Oft kommt alles ganz anders als man denkt von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Erste Begegnung... ----------------------------- Autor: Ju-chan Teil: 1 / 3 Abgeschlossen: ja Fandom: Original / Reality Disclaimer: Alles meins!!! Kommentar: Feedback ist erwünscht ^^ ------------------------------------------ Oft kommt alles ganz anders als man denkt. Aber, dass dies ausgerechnet mir passieren sollte, ahnte ich nicht, als ich an einem stinknormalen Julimorgen aus dem Bett stieg. Kaum, dass ich mich angezogen hatte und das Hause verließ, drohte mich die glühende Hitze draußen zu zerschmettern. Ich wusste, dass meine Freunde sich heute alle am See tummeln würden, doch darauf hatte ich keine Lust. Viel lieber hockte ich in unserem kleinen Garten herum und überließ meine anfangs gute Laune der Langeweile. Ich sitze oft einfach nur herum und starre Löcher in die Luft. Kleine Löcher, große Löcher, runde Löcher, ungleichmäßige Löcher. Doch auch diese Vielzahl an Löchern wird einem irgendwann zu wider und so erhob ich mich grummelig und schlenderte durch die Straßen. Meine Eltern und ich wohnen in einem kleinen Häuschen am Stadtrand. Wir nennen einen winzigen Flecken Rasen unser Eigen und meine Mutter verbringt ihre gesamte Freizeit damit, diesen Rasen zu verunstalten, indem sie überall ihr Gestrüpp hinpflanzt. Ich sage ja nicht, dass mir die Rosen, Lilien und Luzernen nicht gefallen, aber wenn man schon nur ein bisschen Rasen hat, sollte von dem aber wenigstens noch was zu sehen sein. Na ja, sehen wir das ganze mal von der positiven Seiten: So kann mich keiner nötigen diesen Rasen zu mähen. Okay, ich schlenderte also durch die Straßen und beobachtete die anderen Leute dabei, wie sie sich sonnten, oder aber in ihrem Garten ackerten und fragte mich, was ich nun tun sollte. Doch zum See? Ich entschied mich dagegen. Der See war sicher so rammelvoll, dass man kaum ein Stückchen Wasser zum Schwimmen hätte und darauf konnte ich dankend verzichten. Ich wog gerade ab, ob ich mal im "Stadtpark" vorbeischauen, oder doch lieber wieder nach Hause gehen sollte, als mir ein besonderes Haus zeigte, wie weit ich schon in die Stadt vorgedrungen war. Dieses Haus jagte mir im ersten Moment einen Schrecken ein, so wie wohl jedem Stadtbewohner. Es lag auf einem kleinen Hügel, als wenn es von dort aus die ganze Stadt im Auge behalten wollte. Viel von dem Haus an sich sah man nicht, denn große, dicke Hecken versperrten einem die Sicht. Aber was man sah, ließ einen eine Gänsehaut bekommen. Ein großes, verwinkeltes Anwesen, dessen dunkle Mauersteine jedes Licht zu absorbieren schienen. Ich ging näher an das Haus heran und hielt erst inne, als ich vor dem großen, eisernen Tor stand. Ich konnte nicht wiederstehen und legte sanft meine Hand auf das rostige Eisen... und zog sie schnell wieder zurück. Das Tor schwang leise nach innen auf und es kam mir regelrecht wie eine Einladung vor. Ich überlegte, ob ich dieses Haus mal näher in Augenschein nehmen sollte, doch die Angst davor, auf einen seiner Bewohner zu treffen, hielt mich erst zurück. Die Gerüchte, dass die Besitzer des Hauses nicht ganz normal waren, kamen sicher nicht von irgendwo. Und besser ich ließ erst Vorsicht walten. Man erzählte sich in der Stadt, dass die Besitzerin des Hauses, eine ältere Frau, wohl mit einer Hexe zu vergleichen wäre. Okay, vielleicht nicht Hexe in dem Sinne, dass sie einem Märchen entsprungen war, sondern eher deshalb, weil man sich die kuriosesten Dinge über die Aktivitäten dieser Frau erzählte. Oder wohin sollten sonst eine Zeit lang alle Katzen der Stadt verschwunden sein? In Ordnungen, an die Sache mit den Katzen glaubte ich auch nicht so ganz, was sollte sie auch mit KATZEN wollen? Aber trotzdem traute ich mich nicht weiter. Meine Gedanken überschlugen sich und ich rang immer noch mit mir. Vielleicht konnte ich mal einen Blick auf den "unheimlichen Jungen" werfen, von denen George und Bill - meine besten Freunde - immer erzählten. Sie hatten ihn angeblich schon öfters gesehen, wenn sie hier mit dem Fahrrad vorbei fuhren und jedes Mal sollte er oben an einem der Fenster gestanden haben. Dabei hatte er wohl einen starren Blick drauf und generell sollte er ziemlich gruselig aussehen. Ich hatte diesen Jungen noch nicht gesehen. Wann auch? Er lief ja nicht in der Stadt herum. Ärgerlich schob ich meine Vorsicht beiseite und ließ genug Platz für die Neugier, sodass ich schließlich doch auf den Hof trat. Er war riesig und überall wuchsen kleine Tannen, Koniferen und andere Nadelbäume. Anscheinend stand die "Hexe" auf sowas. Unsicher wanderte ich eine Weile ziellos auf dem Anwesen herum und tastete mich so immer weiter zu dem Haus heran. Von Dichtem wirkte es gar nicht mal so unheimlich. Klar, immer noch duster, aber nicht mehr so "todbringend" wie von weitem. Die sauberen Fenster spiegelten das grelle Sonnenlicht und von irgendwo her glaubte ich Musik zu hören. Pure Einbildung, wenn man mich jetzt fragt. Aber sobald man auf einem Grundstück samt Haus steht, dem etwas gruseliges nachgesagt wird, hört und sieht man die krummsten Dinge. Ich war gerade damit beschäftigt, die große, hölzerne Eingangstür zu mustern, als ich den größten Schrecken meines Lebens bekam: Hinter mir war ein wütendes Grollen zu hören. Alarmiert schoss ich herum und blinzelte gegen das grelle Sonnenlicht an. Doch das hätte ich lieber nicht tun sollen, vor mir stand die Ausgeburt der Hölle. Ängstlich wich ich einen Schritt zurück. Die Gestalt einer Frau, soviel konnte ich sagen, machte diesen nach vorne, sodass der Abstand zwischen uns nicht größer wurde. Ihr Anblick verschlug mir den Atem. Ihre Haut war dunkel, genauso wie ihre Kleidung und schien keine wirkliche Farbe zu haben. Ihre Haare standen in alle Richtungen ab, so dass sie mich an "Medusa" erinnerte, nur halt ohne die Schlangen. Doch dieses Fehlen glich das große Monster eines Raubtieres wieder aus, das neben ihr stand. Wieder war das Grollen zu hören und mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich erwartete jeden Augenblick, dass einer der beiden mich ansprang und meinem eh kurzen Leben frühzeitig ein Ende setzten, als plötzlich.... .... eine Wolke vor die Sonne trat und alles klarer wurde. Ich blinzelte verwirrt. Das Bild vor mir hatte sich vollkommen verändert, sodass ich kurz den Gedanken abwog, in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort zu sein. Vor mir stand zwar immer noch die Besitzerin des Hauses, doch sie war keine Medusa mehr. Ihre Haut war auch nicht dunkel, sondern weiß und ihre Haare standen nicht in alle Richtungen ab. Oder nicht so ab, dass es unnatürlich gewesen wäre. Sie waren blond und in einer ziemlich chaotischen Frisur zurecht gemacht. Die "Hexe" trug eine alte Jeans und eine grüne Schürze, die mit Dreck beschmiert war und sie sah mich fragend an. Genauso fragend blickte auch das Monster an ihrer Seite, dass sich als ein Hund herausstellte - wenn auch ein riesen Vieh von Hund. Er grollte noch einmal tief und musterte mich dann weiter misstrauisch. Doch ehe ich auch nur was sagen konnte, trat die "Hexe" auf mich zu und meinte lächelnd: "Hoppla! Du bist sicher ein Freund von Zeno! Er ist drinnen, du kannst ruhig hoch gehen zu ihm." "Ich ... nein..." Ich wich einen Schritt zurück. "Was denn? Du brauchst doch nicht schüchtern zu sein. Er wird sich sicher freuen, wenn einer seiner Freunde zu Besuch kommt." Damit schob sie mich unaufhaltsam Richtung Tür und ich war außer Stande, mich gegen ihre Entschlossenheit zu wehren. Und so betrat ich das große, düstere Haus und erwartete mit einem Herzklopfen, was nun kommen würde... Drinnen war alles anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Verwirrt stand ich in der großen Eingangshalle und blickte mich um. Die Halle war riesig und durch ein höher gelegenes Fenster fiel helles Tagelichts herein, sodass der gesamte Raum freundlich erleuchtet war. Was das Haus von außen versprach - nämlich Horror pur -, hielt es aber von Innen nicht. Alles war mit hellem Holz bekleidet und eine lange, alte Treppe führte nach oben. Die Hexe - die ja nun eigentlich keine mehr war - stellte sich an den Fuß der Treppe und sah forschend nach oben. Doch noch ehe ich das Missverständnis aufklären konnte, ertönte ihre klare Stimme: "Zeeeeeno, hier ist Besuch für dich! Komm runter!" Ein unverständliches Murmeln war von oben zu hören, dann kam jemand die Treppe hinunter gepoltert. Ich verharrte an meinem Platz, unfähig mich zu rühren und wusste nicht, ob ich mich freuen sollte, den "unheimlichen Jungen" mal zu Gesicht zu bekommen. Als er dann vor mir stand, konnte ich ein Zittern nicht unterdrücken. Seine Haut war schneeweiß und sein Haar pechschwarz. Es war fast Bodenlang und fiel, wie ein weiter Vorhang, über seine Schultern. Seine roten Augen musterten mich und sein Blick sagte mir, dass er mich gleich fressen würde. Nein, Quark! Natürlich war das nicht so. Der "unheimliche Junge" war ein normaler Mensch, noch dazu in meinem Alter, wenn nicht ein bisschen älter. Das einzige "Unnormale" an ihm war vielleicht seine Schönheit, die mir gleich im ersten Moment auffiel und nicht ganz zu einem Jungen passte. Seine Haut war wirklich ziemlich hell, aber das mochte daran liegen, dass er sich vielleicht nicht viel im Freien aufhielt. Seine Haare waren pechschwarz und zu einem kurzen Zopf in den Nacken gebunden. Seine Augen hatten einen seltsamen, grün-braunen Farbton und sahen mich fragend an. Doch nach einem kurzen, musternden Blick verzog sich sein Mund zu einem spöttischen Lächeln und eine seiner Augenbrauen hob sich leicht. Er sah seine Mutter an, die verwirrt von einem zum anderen blickte und schließlich wissen wollte: "Ist es nicht in Ordnung, dass ich deinen Freund reingelassen habe?" Er bemühte sich schnell zu antworten: "Doch, doch, Ma! Kein Problem." Er lächelte beruhigend. "Na dann!" Sie strahlte zurück. "Ich bin im Garten, falls ihr was braucht!" Doch kaum, dass sie die Halle verlassen hatte und ich alleine mit dem "unheimlichen Jungen" war, erlosch sein Lächeln und er sah mich abwertend an. "Ach, du bist also mein Freund?" "Ich... ich... also..." "Komm zum Punkt!" Er stützte seine Hände in die Hüften und wechselte genervt von einem Bein aufs andere. "Das ist ein Missverständnis!" "Ach nee, das hab ich mir auch schon gedacht! Zumindest wüsste ich nicht, dass du mein Freund bist! Wer bist du überhaupt?" "Ich heiße Robin und wohne am Stadtrand." "Und was willst du von mir?" Zeno musterte mich immer noch misstrauisch. "Eigentlich gar nichts... ich war nur neugierig und bin eine Runde ums Haus gelaufen...", gab ich verlegen zu. Zeno stöhnte nur genervt auf und sah mich dann offen feindselig an. "Ach! Hat dich das Gerücht von der Hexe hergelockt?" Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Er wusste, was man über ihn und seine Mutter erzählte? Auf eine dementsprechende Frage nickte er nur deprimiert und seufzte leise. "Okay, nun dürftest du dich ja davon überzeugt haben, dass die Hexe keine Hexe ist und auch ich kein Ungeheuer bin. Da ist die Tür!" Zeno hob leicht die Hand und deutete auf die Haustür. Ich folgte seiner Geste mit meinem Blick und sah ihm danach wieder ins Gesicht. "Stör ich?" Diese Frage wollte ich eigentlich nicht stellen, aber nun war sie raus. Irgendwie hatte mein Gehirn auf "pure Neugier" umgeschaltet und ich verspürte das dringende Bedürfnis, mehr über diesen Zeno zu erfahren. Doch der schnauzte nur unfreundlich: "Ja!" "Wobei denn?", hörte ich mich kleinlaut fragen und biss mir innerlich auf die Zunge. "Such dir was aus! Fakt ist, dass du störst!" War der so unfreundlich oder tat er lediglich so? Ich konnte spüren, wie ich sauer wurde und maulte angriffslustig zurück: "Bist du immer so nett zu Leuten, die sich aus Versehen hier her verirrt haben?" "Nein, normalerweise esse ich sie zum Frühstück!" Zeno warf mir noch einen letzten wütenden Blick zu und trabte dann wieder die Treppe hinauf, um aus meinem Sichtfeld zu verschwinden. Unschlüssig stand ich nun alleine in der gewaltigen Eingangshalle und blickte dem eben verschwundenen Jungen nach. Warum war er so unfreundlich? Was hatte ich ihm denn getan? Zögerlich stieg ich nun ebenfalls die Treppe hinauf und gelangte dadurch in einen kleinen Flur, der mehrere Türen hatte. Eine davon stand offen und ich trat heran, um in den Raum hinein zu sehen. Er war groß und hell, das Sonnelicht fiel durch ein riesiges Fenster ein, welches fast von der Decke bis zum Boden reichte und ein riesiges Fensterbrett besaß. Und auf diesem Fensterbrett saß Zeno. Er hatte seinen Kopf an die Fensterscheibe gelehnt und die Beine angezogen. Auf seinem Schoß lag ein aufgeschlagenes Buch, doch Zeno las nicht darin. Versonnen sah er nach draußen. Ich räusperte mich verlegen und betrat dann das Zimmer. Zeno sah erschrocken auf und als er mich erkannte, verdunkelte sich sein Gesicht. "Bist du immer noch da?" "Nein, das täuscht!", schnappte ich bissig zurück und wandelte neugierig durch den Raum. Direkt neben dem Fenster stand ein aufgeräumter Schreibtisch und in einer Ecke ein gewaltiges Bett. Es hätten sicher locker zwei Leute darin Platz gefunden. Die Wände waren mit Schränken und Regalen zugestellt und viele dieser Regale mit Büchern gefüllt. Leicht lächelnd ließ ich einen Finger über die Buchrücken gleiten und fragte mich, ob Zeno diese Bücher wohl schon alle gelesen hatte. Es waren so unglaublich viele... Gepeinigt stöhne ich auf, als unbarmherzig nach meinem Handgelenk gegriffen wurde und Zeno meine Hand von den Büchern wegriss. "Fass sie nicht an!" Es war ein Fauchen. Überrascht sah ich auf seine Hand, die noch immer mein Gelenk umklammert hielt und dieses schmerzhaft drückte. Seine Fingerknöchel waren schon weiß und mein Handgelenk rot, sodass ich leicht meine freie Hand auf seine legte und ihm offen ins Gesicht sah. Eine unheimliche Ruhe hatte mich ergriffen. "Warum bist du so abweisend?", verlangte ich leise zu wissen. Für einen Moment verengten sich seine Augen zu Schlitzen und der Druck im mein Gelenk wurde unerträglich, doch dann ließ er langsam locker. "Warum bist du hier?", stellte er mir als Gegenfrage und nahm behutsam meine Hand, um sich das Handgelenk zu besehen. Es war rot und an einigen Stellen schimmerte es leicht blau. Das würde ein schöner Bluterguss werden. Als er meinen Blick sah, meinte er leise: "Tut mir leid, ich wollte nicht so doll zudrücken!" Auf mein Gesicht schlich sich ein Lächeln. "Schon okay. Ich hätte die Bücher nicht anfassen sollen." Er nickte zustimmend und wiederholte dann seine Frage. "Warum bist du hier?" "Das habe ich doch schon gesagt...", erklärte ich. "Ich war neugierig und bin dann halt aufs Grundstück." "Und warum bist du jetzt immer noch hier?" Seine Hand hielt meine noch sanft umschlossen. "Weil ich mich nun frage, was für ein Typ du bist!" Nachdenklich blickte er unsere Hände an und ließ meine dann zögerlich los. "Was soll ich schon für ein Typ sein? Ich bin der "unheimliche Junge", das dürftest du aber wissen!" Ich war verwirrt. "Du weißt, was sie über euch reden und machst nichts dagegen?" Fragend blickte er mir ins Gesicht. "Was soll ich schon dagegen machen? Und vor allem, was heißt hier "sie"? Gehörst du nicht auch dazu?" "Ich... hab nie daran geglaubt!", meinte ich trotzig, worauf er nur lächelte. "Ach, nun hör schon auf. Du glaubst genauso daran, wie der Rest der Stadt und nun spinn hier nicht rum. Steh wenigstens dazu!" "Okay...", gab ich lächelnd zu. "Ich hab auch daran geglaubt. Zufrieden?" "Joa!" Zeno grinste und ich musste feststellen, dass er mir von Minute zu Minute besser gefiel. Verlegen, ob dieser Feststellung, lächelte ich zurück. Zeno schüttelte überrascht den Kopf und ließ sich dann wieder auf seiner Fensterbank nieder. Sein Blick wanderte von mir zu seinem Schreibtischstuhl und dann wieder zurück zu mir. "Setzt dich doch!" Ich hob spöttisch eine Augenbraue, setzte mich aber wie angeboten hin. "So freundlich auf einmal?" "Sagen wir es so: Ich warte auf den nächsten Grund dich rauszuschmeißen!" Wieder ein Lächeln von ihm und ich musste es einfach erwidern. "O Gott, dann muss ich ja aufpassen, was ich sage!" "Ja, das musst du wohl. Denn wer weiß, vielleicht lüge ich dich ja nur an und bin wirklich der "unheimliche Junge" und esse dich doch morgen zum Frühstück..." Er sah mich eindringlich an und seine Augen schienen bis auf den Grund meiner Seele zu sehen. Ich holte hörbar Luft, denn wieder fiel mir seine unnatürliche Schönheit auf. "Angst?", fragte er lässig und grinste spöttisch. Ich atmete hörbar aus und hauchte leise: "Nicht wirklich..." "Schade!" Zeno lachte warm und nach einem kurzem Moment der Verwirrung, fiel ich in sein Lachen mit ein. Nachdem wir uns beide wieder beruhigt hatten, sah ich ihn fragend an. "Warum sieht man dich so selten?" Er schien zu überlegen und antwortete mir dann ganz ernst: "Weil ich nicht wüsste, was ich draußen sollte?!" "Wie wär's mit Freunde suchen und ein bisschen Spaß haben?" Ich traute meinen Ohren nicht. Wie konnte man nur den ganzen Tag im Haus zubringen und sich dabei noch wohl fühlen? "Freunde? Du meinst die ganzen Trottel, die in der Stadt umher laufen und dumme Gerüchte über uns erzählen?" Ich verzog leicht getroffen das Gesicht, denn immerhin war ich auch einer dieser "Trottel". "Danke!" "Na, ist doch wahr!" Zeno setzte sich ein wenig auf. "Keiner macht sich die Mühe um mal hinter unsere Hecke zu gucken, alle glauben nur das, was sie erzählt bekommen. Auf solche Leute kann ich als Freunde verzichten!" "Aber denk doch mal nach...", ich war zum Diskutieren aufgelegt. "Wenn du mehr draußen wärst, würden sich die Gerüchte um dich von alleine auflösen und sie würden merken, dass du ein ganz normaler Typ bist!" "Okay, das stimmt vielleicht, aber ich mag die Art nicht, wie sie Leute nach dem abstempeln, was sie über sie hören!" Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Auf der einen Seite konnte ich Zeno ja verstehen, ich finde unser Verhalten auch nicht immer korrekt, aber trotzdem wollte ich ihn nicht alles verallgemeinern lassen. "Handelst du nicht gerade genauso? Du kennst uns doch auch nicht, redest aber schlecht über uns!" "Du..." Er funkelte mich böse an, was mich zu einem unsicheren Lächeln veranlasste. "Na? Grund gefunden um mich rauszuwerfen?" Doch Zeno schüttelte nur schmunzelnd den Kopf. "Nein, im Gegenteil. Dich behalte ich noch ein Weilchen hier!" "Doch Frühstück?" Spöttisch zog ich eine Augenbraue hoch und fragte mich, warum sich dieser Junge vor den anderen Leuten versteckte. Er könnte sicher eine Menge Freunde haben! "Klar, wenn du es mir ans Bett bringst!" Er grinste. "Aber gerne doch!" Ich stand unsicher auf. "Nun aber mal im Ernst. Hast du nicht Lust mal mit mir zu kommen und ein paar von meinen Freunden kennen zu lernen?" "Nein danke, ich verzichte!" Er schüttelte den Kopf. "Bloß, man braucht doch Freunde!" "O Gott, hör auf mich voll zu nölen!!!" Zeno stand ebenfalls auf. Stumm standen wir uns gegenüber und ich fragte mich wirklich, was er gerade über mich dachte. Wieder mal bedauerte ich die Tatsache, keine Gedanken lesen zu können. Würde er mich jetzt wirklich am Liebsten fressen? Zwischen uns entstand eine Spannung und ich trat zögerlich einen Schritt zurück. Plötzlich wusste ich nicht mehr, was ich von Zeno halten sollte. "Ich glaub, ich geh besser!" Auf Zenos Gesicht trat ein resignierender Ausdruck und er meinte leise: "Tu, was du nicht lassen kannst!" Er ließ sich wieder auf seine Fensterbank fallen und blickte starr nach draußen. Ich sah ihn noch einen Moment nachdenklich an, verließ dann aber wortlos den Raum und schließlich das Haus. Auf dem Nachhauseweg überdachte ich meine Begegnung noch einmal und kam zu dem Schluss, dass Zeno Freunde wirklich gut tun würden! Zu Hause angekommen, rief ich George und Bill an, um ihnen von Zeno zu berichten. Sie waren mehr als aufgeregt und wollten mir meine Erzählung nicht glauben. Scheinbar passte es nicht in ihr Weltbild, dass der "unheimliche Junge" einfach nur ein normaler Jugendlicher war. Irgendwann beendeten wir dann unsere Diskussion, ohne auch nur auf ein einigermaßen befriedigendes Ergebnis gekommen zu sein. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)