Mandelaugen von Schabi ================================================================================ Soul Blade - Mandelaugen Der Wind hatte aufgefrischt. Jetzt endlich, nach Tagen der Flaute - einer Windstille, die eine drückende, beinahe unnatürliche Hitze mit sich gebracht hatte -, blähten sich wieder die Segel der "Eastern Cloud" und das Schiff pflügte durch das ruhige Meer. Die Besatzung, deren Laune noch am Vortag so auf dem Tiefpunkt gewesen war, dass die Leute ständig untereinander in Streit geraten waren, johlte nun vergnügt hoch oben in den Masten und sang zweideutige Seemannslieder, um sich die Arbeit zu versüßen. Auch Captain Timothy Baker bemerkte, dass es ihm jetzt, wo sein Schiff nicht mehr wie ein plumpes Stück Holz hilflos auf dem Ozean trieb, sehr viel besser ging. Er und sein Steuermann hatten Mühe gehabt, die "Eastern Cloud" auf Kurs zu halten. In diesem Teil des Meeres waren die Strömungen tückisch und so mancher erfahrene Seebär, der durch diese Gewässer hatte kreuzen müssen, war nicht wieder in seinen Heimathafen zurückgekehrt. Captain Baker runzelte die Stirn und sah zum Horizont. Wenigstens sah es nicht nach Sturm aus. Auch das hätte ihnen passieren können: Nach dieser verfluchten Windstille auch noch in einen Sturm zu geraten. Sie konnten es sich nicht erlauben, noch mehr Zeit zu verlieren. Schon jetzt würden sie es nicht mehr schaffen, die Ladung rechtzeitig an ihren Bestimmungsort zu bringen. Aber zumindest würde ihnen der günstige Wind helfen, einen Teil der Zeit wieder aufzuholen. Wenn das Glück ihnen hold war. Der Steuermann neben Baker tippte seinen Kompass an und korrigierte den Kurs. "Das ist eine schlimme Gegend", murmelte er. "Diese Strömungen werden uns das Segeln nicht gerade leichter machen." Baker warf dem Mann einen amüsierten Blick über die Schulter zu. "Nun, wir haben einen guten Wind im Rücken und eine Besatzung, die endlich wieder etwas zu tun hat. Wir werden es schon schaffen, Jacob." Baker trat vor an das Geländer, von dem aus er sein Schiff überblicken konnte. So viel geschäftiges Treiben war für ihn immer ein schöner Anblick. Schon als er klein gewesen war und sein Vater, ebenfalls der Captain eines großen Seglers, ihn mit auf sein Schiff genommen hatte, war das Arbeiten der Männer auf Deck für ihn ein faszinierender Anblick gewesen. Sie mussten Hand in Hand arbeiten, damit alles funktionierte. Ein Fehltritt in den Masten konnte den Tod bedeuten. Vertrauen. Können. Erfahrung. Das war es, was ein Schiff sicher über das Meer brachte. In all der Geschäftigkeit gab es nun einen Punkt, der Bakers Aufmerksamkeit auf sich zog. Seine Augen wanderten zum Bug und blieben an der jungen Frau hängen, die vor wenigen Wochen an Bord gekommen war. Baker fand, dass sie etwas seltsam war, wie sie täglich dort am Bug stand und auf das weite Meer sah, stets in einen hellen Mantel gehüllt, an dem der Wind zerrte. Aber sie hatte bezahlt für die Überfahrt und schließlich war es nicht ihre Aufgabe, an Bord zu arbeiten. Sie konnte tun und lassen, was sie wollte, so lange sie das Schiff nicht in Gefahr brachte. Und doch... Er wusste nicht, was es war, das ihn an dieser Frau so verunsicherte. Er spürte nur, dass er nicht alleine mit diesen Gefühlen war. Die gesamte Besatzung, selbst die Kerle, die sich für besonders rau hielten, kamen ihr lieber nicht zu nahe. Kein einziges Mal war sie von einem der Seeleute unflätig angesprochen worden oder hatte man sie angefasst, wie sie es vielleicht bei anderen Frauen getan hätten. Nicht bei ihr. Nicht nach Bakers Wissen. Was mochte der Grund dafür sein? Die Dämmerung war gekommen und die ersten Sterne funkelten wie dahingeworfene Diamanten am Himmelszelt. Baker hatte seine letzte Runde an Deck gemacht und sich mit einigen der für die Nachtschicht eingeteilten Männer unterhalten. Nun schritt er zurück zu seiner Kabine, um endlich sein Abendessen einzunehmen. Ihm knurrte der Magen. Als er schon fast die Hälfte des Decks überquert hatte, fing etwas Helles seinen Blick. Er blieb stehen und sah genauer hin. Es war die Frau, die wieder an der Reling stand. Nicht am Bug diesmal, sondern an Steuerbord. Doch ihr Blick war genauso der Wirklichkeit entrückt wie sonst auch. Baker überlegte. Sie würden noch einige Tage unterwegs sein und vielleicht konnte sie Ablenkung vertragen? So ganz allein auf einem fremden Schiff... Er zog seinen Mantel zurecht und ging zu der Frau hinüber. "Ein schöner Abend, nicht wahr?" Baker trat an die Reling und legte beide Hände flach darauf. Die Frau wandte sich ihm langsam zu und legte den Kopf schief. Eine unausgesprochene Frage lag in ihren Zügen, aber sie wirkte nicht verärgert. Eher ... erstaunt. Ihr langes dunkles Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden, der ihr über die Schulter fiel und ein leichter Anflug von Röte lag auf ihren Wangen. Und ihre Augen... Mandelaugen, dachte Baker und musste ein Seufzen unterdrücken. Sie war wirklich wunderschön. "Ja." Ihre Stimme war leise und sanft, fast wie die eines Kindes, aber darunter glomm ein Funke, der sich schnell zu einem Flächenbrand entzünden konnte. Baker kannte genug Frauen, um sich schnell ein Urteil bilden zu können. Sie war nicht so sanft, wie sie aussah. Es steckte mehr in dieser Frau. "Ich habe bemerkt, dass das Meer Euch sehr zu faszinieren scheint." Baker versuchte krampfhaft, ein Gespräch aufzubauen. Er hätte anders beginnen sollen. Nicht so plump. Seine Handflächen wurden feucht. Die Nervosität kam unverhofft. Seit Jahren hatte er so etwas nicht mehr gespürt. Die junge Frau lächelte. Wieder drehte sie den Kopf, sah zu den Wellen, deren Schaumkronen im schwindenden Abendlicht rötlich schimmerten. "Es ist weniger das Wasser, das mich interessiert", bemerkte sie sanft. "Mehr die Geheimnisse, die darunter liegen. Oder", sie sah zu den ersten Sternen hinauf, "die Dinge, die mit unlösbaren Banden an das Meer gefesselt sind." Baker runzelte irritiert die Stirn. Er verstand nicht, was sie ihm damit sagen wollte. Oder hatte sie gar nicht mit ihm gesprochen, sondern eher mit sich selbst? Das erschien ihm ebenso wahrscheinlich. Wie sollte er sie einschätzen? "Entschuldigt." Sie wandte sich ihm wieder zu. "Ich wollte Euch nicht verwirren. Das sind alte Geschichten, von denen ich rede. Legenden, von denen niemand weiß, ob sie wahr sind. Seeleute reden darüber und alte Menschen in Fischerdörfern. All diejenigen, die mit den Ozeanen verbunden sind oder waren. Auf irgendeine Weise, irgendwann in ihrem Leben." Die Frau quittierte den verwirrten Blick ihres Gesprächspartners mit einem verschmitzten Lächeln. "Aber sicher wolltet Ihr nicht mit mir über solche Dinge sprechen, Captain..." Sie betonte das letzte Wort als Frage und sah den Captain erwartungsvoll an. "Oh!" Baker verfluchte sich innerlich für seine schlechten Manieren. Er hätte sich vorstellen müssen. Natürlich hätte er das. Was sollte sie nur von ihm denken? "Baker", sagte er förmlich. "Captain Timothy Baker. Und Ihr seid...?" "Nennt mich Seung Mina." Sie sah wieder aufs Meer. "Ein schöner Name." Baker war ehrlich überrascht. "Chinesisch?" Sie schüttelte den Kopf. "Koreanisch. Nicht ganz Asien besteht aus China, das solltet Ihr doch wissen, schließlich bereist Ihr diesen Teil der Welt zu See." "Ja, nun ..." Baker fuhr sich unsicher durch die Haare. "Selbst ein gestandener Mann wie ich kann nicht alles wissen." Seung Mina kicherte kopfschüttelnd, sagte aber nichts. Eine Weile standen die beiden schweigend nebeneinander an der Reling und sahen zu, wie der Mond aufging. Die Nacht war nun gekommen und das Schiff segelte durch die Dunkelheit seinem Ziel zu. "Bis wohin werdet Ihr uns begleiten?" Baker hatte sich plötzlich daran erinnert, dass Seung Mina gesagt hatte, sie werde das Schiff in dem Hafen verlassen, der ihr beliebe, als sie an Bord kam. Auf das Geld würde es ihr dabei nicht ankommen. "Ich weiß noch nicht. Es kommt darauf an, was mir auf dieser Reise begegnen wird, denke ich." "Begegnen? Aber was könnte das sein? Wir sind auf See, da wird es noch Tage dauern, bis wir überhaupt wieder Land erblicken, geschweige denn Menschen." "Und wer sagt, dass ich von Menschen rede?" Ihr Lächeln war vergnügt, aber geheimnisvoll zugleich. Baker schüttelte den Kopf. "Von so etwas sollte man in diesen Gefilden besser nicht sprechen. Diese Gewässer sind bekannt für ... gewisse Vorfälle." Er hütete sich, noch mehr zu erzählen. Es kam ihm vor, als sei der Wind eisiger geworden. Ein Schauer lief eiskalt seinen Rücken hinunter. Sein Unbehagen schien ihr aufgefallen zu sein. Sie sah ihn an, runzelte die Stirn und nickte dann. "Ich weiß." Wieder entstand Schweigen. Schließlich räusperte sich der Captain und sah sich um, als stünde jemand hinter ihm. "Nun, ich frage mich, ob Ihr wohl Lust hättet, mit mir zu Abend zu essen." Er erhaschte einen überraschten, fast ängstlichen Blick ihrerseits und beeilte sich, seine Absichten zu erklären. "Ihr seid die ganze Zeit alleine an Bord und habt sonst keine Gesellschaft. Vielleicht würde Euch ein gemeinsamer Abend etwas ablenken. Wenn ihr wollt, werden wir auch nicht allein sein." Sie zögerte. Er konnte fast hören, wie ihre inneren Stimmen miteinander stritten. Schließlich lächelte sie ihn an und nickte. "Meinetwegen. Ich esse auch lieber in Gesellschaft. Allerdings... Ein Aufpasser ist nicht nötig." Die Kerzen in der Kajüte des Captains waren schon fast zur Gänze heruntergebrannt. Das Essen hatte Baker gut getan, sein Magen gab wieder Ruhe und auch seinem Gast schien es geschmeckt zu haben. Nun redeten sie schon seit einer geraumen Weile über zumeist belanglose Dinge und Seung Mina schien es noch nicht einfallen zu wollen, in ihre eigene Kajüte zurückzukehren. Ihre Gesellschaft tat ihm gut, wie er bemerkte. Sie war im Laufe des Abends aufgetaut und plauderte nun fröhlich vor sich hin, als hätte sich das Dunkel der Nacht im milden Kerzenlicht von ihrem Herzen gelöst. "Ja, da mögt Ihr wohl recht haben." Baker lachte über eine Geschichte, die Seung Mina erzählt hatte, und auch sie schien sich köstlich zu amüsieren. "Ich schwöre Euch, er hat ausgesehen, als hätte sich das gesamte Wasser der Ozeane über ihn ausgegossen." Seung Mina grinste von einem Ohr zum anderen bei der Erinnerung an die Szene. "Ich glaube, er hat es mir immer noch nicht verziehen." Baker lachte. Wann hatte er das letzte Mal einen so unbeschwerten Abend verlebt? Plötzlich erstarb Seung Minas Lachen und ihre Miene verzog sich zu einem ängstlichen Lauschen. Baker verstummte ebenfalls und sah sie besorgt an. "Ist Euch nicht gut?" Sie schüttelte den Kopf und legte einen Zeigefinger an die Lippen. "Er kommt", sagte sie schließlich. Baker, der nicht wusste, was er von diesem plötzlichen Stimmungswandel halten sollte, überlegte noch, was er erwidern könnte, als es an der Tür klopfte. Verwirrt stand der Captain auf und öffnete die Tür. Jacob, der Steuermann, stand draußen. In seinen Augen las Baker Angst - etwas, das er bei Jacob noch nie gesehen hatte. In den ganzen Jahren nicht, in denen sie die Meere gemeinsam bereisten. "Was ist passiert, Jacob?" Der Steuermann deutete nach oben. "Captain, Ihr solltet schnell nach oben kommen. Da ist etwas ... Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Ein Schiff ... Oder auch nicht. Am besten, Ihr seht es Euch selbst an." Baker wollte sich zu Seung Mina umdrehen, um sich bei ihr zu entschuldigen, doch sie drängte sich bereits an ihm und dem verwundert dreinblickenden Jacob vorbei und entschwand wortlos in Richtung ihrer Kabine. So zuckte er nur mit den Achseln und folgte Jacob ans Deck. Das Bild, das sich ihm bot, verschlug ihm die Sprache und ließ seine Knie augenblicklich zu zittern beginnen. Am Horizont hatte sich eine gewaltige rote Wolke gebildet, die sich rasend schnell auf die "Eastern Cloud" zu bewegte. Etwas befand sich in dieser Wolke. Ein ... Schiff? Baker kniff die Augen zusammen. Nun, es schien ein Schiff zu sein, doch die Segel waren zerrissen und ein Mast schien gebrochen zu sein. Und außerdem - so unwahrscheinlich das klang - segelte es nicht auf dem Wasser, sondern... darüber! Ein fliegendes Schiff! Baker war ein Mann, der in seinem Leben schon zu viele Geschichten gehört und zu viele Dinge erlebt hatte, um nicht an so etwas zu glauben. Und doch... Jetzt, als er sich dieser unheimlichen Erscheinung gegenüber sah, fürchtete er, er hätte mitsamt seiner Mannschaft den Verstand verloren. Das Schiff war inzwischen ganz nahe herangekommen und segelte nun parallel zur "Eastern Cloud". Baker sah niemanden an Bord und es war auch nirgendwo Licht zu entdecken. Eine unirdische Kälte ging von den verrotteten Planken aus. Baker ertappte sich dabei, wie er zu beten begann. Noch nie hatte er das getan. Jacob zischte zwei Matrosen, die nahe an die Reling gegangen waren, um das Schauspiel aus nächster Nähe zu erleben, etwas zu und scheuchte sie wieder unter Deck. Er selbst folgte ihnen nicht, sondern blieb bei seinem Captain. "Was sollen wir jetzt tun?" fragte er leise, wie um keine unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sein Blick blieb stets auf das andere Schiff gerichtet. Baker schüttelte den Kopf. "Ich kann es dir nicht sagen, Jacob. Mit so etwas hätte ich nicht einmal in meinen kühnsten Träumen gerechnet. Vielleicht... Sollten wir erst einmal abwarten." Auf dem Schiff regte sich etwas. Eine dunkle Gestalt trat an die Reling. Ein Mann, hochgewachsen und breitschultrig. Er starrte Baker an, der unter seinem Blick immer nervöser wurde. "Wer von euch ist der Kämpfer?" Seine Stimme dröhnte über dem Rauschen des Meeres. Baker kämpfte gegen den Drang an, sich die Ohren zuzuhalten. "Der Kämpfer?" Der Captain sah Jacob an, der nur den Kopf schüttelte. "Von wem redet Ihr?" Der Mann auf dem anderen Schiff stützte sich auf der Reling ab. "Wollt ihr mir erzählen, ihr habt mich gerufen, ohne einen Kämpfer unter euch zu haben?" "Wir wissen nichts von einem Kämpfer", rief Baker zu der dunklen Gestalt hinüber. "Ich weiß nicht, wovon Ihr redet." "Nein!" Der Mann schrie auf und schlug mit den Handflächen auf das Geländer vor ihm. "Ich will Blut! Für nichts anderes bin ich hierher gekommen. Und nun verwehrt ihr es mir? Ich werde euch ersäufen wie Ratten!" Ein roter Schimmer begann das fremde Schiff zu umgeben. Ein dunkles Brummen erfüllte die Luft und ließ Bakers Magen rebellieren. Was war das? Was konnte er tun? Die Planken seines Schiffes schienen sich unter seinen Füßen zu heben. Ein Ächzen lief durch den Rumpf, als würde die "Eastern Cloud" Qualen leiden, die sich niemand vorzustellen vermochte. Jacob begann zu schreien und machte Anstalten, wegzulaufen. Doch ziemlich schnell erkannte er, daß es keinen Ort gab, an dem er sich in Sicherheit hätte bringen können. Der Mann auf dem anderen Schiff lachte. "Cervantes de Leon!" Der Fremde sah auf und augenblicklich kam die bockende "Eastern Cloud" wieder zur Ruhe. Baker atmete erleichtert auf, begriff aber, daß es noch nicht vorbei war, als er den suchenden Blick des Mannes auffing. "Bist du der Kämpfer?" "Ja. Ich bin gekommen, um dich herauszufordern." Baker sah sich um und schnappte überrascht nach Luft, als er Seung Mina erblickte, die ein Stück weit rechts von Baker und Jacob an der Reling stand. Sie trug ein rotes Kleid, das einen mehr als freizügigen Blick auf ihren Körper erlaubte. In ihren Händen ruhte ein gewaltiger Stab - eine Klingenwaffe, wie Baker erstaunt feststellte. Wann hatte sie diese Waffe an Bord gebracht? "Dann komm zu mir!" Der Mann, den Seung Mina Cervantes genannt hatte, lachte höhnisch und winkte die junge Frau zu sich. Baker hatte das Gefühl, als müsse auch er auf Cervantes Befehl reagieren, doch er sträubte sich mit aller Kraft dagegen. Und dann, irgendwo in seinem Geist, begriff er plötzlich, was um ihn herum vor sich ging. Was geschehen würde. "Nein!" Baker trat ein paar unsichere Schritte auf Seung Mina zu. "Ihr dürft nicht zu diesem... diesem Monster gehen. Es wird Euch töten." Seung Mina warf dem Captain einen kühlen, beinahe verächtlichen Blick zu. "Das glaubt Ihr." Dann begann sie zu lächeln. "Captain Baker, dies ist das Ziel, zu dem ich kommen wollte. Es ist so etwas wie... mein Heimathafen. Ich denke, dies ist der Punkt, an dem ich Euch verlassen werde." "Aber Ihr werdet sterben!" Baker konnte einfach nicht begreifen, daß sie es nicht einsehen wollte. Wie war es möglich, daß sie sich für so stark hielt, gegen diese... übernatürliche Bestie anzutreten und zu gewinnen? "Nun, das könnte passieren." Seung Mina zog die Schultern hoch. "Aber ich denke, ich weiß, was ich tue. Und glaubt mir, ich bin nicht ganz so zart, wie ich aussehe." Sie ging auf die Reling zu und schwang probeweise ihre Waffe. "Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft. Vielleicht werde ich mich eines Tages revanchieren können. Wenn Ihr es mir erlaubt." Baker schüttelte den Kopf. "Ich verstehe Euch immer noch nicht. Aber Ihr scheint Vertrauen in Eure Fähigkeiten zu haben und auch, wenn ich Eure Beweggründe nicht kenne und auch befürchte, sie selbst, wenn sie mir bekannt wären, nicht zu verstehen... Ich wünsche Euch viel Glück. Und ich würde mich freuen, Euch eines Tages wiederzusehen. Lebt wohl." Seung Mina warf Baker einen letzten Blick über die Schulter zu. "Bringt das Schiff in Sicherheit, sobald ich bei Cervantes bin. Euch und Eurer Mannschaft wünsche ich viel Glück. Lebt wohl." Sie begann zu laufen, hieb den Stab ihrer Waffe auf die Planken des Schiffes und schwang sich mit ihrer eigenen Kraft hinüber auf Cervantes' Schiff. Als sie drüben angelangt war, begann die See rauer zu werden. Roter Nebel hüllte das andere Schiff ein und es begann, sich schnell von der "Eastern Cloud" zu entfernen. Baker rief seine Mannschaft auf Deck und befahl, den aufgekommenen Wind so gut wie möglich auszunutzen. Den Heimathafen zu erreichen, war Baker plötzlich immens wichtig geworden. Er sah noch einmal zu der roten Wolke, in der sich das Schiff des unheimlichen Cervantes schnell entfernte. Tief in sich hegte er die Hoffnung, eines Tages wieder in die wunderschönen Augen Seung Minas blicken zu können. Und doch... Die Welt war gefährlich. Das Ende konnte jeden Menschen schneller erreichen, als man vermutete. "Viel Glück", flüsterte der Captain und wandte sich dann wieder seiner Mannschaft zu. Hosted by Animexx e.V. 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