Life in the Darkness - Es hört niemals auf von Little-Cherry (Teil 3) ================================================================================ Kapitel 12: Ein langes Gespräch ------------------------------- 12. Ein langes Gespräch   „Ich würde gerne mit dir reden, Temari“, sagte er ruhig.   Shikamaru konnte hören wie Temari schwer schluckte, als sie sich von der Brust ihres Bruders erhob und sich schnell ihre Tränen wegwischte. Noch immer stand er neben den Beiden und sah auf sie hinab. Gaara hatte ihm die Wahl gelassen, nun würde er ihr die Wahl lassen. Würde sie nicht mit ihm reden wollen, würde er gehen. Sie hatte die Wahl, immerhin ging es hier nicht nur um sein Leben sondern auch um das von Temari und ihrem Baby. Temari brauchte ein paar Sekunden, bis ihr Kopf realisierte, wer der dort gerade vor ihr und ihrem Bruder stand, wer gerne mit ihr reden wollte, wer sie in diesen alten Klamotten sah, wer ihren Babybauch betrachtete. Wie aus Reflex verdeckte Temari die Sicht auf ihren Bauch. Sie wusste, dass es Unsinn war, da er ihn zum einen so oder so schon gesehen hatte und er es zum anderen eh bereits von TenTen erfahren hatte. Und trotzdem beruhigte es sie irgendwie. Die Hand auf ihrem Bauch gab ihr Kraft und Mut. Beides brauchte sie, um nun selbst ihre Stimme erheben zu können. „Was willst du, Shikamaru?“, fragte sie. Jedoch erschrak Temari selbst vor ihrer Stimme. Sie war so rau, so emotionslos. Das wollte sie doch gar nicht. Sie liebte Shikamaru. Sollte da ihre Stimme nicht auch sanfter klingen? Allerdings war er es gewesen, der sie so verletzt hatte. Nur gab es da ein Problem. Sie war selbst daran schuld. Sie hatte sich das alles eingebrockt, indem sie mit Hidan ins Bett gestiegen war und ihm nichts davon erzählt hatte. Sie hatte sich das eingebrockt, also musste sie sich da auch selber wieder heraus boxen. Erst dann konnte sie wirklich glücklich sein, erst dann konnte sie ihrem Baby einen Vater präsentieren, der das Wort Vater auch verdient hatte, egal ob er der richtige Vater war oder nicht. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir über uns reden und das alles endlich klären“, holte Shikamarus mechanische Stimme sie aus ihren Gedanken zurück. Es klang so, als würde es ihm schwer fallen mit ihr zu reden. Aber warum sollte sie es ihm auch verübeln bei all dem, was sie ihm angetan hat.   „Wie kommst du plötzlich auf die Idee? Sonst wolltest du doch nie mit mir reden“, erwiderte sie.   „Die Zeiten haben sich geändert, Temari, außerdem…“   „Das einzige, was sich geändert hat, ist, dass du mittlerweile weißt, dass ich Schwanger bin, was dich aber soweit ich weiß nicht wirklich beeindruckt hat, da auch Hidan der Vater sein kann“, konterte sie bissig.   „Findest du nicht, dass wir gerade darum miteinander reden sollten, Temari?“, sagte er betont ruhig. Shikamaru wollte sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, er wusste, dass das seine Aufgabe war, da er akzeptierte, dass Temari ihr Temperament nicht wirklich unter Kontrolle hatte. „Außerdem vermisse ich dich, Temari“, gab er letztendlich zu. Dies bewirkte, dass die hübsche Blondine, die bis vor ein paar Minuten noch die Unnahbare gespielt hatte, nun mit offenen Mund neben ihrem kleinen Bruder saß und versuchte ihre Worte wieder zu finden, was jedoch eher schlecht als recht gelang. Wie hätte sie auch mit diesen Worten rechnen sollen? Er hatte sie damit einfach so überfallen! Doch egal, wie sie sich später dafür rechtfertigen würde, Gaara würde sie immer und immer wieder daran erinnern, wie sie vor ihrer großen Liebe gesessen und ihn mit offenen Mund angestarrt hatte. Das nahm er sich fest vor, zumindest wenn das hier heute kein kompletter Reinfall war. Seufzend erhob sich Gaara von seinem Platz.   „Ich schätze mal, du willst mit ihm reden, oder?“, stellte er an Temari gewandt fest. Diese nickte kaum merklich. Auch Gaara nickte. Er drückte seiner großen Schwester einen Kuss auf die Wange, bevor er sich vollständig erhob und sich den imaginären Staub von seinen Klamotten wischte.   „Lass dich von ihm nicht ärgern, klar?!“, flüsterte er ihr dabei zu. Dann baute er sich mit seiner gesamten Größe vor Shikamaru auf, welchem er einen bösen und zugleich drohenden Blick zuwarf.   „Ich verlasse mich darauf, dass du sie sicher und wohlbehalten wieder zurück nach Hause bringst oder uns wenigstens anrufst“, sagte er betont ruhig, jedoch konnte Shikamaru aus seinem Blick herauslesen, dass, sollte er Temari verletzten, Kankuro und Gaara ihn bis auf den Mond prügeln würden. Er schluckte, nickte aber als Zeichen, dass er verstanden hatte. Noch einmal warf der Rothaarige einen warnenden Blick auf den Nara, bevor er seine Schwester schließlich mit dem Braunhaarigen alleine ließ. Da saßen sie nun, Shikamaru und Temari, und schwiegen sich an. Seitdem Gaara gegangen war, war eine halbe Stunde vergangen und doch hatten sie noch kein einziges Wort herausgebracht. Sie saßen einfach nur so nebeneinander, wobei Shikamaru die Enten im Teich beobachtete und Temari das Gras aus der Erde riss. Keiner der beiden wusste so genau, wie er anfangen sollte. Wie fing man auch schon so ein Gespräch an? Sollte man übers Wetter reden? Sollte Temari ihn vielleicht fragen, was er in den letzten Monaten so gemacht hatte? Sollte Shikamaru fragen, wie es ihrem Baby ging? Es war seltsam, aber keiner der beiden wollte das hier versauen, darum wollte auch keiner der beiden den Anfang machen, denn erst wenn der Anfang gemacht wurde, konnte man es auch versauen. „Warum hast du dich dazu entschieden mit mir zu reden? Du hättest auch einfach gehen können, so wie auch TenTen gehen musste, aber du hast dich dafür entschieden zu uns zu kommen. Warum?“, brach Temari das Schweigen nach einer weiteren halben Stunde. Gerne hätte sie ihm nun in die Augen gesehen, um in ihnen zu lesen, um zu sehen, ob er die Wahrheit sagte. Stattdessen griff sie aber nach seiner Hand und hielt sie fest. Oft konnte sie so spüren, ob jemand log oder die Wahrheit sagte. Das wusste auch Shikamaru. Jedoch hatte er gar nicht daran gedacht zu lügen, denn durch Lügen waren sie in diese Lage geraten, lügen würde es demnach nur noch schlimmer machen. Warum sollte er dann also lügen? Das würde absolut nichts bringen, außer dass sie noch mehr Probleme hatten als zuvor. „Versprichst du, dass du nicht lachen wirst, wenn ich es dir sage?“, stellte Shikamaru schließlich die Gegenfrage. Temari nickte. Sie wusste zwar nicht, was jetzt kam, doch würde sie sich Mühe gegeben nicht zu lachen. Es schien ihr, als wäre ihm dies ziemlich wichtig.   „Seit ein paar Monaten sehe ich immer wieder Ino vor meinen Augen“, begann er ihr zu erzählen. „Ich weiß, dass es totaler Unsinn ist, weil sie seit Jahren tot ist, aber sie ist plötzlich aufgetaucht und seitdem versucht sie mich immer wieder dazu zu bringen mit dir zu reden. Ich weiß auch nicht, aber als ich dich dort mit deinem Bruder gesehen habe und sie plötzlich aufgetaucht ist, hatte ich das Gefühl, dass ich endlich mit dir reden sollte. Wir waren schon viel zu lange stur, meinst du nicht auch?“, wand er sich nun an Temari, wobei er ihre Hand leicht drückte.   „Und dir macht es nichts aus?“, fragte Temari ihn prüfend. „Ich kann dir nicht sagen, ob das hier dein Kind ist“, meinte sie und legte ihre Hand auf ihren Bauch. „Meinst du nicht, wir sollten am Anfang unserer Probleme anfangen und nicht am Ende?“, wich er ihrer Frage aus. Temari hieß es zwar nicht für gut, dass er nicht auf ihre Frage geantwortet hatte, doch würde sie nun keinen Streit anfangen. Das würde nur noch mehr Probleme mit sich bringen. Also nickte sie einfach nur. Sie würde später noch einmal auf ihre Frage zurückkommen, immerhin gab es um sie keinen Weg herum. Vielleicht war es auch besser so, wenn sie erst alles andere klärten, denn momentan war sie sich nicht besonders sicher, ob sie hierbei wirklich so günstig wegkam, wie es ihr lieb war. Unbewusst wanderte ihre Hand zu ihrem Hals und griff nach dem Ring, der dort noch immer an ihrer Kette hing. Das tat sie immer, wenn sie unsicher war oder an Shikamaru dachte, denn es zeigte ihr, dass es früher eine Zeit gegeben hatte, in der alles besser gewesen war. Es half ihr neuen Mut zu fassen. „Du hast ihn noch?“, fragte Shikamaru überrascht, nachdem er mit seinem Blick ihrer Hand gefolgt war und den Ring entdeckt hatte. Temari nickte.   „Wieso?“ Verwirrt sah der Nara zu seiner Ex-Freundin.   „Es erinnert mich daran, was ich zerstört habe, außerdem erinnere ich mich gerne an die Zeit mit dir zurück, weil es die schönste Zeit in meinem Leben gewesen ist“, gestand Temari, wobei sie ein wenig rot wurde. Shikamaru schmunzelte.   „Es ist süß, wenn du rot wirst“, lacht er. Abrupt verfinsterte sich Temaris Blick.   „Du bist blöd“, maulte sie. Shikamaru wusste nicht wieso, doch bei ihrem Anblick musste er beginnen zu lachen. Seine Hand legte sich wie von selbst auf ihre Wange. Mit seinen Fingern strich er ihr eine Strähne hinters Ohr. Im selben Augenblick zog er sie zu sich heran und gab ihr einen Kuss. Doch so schnell dieser Moment gekommen war, so schnell war er auch wieder gegangen. Shikamaru hatte keine Ahnung, wie das hatte passieren können. Doch eigentlich wusste er es. Es hatte ihn an früheren Zeiten erinnert, an gute Zeiten, in denen sie beiden glücklich vereint gewesen waren. Nun hatte er es aber versaut. Er hatte es endgültig versaut. Er hätte sie nicht küssen dürfen. Niemals! Nun war die Distanz zwischen ihnen erneut gewahrt. Temari war von ihm weggerobbt. Beide Hände lagen nun auf ihrem Bauch. Ihr Atem ging unregelmäßig. Shikamaru hatte keine Ahnung, was er nun machen sollte. Ihm war nur klar, dass das, was hier gerade passierte nicht gut sein konnte, sonst würde ihr Atem ruhig und regelmäßig gehen und sie würde ihre Hände nicht so auf ihrem Bauch drücken, immerhin hatte sie die gesamte Zeit nur ruhig darüber gestrichen. Ihr war es vielleicht nicht aufgefallen, doch er hatte sie die ganze Zeit über beobachtet, hatte ihre Bewegungen analysiert und ihre Verhalten studiert, um wenigstens dieses eine Mal hinter ihrer Fassade blicken zu können. Was sollte er also nun machen? Shikamaru entschied sich dazu, das zu tun, was ihm seine Instinkte sagten. Diese führten ihn wieder zu ihr heran und ließen ihn seine Hand auf ihre Schulter zu legen, sodass er erneut ihre Aufmerksamkeit erlangte. Sorge spiegelte sich in seinen braunen Augen wider.   „Temari, ist alles mit dir ok? Soll ich dich zu einem Arzt bringen? Was ist mit dir, bitte sag etwas“, erhob er seine Stimme, in welcher sich ebenfalls Sorge und Panik widerspiegelte. Temari ließ dies schmunzeln. Es berührte sie, dass er sich solche Sorgen machte, denn es zeigte ihr, wie wichtig sie ihm noch immer war. Langsam beruhigte sich ihr Atem und ihre Hände lösten sich von ihrem Bauch. Mit einer ihrer Hände griff sie nach der seinen und legte sie vorsichtig auf ihren Bauch. Erst jetzt wusste Shikamaru, was los war. „Es ist das erste Mal, dass sie sich bewegt“, erklärte Temari. „Darum war ich eben etwas neben mir. Entschuldige bitte, dass ich dir mit meinem Verhalten solche Sorgen bereitet habe.“   „Ist schon ok, ich bin nur froh, dass es dir gut geht, Temari“, erwiderte er und schloss sie in seine Arme. Dieses Mal war es aber ganz bewusst. Er war wirklich froh, dass es ihr gut ging, denn er hatte sich unglaubliche Sorgen gemacht. Eigentlich hatte er sich doch schon die ganze Zeit über Sorgen gemacht. Das war auch der Grund dafür, weshalb er die ganze Zeit an sie denken musste, weshalb Ino immer wieder vor ihm aufgetaucht war und ihn zwingen wollte zu ihr zu gehen. Er hatte sich einfach nur Sorgen gemacht und sie unglaublich vermisst. Das spürte er nun, da sie in seinen sicheren Armen lag und sich in seine Brust kuschelte. Aber auch Temari spürte, wie sehr er ihr in all der Zeit gefehlt hatte, wie sehr sie seine Nähe und seine Wärme vermisst hatte. Nun war sie einfach froh, ihn bei sich zu haben. Da war ihm in den Moment völlig egal, dass sie noch so vieles zu klären hatten. Ihn bei sich zu haben, gab ihr dafür die nötige Kraft. Außerdem zeigte es ihr, dass durchaus noch Hoffnung für sie beiden bestand. Ja, Temari war sich sicher, dass sie beide das wieder hinbekamen. Sie wusste zwar noch nicht genau, wie sie es schaffen sollten, aber das war erst einmal Nebensache. Wichtig war, dass sie sich beide hatten. Alles andere würde sich mit der Zeit ergeben. „Shikamaru, ich weiß, ich habe mich schon ein Mal dafür entschuldigt“, durchbrach Temari irgendwann die Stille, „aber es tut mir wirklich leid, dass ich dich mit Hidan betrogen und viel schlimmer noch, dass ich dich angelogen habe. Eigentlich wollte ich das alles hier damit verhindern, aber hey auch eine Temari Sabakuno liegt mal falsch. Ich weiß, dass du mir nicht mehr vertrauen kannst, aber glaubst du, Shikamaru, du wirst mir irgendwann wieder vertrauen können?“, fragte sie ihn schließlich. Temari wusste, dass sie damit die Stimmung ruinierte, aber sie wusste auch, dass diese Frage sein musste. Klar, konnten sie im hier und jetzt leben und sich freuen, dass sie momentan glücklich waren, doch das brachte nichts, denn auch diese Zeit würde vergehen. Sie mussten an die Zukunft denken. Zumindest sie musste das, denn sie war nicht mehr alleine. „Ich weiß es nicht“, gestand er ihr und biss sich auf die Lippe. Normal hätte er  ihr jetzt das gesagt, was sie hören wollte, aber das war Unsinn, denn sie sprachen hier von ihrer Zukunft, so was rettete man nicht mit Lügen, auch wenn ihm das lieber gewesen wäre.   „Normal würde man jetzt wohl sagen, lass uns einen Neuanfang versuchen, aber ich bin nicht wirklich der Typ, der an so etwas glaubt“, meinte er. Temari war aber anderer Meinung. Mit einem Lächeln erhob sie sich von der Wiese, wobei sie mit ihrer Hand nach der seinen suchte.   „Hallo, mein Name ist Temari Sabakuno“, sagte sie, als sie seine Hand gefunden hatte. „Ich bin das älteste Kind der Sabakuno-Familie. Viele kannten mich bis vor ein paar Jahren noch nicht, weil mich mein Vater versteckt gehalten hat. Aber mein Ex-Freund und meine Brüder haben mich da raus geholt. Mittlerweile verstehe ich mich super mit meinem Dad. Es gibt aber auch viele, die mich unter dem Namen Momoku Shingano kennen, was japanisch ist und blinde Sängerin heißt. Wie ich auf diesen Namen gekommen bin? Das ist eine sehr gute Frage. Ich bin seit meiner Geburt blind, aber meine Mutter hat mir zu ihren Lebzeiten Klavierspielen beigebracht, außerdem kann ich ganz passabel singen, weshalb ich viele wohl begeistere. Der Name ist japanisch, weil ich in Japan ein paar Wurzeln habe. Sie fragen sich sicher, warum ich schwanger bin. Das ist eine lange Geschichte, die ich Ihnen vielleicht mal erzählen kann, wenn wir zusammen einen schönen Tag verbringen. Fakt ist, dass ich leider nicht weiß, wer der Vater meines Kindes ist. Oh, jetzt habe ich Ihnen so viel von mir erzählt. Ich hoffe, ich habe Sie nicht gelangweilt. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“, beendete Temari ihren Monolog und lächelte ihn charmant an, so wie es Shikamaru schon immer geliebt hatte. Auf seine Lippen legte sich ein Lächeln, als auch er sich erhob. Er glaubte, dass das wirklich funktionieren konnte. Seine Geliebte war wirklich die beste Frau, die er nur finden konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)