Swordsmistress von LynethNightmare (Portgas D. Ace x OC) ================================================================================ Kapitel 26: Hinter der Maske ---------------------------- Keuchend sog der Koch die Luft in seine Lunge, während das Blut förmlich aus seinem Mund sprudelte. Sein Gesicht war bleich und seine Augen panisch aufgerissen, als der Arzt sich über das Messer beugte. Mit einem Ruck zog er die Klinge aus dem Leib des Kochs und machte sich sofort an der Wunde zu schaffen, als die Türe aufgerissen wurde. „Tom.“, entkam es Ayume, die sich am Türrahmen gestützt hielt. Ihre Beine zitterten, doch sie hatte es geschafft. Aus ihrer Kajüte über das gesamte Schiff bis zum Behandlungszimmer. „Ayume! Sei vernünftig.“, knurrte der Arzt, der nicht von der Wunde hoch blickte. Jede Sekunde könnte dem Koch das Leben kosten. „Lass mich dir helfen.“, gab sie von sich. War es denn zu fassen? Sie konnte sich selbst kaum auf den Beinen halten und dennoch erschien sie hier und wollte sich nützlich machen. Da der Arzt die Hilfe allerdings gebrauchen konnte, nickte er schlicht und ließ Ayume ihren Wunsch. Der Schiffsarzt wischte sich den Schweiß von der Stirn. Über mehrere Stunden hatte er den Koch nun operiert und tatsächlich sah es jetzt so aus, als wäre er dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen. Und alles nur, weil die Schwarzhaarige noch einmal ihre letzte Kraft zusammen genommen hatte und ihn bei der Operation unterstützt hatte. Bei allem, was ihm heilig war, aber dieses Mädchen hatte Biss. Er warf einen anerkennenden Seitenblick zu Ayume, die nun, in einer Hand die Hand ihres Onkels haltend, den Kopf auf die Liege gelegt, eingeschlafen war. Den Schlaf würde sie wohl gut gebrauchen können, auch wenn es dem Schiffsarzt lieber gewesen wäre, er hätte zuerst ihre Wunden behandeln können. Wieder wurde die Türe aufgerissen, als die Feuerfaust im Türrahmen stand. „Wird das jetzt zur Gewohnheit, dass jeder Hinz und Kunz einfach in mein Behandlungszimmer platzt?“, knurrte Kenichi, was Ace nur mit einem schlichten Blick konterte. „Wie sieht’s aus?“, hinterfragte er stattdessen. „Der Koch scheint zäh zu sein. Ayume auch. Aber man sollte sich um ihre Wunden kümmern.“, bemerkte der Arzt schlicht. „Kann ich dir unter die Arme greifen?“, hinterfragte die Feuerfaust sofort, als er schon durch den Raum schritt und seine Nakama behutsam hochhob. Bildete er sich das nur ein, oder war sie noch leichter geworden? „Da hier heute sowieso jeder macht, was ihm Spaß bereitet. Bitte. Leg sie auf die Liege.“, knurrte Kenichi. Er wusste aus Erfahrung, dass es keinen Sinn hatte sich gegen den Sturkopf des zweiten Kommandanten behaupten zu wollen. Immerhin versuchten seine Nakamas ihm schon seit geraumer Zeit auszureden, dass er Jagd auf Black Beard machen sollte. Wie befohlen legte Ace die Schwarzhaarige auf die zweite freie Liege im Behandlungszimmer. Die Erschöpfung hatte sie nun endgültig übermannt. Ihr Atem ging regelmäßig und tief. Sie nahm nicht einmal wahr, wie der Arzt sich an der zerrissenen Marineuniform zu schaffen machte. Kurz flog Aces Blick über die porzellanartig weiße Haut, ehe er sich räusperte und leicht abwandte. „Du musst mir nicht helfen. Ich schaff das auch alleine.“, schmunzelte der Arzt, als er das Hemd ungeachtet auf den Boden warf und eine einfache Decke über den Oberkörper der Schlafenden warf. „Sag mir, was du brauchst. Ich hol es dir.“, meinte Ace beiläufig, als hätte er den Kommentar nicht bemerkt. „Zunächst einen Skalpell, ein paar Tupfer, eine Pinzette und zwei ruhige Hände.“ Kenichi kniff die Augen angestrengt zusammen, ehe er sich noch einmal müde über die Stirn rieb. Die Wunde war an den Rändern ausgefranst, was es fast unmöglich machte eine einfache Naht zu setzen, außerdem steckte noch immer die Kugel in ihrem Körper. Eine leichte Entzündung hatte sich bereits gebildet, obwohl es noch immer blutete. „Einen Skalpell? Du willst sie noch weiter aufschneiden?“, bemerkte Ace trocken, als er das Genannte an den Arzt weiter reichte. „Leider besitze ich keine Teufelskräfte, die es mir ermöglichen ohne Schnitt an den Fremdkörper zu kommen.“, murrte der ältere Mann, als er eine Spitze setzte. Die nötige lokale Betäubung, die der Schwarzhaarigen die Schmerzen des Eingriffs nehmen würde. „Was ist das für ein Zeug?“, hakte Ace sofort nach. „Ace, ich bitte dich. Lass mich meine Arbeit machen.“, fauchte der genervte Arzt, woraufhin die Feuerfaust mit der Schulter zuckte. Die junge Frau hatte bei Weitem schon genug hinter sich. Ace wollte nichts mehr dem Zufall überlassen. Immerhin hätte er sie um ein Haar in der Marinebasis verloren. So ein leichtsinniger Fehler würde ihm sicher nicht noch einmal unterlaufen. Soviel war klar. „Die Blutergüsse und die Prellungen werden einige Zeit brauchen, bis sie komplett ausgeheilt sind, genauso wie die Schulter sicher nicht über Nacht zusammenwachsen wird, aber sie kommt wieder auf die Beine.“, gab Kenichi von sich, als er den letzten Verband um ihren Oberkörper befestigte und sich erneut müde über die Stirn rieb. Ace nickte trist, als er sich schon erhob und an die Seite des Arztes trat. „Wärst du so nett und würdest sie in ihre Kajüte bringen? Sie braucht viel Ruhe und Schlaf. Ich behalte derzeit den Koch hier unter Beobachtung.“, hinterfragte er schlicht, woraufhin Ace erneut nickte. Vorsichtig hob er Ayume von der Liege hoch, als sie sich leicht regte und murrte. Zum Glück jedoch wurde sie nicht wach. „Danke, Dok.“, gab die Feuerfaust noch von sich, als er schon den Behandlungsraum hinter sich ließ und durch die Flure der Moby Dick schritt. Sein Blick wurde trüb, als er das Gesicht seiner Gefährtin musterte. Sie hatte einige Kratzer und Blessuren, die noch von dem harten Kampf zeugten. Es hätte viel schlimmer ausgehen können. Er schluckte, als sein Gehirn die dunklen Gedanken vertrieb, in denen er sich ausmalte, wie er die Leiche seiner Nakama aus der Marinebasis tragen musste. Wie in Trance änderte er die Richtung und lief stattdessen in Richtung seiner Kajüte. Sie brauchte Ruhe und jemanden, der ein wachendes Auge auf sie werfen würde, bedachte er. Mit seinem rechten Fuß stieß er die Holztür auf und ging zielstrebig auf sein Bett zu, worauf er die Schlafende platzierte und ihren Körper in die Leinen deckte. „Du leichtsinniger, widerspenstiger und sturer Dummkopf.“, knurrte die Feuerfaust, als er sie betrachtete. Ihre Augenlider flatterten gefährlich. Sie würde doch wohl nicht schon wieder zur Besinnung kommen? Er beschloss, dass er sie einfach am Bett fest ketten würde, wenn sie den Versuch unternahm aufstehen zu wollen. Jedoch konnte er nicht verhindern, dass das Gefühl der Erleichterung von ihm Besitz ergriff, als sie ihre meerblauen Augen öffnete. Kurz brauchte sie, um sich zu orientieren, als sie ihren unendlichen Blick auf die Feuerfaust zu ihrer Rechten legte. „Versuch gar nicht erst aufzustehen.“, warnte sie Ace sofort. Urplötzlich löste sich eine Träne aus ihrem rechten Auge und ihr Blick wanderte an die Zimmerdecke. „Ich kann mich nicht einmal bewegen.“, flüsterte sie. Ihre Stimme war heißer und angeschlagen, doch sie quittierte das mit einem traurigen Lächeln. „Ist wohl besser so, dann kommst du wenigstens nicht auf die Idee etwas Dummes anzustellen.“, murrte die Feuerfaust, ehe er sich besann. Sie machte sich sicher schon genug Vorwürfe, als dass er ihr auch noch ins Gewissen reden musste. „Hast du Schmerzen?“, setzte er also hinterher. „Nein.“, gab sie an und schloss erneut die Augen. Weitere Tränen bahnten sich stumm einen Weg über ihrer bleiche Wange. Ace wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Weinende Frauen waren noch nie sein Spezialgebiet gewesen. Doch Ayume nahm ihm diese Entscheidung sofort ab. „Ich habe versagt, nicht wahr? Ich habe euch alle in Gefahr gebracht. Der Doktor ist...“, sie brach ab. Ihr Körper wurde von einer Welle der Trauer erschüttert und die Tränen flossen nun, wie kleine Bäche. Ihre Augen waren absolut ehrlich. Jede Emotion zeigte sich darin und das erste Mal konnte Ace erahnen, wie gebrochen diese junge Frau tief in ihrem Inneren war. Seine Intuition übernahm die Steuerung seines Körpers, ehe sein Kopf überhaupt nachdenken konnte. Er neigte sich leicht zu ihr hinab, schob seinen rechten Arm unter ihren Oberkörper und richtete sie auf, dann drückte er das zitternde Bündel Elend an seine Brust, bedacht sie nicht zu verletzen. Der Seesteinring um ihren Hals brannte auf seiner nackten Haut, doch er versuchte es zu ignorieren, während sich die Schwarzhaarige, wie eine Ertrinkende an ihn klammerte. „Du hast nicht versagt, Schwachkopf. Du hast die Marinebasis komplett auseinander genommen.“, versuchte Ace einen tröstenden Zuspruch. Sie schüttelte jedoch den Kopf. „Ich... meine Schwester... Ibiki und der Doktor... ich habe nichts... Tom...“, entkam es ihr wirr. Ace wusste schon worauf sie anspielte und er musste sich für einen Moment eingestehen, dass sie sich ähnlicher waren, als sie Beide gerne zugaben. Die Bilder kreisten in ihrem Kopf. Das Grab von Nabiki mit den feuerroten Blumen, Ibikis Zusammenbruch in der Arztpraxis, die starren leblosen Augen von Doktor Kurotsuru und das schmerzverzerrte Gesicht von Tom und jedes Mal stand sie daneben und konnte es nicht verhindern. Sie hatte versagt, bei jedem Einzelnen, der ihr am Herzen gelegen hatte. Warum hatte sie Mister Hopkins damals nur gerettet? Sie brachte nichts als Leid über die Menschen. Besser wäre es gewesen, sie wäre statt des Doktors gestorben. Wieder erschütterte sie eine Welle der Tränen, die sich unwillkürlich aus ihren Augen lösten, als sie bereits das Gesicht am Hals ihres Nakamas versteckte. Unterbewusst drückte Ace sie noch näher an sich heran. Die keuchte kurz auf, als seine Hand ihre Wunde an der Schulter streifte. Eilig ließ die Feuerfaust wieder etwas lockerer, dachte jedoch nicht daran sie los zu lassen. „Ayume.“, begann Ace. Sie blickte auf. Das erste Mal, dass er sie beim Namen genannt hatte. Sein Blick war auf die gegenüberliegende Wand gerichtet. Er war vollkommen ernst. Das einzige Mal hatte sie ihn so erlebt, als es auf dem Fregattenschiff der Marine jemand wagte Whitebeard schlecht zu machen. „Diese Menschen haben sich geopfert dafür, dass du leben kannst. Niemand von den Nakamas wäre davor zurück geschreckt sich vor die Kugeln zu werfen, wenn du in Gefahr bist.“, erklärte er. Ayume senkte den Blick. Aber warum nur? Weil sie schwach war. „Weil ich unfähig bin.“, flüsterte sie fein, wie ein lauer Windhauch. „Nein!“, konterte Ace hart, sodass sie etwas zusammen schreckte. „Weil sie dich lieben, jeder Einzelne von ihnen.“, gab er nun sanfter zurück. Sie lehnte ihre Stirn auf seine Schulter. Er konnte ihren Kopf beinahe rattern hören. „Es tut mir leid.“, entkam es ihr. Er nahm ihren Kopf von seiner Schulter und zwang sie ihn anzusehen, ehe er ihr ein leichtes Lächeln schenkte. „Der Doktor sagt Tom ist zäh. Er muss sich nur noch erholen, genauso wie du. Schlaf jetzt.“ „Danke, Ace.“, erwiderte sie stumm. Für alles, fügte sie gedanklich noch hinzu. Daraufhin drückte die Feuerfaust seine Lippen auf ihre Stirn und ließ sie wieder zurück ins Bett gleiten. Verschämt waren ihre Wangen leicht errötet, als sie schon die Augen schloss. Vermutlich um ihn nicht ansehen zu müssen. Er schmunzelte. Auch er hätte sich ohne zu zögern in den Kugelhagel geworfen, selbst wenn er nicht im Besitz der Feuerfrucht wäre, um das Leben seiner Nakama zu schützen, die ihm in den wenigen Wochen, die sie nun miteinander verbracht hatten, ans Herz gewachsen war. Unabhängig davon, dass sie nun ein Teil der Whitebeardfamilie war, auch wenn sich Ace das nicht gerne eingestand, war sie zu einem wichtigen Menschen in seinem Leben geworden. Und das obwohl die Feuerfaust immer pingelig darauf geachtet hatte keine unnötigen Gefühle zu anderen Menschen aufzubauen. Er hatte schon genug mit seinem abenteuerlustigen Bruder zu tun, als dass er sich um noch jemanden Sorgen machen konnte. Dennoch blieb die Gewissheit, dass Ayume nicht für immer auf der Moby Dick bleiben würde. Er wusste ja, dass sie zu den Nebelpiraten aufbrechen würde, was seiner Jagd nach Black Beard gerade Recht kam.Schließlich wollte er sie an diesem Punkt in seinem Leben nicht dabei haben. Es war viel zu gefährlich die Verlobte direkt vor des Verlobten Griffel zu bringen. Alleine bei dem Gedanken verkrampfte sich Aces Magen. Black Beards Verlobte. Sie seufzte leise, aber gequält auf. Vermutlich war sie in einen unruhigen Schlaf gefallen, was nach all dem auch nicht verwunderlich war. Gedankenverloren strich er ihr durch die ebenholzschwarzen Haare. Nein, er würde Ayume nicht ausliefern, aber er würde die Schmach, die ihr der bärtige Verräter angetan hatte, vergelten. Soviel war sicher. Und wer weiß. Vielleicht würde er ja irgendwann noch einmal auf seine Nakama treffen und ihr stolz berichten, wie er Black Beard zur Strecke gebracht hatte. Der Gedanke, dass der Zufall entscheiden würde, ob sie sich jemals wiedersahen lag ihm, wie ein Stein im Magen. Vermutlich hatte er sich einfach schon zu sehr an ihre Gesellschaft gewöhnt, bedachte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)