WG mit einem Geist von Helium-chan ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Kapitel 14 Emma wurde von schauriger Klaviermusik geweckt. Langsam öffnete sie ihre Augen und raffte sich auf, aus ihrem Bett zu steigen. Schlaftrunken bewegte sich sich in die Richtung, aus der die Musik kam. Sie fand sich selbst im Wohnzimmer wieder. Dort stand ein Klavier und Yuusuke spielte darauf. Als er sie erblickte, änderte er sofort die Melodie und begann zu singen: "Ebony and Ivory, live together in perfect harmony. Side by side on my piano keyb..." Emma schlug den Deckel mit einem Krachen zu. Wäre Yuusuke ein Mensch, hätte sie jetzt seine Finger eingeklemmt. "Hey," meckerte er. "Hast du denn aus dem Lied gar nichts gelernt." Yuusuke fuhr fort, spielte ohne Hände mit geschlossenem Deckel weiter: "...keyboard, oh Lord, why don't we?" "Ruhe!", befahl Emma und machte sich gähnend auf in die Küche. Wenn sie schon einmal wach war, konnte sie auch gleich Frühstücken. In der Küche war das Radio eingeschaltet. Es liefen Nachrichten. Lina kam herein: "Na, auch schon wach?" "Der Geist spielt Schauermusik." "Was soll ich dann erst sagen. Vor zwei Stunden wurde ich aufgeweckt, als er das Klavier durch das Fenster schweben ließ." "Wo hat er das überhaupt her?" "Er meinte, Sperrmüll." Lina ging zurück ins Wohnzimmer. Im Radio hörte Emma eine Nachricht: "Wie uns unabhängige Quellen soeben bestätigt haben, wurde in der Militärstation in Pinnauburg in der Nacht zu heute eingebrochen. Die Diebe waren offenbar gut informiert und nahmen eine Reihe von Waffen mit. Welche genau, verrät die Bundeswehr noch nicht. In Pinnauburg liegt der größte Militärstützpunkt Deutschlands. Hier wird seit Jahren an neuen Waffen geforscht. Nun zum Sport..." Emma schaltete das Radio aus und gesellte sich mit ihrer Schale Müsli zu Lina ins Wohnzimmer. "Heute ist Sonnabend. Wollen wir etwas machen?", fragte Lina. "Was sollen wir denn machen?" "Wir könnten ins Kino gehen. Dentist of the Dead läuft gerade." "Oh, cool. Den wollte ich sowieso sehen." Emma entdeckte in der Schlange für die Tickets vor ihnen ein Mädchen mit wasserstoffblonden Haaren. Sie versteckte sich hinter Lina. "Was ist denn los?" "Da vorne ist Olivia." "Welche?" "Die mit den blond gefärbten Haaren." "Die hässliche, die versucht sich mit fake tan und Designerkleidung aufzuwerten?" "Genau die." Emma entdeckte noch eine andere Person: Torben stand mit Olivia in der Schlange. Emma fühlte einen Stich in ihrem Herzen. Lina schlug vor: "Geh du auf Klo und warte dort so lange, bis ich die Karten gekauft habe." Emma nickte und ging Richtung Toilette. Doch auch Torben ging dort hin und die beiden trafen sich. "So sieht man sich wieder," begrüßte er sie. "Oh, was für eine Überraschung! Ich schulde dir ja noch Geld." "Das hatte ich ja schon fast vergessen." Emma gab ihm die Summe zurück. "Wie geht es dir?", fragte er. "Äh, gut." Emma schoss Blut in den Kopf. "Ich muss nur mal ganz dringend auf Klo." Schnell schlüpfte sie in die Damentoilette herein, bevor er noch etwas sagen konnte. Erst als die Tür wieder geschlossen war, entspannte sie sich wieder. Nach einer kurzen Wartezeit wurde eine Kabine frei und Emma belegte sie. In den vier Wänden fühlte sie sich privat und sicher, obwohl sie die Geräusche der anderen Kinobesucherinnen hören konnte. Doch zu lange konnte sie hier drin auch nicht verweilen. Dazu war die Schlange zu lang. Überraschender Weise wartete niemand mehr vor den Kabinen, als Emma schließlich herauskam. Da spürte sie, wie jemand ihr den Arm von hinten um den Hals legte. Eine Stimme flüsterte ihr ins Ohr: "Nur dass das klar ist. Torben gehört mir! Halt dich von ihm fern!" Emma erkannte Olivias Stimme. "Als ob mich das interessieren würde, was du denkst, wer wem gehört. Ich kann reden mit wem ich will!", antwortete sie. Der Griff um ihren Hals wurde fester. "Ich weiß zwar nicht, wie du das mit den Heuschrecken gemacht hast, aber ich werde es noch heraus finden und dann bist du dran wegen Einbruch und Sachbeschädigung!" "Welche Heuschrecken?", fragte Emma ahnungslos. "Du weißt genau, was ich meine!" Emma wurde der Griff zu eng. Sie holte mit ihrem Bein vorne aus und trat Olivia mit der Hacke gegen das Scheinbein. Der Erfolg war sofort zu spüren: Olivia schrie auf und ließ Emma los. Emma drehte sich um und sagte ihr ins Gesicht: "Es ist mir egal, was du meinst und was nicht. Wenn es eine Person gäbe, dessen Meinung mir noch egaler ist, als deine, sage ich dir Bescheid. Dann könnt ihr euch gegenseitig fertig machen." Dann drehte sich Emma auf dem Absatz und verließ die Toilette, ohne noch einmal zurück zu blicken. "Das wird die noch leid tun," rief Olivia noch hinterher. Auf dem Weg zurück zu Lina, die inzwischen ganz vorne in der Schlange stand, fühlte sie sich großartig. In der Auseinandersetzung mit Olivia ging sie eindeutig als Siegerin hervor. Sie nahm sich vor, sich ab jetzt nie wieder vor Olivia zu verstecken und sich ihr statt dessen entgegen zu stellen. Olivia kam rasend vor Wut aus der Damentoilette, ganz zum Leid eines Kinobesuchers, der ihr im Weg stand. "Aus dem Weg, Bigfoot!", rief sie und schubste ihn, sodass er fiel. Dann war sie auch schon weg. Emma ging zu dem Fremden, der auf dem Boden lag und half ihm auf. Bigfoot war vielleicht noch etwas untertrieben. Trotz seiner geringen Körpergröße passten seine Füße eher zum größten Mann der Welt. Ansonsten sah er aber wie ein ganz normaler Nerd aus. Emma meinte zu ihm: "Hör ihr nicht zu. Sie ist eine eingebildete Bitch." "Keine Sorge," antwortete er. Seine Augen hinter einer dicken Hornbrille und einem langen, schwarzen Pony versteckt. "Ich wurde mein ganzes Leben lang gemobbt. Ich bin daran gewöhnt." "Aber bloß, weil man sich daran gewöhnt hat, heißt es noch lange nicht, dass es in Ordnung ist." "Das habe ich auch nicht behauptet." Lina kam mit den frisch gekauften Karten in der Hand dazu: "Alles okay, bei euch?" "Ja, nur wieder eines von Olivias Werken," erklärte Emma. Der Fremde betrachtete die Kinokarten in Linas Hand: "Schaut ihr etwa auch Dentist of the Dead?" "Nein, die Karten sind nur zur Zierde da," entgegnete Lina trocken. "Na, dann könnt ihr euch ja ein Kartenhäuschen daraus bauen." "Aber nur ein kleines," Emma kicherte und fragte: "Ich heiße Emma und das ist meine Freundin Lina. Und wie ist dein Name?" "Sergej. Sehr erfreut." "Sergej. Kommst du etwa aus Russland?", wollte Lina wissen. "Meine Eltern kamen aus Russland, aber ich bin hier geboren worden und aufgewachsen." "Das hört man auch gleich an dem akzentfreien Deutsch," lobte Lina ihn, doch Emma hatte gerade einen Blick auf eine Uhr erhaschen können: "Ich glaube, wir sollten mal langsam in den Saal gehen. Der Film fängt gleich an." "Vielleicht sehen wir uns ja noch nach dem Film," meinte Lina. "Das Ende war cool," meinte Emma. "Ich glaube, ich möchte jetzt eine Weile nicht mehr zum Zahnarzt gehen," antwortete Lina. Sie bewegten sich auf den Ausgang zu. Draußen waren die beiden Mädchen kaum um die Ecke gebogen, als eine Überraschung auf sie wartete: Jassin und seine Freunde warteten bewaffnet mit Baseballschlägern und bösem Grinsen auf sie. "Das sind sie," rief einer. Jassin selbst geriet in Panik in dem Moment, als er Emma erblickte: "Ach du Scheiße! Das Mädchen? Da mach ich nicht mit!" Er lief davon und rief noch zurück: "Die hat einen Geist, der sie beschützt!" Die anderen schienen nicht so verängstigst zu sein: "Was denn los, Kumpel?" "Geister? An so was glaubst du?" "Wir kriegen fünfhundert Euro, da trete ich auch gerne gegen einen "Geist" an." 'Nur ist der Geist leider gerade nicht hier,' dachte Emma. Leicht ängstlich blickte sie auf die Gruppe. Was sollte sie nur tun? "Wir haben aber einen Geist, der euch fertig machen wird," drohte Lina mit Blick auf Emma. Lachen brach in der Gruppe aus: "Den will ich gerne mal sehen." Emma versuchte die Situation zu entschärfen: "Wir können doch über alles reden. Gewalt ist niemals ein guter Weg." "Mir doch egal. Ich krieg meinen Anteil an den fünfhundert Euro," sagte einer und holte mit dem Baseballschläger aus. 'Jetzt ist es aus," dachte Emma. Doch als der junge Jurastudent gerade zuschlagen wollte, bewegte sich der Baseballschläger nicht. Er versuchte es mit aller Kraft. Nichts. Noch ein Versuch. Jetzt bewegte sich der Baseballschläger, aber mit viel zu viel Kraft, sodass er sein Ziel verfehlte und statt dessen auf den Boden schlug. Dann schrie der Student auf und krümmte sich, als hätte er einen Schlag in die Magengegend bekommen. "Was ist los, Kevin?" Ein weiterer flog durch eine unsichtbare Kraft zurück und landete mit einem Aufschrei. Leichte Panik breitete sich in der Gruppe aus. Zwei Jungen wurden zusammen gestoßen, ein anderer schien eine Ohrfeige zu bekommen. Einer versuchte, in die Luft zu schlagen, traf aber nichts. Statt dessen wurde er am Rücken getroffen und fiel klatschend zu Boden. Eine Stimme rief aus dem Nichts: "Na, glaubt ihr jetzt an Geister?" Entsetzen breitete sich in den Augen der Jurastudenten aus. Innerhalb von Sekunden waren diese auch schon wieder auf den Beinen und liefen schreiend davon. Emma war bewusst, dass Yuusuke zwar Leute erschrecken konnte, sie aber unmöglich verprügelt kriegte. "Wer ist da?", rief sie in die Luft. "Keine Angst," rief eine Stimme. An dem Ort, wo vorhin noch Jassins Gang gestanden hatte, wurde nun eine Person langsam sichtbar: Sergej, der Nerd mir den großen Füßen. "Ich hoffe, ich verschrecke euch jetzt nicht damit", meinte er. Emma und Lina blickten sich an, stießen ein kurzes Lachen aus. "Ihr Mitbewohner ist ein Geist," sagte Lina. "Und ich habe neulich mit einem anderen Geist einen Exorzismus ausgeführt," fügte Emma hinzu. "Muss ich jetzt Angst haben?", fragte sie ihr Retter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)