Nachts... um 2 von KamuiMegumi ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war Januar und es war eisig. Der Wind pfiff zugig um das im typischen Baustil der Siebziger Jahre entstandene graue Gebäude der Konoha Middle School und es schien, als sei er der Letzte, der zu dieser doch schon reichlich späten Nachmittagsstunde noch auf dem Gang saß und wartete. Seine strahlend blauen Augen starrten aus dem Fenster im zweiten Stock hinunter auf den Innenhof der Anlage. Wirklich niemand schien mehr hier zu sein. Naruto mochte es nicht, allein zu sein. Allein auf diesem Gang und wartend. Aber er hatte heute bei Tsunade-sama nachsitzen müssen und dadurch seine Karate-AG bei Kakashi-sensei verpasst. Dabei war diese AG für den 13-jährigen das absolute Highlight in der Woche. Schließlich war sein verehrter Sensei kein Lehrer der Schule, sondern kam extra für eine Handvoll Schüler einmal die Woche aus dem entfernten Suna um sie zu unterweisen. Und heute wäre eine wichtige Theoriestunde gewesen. Er ärgerte sich. Warum hatte ihn die Alte ausgerechnet heute nachsitzen lassen? Nun ja. In letzter Zeit war er oft zu spät zum Unterricht bei ihr erschienen, aber das war doch wirklich nicht seine Schuld, dass er immer verschlief. Echt jetzt! Das war allein die Schuld… „Hey! Hallo, du!“ Erschrocken fuhr der Blonde herum. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er mittlerweile gar nicht mehr so alleine auf dem Gang stand. Hinter ihm stand ein Junge. Vermutlich etwas älter als er, da er doch einen ganzen Kopf größer war, aber Naruto wusste, dass das nichts zu sagen hatte. Denn er wusste auch, dass er schlichtweg zu klein für sein Alter war. Aber dieser Junge vor ihm war ihm völlig fremd. Ob dies ein neuer Schüler war? Nachdem er sich vom ersten Schock erholt hatte versuchte er ein vorsichtiges Lächeln. Der Junge vor ihm, schwarzes strähniges Haar, dunkle Augenränder und emotionslos wirkende tiefschwarze Augen hob kurz die Hand zum Gruß und trat näher an ihn heran: „Ist Mitarashi-sensei hier immer noch als Lehrerin tätig?“ Naruto hob erstaunt eine Braue. Was war denn das für eine seltsame Frage zu Beginn eines Kennenlern-Gespräches? „Öhm“, er kratzte sich nachdenklich am Kinn, was sich als reichlich kompliziert herausstellte, da sein halbes Gesicht tief im flauschigen orangen Schal versteckt war, „Mitarashi-sensei? Sie ist schon vor über anderthalb Jahren in Elternzeit gegangen!“ „Wirklich?“, der Schwarzhaarige schien überrascht, „Wusste ich gar nicht!“ „Wer bist du denn eigentlich? Ich bin Naruto aus der sechsten Klasse!“ Ein Schmunzeln legte sich auf die Lippen des fremden Jungen: „Hm. Ich bin Hayate. Ich bin ein ehemaliger Schüler dieser Schule“, dann wandte er sich von Naruto mit einem kurzen Winken ab, „War schön mit dir gesprochen zu haben!“ Der Blonde war verwundert, dass dieser Hayate anscheinend keine Lust hatte, sich länger mit ihm zu unterhalten. Aber ihm fiel gerade auf die Schnelle auch kein interessantes Gesprächsthema ein, um diesen Jungen länger auf diesen doch recht einsamen und unheimlich wirkenden Gang zu halten. Schon einige Meter von Naruto entfernt, drehte sich Hayate jedoch nochmals zu ihm herum. Sein Lächeln war nun ganz anders. Naruto empfand es sogar, als wirkte es aus irgendeinem Grund heraus, als wäre der Fremde erleichtert. „Es hat wirklich Spaß gemacht, mit dir zu reden!“ Was war denn das für eine Aussage? So viel hatten sie doch gar nicht miteinander gesprochen! „Es ist nämlich schon eine ganze Weile her, dass ich jemanden getroffen habe, der mich sehen konnte!“ WUMM! Stocksteif stand Naruto da. Ein eisiger Schauer lief ihm vom Nacken herunter in jede einzelne Pore seiner Haut. „WUUUUUUUUUUUUUUUAAAAAAAAAAAAAAHHHH!“, ein panischer Schrei, vermutlich noch weit über die Stadtgrenzen hinaus vernehmbar, folgte automatisch. Er fuhr herum und seine Beine gehorchten dem natürlichen Instinkt der Flucht. Nur noch weg hier! Doch weit kam er nicht. Gerade einmal um die Ecke war er immer noch laut schreiend geflüchtet, da prallte er mit seinem Gesicht voran gegen ein nicht allzu hartes Hindernis. Auch wenn der Aufprall nicht so schmerzlich war, angenehm war er sicherlich nicht. Ein kurzer Blick nach oben beruhigte ihn aber dennoch augenblicklich und ließ seinen andauernden Schrei verstummen. Schwarze, besorgt dreinblickende Augen betrachteten ihn. Wimmernd krallte er sich in den dunkelblauen Pullover des wesentlich Größeren. „Hey, Naruto! Was ist denn los? Warum rennst du schreiend auf dem Korridor herum? Hast du etwa schon wieder etwas gesehen?“ Eine graue Strähne verirrte sich über das senkrecht vernarbte Auge des Mannes, in dessen Arme sich Naruto geflüchtet hatte. Naruto hingegen schien das in seinem offensichtlichen Schock noch nicht wirklich zu begreifen. Seine Knie fühlten sich an wie Pudding, sein Atem verließ übernatürlich schnell rasselnd seine Lungen und sein ganzer Körper zitterte: „Ka…Ka…Kakashi….sensei!“, deutlich waren die ersten Tränen in den sonst immer so fröhlich strahlenden Augen für den Älteren erkennbar. Beruhigend strich Kakashi Hatake seinem Schüler durch die Haare und schmunzelte leicht hinter seinem Mundschutz, welchen er sich wohl wieder aus der Schulkrankenstation geholt hatte: „Ist was passiert?“ Fester krallte Naruto sich immer noch am ganzen Körper bebend in den Pullover und spürte, wie sich zwei Arme um seine zierliche Schulter legten: „N…N…Nichts ist pa…pa…passiert! Da… da… war…“ „Oi! Usuratonkachi!“, wurde er jedoch von einer spöttisch klingenden Stimme hinter seinem Karatetrainer unterbrochen, „ Erzählst du uns etwa immer noch was über Geister?“ Naruto fuhr noch in Kakashis Umarmung stehend herum und starrte direkt in die amüsiert funkelnden tiefschwarzen Augen seines ärgsten Rivalen, Klassenkameraden, aber auch besten Freundes und heimlicher großer Liebe. Nun ja, Naruto wünschte sich, der Schwarzhaarige wäre sein Freund. Sicher war er sich da aber nicht. „Sasuke!“ „Da gibt es überhaupt keine Möglichkeit, dass Geister existieren! Diese ganze Show hier machst du doch nur, um bei den Lehrern aufzufallen! Wenn schon nicht mit guten Leistungen, dann halt mit so dämlichen Geistergeschichten! Wie erbärmlich!“ Sasuke Uchiha war all das, was Naruto toll fand. Er war superschlau, supersportlich, super-toll-gut-aussehend und… ein Super-Arschloch! Denn der Schwarzhaarige nutzte jede Gelegenheit, um Naruto zu ärgern oder bloß zu stellen. Und zu Narutos Leidwesen boten sich dem Uchiha da reichlich Möglichkeiten! Nun stand der nur um wenige Zentimeter größere Sasuke vor ihm und hielt sich lachend den Bauch. „Das stimmt doch gar nicht, was du da sagst!“, entgegnete Naruto und obwohl er schon die ersten Tränen in seinen Augenwinkeln spürte, weil ihn der Spott, aber auch der Unglaube Sasukes schmerzten, blies er schmollend die Wangen auf, „Sie existieren wirklich! Ich kann sie sehen, echt jetzt!“ „Hahaha! Du willst sie wirklich sehen?“, der Schwarzhaarige schien sich gar nicht mehr einzukriegen, „Du kannst ja nicht einmal einen Traum von der Realität unterscheiden!“ Narutos Augen weiteten sich. Über diese Aussage tief betroffen, drehte er sich wieder herum und presste erneut sein Gesicht in den Pullover seines Trainers: „Uhh…Kakashi-sensei! Sasuke ist so gemein! Er glaubt mir nicht! Uhh! Aber… aber ihr glaubt mir doch, ja?“ Kakashi selbst schien über das plötzliche Bedürfnis Narutos nach Bestätigung verwundert. Ebenso, dass der Blonde ihn doch nun in dieses reichlich seltsame Gespräch der beiden Konkurrenten mit einbezog. „Ähm, also… ich hatte nie das Gefühl, dass du mich belügen würdest, Naruto!“, und erneut strich er dem Kleineren beruhigend über das Haar. „He he!“, mit aufblitzenden Augen drehte Naruto seinen Kopf herum und funkelte Sasuke an. Das ihm sein Trainer glaubte und ihm den Rücken vor Sasuke stärkte, gefiel ihm natürlich äußerst gut. „USURATONKACHI!“, Sasuke schien überhaupt nicht mehr belustigt über das alles zu sein. Sein Gesicht war rot und zwischen seinen zusammengekniffenen Augenbrauen hatte sich eine tiefe Falte gebildet, die so in dem Gesicht eines 13-jährigen nichts zu suchen hatte: „Bild dir bloß nichts darauf ein! Das hat er doch nur gesagt, weil er dich mag! Und sie, Kakashi-sensei, sollten sich schämen, so offensichtlich einen Schüler zu bevorzugen!“ Kakashi verdrehte die Augen! Das hier schien doch ganz schön anstrengend zu werden! Das die beiden Jungs aber auch immer so übertreiben mussten! Wieso steigerten sie sich auch immer in alles so hinein? Dabei war es doch für wirklich jeden ersichtlich, was da zwischen den Beiden vor sich ging! Nun ja… für jeden, außer für diese beiden Jungs selbst! Laut seufzte er auf: „Oi, Sasuke! Damit du es weißt, dass was ich jetzt mache, mache ich normalerweise nicht! Aber anders lernt ihr es ja nicht!“ Langsam löste er den Mundschutz von seinem Gesicht und entblößte so sein bisher selten gezeigtes Gesicht vor den beiden Jungen. Seine ganze Mimik strahlte absolute Ernsthaftigkeit aus, als er Naruto von hinten seine Arme um die Schultern schlang und sein Kinn auf den blonden Schopf legte: „Sasuke… du bist so ein typischer Fall von ‚Was sich liebt das neckt sich‘!“ „WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAS?!“, Sasuke standen alle Haare wortwörtlich zu Berge bei dieser doch reichlich an den eben solchen herbeigezogenen Aussage seines Lehrers. Narutos Augen hingegen weiteten sich überrascht und huschten zu dem doch nun noch blasser wirkenden Gesicht seines Klassenkameraden herüber. Doch dieser schnappte nun eifrig nach Luft wie ein Koi-Karpfen an Land: „Jetzt…jetzt spinnen sie mal nicht herum! Wie können… wie können sie es wagen, mir…ja, genau… MIR so was zu unterstellen! Ich bin Sasuke Uchiha! Ich…ich käme nie… ich sage NIE auf die Idee, so einen da“, mit zittrigem Finger zeigte er auf Naruto, „…zu lieb…ähm… zu mögen!“ „Hm, ja, Kakashi-sensei…ich glaub das auch nicht“, flüsterte Naruto, der noch immer in den Armen seines Trainers lag, nach oben, „Zudem funktioniert das doch nicht! Wir sind doch beides Jungs!“ „Hm!“, Kakashi schien einen Moment lang die Deckenbeleuchtung des Ganges zu betrachten, ehe er seinen Kopf wieder senkte und Naruto genau ins Gesicht blickte. Sanft legte er seine Hand unter Narutos Kinn und zog den Jüngeren noch dichter an sich heran: „Aber ich bin auch ein Junge… und ich mag dich auch!“ Naruto hatte gar keine Möglichkeit, auf das Geständnis des Grauhaarigen zu reagieren, da legten sich schon die weichen Lippen des Trainers auf die Seinen. Stocksteif stand der Blonde da. Mit weit geöffneten Augen. Darauf wusste er nun wirklich nicht zu reagieren! Das war sein erster Kuss! Sein Sensei hatte ihm soeben den ersten Kuss geraubt! Nicht soeben! Der war ja noch dabei! Der küsste ihn ja immer noch und es machte auch nicht den Anschein, als würde dieser das so bald unterbrechen! Sasuke hingegen durchfuhr es wie eine 300.000 Volt Ladung! Ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein, raste er auf die Küssenden zu und schlug mit aller Wucht dazwischen: „AWWW! SOFORT AUSEINANDER!“ Dies war nun der zweite Schrei an einem Nachmittag, der sicherlich auch noch ausserhalb von Konoha gut zu hören war. Kaum hatten sich die Lippen durch diesen brutalen Akt getrennt, packte der Schwarzhaarige die Hand des Blonden und zerrte ihn zu den Treppen des Schulgebäudes: „Wir gehen, Naruto! SOFORT!“ Der Blonde hatte gar keine Möglichkeit zu reagieren. Alles ging viel zu schnell! Sie waren bereits die Treppen hinunter gehechtet und im Erdgeschoß, da war es ihm noch gelungen, ein „Bis nächste Woche, Kakashi-sensei!“ zu rufen, worauf er noch ein „Passt auf der Straße auf, Jungs!“ vernehmen konnte. Sasuke hingegen sagte nichts mehr. Mit schnellem Schritt eilte er den Weg von der Schule Richtung nach Hause. So schnell, dass Naruto das Gefühl hatte, über den Asphalt gezogen zu werden. „Kakashi-sensei scheint nicht ganz richtig im Kopf zu sein!“, versuchte er nun doch ein Gespräch mit dem Schwarzhaarigen anzufangen, doch dieser grummelte mit hochrotem Kopf nur schnaubend und unverständlich vor sich hin. Es folgten weitere schweigsame fünf Minuten, in denen sich Sasukes Griff manchmal schon fast schmerzhaft um Narutos Finger verstärkten und so legte der Blonde seine ganze Kraft in die Beine um den Anderen zum Stoppen zu zwingen. „Sasuke“, begann er schließlich, während dieser ihm weiterhin den Rücken zugewandt hatte, „Deine Hand…“ Mit überrascht geweiteten Augen drehte der Angesprochene nun doch seinen Kopf zu ihm herum und sein Blick stierte auf die ineinander verschlungenen Finger: „Oh!“, entfuhr es ihm und schnell schlug er seine Hand aus der des Blonden. Seine Augen sprühten Funken, als er nun seinen Blick hob und Naruto direkt ansah: „Hör zu, Usuratonkachi! Heute Nacht, um 2 Uhr, kommst du zum alten Schulgebäude!“ „WAS?“, Naruto sprang schockiert einen guten Meter zurück, „Warum…warum sollte ich? Warum sollte ich an solch einen Ort gehen? Da… da werd ich bloß wieder Geister sehen!“ „Himmel Herr Gott nochmal! Genau das ist der Grund!“, Sasuke hatte schnell diese gerade erworbene Distanz überwunden und griff sich den Kleineren am Kragen, „Bleib einfach locker! Ich werde auch da sein!“, er griff anschließend in seine Jackentasche und zog etwas kleines Silbernes hervor. Dieses legte er in Narutos Hände und wandte sich zum Gehen: „Das ist meine Kamera! Ich leihe sie dir! Die wirst du heut Abend mitbringen! Und vergiss dabei nicht, dass du von jedem Geist, den du siehst, ein Foto machst!“ „Ich soll was?!“, überrascht betrachtete Naruto das kleine Gerät in seinen Händen. „Na, Fotos machen!“, schnaubte der Schwarzhaarige. „Solltest du das nicht machen? Ich habe überhaupt gar keine Ahnung, wie so eine Kamera funktioniert!“ Sasuke blieb stehen und seufzte laut: „Dann lerne es bis heute Nacht! Schließlich behauptest du doch, dass du Geister sehen kannst und nicht ich! Und wenn du willst, dass ich dir glaube und keine Witze mehr über dich mache, dann machst du am besten Fotos von ihnen! Aber…“ Narutos Blick löste sich von der Kamera und er blickte direkt in diese alles verschlingenden schwarzen Tiefen: „Aber?“ „Aber nur unter einer Bedingung gebe ich dir die Möglichkeit, zu beweisen, dass du richtig liegst! Du wirst nie wieder zu Kakashi-sensei rennen! Wenn es dann irgendetwas gibt, was dich erschreckt oder dich ängstigt, dann kommst du zu mir! Nur noch zu mir! Hast du verstanden!“, Naruto nickte nur, während sich seine Augen mit jedem weiteren Wort Sasukes immer mehr weiteten vor Überraschung, „Nur weil du so ein verheultes Weichei bist konnte es passieren, dass dich jemand küssen konnte!“ „WAS?“, hatte Naruto doch bis gerade wirklich geglaubt, Sasuke hätte eine nette Ader, war er nun umso enttäuschter, „Ich bin kein verheultes Weichei! Und außerdem… heißt dass da eben… ähm… das du echt nicht mehr über mich lachst, wenn ich Fotos gemacht habe und du echt heute Nacht mitkommst und so…“ „Argh! Sei still! Es wird so wieso nichts passieren! Ich werde dir bestimmt niemals glauben müssen weil es so wieso keine Geister gibt und genau das wird heute Nacht passieren! Es wird nichts geben was du fotografieren kannst und ich werde weiter über dich lachen können!“ „Aber…wenn du doch eh nicht vorhast, mir zu glauben… warum sollte ich dann Nachts mit dir… an so einen gruseligen Ort gehen?“, fragte der Blonde nun eingeschüchtert und sein Kopf schien nun gänzlich in dem riesigen Schal zu versinken. „Wenn du heute Nacht nicht auftauchst, dann komm ich zu dir nach Hause und gebe dir einen Poltergeist, den du wirklich so schnell nicht vergisst! Verstanden?!“, Sasuke wartete noch nicht einmal Narutos Antwort ab. Er drehte sich einfach herum und verschwand hinter der nächsten Straßenecke. Nur Naruto blieb in der schon einsetzenden Dämmerung zurück und blickte noch immer reichlich verwundert auf die Stelle, wo bis vor wenigen Minuten noch sein Klassenkamerad gestanden hatte. „Er ist immer noch kein bisschen freundlich zu dir, hm?“, raunte ihm plötzlich eine Stimme von links direkt ins Ohr. „WUUUUUUUUUUUAAH!“, dies war der dritte Schrei, der weit über die Grenzen der Stadt zu vernehmen war, „KAKASHI-SENSEI!“ Tatsächlich stand sein Trainer direkt neben ihm und er hatte ihn nicht kommen gehört. Sein Herz raste immer noch vor Schreck, als sich dieser mit amüsiertem Lachen beide Hände tief in seine Hosentasche steckte: „Du solltest so spät nicht mehr hier herum streunen, Naruto! Geh doch bitte nach Hause!“ Naruto nickte nur und setzte einen Fuss vor den anderen. „Ach, übrigens, Naruto!“ Der stoppte und drehte sich zu seinem Trainer herum. „‘Nicht mehr ganz richtig im Kopf‘ klang jetzt aber nicht sehr nett, findest du nicht?“ „Oh! Ihr habt das gehört?“, Naruto schluckte. Seit wann hatte denn Kakashi bloß hier gestanden? „Es tut mir leid, Sensei! Ich habe es nicht so gemeint! Wirklich nicht!“ „Weißt du… ich wollte euch beide nur in die… richtige Richtung lenken!“, und dann verschwand sein Sensei genauso schnell und vor allen Dingen spurlos, wie er aufgetaucht war. Irgendwie war dies ein ganz seltsamer Tag! Naruto beschloß nun doch, ganz schnell nach Hause zu kommen und sich schon früh ins Bett zu legen. Schließlich hatte er ja nun um 2 Uhr nachts eine Verabredung mit Sasuke am alten Schulgebäude. Wieder musste er schlucken. Das war doch voll unheimlich, echt jetzt! Natürlich war ihm bisher kein Geist mehr begegnet. Das war ihm auch schon vorher irgendwo klar gewesen. Warum sollte denn auch jetzt ein Geist vor seiner Nase auftauchen, wenn er doch nun eine Kamera in der Hand hatte? Geister waren ja nicht blöde, echt jetzt! Grummelnd lehnte er sich nach hinten gegen die bröckeligen Überreste des Eingangspfosten zum alten Schulgebäude. Es war saukalt und sein Atem war in kleinen, weißen Schwaden vor seinem Gesicht ersichtlich. Ein kurzer Blick auf seine Armbanduhr zeigte 2:04 Uhr. „Hm… Sasuke ist zu spät! Das gab es bisher auch noch nicht!“, brummelte er. Vielleicht hatte ihn Sasuke ja herein gelegt! Zuzutrauen wäre es dem Uchiha ja. Schließlich hatte dieser bisher doch jede Chance genutzt, den Blonden zu ärgern! Aber jetzt einfach zu gehen…hm… vielleicht hatte Sasuke ja Probleme, sich aus dem Haus zu schleichen. Er beschloss noch etwas zu warten. Nur war Warten immer so langweilig! Was konnte er solange tun? Alleine in das Gebäude würde er sicherlich nicht gehen! Er betrachtete die Kamera in seinen Händen. Diese war bestimmt nicht ganz billig. Schien das Neuste vom Neusten zu sein. Naruto wusste, dass der Uchiha aus einem sehr wohlhabenden Hause kam. Er hingegen kam zwar auch nicht aus ärmlichen Verhältnissen, aber so eine tolle Digitalkamera hatte er nicht und würde sie sich auch so schnell nicht leisten können! Er seufzte. Wirklich auskennen tat er sich mit diesem Ding noch nicht. Er hatte sich zu Hause erst einmal etwas zu Essen gemacht… Miso-Ramen natürlich! Und dann hatte er sich seinen Wecker auf Mitternacht gestellt und war schlafen gegangen. Er hatte eine dreiviertel Stunde gebraucht, um aus seinem Bett zu kommen und dann noch einmal eine halbe Stunde, um sich aus dem Haus zu schleichen, weil seltsamerweise seine Eltern noch beide wach waren. In seinem früheren Leben war er sicherlich kein Ninja gewesen! Nun ja. Sasuke war immer noch nicht da, da konnte er sich auch jetzt einmal mit der Kamera beschäftigen. Er drehte an einem kleinen Rädchen und surrend ging der Apparat an. Das große Display leuchtete grell auf und zeigte ein Bild von einem gutaussehenden Mann im Anzug. „Oh! Das sind Bilder von Itachi’s Hochzeit!“, entfuhr es ihm überrascht, „Toll!“ Schnell hatte er heraus, wie man durch diese Bilderansammlung weiterschauen konnte. Es folgten Bilder der Hochzeitsgäste. Dann von Sasukes Eltern und der Hochzeitstorte. Und dann vom Brautpaar selbst. Und auch von Sasuke. „Urgh! Die Braut schaut aus wie ein Haifisch!“ Schnell klickte er weiter und bald kamen andere Bilder. Diese waren wohl beim Sportfest im Sommer entstanden. Noch ein Klick und er sah ein Bild von sich selbst beim Durchlaufen des Ziels beim Staffelrennen. Naruto war überrascht. Er hatte nicht gewusst, dass Sasuke ihn fotografiert hatte. Das nächste Bild zeigte Naruto beim Weitsprung. Das darauf folgende Naruto beim Hochsprung. Dann Naruto beim Weitwurf. Dann Naruto beim Mittagessen… es gab Ramen. Dann Naruto beim Nickerchen. Allerdings trug er auf dem Bild die Schuluniform… das konnte also unmöglich auch beim Sportfest gemacht worden sein! Dann folgte wieder ein Bild von einem schlafenden Naruto… allerdings eindeutig aufgenommen in einer Mathestunde bei Asuma-sensei!! Es folgten weitere Bilder, die nur ihn, Naruto selbst, zeigten. In allen möglichen Schulalltagssituationen! „Warum…warum hat Sasuke denn mich fotografiert?“, verwundert kratzte sich der Blonde am Kopf. „Oi!! Das ist Privat, Dobe!“, brummte es plötzlich vor ihm. „WUUUUUUUUUUAAAAAH!“, sprang er gefühlte zehn Meter nach hinten und er hätte beinahe die teure Kamera fallen lassen! Wie oft hatte man denn noch vor, ihn so zu erschrecken?! „Schrei hier nicht so rum!“, giftete der Schwarzhaarige zischend und Naruto verstummte sogleich. „Und? Was Interessantes gesehen?“, Sasuke stand mit in den Hüften gestemmten Armen vor ihm und sofort lief er ertappt tiefrot an. „Nein! Nein! Rein gar nichts! Nur ein Tortenbild!“, diese Antwort schien ihm am Unverfänglichsten. „Du hast also noch keine Geister fotografiert, hm?“, Sasuke machte auf Naruto einen leicht genervten Eindruck und er wünschte sich sofort, er hätte etwas Besseres zu verkünden, als nur den Kopf verneinend zu schütteln. Im Hintergrund hörte er mehrere Martinshörner und als er sich zur Straße herumdrehte, zischten auch sogleich mehrere Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr, der Polizei sowie des Krankenhauses an ihnen vorbei. „Oi! So viele Einsatzfahrzeuge um diese Uhrzeit!“, flüsterte er eigentlich mehr zu sich selbst. „Denk nicht drüber nach! Ich bin an einem Unfall vorbei gekommen. Deswegen war ich auch spät dran!“, Sasuke schritt an ihm vorbei auf das dunkle Gebäude zu, „Lass uns schnell ein paar Bilder machen und dann von hier verschwinden!“ Naruto war selten so sehr einer Meinung wie Sasuke und lief ihm schnell hinterher. Nach einer Weile fanden sie eine offene Tür in ein Klassenzimmer. Dort standen noch allerlei Stühle und Bänke kreuz und quer herum, allerdings waren diese nur schemenhaft zu erkennen, da von draussen kaum Licht herein schien. Naruto fand es hier sehr unheimlich, aber Sasuke schien dies alles nichts auszumachen. Seufzend und leicht gelangweilt dreinblickend setzte er sich auf das Lehrerpult und sah sich um. „Hier ist es echt dunkel! Man sieht fast nichts!“, flüsterte Naruto, der sich auf einem Tisch gegenüber vom Lehrerpult niedergelassen hatte. „Na gut, dass die Kamera einen Blitz hat!“, kam tonlos zur Antwort. „Echt?“ Sasuke seufzte. Hatte Naruto denn von nichts eine Ahnung? „Setz die Kamera mal auf den Tisch, drück die kleine Uhr, dann den Blitz und komm her zu mir!“ Zwar wusste Naruto nicht, was Sasuke damit bezwecken wollte, aber er tat, was der Schwarzhaarige gesagt hatte und lief dann zu ihm. Er hatte Sasuke noch nicht ganz erreicht, da piepste es von dieser Kamera her und er fuhr zu dieser herum. Schon wurde er von einem grellen Licht geblendet und hörte dann ein Klicken, welches man nun einmal von einer Kamera vernahm, die gerade ein Bild aufgenommen hatte. Naruto sprang zurück zur Kamera und nahm sie in die Hand: „Oi! Da schau ich aber dumm! Und du schaust wie immer!“ „Tzz!“, Naruto drehte sich zu Sasuke herum, doch dieser schien alles andere, nur nicht ihn ansehen zu wollen. Schweigend setzten sie sich wieder einander gegenüber. Nach einer Weile sah Naruto wieder auf seine Uhr. Zwar hatte er bereits schon etwas geschlafen, aber dennoch wurde er langsam müde. 3:12 Uhr. Kein Wunder, dass er müde war. „Ich glaube, hier passiert heut nichts mehr!“, brummte Sasuke und um diese Aussage noch zu unterstreichen, piepste auch die Kamera. Doch dieses Piepen ignorierte er und sprang vom Tisch direkt vor Narutos Füße: „Weißt du, vielleicht sollten wir zu diesen Unfall gehen! Vielleicht ist ja da einer gestorben und…“ „Vergiss es!“, Naruto wedelte wild mit beiden Armen, „So was mag ich gar nicht sehen!“ „Angsthase, hm?“, eindeutig konnte der Blonde ein neckisches Grinsen auf den Lippen seines Gegenübers ausmachen, doch ehe er etwas sagen konnte, piepste die Kamera erneut. Diesmal etwas länger und so betrachtete sich Naruto sie genauer. Kurz leuchtete das Display noch einmal und teilte ihm mit, dass es das wohl war. „Die Batterie ist alle!“, seufzte er. „Na klasse! Blödes Ding!“, Sasuke sah über seine Schulter auf das nun nutzlose Gerät, „Dann war es das wohl für heute!“ „Ich find die Kamera nicht blöd!“, Naruto drückte es an seine Brust, „Ich wünschte, ich hätte so eine tolle Kamera!“ Sasuke hob eine Augenbraue und nickte dann, ohne etwas Weiteres zu sagen, Richtung Tür. Naruto verstand die stumme Aufforderung, dass es nun Zeit war, zu gehen. Nachdem sie das dunkle Gebäude verlassen hatten blieben sie vor dem Tor stehen und blickten sich noch eine Weile schweigend an. „Du musst in die andere Richtung, nicht wahr?“, begann schließlich Naruto. „Hm, ja!“, doch Sasuke schien keine Anstalten zu machen, zu gehen. Doch Naruto war kalt und er war müde. Er würde noch eine gute halbe Stunde nach Hause laufen müssen, daher drehte er sich nun doch herum. „Sei vorsichtig auf deinem Heimweg!“, hörte er Sasuke leise sagen. „Du auch, Sasuke! Bis bald!“, und nach einem kurzen Blick in die Augen des Schwarzhaarigen lief er los. Doch obwohl sein erster Schritt noch rasch erfolgt war, wurde jeder Weitere langsamer… bis er schlußendlich wieder stand. Hatte er sich das eingebildet oder hatte da etwas in Sasukes Augen gestanden? Etwas, was dieser ihm noch sagen wollte? Etwas… „NARUTO!“ Schnell drehte er sich wieder herum und näherte sich wieder dem Uchiha an: „Ja? Was ist denn?“ „Du kannst sie haben!“ Naruto verstand nicht recht und Sasuke schien dies wohl direkt zu erkennen: „Ich meine die Kamera. Behalt sie! Ich schenke sie dir!“ „Echt jetzt?!“, Naruto dachte, er hätte sich verhört. „Ja. Du hast doch gesagt, du möchtest gerne so Eine haben, oder? Und ich… ich werde sie nicht mehr benötigen!“, ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des Schwarzhaarigen. Naruto konnte sein Glück kaum fassen. Was war denn mit dem Uchiha los, dass er auf einmal so nett war und ihm eine so tolle Kamera schenken wollte? „Ist… ist das echt okay?“ Sasuke nickte nur. „Oh…wow… Danke, Sasuke! Echt jetzt!“, er kicherte leise und drückte die Kamera erneut fest an seine Brust. Ein so tolles Geschenk hatte er noch nie bekommen! Er strahlte Sasuke an und dieser war ganz fasziniert von diesem Lächeln. Er kannte dieses Lächeln und er mochte es. Es wärmte ihm stets das Herz, wenn er seinen Blonden so Lächeln sah. „Naruto?“ Der Angesprochene sah auf und ihm direkt in seine schwarzen Augen. „Naruto… ich mag dich wirklich sehr gerne!“, Sasuke hätte niemals gedacht, dass er das hier so ausgesprochen bekam, aber es ging ihm doch leichter über die Lippen als gedacht. Naruto hingegen schien jede Farbe aus dem Gesicht gewichen zu sein: „Hä?“ Sasuke musste sich echt ein Auflachen unterdrücken: „Ich wollte mich auch bei dir entschuldigen, dass ich mich immer über dich lustig gemacht habe. Ich mochte es halt wirklich nicht, dass du immer zu Kakashi-sensei gerannt bist…“ „Öhm…Sasuke?“ „Ich war immer so gemein zu dir, aber glaub mir, ich habe das nie ernst gemeint! Und glaub mir, ich habe nie gedacht, dass du lügst.“ „Oi, Sasuke, was soll das denn…“ „Ich wollte halt wirklich mit dir befreundet sein. Mit dir mal was unternehmen und so. Deswegen fand ich das heute doch wirklich schön! Und…“, er pausierte kurz und schien tief Luft zu holen. Dabei schloss er kurz die Augen und Naruto schien es wie eine Ewigkeit vorzukommen, bevor Sasuke begann, seinen angefangenen Satz zu beenden: „Naruto! Ich liebe dich!“ WUMM! Das war der Moment, wo Naruto’s Herz aussetzte. Sasuke Uchiha liebte ihn! Wow! Wahnsinn! WOW! WOW! WOW! Er strahlte noch breiter. Dann konnte er doch Sasuke nun auch sagen, dass er ebenso empfand. Das er ihn auch liebte und… „Und was machst du hier zu so später Stunde?“, eine Hand legte sich von hinten auf Narutos Schulter. „WUUUUUUUUUUUUUUUAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHH!“, entfuhr es dem Blonden mit einem weiten Satz nach hinten. „WUUUUUUUUUUAAAAAHHHH!“, erwiderte daraufhin der junge Polizist, der die Hand von der Schulter löste und ebenfalls nach diesem Schrei einen Meter nach hinten ausgewichen war. Mit geweiteten Augen starrte Naruto den Polizisten an. ‚Officer Yamato – Konoha Police‘ prangte auf einer goldglänzenden Marke an seiner Brust. „Also, Kleiner! Was machst du hier alleine?“, kam erneut von diesem, nachdem sie sich wohl beide vom Schrecken erholt hatten. „Ähm… Es tut mir leid, echt jetzt! Aber ich bin nicht alleine, sehen sie, mein Freund…“, Naruto drehte sich herum und zeigte auf die Stelle, wo Sasuke stand… … … beziehungsweise gestanden hatte. Naruto fiel die Kinnlade herunter: „Er ist weg! Dieser Teme ist tatsächlich ohne mich abgehauen! Na warte!“, grummelte er unverständlich in sich hinein. „Also ich seh hier nur dich!“, kam wiederum vom Polizisten, „Und da du eindeutig noch zu jung bist, kommst du nun mit auf die Wache und…“ Weiter kam Officer Yamato nicht… denn da hatte sich der kleine Blonde schon herum gedreht und die Beine in die Hand genommen. „Hey! Halt“, rief er noch, konnte aber noch ein ‚Nein, Danke!‘ vernehmen. „Der Kleine ist wirklich schnell!“, und Yamato hatte keine Lust ihm zu folgen. Der Junge würde schon noch nach Hause kommen. Ein knackendes Knistern war zu hören und er wusste, dass dies sein Funkgerät war, welches am Gürtel befestigt war. Schnell löste er es und betätigte die Annahme: „Ja?“ „Gute Arbeit, Yamato! Wegen dem Unfall, bei dem du warst… der mit dem jungen Mann…der Notarzt hat ihn ins Krankenhaus gebracht…aber da hatte er schon aufgehört zu atmen…Es scheint, als hätte er so schwere Verletzungen gehabt, dass er sofort tot war!“ „Wissen wir was Genaueres über seine Identität?“ „Ja. Alle Daten da. Ein 13-jähriger Schüler…“, es folgte ein langes Rauschen, „Sein Name war Sasuke Uchiha“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)