Zweite Chance von -Anonymous- (...denn die erste Liebe vergisst man nie) ================================================================================ Kapitel 4: "...bitte erzähl es keinem..." ----------------------------------------- Vor 10 Jahren, Australien, Silvesternacht Der dunkelhaarige presste eine junge Frau an die Wand der Toilettenkabine. Sie fuhr ihm durch das etwas längere Haare und löste dabei fast den Hipsterzopf in seinem Nacken. Da sie ihm damit auch schmerzhaft an den Haaren zog, brummte er verstimmt und riss ihre Hände aus seinem Haar um sie anschließen über ihrem Kopf fest zu halten und weiter zu Küssen. Die Blondine, mit der er zugegeben noch kein einziges Wort gesprochen hatte, stöhnte unter ihm. Sein Handy in seiner hinteren Hosentasche vibrierte ununterbrochen, doch er ignorierte es. Gaara und er haben vor einigen Stunden in Sydney das neue Jahr gefeiert. Die Frau in seinen Armen kannte er nicht. Sie und ihre Freundinnen waren ebenfalls bei der Party in dem Club gewesen und irgendwann haben sie zusammen gefeiert. Shikamaru hatte getrunken und versucht sein schlechtes Gewissen zu betäuben, doch das hat nicht funktioniert. Der Alkohol benebelte nicht wie gewünscht seinen Verstand. Er war immer noch klar. Um sich selbst zu beweisen, dass das, was er vorher getan hatte nichts im Vergleich zu dem war, was er jetzt tun wollte, hatte er die junge Frau mit zur Toilette geschleppt. Sie war willig mitgekommen. Doch seine Gedanken hörten nicht auf sich weiter zu drehen. Diese Frau war ihm unwichtig und er stand noch nie auf unwichtigen Sex. Nach 10 Minuten Fummeln, schob der Nara die Hände der Frau von sich, öffnete genervt unter ihrem verdutzen Blick die Kabinentür und ging. Das war alles so nervig. Er betrat wieder den Hauptraum des Clubs, sah hoch zu Gaara der gerade heftig mit einer brünetten knutschte und verdrehte die Augen. Er würde zurück ins Hotel gehen. Auf dem Weg nach draußen holte er sich seine Jacke und trat dann in die kühle Nacht hinaus. Australien war immer warm. Selbst im Winter und das machte diesen Feiertag so falsch in seinen Augen. Aber die Australier waren es so gewohnt und daher schmückten sie an Weihnachten sogar bei 25 Grad einen Tannenbaum. Vor dem Club tummelten sich etliche Menschen. Gruppen aller Ethnischen Rassen. Sydney war auch an Silvester eine einfache Metropole. Seufzend holte er seine Zigaretten aus der Jackentasche und das dazugehörige Feuerzeug. Er zog genüsslich an dem Glimmstengel, als dieser anfing zu glühen. Dann atmete er den Nikotinrauch in die Nacht hinaus, bevor er sein Handy aus der Hosentasche kramte. 7 verpasste Anrufe von Temari, 9 SMSen und nun blinkte auch sein Whatsapp Symbol auf um ihm zu sagen, dass er 20 Nachrichten erhalten hatte. Er konnte sich denken was das für Nachrichten waren. Die SMS von Temari las er nicht und als er sie zurück rief, ging sie nicht dran. „Tja, wer nicht will der hat schon“, murmelte er, bevor er sein Handy wieder einsteckte. Dann lief er los Richtung Hotel. Da die Straßen überfüllt waren, dachte er garnicht daran sich ein Taxi zu nehmen. Das würde so wie so niemals rechtzeitig ankommen und er war nicht betrunken genug, als dass er die nötige Geduld hätte aufbringen können um auf eins zu warten. Er lief an den Menschen vorbei, die ihm, wie es schien, alle freiwillig Platz machten. Australier waren nun mal auch betrunken noch höflich. Oder vielleicht sagte ihnen auch sein düsteres Gesicht einfach alles. Gerade bog er in eine ruhige Seitenstraße ein, von der er wusste, dass dies eine Abkürzung zu seinem Hotel wäre. Plötzlich hörte er ein Wimmern. Der Nara blieb verwirrt stehen und dachte, eine Frauenstimme auf japanisch „Bitte nicht“, murmeln zu hören. Doch als er einige Augenblicke gelauscht hatte, entschied er sich, dass er sich in seiner Müdigkeit einfach nur noch was einbildete. Doch gerade, als er einen Schritt vorwärts gehen wollte, hörte er eine Männerstimme sagen: „Mach die Beine breit du Schlampe.“ Shikamaru runzelte die Stirn, als er erneut ein Wimmern hörte, ein unterdrücktes Schluchzen. Ohne zu zögern beschloss er dem nachzugehen. Er lief dem Wimmern nach, dass nun eindeutig vor ihm war. Er stand quasi direkt davor, als er eine kleine Seitengasse für Mülltonnen entdeckte. Und dort entdeckte er auch zwei Männer. Der eine kniete, bewegte sich Ruckartig und der andere stand gebeugt auf der anderen Seite und hielt etwas fest. Die Hosen der beiden Männer waren ausgezogen. „Bitte nicht“, hörte er wieder eine Frau auf Japanisch sagen. Shikamaru war wie erstarrt als er dieses bizarre Bild sah. Er hörte plötzlich sein eigenes Blut in seinen Ohren pochen und spürte, wie ihm vor Wut warm wurde. „Hey!“, rief er wütend und trat in die Seitengasse. Die Männer, beide deutlich betrunken, sahen auf. „Verpiss dich!“, rief der eine. Diese Männer konnten kaum älter als Shikamaru sein. Höchstens 25 Jahre. Der Nara hörte nicht auf das, was die Männer sagten. Er kam trotzdem näher. „Ich habe gesagt, verpiss dich!“, schrie der Mann, der ein Mädchen fest hielt. Ohne zu zögern holte der Nara aus und schlug dem, kniete sein Knie seitlich an den Kopf. Sofort fiel der Typ um wie ein Sack Reis und blieb liegen. Der andere ließ das Mädchen nun los, das sich jetzt aber nicht mehr bewegte. Shikamaru boxte dem anderen mit voller Kraft ins Gesicht und wandte alle seine Karate Tricks an, die er jemals gelernt hatte. Als der zweite Typ ebenfalls Ohnmächtig umkippte, ohne den Nara auch nur einmal getroffen zu haben, wandte Shikamaru sich besorgt dem Mädchen zu. „Ist alles…“, ihm blieben die Worte im Mund stecken. Natürlich war nicht alles in Ordnung. Das Mädchen war gerade vergewaltigt worden. „Hey.“, er kniete sich zu ihr, strich ihr das lange, blonde Haar aus dem Gesicht und erstarrte. Vor ihm lag seine Klassenkameradin. „Ino-chan“, hauchte er fassungslos. Eins ihrer Augen war geschwollen, die Unterlippe eingerissen und sie hatte Würgemale am Hals. Ihr kurzes, schwarzes Kleid war hochgeschoben und am Ausschnitt zerrissen. „Ino-chan“, rief Shikamaru noch einmal, zog seine dünne Jacke aus und legte diese über den entblößten Unterkörper des Mädchens. Ino öffnete leicht das nicht zugeschwollene Auge und sah den Nara an: „Shikamaru-kun.“ Erkannte sie ihn, begriff dann, was passiert war und fing an zu weinen. Sie sah sich hektisch und verschreckt um und entdeckte die beiden Männer, die ohnmächtig am Boden lagen. „Oh Gott, Oh Gott, Oh Gott“, stammelte sie und fing heftig an zu zittern. Shikamaru erkannte den Schock sofort. „Ino-chan. Du bist jetzt sicher. Die werden dir nichts mehr tun, das werde ich nicht zulassen“, versprach er ihr und faste sie vorsichtig an den Schultern, um sich in ihr Gesichtsfeld zu schieben. „Sieh mich an. Ino-chan. Sieh mich an. Ich werde dir nichts tun.“, versprach er wieder. Ino hob langsam den Kopf, sah ihn wieder an. Ihr Blick war verschleiert, als ob sie sich in anderen Sphären befände. Der Nara merkte, wie er wieder wütend wurde. Wie heißes Feuer fraß sich die Wut durch seinen Körper. Seine Armmuskulatur zuckte und er biss angespannt die Zähne zusammen. Das hier hatte nichts mehr mit „nervig“ zutun. Das hier war einfach nur abstoßend. Als sich einer der beiden Männer hinter dem Nara regte und leise, schmerzerfüllt stöhnte, drehte sich der Schüler ruckartig um und packte den Peiniger an der Schulter um ihn auf den Rücken zu drehen. „Du Mistkerl“, knurrte er auf Japanisch. „Du verdammter Hurensohn!“, schrie er dann und verpasste dem noch halb Bewusstlosen Mann einen harten Schlag ins Gesicht. Sofort spritzte Blut aus der Nase des Mannes. Dieser erholte sich dank des Schlags wohl wieder aus seiner Ohnmacht und versuchte Shikamaru an den Unterarmen zu packen. Der Nara war jedoch stärker und nüchterner. Er kniete sich mit einem Bein auf den Brustkorb des Mannes und fing an auf das so wie so schon geschundene und blutige Gesicht einzuschlagen. Blind vor Wut, drosch er immer weiter auf den Mann ein. Er bemerkte nicht einmal, dass der andere sich mittlerweile ebenfalls wieder aufrappelte und auf Shikamaru los gehen wollte. Inos spitzer Schrei holte ihn aus seiner wütenden Benommenheit. Da der blutige Mann unter ihm wieder das Bewusstsein verloren hatte, ließ der junge Mann von diesem ab und stürzte sich auf den anderen. Anscheinend war der aber vorhin nur benommen gewesen. Denn der kämpfte um einiges besser als sein nun blutiger Kumpane. Er landete bei dem Nara einige Treffer, so dass dieser jetzt unterschwellig brodelnd etwas Blut ausspuckte und den anderen Mann nun ansah. „Du hättest dich raushalten sollen, Kleiner.“, sagte der Typ vor ihm und grinste hämisch. Da Shikamaru ebenfalls schon einige Treffer landen konnte, waren die Zähne seines Gegenübers blutbeschmiert. „Ich bringe dich um“, knurrte der Nara nur. Dann rannte er wieder auf den Mann zu, verpasste ihm schnell einen hieb in den Magen, dann als dieser sich etwas krümmte, einen festen Hieb gegen den Kopf. Der Mann fiel sofort zu Boden. Der Nara setzte sich rittlings auf die Brust des Vergewaltigers und schloss seine Hände um dessen Hals. Er drückte fest zu. Der Typ unter ihm wehrte sich mich aller Kraft, bis seine Bewegungen immer schwächer wurden und seine Arme schließlich von Shikamaru abfielen. Doch auch dann hörte der Nara nicht auf dem Mann die Luft abzuschneiden. „Shikamaru-kun“, hörte er irgendwo in seinem Nebel hinter ihm jemanden rufen. „Shikamaru-kun, hör auf!“, rief jetzt die selbe Stimme noch einmal. Dann zerrte plötzlich jemand an seinem linken Arm. Gehetzt sah er auf und sah in das eine unverletzte, blaue Auge seiner Klassenkameradin. „Shikamaru-kun. Du bringst ihn um. Das ist er nicht Wert!“, rief sie und Tränen quollen über ihr hübsches, jedoch ramponiertes Gesicht. Ruckartig ließ der Nara los. Die Gesichtsfarbe des Typen unter ihm nahm wieder eine gesunde Farbe an. Ino kniete in ihrem zerrissenem Kleid neben ihm, umklammerte immer noch seinen Arm. „Bitte Shikamaru-kun“, flehte sie: „Bring mich hier weg.“ Der Nara blinzelte ein paar Mal, dann erhob er sich. Schweigend nahm er die weinende Ino in den Arm. Diese klammerte sich an ihn und presste ihr Gesicht an seine Schulter. Sie zitterte immer noch und weinte. „Es tut mir Leid.“, flüsterte Shikamaru und kämpfte ebenfalls mit seinen Tränen die ihm in die Augen stiegen. „Ino-chan, es tut mir Leid.“ „Bring mich hier bitte nur weg.“, flehte sie. Shikamaru nickte, schob sie etwas von sich und sah sich nach seiner Jacke um, die immer noch dort lag, wo Ino vorhin noch gewesen ist. „Warte.“, bat er sie, ging zu seiner Jacke und hob diese hob. Dann kehrte er zu der Yamanaka zurück und legte ihr die Jacke um die Schultern. In diesem Moment knickten ihr die Beine weg. Schnell fing er sie auf und hob sie wie selbstverständlich auf seine Arme. „Ino-chan?!“, die Sorge in seiner Stimme überraschte selbst ihn ein wenig. Obwohl er genau wusste, dass Sorge in so einem Moment ganz natürlich war. Als sie nicht antwortete, sondern nur schlaff in seinen Armen lag, presste Shikamaru sie besorgt an sich und rannte aus der Seitengasse raus. Erst auf der Hauptstraße sah er Menschen. „Hilfe!“, rief er in seiner Panik. „Bitte hilft uns!“, rief er. Einige Menschen blieben stehen, eine Gruppe von Jugendlichen in seinem Alter lösten sich aus ihrer Erstarrung und rannten auf Ino und ihn zu. „Was ist passiert?“, fragte ein Mädchen mit hellblaugefärbten Haaren als sie Ino besorgt betrachtete. „Bitte ruft die Polizei. Da in der Gasse sind zwei Typen die ihr das angetan haben. Ich weiß nicht ob sie gleich aufwachen, aber…“, weiter kam er nicht. Vier junge Männer rannten sofort in die Gasse. „Kann ihr jemand ein Wasser besorgen?“, fragte er besorgt das Mädchen mit den hellblauen Haaren. „Ja, sicher. Kate, lauf in den 24h Shop. Besorg dem Mädchen Wasser.“, befahl sie einer kleineren Blondine mit kurzen Haaren. Diese nickte und rannte auf ihren hohen Hacken los. „Wurde sie…“, fragte das Mädchen, verstummte aber als sie Shikamarus bitteren Blick bemerkte. „Schon gut. Komm, da vorne kannst du sich hinsetzen.“, Shikamaru folgte dem Mädchen zu einer niedrigen Mauer die ein kunstvoll bepflanztes Beet umsäumte. Er ließ sich darauf nieder, presste Ino aber immer noch an sich. „Ino-chan“, sagte er leise: „Ino-chan wach auf. Die Polizei und der Krankenwagen sind unterwegs. Du bist sicher.“ Das Mädchen mit den hellblauen Haaren beobachtete den Nara und seine ohnmächtige Freundin eingehend. „Ist sie deine Freundin?“, fragte sie leise. Shikamaru hielt den Blick weiter auf Ino gerichtet und schüttelte langsam den Kopf: „Eine Klassenkameradin. Ich bin seit der ersten Klasse immer mit ihr in einer Klasse gewesen.“ „Seit ihr zusammen hier?“, fragte sie wieder. Abermals schüttelte der Nara den Kopf: „Nein, ich wusste nicht einmal dass sie in Sydney ist. Habe sie vor den Winterferien das letzte mal gesehen.“ „Ich bin übrigens Bobby.“, sagte das Mädchen nun: „Wie heißt du?“ „Andrew.“, nannte Shikamaru seinen englischen Namen, den er immer benutzt wenn er außerhalb von Japan unterwegs war. „Andrew, du blutest an der Stirn und Wange.“, erklärte sie ruhig und runzelte die Stirn: „Ich schätze du und deine Freundin werdet beide mitgenommen.“ Shikamaru nickte nur. Ino regte sich leicht und er verstärkte automatisch den Griff um sie: „Ino-chan.“ „Wo sind wir?“, fragte sie leise. „Auf der Hauptstraße. Polizei und Krankenwagen sind unterwegs. Hier“, er reichte ihr die Wasserflasche die Kate mittlerweile gebracht hat. Um sie herum hatte sich schon eine Menschentraube gebildet und alle Schaulustigen wurden immer wieder von Bobbys Freunden weiter geschickt. „Kommt ihr aus Japan?“, fragte Bobby leise. Ino starrte sie erschrocken an. „Das ist Bobby. Sie und ihre Freunde haben uns geholfen.“, erklärte Shikamaru ruhig. Er half Ino einige Schlucke aus der Flasche zu trinken. „Ja, wir kommen aus Japan“, antwortete Shikamaru: „Aus Osaka.“ „Da würde ich auch gerne mal hin reisen.“, erklärte Bobby und lächelte Ino an. „Du hast einen starken Beschützer an deiner Seite.“, lobte sie Shikamaru. Ino nickte nur: „Den Besten.“ Als die Sirenen ertönten, trollten sich die Menschen schneller als dass Bobbys Freunde sie weiterschicken konnten. Zwei Streifenwagen hielten vor der Gasse und ein Krankenwagen fuhr direkt auf die winkende Kate zu, die vor Ino und Shikamaru stand. „Shikamaru-kun. Lass mich bitte nicht allein.“, bat Ino etwas panisch und sah die Sanitäter an, die nun schnell aus dem Rettungswagen stiegen. „Ich bleibe bei dir.“, versprach der Nara. Als Shikamaru am nächsten Tag in Inos Bett wach wurde, war sie verschwunden. Seine Wunden sind versorgt worden und Ino untersucht. Beide wurden zu den Geschehnissen befragt und die beiden Männer in der Gasse verhaftet. Keiner der Polizisten sagten etwas zu den Verletzungen, die Shikamaru den Beiden zugefügt hatte. Niemand befragte Shikamaru eingehend dazu. Er wurde nur gefragt, ob es sein Werk gewesen sei. Der Nara antwortete einfach einsilbig mit „Ja“ und das wars. Niemand rügte ihn. Es war offensichtlich, dass der Nara zu fest zugeschlagen hatte. Er war offensichtlich, dass er sie fast umgebracht hatte. Aber die Polizisten waren anscheinend tolerant. Als er nach seiner Befragung in Inos Zimmer ging, war sie noch wach. Er setzte sich auf einen Hocker neben ihrem Bett und sie nahm sofort seine Hand. „Bitte erzähl es niemandem“, bat sie. Der Nara nickte. „Du weißt aber, dass du dich dafür nicht schämen brauchst, oder? Du weißt, dass es nicht deine Schuld gewesen ist.“, stellte er klar. Ino schüttelte den Kopf: „Ich hätte nicht allein in diesen Club gehen sollen. Ich kannte den schlechten Ruf dieses Clubs. Aber ich wollte einfach nur Spaß.“ „Eben drum. Du wolltest nur Spaß haben. Du solltest als Frau einfach rausgehen können, wann immer du willst. Ob allein oder nicht. Es spielt keine Rolle.“, brummte der Nara und wieder stieg die Wut in ihm aus. Er blinzelte die Wuttränen weg und atmete tief aus. „Ino-chan. Nichts davon ist deine Schuld.“ „Ich habe die Krankenschwestern reden hören. Sie sagten, dass es kein Wunder sei was mir passiert ist. Bei dem Outfit dass ich an hatte. Dass ich in diesen Club gegangen bin, der dafür schon fast berühmt ist, dass Frauen dort – sie haben gesagt, dass es meine eigene Schuld sei. Dass ich Dumm bin.“, flüsterte sie erstickt und Tränen rannten ihr über die nun gesäuberten Wangen. Als der Nara das hörte, wollte er aufstehen. Er zitterte vor Wut. Wieder presste er krampfhaft die Kiefer zusammen. Als Ino merkte, dass er den Griff löste, sah sie erschrocken auf: „Wohin willst du?“ „Ich schnapp mir diese beiden Schwestern und kläre die mal auf.“, knurrte er bedrohlich. „Shikamaru-kun, das bringt doch nichts.“, warf Ino erstickt ein. „Die haben kein Recht über dich zu urteilen!“, zischte er. Ino hielt ihn mit einer erstaunlichen Kraft an der Hand fest: „Bitte, bleib einfach bei mir.“ Der Nara sah in das Tränennasse Gesicht und schluckte. „Du verlangst da gerade echt viel von mir. Am liebsten würde ich da raus gehen und diesen Schlampen gehörig die Meinung sagen.“ „In diesem Zustand solltest du dich erstmal ausruhen.“, bat sie. Er setzte sich ergeben wieder. „Vielleicht hast du Recht und es ist nicht meine Schuld. Aber diesen Frauen jetzt die Meinung zu sagen würde nichts bringen. Menschen haben ihre Meinungen und mich interessiert nicht was sie von mir denken.“, erklärte sie leise. Shikamaru schüttelte den Kopf. Wut durchströmte ihn. „Wie kann es sein, dass selbst Frauen nicht füreinander einstehen?“, knurrte er. Ino antwortete nicht darauf. „Kannst du heute nach hier schlafen?“, fragte sie ihn stattdessen. Sie deutete mit dem Kopf an ihre Seite. Erst zögerte der Nara: „Bist du dir sicher?“ Ino sah verlegen auf ihre Hände die seine Hand immer noch umklammerten: „Ich bin mir sicher, dass ich hier nicht alleine bleiben will.“ Sie waren nebeneinander eingeschlafen, doch als Shikamaru wach wurde, war Ino verschwunden. Er trag hinaus in den Flur und fragte, ob die Schwestern sie gesehen hätten. Doch diese wussten von nichts und so fingen alle an sie zu suchen. Nach etwa einer Stunde meldete sich ein Anwalt der Familie Yamanaka in dem Krankenhaus und bat um die Rechnung von Ino und auch die von Shikamaru. Drei Wochen später, Osaka, Schulgelände Ino kehrte gerade von dem Cafe zurück in das Sakura Haruno sie geschleppt hatte. Hatte Shikamaru etwas gesagt? Wieso hatte sich Sakura Haruno, die sonst nie wirklich mit ihr gesprochen hatte, plötzlich so verhalten? Die Blondine zog sich die Kapuze Ihres Hoodies weiter ins Gesicht und senkte den Blick. Das waren etwas zu viele Eindrücke für einen Tag. Sie erwog kurz, ob sie nicht wieder nach Hause gehen sollte. Doch vorher musste sie Shikamaru sprechen. Einerseits, weil sie ihn fragen wollte, ob er wirklich dicht gehalten hatte und andererseits um sich auch irgendwie zu entschuldigen. Als sie damals aus dem Krankenhaus verschwunden war, hatte sie kurz erwogen ihn zu wecken. Sie hatte die ganze Nacht wach gelegen und hatte ihn beobachtet. Er hatte im Schlaf die Arme schützend um sie gelegt und atmete tief und regelmäßig, was ihr verriet, dass er tatsächlich tief und fest schlief. Da sich wegen der Ereignisse vermutlich, tiefe Ringe unter seinen Augen abzeichneten, dachte sie, dass es vermutlich an den Ereignissen lag. Und sie wollte ihm nicht noch mehr Kummer bereiten. Es muss für ihn nicht leicht gewesen sein, seine Klassenkameradin in solch einer Situation zu sehen. Auch weil er sich für sie geschlagen hatte. Er hatte sie beschützt, obwohl er sie kaum kannte. Daher wollte der rational denkende Teil ihres Verstandes ihr auch einreden, dass Shikamaru gerade deswegen, weil er sie beschützt hatte, nie etwas sagen würde. Er würde niemals jemandem erzählen, was in Sydney passiert war. Aber andererseits, könnte er wegen der Prügelei angeben wollen. Waren Jungs nicht so wie so alle gleich? Sie wusste ja auch, dass Kiba überall damit angab, dass er mit ihr geschlafen hatte. Die gesamte Schule wusste davon. War Shikamaru auch so? Oder war er ernsthafter? So schien es ihr in Sydney, aber Japan war wiederrum etwas anderes. Hier waren sie Schüler. Hier waren sie auch gerade mal 18 Jahre alt. Ino seufzte. Sie war zwar 18, fühlte sich aber 50 Jahre älter. Kurzerhand beschloss sie, dass die Schule heute nichts für sie war. Sie hatte keine Lust. Wenn Shikamaru es rumerzählt hat, dann war es so wie so schon zu spät. Sie konnte ja auch, wie ihr Vater vorgeschlagen hatte, auf eine Schule im Ausland gehen. Wie Tenten, die jetzt irgendwo in Amerika zur Schule ging. Vielleicht könnte ihr Vater rausfinden auf welcher Schule sie war und dann kannte Ino wenigstens jemanden wenn sie ebenfalls dorthin wechselte. Ein Psychisches Problem hatte sie ja angeblich auch. Das diagnostizierte ihre Psychologin nämlich immer wieder. Posttraumatische Belastungsstörung. Allerdings wurden die Albträume und ihre Flashbacks weniger, seitdem sie die Tabletten regelmäßig nahm. Nur stumpften eben diese Tabletten sie auch jeden Tag mehr und mehr ab. Ino stand schon mitten auf dem Campus, als sie sich umdrehte um das Schulgelände wieder zu verlassen, als sie prompt in jemanden hineinlief. Zwei Hände legten sich um ihre Oberarme, um sie vor dem fallen zu bewahren. Ino war Körperkontakt seit dem sie aus dem Krankenhaus raus war sehr unangenehm und da sie so wie so überrascht gewesen war und nun auch etwas gereizt und auch, ja fast panisch, schüttelte sie die Hände energisch ab. Sie sah nicht einmal hoch, als sie die Person, mit der sie zusammengestoßen war umrundete und ihre Schritte beschleunigte. „Ino-chan?“, hörte sie eine vertraute Stimme fragen. Ino blieb wie angewurzelt stehen. Langsam drehte sie sich um und sah hoch. Direkt in Shikamarus dunkle Augen. „Ino-chan, wo bist du gewesen?“, fragte er etwas leiser und trat an sie heran: „Ich habe eine Stunde lang das gesamte Krankenhaus nach dir abgesucht!“ Sie wich einen Schritt zurück. Als Shikamaru sah, dass seine Nähe ihr unangenehm zu sein schien, blieb er eine Armeslänge von ihr stehen. „Entschuldige.“, sagte er. Ino sah ihn aufmerksam an. Da schien tatsächlich Sorge in seinem Blick zu sein. Er musterte sie. Ihr komplettes Erscheinungsbild. „Du siehst anders aus.“, sagte er schließlich leise. „Habe mir die Haare schneiden lassen“, antwortete Ino etwas schärfer als beabsichtigt. Doch der Nara ging nicht wirklich darauf ein. Er nickte: „Es steht dir.“ Ino schluckte schwer. „Es tut mir Leid, dass ich einfach so verschwunden bin.“, presste sie nach langem zögern heraus. Shikamaru schüttelte den Kopf: „Nein, ist schon okay. Ich kann verstehen, dass du in dem Moment nur noch nach Hause wolltest.“ Ino lachte bitter auf. Nach Hause. Als ob. „Ich würde dich gerne fragen, ob es dir gut geht, aber ich glaube, das wäre unangebracht.“, sagte Shikamaru. „Dann danke ich dir dafür, dass du nicht fragst. Meine Stiefmutter fragt mich das jeden Tag und es nervt einfach nur.“, brummte die Yamanaka: „Und Sakura hat es vorhin auch gefragt. Nur kann ich ihr nicht böse sein, denn sie weiß nichts davon. Sie sieht nur, dass ich nicht mehr die hyperaktive Barbie bin.“ Shikamaru seufzte: „Deine Eltern machen sich nur Sorgen.“ „Das weiß ich. Aber es nervt. Nur weil man jeden Tag danach fragt, wie es mir geht, heißt es nicht, dass ich eines Tage trotz dieses Gesichtes und dieses Outfits sage, dass es mir besser geht.“, knurrte Ino wütend. Shikamaru nickte nur. „Es tut mir Leid, dass dir das passiert ist.“, sagte er schließlich. „Du konntest da am wenigsten für. Ich denke, ich kann sagen, dass ich dank dir noch lebe.“, erklärte sie und strich sich durch das Haar. „Seit wann bist du wieder in Osaka?“, fragte Shikamaru schließlich. „Seit 24 Stunden.“, erklärte sie: „Bis dahin war ich noch in Sydney.“ „Was?“, der Nara wirkte sichtlich schockiert. „Ja, der Prozess.“, erklärte sie knapp. „Du hast ausgesagt?“, Shikamaru musste für den Prozess nicht unbedingt nach Australien einreisen, man hatte seine Aussage aufgenommen und dem Gerichtssaal vorgespielt. „Ich wollte wissen, was mit den Beiden passieren wird.“, erklärte Ino. „Ist der Prozess beendet? Ich habe noch nichts von meinem Anwalt gehört.“, Shikamaru wirklich peinlich berührt. Es war ihm tatsächlich etwas peinlich nicht zu wissen, was mit den Männern passieren würde. „Der, der mich vergewaltigt hat, hat 5 Jahre Gefängnis bekommen. Der andere 2 Jahre auf Bewährung und beide einen Vermerk in deren Akten.“, erklärte sie emotionslos. Doch da, wo bei ihr die Emotionen fehlten, sprudelte es aus Shikamaru hinaus. „Was?“, schrie er fast und ballte die Fäuste um Ino nicht aus einem Schutzinstinkt heraus an sich zu ziehen. „Wieso?“ „Der Richter hat gesagt, dass der Club dafür berühmt berüchtigt ist, dass dort Frauen vergewaltigt werden und dass ich trotz des Risikos allein dort feiern gewesen bin. Heißt, er hat mir die Schuld daran gegeben. Außerdem waren beide Männer angetrunken. Da der Erste auch noch Pillen mit sich herumgeschleppt hatte, hat er nur daher fünf Jahre bekommen, weil er Drogen bei sich hatte. Hätte er nur 0.5g mehr bei sich gehabt, hätte er allein für den Drogenbesitz 10 Jahre bekommen. Somit gehen drei von diesen fünf Jahren auf die Pillen. Da beide vorher auch noch nie auffällig gewesen sind. Ersttäter und dann auch noch betrunken gewesen und da war ein Mädchen, allein, in einem ziemlich knappen Kleid in dem Club und feierte wild.“, erklärte sie ihm sachlich. Shikamaru spürte wieder diese Wut in sich aufsteigen und fast wäre er durchgedreht, doch dann fragte Ino: „Hast du mit jemandem darüber gesprochen?“ Da blinzelte er verwirrt. Die Wut rückte in den Hintergrund. „Nein“, knurrte er jedoch. „Okay. Ich dachte schon, Sakura würde Bescheid wissen“, erklärte Ino ihm. Shikamaru sah sie etwas beleidigt an: „Du dachtest, ich hätte mein Versprechen gebrochen und hätte mit Sakura darüber gesprochen?“ „Oder mit jemand anderem. Ich weiß, du bist nicht gerade der Redseelige Typ, aber trotzdem musste ich das mal fragen. Nimm es nicht persönlich.“, sie sagte das so trocken, so emotionslos, dass Shikamaru nun doch explodierte: „Wieso bist du so kalt?“ Ino lachte trocken auf: „Würdest du die Pillen nehmen, die ich bekommen, wärst du auch so. Und du würdest nicht fragen. Diese hübschen Tabletten blenden einfach jegliches Gefühl aus. Ich habe keine Angst mehr, fühle aber auch nicht Sorge oder Glück. Naja, Nebenwirkungen muss es ja haben.“ Der Nara seufzte: „Sollen wir vielleicht irgendwo anders hin gehen und in ruhe sprechen? So zwischen Tür und Angel ist das ja doch nichts.“ Da tauchte plötzlich Kiba hinter Ino auf und legte ihr einen Arm um die Schultern. „Hey ihr Beide. Ino, dein neuer Look ist echt scharf!“, grüßte er sie gut gelaunt. Ino versteifte sich, Shikamaru bekam es mit und zog sie mit einem Ruck am Arm zu sich, weg von Kiba. „Verpiss dich Inuzuka. Wir reden gerade.“, zischte er. Da er gerade so wie so ziemlich wütend war, dachte er kurz daran diese Wut an Kiba auszulassen. „Seit wann läuft da was zwischen euch?“, fragte Kiba verwirrt und sah zwischen den beiden hin und her. Im gleichen Moment, als Ino: „Da läuft garnichts.“, sagte, sagte Shikamaru: „Das geht dich einen Scheiß an.“ Kiba hob abwehrend die Hände. „Hey, ist schon gut Leute. Aber Nara, lass dich nicht von Temari erwischen. Die reißt dir die Eier ab.“, damit ließ er sie stehen und lief an ihnen vorbei ins Schulgebäude. „Du wirst zu spät kommen“, sagte Ino und rückte etwas von Shikamaru ab. „Das ist mir egal. Lass uns reden Ino-chan. Bitte.“, bat er sie und sah ihr eindringlich in die Augen. „Kiba hatte Recht Shikamaru-kun. Deine Freundin kann das hier zwischen uns wirklich falsch verstehen.“, erklärte sie und zeigte zwischen ihm und sich hin und her. Shikamaru verdrehte die Augen und brummte: „Das ist doch jetzt nicht wichtig.“ Ino seufzte. „Nichts für ungut Shikamaru. Aber ich würde jetzt wirklich gern nach Hause. Ich habe keinen Bock auf Schule, ich habe keinen Bock auf Frage und ich will nicht Rede und Antwort stehen.“, erklärte sie ihm: „Ehrlich gesagt, will ich auch garnicht darüber reden. Lass uns so tun, als wäre das nie passiert und lass uns so tun, als hätten wir jetzt nicht eine…Verbindung oder so.“ Sie schüttelte bekräftigten mit dem Kopf und sah zu Boden. „Würde es dir damit besser gehen? Wir müssen nicht darüber reden, aber so tun, als wäre da keine Verbindung?“, fragte Shikamaru sie leise. Ino seufzte: „Komm schon, was für einen Sinn hätte das? Du hast gesehen was mit mir passiert ist. Sag nicht, dass du dich in einer romantischen Art zu mir hingezogen fühlst. Das ist nur Sympathie und Mitleid.“ Ino schluckte hart. Sie hatte mit ihrer Psychologin über Shikamaru gesprochen und genau das waren ihre Worte. Sie hatte ihr gesagt, dass Shikamaru ihr nun Aufmerksamkeit schenken würde. Dass sie sich aber selbst schützen sollte. Allerdings hat sie ihr auch nicht eindringlich abgeraten sich Shikamaru zu nähern. „Und was, wenn es das nicht wäre?“, fragte Shikamaru sie leise und Ino hob erstaunt den Kopf: „Dann wäre da immer noch Temari.“ Shikamaru nickte leicht. Ja, da war Temari. Ein weiteres Problem, dass er nicht lösen konnte. „Shikamaru, ich bin ein Wrack. Ich bin missbraucht worden und in mir ist ein unendlich tiefes, leeres Loch. Ich habe keine Ahnung, ob ich Nähe überhaupt wieder zulassen werden kann.“, erklärte sie ihm. Shikamaru schluckte. „Aber vielleicht irgendwann.“, gab er zu bedenken. „Shikamaru-kun“, seufzte Ino schwer: „Das was du jetzt fühlst, ist nur Mitleid. Du hast Mitleid mit mir und da du in meiner sozialen Umgebung der Einzige bist, der Bescheid weiß, willst du mir irgendwie beistehen. Aber ich versichere dir, dazu gibt es keinen Grund. Ich bin in Australien nicht daran zerbrochen und hier werde ich es auch nicht. Also bitte hör auf dir Sorgen zu machen. Das hat keinen Grund. Wirklich.“ Ino drehte sich um und wollte gehen, blieb dann aber doch kurz stehen und sah vor sich auf den Boden: „Behandle mich einfach so wie vor den Winterferien. Du hast mich nicht wahr genommen, fandst mich maximal nervig und hast mich weitestgehend ignoriert. Genauso handelst du auch ab heute wieder. Bitte. Das würde mir helfen zur Normalität zurück zu finden.“ Und genau dieser Satz, widerte sie selbst so an. Sie schob ihre Not in den Vordergrund. „Das würde mir helfen“, solch ein Satz ist das schlimmste, was man zu jemandem sagen kann, der helfen will. Aber Ino ignorierte das. Für den Augenblick ignorierte sie den Stich, den sie trotz ihrer magischen Tabletten spürte. Sie ignorierte, dass sie Shikamaru eigentlich sehr gern hatte und ihm einfach für alles dankbar war. Wäre sie etwas mutiger gewesen, dann hätte sie Shikamaru teilhaben lassen. Er war immerhin dabei gewesen. Sie hätte mit ihm darüber wie mit einem Freund sprechen können, nicht wie mit ihrer Psychiaterin die sie immer wieder daran erinnerte, dass sie in Sicherheit war. War man das wirklich? Immer in Sicherheit? Ino erinnerte sich auf dem Heimweg daran, was Shikamaru ihr im Krankenhaus sagte. Er sagte, das war nicht ihre Schuld. Hatte er Recht? War es wirklich nicht ihre Schuld, was ihr da passiert ist? Sie kannte die Gerüchte und ging trotzdem in den Club. Sie zog sich extra sexy an, weil die Blicke der Männer ihr imponierten. Es puschte ihr Selbstvertrauen – was doch an sich nichts schlechtes war, oder nicht? Ino war immer sehr selbstbewusst gewesen, nun hatte sie einen herben Tiefschlag erlitten. Sie war nun weit unten. Sehr weit unten. Aber war es damals tatsächlich ihre Schuld gewesen? Lag es an ihr? Shikamaru sagte, dass es an den Männern lag, die einfach keine Grenzen kennen. Die sich einfach nehmen, was sie wollen, ohne Rücksicht auf Verluste. Er sagte, eine Frau sollte sich so kleiden können, wie sie wollte und die Männer hätten das nicht als Aufforderung zu verstehen. Die Frau musste zustimmen. Natürlich wollen Frauen sich schön fühlen, jeder möchte das. Jeder Mensch will Anerkennung. Und die, die es leugnen, diese Menschen lügen. Es ist ganz natürlich. Eine Frau ist auch ein Mensch und das, was diese Männer ihr angetan hatten war Menschenunwürdig. Ino hatte ihnen keine Zustimmung erteilt, sie hatte nie gesagt, dass sie das möchte. Und doch habe die Männer dies ignoriert. Sie haben sie einfach benutzt. Und je mehr Ino darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass sie tatsächlich keine Schuld an all dem trug. Sie sollte sich als Frau frei bewegen können. Sie sollte sich sexy kleiden dürfen und dann auch alleine feiern gehen dürfen. Sie sollte mit Würde, Selbstvertrauen und auch Sicherheit durch Clubs streifen können, ohne dass Männer sich ihrer annahmen, ohne dass sie das wollte. Wenn sie „nein“ sagte, dann meinte sie „nein“. Und es ist egal, ob die Männer dachten, das sei alles spielerisch und die Frau wolle sich rar und damit interessant machen. Nein! Nein bedeutet nein und kein Mensch hatte das Recht dieses Wort anzuzweifeln! Keine Richter, keine Verbrecher, keine Ärzte oder Krankenschwestern. Wenn eine Frau vergewaltigt worden ist, dann gegen ihren Willen! Sie hat sich vorher klar ausgedrückt. Sie hat vorher ganz klar und deutlich gesagt, dass sie es nicht wollte. Doch leider lebte sie in einer Welt, in der es den Menschen egal zu sein schien, was die anderen dachten. Respekt musste man sich nun verdienen. Menschen behandelten sich gegenseitig schlecht. Und das ging der Yamanaka gehörig gegen den Strich. Sie akzeptierte genau in diesem Augenblick die Tatsache, dass sie nicht Schuld war an dem, was ihr widerfahren war. Sie hatte nur wie jedes andere 18 Jährige Mädchen Spaß haben wollen. Sie bereute nicht, dass sie sich sexy gekleidet hatte, obwohl sie sich in Zukunft hüten würde es wieder zu tun, jedenfalls für eine längere Zeit. Sie bereute auch nicht, dass sie in den Club gegangen war, da sie sich sicher gewesen war, dass dort niemand nach ihrem Ausweis fragen würde. Zwar war es in Australien erlaubt Alkohol ab 18 Jahren zu trinken, aber sie war sich nicht sicher gewesen. In Japan war Alkohol erst ab 20 Jahren erlaubt, auch wenn die und ihre Freunde diesen trotzdem in einem Club der Stadt bekamen, der von Kibas Bruder geführt wurde. Oder einfach auch nur dann, wenn die Clubmanager erfuhren, wer diese Kids waren. Auf das Internat gingen nämlich nur Kinder von sehr einflussreichen Familien. Und niemand wollte es sich mit den zukünftigen Konzernchefs vermasseln. Ino bereute es nur, dass sie an dem Tag alleine feiern gewesen war. Sie hätte sich Freunde gewünscht. Sie wollte schon immer ein Teil der Gruppe rund um Sakura Haruno sein. Nur hat sie sich das mit ihrem benehmen verspielt. Hätte sie sich nicht so benommen, hätte sie vielleicht zusammen mit Sakura und Temari nach Paris fliegen können. Als sie damals erfahren hatte, dass es dieses Jahr nicht ins Skiresort gehen sollte, hatte sie kurz erwogen ihren Vater zu bitten ihr ein Flugticket nach Paris zu kaufen und auch ein Hotelzimmer zu buchen. Aber dann hat sie den Gedanken verworfen. Sie hatte in einer Zeitschrift beim Frisör von der unglaublichen Silvesterparty in Sydney gehört und hatte sich entschieden dorthin zu reisen. Amy wollte nicht mit, da sie mit ihrer Familie an Silvester nach Dubai fliegen wollte. Also hatte sie sich entschieden, dass sie auch allein feiern konnte, auch wenn ihr Vater, ihre Stiefmutter und ihr Halbbruder die letzten Feiertage vor Inos Abschluss gerne mit ihr verbracht hätten. Doch davon wollte die Yamanaka nichts wissen. Damals jedenfalls nicht. Jetzt wünschte sie sich, ihre Liebe zu ihrer Familie hätte sie in Japan behalten. Und das war der einzige Fehler den sie getan hatte. Sie wollte nach Australien, komme was da wolle. Vermutlich würde sie gerade eben das für den Rest ihres Lebens bereuen. Ino starrte auf das Meer raus. Sie hatte Shikamaru seitdem nicht mehr gesprochen. Sie hatten sich ignoriert. Mehr noch als vorher. Als sie hörte, dass Temari ihm fremd gegangen war, wollte sie mit ihm darüber reden, aber konnte es nicht. Sie hat es nicht über ihr Herz bringen können. Und dann war der Abschluss. Sie war mit Tenten, Neji und Sakura nach Amerika gezogen. Sie hatten sich komplett aus den Augen verloren. Und nun war er hier. Irgendwo auf dem Festland. Zusammen mit Gaara warteten sie, an Bord der Yacht zu kommen. Hinata hatte ihr erzählt, dass sie am Hafen anlegen würden um dann in Jacksonville shoppen zu gehen. Dort würden sie Shikamaru und Gaara dann treffen. Und dieser Gedanke setzte Ino zu. Es wäre merkwürdig, wenn sie und Shikamaru sich weiterhin ignorieren würden. Aber andererseits war alles nun Vergangenheit. Sie brauchten das nicht mehr. Sie und Shikamaru konnten normal sprechen, sie mussten noch nicht einmal ansprechen, was in Australien vor Jahren passiert war. Es war unnötig. Sie wusste von Gaara, dass er Shikamaru damals an Silvester gesucht hatte. Als dieser dann am nächsten Morgen im Hotel ankam, ramponiert, hatte er erzählt, dass er mit einem Mädchen mitgegangen war. Diese hätte aber vergessen zu erwähnen, dass sie mit ihrem Freund zusammenlebte. Und nachdem der Freund die beiden angeblich inflagranti erwischt hatte, hatte eben der Shikamaru so zugerichtet. Der Nara hat also dem Bruder seiner Freundin erzählt, er hätte eben diese betrogen. Er hatte eine ganz andere Geschichte erfunden, hatte Ino nicht einmal erwähnt. Gaara machte sich danach keine Gedanken mehr darum, wieso die Polizei dann im Hotel aufgetaucht war und Shikamaru mitnahmen – dieser hatte wohl noch einmal auf dem Polizeirevier aussagen müssen, so wie sie auch. Beide mussten ihre Aussagen unterschreiben, damit sie rechtsgültig waren. Und nun war der Nara Ermittler. Sie fragte sich wieso er ausgerechnet die Polizeischule besucht hatte. Shikamaru war Jahrgangsbester zusammen mit Sakura. Er hatte Stipendien bekommen, nicht, dass seine Eltern es sich nicht hätten leisten können ihn studieren zu lassen. Aber er hatte all das abgelehnt um die Polizeischule zu besuchen – nach seiner Auswanderung zusammen mit seiner Mutter nach Südkorea. Shikamaru war zur Hälfte Südkoreaner – der Hälfte seiner Mutter. Daher konnte er es auch sprechen. Sie fragte sich, ob er auch einen Südkoreanischen Namen angenommen hatte. Oder ob er immer noch Nara Shikamaru hieß. Ino seufzte tief. Dann stand sie auf. Sie war die letzte auf dem Deck. Alle anderen waren schon ins Bett gegangen und Sakura, die Verräterin, war nach ihrem Abgang garnicht mehr aufgetaucht. Die Yamanaka beschloss, dass sie Sakura nun zur Rede stellen würde. Sie würde von ihr erfahren, was es mit dem Brief auf sich hatte. Außerdem musste sie irgendwann mal einen geeigneten Zeitpunkt erwischen, Sakura zu erklären, was sie so verändert hatte. Als Ino die Tür zu ihrer und Sakuras Kabine öffnete, saß diese im Bademantel vor dem Spiegel und starrte sich selbst an. „Was machst du da?“, fragte Ino leicht erschrocken. Sie hatte eigentlich gedacht, Sakura würde schon längst schlafen. „Ich habe was ganz dummes getan“, gestand die Haruno heiser und begegnete Inos Blick durch den Spiegel. „Was konntest du hier alleine in dieser Kabine den ganzen Abend lang dummes tun?“, fragte Ino, ohne leicht vorwurfsvollen Unterton. „Ich war nicht hier und ich war nicht allein“, erklärte Sakura leise. Die Yamanaka hob neugierig die Augenbrauen. Ihre Neugierde über alle Geheimnisse war in Amerika schnell wieder entfacht gewesen, nachdem sie die Tabletten abgesetzt hatte. „Erzähl!“, sensationsgeil setzte sie sich auf ihr Bett und stützte ihre Ellbogen auf ihre Knie um mit den Händen ihren Kopf zu halten und sich vorzubeugen. Sakuras Miesere lenkte sie augenblicklich von dem Gedanken an Shikamaru ab. „Ich war draußen. Am Bug. Habe eine Champagnerflasche geklaut“, fing die Haruno an. „Gangster Sakura.“, kommentierte ihre beste Freundin grinsend. „Es geht hier nicht um den gestohlenen Champagner.“, Sakura hob entnervt die Hand, als sie sah, dass ihre beste Freundin irgendwas sagen wollte. „Es geht hier darum, wen ich da draußen getroffen haben.“ „Uhh, jetzt wird es spannend“, konnte sich die Blondine nicht verkneifen und Sakura verdrehte genervt die Augen. „Sasuke war da draußen“, erklärte Sakura ihr und Augenblicklich hörte Ino auf zu strahlen: „Lebt er noch?“ Sakura legte genervt den Kopf in den Nacken und stöhnte auf. „Ja, er lebt noch. Und da ist etwas passiert…“, nun wirkte sie sehr schüchtern und senkte ihren Blick auf ihre Finger die mit dem Gürtel ihres Bademantels spielten. „Sakura, spucks aus! Ich sterbe hier sonst noch vor Neugierde.“, blaffte die Yamanaka genervt. „Wir haben uns geküsst.“, schoss es aus dem Mund der Rosahaarigen und Ino riss die Augen auf: „Was?“ „Wir haben geredet, er hat meinen Brief gelesen und hat mir irgendwie indirekt seine Liebe gestanden und dass er nur mich will und nicht Temari und dass ihm Macht und Geld egal sind und auf die Fusion könne er auch verzichten. Er wolle nur mich um mir alle meine Wünsche zu erfüllen.“, rasselte die Haruno schnell herunter und kniff die Augen zusammen: „Er hat mich gebeten ihn zu heiraten.“ Ino blinzelte ein paar mal. Dann atmete sie tief ein und wieder aus. Schließlich stand sie auf und ging zu Sakura rüber, die wirklich wie ein Häufchen Elend da saß und anscheinend mit den Tränen kämpfte. „Und was hast du geantwortet?“, fragte sie und hockte sich vor ihre beste Freundin um ihr ins Gesicht sehen zu können. „Garnichts. Ich bin weggelaufen.“, flüsterte diese. Ino nickte: „Und was wolltest du sagen, als er gefragt hat? Was war dein erster Gedanke?“ Sakura sah mit Tränenverschleiertem Blick in die blauen Augen ihrer Freundin. „Ich wollte Ja sagen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)