Die Legende von Shikon No Yosei von Ami_Mercury (Das Schicksal einer Elementarmagierin) ================================================================================ Kapitel 21: Erzählung 07: Das Schicksal eines Norn -------------------------------------------------- Bezwinger und Schrecken Ein Norn, der noch einige Jahre vom Mannesalter entfernt war, befestigte die Schwertscheide an seinem Gürtel. Mit keiner anderen Waffe fühlte er sich so wohl – das hatte er wohl von seinem Vater, der zu den besten Schwertkämpfern seines Volkes gehörte … Seine Mutter dagegen galt als begabte Heilerin; von ihr hatte er ihre spirituelle Verbundenheit zu den Geistern der Wildnis. Er wollte ein ebenso gefeierter Held werden, wie seine Eltern. Und heute würde er den ersten Schritt auf diesem Weg gehen … Die Jagdgesellschaft hatte ihm eine Jagd im Wanderer-Hügel genehmigt. Als Debütant durfte er allerdings nur ein einziges Beutetier erlegen, welches anschließend als Opfer dargebracht wurde – und zwar dem Geist, welchem er von nun an die Treue halten wollte. Er schlich durch das Gras, tief in den Wald hinein. Sein Ziel war ein Minotaurus-Bulle. Und deshalb durfte er sich keinen einzigen Fehler erlauben – sie konnten Jäger sogar gegen den Wind riechen. Er zog blank, umkreiste die Minotauren-Herde und stürzte auf eines der Tiere zu. Sein Schwert knallte gegen die wuchtigen Hörner. Das Männchen schnaubte ärgerlich und stemmte die Hufe in den weichen Boden. Der junge Krieger löste den Druck, wich dem Stoß aus und rammte dem Minotauren die Klinge in den Schädel. Stolz schleppte er den Kadaver zum Grawlenfjord, an dem ein Schrein der Großen Bärin lag. Er setzte sich vor das leuchtende Abbild des Geistes und begann zu meditieren, wie seine Mutter es ihn als kleinen Jungen gelehrt hatte. In Gedanken stellte sich vor: „Mein Name ist Ric Cordinson … Mit meinem Schwert unterstelle ich mich dem Dienst an der Großen Bärin. Möge sie meine Opfergabe akzeptieren und meinen Weg mit ihrer Kraft stärken!“ Da sprach die Große Bärin plötzlich persönlich zu ihm: „Ich habe deine Bitte gehört … Ich beobachte dich, ich kenne dich. Trage den Namen der >Brärenkralle< und ich werde in jedem deiner Schwerthiebe sein!“ Nur wenige Norn hatten jemals die Stimmen der Geister der Wildnis so deutlich wahrgenommen – und meist waren es dann die Hovroun, wenn sie zu ihnen in die Nebel übertraten. Für dieses Zeichen war er gleichzeitig dankbar und es machte ihm Angst. Ric beobachtete den vorbeiziehenden Zug am Schneeherren-Tor. Es kehrte nicht einmal die Hälfte der Krieger von dem Ausfall aus dem Norden zurück. Doch natürlich brachten sie keine Leichen nach Hause … jeder, der von einem Drachen oder seiner Gefolgschaft getötet wurde, erlag ebenfalls der Verderbnis – in diesem Fall verwandelte er sich in Jormag´s Eisbrut. Er sah jedem Jäger ins Gesicht, suchte vergebens nach zwei bestimmten Personen. Weder seine Mutter noch sein Vater gehörten zu den Überlebenden. Und genau das hatte er befürchtet … Seine Eltern waren tot. Nein, schlimmer – sie waren Diener des Drachen geworden. Als ihr Sohn fiel es ihm zu eines Tages auszuziehen, sie zu suchen und vom Fluch Jormag´s zu erlösen. Doch dazu benötigte er jemanden, der ihn nicht nur in der Kriegskunst unterrichtete, sondern ihn auch zu einem richtigen Jäger machte … In Hoelbrak gab es nur eine einzige Person, die ihn verstehen und ausbilden konnte – die Waldläuferin Eir Stegalkin! „Sag´ das nochmal, Junge.“, entgegnete sie auf seine Ausführung. Ric Bärenklaue hob demonstrativ das Schwert und erklärte: „Ich möchte dein Schüler werden, damit ich irgendwann meine Eltern jagen kann! Bitte, Eir … es gibt niemanden hier, der so viel über die Drachen weiß, wie du.“ „Selbst wenn – ich bin Bildhauern, keine Babysitterin! Verschwinde aus meiner Heimstätte!“, gab sie aufgebracht zurück, bevor sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug. Früher hatte seine Mutter gelacht, wenn er den Dickköpfigen gespielt hatte – in dieser Hinsicht war er seinem Vater sehr ähnlich gewesen. Und auch jetzt würde er seine geerbte Hartnäckigkeit unter Beweis stellen! Er setzte sich neben das Tor, welches zu Eir Stegalkin´s Garten führte, und wollte dort solange ausharren, bis sie ihn aufnahm. Mit der alsbald anbrechenden Nacht kam jene Kälte, die nicht einmal die Norn so einfach wegsteckten. Langsam wurden seine Augenlidern schwer und er war kurz vor dem Einschlafen, da stupste ihn eine feuchte Nase an und goldene Augen musterten ihn – es war Garm, Eir´s schwarzer Wolf und treuester Begleiter. „Du solltest ihm dankbar sein … Wenn er mich nicht so gedrängt hätte, wärst du morgen nicht mehr aufgewacht.“, meinte die Waldläuferin, als sie Ric Bärenklaue vom Boden hochzog. Kaum hatten sie die warme Feuerstelle im Haus erreicht, schlief der junge Krieger bereits auf dem Boden ein. Die Norn lächelte melancholisch und gestattete sich für einen winzigen Moment an ihren Sohn Braham zu denken – er lebte bei Freunden seines verstorbenen Vaters, weil sie ihn zurückgelassen hatte, um der Klinge des Schicksals beizutreten. Seitdem hatte sie ihn weder gesehen noch gesprochen, es nicht gewagt nach Klippheim zu gehen. Ihr Blick wanderte zu Garm, der sich neben Ric Bärenklaue gelegt hatte. Es war nicht sein Kratzen an der Tür, welches sie dazu bewegt hatte, den Jungen ins Haus zu holen. Sie konnte nicht noch ein Kind im Stich lassen, das sie brauchte … es genügte, dass Braham leiden musste. Und vielleicht lenkte sie die neue Aufgabe sogar von den Alpträumen über Snaff ab. „Kaum ein Jäger in Hoelbrak ist dir gewachsen, im Kampf bist du ein sehr gefährlicher Gegner.“, lobte Eir Stegalkin ihren Schüler, als er den letzten Sumpflindwurm niedergestreckt hatte, „Du bist soweit …“ Der junge Mann reinige seine Schwerter mit Schnee, bevor er antwortete: „Heißt das, du erlaubst mir in diesem Jahr die Teilnahme an der Großen Jagd?“ „Ich habe bereits verkündet, dass du meinen Platz einnehmen wirst.“, bestätigte die rothaarige Waldläuferin und berührte ihn an der Schulter, „Aber ich meinte noch etwas anderes … Es wird Zeit, dass deine Eltern die Reise in die Nebel antreten!“ Ric Bärenklaue schaute seine Meisterin verblüfft an – sie hatten in den ganzen Jahren nicht mehr darüber gesprochen; er war davon ausgegangen, dass sie es längst vergessen hätte. „Aber ich muss dich warnen – diese Kreaturen, die einst deine Eltern waren, sind gefährlich! Wenn es um die Diener eines Drachen geht, kann man nicht vorsichtig genug sein.“, mahnte ihn Eir Stegalkin, „Weißt du schon, wie du sie aufspüren willst?“ Er zögerte nur einen winzigen Augenblick, dann entgegnete er: „Es tut mir Leid, dass ich es dir nie gesagt habe, Meisterin … Wann immer ich allein unterwegs war, habe ich die Spuren von … Cordin und Henja verfolgt, um ihr Versteckt zu lokalisieren. Seit einigen Wochen scharen sie eine Eisbrut-Herde um sich, am Schrein der Jora.“ Seine Knöchel traten weiß hervor, so stark umklammerte Ric Bärenklaue die Griffe der beiden Klingen. Trotz der Entfernung konnte er seine Eltern ganz klar ausmachen – das Schwert seines Vaters und die Halskette seiner Mutter würde er unter Tausenden wiedererkennen. Alles in ihm schrie nach Vergeltung, nach Erlösung … nur Eir´s Gegenwart hielt ihn noch zurück. „Werden sie mich erkennen?“, fragte der Krieger ernst. Seine Meisterin wirkte traurig, als sie erklärte: „Nein. Die Drachenverderbnis löscht jede Erinnerung aus … Bei den Söhnen Svannir´s ist es anders, weil sie zwar von Jormag berührt, aber nicht unter seinem Einfluss gestorben sind.“ Ric Bärenklaue nickte grimmig. Vielleicht war das sogar besser – so konnten sie wenigstens in den Nebeln Ruhe finden … „Garm und ich kümmern uns um die kleinen Fische.“, meinte die Eir und zückte ihren Bogen, „Ich werde das jetzt nur einmal sagen … Ich bin froh und dankbar, dich als Schüler zu haben. Du hast meinem Leben wieder einen wirklichen Sinn gegeben … Du findest es wahrscheinlich unangebracht, gerade heute – du bist mir genauso wichtig, als wärst du mein Sohn.“ Mit diesen Worten im Ohr trat Ric Bärenklaue jenen Wesen gegenüber, die einst seine Eltern gewesen waren, und zog blank. Erschöpft ließ er sich zwischen die beiden Leichnamen auf die Knie fallen. Tränen stiegen in ihn auf. „Du führst deine Klauen wahrhaft mit dem Mut meiner Kinder …“, hallte die Präsenz der Großen Bärin durch seinen Geist, „Schäme dich nicht für deine Trauer. Und keine Sorge, Cordin und Helja werden nicht in Vergessenheit geraten – ihre eigene Geschichte und das, was noch vor dir liegt, hat sie zu großen Helden gemacht!“ Die Augen des Kriegers weiteten sich und eine Frage brannte in ihm. „Es ist nicht unsere Aufgabe unseren Schützlingen ihren Weg vorzugeben oder zu beeinflussen … Lass´ dich von deiner Kraft und deinem eigenen Willen leiten!“, erklärte der Geist. Ric Bärenklaue konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, als Eir ihn mit einer Umarmung aus seiner Starre riss. Knut Weißbär selbst, Herr der Großen Halle Hoelbrak´s, war es gewesen, der die Beute zum Kampfschauplatz getrieben hatte. Bevor die Jagd beginnen konnte, baten die Schamanen noch um den Segen der Geister der Wildnis – von der Schneeleopardin bekamen sie Schnelligkeit und Anmut verliehen, der Rabe gewährte ihnen Weisheit und Klarheit, im Zeichen des Wolfes sollten sie wie ein Rudel und mit der Stärke der Bärin kämpfen. Dann durften die Teilnehmer endlich die Stufen zum Plateau hinaufsteigen. Mit einem tiefen Grollen schoss Issormir, ein mächtiger Wurm, aus der Erde heraus. Sie fächerten sich in einem zweireihigen Halbkreis vor ihm auf – die Waldläufer und Magier blieben zurück, während die Nahkämpfer auf ihn zustürmten. Ric Bärenklaue schlug eine Salve nach der anderen, während ein Lächeln sein Gesicht zierte – er dachte daran, warum er rechts und links eine scharfe Waffe führte. „Du hast dich also für das Schwert entschieden … Und dennoch möchtest du von mir, einer Bogenschützin, lernen.“, hatte Eir an seinem ersten Morgen unter ihren Fittichen gesagt, „Sag´ mir, wenn du mit einer Klinge umgehen kannst, warum dann nicht auch mit zwei? In der Wildnis musst du angreifen und dich gleichzeitig verteidigen können – einhändig bist du alles und jedem unterlegen!“ Knut Weißbär hob seinen Bierhumpen und rief stolz: „Ich gratuliere euch herzlich, meine jungen Freunde, von diesem Tag an geltet ihr in den Augen unseres Volkes als vollwertige Mitglieder – ihr seid erwachsen geworden, eure Legende hat begonnen! Mögen die Spielmänner noch viele Liebe über sie dichten – über die Bezwinger von Issormir!“ Ein zustimmendes Grölen tönte durch den Schankraum der Großen Halle. Ric Bärenklaue saß mit den anderen jungen Norn zusammen. Sie prallten, tranken und beglückwünschten sich gegenseitig zu ihrem Erfolg. Eir prostete ihrem Schüler an diesem Abend nur aus der Entfernung zu – die Aufmerksamkeit galt ihm und diese wollte sie mit ihrer Anwesenheit nicht schmälern. Nachdem sich die Älteren zurückgezogen hatten, begann das Unterhaltungsprogramm für die ruhmreichen Jäger. Tänzerinnen, Barden, Musiker – es wurde gelacht, noch mehr getrunken und so ordentlich gefeiert, dass beinahe die Wände wackelten. Eine der Tänzerinnen fiel Ric Bärenklaue besonders auf. Ihr rotbraunes Haar erinnerte ihn an ein loderndes Lagerfeuer in einer kalten Nacht – ihre dunkelblaue Kleidung unterstrich diesen Eindruck noch zusätzlich. Während seine Kumpane weiterhin mit großer Ausdauer ihre Becher leerten, klebte sein Blick an ihr. Er verfolgte jede ihrer Bewegungen. Und schließlich gab sie ihm einen stummen Wink, ihr zu folgen. Im obersten Stockwerk lagen die Zimmer von Knut Weißbär´s Familie; in den restlichen drei Etagen gab es Quartiere für Würdeträger, Schamanen und andere Gäste – je höher ihr Ansehen, desto weiter oben lag der zugeteilte Raum. Doch das Mädchen führte ihn stattdessen ins Untergeschoss, von dem er gar nicht gewusst hatte, dass es existiert. Sie lehnte sich an eine der hölzernen Türen und sah ihn erwartungsvoll an. „Hierher kommt sonst niemand …“, sagte sie leise. Ric Bärenklaue verstand sofort. Hier wären sie ungestört … nur sie und er, die ganze Nacht. Er biss sich auf die Unterlippe. Durch das Töten von Issormir war er in den Augen seines Volkes nun ein Mann. Und als solcher durfte er das Lager mit einer Frau teilen … „Wie heißt du?“, fragte er kehlig. Sie legte den Kopf schief und flüsterte: „Du kannst mich Kadlin nennen, tapferer Bezwinger von Issormir …“ Jemand streichelte ihm über den Kopf. Erst dachte er an seine Mutter … Eir tat so etwas normalerweise nicht. War ihr Geist aus den Nebeln zu ihm gekommen oder spielten ihm seine Erinnerungen einen Streich? Nach und nach wurde es in Ric Bärenklaue´s Kopf klarer – das viele Bier forderte seinen Tribut – und er wurde sich des Gefühls nackter Haut bewusst, da erinnerte er sich an den vergangenen Abend. „Kadlin?“, kam seine Stimme nur als Krächzen heraus. Sie lachte glockenhell und erwiderte: „Wer sonst?“ Er setzte sich neben ihr auf, betrachtete sie eingehend. Nicht nur er hatte mit ihr seine erste Nacht verbracht … „Warum ausgerechnet ich?“, wollte er etwas beschämt wissen, nun da wieder halbwegs klar denken konnte, „Ich meine … ich war nicht der alleinige Held der Großen Jagd. Und für dich war es …“ Kadlin knete ihre Finger und antwortete nach einigem Schweigen: „Du bist mutig und stark … Und dennoch keiner von diesen Kerlen, die sich für unbesiegbar halten. Ich habe dich gestern beim Fest beobachtet – du hast auch geprallt mit eurem Sieg, aber … du hast auch Respekt vor Issormir. Für dich war es kein einfaches … Abschlachten. Ich wusste, ich kann dir vertrauen.“ Ric Bärenklaue legte die Finger unter ihr Kinn, sodass sie ihn ansehen musste. Ihre Worte drückten genau das aus, was er gefühlt hatte – Respekt vor einem starken Gegner, Ehrfurcht vor dessen Geist und Dankbarkeit durch ihn endlich ein vollwertiger Krieger geworden zu sein. Und so war sein Kuss diesmal nicht stürmisch wie in der letzten Nacht – sondern unglaublich sanft. Seit über einem Jahr trafen sich Ric Bärenklaue und Kadlin bereits heimlich in einem der unbenutzten Zimmer unter der Großen Halle. Nicht einmal Eir hatte der Krieger die Wahrheit gesagt. Irgendwann hatte er gefragt: „Kadlin … welche Art von Beziehung haben wir eigentlich? Ist das noch eine harmlose Affäre – oder war es das überhaupt jemals?“ „Ich glaube nicht, dass ich mich dann so wohl fühlen würde. Wie stehst du dazu … zu mir?“, war ihre Antwort gewesen, wobei die Unsicherheit in ihrer Stimme deutlich herausgehört hatte. Und während er sie fest an sich gedrückt hielt, wollte er ihr diese Zweifel nehmen: „Ich wünsche mir … mehr zwischen uns. Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, ein anderer Mann könnte … dich mir wegnehmen.“ Doch dann rückte ein Ereignis näher, welches alles zwischen ihnen änderte – ein Faustkampf-Turnier für die besten Kämpfer und Jäger der Zittergipfel, das ermitteln würde, wer sich mit dem Segen der Geister der Wildnis dem Alt-Drachen Jormag stellen sollte. Natürlich gehörte Ric Bärenklaue zu denjenigen, die sich als erstes für die Teilnahme eintragen ließen – etwas, das Kadlin ganz und gar nicht gefiel. „Warum willst du unbedingt gegen dieses Monster kämpfen?!“, fuhr sie ihn, „Du wirst sterben, Ric! Ist dir das überhaupt klar? Niemand kann gegen die Drachen gewinnen – schon gar kein einzelner Krieger! War das nicht die Lektion, die du bei der Jagd auf Issormir gelernt hast?!“ Wut stieg in ihm auf und er gab lautstark zurück: „Ich werde mich nicht feige verkriechen, während immer mehr unseres Volkes von diese Bestie versklavt werden!“ „Na schön, wenn du dein Leben einfach so wegwerfen willst. Ich werde dich nicht aufhalten …“, sagte sie verärgert, „Aber erwarte nicht, dass ich dir dabei auch noch anfeuere! Wenn du an dem Turnier teilnimmst … will ich dich nicht mehr sehen.“ Er ballte die Fäuste, sagte aber nichts mehr. Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Sein Zorn vernebelte ihm so sehr die Sinne, dass er nicht einmal mehr Kadlin´s Schluchzen hörte. Nach unzähligen, harten Duellen ging Ric Bärenklaue als Gewinner aus dem Turnier hervor – und schloss sich nur wenige Stunden später einer Gruppe an, welche geführt von Shikon Feenseele die fünf großen Völker Tyria´s vereinen wollte, um gegen alle fünf Alt-Drachen zu ziehen; ihre Argumente … und Kadlin´s Vorwürfe hatten seine Wirkung nicht verfehlt. Allein konnte er nicht bestehen. Während die kleine Asura namens Ganda ihre Weiterreise vorbereitete, musste der Krieger dringend noch einmal mit Kadlin sprechen. Er suchte in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer, doch es war leer; eigentlich nicht weiter überraschend, immerhin hatten sie sich hier gestritten. In seiner schieren Verzweiflung wollte er die Große Bärin um Rat bitten und begab sich zu deren Schrein. Vor dem Altar kniete bereits jemand – er wollte sich zurückziehen, um gebührenden Abstand zu halten, da sprach die junge Frau: „Ich habe selten zu einem der Geister gebetet … aber er tut es. Er verehrt Euch und würde sogar sterben, um Euch Ehre zu machen und von unserem Volk respektiert zu werden. Ich flehe Euch an – steht ihm bei! Er darf dem Drachen nicht zum Opfer fallen … Ich liebe ihn doch!“ „Und ich liebe dich … Kadlin.“, gestand er, als er von hinten an sie herangetreten war. Kadlin wirbelte herum, warf sich in seine Arme. „Ich muss Jormag vernichten … Ich hasse ihn für alles, was er getan hat! Unser Volk musste aus dem Norden vor ihm fliehen, drei Geister der Wildnis wurden von ihm verschlungen und … ich musste meine Eltern töten, weil sie von seiner Verderbnis befallen waren.“, flüsterte er dicht neben ihrem Ohr, „Ich werde nicht scheitern; ich habe Verbündete gefunden und einen Grund, warum ich unter allen Umständen nach Hoelbrak zurückkommen muss – ich will dich zu meiner Frau machen!“ Verwunderung lag in Kadlin´s Blick, dann Traurigkeit und sie offenbarte: „Dazu musst du wissen, wer ich in Wirklichkeit bin … Mein vollständiger Name lautet Kadlin Knutsdottir. Ich bin seine uneheliche Tochter, die er vor der Welt versteckt gehalten hat … Das Untergeschoss der Großen Halle ist mein Quartier.“ Ric Bärenklaue begann hämisch zu lachen: „Dachtest du etwa, das ändere etwas meinem Entschluss? Wenn ich wiederkomme, werde ich nicht mehr der Bezwinger Issormir´s sein, sondern der Schrecken Jormag´s! Und wenn Knut dich mir nicht freiwillig zur Frau geben will, nehme ich dich mir trotzdem … bei den Klauen der Großen Bärin!“ Die Große Bärin lehrt uns auf unsere eigene Kraft zu vertrauen … Wir gehen unseren eigenen Weg, verfolgen bestimmte Ziele. Jeder von uns hat etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt … Ric Bärenklaue kennt seine Motivation ganz genau – und durch Team Shiko kann er der Held werden, der er sein möchte und den sein Volk so dringend braucht. Denn mit der Unterstützung seiner Freunde und seiner Liebe wird er alles bezwingen, was sich ihm entgegen stellt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)