterne vorbeikamen. Sie hatten noch kein Wort geredet, seit sie das Dojo verlassen hatten. Mao hatte keine Lust, wieder ein Gespräch anzufangen, welches sie im Endeffekt alleine führen durfte. Daher sah sie sich lieber die Weihnachtsbeleuchtung der Häuser an, an denen sie vorbeikamen. Die meisten hatten bloß Lichter in den Fenstern oder einfache Lichterketten in den Bäumen vorm Haus, doch einige waren richtig aufwendig geschmückt. Als Mao in einem Vorgarten einen beleuchteten Rentierschlitten erblickte, blieb sie bewundernd stehen. "Schau mal, der Schlitten da! Das eine Rentier hat sogar eine rote Nase." Sie blickte zu Kai. Der ging unbeeindruckt weiter und lediglich ein beiläufiges "Mmhmm" zeigte ihr, dass er sie gehört hatte. Genervt ging sie weiter. War er eigentlich immer so ignorant oder nur ihr gegenüber? Immerhin lief er in Richtung Supermarkt und hatte es sich nicht anders überlegt, ohne es ihr zu verraten. Sie hatte gehofft, dass er heute offener wäre, nachdem sie gestern einen so schönen Tag auf dem Weihnachtsmarkt verbracht hatten. Da hatten sie sich doch auch alle Stände angeschaut und ... nein, sie hatte sich die Stände angeschaut und bewundert, Kai war zwar mitgekommen, doch konnte sie sich nicht erinnern, dass er sich für irgendwas interessiert hatte. Hatte er eigentlich was gekauft? Je länger sie darüber nachdachte, desto weniger wusste sie, wie sie ihn überhaupt dazu gebracht hatte, sie zu begleiten. War sie ihm vielleicht immer noch völlig egal? So wie ihm alles egal zu sein schien? Ein raues Quietschen riss sie aus ihren Gedanken. Bevor sie verstand was geschah, packte Kai sie am Arm und zog sie zur Seite. Unsanft landete sie auf dem vereisten Boden, ehe ein dumpfer Schlag dort zu hören war, wo sie eben noch gestanden hatte. Geschockt wand sie sich um und sah einen blauen Wagen, der schief auf dem Bürgersteig stand. Das Auto hatte sich halb gedreht und war durch einen Baum zum Stehen gekommen. Der total erschrockene Fahrer stieg aus und frage ob sie verletzt seien, worauf hin Kai ihn zusammenfaltete, in welcher Lotterie er seinen Führerschein gewonnen hätte. Mao hörte ihren Worten nicht zu. Zu sehr steckte ihr der Schreck in den Knochen. Sie hatte das Auto überhaupt nicht kommen sehen. Ihre Augen fingen an sich mit Tränen zu füllten. Mit einem Mal stand Kai neben ihr. "Alles in Ordnung mit dir?" Noch ehe sie antworten konnte ging er neben ihr in die Hocke. "Dein Bein blutet", stellte er besorgt fest. Mao blinzelte die Tränen weg. Sie hatte sich bei ihrem Sturz das Knie aufgeschlagen. "Ist ansonsten alles in Ordnung?", fragte Kai, nachdem er sich ihr Knie angeschaut hatte. Schluchzend nickte Mao. Verletzt war sie weiter nicht, doch der Schreck saß tief. Wodurch sie heulend auf dem kalten Steinen sitzen blieb. Da merkte sie, wie Kai einen Arm unter ihre Beine schob und sie vorsichtig auf den Arm nahm. Überrascht hielt sie sich an ihm fest, währen er wieder auf die Beine kam. Noch immer weinend lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter. Im Vergleich zu dem gefrorenen Boden, war er schön warm. Kai rief dem Fahrer noch irgendetwas zu, bevor er mit Mao auf dem Arm die Straße runterging. Er regte sich ziemlich über diesen Typen auf, doch anscheinend war es ihm wichtiger Mao ins Warme zu bringen. Sie hatte also doch unrecht gehabt. Völlig egal konnte sie ihm nicht sein, wenn er sich so fürsorglich um sie kümmerte. Obwohl sie noch immer schluchzte, kuschelte sie sich glücklicher als zuvor an seine Jacke an. Es war ungefähr eine halbe Stunde her, dass Kai mir Mao im Schlepptau das Dojo verlassen hatte. Rei nippte an seinem Tee, während Takao und Max über die optimale Zusammensetzung ihrer Blades diskutierten. Er konnte sich nicht so gut auf das Thema konzentrieren, wie er gehofft hatte. Da ertönte ein Knallen im Eingang, als ob jemand unsanft die Tür aufgeschlagen hätte. Die Drei blickten überrascht auf, bevor sie los liefen um zu schauen, woher das Geräusch kam. Kai kam ihnen mit einer weinenden Mao auf dem Arm entgegen. "Was ist passiert?", wollte Takao sofort wissen. "So ein Irrer hat uns bei dem Versuch, irgendeinem Tier auszuweichen fast über den Haufen gefahren." "Mao geht es dir gut?", wand Rei sich besorgt an das Mädchen, die aufgeblickt hatte, als die Drei auf sie zukamen. Sie nickte und hatte schon ein leichtes Lächeln auf den Lippen: "Alles halb so schlimm, ich hab mich fürchterlich erschrocken. Aber dank Kai geht es mir wieder besser." "Sie hat sich das Bein aufgeschürft", ergänzte Kai, mit einem leichten Unterton, als ob er sich selber dafür verantwortlich machte. "Am besten legst du dich erstmal hin", erwiderte Takao an Mao gerichtet und führte Kai in eines der Hinterzimmer. Max lief mit den Worten: "Ich hohl Verbandszeug!" los. Maos Verletzung war wirklich nicht schlimm und in null Komma nichts verarztet. Dennoch wollten sie ihr etwas Ruhe gönnen. Max hatte angefangen Kai nach seiner Meinung zu den neuen Blades zu fragen, sodass die beiden zurück ins Nebenzimmer gegangen waren und Takao wollte einen Tee für Mao hohlen. Bloß Rei war noch bei ihr und packte die Reste der Verbandssachen zusammen. "Ich glaube, du hast Recht, Rei", fing Mao auf einmal an. Rei sah sie irritiert an: "Womit?" "Na, mit Kai. Ich denke, du hast Recht damit, dass er gar kein schlechter Mensch ist. Ich war mir erst nicht sicher, aber nachdem ich ihn die ganze Woche beobachtet habe, muss ich dir zustimmen." "Bist du ihm etwa nur deswegen die ganze Zeit hinterher gelaufen?!", ungläubig sah er sie an. "Was heißt hier nur? Immerhin bist du wie ein Bruder für mich." Reis Blick war voller Unverständnis. Was hatte das eine mit dem Anderen zu tun? Irgendwie verstand er gar nichts mehr. Worauf wollte sie hinaus? "Du kannst ruhig zugeben, dass du ihn mehr magst, als einen einfachen Kumpel", meinte Mao weiter. "Wie kommst du denn darauf?" "Ich merk doch, wie du ihn ansiehst." Rei wusste einen Moment nicht, was er sagen sollte und zu allem Überfluss merkte er, wie sich ein leichter Rotton auf seine Wangen schlich. "Aber...", begann er, wurde jedoch sofort von Mao unterbrochen: "Du kannst mir nichts erzählen, ich bin nicht blöd. Wobei ich dich inzwischen verstehen kann. Kai kann ganz süß sein, aber mir wäre er trotzdem zu anstrengend." Grinsend sah sie Rei an. "Ich bin mir sicher, dass er auch auf dich steht und meinen Segen hast du." Fassungslos schüttelte Rei den Kopf: "Du bist mir eine." "Was denn? Meinst du etwa ich überlasse dich jedem Dahergelaufenen?" "Sieh lieber erstmal zu, dass du wieder fit wirst", meinte Rei nur und wand sich der Tür zu. "Du willst doch bloß vom Thema ablenken!" "Und wenn schon?", er schenkte Mao noch ein freches Grinsen, ehe er durch die Tür flüchtete. Wer wusste, was für Ratschläge sie ihm sonst noch machte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)