JunkLove von Usagi_Jigokumimi (Was ist dir mein Herz wert?) ================================================================================ Kapitel 10: Ohne dich! ---------------------- Gähnend und schmatzend vergrub ich mein Gesicht tiefer im Kissen. Mir war warm, so angenehm warm, und irgendwas roch verdammt gut. Ich streckte mich und plötzlich war da was, verwirrt drehte ich mich um und zuckte erschrocken zurück. Kaum eine handbreite von mir lag Felix. Seine Augen waren noch geschlossen und sein Mund leicht geöffnet… Warum zum… Stimmt, ja! Langsam kroch die Erinnerung zurück: gestern Abend war Felix nicht mehr gegangen! Sein zu Hause wäre infiziert mit Vanessaitis, und ich als guter Freund können ihm bei dieser schweren Heimsuchung nicht einfach vor die Tür setzten. Im Mittelalter wurden Menschen die das taten verbrannt, dabei hatte er sich altklug auf die Wange getippt. Der Bengel hatte aber auch ‘ne Meise! Seufzend betrachtete ich meinen besten Freund. Seine lila Haare standen herrlich wuschelig von seinem Kopf ab und es lag etwas Ruhiges in ihm, das wohl sonst kaum bei ihm zu sehen war. Einen kurzen Augenblick überlegte ich ob ich überhaupt schon mal so ‘nen Ausdruck bei ihm gesehen hatte… Eigentlich hatte ich Felix noch nie schlafen gesehen. Jedes Mal, wenn ich bei ihm und Liz übernachtete oder aber die Twins hier, war Felix immer schon wach gewesen. Neugierig biss ich mir in die Unterlippe. Ein Felix lag vor mir, der sich nicht wehren konnte, egal was ich mit ihm machte… Ich kaute weiter auf meiner Lippe rum. An sich war ich schon immer der Meinung gewesen Felix würde gut mir Schnurrbart aussehen. Vielleicht sollte er heute mal einen tragen. Ich drehte mich vorsichtig um und angelte mit langen Arm auf dem kleinen Tisch vor meinem Bett einen Filzer ran. Ich zog die Kappe ab und klemmte sie mir zwischen die Lippen. Vorsichtig lehnte ich mich über Felix, die Spitze des Filzstiftes schwebte über seiner Oberlippe. Unglaublich was für volle Lippen er hatte. Kurz flackerte die Erinnerung in mir auf, wie weich sie waren, und wie gut es sich angefühlt hatte sie zu küssen. Ich schluckte. Die Gedanken brachten nichts! Unwirsch schüttelte ich den Kopf, dabei sackte meine Hand ein Stück ab und die Spitze des Filzstifts traf auf Felix Haut, unwillkürlich rückte er bei der Berührung mit dem Kopf und dicke fette Streifen zogen sich unter seiner Nase. Erschrocken und belustigt zugleich wollte ich mir die freie Hand vor den Mund schlagen um ein Lachen zu unterdrücken, doch stattdessen rahmte ich mir die Kappe des Stifts ins Zahnfleisch. „AU!“, ich fluchte. Schmatzend wurde Felix wach. „Was…“, nuschelte er und wollte sich dabei aufrichten und klatschte gegen meine immer noch mit Filzstift bewaffnete Hand. „AU!“, fluchte er noch etwas gekonnter als ich. „Was sollte das den werden?“, schimpfte er und ich rieb mir mit tränenden Augen die Oberlippe. Schmeckte ich da Blut? „Ich bin kein großer Fan von Oberlippenpiercings…“ „Sorry…“, nuschelte ich und fuhr nun vorsichtig über mein Zahnfleisch, „Ich glaub, ich blute…“ „Wie?“, seine Hände legten sich unter mein Kinn, „Zeig her!“ Felix hob mein Gesicht an und nun sah ich zum ersten Mal seins nach der Stiftattacke. „Phahahahahahahahahahaha…“ Ich pustete los. „Wah…“, vollkommen überfordert und verschlafen sah Felix mich an, doch mich konnte nichts mehr haltend. Dicke schwarze Linien waren unter seiner Nase und gaben ihm eine sehr eindeutige Ähnlichkeit mit meiner Katze, die er selber ja Kittler nannte! Vor Lachen weinend und schüttelnd fiel ich zur Seite und rollte mich auf meinem Bett zusammen, das alles war so lächerlich! „Lachst du mich gerade aus?“, fragte er verschlafen und wirkte gerade zu empört. „Du…“, setzte ich an, doch ich kam nicht weiter und lachte einfach weiter. „LUI!“, empörte er sich, doch ich schüttelte nur den Kopf. Grummelnd sah Felix sich um und griff dann in einem letzten Akt die Sache zu klären nach seinem Handy. „Hast du mir ‘nen Schnauzer gemalt?“, Felix Entrüstung gepaart mit seiner neuen Gesichtsbehaarung brachte mich gleich in den nächsten Lachanfall. „Du Mistaas!“ Ich drehte mich auf den Bauch und schlug stumm vor Lachen auf meine Matratze ein. „Er steht … dir…“, gluckste ich hervor. „Wo ist dieser behinderte Stift! Das kriegst du wieder, du Penner!“ „Nicht…“, lachte ich weiter, doch Felix holte schon zum Gegenschlag aus, er dreht mich zu ihm um und zielte auf meine Augenbrauen. „Ich war schon immer der Meinung ‘ne Monobraue würde dir stehen…“ „Dir steht auf jeden Fall dein Schnurrbart!“, versuchte ich mich unter Lachen zu wehren und wir kabelten uns um den Stift! „Du bist sowas von fällig!“, knurrte er, musste nun doch auch schon selber lachen. „Das ist eine Interessante Art des Vorspiels…“, kam es plötzlich vom Fenster. Wir zuckten erschrocken zusammen. Vanessa in einem kurzen schwarzen Kleid, gefolgt von Liz, stiege durch mein Fenster. „Ich wusste, hier riecht irgendwas nach Fisch…“, strafte sie Felix mit einem geringschätzigen Blick. „Uhh, wie frech! Adolf!“, verdrehte sie die Augen. „Wir wollen euch abholen. Mum macht ‘n mega Frühstück für uns alle…“ „Nice!“, sagte Felix und hüpfte aus dem Bett. Immer noch glucksend stieg ich hinter her. Felix schlüpfte in seine Turnschuhe und wischte sich dann etwas unnütz über die Oberlippe, ich konnte nicht aufhören zu grinsen. „Das gibt noch Rache!“, er fixierte mich böse, „Mach dich gefasst!“ Schließlich krackzelten wir alle aus meinem Fenster, meine Gorgonenschwestern hätte mich sonst nicht gehen lassen. Vanessa und Felix kabelten sich natürlich sofort wieder und Liz schmunzelte. Das würde ein interessanter Tag werden! Ulkiger Weise war es danach eigentlich sehr unspektakulär. Wir frühstückten alle zusammen, Felix und Vanessa zankten sich noch etwas mehr, Kalle überlegte laut das an Felix irgendwas anders wäre als sonst, (Tatsächlich meinte er, er würde ihm an irgendjemand von früher erinnern, aber es stünde ihm…) und schließlich schlich ich mich durchs Fenster zurück in mein Zimmer. Die Twins und Vanessa würden später, wenn meine Wachhunde weg waren wiederkommen und dann würden wir alles für die Party vorbereiten, meine Party! Mir wurde immer noch ganz mulmig, wenn ich nur daran dachte. Hoffentlich brannte mir nicht die Bude ab. Oder schlimmer, hoffentlich verbrannte ein pöbelnder Mob nicht Felix, wenn sie alle seine subtilen und bösartigen Witze verstanden. Das Gezanke mit Vanessa ließ ihn richtig auf Höchstleistungen laufen! „Aus ‘ner Krähe macht man keine Taube…“, spottete Felix als Vanessa vor meinem Spiegle die Haare richtete, es war kurz vor sieben. Bald würden die ersten Gäste eintrudeln. „Deswegen lässt du dich so gehen?“, fragte Vanessa zurück und ich seufzte nervös und zupfte an meinem roten Shirt. Felix hatte gesagt, es stand mir. Verwaschen waren darauf Linien der United Kingdom Flagge zusehen, dazu trug ich meine beste zerrissene schwarze Jeans. Verdammt, irgendwie war mir schlecht! Und besser wurde das alles nicht da Felix, Liz und Vanessa aussahen wie Models aus ‘nem Katalog für alternative Klamotten. Liz hatte ihre Haare wie immer gestylt und betonte ihre schlanke Gestalt mir engen schwarzen Hosen und ‘nem aus nichts anderem als Reisverschlüssen bestehenden Top. Vanessa trug schwarze Shorts, Netz Kniestrümpfe und ein Tank Top das geschnitten war wie ein Korsage. Und Felix… Felix! Felix sah einfach verboten gut aus, obwohl er für seine Verhältnisse mal fast unauffällig gekleidet war. Eine dunkelgraue Jeans und ein grau weiß gestreiftes Shirt, dessen Ausschnitt so zerrissen war, dass man seine Schultern nicht nur erahnen konnte, sowie feine Linien seines Tattoos hervorblitzten. Die Lila Haare waren halbversteckt unter einem schwarzen Capi auf dem in weiß DOPE prangte. Warum zum Henker mussten meine Freunde so gut aussehen… Ist doch Rotz! „Und das sind jetzt alles Spaten von eurer Schule?“, fragte Vanessa in meine Minderwertigkeitskomplexe. „Jep!“, bestätigte Liz. „Hm…“, ihre dunklen Augen wanderten zu Felix, der entnervt auf sein Handy sah, bestimmt heute schon zum hundertsten mal, „Nervt dein Stecher?“ „Ex Stecher!“, korrigierte sie Felix, „Und etwas…“ „Will er nicht akzeptieren das ihr…“, ich wedelte mit der Hand unbestimmt durch die Luft, „… getrennt seid…“ „Man könnte von Trennung reden, wenn wir jemals zusammen gewesen wären!“, der Ältere steckte sein Handy zurück in die Tasche, „Die Sache ist einfach ausgelutscht…“ „Jetzt dein oder sein Schwanz?“, lächelte Vanessa zuckrig. „Kommt aufs selber hinaus…“, nuschelte Liz. Sie wirkte fast auch ein bisschen nervös, ob sie sich wohl mit MJ heute näherkommen würde? Es klingelte an der Tür. Wie angeschossen sprang ich auf und Eric und Torben und eine ganze Meute anderer Leute fielen mir gutgelaunt entgegen. Die Party konnte beginnen… Es dauerte kaum eine halbe Stunde und ein typischer Lautstärkepegel für solche Veranstaltungen ließ die Wohnung erzittern und es roch nach Suff. Ich klammerte mich an mein drittes Bier und lachte über alles und jeden der mir vor die Flinte fiel. „Es läuft alles super!“, sagte Felix, der mich keinen Schritt alleine machen ließ. Ehrlich gesagt war ich ihm dafür verdammt dankbar. Ich hatte zum ersten Mal so viele Leuten in meiner Wohnung, gab zum ersten Mal ‘ne Party und war im Allgemeinen, ziemlich panisch, dass was schief lief… „Wie läufts mit Liz und MJ?“, fragte ich ihn nuschelnd als mir irgendwer ‘nen Shot in die Hand drückte. „Mittelprächtig…“, sagte Felix und wie beide schielten zu unserer Klassensprecherin, die zwar mit Liz redete, aber zwischen ihnen saßen noch Katha und Vanessa. Bildete ich mir das ein oder sah Vanessa irgendwie… wütend aus? Gerade als ich Felix danach fragen wollte klingelte es an der Tür. „Wer ist das denn noch?“, schaute Felix durch die Mengen und folgte mir zur Tür. „Keine Ah…“, wollte ich gerade sagen als ich die Tür aufmachte und niemand geringeren als einem grinsenden Nils entgegensah. „Sorry, dass ich zu spät bin!“, zerwuschelte er sich die dunklen Haare ganz außer Atem. Ich grinste matt und nahm ihm die Flasche Tequila ab, die er mitgebracht hatte. Tatsächlich hatte ich fast vergessen, dass er überhaupt kommen wollte. „Aber wie ich sehe, habt ihr anscheinend schon ohne mich angefangen…“ Bevor ich eine Antwort geben konnte meinte mein bester Freund in einem fast beleidigenden Tonfall. „Und wir hätten auch sehr gut ohne dich weiter gemacht!“ Nils und er sahen sich an. Das konnte ja noch heiter werden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)