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von

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Das Mädchen aus den Wäldern

„Erwin...was hast du denn da angeschleppt?"

„Gefunden im Wald, sie ist bloß Ohnmächtig."

Kommandeur Pixis sah sich die junge Frau in Erwins Arme genauer an. Mittellange, blonde Haare, sehr untrainiert und übersät mit Blessuren.

„Unglaublich, dass sie noch lebt, sie sieh nicht sonderlich fit aus.“

„Trotzdem muss man sich um sie kümmern, ich bringe sie in eines der Zimmer hier im Hauptquartier.“

Mit dieses Worten nickte Erwin Pixis zu und verabschiedete sich.
 

„HALLO!“, gedämpft nahm sie wahr, dass sie angeschrien wurde.

Langsam öffneten sich ihre Augen und sie bereute es sofort. Ganz nah am ihrem Gesicht war eine andere Person, eine Frau mit Brille und dunklen Haaren.

„Ah, du bist wach! Wie schön!“, freudig entfernte sich die Fremde von ihr und setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett.

Langsam rappelte sie sich auf – wo war sie hier? Noch vor kurzen rannte sie um ihr Leben und jetzt lag sie in einem weichen Bett?

„WO BIN ICH?“, hysterischer als sie wollte sah sie sich um.

„In Sicherheit. Bevor ich dir jetzt alles erzähle, sag mir doch erst einmal wer du bist! Ich bin Hanji Zoe!“, sagte die Frau und reichte ihr die Hand.

Verdutzt nahm sie die Geste an und sammelte ihre Gedanken.

„Amalia Hagenholdt.“

„Amalia, ein schöner Name! So, jetzt wo die Formalitäten geklärt sind, sollte ich dich zu den anderen bringen. Du willst doch sicher deinen Lebensretter kennenlernen! Kannst du laufen?“ fragte Hanji und ging zur Tür.

Amalia stand langsam auf, zwar recht wackelig, aber immerhin konnte sie stehen.

„Welche anderen denn? Ich weiß immer noch nicht, wo ich bin!“, klagte sie junge Frau, wobei ihr jetzt erst die Kleidung von Hanji richtig auffiel.

„Die Flügel der Freiheit...Du bist von den Aufklärungstrupps?“, fragte Amalia fasziniert.

Hanji lachte, sagte jedoch nichts.

Ohne zu klopfen öffnete sie eine größere Tür. „Hallo, unser kleiner Gast ist erwacht!“

Als Amalia den Raum betrat, standen dort vier Männer, wobei ihr der kleinste in der Runde aufgrund seiner Größe sofort ins Auge stach.

„Guten Tag“, sagte sie nervös.

Stille.

„Amalia, das ist Kommandant Erwin Smith, er hat sich in den Wäldern gefunden.“

Mit großen Augen sah sie den großgewachsenen blonden Mann an. Dieser nickte ihr zu und lächelte leicht.

„Vielen Dank, ich stehe tief in ihrer Schuld!“ sagte sie schnell und verbeugte sich.

„Ist schon in Ordnung.“

Amalia nickte und lächelte leicht.

„So, so, junges Fräulein, bevor ich gleich mit den Fragen anfange – ich bin Kommandeur Dot Pixis“, stellte sich der wohl mit Abstand älteste in der Runde vor und verbeugte sich leicht. Dabei fiel ihr auf, dass sie sich noch gar nicht vorgestellt hatte.

„Ich bin Amalia Hagenholdt.“

Die anderen beiden Männer, ein großer mit blonden struppigen Haaren und der andere, kleingewachsene mit dem schwarzen Undercut sagten nichts.

„So, Amalia, wo kommst du denn her?“, fragte Kommandeur Pixis. Oh nein.

„Außerhalb der Mauern.“

Nun sahen sie alle an. Erneute Stille.

„Ich muss mich entschuldigen“, sagte sie, während sie sich an das Nasenbein fasste, „ich kann leider nicht viel sagen, nicht weil ich etwas zu verbergen habe, es ist nur so, dass ich nicht mehr viel weiß.“

„Und...wie kommt das?“, fragte jetzt Hanji und stellte sich zu den Männern. Es war, als bildete sich eine Front vor Amalia.

„Ich bin dort in einem kleinen Dorf aufgewachsen, im dichten Wald, dort kommen fast nie Titanen hin, die Bäume sind zu breit und zu nah bei einander. Ich war beauftragt worden, die Umgebung zu Sichern, nach fünf Minuten allerdings tauchte der erste Titan auf und alles geriet irgendwie außer Kontrolle...wenn ich doch nur noch wüsste, warum“, angestrengt dachte Amalia nach, doch ihr wollte es einfach nicht einfallen, es war, als hätte man ihre Erinnerung gelöscht.

„Ist schon in Ordnung, kleines Fräulein, nur wie bekommen wir dich wieder zurück?“, fragte Pixis.

Eine gute Frage. Am besten mit der Wahrheit her.

„Ich befinde mich jetzt in einem Zwiespalt. Ich wüsste wohl, wie ich nach Hause komme, aber es darf mich keiner begleiten. Die Leute in meinem Dorf sind nicht gut auf die Bürger hinter der Mauer anzusprechen. Warum weiß ich nicht, aber es muss ja einen Grund geben, warum wir dort leben.“

„Oho, Mädchen, eine ehrliche Haut bist du. Nun gut, da wir ja nicht noch mehr Ärger stiften wollen, bleibst du für heute erst einmal hier. Morgen sehen wir dann weiter“, beschloss Pixis und verließ mit diesen Worten den Raum.

„Amalia, du bist ein geheimnisvolles Mädchen, das mag ich!“, lachte Hanji und boxte sie leicht in die Seite. Amalia musste leicht lachen, erschrak aber, als sie plötzlich ein raues Atmen direkt hinter sich vernahm. Als sie sich umdrehte, war es der große Mann mit den blonden struppigen Haaren und...er roch an ihr? Stank sie so sehr?

„Alles gut, Amalia, Mike macht das immer mit neuen Bekanntschaften, pass auf, gleich wird er lächeln!“, erklärte Hanji freudig und sie hatte Recht – ein kleines lächeln huschte über seine Lippen.

„Mit freut es auch, dich kennenzulernen, Mike“, sagte Amalia und musste ebenfalls lächeln.

Blieb nur noch der Kleine.

Dieser starrte sie an, sein Blick voller Desinteresse. „Das ist..-“ „Ich bin Levi.“

Er hatte sich schnell selbst vorgestellt, bevor er schließlich ebenfalls den Raum verließ.

„Mach dir nix draus, Levi ist halt so. Man muss nur lernen, damit umzugehen“, sagte Hanji und klopfte ihr auf die Schulter.

„Na, was ist, hast du auch so Hunger wie ich? Komm mit!“

Dorfgeschehen

Sie folgte Hanji in die Küche.

Alles roch nach orientalischen Gewürzen und Lavendel, es gab Amalia das Gefühl von Geborgenheit. Sie setzten sich an den kleinen Tisch und aßen Brot.

„Ich bin mir zwar sicher, dass du die Fragerei satt hast, aber erzähl doch mal was von dir? Dann muss ich nicht mehr s im dunklen tappen“, sagte Hanji, bevor sie herzhaft in ihr Brot biss.

„Also...ich zeichne sehr gern, vor allem meine Umgebung. In den Wäldern entdeckt man auch immer neue Sachen! Ich wollte schon immer mal einen Titanen aus dem Leben heraus zeichnen, nur die Referenzbeschaffung stellt sich als äußerst schwer dar“, lachte sie.

Hanji stimmte mit ein.

„Du bist neugierig, das gefällt mir! Gehst du deinen Freunden damit auch immer so auf den Geist wie ich?“, fragte sie und lächelte.

Doch Amalia war nicht mehr nach lächeln zumute.

„Oh, Entschuldigung, ich wollte dich nicht..-“, „Nein, schon gut. Es ist nur so, dass alle von uns nach und nach...verschwinden. Einige glauben, dass sie von Titanen gefressen worden seien, andere wiederum basteln an Verschwörungstheorien. Ich weiß nicht, was ich glauben soll in Anbetracht dessen, dass ich keine Ahnung habe, was passiert war, als wir das Dorf verließen. Für gewöhnlich läuft nichts so schnell außer Kontrolle.“

Hanji hörte gespannt zu und nickte an einigen Stellen.

„Darf ich fragen, wie ihr gegen Titanen vorgeht?“

„Wir haben Abwehrmechanismen rund um unser Dorf aufgebaut und zusätzlich noch Gräben ausgehoben. Manchmal fallen die da echt reihenweise rein“, erklärte Amalia.

„Und – nimm mir das jetzt nicht böse, aber du wurdest zum Sichern hinaus geschickt, weil alle anderen, die es hätten machen können, 'verschwunden' sind?“, fragte Hanji und sah ihr Gegenüber eindringlich an.

„So in etwa. Genauer gesagt verschwinden nur Leute zwischen 15 und 25, also die tatkräftige Jugend, wodurch wir ein massives Problem mit der Aufgabenverteilung bekommen. Früher hatten fast immer nur die Jungen und Männer sich um alles außerhalb unseres kleinen Dorfes gekümmert, neuerdings gestaltet sich das so schwer, dass wir Reihenfolgen gebildet haben.

Ein Junge und ein Mädchen bilden zusammen ein Team und kundschaften aus, wie es mit den Titanen rund um unsere kleine Festung steht, für die Jagd, versteht sich. Team 1 bis 14 war damit sehr erfolgreich, wodurch wir es beibehielten. Nur ab dann wurde es schlimmer, immer mehr Titanen kreuzten auf und die Teams kehrten teils ohne Partner zurück...oder gar nicht“, erklärte Amalia und sah durch das Fenster nach draußen. Sie dachte nicht gerne darüber nach, wie viele Freunde sie schon durch die Titanen und die seltsamen Vorkommnisse verloren hatte.

Hanji sagte nichts mehr dazu und folgte Amalias blicken nach draußen.

„Die müssen ja krank vor Sorge um dich sein, das wievielte Team hattest du denn mit deinem Partner gebildet?“

„Das 22.“

„Also ein wahres Selbstmordkommando.“

Erschrocken drehten beide ihren Kopf in Richtung Tür, wo Erwin und Levi das Szenario begutachteten. Levi ging auf die beiden zu.

„Das was ihr da betreibt, ist Genozid. Nicht mehr und nicht weniger.“

Es machte sie sauer, dass er so über ihr Dorf sprach, schließlich waren sie dort nicht vollkommen verdummt, aber sie musste ebenfalls zugeben, dass er Recht hatte. Sie verloren immer mehr Leute, ein Viertel des Dorfes war schon ausgelöscht, und es schien sich auch nicht zu bessern.

Also hielt sie einfach ihren Mund und sah den schwarzhaarigen an.

„Levi, das bringt sich auch nicht weiter!“, beschwerte sich Hanji.

„Nichts bringt sie außerhalb der Mauern weiter. Die meisten Bewohner außerhalb sind Deserteure, Verräter. Aber das ist ein Laster, welches sie nicht zu tragen hat.“

Amalias Hände zitterten. Niemand in ihrem Dorf wäre so feige, sich vom Militärdienst zu drücken, es war eine schiere Beleidigung!

„LEVI!“, rief Hanji und sah den jungen Mann empört an.

„Das ist furchtbar beleidigend, du hast kein Recht, so über uns zu reden.“

Sie versuchte so ruhig zu bleiben wie nur möglich, schließlich durfte sie auch nicht vergessen, dass sie hier aufgenommen wurde.

Levi sah sie an, seine grauen Augen voller Abscheu. Dann verließ er stumm den Raum.

„Er ist schwierig, sehr schwierig.“ Hanji seufzte laut aus und ließ sich wieder in den Stuhl sinken.

„Wenn ich mich dann auch einmal zu Wort melden darf...“, meldete sich jetzt Erwin, welcher leicht verdutzt das Szenario beobachtet hatte, „...ich wollte fragen, ob du bei der Gartenarbeit behilflich sein kannst.“

„Natürlich“, sagte Amalia überrascht und folgte dem Kommandant.

„Ich hoffe, du hast jetzt kein falsches Bild von Levi. Er ist der somit beste, den man hätte bekommen können, schnell, schlau und tödlich für Titanen. Er hat schon so manchen Leuten das Leben gerettet. Und er ist fürsorglich, aber das wirst du sicher noch merken“, erklärte Erwin ihr auf dem Weg in den Garten.

„Wenn sie das sagen...dann versuche ich einfach mal, das Gespräch von vorhin zu verdrängen.“

„Gut. Hast du schon einmal Gartenarbeit betrieben?“

„Ja, bei uns mache ich das andauernd, ich kenne mich mit sämtlichen Kräutern aus.“

„Das ist sehr gut, dann haben wir ja die richtige gefunden“, sagte er und lächelte leicht.

Amalia mochte ihn. Nicht nur, weil er ihr Leben gerettet hatte, sondern auch seine Ausstrahlung, seine Stärke, die er vermittelte.

Draußen abgekommen staunte sie nicht schlecht: So einen großen Kräutergarten hatte sie noch nie gesehen! Es spross an allen Ecken und Enden und es roch einfach fantastisch. Mal süßer, mal herber, Amalia konnte einfach nur strahlen.

Sofort machte sie sich an die Arbeit und harkte den Boden mit Sorgfalt.

„Das sieht gut aus.“

Als sie Levi am Beet erblickte, konnte sie zunächst gar nicht glauben, dass das gerade von ihm kam. „Danke sehr!“

„Pflanzt du den Koriander bitte neben dem Oregano?“

„Ja, mache ich.“ Sie stand auf und betrachtete ihr bisheriges Werk – sie konnte wirklich stolz auf sich sein, es sah wunderbar aus.

„Heute Abend nach dem Essen wollen wir in den Kellerräumen den morgigen Ablauf besprechen, sei anwesend.“ Mit diesen Worten entfernte sich der Junge wieder.

Amalia wurde einfach nicht schlau aus ihm.

Nächtliches Treiben

2 weitere Stunden verbrachte sie noch damit, die Pflänzchen umzubetten und neue anzupflanzen. Als die Sonne langsam aber sicher den Horizont erreicht hatte, besuchte Hanji sie im Garten.

„WOW, das ist dir wirklich gut gelungen!“, staunte sie und half Amalia hoch.

„Ja, ich bin auch ein bisschen überrascht von mir selbst.“

„Dann geh dich mal waschen, ich treffe dich dann in den Kellerräumen!“
 

Das Wasser floss in die Wanne, als Amalia sich im Spiegel betrachtete. Ein paar klare, blaue Augen starrten zurück. Nackt erkannte sie erst, wie schlimm sie aussah:

Blutergüsse und Narben hatten sich über ihren Körper verteilt. Ihre Haare waren zerzaust und voller Dreck aus dem Garten.

Grundsätzlich mochte sie ihren Körper nicht, aber zur Zeit konnte sie sich nicht auf sich konzentrieren, schließlich passierte so viel.

Der Wasserdampf, welcher langsam den Spiegel verschleierte, verriet ihr, dass es jetzt Zeit war. Kurz verzog sie ihr Gesicht vor Schmerz, doch als sie dann komplett in der Badewanne saß, entspannte sie sich schnell.

'Was soll ich denn jetzt nur tun? Ich weiß nicht, wie ich zurück komme, ohne eine der beiden Seiten in Schwierigkeiten zu bringen', dachte sie und schloss die Augen, um unterzutauchen.

Der Geruch von Lavendelöl sammelte sich bald im kompletten Bad und beruhigte Amalia.

Plötzlich klopfte es an der Tür.

„Mademoiselle? Das Essen steht bereit!“, hörte sie Kommandeur Pixis rufen.

„Ja, ich bin sofort da!“, antwortete sie schnell und stieg aus dem Wasser.
 

„Ah, da bist du ja! Mike war beim Jagen heute sehr erfolgreich! Hirschgulasch!“, begrüßte sie Hanji erneut und zeigte auf den Platz neben sich. Sie nahm platz und sogleich füllte Mike ihr den Teller.

„Bitte sehr.“

Das war das erste mal, dass sie ihn hat sprechen hören; Seine Stimme war sanft und tief. 'Kann man den zum Geschichten vorlesen engagieren?' fragte sie sich im inneren und musste lächeln.

Ein Biss in das Hirschgulasch und sie hätte sogleich zerfließen können.

„Das ist ja gigantisch lecker!“

„Danke.“

Verdutzt blickte sie zu Levi. Hatte etwa er dieses grandiose Meisterwerk an Gulasch gekocht?

Es gab kaum etwas, was Amalia so schätzte wie gutes Essen.

„Levi, ich kann Amalia nur zustimmen, es schmeckt fabelhaft“, sagte nun auch Pixis und lachte.

In diesem Moment fühlte Amalia sich wie zu Hause, die freundliche Atmosphäre tat ihr gut nach all den Strapazen. Dabei musste sie an ihr Dorf denken und es wurde ihr immer suspekter, warum sie so eine Abneigung pflegten. Denn diese Menschen schienen keine skrupellosen Verräter zu sein.
 

Nachdem sie abgeräumt hatten und alles wieder sauber war, setzten sie sich erneut an den großen Tisch. Das flackernde Kerzenlicht gab dem Szenario eine geheimnisvolle Atmosphäre.

„Top 1 wird heute die Deportation von Amalia sein. Kommandant Smith, übernehmen sie.“ Pixis machte eine Geste in Richtung Erwin. Dieser nickte bestätigend und fing sogleich an.

„Die Lage ist kompliziert, aber es gibt immer Lösungen. Ich hatte mir folgendes überlegt: Aufgrund deiner zufriedenstellenden Hilfe heute werden wir dir ein Pferd überlassen. Wir haben sie so antrainiert, dass sie zurückkehren, sobald sich ihr Besitzer entfernt. Du bekommst mein Pferd und wir bringen dich bis zum Waldrand, von dort aus kannst du alleine weiter reiten, so bist du schnell genug, um den Titanen zu entkommen. Dann, wenn alles sicher ist, kannst du es wieder zurück schicken. Ist das so OK für dich?“

Amalia hörte aufmerksam zu. Der Plan war grundsätzlich machbar, also nickte sie.

„Dann wäre das ja geklärt. Und jetzt muss ich dich leider bitten, wieder auf dein Zimmer zu gehen, da..-“ „Ich weiß: Eure Pläne, nicht meine Baustelle. Alles in Ordnung, gute Nacht!“, warf sie schnell ein und stand auf.

Mit einem einstimmigen „Nacht!“ verließ sie schließlich die Kellerräume.
 

Auf dem Weg in ihr Zimmer konnte sie immer noch nicht glauben, was ihr alles passiert war. 'Mein Leben scheint ja doch gar nicht so langweilig zu sein, wie ich dachte.'

Oben angekommen setzte sie sich auf ihr Bett. Es war weicher als das von zu Hause, viel weicher.

Sie öffnete das Fenster und die kalte Nachtluft wehte ihr entgegen. Sie atmete tief ein, um jedes bisschen davon zu genießen. 'Morgen bin ich also wieder zu Hause, was werde ich wohl den anderen erzählen, wo ich war? Die Wahrheit würden sie nicht verkraften', dachte sie und seufzte laut aus. Noch lange stand sie dort vor dem Fenster und beobachtete den Nachthimmel, als es überraschend an der Tür klopfte.

„Herein?“

Erwin trat herein, sichtlich erschöpft. 'Kein Wunder, dass er so aussieht', dachte Amalia, 'es ist bestimmt schon kurz vor Mitternacht!'

„Du hast etwas liegen lassen draußen“, sagte er und überreichte ihr ein kleines Schächtelchen. Ihre Augen weiteten sich. 'Wie konnte ich das bloß verlieren?'

Schnell griff sie nach der Schachtel und öffnete sie. Zum Vorschein trat ein kleiner, silberner Ring.

Erleichtert seufzte sie und packte das Kästchen auf den Tisch.

„Ein Verlobungsring?“, fragte Erwin überrascht.

„Ja.“

„Dann wünsche ich euch alles Gute“, sagte Erwin und lächelte.

„Damit kommen sie leider zu spät“, erwiderte Amalia und versuchte krampfhaft, nicht allzu traurig zu wirken, „das mysteriöse Verschwinden von Leuten betraf leider auch ihn.“

„Das tut mir Leid zu hören“, entgegnete Erwin und sie sah ihm an, wie sehr er es bereute, nachgefragt zu haben.

„Ja, schön ist das nicht. Aber so habe ich wenigstens noch eine Erinnerung an ihn und – ich weiß, es klingt albern – aber irgendwo hoffe ich noch, dass er zurück kehrt.“

Erwin stand dort und wusste nicht so recht, was er noch sagen sollte, aber alleine wollte er die junge Frau jetzt auch nicht lassen.

„Willst du...darüber reden?“ fragte er vorsichtig.

„Vielen lieben Dank, aber nein, ich kann sagen, dass ich fast über den Berg bin. Es ist eher schon so, dass ich von meinen Eltern aufgefordert werde, mir schnellstmöglich jemand anderen zu suchen. 'Du bist jetzt 23 Jahre alt, Amalia, bald sieht es schlecht aus auf dem Heiratsmarkt!'“, äffte sie ihre Mutter nach uns musste entgegen des Themas leicht schmunzeln.

Die Verlobung war schon vier Jahre her.

Erwin verunsicherte die ganze Situation etwas, aber dadurch, dass sie die Situation ein bisschen auflockerte, war es ihm nicht mehr so unangenehm.

„Dann...wünsche ich dir noch eine gute Nacht“, sagte er, während er sich wieder in Richtung Tür begab.

„Gute Nacht, Kommandant.“

„Erwin.“

Das Mädchen sah dem Mann verdutzt hinterher.

„Du darfst mich ruhig Erwin nennen.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  lunaoscuradork
2019-01-20T01:02:14+00:00 20.01.2019 02:02
Haaaa, was für eine coole Idee. Zu schade, dass ich gefühlt hundert Jahre zu spät dran bin. Ist immer ein bisschen komisch eine Fic zu kommentieren, die schon länger nicht mehr geupdated wurde :( Nichtsdestotrotz muss ich einfach loswerden, dass ich die Idee mit dem Mädchen von Außerhalb toll finde. Ich mag, wie die Stimmungen und Umgebung beschreibst (den Kräutergarten, die Küche mit den Gewürzen, das Lavendel-Bad). Kann verstehen, dass Amalia sich dort wohlfühlt. Ich war auch gleich so *heart eyes* Hast du evtl Lust, mich zu spoilern, wie das Ganze weitergegangen wäre? Kannst mir ja ne ENS schreiben. Ich bin hier nicht so oft online, aber ich würd mich freuen :D


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