Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 147: CXLVII – Das Licht am Ende des Tunnels --------------------------------------------------- [ ~Dienstag, 13. Oktober 2015~ ] [ -Neumond- ] [ *Später Abend* ] [ Spiegelwelt – Dungeon ] Mit einem Ruck schob sie die Tür beiseite und betrat das Zimmer, gefolgt von ihren Freunden, doch kaum waren alle eingetreten flog auch schon die Tür zurück ins Schloss und ließ die Gruppe in tiefer Dunkelheit zurück. Obwohl sie dieses Szenario bereits kannten, so war es jedes Mal ein enormer Schreck. Angespannt sahen sich alle um, konnten allerdings nichts erkennen und schreckten kollektiv zusammen, als ein leises Zischeln erklang. „Ihr habt esssss alsssso tatssssächlich gewagt hier einzzzudringen“, meldete sich eine verzerrte zischelnde Stimme zu Wort, welche sie aber niemandem wirklich zuordnen konnten, „Er ssssollte alssssso Recht behalten…“ Plötzlich wurde es hell, als sich um die Gruppe herum mehrere Fackeln entzündeten, die auf großen schwarzen Ständern in der Mitte des Raumes zu einem großen Kreis aufgestellt wurden. Trotz des Lichtes konnte jedoch die wahre Größe des Zimmers nicht abgeschätzt werden, denn die Fackeln vermochten es nicht zu schaffen auch die hintersten Ecken zu erhellen. Jedoch war immer noch keine Spur eines Gegners zu erkennen, obwohl sie die Stimme klar und deutlich vernommen hatten. „Wo bist du!?“, rief Mirâ aus, „Gib Junko frei!“ Eine Bewegung ließ sie herumwirbeln, jedoch war immer noch nichts zu erkennen. Dann jedoch blitzte etwas im Schein der Kerzen auf und kurz darauf an einer anderen Stelle noch einmal. Immer häufiger zeigte sich das glitzern, doch noch konnten sie nicht erkennen, woher es kam. Achtsam ließ Mirâ den Blick schweifen, richtete sich dann wieder nach vorn, weil sie nichts fixieren konnte, und erstarrte im nächsten Moment, als sie in ein gelbes Auge sah, welches sie eingängig anstarrte. Sie machte einen Satz zurück und rempelte dabei auch noch fast ihre Freunde um, die damit aber auch ihre Aufmerksamkeit auf das Wesen richteten, dass sich langsam aber sicher vor ihnen abbildete. Als erstes kam ein riesiger Kobrakopf zum Vorschein, auf dem eine goldene Krone saß, deren vorderen Teil eine goldene Schlange zierte, die sich von der Stirn nach oben erhob. Erst nach und nach tauchte aus dem Dunkeln der Rest der Kreatur auf, welcher sich durch den gesamten Raum wand. Einzig und allein der Teil, durch welchen sie eingetreten war, ließ er frei. In voller Gänze entpuppte sich das Wesen als überdimensionale Kobra, deren Körper hier und da mit goldenen Schuppen bestückt war, die im spärlichen Licht der Fackeln aufleuchteten. Der riesige Körper setzte sich in Bewegung und rollte sich so zusammen, dass die Gruppe nur einen Moment später vollkommen von ihm eingeschlossen war. Das Einzige, was nun noch zwischen ihnen und dem Monster stand waren die im Kreis verteilten Fackeln, von denen das Monster jedoch auch etwas Abstand zu nehmen schien. „Das wird ja immer schlimmer“, jammerte Akane, welche sich an Yasuos Arm klammerte. „Warst du nicht der Tierfreund hier von uns?“, kam eine schnippische Frage ihrer schwarzhaarigen Teamkameradin. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun…“, antwortete die Brünette prompt, „Ich hab ja nichts gegen Schlangen, aber nur wenn sie nicht so überdimensional riesig sind!“ „Ich glaube, dass solltet ihr wann anders klären“, mischte sich Masaru ein und unterband damit weitere Diskussionen. „Wo ist meine Schwester? Gib Junko wieder frei!“, forderte Mirâ, ohne weiter auf das kurze Gespräch zuvor einzugehen. „Meinsssst du etwa ssssie hier?“, wieder setzte sich der Körper der Kobra in Bewegung, woraufhin einen Moment später ihre Schwanzspitze zum Vorschein kam, welche sich um Junkos kleinen Körper schlang und sie damit festhielt. „JUNKO!“, rief die Violetthaarige und wollte sofort kopflos losstürzen, um die Grundschülerin zu befreien. Im letzten Moment jedoch wurde sie zurückgezogen; gerade noch rechtzeitig, bevor der riesige Kopf der Schlange nach ihr schnappen konnte. Erschrocken blickte sie wieder in die gelben Augen des Wesens, die sie fixiert hatten. „Ssssso einfach isssst esssss nicht“, sagte es daraufhin und ließ ihre kleine Gefangene wieder im Hintergrund verschwinden. Schockiert musste die Oberschülerin zusehen, wie ihre Schwester erneut im hinteren, dunklen Teil des Raumes verschwand, ehe sie vom Rest des Körpers verdeckt wurde. „Er hat mich beauftragt euch zzzu vernichten. Ihr sssteht sssseinem Zzziel im Weg“, “, gab ihr Gegner daraufhin von sich. Masaru trat einen Schritt vor: „Wer ist er?" „Der Herrssssscher dessss Chaossss“, kam nur eine kurze Antwort, die jedoch keinen Anhaltspunkt darauf gab, wer damit gemeint sein könnte, „Dasssss Reicht.“ Ohne weiter darauf einzugehen, bildete sich um den riesigen Körper der Kobra ein blaues Licht, welches beinahe den gesamten Raum ausfüllte. Sofort machte sich die Gruppe kampfbereit, während sich vor jedem von ihnen ein schwarz-violetter Strudel bildete, der sie kurz darauf umhüllte. Verteidigend hatte Mirâ den Arm hochgezogen, sah jedoch verwirrt auf, als sie keinen Schmerz spürte; auch nicht, als der Strudel schon längst wieder verschwunden war. Was hatte sie getroffen? „Urgh ist das unheimlich…“, ließ sie Akanes Stimme zu dieser blicken. Dabei stellte sie fest, dass sich die junge Frau zusammengekauert und die Hände an ihre Ohren gelegt hatte. Erschrocken sah sie zu den anderen ihrer Gruppe und bemerkte, dass es allen außer Megumi, Kuraiko und ihr genauso erging. Selbst die Mitglieder des Support-Teams waren betroffen. „Ein Status-Zauber“, rief die Schwarzhaarige und richtete ihre Sense auf den Gegner, „Mirâ, such nach Items, die diesen Status aufheben. Ich kümmere mich derweil um den da!“ Damit stürmte sie nach vorn, während Angesprochene ihr kurz nachschaute, dann jedoch ihr Smartphone zückte und nach einem Heilmittel suchte. Es dauerte einen Moment, bis sie das richtige gefunden hatte. In dem Moment, als sie es aber auswählen wollte, wurde sie plötzlich umgerissen, als Kuraiko genau auf die geschleudert wurde. Schmerzhaft landeten beide junge Frauen auf dem Boden und schlitterten noch einige Meter weiter, bis sie fast vor Megumis Füßen zum Halten kamen. „Urgh“, kam nur ein schmerzhafter Laut der Schwarzhaarigen, die auf ihrer Teamleaderin lag. „Was ist passiert?“, fragte diese, während sie versuchte sich wieder aufzurichten. Megumi kam ihr zu Hilfe und zog Kuraiko von Mirâ herunter: „Ich glaube er hat den Angriff zurückgeworfen…“ Die Brünette zog ihr Handy und rief Nechbet, welche ihre Schwingen um sie legte. Die Violetthaarige derweil wählte nun endlich das Item aus und heilte damit den Rest ihrer Gruppe von dem Statuseffekt. „Na warte, das wirst du büßen!“, sprang Akane auf und stürmte auf ihren Gegner zu, „Wadjet!“ Die Persona mit den roten Haaren und den Schlangenarmbändern erschien in just diesem Moment und ließ eine Feuersäule auf die Kobra los, welche sogar traf, das Wesen jedoch nur bedingt störte. Auch Masaru hatte sich wieder aufgerichtet und sein Schwert gezogen, mit welchem er ebenfalls einen Angriff startete. Doch kurz bevor die Klinge die Haut des Wesens treffen konnte, zog dieses seinen Körper beiseite, woraufhin der schwarzhaarige junge Mann nur wieder auf dem Boden landete. Mit schnellen Sprüngen nach hinten zog er sich wieder zurück, um nicht plötzlich von einem Konter getroffen zu werden. Derweilen war Nechbet wieder verschwunden, doch ihre Besitzerin schüttelte nur den Kopf. „Viel konnte ich nicht erkennen…“, sagte sie, „Sein Name ist Apophis. Er ist gegen Feuer stark. Das wurde klar, als Akane-senpai ihn angegriffen hat. Und anscheinend beherrscht er High Counter und kann bedingt physischen Angriffen ausweichen.“ „High Counter?“, fragte Hiroshi nach. „Damit kann man physische Angriffe bis zu einem bestimmten Grad zurückwerfen“, erklärte Akane, welche eine abgeschwächte Variante davon beherrschte, „Ziemlich unfair, wenn er kontern UND ausweichen kann…“ Um Ryu bildete sich plötzlich das blaue Licht und Heh erschien: „Aber ihr sagtet nur physische Angriffe. Los Heh, Freila!“ Die Persona erhob sich in die Lüfte und richtete seine überkreuzten Stäbe auf das riesige Wesen. Daraufhin bildete sich vor ihm eine große, energiegeladene Kugel, die mit einem Mal explodierte und die Schlange etwas zurückschlug. Die Kobra jedoch schüttelte nur kurz den Kopf und war sogleich wieder Kampfbereit. In diesem Moment erstrahle sie erneut in blauem Schein, woraufhin sich unter allen Mitgliedern der Gruppe ein schwarz-rotes Feld bildete. Mirâ sah sich kurz um und bemerkte dabei, dass keiner von ihnen verschont bleiben würde. Selbst Megumi und Mika standen inmitten der Masse, welche sie allesamt langsam in dunklen Nebel hüllte. „Verdammter Mist!“, hörte sie noch Hiroshi fluchen, ehe sie kurzzeitig in Dunkelheit eintauchte und ein stechender Schmerz durch ihren Körper zog, der sie dazu zwang auf die Knie zu gehen. Die Augen zusammengekniffen fasste sie sich an ihre Brust und wartete darauf, dass die Pein schnell vorbeiging. Es zog sich einige Sekunden, ehe der Schmerz abklang und sie die Augen wieder öffnete, nur um daraufhin festzustellen, dass es ihren Freunden ähnlich wie ihr ging. Dabei fiel ihr allerdings auch Hiroshi auf, der bewusstlos auf dem Boden lag. Mit dem Element seiner Persona war er in diesem Kampf absolut im Nachteil, wodurch es von Vorteil gewesen wäre, wenn er gemeinsam mit Megumi im Hintergrund hätte bleiben könnten. Doch die Größe des Shadows ließ nicht zu, dass man sich in einer sicheren Ecke verschanzte, während die anderen im Vordergrund kämpften und zudem machte er auch keinen Unterschied, wie sie feststellen musste. Ihre Strategie war hier also vollkommen sinnlos. Wütend blickte sie zu ihrem Gegner, der bereits zum nächsten Angriff überging und eine der vielen Windungen seines Körpers auf die Gruppe schlug, die es, aufgrund des Platzes, nur bedingt schaffte auszuweichen. Schmerzhaft wurden einige Mitglieder zu Boden gerissen, was der Schlange die Chance gab noch einmal mit ihrem Körper auszuholen. Vollkommen ramponiert und fertig schaffte es das Team jedoch irgendwie diese Attacken zu überstehen, doch lange würden sie nicht mehr durchhalten können. Vor allem, wenn es so weiterginge. Ein grünes Licht legte sich um die Violetthaarige, was sie überrascht zu ihren Freunden sehen ließ. Kuraiko hatte ihr Smartphone in der Hand und damit ein Item ausgewählt, welches die Gruppe heilen konnte. Sie war von allen noch am wenigsten verletzt, da der Fluchangriff, der sie zu Beginn traf, dank ihrem Element am wenigsten gestört hatte. Leider war sie danach aber eine derjenigen, die von beiden physischen Angriffen hart getroffen wurde, wovon wohl auch die meisten Wunden stammten. Diese verschwanden Dank des Items langsam wieder, während sie noch einmal auf ihrem Handy herumtippte und damit ein weiteres Item auswählte. Daraufhin legte sich ein angenehm weißes Leuchten um den Körper von Hiroshi, der daraufhin langsam wieder zu Bewusstsein kam. Sich den schmerzenden Kopf reibend setzte er sich langsam wieder auf. „Na Dornröschen… endlich wieder wach?“, fragte die Schwarzhaarige nur schnippisch, worauf der Blonde jedoch nur ein Zungenschnalzen übrighatte. Er zog sein Smartphone aus der Hosentasche und rief damit Aton herbei. Wütend blickte er auf das überdimensionale Tier, während er die Fähigkeit Kouha auswählte, die er nach dem Kampf gegen Ryus Shadow erlernt hatte. „Nein, dassssss lassssse ich nicht zzzzu!“, rief der Shadow aufgeregt, weil er ahnte, was auf ihn zukommen würde, und holte wieder mit seinem riesigen Körper aus, um die Persona damit zu zerstören. Für einen Moment sah es auch so aus, als würde er treffen, doch dann machte Aton einen Satz nach oben und wich somit aus. Vor der Persona bildete sich eine goldene Lichtkugel, welche sie mit Schwung gegen ihren Gegner trat. In Schlängellinien flog das Geschoss auf die Schlange zu und traf diese genau an der Stirn, was dazu führte, dass sie so stark zurückgeschlagen wurde, dass der obere Teil in voller Länge auf dem Boden landete. Überrascht starrte der Rest der Gruppe auf das am Boden liegende Reptil, da sie mit dieser Wendung nicht gerechnet hatten. „Worauf wartet ihr noch!?“, rief Megumi plötzlich und weckte damit alle aus ihrer Starre. Sofort nahmen sie Stellung ein und stürmten gemeinsam auf den Shadow zu, um ihm einen enormen Schaden zu verpassen, der jedoch nicht ausreichte um ihn zu zerstören. „Dassssss darf doch nicht wahr ssssein“, fluchte es daraufhin, als es sich wieder aufgerichtet hatte. „Aton noch einmal!“, rief Hiroshi, was jedoch durch die Kobra unterbunten wurde, als diese wieder mit ihrem Körper ausholte und Aton zerstörte, der sich in blaue Lichtpartikel auflöste. „Urgh“, fasste sich sein Besitzer an die schmerzende Brust und ärgerte sich über den misslungenen Angriff. Ein weiterer Angriff mit Kouha und vereinten Kräften und sie hätten es mit Sicherheit geschafft. „Change!“, rief Mirâ plötzlich aus. Über ihr erschien eine engelhafte Gestalt in einem langen weißen Kleid, dass mit goldenen Elementen bestückt war, während um seine Schultern eine weiße Stola schwebte, die mit roten Zeichen bestückt war. In seiner linken Hand hielt es ein blau-grünes Bild mit goldenen Elementen und in der Linken eine kleine Waage. Seine silber-grauen Haare wehten im Wind, welcher durch seine Beschwörung aufgekommen war. „Dominion!“ „Vergissssss essss!“, schrie Apophis, der erneut blau aufleuchtete. Daraufhin bildete sich allein unter Mirâ wieder der schwarz-rote Strudel, der sie in Dunkelheit hüllte. Es tat zwar etwas weh, als der Nebel sie einhüllte, jedoch nicht so extrem, wie noch beim ersten Mal, sodass sie standhaft blieb. Erschrocken wich die riesige Schlange zurück, als ihr auffiel, dass der Angriff nicht viel bewirkt hatte und bemerkte dann die goldgelben Lichtfelder, die sich unter ihr bildeten. Kurzzeitig sah sie bereits ihr Ende nahen, als ihr plötzlich etwas einfiel. Der Angriff war kurz davor in die entscheidende Phase überzugehen und die Gruppe sah bereits ihren Sieg vor sich… „Dominion halt!“, schrie die Anführerin plötzlich und beendete damit die ausgeführte Fähigkeit, ehe sie zur Tat schreiten konnte. Erschrocken richteten alle ihre Blicke auf die Violetthaarige, welche vollkommen bleich auf ihren gemeinsamen Gegner starrte. Auch die anderen wandten sich nun wieder um und erkannten dann, wieso Mirâ so abrupt gestoppt hatte. Apophis hatte zum letzten Mittel gegriffen, um so seinem Untergang zu entgehen, indem er das Körperteil vor sich platziert hatte, mit welchem er Junko gefangen hielt. Fest umschlungen sah man der Grundschülerin an, dass sie litt. Ob es daran lag, wie sie festgehalten wurde oder ob es an der Atmosphäre dieser Welt lag, war dabei nicht festzustellen. Doch offensichtlich war, dass sie so schnell wie möglich hier herausmusste. „Du Schwein!“, rief Hiroshi erbost aus. „Ein Kind als Geisel zu nehmen…“, beschwerte sich auch Yasuo wütend. „Meine Welt… meine Regeln… gebt auf oder ich zerquetsche sssssie!“, drohte Apophis. Geschockt blickte Mirâ zu ihrer Schwester, die ganz offensichtlich Qualen litt. Was sollte sie nur machen? Sollte sie einen weiteren Angriff wagen? Aber was, wenn Junko dabei getroffen wurde? Sollte sie tun, was Apophis von ihr verlangte und aufgeben? Aber was dann? Sie war sich bewusst, dass es dann den Tod aller bedeutete. „Was soll ich tun? Junko…“, ging ihr nur durch den Kopf, während sie verzweifelt versuchte eine Antwort zu finden. „Hey! Wehe du gibst auf!“, schimpfte Kuraiko und holte Mirâ dabei wieder ins Hier und Jetzt. Erschrocken sah sie zu der Schwarzhaarigen, die langsam neben sie trat: „Wenn du jetzt aufgibst, dann war alles umsonst gewesen.“ „Aber was soll ich tun? Ich kann Junko doch nicht…“, begann die Violetthaarige, wurde jedoch von ihrer Freundin wieder unterbrochen: „Du solltest dich mehr auf uns verlassen und nicht immer versuchen alles alleine zu klären…“ Langsam kehrte wieder Glanz in die Augen der jungen Frau zurück und sie warf ihrer Teamkameradin einen überraschten Blick zu, welchen diese nur mit einem kleinen Grinsen erwiderte. Sie neigte fast unauffällig den Kopf, was die Teamleaderin zum Anlass nahm diesem so unauffällig wie möglich mit den Augen zu folgen. Dabei stellte sie fest, wie sich die Jungs langsam dem überdimensionalen Wesen näherten. Fingerknacken ertönte neben ihr, woraufhin sie den Blick abwandte und auf Akane sah, die grinsend neben sie trat. „Hey du etwas zu groß geratene Schlange… Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann ist es, wenn kleine Kinder mit hineingezogen werden. Dich mach ich sowas von fertig!“, rief sie absolut von sich selbst überzeugt, um so die Aufmerksamkeit ihres Gegners auf sich zu ziehen. „Dasssss glaubssst du doch sssselber nicht“, zischelte dieser nur. „Ach ja… dann zeig doch mal was du drauf hast“, rief die Brünette und ging in Kampfstellung, was ihr Kuraiko nachtat und ihre Sense auf Apophis richtete. „Ihr habt keine Chancssssse“, richtete sich der riesige Kopf auf und schnappte nach den beiden jungen Frauen, die synchron einen Satz nach hinten machten und dabei ihr Anführerin mit sich zogen. Der Angriff der Schlange ging ins Leere, woraufhin Akane ihn damit aufzog, dass er eindeutig zu langsam war. An seiner Ehre gepackt schnappte er erneut nach den drei Frauen, die weiter auswichen und bemerkte dabei nicht, wie sich ihm die Jungs der Gruppe näherten. Ihm schien es in diesem Moment auch wichtiger zu sein seine Ehre zu verteidigen, als seinen Plan durchzuziehen. Immer weiter schnappte er nach den drei Persona-Usern, welche ab und an auch selber einen Konter ausführten, der Aufgrund der Fähigkeiten Apophis‘ jedoch entweder ins Leere ging oder reflektiert wurde. So war der Shadow so in den Kampf vertieft, dass er den Rest der Gruppe vollkommen vergessen hatte. Und diese nutzten eiskalt ihre Chance. Masaru zog sein Schwert und rammte dieses mit Schwung in die schuppige Haut der Schlange, die daraufhin schmerzhaft aufschrie und die Windungen lockerte, in denen Junko steckte. Langsam rutschte die Grundschülerin heraus und wurde von den anderen drei Jungs aufgefangen, die daraufhin sofort den Rücktritt antraten. Wütend schrie Apophis auf und wand seinen riesigen Körper hin und her. Leider schaffte es der Schwarzhaarige nicht rechtzeitig das Katana wieder herauszuziehen und wurde durch den Schwung in die Luft geschleudert. Nur ganz knapp wurde er von Yasuos Persona Geb aufgefangen, bevor er in die nächste Wand geknallt wäre. „Ihr verdammten…!!!“, schrie die Kobra wütend und wollte zu einem erneuten Angriff übergehen, als plötzlich Kuraiko in seinem Blickwinkel erschien. Mit Schwung holte sie aus und stieß ihre Sense in den riesigen Kopf des Shadows. Dieses Mal wurde er weder reflektiert, noch schaffte es das Wesen rechtzeitig auszuweichen, wodurch sie erfolgreich waren. Wiedererwartend richtete dieser eine Angriff sogar enormen Schaden an und der Kopf fiel wieder in voller Länger auf den Boden. Dieses Mal ließen sich die Persona-User davon allerdings nicht beeindrucken und stürmten sofort mit allem was sie hatten voran. Zwar brachte auch dies noch nicht den gewünschten Effekt, doch Mirâ schnappte sich danach sofort ihr Smartphone und rief erneut Dominion hervor, der sogleich seine Waage auf den Gegner richtete. Noch einmal erschienen die goldgelben Lichtfelder unter dem Wesen und wurden dieses Mal nicht gestoppt. An mehreren Stellen stießen gleißend helle Säulen in den Himmel, die Apophis schmerzhaft aufschreien ließen. Rumpelnd landete die riesige Schlange in voller Länge auf dem Boden und löste sich danach langsam in schwarz-rotem Nebel auf, jedoch nicht ohne noch ein paar letzte Worte an die Gruppe zu richten: „Ihr werdet ihn nicht aufhalten können… er wird euch alle vernichten…“ Die schwarzen Partikel verschwanden und ließen das Team damit alleine in dem riesigen Raum zurück. Erleichtert fielen die Meisten von ihnen zu Boden, um kurz durchzuschnaufen, während sich Mirâ in Bewegung setzen wollte, um zu ihrer Schwester zu gelangen, die Mika und Megumi in Obhut gegeben wurde. Jedoch stoppte sie plötzlich, als ein eiskalter Windhauch sie traf. Schnell drehte sie sich wieder um und blickte dann wieder auf den dunklen Schatten mit den roten Augen, die sie schelmisch anzugrinsen schienen. „DU!“, schrie sie und sorgte damit dafür, dass ihr die Aufmerksamkeit ihrer Freunde sicher war, „Was sollte das? Wer zum Geier bist du!?“ Ein Lachen erklang, dass so kalt war, dass es selbst Feuer hätte gefrieren lassen: „Du erinnerst dich nicht an mich? Wie schade. Aber das ist nicht von Belangen. Du hättest auf mich hören sollen, kleines Mädchen. Dies war meine letzte Warnung. Doch egal wie sehr du dich auch anstrengen wirst, du kannst mich sowieso nicht aufhalten.“ Wütend machte die Violetthaarige einen Schritt auf den Schatten zu, dabei vollkommen ignorierend, dass ihre Freunde ihn überhaupt nicht sehen konnte und sie wohl für verrückt hielten. Sie war so unglaublich sauer und war kurz davor die Beherrschung zu verlieren, sodass ihr selbst die kalte Aura keine Angst mehr einflößte. Doch noch ehe sie etwas weiteres auf seine Warnung erwidern konnte verschwand der Schatten wieder und ließ sie mit ihrer Wut alleine. Immer noch stocksauer sah sie auf die Stelle, an welcher ihr Widersacher bis eben noch gestanden hatte und versuchte sich wieder zu beruhigen. Dann ganz plötzlich fiel ihr wieder ein, wieso sie überhaupt hier war. Sofort war ihre Wut verschwunden und sie wandte sich ruckartig um, um zu ihrer Schwester zu laufen. „Junko“, rief sie besorgt und sah auf die Grundschülerin, die schwer atmete und immer noch so schien als würde die Qualen leiden, „Wir müssen sie so schnell wie möglich hier herausbringen!“ [ In der realen Welt ] Erschöpft schlüpfte einer nach dem Anderen durch den Spiegel hinaus in die dunkle Gasse in der realen Welt. Als letztes folgten Mirâ und Hiroshi, welcher Junko Huckepack trug. Erst als sie die Grenze überschritten hatten beruhigte sich die Atmung der Grundschülerin wieder etwas und sie wirkte auch wieder etwas entspannter. Die Atmosphäre in dieser unheimlichen Welt hatte ihr einiges abverlangt. Aber was hatte die Gruppe auch anderes erwartet? Selbst an ihnen, die es bereits gewohnt waren dort regelmäßig hinzugehen, zerrte es an den Kräften. Für ein kleines Kind, dass noch nie dort war, musste es die reinste Qual gewesen sein. Ganz zu schweigen von dem Albtraum, den die Blauhaarige dort drüben erlebt haben musste. Sie alle konnten nur hoffen, dass sie keine bleibenden Schäden davontragen würde. Vor allem Mirâ hoffte, dass die Kleine alles unbeschadet überstanden hatte, doch so wirklich sichergehen konnte sie erst, wenn Junko wieder aufwachte. „Ich bringe euch nachhause“, schlug Hiroshi vor und sah besorgt zu seiner violetthaarigen Klassenkameradin, die ebenfalls wirkte als würde sie jeden Moment umfallen. „Wir begleiten euch noch ein Stück“, sagte Akane, die ihren Arm um Mirâ legte und sie damit stützte. Yasuo und Ryu schlossen sich ihnen an, während sich Masaru und Kuraiko von der Gruppe verabschiedete und sie sich danach alle trennten. Auf halbem Weg und nachdem sich Akane versichert hatte, dass ihre beste Freundin es schaffte, trennte sich der Rest der Gruppe und Mirâ und Hiroshi waren mit Junko alleine. Schweigend liefen sie nebeneinander her, während der Blonde im Augenwinkel immer wieder beobachtete, wie seine Freundin neben ihm begann zu schwanken, sich jedoch immer wieder fing, bevor sie stürzte. Mehrmals hatte er bereits vorgeschlagen, dass sie eine kurze Pause machen könnten, doch jedes Mal lehnte die Violetthaarige ab. Er verstand ja, dass sie Junko unbedingt nachhause bringen wollte, aber war auch der Meinung, dass sie sich selbst etwas schonen sollte. Ein Blick nach vorne verriet ihm jedoch, dass sie es fast geschafft hatten. Nur wenige Meter vor sich erkannte er bereits das Haus, in dem Mirâ wohnte. Den ganzen Weg über hatte er außerdem überlegt, ob er Mirâ auf ihr seltsames Verhalten im Dungeon ansprechen sollte, als sie plötzlich jemanden angeschrien hatte, den anscheinend nur sie sehen konnte. Ob sie halluziniert hatte? Sie war immerhin vollkommen fertig mit den Nerven gewesen. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass ihre kleine Schwester in Gefahr war. Aber war das ein Grund so zu reagieren? „Hiroshi-kun“, holte ihn die schwache Stimme der jungen Frau aus seinen Gedanken und ließ ihn zu ihr schauen, „Danke nochmal. Dafür, dass du mich vorhin wieder zur Vernunft gebracht hast. Ohne dich… wäre ich wohl in Verzweiflung versunken…“ Mirâ hatte den Blick gen Boden gerichtet, sodass er ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Trotzdem bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Ihr Atem ging ungewöhnlich schwer und es wirkte so, als würde sie schwitzen und gleichzeitig zittern. Irgendetwas hier stimmte also ganz und gar nicht. Ihm war allerdings bewusst, dass sie wahrscheinlich alles von sich weisen würde, selbst wenn er sie darauf ansprechen würde. Deshalb ging er erst einmal auf das Gespräch ein: „Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken. Immerhin sind Freunde dafür da. Die anderen hätten das auch für dich getan. Es war Zufall, dass Mika damit zu mir gekommen war.“ Auch wenn der junge Mann das so sagte, so hoffte er innerlich eigentlich, dass es eben nicht so war und dass Mika ihn bewusst ausgewählt hatte. Natürlich wusste er, dass das nur sein Wunschdenken war, immerhin kannte er Mirâs Gefühle und wusste, welchen der Jungs sie wohl lieber hätte sehen wollen. Trotzdem machte er sich etwas Hoffnungen, auch wenn es dumm war. „Nein, bei jedem anderen hätte ich wahrscheinlich nicht einmal reagiert…“, sagte die Violetthaarige plötzlich und ließ ihren Kumpel damit abrupt stoppen. Überrascht sah er zu der jungen Frau, die ebenfalls stehen geblieben war und sich langsam zu ihm umdrehte: „Dein Licht ist das Einzige, dass mich immer wieder aus der Dunkelheit retten kann…“ Mit großen Augen starrte er in das fahle und schweißüberströmte Gesicht seiner Klassenkameradin und deren stumpfe rote Augen. Vorsichtig machte er einen Schritt auf sie zu, doch noch bevor er sie erreicht hatte und darauf reagieren konnte, sackte die junge Frau bereits in sich zusammen. Gerade noch so schaffte er es sie irgendwie aufzufangen und Junko dabei nicht zu verlieren. Ratlos blickte er dann in den wolkenverhangenen Himmel: „Und was jetzt?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)