Steampunk. von Xai (Wenn einem kein Namen einfällt...) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Die Maschinen arbeiten auf Hochtouren. Langsam nähert sich Ratree der Mitte der Anlage. Um sie herum blinken Lampen, Ventilatoren drehen sich, Kolben ächzen und die Luft flimmert vor Hitze. Kein geeigneter Ort für eine junge Frau von grade einmal siebzehn Jahren. Aber sie ist die Beste. Die Beste für diesen Job, der die Menschheit retten konnte – oder sie auslöschen. Ratree schleicht vorwärts, immer darauf bedacht nicht ins Blickfeld der Wachen zu kommen, die als dunkle Schatten im dunstigen Licht zu sehen waren. Dicht an die Maschinen gepresst, die heiß in ihrem Rücken brennen, bewegt sie sich dem roten Lichtschein entgegen, der in der Mitte der Anlage liegt. Dieses Licht ist es, das Ratree stehen soll, genauer: der Stein, von dem dieses Licht ausgeht. Einer der letzten drei Drachensteine. Die anderen beiden waren schon in Besitz der Menschen, die Ratree angeheuert hatten. Die Prathaps, eine Gruppe von Menschen – Kämpfer, Wissenschaftler und Techniker -, die von der Organsation als Verbrecher gejagt werden. Sicher, ihre Methoden waren nicht immer legal, aber das konnten sie auch nicht wein, wollten sie die Organisation stürzen und die Menschen aus ihrer selbstgewählten Versklavung befreien. Sie selbst hatte von klein auf trainiert, um eines Tages gut genug zu werden. Sie war Diebin und Assassine und musste viele schwierige Tests bestehen, bis sie bereit dazu war auf diese Mission zu gehen. Sie wollte die Organisation vernichten, die ihr vor so vielen Jahren die Familie raubten. Sie wurde als Waise von den Frauen der Prathaps aufgezogen, doch sie konnte auch nach all den Jahren nicht die Augen ihrer Mutter vergessen. Eines milchig weiß, das andere glühend rot, die sich schließen, als sie Ratree einen letzten Kuss auf die Stirn gibt. Tränen laufen über ihre Wangen und Ratree fängt an zu heulen, weiß nicht, was geschieht. Dann wendet sich ihre Mutter ab und geht flankiert von Soldaten der Organisation hinaus. Das Gefühl der Einsamkeit, das sich in Ratree breit machte, als sich die Türe schloss, lässt sie noch heute Nacht für Nacht schweißüberströmt aufwachen. Darum hat sie Rache geschworen. Und heute ist es endlich soweit. Sie ist nur noch wenige Meter vom letzten Drachenstein entfernt. Sie steht am Rande der kreisrunden Fläche in der Mitte der Anlage, vor ihr ein seltsames Gestell, in dem der Drachenstein ruht. Das langsam pulsierende Licht erreicht Ratree nicht. Sie steht in den Schattem verborgen und wartet auf den Moment, da sie den Stein holen kann. Eine Fanfare ertönt und die Wachen lassen sich auf ihre Knie sinken. Ein kleines Grüppchen Wissenschaftler, die zuvor auf der anderen Seite des Steins standen, wendet sich jetzt einem Aufzug zu, der aus dem Boden kam. Sie verneigen sich leicht und Ratree spürt einen Stich, als ihr klar wird, wer die Person im Aufzug ist. Die Anführerin der Organisation, deren Namen niemand kennt. Eine wunderschöne, aber schreckliche Frau, die die Menschheit mit falschen Versprechungen versklavt hat und mit harter Hand über fast die gesamte verbliebene Welt regiert. Nur die Prathaps wehren sich gegen ihr Regime sowie einige vereinzelte Normaden, die sich ihrer Macht entziehen. Schnell drückt sich Ratree noch weiter in die Schatten zweischen den Maschinen. Jetzt darf man sie nicht mehr entdecken, sonst ist ihr ganzes Vorhaben gescheitert und die monatelangen Vorbereitungen der Prathaps wären umsonst gewesen. Mit angehaltenem Atem wartet sie ab, bis einer der Wachleute an ihr vorbeigegangen ist, erst dann wagt sie einen weiteren Blick in Richtung der Gruppe, die grade in dem Moment den Aufzug besteigt, dier sie wieder nach unten bringt. In tiefere Ebenen, von denen kein Außenstehender weiß, was dort geschieht. Selbst die Spione und ein paar gekaufte Wachen konnten nicht herausfinden, was sich da unten verbirgt. Ratree wartet noch einen Moment, ehe sie sich wieder ein Stück vorwagt um die gesamte Fläche zu überblicken. Die Wachen haben sich wieder auf ihre Posten begeben und folgen weiter ihren Rundgängen. Jetzt müsste sie etwa fünf Minuten Zeit haben, bevor der erste wieder am Stein vorbeikommt. Geduckt läuft sie auf die Mitte des Platzes zu, analysiert die Konstruktion, die den Stein hält und betätigt die Passenden Schalter und Hebel um die Verankerung zu lösen. Mit einem leisen zischen löst sich der obere Greifarm und gibt den Drachenstein frei. Ratree unterdrückt ein Jauchzen und streckt ihren Arm aus. Millimeter bevor ihre Finger den Stein berühren, erklingt ein lautes Warnsignal. Still bleibt Ratree stehen, rührt sich nicht. Nur ein Gedanke schießt ihr durch den Kopf: sie hatte versagt. Erst die Geräusche heraneilender Soldaten lässt sie wieder zur Besinnung kommen. Sie schnappt sich den Stein und läuft los. Rennt blindlinks in das Labyrinth der Maschinen, weicht Wachleuten aus und durchquert im Zickzack die ganze Anlage, die Wachen immer an den Fersen. Noch wagen sie es nicht zu schießen, aus Angst eine der wertvollen Maschinen zu zerstören, doch bald hat Ratree den Ausgang erreicht. Den richtigen diesmal und nicht das Lüftungsrohr, durch das sie hereinkam. Tageslicht empfängt sie, das sie sofort blinzeln lässt. In der frischen, klaren Luft friert sie, denn die Hitze der Anlagen und ihr Sprint quer hindurch hat ihren Körper aufgeheizt. Fast blind folgt sie dem Weg zu einem Wald, weicht Wachen und Geschossen aus und schafft es irgendwie im schützenden Dickicht des Waldes unterzutauchen. Im Halbdunkel der Bäume kann sie wieder etwas sehen und so läuft sie auf den Treffpunkt zu, wo sie den Drachenstein abgeben sollte. Ein Schlag in den Rücken lässt sie auf die Knie gehen. Ein Tritt und sie liegt auf dem Boden, ein Gewicht drückt sie nieder und eine Klinge legt sich gegen ihren Nacken. "Was hast du getan", zischt eine Stimme. Ratree ist erleichtert. Kein Gegner hat sie erwischt, sondern Julik, ihr Kommandant und Verlobter. In diesem Moment allerdings war seine Stimme kalt. "Julik, ich hab den Stein. Alles ist gut gegangen." "Gut gegangen?" Julik schnaubt abfällig. "Die Hälfte der Wachleute durchkämmt den Wald nach dir und die andere Hälfte bewacht die ganze Anlage und den Brunnen. Du hast nicht nur versagt, nein, du hast uns alle in Gefahr gebracht und unsere Mission noch dazu." Mit diesen Worten holt er aus und schlägt zu. Schwärze umfängt Ratree und Juliks letzte Worte lassen ihr die Tränen kommen. "Lasst sie zurück. Wir müssen verschwinden und berichten. Und dann einen neuen Plan ausarbeiten." Dann wird sie ohnmächtig. The End? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)