Tanz der Moleküle von Lotos ================================================================================ Kapitel 21: ------------ Kapitel 21 Es war Abend, als Rike wieder ein Gewicht auf ihrer Matratze spürte. Verwirrt schlug sie die Augen auf und musste ein lautes Aufschreien unterdrücken. Hanne saß dort, war selber leichenblass. Er lächelte zu ihr hinunter. Seine Hand hatte sogar schon nach ihrer gegriffen. Die Hand, die ihre umschloss, war angenehm warm. Er musste schon eine Weile hier sein und hatte sich die Beine in den Bauch gestanden, während sie geschlafen hatte. “Wie fühlst du dich?”, fragte er sanft. Es schwang keine Wut in seiner Stimme mit. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal, weshalb sie überhaupt im Krankenhaus lag. “Scheußlich.”, sagte sie kraftlos. “Hast du Schmerzen?”, wollte er weiter wissen. Sie spürte nichts mehr, was sie selbst überraschte. Schließlich schüttelte sie den Kopf. Erleichtert lächelte er. “Du musst wissen, dass ich mir irrsinnige Sorgen um dich gemacht habe. Vor einer Stunde etwa hat mich deine Schwester angerufen und hat mir gesagt, du wärst im Krankenhaus. Ich bin sofort hergekommen.” Sie schluckte, weil sie mittlerweile einen Kloß im Hals hatte. “Hat sie dir schon gesagt, dass ich… schwanger bin?” Die Tränen wollten sich wieder in ihren Augen sammeln. Er nickte stumm. Auf dem gesamten Weg hierher hatte er das Thema hin und her gerollt, war fast verrückt dabei geworden. Seine Schuldgefühle brachten ihn beinahe um. Himmel, er… er hatte Rike sozusagen so gut wie umgebracht! “Hanne?”, riss sie ihn aus seinen schrecklichen Gedanken. “Weißt du auch schon, dass es nicht von dir ist?” Ungläubig blickte er sie an. “Wie?” “Du bist nicht der Vater. Mein Ex-Freund hat mich geschwängert.” Jetzt liefen ihr trotz allem die Tränen über die Wangen. “Hey, ganz ruhig, Rike. Hör bitte auf zu weinen. Es ist in Ordnung.” Er streichelte behutsam ihre Wange, konnte sich nicht so recht erklären, weshalb sie weinte. Nach einer Weile wagte er es sogar, sie ein wenig hochzuziehen und sie so im Arm zu wiegen. Rike zuckte jedoch zusammen. Ihr tat noch immer alles weh. Behutsam ließ er sie wieder hinunter, murmelte eine Entschuldigung. “Weißt du”, meinte er dann und streichelte ihr vorsichtig übers Haar, “es ist sogar sehr gut, dass es nicht von mir ist. Du- du wärst sonst… auch HIV-positiv, verstehst du? Dein Leben wäre kaputt gewesen, das deines Kindes ebenso.” “Wie kannst du bloß so etwas sagen!?”, schrie sie ihn hysterisch an und schob seine Hand weg. “Himmel, ich hätte das Baby fast verloren!” Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen. “Beruhig dich doch bitte!”, sagte er nun ebenfalls etwas lauter und drückte ihre Hände sanft nach unten. “Es ist wirklich so, Rike. Aber es ist doch schön, dass du das Baby noch hast. Ich wusste noch nicht einmal, dass du überhaupt schwanger bist. Wieso hast du mir eigentlich nicht früher davon erzählt? Hattest du Angst, ich würde ausrasten?” Sie nickte stumm, aber die Tränen wollten nicht versiegen. Völlig verängstigt starrte sie ihn an. Wieder streichelte er ihr Haar und ließ ihre Hände los. Noch mehr Schuldgefühle plagten ihn. Rike hatte Angst vor ihm gehabt, sogar gerade eben noch unbegründet. So weit war er also schon. Er war tatsächlich so schrecklich, eine Art Tyrann, vor dem sich die eigene Freundin fürchtete. “Das musst du wirklich nicht, Rike. Ich schreie dich nicht so schnell an. Ich würde es nie fertig bringen, dich absichtlich zu verletzen.”, sagte er dann mit belegter Stimme. Die Antwort auf seine simple Frage hatte ihn hart getroffen. Noch lange saß er an ihrem Bett, betrachtete die Ultraschallaufnahme, die ihm Rike gegeben hatte. Das kleine Würmchen darauf war also das Kind in ihrem Bauch, das sie mit ihrem Ex-Freund in einem liebevollen Akt gezeugt hatte. Sein Magen verkrampfte sich leicht bei dem Gedanken, dass Rike auch schon mit einem anderen Mann geschlafen hatte. Johannes schüttelte schnell den Kopf. Er kam sich selbst fremd vor, weil er solchen Gedanken normalerweise gar nicht nachging und es bisher noch nie für ihn von Bedeutung gewesen war. Es war gut so, dass eben nicht er der Vater war, sondern dieser Ex-Freund. Außerdem war das Baby schon zwei Monate vor seiner Begegnung mit Rike gezeugt worden. Er war mit dieser kindischen Eifersucht also vollkommen im Unrecht. Aber trotzdem war dieses Gefühl da. Mit einem Mal konnte er auch Rikes Furcht verstehen, die er vor wenigen Momenten noch als völlig absurd bezeichnet hatte. Was wäre gewesen, wenn er eben tatsächlich ausgerastet wäre? Wieder schüttelte er sich und konzentrierte sich wieder eher auf das Stück Papier, das Rike so enorm viel bedeutete. Wieder und wieder verfolgte er die Umrisse des Schattens mit den Fingern. Bei genauem Hinsehen konnte man Kopf, Leib und Extremitäten erkennen. Immer wieder sah er auf ihren Bauch, der noch keinerlei Zeichen einer Schwangerschaft aufwies. Rike lachte, als sie es bemerkte. “Der Babybauch kommt erst noch!”, meinte sie. “Ach, du glaubst gar nicht, wie ich mich schon auf das Baby freue. Weißt du, das ist einfach ein tolles Gefühl zu wissen, dass in einem etwas heranwächst.” Sie lächelte selig und streichelte seinen Arm. Johannes ließ es zu, spürte die Berührung aber kaum, sondern konzentrierte sich weiter auf Rikes Ultraschallbild. “Weiß dein damaliger Freund schon davon?”, fragte er unvermittelt und schaute wieder in das Gesicht seiner Freundin. Sie nickte leicht und nahm die Hand von seinem Arm. “Ja, aber er wollte nichts davon wissen. Die Vaterschaft hat er wohl noch vor der Trennung anerkannt, aber er möchte das Kind nicht sehen. Es interessiert ihn einfach nicht.” Er nickte mitfühlend und seufzte leise. “Das tut mir sehr Leid”, murmelte er und streichelte den Handrücken seiner Freundin. Gerne hätte er sie mit dem Angebot getröstet, dass er ein Vater für das Kind sein würde, aber irgendetwas in seinem Inneren sträubte sich noch immer gegen diesen Gedanken. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob er bei der Geburt von Rikes Kind überhaupt anwesend sein konnte. Aber noch wesentlich weniger konnte er abschätzen, ob er diesen ungeborenen Menschen jemals lieben könnte, ob er Rike noch immer so liebte, wie zuvor. Einmal mehr erschrak er über sich selbst. Was dachte er hier nur!? Rikes Zimmernachbarin kehrte auch irgendwann zurück, verabschiedete sich von ihrem Freund. Bei Johannes’ Ankunft hatte nur ein zerwühltes Bett auf eine weitere Person hingewiesen. Als Rike schließlich schlief, löste er ihre Hand von seiner. Er schwor sich, morgen wieder herzukommen. Er würde es sich nicht erlauben, Rike hängen zu lassen. Sie brauchte ihn nun wirklich. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Am nächsten Tag ging es Rike schon wieder wesentlich besser. Ihre Wangen hatten eine schöne rosige Farbe und sie lächelte. Sie hatte sich außerdem wieder beruhigt seit gestern. Es schien sie aber dennoch weiterhin zu beschäftigen. Auf eine direkte Frage hin erzählte Hanne ihr von seinem Arztbesuch, den er gestern mit Kurt zusammen hinter sich gebracht hatte, wobei er ihr Kurts komisches Verhalten verschwieg. Er erzählte ihr jedoch, dass seine Mandeln herausgemacht werden würden. “Oh je”, meinte Rike daraufhin, “Ist das nicht auch ein Risiko?” Leise seufzte er. “Nun ja, es kann zu Blutungen kommen und schmerzhaft ist es auch. Aber es muss sein. Die vereiterten Dinger kann ich unmöglich behalten.” “Warum bist du denn nicht früher zum Arzt gegangen?”, fragte sie dann vorwurfsvoll. “Weil ich dachte, es heilt so wieder ab. Okay, das war eine blöde Idee, ich weiß. Aber jetzt bringen mich die Vorwürfe auch nicht mehr weiter.” Sie nickte. “Klar. Wann wirst du überhaupt operiert?” “Heute in genau einer Woche. Das ist, glaube ich, der dreiundzwanzigste Januar.”, antwortete er. “Ich sollte morgens gleich um acht Uhr da sein.” “Okay. Ich werde mal schauen, ob ich mir da frei nehmen kann. Ich möchte nämlich gerne bei dir sein.” “Es kann aber sein, dass ich ewig nicht aufwache. Und nach der Operation werde ich wahrscheinlich sowieso völlig schlapp sein.”, warf er ein. “Das ist doch egal. Es ist immer schön, wenn man jemanden bei sich hat. Besonders gleich nach dem Aufwachen. Ich hab mich gestern auch irrsinnig darüber gefreut, dass du auf meiner Bettkante gesessen bist.” Er lächelte. “Schön. Dann werde ich mich auch freuen. Weißt du schon, wann du nach Hause darfst? Du bist ja schon wieder richtig fit.” “Nein, ich weiß noch nichts.” ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Übers Wochenende besuchte Kurt wie versprochen seine Mutter und ihren Partner Rainer. Obwohl sich Lukas zunächst gesträubt hatte, war er letztendlich doch mitgekommen. Er hatte Kurt nicht begleiten wollen, weil er es für besser gehalten hatte, wenn dieser diesen Rainer erst einmal für sich selbst kennen lernen und beschnuppern konnte. Kurt hatte sich für seinen Teil überhaupt nichts Positives von diesem Besuch erhofft und war deswegen umso glücklicher, dass seine Mutter sich so nett verhielt. Auch Rainer hatte nichts gegen seine Homosexualität. Er hatte schließlich selbst Kinder in Lukas und Kurts Alter. Abgesehen davon fand ihn Kurt auch sympathisch. Keine seiner Befürchtungen hatte sich bestätigt. Der neue Mann an der Seite seiner Mutter war kein Spießer oder ein Feigling. Er war sogar ziemlich nett, lustig und recht locker. Am meisten hatte Kurt jedoch gefreut, dass Rainer seiner Mutter gut zu tun schien. Sie strahlte wieder wirkliche Zufriedenheit aus. Sie war nicht mehr so verhärmt wie nach der Trennung von seinem Vater, die nun auch schon beinahe sechs Jahre zurücklag. Sie lächelte wieder, sah es sogar gelassen, wenn Lukas Kurts Hand nahm. Bereits nach zwei Stunden gingen Lukas und Kurt wieder. Sie wollten die beiden nicht länger stören. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Erst am Montag fiel Kurt ein, dass Johannes am Samstag siebenundzwanzig Jahre alt geworden war. Er hatte sich das Datum zufällig gemerkt, als er es bei Hannes letztem Krankenhausaufenthalt in seinem Pass gesehen hatte. Er hatte ihn erst in Hannes Tasche suchen müssen, als er die Aufnahmeformalitäten erledigt hatte, weil Hanne selbst ja nicht bei Bewusstsein gewesen war. Kurt hielt es für richtig, Hanne zumindest jetzt alles Gute zu wünschen. Bei dieser Gelegenheit konnte er mit ihm auch noch einmal über den miesen Arztbesuch von letzter Woche reden, sich vielleicht entschuldigen, wenn sich Hanne nicht zu blöde verhielt. Kurt machte nun sein gesamtes Verhalten an dem von Hanne fest. Er hatte keine Lust mehr, sich von diesem herum schubsen zu lassen. Das hatte er sich schon vorgenommen, als er vom Krankenhaus aus nach Hause gegangen war. Lukas hatte ihm wieder einmal gezeigt, dass eine gute Beziehung auf gegenseitigem Geben und Nehmen basierte - man betone besonders das Wort gegenseitig. Hanne gegenüber war es ja immer er selbst, der gab. Hanne war noch nicht oft auf die Idee gekommen, sich bei ihm zu entschuldigen. Wenn er recht nachdachte, war es vielleicht ein- oder zweimal so gewesen. Auch der krasse Streit vom letzten Jahr war Kurt noch in lebhafter Erinnerung. Er hatte das erste Mal tatsächlich erwogen, den Kontakt zu Hanne komplett abzubrechen, da dieser ihm misstraute, ihn als Fußabtreter benutzte und seine Launen an ihm ausließ. Mit ziemlich gemischten Gefühlen klingelte er schließlich bei Hanne. Drinnen regte sich nichts und so beschloss Kurt schon bald wieder zu gehen. Kaum hatte er sich jedoch zum Treppenhaus umgewandt, kam Hanne zurück. Überrascht blieb er mitten auf dem Flur stehen. Das Gegenlicht umriss seine Silhouette schwarz und so konnte Kurt seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. “Hallo Johannes.”, brachte er schließlich hervor. “Hi.”, erwiderte Hanne nur. Er hatte keinen eindeutigen Klang in diese Begrüßung gelegt. “Mir ist nur wieder eingefallen, dass du Samstag Geburtstag gehabt hast. Alles Gute nachträglich.”, meinte Kurt freundlich, kam auf ihn zu und drückte seine Hand. Hanne bedankte sich. “Woher kennst du denn das Datum?”, fragte er dann beiläufig, während er an Kurt vorbeiging und die Tür zu seiner Wohnung öffnete. “Als ich dich das letzte Mal zum Krankenhaus gefahren hab, warst du doch bewusstlos. Bei der Aufnahme hab ich dann deinen Ausweis in der Hand gehabt.” “Du hast in meinen Papieren gewühlt!?” Hanne fuhr herum und funkelte ihn an. “Ich hab nicht drin herum gewühlt. Du hattest ihn ja sowieso in der Brieftasche. Keine Sorge, deine Bankkarte und deine sonstigen Kärtchen hab ich nicht angefasst. Mich hat echt nur der Pass interessiert. Und deine Krankenversicherungskarte natürlich auch noch, ja.” Hanne ließ es gut sein. “Okay. Sorry, ich war gerade nicht ganz bei mir. Irgendwie… ach, keine Ahnung, was ich gerade gedacht hab.” “Himmel, was denkst du eigentlich von mir!? Das einzige, woran ich gedacht hab, war, dass ich dich so schnell es geht ins Krankenhaus bringe. Du hast ja bemerkt, dass ich nur das Nötigste zusammengepackt hab. Die Sache mit dem Ausweis kam ja erst in der Klinik.” “Schon gut. Aber bei Dokumenten bin ich ziemlich empfindlich. Magst du noch kurz reinkommen?” “Okay, aber wirklich nur ganz kurz.” Hanne ließ Kurt eintreten und zog die Tür hinter sich zu. “Möchtest du etwas trinken?” Kurt lehnte freundlich ab, folgte Hanne jedoch trotzdem. Es wunderte ihn immer wieder, dass es bei Johannes immer so sauber und ordentlich war. Die Küche, die sie gerade eben betraten, wirkte ebenfalls frisch geputzt. “Was war eigentlich letztens los mit dir, Kurt? Du warst im Krankenhaus so komisch.” Kurt hätte sich gerne vor einer Antwort gedrückt und betrachtete Hanne von hinten, während sich dieser ein Glas Wasser eingoss. “Was hast du mit “eigenen Problemen” gemeint? Hast du Krach mit Lukas?”, erkundigte er sich weiter. “Nein, wir haben keinen Streit.”, antwortete Kurt. “Aber ich möchte es eigentlich nicht dir gegenüber ansprechen.” Hanne nickte und wandte sich um. “Es geht um mich, richtig?”, hakte er tapfer nach. “Keine Sorge. Ich weiß, dass Lukas mich nicht leiden kann.” “Darum ging es gar nicht. Er hat eher Sorge, dass unsere Beziehung den Bach runter geht. Er denkt, dass wir einfach aneinander vorbei leben. Und dasselbe Gefühl hatte ich auch, als wir da im Krankenhaus gewartet haben. Ich kann Lukas das einfach nicht antun. Ich merke immer mehr, dass er mir wichtiger ist als alles andere.” “Natürlich. So geht’s mir mit Rike doch auch. Ich dachte nur, dass du irgendetwas mit mir selber hast. Dass ich mich daneben benommen hab.” Hanne lächelte und trank dann sein Glas leer. “Du möchtest sicherlich wieder gehen.” Kurt bejahte und ließ sich von Hanne zur Tür begleiten, wo sich dieser noch einmal bedankte. Hanne blieb noch ein wenig in der Tür stehen. Er lächelte vor sich hin, war erleichtert, dass Kurt alles so locker zu sehen schien. Er freute sich auch, dass doch kein ernstes Problem zwischen ihnen stand. Obwohl er Rike liebte, hing er noch immer sehr an Kurt. Er hatte ihm ja schließlich auch viel zu verdanken. Zum Beispiel wäre er ohne Kurts Hilfe schon längst ein psychisches Wrack. Allein durch die vielen Gespräche, die sie bisher geführt hatten, hatte er jedes Mal, wenn er am Boden gewesen war, neue Hoffnung geschöpft. Auch Rike und seine Beziehung zu ihr hatte er letzten Endes Kurt zu verdanken. Wenn dieser ihn nicht unterstützt und zu bestimmten Entscheidungen bewegt hätte, wäre er wohl noch immer alleine. Vielleicht wäre er auch schon nicht mehr am Leben? Hanne verbot sich sofort das Weiterspinnen dieses Gedankens. Er sollte wirklich froh sein, dass er noch immer so gesund war und kaum Beschwerden hatte. Dennoch quälten ihn wieder die Gedanken an die bevorstehende Mandeloperation und den Krankenhausaufenthalt. Es beruhigte ihn allerdings sehr, dass Rike ihn zum Krankenhaus begleiten würde. Sie war am Samstag entlassen worden und hatte ihm heute gesagt, dass sie sich für diesen Tag frei genommen hätte. Sie würde also da sein, wenn er aufwachte. Auch seiner Chefin hatte er bereits von dem Eingriff erzählt. Sie war bestürzt gewesen, hatte ihn aber zu seiner Entscheidung beglückwünscht. Unwillig schüttelte sich Hanne, trat in die Wohnung zurück und schloss die Tür. Er wollte sich nicht mehr selbst mit seinen Ängsten quälen. Sie waren doch ohnehin nur hochgespielt, völlig überzogen. Den Eingriff hatten schon so viele Menschen hinter sich gebracht, auch viele Erwachsene. Gegen die Schmerzen danach würde er Medikamente bekommen. Der Krankenhausaufenthalt selbst würde rein zur Beobachtung sein. Hanne atmete tief durch. Nein, er musste unbedingt aufhören sich selbst verrückt zu machen. Er sollte sich bemühen, eher positiv und optimistisch auf seine Zukunft zu blicken. Rike hatte ihm das bereits gesagt, als er sich heute Mittag wieder in seinen düsteren pessimistischen Gedanken versunken war. Sie nahm ihn sehr wohl Ernst in seinen Sorgen, aber er war dankbar dafür, dass sie einen kritischen Blick darauf warf und ihm einen besseren Weg zeigte, mit seiner Angst und seinen anderen Sorgen umzugehen. Sie war eine großartige Stütze, obwohl sie so anders war als Kurt und vielfach empfindsamer reagierte als er. Er schätzte sich wirklich glücklich, Rike zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)