Berliner Nächte von Jeschi ================================================================================ Epilog: Berliner Nächte ----------------------- Ich habe keine Ahnung, was Dominik vorhat, weil er mir auch auf mehrmalige Fragen hin keine Antwort gegeben hat. Irgendwann habe ich dann beschlossen, es einfach auf mich zu kommen zu lassen. Also laufe ich nun schweigend neben ihm her durch die Straßen Berlins, genieße die kalte Nachtluft und seine Hand, die warm in meiner liegt. Wir sind noch nicht lange unterwegs, als ich etwas oder eher jemanden bemerke, der an der nächsten Straßenecke steht. Es ist dieser blöde Typ, der uns in der Uni ständig dumm anmacht und einfach nicht locker zu lassen scheint. Am liebsten wäre ich umgedreht und zurückgegangen, aber ich weiß, dass wir damit dem Problem nur kurzzeitig entkommen wären. Außerdem möchte ich Dominik nicht beunruhigen, obwohl ich merke, dass er sich verspannt, als er den Typen ebenfalls entdeckt. „Da sind die ja die zwei Schwuchteln,“ ertönt es auch sogleich, kaum das wir an ihm vorbei laufen. „Wie ist es denn so, dass Fickpüppchen des Professors zu vögeln?“, richtet er seine Aufmerksamkeit auf mich und ich balle meine freie Hand zur Faust, bereit, ihm einfach seine hässliche Visage zu zermatschen, aber Dominik kommt mir zuvor. „Och, er kann sich nicht beschweren. Wie sagt man so schön? ‚Auf alten Gäulen lernt man das reiten’. Willst du ihm nicht erzählen, was ich alleine mit meinem Mund alles hinbekomme, Jasper?“, sagt er und sieht mich fragend an. Ich starre ihn fassungslos an, während der Typ den Mund öffnet, aber offensichtlich nicht weiß, was er dazu sagen soll. Das ist Wind für meine Segel und ich muss grinsen, als ich mich an ihn wende. „Oh ja, das stimmt. Er weiß wirklich, was er tut und wenn er dann noch seine Zunge dazu nimmt, dann kann man sich echt nicht mehr zusammen reißen,“ versichere ich ihm mit ernster Miene und sehe, wie Dominiks Mundwinkel gefährlich zu zucken beginnt, aber er reißt sich zusammen und nickt ganz ernst. Der Kerl scheint noch immer nicht zu wissen, was er darauf erwidern soll, also sage ich leichthin „Naja, man sieht sich,“ ehe ich Dominik einfach weiter schleife. Als wir sicher sind, dass er uns nicht mehr hören kann, brechen wir fast synchron in Lachen aus. „Wer zur Hölle bist du und was hast du mit meinem unsichern Dominik gemacht?“, frage ich, als ich wieder zu Atem gekommen bin und er lächelt, kuschelt sich dich an mich und meint: „Irgendein ziemlicher intelligenter Junge hat mir mal gesagt, dass er alles durchstehen kann, wenn er nur den richtigen Menschen an seiner Seite hat.“ „Der muss tatsächlich wahnsinnig intelligent sein. Und sicher auch sehr witzig und sexy und…“ Kichernd rammt er mir einen Ellenbogen in die Seite und ich muss lachen. Wir bleiben vor einem Gebäude stehen, dass mir ziemlich bekannt vorkommt und fragend sehe ich zu Dominik, der mich schnurstracks in den Hinterhof zerrt. „Was wollen wir hier?“, frage ich, während wir die Treppen nach oben huschen, immer in der Furcht, jemand könnte uns erwischen. „Ich dachte, du hast Angst, jemand könnte uns erwischen,“ wage ich einen neuen Versuch, als er nicht antwortet. „Hab ich,“ sagt er endlich und ich freue mich, dass er das Sprechen nicht ganz verlernt hat. „Aber es ist wichtig.“ Ich nicke und weiß nicht wirklich, was daran wichtig ist, folge ihm aber trotzdem bis auf das Dach. Wer man glaubt, nur weil man es schon ein paar Mal gesehen hat, ist es nicht mehr spektakulär, irrt sich. Hier oben zu stehen und über die Dächer Berlins zu blicken, zu glauben, all die Lichter da unten, scheinen nur für einen selbst, ist immer wieder atemberaubend. Dominik drückt sich dicht an mich, als wir auf das Lichtermeer hinunter blicken. „Erinnerst du dich noch an den Abend, als wir das letzte Mal hier waren?“, fragt er und ich muss schmunzeln. „Wie könnte ich diesen Abend vergessen?“, frage ich und er lächelt leicht, was mein Herz schneller schlagen lässt. „Ich wusste nicht, wie es um deine Gefühle für mich steht, aber als du mich dann hier noch gebracht hast, war mir klar, dass du mich mehr als nur mochtest, aber einfach nur Angst davor hattest.“ Ich nicke und weiß, was er meint. Ich habe mich mehrmals gefragt, warum ich ihn an diesem Abend auf dieses Dach gebracht habe, an so einen romantischen, intimen Ort, aber ich wusste nicht wirklich eine Antwort darauf. Dabei war es doch so offensichtlich. „Ich war damals schon in dich verknallt, aber als wir hier oben standen und ich plötzlich hoffen konnte, dass es mit uns klappen könnte, da habe ich erst gemerkt, wie sehr ich dich liebe,“ gesteht er mir plötzlich und ich bekomme eine Gänsehaut. Mit einem Mal tut es mir unendlich Leid, ihn an diesem Abend geküsst und dann einfach fallen gelassen zu haben. Ich habe gewusst, dass ich damit seine Gefühle verletzte, aber ich konnte einfach nicht aus meiner Haut. Jetzt, da ich weiß, wie ernst es ihm schon zu diesem Zeitpunkt mit mir war, hasse ich mich für meine Angst. „Warum sind wir jetzt hier?“, frage ich ihn und richte meine Aufmerksamkeit ganz auf ihn, sehe ihm in die wunderschönen Augen und warte auf eine Erklärung seinerseits. „Damals habe ich mich nicht getraut und danach habe ich es bereut, es nicht einfach getan zu haben,“ erläutert er mir und ich kann nicht ganz folgen. „Was hast du dir nicht getraut?“, hake ich nach. „Es dir einfach zu sagen, es dir zu zeigen. Und diesen romantischen Augenblick so mit dir zu genießen, wie er es verdient gehabt hätte. Und deswegen sind wir heute hier,“ sagt er und ich muss wieder Lächeln, weil das einfach das süßeste ist, was er je gesagt oder getan hat. „Dann sollten wir das auch tun,“ schlage ich vor und im nächsten Moment spüre ich seine Lippen hauchzart auf meinen und drücke ihn fest an mich, während wir diesen Moment einfach genießen. Als wir uns lösen, blicke ich über Berlin und kann nicht umhin zu denken, wie magisch diese Nacht doch ist. Und vielleicht ist sie das aus, denn ich habe das Gefühl, dass diese Nächte hier in Berlin, mit Dominik an meiner Seite, alle etwas Magisches an sich haben. Wird Zeit, dies auch in vollen Zügen zu genießen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)