Nostalgia von sternenkristall (Sehnsucht nach dir) ================================================================================ Kapitel 2: Memories of a broken heart ------------------------------------- Gestern war alles noch in bester Ordnung. Bunny fühlte sich fröhlich und glücklich, wenn auch ein bisschen betrübt, da sie einfach nicht den Mut aufwies, Seiya über ihre Gefühle aufzuklären. Eigentlich wollte sie das schon so lange tun. Natürlich hatte sie oft Andeutungen ihm gegenüber gemacht, wie es im Inneren ihres Herzen aussah, aber er hatte nie darauf reagiert. Männer waren in Liebesdingen oft nicht die hellsten Glühbirnen in der Lampe. Das hatte sie damals auch bei Yaten gesehen, der ewig lange nicht gecheckt hatte, wie es um Minakos Gefühle bestellt war. Darum dachte sie auch, dass Seiya ihre Signale nicht richtig deuten würde. Sie hatten Händchen gehalten. Einmal. Auf dem Schulfest, kurz nach Seiyas Rückkehr. Aber vielmehr auch nur deswegen, weil Ami, die irgendwie etwas ahnte, sie dazu auf seltsame Umwege dazu gebracht hatte. Bunny schob es auf den Alkohol. An diesem Abend hatte selbst Ami das eine oder andere Glas getrunken und war ein paar Promille nicht abgeneigt. Bunny hatte damals irgendwie das dumpfe Gefühl, dass dies Seiya unangenehm war, aber blind vor Liebe war sie überglücklich darüber und nahm die Chance wahr, mit ihm Händchen haltend durch Festräumlichkeiten zu schlendern. Wenigstens sah es optisch so aus, als wären die beiden ein Liebespaar. Das genügte ihr in diesem Moment. Nie hätte sie gedacht, dass Ami so eine romantische Spinnerei verzapfen würde. Zumal sie ansonsten immer eher vernünftig war und Bunny bereute es zutiefst, dieses kindische Spiel mitgemacht zu haben. Hätte sie mal eher Seiyas Signale gedeutet, als ihn zu beschuldigen, er würde ihre Zeichen nicht kapieren. Als wäre sie von einem anderem Stern, schritt sie durch die Straßen Tokios. Versonnen. Nichts und niemanden um sich nahm sie wahr. Sie bemühte sich, ihre heißen Tränen, die ihr in den Augen standen, nicht zu weinen. Bunny war bekanntlich ein gefühlsbetonter Mensch. Nah am Wasser gebaut. Aber sie schämte sich. Nicht so sehr für ihre Tränen, sondern für ihre Dummheit, die sie verursachten. Sie beschlich das leise Gefühl, dass man ihr ansah, dass es Tränen aus Dummheit waren und niemand, wirklich niemand sollte sie zu Gesicht bekommen. Auch nicht die Menschen, die sie im Grunde genommen gar nicht kannten und nicht einmal ahnen konnten, wie dumm sich die Goldblonde mit den Odangos just zu diesem Zeitpunkt vorkam. Sie neigte ihren Kopf auf den Boden und betrachtete ihren langsamen Schritt. Bunny wusste, dass sie spät dran war und trotzdem hatte sie nicht die Kraft, schneller zu gehen. In ihr sträubte sich etwas. Rei würde bestimmt wieder mit ihr schimpfen und sie für ihr ständiges Zuspätkommen ermahnen. Vielleicht hatte Seiya das mitbekommen und wollte deswegen nichts von ihr wissen. Einfach weil sie ein dummes, trödelndes Kind war. „Seiya“, dachte sie. Ihr ganzer Körper wurde von einem kalten Schauer durchzogen. Sie bebte. Innerlich schlug ihr Herz wie ein Vorschlaghammer. Angst kochte in ihr hoch. Hoffentlich war Seiya nicht zu Hause, wenn sie bei den Tenohs aufschlagen würde. Sie konnte seinen Anblick nicht ertragen. Und er ihren sicher auch nicht. Nie mehr wollte sie ihm unter die Augen treten. Dass dies nicht zu vermeiden war, war ihr natürlich klar, denn wenn sie sich nicht im Hause Tenoh begegneten, so würden sie das spätestens am Montag in der Schule tun. ---- ---- Es fällt mir schwer, meiner Prinzessin in die Augen zu sehen. Gleichzeitig halte ich es nicht aus, dass ich mein Schweigen nicht breche. Sie hat ein Recht darauf, zu erfahren, was gestern geschehen ist. Ich hasse es, Geheimnisse vor ihr zu haben. Natürlich würde ich nie ein Geheimnis von meinen Freunden ohne Grund ausplaudern. Auch nicht vor Minako, denn Geheimnisse sind mir heilig und bei mir sicher aufgehoben. Das wissen meine Freunde. Aber hier geht es letztendlich nicht nur um Seiya, sondern auch um Bunny. Bunny - meiner und ihrer besten Freundin. Einer Freundin der gestern das Herz gebrochen wurde. Von meinem besten Freund. Seiya. Hilfe! Mich betrifft die ganze Geschichte nur passiv, ja, aber ich bin trotzdem in ihr verwickelt und stehe zwischen den Fronten. Was für eine Zwickmühle, in der ich mich gerade befinde! Verdammt! Minako wird immer ungeduldiger. Nervös rutscht sie hin und her und legt ihre warme, zarte Hand auf meinen Schoß. Ich sehe ihr in die Augen. In ihr tiefes, himmelblaues Seelenfenster. Ermutigend lächelt sie mich an. So als will sie mir signalisieren, dass ich ihr vertrauen kann. Ich weiß, dass ich das kann und ich will sie auch nicht mehr länger auf die Folter spannen. Sie hat ein Recht darauf, es zu erfahren. Okay, vielleicht kann ich nicht entscheiden, ob dem wirklich so ist. Ob sie wirklich eine Art Recht darauf hat, zu wissen, was mir Seiya gestern erzählt hat. Aber ich will, dass sie nicht in vollkommener Dunkelheit tapst, jetzt, wo sie ohnehin schon ahnt, dass nichts in Ordnung ist. „Yaten“, haucht sie sanft. Sie beugt sich zu mir und besänftigt mich mit einem zärtlichen Kuss. Ein schlechtes Gewissen beschleicht mich. Es nagt an mir. Zu Hause trauern meine beste Freundin und auch mein bester Freund, dem die ganze Sache unendlich Leid tut und ich kann mich hier voll und ganz meiner Liebe widmen. Ja, das was gestern passiert ist, ist nicht meine Schuld. Noch weniger Minas, aber ich will schließlich das Beste für meine Freunde und ebenso, dass sie genauso glücklich sind, wie Mina und ich. Dass die beiden wohl nie eine gemeinsame Zukunft haben, blende ich aus. Zwischenzeitlich. Es muss doch noch einen Weg geben. Langsam wird Mina richtig ungeduldig. Ich bin mir im Klaren, dass sie bestimmt Verständnis hat, aber so langsam blickt sie mir fordernd in die Augen und signalisiert mir, dass ich ihr die ganzen Geschehnisse von gestern Abend endlich erzählen soll. Ich kann sie ja verstehen. Mir würde es ähnlich ergehen. Nichtsdestotrotz weiß ich einfach nicht, wo ich beginnen und wie ich ihr das überhaupt beibringen soll. Mir schnürt sich die Kehle zu. Ihrer besten Freundin wurde wehgetan und ich habe bereits ganz genau vor Augen, wie meine Prinzessin reagieren wird. Fuchsteufelswild wird sie sein und nötigenfalls sogar Seiya die Leviten lesen wollen. Dass das nicht passiert, weiß ich zu verhindern, denn der arme Seiya ist selbst total down und eines kann man ihm nicht verübeln. Er hat Bunny immerhin die Wahrheit gesagt. Dies muss man ihm hoch anrechnen. Andere, wie zum Beispiel Mamoru Chiba, hätten sich die Finger geleckt und die Sache ganz böse ausgenutzt. Ich will ja nicht schlecht über Chiba reden. Ich mag ihn. Wir sind Freunde und Seiyas jüngere Schwester Rei hat ein Auge auf ihn geworfen. Aber würde er wissen, dass ein Mädchen auf ihn steht, das zwar hübsch ist, von dem er trotzdem nichts wissen will, würde er sie trotzdem ins Bett locken und ungeniert drüber rutschen, ehe er sie dann fallen lässt, wie eine heiße Kartoffel. Jeder weiß, dass Mamoru so ein Typ ist, der nichts anbrennen lässt. Seiya hingegen ist ein Gentleman, der nie auf die Idee kommen würde, irgendein Mädchen auszunutzen. Nicht einmal wenn er die Gelegenheit hätte, mit dem schönsten Supermodel im ganzen Universum zu schlafen, sofern er nichts von ihr wissen wollen würde. Er versteht sich gut mit Mädchen, ja, kann gut mit ihnen reden und ist ihnen sehr aufgeschlossen. Er trennt nicht zwischen Männlein und Weiblein. Er will mit jedem gut auskommen. Es gibt etliche, die ein Auge auf ihn geworfen haben, ohne Frage. Nur leider konnte bis jetzt noch keine sein Herz knacken. Bedauerlicherweise gelang das auch nicht meiner wunderschönen besten Freundin Bunny. Ich würde mir nichts sehnlicher wünschen, als dass sie es geschafft hätte. Ich wende mich zu Minako. „Prinzessin“, sage ich seufzend. „Ich will vor dir nicht schweigen und ich werde dir alles erzählen. Aber ich muss dich vorwarnen. Diese Geschichte, die hat es in sich. So sehr, dass sogar der bodenständige Seiya gestern ganz schön neben der Spur war.“ Ich kann Minako ansehen, dass sie mit dem schlimmsten rechnet. Sie schluckt einen tiefen Kloß, den sogar ich klar und deutlich höre und nickt entschlossen. Wieder entfuhr ein Seufzer meine Kehle. „Also gut“, sage ich, sammle mich kurz und versuche ihr dann, die ganze Geschichte mit möglichster Präzession zu erzählen. Immer mit einer mitschwingenden Angst, sie würde einen Nervenzusammenbruch erleiden. Hoffentlich nicht! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)