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Nach trüben Regentagen

... wird die Sonne einmal wieder scheinen
von

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Ich habe immer auf dich gewartet, obwohl ich es besser wusste

„Uruha.“, hörte ich Aoi sagen.

„Damit ist es wohl geklärt.“, sagte ich und bemühte sich, gleichgültig zu gucken. „Ich gebe auf. Und du musst ihm hinterher, Aoi.“

Schon bevor ich diese Worte ausgesprochen hatte, war er aufgesprungen. Noch einen kurzen Blick zu mir und dann war er verschwunden. „Ich wünsche dir, dass du den Erfolg hast, den ich nicht haben kann.“, sprach ich.

Da saß ich nun also. Mit der endgültigen Erkenntnis meiner Niederlage. Ich hatte immer gedacht, diese Erkenntnis würde mich erleichtern. Aber ich fühlte mich nur noch elender. Mein Herz fühlte sich an, als wäre es kurz davor, in meiner Brust zu zerbersten. Ich wünschte mir, es würde es endlich tun. Gestern hatte ich in meiner falschen Hoffnungslosigkeit noch dieses Fünkchen Hoffnung getragen. Doch heute war auch dieses erloschen. Ich wollte, ich könnte ‚endlich’ sagen, doch ich musste schmerzlich erkennen, dass dieses Fünkchen Hoffnung mich vor größter Verzweiflung bewahrt hatte. Jene Verzweiflung, die nun über mich hineinbrach.

„Kai?“ Das leise, vorsichtig ausgesprochene Wort vermochte es kaum, zu mir durchzudringen durch meinen Nebel der Verzweiflung. Ich spürte, wie die Couch sich neben mir senkte, als Miyavi neben mir Platz nahm. „Ach Kai.“ Seine warmen Hände strichen mir ganz sanft über den Rücken. Noch vor wenigen Minuten waren es Aois Hände gewesen. Ich schluckte hart. Meine Augen brannten schon wieder, doch ich war zu müde, um zu weinen.

„Können wir einfach heimfahren?“, fragte ich mit heiserer Stimme.

„Klar.“

Wir standen auf und verließen Aois Wohnung. Ich stieg und Miyavis Wagen. Von fern hörte ich Aoi, wie er auf Uruha einredete.

„Es tut mir Leid, dass - “, setzte Miyavi an. Ich wollte nicht, dass er es aussprach. Dass ich versagt hatte. Er würde es zwar nicht so sagen, er würde es in nette Worte kleiden, doch der Inhalt würde derselbe sein. Ich hatte versagt.

Er musste es in meinem Blick gesehen haben und brach sofort ab.

Also fuhren wir los. Als wir an Uruha und Aoi vorbeirollten, blickte ich schnell weg. Wir fuhren weiter in das Herz der Stadt. Mein Herz schlug dumpf gegen meine Brust. Verbissen kämpfte ich gegen das Bild von Aoi, das sich in meine Gedanken eingebrannt hatte.

Miyavi begann wieder: „Es ist alles meine Schuld. Es tut mir echt Leid, Kai.“

„Ich bitte dich. Der letzte Mensch, dem ich dafür die Schuld geben würde, bist du.“

„Doch, hätte ich dich doch nur nicht dazu gezwungen...“

„Du konntest das doch nicht wissen! Und jetzt bitte - nichts mehr dazu.“ Jedes Wort kostete mich unendlich Kraft. Ich fühlte mich so müde. Müde durch den Kampf gegen die Verzweiflung und den Schmerz.

Endlich sah ich die Lichter des Hochhauses. Miyavi steuerte seinen Wagen in die Tiefgarage, stellte ihn an seinem Parkplatz ab und wir beide stiegen aus. Als wir in dem vollkommen verspiegelten Aufzug standen, fiel mir etwas Entsetzliches auf: „Ich habe die Schlüssel bei Aoi im Wohnzimmer liegen lassen.“ Doch ich konnte jetzt nicht noch einmal zurückfahren. Ich konnte Aoi nicht noch einmal sehen. In mir zog sich alles zusammen bei diesem Gedanken.

„Kein Problem. Du kannst bei mir schlafen. Ist das okay für dich?“, bot Miyavi sofort an.

Ich nickte. Also stiegen wir gemeinsam in der obersten Etage aus. Während Miyavi seine Wohnungstür aufsperrte, spürte ich, wie mich die Erschöpfung immer mehr übermannte. Endlich öffnete Miyavi die Tür und ließ mich eintreten.

„Du weißt ja, wo alles ist. Wenn du aber noch was brauchst, sag einfach Bescheid, ja?“, meinte er und ging direkt ins Wohnzimmer. Ich hörte noch, wie er die Balkontür aufschob. Schweren Schrittes ging ich ins Gästezimmer, holte dort den Futon aus dem Schrank und breitete ihn auf dem Boden aus. Dann reichte meine Kraft mich weiter aus und ich ließ mich einfach nur noch fallen.

Lange lag ich da und starrte an die Decke. So müde auch mein restlicher Körper war, meine Augen waren hellwach. Sie brannten, machten meinem Herzen ernste Konkurrenz. Und das, wo ich doch in diesem Moment nichts lieber getan hätte, als endlich einzuschlafen. In die süße Umarmung des Vergessens und der Taubheit sinken, nur für ein paar Stunden. Doch meine Augen ließen mich nicht. Stattdessen zeigten sich mir unablässig Trugbilder in der Dunkelheit, von Aoi, wie er sich endgültig von mir abwandte. Ich kniff die Augen zu und spürte, wie letzte Tränen an meinen Wangen herunterkullerten. Doch auch noch so sah ich ihn. Seine wundersame Gestalt, seine traumhaften, vollen Lippen, sein kohlrabenschwarzes Haar gingen mir einfach nicht aus dem Kopf. Und dann seine Augen! Ständig seine Augen. Diese atemberaubenden dunklen Augen voller Güte und Herzlichkeit.

Irgendwann musste ich eingeschlafen sein. Doch die erlösende Umarmung des Schlafes kam nicht. Selbst da verfolgte er mich weiter.

Aoi stand an einem Abhang. Hinter ihm tobte ein schrecklicher Sturm. Schnell eilte ich zu ihm.

„Was machst du hier?“, fragte ich ihn entsetzt.

„Ich wollte zu Uruha.“, bekannte er. Sofort spürte ich die bekannte Eifersucht in mir lodern. Dann sah ich ihn. Er war unterhalb der Anhöhe inmitten des Sturmes und konnte sich nur mit viel Mühe aufrecht halten.

„Was macht er da unten?“, wollte ich wissen. Neben der Eifersucht machte sich nun auch Sorge in meinem Herzen breit. Uruha, mein Freund, befand sich in großer Gefahr.

„Er kämpft.“

„Aber gegen wen?“

„Gegen sich selbst.“

„Können wir ihm helfen?“

„Ich hoffe.“, sagte Aoi und wandte sich zum Gehen. Er war kurz davor, den Abhang hinunterzuspringen, als ich ihn schließlich erreichte und an den Schultern packte.

„Tu das nicht! Es ist zu gefährlich!“, warnte ich ihn.

„Aber ich will ihm helfen.“

Ich flehte inständig: „Bitte! Geh nicht!“ So groß war die Angst, ihn zu verlieren, und die Eifersucht, die in meinem Herzen tobte.

„Ich muss.“

„Verlass mich nicht! Ich liebe dich!“ Tränen schossen mir aus den Augen. Ich fühlte, wie die Angst mir beinahe den Atem nahm.

„Es tut mir Leid, Kai.“ Er griff nach meinen Händen und schüttelte sie sanft ab. Dann sprang er und ließ mich allein mit meinem Schmerz und meiner Verzweiflung.
 

Am nächsten Morgen traf mich die Erkenntnis, dass die Ereignisse des gestrigen Abends nicht nur ein böser Traum gewesen waren, nicht ganz so hart, wie befürchtet. Mit einem Seufzer setzte ich mich auf. Und bemerkte die Decke neben mir, die ich im Schlaf wohl davon gestrampelt hatte. Jedoch konnte ich mich nicht erinnern, dass ich sie gestern noch aus dem Schrank geholt hatte. Nur den Futon.

Ich stand auf und ging in die Küche. Miyavi saß dort am Essenstisch, vor ihm eine Tasse Kaffee. Als er mich sah, sprang er sofort auf.

„Guten Morgen, Kai. Willst du etwas frühstücken? Ich mache dir einen Tee, okay?“ Und schon war er dabei, geschäftig um mich herum zu eilen.

„Tee reicht, danke.“, murmelte ich und setzte mich an den Tisch. Während Miyavi weiter durch die Küche huschte, sah ich durch die Glasfassade hinunter auf den Park vor dem Hochhaus. Neuschnee lag dicht zwischen den kahlen Bäumen und Büschen. Ein paar vereinzelte Vögel pickten überglücklich in den Vogelhäusern nach Sonnenblumenkernen.

Dass Miyavi mir die Teetasse vor die Nase hielt, fiel mir erst nach einer Weile auf, als er mit leicht besorgten Unterton meinen Namen aussprach. „Kai?“ Schnell nahm ich die Tasse entgegen und nahm einen verlegenen Schluck. Wobei ich mir selbstverständlich die Zunge verbrannte. Leise fluchend stellte ich die Tasse ab. Miyavi setzte sich gegenüber und bedachte mich mit sorgenvollen Blicken.

Miyavi brach nach einer Weile dann doch das unangenehme Schweigen: „Ich habe deine Schlüssel bei Aoi abgeholt, als du noch geschlafen hast. Liegen auf dem Regal im Gang.“

Ich hob meinen Blick, der bis eben noch auf dem dampfenden, grünen Tee gelegen hatte. „Vielen Dank, Miyavi. Das hättest du aber echt nicht tun müssen.“

„Ach was. Hab ich gern gemacht. Ich soll dir von Aoi übrigens ausrichten, dass es ihm unendlich Leid tut, wie das gestern verlaufen ist und dass er es gern irgendwie - egal wie - wieder gut machen will.“

Sofort musste ich ihn mir vorstellen, wie er mit schmerzlich verzogenem Gesicht diese Worte aussprach, die wunderschönen Augen dabei voller Schuld und Elend.

„Ist schon okay. Es ist nicht seine Schuld.“, meinte ich. „Noch ist es deine.“, setzte ich hinzu, als ich den gleichen schuldbewussten Blick auch in Miyavis Augen wahrnahm.

Ich nahm den letzten Schluck aus der Tasse und erhob mich.

„Ich gehe jetzt. Danke für alles, Miyavi.“, verabschiedete ich mich.

Bei diesen Worten fuhr er erneut hoch. „Wirklich? Bist du sicher... ? Wenn du irgendetwas brauchst, sag bitte Bescheid, ja?“

Ich nickte, dann ging ich.

Die unendliche Traurigkeit verwandelt sich in weißen Schnee.

Ich öffnete die Tür zu meiner Wohnung und betrat sie. Das weiße Licht der Wintersonne blendete mich durch die riesige Glasfassade, die sich über die komplette Ostseite der Wohnung zog. Die Augen zusammenkneifend schritt ich zu den langen weißgelben Vorhängen, um sie vor die Fenster zu ziehen. Dann ließ ich mich mit einem erschöpften Seufzen in meinen Sessel fallen. Obwohl ich bestimmt zehn Stunden geschlafen haben musste, fühlte ich mich noch immer schlapp und kraftlos. Weiterhin spürte ich den dumpfen Schmerz, der mit jedem Schlag von meinem Herzen ausging. Und damit das unerträglich Verlangen nach Nähe, nach Zuneigung. Der tiefe Wunsch nach Liebe, der wohl ewig unerfüllt bleiben würde.

Bestürzt bemerkte ich, dass ich mich immer mehr in meine Verzweiflung hineinsteigerte.

'Na, na, na, Kai. Jetzt beruhig' dich mal wieder. Du bist abserviert worden. Das war doch nicht das erste Mal.', sagte ich mir. 'Mal ganz abgesehen davon, dass das jetzt ganz und gar nicht der rechte Zeitpunkt ist, vor Verzweiflung zu stagnieren. Du hast einen Peace and Smile Carnival zu veranstalten!'

Das stimmte allerdings. Es gab noch einiges zu tun, bevor dieses Event mit all seiner Imposanz ordentlich stattfinden konnte. Unter anderem auch mein eigenes Schlagzeugspiel, an dem noch ein klein wenig gefeilt werden musste. Also beschloss ich, den Proberaum aufzusuchen, der nur wenige Minuten mit dem Bus oder Auto entfernt war. Doch als ich aus dem Aufzug stieg, überkam mich das Bedürfnis nach frischer Luft und ich entschied, zu Fuß zu gehen.

Winzige Schneeflocken fielen unablässig von Himmel und schmolzen sofort, nachdem sie auf dem Boden ankamen. Mitten auf dem Weg blieb ich stehen und blickte hinauf in den Himmel. Die umherwirbelnden Flocken wurden zu Abbildungen meiner schweifenden Gedanken. Aoi, wie er sich abwandte und los eilte. Sein schuldbewusster Blick, als er sich noch einmal umdrehte. Ich blinzelte, als eine Schneeflocke direkt in meinem Auge landete, dann spürte ich eine Träne an meiner Wange herunterkullern. Schnell wischte ich sie weg und setzte meinen Weg fort.

Nach drei Stunden Probe war ich komplett nassgeschwitzt und noch erschöpfter als zuvor, doch der Schmerz in meiner Brust wollte nicht nachlassen. Das Loch in meinem Herzen schrie voller Inbrunst danach, gefüllt zu werden. Schwer atmend saß ich hinter meinem Schlagzeug und fuhr mir über die patschnasse Stirn. Trotz des Erkältungsrisikos verließ ich den Proberaum und machte mich wieder auf den Heimweg. Die kalte Luft fuhr um mich herum und in meine Kleidung und ließ mich erschaudern. Doch ich spürte die Kälte nicht wirklich. Nur mein zitternder Körper und meine klappernden Zähne sprachen von der Eiseskälte.

Ohne mich an die bewusste Entscheidung zu erinnern, diesen Ort aufzusuchen, stand ich plötzlich vor seiner Eingangstür. Es musste mein einsames Herz gewesen sein, auf seiner verzweifelten Suche nach Liebe, das mich auf diesen Weg geführt hatte. Doch es war wahr, an diesem Ort würde ich Liebe erfahren. Ehrliche, unbedingte Liebe. Also trat ich an die Tür und läutete. Ein Surren ertönte und die Tür öffnete sich. Dann hörte ich schon eine wohlbekannte glockenhelle Stimme ertönen: „Kai! Was für eine Freude dich wiederzusehen! Wie geht es dir?“ Und Meis schwarzer Bobkopf tauchte hinter der Rezeption auf.

„Danke, Mei. Es freut mich auch, dich wiederzusehen. Mir geht es gut. Und dir?“ Schnell fiel mir auf, dass ich um der Überzeugungskraft meiner Worte willen ein Lächeln dazu setzen musste. Es kostete mich einiges an Kraft, um meine Mundwinkel zu heben. Doch es schien zu klappen. Mei antwortete ohne, dass sich ihre Augen sorgenvoll verengt hatten: „Das freut mich. Mir geht es ganz wunderbar! Aber nun geh geh schon. Man erwartet dich schon ganz sehnsüchtig.“

Dieser Aufforderung ging ich ohne zu zögern nach. Ich machte ein paar Schritte in den Gang hinein, dann machte ich die Tür auf. Sofort ertönte überglückliches Bellen und winselnd und tapsend kamen sie näher. Zuerst der Akitarüde Jo, der, obwohl ihm das linke hintere Bein fehlte, der schnellste der drei war. Er strich schwanzwedelnd um mich herum und kläffte zufrieden, als er sich neben mir niederließ. Dann kam Piccolo. Der Mops sprang voller Elan auf meinen Schoß und leckte mir hechelnd über die Nase. Zuletzt kam Hime angetrabt. Die altersschwache Border-Mischlingsdame guckte mir freudestrahlend aus ihren blinden Augen entgegen und schmiegte sich sanft an meine Seite.

„Ach meine Liebsten, ich habe euch auch vermisst.“, gebe ich lächelnd zu und kraule Piccolo hinter den Ohren. Schon stupst mich fordernd Jo an und ich streiche ihm brav den Rücken entlang. Dann aber verlangt schon Hime nach mir: Mit großen Augen liegt sie vor mir auf den Rücken und streckt mir ihren Bauch entgegen. Ich lege meine Hand in ihr dichtes Fell. „Sehr sogar.“

An einem einsamen Morgen, dem heutigen gar nicht so unähnlich, streifte ich ziellos durch die Straßen, bis mir Mei begegnete, die mit einer ganzen Meute Hunde unterwegs war. Sie war jedoch völlig überfordert. Ständig musste sie einen der Hunde wieder zurückrufen oder von dem nächsten Mülleimer oder Passanten fortziehen. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, bot ihr meine Hilfe an, die sie dankbar annahm. Seit diesem Tag besuchte ich das Tierheim, sooft sich mir die Gelegenheit bot, führte ein paar Hunde aus, versorgte die Insassen und unterhielt mich mit den Mitarbeitern. Nach letzterem stand mir heute allerdings gar nicht der Sinn. Ich war nur der Tiere wegen hier. Ich spürte förmlich, wie mein Herz die Zuneigung der drei Hunde aufsog. Endlich hatte der Schmerz nachgelassen und die Schwere, die sich um mich gelegt hatte, schien ebenfalls zu schwinden.

„Waren sie heute schon draußen?“, erkundigte ich mich, als ich Mei an dem Zwinger vorbeigehen sah.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Du kannst also gern mit ihnen gehen.“

Also erhob ich mich. „Na meine Liebsten, wie wäre es mit einem Spaziergang? Das Wetter ist traumhaft heute.“, bot ich an. Zustimmendes Kläffen ertönte und schwanzwedelnd folgten mir die drei nach draußen. Zusammen drehen wir eine kleine Runde, in gemütlichem Tempo. Jo humpelt glücklich vor uns her, Hime und Piccolo trotten geduldig neben mir. Vor ein paar Wochen noch waren Piccolo und Jo um die Wette gelaufen und der Kleine war fröhlich um mich herumgesprungen. Besorgt blicke ich zu dem Mops hinunter. Er war gerade einmal fünf Jahre alt und würde das sechste Lebensjahr wohl nicht mehr erreichen.

Ich brachte die drei wieder zurück in ihren Zwinger und verabschiedete mich von Mei.

„Du gehst schon wieder?“, fragte sie.

„Ja, ich habe noch einiges zu erledigen.“

„Schade. Viel Erfolg dir aber. Und bis bald, hoffentlich.“

„Ich bemühe mich, bald wiederzukommen. - Eine Sache noch. Es ist wegen Piccolo. Wie lange?“

Ein Schatten legt sich über das Gesicht der jungen Frau. „Noch etwa fünf Wochen sagen die Ärzte. Wir wollen ihm die schlimmsten Schmerzen ersparen, deshalb ...“ Der Satz hing unbeendet in der Luft, doch ich wusste, was sie sagen wollte.

„Okay.“ Damit ging ich. Piccolo war einer der ersten, die ich intensiver betreut hatte, und er war mir sehr ans Herz gewachsen. Der Gedanke daran, dass ich ihn bald nicht mehr besuchen würde können brach mir das Herz. Erneut. Bedrückt machte ich mich auf den Heimweg. Ein außerordentlich aggressives Krebsgeschwür hatte vor einigen Monaten begonnen, sich in dem Mops auszubreiten. Es zerstörte meinen Liebling von innen. Ich musste an Uruha denken. Auch er besaß eine gewisse Zerstörungskraft. So oft hatte er Aoi schon verletzt. Und er würde es wieder tun. Ich würde es nicht verhindern können. Meine Brust zog sich zusammen bei diesem Gedanken. Wenn ich ihn doch nur davor bewahren könnte. 'Doch er hat Uruha gewählt.', erinnerte ich mich. Er hatte den schmerzvollen Weg gewählt und das im vollen Bewusstsein des Unvermeidlichen.

Mit einem lauten Knurren erinnerte mein Magen mich daran, dass ich heute noch nichts gegessen hatte. Ich machte bei einem Schnellimbiss halt und nahm auf dem Heimweg das lieblos zubereitete Gericht ein. Daheim angekommen schob ich Hitchcocks 'Die Vögel' in den DVD-Player und ließ mich in meinen Sessel fallen.

Das aggressive Kreischen der Vögel und Melanies panische Schreie ließen mich aus meinem unruhigen Schlaf schrecken. Es war bereits dunkel geworden. 'Ich hasse den Winter.', dachte ich und warf blinzelnd ich einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach sechs. Nach dem Abspann griff ich erneut in mein DVD-Regal und zog 'Der Fremde im Zug' hervor. Schulterzuckend legte ich auch diesen in den Player. Ich verfolgte die ersten Minuten aufmerksam, wie es Hitchcock verdient hatte, doch da ich auch diesen Film bereits in- und auswendig kannte, konnte ich meine Augen nur bis zu Brunos groteskem Handel offen halten. Als ich das nächste mal aufwachte, war der Bildschirm meines Fernsehers bereits schwarz und wie alles andere um mich herum. Ich rutschte aus dem Sessel und tastete mich zum nächsten Lichtschalter. Schlürfend begab ich mich in mein Schlafzimmer, zog mir noch mein Oberteil über den Kopf und schmiss es in die Decke, dann legte ich mich in mein Bett.

Doch es war so still. So still und so kalt. Ich begann zu zittern und starrte an die Decke. Verzweifelt zog ich meine Decke an mich und presste meine Augen zusammen. 'Schlaf ein.' Ich rollte mich von einer Seite auf die nächste, schob die Decke wieder von mir, nur um sie im nächsten Moment wieder an mich zu drücken und zwang mich krampfhaft, nicht die Augen zu öffnen. Währenddessen kreisten meine Gedanken wie in einem Karussell. Diese unerträgliche Kälte, die mich so quälte, dieser wundervolle Aoi, der mich niemals lieben würde, diese grausamen Schmerzen, die einfach nicht aufhören wollten, diese unendliche Stille, die mir so gut deutlich machte, wie einsam ich war, dieser liebenswerte Aoi, der mich so verletzt hatte, dieser dämonische Uruha, der alles zerstörte, diese beißende Kälte, die in meine Glieder kroch, … dieser atemberaubende Aoi, …

Werde ich mein wahres Gesicht vergessen, wenn ich so tue, als ob ich stark wäre?

Am nächsten Morgen erwachte ich, wie ich schließlich eingeschlafen war. Eingerollt, an die Decke geklammert und zitternd. Es war noch stockfinster. Schlaftrunken quälte ich mich aus dem Bett und begab mich auf direktem Weg ins Bad, wo ich mich entkleidete und dann in die Dusche stieg. Ich drehte das Wasser so heiß, dass es meine Haut beinahe verbrühte und seifte mich unter laufendem Hahn ein. Umgeben von heißem Wasserdampf kam ich danach wieder aus dem Bad. Ich griff mir die nächstbeste Hose und das nächstbeste Oberteil aus meinem Schrank und ging in die Küche. Dort blickte ich auch das erste Mal auf die Uhr und stellte voller Entsetzen fest, dass es erst fünf Uhr in der Früh war. Ich hatte für den heutigen Tag die Proben auf acht Uhr angesetzt.

Dennoch machte ich mich auf den Weg. Wieder zu Fuß. Ich stapfte durch den Schnee, der sich über Nacht noch dichter auf die Straßen gelegt hatte, den noch pechschwarze Himmel über mir. In unserem Proberaum angekommen, setzte ich mich erst einmal an mein Schlagzeug. Doch egal, was ich spielte, es erfüllte mich nicht. Also machte ich mich an den Papierkram, der ohnehin seit einigen Wochen überfällig war, da Reita, der eigentlich dafür zuständig war, momentan anderweitig beschäftigt war.

Mit einem erschöpften Schnauben legte ich das letzte Blatt auf den großen Stapel neben mir. Geschafft. Ein Blick auf die Uhr. Noch eine ganze Stunde, dann würden die anderen kommen.

Jetzt, da ich nichts mehr zu tun hatte, brachen sie wieder über mich herein. Die quälenden Gedanken, zusammen mit dem pochendem Schmerz in meiner Brust.

Ich war allein, ich hatte versagt.

Ich war allein, da ich versagt hatte.

Ich schluckte hart, als mir die Tränen, von denen ich gedacht hatte, dass sie bereits alle vergossen waren, in die Augen stiegen. Die erste bahnte sich ihren Weg an meiner Wange entlang. Ihr folgten weitere, während ich in meiner Verzweiflung ertrank.

Würde ich auf ewig so einsam bleiben? Der Schmerz nahm mir beinahe die Luft weg. Warum hatte es nur so kommen müssen? Ich spürte, wie sich meine Finger in meine Oberschenkel gruben. Was hatte ich nur falsch gemacht? Der einzige Laut in dem leeren Raum war mein leises Schluchzen.

Der nervtötende Klingelton meines Handys holte mich zurück. Das Display zeigte an, dass es Aoi war, der versuchte, mich zu erreichen. 'Krieg dich wieder ein. Professionalität ist angesagt.', redete ich mir ein, nahm einen tiefen Atemzug und hob ab.

„Guten Morgen, Aoi. Was gibt’s?“, meldete ich mich.

„Guten Morgen, Kai. Ich wollte nur Bescheid geben, dass ich wahrscheinlich etwas später kommen werde. Hab' ein wenig verschlafen, weißt du. Entschuldige.“

„Ist okay. Bis später.“

Entsetzt und enttäuscht von meiner eigenen Schwäche, wischte ich mir dir Tränen aus dem Gesicht. Meine Kollegen sollten, nein, durften mich nicht so sehen.

Bald darauf kam schon Reita herein, mit einem kichernden Ruki im Schlepptau, wie so oft in letzter Zeit. 'Professionalität.' Ich erhob mich von meinem Platz und begrüßte die beiden mit einem strahlenden aufgesetzten Lächeln. Das unübersehbare Glück der beiden war das geringste Übel, das ich diesen Tag ertragen würde müssen. Als Uruha den Raum betrat festigte ich mein Lächeln und verwickelte ihn sogar in ein kurzes Gespräch über eine Choreographie für den Jubiläums-Auftritt.

Doch als Aoi schließlich kam, spürte ich deutlich, wie mir die Züge entglitten. Für einen Moment herrschte komplette Stille in meinem Kopf, dann heilloses Durcheinander. Seine wundervolle Person zusammen mit den unbeschreiblichen Schmerzen brachten mich für diesen Moment an den Rand des Wahnsinns.

Entweder sie hatten es nicht bemerkt oder sie sahen darüber hinweg, denn es folgte kein peinliches Schweigen. Aoi wurde von allen fröhlich begrüßt und auch ich bemühte mich: „Guten Morgen. Schön, dass du nun da bist.“

Wie sollte ich diesen Tag nur überleben?

Aber ich brachte es irgendwie auf die Reihe. Irgendwie schaffte ich es, nicht vor Neid zu platzen, wenn sich die Turteltauben ihre schmachtenden Blicke zuwarfen. Irgendwie schaffte ich es, diese unbändige und doch unberechtigte Wut Uruha gegenüber zu unterdrücken. Irgendwie schaffte ich es, nicht vor Schmerz zu zergehen, wenn ich Aoi ansah oder ansprach. Und am erfolgreichsten schaffte ich es, die mitleidsvollen Blicke meiner Kollegen zu ignorieren, die ich zugeworfen bekam, wenn sie glaubten, ich sähe gerade nicht hin.

Nach sechs äußerst produktiven Stunden verabschiedete ich mich von allen mit dem gleichen aufgesetzten Lächeln, mit dem ich sie begrüßt hatte, und begab mich auf den Heimweg. Das Bento, das Reita mit mir geteilt hatte, nachdem ein lautstarkes Knurren verraten hatte, dass ich noch nichts gegessen hatte, lag mir schwer im Magen.

Miyavi kam gerade aus seiner Wohnung, als ich auf den Gang trat. Sofort erhellte sich sein Gesicht und er kam auf mich zu. Doch je näher er mir kam, desto düsterer wurde es wieder.

„Hey, Kai. Wie geht es dir?“, fragte er und musterte mich dabei besorgt.

„Gut soweit. Dir?“, gab ich automatisch zurück und wollte an ihm vorbei zu meiner Wohnung. Doch er hielt mich am Arm zurück.

„Kai. Bitte. Lüg' mich nicht an.“

Ich drehte mich langsam zu ihm um. „Tu' ich nicht. Mir geht es gut.“ Die Tränen, die sich bei seinem sorgenerfüllten Blick in meinen Augen sammelten, hielt ich erfolgreich zurück.

Miyavi seufzte geräuschvoll auf, ließ mich aber los. „Wenn du irgendetwas brauchst, komm zu mir, ja?“, bat er noch.

Ich nickte stumm, dann ging ich.

Gerade, als ich mich erschöpft in meinen Sessel fallen lassen wollte, klingelte mein Telefon.

Mein Kopf voller unausgedachter Gedanken und verdrängtem Schmerz fesselte mich an Ort und Stelle. Ich wollte einfach nur allein sein. Nein! Das war eigentlich das, was ich am allerwenigsten wollte. 'Du musst dich damit abfinden und wieder aufstehen.' Das Klingeln hörte auf. Ich atmete tief ein. Nein, ich durfte nicht zulassen, dass ich an meiner Verzweiflung zugrunde ging. 'Womöglich hab ich mich auch ein wenig in die Sache hineingesteigert.' Langsam atmete ich wieder aus. Mit dem Plan, mir erst einmal etwas anständiges zu essen zu machen, ging in die Küche.

Da klingelte es erneut. 'Muss wohl doch wichtig sein.', dachte ich mir und unterbrach meine Arbeit, um ans Telefon zu gehen. Ich kam nicht einmal dazu, mich zu melden.

„Kai? Kai, bist du da? Es geht um Piccolo! Es geht ihm sehr schlecht!“ Meis Stimme überschlug sich fast vor Aufregung.

„Piccolo? Ich komme sofort!“ Alles stehen und liegen lassend schnappte ich mir meine Jacke und hetzte hinaus. In einem Affenzahn fuhr ich zum Tierheim hinüber und fiel Mei, die mich bereits erwartete beinahe in die Arme.

„Komm schnell, er ist hier drüben!“ Sie zog zu dem Zwinger. Unterwegs begann sie mir zu erklären:

„Wir haben keine Ahnung, was auf einmal los ist. Bis vor wenigen Stunden ging es ihm noch wirklich gut, um nicht zu sagen erstaunlich gut. Er hat brav gegessen und hat ganz vergnügt mit Jo und Hime gespielt. Aber heute nach dem Spaziergang hat er sich plötzlich in seinem Korb verkrochen und sich nicht mehr geregt. Wenn man sich ihm nähert, knurrt und schnappt er. Aber er wird immer schwächer. Ich habe bereits nach Fuyu-sensei rufen lassen, doch ich dachte mir...-“

Der Mopsrüde lag zusammengekauert und zitternd in seinem Korb. Als er mich witterte hob er ein wenig den Kopf und winselte traurig. Ich riss die Zwingertür auf und eilte zu ihm. „Piccolo! Ach, mein Kleiner. Alles wird gut. Alles wird gut.“, sprach ich ihm gut zu und und trat vorsichtig an ihn heran. Ein halbherziges Knurren kam aus seiner Kehle. Ich ging in die Hocke und streckte eine Hand nach ihm aus. Piccolo winselte. „Alles wird gut. Alles wird gut, mein Kleiner.“, sprach ich und strich ihm immer wieder über den zitternden Rumpf. Er schien sich etwas zu beruhigen. „So ist's gut.“, murmelte ich.

Da erklang eine Stimme hinter mir: „Yutaka-san, darf ich Sie bitten, zurückzutreten?“

Sofort schreckte Piccolo zusammen und begann wieder leise, aber deutlich bedrohlicher zu knurren. Ich drehte mich halb um und hob meinen Kopf.

„Ich glaube, er möchte, dass Kai bei ihm bleibt.“, meinte Mei.

Fuyu-sensei legte die Stirn in Falten. Für einen kurzen Moment wich dem gewohnt professionellem, strengen Blick einer voller Sorge und Mitgefühl. „Dann bringen Sie ihn bitte in mein Behandlungszimmer.“, erklärte sie sich, die Augen hinter der dicken Brille zusammenkneifend, bereit. Ich nickte.

„Piccolo. Du musst mir nun vertrauen.“, flüsterte ich dem zitternden Bündel zu meinen Füßen zu. Dann griff ich behutsam in den Korb und holte ihn heraus. Er wehrte sich nicht, lag ganz ruhig in meinen Armen, während Mei und ich ins in Richtung des Behandlungszimmers begaben.

„Legen Sie ihn einfach auf den Tisch.“, wies mich die Tierärztin an. Ich tat, wie mir geheißen.

„Dann wollen wir mal sehen...“, nuschelte Fuyu-sensei und trat an den Tisch heran.

„Mein Kleiner. Du musst nun ganz stark sein. Aber ich bin bei dir.“, versprach ich ihm und strich ihm ein letztes Mal über den Kopf. Der Kleine blickte mich aus ängstlichen Augen an, doch er wehrte sich nicht, als ihn die Tierärztin mit ihren behandschuhten Fingern abtastete. Voller Ungeduld folgte ich ihren Bewegungen. „Und?“

„Ich befürchte, die Medikamente haben doch nicht so gut gewirkt, wie wir gedacht haben.“

„Was heißt das?“

„Ich habe die Befürchtung, dass sich einige Metastasen in seinem Bauchraum gebildet haben und so die Funktionen einiger Organe einschränken. Genaueres ließe sich nach einer ausführlichen Untersuchung feststellen, doch...“ Die ältere Frau warf mir einen unsicheren Blick zu. „... das wären nur viele unnötige Stunden der Schmerzen für das Tier. Es mag hart klingen, doch wir können in diesem Zustand kaum mehr für ihn tun, als ihm möglichst Schmerzen zu ersparen und ihm noch eine schöne Zeit zu machen.“

„Also gibt es gar keine Hoffnung?“, fragte ich. Doch ich musste Fuyu-senseis bedauerndes Kopfschütteln gar nicht sehen. Natürlich nicht. So etwas wie Hoffnung hatte es doch nie gegeben.

Meine nächste Frage war nicht mehr als ein Flüstern: „Wie lange noch?“

Da zuckte die Ärztin mit den Schultern. „Heute in der Früh noch gab ich ihm noch über einen Monat. Doch nun... eine Woche? Vielleicht auch zwei.“

Ich blickte hinunter zu Piccolo, der sich erschöpft hechelnd und zitternd auf dem Behandlungstisch wand. Und erneut traten mir die Tränen in die Augen. Der kleine Hund sah mich aus seinen großen, braunen Augen an und winselte kläglich. Schluckend legte ich ihm eine Hand auf den Bauch und streichelte ihn sanft.

„Mein Kleiner, ach mein süßer, kleiner Piccolo. Alles wird gut. Alles wird gut.“

Wenn du diese ausgestreckten Hände ergreifst, wirst du, obgleich allein, wieder lächeln können.

Es klingelte. Ich grub meinen Kopf tiefer in das Couchkissen. „Geh weg.“, murmelte ich. Doch natürlich wurde ich nicht gehört. Es klingelte wieder. „Geh weg, sagte ich.“, wiederholte ich mich, diesmal etwas lauter. Klopfen. „Kai? Ich weiß, dass du da bist. Mach schon auf!“ Es war Miyavi.

„Geh weg!“, rief ich, so laut ich konnte.

„Ganz bestimmt nicht! Und jetzt mach schon auf!“

Ich rührte mich nicht von der Stelle.

„Ich trete dir die Tür ein,wenn du nicht sofort aufmachst!“

Er sollte einfach wieder gehen. Ich wollte allein sein.

„Ich zähle bis Drei!“

Warum ließ er mich nicht einfach alleine?

„Eins!“

Ich würde dieses Zimmer nicht verlassen. Ich würde nicht einmal von der Couch gehen. Nein, keinen Zentimeter würde ich mich bewegen!

„Zwei!“

Wollte er nicht verstehen, dass ich niemanden sehen wollte?

„Drei!“

Ein dumpfer Schlag, dann ein Poltern und ein Jammern. „Aua! Verdammt, das hat weh getan!“

Ich seufzte und schlug die Decke von mir, schwang meine Füße von der Couch und bewegte mich in Richtung Wohnungstür. Als ich sie öffnete, guckte ich direkt auf einen klagenden Miyavi herunter. Er blickte mir vorwurfsvoll entgegen: „Ich spüre jetzt schon, dass das ein gewaltiger Bluterguss wird! Und es tut soo weh! Alles nur deine Schuld!!“

Ich hob eine Augenbraue. „Meine Schuld also.“

„Ja, deine Schuld! Deine Schuld, dass du dich seit Tagen in der Wohnung verschanzt und alle sich Sorgen machen!“

Sofort verteidigte ich mich: „Also im Prinzip 'verschanze' ich mich erst seit vorgestern und 'alle' sind wohl nur du und Ruki?“

„Und Reita. Und Uruha. Und Aoi!“

„Na schön. Trotz allem besteht kein Grund zur Sorge.“, wollte ich meinen Nachbarn und Freund beruhigen. Das Letzte, was ich wollte, war, dass mir liebe Menschen in meine Angelegenheiten hineingezogen würden.

„Oh und wie! Und genauso, wie wir das Recht haben, uns zu sorgen, hast du das Recht, uns Sorgen zu bereiten. Die Sache mit Aoi war schon heftig genug für dich, aber jetzt auch noch das mit dem Kö– ähh– ich meine natürlich Hund.“

„Piccolo.“

„Genau, Piccolo.“

Ich seufzte. „Na schön. Und was jetzt?“

„Wie wär's, wenn du mich zuallererst einmal hereinlässt?“, schlug Miyavi lächelnd vor und erhob sich ächzend.

„Na gut.“ Ich machte einen Schritt zur Seite.

„Danke dir.“, erwiderte er selbstzufrieden grinsend.

„Was ist das?“, fragte ich, auf die Tüte deutend, nach der Miyavi eben griff.

Das Grinsen wurde noch breiter, als er erklärte: „Ich hatte erst vorgehabt, etwas für dich zu kochen, aber dann ist mir eingefallen, dass du das doch viel besser kannst. Also dachte ich mir, ich besorg einfach ein bisschen was und du machst das dann schon!“

„Ah ja. Super Einfall.“, lobte ich ihn ironisch, schloss die Tür hinter uns und folgte dem Sänger in die Küche. “Was gibt’s denn Gutes?“

Miyavi begann, den Inhalt der Tüte auf dem Tisch auszubreiten. „Nun, ich habe ein wenig Gemüse dabei Rettich, Rüben und Kohl. Außerdem Fleisch. Und ein bisschen Süßkram für später.“

„Na dann kannst du mir gleich helfen und das Gemüse schneiden.“, wies ich ihn an und machte mich daran, das Fleisch zuzubereiten.

Nach einer guten halben Stunde, die wir schweigsam nebeneinander arbeitend verbracht hatten, saßen wir zusammen am Tisch und genossen unser Mahl. Ich hatte die vorsichtigen Blicke meines Freundes bereits vorhin bemerkt, doch ich ignorierte sie geflissentlich. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Miyavi wieder den Kopf hob und seine braunen Augen unter dem Pony hervor lugten. Ich wartete, bald würden sie wieder zurück zu seinem Teller wandern. Doch es geschah nicht. Sekunde um Sekunde verging und ich spürte immer noch, wie Miyavis Blick auf mir ruhte. Also guckte ich auf und direkt in seine besorgten Augen.

„Wie geht es dir?“, fragte er schließlich.

Ich war versucht, einfach 'ganz gut' zu sagen, einfach aus Gewohnheit.

„Den Umständen entsprechend.“, erwiderte ich stattdessen.

„Den Umständen entsprechend also.“, wiederholte Miyavi und schob sich ein Stück Kohl in den Mund. Erwartungsvoll blickte er mich an.

„Was willst du denn hören?“

„Ich habe dich gefragt, wie es dir geht. Wenn 'Den Umständen entsprechend' alles ist, was du dazu sagen willst, okay.“, meinte Miyavi achselzuckend.

„Ich schleppe mich in die Arbeit, mach meinen Job. Ich versuche wirklich mit aller Mühe, das auf die Reihe zu kriegen. Meinen Job zu machen. Die Arbeit nicht unter meiner Verfassung leiden zu lassen. Und mich dabei angemessen zu verhalten. Meine Kollegen – und Freunde – nicht blöd zu behandeln, weil ich mich in ihrer Nähe unwohl fühle. Diese zwei glücklichen Paare. Ich wünschte so, ich könnte ihnen ihr Glück gönnen. Sie sind meine Freunde. Ich sollte es ihnen gönnen können. Doch ich bin – so niederträchtig es auch ist und mir ist es fast peinlich, es zuzugeben – so neidisch auf sie! Und vor allem ist es dieses Gefühl von Einsamkeit, das mich noch umbringt. Ich fühle mich einfach so alleine. Ich liege nachts im Bett und die Stille um mich herum erdrückt mich. “ Es sprudelte alles einfach aus mir heraus. Und wie das erleichternd war! Ich fühlte, wie sich ein dicker Knoten um mein Herz sich löste, während ich diese Worte aussprach.

Miyavi hatte mich während der ganzen Zeit unentwegt angesehen. Nun lächelte er etwas. „Danke.“ Ich wusste nicht, womit ich dieses dankbare, unfassbar glückliche Lächeln verdient hatte. Es war nur die Andeutung eines Lächelns und doch lag soviel Gefühl darin, dass ich ganz überwältigt war. Und verwirrt.

„Ich danke dir! Es geht mir soviel besser. Das hätte ich echt nicht gedacht. Danke.“, erwiderte ich verlegen.

Dann war es schon wieder vorbei. Das Lächeln weitete sich zu einem Grinsen aus und er meinte selbstzufrieden: „Das hätte ich dir auch gleich sagen können. Aber nein! Erstmal fahrlässig die Verletzung meiner Person heraufbeschwören!“

Ich schüttelte nachlässig den Kopf. „Ach Miyavi. Was würde ich nur ohne dich tun.“

„Lass mich überlegen! Wahrscheinlich hier vor dich hin siechen und vor Einsamkeit vergehen?“

„Du weißt, dass das nicht als Frage gemeint war, oder?“, erwiderte ich.

„Jup!“ Das Grinsen wurde noch breiter.

Ich schnaubte, doch merkte zugleich, wie sich ein Lächeln in mein Gesicht stahl.

„Aber um nochmal zum Thema zurück zu kommen“, lenkte Miyavi ein und guckte wieder ernster. „Ich kann mir gut vorstellen, dass das momentan schlecht zu ertragen ist, alle um dich rum so vor Liebe sprudelnd und du – “

„Wenn du jetzt nicht gleich die Kurve kriegst zu was Aufmunternden, dann nehme ich das Danke wieder zurück.“

„Ich wollte eigentlich nur noch einmal bekräftigen, dass du wirklich immer zu mir kommen kannst, wenn du einsam bist. Zu mir kommen sollst. Ich will da nämlich nicht weiter zusehen, wie du so …“

„So..?“

„So anders wirst. So gar nicht du. Ich kenne dich als warmherzigen Menschen, der durch seine frohe Art so viel Liebe und Lächeln verbreitet. Du bist me– unsere Sonne, Kai. Und momentan bist du eher eine Regenwolke.“ Während er diese Worte aussprach, wurde Miyavis Blick ganz sanft, aber auch sehr besorgt.

Ich verzog mein Gesicht. „Wars denn echt so schlimm?“, fragte ich.

„So 'schlimm' würde ich jetzt nicht sagen. Und niemand verlangt von dir, dass du immer vor Freude umhertanzen sollst. Ich will nur, dass du auf dich aufpasst und dir helfen lässt, wenn du unglücklich bist.“

„Ich finde es ganz furchtbar, so zu sein.“, gab ich zu. „Ich fühle mich richtig eklig und garstig in meiner Haut mit diesen ganzen fiesen Gedanken. So bin ich nicht.“

Miyavi schüttelte den Kopf. „Nein, das bist du nicht. Und ich bin froh, dass du das auch so siehst.“

„Aber momentan kann ich noch nicht so ganz aus dieser Haut, hab ich das Gefühl.“

Mir fiel auf, dass ich während des Gesprächs die ganze Zeit nichts gegessen hatte und schob mir eine Gabel mit Gemüse in den Mund. Es war kalt.

Auch Miyavi begann, wieder weiter zu essen und meinte dann mit vollem Mund: „Dasch musch ja auch nischt schein.“ Er schluckte runter. „Es ist ja auch nur menschlich, ein bisschen pissig zu sein, nachdem man einen Korb gekriegt hat.“

„Ein bisschen pissig. Ich fühle mich wie ein missgünstiger Wicht, der in seiner Hütte sitzt und Pläne schmiedet, wie er es seinen Opfern schwer machen kann.“

„Tust du das denn?“

Ich schüttelte schnell den Kopf. „Ach was, nein.“

„Na dann! Kai, du bist so ein lieber Mensch – auch jetzt noch.“

„Weil ich Uruha nicht die Pest und Pocken an den Hals wünsche sondern nur eine leichte Grippe?“, nuschelte ich.

„Kann man so sagen. Du willst nicht wünschen, wie ich schon verflucht wurde.“, sagte Miyavi augenzwinkernd.

Dass Miyavi so ein Herzensbrecher war, vergaß ich immer wieder. 'Trotz dieser Vorgeschichte...'

„Nein, das will ich wahrscheinlich nicht.“

Eine Weile schwiegen wir und die Stäbchen klapperten vor sich hin.

„Kino oder Disco?“, fragte Miyavi dann auf einmal völlig unvermittelt.

„Ehm – Kino?“

„Also Disco! Ich wusste du würdest dich richtig entscheiden!“

„Ehhmm!!“

„Also Samstag Disco. Ich kenn da einen ganz tollen Laden, ist nicht ganz so ausgefallen und die Leute sind alle richtig gut drauf. Aber achte ein bisschen auf deine Garderobe, ja?“, schloss er mit einem Blick auf meine graue Jogginghose und mein ebenfalls graues T-Shirt.

„Hey! Abgesehen davon, dass ich daheim aussehen kann, wie ich will und nicht immer wie für den Laufsteg, so wie manch andere – Wieso nochmal gehe ich nun am Samstag in eine Disco?“

„Weil ich das so eben beschlossen habe? Samstag neun Uhr ist Abfahrt bei mir.“, machte Miyavi fest und verdeutlichte mir mit strengem Blick, dass jegliche Widerrede sinnlos war.

Verwandle deine Traurigkeit zu Sanftheit, deine Einzigartigkeit zu Stärke

Am nächsten Morgen fiel mir das Aufstehen viel leichter als die letzten Tage. Und das, obwohl mein Wecker mich aus dem traumlosen Schlaf riss. Ich fühlte mich erholt und gestärkt, bereit, die Aufgaben dieses Tages zu meistern. Nach einer laukalten Dusche und einer Tasse schwarzem Tee machte ich mich auf den Weg zum Studio.

Im Bus beobachtete ich die Menschen um mich herum. Die letzten Tage hatte ich mit aus dem Fenster starren verbracht, aber heute freute ich mich für die junge Mutter, der bei dem Gegluckse ihres kleinen Mädchens die Freundentränen in die Augen traten, bangte mit dem herausgeputzten jungen Mann und fragte mich, ob es eine Verabredung oder ein Vorstellungsgespräch oder doch ein ganz anderer wichtiger Termin war. Und ich litt mit dem Mädchen, das ihrer Freundin mit zusammengebissenen Zähnen erzählte, was für ein schlechter Mensch ihr Exfreund gewesen war.

Als ich schließlich aus dem Bus stieg fühlte ich mich vom Leben erfüllt. Ich nahm einen tiefen Atemzug der kalten Winterluft. Dann betrat ich das graue Betongebäude. Ich hatte mich darauf eingestellt, der Erste zu sein, da ich wirklich zeitig dran war, doch aus dem Proberaum drangen bereits Stimmen und Gelächter. Anders als die vorigen Male zögerte ich nicht, einzutreten und hatte keine Angst davor, von meinen Gefühlen überwältigt zu werden.

„Och wie niie~dlich!“ Rukis begeistertes Kreischen war das Einzige, was mich an diesem Tag erschlug, als ich durch die Tür kam.

„Fast so niedlich wie du, Ruki.“, meinte Reita grinsend und drückte seinem Sänger einen Kuss auf die Backe. Und es war fast okay für mich.

„Ohayou gozaimasu.“, begrüßte ich meine Kollegen und trat ein, gespannt, was die Entzückung bei den Jungs bewirkte. Und dann sah ich sie. Drei kleine Welpen, die über die Füße und Schoße der Bandmitglieder kullertern und dabei immer wieder Fieptöne von sich gaben. Deren Mutter saß entspannt zu Uruhas Füßen, der etwas abseits von dem Getummel stand, aber auch ihn schien die Niedlichkeit des Anblickes nicht ganz kalt zu lassen.

„Wo kommen die denn her?“, fragte ich verwirrt.

Reita wandte sich mir mit einem Lächeln zu. „Die Hundedame Violetta“, sagte er und deutete auf die Hündin bei Uruha „und ihre drei süßen Jungen Ana Flavia, Amelia und Aurelian gehören meiner Cousine, die heute und morgen auf einer Tagung ist und so kurzfristig keinen Hundesitter bekommen hat. Also sind sie die Tage bei mir.“

„Und das, wo er es doch so mit Tieren hat!“, rief Ruki aus.

Reita verzog das Gesicht. „Naja, sind ja nur zwei Tage. Und die vier sind echt voll okay.“ Mit diesen Worten wuschelte er einem der Welpen durch das dichte Fell. Er war dunkelgrau mit einer weißen Pfote. Die anderen beiden waren etwas heller und hatten einen weißen Fleck am Bauch. Violetta war noch eine Nuance heller. Es waren wohl Terriermischlinge.

„Ich hoffe, dass es okay für dich ist, dass ich sie mitgebracht habe.“ Reita blickte nun etwas unsicher. Und ich wusste, dass er damit nicht nur mich als Leader ansprach, sondern auch als Freund.

„Kein Problem. Dann lassen wir das mit dem Proben für heute auch. Der Lärm täte den Kleinen bestimmt nicht gut und wir können uns auch mal zurücklehnen und entspannen. Ich finde, das haben wir uns verdient.“, beschloss ich.

Reita riss die Augen auf. „Daran hatte ich gar nicht gedacht! Oh Kai, entschuldige! Und -danke, du bist der Beste, Leader-sama.“

Ich lächelte nachsichtig. „Schon gut.“ Reita hatte daran gedacht, dass die Hunde uns von der Arbeit abhalten würden und dass ich dadurch an meine Trauer um Piccolo erinnert würde, aber nicht daran, dass laute Rockmusik die kleinen Tiere mehr als nur aufwühlen würde. Das war nur typisch. Aber ich nahm es ihm nicht übel. Tief im Inneren dankte ich dem Bassisten für seine Entscheidung und freute mich auf schöne Stunden mit meinen Freunden und Kollegen. „Ein paar Dinge können wir ja besprechen…“

„Dankeschön, Kai!“, jauchzte Ruki und vergrub sein Gesicht in dem Bauch eines der Welpen. „So flauschig! So niedlich!“, hörte ich ihn gegen das Fell murmeln.

„Ich finde auch, dass das eine gute Idee ist, Kai.“, bekannte Aoi. Seine dunklen Augen waren voller Glück, während er den letzten Welpen hinter den Ohren kraulte. Es war ein wundervoller Anblick. Ich erlaubte mir, mich für einen kurzen Moment darin zu verlieren.

Der kleine Schwarze, Aurelian, war inzwischen von Reitas Schoß gesprungen und zu seiner Mutter gelaufen.

Uruha hob den Welpen auf und trug das kleine Wesen zu mir herüber. „Sie sind so voller Wärme.“ Er hielt ihn mir hin. Große braune Augen blickten mich an. Sein hohes Bellen klang beinahe herausfordernd. Ich nahm ihn entgegen. Noch einmal bellte er, doch etwas sanfter. Dann leckte er über meine Nase. Ich blickte ihn in seine großen braunen Augen. Wieder ein Bellen, dann stupse er gegen meine Nase. Mir entwich ein Lächeln. „So viel Liebe.“, murmelte ich und drückte den Kleinen gegen meine Brust. Auf einmal war er ganz still. Doch ich spürte, wie er sich an mich schmiegte. Unvorstellbares Glück erfüllte mich in diesem Moment. All diese lieben Menschen um mich rum, die wir alle zusammen etwas Großartiges geschaffen hatten, und dieses kleine Wesen an meiner Brust, dass mich mit seiner Wärme und Liebe beglückte. Eine einzige Träne rann mir an der Wange hinunter.

„Alles okay?“, frage Uruha besorgt.

„Alles wunderbar.“, erwiderte ich strahlend.

Den Rest der Probe verbrachten wir vor allem damit, mit den Hunden zu spielen, bis sie erschöpft auf unserer Couch einschliefen. Danach sprachen wir über ein paar organisatorische Dinge, jedoch nicht, ohne immer wieder verzückte Blicke zu dem Fellhaufen zu werfen, der dafür verantwortlich war, dass wir alle auf dem Boden saßen.

Als wir uns schließlich voneinander verabschiedeten, konnte ich nicht fassen, dass der Tag schon vorüber war. Die Stunden waren wie im Flug vergangen. „Danke Jungs und bis übermorgen dann. Ich freue mich schon.“, rief ich ihnen hinterher, als sie den Proberaum verließen. Und ich meinte es sogar so.

„Wir freuen uns auch schon, Leader-sama!“, brüllte Ruki und drehte sich noch einmal winkend zu mir um.

Ich hatte gerade beschlossen, mich noch eine Weile hinter mein Schlagzeug zu setzen, als die Tür aufging und Miyavi hereinkam. Er stoppte in seiner Bewegung, dann verzog er das Gesicht. „Ihr hattet scheinbar Tierbesuch.“, bemerkte er.

„Ahh! Ich wollte noch lüften!“, fiel mir sofort ein und ich riss die Fenster auf. „Ja, Reita hatte die Hunde seiner Cousine dabei.“

„Du weißt, dass wir das eigentlich nicht dürfen?“, fragte der Sänger, während er sich auf die Couch setzte und ein paar helle Haare von der Sitzfläche wischte.

Mir wurde ganz heiß bei seinen Worten. „Das hatte ich ganz vergessen. Wir alle. Oh Mist.“

„Dann hattet ihr eben gar keine Hunde hier. Ich hab ja nichts gesehen.“, meinte Miyavi schulterzuckend. Dann grinste er: „Dein Blick gerade war ein Anblick für die Götter. Du bist so niedlich, wenn du dir einer Schuld bewusst wirst.“

Ich merkte, wie ich etwas rot wurde. Eigentlich wollte ich irgendetwas Geistreiches zurückschießen, doch stattdessen murmelte ich nur: „Danke.“

„Dass ich euch nicht verpfeife? Ach, das ist doch selbstverständlich. Ich finde die Hausordnung hier ohnehin bescheuert.“, bekannte Miyavi mit einem weiteren Grinsen.

„Abgesehen davon: Soll ich dich später mit heim nehmen oder hattest du vor, gleich zu fahren?“

„Ich bin mit dem Bus hier…“, nuschelte ich.

„Das war mir klar. Soll ich dich nun mitnehmen?“

„Ich hätte den Bus um fünf Uhr dreiundfünfizig genommen.“

„Bis dahin bin ich fertig. Dann treffen wir uns um kurz vor sechs am Parkplatz?“, beschloss Miyavi. Wieder keine Widerrede.

Ich nickte und brummte leise: „Ist okay.“

„Dann bis dann!“ Mit diesen Worten war er aufgesprochen und im selben Moment schon aus dem Raum geschossen.

Ich schüttelte den Kopf und machte die Fenster wieder zu. Dann begann ich zu proben.

Als wir später zusammen im Auto saßen, kam Miyavi erneut darauf zu sprechen:

„Warum fährst du eigentlich immer mit dem Bus? Du brauchst dadurch fast doppelt so lange und bist noch dazu ziemlich unflexibel, weil dieser blöde Ort so mies an das öffentliche Netz angebunden ist.“

Ich schnaubte leise. „Na, aus dem Grund, dass weil sich das jeder denkt, jeder von denen mit seinem Auto die Luft verpestet. Und ich will nicht einer von denen sein.“

„Kai, du bist so ein toller, verantwortungsvoller Mensch. Aber von tollen, verantwortungsvollen Menschen gibt es leider viel zu wenig. Viel zu viele von ‚denen’. Ha, und ich bin einer von ihnen.“, erkannte Miyavi und schnitt eine Grimasse.

Ich war einen Moment sprachlos. Dann nuschelte ich etwas wie, dass ich es ja nicht so gemeint hatte. Den Rest des Weges legten wir schweigend zurück.

„Danke fürs Mitnehmen, Miyavi.“, sagte ich, während ich nach dem Schlüssel zu meiner Wohnung kramte.

„Gar kein Problem und gerne wieder.“ Dann verschwand er hinter seiner Haustür.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Scorbion1984
2016-01-16T13:08:16+00:00 16.01.2016 14:08
Gute Überzeugungsarbeit geleistet ,würde ich sagen !
Von: abgemeldet
2014-11-21T10:54:33+00:00 21.11.2014 11:54
Ich mag deine Idee ^-^
Armer Kai aber er wird später auch glücklich und bekommt Liebe, aber bis dahin wird das noch ein langer Weg sein. Solange bekommt er von den Hunden Liebe.
Bin gespannt wie es weiter geht
Lg Akira
Von:  Beyond_Chan
2014-10-28T21:38:53+00:00 28.10.2014 22:38
Du bist so grausam ~ Das gefällt mir <3
Ich freu mich auf die nächsten Kapitel <3
Von: abgemeldet
2014-10-26T19:22:16+00:00 26.10.2014 20:22
Hallo (^_^)/

armer kai liebeskummer ist doch echt scheiße gelle
aber da müssen wir alle irgendwann mal durch

deine ff gefällt mir bis jetzt sehr gut bin gespannt was noch alles kommt

Lg


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