Destroyed beyond repair von poetrysleeping (the maniac with the will to survive) ================================================================================ Kapitel 3: SHX 4-79 ------------------- „Entschuldigung“ , bemüht setzte sie ihr freundlichstes Lächeln auf. Die schlanke Frau vor ihr musterte sie misstrauisch. Ihre blonden Locken fielen auffällig über ihre Schultern, betonten ihre blauen Augen. In wiegender Bewegung schaukelte sie ein Kind auf ihrem Arm, in den Schlaf.  „Was willst du?“   „Könnten sie mir Auskunft geben? Ich suche nach einer Bar“ Der Blick der Blonden wurde freundlicher, das Misstrauen verschwand jedoch nicht. „Das Joe's ist die beste Bar hier in der Stadt. Die Straße immer rauf und dann rechts, es ist nicht zu übersehen“ Das Gesicht der Grünäugigen hellte sich auf. “Danke. Sagen Sie, kann man dort auch nächtigen?“ „Soviel ich weiß schon“, die Frau nickte kurz. Höflich verabschiedete sie sich. Die Menschen fragten nicht mehr nach dem Leben der anderen, der einzige Vorteil den der Krieg gebracht hatte. Schon bald war der Pub erreicht. Mit ihrem Sehnen nach Alkohol hatte sich auch die Frage nach dem Ort der auf dem Zettel stand geklärt. Was für ein Zufall. Schwungvoll beförderte sich die junge Frau die schmale Treppe hinauf und trat ein. Einige Tische und Stühle standen im Raum verteilt, Rockmusik begrüßte sie freudig. In der Mitte befand sich eine Plattform, lange Eisenstangen forderten zum tanzen auf. Mit Erfolg wie die Grünäugige nüchtern feststellte. Schlangenartig bewegten sich dort exotische Tänzerinnen, zogen den männlichen Besuchern ihr Geld aus den Taschen. Die gefärbte Beleuchtung tauchte die Umgebung in ein schmuddeliges Klima.  Nun denn, es war wie es war. Geschafft ließ sie sich auf einen Hocker vor dem Tresen sinken und bestellte. Der Barkeeper stellte ihr ein Glas mit Bernsteinfarbener Flüssigkeit vor die Nase. Die junge Frau nahm einen kräftigen Schluck und genoss den holzig-bitteren Geschmack auf ihrer Zunge. Nach vier weiteren Gläsern, spürte sie den Fusel in ihrem Blut. Ihr Blick wurde glasig und fixierte einen, für andere unsichtbaren Punkt. Die gute Laune blieb leider Gottes aus wie sie feststellen musste. Ein Blick auf ihre Uhr verriet ihr das es kurz nach 10 war, also noch genug Zeit. Dösig schickte sie ihren Blick auf Wanderschaft.  Auf einer der Tänzerinnen blieb er liegen. Rhythmisch bewegte sie sich zum klang der Musik. Ihr knappes Oberteil lag fest an und betonte ihre femininen Kurven. Leicht Überrascht stellte sie fest, dass ein kleiner Metallstab in ihrer Brust steckte. Da hatte wohl jemand einen Anflug von Rebellion gezeigt. Leicht lächelnd machte sie sich eine Notiz in Gedanken die Tänzerin darauf anzusprechen. Matt fuhr sie sich über ihr Gesicht, der Alkohol machte sie müde und der Tag war verdammt anstrengend gewesen. Nur das hässliche Ding in ihr war hellwach. Jetzt, wie jede andere Sekunde auch. Jeden Tag schien es größer zu werden, sie konnte ihm förmlich beim wachsen zusehen. Unweigerlich fing sie an sich zu verkrampfen. Nach gefühlten Minuten zeigte die Uhr kurz nach elf. Die Kneipe hatte sich gut gefüllt und die betrunkenen Gäste brüllten und gröllten die Lieder die gespielt wurden freudig mit. Mit einer Hand winkte sie den Barkeeper zu sich.  „Zimmer 2/14 für diese Nacht“, der Barkeeper musterte sie einen Moment misstrauisch und drückte ihr dann den Schlüssel in die Hand. Teufel waren die Leute argwöhnisch. Seufzend erhob sie sich und stieg die eisernen Treppen hinauf, schloss die Tür auf. „Du brauchst also Informationen“, der Mann mit dem Mantel hatte sie erwartet.  Sie antwortete mit einem knappen Nicken. Seine Kapuze verdeckte wie gehabt sein Gesicht. Nur einige Strähnen schwarzen Haares wollten wohl frische Luft schnappen.  „Paps hat einen Auftrag für dich, schauen wir mal wie du dich anstellst dann bekommst du eventuell die Informationen die du suchst.“ Ihre Augenbraue wanderte in die Höhe. Paps? und woher zum Teufel wusste er dass sie Informationen suchte? „Der Generator unter der Stadt ist ausgefallen, wenn er nicht wieder zum arbeiten gebracht wird hat die ganze Stadt ein Problem, wir laufen auf Notreserve“ „Bist ja heute ausnahmsweise gesprächig was“, warf die hellhaarige dazwischen. Die Kapuze des Fremden war ein Stück in die Höhe gerutscht und nun konnte sie sehen wie sich ein breites Grinsen auf seine Lippen schlich, dabei zeigte er seine weißen Zähne.  „Erfülle den Auftrag und du bekommst eine Vergütung“, fuhr er fort. „Wie finde ich den Generator?“ „Ah hätte ich fast vergessen“, er drückte ihr ein kleines, piependes Gerät in die Hand. „Ist nicht zu übersehen“, dann drehte er sich um und glitt elegant aus dem Fenster.  Gleich darauf hörte man einen dumpfen Schlag. Verdutzt warf sie einen Blick hinaus. Im Anschluss hörte man sie belustigt lachen als sie sah wie eine Gestalt mit verdächtig bekanntem Mantel in der Dunkelheit verschwand, ein Bein leicht nachziehend.  „Doch nicht so lässig hm“, murmelte sie schmunzelnd.  Völlig fertig bereitete sie sich auf ihren wohlverdienten Schlaf vor, mittlerweile spürte sie jeden Muskel ihres Körpers.  ----- Ding. Ding.Ding.  „Shit“, leicht genervt drehte sich die Hellhaarige in dem Bett um und warf einen Blick auf ihre Uhr. Schon Nachmittag, langsam sollte sie los. Müde rieb sie sich den Schlaf aus den Augen und schlurfte zum angrenzenden Bad. Es war nicht schlecht wenn man ihr den Auftrag bezahlen würde immerhin musste sie noch ihre Bestände auffüllen und neue Kleidung wäre auch nicht schlecht.  Diese hatte sie gestern in aller eile noch gewaschen. Nun hing die dunkle Jeans, das weiße Top und der graue Pullover über der kläglichen Dusche. Mit einer Hand griff sie nach einem Handtuch und warf einen Blick aus dem Fenster, die Leute huschten hin und her. Die Hitze ließ die Umgebung schwummrig erscheinen. Kurzerhand landete ihre Unterwäsche auf dem Boden und die junge Frau genoss das kühle Wasser auf ihrer erhitzen Haut. Es war ein Wunder wie gut diese Stadt aufgebaut war. Es gab fließendes Wasser, zumindest in dieser Baracke. Es war gut, einen Schritt weiter gekommen zu sein und den Strippenzieher dieses Ortes zu finden, sicherlich hatte er die Informationen die sie brauchte. Frisch und sauber trat sie aus der Dusche und starrte in den teilweise angeknacksten Spiegel vor ihr. Jadegrüne Augen blickten sie finster an, gebräunte Haut stand im Kontrast zu ihrem langen, hellen Haar. Der schmale Mund war zu einem harten Strich zusammengepresst, ließ das Gesicht älter erscheinen. Wie alt war sie nun? Zweiundzwanzig plus/minus einem Jahr. Sie wusste es nicht, die Ärztin hatte damals geschätzt.  Ihr Blick fiel auf ihr Handgelenk. Indigo leuchtete dort ein Barcode. Ihr Mund zog sich zu einem sarkastischen lächeln, erinnerte der Code daran das sie nicht mehr als ein Experiment war. Projekt SHX 4-79.  Schweigsam saß das kleine Mädchen auf dem eisernen Tisch, ließ die Spritzen ohne ein Wort über sich ergehen. Sie war es gewöhnt  jeden Mittwoch gab es diese fürchterlichen Spritzen. Manche verschoben ihre Sinne, dann sah sie doppelt oder hörte das Blut der Forscher rauschen. Oft hatte sie dann solche Angst, dass weitere Spritzen nötig waren um sie zu beruhigen.  Der Sinne konnte sie wohl beraubt werden, jedoch nicht ihrer Vorfreude. „Du darfst jetzt gehen SHX 4-79“ Munter glitt sie von dem kalten Chirurgenstahl und lief Richtung Betriebsrestaurant.  „Jeeeeeff, ich bin fertig“ „So so, bist du das“, kam brummend von dem Bartträger. Mühsam zog sie sich auf einen Stuhl, ihre Augen glitzerten vor Freude. Vor ihr wurde ein Teller mit Apfeltaschen abgestellt und augenblicklich griffen die kleinen Hände danach. „Heute war es überhaupt nicht schlimm“, stieß sie mit vollem Mund hervor. Der ältere ließ sich neben sie sinken. „Schön, SHX 4-79“ Das Mädchen hielt inne und starrte auf ihre halb aufgegessene Apfeltasche. „Ich will einen richtigen Namen Jeff, keine blöde Nummer“ Der Koch seufzte. „Einen richtigen Namen also“ „Ja einen richtigen Namen! So wie andere auch!“, In ihren Augen hatten sich einige Tränen gesammelt die sie nun schnell weg wischte. „Wenn das so ist, wie wäre es mit Billie?“ Empört blickte die Kleine auf. „Billie ist ein Name für Jungs!“ Jeff schmunzelte leicht, das Kind war unverbesserlich. „Such dir selbst einen aus“ Das Mädchen fing an zu lächeln. „Nagut“ sie sprang vom Stuhl. „Wir sehen uns später Jeff, danke für die Apfeltaschen“ Der Blonde brummte etwas unverständliches, etwa wie: und such dir einen besonderen aus sonst mach ich dir Beine, aber das konnte natürlich nicht sein. Leicht stieß sie sich von dem Waschbecken ab und spuckte hinein. Wie lange konnte es noch so weiter gehen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)