Licht und Schatten von Yuri91 (Habe ich eine zweite Chance verdient?) ================================================================================ Kapitel 12: Licht und Schatten ------------------------------ Sakura sah nicht auf die Uhr. Es fühlte sich an, als wäre es bereits Stunden her, dass Sasuke gegangen war. In Wahrheit waren es wahrscheinlich nur ein paar Minuten. Doch noch immer war Sakura so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie das nagende, besorgte Gefühl erst nicht wahrnahm. Sie dachte gerade darüber nach, ob Sasuke wohl damit hausieren gehen würde, dass Sakura und Itachi eine Beziehung führten, falls sie sein „Angebot“ – sie hatte keine Ahnung, wie sie es sonst nennen sollte – ablehnen würde. Das unruhige, bange Gefühl, das sie überkam, tat Sakura als ihre eigenen unsteten Gefühle ab, was Sasuke in ihr auslöste. Ihre Gefühle waren in das größte Chaos gestürzt, das Sakura je erlebt hatte. Überrascht stöhne Sakura kurz auf. Ein abrupter, schneidender, kalter Schmerz durchschoss Sakura. Nicht körperlich. Eher seelisch. Auf emotionaler Ebene. Geschockt riss Sakura die Augen auf. Itachi war in Gefahr! Da stimmte etwas nicht mit ihm. Sakura wusste zwar nicht was, aber da war etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Für einen kurzen Moment war Sakura vollkommen ratlos. Was sollte sie tun? Wo war Itachi? Sie hatte keine Ahnung, aber sie musste etwas unternehmen. Für den Moment war Sasuke und das Chaos, das er in ihr ausgelöst hatte, vergessen. Sakura schnappte sich ihre Schuhe, den Schlüssel und verließ so eilig wie möglich die Wohnung. Vor dem Haus angekommen, starrte Sakura planlos auf die Straße. Die Leute gingen umher, unbekümmert. Sie hatten keine Ahnung, was los war. Sie wussten nicht, wie kurz davor Sakura stand in Panik auszubrechen. Wo sollte sie nur hin? Welchen Weg? Rechts? Links? Geradeaus? Verdammt, wo war Itachi? Dank dem einseitigen emotionalen Band wusste Sakura zwar, dass Itachi in Gefahr schwebte, aber sie hatte keine Ahnung, wo. Leider funktionierte die Verbindung nicht wie ein Kompass. Als Sakura plötzlich nichts mehr von Itachi wahrnehmen konnte, wurde ihr Gesicht leichenblass. Wo waren Itachis Gefühle? Warum konnte sie nichts mehr von ihm wahrnehmen? Verdammt, was geschah hier? Voller Panik blickte Sakura entsetzt vor sich. Lebte Itachi noch? Ging es ihm gut? Weiterhin liefen die Leute vor Sakura die Straße entlang, ohne zu bemerken, wie sehr Sakura dabei war, hysterisch in Tränen auszubrechen. Sie erledigten ihre täglichen Besorgungen, gingen ihrem Leben nach, wie immer, während Sakuras dabei war zu zerbrechen. Dunkler, schwarz-grauer Rauch lag in der Luft. Er reichte von kurz unter der Decke bis wenige Zentimeter über dem Boden. Er schwelte vor sich hin. Es sah zwar ein wenig unheilvoll aus, aber nicht sonderlich gefährlich. Wer das glaubte, machte einen großen Fehler. Der dicke Qualm hatte bereits den Großteil des Sauerstoffs in dem Haus verdrängt gehabt, als Itachi endlich in das Haus kam. Er hatte die Haustür dafür auftreten müssen. Obwohl sich Itachi sein Oberteil über Mund und Nase gestülpt hatte und auch seinen Unterarm schützend vor das Gesicht hielt, sorgte der beißende Qualm dafür, dass Itachi beim ersten Einatmen des Rauches, in ein schweres Husten ausbrach. Dadurch atmete er unweigerlich noch mehr des giftigen, Kohlenstoffdioxid geschwängerten Rauches ein. Es brannte in seinen Lungen. Itachi hatte das Gefühl, der heiße Qualm würde ihn langsam von innen verätzend. Seine Augen tränten. Itachi konnte kaum etwas sehen. Und dennoch zwang er sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen. „Hallo? Ist hier jemand? Hallo?!“ rief Itachi so laut er konnte. In die Stille hinein lauschte er, während er Raum für Raum abging und nach Leuten suchte. Das Adrenalin rauschte nur so durch seine Adern, verdrängte das Angstgefühl. Dadurch angetrieben, beschleunigte Itachi seine Schritte noch. Küche, Wohnzimmer, Badezimmer. Im Erdgeschoss war niemand. Dafür hatte er allerdings die Feuerquelle auch noch nicht ausmachen können. Es schien nicht im Erdgeschoss ausgebrochen zu sein, aber schon lange genug zu schwelen, damit jeder Raum mit dem beißendem Qualm voll war. Immer wieder rief Itachi nach jemandem in dem Haus. War vielleicht niemand daheim? Oder waren die Bewohner bewusstlos? Ein ungutes Gefühl kam in ihm hoch. Oder war Itachi zu spät? Anstatt irgendjemanden antworten zu hören, vernahm Itachi nur das Knistern von Flammen, die langsam aber stetig das Holz verschlangen. Er musste sich beeilen. Itachi begann den Aufstieg der Treppe zum ersten Stock. Immer wieder musste er stehen bleiben. Von Hustenkrämpfen geschüttelt, zogen sich seine Lungen schmerzhaft zusammen. Das Itachi nicht einmal mehr zwei funktionsfähige Lungen besaß, war wenig hilfreich. Itachi drängte es danach, einfach nach draußen zu rennen und frische, kühle Luft einzuatmen, aber er konnte die Leute nicht einfach im Stich lassen, die womöglich in dieser Feuer-Rauch Falle gefangen waren. Auch konnte Itachi nicht riskieren, die Fenster zu öffnen. Feuer ernährte sich von Sauerstoff. Und solange er die Quelle des Feuers nicht kannte, war es zu gefährlich. Womöglich würde er das Feuer nur weiter anfachen oder für Stichflammen sorgen. Dadurch könnte jemand verletzt werden oder gar sterben. Itachi verdrängte den Schmerz in seinen Lungen und das Stechen in seinem Rachen. Sein Wunsch nach frischer Luft war groß, doch das Wissen, das hier noch jemand sein könnte, wog schwerer. Letztendlich erreichte Itachi das Treppenende. Hier oben war es erheblich heißer, als im Erdgeschoss. Itachi war sich sicher, hier war die Feuerquelle zu finden. So schnell wie unter den gegebenen Umständen möglich, ging Itachi auf die nächstgelegene Tür zu. Er griff nach dem Knauf und riss sie auf. Schreibtisch, Aktenschrank… Ein Arbeitszimmer. Doch kein Feuer. Kein Mensch. Itachi konnte niemanden erkennen. Doch war er sich nicht sicher. Der Rauch verschlechterte seine Sicht erheblich. Dabei konnte er ohnehin schon nur schlecht sehen. Voller Zweifel, ob hier auch wirklich niemand war, verließ Itachi das Zimmer wieder und wandte sich dem daneben gelegenen Raum zu. Er musste sich beeilen. Blieb er hier zu lange, würde er ohnmächtig werden. Damit wäre Itachi niemandem eine Hilfe. Itachi griff nach dem Türgriff. Kaum schlossen sich seine Finger darum, ließ Itachi auch schon wieder los. Ein heißer, pochender Schmerz durchzog seine Hand. Verdammt, verbrannt! Der metallene Knauf war unglaublich heiß. Und das ließ nur einen Schluss zu. Hinter dieser Tür brannte das Feuer. Dahinter würde er den Ursprung des giftigen Rauches finden. Würde er dort auch noch mehr finden? Itachi verdrängte die Bilder verbrannter Leichen vor seinem inneren Auge. Dafür war jetzt keine Zeit. Er musste retten, was zu retten war. Und so zwang sich Itachi dazu, seine Finger erneut um den heißen Türgriff zu schließen. Vor Schmerz zog er automatisch zischend die Luft zwischen seine Zähne. Der beißende Qualm reizte seine Lunge. Schwer hustend öffnete Itachi die Tür. So bald wie möglich ließ er den Türgriff wieder los. Das Feuer schlug ihm heiß entgegen. Itachi drehte sein Gesicht weg von der Hitze. Sein Husten wurde noch stärker. Das Knistern des leckenden, heißen Feuers, war in diesem Raum deutlich lauter. Dennoch zwang sich Itachi erneut dazu, sein Gesicht der Hitze zuzuwenden. Seine Augen hatte er zu Schlitzen zusammengekniffen. „Hallo? Ist hier jemand?“ erkundigte sich Itachi zwischen seiner Hustern. Immer weiter krampften seine Lungen zusammen. Die Hitze auf seinem Gesicht war fast unerträglich. Schweiß rann ihm den ganzen Körper hinab. Doch eine Antwort bekam er nicht. Angestrengt ließ Itachi seinen Blick durch den brennenden Raum wandern. Doch außer einem großen Bett und einem Schrank, an denen die Flammen empor kletterten und es verschlangen, konnte er nichts ausmachen. Itachi wandte sich von dem Zimmer ab, das lichterloh brannte. Er schloss die Tür nicht hinter sich. Dafür hatte er keine Zeit. Kaum hatte Itachi sich von den heißen Flammen abgewandt, verschwamm für einen kurzen Moment seine Sicht. Sein Körper schwankte. Er hatte schon zu viel des giftigen Kohlenmonoxids eingeatmet. Doch noch ein Zimmer lag vor ihm. Itachi zwang sich dazu, einen Schritt vor den anderen zu setzen und den Schwindel zu ignorieren. Obwohl der nächste Raum nur wenige Schritte von dem brennenden Schlafzimmer entfernt lag, benötigte Itachi ungewöhnlich lange. Sein Körper war in einem Hustenanfall gefangen und krampfte zusammen. Itachi badete regelrecht in seinem Schweiß. Und doch, irgendwann spürte er unter seiner verbrannten, Blasen werfenden Hand, erneut heißes Metall. Der Türgriff war nicht so heiß wie der davor, dennoch deutlich von seiner normalen Temperatur entfernt. Die Tür schwang auf und zeitgleich kämpfte Itachi damit, nicht umzufallen. Alles drehte sich um ihn. Sein Körper schwankte. Itachi lehnte sich gegen den Türrahmen, versuchte tief einzuatmen, um den dringend benötigten Sauerstoff zu bekommen. Stattdessen atmete Itachi nur schwarzen, giftigen Rauch ein, von dem er sofort wieder loshusten musste. Seine Augen tränten und brannten. Sicherlich waren sie rot angelaufen. Itachi kniff die Augen zusammen, um etwas vor sich in dem dunklen Qualm zu erkennen. Sein Hals brannte. Er schaffte es nicht, erneut nach jemandem zu rufen. Er hatte das Gefühl, wenn er es tat, würde er den letzten Rest Sauerstoff verlieren und dann ohnmächtig werden. Aufgrund der Tränen, dem Qualm und seiner schlechten Augen, sah Itachi so gut wie nichts. Ohne nachzudenken, stolperte Itachi in den Raum hinein. Und fiel. Im letzten Moment konnte Itachi sich noch auffangen. Er wusste nicht, woran er sich festhielt. Er wusste auch nicht, wogegen er gestoßen und daraufhin gestolpert war. Aber sein Fuß hatte etwas Weiches berührt. Hoffnung kam in Itachi auf. Er ging in die Knie, streckte die Hand aus und dann… Tatsächlich! Er spürte warme Haut, feine Härchen. Ein Arm! Sein Körper pumpte erneut Adrenalin in Itachis Körper. Er fühlte sich nun stärker. Seine Sicht besserte sich ein wenig. Der Körper vor ihm gehörte zu einer jungen Frau. Itachi konnte nicht viel sehen, aber das reichte ihm. Die junge Frau vor ihm war bewusstlos. Itachi beeilte sich, die bewusstlose Frau auf seine Arme zu nehmen und mit ihr zusammen aufzustehen. Es war schwerer als üblich. Sein Körper produzierte unter dieser Kraftanstrengung noch mehr Schweiß. Seine Muskeln zitterten. Dennoch stand Itachi letztendlich aufrecht, die Bewusstlose kraftlos in seinen Armen. Und da fiel Itachis Blick auf das Kinderbett, das aus Holz angefertigt war. Darin lag ein kleiner Körper. Ein Baby, schoss es Itachi durch den Kopf. Scheiße! Er musste sich beeilen. Er musste erst die Mutter nach draußen bringen, wieder in das Haus gehen und das Baby retten. Dieses unschuldige Leben sollte eine Chance bekommen, überhaupt ein Leben führen zu können. Mit dem Wissen, das sich hier noch ein Neugeborenes befand, schaffte es Itachi irgendwie aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und zur Haustür raus. Draußen angekommen, schlug ihm ein angenehmer Wind entgegen. Gierig sog Itachi den dringend benötigten Sauerstoff in seine Lungen. Seine Augen, sein Hals, seine Lungen brannten, waren gereizt. Beim Einatmen musste er würgen und husten. Dennoch bekam er irgendwie den Sauerstoff in seine Lungen. Noch nie hatte sich etwas so wunderbar angefühlt, wie der kühle Wind, der seinen erhitzten, schwitzenden Körper abkühlte. Der Sauerstoff brannte in seinen Lungen, aber gleichzeitig fühlte sich Itachi wie ein Verdurstender, der sich nun in einem See befand und das kühle Nass gierig trank und darin badete. Es waren nur wenige Sekunden, die Itachi mit geschlossenen Augen vor dem brennenden Haus stand und gierig den Sauerstoff einatmete. Dennoch fühlte es sich wie eine kleine Ewigkeit an. Doch die Verschnaufpause war nur von kurzer Dauer. Zu drängend war das Wissen, dass in dem Haus, in einem von Rauch verpesteten Zimmer, ein kleines Baby lag. Noch gab es eine Möglichkeit, das Kind zu retten. Dafür musste Itachi jetzt los. Erneut in das brennende, stickige, giftige Haus. Itachi zögerte nicht einen Moment. Vorsichtig ging Itachi in die Knie, legte die bewusstlose Frau auf den Boden ab, drehte um und ging auf das Haus zu, aus dem die schwarzen Rauchschwaden hervorquollen. Itachi sah sich nicht noch einmal nach der Frau um. Es hatte sich bereits eine kleine Gruppe Schaulustige gebildet. Einer von ihnen würde der Frau schon helfen. Dessen war er sich sicher. Dieses Mal fiel es Itachi deutlich schwerer, die Treppe in den ersten Stock hinauf zu gehen. Sein Atem ging schwer und keuchend, als er oben ankam. Immer wieder wurde sein ganzer Körper von Krampfanfällen geschüttelt. Sein Körper fühlte sich unglaublich schwer an. Itachi hatte das Gefühl, es wäre schon eine Ewigkeit her, seitdem er vor dem Haus gestanden und die frische Luft eingeatmet hatte. Itachis Gedanken kamen nur noch langsam voran. Er dachte nur noch an das Baby. Er musste es retten. Doch er war auch so müde. Er wollte sich ausruhen. Nur einen Moment. Dennoch zwang er sich weiter zu laufen. Itachi hatte Angst, würde er sich ausruhen, würde er einschlafen und hier drinnen sterben. Und das Baby mit ihm. Dieses Wissen wiederum gab Itachi die Kraft, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und letztendlich betrat Itachi wieder das Kinderzimmer. Er stand vor dem Kinderbett, das vollkommen in schwarzen Raum eingehüllt war. Glücklicherweise hatte sich das Feuer noch nicht weiter ausgebreitet. Itachi beugte sich über das Kinderbett, griff nach dem Kind und hielt erschrocken inne. Im ersten Moment glaubte er, er sei zu spät. Das Neugeborene war tot. Er war zu spät. Viel zu schlaff und locker lag es in seinen Armen. Itachi war geschockt. Er hatte versagt. Er hatte das Neugeborene nicht retten können. Er hatte Sasukes Leben ruiniert und jetzt dieses verloren. Er hatte versagt. Nur langsam realisierte Itachis langsam arbeitendes Gehirn weitere Details. Das Baby war leicht. Zu leicht. Die Haut fühlte sich hart und unecht an. Die Gelenke waren unbeweglich. Und dann, endlich, fanden die einzelnen Puzzlestücke zusammen und ergaben ein Ganzes. Es war eine Puppe. Eine Puppe, die wie ein Baby aussah! Das Baby war nicht tot! Itachi war nicht zu spät gewesen! Er hatte die Frau gerettet. Sie war die einzige Person in diesem Haus gewesen. Es war niemand gestorben. Itachi war nicht Schuld am Tod eines weiteren Unschuldigen. Voller Erleichterung gaben Itachis Beine unter ihm nach. Langsam rutschte er an dem Kinderbett hinunter. Mit halbgeschlossenen Augen lehnte er dagegen. Er sollte jetzt aus dem Haus. Er musste hier raus. Aber Itachi musste sich einen Moment ausruhen. Nur einen kurzen Moment. Dann würde er aufstehen, das Haus verlassen und zurück zu Sakura gehen. Ja, das war eine gute Idee. Eine sehr gute. Itachis Augen brennten. Er wollte sie nur einen Moment ausruhen, genauso wie seinen Körper. Er benötigte einen kurzen Moment Ruhe von dem qualmenden, schwarzen Rauch. Und so schloss Itachi die Augen. Nur für einen Moment. Und entglitt dann in eine tiefe Dunkelheit. Sakura irrte durch Konoha. Sie wusste nicht wo sie war. Sie hatte keine Ahnung, wo sie hinging. Die Häuser und Leute verschwammen zu einer einzigen unbedeutenden Masse. Das einzige was zählte, war Itachi. Sie bete und flehte, endlich wieder etwas von Itachi spüren zu können, ihn zu finden. Doch nichts geschah. Kein Wunder. Sakura konnte Itachi nicht finden, sie konnte keine Verbindung zu ihm aufbauen. Sie war kurz davor, zu zerbrechen, als sie gegen jemanden lief und auf den Boden fiel. Nur nebenbei bemerkte Sakura den brennenden Schmerz ihrer aufgeschürften Hände. Nur am Rande bemerkte sie, wie jemand eine Entschuldigung murmelte und ihr aufhalf. Als Sakura aufsah, war ihr Blick bereits durch einen Tränenschleier getrübt. Doch bislang war die salzige Flüssigkeit nicht über ihr Gesicht geflossen. Plötzlich sah sich Sakura dunklen Haaren und ebenso dunkle Augen gegenüber. Im ersten Moment wollte Sakura vor Erleichterung aufschreiben, jubeln und die Welt umarmen. Sie hatte die Arme bereits ausgebreitet und wollte Itachi umarmen. Bis sie abrupt inne hielt. Sasuke stand vor ihr, nicht Itachi. Diese Erkenntnis gab Sakura den Rest. Mit einem leisen Schluchzer bahnten sich die Tränen ihren Weg über ihr Gesicht und flossen ungehindert. Ihre Beine wollten unter ihr nachgeben, doch sie fiel nicht. Sasuke hatte sie an den Oberarmen gepackt und hielt sie fest. „Sakura, verdammt, reiß dich zusammen“, vernahm sie Sasukes Stimme. Es war ihr egal, was der Uchiha zu sagen hatte. Sakura wollte nicht Sasuke sehen. Sie wollte Itachi. Und nur ihn. Wie hatte sie auch nur einen Moment an ihren Gefühlen für ihn zweifeln können? Sie wusste doch, dass sie Itachi liebte. Nur ihn. Sie wollte niemand anderen. Und deswegen wollte sie einfach nur von Sasuke weg. Sie wollte zu Itachi. „...Itachi …. im Feuer…. Krankenhaus… Komm.“ Nur bruchstückhaft drangen Sasukes Worte zu Sakura durch. Sie verstand nicht so ganz, was Sasuke ihr da mitteilen wollte. Aber sein Blick war eindringlich. Seine Worte drängend. Was war mit Itachi? War er verletzt? Oder tot? Allein bei diesem Gedanken, rannen die Tränen nur noch schneller über ihre Wange. Dennoch ließ sie sich von Sasuke mitziehen. Sie wusste nicht, wohin sie gingen. Sie fühlte nur die warme, beruhigende Hand, die ihre umfasste und mit sich zog. Und Sakura folgte. Er wusste nicht so ganz was er denken und fühlen sollte. Momentan war Sasuke froh, sich auf Sakura konzentrieren zu können und wie er sie ins Krankenhaus bringen konnte. Sie wirkte vollkommen neben der Spur. Ab und an war ein Schluchzen von ihr zu vernehmen, doch die meiste Zeit über war Sakura still. Sie folgte Sasuke, der noch immer ihre Hand hielt und mit sich herzog. Selbst als sie das Krankenhaus betraten, ließ keiner von ihnen die Hand des anderen los. Sasuke beachtete die Leute um sich herum nicht. Er nahm nicht die Dorfbewohner vor dem Krankenhaus wahr, auch nicht die Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte im Krankenhaus, die beschäftigt ihrer Arbeit nachgingen. Sasukes Gedanken schwirrten wirr in seinem Kopf umher. Das Einzige, was Sasuke wusste, war, dass sein Bruder im Krankenhaus lag. Der Grund war ein brennendes Haus gewesen. Den Zusammenhang hatte Sasuke bislang noch nicht gefunden. Er wusste nur, die Krankenschwester, die Sasuke angerufen hatte, als er gerade nach Hause gekommen war, hatte sehr besorgt und ernst geklungen. Deswegen hatte sich Sasuke auf den Weg ins Krankenhaus gemacht. Er hatte selbst noch keinen Grund für sich gefunden, warum er das tat. Sakura war eine vorherragende Ausrede, warum er sich nun hier befand. Doch warum hatte er überhaupt das Haus verlassen? Es ging hier um seinen Bruder. Den Mörder seiner Eltern und des Uchiha-Clans. Die Gründe für Itachis Beweggründe waren Sasuke egal. Fakt blieb, Itachi hatte sie alle umgebracht. Mit seinen eigenen Händen. Für sich hatte Sasuke doch schon längst entschieden, dass ihn sein älterer Bruder nicht kümmerte. Egal was mit Itachi war, Sasuke war nicht daran interessiert. Und dennoch realisierte er, dass er vor der Information im Krankenhaus stehen blieb, die Schwester nach Itachis Zimmernummer fragte und sich nun mit Sakura auf dem Weg dorthin befand. Er tat das für Sakura, entschied Sasuke. Sakura schien wirklich nicht in der Verfassung, irgendetwas selber zu regeln. Ein kurzer Blick über seine Schulter, bestätigte Sasukes Vermutung. Sakuras Augen waren gerötet, sie sah sehr blass aus. Sasuke befürchtete schon, sie würde jeden Moment ohnmächtig werden. Doch der Druck ihrer Hand war stark. Es schien, als würde Sakura ihre ganze Energie darauf verwenden. Als wäre Sasuke ihr Anker. Die Vorstellung gefiel ihm irgendwie. Es war auf jeden Fall besser, als über Itachi nachzudenken. Es zeigte Sasuke jedoch auch, wie stark Sakuras Gefühle für Itachi waren. Oder wusste sie etwas, was er nicht wusste? War Itachi womöglich schon längst verstorben? Immerhin hatte Sakura eine Verbindung zu Itachi. Sie sollte so etwas wissen. Sie sollte wissen, ob er in Ordnung ist oder nicht. Eventuell reagierte Sakura aber auch einfach nur über, weil sie sich um Itachi sorgte und was? Ihn liebte? In Sasuke hatte sich schon mehrfach diese Vermutung geregt gehabt, immerhin führten die beiden anscheinend eine richtige Beziehung. Aber gleichzeitig konnte sich Sasuke einfach nicht vorstellen, dass irgendwer Itachi lieben konnte. Erst recht nicht Sakura. Sie war doch immer für ihn da gewesen, hatte mit ihm zusammen gegen Itachi kämpfen wollen. Nein, die beiden führten vielleicht eine Beziehung, aber Grund dafür war wohl eher die Verbindung zwischen ihnen. Die Beziehung war sicherlich rein körperlich. Und weil es Itachi gerade nicht gut ging, ging es Sakura nicht gut. Diese Erklärung gefiel Sasuke. Bis er sich vorstellte, dass Itachi womöglich sterben konnte. Allein der Gedanke daran, gefiel Sasuke nicht. Ein ungutes Gefühl, das Sasuke aber nicht näher beschreiben konnte – oder wollte – kam in ihm auf. Niemand war es erlaubt Itachi zu töten, außer ihm. Und wegen irgendeines banalen Grundes sollte Itachi auch nicht sterben. Itachi war immer Sasukes Ziel gewesen. Oder wohl eher sein Tod. Sasuke wurde bereits dieses Ziel genommen. Da sollte ihm nicht auch noch Itachi genommen werden. Abrupt blieb Sasuke stehen. Mitten im Flur. Sakura, die damit nicht gerechnet hatte, lief in Sasuke. Sie murmelte nur eine Entschuldigung, doch Sasuke nahm es gar nicht richtig wahr. Vielmehr schockierte ihn die Richtung, in die seine Gedanken gewandert waren. Sie machten Sasuke schon fast Angst. Bevor er jedoch darüber nachdenken konnte, warum er so fühlte, lenkte Sakura ihn ab. Eine Ablenkung, die Sasuke gerne annahm. „Alles in Ordnung Sasuke?“ fragte sie besorgt. „Alles in Ordnung“, gab er zurück. Erneut blickte Sasuke zu Sakura. Neben der Sorge um Itachi stand nun auch die Sorge um ihn in ihrem Gesicht geschrieben. Eine Tatsache, die Sasuke beruhigte. So war es in der Vergangenheit immer gewesen. Schon immer hatte sich Sakura um ihn Sorgen gemacht. Es war gut zu wissen, dass sich wegen Itachi nicht alles geändert hatte. „Ich habe nur kurz überlegt, ob wir den richtigen Weg nehmen“, versuchte Sasuke sein Verhalten zu erklären. „Ja, nur noch ein Stück den Flur entlang. Dann sind wir da“, erklärte Sakura. Für einen kurzen Moment blickte Sakura nicht mehr ganz so besorgt drein. Doch der Grund, warum sie sich im Krankenhaus befanden, ließ die Sorge zurück auf Sakuras Gesicht kehren. Sie schluckte schwer. Sakura kämpfte darum, nicht wieder in Tränen auszubrechen. Sasuke konnte es deutlich erkennen, auch wenn sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Sasuke wollte Sakura gerne mit Worten aufmuntern. Ihr sagen, dass sie sich nicht sorgen musste. Das alles gut werden würden. Ihr irgendetwas sagen, was sie nicht länger so besorgt und traurig dreinsehen ließ. Doch nicht ein Wort verließ Sasukes Lippen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Also entschied er sich dazu, zu schweigen. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, gingen Sakura und Sasuke den Flur hinunter. Es waren nur wenige Schritte nötig, bis sie die Tür mit der Nummer 049 erreichten. Davor blieben Sasuke und Sakura einvernehmlich stehen. Es waren keine Worte nötig. Sakuras Hand, sie sich nur noch stärker an Sasuke klammerte, sagte ihm alles, was er wissen musste. Hatte er vorher noch geglaubt, Sakura würde überreagieren, wusste er nun, dass es doch ernster um Itachi stand, als angenommen. Sakura wollte in das Zimmer, wollte Itachi sehen und war doch gleichzeitig verängstigt vor dem, was sie dort sehen würde. Sasuke ging es da leider nicht anders, auch wenn er versuchte diese Tatsache zu verdrängen. Recht erfolgreich, wie er fand. Denn so konzentrierte er sich auf Sakura und dachte nicht länger über sich selbst nach. „Lass uns rein gehen. Er lebt, ansonsten hätte uns die Schwester überhaupt nicht hierher gelassen“, sagte Sasuke, um Sakura wenigstens ein wenig aufzubauen. Ein plötzlicher Ruck ging durch Sakura. Sie schien diese Tatsache vorher nicht in Betracht gezogen zu haben. Denn jetzt gab es kein Halten mehr. Sakuras Hand löste sich aus Sasukes. Die Wärme verschwand mit ihr, genauso wie Sakura neben ihm. Sie stieß die Tür vor ihnen auf, blieb kurz stehen und rannte dann in die Mitte des Zimmers. Sasuke blieb im Türrahmen stehen. Es fühlte sich nicht richtig an, jetzt in den Raum zu gehen. Lieber blieb er wo er war und spielte den Beobachter. Außerdem wusste Sasuke nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Sakura stand an dem Bett, blickte ein paar Sekunden lang auf den bewusstlosen oder schlafenden Itachi – Sasuke wusste es nicht – ehe sie sich dann über das Bett beugte. Sie umschlang den Oberkörper Itachis und direkt darauf vernahm Sasuke das herzzerreißende Schluchzen Sakuras. Im ersten Moment glaubte Sasuke, er hätte falsch gelegen und Itachi wäre nicht länger am Leben. Dann realisierte er allerdings, dass Sakura vor Erleichterung weinte. Itachi schien es soweit gut zu gehen. Als Sakura dann anfing mit Itachi zu reden - auch wenn sie keine Antwort zurückerhielt - und sie ihm sagte, wie sehr sie sich um ihn sorgte und wie sehr sie ihn liebte, fühlte sich Sasuke als Eindringling. In diesem privaten Moment sollte er nicht hier sein. Außerdem reichte es Sasuke auch. Er wollte nur wissen, was mit Itachi geschehen war und Sakura zu ihm bringen. Er hatte, was er wollte. Nun konnte er gehen. Außerdem konnte er jetzt wohl seinen Plan, mit Sakura seinen Clan aufzubauen, beerdigen. Vorsichtig schloss Sasuke die Tür, drehte sich um und wollte gehen. Allerdings kam in diesem Moment die Hokage den Flur entlang. Sicherlich war ihr mitgeteilt worden, dass Sakura und Sasuke hier waren. Und so verwunderte es Sasuke auch nicht als die Hokage vor Sasuke stehen blieb. „Ah, hast du deinen Bruder bereits besucht?“ erkundigte sie sich mit einem kleinen Lächeln. „Nein, ich habe Sakura hergebracht. Sie ist gerade bei Itachi“, erklärte Sasuke schlicht. Er wollte jetzt nicht mit der Hokage sprechen. Er wollte mit niemandem reden. Es reichte ihm, dass Naruto ihn später sicherlich darauf ansprechen würde, warum Sasuke all diese Gefühle empfand, für die er selber keine Erklärung hatte. „Ah, verstehe. Nun, was denkst du? Sollte ich die Anbu Itachi bewachen lassen? Er wird nur wenige Tage hier sein müssen. Er hat eine Rauchvergiftung davongetragen, als er eine Frau aus einem brennenden Haus gerettet hatte. Allerdings wurde er dabei ohnmächtig und verblieb im Gebäude. Der Ehemann der Geretteten, der gerade mit seinem kleinen Sohn von einem Arztbesuch zurückkam, sah, was geschehen war. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass seine Frau in Ordnung war, ging er selber in das brennende Haus, um Itachi zu retten.“ Sasuke stand da und wollte am liebsten ein „wen interessiert das?“ von sich geben, doch er schwieg. Er verstand nicht, warum Tsunade ihm dies alles erzählte. Es war ihm egal, warum Itachi im Krankenhaus lag. Zumindest redete er sich das ein. Nach einem Moment jedoch realisierte er, was Tsunade ihm da mitgeteilt hatte. Itachi hatte jemanden aus dem Dorf gerettet und war selbst von einem Dorfbewohner gerettet worden. Etwas, was wohl weder Tsunade, noch Sasuke erwartet hatte. Immerhin war auch ihm selbst aufgefallen, wie sehr die Leute hier Itachi verabscheuten und hassten. Aber nur weil ein einziger Dorfbewohner Itachi gerettet hatte – und er wusste nicht einmal, ob der Mann gewusst hatte, wen er da rettete – hieß das noch lange nicht, dass er vom Dorf akzeptiert worden war. Und das sagte Sasuke der Hokage. Tsunade dachte nicht lange darüber nach. Sicherlich war sie selbst bereits zu diesem Schluss gekommen, denn sie sagte nur: „Ja, Anbu wären wohl angebracht.“ Sasuke nickte nur schweigend. Er wollte nach Hause oder wohl eher seine momentane Unterkunft bei Naruto. Hauptsache weg von hier. „Nun, ich werde dann mal zu Sakura gehen und sie aufklären“, gab Tsunade von sich und tat so, als hätte sie Sasuke nicht gerade - gegen seinen Willen - aufgezwungen zu erfahren, wie es um seinen Bruder stand. Sasuke dagegen war nur froh, dass er jetzt gehen konnte. Und so schnell er konnte, verließ er das Krankenhaus. Das kühle Wasser lief vom Wasserhahn in das saubere Glas. Als das Wasser nur noch einen fingervoll vom Überlaufen entfernt war, drehte Sakura den Wasserhahn ab. Mit dem Glas in der Han ging sie vorsichtig durch das Wohnzimmer zu ihrem Schlafzimmer. Sie wollte nichts verschütten. Im Schlafzimmer angekommen, fiel ihr Blick sofort auf Itachi, der im Bett lag und zu ihr sah. Bei seinem Anblick schlug Sakuras Herz augenblicklich schneller. Unweigerlich begann sie zu lächeln, während sie die letzten Schritte zu Itachi überwand. Bei ihm angekommen, überreichte sie ihm das Glas. Itachi nahm es ihr ab und führte es an seinen Mund. „Langsam. Trink nicht zu schnell“, sagte da Sakura besorgt. Bevor Itachi auch nur einen Schluck trank, senkte er das Glas wieder und hielt es auf Brusthöhe. Ein leiser Seufzer entfuhr Itachi. „Du musst dich nicht länger sorgen. Mir geht es gut.“ Um seine Worte ein wenig abzumildern, lächelte Itachi Sakura zu. Diese ließ ihren Kopf leicht hängen. Seine Worte hatten sie nicht verletzt. Keineswegs. „Ich weiß ja. Aber ich kann halt nicht anders. Als du in Gefahr warst, hatte ich keine Ahnung wo du warst. Ich konnte dir nicht helfen. Überhaupt nicht. Wenn dich nicht jemand da raus geholt hätte, dann…“ Allein bei dem Gedanken an Itachis Tod bildete sich ein Kloß in Sakuras Hals. „Aber mich hat jemand gerettet. Denk bitte nicht an das, was hätte geschehen können, wenn doch alles gut verlaufen ist. Und das nächste Mal, bevor ich in ein brennendes Haus renne, sage ich dir Bescheid.“ Bei Itachis Versuch eines Witzes, hoben sich Sakuras Mundwinkel ein wenig. „Das will ich auch schwer hoffen“, ging Sakura auf das kleine Spielchen ein. „Und jetzt trink. Du musst genug trinken, um die letzten Schadstoffe aus deinem Körper zu spülen.“ Natürlich wusste Itachi das. Tsunade und auch Sakura hatten es ihm im Krankenhaus oft genug gesagt gehabt. Nach zwei Tagen im Krankenhaus waren aber sowohl Atemmaske als auch Infusionen nicht länger nötig gewesen und er konnte nach Hause gehen. Glücklicherweise hatte er auch keine Verbrennungen davon getragen, außer an seiner Hand und die war nicht sonderlich schlimm gewesen. Sakura konnte noch immer nicht glauben, was für ein Glück Itachi gehabt hatte. Wenn sie bedachte, wie sehr die Dorfbewohner Itachi doch ablehnten, grenzte es an ein Wunder, das eben einer der Dorfbewohner Itachi gerettet hatte. Sakura war noch immer sauer auf die Dorfbewohner, die nur gaffend vor dem brennenden Haus gestanden hatten und keinen Finger gerührt hatten, um Itachi zu retten. Zum Glück für diese, das Sakura nicht wusste, wer gaffend sinnlos herumgestanden hatte und billigend Itachis Tod in Kauf genommen hatten. „Sakura, lass uns doch einen kleinen Spaziergang machen“, schlug da Itachi vor. Als die Angesprochene aus ihren Gedanken schreckte, bemerkte sie, dass Itachi bereits sein Glas Wasser ausgetrunken hatte und das leere Glas nun in seinen Händen hielt. „Aber du musst dich ausruhen“, widersprach Sakura. „Du bist entlassen worden, weil ich Ärztin bin.“ „Eben. Was soll mir denn an der frischen Luft passieren, wenn ich meine persönliche Ärztin dabei habe? Außerdem habe ich genug herumgelegen. Ein wenig Bewegung wird mir gut tun. Und ich spreche ja von einem Spaziergang“, fuhr Itachi fort, bevor Sakura Einspruch erheben konnte „und nicht von einem Marathonlauf.“ Seufzend gab sich Sakura geschlagen. Lächelnd setzte sich Sakura neben Itachi ins Bett. „In Ordnung. Aber nur ein paar Minuten.“ Itachi schlang den Arm um Sakura und zog sie näher an sich. Ohne zu zögern legte Sakura ihren Kopf an Itachis Brust und schloss die Augen. „Aber lass uns noch einen Moment länger so bleiben“, bat Sakura leise. Als Antwort begann Itachis langsam Sakuras Arm zu liebkosen. Sakura indessen schlang ihre Arme um Itachis Mitte. Wirklich, wie hatte sie auch nur einen Moment glauben können, ohne Itachi leben zu können? Es kam Sakura vor, als lägen Jahre zwischen ihrem Treffen mit Sasuke, das sie so verwirrt hatte und jetzt. Nie wieder würde Sakura an ihren Gefühlen für Itachi zweifeln. Niemand würde es je wieder gelingen, sie so zu verwirren, wie es Sasuke geschafft hatte. Niemals wieder. „Ich liebe dich“, sagte Sakura und fühlte, wie sehr diese Worte nicht einmal im Ansatz ihre Gefühle für Itachi beschrieben. Sakura wollte den Rest ihres Lebens mit Itachi verbringen. Egal was für Probleme und Schwierigkeiten dadurch auf sie zukommen würden, zusammen würden sie das schon schaffen. Das wusste Sakura mit einer Gewissheit, dass sie nicht einen Moment daran zweifelte. Selbst die Tatsache, dass sie die drei magischen Worte das erste Mal zu Itachi gesagt hatte und sich dadurch sicherlich so einiges in ihrer bisher nicht näher definierten Beziehung ändern würde, wusste Sakura, dass es so richtig war und so sein sollte. Auf ihr Liebesgeständnis hin, legte Itachi seine Finger unter Sakuras Kinn, hob ihr Gesicht an, näher an seines, und küsste sie. Drei Monate später waren Sakura und Itachi gerade auf dem Nachhauseweg vom Einkaufen. Beide trugen je zwei volle, schwere Taschen voller Lebensmittel, Getränke und Plastikgeschirr. Heute Abend würde im Garten, hinter dem Haus, eine große Grillfeier stattfinden. Ganz zu Ehren Sasukes, der seit heute offiziell wieder ein vollwertiges Mitglied von Konohagakure war. Seine Resozialisierung war damit abgeschlossen und die einseitige, emotionale Verbindung zwischen Naruto und Sasuke bestand nicht länger. Itachi war selten so stolz auf seinen kleinen Bruder gewesen wie heute. Er freute sich sehr, dass sein Bruder einen Schritt aus der Dunkelheit, hin zum Licht, getan hatte. Nun, Sasuke war noch immer verschlossen und zeigte nur gelegentlich was er wirklich fühlte, aber da war Itachi nicht viel besser. Das lag sicherlich nicht nur am Ninjaleben sondern auch in ihrer Familie. Itachi konnte sich nicht sonderlich an irgendein männliches Mitglied seines Clans erinnern, der einfach mal laut losgelacht oder in Tränen ausgebrochen wäre. Auch wenn sich die Beziehung zwischen Sasuke und Itachi nicht sonderlich verändert hatte, glaubte Itachi zumindest eine Art Akzeptanz der Situation seitens Sasuke wahrzunehmen. Es war besser, als weiterhin das verhasste Todesziel seines Bruders zu sein. „Denkst du, das Wetter bleibt gut? Morgen soll es ja regnen. Ich hoffe, das Wetter entschließt sich nicht dazu, bereits heute Abend damit anzufangen.“ Itachi blickte zu Sakura, die gerade ernsthaft über das Wetter nachdachte. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Itachis Gesicht. Er mochte es, wenn Sakura konzentriert über etwas nachdachte. Dann sah sie einfach unwiderstehlich für ihn aus. Für Itachi gab es eh keine schönere Frau als Sakura. „Falls es regnen sollte, werden schon alle Platz in unserer Wohnung finden“, erwiderte Itachi. Unsere Wohnung. Der Klang dieser Worte gefiel Itachi. Er war zwar derjenige gewesen, der darauf bestanden hatte, ihre Beziehung geheim zu halten, doch er war froh, Sakuras Drängen nachgegeben zu haben. Obwohl Sakura es nur ihren Freunden erzählt hatte, hatte sich die Neuigkeit über ihre Liebesbeziehung wie ein Buschfeuer in Konoha verbreitet. Natürlich gab es Leute, die Bedenken geäußert hatten. Nie Itachi gegenüber, aber Sakura hatte ihm davon erzählt gehabt. Anfangs hatte sich Itachi merkwürdig gefühlt, durch die Straßen zu laufen und dabei Sakuras Hand zu halten. Ja, er war sich sogar etwas albern vorgekommen. Immerhin hatte er so etwas noch nie zuvor getan. Doch jetzt war es für ihn ganz normal. Leider hatte er gerade keine Hand frei, um diesem Verlangen jetzt nachzugehen. „Bist du dir sicher? Ich meine, wir sind echt viele Leute“, entgegnete Sakura besorgt. „Wie viele sind wir denn?“ „Nun, unser Team natürlich. Das wären dann 6 Leute, uns beide eingeschlossen. Dann Neji, Tenten, Hinata, Lee. Und soviel ich weiß, hat Naruto entschieden, auch Kiba, Shino, Ino, Choji und Shikamaru einzuladen. Also eigentlich alle Teams von früher“, erklärte Sakura. „Das macht dann 15 Leute. Die passen schon irgendwie in Küche und Wohnzimmer. Außerdem denke ich nicht, dass es regnen wird.“ „Aber haben wir genug zu Essen?“ warf Sakura ein und runzelte die Stirn. Auf ihre Frage hin, hob Itachi nur seine Hände an, in denen er die schweren Tüten hielt und hob zusätzlich seine Augenbrauen an, um seiner Geste mehr Ausdruck zu verleihen. „Außerdem wollten doch noch ein paar Leute Salate und Brot mitbringen. Hast du mir das nicht eben noch im Supermarkt gesagt?“ „Ja, ja. Du hast ja Recht“, sagte Sakura. „Außerdem stellen wir ja nur den Ort. Die Feier selbst ist ja für Sasuke“, fügte Itachi hinzu. „Ja, aber Sasuke wollte nicht feiern. Wir haben ihn ja immerhin regelrecht dazu gezwungen.“ „So ist Sasuke nun mal. Er muss immer zu seinem Glück gezwungen werden“, entgegnete Itachi halb im Spaß, halb im Ernst. „Da hast du wohl recht.“ Lächelnd blickte Sakura Itachi an. In diesem Moment blieb die Welt für Itachi stehen. Obwohl sie beide noch immer liefen und die Menschen um sie umhergingen, war es für ihn, als würde in diesem Moment nur Sakura und Itachi existieren. Noch immer konnte er sein Glück nicht fassen, das er tatsächlich Sakuras Herz für sich gewonnen hatte. Alles schien perfekt in diesem Augenblick. Selbst die Dorfbewohner waren Itachi nicht mehr ganz so ablehnend gegenüber gestimmt. Eine Tatsache, die sich darin äußerte, dass die Leute zwar immer noch Itachi Blicke zuwarfen, doch sie waren nicht länger hasserfüllt. Eher abwägend. Außerdem äußerte niemand mehr laut seinen Unmut über Itachis Anwesenheit. Zudem wechselte nicht jeder mehr automatisch die Straßenseite, wenn Itachi draußen unterwegs war. Für ihn war das ein kleiner Sieg und ein Schritt in die richtige Richtung. Es erlaubte Itachi, einen Schritt aus dem Schatten zu treten, in dem er immer gelebt hatte und auf das Licht zu zugehen, in dem Sakura stand. Und das nur, weil er die Frau aus dem brennenden Haus gerettet hatte. Eine Sache, die Itachi immer wieder tun würde. Nicht wegen den Folgen, sondern weil es einfach richtig war. Auch wenn Itachi beinahe in dem Feuer umgekommen war, konnte er sich nur positiv daran erinnern. Das Feuer hatte ihn zwar nicht verbrennt, aber irgendwie einen Teil seiner dunklen Vergangenheit verbrannt. „Wenn wir daheim angekommen sind, sollten wir zügig alles vorbereiten. Immerhin kommt Naruto gerne mal zu früh, wenn es um Essen geht“, meinte Sakura da und die Welt begann wieder um ihn herum zu funktionieren. Sie stoppte nicht länger. Und das war auch in Ordnung so. Gemeinsam mit Sakura würde Itachi es schaffen, irgendwann gänzlich im Licht leben zu können. Mit Sakura an seiner Seite, würde Itachi alles schaffen. Er konnte wieder von einer Zukunft träumen. Von einer Familie. Mit Sakura war alles möglich. „Ja, lass uns nach Hause gehen“, sagte Itachi und genoss lächelnd den Klang dieser Worte. „Ich freue mich schon darauf, mit allen zu feiern. Ich freue mich sehr für Sasuke, dass seine Resozialisierung vorbei ist. Und wenn deine in ein paar Monaten vorbei ist, müssen wir noch einmal feiern“, entschied Sakura. Zustimmend nickte Itachi. „In Ordnung. Lass uns das machen. Zusammen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)