S U M M E R feeling von Moltlibera (| Sasu/Saku/Naru) ================================================================================ Tag 1 Pünktlich um 11 Uhr vormittags landete ein Passagierflugzeug auf dem Flughafen von Miami. Zu den Anreisenden gehörte Naruto Uzumaki, ein blondhaariger, sonnengebräunter junger Mann aus Konoha. Beflügelt von seinem ersten Flug, aber zeitgleich auch durch die grelle Sonne Miamis geblendet, stolperte er aus der Maschine und konnte seine Glücksgefühle kaum in Worte fassen. »Das war einfach oberaffengeil!«, frohjauchzte er, »Von mir aus können wir gleich wieder zurückfliegen.« »In Ordnung. Ich kaufe dir gleich ein Ticket und setz' dich in den nächsten Flieger nachhause«, sagte Sakura bissig. Sie wollte hinter ihm aus dem Flugzeug steigen, wurde aber von Naruto blockiert. Er stand mitten auf der wackeligen, herangefahrenen Treppe und sonnte sich im Schein der Morgensonne. »Ohne mich wirst du doch gar keinen Spaß im Urlaub haben.« »Aber dafür hätte ich meine Ruhe«, sagte sie in einem lieblichen Ton, »Und nun mach' endlich Platz, die Leute hinter mir fangen schon an zu drängeln.« Naruto schmunzelte und stieg mit ihr und den anderen Freunden in den Bus, der sie über das Rollfeld zum Flughafengebäude fuhr. Dort warteten sie in der Gepäckhalle auf ihre Taschen und Koffer, was sich als Zerreißprobe für ihre Geduld herausstellte. Ausgerechnet Ino, Sakura's beste Freundin, musste am längsten auf ihre prall gefüllten Koffer warten. Sie liebte und lebte für Mode und wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie ihr Gepäck höchstpersönlich aus dem Flieger gehievt. Als bereits alle Menschen mitsamt ihren Sachen die Halle verlassen hatten und nur noch Naruto mit seinen Freunden auf Ino warteten, wurde sie ganz bleich im Gesicht – einem Zusammenbruch nahe. »So was können die doch nicht mit mir machen. Ich klettere gleich in dieses Loch und sollten mir diese unfähigen Männer von Konoha-Airline begegnen, oooh …«, drohte sie und just in diesem Moment rollte glücklicherweise ihr silberner Koffer um die Ecke, allein. »Wo ist meine Tasche?!« Ino wurde panisch. Doch auch die Tasche kam kurze Zeit später auf dem Band herbeigerollt und Ino stürzte sich gleich einer beschützenden Raubtiermutter auf ihren Nachwuchs – äh, ihr Gepäck. Vor dem Flughafengebäude wartete ein schäbiger Kleinbus, der sie nach Fort Lauderdale bringen sollte. Ein ebenso unseriös wirkender, kleiner Mann stieg aus und begrüßte sie. Er musste Ausländer sein, noch nicht lange im Land. Denn sein „Welcome to Miami“ hörte sich nach „Wählkomme tu Maiami“ an. Er verstaute ihr Gepäck und wies sie an, einzusteigen. Naruto sah sich seine Freunde an. Auch ihnen stand die Skepsis im Gesicht, was ihn nur noch mehr beunruhigte. Zuvor konnten ihn seine Freunde beruhigen, indem sie sagten, der Flieger würde schon nicht abstürzen und dass die besten Piloten im Cockpit sitzen würden. Doch hier sagte niemand mehr was. Er kletterte mit Neji, Lee und Kiba auf die Rückbank – es ekelte ihn, sich auf das versiffte Polster zu setzen. Sakura und Hinata nahmen auf den beiden Sitzen in der Mitte Platz und Ino saß vorne. Der Fahrer schaltete das Radio ein, bevor er den Motor zündete. Wahrscheinlich aus Absicht, um das laute Gebrumme zu übertönen. Naruto schluckte und beugte sich zu Neji: »Wer hat noch gleich die Verbindung vom Flughafen zum Hafen gebucht?« Kiba räusperte und machte sich klein: »Im Internet sah der Bus ziemlich cool aus.« »Ja, da haben sie wahrscheinlich ein Bild von vor fünf Jahren genommen, als der Wagen noch geblitzt und geglänzt hat.«, sagte Naruto. »Und der Fahrer war bestimmt auch nicht abgebildet.«. fügte Sakura hinzu und klatschte leise mit Naruto ab, um den Fahrer nicht abzulenken; seinen Fahrkünsten trauten sie nämlich auch nicht. Die dreißig Kilometer nach Fort Lauderdale zogen sich hin, die Sonne brachte den Wagen zum Dampfen und im Radio lief lateinamerikanische Musik in Endlosschleife. Während den Jungs auf der Rückbank die ersten Schweißperlen auf der Stirn erschienen, versuchte Ino irgendetwas an ihrer misslichen Lage zu retten: »Sagen Sie, wäre es möglich ein Fenster zu öffnen?« Der Mann kratzte sich am Kopf – und ein mulmiges Gefühl durchzog die Mägen der Freunde -, ehe er antwortete: »No. No.« »Wie, gar keins?« »Keins. Alle kaputt.« Er lachte. Ino sah verzweifelt zu den anderen und Naruto fuhr sich mit der feuchten Hand übers Gesicht. Sie würden in diesem Glutofen umkommen, ehe sie auch nur in die Nähe ihres Kreuzfahrtschiffes kämen. Er verfluchte die Welt für ihre Ungerechtigkeit, denn dies hier sollte doch sein erster richtiger Urlaub werden. Bisher hatte er sich nie einen Urlaub leisten können und nun bekam er ihn spendiert, doch bevor er ihn antreten konnte, wäre er verstorben. Die Hitze machte ihn kirr. Seit Minuten fuhren sie über die Interstate 95, bis Lee »Seht nur!«, rief. Er hatte durch die schmutzverstaubten Fenster tatsächlich die Skyline von Fort Lauderdale entdeckt. »Wir sind bald da.« Gott sei Dank, dachte sich Naruto. Nach weiteren zehn Minuten bog der Bus ab und schlängelte sich durch die Straßen der Stadt. Hohe Häuser zogen an ihnen vorbei und zwischen ihnen war bereits in der Ferne der blaue Ozean zu erkennen. Als das letzte Haus hinter ihnen lag, staunten die jungen Leute, denn sie hatten den Hafen erreicht. Und im Hafenbecken lag das wohl größte Kreuzfahrtschiff der Welt. Naruto wusste nicht, wie er dieses Ding bemaßen sollte, darum schrieb er in seiner SMS an seinen Urgroßonkel Jiraiya, es sei riesig, gigantisch und nur einfach überdimensional groß! »Wow. Das ist unser Schiff?« »Ja.«, sagte Neji »Das ist unglaublich.« »Ja.« »Und wollen diese Menschenmengen auch auf das Schiff?«, Naruto staunte, denn eine gewaltige Menge Touristen mit Sonnenhüten tummelten sich vor den Gangways des Schiffes. Aus diesem Grund stoppte der Bus bereits, obwohl es noch ein gutes Stück bis zum Schiff war. Sie stiegen aus, heilfroh diese Tortur überstanden zu haben, und mischten sich unter die Menschen. Familien mit Kindern waren sehr häufig zu sehen, auch Paare, sowohl jung als auch alt, und Geschäftsmänner mit schicken Anzügen standen herum und warteten darauf, endlich das Schiff betreten zu können. Die Gruppe sammelte sich an einer freien Stelle. Naruto stellte sich neben Sakura und deutete ihr mit einem Kopfnicken zu, sich zwei Leute anzuschauen. »Siehst du die?« »Ja, was ist mit denen?« »Kommen sie dir nicht auch seltsam vor? Es ist unglaublich heiß und die stehen hier mit einem Mantel. Zugegeben, die Frau wäre ziemlich hübsch, wenn sie was Freizügigeres tragen würde und – Au!« Sakura hatte ihm den Ellenbogen in den Bauch gestoßen. »Fahre fort.« »Naja, und der Kerl hat ziemlich coole Piercings im Gesicht. Also warum laufen die so rum?«, fragte Naruto. »Vielleicht mögen sie es nicht, wenn andere sie angaffen. So wie du.« Naruto blinzelte verwirrt. Das ergab keinen Sinn. So wurden sie doch erst Recht von den Leuten angestarrt. Er schüttelte den Kopf und dachte sich nichts mehr dabei. Stattdessen legte sich sein Blick auf Sakura. Sie sah umwerfend aus, so wie immer. Sie trug ihr zartrosa Haar offen und es fiel ihr auf die zierlichen Schultern. Sakura wirkte trotz ihres sportlichen Körpers weiblich, fast schon ein bisschen zerbrechlich. Und dieses luftige silbermatte Kleid unterstrich ihren feinen Körperbau besonders. »Wo schaust du schon wieder hin?« Sie drehte sich von ihm weg. »Na, irgendwo muss ich ja sonst hinschauen. Warum also nicht eine hübsche Frau betrachten?«, sagte er. Er leugnete sein Interesse an ihr nicht, im Gegenteil. Naruto zeigte es ihr immer wieder offen und direkt, neckte sie und zog sie auf. Das war so ihre Masche. Trotzdem verband sie bisher nur eine enge Freundschaft, von der er sich mehr erhoffte. Im Urlaub wollte er sie um ein Date bitten – um ein Richtiges. Verabredet hat er sich schon einige Male mit ihr, jedoch nie mit romantischen Hintergedanken. Das wollte er ändern. »Hört sich einer diesen Charmeur an.«, zwitscherte Ino dazwischen. Sie war die Erste, die erkannt hatte, welch schönes Pärchen die beiden abgeben würden und seither unterstützt sie Naruto in allem, was er vorhatte, um Sakura für sich zu gewinnen. »Sein Herz schwebt wohl immer noch irgendwo in den Wolken«, sagte sie, »Sakura, du solltest es für ihn unbedingt einfangen. Er brauch es dringend, sonst müssen wir uns noch mehr kitschige Verse anhören.« Ino und Sakura kicherten, doch Naruto war es irgendwie peinlich so dazustehen und boxte Ino. »Ach, halt die Klappe. Du willst doch nur selbst solche Worte von einem coolen Typen hören.« »Wenn du wüsstest, Naruto.« Sie lachte und winkte ab. Passagiere mit dem Royal-Ticket durften das Schiff zuerst betreten. So kam es, dass zwei Männer und eine Frau, die mit einer Limousine anfuhren, zuerst an Bord gingen. Einer der Männer drehte sich um und winkte der Menge zu, wofür er Applaus bekam. »Neji, sieh' nur. Die Uchihas sind auch hier.« Bei dem Wort „Uchiha“ stach es Naruto in den Magen. Er glaubte nicht richtig gehört zu haben und fragte nach: »Sag das noch mal, Hinata. Wer ist da?« »Die Uchihas. Da vorne, sie betreten gerade das Schiff.« Naruto stellte sich auf die Zehnspitzen, um einen Blick auf das Geschehen weiter vorne zu erhaschen. Tatsächlich. Itachi Uchiha war da, seine Mutter Mikoto Uchiha und auch Sasuke. Sasuke. Er stellte sich wieder normal hin und spie abwertend auf den Boden. »Ihh! Was soll das, Naruto?«, maulte Ino, die fast die Spucke abbekommen hätte. »Ach nichts.« »Und das glaubt dir wer?« »Ist mir egal. Woher kennst du und Neji die Uchihas?«, fragte Naruto Hinata. »Sie sind alte Freunde unserer Familie. Wir kennen sie schon sehr lange«, antwortete Neji, »Mein Vater hat von ihnen eine Einladung zu einem Fest auf dem Schiff erhalten.« »Zu welchem Fest denn?« »Wie der Zufall so will, wird Itachi in wenigen Tagen dreißig, aber auch sein Unternehmen hat sein dreißigstes Jubiläum. Das wollen sie feiern.« Naruto erinnerte sich, dass Fugako Uchiha, also Itachi's und Sasuke's Vater, ein riesiges Hotelimperium besaß. Anscheinend hatte Itachi mittlerweile das Erbe übernommen. »Achso. Und wie seid ihr dann noch an die Karten für uns rangekommen?« Die Hyuugas haben Naruto und den anderen ihre Kreuzfahrttickets spendiert. Doch bisher wusste keiner so recht, warum. Man hatte sich einfach darüber gefreut und selbstverständlich die Einladung angenommen. »Unsere Eltern haben selbst wichtige Termine in den nächsten Tagen zu erledigen. Sie konnten also nicht annehmen und da dachten wir, es wäre schade um die Tickets. Und da wir vor kurzem unseren Abschluss gemacht haben, schenkten sie uns die Tickets. Also konnten wir sie euch schließlich geben, um uns zu begleiten.« Sakura lächelte: »Das ist unglaublich großzügig von euren Eltern gewesen. Wir müssen ihnen bei der nächsten Gelegenheit unbedingt danken.« Nichtsdestotrotz verfinsterte sich Naruto's Laune. Die letzten Menschen, die er sehen wollte, waren die Uchihas. Warum? Das wollte auch Sakura wissen, da ihr seine Gemütswandlung nicht entgangen war. »Was ist los, Naruto?« »Ach, nicht so wichtig.« »Lüg' mich nicht an. Irgendwas ist los. Hat es was mit diesen Uchihas auf sich?« Sie war gut in Schlussfolgerungen, also brauchte er ihr auch nichts vormachen. »Ja. Ich kenne sie auch.« »Aber dem Anschein nach magst du sie nicht sehr, mh?« Er schüttelte den Kopf: »Nein, nicht mehr. Früher war ich mit Sasuke, dem Jüngsten, gut befreundet. Naja, er war genau genommen damals mein einziger Freund, bevor mich Jiraiya aufnahm. Aber eines Tages verschwand er einfach, ohne ein Wort zu sagen. Ich habe nie erfahren warum.« Sie sah ihn mitleidig an. Sakura wusste wie es war, wenn einen alle Freunde im Stich ließen. Sie sagte: »Das ist wirklich schade. Und du kannst dir nicht erklären, woran es gelegen haben könnte?« »Nein, ich habe keine Ahnung. Ich bin wirklich sauer auf ihn. Und heute treffe ich ihn nach sechs Jahren das erste Mal wieder. Ausgerechnet wenn wir alle Urlaub machen wollen. Das ist echt beschissen.« »Er wird uns den Urlaub schon nicht vermiesen. Das Schiff ist wirklich groß genug, um sich nicht zwangsmäßig über den Weg laufen zu müssen.« Sie gab sich wirklich Mühe, ihn aufzumuntern. Dafür war er ihr dankbar und er wollte sobald wie möglich seine schlechte Laune wieder loswerden. Ihre Umarmung half dabei erstaunlich gut. Plötzlich war der Uchiha einfach vergessen und er hatte nur noch ihren herrlichen Duft nach Kirschen in der Nase. Nach knapp eineinhalb Stunden Wartezeit war die Reisetruppe von Konoha dran, ihre Tickets vorzuzeigen. Sakura reichte ihre Karte vor und bekam einen blauen Stempel. Die uniformierte Dame mit der adretten Hochsteckfrisur gab ihr einige Papiere und Prospekte, dann sagte sie: »Ich wünsche Ihnen eine angenehme Reise.« »Danke sehr.« Sakura stopfte die Unterlagen in ihre Handtasche, dann folgte sie den anderen aufs Schiff. Hinata und Neji gingen voraus, denn sie hatten die Zimmerreservierungen und wussten, wohin sie gehen mussten. Sie liefen zu den Aufzügen. An der Wand gegenüber hing eine ausführliche Übersicht der verschiedenen Decks und Hinata deutete auf die elf. »Dort müssen unsere Zimmer sein.« »Bist du dir sicher?«, fragte Neji. »Ja.« Die Gruppe teilte sich auf die beiden Aufzüge auf. Auf dem elften Deck angekommen, fiel Sakura sofort der blaugelbe, wellenförmige Teppichboden auf, der sie daran erinnerte, dass sie sich tatsächlich auf einem Schiff befand. Bei der Größe des Schiffes konnte man das schon mal schnell vergessen. »Unsere Zimmer liegen auf verschiedenen Seiten. Ich würde sagen, Mädels, wir nehmen diese Seite.«, sagte Hinata. Die Anderen waren einverstanden und so teilten sie sich auf – Die Jungs gingen nach links und die Mädels nach rechts. Sie bogen in einen schmalen, fensterlosen Gang ein und liefen ein kleines Stück. »He, sind das nicht unsere?«, fragte Sakura. Hinata sah auf ihre Karten und dann auf die Nummern, die auf den Türen stand. »Oh, ja. Ich wäre fast daran vorbei gelaufen. Hier ist euer Schlüssel.« Wie im vornherein abgesprochen, bezogen Ino und Sakura ein gemeinsames Zimmer und Hinata blieb für sich allein. Zimmer 11660 gehörte also ihnen. Sakura drehte den Schlüssel um und betrat zuerst den Raum. Als erstes fiel ihr die Sofagarnitur auf, dann das bodenhohe Fenster direkt gegenüber. »Wow.« »Lass mich auch mal schauen.«, nörgelte Ino und drängte sich von hinten an Sakura. »Boah, ist das geil.« Sie stellten ihr Gepäck direkt am Eingang ab und gingen hinein. An der linken Wand stand ein mattblaues Sofa mit cremefarbenen Kissen, davor ein kleiner Couchtisch mit frischen Blumen, die Gardinen waren von ähnlicher Farbe wie das Sofa und im Zimmer war ebenfalls Teppichboden ausgelegt. Rechts konnte man um eine Ecke biegen und dort stand dann das große Bett, frisch bezogen und ein türkisgoldener Plaid war darauf fein säuberlich gefaltet und ausgebreitet. Eine verpackte Schachtel lag auf dem Bett, daneben ein Brief. Rechts neben dem Bett war ein kleines, überschaubares Bad. »Das ist ja wirklich himmlisch hier.«, schwärmte Ino und begab sich auf die Suche nach dem Kleiderschrank. Sakura ging derweil auf die Fenster zu, öffnete sie und trat auf den Balkon hinaus. »Ino, komm' her und sie dir das an!« Ihre blonde Freundin kam zu ihr auf den Balkon und staunte wie Sakura über die fantastische Aussicht auf den endlos scheinenden Ozean. Die Wellen waren ruhig, die Luft frisch und salzig, der Himmel wolkenlos und die beiden Frauen fühlten sich frei. »Sakura, so glücklich wie jetzt habe ich mich bisher selten gefühlt.«, sagte Ino. »Das glaube ich dir. Mir geht es genauso.« Sie nahmen sich eine gewisse Zeit, um den Stress der Anreise zu verarbeiten, ehe sie ihre Koffer auspackten. Ino verzweifelte schier bei der Platzeinteilung im Schrank und Sakura war froh, den ganzen Krempel einfach nur irgendwo untergebracht zu haben. Sie setzte sich aufs Bett und schaute sich die eingepackte Schachtel an. »Wie aufmerksam von der Schiffslinie. Sogar ein Präsent gibt’s zum Urlaub.« Sie riss das Papier auf und freute sich über die Schachtel Pralinen. »Willst du?«, fragte sie Ino. »Nein, danke. Gerade jetzt muss ich auf meine Figur achten.«, und sie deutete auf ihre Hüfte. Sakura war’s egal, sie würde von ein paar Pralinen schon nicht in die Breite gehen, und so mampfte sie davon. Anschließend öffnete sie den Brief und überflog die Zeilen. »Oh, nett. Heute Abend soll im Hafen ein Feuerwerk stattfinden, sobald wir auslaufen.« Ino, deren Oberkörper im Schrank steckte und die darin herumwühlte, fragte irritiert: »Was hast du gesagt, wir laufen aus?« »Ja. Also, das Schiff wird später noch auslaufen.« »Das ist ja furchtbar. Warum sollte man so ein Desaster feiern? Und wieso repariert denn niemand das Loch?« »Hä? Welches Loch?« Sakura war verwirrt. Ino kletterte aus dem Schrank und sah sie schockiert an: »Na, das Loch aus dem es ausläuft. Das muss doch repariert werden.« Nun dämmerte es Sakura, was Ino meinte. Sie lachte: »Ach Ino, nein! Das Schiff hat kein Loch. Wenn ein Schiff den Hafen verlässt, dann nennt man das „Auslaufen“.« »Das ist doch total irrsinnig. Man könnte das falsch verstehen.« »Glaub' mir, meine liebe Ino. Das verstehen nur Wenige falsch.«, versuchte Sakura ihrer Freundin klar zu machen. »Also ich finde es schwachsinnig. Wer hat sich so was nur ausgedacht?« »Ich schätze mal die Seefahrer von früher.« Ino’s Gesicht verfinsterte sich und die schleuderte ein zusammengeknäultes Oberteil nach Sakura. »Sehr witzig! Im Ernst jetzt, wer war das?« Nach einer langen Diskussion über Seemannssprache und der Tatsache, dass es weit mehr Begriffe für „Links“ und „Rechts“ gab, als Ino angenommen hatte, war ihre Welt auf den Kopf gedreht und sie gab sich geschlagen. Erschöpft ließ sie sich neben Sakura aufs Bett fallen und grinste sie an. »Ein Glück dass du schlau bist. Wie hätte ich ohne dich nur meinen Abschluss geschafft?« »Womöglich gar nicht.« Ino nickte: »Ja, das denke ich auch.« Sie legte sich auf die Seite, stützte ihren Kopf auf die Hand und sah Sakura neugierig an: »Was glaubst du, wird es zwischen dir und Naruto im Urlaub funken?« Wie kam sie nun drauf? Sakura zog stutzig ihre Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf: »Nein, wie kommst du nur auf die Idee? Wir sind Freunde.« »Ich glaube, er wäre gerne mehr als nur das.« »Du irrst dich. Ihm liegt viel an unserer Freundschaft und er weiß genau, dass Sex zwischen Freunden nicht funktioniert.« »Und wenn daraus Liebe wird?«, fragte Ino. Sie liebte es, mit ihrer Freundin über Beziehungszeugs zu quatschen und könnte das den ganzen Tag lang tun. Sakura redete auch gern darüber, aber nur, wenn es nicht um sie selbst ging. »Würde nichts daran ändern, denn ich liebe ihn schon – als Freund. Und dabei will ich es belassen.« »Aber warum denn? Hast du wen anderes in Aussicht?« Sakura zog die Schultern hoch. »Nein, aber wer weiß. Wir verbringen vier Wochen auf diesem Schiff, vielleicht findet sich ja jemand für einen nette Urlaubsromanze.« »Ich bitte dich, das passiert ja doch nur im Film. Wenn du Glück hast, sind nicht schon alle Männer auf diesem Schiff vergeben. Hast du nicht die Familien unten im Hafen gesehen?« »Doch, schon. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich will mich im Urlaub vergnügen und Spaß haben. Ich dachte, das willst du auch?« Ein lautes, herzhaftes Lachen entwich ihrer Freundin. »Meine Liebste, ich werde mit Sicherheit meinen Spaß haben, dafür sorge ich schon.« Sasuke saß seitlich auf dem anthrazitgrauen Ledersofa, einen Arm lässig auf der Rückenlehne abgestützt und er beobachtete seine Freundin, die schnaufend wie ein Stier im Zimmer auf und ab lief. Sie hieß Karin, war Journalisten und arbeitete nebenbei als Model, außerdem war sie seit fast zwei Jahren seine Freundin. Doch er glaubte nicht daran, dass sie den nächsten Monat, wenn überhaupt die nächste Woche noch miteinander überstehen werden. Er war genervt von ihr, und sie von ihm. Sie störte es, wenn er mit anderen Frauen flirtete, und ihn störte es, wenn sie sich darüber beschwerte. »Im Ernst, Sasuke. War das vorhin wirklich nötig?«, maulte sie, ohne ihn anzuschauen. »Ich habe keine Ahnung, was du meinst.«, gestand er. Er war mit seinem Bruder und seiner Mutter mit der Limousine angereist, sie kam später mit ihren Freunden Suigetsu und Juugo nach. Er mochte die beiden Kerle, sie waren in Ordnung und man konnte mit ihnen gut einen Abend im Casino verbringen. Die beiden kannten Karin schon von früher und sie hatten ihn vor ihren Wutausbrüchen gewarnt – hätte er nur auf sie gehört. »Lüg' mich nicht an, du Schwein!«, schrie sie plötzlich und wirbelte herum. »Diese Tussi mit der Hochsteckfrisur, erinnerst du dich?!« Er überlegte, doch er konnte sich nicht an eine Frau mit dieser Frisur erinnern. »Die Angestellte.«, fügte Karin hinzu. Plötzlich fiel sie ihm wieder ein. Ein hübsches und junges Mädchen, sehr freundlich. Aber er hatte sie sofort wieder verdrängt, denn er besaß eine Menge Angestellte.. und viele davon waren hübsch und jung und freundlich. Sasuke sagte nichts. Was gab es auch zu sagen? Das Mädchen hat ihren Job gemacht und Sasuke hat ihr bloß sein Ticket gezeigt, und Blickkontakt war ja wohl erlaubt, oder nicht? Seiner Meinung nach reagierte Karin maßlos über. Aber was verstand er schon von Frauen. Wie man sie verführte, das wusste er. Aber wie man sie hielt, darüber hatte man ihn nie aufgeklärt. »Willst du denn überhaupt nichts dazu sagen?« Er schwieg und zuckte mit den Schultern. »Ich fass es nicht, wirklich. Ständig flirtest du andere Schlampen an, sogar vor meinen Augen! Und du kannst dich nicht einmal entschuldigen.« Karin war fuchsteufelswild und zeitgleich unglaublich enttäuscht. Sie setzte sich neben ihn, allerdings mit Abstand. Dann packte sie unangekündigt die Blumenvase auf dem Glastisch vor ihnen und warf sie mit voller Wucht gegen die Wand. »Du gottverdammtes Arsch!« Langsam wurde es ihm zu fiel. Er hatte keine Ahnung was er sagen, geschweige denn fühlen sollte. Wollte er überhaupt noch mit ihr zusammen sein? Wollte er nicht lieber frei und ungebunden sein? Die Realität holte ihn ein, als sein Handy vibrierte. Eine Nachricht von seinem Bruder. Er solle in wenigen Minuten aufs Oberdeck kommen, das Feuerwerk würde bald anfangen. Itachi. Sein Bruder. Er war es auch, der ihm geraten hatte, sich eine Freundin zu suchen. Nichts festes, nichts verbindliches, einfach nur ein Mädchen an seiner Seite, die auf Pressefotos und Nachrichten erschien. Denn Gerüchte und Schlagzeilen waren nie gut, schon gar nicht wenn man als Teilhaber eines großen Hotelimperiums ständig neue Frauen anlachte. Oder noch schlimmer: Mit Männern anbandelte. »Hör zu, Karin. Du beruhigst dich nun erst einmal und dann gehen wir zusammen zum Feuerwerk.«, sagte Sasuke. Er klang erschlagen von der Wucht ihrer Gefühle und wollte einfach nur noch von ihr weg. Aber das konnte er nicht, er brauchte sie. Und früher hatte sie ihm sogar etwas bedeutet, er hielt es für Liebe. Mittlerweile wusste er, dass es nie Liebe war, sondern nur Dankbarkeit für ihre Anwesenheit und die Erduldung seiner Fehler und Macken. »Wie soll ich mich denn bitte beruhigen? Du hast dich nicht mal entschuldigt.« Puh, sie wollte seine Nerven heute echt nicht schonen. Er hasste es, wenn sie von ihm Dinge verlangte, die er nicht im Geringsten einsah. Und anders als Frauen und schwachen Männern, war ihm nicht danach, um des Friedens Willen klein beizugeben. Er wollte aufstehen und einfach gehen, sie in ihrem unlogischen, hysterischen Kreischanfällen allein lassen, doch.. er brauchte sie ja. »Na gut. Komm' her.«, murrte er so freundlich wie möglich. Sie rutschte etwas näher, wollte ihn aber den entscheidenden Schritt tun lassen. Also legte er den Arm um sie und zog sie zu sich. Er gab ihr einen sanften Kuss und log: »Es tut mir leid. Kannst du mir verzeihen?« Nachdem der Streit zu Karins Gunsten geschlichtet war, verließen sie seine Suite und gingen aufs Oberdeck, wo Itachi und seine Mutter die beiden bereits erwarteten. »Oh Mikoto, Sie sehen bezaubernd aus.«, schleimte Karin. »Danke, Liebes. Du siehst auch fantastisch aus.« Sasuke sagte nichts. Er nickte seiner Mutter nur zu, ließ Karin bei ihr und ging zu seinem Bruder. Dort seufzte er auf, endlich befreit von seiner Nervensäge. »Was ist los, kleiner Bruder?«, fragte Itachi. »Ich halte es echt nicht mehr lange mit ihr aus.« Sasuke war stets ehrlich, wenn er mit seiner Familie sprach. Sie waren die wichtigsten Menschen in seinem Leben und er vertraute ihnen alles an. »Hattet ihr wieder Streit?« »Kann man so sagen«, antwortete Sasuke, »Aber ihre Gründe werden immer banaler.« Itachi schmunzelte und legte ihm einen Arm um die Schulter. »Das musst du ihr schon vergeben. Du bist ein reicher, junger und gutaussehender Mann. Das zieht andere Frauen an und für Karin macht es das nicht leicht, sich bei dir wohl und geborgen zu fühlen.« »Aus welcher Klatschzeitschrift hast du das denn her?« »Von Mom.« »War klar.« »Sie beobachtet euch und macht sich Sorgen. Seit Dads Tod will sie jede Beziehung retten, die ihr über den Weg läuft. Und zwar ganz besonders die Beziehungen ihrer Söhne.«, erklärte Itachi und warf seiner Mutter dabei einen liebevollen Blick zu. »Ich weiß. Aber was wenn es einfach nichts mehr zu retten gibt? Karin macht mich wahnsinnig.« »Du kannst nicht einfach Schluss machen. Ihr habt einen Vertrag. Und würdest du dich nun vorzeitig aus dem Vertrag rausziehen, könnte sie dich verklagen. Und dies hätte wiederrum unschöne Folgen für die Firma, wenn sich herausstellt, dass du für deine Freundin bezahlst.« Sasuke knurrte. Er hasste den Vertrag. Es war eine dämliche Idee von Itachi gewesen, Karin an einen Vertrag zu binden, der ihr untersagte, obszöne Dinge in der Öffentlichkeit zu tun, Falsches und Schlechtes über Sasuke, oder die Firma zu sagen, oder, oder, oder. Die Liste war lange und Karin hatte sich an alles gehalten. Sie war die perfekte Vorzeigefreundin gewesen. Und dafür hatte sie monatlich verdammt viel Geld bekommen. Klar, anfangs hatte sie es ihm zuliebe getan. Zur Zeit glaubte Sasuke eher, sie tat es nur noch des Geldes wegen. »Wann könnte ich ihn denn beenden?« »Frühestens in drei Wochen. Dann würde der Vertrag normalerweise verlängert werden.« »Eine Verlängerung wird es wohl nicht geben.« Sasuke war sich ziemlich sicher, dass er den Vertrag und damit auch die Beziehung beenden wollte. Sie würde für die Auflösung einen ordentlichen Batzen Geld bekommen, vorausgesetzt sie bietet ihm eine friedliche Beendigung als Option an. Itachi nickte verstehend. Er kannte seinen Bruder sehr gut und ihm hatte das Prinzip mit dem Vertrag nie gefallen. Er wollte lieber das tun und machen, worauf er Lust hatte. Ganz gleich, ob seine Familie und Firma dabei in einem guten Licht stand. Schlechte Voraussetzungen für einen Jungunternehmer. »Nun, dann überlege dir schon einmal, wie viel dir eine Auflösung wert ist. Sie wird sicherlich nicht mit einer kleinen Summe zufrieden sein.« Sasuke lehnte sich an die Reling des Schiffes und ließ seinen Blick über den Hafen gleiten. Drei Wochen würde er schon noch aushalten, wenn er dann endlich wieder frei sein konnte. Er hatte in den letzten Monaten so viele Frauen kennengelernt, mit denen er gerne geschlafen hätte. Doch er hat sich immer wieder beherrscht und seinen Frust an Karin ausgelassen, obwohl er sie längst nicht mehr so attraktiv wie früher fand. Sie war zu dünn geworden, besessen von dem Magerwarn der Stars und Sternchen. Nun war sie knochig, häufig krank und er traute sich kaum mehr, sie anzufassen. Kaum das er an sie dachte, erschien sie auch schon neben ihm und legte sich seinen Arm um. »Ich möchte mich nicht streiten«, murmelte sie, »Also lass uns den Streit vergessen. Wir sind doch eigentlich sehr glücklich, nicht wahr?« Sie bekam keine Antwort von ihm. Aber das störte sie auch nicht, denn in diesem Augenblick ging das Feuerwerk los. Die Raketen sausten zum Himmel empor und Sasukes Blick folgte ihnen. Er beobachtete die bunten Farbexplosionen und malte sich aus, wie amüsant und befriedigend ein Leben ohne Karin sein mochte. Ein Deck weiter unten stießen sieben Freunde auf ihren gemeinsamen Urlaub an, auf Freude und auf jede Menge Spaß. Tag 2 Sakura PoV In ihrer ersten Nacht auf dem Kreuzfahrtschiff träumte Sakura unruhig. Gigantische Monsterwellen stürzten auf sie herab und zogen sie in die Untiefen des Ozeans, wo sie aufgrund mangelnder Luft schreckhaft die Augen aufriss. Plötzlich befand sie sich in ihrem Zimmer. Für wenige Sekunden glaubte sie noch immer zu träumen und die Dunkelheit des Raumes mit der Finsternis des Meeres zu verwechseln. Sakura blinzelte perplex und schnappte nach Luft. Kein Problem. Sie konnte atmen. Bloß ein Traum, der nun vorüber war. Neben ihr lag Ino, leise atmend und mit ausgestreckten Armen und Beinen. Durch die offenen Fenster fiel das fahle Mondlicht herein, wodurch die samtene, weiße Bettwäsche schimmerte. Die Dunkelheit lichtete sich und Sakura konnte die fremde Umgebung näher betrachten. Doch das Zimmer schien ihr so unwirklich. Als hätte sie jegliches Gefühl zur Unterscheidung von Realität und Traum verloren. Könnte sie nicht in der Ferne deutlich das Meeresrauschen hören und Inos schlafende Präsenz wahrnehmen, so wüsste sie nicht, ob sie noch schlief, oder schon wach war. Nach wenigen Minuten sank sie zurück in ihr warmes Kissen. Die Müdigkeit hatte sie eingeholt und zurück in die Traumwelt gezogen.. Kurz darauf schlief sie wieder, tief und fest. - - Bis zum Morgen. Lautes Geraschel und Gepolter weckte sie. Dann fiel die Tür ins Schloss. Sakura öffnete die Augen und bereute es zugleich wieder. Die Wucht der grellen Sonne Floridas ließ sie glauben, erblindet zu sein. Der Versuch sich umzudrehen scheiterte an der Schwerfälligkeit ihrer Glieder. Gefühlte dutzend Mehlsäcke mussten auf ihr liegen, so schwer wie sie sich fühlte. Einem tonnenschweren Seehund ähnlich, robbte sie sich aus dem Bett und torkelte ins Bad. Eine Dusche wird ihr gut tun, dachte sie sich. Zwanzig Minuten später und erstaunliche Tausend Tonnen leichter, kehrte sie ins Zimmer zurück. Während sie sich mit dem flauschigen Frottierhandtuch die Haare trocken rubbelte, fiel ihr ein Zettel auf dem Sofa auf. Darauf stand geschrieben: »Guten Morgen, Schlafmütze. Hab versucht dich zu wecken, hatte aber kein Erfolg. Bin mit den anderen frühstücken. Komm nach, wenn du möchtest.« Ino hatte eine typische Mädchenhandschrift, schwungvoll und ordentlich. Sakura rieb sich die Augen und überlegte, ob sie irgendetwas mitbekommen hatte. Aber nein, da waren keine Erinnerung an Inos Weckversuche. Nur an ihren Alptraum in der Nacht. Warum habe ich so tief geschlafen? War ich so müde gewesen? Fragen über Fragen gingen ihr durch den Kopf, während sie ein schwarzes Bandeau am Brustansatz in Position zupfte und anschließend ein weißes, sehr weit geschnittenes Top darüber zog. Dazu trug sie Hot Pants aus Jeansstoff. Sie schlüpfte in ihre roten Sneakers und kämmte sich noch einmal durchs halbtrockene Haar. Dann lief sie zu den Fahrstühlen. Aufgrund der späten Uhrzeit, befanden sich kaum Menschen auf ihren Zimmern. Entweder frühstückten sie noch, oder lagen schon irgendwo in der Gegend herum und sonnten sich. Sakura war es ganz Recht, niemandem zu begegnen. Wegen ihrem komatösen Schlaf war sie ohnehin völlig durch den Wind. Sie vermutete Überanstrengung vom gestrigen Tag. Die Anreise war stressig, und am Abend waren sie alle viel zu lange wach gewesen. Sie hatte den Schlaf wohl nötig gehabt. Ein Lämpchen blinkte auf und die Fahrstuhltür öffnete sich. Sasuke PoV Sein Schädel brummte. Karin hatte es nicht lassen können und ihn bereits am frühen Morgen mit Frauenproblemen drangsaliert. Zuletzt nannte sie ihn »unsensibles Arschloch«, woraufhin er entnervt seine Schlüssel packte und ging. Wie sie auf solche Behauptungen kam, war ihm schleierhaft. Er wäre sich keines unsensiblen Benehmens bewusst gewesen, geschweige denn eines, was eine solche Reaktion ihrerseits rechtfertigte. Sex. Er wollte nur Sex. Sie hatte in der Nacht bei ihm geschlafen und sich stundenlang an seinen Arm gekuschelt, ihre nackten Beine um ihn geschlungen und mit den Händen über seinen Brustkorb gestreichelt. Er wollte daraufhin Morgensex. Das war wohl nicht angebracht. Sie scheuchte ihn aus seinem Bett und warf ihm vor, ihre gemeinsame Nacht ruiniert zu haben. Es dauerte nicht lange, bis er resignierte und sich ins Bad zurückzog. Doch der Sturm war entfacht, der Stein zum Rollen gebracht, sprich: Karin war nicht mehr aufzuhalten. Durch die Badezimmertür hindurch diskutierte sie mit ihm über ihre Gefühle und warum sie nicht mit ihm schlafen wollte. Zu früh, sie sei nicht rasiert, sie sei noch viel zu müde, er habe Mundgeruch und, und, und. Eine ganze Palette an Gründen zählte sie ihm auf, doch er war es leid. Als er aus dem Bad herauskam und sie nicht mehr darauf ansprach, wurde sie wütend. Angeblich habe er kein Verständnis für ihre „Gefühle“ – er nannte es einfach nur Probleme – und er sei wie alle anderen Männer: sexgeil, gefühlslos und scheiße. Eben ein unsensibles Arschloch. Er hatte Karin kommentarlos in seinem Zimmer zurückgelassen. Seine Flucht führte ihn in die kleine Kabine eines Aufzuges, aber er drückte keine Nummer, denn er wusste gar nicht, wohin er wollte. Ihm war es Recht, einfach nur nicht bei Karin zu sein. Sasuke lehnte sich an eine Kabinenseite und legte den Kopf in den Nacken. Er hörte das Surren der Lichtröhren und die erwartungsvolle Spannung des Aufzugs, der ihn in irgendein anderes Stockwerk fahren wollte. Drei Wochen, sagte Itachi. In drei Wochen könnte er den Beziehungsvertrag mit Karin beenden. Das waren definitiv einundzwanzig Tage zu viel, doch die würde er noch durchstehen. Zum Glück gab es Tabletten gegen seine Kopfschmerzen. Für ihn war es wichtig, bloß nicht durchzudrehen. Damit könnte er seinen kompletten Ruf und sein Ansehen ruinieren. Doch fürs erste bekam er Hunger. Vorher wollte er sich keine Gedanken mehr zu seiner Freundin, diesem Vertrag und seinen blank liegenden Nerven machen. Er drückte auf eine Nummer und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Sieben Decks fuhr der Aufzug ohne Halt durch. Dann blieb er rüttelnd stehen und öffnete seine Türen; eine Frau stieg ein. Sasukes Blick legte sich auf sie. Die Fremde war hübsch, ihm gefiel ihr freizügiges Outfit und das ungewöhnliche, rosa Haar. Ob das ihre Naturhaarfarbe war? Sie stellte sich neben ihn, keiner sagte was. Der Aufzug schloss die Türen und fuhr weiter. Sein Blick hatte sich von der Frau gelöst und stattdessen malte er sich aus, wie der Sex mit ihr wohl wäre. Ihre Figur erweckte einen sportlichen Eindruck, also dürfte sie wohl kaum wie ein nasser Sack vor ihm liegen und mühsam die Beine spreizen, vielleicht würde sie auf ihn klettern und ihn reiten? Oder sich an ihn klammern, damit er sie im Stehen vögeln konnte? Das alles machte Karin nie. Sie war faul und bequem, sah alles Sexuelle eher als Verpflichtung, statt als Vergnügen. Der Aufzug blieb nun häufiger stehen und weitere Leute stiegen ein. Sie wollten anscheinend alle wie er selbst aufs vierte Deck fahren – dort, wo der Speisesaal mit dem reichen Frühstücksbuffet auf sie wartete. Allmählich drängten sich die Menschen aneinander, und Sasuke hasste es. Als sich dann auch noch ein Rollstuhlfahrer in die Kabine quetschte, befand Sasuke sich in eine Ecke gedrückt wieder. Normalerweise würde er auf dem nächsten Deck aussteigen und den Rest zu Fuß gehen. Allerdings war da eine Annehmlichkeit, die ihn zurückhielt. Nicht nur Sasuke wurde von den anderen Mitfahrern an den Rand der Aufzugskabine gedrängt, sondern auch die hübsche Frau, die als Erste eingestiegen war. Genaugenommen wurde sie an ihn gedrückt, weswegen sie ihn einerseits peinlich berührt und anderseits entschuldigend ansah. Die einundzwanzig Tage erschienen ihm nun noch länger als zuvor. Die Hände presste er an seinen Körper, damit er die Fremde nicht unangemessen berührte, auch wenn er es gerne wollte. Sie roch nämlich unglaublich gut. Ihr Haar musste frisch gewaschen sein, denn es duftete intensiv nach Shampoo. Ob das Himbeer-, oder Erdbeerduft war, konnte er nicht sagen. Mit Sicherheit irgendeine fruchtige Duftnote. Kaum, dass der Aufzug das vierte Deck erreicht hatte, sprudelten die Menschen hinaus wie eine überlaufende Masse. Sasuke seufzte erleichtert auf, obgleich sich auch die Frau von ihm gelöst hatte. Aber das war nur gut so, sonst wäre er noch in die Versuchung geraten, sie ins nächstbeste Zimmer zu ziehen. Er musste sich echt in den Griff bekommen, das stand fest. Sie schenkte ihm ein verlegenes Lächeln, mehr nicht. Dann verschwand sie zwischen den anderen Menschen, die zum Speisesaal liefen. Sasuke sah ihr nach - zumindest diesen Genuss wollte er sich an diesem Morgen gönnen. Naruto PoV Naruto rollte das luftige Innere seines aufgebackenen Brötchens zu einer Teigkugel. Ihm war langweilig. Er saß mit Lee, Kiba, Neji, Ino und Hinata an einem runden Tisch und starrte unkonzentriert auf seinen vollgekrümelten Teller. Die anderen unterhielten sich über ihr Nachmittagsprogramm. In der Sonne brutzeln, im Pool planschen, Cocktails schlürfen, darüber sprachen sie. Ihm war es egal, er würde nämlich nicht mitmachen können. Für ihn stand heute seine erste Arbeitsschicht an! »Also du wirst heute nicht dabei sein?«, fragte ihn Kiba Naruto schüttelte den Kopf und blieb weiterhin in seinen Gedanken versunken. Hin und wieder vernahm er das ein oder andere Wort ihrer Unterhaltung, so wie Kibas Frage, aber den Großteil überhörte er. In knapp einer Stunde musste er schon in seine Uniform gekleidet vor seinem neuen Chef stehen, bereit, alle möglichen Arbeiten auf dem Schiff zu erledigen. Tja, er brauchte das Geld. Zwar war die Reise bezahlt, aber noch lange nicht die gesamten Kosten. Essen, Mitbringsel, Ausflüge und so weiter, das musste er alles aus eigener Tasche zahlen. Und diese war nun mal ziemlich leer. »Ah, da hinten ist Sakura!«, rief Ino. »Sie ist also doch noch aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Hey! Hier sind wir!« Abrupt blickte Naruto auf. Das war es, was ihm diesen Morgen gefehlt hatte: Sakuras bezauberndes Lächeln. In der Nacht hatte er von ihr geträumt, mehrmals. Unanständige Träume, daran erinnerte er sich. Häufig waren es dieselben Träume: Er lag mit ihr am Strand, zog ihr ihren sexy Bikini aus und vergrub sie unter sich im Sand. Dann wurde es meistens Dunkel in seinem Traum und er lauschte nur noch ihrem Stöhnen und dem Rauschen der Wellen im Hintergrund. Er schüttelte sich. Sein Herz pumpte unregelmäßig, als Sakura am Tisch erschien und er kam sich idiotisch vor, so für seine Freundin zu empfinden. Sie war doch immer noch dieselbe. Warum also hatte sein Herz irgendwann beschlossen, mehr für sie zu empfinden? Nun kam er sich fast schon besessen vor, eine Tatsache, die ihm überhaupt nicht gefiel. Vor allem, weil sie keinerlei Anstalten zeigte, ähnlich wie er zu fühlen. Dann ging sie zum Buffet und Naruto sah ihr nach. Die schlanken Beine trugen ihren knackigen Po ziemlich verführerisch von dannen und Naruto begriff: Man konnte einfach nicht in sie vernarrt sein. Zumindest er konnte es nicht. Manchmal mussten selbst die besten Freundschaften riskiert werden, um zu bekommen, was man wollte. Er stand auf und lief ihr nach, denn er wollte seinen Wünschen unbedingt näher kommen. Während er auf sie zulief, ließ er die Schultern kreisen. Entspann dich, sagte er zu sich selbst, und sei ganz locker. Du fragst sie nicht zum ersten Mal, ob sie etwas mit dir unternehmen möchte. Und verdammt, hör' auf ihr auf den Hintern zu glotzen! Sakura sah von den Speisen auf, als Naruto nichts sagend, aber sichtlich am Hadern, neben ihr stehen blieb. Sie legte ihm fürsorglich eine Hand auf den Rücken und fragte: »Hey du. Alles in Ordnung mit dir?« Wenn sie jede Berührung doch nur nicht so selbstverständlich nehmen würde. Für Naruto war es nämlich nicht so – ein Kribbeln zog von seinem Rücken durch seinen gesamten Körper und nun war es noch schwerer, bemüht cool und lässig rüberzukommen. »Klar, alles bestens. Wollte nur mal nach dir schauen.« »Warum das denn?« Sie grinste und drehte sich wieder dem Essen zu, bei welchem sie sich nicht entscheiden konnte, was davon auf ihrem Teller landen sollte. Naruto schob seine Hände in die Taschen der orangen Hose und zuckte mit den Schultern. »Nur so«, log er. Ihm schien es nicht passend, sie direkt mit einer Frage nach einem Date zu überfallen. Geduld sollte doch angeblich der Schlüssel zu Erfolg sein, nicht wahr? »Gib's zu«, murmelte sie grübelnd, »du wolltest nur sehen, was ich mir zu Essen hole und mich gegebenenfalls bei meiner Wahl korrigieren, damit du später mitessen kannst.« Auch wenn es ausnahmsweise nicht seine Absicht war, so fühlte er sich dennoch erwischt. »Was? Nein, warum sollte ich das tun?«, lachte er spitz. »Weil du ein Fressmonster bist und nicht willst, dass das alle wissen«, sagte sie. »Deshalb lässt du mich für dich deinen zweiten, oder sogar dritten Teller holen?« »Quatsch« - würde er nie tun! »Ach so? Was willst du dann?« »Äh. Nichts.« Er hätte sich wirklich eine Ausrede ausdenken sollen. »Aber angenommen, dem wäre so. Dann würde ich dir Cornflakes empfehlen.«, scherzte er. Hauptsache, sie hörte auf, ihn mit Fragen nach seinen Absichten zu durchlöchern. Sakura betrachtete nachdenklich die verschiedenen Cornflakes Sorten. Wahrscheinlich überlegte sie, ob sie auf einem Luxusschiff Cornflakes essen sollte, wenn sie solches doch auch zuhause essen konnte. Er wusste, dass sie ein kompliziert und umständlich denkender Mensch war, der selten auf sein Bauchgefühl hörte. Also war er sich ziemlich sicher, dass sie alle Vor- und Nachteile der Cornflakes gegenüber den anderen Sachen abwog, bevor sie sich entscheiden würde. »Hmm..« Naruto hob erstaunt die Augenbrauen, als sie sich zu den Schälchen beugte, sich eine nahm und diese tatsächlich mit Cornflakes füllte. Irgendwie war er gerührt. Sie entschied sich tatsächlich für das, was er ihr vorgeschlagen hatte. Und wenn er mal ehrlich war: Seine Vorschläge waren meist totaler Schwachsinn und wurden von ihr häufig direkt verworfen. Ihr fiel eine Haarsträhne ins Gesicht, und er war völlig hingerissen. Er musste sie jetzt fragen. Scheiß auf die Geduld! »Sakura?« »Ja?« Oh Gott, was sollte er sagen? »Du siehst wirklich.. gar nicht verschlafen aus.«, ratterte er hinunter, als sei es ein auswendig gelerntes Gedicht. Und sie sah ihn auch dementsprechend verwirrt an: »Hä, was?« »Also, du hast doch verschlafen. Und.. du siehst gar nicht danach aus.« - warum half ihm denn niemand? »Und was willst du mir genau damit sagen?« Sein Herz pulsierte. Es gab nur eine richtige Antwort und er musste sie finden, sonst würde sie den Rest des Tages nicht mehr mit ihm reden. Was wollte er genau sagen? Was wollte sie hören? Überleg', Naruto! »Das…«, fing er zögerlich an, »du wirklich…« - jetzt musste ihm schnell was einfallen - »ziemlich… - « »Ja?« » - wach aussiehst.« … Das war es. Das war alles, wozu er im Stande war. Sein Herz war weder zu hören, noch zu spüren. Ein totaler Aussetzer, ähnlich wie der, der offensichtlich in seinem Hirn herrschte. Unerträgliche acht Sekunden lang strafte Sakura ihn mit Schweigen. Obwohl er ihr ebenso einen Schock verpasst haben dürfte, wie sich selbst. Plötzlich entwich ihr ein schrilles Lachen, welches zugleich wieder erstickte, weil sie sich nicht sicher war, ob sie überhaupt darüber lachen wollte. Zum Glück entschied sie sich, nichts zu sagen. Stattdessen griff sie nach der Milch, füllte das Schälchen damit, nebenbei ungläubig den Kopf schüttelnd. Naruto glaubte, sein Herz mittlerweile irgendwo unten bei seinen Füßen zu bemerken. Es war ihm nicht nur in die Hose, sondern glatt durch die Hose auf den Boden gerutscht, nein – aufgeklatscht war es dort! Und nun lag es matschig vor ihm und am liebsten hätte es mit den Füßen verstrichen, um die Schmach geringer zu halten. Er wollte schnell gehen. Einfach abhauen und sich bis mindestens morgen früh nicht mehr vor ihr Blicken lassen. Doch sie vereitelte seinen Plan. Erneut legte sie eine Hand auf ihn, dieses Mal auf seinen Arm. Sichtlich durcheinander suchte ihr Blick den seinen auf, dann sagte sie: »Ich tu' so, als hätte ich nichts gehört.« »Ja, das ist wohl besser so«, und er war ihr so, so dankbar. »Aber sag mir, war es wirklich das, was du mir sagen wolltest?« Verdammt, sie hatte ihn ja gut durchschaut. Natürlich wollte er – so etwas - nicht sagen! Eigentlich wollte er ja ein Date. Und nun war wirklich der beste Moment, den er vermutlich je erwischen würde, um sie danach zu fragen. »Hör' zu«, begann er mit neu gefasstem Mut, »ich wollte dich eigentlich nach - « Ausgerechnet in diesem Moment wurde Sakura von einem Mann angerempelt, der sich zum Buffet durchschlagen wollte. In ihrer Hand die Cornflakes Schale - mit Milch gefüllt. Trotz allen Balancierungskünsten zum Trotz, kam es, wie es kommen musste: Der Inhalt schwappte über den Schalenrand. Das Ziel? Seine Hose. Genauer? Dort, wo keiner gerne einen nassen Fleck hätte. »Scheiße!«, brüllte Naruto auf und gewann die Aufmerksamkeit aller Umstehenden. Tatsächlich war Sakuras Frühstück genau auf seinem Schritt gelandet. Kurz überlegte er, ob er sie fragen sollte, ob sie nicht von dort ihr Frühstück genießen wollte, doch dann entschied er sich, es nicht zu tun. Der Moment war schon peinlich genug, vor allem, weil sie ihm entschuldigend auf den Schritt starrte und nach den passenden Worten suchte. Naruto drehte sich von den Leuten und von Sakura weg, schnappte sich ein paar Servietten und versuchte, das Unglück zu beseitigen. In der Zeit keifte Sakura den Auslöser der ganzen Tragödie an: »Können Sie nicht besser aufpassen?« Der Mann wirkte mitteillos. Er sagte nichts, drehte sich um und ging. »Ist das zu glauben?« Sakura war sprachlos. Höflichkeit schien der Fremde nicht zu besitzen, genau so wenig, wie Klamottengeschmack. Sein schwarzes Poloshirt mit den roten Wolken war wirklich grässlich. Sie überlegte kurz, woher ihr das Muster bekannt vorkam. Doch ihre Gedanken waren schnell wieder bei Naruto und sie sagte: »Oh Mann, so ein Idiot.« Dann fragte sie: »Kann ich dir helfen?« Naruto schüttelte den Kopf. Nun wollte er wirklich nur noch weg, ganz gleich, ob er nun ein Date hatte oder nicht. »Ich werde mich erst mal umziehen gehen.« »Okay. Und treffen wir uns dann später?« »Ich muss arbeiten. Aber amüsiere dich nur mit den anderen. Wir sehen uns dann morgen oder so wieder.« Er war blitzschnell aus dem Speisesaal verschwunden, bloß sein matschiges Herz glaubte er dort liegen gelassen zu haben. Sakura PoV Den Mittag wollten die Mädels, also Ino, Hinata und Sakura, auf dem Sonnendeck verbringen. Sie hatten sich ihre Strandtaschen geschnappt und liefen aufs oberste Deck. Ironischerweise gab es dort kein Sand oder Meer zu bestaunen, sondern nur ein blitzblank poliertes Deck mit einem großen Pool, der ringsum mit Sonnenliegen ausgestattet war. Gegenüber war eine kleine Poolbar, auf deren orangen Werbetafel groß und deutlich Sky Bar stand. Nicht nur der Name deutete also daraufhin, in welcher Höhe man sich befand, sondern auch der Wind, der an den Sonnenschirmen rüttelte. Sakura bereute es, ihren schicken Strandhut mitgenommen zu haben. So war sie gezwungen, ihn die ganze Zeit festzuhalten und somit wirkte der Hut gar nicht mehr schick, sondern eher affig. Zum Glück war es trotz des Windes warm, denn die Sonne thronte am Himmel, der frei von jeglichen Wolken war. Die Drei nahmen sogleich die besten Liegen in Beschlag und warfen ihre Strandtücher darüber. Als Einzige zog Sakura einen der Sonnenschirme herbei, denn sie wollte weder die Sonneneinstrahlung unterschätzen, noch eine krebsrote Hautfärbung riskieren. »Ach, ist das herrlich.« Ino räkelte lasziv ihren prächtigen Körper in der prallen Sonne und beobachtete die Leute, die an ihnen vorbei liefen. Bekam sie die gewünschte Aufmerksamkeit, schenkte sie den vorwiegend männlichen Gaffern ein eindeutiges Zwinkern. »Mensch, Ino. Muss das sein?«, nörgelte Hinata, die nicht gerne im Mittelpunkt stand. Sie saß in einem Bademantel eingewickelt auf ihrer Liege und schmierte sich Sonnencreme auf die blassen Beine. »Alle Leute gucken schon.« »Gut so«, sagte Ino. »Uns drei verdammt gutaussehenden Frauen muss man ja auch – was machst du da? Noch eine Schicht Sonnencreme?« Die beiden diskutieren noch eine ganze Weile über Sonnencreme, Sonnenbrand und Bräune. Für Sakura begann endlich der Urlaub. Während sie sich entspannend zurücklegte, ließ sie die Stimmen, Rufe und Schreie der Leute um sie herum einfach verblassen, ebenso die Unterhaltung von Ino und Hinata. Dank eines Fachmagazins tauchte sie ein in die Welt der Medizin, Forschung und Wissenschaft. Ihr baldiges Studium würde sich darum drehen und sie konnte es kaum erwarten, dass ihr erstes Semester starten würde. Als sie einen Artikel über Verhaltenspsychologie aufschlug, musste sie unwillkürlich an Narutos morgendliches Verhalten denken. Hierfür brauchte sie gewiss keinen promovierten Abschluss, so wie Dr. Dr. Neunmalklug, von dem der Artikel handelte, um festzustellen, dass Narutos Verhalten absolut untypisch gewesen war. Aus einem coolen, frechen und lautem Kerl war ein nervöser und stotternder Typ geworden, der nach den richtigen Worten suchte und sie nicht fand. Gut, die richtigen Worte fand er meistens nicht, aber er gab sich auch meist gar nicht die Mühe, sie überhaupt finden zu wollen. Sakura vermutete das Schlimmste. Eine Sprachstörung konnte man durch Training so gut wie beheben, nervöse Anfälle waren in Verbindung mit Medikamenten gut in Kontrolle zu bringen, doch gegen Verliebtheit gab es nichts, was half. Ausgerechnet daran schien ihr bester Freund erkrankt zu sein. Anfangs wollte sie es nicht glauben. Konnte es nicht glauben. Nicht er, nicht Naruto. Sein Herz war von freier und wilder Natur, keines, welches sich an irgendwelche anderen klammerte. Seit sie ihn kannte, hatte er keine festen Freundinnen gehabt. Nur flüchtige Romanzen. Ihm ging es gut. Ihr ging es gut. Es gab nie eine engere Verbindung zwischen ihr und einem Kerl und nun machte er alles kaputt, indem er sich ausgerechnet in sie verliebte. Die übergeschwappte Milch war nur der Anfang! Weitere Katastrophen würden mit Sicherheit folgen und dann wäre er der Leidtragende. Das wünschte sie sich keineswegs für ihren besten Freund. Sie legte das Magazin beiseite. Sofort fiel ihr auf, dass es besorgniserregend ruhig war. Ein Blick zur Seite bestätigte ihre Annahme: Ino und Hinata waren weg. Wo waren sie? Wieso hatten sie ihr nicht Bescheid gesagt? Die Situation kam ihr plötzlich sehr bekannt vor. Ach ja. Heute Morgen hatte sie sich ja schon einmal gefragt, wann Ino sie angeblich „lautstark“ geweckt haben soll. Sakura fragte sich, ob sie eine Gabe besaß, die ihr erlaubte, so sehr in ihre Gedanken und Träume vertieft zu sein, dass es einem komatösen Schlaf glich, weshalb sie nichts mehr von ihrer Umwelt mitbekam. An der Poolbar entdeckte sie zumindest Ino. Die blonde Frau flirtete offensiv mit dem Barkeeper und nutzte alle Tricks, die sie kannte – das sah Sakura selbst aus der Entfernung. Einen Flirt brauchte sie zwar nicht, aber Abkühlung durch ein Getränk hielt sie für angebracht. Selbst unter dem Sonnenschirm heizte die Sonne einem ordentlich ein. Sakura stand also auf, schlüpfte in ihre Flip Flops, nahm sich den Strandhut und lief auf die Bar zu. Der Wind machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Besagter Strandhut entfloh ihrer Hand und wirbelte vom Wind getragen quer übers Deck. Das Ganze entwickelte sich zu einem belustigenden Spiel für alle Zuschauer, denn Sakura jagte den Hut über alle Strandliegen- und Taschen hinweg, doch den Sieg schien der Hut einzuheimsen. Kurz vor der Reling und fast vor der endlosen Freiheit auf dem offenen Meer, wurde der Geisterhut gestoppt; Von einem Fuß. Sakura starrte den blassen Männerfuß irritiert an, dann hob sie den Blick. Verdammt. Auf diesem Luxusschiff müssten rund Achtzehntausend Paar Füße herumlaufen und ausgerechnet der eine einzige Fuß, dem sie nach dieser peinlichen Verfolgungsjagd nicht begegnen wollte, stand auf ihrem schicken Hut. Selbstverständlich gehörte so ein gut aussehender Fuß zu einem mindestens doppelt so gutaussehenden Restkörper. Kein geringerer als der Mann aus dem Aufzug fiel ihr bei so einem Fuß ein und na klar – zu ihm gehörte er ja schließlich auch. »Du.. stehst auf meinem Hut, schätze ich.« Huh? Du schätzt? Schätzchen, du schätzt nie bei offensichtlichen Dingen, rügte Sakura sich selbst. Der Typ sieht zwar verdammt gut aus, aber fang‘ wegen ihm nicht an zu schätzen! »Ich meine, ich schätze das nicht. Sondern ich weiß das.« Aha, na großartig. Du weißt es also. Weißt du auch, dass du dich gerade ziemlich dämlich anstellst? »Also wärst du so freundlich, deinen.. Fuß von meinem.. Hut zu nehmen?«, stotterte sie schlussendlich. Puh, man sollte meinen, eine Einser-Schülerin wäre zu geistreicherem Gestammel fähig, aber sie bewies glatt das Gegenteil. Aber sie konnte sich auch nicht helfen, denn sein Erscheinungsbild entsprach in allen Punkten ihrem Typ und wie oft lief man so Einem schon über den Weg? Mehr als einmal, stellte Sakura fest und sie strich sich nervös die Haare nach hinten. »Gerne doch.« K.o. Mit diesen Worten hatte er den Sieg über ihr Herz errungen. Oder eher gesagt seine Stimme hatte den entscheidenden Treffer erzielt. Was die Optik anbelangte, so bekam er von ihr volle Punktzahl. Er zog den Fuß zurück und hob den Hut auf. Anstatt ihn ihr zu geben, besah er sich den cremeweißen Leinenhut und hob abschätzend die Augenbrauen: »Kaum zu glauben, dass eine hübsche Frau diesem minder schönen Hut quer übers Deck hinterher jagt.« Ein spöttisches Grinsen umspielte seine Lippen, dann hob er den Blick und sagte: »Aber was weiß ich schon von Mode.« Sie war bisher keinem Mann begegnet, der die Fähigkeit besaß, Kritik an ihrem Modegeschmack zu äußern, und ihr gleichzeitig ein Kompliment auszusprechen. Sakura war verwirrt, ob seine Worte nun positiv, oder negativ zu gewichten waren. Zum Schluss hatte er sich eh gekonnt aus der Schlinge gewunden, sodass sie ihm nichts – aber auch gar nichts vorwerfen konnte. Der Mann wusste, Leute zu kritisieren, ohne Konsequenzen davon tragen zu müssen. Beeindruckend. »Vermutlich nicht viel«, gluckste Sakura und bekam von ihm einen missverstehenden Blick zugeworfen. »Na, sonst wärst du nicht mit deinem Fuß drauf getreten.« Sie deutete auf den Knick, den sie nicht mehr so schnell aus dem Leinenhut rausbekommen würde. Der Mann – sogar passenderweise im richtigen Alter – stutzte und räusperte sich: »Entschuldige. Selbstverständlich werde ich dir einen neuen Hut besorgen.« Sakura zuckte hilflos mit den Schultern. »Schon in Ordnung. Er war ja wie gesagt nicht der Schönste.« - doch, sie hatte ihn geliebt! »Ich werde auch ohne Hut zurechtkommen.« »Nein.« Seine Stimme verhärtete sich. »Du sollst einen Neuen bekommen.« Seltsamerweise gefiel ihr diese Bestimmtheit. Der Mann schien sich nicht Vieles sagen zu lassen und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann nur, um es auch auszuführen. Dem Reiz, ihn diesbezüglich genauer zu überprüfen, konnte sie nicht widerstehen. Sie nahm ihren Hut entgegen, lächelte bescheiden und sagte: »Vielen Dank. Aber das kann ich nicht annehmen. Du wolltest mir nur helfen.« »Und nun möchte ich dir einen neuen Hut schenken«, sagte er. »Damit wirst du leben müssen.« An Durchsetzungsvermögen mangelte es ihm nicht. Sakura war von der Antwort überrumpelt und verlagerte unsicher ihr Gewicht. Sie bemühte sich, etwas keckes zu erwidern.. doch nach ihrer peinlichen Hutverfolgungsjagd beschloss sie, lieber nichts Experimentelles auszuprobieren und lieber vernünftig damit zu leben, so wie er es ihr empfiehl. »Sag bloß, du lässt dich so einfach übergehen?« Bitte? Hatte sie richtig gehört? Wann war er von höflich aufdringlich zu dreist provozierend geswitcht? Eben wollte er ihr doch noch unbedingt einen neuen Hut schenken und plötzlich hielt er sie deswegen für leicht übergehbar? »Wie kommst du darauf?«, ächzte sie unter dem Druck, sich vor ihm zu rechtfertigen. »Ich mag taffe Frauen.« Der Fremde kam ein Schritt auf sie zu, wodurch der Größenunterschied deutlicher wurde. Er sah auf sie herab, mit seinen bodenlos dunklen Augen und dank seiner Worte, glaubte Sakura, einen Kloß im Hals stecken zu haben. Sie begriff seine Gedankensprünge nicht, denn eben noch sprachen sie über Hüte und nun? Über das, was er an Frauen mochte. Irgendwo dazwischen musste sie den Faden verloren haben und nun blieb ihr nichts anderes übrig, als ihn begriffsstutzig anzusehen. Er schmunzelte und legte seinen Kopf schräg. Ungeniert glitt sein Blick über ihren Körper, sodass sich ihre Wangen ungewollt röteten. »Du schienst mir eine taffe Frau zu sein.« Der Kloß in ihrem Hals wurde dicker. Worauf wollte er hinaus? »Ich hätte nicht gedacht, dass du dir so einfach von mir einen neuen Hut aufdrängen lässt.« Ihre Knie wurden so weich, dass Sakura glaubte, unter seinem Blick einknicken zu müssen. Die Tatsache, dass sie halbnackt im Bikini vor ihm stand, verstärkte das Gefühl von Blöße. Sie wollte nicht, dass er sie für übergehbar hielt, für schwach und klein. Aber ausgerechnet so fühlte sie sich gerade. Der Wunsch, ihn genauso zu begeistern, wie er sie begeisterte, war viel zu groß. Ihr Selbstbewusstsein schrumpfte und schrumpfte. Sie schluckte und wandte den Blick von ihm ab. »Tja. Was soll ich sagen.. ich mag halt Klamotten.« Ob der Rettungsversuch ihn in irgendeiner Weise imponierte, wagte sie gar nicht herauszufinden. Sie hatte den Hut an ihren Leib gepresst, die Zähne lagen knirschend aufeinander und bevor er etwas sagen konnte, drehte sie herum und stolzierte (sofern das mit Flip Flops möglich war) von ihm weg. Sasuke PoV Mit einem Grinsen sah Sasuke ihr nach. Das Flop-Geräusch ihrer Fußbekleidung ruinierte den stolzen Gang und jedwede Würde, die sie zum Ausdruck bringen wollte. Die Fremde konnte froh sein, einen knackig runden Po präsentieren zu können, dem sein Blick folgte, bis sie sich zu einer blonden Frau an die Poolbar setzte – offensichtlich zu einer Freundin. Alsdann die beiden Frauen tuschelnd und musternd einen Blick zu ihm herüberwarfen, wandte Sasuke sich ab. Wahrscheinlich empörte sich die Fremde nun über sein forsches Verhalten. Aber das störte ihn nicht, schließlich wurde sehr oft über ihn gesprochen. In Zeitungen, Nachrichten und lokalen Gesprächsrunden war er ein beliebtes Diskussionsthema. Ob über seriöse Themen, wie sein Engagement und Mitwirken im Hotelbusiness oder der Verlauf seines Studiums, bis hin zu klatschhaltigen Neuigkeiten, wie das Auftauchen einer Freundin an seiner Seite, oder der kritischen Betrachtung seiner Kleidungswahl – es gab genug über ihn zu erzählen. Sein Bruder Itachi riet ihm häufig, sich von dem Geschwätz zu distanzieren und das tat er dann auch. Nur wenn es um seinen Ruf und Ansehen als Firmeninhaber ging, bemühte er sich, den Leuten ein korrektes Bild zu geben. Doch die Fremde dürfte keine Gefährdung diesbezüglich darstellen. Es war anzunehmen, dass die Frauen sich über relevante Paarungshypothesen unterhielten. War er der richtige Typ? Was gab es wichtiges über ihn zu erzählen? Käme eine nähere Auseinandersetzung in Frage? Über so etwas tratschen Frauen doch gerne. Oder nicht? Er setzte sich auf eine Bank und stützte sich mit den Ellenbögen auf seinen Oberschenkeln ab. Der ferne Horizont war kaum zwischen dem Blau des Meeres und dem Blau des wolkenlosen Himmels auszumachen. Ihm bot sich eine Aussicht, die Weite und Freiheit versprach. Zustände, die er sich auch für sein Leben wünschte. Die Vibration in seiner Hosentasche ermahnte ihn, realistisch zu bleiben. Sasuke zog sein Handy hervor und brummte: »Ja?« Karin rief ihn an. Wollte wissen, wo er war. »Auf dem Sonnendeck, wie abgesprochen«, seufzte Sasuke genervt und drückte sie weg. Nach dem Frühstück kam Karin reumütig zu ihm, bat um Entschuldigung für ihren Ausbruch und zuvorkommend, wie er eben war, verzieh er ihr. Nun wollte sie sich mittags mit ihm treffen, um gemeinsam am Pool zu entspannen. Sasuke kostete jede Minute seiner Ruhe aus, bis Karin erschien. Sie trug eine dieser angeblich modischen XXL-Sonnenbrillen von Gucci, eine ebenso große XXL-Strandtasche von Luis Vuitton und einen voll im Trend liegenden Einteiler-Bikini von Prada. Für Sasuke ergab das alles keinen Sinn. Warum entwarfen die Bademoden-Designer nun Bikinis, die miteinander verbunden waren? Warum den schönen Bauchnabel einer Frau bedecken? Wozu dieser Badeanzug-Bikini-Mix? Karin setzte sich neben ihn auf die Bank und verschnaufte. »Ich war den ganzen Morgen unterwegs«, jammerte sie. »Nur um die besten Artikel aus den Schiffsboutiquen zu bekommen.« Er stellte fest, dass sie keine Tüten dabei hatte, also fragte er: »Und was hast du eingekauft?« Schließlich war es sein Geld, welches sie in dieses trendige Zeug investierte. »Ich habe die meisten Sachen schon auf dein Zimmer gebracht.«, sagte sie. »Übrigens, ich habe deinen Schlüssel dort liegen gelassen. Tut mir wirklich leid.« Sasuke schloss die Augen und mahnte sich, sie nicht dafür zu schelten. Konnte jedem einmal passieren. Ihr zugegeben ziemlich oft, aber egal. Karin merkte seine Angespanntheit und lächelte ihn an: »Aber dafür habe ich das hier gekauft.« Sie zog aus ihrer Strandtasche eine geschmackvolle Tüte mit Schleife. Was war das nun schon wieder? Sasuke nahm die Tüte entgegen und sah sie skeptisch an. »Wenn das für mich sein soll, will ich dich darauf aufmerksam machen, dass da eine rosa Schleife dran ist.« »Ja, egal. Schau was drin ist.« Er überwand sich und griff hinein. Für seinen Geschmack war der Stoff, denn er zu fassen bekam, viel zu weich und seiden. Egal was es war, für Männer schien es nicht zu sein. Und so war es auch. Er zog einen lilafarbigen String hervor und beäugte diesen, als sähe er so etwas zum ersten Mal. »Was zum - «, sagte er, »Karin, was soll ich damit?« »Der ist nicht für dich!«, kicherte sie. »Der ist für mich, für dich.« Sasuke holte tief Luft, steckte den String zurück und gab Karin die Tüte wieder. »Ach ja? Heißt das, ich darf ihn dir später ausziehen?« »Natürlich nicht. Du sollst dir ansehen, wie gut er mir steht.« … Unzufrieden tauchte Sasuke wenig später in den Pool ein. Er schwamm bis zum Boden und setzte sich dort hin. Das Wasser um ihn herum schluckte jegliche Geräusche; die Außenwelt war ausgeschlossen. Endlich allein, nur für sich, dachte Sasuke und wünschte, es wäre ihm vergönnt längere Zeit dort bleiben zu können. Nach einiger Zeit musste er wieder auftauchen und kaum dass er die Wasseroberfläche durchstoßen hatte, kam Karin mit ihrer aufgeblasenen Luftmatratze angepaddelt und dockte gegen seinen Kopf. »Ich hab mir Sorgen gemacht. Warum hast du so lange getaucht?« Wenn sie wüsste.. »Nur so.« Er zuckte mit den Schultern und schwamm an den Beckenrand. Auf dem Deck war es so heiß, dass er glaubte zu spüren, wie sein nasses Haar in sekundeneile trocknete. Sasuke war kein Fan von dieser enormen Hitze. Im Pool war es wenigstens halbwegs auszuhalten. Er stützte sich am Rand ab und sein Blick legte sich erneut auf die rosahaarige Fremde, der er einen Hut schuldete. Sie saß nach wie vor an der Bar und schlürfte einen Cocktail. Ihm ging ihre Unterhaltung durch den Kopf; zugegeben, am Ende war sie tatsächlich auf seine Provokation reingefallen. Sasuke lockte sie aus ihrer Reserve, aus der Bescheidenheit, hinter der sie sich versteckte. Was zum Vorschein kam, überraschte ihn nicht. Ihre Liebe zu schönen, vor allen Dingen aber zu neuen Accessoires, war ausgeprägt und das Bedürfnis danach musste wohl regelmäßig gestillt werden. Solch ein Fall trieb gerade hinter ihm im Wasser und Karin versteckte diese Gier schon lange nicht mehr hinter gefälschter Bescheidenheit. Wenn sie neue Klamotten wollte, schnappte sie sich seine Kreditkarte und ging los. Wenn eine Frau einen guten Stil hatte, würde er bestimmt nichts dagegen einwenden. Wie alle Kerle mochte er schöne Frauen. Warum sollte er also knauserig sein? Demnach stellte es für ihn wirklich kein Problem dar, ihr einen neuen Hut zu kaufen. Ob sie nun taff war oder nicht. Konnte er ja eh nicht beurteilen – auch wenn sie dies anscheinend anders sah. Allein der Gedanke, in seinen Augen nicht taff genug zu sein, hat sie ja schon weich werden lassen. Irgendwie süß, als er sich das Bild ihres geröteten Gesichts in Erinnerung rief. »He, Uchiha!« Das überraschende Auftauchen Nejis holte ihn aus seinen Gedanken. Sasuke freute sich darüber, einen seiner ältesten und besten Kumpels wiederzusehen. Er sprang aus dem Pool und klopfte dem jungen Mann auf die Schulter. »Tut gut dich zu sehen«, sagte Sasuke. »Wenigstens ein Vernünftiger auf diesem Schiff.« »Ja, die Einladung war ein eindeutiger Hilferuf von dir.«, lachte Neji. Mit Sicherheit waren es einige Monate, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Einander wurde also abschätzend gemustert, vor allem was den Körperbau anbelangte. Sowohl Sasuke, als auch Neji hatten erst durch das gemeinsame Kampfsporttraining einen Draht zueinander gefunden. Seither dominierte eine ewige Konkurrenz ihre Freundschaft – selbstverständlich wollte man wissen, wie sich der andere über die Zeit gehalten hatte. »Verdammt, du wirst es auch nicht müde zu trainieren.«, sagte Neji. »Wie könnte ich auch? Damit du irgendwann deinen ersten Sieg erringst?« »Was? Sag bloß, du kannst dich an den nicht mehr erinnern?« Kopfschüttelnd baute Neji sich auf: »Als ob du den Tag vergessen könntest, als du winselnd am Boden lagst und um Gnade gebettelt hast.« Gerade als Sasuke zum Konter ausholen wollte, mischte sich Karin von hinten ein. »Hey Liebling, magst du mir dein Freund nicht vorstellen?« Sasuke zuckte bei dem fürchterlichen Kosenamen zusammen. Seine erste Niederlage gegen Neji konnte er wirklich nicht vergessen, aber das er eine Freundin hatte leider viel zu oft. Er legte den Arm um Karin und sagte trocken: »Karin, das ist Neji.« Dann sah er zu seinem Kumpel und wiederholte trocken: »Neji, das ist meine Freundin Karin.« Entzückt gab Karin dem gutaussehenden Mann die Hand. »Du solltest mir öfter Freunde von dir vorstellen, Liebling.« Dieses Wort machte Sasuke fast wahnsinnig und er hätte sie am liebsten in den Pool gestoßen, aber Neji merkte ihm sofort an, dass er kurz davor war, zu explodieren. Also rettete er die Situation: »Freut mich, dich kennen zu lernen, Karin. Wie wär’s, ich könnte euch eben meinen Freunden vorstellen.« Er räusperte sich kurz: »Die verdanken ihren Urlaub schließlich euch.« Zuerst wurden ihnen Kiba und Lee vorgestellt, wobei Karin sich in beider Gegenwart nicht besonders wohl fühlte. Ihrer Ansicht nach konnte sie sich nicht mit Menschen verstehen, die keinen Wert auf ihr Äußeres legten. Dann führte Neji sie zur Poolbar. Sasuke bekam augenblicklich ein ungutes Gefühl – neben ihm lief eine tickende Zeitbombe, die detonieren würde, sobald sie von seiner heimlichen Unterhaltung mit einer anderen Frau erfahren sollte. »Mädels«, begann Neji und weckte die Aufmerksamkeit der beiden Damen, »Das hier sind Uchiha Sasuke und seine Freundin Karin.« Die blonde Frau sah sich zuerst um und prustete beim Anblick Sasukes ungehalten in ihren Cocktail. Der Gesichtsausdruck ihrer Freundin wirkte eher blass und schockiert. Neji führte irritiert fort: »Und das sind Ino und Sakura.« Ino schluckte sich ein bissiges Kommentar ihrer Freundin zuliebe hinunter und setzte ihr typisch fabelhaftes Lächeln auf: »Ich freue mich wirklich sehr, euch kennenzulernen.« Die Betonung ihrer Worte, und der wissende Blick auf ihm, störte Sasuke erheblich. Hoffentlich würde Karin nicht misstrauisch werden. Dann kniff Sakura ihrer Freundin herzlich in den Arm und übertünchte deren Aufjohlen mit einem umwerfenden Augenaufschlag. »Nett, euch zu treffen.«, sagte sie und mied gekonnt den Blickkontakt zu Sasuke. Karin war von den Mädels begeistert – sie glaubte, in ihnen direkt Freundinnen gefunden zu haben. Sie sagt: »Oh, eure Bikinis gefallen mir. Wo habt ihr die her?« »Nicht wahr? Die sind umwerfend, die Männer können kaum wegschauen.« Ino war ebenfalls hellauf begeistert von der pikanten Situation und winkte dem Barkeeper, Karin ebenfalls einen Cocktail zu servieren. Sakura wurde dadurch ein wenig zur Seite gedrängt, weshalb sie plötzlich viel zu nah neben Sasuke stand. Es war unvermeidlich; Ihr Blick traf sich. Doch anders als zuvor, wich sie seinem Blick sofort aus. Sasuke blieb lockerer. Karins Aufmerksamkeit galt einzig und allein Ino, also schien die Gefahr wundersamer Weise verpufft zu sein. Falls man überhaupt von Gefahr reden konnte. Schließlich hatte er sich nur mit Sakura unterhalten. Und ein klein wenig mit ihr geflirtet – aber das sollte wohl nicht die Rede wert sein. Trotzdem war er Neji dankbar, als dieser ihm vorschlug, mit Kiba und Lee Volleyball spielen zu gehen. Er sagte zu Sakura kein weiteres Wort, und sie ihm nicht. Nur eines stand fest: Sie dürfte ziemlich sauer sein, dass er seine nervige Freundin bei ihr entladen hatte. Naruto PoV Naruto stand vorm Zimmerspiegel – in Boxershorts. Nach dem Frühstücksmalheur war er direkt auf sein Zimmer gestürmt und versank dort in seinem Elend. Er konnte nicht glauben, dass das ausgerechnet ihm passiert war. Ausgerechnet vor ihr. Ausgerechnet in dem Moment, wo er den Mut gefunden hatte, sie nach einem Date zu fragen. Nun war seine Laune ruiniert, seine Hose, das Frühstück – einfach alles. Die Hose hing über dem Badewannenrand und trocknete. Zuvor hatte er den Fleck mühsam rausgewaschen und sich darüber geärgert, keine Ersatzhose eingepackt zu haben. Nur Badehosen und Boxershorts. Kofferpacken war echt nicht seine Stärke. Schon beim Spiel „Ich packe meinen Koffer und nehme mit …“ war er eine Niete. Jetzt stand er so gut wie nackt im Zimmer herum und wartete gestresst. In zwanzig Minuten musste er an der Information sein, wegen seinem neuen Job. Bis dahin musste die verdammte Hose trocken sein! Als ihm nur noch zehn Minuten blieben, schnappte er verzweifelt den Föhn und beschleunigte den Trockenvorgang. Kurz vor knapp zog er die Hose an, auch wenn diese noch immer leicht feucht war, ebenso sein Shirt und Schuhe – dann eilte er aus dem Zimmer. Mit drei Minuten Verspätung traf er am Infostand ein. Dort wartete bereits ein stämmiger (um nicht zu sagen pummeliger) Typ in Uniform und musterte die vorbeilaufenden Personen, ob einer von ihnen sein zugeteilter Aushilfsjunge war. Als ihm Naruto ins Auge fiel, war ihm sofort klar, dass nur er es sein konnte. Er sah verdächtig nach Aushilfsjunge aus. »Du bist Uzumaki Naruto?«, las der Mann von einem Zettel ab. »Ja.« »Du bist spät dran. So etwas können wir uns hier nicht erlauben. Die Gäste erwarten von ihrem Geld, dass wir pünktlich und ordentlich sind.« Besonders letzteres betonte er, während er Naruto skeptisch ansah. »Aber ich mache heute eine Ausnahme, weils dein erster Tag ist.« Naruto kratzte sich verlegen am Nacken. Natürlich war ihm seine Unpünktlichkeit ziemlich unangenehm, also bedankte er sich bei ihm und hoffte, der Tag würde ab hier eine Wende für ihn bereithalten. So konnte es unmöglich weitergehen! »Mein Name ist Akimichi Choji. Aber du nennst mich Chef, klar?« »Ähm. Ok.« »Wie heißt das?« »Chef?« »Richtig.«, und Choji griente ihn an. »Hier ist deine Arbeitskleidung. Wir haben einen kleinen Aufenthaltsraum da drüben«, er deute auf eine kleine, unauffällige Seitentür, »da kannst du dich umziehen.« Naruto fand den kleinen Raum ziemlich unbehaglich. Er war vollgestellt mit Arbeitsutensilien und Schränken, unter der Holzbank stapelten sich muffelnde Schuhe und von einer Stange hing Dreckwäsche. Eine kleine Lüftung brummte, als sei es eine leistungsstarke Anlage und von der Decke hing eine lose Glühbirne, die dämmriges Licht ausstrahlte. Irgendwo zwischen einem miefenden Rucksack und einem Besen entledigte er sich seiner Kleidung und zog die Neue an. Zwischen zwei Spinten entdeckte er einen handgroßen, beschmierten Spiegel. Und da sah er sich nun; in Uniform. Er sah aus wie ein Matrose, dank der marineblauen Hose und dem reinweißen Hemd mit Stehkragen. Fehlte nur noch – ah, da lag ja noch was zwischen seiner Kleidung. Aus einer Papiertüte zog er weißen, gefalteten Stoff hervor. Nachdem er diesen entfaltet hatte, schien es ihm, als treibe man mit ihm einen bösen Scherz. Er hatte tatsächlich so eine olle Matrosenmütze bekommen. »Im Ernst jetzt?!«, jammerte er und konnte nicht fassen, wie er aussah. Draußen wartete Choji – sein Chef, meinte er. Dabei dürfte der Kerl nicht viel älter sein, als er selbst. Wofür hielt er sich, ihn so zu nennen? Naruto verließ mit einer verzogenen Miene den Raum. Gelächter unter den Damen an der Information und seinem Chef breitete sich aus. »Er hat sie tatsächlich angezogen – ich fass' es nicht!«, gluckste Choji und hielt sich den Bauch. Dann trat er an Naruto, legte ihm kumpelhaft die Hand auf die Schulter und sah ihn mit Tränengefüllten Augen an: »Auch wenn du mein Held bist, Uzumaki. Aber die Mütze brauchst du nicht.« Bei der nächsten Gelegenheit warf er den Fetzen in einen Müllcontainer. Dann führte ihn sein erheiterter Chef herum. Er bekam die Abstellräume jedes Decks gezeigt, in einige Küchen lugten sie herein, Choji zeigte ihm die Stellen, auf welche man achtete, wenn man auf einem Schiff arbeitete und zum Schluss traten sie raus aufs Sonnendeck. »Hier gibt’s immer ne Menge zu tun«, sagte Choji. »Wieso?« »Siehst du die ganzen Leute?« »Ja, die sind schwer zu übersehen.« »Richtig.« - das sagte er gerne. »Und die patschen alle mit ihren Füßen auf dem Deck herum. Besonders die Kinder. Vorschriftsgemäß müssen wir also zwei Mal täglich dieses Deck hier putzen, und zwar gründlich.« Naruto überflog das Deck; es war riesig. »Wie viele - « Er unterbrach seinen Satz, als er an der Poolbar Sakura und Ino sitzen sah. Verdammt, er hatte ganz vergessen, dass die sich hier sonnen wollten. »Was, wie viele?«, hakte Choji nach. Er bemühte sich, den Blick von den Frauen abzuwenden, doch er fürchtete, dass er im gleichen Moment von ihnen entdeckt werden würde. »Äh«, stotterte er und wich ein kleines Stück hinter Chohi, »wie viele hier putzen, mein ich.« »Ungefähr fünf. Drei schrubben das Deck und die anderen zwei kümmern sich um die Toiletten und Duschanlagen.« »Ich nehme die Toiletten und so.« Choji war von Narutos falschem Eifer beeindruckt und lächelte: »Find ich gut. Sonst wollen sich immer alle drum drücken. Dann nimm dir einen Eimer und einen Mopp, dann kann‘s losgehen. Ich komm dann später, und schau ob du gründlich warst.« Er klopfte ihm auf die Schulter. Kurz darauf befand sich Naruto auf der Herrentoilette und wusch mit einem Lappen das Waschbecken sauber. Sein Spiegelbild hielt ihm deutlich vor Augen, wie tief er gesunken war. Anstatt im Freien und unter der herrlichen Sommersonne zu arbeiten, hatte er vorgezogen, auf dem Männerklo zu schuften. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war: Die Tatsache, dass er sich vor Sakura versteckte, war nicht unbedingt weniger peinlich, als die Milch auf seinem Schritt. So würde sie sich mit Sicherheit nicht in ihn verlieben. Warum bekam er nur immer so eine Panik? Die Antwort bekam er aufs Neue von seinem Spiegelbild geliefert; Er war nun mal Uzumaki Naruto. Kein Mann, denn man auf lange Sicht attraktiv finden konnte. Naruto hatte mit Ach und Krach den Abschluss geschafft, eine Universität wird er also wahrscheinlich nie in seinem Leben von innen sehen. Sein Portemonnaie dürfte sich eigentlich nicht Portemonnaie nennen, denn.. außer Leere und seinen Ausweisen war nichts drin. Und mit seinen angeblichen „Fähigkeiten“ konnte er auch kein großes Geld verdienen. Oder seit wann gehörten Hobbyköche und Straßenmusiker zu den Vermögenderen? Eben – sie gehörten nicht dazu. Außer seinen stahlblauen Augen hatte er nichts zu liefern, was eine Frau länger als drei Tage an ihm interessieren könnte. Freunde hatte er nur seines Humors wegen. Irgendeiner musste in einer Gruppe nun mal der „Depp“ sein und diese Rolle schien für ihn maßgeschneidert zu sein. Aber Sakura war bezaubernd. Sie war schlau, um nicht zu sagen unglaublich intelligent, und reif und gebildet. Die Menschen liebten sie, denn sobald jemand Schwierigkeiten hatte, war sie da, um zu helfen. Sakura hatte alles, was er sich an einer Frau wünschte und vor allem: Sie teilten den gleichen Humor. Keine konnte so gut über ihn (und zwar im positiven Sinne) lachen, wie sie! Entmutigt warf er den Lappen in den Eimer und wollte sich ans nächste Waschbecken machen, als um die Ecke die Tür aufgeworfen wurde, und vier Männer eintraten. An den Stimmen erkannte er sofort, dass es Neji, Kiba, Lee.. und.. nein. Das konnte nicht sein. Mitsamt dem Eimer stürzte er sich in eine Toilettenkabine und verriegelte die Tür. Scheiße. Du hast es ernsthaft geschafft, den Gipfel der Peinlichkeit zu erreichen, dachte sich Naruto und dotzte mit dem Schädel gegen die Wand. Sich vor Frauen zu verstecken war eine Sache – sich aber auch noch vor Kerlen zu verstecken eine gänzlich andere. Spätestens ab jetzt konnte er sich ja nicht weiter mehr verstecken, es sei denn, er tunkte den Kopf ins Klo. Na, er würde es sich ehrlich gesagt sogar fast schon zutrauen. Er ermahnte sich, still zu sein. Dann hörte er die Jungs reinkommen, sie lachten und machten Scherze. Neben ihm in der Kabine öffnete sich die Tür. Das musste.. konnte das wirklich.. war Er das tatsächlich? Naruto hörte, wie der Klodeckel aufgeklappt wurde. Dann war Strullern zu hören. Naruto fuhr sich unruhig durchs strubbelige Haar. Seit Jahren hatte er nichts von ihm gehört. Kein einziges Wort. Weder wo er war, noch wie es ihm ging, noch warum er sich einfach aus dem Staub gemacht hatte. Und das erste, was er von Sasuke Uchiha zu hören bekam, war seine Pisse?! Jetzt reichte es ihm. Er entriegelte das Schloss, solange sein ex-bester Freund noch am pinkeln war, und wollte hinaus eilen. Tja. Er wollte. Aber er tat es nicht. Uzumaki stand für Witz, Peinlichkeit, und selbstverständlich auch für Unglück. Dieses sogenannte Unglück ereilte ihn zum zweiten Mal an diesem Tag, als er in seinem abrupten Versuch des Aufbrechens den Eimer umstieß. »Nein!«, brüllte er, »So ein Scheiß!« Kiba und Lee kamen als erstes angestürmt, da sie sich nur am Pissoir erleichtert hatten. Sie lachten drauf los. »Alter, Naruto. Da haste aber ordentlich daneben gemacht.« »Ach halts Maul, Kiba.« Naruto war tierisch schlecht drauf und Kibas unnötige Albereien konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. »Sei mal nicht gleich so angepisst. Als Matrose kommt das nicht gut.« Erneut prustete er drauf los und Lee mit ihm. Die beiden konnten manchmal echt zum kotzen sein. Er verscheuchte sie, um den Boden mit dem Mopp aufzuwischen. Gerade, als er den Mopp über dem leeren Eimer auswringen wollte, stellte sich jemand vor ihn. Das war er also, der Moment, wo er auf Sasuke treffen sollte. Naruto war kein Einfaltspinsel. Ihm war klar gewesen, dass er früher oder später auf ihn treffen würde – so groß war das Schiff leider auch nicht. Aber im Ernst. So hatte er sich das nicht gedacht. Irgendwie kam er sich schrecklich gedemütigt vor, weil er als Aushilfskraft vor ihm kniete, mit einem Wischmopp in der Hand, umringt von dreckigem Wasser und es kein besserer Ort als das Männerklo war. Der Blick nach oben kostete ihn einiges an Überwindungskraft. Erschwert wurde ihm das Ganze, weil er so dicht vor ihm stand, dass er erst einmal die Hürde über seinen Lendenbereich schaffen musste, der bloß von einem Handtuch bedeckt war. »Uzumaki Naruto.« Warum sprach er seinen Namen so amüsiert aus? Fand er das ganze etwa lustig?! – Wahrscheinlich. Naruto richtete sich schweratmig auf und setzte ein gespieltes Grinsen auf: »Sieh einer an. Sasuke.« Mit einem Hauch von Verachtung nannte er ihn beim Namen. »Dich hätte ich hier nicht erwartet.« Wahrscheinlich hätte er mich auf einer Müllkippe erwartet, dachte sich Naruto und kam nicht umhin, an seine schreckliche Zeit als Straßenjunge zu denken. »Tja. Erwartungen sind nicht so mein Ding.«, sagte Naruto cool. »Und Putzen ist dein Ding?« »Sieht es für dich danach aus?« Sasuke sah sich die Pfütze an und zuckte mit den Schultern: »Nur weil man’s nicht kann, gibt es kein Grund es nicht trotzdem zu mögen.« »Als ob es mir Spaß machen würde.«, giftete Naruto ihn an. »Dann ist es wohl nicht dein Ding.«, schloss er nüchtern und ging an ihm vorbei. Er war unfassbar! Mehr hatte er ihm nicht zu sagen? In Naruto brodelte es. Diese Überheblichkeit ging ihm nämlich gehörig auf den Zeiger. »Bleib stehen.« Sasuke stoppte und wartete. »Nach Jahren hast du mir nicht mehr zu sagen? Ich meine, du warst mein bester Freund! Ich versteh‘s nicht.« »Was willst du hören?« »Was weiß ich. Das müsstest du am besten wissen.« »Da gibt’s nichts zu sagen.« Naruto war baff. Dieser Mistkerl strotzte nur so vor Arroganz. »Dann bist du ziemlich erbärmlich.«, sagte er und ballte seine Hände. Just in diesem Augenblick kam Choji hinein und glaubte nicht, was er sah, noch was er hörte. »Naruto, was machst du da? Und warum beleidigst du den Chef Chef?« Den Chef Chef? Sasuke? Kurz, bevor er den Eimer nach Sasuke treten konnte, stellte Choji sich dazwischen und funkelte ihn böse an: »Nimm deinen Mopp, mach das hier sauber, und dann komm zum Aufenthaltszimmer. Wir müssen uns unterhalten!« Der mollige Kerl stampfte davon, nicht aber, ohne sich vorher bei Mr. Uchiha entschuldigt zu haben. Lee, Kiba und Neji standen im Übrigen als stumme Zuschauer ringsum und warteten, ob das Aufeinandertreffen zwischen Naruto und Sasuke nicht doch noch eskalierte. Aber Sasuke brachte es mit folgenden Worten zum Ende: »War’s das nun?« »Ja, verpiss dich einfach wieder.«, motzte Naruto, drehte sich um und tunkte den Mopp wütend in die Pfütze. Sasuke schüttelte den Kopf und ging duschen. In diesem Moment war er zorniger denn je auf Karin, dass sie seinen Zimmerschlüssel verschlampt hatte und er gezwungen war, dort zu duschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)