Gefängnisliebe von Hushpuppy (ZoSan) ================================================================================ Kapitel 7: 120 Tage [7] Sanji ----------------------------- Gerade erst hatten die Schmerzen, die ihm Spandam zugefügt hatte, nachgelassen und jetzt tat ihm wieder der Brustkorb weh und seine Lippe war aufgeplatzt. Außerdem brannte sein Hals. Er konnte kaum glauben, dass Zoro freiwillig mitgegangen war, als der Wärter Sanji mit dem Schlagstock gewürgt hatte. Warum wollte Marimo ihn unbedingt schützen? Ungeduldig ging Sanji in der stockfinsteren Zelle auf und ab und wartete. Ein oder zweimal stieß er mit dem Schienbein gegen die Bettkante, Blut floss von seiner Lippe über sein Kinn und er wischte es mit dem Handrücken fort. Irgendwann setzte er sich auf Zoros Bett und wickelte sich mit dem Laken ein, das Zoros Geruch aufgesogen hatte. Es hatte etwas beruhigendes an sich die Augen zu schließen und daran zu riechen. Gefühlte Ewigkeiten lang saß er dort, das Laken fest um seinen Körper gewickelt, bis die Lichter angingen. Noch weitere Minuten dauerte es bis sie endlich die Zellentür öffneten. Sanji sprang auf und erwartete, dass sie Zoro ebenso rein werfen würden, wie sie es Tage zuvor mit ihm gemacht hatten, doch zu seiner Überraschung kam Zoro selbst langsam herein gehumpelt. Auf seinem Gesicht zeigte sich der Ausdruck von Wut, Scham und Schmerz. Er hatte nur ein paar blaue Flecken im Gesicht und eine Flüssigkeit glänzte auf seiner Wange und seinem Hals. Als Zoro an ihm vorbei ging, nahm Sanji deutlich den Geruch von Pisse wahr. Die Zellentür wurde wieder geschlossen. „Ich will von dir kein Wort hören“, murrte Zoro. „Hat Spandam... hat er... dich etwa... ?“, fragte Sanji unsicher. „Ich habe gesagt, ich will kein Wort hören!“ „Dieser Bastard“, zischte Sanji mehr erschrocken als wütend. Wie konnte man jemanden nur auf dieser Weise demütigen? Das war widerlich. „Hat er dich irgendwo verletzt?“ Zoro schob sich bäuchlings auf sein Bett und erst jetzt bemerkte Sanji, dass sein Oberteil an seinem Rücken klebte und sich dunkle Streifen Blut durchdrückten. Und Zoro bemerkte erst jetzt, dass Sanji sein Bettlaken um den Leib gewickelt hatte. „Was machst du mit meiner Decke?“, fragte Zoro mit gedämpfter Stimme. „Ehm...“ Sanji spürte wie er rot anlief. „Nichts.“ Er entwickelte sich und legte das Laken über Zoros Beine, dann fasste er das Shirt an und begann es vorsichtig hoch zu ziehen. Alleine dabei, zuckte Zoro schmerzerfüllt zusammen, gab jedoch keinen Laut von sich. Als Sanji das Shirt bis in den Nacken hoch gewickelt hatte, hielt er vor Entsetzen und Wut die Luft an. Spandam hatte Zoro ausgepeitscht. Das konnte man anhand der länglichen, blutigen Wunden deutlich erkennen. Dazwischen befanden sich ein paar rote Striemen, wo es Spandam nicht geschafft hatte, die Haut aufzureißen. Er hatte ihn ausgepeitscht und an gepisst. „Die Frage ist, ob sie den Mist jetzt dir in die Schuhe schieben“, murmelte Zoro. „Am besten tue ich so, als wäre nie etwas geschehen. Er hat mir mehrmals gegen das Bein getreten, aber wenn ich es ein wenig ausruhe, dann kann ich damit auch wieder gehen ohne zu humpeln.“ „Man sieht von hinten, dass du verletzt bist“, sagte Sanji. „Das Blut geht durch das Shirt. Außerdem musst du auf die Krankenstation.“ „Aber dann wollen sie einen Verantwortlichen.“ „Vielleicht kannst du ja dann Kuzan sagen, dass es Spandam war.“ Sanji blickte Zoro an und anhand seines Gesichtsausdrucks konnte er erkennen, dass er dies nicht tun würde. „Womit hat er dir gedroht?“ „Meine beste Freundin hat Probleme mit Drogen“, antwortete Zoro düster. „Aus irgendeinem Grund weiß Spandam das. Er sagt, er lässt der Sache auf den Grund gehen, wenn ich mich nicht füge. Ich will nicht, dass sie im Gefängnis landet, das würde sie nicht überleben.“ Sanji senkte traurig den Blick und zog Zoro wieder das Shirt über den Rücken, dann setzte er sich auf den Boden neben sein Bett und lauschte seinem rauen Atem. Eine ganze Zeit schwiegen sie sich gegenseitig an, dann murmelte Zoro: „Gleich kommen die Wärter und holen uns für das Frühstück.“ „Ich weiß.“ „Dann sehen sie, was mit mir passiert ist und werden dir die Schuld geben.“ „Ich weiß.“ „Und Spandam wird dich bestrafen.“ „Ich weiß.“ „Wir brauchen verdammt viel Glück, wenn wir das hier überstehen wollen... Sanji, komm mal etwas näher.“ Ein leichter Schimmer von Rosa legte sich auf Sanjis Wangen, ehe er etwas näher rückte. Zoro griff nach seinem Kragen und zog ihn so nahe an sein Gesicht heran, dass Sanji seinen heißen Atem auf seiner Haut spüren konnte. Es bereitete ihm eine feurige Gänsehaut, ein aufregendes und tolles Gefühl, vergleichbar mit dem Gefühl, das er hatte als Zoro ihm den Kuss auf die Stirn gegeben hatte. Zoro griff Sanji an den Kopf, zog diesen heran und gab ihm erneut einen Kuss, diesmal in seine Haare. Sanji legte seinen Kopf auf dem Bett ab und schloss die Augen. Vorsichtig begann Zoro ihm durch die blonden Haare zu streicheln, vergrub das Gesicht in diesen. Wenn Zoro nur nicht nach Pisse und Sanji nach Apfelsaft gestunken hätte, dann wäre dieser Moment um einiges schöner gewesen. Schließlich begann Zoro über Sanjis Gesicht zu streicheln, langsam fuhr sein Daumen über seine Wangen und der Koch konzentrierte sich ganz auf die Berührungen. Darüber konnte er fast vergessen in welcher misslichen Situation er sich befand. Sanft fuhr der Daumen des Grünschopf über Sanjis Lippen, was den Blonden schon beinahe erregte. Eine wohlige Gänsehaut ließ seine Nackenhaare aufstellen. Und dann erinnerte sich Sanji an die Worte von Gavin. Wer von euch Beiden ist eigentlich die Hure? Schlagartig stand Sanji auf, entriss sich Zoros wohltuenden Berührungen und wandte ihm den Rücken zu. „Ich bin nicht deine Hure“, zischte er säuerlich. „Habe ich das behauptet?“, knurrte Zoro. „Verdammter Koch.“ „Halt die Klappe, Marimo.“ Mit dem bekannten Dröhnen und Klacken ging die Tür zu ihrer Gefängniszelle auf und ein Lautsprecher rief sie zum Frühstück. „Es ist so weit“, stellte Zoro murmelnd fest. „Für dich“, fügte Sanji verbissen hinzu, wandte sich zur Tür und ging ohne einen weiteren Blick auf seinen Zimmergenossen zu verschwenden, hinaus. Mit jedem Schritt den er sich von der Zelle entfernte und mit der Masse zur Kantine strömte, wurde das schlechte Gewissen in ihm stärker. Gestern war Zoro nur mit gegangen, um Sanji zu retten und jetzt dankte er es ihm auf diese Weise? Aber er würde Zoro sicher nicht erlauben ihn als Hure zu benutzen, darauf war dieser Marimo doch aus. Sanji erinnerte sich daran, dass er ihn gefragt hatte, ob er auch etwas mit Männern anfangen würde und die Situation von eben war mehr als deutlich genug gewesen. Marimo wollte mit ihm schlafen, aber das würde Sanji bestimmt nicht zulassen. Schlecht gelaunt stellte er sich an der Schlange an, die Arme vor der Brust verschränkt und grübelte vor sich hin. Er versuchte zu leugnen, dass ihm die Berührungen gefallen hatten, doch dieser Versuch war vergebens. Es hatte ihm gefallen! Dafür musste es eine logische Erklärung geben, keine, die damit zusammen ging, dass Sanji eventuell auf Männer stehen könnte. Wahrscheinlich lag es einfach daran, dass diese Berührungen so sanft und liebevoll gewesen waren, während alles andere in diesem Gefängnis hart und skrupellos war. Es waren die Art von Berührungen, nach denen sich Sanji sehnte, sich fallen lassen zu können und nicht mehr stark sein müssen, um hier zu überleben. Da Marimo schon einmal in einem Gefängnis gewesen war, kannte er diese Sehnsucht vermutlich und jetzt nutzte er sie an Sanji gnadenlos aus, um ihn zu seiner Hure zu machen. Ja, das war es. Sanji sehnte sich einfach nur danach nett behandelt zu werden. Noch 120 Tage musste er im Gefängnis verbringen, wenn es 'nur' noch 97 Tage waren, würde er den ersten Besuch empfangen. Dann würde Nami kommen, dessen war er sich sicher und sie würde ihn nett behandeln. Auch wenn sie sich nicht berühren durften, wenigstens konnten sie miteinander reden und er würde ihre süße Stimme wieder hören und ihr noch süßeres Gesicht wieder sehen. Auf diesen Tag musste er zusteuern und Marimo mit allen Mitteln zeigen, dass er nicht mit sich spielen ließ. Zum Frühstück gab es schlabbriges Rührei und steinhartes Brot, an dem man sich fast die Zähne aus biss. Dafür würden die Köche heute Mittag eine Predigt von ihm erhalten, das schwor sich Sanji als ihm ein Stück Brot im Hals stecken blieb und er es erst nach viel Husten und Orangensaft trinken herunter geschluckt bekam. Gedanklich war er nicht richtig bei der Sache, was er merkte, als er versuchte mit dem Messer Rührei auf zu picken. Er konnte nicht aufhören sich Gedanken um Zoro zu machen. Sein Blick schweifte durch die Kantine, in der wie immer ein reges Durcheinander an Stimmen und Handlungen herrschte. Von Zoro fehlte jede Spur. Vielleicht war er in der Zelle geblieben... durfte man das überhaupt? Mahlzeiten überspringen? Er war sich sicher gewesen, dass man es nicht durfte, doch scheinbar lag er damit falsch, denn Zoro tauchte nicht mehr auf. Sie könnten ihn auch entdeckt und direkt zur Krankenstation gebracht haben, sowie sie es mit Sanji gemacht hatten, auch wenn Zoro nicht ansatzweise so schwer verletzt war. Oder sie hatten ihm zum Duschen geschickt, weil er so nach Pisse stank. Auf jeden Fall brauchte er sich keine Sorgen zu machen, Spandam würde ihn doch nicht wieder etwas antun... er brauchte sich im Allgemeinen keine Sorgen um diesen Idioten zu machen! Schließlich wollte er Sanji als Hure haben, solche Kerle waren der letzte Abschaum! Grummelnd brachte er sein Tablett zurück und schloss sich der Menge an, die aus der Kantine gelassen wurde. Da er heute früh keinen Spüldienst hatte, konnte er direkt runter zum Unterricht mit Smoker. Die Klassenräume befanden sich im untersten Stockwerk, dort, wo es keine Fenster gab und alle Räume mit einem grellen Licht erhellt wurden. Noch trostloser könnte ein Raum gar nicht aussehen wie ihr Klassenzimmer. Man hatte sich nicht die Mühe gemacht Tapeten an die Wände zu kleistern, weshalb man auf den grauen Rohputz sehen konnte. Viele der Tische und Stühle waren beschädigt und mit Edding voll gekritzelt, dazu waren sie hart wie Stein, weshalb es sehr anstrengend war einen ganzen Vormittag darauf zu sitzen. Sanji ließ sich auf seinem Platz in der ersten Reihe nieder und wartete ungeduldig, während sich das Klassenzimmer immer weiter füllte. An der Tür standen zwei Wärter, die darauf achteten, dass kein Tumult ausbrach, doch wie so häufig, waren die Insassen noch zu verschlafen, um Unsinn anzustellen. Sanji beobachtete, wie einer von ihnen den Kopf auf die Tischplatte ablegte und sogleich weiter schlief. Als Smoker den Raum betrat, waren alle Gefangenen anwesend – außer Zoro. Schlecht gelaunt wie immer setzte sich Smoker auf seinen Stuhl und zog aus der Innentasche seiner weißen Lederjacke eine Zigarre. Er biss das obere Ende ab, spuckte es auf den Boden und steckte sich die Zigarre in den Mund. Während er sie anzündete, räusperte sich einer der beiden Wärter, die den Raum noch nicht verlassen hatten. „Ehm... eigentlich... ist es nicht erlaubt, in diesem Gebäude zu rauchen.“ „Hast du was gesagt?!“, brüllte Smoker. „Nein“, gab der Wärter kleinlaut bei. „Na dann, raus hier, ich muss anfangen zu unterrichten!“ Und die Wärter verschwanden ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Smoker grummelte etwas, das sehr nach einer schlimmen Beleidigung klang, dann ließ er den Blick über seine Schüler schweifen und fragte: „Wo sind die Beiden?“ Die Insassen wechselten verwirrte Blicke. Jemand aus der zweiten Reihe stellte fest: „Eigentlich fehlt nur der Kerl mit den grünen Haaren.“ „Zum einen, ja, wo ist er?“ Bei der Frage wandte sich Smoker direkt an Sanji. „Ich weiß nicht“, antwortete dieser ehrlich. „Er ist schon nicht zum Frühstück aufgetaucht.“ „Na klasse“, knurrte Smoker. „Und der Neue, wo ist der?“ „Welcher neue?“, fragte jemand weiter hinten. „Ich merke schon, ihr habt von nichts Ahnung. Dann lasst uns einfach mit dem Unterricht anfangen. Heute müssen wir uns den Text von einem Philosophen reinziehen und es würde mich schon sehr wundern, wenn das irgendeiner von euch versteht.“ Vermutlich lag es an der Demotivation, die in der Klasse jeden Tag herrschte, dass niemand den Text so recht verstehen wollte. Sanji kam ganz gut damit klar, doch das wollte er vor den Anderen nicht zugeben. Am Ende würden sie ihn noch als Streber bezeichnen und mobben. Zumindest hatte Zoro ihm dies gesagt und ihm geraten, sich immer dümmer zu stellen als er es eigentlich war. Aber warum hielt sich Sanji an etwas, das Zoro ihm gesagt hatte? Der Kerl konnte ihm doch egal sein. Er versuchte sich einzureden, dass Zoro ihm egal war, doch er konnte nicht aufhören sich Sorgen um ihn zu machen. Es war doch wirklich seltsam, dass er nicht auftauchte, denn beim Unterricht war es sich ganz sicher, dass man ihn nicht einfach schwänzen durfte. Nach der vormittäglichen Schule ging Sanji direkt in die Küche, um erst einmal seine angestaute Wut verbal an den Köchen auszulassen. Danach herrschte eine sehr gedrückte Stimmung und es war mal wieder schwierig ihnen zu sagen, was sie tun sollten. Nach einer knappen Stunde äußerster Anstrengung war das Mittagessen für heute fertig und Sanji konnte sich mit einem Tablett zu den anderen Insassen gesellen. Sein Blick wanderte über die Reihen der Tische, wie immer auf der Suche nach Zoro. Als er dies merkte, schüttelte er den Kopf und entschied sich, sich einfach zu irgendwem zu setzen. Er wandte sich nach rechts und zu seinem Überraschen und Entsetzen, saß Zoro dort an einem etwas weiter entfernten Tisch. Seltsamerweise saß er nicht alleine dort, sondern gemeinsam mit einem Insassen, den Sanji bisher noch nicht wirklich registriert hatte. Unsicher ging Sanji auf die Beiden zu. Er würde einfach wieder so tun als wäre es nicht passiert, wie mit dem Kuss auf der Krankenstation damals. Falls Zoro ihn noch einmal so anfassen würde, würde er ihm eine runter hauen. So einfach war das. Trotzdem ließ sich Sanji mit seinem Tablett lieber neben dem Fremden nieder. Er stellte fest, dass Zoro immer noch nach Pisse stank und scheinbar nicht auf der Krankenstation gewesen war. „Ah, da ist ja die Heulsuse“, murrte Zoro und sein Blick verfinsterte sich. „Hast du dich wieder eingekriegt?“ „Wo warst du die ganze Zeit, Marimo?“, fragte Sanji und überging seine Bemerkung. „Spandam wollte an mir ein Exempel statuieren oder so etwas in der Art“, antwortete Zoro und deutete auf den Fremden. „Der ist neu hier und hat direkt Ärger gemacht, deshalb hat Spandam mich aus der Zelle genommen und ihm vorgeführt. Aber das hat ihn nicht wirklich interessiert. Langsam glaube ich, Spandam wird noch wütender auf ihn als auf dich.“ Sanji drehte sich dem Fremden zu und blickte ihn genauer an. Ein freches Grinsen hatte sich auf seinen Lippen bildet. Über seinen Wangen und seiner Nase verteilten sich Sommersprossen, seine Augen waren ebenso so dunkel wie seine Haaren, die ihm bis in den Nacken fielen. Einige Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Er hatte einen gut gebauten Körper, selbst in den dämliche Gefängnisklamotten sah er gut aus. „Darf ich mich vorstellen?“ Er streckte Sanji eine Hand entgegen. „Portgas D. Ace.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)