Behind the Wall von Karo_del_Green (Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft) ================================================================================ Kapitel 17: Gegen Vernunft und Verstand --------------------------------------- Kapitel 17 Gegen Vernunft und Verstand Mit einem schwelenden flauen Gefühl in meinem Bauch betrete ich die Wohnung. Ich werde den Vermieter darum bitten müssen, mir ein neues Schloss einzubauen. Ein verlorengegangener Schlüssel sollte als Grund ausreichen. Ich nehme auch in Kauf, dass mich das Ganze Geld kostet. Meine Finger zittern, während ich die Tür abschließe. Ich lasse das Schloss zweimal klicken und rüttele an der Klinke. Nichts bewegt sich. Es gibt wirklich keine Beschädigung an der Tür. Sie sitzt fest im Türrahmen. Ich wiederhole das Ganze. Diesmal zu meiner eigenen Beruhigung. Den Schlüssel lasse ich stecke, damit ein mögliches Aufschließen von außen blockiert wird. Wie ist er nur an meinen Schlüssel gekommen? Zusätzlich hänge ich die Türkette ein, aber das beunruhigte Gefühl in meiner Brust nimmt nicht ab. Doch es reicht nicht. Schnell bin ich im Wohnzimmer, greife mir einen der Stühle und klemme ihn im Flur zwischen Türklinge und Boden ein, so dass man die Tür von außen schlechter aufbekommt. Meine Konstruktion sitzt. Meine innere Aufregung nimmt nicht ab. Mein Blick wandert durch den Flur. Noch immer liegen ein paar der Unterlagen rum. Die Einkäufe stehe gegen die Wand gelehnt im Türrahmen zur Küche. Ich verstaue als erstes den Einkauf im Kühlschrank. Hunger habe ich keinen mehr. Danach sammele ich die letzten Blätter ein und lege sie mit den anderen Papieren auf den Esstisch im Wohnzimmer. Mir fehlt die Energie, um sie jetzt einzusortieren und wegzupacken. Die Stille um mich herum frisst mich auf. Ich sehe mich wieder und wieder um. Ich fühle mich unwohl und extrem verunsichert. Angst, ich habe wirklich Angst. Noch immer verstehe ich die Motive nicht. Was bezweckt derjenige mit diesen Spielchen? Will er mich zurück ins Gefängnis bringen? Aber dafür hat er längst genügend Beweise um das unumstößlich in die Wege zu leiten. Geht es ihm nur darum, mir Angst zu machen? Das hat er geschafft. Ben ich in Gefahr, wenn derjenige wirklich einen Schlüssel zu meiner Wohnung hat? Was soll ich tun? Mein Kopf ist schwer und ich lasse mich ermattet auf die Couch fallen. Ich sehe zum Festnetztelefon, welches munter vor sich hinblickt. Die Sperre in meinem Kopf verhindert, dass ich danach greife und mir die Nachricht des ABs anhöre. Ich ertrage heute nicht noch mehr. Auch das Handy schalte ich aus und lege es auf die Kommode im Flur. Diese Nacht schlafe ich auf der Couch. Eigentlich schlafe ich kaum. Jedes noch so kleine Geräusch lässt mich aufschrecken. Selbst meine eigenen unruhigen Füße. Bevor ich am nächsten Morgen zur Arbeit gehe, sehe ich doch auf das Telefon. Zögernd ergreife ich es. Die Nachricht ist von Ewan. Er hat mich gestern nicht erreicht. Mein pulsierender Herzschlag normalisiert sich, aber nicht so sehr, wie ich es mir erwünschte. Die gesamte Fahrt über höre ich nichts anderes als meinen dröhnenden Puls in den Ohren. Ich spüre, wie sich die Vene an meinem Hals fest und nachgiebig im selben Takt gegen meine Haut drückt. Mein Blut rauscht durch meinen Körper, wie ein durch heftige Regengüsse angeschwollener Fluss, der sich durch schmalen Gebirgsengen windet. Reißend und rauschend. Es vermischt sich mit den Rattern und Klacken der Schienen zu einem eigenartigen Lautkonzert. In der Umkleidekabine greife ich nach meinem Handy und wähle die Nummer meiner Hausverwaltung. Es dauert Ewigkeiten bis jemand rangeht. Doch irgendwann höre ich eine ältere Dame, die mir freundlich erklärt, dass zurzeit keiner der Verantwortlichen im Haus ist. Ich habe es nicht anders erwartet. Es ist noch zu früh. Trotz allen Widerstandes erkläre ich ihr den Sachverhalt und bitte letztendlich darum, dass sie eine Notiz schreibt und dafür sorgt, dass man mich zurückruft. Das unbefriedigte Gefühl bleibt und verschwinden den gesamten Tag über nicht. Es begleitet mich, wie ein mahnender Schatten, der mit jeder vergehenden Minute Schauer durch meinen Körper schickt. Ich habe das Gefühl bis zum Feierabend nichts geschafft zu haben. Hunderte Dinge sind angefangen, aber nichts beendet. Selbst ein Mittagessen vertilge ich nur zu Hälfte und stehe auf um mich ein paar Minuten später am anderen Ende des Gebäudekomplexes wiederzufinden ohne zu wissen, was ich hier wollte. Ich kann kaum einen Gedanken greifen. Noch kann ich ihn halten. So etwas passiert mir selten. Es ist im höchsten Maß verdrießlich. Zum Feierabend hin schließe ich meinem Spind, lasse das Vorhängeschloss sachte gegen das Metall prallen und lehne meine Stirn gegen die Tür. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich will nicht in die Wohnung. Zu Richard kann ich nicht. Und nirgendwo sonst hin. Ein weiteres Mal wähle ich die Nummer meiner Hausverwaltung, weil sich bisher noch niemand bei mir gemeldet hat. Wieder klingelt es eine gefühlte Ewigkeit und erneut meldet sich die ältere Dame. Ich verkneife mir ein Murren, um sie nicht zu verärgern. Als ich nach einigen Hin und Her endlich einen Verantwortlichen am Apparat habe, bekomme ich nur gesagt, dass frühestens am Montag ein Hausmeister vorbeikommen kann. In meinem Magen bildet sich sofort ein flaues Gefühl. Ich erfrage, ob ich es selbst machen könne, doch er verneint es vehement. Auch jede andere Möglichkeit, die ich nicht mal benenne, schlägt er aus. Die anderen Kollegen sind mittlerweile alle gegangen und so bleibe ich auf der schmalen Holzbank vor meinem Spind sitzen. Es ist ruhig und die sonst so herbeigesehnte Stille umfängt mich mit Ernüchterung. Auch hier lausche ich jedem einzelnen Geräusch. Es sind etliche mehr als in meiner Wohnung. Ein Summen. Ein Rumpeln, welches aus der Wand zu kommen scheint. Und nach einer Weile höre ich sogar ein feines Trillern und Fiepen. Irgendwo muss etwas undicht sein. Ich schließe die Augen und ein feines, aber bezeichnendes Seufzen flieht von meinen Lippen. So unsicher fühlte ich mich schon lange nicht mehr. Nichts scheint klar und alles rinnt mir durch die Finger, wie Sand durch einen zu großen Trichter. Aber das Schlimmste ist, dass ich nun sogar meiner eigenen Wohnung beraubt wurde. Was soll ich nur tun? Was kann ich machen? Meine Fragen finden keine Antworten. Jedenfalls habe ich selbst keine. Die Vorstellung in meine Wohnung zurückzukehren und allein dort zu bleiben, beängstigt mich mehr als ich mir zu Beginn eingestehen wollte. Trotzdem ziehe ich meinen Rucksack aus dem Schrank und schließe ab. Vor dem Fahrstuhl bleibe ich stehen und statt aus dem Nebeneingang zu verschwinden, nehme ich die Treppe nach oben. Ich finde mich wenige Minuten später in der dritten Etage wieder. Ich klopfe ohne zu zögern an die Bürotür, öffne sie und blicke in Kaleys verwunderte Augen. Vor ihr liegt ein Berg von Papieren und sie ist umsäumt von Ordnern. „Hey, was machst du noch hier?", fragt sie überrascht, aber freudig. „Hi,...ähm..." Mein Blick schweift durch den Raum, zu dem leeren Schreibtisch der Sekretärin und zur Tür, die zu dem Büro des Chefs führt. Ein Schatten. Barson ist also ebenfalls noch da. „Alles okay? Du siehst etwas blass aus. Hat sich Steven schon wieder etwas geleistet?" Sie steht auf und kommt auf mich zu. In ihren dunklen Augen spiegelt sich Sorge. „Nein! Nein, nichts dergleichen. Steven lässt mich bisher in Frieden. Ich wollte dich etwas..." Bevor ich ausreden kann, geht die Tür zum Büro auf und der heraustretende Chef unterbricht mich. „Kaley, Sie können..." Er bricht ebenfalls ab als er mich sieht. Kaleys Schultern straffen sich. Der adrette, große Mann ist eine wahrhaftige Erscheinung. Das denke ich mir jedes Mal wieder. Außerdem ertappe ich mich dabei, darüber nachzudenken, dass für gewöhnlich solche Männer Affären mit ihren Assistentinnen haben. Innerlich schelte ich mich für diese klischeehafte Vorstellung. Kaley ist gar nicht der Typ dafür. Rein äußerlich würden sie aber das perfekte Pärchen abgeben. Seinen Erfolg sieht man ihm an und dennoch wirkt er nicht arrogant. Vielen bin ich begegnet, denen ihre Hochnäsigkeit schier aus allen Körperöffnungen tropfte. Sybilla Paddocks Anwälte gehörten in diese Kategorie und auch einige von Richards damaligen Schulfreunden. Ich habe nur ein paar Mal Freunde von ihm getroffen. Einmal zu seinem 16. Geburtstag. Seine Mutter schmiss für ihn eine Geburtstagsfeier. Im Grunde war es mehr eine profilierende, gesellschaftliche Konvention, die es zu erfüllen galt, denn sie lud neben Schulfreunden auch deren einflussreichen Eltern ein. Richard war wenig begeistert, denn für gewöhnlich trafen wir uns am See, teilten uns ein Törtchen oder Muffin und sahen dabei zu, wie die Sonne im See verschwand. Ein Ritual, das besonders mir gefiel, weil ich selbst nie Geburtstage feierte und die Zeit mit Rick immer das Schönste für mich war. Er bekniete mich lange ihn zu begleiten. Ich wollte nicht. Ich war so schon nicht im Hause Paddock willkommen und war es zu einem gesellschaftlichen Event erst recht nicht. Rick ließ sich nicht beirren und ich konnte ihm selten etwas abschlagen. „Kann ich noch etwas für Sie tun?", fragt Kaley freundlich und reißt mich aus den Gedanken. Auf ihren Lippen ein schönes, aber etwas aufgesetztes Lächeln. „Nein, ich wollte Sie gerade nach Hause schicken. Ich denke für heute haben wir genug geschafft. Der Papierkram kann warten..." Er wirft einen Blick auf die Uhr und sieht dann wieder zu mir. „Möchten Sie zu mir?", fragt er und mustert mich. Ich trage noch immer die hausinterne Arbeitskleidung. Er erkennt mich, auch wenn wir uns nur dieses eine Mal kurz im Gang gesehen haben. „Nein", sage ich lapidar und sehe zurück zu Kaley. Barson nickt und sieht ebenfalls zu seiner Assistentin. In seinem Büro klingelt ein Telefon. Nun reißt er sich los, betont noch einmal, dass Kaley ruhig nach Hause gehen kann und verschwindet mit einem einfachen Gruß zurück in sein Bürozimmer. „Das war mal wieder seltsam", kommentiert Kaley leise, nachdem sich die Tür schließt. Sie lächelt mir zu und ich versuche es zu erwidern. Ich bin mir nicht sicher, ob es gelingt. „Er hat sich sicher nur darüber gewundert, wie ich es geschafft habe, aus dem Keller zu kommen. Ja, wir Kellerexemplare habe Daumen und können Knöpfe drücken", erwidere ich trocken und sehe auf die geschlossene, massive Holztür. Die schöne Assistentin beginnt zu kichern. Wieder sehe ich deutlich ihre herrlichen weißen Zähne. „Du tust ihm ja schon ein klein wenig Unrecht.", verteidigt sie ihren Chef. Amüsiert ist sie dennoch. „Ach ja? Sein Blick meinte etwas anderes." Ich kenne solche Blicke nur zu gut. Kaley lacht nun laut und schüttelt ihren Kopf. „Okay, was ist los?", fragt sie und bleibt vor mir stehen. Ihre Hand greift an meinen Arm. Ich zucke wieder etwas zusammen, auch wenn ich es nicht möchte. Sie merkt es, doch sie weicht nicht zurück. „Kaley, ich möchte dich um etwas bitten... ähm..." Sie erwidert nichts, sondern sieht mich einfach nur auffordernd an. Ich bekomme Gänsehaut und spüre Unsicherheit. Im Augenblick bin ich mir nicht sicher, worum genau ich sie eigentlich bitte möchte. „Ich...kann heute Nacht nicht in meiner Wohnung bleiben und... und..." Ich blicke auf meine Hände. Meine Finger haben begonnen, sich ineinander zu verknoten und zu verdrehen. Warum fällt es mir so schwer? Ein leise Knacken und ich lasse mein Hand sinken. Im Grunde ist mir nicht klar, warum ich gerade zu Kaley gehe. Wahrscheinlich weil sie der einzige Mensch neben Rick ist, den ich in dieser Stadt kenne und um sowas bitte kann. Während ich noch immer vor mich hinstammele und versuche ihr zu erklären, was ich eigentlich möchte, fasst sie meinen Arm fester. Die andere greift nach meiner Hand. „Du brauchst einen Platz zum Schlafen?" Ihre langen, schmalen Finger berühren meine Handfläche und die berührte Stelle kitzelt sanft. Ein Lächeln bildet sich auf ihren Lippen und ich merke, wie ein klein wenig Nervosität aus meinem Körper weicht. Ich nicke bestätigend. „Ich habe eine bequeme Couch und sie gehört für die Nacht ganz dir." Ein weiteres Mal drückt sie meine Hand. „Dankeschön", erwidere ich leise, bin erleichtert und werde trotzdem dieses unbehagliche Gefühl nicht los. Bringe ich sie in Gefahr? Auf dem Weg zum Ausgang klingelt mein Handy. Ich stelle es auf lautlos und sehe einen Moment dabei zu, wie mir Richards Nummer entgegen leuchtet. Seit gestern Abend habe ich mich nicht noch mal bei ihm gemeldet. Schreiben möchte ich ihm nicht. Er macht sich sicher sorgen. Wir fahren keine 15 Minuten und gehen direkt auf einen der gläsernen Giganten zu, die eine besonders prägnante Skyline der Stadt malen. Ich komme nicht umher, kurz stehen zu bleiben und die Fassade hinauf zu starren. Ein Penthouse- und Apartmentgebäude, welches von unserer Firma betreut wird. Kaley lächelt verlegen, als sie beim Pförtner ihre Nachrichten erfragt. Er verneint und wir fahren gemeinsam in die 8. Etage. Edles und hochwertiges Design, egal, wo ich hinsehe. Kein Vergleich zu dem maroden Altbau, in dem ich lebe. Ich denke darüber nach, wie wohl die Heizungsanlage aussieht. Wahrscheinlich das Neuste vom Neuen. Ist es seltsam, dass ich mir darüber Gedanken mache? Für mich ist es mehr ein Abwehrmechanismus, denn wenn ich über technische Dinge nachdenke, dann brauche ich mir keine Gedanken darüber machen, was Kaley wohl von mir hält. Unbewusst sehe ich zu der jungen schönen Frau und frage mich trotzdem, was sie in diesem Augenblick denkt. Eigentlich bin ich ein Fremder und handle selbst vollkommen unüblich. Ich möchte nicht, dass es ihr unangenehm ist. Die Fahrstuhltür öffnet sich. Ich könnte einfach stehen bleiben und wieder runterfahren. Aber ich Folge ihr bis Kaley die Tür zu ihrer Wohnung öffnet. „Barson stellt mir diese vier Wände zur Verfügung. Meine Familie hat wenig Geld und ich zahle noch immer meinen Studienkredit ab. Und er möchte mich in seiner Nähe haben", sagt sie erklärend und scheint meine neugierigen misszuverstehen. Es klingt fast nach einer Entschuldigung. Dabei bin ich der Letzte, der wertet. Sie zieht ihre Schuhe aus und ist trotzdem noch ein paar Zentimeter größer als ich. Sie streckt noch im Flur ihre Arme in die Höhe und lässt ihren Kopf kreisen. Dazu ein erleichtertes Ausatmen. Ich bin fast neidisch als ich ihr dabei zu sehen, wie es genießt nach Hause zu kommen. „Mach es dir gemütlich." Kaley deutet auf die Couch und fummelt sich die Kette von ihrem Hals, während sie in ein anderes Zimmer geht. Ich sehe ihr nach und folge nach dem ich sorgsam meine Schuhe neben die Wohnungstür gestellt habe. Dem Flur schließt sich schnell ein geräumiges Wohnzimmer mit offener Küche an. Offene Räume und gigantisch große Fenster, die sich vom Boden fast bis zur Decke ziehen. Ihr Einrichtungsstil ist modern, fast etwas kühl, aber hier und da kann ich warme Kleinigkeiten entdecken. Postkarten mit den verschiedensten Motiven. Teelichthalter und Kerzen. Ich sehe eine Gliederpuppe, die ein selbst gehäkeltes Kleid trägt und eine Tanzbewegung macht. Daneben ein paar abgenutzte Ballettschuhe. Unbewusst suche ich nach Fotos, die eine tänzerische Laufbahn meiner Arbeitskollegin andeuten. Nichts. Danach wende ich mich der Aussicht zu und verschränke locker die Arme vor der Brust. Ich stehe auch manchmal bei der Arbeit in den oberen Etagen und schaue einfach raus. Es hat für mich etwas Beruhigendes. „Der Ausblick ist der Wahnsinn, oder?" Sie bleibt neben mir stehen und ich bestätige ihre Annahme. Sie hat sich umgezogen und ihre langen schlanken Beine stecke in einer gemütlichen Stoffhose, darüber eine luftige Bluse mit einem großen quadratischen Muster. Sie wirkt noch immer, wie aus einem Designerkatalog. Nur ihr Lächeln ist hübscher. „Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass mir ein niedliches kleines Cottage auf dem Land lieber wäre?" Ich sehe Kaley an, während sie aus dem großen Fenster schaut. Im gegenüberliegenden Gebäude gehen zeitgleich ein paar Lichter an. Sie seufzt. Sie, in einem kleinen Haus auf dem Land, kann ich mir wirklich nur schwer vorstellen. „Möchtest du etwas trinken?", fragt sie mich. „Ein Wasser vielleicht. Vielen Dank." Als sie aus der Küche zurückkehrt, setze ich mich auf das Sofa. Ich sinke tief ein, verwundert halte ich mich an der Seitenlehne fest. Kaley kichert. „Im ersten Moment etwas ungewohnt", sagt sie lächelnd. Etwas ist gut. Ich bin garantiert einen halben Meter in den Stoff gesackt und das bei meiner Statur. Ich versuche das Lächeln zu erwidern und bin nicht sehr erfolgreich, das sehe ich an ihrem Gesicht. Sie schenkt mir einen Blick, den ich nicht deuten kann. Ich lehne mich vorsichtig zurück in das weiche Kissen, sehe auf meine Hände, die nutzlos auf meinem Schoss liegen und beginnen sie erneut ineinander zu verweben. Ein leises Knacken. Diesmal höre ich nicht auf, sondern merke, wie meine Verknotungen nur noch schlimmer werden. „Du fühlst dich in meiner Nähe unwohl, warum?", fragt sie leise. Ich blicke sie überrascht an. Sie hat meine Haltung völlig falsch verstanden. „Nicht unwohl, eher unsicher. Aber falls es dich beruhigt, es liegt daran, dass ich mich auch in meiner eigenen Haut nicht wohlfühle... also...", erkläre ich und versuche es zum Ende hin durch Witz abzumildern. Einzig bei Richard ist es anderes. „Aber das musst du doch gar nicht." Kaley setzt sich seitlich hin, lehnt sich an die Rückenlehne und stützt ihren Arm darauf ab. "Ich dachte immer, ich habe eine ganz gute Menschenkenntnis, aber du bist mir immer noch ein Rätsel. Ein kleines, aber ein Rätsel", sagt sie lächelnd und meint keines ihrer Worte in irgendeiner Form abwertend. Und sehe ich verlegen zur Seite. „Hast du Probleme?", erkundigt sie sich nach einem Moment des Schweigens. Ich sehe auf, direkt in ihre dunklen, intensiven Augen, die nichts weiter als Ehrlichkeit von mir erwünschen. Schöne braune Augen werden noch mal mein Untergang. „Irgendwie schon", gestehe ich leise und ehrlich. Ich würde gern mehr vertrauen, aber es ist nicht so einfach. Ihre Wange bettete sich in ihre Handfläche und sie zieht die Beine grübelnd auf die Sitzfläche. „Möchtest du darüber reden?", fragt sie, wie erwartet. Ich atme geräuschlos tief ein. Ich habe ihr schon einmal erklärt, dass ich sie ungern mit hineinziehen möchte. Das ist noch immer so. Ich bin ihr dankbar für die Hilfe, aber ich werde ihr nichts sagen. Als sie merkt, dass ich mit meiner Antwort hadere, schließt sie kurz die Augen und versucht die Enttäuschung zu überspielen, in dem sie nach einem der Gläser auf den Tisch greift. "Du musst nicht." „Ehrlich gesagt, möchte ich einfach nur schlafen, wenn das okay ist?", gestehe ich. Sie mustert mich einen Moment und nickt. Ein Lächeln legt sich auf ihre Lippen, welches mich extrem erleichtert. „Okay. Ich suche dir ein Decke und ein Kissen raus. Dort drüben ist das Bad." Sie deutet hinter sich und ich nicke. Nachdem sie in ihrem Schafzimmer verschwunden ist, stehe ich auf und verschwinde zur Toilette. Eine Katzenwäsche und ich zwinge mich dazu, meine Zahnbürste nicht zu vermissen. Es ist nur eine Nacht und trotzdem gleitet meine Zunge andauernd über meine Zähne. Zurück im Wohnzimmer hat mir sie ein Bett gezaubert. Sie schüttelt ein letztes Mal das Kissen auf, legt es sorgsam auf die eine Seite der Couch, streicht die Decke glatt. Ihre Fürsorge erwärmt mein Herz. Kaley lächelt, als sie merkt, dass ich sie beobachte und kommt auf mich zu. „Hast du alles gefunden?" Ich nicke. „Sehr gut, wenn noch etwas ist, weißt du wo du mich findest, okay? Oh, ich hab auch noch eine Ersatzzahnbürste, wenn du möchtest!" „Liebend gern!" Ich folge ihr noch einmal ins Badezimmer und sie sucht mir die Zahnbürste aus dem Waschbeckenunterschrankheraus. Erneut legen sich ihre schlanken Finger an meinen Arm. Diesmal zucke ich nicht zurück. „Wirklich vielen Dank." „Sehr gern." Ihre Hand wandert an meine Wange. Sie ist warm und sanft. Ihr Daumen streicht leicht über mein stoppeliges Kinn. „Schlaf gut." Damit verschwindet sie in ihrem Schlafzimmer. Ihre Tür lehnt sie nur an. Ich bleibe noch einen Augenblick stehen, putze mir die Zahne, bevor ich mich hinlege und sehe ein letztes Mal auf mein Handy. Mehrere Anrufe in Abwesenheit. Ich habe ein flaues Gefühl in der Brust und spüre sogleich die ungeheure Sehnsucht nach dem anderen Mann, der so dringlich versucht mich zu erreichen. Er macht sich sicher Sorgen, denn ich habe mich seit dem Einbruch nicht noch mal bei ihm gemeldet. Die Furcht, dass er blind und unbedacht vor meiner Wohnung auftaucht und damit Moore oder dem Einbrecher in die Hände spielt, behagte mir nicht und tut es auch jetzt noch nicht. Er, wer auch immer es ist, weiß zu viel über Richard. Sein Geburtsdatum. Die Bilder seiner Tochter. Auch sie war in Gefahr. Die Tatsache, dass derjenige so viel über uns weiß, verursacht mir extreme Magenschmerzen. Es ist jemand aus unserer Nähe, dessen bin ich mir mittlerweile sicher. Doch wer ist es? Es gibt zu wenige personelle Schnittmengen zwischen mir und Richard. Nur unsere Familien und noch immer bin ich der Überzeugung, dass es nicht Richards Mutter ist, denn sie hätte nichts von diesen Spielchen. Doch wer ist es dann? Es ist Besorgnis, die mich schauerartig durchfährt. Richard darf nichts passieren. Am Morgen bin ich wieder vor dem Weckerklingeln wach. Es ist gut, denn so kann Kaley noch weiter schlafen, da sie viel später auf Arbeit erscheinen muss als ich. Ich räume das Bettzeug zusammen, trinke noch ein Glas Wasser und hinterlasse ihr eine dankee Nachricht. Unterwegs kaufe ich mir eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken, verschwinde dann zur Arbeit. Auch dieser Arbeitstag verläuft, wie der vorige. Ich bin unkonzentriert, fange verschiedene Dinge an und habe zum Feierabend nichts beendet. Nicht einmal die Dinge vom gestrigen Tag habe ich zu Ende gebracht. Es ist schrecklich unbefriedigend. Als ich mir sicher bin, dass keiner meiner Arbeitskollegen mehr im Gebäude ist, stelle ich mich seit langem wieder unter die Dusche im Waschraum. Das warme Wasser auf meiner Haut ist wohltuend. Es lässt mich für einen Moment abschalten. Während ich mir den Schweiß des Arbeitstages von der Haut wasche, driften meine Gedanken zu Richard und unwillkürlich setzen sich meine Gedanken vom gestrigen Abend fort, so als hätte ich niemals aufgehört darüber nachzudenken. Ich denke an den Kerl mit der Zigarette. Erneut regt sich mein Erinnerungsvermögen, doch der entscheidende Funke bleibt aus. Woher kenne ich ihn? Was genau ist es, was mein Gehirn nicht ausspuckt? Die Ungewissheit macht mich wahnsinnig. Doch im Moment ist es vor allem Sehnsucht, die mich erfasst. Ich würde so gern Richards Körper spüren. Einfach seine Umarmung genießen. Seinen Duft einatmen und wissen, dass nichts und niemand zwischen uns tritt. Gerade jetzt, wo meinen eigenen Händen über meinen Körper gleiten, wünsche ich mir Ricks nur noch sehnlicher. Ich stelle mich wieder unter den Strahl und sehe dabei zu, wie das Wasser die Seife von meinem Körper entfernt. Schaum sammelt sich am Abflusssieb. Ich schließe meine Augen und sofort bildet sich in meinem Kopf die Vorstellung, dass Rick hinter mir steht. Seine Hände, die mich umfassen, über meine feuchte Haut gleiten. Millimeter für Millimeter ertasten. Seine Lippen an meinem Hals. Ich bekomme Gänsehaut und spüre die deutliche Erregung, die durch meinen Leib fährt. Solche Fantasien hatte ich auch im Gefängnis. Fantasien sind gut, so lange es möglich ist, dass sie wahr werden. Irgendwann verbot ich mir diese Gedanken und schob sie weit, weit von mir weg. Das sollte ich auch jetzt tun. Ich weiß, dass es besser wäre, mich von Rick fernzuhalten. Ich versuche es. Doch bereits nach zwei Tagen spüre ich dieses heftige Verlangen nach ihm. Es schwelt in meinen Körper. In verschiedenen Stellen mit unterschiedlichen Intensitäten. Vor allem mein Herz schreit nach ihm. Ich lasse meine Augen geschlossen, halte die Luft an und neige nun auch mein Gesicht unter den Strahl. Ein leises Seufzen perlt von meinen Lippen und ich schalte die Dusche ab. Ein letzter Tropfen trifft meinen Arm. Ein leises Klicken schallt durch den Raum. Ich wende mich erschrocken um und lausche. Nichts. Nur Stille. Es war niemand mehr da. Ich greife nach dem Handtuch, welches neben meinen Klamotten liegt und wickele es mir um die Hüfte. Bevor ich mich abtrockne, öffne ich die Tür zu den Umkleideräumen. Auch hier herrscht Schweigen. Wahrscheinlich höre ich schon Gespenster. Ich trockne mich ab, ziehe mich um und bleibe dann vor meinem Schrank stehen. Eine Ahnung durchfährt mich. Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendwas ist anders. Ich stupse die Tür auf. Mit einem quietschenden Geräusch schwingt sie auf. Es sieht alles aus, wie vorher. Oder? Unbewusst sehe ich mich ein weiteres Mal um. Vielleicht werde ich wirklich langsam verrückt. Mein Herz pulsiert heftig in der Brust und der Ruf nach dieser einzigen klaren Konstante wird immer lauter. Entgegen jeglicher Vernunft steige ich nicht aus, als die U-Bahn an meiner Station hält, sondern fahre weiter. Als sich die Tür schließt, ist es, als würde sich mein Verstand abschalten. Mein Herzschlag wird schneller. Es prallt heftig gegen meinen Brustkorb und mit jedem Schlag schickt es Richards Namen durch meinen Kopf als ein suchtverzerrtes Echo. Ich brauche ihn. Vor der Tür von Richards Wohnhaus wende ich mich um. Ich kann die Straße gut überblicken. Kein schwarzes Auto. Kein Moore. Auch sonst ist niemand zusehen, außer einer alten Frau, die mit ihrem Rollator den Gehweg entlang schleicht. In dem Körbchen liegt ihr Einkauf. Äpfel. Kartoffeln und ein Gemüse, welches ich nicht benennen kann. Erst als die alte Dame auf meiner Höhe ist, wende ich mich ab und wieder der Tür zu. Sie geht plötzlich auf. Ich weiche zurück. Eine junge blonde Frau kommt mir entgegen. Sie hält mir lächelnd die Tür auf und ich spüre, wie mein Herz durch die unerwartete schnelle Öffnung heftiger zu marschieren beginnt. In der letzten Zeit habe ich dieses seltsame Gefühl in meiner Brust öfter. Mein Herz scheint nicht mehr zu schlagen. Kein gleichmäßiges Bubbern und kein eindeutiges Pochen. Es scheint zu eine vibrierenden, rasenden Masse zu verwachsen, die mir die Möglichkeiten zum Atmen raubt. Unbewusst legt sich meine Hand gegen meine Brust und ich blicke den dunklen Treppenaufgang hinauf. Es ist nur ein paar Tage her, dass ich hier gewesen bin. Langsam gehe ich hinauf und bleibe vor Richards Tür stehen. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und erschrecke erneut vor der Anzahl an Anrufen, die mittlerweile auf meinem Display erscheinen. Sie sind alle von Rick. Nachdem ich mit zu Kaley gegangen bin, habe ich es auf lautlos geschaltet und habe es den Tag über vergessen wieder zu ändern. Er wird verdammt sauer sein. Ich fürchte mich vor seiner Reaktion, denn ich weiß, dass es vor allem Enttäuschung ist, die sie ausdrücken wird. Ich entscheide mich dafür im Vorfeld bei ihm anzurufen. Vielleicht ist er gar nicht zu Hause. Vielleicht ist er nicht sauer. Ein winziger Funken, doch schnell erlischt er, weil es unwahrscheinlich ist. Ich betätige den grünen Hörer und lasse es klingeln bis er rangeht. „Hey", sage ich, nachdem sich am anderen Ende niemand meldet. „Hey? Ist das dein Ernst, Eleen? Hey? Verdammt noch mal...", schmettert er mir durchs Telefon entgegen. Er ist wirklich sauer. „Rick, es tut mir...", versuche ich ihn zu unterbrechen, doch er lässt mich kaum zu Wort kommen. „Ich habe hunderte Mal angerufen und du hast mich ignoriert. Verdammt, ich habe dir gesagt, dass du das lassen sollst. Du weißt, wie verrückt es mich macht...." „Ja, ich weiß, aber du..." „Aber was? Ich habe mir verdammt noch mal Sorgen gemacht." „Ich weiß,...", murmele ich. „Ich habe die ganze Zeit gedacht dir wäre etwas passiert!" Noch mehr Nachdruck. Mein schlechtes Gewissen wird immer schlimmer. „Du hättest...", setzt er an. „Hör auf,...", sage ich laut und zwinge ihn damit Luft zu holen. Er schweigt tatsächlich. „Ich konnte nicht zulassen, dass du zu mir kommst...", sage ich letztendlich und seufze leicht, als mit einem Mal die Tür aufgerissen wird. Richard steht vor mir. Augenblicklich rutscht das Handy von seinem Ohr. Ich reagiere nicht so schnell. Er macht einen Schritt auf mich zu. Mein Blick haftet auf seinem Gesicht, nimmt jede Regung und jede noch so winzige mimische Veränderung wahr. Überraschung und Erstaunen. Erleichterung. Seine Hand gleitet in meinen Nacken und er zieht mein Gesicht in seine Halsbeuge. Ricks Lippen berühren meinen Hals. Danach meine Schläfe. Als er sich komplett zurückzieht, legen sie sich ein letztes Mal hauchzart an meine Stirn. Ich halte meine Augen geschlossen. Doch als ich sie öffne, sehe ich die Veränderung, die sich in seine Miene spiegelt. Wut und Verärgerung. Fast Zorn. „Spinnst du, Eleen? Wie kannst du mir das antun? Rufst mit so eine Hiobsnachricht an, legst einfach auf und meldest dich dann zwei Tage nicht." Ricks Stimme verdeutlicht seine Aufgebrachtheit. Die kleine Falte auf seiner Stirn wird immer tiefer. Ich lasse die Schimpftirade stillschweigend über mich ergehen, weil er Recht hat. Als er fertig ist, streicht er sich mit der Hand durch die Haare und lässt sie einen Moment über seinen Augen liegen. Ein feines Seufzen. Er klingt geschafft. „Du bist wirklich ein...", entfährt es ihm nach einer kurzen Pause und ich bin mir sicher, dass der Wortschwall gleich weitergeht. „Es tut mir Leid", sage ich ihn unterbrechend. Richard stockt und sieht mich an. „Arrghn, du machst mich echt fertig", knurrt er, kommt auf mich zu und zieht mich zurück in seine Arme. Sie legen sich fest und beschützend um mich. Sofort schließe ich meine Augen, lasse mich in die Umarmung fallen und schlinge nach einem Moment reinem Empfangen meine Arme um seine Taille und lasse ihn gleicher maßen spüren, wie sehr ich ihn brauche. Rick murmelt weitere Worte der akuten Fassungslosigkeit, lässt mich aber nicht los. Sehnsucht und Glück erfassen mich, hüllen mich in einen Kokon der allumfassenden Liebe. Irgendwann stupst er die Tür an und sie fällt ins Schloss. Er löst sich von mir, sieht mich an und zieht mich in die Wohnung. Es ist ein Altbau mit hohen Decken und Stuckverzierung. Wirklich schön. Rick führt mich weiterhin in den Flur. Ich trete auf etwas Hartes und zucke zusammen. „Autsch,..." „Entschuldige. Ich habe noch nicht geschafft aufzuräumen." Ich bin auf eine Playmobilfigur getreten. Ein Zebra. Als ich mich umsehe, entdecke ich den restlichen Zoo. Er hebt die Figur auf und in diesem Moment vernehme ich ein leises Weinen. Seine Tochter ist also hier. Ich versteife mich augenblicklich. Richard drückt mir das Zebra in die Hand. Seine Finger sind kühl. „Warte kurz", bittet er und wendet sich dem Zimmer zu, aus dem das leise Weinen dringt. Bevor er die Tür öffnet, bleibt er stehen und sieht mich an. Seine Hand hebt sich und er deutet mahnend mit dem Finger auf mich. „Wehe, du haust wieder ab!" Ich schlucke unmerklich. Als er wieder kommt, hat er seine Tochter auf dem Arm. Erneut schmiegt sie ihr lockiges Köpfchen gegen seinen Hals. Ihre knubbeligen Finger umgreifen ein Kuscheltier. Ein runder knallroter Marienkäfer. Mein Herz wird schwer. Ihr süßer Anblick zerfetzt es und auch die kleinen, liebevollen Gesten meines Kindheitsfreundes lassen die Bruchstellen zusätzlich brennen. Seine Lippen hauchen sich gegen ihren Kopf. Er flüstert und bleibt dann vor mir stehen. Kayas Augen sind geöffnet. Sie schaut mir müde, aber interessiert entgegen. „Das ist Eleen", stellt er mich vor, sieht kurz zu mir und haucht seinem Töchterchen einen weiteren Kuss gegen das Ohr. Sie richtet sich etwas auf, drückt den Käfer fester gegen ihre Brust. Ihre süßen Augen weiten sich erkennend. „Er heißt so ähnlich, wie du, mein Schatz", flüstert Rick weiter. Leise und bedacht, aber so, dass ich es höre. Ihr kleiner Finger hebt sich. Sie deutet auf mich. „Ja, du hast ihn schon mal gesehen, aber da ist er weggelaufen", sagt Rick weiter und ich spüre augenblicklich, wie mir die Tränen kommen. Das heftige Gefühl, was ich damals hatte, beschleicht mich auch jetzt. Richard so zusehen, erfüllt mich mit den unterschiedlichsten Gefühlen. Sie sind nicht nur positiv und ich schäme mich dafür. Zwei sanft braune Augenpaare beobachten mich. Eine erste Träne fließt über meine Wange und ich schniefe. Richard macht einen weiteren Schritt auf mich zu, aber wendet sich nicht zu mir, sondern stupst noch immer sanft mit seiner Nase durch Kayas Haare. „Der Papa liebt ihn ganz doll. Genauso wie dich, mein kleines Mondgesicht." Kayas Gesicht wendet sich zu ihren Papa, der seine Hand nach mir ausstreckt und mich am Nacken näher zieht. Mein Gesicht direkt in seine unbesetzte Halsbeuge. Ich bin überfordert von all den Gefühlen, die auf mich einströmen und beginne nun richtig zu weinen. Rick drückt mich fester an sich, haucht mir liebevolle Worte zu, die mein Ohr nur leise wahrnimmt. Sanftes Streicheln. Beruhigendes Murmeln. Meine Arme hängen nutzlos an mir herab. Nur mein Kopf berührt den anderen Mann, der noch immer das Kind hält. Ich rege mich erst, als ich mit einem mal eine kleine Patschehand an meiner Schulter spüre. Kaya Eleena macht die typische Ei Ei-Geste und Ricks Lippen drücken sich gegen meinen Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)