Ein Name sagt mehr als tausend Worte von Keb (Kaiba x Tea) ================================================================================ Kapitel 1: Hilfe mit Gegenleistung?! ------------------------------------ Er kam mir unangenehm nahe, so nahe, dass sein Atem mir widerlich ins Gesicht schlug. Die Wand bohrte sich schmerzhaft in meinen Rücken als ich versuchte ihm auszuweichen. Wie in Zeitlupe streckte er seine Arme aus und stützte sich mit seinen Hände an der Wand ab, auf der Höhe meines Kopfes. Somit nahm er mir jeglichen Fluchtweg. Sah man davon ab, dass ich unter seinen Armen wegtauchen könnte, aber dafür wäre ich wahrscheinlich zu langsam. Sein Gesicht kam meinem immer näher. Dann senkten sich seine Lippen grob auf meine. Bei dieser Berührung lief es mir eiskalt den Rücken runter vor Ekel. Warum zum Teufel kam keine um mir zu helfen? Wir stand auf dem Flur eines eigentlich belebten Bürogebäudes. Nur war es gerade alles andere als belebt, obwohl ich wusste, dass in den Büros Leute ihrer Arbeit nachgingen. Gewöhnlich liefen sie von einem Büro zu nächsten. Nur gerade nicht. Scheiße! Warum? So kräftig ich konnte schlug ich ihm gegen die Brust, so dass er von mir abließ. „Was fällt dir ein mich einfach zu küssen? Ich hatte dir gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst!“ schrie ich ihn wütend an. Anstatt sich zu entschuldigen oder irgendetwas wie Reue zu zeigen, grinste er mich nur hämisch an, während er mich mit seinen Augen lüstern musterte. Er rückte wieder etwas an mich heran und wollte mich erneut küssen. Rasch wandte ich mein Gesicht ab. Was besseres fiel mir spontan nicht ein um den zweiten Kuss zu entgehen. Ihm passte das gar nicht. Mit festen Griff packte er mein Kinn und zwang mich so ihn wieder anzusehen. Mist! „Mein Freund wird dich fertig machen, wenn er das heraus findet. Und das wird er!“ drohte ich ihm und hoffte inständig, dass er auf meinem Bluff hereinfiel. Es brachte ihn wenigstens zum Zögern. Seine braunen Augen musterten mich. „Dein Freund? Wer soll das sein? Wahrscheinlich irgendein Hanswurst, wie es deine Freunde sind. Mit so jemanden werde ich spielend fertig,“ grinste er wieder hämisch. „Seto Kaiba!“ rieft ich aus, ohne nachzudenken. Warum war mir ausgerechnet sein Name eingefallen? Das war im Moment erst einmal unwichtig. Zu meiner Überraschung zeigte der Name Wirkung. „Seto Kaiba? Der Seto Kaiba? Der CEO der Kaiba Corporation?“ hakte er leicht verängstigt nach. Na das war doch schon mal was. „Ja, genau der. Oder kennst du noch jemanden mit diesem Namen?“ fragte ich provozierend. Zu meiner Erleichterung entfernte er sich ein Stück von mir. Zwar nicht sehr weit, aber immerhin musste ich seinen widerlichen Atem nicht mehr spüren. „Du bist die Freundin von Seto Kaiba?“ fragte er. Oh Mist! In seiner Stimme war ein Unterton von Argwohn zu hören. „Ja, natürlich. Denkst du etwa, ich denke mir so etwas aus? Glaubst du, ich ginge das Risiko ein, dass er es herausfindet, dass ich ihn als Schutzmittel vor dir benutzt habe? Ich würde meines Lebens nicht mehr froh werden, wenn er es herausfände. Aber Seto Kaiba ist mein fester Freund!“ log ich bestimmt. Innerlich bettete ich zu Gott, dass Kaiba es wirklich nie erfahren würde, was ich hier mit seinem Namen tat. Er würde mich bestimmt in der nächsten Teergrube verschwinden lassen. „Ich dachte immer, dass der schwul sei,“ meinte er trocken. Zugegeben, diesen Gedanken hatte ich auch schon. Bisher hatte ich Kaiba noch nie mit einer Frau zusammen gesehen. Auch machte er sich scheinbar nicht viel aus Frauen, denn jede Frau, die ihn an flirtet ignorierte er. „Glaub mir, er ist alles andere als schwul,“ versicherte ich ihm mit einem Lächeln. „Wer ist alles andere als schwul?“ erklang plötzlich eine Stimme. Wir drehten uns in die Richtung aus der sie kam. Mein Mund wurde staubtrocken. Mist! Das konnte doch nicht wahr sein. Am anderen Ende des Flures stand er. ER! Wieso war er hier? Warum ausgerechnet jetzt? Jeder andere hätte es sein können, aber doch nicht ausgerechnet er! „Deine Freundin behauptete, du. Aber ich denke, dass du schwul bist,“ antwortete Akito provokant. „Hm!“ machte Kaiba und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei sah er von Akito zu mir. Seine eisblauen Augen durchbohrten mich. Verdammter Mist! Was sollte ich jetzt tun? Kaiba stand nicht sehr weit entfernt von uns. Er musste aus einen der Büros gekommen sein. Er wird mich umbringen, ging es mir durch den Kopf. Aber irgendwie war es mir lieber von Kaiba umgebracht zu werden als von Akito gegen meinen Willen.... Den Gedanken wollte ich nicht weiter ausbauen. Ich schob Akito weg von mir, so dass ich ungehindert an ihm vorbei kam und ging auf Kaiba zu. Er wird mich umbringen. Er wird mich umbringen. „Schatz, könntest du ihm bitte erklären, dass wir ein Paar sind? Er will mir einfach nicht glauben, dass du mein fester Freund bist,“ fragte ich vorsichtig. Ich hoffte, dass Akito die Vorsicht nicht hörte. Während ich auf ihn zu ging, hielt ich mit ihm Blickkontakt, auch wenn es mir echt unangenehm war. Doch ich konnte auch nicht anders, seine Augen nahmen mich gefangen. Als ich ihn um Aufklärung bat, sah ich, wie sich seine Augen kurz verwundert weiteten. Dann nahmen sie wieder ihre normale Größe an. „Wieso sollte ich?“ fragte Kaiba. Mist! Er spielte also nicht mit. Warum sollte er es auch tun. Würde ich es mach? Ich denke nicht. Inzwischen war ich bei Kaiba angekommen und schaute zu ihm auf. Er war so groß! Ich reichte ihm gerade bist zur Hälfte seiner Brust. „Bitte, Schatz,“ bat ich ihn. Seine eisblauen Augen musterten mich. Allerdings auf eine völlig andere Art als es Akito vorhin gemacht hatte. In seinem Gesicht, welches sonst so wenig Ausdruck aufzeigte wie eine Maske, huschte ein Ausdruck von Erkenntnis. Erkenntnis? Doch, anderes würde ich den Ausdruck nicht interpretieren. Worüber hatte er Erkenntnis gewonnen? Ein starker Arm legte sich um meine Schultern. Ruckartig wurde ich nach vorne gestoßen, so dass ich gegen Kaiba prallte. Beinahe hätte ich erschrocken einen Schrei ausgestoßen, doch ich konnte mich noch rechtzeitig bremsen. Sein anderer Arm legte sich um mich. Unglaublich! Kaiba umarmte mich! Er drückte mich leicht an sich und legte sein Kinn sanft auf meinen Kopf ab. „Verstehe ich das richtig? Dieser Kerl dort glaubt, dass du lügst? Er hält DICH für eine LÜGNERIN?“ stieß Kaiba hervor, seine Stimme war wie Eis. Ich nickte an seiner Brust. Unglaublich, ich stand gerade wirklich hier in den Armen von Seto Kaiba und hatte meinen Kopf an seiner muskulösen Brust. Einfach unglaublich! Mir war noch nie aufgefallen, dass Kaiba so gut roch. Okay, so nah wie jetzt war ich ihm bisher auch noch nie gekommen. Er löste sich von mir, schritt an mir vorbei auf Akito zu. O, o! Was hatte er jetzt vor? „Damit wir uns richtig verstehen: Tea ist keine Lügnerin! Das hat sie überhaupt nicht nötig. Sie ist der ehrlichste Mensch, den ich kenne. Und ich kenne verdammt viele Menschen!“ knurrte Kaiba gefährlich. „Wage es nie wieder sie zu beleidigen! Oder du bekommst es mit mir zu tun! Hast du mich verstanden?“ Akito sah in diesem Moment aus als würde er am liebsten den Schwanz einziehen und winselnd davon laufen. Scheinbar vertraute er seiner Stimme nicht mehr, denn er nickte nur. Nun stand Kaiba direkt vor ihm und sah mit eiskaltem Blick auf ihn herunter, die Arme erneut vor der Brust verschränkt. Bedrohlich beugte er sich etwas zu Akito. „Ach und noch etwas! Solltest du noch einmal wagen meine Freundin zu küssen...“ Mehr brauchte Kaiba nicht zu sagen. Akito wurde leichenblass. Jeder wusste, dass Seto Kaiba keine leeren Drohungen aussprach. Auch wenn er keinen umbrachte – zumindest, hoffte ich das – so kannte er genügend andere Mittel und Wege einen das Leben zur Hölle zu machen. Was schlimmer war. Einen kleinen Vorgeschmack hatten meine Freunde und ich schon davon bekommen, wozu dieser Mann fähig war. Das hatte mir schon gereicht. Es war beängstigend. ER war beängstigend. „Kann... ich jetzt... gehen? Ich werde Tea in Zukunft in Ruhe lassen,“ versicherte Akito mit vorsichtiger Stimme. Mit einer eleganten, gebieterischen Handbewegung zeigte Kaiba ihm, dass er verschwinden sollte. Was Akito auch sofort tat. Langsam drehte Kaiba sich zu mir um. Sein Blick war immer noch eisig. O, o! Gar nicht gut! Ganz und gar nicht gut! Jetzt würde ich mein Fett wegbekommen. Lässig kam er auf mich zu. Was mich irgendwie irritierte. Seine Bewegungen und sein Blick passten nicht ganz zu einander. Einen Schritt von mir entfernt blieb er stehen und sah mich an. „So, so. Wir sind also ein Paar. Das ist ja sehr interessant,“ murmelte er. Verlegen trat ich von einem Fuß auf den anderen und füllte mich in meiner Haut alles andere als wohl. „Kaiba, es tut mir leid! Wirklich! Ich war in so einer dämlichen Situation und wusste einfach nicht wie ich wieder daher auskam. Dann kam mir ein Geistesblitz, dass ich ihm sagen könnte, dass ich einen festen Freund habe. Ich hatte gehofft, dass ihn das abschrecken würde. Was nicht ganz so klappte, wie ich gedacht hatte. Als er mich dann fragte wer mein Freund sei, bin ich, und ich weiß selbst nicht warum, auf deinen Namen gekommen. Und ehe ich mich versah sagte ich ihm deinen Namen,“ versuchte ich ihm grob zu erklären und hoffte, dass das reichte. „Schämst du dich denn nicht, andere in deine Sachen hineinzuziehen?“ fragte er ruhig. „Natürlich! Mir ist das tierisch peinlich! Es tut mir wirklich leid, Kaiba! Ich wünschte, mir wäre etwas besseres eingefallen,“ versicherte ich ihm verlegen. Seine eisblauen Augen musterten mich geduldig und dann veränderte sich sein Blick. „Du schuldest mir jetzt also einen Gefallen,“ stellte Kaiba fest. Hätte mich auch gewundert, wenn er keine Gegenleistung erwartet hätte. Ich legte meinen Kopf schief. „Ich schätze, da hast du recht,“ gab ich zu und sah ihn abwartend an. Ein Gefühl des Argwöhnens stieg in meiner Magenkuhle auf. Das konnte nichts gutes bedeuten. „Ich wüsste auch schon, was du machen könntest,“ sagte er. Dabei grinste er schief. Wow! Dieses Grinsen... es war so unglaublich sexy! Mein Herz begann zu schmelzen. „Okay. Und das wäre?“ wollte ich wissen und sah ihn argwöhnisch an. „Was machst du eigentlich hier?“ wechselte er urplötzlich das Thema. Verwirrt blinzelte ich ihn an. Damit hatte ich nicht gerechnet. „Bist du taub? Ich habe dich etwas gefragt?“ bluffte er mich an. Was war denn jetzt los? Aber was wunderte es mich eigentlich. Kaiba war nun mal so. Zwar kannte ich ihn nicht besonders gut, aber seine Launen kannte jeder. „Ich habe eine Freundin besucht, die hier arbeitet,“ antwortete ich dann schließlich. „Kanntest du den Typ von eben?“ wollte er wissen. „Na ja, er ist ein Arbeitskollege meiner Freundin. Hin und wieder gehen alle Kollegen etwas trinken. Ein, zwei Male bin ich mitgegangen, weil mein Freundin mich darum gebeten hatte. Aber kennen würde ich das nicht nennen,“ meinte ich. Kaiba musterte mich und schien etwas abzuwägen. „Hat er dich schon einmal so angemacht?“ Was ging ihn das an? Es war zwar sehr nett von ihm, dass er mitgespielt hatte, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht sich in mein Leben einzumischen. „Nein,“ sagte ich schlicht und war auf der Hut. Über meine Antwort schien Kaiba erleichtert zu sein. Was sollte das? „Sag bescheit, wenn er dir noch einmal zu nahe kommt,“ wies er mich an. „Ja, Papa!“ rutschte es mir heraus, bevor ich darüber nachdachte, was ich sagte. Ups! Zornig funkelte Kaiba mich an, sagte aber nichts. „Was machst du eigentlich hier?“ fragte ich nun meinerseits. Ich war schon öfters hier gewesen, immerhin arbeitete meine Freundin hier, aber Kaiba war ich noch nie über den Weg gelaufen. „Ich hatte einen Termin,“ meinte er schlicht. Neugierig sah ich ihn an. „Einen Termin? Was... Jetzt sag bloß nicht... Nein...,“ stotterte ich, weil ich krampfhaft versuchte das Lachen, welches meine Kehle herauf kroch, zu unterdrücken. Sein Blick wurde kälter. O, jetzt musste ich echt aufpassen, was ich tat und sagte. „Was ist daran so komisch?“ verlangte er zu wissen. „Ich hätte nur nicht gedacht, dass du... so etwas machst,“ gestand ich. Verwirrt sah Kaiba mich an. Hä? Jetzt war ich auch verwirrt. „Das ich was mache?“ wollte er wissen. „Du weißt schon, was das hier ist oder?“ hakte ich nach. Er sah mich weiterhin an und wartete scheinbar darauf, dass ich noch etwas sagen würde. „Du befindest dich in einer Dating-Agentur,“ wies ich ihn daraufhin. „Ja, dessen bin ich mir durch aus bewusst,“ meinte er leicht zornig. Jetzt war ich richtig verwirrt. Mir war schon klar, dass er wusste wo er sich befand, er war ja nicht doof. Aber... Ich war völlig verwirrt. Seine eisblauen Augen weiteten sich vor Erkenntnis. „Nein,“ stieß er nur hervor. „Nein?“ „Nein, so etwas mache ich nicht,“ sagte er ruhig. „Du suchst nicht nach der richtigen Frau für dich?“ wunderte ich mich. Warum war er dann hier? „Nein, so eine Methode habe ich nicht nötig,“ sagte er schlicht. Ich musterte ihn flüchtig, was eher unwillkürlich passierte. Nein, er hatte diese Methode der Partnersuche definitiv nicht nötig. Mit seinem gut gebauten Körper, seiner Größe, seinen schönen braunen Haaren und diesen atemberaubenden schönen eisblauen Augen hatte er, weiß Gott, keine Probleme eine Partnerin zu suchen bzw. zu finden. „Mein Termin war von anderer Natur,“ meinte er. Meine Neugier war nach wie vor da und bettelte um Befriedigung. „Darf ich erfahren, welche Natur dieser Termin dann hatte?“ wollte ich wissen. Er sah mich durchdringend an. „Ich wüsste zwar nicht was es dich anginge, aber ich war hier wegen eines Freundes,“ antwortete er etwas widerstrebt. Kurz war ich baff. Kaiba hatte einen Freund? Einen Kumpel? Auch wenn Kaiba verdammt gut aussah, so war sein Charakter alles andere als gut. Welcher normale Mensch würde sich mit Kaiba anfreunden? Mann, Tea, das war jetzt echt gemein. So schlimm ist Kaiba nun auch nicht. Er ist nicht der Teufel in Person. Zumindest nicht immer. „Ein Freund?“ hakte ich nach. Sofort kam Kaiba mir auf die Schliche. Mist! „Ja, Tea, ein Freund! Stell dir vor, auch ich habe Freunde. Ganz normale Freunde, wie jeder sie hat,“ knurrte er verärgert. „Tut mir leid, dass war nicht...“ Sein Blick jagte mir Angst ein, so dass ich nicht mehr fähig war weiterzusprechen. Verlegen schaute ich auf meine Hände, die ich zusammengefaltet vor meinem Körper hielt. „Er hat sich in eine der Angestellten verliebt. Ich sollte ihr Blumen vorbei bringen und ein Einladung zum Essen übermitteln,“ erklärte er plötzlich mit sanfter Stimme. Vorsichtig schaute ich zu ihm auf. Sein Blick war weicher als zuvor. Bei der Vorstellung, dass Kaiba Amor spielte musste ich schmunzeln. Ausgerechnet Kaiba als Amor. Fragend sah Kaiba mich an als er mein Schmunzeln bemerkte. Ich stellte mir gerade Kaiba nur in Windeln, mit kleinen Engelsflügelchen und mit Pfeil und Bogen vor. Es war zum Schießen. Doch meine Gedanken nahmen schnell eine andere Richtung an. Kaiba mit einen weißen Lendenschurz und nackten durchtrainierten Oberkörper... „Hey!“ riss Kaiba mich aus meinen seltsamen Gedanken. Was war das bitte schön gerade? So sexy war Kaiba nun auch nicht. Ich sah wieder zu ihm auf und musterte sein Gesicht. Er hatte eine schöne gerade Nase, die weder zu klein noch zu groß war. Sein Kinn war markant, aber auch nicht zu sehr, genau richtig. Die Wangenknochen waren hoch. Perfekt. Seine Lippen waren voll und sehr sinnlich. Doch seine Augen waren das umwerfenste von allen. Sie hatten genau die richtige Größe für sein Gesicht, waren eingerahmt von schönen langen Wimpern. Und die Farbe seiner Iris war wie flüssiger Saphir. „Habe ich irgendetwas im Gesicht hängen?“ fragte er mich barsch. „Nein. Tut mir leid, ich war gerade im Gedanken. Habe nicht bemerkt, dass ich dich anstarre,“ log ich. „Wieso hast du eigentlich die Blumen und die Einladung überbracht und nicht er selbst?“ „Er ist wahnsinnig schüchtern und hat sich einfach nicht getraut. Ihm liegt viel an ihr und möchte nichts falsch machen. Ich habe ihn versucht zu überreden es selbst zu tun, aber er wollte nicht,“ erklärte er mir. „Und wie will er dann mit ihr Essen gehen? Spricht er dann überhaupt mit ihr?“ wollte ich wissen. „Reden tun sie mit einander. Ich kann mich auch keinen rechten Reim darauf machen, wo sein Problem war die Einladung selbst auszusprechen,“ meinte Kaiba und zuckte nur mit den Schulter. Er klang ganz normal wie jeder normale Mensch und nicht Seto-Kaiba-mäßig. Ich war völlig überrascht. Wusste gar nicht, dass er normal sein konnte. „Kann man nur hoffen, dass das Essen gehen funktioniert und nicht peinlich wird,“ sprudelte es aus mir heraus. Kaiba legte seinen Kopf etwas schief und betrachtete mich eingehend. „Ich weiß, worauf du hinaus bist. Und ich stimme dir zu. Die Befürchtung habe ich auch. Er allerdings auch,“ meinte er. „Da kommst du jetzt ins Spiel, Tea.“ Wieder grinste Kaiba mich mit diesem sexy schiefen Lächeln an. Was meinte er damit? Kapitel 2: Offenbarung der Gegenleistung ---------------------------------------- Ich zog fragend meine Augenbrauen hoch und sah ihm unverwandt in die eisblauen Augen. Er hatte weiterhin seinen Kopf etwas schief gelegt und betrachtete mich. Noch immer mit dem schiefen Lächeln. „Erklärst du mir das bitte genauer. Mir ist schleierhaft, wieso ich da ins Spiel kommen sollte. Vor allem, welches Spiel?“ fragte ich schließlich, als ich merkte, dass Kaiba von sich aus nicht mehr sagen würde. „Kannst du dir das nicht schon denken?“ wollte er wissen und legte dabei seinen Kopf auf die andere Seite. Eindeutig! Er wollte mich provozieren. Die Frage war nur, warum? Trotzig verschränkte ich meine Arme vor der Brust, wie er es schon die ganze Zeit tat, nur das er es ohne Trotz machte. So standen wir in der selben Haltung einander gegenüber und starrten uns in die Augen. In seinen sah ich so etwas wie Belustigung aufflackern. Konnte das sein? „Na schön, dann klär ich dich halt auf,“ seufzte er, so als hätte er es mit einem Idioten zu tun. „Mein Kumpel hat mich nicht nur darum gebeten, dass ich die Einladung übermitteln soll, sondern das ich ihn bei diesem Date begleite. Er möchte daraus ein Doppel-Date machen. Seine Schwester würde mitkommen, aber...“ seine Stimme verklang viel sagend. Meine Augen weiteten sich. Wollte Kaiba damit sagen, dass ICH mit IHM zu diesem Doppel-Date gehen sollte? Ein DATE mit IHM? Mit SETO KAIBA? Ungläubig blinzelte ich ihn an. Kurz trat Stille ein und Kaiba sah mich seinerseits fragend an. Lag vielleicht an diesem dämlichen Blinzeln, was ich nicht mehr abstellen konnte. „Hast du was ins Auge bekommen? Oder hast du nervöse Zuckungen?“ fragte er etwas genervt. Oje! „Du bist wie immer sehr freundlich,“ gab ich scharf zurück und schaffte es endlich das Blinzeln zu unterbinden. „Was ist mit der Schwester deines Freundes?“ hakte ich dann schließlich nach. Kaibas Kopf hatte mittlerweile seine normale Position wieder eingenommen. Herablassend sah er mich an. „Kann es sein, dass du endlich verstanden hast, was ich als Gegenleistung haben möchte und deswegen dieses nervige Blinzeln bekommen hast? Ist dir das zuwider?“ fragte er kühl. Mist! Ich schluckte einmal hart. „Nein, so war das nicht. Nicht ganz. Ich habe schon verstanden, was du du meinst, aber das Blinzeln kam von was anderem,“ log ich. Na ja, okay. Zuwider war es mir nicht gerade mit Kaiba ein Date zu haben, allerdings wäre ich vorher nie auf die Idee gekommen, eines mit ihm zu machen. Kaibas Blick wurde eisig. Nicht sein typischer eiskalter Blick, aber ziemlich dicht dran. Er schenkte mir also keinen Glauben. Ich war aber auch eine schlechte Lügnerin. Mir entwich ein Seufzer. „Es ist nicht so, dass es mir zuwider wäre mit dir zu diesem Treffen zu gehen...,“ begann ich und behielt dabei Kaiba genau im Auge. Er starrte mich noch immer eisig an. „... es ist nur, dass es mir seltsam vorkommt. Du und ich bei einem... Treffen? Auch wenn es ein Doppel-... Treffen ist, kommt es mir doch ziemlich... seltsam vor.“ Sein Mund ging kurz auf, dann schloss er ihn wieder. Kaiba sah mich noch immer unvermittelt an. Was wohl gerade in seinem Kopf vorging? Was hatte er gerade sagen wollen, bevor er es sich anders überlegt hatte? Zu meinem Erstaunen wurde sein Blick weicher. „Das leuchtet ein. Wenn ich so darüber nachdenke, finde ich es auch irgendwie seltsam,“ murmelte er, so als würde er mit sich selbst sprechen. Vielleicht tat er das ja auch. „Wieso gehst du nicht mit der Schwester deines Freundes dahin?“ wollte ich jetzt endlich wissen. Nun war er es der seufzte. Sein Blick bekam einen Ausdruck, den ich nicht deuten konnte. Er hatte etwas verzweifelndes und flehendes an sich. Aber das konnte nicht sein. Nicht bei Kaiba. „Seine Schwester ist... milde gesagt, der Teufel in Person,“ brummte er. Mir wären fast die Augen vor Erstaunen ausgefallen. Kaiba hielt jemand anderes für den Teufel in Person? Unglaublich! „Na dann passt ihr doch gut zusammen,“ rutschte es mir heraus. Überrascht über meine eigenen Worte, schlug ich mir die Hand vor den Mund. Wie befürchtet verfinsterte sich Kaibas Blick erneut. „Gleich und Gleich gesellt sich gern, oder wie?“ zischte er. Abwehrend wedelte ich mit den Händen in der Luft herum. So ein Mist! Wieso hatte ich meine dumme Klappe nicht halten können? Aber warum tat er so überrascht? Er wusste doch genau, was meine Freunde und ich von ihm hielten. Wieder seufzte er und ließ seine Hände nach unten fallen, so dass sie nun neben seinem Körper ruhten. Eine Geste, die mich ans Aufgeben erinnerte. Aufgeben? Kaiba? Das passte nicht zusammen. Außerdem warum sollte er aufgeben? Und vor allem was? Fragend hob ich meine Augenbrauen. „Vergiss es einfach!“ bluffte er, drehte sich auf dem Absatz um und ging davon. Kurz blieb ich wie vom Donner gerührt stehen. Dann schaltete sich endlich meine Gehirn wieder ein und ich folgte ihm schnell. Mann o Mann, war dieser Typ schnell. Na, bei diesen langen Beinen auch kein Wunder. „Jetzt warte doch mal, Kaiba!“ rief ich ihm nach und beschleunigt meinen Schritt noch etwas. Wie nicht anders zu erwarten, blieb Kaiba natürlich nicht stehen. Dieser Blödmann! Langsam kam ich mir vor wie bei einem Wettlauf, wobei ich die einzige war, die lief. Erst am Fahrstuhl holte ich ihn ein, da er auf den Fahrstuhl warten musste. „Mann, Kaiba! Hau doch nicht einfach so ab,“ fuhr ich ihn an. Böse funkelnd sah er zu mir herunter, als ich neben ihm zum Stehen kam. „Ich wiederhole mich nur ungern, Tea,“ brummte er. „Du sollst dich auch nicht wiederholen. Du sollst mir erklären, warum ich es vergessen soll! Ich habe zu keinem Zeitpunkt unseres Gespräch gesagt, dass ich es nicht mache oder?“ meinte ich scharf. Überrascht sah er mich an. Damit hatte er nicht gerechnet. „Ja, das hast du nicht,“ murmelte er. „Siehst du. Also raus mit der Sprache! Was ist dein Problem mit ihr?“ forderte ich ihn auf es mir zu erklären. „Komm heute Nachmittag zu meiner Villa. Dann wirst du es selbst sehen,“ sagte er. Mir blieb der Mund offen stehen. Er hatte mich tatsächlich gerade zu sich nach Hause eingeladen. Ich war noch nie bei ihm gewesen. Wie es dort wohl aussah? Wahrscheinlich alles im sterilen Weiß. „Bekommst du gleich wieder dein nerviges Augenzucken oder warum guckst du so komisch?“ zog Kaiba mich auf. „Was passt dir dieses Mal nicht?“ Genervt seufzte ich. „Deine blöde Art passt mir nicht, aber das ist dir ja sicher bekannt,“ konterte ich mürrisch. Der Typ konnte einen echt auf die Palme bringen. „Ich war gerade einfach nur überrascht, dass du mich zu dir nach Hause eingeladen hast, mehr nicht. Und... nein, ich stand nicht kurz davor wieder dieses nervige Augenzucken zu bekommen.“ Mit einem Ping machte sich der Fahrstuhl auf sich aufmerksam, dass er nun endlich da war. Beide völlig entnervt von einander stiegen wir schweigend ein. „Ich verstehe dein Problem nicht,“ durch brach Kaiba plötzlich die Stille. „Problem? Ich habe überhaupt kein Problem. Wie kommst du darauf?“ wollte ich wissen und versuchte ruhig zu klingen. Was mir, meiner Meinung nach, ganz gut gelang. Ich hatte einfach keine Lust auf Streit. Und schon gar nicht mit Seto Kaiba. Da konnte man nur verlieren. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass du mit irgendetwas ein Problem hast. Außer mit mir persönlich. Das weiß ich schließlich schon,“ sagte er und auch er klang jetzt ruhiger. Erst wollte ich sofort dazu etwas sagen, doch dann dachte ich noch einmal über seine Worte nach. Der Fahrstuhl brachte uns währenddessen immer weiter nach unten in Richtung Erdgeschoss. Kaiba gab mir Zeit. Er stand neben mir in seiner vollen Größe, lässig an der Wand des Fahrstuhls gelehnt, die Arme erneut vor der Brust verschränkt und seine eisblauen Augen auf die Stockwerkanzeige geheftet. „Das Problem ist, dass ich das Gefühl habe, wenn ich mit zu diesem... Treffen mitgehe, dass ich jemanden verrate,“ murmelte ich dann schließlich. Kaibas Blick richtete sich auf mich. „Du meinst Yugi, nicht wahr,“ es war keine Frage sondern eine Feststellung. Überrascht starrte ich ihn an. Wusste Kaiba etwa um meine Gefühle zu Yugi oder war es einfach nur so, dass er dachte, dass ich ein schlechtes Gewissen hätte, weil ich etwas mit dem ´Erzfeind` meines besten Freundes unternahm? „Ja, es ist wegen Yugi,“ gab ich zu. Hoffte, wenn Kaiba wirklich keine Ahnung von meinen Gefühlen für Yugi hatte, es so auch nicht heraus finden würde. Das war die am wenigsten gefährliche Antwort und die Wahrheit noch dazu. Kaiba nickte nur verständnisvoll. „Vergessen wir die Sache,“ meinte Kaiba erneut, aber dieses Mal in einem ruhigen Ton. Er meinte es wirklich ernst. „Wirklich?“ hakte ich vorsichtig nach. Mit strengen Blick sah Kaiba mich an. „Ich sage immer wie es ist. Also ja, wirklich!“ fuhr er mich etwas an. Er hatte ja Recht. Kaiba war einer der wenigen Menschen, die ich kannte, die stets ehrlich waren. Auch wenn man es Kaiba nicht zu traute. Allerdings war er manch mal auch etwas zu ehrlich und direkt tat. „Danke,“ sagte ich und schaute zur Fahrstuhltür, die sich in diesem Moment öffnete. Wir verließen den Fahrstuhl und anschließend auch das Gebäude. „Danke auch für deine Hilfe, Kaiba,“ bedankte ich mich als wir draußen standen. „Das nächste Mal sucht dir bitte einen anderen Namen aus, nicht meinen,“ sagte er mit einem gewissen Witz in den Augen. Wow! Diese Art kannte ich gar nicht von ihm. „Ich muss zur Kaiba Corp. zurück,“ verabschiedete er sich schlicht und ging ohne darauf zu warten, ob ich noch etwas sagen würde. Typisch! Ich sah ihm hinter her. In diesem Moment konnte ich einfach nicht anders, ich musste ihn mustern. Das hatte ich bisher noch nie so wirklich getan. Er hatte breite Schultern, eine schlanke Taille und ich vermute einen ziemlichen knackigen Hintern, der sich momentan unter seinem weißen Mantel verbarg. Bei diesem Gedanke schüttelte ich den Kopf, um diesen schnell wieder frei zu bekommen. Gerade hatte ich mir tatsächlich Kaibas Hintern vorgestellt. Oje! Aber hey, ich war Single, also warum sollte ich mir dann nicht so etwas vorstellen? Wusste ja schließlich keiner außer mir. Bestimmt hatte Kaiba auch keine so knackigen Hintern wie Yugi. Während ich nach Hause ging, ließ ich das geschehen noch einem Revue passieren. Akito hatte mich tatsächlich bedrängt und Kaiba hatte mir daraus geholfen. Ohne wenn und aber. Na ja, nicht ganz. Das wenn und aber kam erst nach alldem. Wir waren keine Freunde, also war das eigentlich nur verständlich. Ich seufzte. Ein Doppel-Date mit Kaiba. Der Gedanke kam mir noch immer absurd vor. Ließ ich mal den Gedanken beiseite, dass Yugi und Kaiba ´Erzfeinde` waren, so sprach doch ein paar Sachen für Kaiba und ein paar gegen ihn. Gegen ihn sprach eindeutig sein Charakter. Wie konnte ein Mann nur so verdammt gut aussehen und so einen miesen Charakter haben? Es war unbegreiflich. Zwar sah Kaiba nicht so gut aus wie Yugi, aber von der Bettkante würde ich ihn nicht gerade schubsen. O! Flüchtig schaute ich auf meine Armbanduhr. Es war bereits 16 Uhr. Die ganze Zeit war ich in Domino City um hergelaufen, ohne Ziel. Zwar wollte ich anfänglich nach Hause, doch dann hatte ich keine Lust mehr dazu gehabt. Da wäre mir wahrscheinlich ohnehin nur die Decke auf den Kopf gefallen. Vieles spukte mir durch den Kopf. Deswegen der ausgiebige Spaziergang. Manchmal war ein freier Tag schon etwas Lästiges. Gerade kam ich an einer Bushaltestelle vorbei, wo in diesem Moment der Bus einfuhr. Ohne nachzudenken stieg ich zu. Alle Sitzplätze waren besetzt, also musste ich stehen. Was mir nichts aus machte, so konnte ich wenigstens auf den Fahrplan über der Tür gucken. Wirklich interessant, wie viele Stationen es gab und wie die alle hießen. Eine fiel mir besonders ins Auge. Konnte mir aber nicht erklären wieso. Als der Bus bei dieser Haltestelle ankam, stieg ich aus. Wieder einem Impuls folgend. Wieso kam mir der Name dieser Haltestelle so bekannt vor? Hier gewesen war ich noch nicht, stellte ich fest, als ich mich umschaute. Und schon mal vorbei gefahren war ich auch noch nie, da ich mit dieser Linie bisher noch nie gefahren war. Ich zuckte innerlich mit den Schultern und ging einfach los. Je weiter ich in dieses Stadtgebiet vordrang desto mehr beschlich mich eine Ahnung, warum ich hier noch nie gewesen war. Auf einmal fühlte ich mich total fehl am Platz. Wie fest genagelt bliebe ich vor einem gigantischen Eisentor stehen und schaute zu der ebenfalls gigantischen Villa hinüber. Wow! Beeindruckend! Ich war im Bezirk der Reichen und Schönen gelandet. Neugierig wie ich nun einmal war, wollte ich nun auch wissen wer in diesem Schloss residierte. An einer der steinernen Pfosten, die das Eisentor hielt, befand sich die Klingel und darüber ein Schild. Als ich den Name las, blieb mir die Spuke weg. Ungläubig fing ich an zu blinzeln. Das konnte doch kein Zufall sein. Wieso stand ich ausgerechnet vor der Villa von Kaiba? „Du solltest damit mal zum Augenarzt gehen,“ meinte eine kühle Stimme neben mir. Erschrocken fuhr ich herum und prallte gegen eine muskulöse Brust. Der Aufprall war stark genug, so dass ich leicht nach hinten taumelte. Aber auch mein Gegenüber geriet leicht ins Wanken und stieß ein erschrockenes Keuchen aus. „Tut mir leid! Ich war so im Gedanken, dass ich nicht mitbekommen habe, dass du direkt neben mir stehst,“ entschuldigte ich mich, während ich meine Gleichgewicht wieder gewann. Kaiba sah mich leicht säuerlich an und rieb sich die Brust. „Hast einen ganz schönen Dickschädel. Aber wenigstens blinzelst du nicht mehr so nervig,“ brummte er. Verlegen lächelte ich ihn an. Er ging an mir vorbei zu dem Eisentor und öffnete dieses. Bevor er weiterging, drehte er sich leicht zu mir um. „Was machst du eigentlich hier?“ wollte er wissen. Tja, die Frage würde ich auch gerne beantwortet bekommen. „Ehrlich gesagt,...“ begann ich, doch dann kam mir ein anderer Gedanke. Nein, eher die Wahrheit. Ich hatte die Antwort auf die Frage gefunden gehabt. „Du hast mich doch vorhin selbst eingeladen gehabt,“ entgegnete ich leicht hin. Kaiba sah mich etwas irritiert an. „Ja, schon. Allerdings war das nur, wegen der Gegenleistung und die war ja hinfällig geworden,“ meinte er und drehte sich gänzlich zu mir um. Langsam trat ich auf ihn zu. Einen Schritt von ihm entfernt blieb ich stehen und schaute zu ihm auf. „Ich habe noch einmal nachgedacht, Kaiba. Ich möchte das machen,“ sagte ich. Kaiba fiel leicht die Kinnlade runter. Aber leider fasste er schnell wieder seine Fassung. Es sah schon irgendwie süß aus, wenn er sprachlos war. „Du willst es machen?“ hakte er nach. „Ja, das sagte ich gerade,“ erwiderte ich und versuchte so zu klinge, wie er es sagen würde. Darüber verzog er leicht das Gesicht. Herrlich! „Wie kommt es?“ wollte er es nun genau wissen und schaute mich skeptisch an. Typisch, er vermutete wieder nur das Schlechteste. „Es ist wie mit Wettschulden. Wettschulden sind Ehrenschulden. Also mache ich es. Außerdem ist es ja nicht so, als hätten wir ein richtiges... Treffen,“ gab ich zu. „Wie du meinst,“ sagte er schlicht, drehte sich um und ging in Richtung Villa. Ohne das er mich aufforderte folgte ich ihm einfach. „Es fällt dir schwer das Wort ´Date` zu benutzen. Liegt das daran, dass es eines mit mir wäre oder ist das Problem allgemeiner Natur?“ fragte er plötzlich. Ihm entging aber auch nichts. Und neugierig war er auch noch. „Um dich zu beruhigen: Es ist von allgemeiner Natur,“ antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich benutzte das Wort ´Date` fast nie. Warum auch? Das einzige ´Date`, welches ich gerne haben wollte war mit Yugi. „Verstehe,“ murmelte er und schloss die Tür der Villa auf. Ein lautes Stimmengewirr - eigentlich waren es nur zwei Stimmen, die sich aufgeragt unterhielten - empfing uns als wir in den riesigen Empfangsbereich der Villa traten. Es schien aus einem angrenzenden Raum zu kommen. Kaiba stieß einen Seufzer aus, der vermuten lies, dass das Stimmengewirr ihm alles andere als gefiel. Gemeinsam gingen wir ins Wohnzimmer. Eigentlich in den Wohnsaal, das traf es schon eher. Kaum hatte Kaiba das Zimmer betreten, herrschte plötzlich Stille. Diese Stille wurde von einem spitzen Aufschrei durchbrochen. Kapitel 3: Begegnung der unangenehmen Art ----------------------------------------- Der schrille Aufschrei klingelte in meine Ohren unangenehm nach. Ein Mädchen – na ja gut, eine junge Frau - mit braunen Haaren, die wie bei einem kleinen Schulmädchen zu zwei Zöpfen an den Seiten gebunden waren, sprang auf Kaiba zu. Ihre dürren Arme streckte sie aus um Kaiba um den Hals zu fallen, ihr Körper reckte sich seinem entgegen. Doch Kaiba war schnell genug um der Umarmung zu entgehen. Das Mädchen prallte fast mit mir zusammen. Dank Kaiba passierte das nicht, denn er schubste mich leicht zur Seite. „Trish! Benimm dich bitte!“ tadelte ein junger Mann sie. Trish ignorierte den Tadel und versuchte erneut Kaiba zu umarmen. Was stimmte mit diesem Mädchen nicht? Ich musste gestehen, als Kaiba mich im Arm gehalten hatte, hatte sich das schon gut angefühlt... Aber sie übertrieb es etwas. Ihr zweiter Versuch schlug auch fehl. Jedoch führte der Versuch dazu, dass Kaiba über die Rückenlehne des Sofas fiel. Was nicht gerade elegant aus sah, aber lustig. Seine langen Beine flogen in die Luft und seine langen Arme ruderten wie wild herum um das Gleichgewicht wieder zu finden. Fand es allerdings nicht. Mit dem Rücken landete er auf der Sitzfläche des Sofas und seine langen schlanken Beine baumelten über der Rückenlehne. Innerlich musste ich über diesen Anblick lachen. Nie hätte ich gedacht, dass ich jemals sehen würde, wie Kaiba so etwas passierte. Sein überraschter Gesichtsausdruck während des Falls war einfach göttlich! Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet gehabt. Diesen Anblick würde ich nie vergessen. Ein erneuter ´Angriff` von Trish erfolgte. Dieses Mal war Kaiba zu langsam, aber in der Position, in der er sich befand auch verständlich. Jedenfalls schmiss sich Trish auf ihn. Wortwörtlich. Sie begrub ihn regelrecht unter sich. Ihr Oberkörper ruhte nun auf seinem und sie lag zwischen... O mein Gott!... alleine die Vorstellung trieb mir die Röte ins Gesicht... Sie lag zwischen seinen Beinen! Beneidenswert! Was? Nein! Hör auf so zu denken,[\i] tadelte ich mich. Nein, du möchtest nicht gerne mit ihr tauschen![\i] „Aaah...“ stieß Kaiba erschrocken hervor. „Geh runter von mir, Trish!“ bluffte er sie an, doch sie ignorierte es. Ihre Arme hatte sie um ihn geschlungen und sie drückte sich ganz fest an ihn. Ihr Gesicht vergrub sie an seinem Hals. Die spinnt ja wohl! „Trish! Jetzt reicht es aber! Lass Seto los!“ mischte sich der junge Mann wieder ein und ging auf die beiden auf den Sofa Liegenden zu. Er begann an Trish zu zerren. „Lass ihn endlich los! Du weißt genau, dass Seto das nicht mag!“ „Na und! Ich mag es aber!“ giftete Trish den jungen Mann an. Sie hatte den Kopf etwas gehoben, sah erst den Mann an und dann fiel ihr Blick auf mich. Dabei lockerte sie scheinbar den Griff um Kaiba etwas, denn den beiden Männern gelang es Kaiba zu befreien. Schmollend lehnte sich Trish gegen die Rückenlehne, nur um im nächsten Moment sich davon abzustoßen, zu mir zu rennen und ganz dicht vor mir stehen zu bleiben. Ihre braunen Augen musterten mich. Ich fühlte mich unwohl in meiner Haut. Was wollte die von mir? „Wer bist du denn?“ fragte sie abfällig als sei ich ein lästiges Insekt. Hallo! Geht’s noch?! Blöde Kuh! „Das ist Tea Gardner,“ antwortete Kaiba schlicht und rappelte sich etwas umständlich vom Sofa auf. Bei den langen Gliedmaßen auch kein Wunder. „Aha,“ meinte Trish desinteressiert, ihr Blick war dennoch bohrend. So desinteressiert war sie dann doch nicht. „Hallo, Tea. Ich bin Ren Suzuki, ein Freund von Seto,“ stellte Ren sich vor, dann deutete er auf Trish. „Und das ist meine kleine Schwester Trish. Tut mir leid, dass sie sich so kindisch benimmt!“ Er schaute sie missbilligend an, was sie nicht im Mindesten zur Kenntnis nahm. Ihr Blick blieb unverändert auf mir haften und schien mich aufspießen zu wollen. „Also, Tee, was machst du im Haus von Seto?“ wollte sie wissen, dabei trieften ihre Worte vor Gift. Junge, Junge, was hatte dieses Mädel für ein Problem? Moment mal! Hatte sie mich gerade ´Tee´ genannt? „Tee?“ sprach Kaiba meinen Gedanken aus. Trish und ich schauten gleichzeitig zu Kaiba, der langsam auf uns zu kam. „Ziemlich unhöflich von dir, Trish,“ tadelte Kaiba sie. „Aber ihr Name bedeutet doch Tee. Kann ich was dafür, wenn ihre Eltern ihr so einen scheußlichen Namen geben?“ meinte sie zuckersüß zu ihm mit dem passenden Lächeln dazu. Mir wurde davon schlecht. „Mir ist scheißegal wie du ihren Namen findest, das interessiert hier keinen. Außerdem mag ich ihren Namen sehr. Er ist außergewöhnlich,“ knurrte Kaiba. Ich war überrascht. Nicht über seinen Ton sondern vielmehr darüber, dass er meinen Namen außergewöhnlich fand und ihn mochte. Oder hatte er das jetzt nur gesagt um Trish ein rein zu würgen? Nein, Kaiba wollte ihr zwar ein rein würgen, aber dennoch meinte er es ernst mit dem was er gesagt hatte. Er war immer ehrlich. Das war ein Charakterzug von ihm, den ich mochte. Auch wenn er manchmal zu ehrlich. „Außergewöhnlich!? Außergewöhnlich schäbig. Passend zur Besitzerin,“ giftete Trish. Kaibas Augen wurden zu schmalen Schlitzen und funkelten vor Wut. O, o! Ich fand es ja schon süß, dass er meinen Namen und mich verteidigte, aber langsam geriet das außer Kontrolle. „Da bin ich nicht die einzige mit einem scheußlichen und schäbigen Namen,“ konterte ich, bevor mir selbst bewusst war, was ich tat. „Tut mir leid, Ren.“ Ren hob die Hände, so als wolle er meine Entschuldigung abwehren. Er lächelte. „Brauchst dich nicht entschuldigen, Tea. Den Namen ´Trish` hat sie sich selbst gegeben. Ihr richtiger Name ist Machiko,“ klärte Ren mich auf. Geschockt starrte ich Trish an. „Du gibst dir freiwillig solch einen Namen?“ fragte ich fassungslos. Trish schnaubte verächtlich. „Trish ist ein schöner Name,“ meinte sie trotzig. „Ja, wenn man auf den Strich gehen möchte,“ platzte es aus mir heraus. Um mich kurz zu erklären: Ich hatte nichts gegen den Namen Trish an sich. Eigentlich fand ich ihn recht hübsch. Doch in ihrem Fall mochte ich den Namen nicht. Also bitte ich hier an dieser Stelle alle die Trish heißen um Entschuldigung und Verständnis. Im Augenwinkel sah ich wie Kaiba und Ren mich mit offenen Mund ansahen. „Auf den Strich?“ fragte Trish im spitzen Ton. „Behauptest du etwas ich sei eine Hure?“ „Nein, das habe ich mit keiner Silbe gesagt. Ich sagte nur, dass der Name gut zu jemanden passe, wenn er auf den Strich gehen möchte. Gehst du auf den Strich? Nein. Folglich habe ich dich auch nicht als Hure oder dergleichen beschimpft,“ klärte ich sie auf. Was ja auch der Wahrheit entsprach. „Wieso nennst du dich überhaupt Trish? Machiko ist doch ein schöner Name.“ „Das geht dich überhaupt nichts an,“ keifte sie. Jung, hatte dieses Mädel eine nervige Stimme. „Sie wollte in der Schule mehr auffallen und einen gewissen Status erreichen,“ erklärte mir Ren an der Stelle von seiner Schwester, die ihm nun einen wütenden Blick entgegenschleuderte. Was wiederum Ren nicht interessierte. Geschwister halt. „Und welchen Status?“ fragte ich neugierig, auch wenn ich mir schon denken konnte welchen. „Trish möchte zu den Beliebten gehören,“ antwortete Kaiba in dessen Stimme Spot lag. „Ich möchte nicht nur dazu gehören, ich bin die beliebteste Schülerin der Schule,“ sagte sie empört über Kaibas Spot. „Kaum vorstellbar,“ sprach ich meinen Gedanken aus. Nun bekam ich einen ihrer bösen Blicke zu geworfen. Innerlich musste ich schmunzeln. Dachte sie wirklich, dass ihr lächerlicher böser Blick mir Angst machen würde? Dank Kaiba bekam ich nur noch bei ganz wenigen Leuten Angst, die mich böse ansahen. Kaibas eiskalter Blick hatte jedoch über die Jahre hinweg seine Wirkung nicht verloren und würde es wahrscheinlich auch nie. Ich erwiderte ihren Blick lässig, was sie auf die Palme zu bringen schien. „Du arrogante Schnepfe! Du bist in der Schule sicher die unbeliebteste Schülerin, so wie du aussiehst,“ fauchte Trish. „Schnepfe? Jetzt bin ich also auch noch ein Vogel. Ist ja interessant,“ murmelte ich, aber laut genug das alle mich hören konnten. „Vogel? Wieso Vogel?“ fragte Trish verwirrt. Ich verdrehte die Augen. Sie war nicht nur nervig, sie hatte auch keine Ahnung von der Bedeutung ihrer eigenen ´Beleidigungen`. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Zu gegeben, ich war auch nicht gerade die Hellste, aber ganz dumm war ich auch nicht. „Eine Schnepfe ist ein kleiner bis mittelgroßer Vogel, der im Wat lebt. Er besitzt einen langen schmalen Schnabel,“ klärte ich sie auf. „Bist du eine Archäologin oder was?“ knurrte sie. War das ihr Ernst? Ich suchte Kaibas Blick. Kaiba verdrehte gerade die Augen, seine Lippen waren zusammen gepresst. Musste er sich gerade ein Lachen verkneifen? Es sah schon irgendwie danach aus. „Nein, ich bin weder eine Archäologin noch eine Ornithologin,“ gestand ich. Mit aufgerissenen Augen sah Trish mich an. Was hatte sie denn jetzt? „Ornithologie ist die Vogelkunde,“ informierte Ren sie. „Du hältst dich wohl für besonders schlau, was? Führst mich hier richtig vor, nur weil du ein paar Fremdwörter kennst,“ giftete sie mich an. „Sie führt dich nicht vor, das schaffst du schon ganz gut alleine, Trish,“ wandte Kaiba ein. Trish drehte sich zu ihm um. „Wie meinst du das, Seto?“ fragte sie so unschuldig, dass ich am liebsten platzen wollte. Die war mit ihren Stimmungsschwankungen noch schlimmer als Kaiba.„Das weißt du sehr wohl. Und hör auf mich Seto zu nennen!“ knurrte er. O! Sie durfte ihn nicht Seto nennen? Also war sie keine Freundin. „Aber, Seto...“ wollte Trish protestieren, aber unter Kaibas eisigen Blick brach sie ab. In ihren Augenwinkeln begannen sich Tränen zu sammeln. Die zog echt jedes Register. „Ihr seid so gemein,“ schluchzte sie und rannte aus dem Wohnzimmer. Ren und Kaiba sahen ihr gelassen hinter her. Scheinbar war das ein ganz normales Verhalten von ihr. „Mich würde aber auch interessieren warum du hier bist, Tea?“ wechselte Ren auf einmal das Thema. Er sah mich freundlich an. Ren war ganz anders als seine Schwester. Aber hatte Kaiba nicht gesagt, dass sein Kumpel schüchtern war? Davon war gerade nichts zu merken. Ich ging zumindest davon aus, dass Ren derjenige war für den Kaiba das Date vereinbart hatte. Immerhin hatte Kaiba mich hier her eingeladen gehabt um mir ein Urteil über die Schwester seines Kumpels zu machen. Also de Facto konnten es nur Ren sein. „Tea ist mein Date für das Doppel-Date,“ verkündete Kaiba geradeheraus. „O!“ gab Ren überrascht von sich und sah ebenso überrascht Kaiba an. „Hast du ein Problem damit?“ fragte Kaiba im ruhigen Ton. „Aber nein. Mich überrascht es nur, dass du dir ein Date beschafft hast. Trish wird das gar nicht gefallen. Sie geht davon aus, dass du mit ihr hingehst,“ gestand Ren. Kaiba seufzte. „Ich habe nie gesagt, dass ich das tun werde,“ gab Kaiba zurück. „Ja, das stimmt. Du kennst Trish ja. Sie ist total in dich vernarrt. Weiß der Geier warum,“ neckte Ren ihn. Kaiba verzog das Gesicht, musste dann aber grinsen. Ja, sie waren wirklich Freunde. „Es ist besser, wenn Tea mit mir kommt anstatt Trish. Wieso wohl hast du noch keine Freundin?!“ gab Kaiba zu bedenken. „Eigentlich dachte ich, dass das an meine Schüchternheit liegt,“ meinte Ren grinsend, woraufhin Kaiba die Augen verdrehte. Da hatte ich nun den eindeutigen Beweis, dass ich richtig gelegen hatte. „Ja, daran liegt es auch. Aber jedes Mal, wenn du es doch geschafft hattest ein Date zu bekommen und Trish dabei war, dann hat sie dein Date in eine Katastrophe verwandelt,“ erinnerte Kaiba ihn. „Aber sie ist doch meine kleine Schwester,“ meinte Ren. „Na und? Möchtest du dein Leben bzw. deine Liebe von deiner Schwester bestimmen lassen? Ich denke nicht. Aber das ist deine Entscheidung,“ meinte Kaiba und sah seinen Freund an. Dieser seufzte. „Du hast ja recht. Es ist nur so, dass ich meine Schwester nicht unglücklich sehen möchte,“ murmelte Ren. Kaiba sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Deine Schwester kann auch glücklich werden, wenn du eine Freundin hast und glücklich bist,“ brummte Kaiba. „Oder kann sie nur glücklich werden, wenn du unglücklich bist?“ Niedergeschlagen sah Ren zu seinen Füßen und rang mit den Händen. Kaiba ging auf seinen Freund zu und blieb vor ihm stehen. „Es war deine Idee sie um ein Date zu bitten. Niemand zwingt dich dazu. Sei ehrlich zu dir selbst. Möchtest du dieses Date machen? Möchtest du überhaupt eine Freundin?“ Die beiden sahen sich lange an ohne das einer von ihnen noch etwas sagte. Erneut seufzte Ren und schaute kurz zu mir rüber. „Das Date würde ich gerne machen und wenn du gerne mit Tea dahin gehen möchtest, ist mir das ehrlich gesagt ganz recht. Denn ich muss dir zu stimmen: Trish würde es mir wieder versauen,“ durchbrach Ren endlich das Schweigen. Kaiba nickte. „Trotzdem wird es Trish nicht gefallen,“ grinste Ren. „Na und? Mir egal. Ich lasse mir von keinem vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe. Erst recht nicht von deiner kleinen Schwester,“ meinte Kaiba, er klang wie immer genervt, was Ren zum Lachen brachte. „Typisch! Ein bisschen einfühlsamer solltest du sein, wenn du ihr das sagst,“ lachte Ren. Verdutzt sah Kaiba ihn an. „Wieso ich? Du bist doch ihr großer Bruder,“ meinte Kaiba. „O, o! Der große Seto Kaiba hat Angst vor meiner kleinen Schwester,“ grinste Ren. „Von wegen Angst. Habe einfach kein Bock noch mehr Umarmungen ertragen zu müssen,“ knurrte Kaiba. Wieder lachte Ren. „Tja, sie steht halt auf dich.“ Kaiba zog ein angesäuertes Gesicht, was Ren dazu veranlasste noch mehr zu lachen. „Du wirst von ihr noch zu Tode umarmt.“ „Na klasse. Darauf stehe ich total,“ brummte Kaiba sarkastisch. „Woher kennt ihr beide euch eigentlich?“ wollte Ren wissen. So als hatte er mich ganz vergessen gehabt, drehte Kaiba sich etwas in meine Richtung und sah mich kurz an. „Tea und ich gingen in dieselbe Klasse,“ antwortete Kaiba. „Fünf Jahre lang,“ ergänzte ich. „Waren es echt fünf Jahre?“ hakte Kaiba nach. „Ja, waren es,“ grinste ich. „O.“ Mehr fiel ihm dazu nicht ein? Ach, was soll´s. „Ihre geht seit etwa einem Jahr nicht mehr zur Schule und habt noch Kontakt?“ wunderte sich Ren. Fragend schauten Kaiba und ich ihn an. Worauf wollte er hinaus? „Nein, wir haben keinen Kontakt,“ sagte Kaiba, was Ren sichtlich irritierte. „Tea und ich sind uns heute zufällig über den Weg gelaufen. Hin und wieder sehen wir uns, wenn ich mich gegen Yugi Muto duelliere.“ Trotz der Erklärung sah Ren uns immer noch verwirrt an. „Yugi ist mein bester Freund und ich begleite ihn zu seinen Duellen. Da Yugi und Kaiba ´Erzfeinde` sind sprechen Kaiba und ich für gewöhnlich nicht viel miteinander,“ versuchte ich mehr Licht ins Dunkle zu bringen. „Sprechen kann man das meistens auch noch nicht mal nennen,“ murmelte Kaiba. Wo er recht hatte. Ren schüttelte ungläubig den Kopf. „Und dennoch lässt du dich auf ein Date mit diesem Schwerenöter ein?“ hakte Ren nach. „Hey, hey! Was heißt denn hier bitte Schwerenöter?“ stieß Kaiba empört aus. Bei seinem Aussehen konnte ich mir das gut vorstellen. Aber sein Charakter sprach eindeutig dagegen, dass er einer war. Keine Frau oder Mädchen mit halbwegs normalen Verstand würde sich freiwillig auf Kaiba einlassen, zu mindestens keine, die eine Beziehung möchte. Mensch, Tea, das war jetzt wirklich fies.[\i] So schlimm war Kaiba nun auch wieder nicht. Nicht ganz so schlimm zumindest. „Na immerhin hast du meine kleine Schwester bezirzt,“ lachte Ren. „Von wegen bezirzt! Sie hat sich ohne mein Zutun den Floh ins Ohr gesetzt, dass sie etwas für mich empfindet oder was auch immer es ist,“ grummelte Kaiba. Ihm war das Thema unangenehm. Empfand Kaiba vielleicht etwas für Trish und wollte es nur nicht zu geben? Wie ein Wirbelwind kam Trish zurück ins Wohnzimmer gestürmt. Ihre Laune hatte sich sichtlich gebessert. Fragte sich nur wie lange noch. Wie nicht anderes zu erwarten, stürzte sie sofort auf Kaiba zu. Und das Spiel von vorhin begann erneut. Trish versuchte Kaiba zu umarmen und Kaiba wich erfolgreich aus. Ich musste gestehen, dass es mich erstaunte, dass Kaiba so gelassen das hinnahm. Bei jedem anderen hätte er kurzen Prozess gemacht und seinen eiskalten Blick eingesetzt. Mochte er Trish vielleicht wirklich? Aber warum wollte er dann mit mir zu dem Doppel-Treffen und nicht mit ihr? Okay, darauf wusste ich die Antwort. Trish würde wahrscheinlich wirklich das Date ihres Bruders versauen. Aber hieß das auch, dass Kaiba generell kein Date mit ihr haben wollten? Würde Kaiba sich auf ein Einzel-Date mit ihr einlassen? Wieso machte ich mir eigentlich darüber Gedanken? „Komm, Tea. Wir lassen die beiden mal alleine. Kaiba muss immerhin Trish noch etwas sagen,“ unterbrach Ren meine Gedanken und schob mich vor sich her aus dem Wohnzimmer. Wir standen nun im Empfangsbereich der Villa. Stille herrschte zwischen uns, weil keiner von uns recht wusste was er sagen sollte. „Tut mir leid, dass Trish dich beleidigt hatte,“ entschuldigte sich Ren. Ich sah zu ihm auf. Erst jetzt konnte ich mir ihn genauer ansehen. Ren war etwas größer als ich, aber nicht so groß wie Kaiba. Er hatte dunkelblond Haare, die fast schon hellbraune waren, und hatte grüne Augen. Vom Aussehen her war er nicht mein Typ, aber er sah dennoch gut aus. „Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Immerhin hast du mich nicht beleidigt und kannst nichts dafür, was deine Schwester sagt oder macht,“ erwiderte ich, weil seine Entschuldigung für mich unangenehm war. „Da magst du recht haben, aber ich bin ihr großer Bruder. Ich sollte ihr etwas Manieren beigebracht haben,“ sagte er verlegen. Ich lächelte ihn aufmunternd an. „Kaiba sagte mir, dass du schüchtern seist, aber ich haben nicht den Eindruck als hättest du große Probleme mit Mädchen oder Frauen zu sprechen,“ plapperte ich drauflos. Verblüfft sah Ren mich an. Oje! Warum hatte ich meine Klappe nicht halten können? „So, dass hat Seto also über mich erzählt,“ grinste Ren. „Tut mir leid. Ich wollte nicht neugierig sein,“ entschuldigte ich mich. Ren hob beschwichtigend die Hände. „Schon gut. Seto hat recht: Ich bin wirklich schüchtern. Zumindest Frauen gegenüber, die mir sehr gefallen. Es ist wirklich schlimm. Allerdings bin ich froh darüber, dass ich sonst keine Probleme habe mit Mädchen oder Frauen zu reden,“ gestand er und lächelte dabei. Bevor ich etwas sagen konnte, hörten wir einen spitzen Schrei aus dem Wohnzimmer. Ren fing an zu lachen. „Da hat er es ihr endlich gesagt,“ gluckste er. „Ihr beide ärgert euch gerne gegenseitig, was,“ grinste ich und Ren sah mich breit grinsend an. „Und wie!“ Aus dem Wohnzimmer hörten wir dann auch was Trish zu Kaiba sagte: „Wie kannst du nur! Warum nimmst du mich nicht mit sondern diese Schnepfe?“ Ihre ´Beleidigung` hätte wirklich schlimmer sein können. Schnepfen sahen ganz niedlich aus. Kaiba sagte etwas zu ihr, ich konnte nicht verstehen was, aber ich hörte seine Stimme leicht brummen. Mir kam ein Gedanke, den ich vorhin schon einmal hatte. „Ren! Darf ich dich mal etwas fragen?“ wollte ich wissen. Neugierig sah er mich mit seinen grünen Augen an. „Natürlich! Schieß los!“ „Ich weiß, dass Trish in Kaiba verliebt ist. Aber wie steht Kaiba zu Trish?“ fragte ich geradeheraus. Mir war nicht nach Umschweife zu mute. Meine Neugier war dafür einfach zu groß. Rens Augen weiteten sich etwas, dann schaute er mich mit undurchdringlichen Blick an. Kapitel 4: Unnötige Provokationen --------------------------------- „Wie kommst du darauf?“ wollte er wissen. „Na ja, ich kenne Kaiba zwar nicht so gut wie du, aber ich weiß, dass er nicht gerade geduldig mit den Leuten ist, die er nicht mag. Da spreche ich aus eigener Erfahrung. Und obwohl es ihm zu wider ist sich umarmen zu lassen und sich ständig wiederholen zu müssen, macht er genau das bei Trish mit einer Affengeduld. Okay, er lässt sich nicht von ihr umarmen. Nicht freiwillig zumindest, aber geht auch nicht mit besonderer Strenge gegen sie vor, wenn sie ihn dann doch erwischt und umarmt,“ erzählte ich von meinen Beobachtungen. Anerkennend sah Ren mich an. „Erstaunlich, dass dir das alles aufgefallen ist,“ lobte er mich. „Also habe ich recht? Kaiba empfindet etwas für Trish?“ hakte ich genauer nach. Keine Ahnung warum mir das so wichtig war. Kaiba interessierte mich doch eigentlich nicht. Zumindest was den gefühlsmäßigen Aspekt anbelangte. Von der Bettkante würde ich ihn nicht gerade schubsen. Stopp mal! Was denkst du denn da? In dem Moment wo Ren mir eine Antwort geben wollte, kam Trish aus dem Wohnzimmer gestürmt. Über ihre Wangen liefen Tränen. Mal wieder. So langsam beschlich mich das Gefühl, dass sie diesen Art des Abganges mochte. Dicht hinter ihr kam Kaiba und packte sie am Handgelenk. Erschrocken fuhr Trish zu ihm herum. Sie prallten zusammen. Trish hatte sich so gedreht, dass Kaibas Arm nun um sie lag. „Du bist wirklich gemein, Seto,“ murrte sie an seiner Brust. „Ich habe dir aber auch erklärt, warum ich so gemein bin,“ brummte Kaiba. Trish schaute zu ihm auf, ihr Kinn ruhte dabei auf seiner muskulösen Brust. „Nimm mich bitte mit!“ flehte sie ihn an. Daraufhin ließ Kaiba ihr Handgelenk los und entfernte sich zwei Schritte von ihr. „Lass es endlich gut sein. Das Leben ist kein Ponyhof! Begreif das endlich mal!“ schnaubte Kaiba etwas ungehalten. Sein Geduldsfaden war kurz davor zu reisen. Das schien auch Ren zu bemerken, denn er trat zwischen die beiden und sah seine Schwester an. „Trish, bitte! Ich möchte einmal ein vernünftiges Date haben. Und das klappt leider nicht, wenn du dabei bist,“ gestand Ren ihr. Sie fiel aus allen Wolken, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Mit diesen offenen Worte hatte ich allerdings auch nicht gerechnet. Nicht von Ren selbst. „Ich störe dich bei deinen Dates?“ fragte Trish mit tränen erstickter Stimme. Mir fiel es schwer sie ernst zu nehmen. Die ganze Zeit über kam sie mir wie eine schlechte Schauspielerin vor, also warum sollte sie das jetzt nicht auch spielen. „Ehrlich gesagt, Trish: Ja! Du zickst immer die Frauen an, mit denen ich mich treffe. So werde ich nie eine Freundin finden,“ gab er offen zu. „Eigentlich zickst du jedes Mädchen und jede Frau an, die dir über den Weg läuft. Egal ob sie dir etwas getan hat oder nicht,“ warf Kaiba ein. Trish sah Kaiba mit Tränen in den Augen an. Könnte sich Kaiba wirklich in eine solche Person verlieben? Aber was wusste ich schon von seinem Geschmack für Frauen. Vielleicht stand er ja auf so etwas total. „Ich möchte doch nur, dass deine Freundin und ich uns verstehen. Aber bisher war keine dabei, die es mit mir aufnehmen konnte,“ versuchte Trish ihr Verhalten zu rechtfertigen. „Vielleicht waren auch Frauen darunter, die sich einfach nur nicht auf deine niveaulose Art einlassen wollten,“ gab ich zu bedenken. Alle drei sahen mich verdutzt an. „Wie bitte?!“ stieß Trish empört heraus. „Du bist nicht gerade die Umgänglichste, der ich begegnet bin. Ich rede auch eigentlich nur mit dir, weil ich es Kaiba und Ren zu liebe tue. Vielleicht begreifst du dann mal, dass du dich... schräg verhältst. Fällt es dir so schwer andere Mädchen oder Frauen zu akzeptieren? Siehst du in ihnen immer eine Konkurrentin?“ fragte ich. Ehrlich, ich wusste selbst nicht so recht was ich da sagte, besser gesagt, warum ich das tat. Trish war mir so was von egal. Aber Kaiba und Ren halt nicht. Die müssten sich weiter mit dieser pubertären Trish herumschlagen. „Ich habe keine Konkurrentin!“ schrie Trish. „Und warum benimmst du dich dann so?“ wollte ich wissen. „Weil du mir auf den Zeiger gehst, Tee!“ brüllte sie und ihr Kopf lief rot an. Oje, ich wollte sie nicht so wüten machen. Diese Methode schien nur bei Mai zu klappen, wenn sie nicht mit der Wahrheit rausrücken wollte. Da hieß es immer, sie aus der Reserve zu locken. Trish war anders gestrickt, das war mir von vorne herein klar, aber einen Versuch war es wert gewesen. Jetzt wusste ich allerdings nicht, wie aus diesem Schlamassel mit heiler Haut wieder heraus kam. Blieb mir eigentlich nur eins: Die Flucht nach vorn. „Und warum gehe ich dir auf den Zeiger, Trish?“ bohrte ich weiter nach. „Weil du mit Seto hier bist und er jetzt auch noch mit dir zu diesem Doppel-Date hingeht anstatt mit mir!“ Sie war fuchsteufelswild. „Also siehst du mich doch als Konkurrentin,“ schloss ich schlicht aus ihrer Aussage. Im nächsten Augenblick dachte ich, dass sie gleich auf mich los gehen würde, doch dann hielt sie inne und ihre Gesichtsfarbe begann sich zu normalisieren. Ein gutes Zeichen. „Ja, vielleicht hast du recht,“ gestand sie kleinlaut. „Da kann ich dich beruhigen. Ich stehe nicht auf Kaiba und er nicht auf mich. Wir gehen nur zu diesem Treffen um deines Bruders Willen. Keiner von uns möchte dich damit ärgern. Wir wollen einfach nur versuchen, deinem Bruder eine Freundin zu beschaffen,“ sprach ich sanft auf sie ein. Ihr Blick traf meinen. Der Ausdruck darin war der eines verletzten und verängstigten Hasen. „Trish, bitte glaub mir.“ „Warum sollte ich?“ fauchte sie, zumindest versuchte sie es wie ein Fauchen klingen zu lassen. Ich seufzte. „Weil ich in jemand anderes verliebt bin,“ gestand ich, auch wenn es mir unangenehm war. Meine Gefühle für Yugi wollte ich nicht unbedingt vor Kaiba preisgeben. Auch wenn ich selbst nicht wusste warum... Obwohl... Meine Gefühle gingen ihn einfach nichts an. Punkt! Er wollte sie auch sicherlich nicht wissen. Neugierig sah Trish mich an. Auch die beiden Männer waren neugierig geworden. Na toll! Jetzt kam ich aus der ganzen Geschichte nicht mehr heraus. „In wen bist du dann verliebt?“ fragte Trish. Ich konnte es kaum glauben, ihr Ton war... normal! „Sein Name ist Yugi,“ gestand ich leise und hoffte, dass Kaiba es nicht hören konnte. Doch ich hörte wie er kräftiger ausatmete. Oder war das nur Zufall gewesen? Warum zum Geier hatte ich Probleme damit was Kaiba über meine Gefühle für Yugi denken könnte? „Etwa Yugi Muto? Der Erzrivale von Seto?“ hakte Trish nach. „Ähm... Ja, genau der. Ich bin schon seit der Grundschule in ihn verliebt. Und seit damals sind wir auch beste Freunde,“ gab ich zu. Flüchtig schaute ich zu Kaiba. Seine Miene war ausdruckslos wie immer. Trish atmete erleichtert aus. „Da bin ich aber froh. Du hast einen ganz anderen Männergeschmack als ich. Wenn man das bei dir Männergeschmack nennen kann,“ grinste sie selbstgefällig. „Was soll das denn bitte heißen?“ kaum war die Frage über meine Lippen, bereute ich es auch schon auf ihr Spiel eingegangen zu sein. „Yugi Muto ist nicht sehr groß. Ist er nicht sogar kleiner als du? Außerdem hat er so fiese abstehende lila Haare mit goldenem Pony und seine Augen haben dieses scheußliche lila,“ kritisierte Trish. „Ist halt Geschmackssache. Aber deine Auflistung erklärt nicht, was du mit ´wenn man das Männergeschmack nennen kann´?“ wollte ich wissen, auch wenn ich langsam wütend wurde. Wie konnte sie es wagen so über Yugi zu sprechen! Ich fand, dass Yugi echt gut aussah. Blöde Kuh! Sie hatte einfach keine Ahnung! „Von seiner Größe her ist er ein kleiner Junge. Auch sein Gesicht gleicht eher noch das eines kleinen Jungen. Es ist noch so rundlich,“ klärte sie mich auf. „Guck dir Setos Gesicht an.“ Sie ging an ihrem Bruder vorbei und stellte sich ganz dicht an Kaiba heran. Dann streckte sie ihre Hand Kaibas Gesicht entgegen. Mit dem Zeigefinger begann sie ihm seine Gesichtskonturen nach zufahren. Beginnend bei seinem rechten Ohrläppchen über den Unterkiefer, dann übers Kinn bis zum linken Ohrläppchen. Währenddessen rührte sich Kaiba kein bisschen. Gefiel ihm diese Berührung etwa? Arrrrgh, warum machte ich mir wieder solche Gedanken. „Setos Gesicht ist schön kantig, so wie es bei einem Mann sein sollte,“ erklärte Trish weiter. „Dein Yugi hingegen hat halt noch eher dieses Babyface.“ Babyface?! „Du vergisst etwas Wichtiges,“ merkte ich an. Interessiert schaute sie zu mir. „Es kommt auch auf die inneren Werte an. In meinen Augen ist Yugi ein Mann und ein gut aussehender dazu. Seine inneren Werte sind tausendmal besser als die von Kaiba!“ stieß ich leicht wütend hervor. O scheiße! Ich schlug mir die Hände vor den Mund. Verdammt! Verdammt! Verdammt! Warum konnte ich nicht einmal erst denken und dann reden? Kaibas Augen verengten sich zu gefährlich blitzende Schlitze. Er war richtig sauer. Zu recht. Ich hatte ihn gerade beleidigt. Auch wenn es unbeabsichtigt und unbedacht war. Wer wäre da nicht sauer. Kaiba schob Trish zur Seite und kam langsam auf mich zu. Sein Blick war auf mich geheftet. Dadurch, dass er so langsam auf mich zu kam, stieg das Gefühl der Bedrohung noch mehr an. Als er fast bei mir war, kniff ich unwillkürlich die Augen zusammen, wie ein kleines Kind. Nach dem Motto: Wenn ich dich nicht sehe, siehst du mich auch nicht. Also riss ich mich zusammen und öffnete sie wieder. Kaiba war nur noch drei Schritte von mir entfernt. Plötzlich wandte er sich nach rechts und hielt auf die Haustür zu. Einen Augenschlag später war er aus der Villa verschwunden. „Das hast du ja super hinbekommen!“ schrie Trish mich an und hastete Kaiba hinter her. Ren kam auf mich zu. „Sag bitte nichts. Ich weiß, dass das gerade scheiße war. Mir ist das so raus gerutscht. Ich habe nicht nachgedacht gehabt,“ erklärte ich ihm schuldbewusst. Er legte mir eine Hand beruhigend auf die Schulter. „Habe ich mir schon gedacht. Seto wird auch noch dahinter kommen,“ versicherte Ren mir und sah mich aufmunternd an. „Ich muss allerdings gestehen, dass ich über seine Reaktion ziemlich überrascht bin.“ Fragend und abwartend sah ich Ren an, ob er das noch erklären würde. „Seto ist ein Mensch, dem es nicht interessiert was andere von ihm denken. Er weiß selbst, dass sein Charakter vielen Leuten Angst einjagt und das nutzt er auch gerne für sich. Um so unbegreiflicher ist es mir, warum er jetzt so reagiert. Wie vorhin herausgehört hatte, müsste er doch wissen, dass du keine hohe Meinung von ihm hast,“ erklärte Ren. Zwar hatte Ren recht, dass es Kaiba egal war, was andere über ihn dachten, doch: Was genau wollte Ren mir damit sagen? Nein, ich bildete mir bloß ein, dass da mehr hinter den Worten steckte. „Ich sollte ihm hinter her und mich entschuldigen. Das ist das mindeste was ich jetzt tun kann,“ sagte ich und machte mich auch schon auf den Weg. Ren folgte mir. Es dauerte nicht lange und wir hatten Kaiba und Trish eingeholt, die regelrecht an seinem Arm hing. „Verzieh dich, Schnepfe!“ fauchte Trish. Dieses Mal war es wirklich ein Fauchen, doch es kümmerte mich nicht. „Kaiba! Es tut mir leid! Mir ist das raus gerutscht. Ich habe nicht nachgedacht, was ich da sagte. Es tut mir wirklich leid, dass ich mich auf dieses dämliche Provokation von Trish eingelassen habe,“ entschuldigte ich mich und verbeugte mich tief vor ihm. Ren zerrte Trish von Kaiba etwas weg, was sie alles andere als toll fand. Ich verbeugte mich immer noch tief vor Kaiba. Es tat mir so leid, was ich gesagt hatte, dass ich mich nicht traute mich wieder von alleine aufzurichten. Hoffentlich würde er etwas sagen. Plötzlich erschienen seine Stiefelspitzen vor meine Augen, die ich auf den Boden gerichtet hielt. Dennoch schaute ich nicht auf. Sanft legten sich seine Hände auf meine Schultern und drückten diese ebenso sanft. Diese Berührungen verblüfften mich und ich richtete mich automatisch wieder auf. Nur meinen Blick behielt ich gesenkt. Eine Hand legte sich um mein Kinn und drückte es sanft nach oben, so dass ich schließlich ihm doch in die Augen sehen musste. „Übertreibe es nicht,“ tadelte er mich. Seine Stimme war ungewohnt... sanft?! Ebenso sein Blick. Was zum Teufel? „Vergiss was eben passiert ist. Ich war etwas voreilig. Mach dir keine Gedanken mehr darüber. Immerhin weiß ich selbst am besten wie verdorben mein Charakter ist,“ gestand er. Mir blieb die Sprache weg. Was sollte ich jetzt sagen? Kaiba ließ seine Hände wieder neben seinen Körper sinken. In voller Größe stand er vor mir und sah auf mich herab. Aber mit einen sanften und verständnisvollen Blick, dem ich ihm nie zu getraut hätte. Was ging bloß in seinem Kopf vor? „Mit keiner Silbe habe ich behauptet, dass du einen verdorbenen Charakter hast,“ warf ich schließlich Protest ein. „Mag sein, aber so ähnlich denkst du doch, oder nicht? Yugi ist ein, weiß Gott, besserer Mensch als ich es je sein werde. Er kümmert sich um andere, nicht nur um sich selbst,“ sagte Kaiba schlicht. „Ja, schon...“ mehr wusste ich nicht zu sagen. Immerhin hatte er ins Schwarze getroffen. Warum hatte ich gerade so das Problem ihm die Wahrheit zu sagen? Er kannte sie immerhin. Und ich hatte es ihm ja schon öfters gesagt gehabt. Warum also hatte ich jetzt damit solch ein Problem? „Mokuba! Du kümmerst dich um ihn,“ fiel mir plötzlich ein. Wie konnte ich das bloß vergessen. Kaiba sah mich an, sein Blick konnte ich nicht deuten. „Er ist mein kleiner Bruder. Da ist es doch selbst verständlich, dass ich mich um ihn kümmere,“ sagte er schlicht. „Allerdings hätte er einen viel besseren großen Bruder verdient.“ Fast hätte ich seine geflüsterten Worte nicht gehört. „Das ist nicht wahr! Mokuba hätte...“ „Lassen wir das! Ich weiß, wie du zu mir stehst und das ist auch in Ordnung,“ unterbrach er mich und wandte sich etwas von mir ab. Sein Blick huschte kurz über Trish und Ren, dann wieder zu mir. „Also kommst du mit zu dem Doppel-Dat... Treffen?“ Ihm machte es wirklich nichts aus, was ich von ihm hielt? Tja, so war Kaiba nun einmal. Er scherte sich nicht um das was andere sagten. Dafür bewunderte ich ihn. „Ja, ich komme mit. Ihr müsst mir nur sagen wann und wo,“ sagte ich zu. Seltsamerweise fühlte es sich richtig an. Und keineswegs mehr komisch. Lag es am schlechten Gewissen? Nein, dass hatte sich wieder verabschiedet und sich in den weit entferntesten Winkel meines Bewusstseins verkrochen. Wo es hin gehörte. „Diesen Samstag um achtzehn Uhr. Ich hole dich von zu Hause ab,“ informierte Kaiba mich. „Soll ich etwas besonderes anziehen? Ich meine, in was für ein Restaurant gehen wir?“ wollte ich wissen. Trish fing lauthals anzulachen. Was bitte war daran so komisch? Diese blöde Kuh ging mir langsam gewaltig auf die Nerven. „Glaubst du etwa Seto würde in ein Fast Food Bude gehen?“ lachte Trish schallend. „Selbst wenn ich es wollte, könnte ich mir Seto dort nicht vorstellen.“ „Schön, dass ich dich so erheitere. Aber mir ist durch aus bewusst, dass Kaiba nicht in Fast Food Buden geht,“ sagte ich ruhig, obwohl ich alles andere als ruhig war. Am liebsten hätte ich dieser dummen Göre den Hals umgedreht. „Wir gehen in kein Nobelrestaurant. Du brauchst dich also nicht groß in Schale werfen. Deine normale Kleidung ist angemessen genug,“ gab Kaiba mir die Antwort. Wieder fing Trish laut an zu lachen. Kaiba warf ihr einen verärgerten Blick zu und sie verstummte augenblicklich. „Was war daran jetzt komisch?“ verlangte Kaiba zu wissen. „Na ja, ich finde ihre Kleidung nicht gerade angemessen,“ gab Trish zu. Nur weil ich nicht so herumlief als würde ich auf den Strich gehen so wie sie? „Verstehe ich das richtig, du lachst über meine Bewertung von Teas Kleidungsstil?“ hakte Kaiba eisig nach. Jegliche Erheiterung verschwand aus Trishs Gesicht. Damit hatte sie nicht gerechnet. Zu gegeben, ich auch nicht. Aber nur so konnte man sie treffen. „Nein, so war das nicht, Seto. Ich finde nur, ihr Kleidungsstil ist... langweilig und halt unpassend,“ sagte sie. Kaiba zog eine Augenbraue hoch. Kein gutes Zeichen. „Also hast du dich über meine Beurteilung lustig gemacht. Außerdem, was wäre in deinen Augen passend?“ wollte Kaiba wissen. Seine Stimme war noch immer arktisch. Ich an Trish Stelle wäre jetzt auf der Hut, jeder noch so kleine Wortfehler könnte ihr das Genick brechen. Im bildlichen Sinne, natürlich nur. Hoffte ich. Auch wenn ich sie nicht wirklich mochte. „Sieh sie dir doch an. Sie ist völlig unter deiner Würde,“ meinte Trish. „Unter meiner Würde?“ wiederholte Kaiba fragend. Ihm schien diese Aussage wirklich zu irritieren. Aber ich musste Trish leider Recht geben. In jeglicher Hinsicht war ich unter seiner Würde. Da ich als Kellnerin in einem Fast Food Restaurant arbeitete, hatte ich nicht viel Geld. Deswegen konnte ich mir keine besonders schönen Kleider kaufen, da sie einfach nicht in meinen Budget lagen. Ich versuchte das beste daraus zu machen, was, meiner Meinung nach, mir eigentlich gelang. Natürlich war das in den Augen eines reichen verzogenen Görs wie Trish nicht so, aber nun gut. Zu dem kam noch, dass ich nicht unbedingt die Intelligenteste war. Aber dumm war ich nun mal auch nicht. Doch mit einem Genie wie Kaiba konnte ich natürlich nicht mit halten. Ja, ich war wirklich unter seiner Würde. Was kümmerte es mich. Ich tat ihm nur einen Gefallen, weil er mir geholfen hatte. Wir wollten kein wirkliches Treffen miteinander. Daher brauchte ich mir eigentlich keine Gedanken über Kaibas Würde zu machen. Außerdem wusste er, was er tat. „Lass meine Würde mal meine Sorge sein, Trish,“ meinte er kühl. „Aber sieh sie dir doch nur mal an, wie sie rumläuft! Hast du eigentlich noch nie eine Boutique von innen gesehen, Tee?“ „Um ehrlich zu sein: Nein! Ich hatte nicht das große Glück in eine reiche Familie hineingeboren worden zu sein, wie du,“ gab ich ruhig zurück. Empört schnappte Trish nach Luft. Sie war wirklich eine Diva. Wie konnte Kaiba sie nur mögen? Plötzlich kam mir ein Gedanke: Tat er das überhaupt? Hatte er nicht vor kurzen zu mir gesagt, dass sie der Teufel in Person war? Wie passte all das zusammen? Was empfand er wirklich für sie? „Du bist doch nur neidisch, dass ich Geschmack habe und du nicht,“ bluffte sie mich an. „Geschmack hat nichts mit dem Geld zu tun. Geschmack kann man sich nämlich nicht kaufen,“ konterte ich lässig zurück. Erneut schnappte sie empört nach Luft und schaute hilfesuchend zu ihrem Bruder. Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Nur weil man teure Sachen trägt heißt das noch lange nicht, dass diese Sachen auch gut zusammen passen,“ fuhr ich mit meiner Erläuterung fort. „Außerdem verstehe ich nicht ganz was für ein Problem du hast? Kaiba geht mit mir nur zu dem Doppel-Treffen damit dein Bruder eine Chance hat endlich eine Freundin zu finden. Mehr nicht. Ich bin nicht Kaibas Typ und er meiner nicht. Aber das Thema hatten wir bereits.“ Verständnislos sah ich sie an. Was für ein Problem hatte sie bloß? „Du gehst mir einfach auf den Zeiger, mehr nicht,“ fauchte Trish. „Sag mal, wie alt bist du eigentlich?“ wollte ich wissen. Das brachte sie aus den Konzept. War von mir zwar nicht beabsichtigt gewesen, aber lustig fand ich es dennoch. „16,“ sagte sie verwirrt. „Das wegen auch dieses pubertäre Getue, verstehe,“ murmelte ich. Trish lief rot an. Ups! „Du blöde Schachtel! Nur weil du schon steinalt bist...“ „Es reicht jetzt!“ rief Kaiba dazwischen. Sein Geduldsfaden war gerissen, das konnte ich ihn seinen Augen sehen. „Trish, du benimmst dich wirklich pubertär. Und du, Tea, solltest es besser wissen, als auf ihre dämlichen Provokation einzugehen,“ stieß Kaiba genervt hervor. Schuldbewusst schaute ich auf meine Füße und kam mir wie ein getadeltes Kind vor. Trish hingegen brauste richtig auf. War ja auch nicht anderes zu erwarten gewesen. „Du hältst mich für pubertär? Wieso?“ schrie sie mit tränen erstickter Stimme. Bitte nicht schon wieder! Sie konnte es einfach nicht lassen, oder? „Weil du nun einmal pubertär bist,“ gab Kaiba schlicht zurück, aber seine Stimme machte deutlich, dass er keinen weiteren Widerspruch duldete. Typisch! Aber bei Trish nur allzu verständlich. Trish stand auf einmal vor mir. Ich schaute ihr ins Gesicht, welches noch immer Rot angelaufen war. Ihr Augen funkelten wütend. Warum sah sie mich so komisch an? Was ging in ihrem Kopf vor? Wenige Augenblicke später bekam ich die Antwort auf meine Frage. Kapitel 5: Die Fahrt nach Hause ------------------------------- Ein lauter Knall hallte von den Hauswänden wieder und ein Schmerz durchzuckte meine linke Wange. Das hatte sie gerade nicht wirklich getan oder? Hatte sie mir gerade wirklich eine Ohrfeige verpasst? Tickte sie noch ganz sauber? Die beiden Männer waren genauso geschockt wie ich. Sie sahen zu uns mit weit aufgerissenen Augen. Trish holte zum erneuten Schlag aus. Doch Kaiba löste sich aus seiner Starre und packte ihr Handgelenk. „Genug von diesem Schwachsinn!“ brüllte Kaiba. Die Erde schien unter seiner Stimme zu beben. Ein eiskalter Schauer jagte mir den Rücken runter. Trish wandte sich etwas zu ihm und sah ihn unschuldig an. Dieses Miststück! Glaubt sie wirklich, dass sie damit weiter kam? Scheinbar schon, denn sonst würde sie es ja wohl kaum tun. „Du bist zu weit gegangen, Trish,“ sagte Kaiba und seine Stimme hätte nicht arktischer sein können. Mir zog sich das Herz vor Angst zusammen, dabei galt seine Wut noch nicht einmal mir. Seine Stimme verfehlte auch bei Trish nicht seine Wirkung. Ihr unschuldiger Gesichtsausdruck veränderte sich in eine sehr verängstigten. Selbst schuld! Mitleid konnte ich gerade wenig für sie aufbringen. Eigentlich gar keins. Zwei Hände legten sich auf meine Schultern. Leicht erschrocken fuhr ich zusammen und schaute mich nach dem Besitzer der Hände um. Ren stand hinter mir und lächelte mich traurig an. „Tut mir leid, dass meine Schwester...“ „Du bist der letzte, der sich entschuldigen brauch, Ren,“ unterbrach ich ihn leise und lächelte ihn an. So gut ich unter meine noch immer anhaltenden Schock dazu in der Lage war. „Diese blöde Schnepfe hat es doch nur darauf angelegt, dass...“ Sie verstummte als sie Kaibas eiskalten Blick sah. Plötzlich schien sie in sich zusammen zu schrumpfen. Kaibas eiskalter Blick verfiel eben auch nie seine Wirkung. Ich löste Rens Hände von meiner Schulter und trat an Kaibas Seite. Sachte legte ich eine Hand auf seinen Arm, mit dem er Trish am Handgelenk gepackt hatte. „Lass sie bitte los,“ bat ich ihn ruhig. Sein Blick richtete sich auf mich, mit dem Unterschied, dass er mich nicht mit seinem eiskalten Blick ansah. Er schaute mich eher fragend an. „Lass gut sein, Kaiba,“ sagte ich und lächelte ihn an. Sein Blick wurde milder und er ließ Trish wirklich los. Zwar hatte ich keine Angst, dass er ihr etwas antun würde, aber dennoch war es nicht mehr nötig sie festzuhalten. „Entschuldige dich gefälligst bei Tea,“ knurrte Kaiba Trish an. Sie zuckte zusammen, so als hätte Kaiba sie geschlagen. „Ich soll mich bei dieser...“ Weiter kam sie nicht, denn sie brach erneut unter Kaibas Blick innerlich zusammen. Wie ich es mir schon gedacht hatte, hatte sie Kaiba so noch nie erlebt. Zugegeben, ich hatte ihn schon öfter so erlebt, aber es war immer wieder Angst einflößend. Wie konnte jemand der so gut aussah wie Kaiba einen nur so Angst machen? Es war mir unbegreiflich. „Du holst mich dann am Samstag also ab,“ wechselte ich rasch das Thema und versuchte dabei unbeschwert zu klingen. Mein Plan ging auf. Wenn man das Plan nennen konnte. Ren und Kaiba sahen mich an. Mit dem plötzlichen Themenwechseln hatten sie wirklich nicht gerechnet. Kaiba schien nach Worten zu suchen. Süß ihn mal so sprachlos zu sehen. „Ja, um achtzehn Uhr,“ ging er auf mich ein. Sanft zog ich ihn beiseite. „Kaiba, bitte vergiss das Ganze,“ bat ich ihn flüsternd, so dass Ren und Trish mich nicht hören konnte. Flüchtig sah er mich verwirrt an, dann wechselte sein Ausdruck von Verwirrung zu Verstehen und dann zu Missbilligung. „Du willst sie damit durchkommen lassen?“ brummte er leise. Seine Augen wanderten von meinen Augen zu meiner ramponierten Wange, die mit Sicherheit noch rot war, und wieder zu meinen Augen zurück. „Was soll ich denn machen? Ihr auch eine scheuern? Das bringt nichts. Außerdem ist sie wahrscheinlich schon gestraft genug, immerhin darf sie nicht mit ihrem Traummann zu einen Doppel-Date und sie hat gerade ganz schön unter deinem eiskalten Blick gelitten,“ meinte ich immer noch flüsternd. „Ts, Traummann!“ zischte Kaiba verächtlich. „Dieses Mädchen sollte man mal ordentlich den Kopf waschen!“ „Das ist nicht meine Aufgabe. Und ehrlich gesagt, würde ich jetzt lieber gehen. Nicht das es noch schlimmer wird,“ meinte ich. „Schlimmer als die Ohrfeige, die sie dir schon gegeben hat...“ „Es ist genug, Kaiba. Du hast es doch schon selbst gesagt gehabt. Wir würden uns nur im Kreis drehen. Und ehrlich gesagt, habe ich dazu keine Lust mehr. Mir ist es schon peinlich genug, dass ich auf ihre dummen Spiele eingegangen bin,“ sagte ich entschieden, aber ruhig. Darüber dachte Kaiba nach. „Du hast recht. Es wäre wirklich besser. Soll ich dich noch nach Hause fahren?“ „Und Trish noch mehr provozieren? ... Lieb von dir, Kaiba, aber besser nicht,“ erwiderte ich. Insgeheim wollte ich allerdings sehr wohl, dass er es tat. ... Warum? „Mir ist es egal, ob ich Trish damit noch mehr provoziere. Sie muss lernen, dass nicht alles nach ihrer Pfeife tanzt. Mir ist auch egal, was du gerade möchtest,“ knurrte Kaiba. Typisch Kaiba! Hauptsache er. Ich sah ihn böse an. Als er meinen Blick bemerkte seufzte er und beugte sich dann etwas zu mir herunter. „Um ehrlich zu sein, möchte ich nur so schnell wie möglich weg von Trish. Ich kann einfach keine Geduld mehr für sie aufbringen. Wer weiß was passiert, wenn ich sie heute noch länger ertragen muss,“ gestand er mir flüsternd. Ich konnte ihn nur allzu gut verstehen. Aus dem selben Grund wollte ich ja jetzt auch gehen. Verständnisvoll lächelte ich Kaiba an. „Das kann ich wirklich sehr gut nachvollziehen, Kaiba.“ Kurz trat Stille zwischen uns auf. Ren schimpfte mit Trish, die ihrerseits zurück zickte. Dieses Mädchen war einfach... furchtbar. Ein verwöhntes Gör. Wie konnten Bruder und Schwester nur so dermaßen unterschiedlich sein? Bei den Kaiba Brüder fand ich den Charakterunterschied schon erstaunlich, aber das war rein gar nichts im Vergleich zu den Suzuki Geschwister. „Du bist ein selbstständiger Mann, Kaiba. Ich kann dir keine Vorschriften machen,“ durchbrach ich die Stille. In seinen blauen Augen sah ich, dass er verstanden hatte, was ich damit sagen wollte. „Warte hier. Ich hole den Wagen,“ meinte er dann und ging. Verdattert schauten Ren und Trish hinter ihm her. Sie hatten ja nicht mitbekommen was wir geredet hatten. „Wo will er hin?“ fragte Ren verwundert. „Ich weiß auch nicht. Er hat nichts zu mir gesagt,“ log ich. „Du hast ihn wahrscheinlich schon wieder beleidigt,“ giftete Trish mich an. Mein Geduldsfaden verlor wieder ein Stück. Viel war nicht mehr übrig. Wie hatte Kaiba das die ganze Zeit ausgehalten? „Ich rede mit dir, du dumme Schnepfe!“ fauchte Trish. „Jetzt reicht es wirklich, Trish!“ schrie Ren seine kleine Schwester an. Diese zuckte erschrocken zusammen und sah ihren großen Bruder mit weit aufgerissenen Augen an. Jede Wette, dass die gleich wieder anfing zu weinen? Kaum hatte ich diesen Gedanken, sammelten sich in ihren Augenwinkeln auch schon die ersten Tränen. Wie hatte ich nur denken können, dass Kaiba etwas von solch einer Person wissen wollte? Wenige Augenblicke später tauchte Kaiba mit einem schicken Sportwagen auf. Reich müsste man sein, dachte ich im Stillen. „Komm! Ich bring dich jetzt nach Hause, Tea!“ rief er mir aus dem Fenster zu. Kurz winkte ich ihm zu, dass ich verstanden hatte. Drehte mich zu Ren um und verneigte mich kurz. „Auf wiedersehen, Ren! Bis Samstag,“ verabschiedet ich mich. Ren verneigte sich seinerseits vor mir. „Bis Samstag, Tea! Ich freue mich schon,“ erwiderte er und winkte noch einmal zum Abschied. Trish ignorierte ich völlig. Lässig ging ich auf die Beifahrertür zu, die Kaiba von innen für mich öffnete, und stieg ein. „Das kann er doch nicht bringen! Wie kann sie wichtiger sein als ich?!“ hörte ich Trish empört schreien. „Können wir Ren wirklich mit ihr alleine lassen?“ fragte ich Kaiba etwas schuldbewusst. „Sie ist seine kleine Schwester. Glaub mir, er kennt sie noch schlimmer,“ beschwichtigte Kaiba meine Sorgen. Kaum hatte ich die Tür geschlossen und mich angeschnallt, sauste Kaiba auch schon los. „Trish kann noch schlimmer sein?“ hakte ich fassungslos nach. Das konnte und wollte ich mir gar nicht vorstellen. „O ja! Glaub mir, so willst du sie nicht erleben,“ brummte Kaiba. „Nein, das möchte ich ganz sicher nicht. Mir reicht das schon so,“ murmelte ich und beobachtete Kaiba aus den Augenwinkel heraus. Er schaute konzentriert auf die Straße. „Ich muss dir etwas beichten. Aber bitte nicht sauer sein oder dich über mich lustig machen, ja?“ setzte ich an. Flüchtig schaute Kaiba zu mir und blinzelte mich fragend an. Dann richtete er seinen Blick wieder auf die Straße. „Okay. Ich verspreche, weder sauer zu sein noch mich über dich lustig zu machen,“ versprach er. „Da du erst so geduldig mit Trish warst, kam mir ein flüchtiger Gedanke,“ meinte ich. „Und welcher?“ „Das du vielleicht auf Trish.... stehen könntest,“ beichtete ich ihm endlich. Dabei sah ich ihn an und musterte sein schönes Profil. Er biss sich auf die Unterlippe. Bei jeden anderen hätte ich das als unterdrücktes Lächeln gedeutet, aber er war halt nicht jeder andere. War es ein Lächeln oder war er sauer? Sein Mundwinkel zuckte. „Bitte, vergiss was ich gerade gesagt habe. Es war ja nur ein flüchtiger Gedanke,“ sagte ich hastig, in der Hoffnung das Schlimmste vielleicht doch noch abzuwenden. Dann brach das Lächeln doch durch. Unglaublich! Kaiba lächelte! „Du hast versprochen, dich nicht über mich lustig zu machen,“ murmelte ich etwas beleidigt. „Ich lache dich doch gar nicht aus,“ stellte er klar. Dennoch lächelte er immer noch. „Und warum lächelst du dann?“ warf ich ihm vor. „Ach, ein Lächeln ist also gleich bedeutend wie auslachen?“ „Nein, aber daraus kann es schnell resultieren,“ meinte ich. „Ich halte immer meine Versprechen, das weißt du doch.“ „Ja, schon. Doch... Warum lächelst du? Das irritiert mich,“ gestand ich. „Darf ich nicht lächeln?“ fragte er und sein Lächeln wurde breiter. „Nein, du nicht. Bei dir weiß man dann nicht, was Sache ist,“ gestand ich. „Stell dir vor, bei mir bedeutete ein Lächeln genau das gleiche wie bei allen anderen Menschen auf der Welt auch,“ sagte er gespielt empört. „Wenn es fies gemeint ist, dann lass ich es auch so aussehen.“ O ja, das stimmte allerdings. Dieses fiese Lächeln oder auch das fiese Lachen kannte ich nur allzu gut. Darin war er ein Meister. „Ich lächle, weil ich es faszinierend finde, wie du mich beobachtest,“ meinte er rundheraus. Mir fiel die Kinnlade runter. Mit so einer Antwort hatte ich wirklich nicht gerechnet. „Na ja, viel beobachten braucht man da eigentlich ja nicht, um zu merken... Warum guckst du mich so an?“ fragte ich ihn und merkte wie ein Rotschimmer auf meinen Wangen erschien. Hoffentlich bemerkte Kaiba ihn nicht. Wir standen gerade an einer roten Ampel und Kaiba sah mich lächelnd an. Wieder konnte ich das Lächeln nicht deuten. „Du hast eine recht gute Menschenkenntnis,“ bemerkte er. „Nur bei dir nicht,“ murmelte ich fast lautlos. Sein Lächeln wurde breiter. Es bekam etwas spitzbübisches. Mein Gott war das sexy! Sein Blick ging wieder Richtung Straße, da die Ampel umsprang. „Nein, das glaub ich nicht. Selbst mich schätzt du recht gut ein,“ meinte er. Also hatte er mein Gemurmel doch verstanden. Dann ging mir ein Licht auf. „Du stehst wirklich auf Trish!?“ stieß ich hervor. Empörter als ich es beabsichtigt hatte. Jeder konnte lieben wen wer wollte. Jetzt lachte Kaiba kurz auf. „Wieso so empört?“ lachte er. „Tut mir leid,“ murmelte ich kleinlaut. Kaiba schmunzelte ein paar Minuten vor sich her. „Da es dich so zu interessieren scheint, sage ich es dir. Nein, ich stehe nicht auf Trish. Nicht mehr,“ sagte er. Mein Blick huschte zu seinem Gesicht. „Nicht mehr?“ „Ich stand mal auf sie als ich noch etwas jünger war und nicht wusste wie sie tickt,“ erzählte er mir. „Durch sie haben Ren und ich uns überhaupt erst kennen gelernt.“ Jetzt war meine Neugier vollkommen geweckt. „Du kennst Ren durch seine kleine Schwester?“ „Ja. Ich lernte Trish, die sich damals noch Machiko nannte, auf einer Gala kennen. Wir unterhielten uns die ganze Zeit. Irgendwann tauchte dann Ren auf. Es war ein interessanter Abend. Trish ist oder besser gesagt war ein interessantes Mädchen. Sie ist nicht auf den Kopf gefallen,“ schmunzelte er. „O ja, und wie sie nicht auf den Kopf gefallen ist,“ meinte ich sarkastisch. „Sie ist so intelligent, dass sie wusste, was eine Schnepfe ist oder Ornithologie ist.“ Ertappt schaute Kaiba flüchtig zu mir. „Siehst du! Du durchschaust mich doch ganz gut,“ sagte er noch immer schmunzelnd. „Das war ja jetzt auch nicht besonders schwer,“ bluffte ich ihn an, weil ich etwas sauer auf ihn war. Wieso hatte er gerade versucht mir einen Bären aufzubinden? „Nein, ich stehe nicht oder stand auch nie auf Trish. Ich bin nur so geduldig mit ihr, weil sie die kleine Schwester von einen meiner engsten Freunde ist. Und ich sie eher als Kind betrachte,“ rückte er mit der Wahrheit heraus. „Immerhin benimmt sie sich ja auch wie eines.“ „Also bist du mit Kindern geduldiger?“ fragte ich ungläubig. Kaiba kam aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus. „Ich würde sagen, ja,“ antwortete er. „Warum dann nicht mit meinen Freunden und mir? Immerhin sind wir in deinen Augen doch auch ein Kindergarten,“ wollte ich wissen. Darüber schien er erste einmal nachdenken zu müssen. O, der schlaue Herr Kaiba hatte mal keine Antwort parat? Interessant. „Jetzt wo du es sagst... Darfür habe ich keine Erklärung,“ gestand er mit zurückhaltender Belustigung. Ich stieß einen Seufzer aus. Dieser Typ konnte einen wirklich schaffen. „Warum hat es dich eigentlich so brennend interessiert, ob ich auf Trish stehe oder nicht?“ Gute Frage. „Ehrlich gesagt, weiß ich es selbst nicht. Meine Neugierde geht manchmal einfach mit mir durch ohne einen bestimmten Grund zu haben,“ versuchte ich mich zu erklären. Kaiba hielt vor dem Gebäudekomplex in dem sich meine Wohnung befand. Er sah mich mit schräg gelegten Kopf an und musterte mein Gesicht. „Eine ziemlich magere Erklärung, wenn du mich fragst,“ meinte er trocken. „Aber die einzige, die ich dir geben kann,“ erwiderte ich ebenso trocken. Als es so schien, das keiner von uns noch etwas sagen würde, schnallte ich mich ab und öffnete die Autotür. „Danke für´s nach Hause bringen, Kaiba. Bis dann,“ verabschiedete ich mich und stieg aus. Bevor ich die Autotür wieder schloss, beugte ich mich noch einmal etwas um Kaiba nochmal anzusehen. „Bilde dir nicht zu viel ein, Kaiba. Für manche Sachen gibt es einfach keine Erklärung.“ Noch bevor er etwas sagen konnte schloss ich die Tür und ging. Ich schaute nicht zurück. Warum auch. Nachher bildete er sich wirklich noch etwas ein, was nicht da war. Hinter mir hörte ich wie Kaiba davon fuhr. Hatte ich ihn jetzt verärgert? Das war eigentlich nicht meine Absicht gewesen. Aber er hat mich in gewisser Weise provoziert. Er wusste doch nun, dass ich in Yugi verliebt war. Warum also hatte er unbedingt wissen wollen, weshalb mich das mit Trish neugierig gemacht hatte? Die einzig logische Schlussfolgerung war, dass er dachte, dass ich vielleicht etwas für ihn empfinden könnte. Wieso sollte er jetzt eigentlich sauer sein? Wollte ich vielleicht, dass... Nein, ganz bestimmt nicht! Er war Seto Kaiba! Die Kälte in Person. Obwohl es wahrlich besser wäre ihn als Freund / Kumpel zu haben und nicht zum Feind. Außerdem konnte sich Kaiba wahrscheinlich noch nicht einmal verlie... Schluss jetzt! Kaiba war mit Sicherheit nicht sauer. Der hatte es bestimmt nur eilig. Ein unbehagliches Gefühl erwachte in mir und begann zu nagen. Immer schlimmer wurde es als ich zu meiner Wohnung ging, die im dritten Stock lag. Überrascht weiteten sich meine Augen, als ich bei meiner Wohnung ankam. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet gehabt. Kapitel 6: Eine nette Überraschung ---------------------------------- „Hallo, Tea!“ begrüßte Yugi mich freudig. Ich konnte es nicht fassen, dass Yugi gerade wirklich hier war. „Hallo, Yugi,“ brachte ich überrascht hervor und starrte ihn fassungslos an. Yugi bemerkte meinen Blick und sah mich schräg an. Süß! Aber nicht ganz so süß wie bei Kai.... „Stimmt etwas nicht, Tea?“ fragte Yugi mich besorgt. Innerlich schüttelte ich den Kopf um meine Gedanken wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Wie konnte ich das eben auch nur Ansatzweise denken? Schrecklich! „Doch, doch. Alles in Ordnung. Ich war gerade nur so überrascht dich hier zu sehen,“ log ich zum Teil. Freundlich lächelte Yugi mich an. Dieses Lächeln was ich so sehr an ihm mochte. „Tut mir leid, dass ich dich so überfalle, aber ich hatte Lust dich zu besuchen. Das nächste Mal rufe ich vorher an oder schreibe dir ne Nachricht,“ entschuldigte er sich. Beschwichtigend hob ich meine Hände. „Nicht doch. Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Ich freue mich, dich zu sehen,“ meinte ich. Und es war auch die Wahrheit. Schnell schloss ich meine Wohnungstür auf und bedeutete Yugi mit einer Handbewegung einzutreten, was er auch dann tat. Es war nicht das erste Mal, dass Yugi hier war. Allerdings das erste Mal alleine. Sonst waren immer unsere Freunde um uns herum. Wieso war er eigentlich hier? „Möchtest du etwas trinken?“ fragte ich ihn, als wir im Wohnzimmer standen. „Ja, gerne. Ein Wasser,“ antwortete Yugi und setzte sich auf das gemütliche Sofa, während ich in der Küche verschwand. Wenige Augenblicke später kam ich mit zwei Gläsern Wasser in den Händen zurück und setzte mich ebenfalls auf das Sofa. Ich reichte ihm eines der Wassergläser, das er dankend annahm. „Wie kommt es eigentlich, dass du mich besuchen kommst? Nicht das ich mich nicht freuen würde, aber ich bin doch, muss ich gestehen, überrascht,“ fragte ich geradeheraus. „Ich wollte dich einfach nur besuchen und ein bisschen mit dir quatschen,“ lächelte Yugi mich an. Sein Lächeln war aufrichtig. Nicht so ein Lächeln wie Kaiba es an den Tag legte, wo man nicht wusste, was es zu bedeuten hatte. Bei Yugi war das klar. Wie grundverschieden Menschen doch sein konnten. Wir unterhielten uns stundenlang. Er erzählte mir, was er die Tage während der Arbeit im Spielladen seines Großvaters alles erlebt hatte. Was teilweise wirklich ziemlich komisch war. Ich erzählte ihm von den Vorkommnissen mit Kaiba. Ungläubig schaute er mich an. „Ernsthaft? Ihr habt ein Date?“ hakte er nach. Ups! Das wollte ich jetzt eigentlich nicht, dass er so etwas dachte. „Nein, kein Date. Nur ein Doppel-Treffen. Also für Ren und das Mädchen ist es schon eines, aber definitiv nicht für Kaiba und mich. Ich tue ihm nur den Gefallen, wie ich schon sagte,“ versuchte ich zu erklären und hoffte, dass Yugi es nicht noch weiter in den falschen Hals bekommen würde. „Könnte mir auch gar nicht vorstellen, dass ihr beide etwas miteinander anfangt,“ meinte Yugi und lächelte sein typisches Lächeln. „Ich mir auch nicht. Kaiba mit Sicherheit auch nicht. Eher würde die Hölle einfrieren,“ lachte ich. Tief in meinem Innern tauchte das unbehagliche Gefühl von vorhin wieder auf und wurde doller. Die ganze Zeit über war es unterschwellig dagewesen, doch jetzt war es wirklich schlimmer geworden. War mir Kaiba immer noch so egal wie früher? „Diese Trish scheint ja eine... ziemlich... nette Person zu sein,“ sagte Yugi gedehnt. „Und wie,“ erwiderte ich sarkastisch. Wir lachten. Weitere Stunden vergingen. Erschrocken stellte Yugi irgendwann fest, dass es kurz vor ein Uhr nachts war und er eigentlich schon längst zu Hause sein musste. Also verabschiedeten wir uns und er ging. Yugi war ein wirklich toller Junge. Ich mochte... liebte ihn sehr. Warum dachte ich ausgerechnet jetzt an Kaiba? Und an sein spitzbübisches Grinsen? Verdammt, Tea! Yugi ist derjenige den du liebst! Schon vergessen? Nur weil Kaiba einmal ganz nett zu dir war? War das dein Ernst, Tea?! War er noch sauer auf mich? War er überhaupt sauer gewesen? Diese offenen Fragen ließen mich nicht einschlafen. Erst gegen fünf Uhr fand ich ein bisschen Schlaf. Na danke auch! Zum Glück musste ich erst um zehn Uhr auf der Arbeit sein. Nach vier Stunden Schlaf klingelte erbarmungslos meine Wecker. Widerwillig kletterte ich aus meinem Bett und machte mich für die Arbeit fertig. Als ich in den Spiegel sah, war ich positiv überrascht. Dafür das ich mich noch recht müde fühlte, sah ich munter aus. Das war gut. Mein Chef würde mir die Ohren voll motzen, wenn ich völlig verschlafen dort auftauchen würde. Aber eine Nacht mit weniger Schlaf, dass war ja nun auch nicht so dramatisch. Ich lächelte mein Spiegelbild an. Yugi war gestern hier gewesen, wir hatten uns super unterhalten und waren endlich mal alleine gewesen. Warum zum Teufel hatte ich dieses Chance nicht genutzt und ihm von meinen wahren Gefühle für ihn erzählt? Weil ich feige war. Wie immer. Ob sich noch einmal so eine Gelegenheit bieten würde? Wer weiß. Vielleicht nicht so schnell. Aber warum verschütteter Milch hinterher trauern. Ändern konnte ich jetzt daran auch nichts mehr. Obwohl... ich könnte ihn doch auch einfach mal so besuchen. Freunde taten das doch einfach so. Allerdings war sein Großvater immer da. Und der konnte hören wie ein Luchs, trotz seinem Alter. Also keine gute Idee. Ich schaute auf meine Armbanduhr. O, jetzt musste ich mich aber beeilen, dass ich nicht meinen Bus verpasste. Über das ´Problem Yugi` musste ich wohl oder übel auf einen anderen Zeitpunkt verschieben. Hastig verließ ich meine Wohnung und rannte zur Bushaltestelle, weil der Bus schon in Sicht kam. Leicht außer Atem bekam ich ihn noch. Viele Stationen später kam ich dann bei ´Burger Palace` an. Die olle Frittenbude. So roch es auch. Durch den Mitarbeitereingang ging ich hinein und zog mich in der Umkleide schnell um. Einige meiner Kolleginnen waren bereits da und begrüßten mich fröhlich. Auch wenn es hier nach Frittierfett stank, die Kollegen machten alles wett. Besser hätte ich es mir nicht wünschen können. Mit ihnen zu arbeiten machte eine Menge Spaß und mein Chef war auch super. Doch wollte ich mein Leben lang hier arbeiten? Eigentlich nicht. Aber im Moment blieb mir nichts anderes übrig. Noch so ein Problem, was ich auch mal in Angriff nehmen sollte. „Hey, was ist denn los mit dir, Tea? Du bist heute anscheinend nicht so gut drauf,“ stellte eine Kollegin fest. Ihr Name war Sachi. „Nein, alles in Ordnung. Habe die Nacht nur nicht so gut schlafen können. Mir ging ein paar Sachen durch den Kopf,“ gestand ich ihr. Ein paar Sachen war gut. Es war nur eine und die hieß: Kaiba. „Gibt es Probleme mit deinem Schwarm?“ wollte sie wissen. Kurz war ich irritiert, wenn sie meinte. Kaiba? Innerlich gab ich mir selbst eine Ohrfeige für meine Dummheit. Natürlich nicht Kaiba. Sondern Yugi. Also wirklich! „Nein, nicht direkt,“ murmelte ich und war gerade dabei die Umkleide zu verlassen. „Wieso nicht direkt?“ hakte sie neugierig nach. Sollte ich ihr von Kaiba erzählen? Nein, da gab es ja nichts. Und sie war ´nur` eine Kollegin. Sie musste ja nicht alles aus meinem Privatleben wissen. „Na ja, eigentlich schon direkt. Ich ärger mich ein bisschen über mich selbst,“ sagte ich dann ein wenig die Wahrheit. Abwartend und fragend sah sie mich an. „Yugi hat mich gestern spontan besucht und wir waren das erste Mal alleine. Ich dumme Kuh habe die Chance nicht genutzt ihm zu sagen was ich empfinde.“ Darüber sann sie kurz nach. „Möchtest du es ihm überhaupt sagen?“ „Ja, eigentlich schon. Immerhin möchte ich vielleicht mal mit ihm zusammen kommen,“ meinte ich verlegen. „Er ist dir wichtig oder ?“ „Ja, sehr. Er ist nicht nur mein Schwarm sondern auch mein bester Freund. Und als besten Freund möchte ich ihn auf keinen Fall verlieren,“ gestand ich. „Verständlich. Schwierige Situation,“ meinte sie dann nur. Danke für die Hilfe! So weit war ich auch schon. „Egal. Es kommt wie es kommen soll. Jetzt wird erst einmal gearbeitet,“ grinste ich und versuchte alles andere für den Moment zu vergessen. Die Arbeit war jetzt wichtiger. Es gab heute viel zu tun. Natürlich waren wieder viele Schüler da. Solche die ihre Pausen hier verbrachten oder ihre Freistunden und solche die schwänzten. Wie schön das Schulleben doch früher war. Auch wenn es erst ein Jahr her war, da ich die Schule abgeschlossen hatte. So hatte ich wenigstens jeden Tag meine Freunde sehen können. Gerade als ich meine Mittagspause machen wollte kam Sachi zu mir in den Aufenthaltsbereich für die Mitarbeiter. „Tea, da ist ein Gast, der dich sprechen möchte,“ informierte sie mich. Ich musste mir einen genervten Seufzer verkneifen. Warum konnte der sich nicht bei jemand andern beschweren, wenn es was zu beschweren gab. Für das Essen konnte ich nichts, ich brachte es lediglich zu den Gästen. „Sag ihm, dass ich... Ach, vergiss es. Ich komme,“ gab ich mich geschlagen. „Du wirst es auch nicht bereuen,“ meinte sie und kicherte dabei. Fragend sah ich sie an. „Wie meinst du das?“ wollte ich wissen. „Dieser Gast sieht verdammt heiß aus!“ trällerte sie vergnügt. „Ich beneide dich.“ „Noch. Wer weiß was der will,“ gab ich zurück. Hinter der Verkaufstheke blieben wir stehen. „Wo sitzt dieser ´heiße Typ´?“ fragte ich sie flüsternd, weil ich nicht wollte, dass irgendjemand anderes meine Wortwahl hörte. Solche Worte gehörten sich nämlich eigentlich nicht, auch nicht in einer Burgerbude. Sachi zeigte mir die Richtung. „Hinten links in der Ecke? Der mit dem Rücken zu uns sitzt?“ wollte ich es genauer wissen. Sie nickte und ich ging zu dem Gast. „Guten Tag! Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“ sagte ich meine allgemeine Floskel höflich und freundlich auf. „So sehen also eure Uniformen aus,“ kam es von dem Gast, der nun sein Gesicht mir zu wandte. Beinahe hätte ich vor Schreck laut geschrien, konnte es mir aber zum Glück verkneifen. „Was machst du denn hier?“ was anderes fiel mir nicht ein. „Was soll ich hier schon in einem Fast Food Restaurant machen? Essen natürlich,“ meinte er lässig. „DU und HIER essen?“ flutschte es mir heraus. Ich konnte es wirklich nicht fassen. Seto Kaiba saß wirklich gerade hier vor mir. In einem Fast Food Restaurant! „Nur weil Trish gemeint hatte, dass ich hier nicht hinpassen würde, heißt das noch lange nicht, dass ich so was nicht essen,“ gab er etwas spitz zurück. „Du und Fast Food?“ Ich konnte es immer noch nicht glauben. Der stinkreiche Seto Kaiba war wirklich gerade hier. Genervt seufzte er. „Hast du ein Problem damit?“ fauchte er leise. Beschwichtigend hob ich die Hände. „Aber nein. Was soll dir gebracht werden?“ fragte ich dann also um wenigstens etwas vom Thema abzukommen. „Wieso gebracht werden? Bringst du es mir denn nicht?“ fragte er verwundert. „Na ja, genau genommen habe ich jetzt Mittagspause. Mir hängt der Magen schon in den Kniekehlen und mit knurrenden Magen Gäste bedienen kommt nicht so gut,“ sagte ich etwas verlegen. „Ich möchte gern den größten Bruger, eine große Portion Pommes und eine große Cola,“ gab Kaiba seine Bestellung endlich auf. „Und deinen Chef möchte ich sprechen.“ Geschockt starrte ich ihn mit offenen Mund und weit aufgerissenen Augen an. Na klasse! Wenn sich ausgerechnet Kaiba bei meinem Chef über mich beschwert, dann kann ich mir einen neuen Job suchen. Scheiße! „Ich bring dir gleich deine Bestellung,“ meinte ich und hoffte, dass er nicht mehr meinen Chef sprechen wollte. Doch was sich Kaiba einmal in den Kopf gesetzt hatte... „Vergiss nicht deinen Chef mitzubringen,“ rief er mir hinter her, als ich schon auf den Weg zur Verkaufstheke war. Schnell gab ich einem Kollegen hinterm Tresen Kaibas Bestellung durch. „Ist unser Chef in seinem Büro?“ fragte ich Sachi, die mich und Kaiba beobachtet hatte. „Ja, ist er. Ist irgendetwas?“ Ich schüttelte nur den Kopf und ging zu meinem Chef. Sachte klopfte ich an die Tür. „Herein,“ rief mein Chef. Er saß hinter seinem Schreibtisch. „Was gibt es, Tea?“ wollte er wissen. „Ein Gast würde dich gerne sprechen,“ antwortete ich. „Will er sich beschweren?“ „Ich hoffe nicht,“ gab ich nur zurück und hielt die Tür für ihn auf. Während mein Chef, ein kleiner dicker Mann, zu Kaiba hinüber watschelte, wartete ich am Tresen auf Kaibas Bestellung. „Tea! Komm mal bitte her!“ rief meine Chef. Gar nicht gut! Aus seiner Stimme konnte ich nicht hören, ob er sauer war oder was sonst los war. Hatte Kaiba mich wirklich angeschwärzt, weil ich ihm erst nicht das Essen bringen wollte, weil ich Pause hatte? Bitte nicht! Ich brauchte den Job. Kapitel 7: Burger Palace ------------------------ Darum bemüht mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen ging ich zu den beiden hinüber. „Du hast jetzt Mittagspause?“ fragte mein Chef mich. Noch immer konnte ich nichts aus seiner Stimme heraus hören. „Eigentlich schon, aber...“ „Gut! Dann gesell dich zu Mr Kaiba,“ unterbrach mein Chef mich. Mir fiel die Kinnlade runter. „Nun mach nicht so ein Gesicht, Mädel. Was sollen denn die Gäste denken,“ grinste er und ging. Verdattert sah ich Kaiba an, der seinerseits sein spitzbübisches Grinsen leicht zeigte. Wie sexy! „Was soll das?“ fragte ich ihn, nach dem ich die Fassung halbwegs wieder gefunden hatte. „Ich esse nicht gerne alleine. Und da du sagtest, dass du Pause hast, dachte ich mir, dass wir zusammen essen,“ antwortete er lässig in seinem typischen Kaiba-Ton. Wie arrogant er wieder war. „Wieso musstest du...“ „Weil du sicher seine Erlaubnis so oder so gebraucht hättest. Stimmt´s? Wie kommt es denn rüber, wenn eine Kellnerin mit einem Gast speist,“ grinste Kaiba. Leider hatte er recht damit. Dennoch hätte er mir ruhig vorher sagen können, was er von meinem Chef wollte. So hätte ich mir wenigstens keine Gedanken machen müssen. Irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass Kaiba mich absichtlich zum ´schwitzen` bringen wollte. Dieser Blödmann! „Und wenn ich gar nicht mit dir essen möchte?“ gab ich ihm zu bedenken. In seinem Gesicht konnte ich kurz sehen, dass er daran gar nicht gedacht hatte. Sagte ja, arrogant. „Aber da du meinen Chef schon gefragt hast... Ich komm gleich wieder,“ gab ich mich geschlagen und ging zur Theke. Neugierig beäugte mich Sachi. „Und was wollte der heiße Typ?“ flüsterte sie mir zu. „Er möchte, dass ich mit ihm esse. Der Chef hat seine Einwilligung gegeben,“ erzählte ich ihr. Sie bekam große Augen. „Das ist aber nicht dein Yugi,“ stellte sie fest. „Nein, das ist er nicht. Das ist der ´Erzfeind` von Yugi,“ platzte es unwillkürlich aus mir heraus. „Warum möchte er unbedingt mit dir essen?“ „Machst du mir auch einen großen Burger, eine große Pommes und eine große Cola?“ rief ich meinem Kollegen zu, der Kaibas Bestellung angenommen hatte. „Er ist ein Spinner. Man weiß nie, was in seinem Kopf vorgeht,“ sagte ich. „Aber ein ziemlich hübscher Kopf,“ meinte Sachi grinsend. „Aussehen ist nicht alles,“ knurrte ich. Zum Glück zog sie sich den Schuh nicht an, er war auch nicht für sie gedacht. Sondern für mich selbst. „Hier, Tea,“ unterbrach uns der Kollege und reichte mir die Bestellungen. „Danke! Ich muss dann mal zu dem Spinner,“ grinste ich und ging wieder zu Kaiba. Warum ich grinste, wusste ich selbst nicht. „Hier,“ sagte ich und stellte das Tablett vor Kaiba auf den Tisch. Ich setzte mich ihm gegenüber und nahm mein Essen vom Tablett. Kaiba nahm sich den Burger vor. Kurz beäugte er ihn skeptisch. Nee oder?! „Jetzt sag nicht, dass du noch nie einen Burger gegessen hast?“ platzt es aus mir heraus, weswegen Kaiba mich böse an funkelte. „Und? Ist das eine Verbrechen? Nein!“ zischte er und entfernte das Papier um den Burger. Er stellte sich gar nicht so blöd dabei an. Nicht so wie in manchen Filmen, wenn ein Kind aus reichem Hause das erste Mal einen Burger isst und das mit Messer und Gabel. Die blieben bei Kaiba weg. Auch wenn Burger essen nicht gerade sexy aussah, selbst bei Yugi nicht... Kaiba war da eine Ausnahme. Unwillkürlich beobachtete ich seinen Mund, wie er in den Burger biss. Seine Lippen waren ziemlich... heiß... Rasch schaute ich aus den Fenster. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! War ich etwa drauf und dran... Nein! Denk noch nicht einmal daran! Kaiba war ein Arschloch, das durfte ich auf keinen Fall vergessen. Aussehen ist nicht alles! Aussehen ist nicht alles! meditierte ich im Gedanken um wieder klarer denken zu können. Was allerdings nicht wirklich half. „Ist irgendetwas?“ wollte Kaiba wissen. „Nein, alles in Ordnung,“ log ich und biss meinerseits in meinen Burger, schaute dabei weiterhin aus dem Fenster. „Na so eine Überraschung! Was machst du denn hier, Kaiba?“ drang plötzlich eine überraschte Stimme zu uns herüber. Vor unserem Tisch stand auf einmal Yugi mit einem Tablett in den Händen. „Ja, so in der Art habe ich auch auf ihn reagiert,“ grinste ich Yugi an, der mein Grinsen erwiderte. Kaiba schnaubte wieder einmal genervt. Typisch. „Hallo, Yugi. Wo nach sieht es denn deiner Meinung aus?“ brummte Kaiba mürrisch und hob dabei seinen Burger etwas hoch als Hinweis. Kurz erklärte ich Yugi warum ich bei Kaiba saß, da er mich verwundert gefragt hatte. „Sag mal, Tea, hättest du nachher Zeit für mich?“ fragte Yugi. „Öhm... Ja, klar,“ stimmte ich fröhlich zu und merkte dabei Kaibas Blick auf mir, den ich nicht deuten konnte. „Dann komme ich nach der Arbeit zu dir. Bis dann,“ verabschiedet er sich und brachte sein Tablett zum Müllwagen. Ich hatte ihn zuvor gar nicht bemerkt gehabt. „Wirst du es ihm sagen?“ fragte Kaiba mich plötzlich und sah mich dabei ernst an. Im ersten Moment verstand ich nicht was er meinte. Dann ging mir ein Licht auf. Manchmal stand ich aber auch wirklich auf der Leitung. „Wenn er wieder alleine zu mir kommt, sehr wahrscheinlich ja,“ antwortete ich und beobachtete dabei genau seine Gesicht. Natürlich war es so verschlossen wie eh und je. Er war bestimmte ein guter Pokerspieler. Zumindest beherrschte er das Pokerface meisterhaft. „Wieder?“ hakte er nach und kaute dabei auf seinem Burger herum. „Gestern stand er unerwartet vor meiner Tür als du mich nach Hause gebracht hattest. Wir haben uns stundenlang unterhalten,“ erzählte ich ihm, wobei ich eigentlich nicht wusste wieso. Ihn ging das alles nichts an. „Das kann ich mir vorstellen,“ murmelte er leise. „Wie meinst du das?“ verlangte ich zu wissen. Er seufzte. „Yugi ist nun mal ein Typ, der gerne quatscht. Das weiß selbst ich. Mehr wollte ich damit nicht sagen,“ erklärte er. Doch ich merkte, das es nicht die ganze Wahrheit war. Beließ es aber dabei. „Ihr kennt euch ja schon lange... wart ihr da bisher noch nie alleine?“ wunderte Kaiba sich. Warum interessierte er sich dafür? „Ja, bis gestern halt. Das war das erste Mal. Vorher waren immer unsere Freunde um uns herum. Wenigstens immer einer,“ gestand ich, „Wie kommst du überhaupt darauf, dass wir vorher noch nie alleine gewesen waren?“ Plötzlich grinste Kaiba frech. Was war denn jetzt los? Aber dieses Lächeln war einfach... zum Dahinschmelzen. Scheinbar bemerkte er meine leichte Verwirrung. „Schon irgendwie komisch. Obwohl Yugi dein bester Freund und dein heimlicher Schwarm ist, haben wir beide mehr Zeit alleine verbracht als ihr in all den Jahren,“ teilte Kaiba seinen Gedanken mit und grinste noch immer dabei. Leider hatte er recht, musste ich geschockt feststellen. Auch wenn diese Tatsache nicht viel zu sagen hatte. Die Zeit, die Kaiba und ich alleine verbracht hatten, war meinst in seiner Firma gewesen, wenn ich ihm die Schulsachen vorbei bringen musste, weil er wegen der Arbeit nicht zur Schule kommen konnte. Ich war immer die ´Angearschte` gewesen, die sich in die Höhle des Löwen begeben musste. „Kann schon sein, dass wir mehr Zeit alleine verbracht haben als Yugi und ich. Wieso erwähnst du das?“ wollte ich verstehen. „Nur so. Mir war das gerade nur aufgefallen,“ sagte er ruhig und schob sich ziemlich sexy eine Pommes in den Mund. „Und um auf deine andere Frage einzugehen, ich habe es an deiner Stimme und deiner Wortwahl gehört, dass ihr euch sonst nie alleine getroffen habt.“ Skeptisch schaute ich ihn an. „Hattest du überhaupt bemerkt, dass er hier gegessen hatte?“ fragte Kaiba auf einmal. Verlegen schaute ich flüchtig aus den Fenster. „Also nicht,“ stellte er trocken fest. „Und was willst du nun damit sagen?“ So langsam wurde ich wütend. Was sollte das alles? „Muss man immer etwas damit sagen wollen? Ich kann dich beruhigen, ich habe ihn auch nicht gesehen als ich reinkam,“ sagte er und kaute. „Wie hast du eigentlich meinen Chef überreden können, dass ich hier mit dir essen ´darf`? Es ist sonst nicht seine Art, denn er möchte eigentlich nicht, dass wir Kellner hier im Gästebereich essen,“ wechselte ich das Thema. Nicht nur weil mich das andere langsam wütend machte, sondern auch, weil ich darauf wirklich eine Antwort haben wollte. Kurz blinzelte Kaiba mich überrascht über den plötzlichen Themenwechseln an und antwortete dann: „Ich habe ihn einfach gefragt.“ „Und er hat einfach ja gesagt? Das sieht ihm nicht ähnlich,“ meinte ich. „Nach dem ich meine Bitte vorgetragen hatte und er mir sagte, dass das nicht ging, fiel mir ein, dass ich mich gar nicht bei ihm vorgestellt hatte,“ sagte er unschuldig. Dieses Schlitzohr! Er wusste ganz genau wie die Menschen auf ihn und seinen Namen reagierte. Ungläubig schüttelte ich den Kopf. „Du missbrauchst also deinen Namen um mit mir zusammen zu essen?“ Darüber dachte er nach. „Ja, das tu ich. Schadet ja nicht,“ gab er dann zurück. „Du bist ja richtig schamlos,“ zog ich ihn auf. „Wieso schamlos? Wenn ich dadurch das bekommen was ich möchte...“ „Wieso eigentlich?“ unterbrach ich ihn. „´Wieso eigentlich` was?“ kam die Gegenfrage von ihm. „Wieso wolltest du wirklich mit mir essen? Deine Erklärung von vorhin kaufe ich dir nicht ganz ab.“ „Es ist aber wahr, dass ich nicht gerne alleine esse,“ sagte er. „Das glaube ich dir auch, aber das kann doch nicht alles sein,“ erwiderte ich. Kaiba sah mich durchdringend an. „Ich muss dich enttäuschen, Tea, aber da ist wirklich kein anderer Grund,“ meinte er schlicht. Wie kam ich überhaupt darauf, dass es einen anderen Grund geben könnte? Wollte ich es vielleicht einfach nur? O je, bitte nicht! „Stimmt. Ich hatte gerade doch tatsächlich vergessen gehabt, dass Seto Kaiba vor mir sitzt. Du bist in letzter Zeit nett zu mir, das mir diese Tatsache gerade entfallen war,“ grinste ich ihn nun meinerseits frech an. „Ich und nett? Dann sollte ich wohl mal besser aufpassen, nicht das noch ein falscher Eindruck entsteht und er sich verfestigt,“ brummte er und biss in seinen Burger. Eine Weile aßen wir schweigend weiter. Hin und wieder begegneten sich unsere Blicke. Ich wurde aus diesem Mann einfach nicht schlau. Er war noch immer in meinen Augen ein Arschloch, aber er konnte doch tatsächlich auch nett sein. Wenn er es denn wollte. Was nicht so häufig vorkam. „Was starrst du mich so an?“ fuhr er mich an. „Ich starr dich überhaupt nicht an. Mag sein, dass ich gerade in deine Richtung gesehen habe, aber ich war im Gedanken ganz wo anders und habe dich überhaupt nicht wahrgenommen,“ log ich. Tatsächlich hatte ich ihn angestarrt, weil ich versuchte seine Gedanken zu erraten. Doch seine eisblauen Augen verrieten wie immer nichts. Die Lüge kam mir über die Lippen, da ich ihn damit ärgern wollte. Zu mindestens wollte ich es versuchen. Ob es klappte war eine andere Sache. Seinem Blick zu urteilen war es mir gelungen. „Du magst zwar ganz passabel aussehen, Kaiba, aber es gibt tatsächlich Männer, die besser aussehen als du,“ stocherte ich weiter. Irgendwie ging mir gerade seine Art auf die Nerven. Verwirrt blinzelte er mich an, dann wurde sein Blick wieder hart und undurchdringlich. „Glaubst du etwas, dass ich das nicht weiß? Es ist völlig unnötig das zu sagen,“ brummte er und biss erneut in seinen Burger. Verdrossen kaute er darauf herum. Jetzt tat es mir leid, dass ich das gesagt hatte. Warum mussten auch ständig die Pferde mit mir durchgehen, wenn es um ihn ging? Was hatte mich das zu bewogen so etwas zu ihm zu sagen? Das war wirklich eine Spur zu hart gewesen. Selbst Kaiba hatte das nicht verdient gehabt. Auch wenn es nicht die Wahrheit war, dass es besser aussehende Typen gab als ihn, so etwas hätte ich einfach nicht sagen dürfen. „Tut mir leid! Ich weiß auch nicht so genau, warum ich das gesagt habe,“ entschuldigte ich mich aufrichtig. „Ihr alle haltet mir immer vor, dass ich mit meinen Worten andere verletze... Ja, das stimmt. Aber ihr seid keinen Deut besser,“ fauchte er. Kaiba schluckte den Rest Burger herunter, schnappte sich seine Cola und stand auf. „Nicht alle können so sein wie deinen ach-so-toller Yugi! Ich mag arrogant sein,... aber ich bin froh darüber der zu sein, der ich bin!“ Dann entfernte er sich einige Schritte, blieb aber noch mal stehen und drehte sich zu mir um. „Im übrigen ist es mir völlig egal, wie ich aussehe oder wie andere mein Aussehen finden!“ Er holte sein Portemonnaie heraus und knallte das Geld auf den Tisch. „Der Rest ist für dich!“ Ohne ein weiteres Wort verschwand er. Mit offenen Mund schaute ich ihm hinter her. Ich konnte ihm seine Reaktion nicht verübeln. Sehr wahrscheinlich hätte ich an seiner Stelle das selbe getan oder wäre richtig ausgetickt. Was hatte ich nur mal wieder angestellt?! Kapitel 8: Rat -------------- Wirklich! Ich wurde aus diesem Kerl nicht schlau. Was sollte das denn jetzt? Mir war klar, dass ich das nicht hätte sagen sollen und es tat mir auch wirklich leid, dass ich es getan hatte, aber Kaiba übertrieb wieder einmal. Was sollte ich jetzt tun? So konnte ich das schlecht zwischen uns stehen lassen. „Ich bin gleich wieder da!“ rief ich meinen Kollegen zu und rannte raus. Kaiba stand an der nächsten Ampel. War er etwa zu Fuß von der Kaiba Corp. hier her gelaufen? Wie auch immer. Ich lief zu ihm. Gerade als ich ihn fast erreicht hatte sprang die Ampel auf Grün. Zum Glück gelang es mir noch seinen Arm zu packen. Erschrocken drehte er sich zu mir um. „Es tut mir wirklich leid, dass ich das eben gesagt habe. Du hast vollkommen recht, dass das unnötig war. Dumm und unnötig,“ entschuldigte ich mich noch mal und hoffte, dass er meine Aufrichtigkeit merkte. Sachte zog ich ihn etwas von der Straße weg, was er zu ließ. Schon mal ein gutes Zeichen. Er drehte sich ganz zu mir um und schaute auf mich runter. Wieso war er auch so groß?! „Einigen wir uns darauf, dass wir beide gerade etwas...“ In dem ich leicht seinen Arm drückte, auf dem meine Hand noch immer ruhte, brachte ich ihn zum Schweigen. „Wir sehen uns Samstag?“ fragte ich vorsichtig. „Spätestens,“ erwiderte er mit einem rätselhaften Grinsen. Was hatte das schon wieder zu bedeuten? Mann! Ich bekam echt noch eine Krise wegen ihm. Aber wenigstens wusste ich jetzt, dass er nicht mehr sauer war. Das war immerhin schon etwas. „Bis dann,“ verabschiedete ich mich und ging. Ich war versucht noch mal zu ihm zurück zu blicken, ließ es aber lieber. Kaum war ich wieder im Burger Palace drängten sich meine Kolleginnen um mich und wollten mich über Kaiba ausquetschen. Lange konnten sie es zum Glück nicht machten, immerhin warteten hungrige Gäste auf uns. Fleißig arbeitete ich weiter. Heute Abend würde Yugi wieder zu mir kommen. Wieder würden wir alleine sein. Wie ich mich schon darauf freute! Hoffentlich war ich mutig genug ihm heute zu sagen, was ich wirklich für ihn empfand. Was war, wenn er nicht so für mich empfand wie ich für ihn? Würde unsere Freundschaft das aushalten? Könnte ich mit ihm dann überhaupt noch befreundet sein? Oder er mit mir? Die Zweifel wurden immer stärker als ich Feierabend hatte und in meine Wohnung kam. Was würde Kaiba tun? Ha! Warum dachte ich ausgerechnet bei so etwas an Kaiba? Der wusste von der Liebe doch nicht viel. Unbewusst hatte ich meine Handy heraus geholt und seinen Nummer gewählt. Geschockt darüber was ich getan hatte, starrte ich den Display an. Verdammt! „Ja?“ drang Kaibas Stimme aus dem Lautsprecher. Was sollte ich bloß sagen? Wie konnte ich ihn bloß anrufen wegen so etwas? War ich noch ganz bei Trost? „Tut mir leid, Kaiba, dass ich dich störe...“ begann ich mit zittriger Stimme. Mir fiel keine Ausrede ein, aber den wahren Grund für meinen Anruf konnte ich ihm schlecht sagen. Verdammt, Tea! Wie warst du da bloß hineingeraten? „Ist es wegen Yugi?“ fragte Kaiba. Seine Stimme konnte ich nicht deuteten, sie klang eigentlich normal. „Wie kommst du darauf?“ „Du hast gerade so lange geschwiegen, was mir zeigte, dass dir das Thema unangenehm ist mit mir darüber zu reden,“ erklärte er. Treffer! „Tut mir leid, Kaiba,“ entschuldigte ich mich nochmals. „Schiss schon los!“ forderte Kaiba mich auf. Konnte ich ihn das wirklich fragen? „Soll ich ihm heute meine Gefühle verraten?“ platzte es aus mir heraus. Stille auf der anderen Seite der Leitung. Na toll! Wie ich schon befürchtet hatte. „Das musst du selbst wissen, Tea. Da kann dir keiner helfen,“ kam es dann doch noch von Kaiba. Ja, das wusste ich auch. „Was würdest du an meiner Stelle tun? Und jetzt sag nicht, dass du nicht an meiner Stelle bist,“ bat ich ihn um seinen Rat. Wie gesagt, ich wusste nicht warum ich ausgerechnet ihn das fragte. „Ich würde es nur einer Person sagen, die ich wirklich von ganzem Herzen liebe. Ohne jeglichen Zweifel zu hegen, dass sie die Richtige ist. Das es sich wirklich lohnt die Freundschaft zu ihr zu riskieren,“ antwortete er mir. Seine Worte brachten mich ernsthaft zum Nachdenken. Damit hatte ich nicht gerechnet. Kaiba deutete mein Schweigen richtig. „Wie gesagt, dass würde ich machen. Aber ich bin halt nicht du. Ich habe keine Ahnung wie stark deinen wahren Gefühlen zu Yugi sind. Ich kann dir halt nur raten, auch wenn es ein ständig gehörte Floskel ist: Hör auf dein Herz! Du wirst dich schon richtig entscheiden. Ob du dir gleich darüber in Klaren bist oder später, dass weiß man auch nicht,“ meinte er. Ich hatte keine Ahnung, dass Kaiba so war. Das er verdammt klug war, stand außer Frage, aber das er weise war, war mir neu. „Du hast recht. Ich muss einfach auf mein Herz hören, so wie ich es immer tue,“ stimmte ich ihm zu. „Danke! Du hast mir wirklich geholfen!“ „Tatsächlich? Mann, das Internet ist wirklich gut,“ sagte er trocken. Wie bitte? „Wie jetzt? Hast du das aus dem Internet oder wie?“ fragte ich ihn verblüfft. Das war doch wohl nicht sein Ernst. Ich wollte seine ernsthafte Meinung hören und er suchte Rat im Internet? So was hatte ich noch nicht einmal ihm zu getraut. Ein Schmunzeln drang an mein Ohr. „Dich kann man aber wirklich leicht an der Nase herum führen. Oder vertraust du mir schon so sehr?“ schmunzelte er. Unfassbar! Hatte dieser Typ mich doch tatsächlich aufs Glatteis geführt. Eigentlich war das eine Marotte von Kaiba, aber ich schnaube verächtlich. „Wie kann man nur so blöd sein?! Mit so etwas macht man keinen Spaß, Kaiba! Da denkt man einmal positiv über dich und dann gleich wieder so etwas,“ meinte ich enttäuscht und legte einfach auf. Dieser Typ war wirklich... mir fiel einfach kein passendes Wort ein. Dieser Vollidiot! Keine Ahnung warum ich jetzt schon wieder überreagierte, ich tat es einfach. O Gott! Übernahm ich langsam Kaibas Eigenschaften? Wie schrecklich! Na ja, so würde er vielleicht mal merken wie es sich anfühlt, was er immer mit anderen machte. Obwohl ich daran nicht wirklich glaubte. Mein schlechtes Gewissen regte sich schnell. Warum zum Teufel hast du das getan? Kaiba hatte das nicht böse gemeint. Er wollte einfach... komisch sein? Unvorstellbar. Mein Handy klingelte. Ich schaute auf das Display. Auch du Schreck! Kaiba! Jetzt war er sicher stinksauer. So etwas tat man nicht mit einem Seto Kaiba. Mit einem ziemlich unbehaglichen Gefühl ging ich ran. Wenn ich es nicht getan hätte, würde es schlimmer werden und ich könnte Kaiba nicht mehr in die Augen sehen. Was hatte ich mir auch dabei gedacht! „Was sollte das?“ bluffte Kaiba mich sofort an. „Verstehst du auf einmal kein Spaß mehr?“ Also hatte er wirklich witzig sein wollen. „Doch schon, aber das du zum Spaßen aufgelegt bist, damit habe ich nicht gerechnet. Hast mich damit ganz schön überrumpelt,“ meinte ich. Schweigen. „War auch kein besonders guter,“ murmelte er. War das gerade eine versteckte Entschuldigung gewesen? Nein, unmöglich. „Wie auch immer. Der eigentlich Grund warum ich zurückrufe ist, dass ich zwei Karten für die Premiere des neuen Musicals hier in Domino City bekommen habe,“ erzählte er. „Wirklich?“ ich fiel aus allen Wolken. Schon als ich das erste Mal davon gehörte hatte, dass es auch in Domino aufgeführt werden soll, wollte ich dort unbedingt rein. Allerdings wusste ich, dass ich mir das niemals würde leisten können. Nicht das die Tickets allgemein zu teuer wären. Nur für mich waren sie es. Mein Geld reichte gerade so zum Überleben. Da war ein Musical Besuch nicht drin. Und jetzt erzählte mir Kaiba doch tatsächlich, dass er zwei Karten hatte. Warum tat er das? Wollte er etwa mit mir dorthin? Nein! Das wäre ja dann fast so etwas wie ein wirkliches... Date. Nein! Nein! „Ich dachte mir, dass du da sicher gerne hingehen würdest,“ meinte Kaiba. Ein Date mit Seto Kaiba? Kaiba und ich bei einem Musical Besuch? Gemeinsam? „Lebst du noch?“ fragte Kaiba etwas genervt, weil ich nichts sagte. „Tut mir leid, ich war gerade ziemlich überrascht. Ich würde sehr gern hingehen, aber...“ Kaiba schmunzelte. „Gut. Dann bring ich dir die zwei Tickets mit,“ unterbrach er mich. „Zwei... Tickets,“ murmelte ich und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Wollte Kaiba gar nicht mit mir dahin? „Kannst ja Yugi fragen, ob er mit dir dahin geht,“ sagte er, so als habe er meine Gedanken gelesen. „Wobei ich stark zweifle, dass er Interesse an Musicals hat.“ Zwar hatte Kaiba das ziemlich leise getuschelt, aber ich hatte es trotzdem deutlich verstanden. „So wie du,“ konterte ich. „Kaum vorstellbar, aber ich gehe eigentlich gerne ins Theater oder in Musicals,“ gab er etwas spitz zurück. „Und warum gibst du mir dann die Tickets?“ wollte ich wissen. „Falls du es vergessen haben solltest, ich muss eine Firma leiten und habe vielleicht keine Zeit dorthin zu gehen. Und bevor sie ungenutzt auf meinem Schreibtisch vermodern, sollten sie lieber verwendet werden,“ brummte er. „Du bist dir nicht sicher, ob du da kannst?“ fragte ich etwas ungläubig. Hinterher hätte ich mir in den Hintern treten können. Natürlich konnte er nicht alles planen. Wie er eben selbst sagte, hatte er eine riesen Firma zu leiten. Bevor Kaiba dazu etwas sagen konnte, sagte ich: „Danke für die Tickets! Ich weiß das wirklich zu schätzen. Danke!“ Stille. „Bist du noch dran, Kaiba?“ „Natürlich! Dumme Frage,“ murmelte er. Er hatte ja recht, die Frage war wirklich dumm gewesen. „War sonst noch etwas?“ fragte ich vorsichtig. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass Kaiba noch etwas sagen wollte, es aber bis jetzt halt noch nicht getan hatte. „Nein. Wir sehen uns dann Samstag,“ verabschiedete er sich und legte auf ohne das ich die Chance hatte etwas zu erwidern. Hieß es vorhin nicht noch von ihm ´bis spätestens Samstag`? Verstehe einer mal diesen Mann. Ich grübelte noch eine Weile vor mich hin, als es an der Tür klingelte. Sofort war ich wieder in der Realität und mein Herz machte vor Freude einen kräftigen Sprung. Fast schon stürmisch lief ich zur Tür. Kurz versuchte ich meine Freude zu unterdrücken und öffnete dann die Tür. Yugi stand lächelnd vor mir. Mein Herz setzte einen Moment aus. Allerdings fühlte es sich nicht so an wie es eigentlich sollte. Kapitel 9: Gespräch mit Yugi ---------------------------- Mein Herz setzte einen Moment aus,... nicht aus Freude sondern... Enttäuschung? Wieso zum Geier war ich enttäuschen? Mich durchfuhr ein eiskalter Schauer. Es war nicht Yugi, den ich erhofft hatte vor der Tür zu sehen... Es war jemand anderes... O NEIN! NEIN! NEIN! Ich hatte doch gewusst, das es Yugi war. Immerhin hatten wir uns vorhin verabredet gehabt. Warum hatte ich dachte, dass... „Ist alles in Ordnung mit dir, Tea? Du bist auf einmal so blass,“ fragte Yugi mich besorgt. Sein Lächeln war verschwunden. Reiß dich verdammt noch mal zusammen, Tea Gardner! schrie ich mich innerlich an. Nur weil dieser Idiot in letzter Zeit nett, bzw. netter als sonst, zu dir war, brauchst du doch nicht gleich Gefühle für ihn hegen. Gefühle? Nein! Nein! Nein! Da ist nichts, da war nichts und da wird auch nie etwas sein. Verdammt noch mal! Das kam alles nur, weil er mich heute aus der Fassung gebracht hatte. Ja, genau. Genau aus diesem Grund und keinem anderen. Ich und in Kaiba verliebt?! Pah! Das ich nicht lache! Das wäre ja noch schöner. Wenn meine Gedanken erst einmal zur Ruhe kommen würden, würden sich diese ´Gefühle` sehr schnell legen. Verliebt in Kaiba, innerlich schüttelte ich lachend den Kopf über diesen absurden Gedanken. „Nein, alles in Ordnung. Ich dachte, ich hätte etwas auf der Arbeit vergessen. Aber jetzt fällt mir ein, dass dem nicht so ist,“ lächelte ich ihn an. Wie leicht mir doch diese Lüge über die Lippen kam... Ich war ein schrecklicher Mensch. Aber was sollte ich sonst sagen? Das ich mich vielleicht in Kaiba verliebt habe? Obwohl ich doch eigentlich Yugi liebte? Verdammte Hacke! „Komm rein!“ forderte ich ihn freundlich auf und schloss hinter ihm die Tür, als er eingetreten war. Wie gestern setzten wir uns auf die Couch und ich holte was zu trinken. Wir unterhielten uns über all möglichen Dinge. Langsam verschwanden die Gedanken um Kaiba. Gott sei dank! Sag ja, die ´Gefühle` für ihn sind nur ausgemachter Blödsinn! Ich hatte in letzter Zeit viel mit ihm zu tun und sein sonderbares Verhalten half bei dem ganzen auch nicht gerade. Kein Wunder das dieser Typ dann ständig in meinen Gedanken ist. Furchtbar! Aber ich war niemals in ihn auch nur ansatzweise verliebt. „Ich war wirklich erstaunt Kaiba heute im ´Burger Palace` zu sehen. Und dann auch noch mit dir,“ sagte Yugi auf einmal. Na toll! Prompt war Kaiba wieder Gegenstand meiner Gedanken. Danke, Yugi, zischte ich im Gedanken. „Hättest mich mal sehen sollen, als ich ihn dort sah. Ich habe sogar fast vor Schreck geschrien,“ lachte ich. Yugi fing auch anzulachen. „Ja, das kann ich mir vorstellen,“ gluckste er. „Der liebe Herr Kaiba konnte nicht alleine speisen, also hat mir meine Chef aufgetragen bei ihm meine Mittagspause zu verbringen. Ehrlich gesagt, wäre ich lieber im Mitarbeiterraum gewesen,“ erzählte ich halb wahrheitsgemäß. „Dein Chef hat dir aufgetragen bei Kaiba zu essen?“ fragte Yugi verwundert. Also erzählte ich ihm wie es dazu gekommen war, was ihn zum Lachen brachte. Yugis Lachen war so klar und freundlich. Es war ansteckend. „Kaiba ist schon so eine Nummer für sich. Schade das er so verschlossen und verkorkst ist. Ich glaube, wir wären gute Freunde geworden,“ murmelte Yugi grüblerisch. „Kaiba als Freund haben? Irgendwie unvorstellbar,“ gluckste ich. Eigentlich fand ich das gar nicht so abwegig. Nicht mehr. So wie er sich in letzter Zeit mir gegenüber gezeigt hatte, konnte ich mir gut vorstellen, dass er mit meinen Freunden und mir eigentlich gut klar kommen würde. Wenn er es denn wollte. Und genau darin lag das Problem. Er wollte nicht. „Mich würde mal interessieren, warum er so ist wie er ist. Kann mir kaum vorstellen, dass er von Natur aus so ist. Da muss mehr dahinter stecken,“ rätselte Yugi. „Das werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Und ihn danach fragen wäre keine gute Idee,“ meinte ich. „Ja, da hast du wohl recht,“ lachte Yugi. „Er würde uns nur wieder mit seinem eiskalten Blick strafen.“ Ich musste gestehen, dass ich auch schon öfters darüber nachgedacht hatte, warum Kaiba so war wie er war. In letzter Zeit besonders. Da war mir erst richtig klar geworden, dass er von Natur aus nicht so war. Yugi hatte das sogar ohne ihn so kennen zu lernen wie ich in letzter Zeit bemerkt. Typisch Yugi. Er hatte einfach eine besondere Gabe Menschen zu durchschauen. „Ziehst du das jetzt eigentlich wirklich durch?“ fragte Yugi mich auf einmal. Verwirrt blinzelte ich ihn an. „Was meinst du?“ „Das Doppel-Date mit Kaiba,“ erklärte er. Mich beschlich leise das Gefühl, das Yugi eifersüchtig war. Vielleicht nicht doll, aber immerhin eifersüchtig. Mein Herz begann zu flattern an bei diesem Gedanken. Bestand doch Hoffnung, dass er genauso für mich empfindet wie ich für ihn? Ich sollte es ihm heute wirklich sagen. Ich musste. Aber noch nicht jetzt. Oder vielleicht doch? „Ja, ich ziehe es durch. Es ist ja kein Date, sondern ein Gefallen, den ich Kaiba tue. Er empfindet nichts für mich und noch viel wichtiger ist: Ich nichts für ihn!“ antwortete ich und hoffte, das Yugi mir glaubte. Obwohl ich es schon süß fand, dass er eifersüchtig auf Kaiba war. Wenn er es denn überhaupt war. Yugi sah erleichtert aus, als ich das gesagt hatte. „Passt es dir nicht, dass ich das mache?“ fragte ich unschuldig. Dabei hatte ich nur den Hintergedanken herauszufinden, wie er für mich empfand. „Um ehrlich zu sein... nicht so ganz,“ murmelte Yugi und lief dabei rot an. Wie süß! „Wieso denn?“ hakte ich nach. Verlegen rutschte er auf seinem Platz herum. Okay, wenn das nicht zu bedeuten hatte, dass er mehr für mich empfand als Freundschaft, dann sind meine Menschenkenntnisse gleich null. „Na ja,... ich mag es irgendwie nicht... wie er dich ansieht,“ nuschelte Yugi verlegen. Wie sah Kaiba mich denn an? „Wie meinst du das? Er sieht mich genauso an wie er es bei allen anderen auch tut,“ meinte ich und war selbst von meinen Worten überzeugt, denn mir war das wirklich nicht aufgefallen. Und ich konnte mir das auch nicht vorstellen. „Nein, er sieht dich anderes an. Wenn er dich ansieht verändert sich sein Blick. Er versucht es zwar zu verbergen, aber so ganz klappt das nicht,“ erzählte er mir. Blödsinn! Da musste Yugi sich wirklich täuschen. „Kaibas Blick wird irgendwie dann sanfter.“ „Sanfter? Kaibas Blick? Tut mir leid, Yugi, aber das kann ich dir wirklich nicht abkaufen. Kaiba schaut mich immer so eiskalt an wie euch,“ meinte ich, nahm mein Wasserglas zur Hand und trank einen Schluck. Sachte stellte ich das Glas wieder auf den Couchtisch, wo es vorher stand. „Glaub mir, Tea, er sieht dich wirklich viel sanfter an als alle anderen. Bis auf Mokuba natürlich. Kaiba scheint auf dich zu stehen,“ platzte Yugi heraus und schien ganz aufgeregt. Er war wirklich eifersüchtig. Jetzt war es ganz klar. Beruhigend hob ich die Hände. „Ist es den wichtig, was Kaiba fühlt?“ wollte ich wissen. „Ja! Wenn es um dich geht....“ Wieder lief er rot an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Lange hatte ich auf diesen Moment gewartet. Und jetzt wo er da war bekam ich schon ein wenig Angst. Warum wusste ich nicht. Es war einfach so. Aber ich freut mich auch. Meine Gefühlswelt erlitt gerade eine Achterbahnfahrt. Yugi verlagerte sein Gewicht etwas und wandte sich mir mehr zu. Er sah mir in die Augen. Zumindest versuchte er es, denn sein Blick huschte nervös hin und her. „Tea, ich muss dir etwas sagen,“ begann er. O Gott! Jetzt war es wirklich so weit. „Schon lange... bin ich... in dich verliebt, Tea.“ Mein Herz setzte einen Augenblick aus. Er hatte es wirklich gesagt. Yugi Muto hatte mir gerade seine Liebe gestanden. Endlich! Wir kannten uns schon so lange und so lange war ich schon heimlich in ihn verliebt gewesen. Ein Traum wurde wahr. Verlegen sah Yugi auf seine Hände. „Du brauchst dazu nichts sagen, Tea. Ich wollte es nur endlich gesagt haben.“ Verzweifelt suchte ich nach Worten. Mein Kopf war gerade ziemlich voll und machte es mir schwer klar zu denken, geschweige den Worte zu finden. Kaiba... Warum dachte ich schon wieder an ihn? Es gab jetzt wichtigeres als ihn. Jetzt ging es darum endlich zu dem zu stehen was ich seit Jahren empfinde. „Mir geht...“ Plötzlich klingelte es an der Tür. Na toll! Wer auch immer das jetzt war, der würde erst einmal was zu hören bekommen. Ausgerechnet jetzt. „Wer ist das denn jetzt? Entschuldige mich kurz,“ sagte ich, stand auf und ging zur Tür. Kaum war die Tür offen hätte ich sie gerne schnell wieder zu gemacht, aber das wäre doch sehr unhöflich gewesen. „Ich weiß, ich komme ungelegen,“ meinte Kaiba trocken. Aber von ehrlicher Reue war nichts zu spüren. Was zum Henker machte er hier? „Wenn du weißt, dass du ungelegen kommst, wie so kommst du dann?“ fragte ich ihn etwas spitz. Lässig verschränkte er die Arme vor seiner muskulösen Brust und lehnte sich gegen den Türrahmen. Dabei sah er mich mit seinen eisblauen Augen an. „Weil ich es kann. Nein, Spaß bei Seite. Ich war gerade auf dem Heimweg und da dachte ich mir, ich kann dir die schon mal geben. Dann habe ich sie wenigstens nicht mehr auf meine Schreibtisch rumfliegen,“ sagte er, griff in die Innentasche seines Mantels und holte die Eintrittskarten für das Musical heraus. Unwillkürlich breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. „Du gibst sie mir wirklich?“ fragte ich ungläubig nach. Streng sah er mich an. „Denkst du etwa ich wollte dich vorhin nur damit aufziehen? Für wie gemein hältst du mich eigentlich?“ sagte er empört. „Brauchst darauf nicht antworten. Ich kenne die Antwort ja.“ „Wie viel bekommst du dafür?“ Verdattert sah er mich an. „Wie bitte?“ fragte er und blinzelte. „Jetzt hast du so ein nerviges Augenzucken,“ zog ich ihn auf. Prompt hörte das Zucken auf und er starrte mich einfach nur an. „Ich wollte doch nur wissen, wie viel Geld du von mir für die Karten bekommst,“ lächelte ich frech. Herrlich wenn Kaiba aus dem Konzept war. „Nichts. Ich dachte, das wäre klar. Ich überlasse sie dir kostenlos und auch ohne jeglichen anderen Gegenleistungen,“ meinte er, in seiner Stimme war die Verwirrung noch zu hören. „Mag sein, dass das vorhin danach geklungen hat, aber ich wollte wenigstens so höflich sein es anzubieten,“ sagte ich. Meine Eltern hatte mich diesbezüglich dahin erzogen, wenigstens nachzufragen und es nicht einfach als selbstverständlich hinzunehmen. „Okay,“ war seine knappe Reaktion. Noch immer hielt er mir die Karten hin, die ich nun endlich nahm. „Danke noch mal! Ich freue mich wirklich darüber,“ lächelte ich ihn aufrichtig an. Er konnte wirklich nett sein. Leider kam das nicht sehr häufig vor. Plötzlich beugte sich Kaiba zu mir herunter und hielt dicht vor meinem Gesicht an. Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut, die anfing angenehm zu kribbeln. Was war denn jetzt los? Seine Augen hatten meine fest fixiert. Der Ausdruck, der in ihnen lag, konnte ich nicht deuten. Unsere Lippen waren nicht sehr weit entfernt von einander. So dicht war ich Kaiba noch nie gewesen, bis auf die Umarmung. Aber ich meinte jetzt mit dem Gesicht. Mann, beruhige dich wieder, Tea! „Viel Spaß noch! Wir sehen uns dann Samstag,“ flüsterte er, dabei streifte sein Atem meine Lippen. Ein wohliger Schauer durchlief meinen Körper. „Tschüss, Yugi!“ rief Kaiba und ging. Wie zur Salzsäule erstarrt starrte ich ihm hinter her. Dieser Kerl! Was sollte das denn bitte jetzt? „Was wollte denn Kaiba hier?“ fragte Yugi. Ich hörte in seiner Stimme, dass er irgendwie sauer war. Auf wen? Mechanisch drehte ich mich um und hielt die Musical-Karten hoch. „Er wollte die nur los werden,“ antwortete ich wahrheitsgemäß. „Was ist das?“ wollte Yugi wissen, da er zu weit weg stand um sehen zu können was es war. Also ging ich auf ihn zu. „Das sind Musical-Karten für das neue Musical, das bald hier nach Domino City kommt. Das von dem ich dir erzählt habe. Kaiba hat Karten für die Premiere bekommen und kann selbst nicht hingehen. Da hat er mich gefragt, weil er sie nicht verfallen lassen wollte,“ erzählte ich ihm. Neugierig betrachtete Yugi die Karten. „Er schenkt dir Musical-Karten?“ hakte Yugi ungläubig nach. Was wurde das jetzt? „Ja, die er selbst geschenkt bekommen hat. Wie gesagt, er kann selbst nicht hin,“ sagte ich und musste aufpassen, dass ich nicht allzu sauer klang. Vorhin fand ich die Eifersucht Kaiba gegenüber ja noch irgendwie niedlich. Aber jetzt fing sie langsam an nervig zu werden. Zu mal es hier um so belangloses Zeug ging, wie um Musical-Karten. „Und wieso schenkt er sie ausgerechnet dir?“ bohrte Yugi weiter. „Weiß nicht. Danach habe ich nicht gefragt,“ konterte ich jetzt doch etwas spitz. „Yugi, was soll das jetzt? Er hat sie mir einfach gegeben, weil er keine Zeit hat. Hier,“ sagte ich und hob die beiden Karten hoch, so dass Yugi beide sehen konnte. „Er hat mir beide gegeben. Wenn er mit mir hätte hingehen wollen, dann hätte er sicher mir nur eine gegeben oder?“ Darüber dachte Yugi nach. Herr Gott noch mal! Warum war Yugi auf einmal so? So kannte ich ihn überhaupt nicht! Die Eifersuchtsnummer passte überhaupt nicht zu ihm und sie ging mir auch leicht auf die Nerven. War es vielleicht doch gut, dass Kaiba uns bzw. mich unterbrochen hatte, als ich Yugi meine Liebe gestehen wollte? War Yugi wirklich der Richtige für mich? Verdammt, Tea! Natürlich war er das! Wer sonst? Kaiba? Nein, ganz sicher nicht. Der spielt einfach nur mit dir. Lass dich darauf bloß nicht ein. Und was Yugis momentane Eifersucht angeht, die kannst du ihm sicher austreiben. Er war einfach nur verunsichert, weil du ihm noch nicht gesagt hast, was du für ihm empfindest. Genau das war der Punkt! Seine Unsicherheit! Ich atmete einmal tief ein und aus. „Yugi, es besteht wirklich kein Grund warum du eifersüchtig auf Kaiba sein könntest. Was ich dir vor der Unterbrechung sagen wollte, war, dass ich genauso für dich empfinde wie du für mich,“ gestand ich ihm endlich meine Gefühle. Als sei eine tonnenschwere Last von seinem Herzen gefallen strahlte mich Yugi bis über beide Ohren glücklich an. „Ist das wirklich wahr, Tea?“ fragte er ungläubig nach. „Ja, es ist wahr. Ich bin auch in dich verliebt und das schon seit vielen Jahren,“ beichtete ich verlegen. Zögernd gingen wir auf einander zu, da ich noch im Wohnungsflur stand und Yugi im Wohnzimmer. Dicht vor einander blieben wir stehen. So nahe wie ich eben noch mit Kaiba war. Nun spürte ich Yugis Atem auf meiner Haut und auch jetzt fing sie wieder an zu kribbeln. Seltsamerweise fühlte es sich anders an. Ja, natürlich fühlte es sich anders an. Aber was ich damit meinte war, dass es bei Kaiba irgendwie sich etwas angenehmer angefühlt hatte. Nicht das ich mich gerade unwohl fühlte oder so, aber irgendwie hatte ich mir das alles doch ein wenig anderes vorgestellt. Dieser Idiot von Kaiba! Sanft legten sich Yugis Lippen auf meine. Fast wäre ich erschrocken zurückgeschreckt, weil ich gerade so im Gedanken versunken gewesen war. Zum Glück konnte ich mich noch rechtzeitig zusammen reißen. Die Berührung war keinesfalls unangenehm. Sie war ziemlich zart, fast nur ein Hauch. Und sie dauerte auch nur kurz, dann löste Yugi sich von mir. Verlegen sah er mir in die Augen. „Wie geht es jetzt mit uns weiter?“ wollte er wissen. Was sollte ich jetzt sagen? Oder machen? Kaiba hatte mich wieder einmal völlig durch einander gebracht. Aber hatte sich bezüglich meine Gefühle zu Yugi irgendetwas geändert? Kapitel 10: Status: Beziehung?! ------------------------------- „Na ja, so wie ich das sehe... sollten wir es mit einander versuchen,“ sagte ich genau so verlegen. „Ich sehe es genau so,“ erwiderte Yugi und lächelte verlegen. Das alles kam mir wie ein Traum vor. Yugi und ich würden von heute an mehr als bloß nur beste Freunde sein. Wir waren von heute an also auf den Weg ein Paar zu werden. Unglaublich! Endlich! Mein Herz machte Saltos. Jetzt breitete sich auch ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Sanft legte ich meine Lippen auf seine. Auch dieser Kuss dauerte nicht lange. Es war einfach noch zu ungewohnt. Doch das würde sich bald ändern,... hoffte ich mir. Ich entfernte mich einen Schritt von ihm und lächelte zurück. „Da wir ja jetzt wissen, was wir für einander empfinden... wie wäre es mit einem richtigen Date?“ fragte ich vorsichtig. „Gerne. Wollen wir Samstag ins Kino?“ wollte Yugi wissen. Ich stutzte. Er wusste doch genau, dass ich dieses Doppel-Treffen mit Kaiba hatte. Wieso... War seine Eifersucht etwa immer noch da? Natürlich wollte ich gerne mit Yugi Samstag ins Kino, so gar viel lieber als zu dem Treffen zu gehen. Aber ich hatte es Kaiba versprochen und er hatte mir ja auch aus der Klemme geholfen. Ich war es ihm also schuldig. Wieso brachte Yugi mich jetzt in diese Zwickmühle? Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. „Du weißt doch, dass ich dieses Treffen mit Kaiba habe,“ sagte ich vorsichtig. Wir hatten gerade angefangen ein Paar zu werden, da wollte ich eigentlich nicht schon den ersten Streit haben. Aber ich war wie Kaiba in der Hinsicht, dass ich meine Versprechen hielt bzw. meine Schulden auch beglich. „Ja, aber ich dachte, da wir nun ein Paar sind... das du es vielleicht absagen würdest,“ meinte Yugi. Ich seufzte leise. Sicherlich, ich verstand seine Beweggründe, aber ich konnte mit Eifersucht nicht gut umgehen. Vor allem wenn sie unbegründet war. Okay, ich dachte hin und wieder an Kaiba, aber das war im Moment einfach so, weil ich ihn einfach nicht verstand. Da waren keine wirklichen Gefühle. Sympathie? Vielleicht. Doch, ja, die war da. Kein Grund aber zur Eifersucht. Ich hegte für viele Menschen Sympathie. Würde Yugi auf die auch eifersüchtig sein? Ich sah mal wieder viel zu früh schwarz. Komm wieder runter, Tea. „Noch sind wir kein Paar, aber wir sind auf den Weg dorthin. Dennoch kann ich leider am Samstag nicht, Yugi. Du weißt auch warum. Ich schulde es Kaiba. Und wie ich auch schon gesagt habe, ist da nichts zwischen Kaiba und mir. Da wird auch nie etwas sein,“ sagte ich entschieden und ruhig. „Wir sind noch kein Paar?“ fragte Yugi verwirrt. „Weiß Kaiba auch, dass zwischen euch nichts ist?“ Es war langsam zum aus der Haut fahren. „Yugi! Ich bin in dich verliebt und nicht in Kaiba. Was Kaiba denkt oder fühlt ist mir egal. Ich gehe zu diesem Treffen auch nur um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Mehr nicht,“ erklärte ich ihm. „Und ja, wir sind noch kein Paar. Wir sind zwar schon so viele Jahre beste Freunde, aber das ist etwas völlig anderes. Ist dir eigentlich aufgefallen, dass wir heute erst das zweite Mal alleine sind? Erst das zweite Mal in all den Jahren!“ Verblüffte sah Yugi mich an. „Jetzt wo du es sagst... immer waren unsere Freunde um uns herum. Jetzt verstehe ich was du meinst. Wir müssen uns erst richtig kennenlernen. Nicht nur als beste Freunde.“ Erleichtert atmete ich auf. Gott sei dank, verstand er es. „Aber noch mal auf Kaiba zurück. Was war das vorhin dann an der Tür? Wenn da nichts zwischen euch ist.“ Er hatte uns also beobachtet. Und er wollte jetzt tatsächlich schon unseren ersten ´Beziehungsstreit` anfangen, noch bevor wir richtig zusammen gekommen waren? Ernsthaft? Versteh einer mal die Männer. „Ehrlich? Ich glaube, Kaiba hat bemerkt, dass du uns beobachtet und wollte dich und auch mich einfach nur ärgern. Was ihm auch gelungen ist. Wäre ich nicht so überrumpelt gewesen hätte ich ihm eine geklatscht,“ versuchte ich die Situation etwas zu entschärfen. Jetzt hoffte ich, dass Yugi auch etwas einlenken würde. „Wirklich? Das hättest du getan?“ hakte Yugi lächelnd nach. „Natürlich. So was lasse ich mir doch nicht bieten. Das nächste Mal wenn ich Kaiba sehe wird er auch was zu hören bekommen deswegen. Lass uns bitte das Thema wechseln. Wir sollten lieber an uns denken und nicht über diesen Idioten reden,“ meinte ich. „Okay, aber ich möchte eigentlich nicht, dass du am Samstag dahin gehst,“ gestand Yugi mir. Was sollte ich jetzt machen? Ich befand mich also immer noch in der Zwickmühle. Warum verstand Yugi mich nicht? Es war ja wirklich nichts dabei. War seine Eifersucht so groß? „Vertraust du mir nicht?“ fragte ich. Verdattert sah Yugi mich an. „Doch natürlich,“ meinte er ernst. „Und warum beharrst du darauf, dass ich das Treffen absage? Obwohl ich dir eingehend erklärt habe, warum ich das ganze mache?“ wollte ich wissen. „Weil ich Kaiba in der Hinsicht nicht vertraue,“ sagte Yugi entschieden. „Du sollst ihm auch nicht trauen, sondern mir! Darum geht es! Ist es nicht so, dass du Angst hast, dass Kaiba mich dir wegnehmen könnte?“ fragte ich rundheraus. Hätte ich das jetzt nicht getan, dann würden wir sehr wahrscheinlich auf einer Stelle treten und das wäre nicht sehr hilfreich. Über meine Worte dachte Yugi kurz nach. „Ja, ich habe Angst, dass Kaiba dich mir wegnimmt,“ schrie er fast. Was war heute los mit ihm? So kannte ich Yugi überhaupt nicht. Und ehrlich gesagt, so gefiel er mir auch nicht wirklich. Hoffentlich hatte er heute einfach nur einen schlechten Tag. Den hatte jeder mal und das war auch völlig in Ordnung. Nur wenn das dauerhaft so wäre, dann... Ich wusste es auch nicht. „Also vertraust du mir nicht,“ meinte ich ruhig. Wieder sah Yugi mich verdattert an. „Kaiba kann mich dir nur wegnehmen, wenn ich es auch zulasse,“ erklärte ich ihm. Damit hatte er nicht gerechnet und das auch nicht bedacht. „Tut mir leid, Yugi. Aber ich gehe zu diesem Treffen. Es ist nicht so, dass ich dich nicht verstehe, aber ich kann meine Prinzipien nicht einfach über Bord werfen. Verstehst du? Das Ganze hat nichts mit uns zu tun. Obwohl... Vertrauen muss du mir schon entgegen bringen sonst hat unsere Beziehung keine Chance,“ sagte ich. „Ich vertraue dir ja,“ versicherte er mir erneut. „Dann ist deine Eifersucht auf Kaiba völlig unnötig. Mach dir dein Leben dadurch nicht unnötig schwer. So lange du mir vertraust, brauchst du auf niemanden eifersüchtig zu sein. Kommt es denn nicht darauf an, was ich empfinde?“ versuchte ich ihm zum Nachdenken anzuregen. „Ja, du hast ja recht. Tut mir leid, Tea. Da sind die eifersüchtigen Pferde mit mir durchgegangen,“ lächelte Yugi mich verlegen an und kam auf mich zu. Wir schlossen uns in die Arme. Wie klein doch Yugi war. Leider musste ich Trish recht geben, dass Yugi etwas kleiner war als ich. Aber was machte das schon. Gar nichts! „Es war nicht meine Absicht mit dir zu streiten,“ flüsterte Yugi mir ins Ohr. „Das weiß ich. Meine auch nicht,“ erwiderte ich und drückte ihn fester an mich. Ein ungewohntes Gefühl. Zwar hatten in der Vergangenheit Yugi und ich uns schon öfter umarmt – und das nicht nur zur Begrüßung – doch war es jetzt etwas völlig anderes. Yugi war mein angehender fester Freund. Ich atmete seinen Geruch ein. Wusste gar nicht, dass Yugi so gut roch. Oder hatte ich das einfach nur vergessen? Yugi löste sich von mir. „Tea, geh ruhig zu dem Treffen. Ich kann und will dir ja auch keine Vorschriften machen. Du bist meine Freundin und nicht mein Eigentum,“ lächelte er mich an. Ich lächelte zurück. „Ich bin froh, dass du das sagst. Das bedeutet mir viel. Also nicht wegen dem Treffen an sich sondern im Allgemeinen,“ sagte ich. Er schaute kurz auf die Uhr. „Oh nein! Schon so spät! Tut mir leid, Tea, ich muss leider nach Hause,“ stellte er ganz geknickt fest. Sanft zog ich ihn noch einem in meine Arme und küsste ihn flüchtig. „Arbeit geht vor. Ich möchte ja nicht, dass meine zukünftiger Freund verschläft,“ grinste ich. Der Gedanke, dass Yugi jetzt fast mein fester Freund war, bereitete mir ein wohliges Gefühl. Gerade nach dem das mit der Eifersucht endlich vom Tisch war. Ich begleitete Yugi zur Tür. „Wir können ja Freitag ins Kino,“ schlug ich vor, bevor Yugi ging. „Muss leider arbeiten,“ antwortete er und schien über einen anderen Termin nachzudenken. „Oder vielleicht Sonntag?“ versuchte ich es nochmal. „Ja, Sonntag wäre gut,“ lächelte Yugi, hob eine Hand zum Abschied und ging. Hm... eigentlich hatte ich gedacht, dass er mich noch mal küssen würde. Sicher musste er sich auch erst einmal daran gewöhnen. Leise schloss ich die Wohnungstür und ging ins Wohnzimmer zurück. Nun war ich als tatsächlich fast mit Yugi Muto zusammen. Unfassbar! Endlich! Endlich! Endlich! Lange genug hatte es ja auch gedauert. Mein Blick fiel auf die Eintrittskarten, die ich die ganze Zeit über in der Hand gehalten hatte. Sie waren mir völlig entfallen. Vielleicht ging Yugi mit mir zur Vorstellung. Ich sollte ihn fragen. Wie ein heiligen Schatz legte ich die Karten auf den Couchtisch und nahm mein Handy zur Hand. Mit geübten Finger tippte ich schnell die Nachricht an Yugi. Mochte Yugi überhaupt Musicals? Kaiba ja, aber Yugi? Na toll! Hatte Kaiba das mit Absicht gemacht, dass ich in der Hinsicht mehr über ihn wusste als über Yugi? Nein, so ein Quatsch. So berechnend war er nicht. Was sollte er auch davon haben? Das ich an ihn denke? Jetzt reicht es aber wirklich langsam. Hör auf ständig an diesen Idioten zu denken! Sonst hatte Yugi mit seine Eifersucht recht. Seufzend ließ ich mich auf meine Couch plumpsen. Irgendwie hatte ich das ganze mir anders vor gestellt. Sollte ich nicht eigentlich noch viel glücklicher sein? Ich war glücklich darüber endlich Yugi meine Gefühle offenbart zu haben und das Yugi auch noch dieselben Gefühle für mich hegte, aber irgendetwas trübte das Glück. Was auch immer es war, ich verfluchte es und versuchte es zur Seite zu schieben. Mein Handy klingelte. Mein Herz machte einen Sprung. Yugi! Hastig nahm ich den Anruf an. „Hey, und hast du Lust mitzukommen?“ fragte ich. Stille. Nanu? War irgendetwas passiert? „Klar, wenn du mir verrätst wovon du sprichst,“ drang Kaibas Stimme in mein Ohr. Ein spitzer Aufschrei entfloh meiner Kehle. Mit ihm hatte ich nicht gerechnet. Das kam davon, wenn man nicht auf den Display schaut bevor man ran ging. „Ach du bist das,“ sagte ich und versuchte desinteressiert zu klingen. Doch Kaiba reagierte anderes als erwartete. Er fing an zu schmunzeln. „Ja, dein persönlicher Stalker. Was dagegen?“ meinte er trocken. In seiner Stimme hörte ich ihn dennoch schmunzeln. „Als Stalker könnte ich dich heute wirklich bezeichnen. Was willst du schon wieder?“ wollte ich wissen. So konnte ich ihn doch nicht aus meinen Gedanken verbannen, wenn er ständig auftauchte. Egal in welcher Form. „Wollte nur mal hören, wie es gelaufen ist,“ verriet er mir. „Was geht es dich an?“ erwiderte ich etwas bissig. Ihn ging es ja nun wirklich nichts an. „Eigentlich nichts. Doch da du mich vorhin um Rat gefragt hast, dachte ich, ich wäre mal so höflich wenigstens mal nachzufragen. Wenn du es mir nicht sagen willst, ist das völlig in Ordnung. Wollte bloß höflich sein,“ meinte er. War das sein Ernst? Oder wollte er mich auf die Schippe nehmen? Der heckte doch bloß wieder irgendetwas aus. Ich holte tief Luft. Mal sehen wie ihm das schmeckte. „Na schön. Es lief gut. Sehr gut sogar. Yugi und ich sind jetzt fast zusammen,“ erzählte ich ihm wahrheitsgemäß. Stille. War er vor Schock vom Stuhl gefallen? „Woher wusstest du eigentlich, dass Yugi weg ist?“ fiel mir plötzlich auf. Außerdem konnte ich dieses Stille nicht ertragen. Sie war so... komisch. Hatte das was zu bedeuten? Hatte Yugi recht mit dem was er mir vorhin erzählt hatte? Das Kaiba an mir interessiert war? Nein, quatsch! „Ich wusste nicht, dass er weg ist,“ antwortete er ruhig. Anhand seiner Stimme konnte ich gar nicht deuten, was in ihm vorging. Er klang normal. Wahrscheinlich hatte ich wieder viel zu viel in das Schweigen interpretiert. Kommt davon wenn man auf das Gerede von anderen hört und sei es auch das seines fast festen Freundes. „Okay.... Ich habe deinen Rat befolgt und habe auf mein Herz gehört,“ sagte ich und versuchte das eigentliche Thema wieder aufzugreifen. „Das ist gut. Ich gratuliere dir, dass es endlich geklappt hat,“ erwiderte er aufrichtig. Zumindest nahm ich an, dass es aufrichtig gemeint war. „Danke! Mach dir wegen Samstag keine Gedanken. Das habe ich mit Yugi schon geklärt. Ich komme wie abgemacht mit,“ versicherte ich ihm. „Hm! Wie interessant,“ murmelte er. „Wie bitte?“ „Du hast das also mit dem lieben Yugi geklärt. Jetzt erzähl mir bloß nicht, dass ihr euch deswegen gleich in den ersten Beziehungsstreit gestürzt habt,“ stellte er fest und traf voll ins Schwarze. Wie machte er das nur? Wobei es eigentlich kein richtiger Beziehungsstreit war. Nur fast. „Keine Ahnung wovon du sprichst. Yugi und ich haben uns nicht deswegen gestritten,“ log ich. „Du bist eine schlechte Lügnerin, Tea. Das du lügst höre ich an deiner Stimme,“ verriet er mir. „Was soll das jetzt? Findest du das komisch, Kaiba?“ bluffte ich ihn an. „Nein, keineswegs. Ich bin nur verwundert, warum ihr euch deswegen gestritten habt,“ meinte er und klang ehrlich verwundert. Konnte er sich das nicht selber denken? Er war doch sonst so ein schlauer. „Das liegt doch wohl auf der Hand oder nicht?!“ meinte ich etwas sauer. „Nein, eigentlich nicht,“ erwiderte er ruhig. Dieser Kerl machte mich noch wahnsinnig. „Wie würdest du es den finden, wenn deine neue fast feste Freundin ein Treffen mit einem anderen Kerl hat?“ fragte ich ihn. Stille. „Na ja, so lange sie nichts von den Typen will, ist doch alles in Ordnung,“ antwortete er. Seine Antwort überraschte mich wirklich. Gerade Kaiba hatte ich für einen sehr eifersüchtigen Menschen gehalten. „Und wenn der Typ etwas von ihr wollen würde und du wüsstest das?“ hakte ich weiter nach. „Wie gesagt, so lange sie nichts von ihm will, kann ich damit leben. Was der Typ für Gefühle hegt, wäre mir egal, weil es keine Rolle spielt. Klar, würde ich ihm eine Ansage machen, wenn er meine Freundin ständig anbaggern würde. Immerhin wäre das ja Belästigung. Doch wenn das rein freundschaftlich ist, ist es nicht der Rede wert,“ erzählte er mir von seiner Sichtweise. Unglaublich, dass ausgerechnet Kaiba so dachte. Eigentlich hatte ich diese Denkweise eher Yugi zu getraut. Verdrehte Welt! „Denkt Yugi, ich würde dich anbaggern?“ wollte Kaiba wissen. Ups! Das war nicht gerade clever von mir gewesen ausgerechnet mit Kaiba selbst darüber zureden. „Nein,“ log ich. „Tea!“ tadelte er mich. Verdammt! Wieso kannte dieser Typ mich schon so gut?! „Ja, er glaubt, dass du auf mich stehst. Was ich für Blödsinn halte,“ gab ich dann doch zu. Es hatte ja sowieso keinen Sinn weiter zu lügen. „Wie kommt er darauf?“ hakte Kaiba nach. „Angeblich sollst du mich sanfter ansehen als die anderen. Ich glaube einfach, dass Yugi sich da in etwas verrannt hat. Warum auch immer,“ sagte ich. „Und wenn er recht hat?“ fragte Kaiba plötzlich völlig trocken. Mir fiel alles aus dem Gesicht. Gut, dass das Kaiba nicht sehen konnte, denn das war bestimmt genau seine Absicht gewesen. Mich schocken! Glückwunsch, Kaiba! Du weißt genau wie man das macht. „Dann hast du Pech,“ gab ich frech zurück, nach dem ich meine Fassung wieder erlangt hatte. Zumindest den größten Teil davon. Mein Herz raste wie wild. Warum? Das durfte nicht sein. Hör auf damit, dummes Herz! So darfst du nur bei Yugi schlagen. Nicht bei diesen Idioten! Der mich doch nur wieder verarscht. „Ja, das habe ich dann wohl,“ erwiderte er locker und das Schmunzeln war wieder in seiner Stimme zu hören. Warum zum Teufel klang seine Stimme eigentlich so sexy? „Mach dich bitte nicht über Yugi oder mich lustig,“ fauchte ich. Auch wenn es nicht ganz ernst gemeint war, das musste er ja nicht wissen. „Das würde ich nie wagen,“ schmunzelte er. „Nein, überhaupt nicht! Wie komme ich bloß auf das schmale Brett,“ meinte ich sarkastisch. „War das Sarkasmus?“ fragte er und klang dabei so ernst, dass ich fast lachen musste. „Neiiiiin, wie kommst du denn darauf?“ konterte ich erneut sarkastisch. „Ha. Da habe ich mich wohl geirrt,“ sagte er, erneut ernst. Er hätte Schauspieler werden sollen. „Spaß bei Seite. Du kannst Yugi ruhig sagen, dass ich kein Interesse an dir habe. Also als feste Freundin meine ich,“ meinte er. Durch mein Herz fuhr ein Stich. Was hatte ich erwartet? Nichts. Du bist einfach zu naiv, Tea. Außerdem bist du doch mit Yugi fast zusammen und du bist in Yugi auch verliebt. Nicht in Kaiba. Vielleicht schwärmst du gerade ein bisschen für ihn, aber das legt sich genauso schnell wie es gekommen war. Du wirst schon sehen. „Interessant. Dann bist du an einer Freundschaft mit mir interessiert?“ fragte ich um von meinen dummen Gedanken wegzukommen. „Abgeneigt bin ich nicht mehr,“ sagte er. Jetzt war ich diejenige die schmunzelte. Das waren ja ganz neue Töne. „Wie komme ich denn zu dieser Ehre?“ wollte ich wissen. „Tja, na ja.... Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht so genau,“ meinte er und spielte den Unwissenden. Typisch! Aber egal. Er hatte also nichts gegen eine Freundschaft zwischen uns? „Auch ein Seto Kaiba kann ja nicht alles wissen,“ zog ich ihn auf. Nun schmunzelte er wieder. „Ja, da hast du recht,“ stimmte er mir zu. „Im Übrigen habe ich Yugi schon gesagt, dass du nichts von mir willst,“ kam ich auf das Thema zurück. „Und dennoch war er eifersüchtig?“ hakte Kaiba nach. „Wie schon gesagt, wir haben das geklärt. Er ist nicht mehr eifersüchtig auf dich,“ versicherte ich ihm, auch wenn ich wusste, dass ihn das sowieso nicht interessierte. „Na Gott sei dank. Einen eifersüchtigen Freund zu haben wäre ja auch eine Zumutung für dich. Und das meine ich ernst. Meine Ex-Freundin war extrem eifersüchtig daher kann ich davon... ein Lied singen. Warum zum Geier habe ich dir das jetzt erzählt?“ wunderte er sich selbst. Ich schloss mich seiner Verwunderung an, war aber auch gleichzeitig amüsiert darüber, dass er versehentlich etwas aus seinem Privatleben ausgeplaudert hatte. „Ah, gut, du stehst also doch auf Frauen,“ rutschte es mir heraus. Auch wenn ich das als Spaß gemeint hatte, bereute ich es schon als ich es aussprach. Wieder trat Stille zwischen uns auf. Verdammt, Tea! Da hatte sich Kaiba mal etwas geöffnet und dann haust du ihm so etwas rein. Schäme dich! Kapitel 11: Dringender Bedarf: Beste-Freundinnen-Gespräch --------------------------------------------------------- Lachen zerriss die Luft. Vor Schreck hätte ich beinahe mein Handy fallen gelassen. „Ich sollte mir vielleicht doch mal andere Kleidung zu legen,“ lachte Kaiba. Okayyyyy.... Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Kaibas Lachen war... schön. Es war so klar und ehrlich, aber auch gleichzeitig so verdammt sexy. So ein Lachen hatte ich noch nie gehört. Innerlich schmolz ich unwillkürlich dahin. Nie zuvor hatte ich Kaiba lachen gehört, also das er vor Freude lachte. Sondern nur dieses böse, fiese Lachen bei Duellen. „Nein, deine Kleidung steht dir sehr gut,“ meinte ich ernst. Kaiba hörte auf zu lachen. Schade! Lach bitte weiter. Warum hatte ich bloß etwas gesagt? „Und warum hast du mich für homosexuell gehalten?“ wollte er wissen. „Habe ich eigentlich nicht. Das war gerade nur so ein dummer Spruch, der mir raus gerutscht war,“ erklärte ich. „Aber es muss doch einen Grund haben, dass du so einen Spruch gemacht hast und nicht wie z. B. ´Du hattest mal eine Freundin! Kaum vorstellbar!` oder so etwas in der Art,“ bohrte er nach. Warum wollte er das unbedingt wissen? Seit wann interessierte er sich dafür, was andere über ihn dachten? „Joey sagt immer wieder, dass du auf Männer stehst. Wahrscheinlich deswegen. Tut mir leid, der Spruch war wirklich daneben,“ entschuldigte ich mich. Mein Gott, wie oft hatte ich mich eigentlich in den letzten Tagen bei ihm entschuldigt? Ich trat ja von einem Fettnäpfchen ins nächste. Fiel mir gerade auf. „Ich fand ihn recht amüsant. Keine Ahnung warum... Na vielleicht, weil ich mir noch nie Gedanken gemacht habe, dass mich jemand für homosexuell halten könnte,“ meinte er grüblerisch. „Du kennst Joey ja. Der spinnt sich immer einen zu recht,“ murmelte ich. „Meine Kleidung steht mir also sehr gut, hm?!“ schmunzelte Kaiba. Er hatte heute ja richtig gute Laune. Die Frage war nur: Wieso? Irgendetwas war doch da faul? „Ja, das habe ich gerade gesagt,“ bestätigte ich ihm, weil mir gerade nichts anderes einfiel. „Lass das bloß nicht deinen Freund hören,“ zog er mich auf. „Der würde das schon verkraften. Außerdem ist er noch nicht ganz mein fester Freund,“ gab ich lässig zurück. Warum ich die letzten Worte noch drang gehängt hatte wusste ich nicht. „Bist du sicher? Immerhin stehe ich doch auf dich,“ stichelte er weiter. „Und wie du das tust!“ ging ich weiter darauf ein. „Ja, er würde es verkraften.“ „Dann ist ja gut. Möchte ja nicht schuld daran sein, wenn ihr euch trennen solltet... oder erst gar nicht zusammen kommt,“ meinte er. „So schnell wird das nicht passieren,“ gab ich lächelnd zurück. „Also bist du glücklich?“ fragte Kaiba. Er klang sehr ernst. Ein bisschen zu ernst für meinen Geschmack. „Ja, ich bin glücklich. Endlich bin ich mit dem Jungen fast zusammen in den ich schon viele Jahre verliebt bin. Da kann man doch nur glücklich sein,“ antwortete ich und lächelte dabei. Allerdings kam mir das Lächeln selbst ein wenig falsch vor. Gut das Kaiba das gerade nicht sehen konnte. Mann, Kaiba, hör doch bitte auf damit. Ich kann mein Glück so gar nicht richtig genießen, weil du ständig in meinen Gedanken um her spuckst. „Ja, so sollte es sein,“ sagte er schlicht. Die Art wie er das gesagt hatte ließ mich aufhorchen. Auch wenn er es schlicht gesagt hatte, schwang da vieles anderes mit. „Kaiba, was...“ „Tut mir leid, Tea. Ich muss jetzt zurück an die Arbeit. Wir sehen uns,“ verabschiedete er sich plötzlich und legte auf. Wurde das jetzt zur Gewohnheit bei ihm einfach so schnell auf zulegen ohne mir die Chance zu geben die Verabschiedung zu erwidern? Hatte er geahnt, was ich ihn fragen wollte? Versteh einer mal die Männer. Und wieso Arbeit? Hatte er vorhin nicht gesagt, dass er auf dem Nachhauseweg war? Ach! Wie auch immer. Kaiba war und blieb mir einfach ein Rätsel. Völlig erschöpft von diesen ereignisreichen Tag machte ich mich Bett fertig und ließ mich dann müde in die Federn fallen. Augenblicklich war ich eingeschlafen. Mein Handy weckte mich. Erschrocken fuhr ich hoch und schaute aufs Display. Nicht um zu sehen wer mich anrief, sondern um festzustellen wie spät es war. Erleichterung breitete sich in mir aus. Ich bin gerade noch rechtzeitig wach geworden um pünktlich zur Arbeit zu kommen. Mein Handy trillerte immer noch fröhlich vor sich her. Ich ging ran. „Guten Morgen, Dornröschen,“ begrüßte mich Kaibas Stimme. Er schon wieder! „Guten Morgen, Stalker!“ grüßte ich zurück. „Habe ich dich geweckt?“ fragte er mich. „Ja, das hast du,“ schnaubte ich gespielt böse. „Dann ist ja gut,“ meinte er ruhig. Wie bitte? War es etwa seine Absicht gewesen mich zu wecken? Dieser Blödmann! Er war wirklich gemein. „Macht es dir etwa Spaß andere Leute aus den Bett zu klingeln?“ fuhr ich ihn an. Dieses Mal war es nicht gespielt. „Nein, eigentlich nicht. Wir haben gestern so lange telefoniert gehabt, dass ich nur ein schl.... Ich wollte einfach nicht verantwortlich sein, dass du zu spät zur Arbeit kommst. Gerade weil dein Chef so nett war, dass du mit mir essen durftest,“ erklärte er sich. Untypisch für ihn. Wollte er gerade sagen, dass er ein schlechtes Gewissen hatte? Wenn ja, dann war das wirklich süß von ihm. „Du hattest Angst, dass ich verschlafe? Das ist wirklich süß von dir,“ zog ich ihn auf. Na ja, ich fand es ja auch wirklich süß. „Uh! Süß?! So muss sich eine Nacktschnecke fühlen, wenn man Salz auf sie drauf streut,“ sagte Kaiba als sei er zu tiefst getroffen. „Ich habe also einen Nacktschnecke als Stalker,“ stellte ich fest. „Ein ziemlich lahmer Stalker, wenn du mich fragst,“ merkte er an. „Wie auch immer. Mein Werk ist vollbracht, du bist wach und ich muss jetzt zur Arbeit.“ „Sehen wir uns heute?“ fragte ich ohne das ich vorher darüber nachgedacht hatte. Wieso hatte ich das bloß gefragt? „Weiß nicht. Dein Freund hätte sicher etwas dagegen,“ neckte er mich, aber irgendwie klang seine Stimme dabei auch traurig. Nein, das bildete ich mir nur ein. Wollte ich etwa, dass das so war? „Wir sind Freunde oder nicht? Dagegen wird er nichts haben,“ meinte ich. „Freunde,“ murmelte Kaiba kaum hörbar. „Kaiba, was ist los mit dir?“ fragte ich ihn. „Nichts. Ich war gerade nur im Gedanken. Ja, vielleicht komme ich zum Mittagessen wieder vorbei. Wenn es die Arbeit zu lässt. Bis dann,“ verabschiedete er sich. „Okay. Bis dann,“ erwiderte ich. Wow, dieses Mal konnte ich die Verabschiedung erwidern. Wir legten auf. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Er war in letzter Zeit so... ganz anderes. So viel offener und doch verschlossener. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass er so mit mir am Telefon rumflaxt. Mein Blick fiel auf die Uhrzeit. Oh Mist! Jetzt musste ich mich wirklich beeilen, dass ich doch nicht zu spät komme. Noch gerade rechtzeitig schaffte ich es zur Arbeit. Sachi begrüßte mich wie immer herzlich. „Guten Morgen, Tea!“ lächelte sie mich an. „Du strahlst ja so. Hat da etwa ein junger Mann seine Finger im Spiel?“ Verlegen schaute ich auf den Boden. „Erzähl!“ forderte sie mich auf. Eigentlich wollte ich zu erst mit meiner besten Freundin darüber reden. Aber Mai hatte ich bis jetzt vollkommen vergessen gehabt. Das sollte ich in meiner Mittagspause dringend nachholen, wenn nicht gerade Kaiba auftauchte. Ich musste mit ihr unbedingt reden. Sonst würde ich noch verrückt werden. „Erzähle ich dir später,“ versicherte ich ihr. Wie immer war auch heute viel zu tun. Zum Glück. Arbeit lenkte mich von meinen wirren Gedanken ab. Kaiba! Wieso nur? Ich verstand es einfach nicht! Die ganze Zeit hoffte ich, dass Kaiba hier auftauchen würde und wir wieder zusammen aßen. Noch war die Mittagszeit nicht vorbei. Himmel! Ich sollte jetzt eigentlich an Yugi denken. Er war immerhin jetzt mein fast fester Freund. Was stimmte bloß nicht mit mir? Jedes Mal wenn die Tür des Burger Palace aufging drehte ich mich erwartungsvoll um. Und jedes Mal wurde meine Erwartung nicht erfühlt. Ich musste wirklich dringend mit Mai reden. Irgendetwas stimmte mit mir nicht und das gefiel mir ganz und gar nicht. Als das nächste Mal die Tür aufging unterdrückte ich das Verlangen nach zusehen. Zu meiner Erleichterung gelang es mir. Irgendwann musste ja auch mal Schluss sein. Von da an gelange es mir jedes Mal. Na ja, außer wenn ich gerade sowieso in die Richtung sah, aber das zählte ja nicht. Dann hatte ich endlich Mittagspause. Da Kaiba nicht aufgetaucht war, zog ich mich in den Mitarbeiterbereich zurück und holte sofort mein Handy heraus. Wie von selbst tippten meine Finger Mais Nummer ein. Nicht lange und Mai ging ran. „Hi, ich bin´s, Mai. Stör ich gerade?“ fragte ich meine beste Freundin. Immerhin war sie gerade auch am Arbeiten, da war es sehr gut möglich, dass es gerade unpassend war. „Hi, Süße. Ich kann leider nicht lange reden,“ antwortete Mai. Sie klang ein wenig gehetzt, also war viel zu tun. „Wollte auch nicht lange stören. Hast du heute Abend Zeit für mich?“ wollte ich wissen. „Heute Abend? Ja, da habe ich Zeit. Ich komme nach der Arbeit zu dir. Okay?“ schlug sie vor. „Super! Dann bis nachher,“ stimmte ich fröhlich zu. Ich war wirklich erleichtert, dass sie heute Zeit hatte. Nun musste ich noch zu sehen, dass ich Sachi wenigstens bis morgen hinhalten konnte. Es hatte nicht nur damit zu tun, dass ich Mai das als erste erzählen wollte, sondern auch weil ich Angst hatte, dass ich irgendetwas über Kaiba erzählen würde. Und das wäre gar nicht gut. Den restlichen Arbeitstag verbrachte ich also damit Sachi so unauffällig wie möglich zu umgehen. Natürlich redete ich normal mit ihr, aber immer nur sehr kurz, damit sie nicht auf das Thema kommen konnte. Sie schien kein Verdacht zu schöpfen. Ich hingegen fühlte mich ziemlich albern bei der ganzen Sache. Dann endlich war der Feierabend gekommen. Kaiba hatte sich nicht blicken lassen, was wahrscheinlich auch besser so war. Sachi hatte nicht mehr nachgefragt, was ebenfalls besser so war. Ich zog mich rasch in der Umkleide um und machte mich dann auf den Weg nach Hause. Vielleicht sollte ich Yugi mal schreiben. Den ganzen Tag hatte ich nichts von ihm gehört. Einmal am Tag sollten wir uns wenigstens schreiben oder nicht? Immerhin waren wir nun fast ein Paar, auch wenn wir uns noch daran gewöhnen mussten. Meine Gedanken schweiften zu meinen früheren Beziehungen. Na gut, so viele waren es nicht, aber es kam ja auch nicht auf die Quantität sondern auf die Qualität an oder?! Jedenfalls wenn ich so an sie zurück dachte, verlief die Anfangsphase mit Yugi ganz anderes als die bei den anderen. Lag es daran, dass Yugi und ich schon so lange beste Freunde gewesen waren? Meine vorherigen Freunde kannte ich jedenfalls noch nicht so lange und wir waren auch nicht so lange befreundet. Ja, daran musste es definitiv liegen. Ich machte mir wieder viel zu viele Gedanken. Wir waren jetzt noch nicht einmal richtig zusammen, wie sollte man sich so schnell daran gewöhnen, dass der beste Freund nun sein fester Freund werden würde? Einfach auf sich zu kommen lassen. Das wird schon. Wäre ja auch irgendwie schrecklich, wenn man jetzt schon daran gewöhnt wäre. Wäre ja dann fast so als sei der Alltag in die Liebe gekehrt oder? Und das wäre nicht schön. Als ich in meiner Wohnung war machte ich erst einmal etwas sauber. Nicht das ich ein unordentlicher und schmutziger Mensch war, aber ich wusste sonst nicht was ich machen sollte. Rum sitzen hätte mich nur wieder zum Grübeln gebracht und das wollte ich gerade mal vermeiden. Die Zeit verflog und dann klingelte es auch schon an der Tür. Wie vermutet stand Mai vor mir als ich die Tür öffnete. Freudig schlossen wir uns in die Arme. Es war einfach toll sie zu sehen. Seit wir aus der Schule raus waren sahen wir uns nicht mehr so häufig. Aber wozu gab es Handys. Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte, Mai hatte vor einem Monat ihre eigene Boutique aufgemacht. Dort verkaufte sie nicht nur schicke Kleidung sondern auch Kosmetikartikel. Und sie hatte dort einen integrierten Kosmetiksalon. Also alles was das Frauenherz höher schlagen lässt. Die Boutique lief bis jetzt recht gut, dafür das sie noch ganz am Anfang stand. Es war schon immer ihr Traum gewesen solch ein Geschäft aufzumachen. Dass das so schnell ging, damit hatte keiner gerechnet. Auch sie nicht. Aber ich freute mich tierisch für sie und drückte ihr alle Daumen, dass es klappte. Der Kosmetiksalon wurde im übrigen von eine Fachangestellten betrieben, die konnte Mai sich gerade noch so leisten. Doch wenn das Geschäft weiter so lief, würde sich der Salon vergrößern lassen. Wie gesagt, ich drückte ihr die Daumen. „Komm rein!“ forderte ich sie lächelnd auf und wir gingen gemeinsam ins Wohnzimmer. Getränke und Gläser hatte ich bereits auf den Couchtisch gestellt. Mai erzählte mir wie ihr Tag heute war. Sie hatte viele Kunden gehabt und ihre Mitarbeiterin machte ihre Arbeit wirklich gut. Plappernd setzten wir uns aufs Sofa. Ich erzählte meinerseits was alles im Burger Palace passiert war. „Also! Was ist los, Tea?“ wechselte Mai spontan das Thema. Typisch Mai. So etwas machte sie gerne. „Ich weiß nicht, ob du es schon von einen unserer Jungs gehört hast,“ begann ich. Neugierig sah Mai mich an. „Yugi und ich... wir sind jetzt fast zusammen. Seit gestern Abend,“ erzählte ich ihr. „Wurde aber auch mal Zeit, dass ihr das hinbekommen. Ihr wart ja noch schlimmer als Joey und ich,“ grinste sie. Ach ja, Mai und Joey waren seit anderthalb Jahren ein Paar. Ich grinste zurück. „Ja, ich weiß, dass wir dafür lange gebraucht haben.“ Natürlich war Mai neugierig darauf, wie es nun dazu gekommen war. Also erzählte ich es ihr. Selbstverständlich erzählte ich ihr auch von Yugis Eifersucht auf Kaiba und auch die ganze Sache mit dem Treffen mit Kaiba. „Bist du glücklich?“ wollte Mai auf einmal wissen. Irritiert blinzelte ich sie an. „Ja, ich bin glücklich,“ antwortete ich. Mai sah mich etwas skeptisch an. Ahnte sie irgendetwas? Aber ich hatte doch noch gar nicht alles von Kaiba erzählt gehabt. Noch nicht einmal ansatzweise. Oder wollte sie das einfach nur so wissen? Eine stinknormale Floskel, die man seiner besten Freundin einfach stellen musste? Kapitel 12: Etwas Klarheit?! ---------------------------- Mai sah mich abwartend an. Was wollte sie von mir hören? Ich hatte ihr doch schon eine Antwort gegeben. „Irgendwie kauf ich dir das nicht so ganz ab, Tea,“ sagte sie schließlich. Also hatte sie tatsächlich etwas bemerkt. „Wieso nicht?“ wollte ich wissen. Mai schien nach Worten zu suchen. „Wenn du von Yugi erzählst lächelst du,“ begann sie zu erklären. Okay, ich lächelte also bei Yugi. War das verkehrt? Eigentlich nicht. Ich sah das eher als positiv an. „Wenn du allerdings von unser lieben Kaiba redest, strahlst du regelrecht.“ Mir fiel die Kinnlade runter. „Deswegen klangst du am Telefon auch so seltsam. Nicht? Was ist passiert, dass du so durcheinander bist was deine Gefühle angeht?“ hakte Mai sachte nach. Sie kannte mich einfach zu gut. „Hast du wegen mir heute Joey versetzt?“ wollte ich wissen, weil mir gerade der Gedanke kam. „Ja, schon. Mach dir deswegen keine Gedanken. Joey hat das verstanden und lässt dich schön grüßen,“ richtete sie mir aus. „Danke! Das geht an euch beide. Wir hätten doch auch einen anderen Tag uns treffen können,“ sagte ich dann. „Deine Stimme hatte mir vorhin etwas anderes gesagt. Es ist wirklich okay, Tea,“ lächelte Mai mich an. „Hast du Joey gesagt, dass du dir Sorgen um mich machst?“ wollte ich wissen. Joey war immerhin Yugis bester Freund und die beiden redeten. Manchmal waren sie sogar noch schlimmer als Mai und ich. Wenn Mai also Joey gesagt hatte, dass ich durcheinander war, dann könnte es sein, dass Yugi das falsch bzw. richtig interpretiert. Das wollte ich nicht. So lange ich selbst nicht recht wusste was Sache war, sollte nur Mai davon wissen. „Nein, Joey habe ich nichts erzählt. Diese Labertasche würde nachher nur noch alles schlimmer machen. Wusste ja selbst nicht, was mit dir los ist. Da habe ich nur gesagt, dass wir uns so lange nicht mehr gesehen und du etwas tolles zu berichten hättest,“ beruhigte sie mich. „Du bist die Beste, Mai,“ sagte ich erleichtert. Sie lächelte mich an. „Wir Frauen müssen schließlich zusammen halten,“ grinste sie und zwinkerte mich dabei mit einem Auge an. „Nun erzähl! Wieso bist du nicht so glücklich wie du es eigentlich sein solltest?“ „Das wüsste ich auch gerne. Glaub mir,“ meinte ich traurig. „Es ist wegen Kaiba oder?“ traf sie genau ins Schwarze. „Ich bin mir nicht sicher... Doch eigentlich schon... Ich weiß auch nicht... Dieser Idiot macht mich noch wahnsinnig,“ verfluchte ich ihn. Dann erzählte ich Mai einfach alles. Alles was Kaiba getan hat, was wir geredet haben und über meine verwirrenden Gefühle. Mai sah mich die ganze Zeit über sehr aufmerksam an. „Heute war es schon so, dass ich ständig zur Tür vom Burger Palace gesehen habe, ob er vielleicht kommt,“ beichtete ich verlegen. „Das ist doch schon krank! Ich habe endlich den Jungen an meiner Seite, den ich schon so viele Jahre wollte und dann spuckt mir ständig ein anderer Mann im Gedanken herum.“ Schon fast mitleidig sah Mai mich an. „Dein Blick gefällt mir nicht, Mai,“ sagte ich und versuchte meine Verzweiflung herunter zu schlucken. „Ich fürchte, dass du dich ernsthaft in Kaiba verliebt hast, Tea,“ meinte sie und klang dabei so... endgültig. „Aber ich bin doch in Yugi verliebt,“ beharrte ich. Wieder sah Mai mich mitleidig an. „Du bist in beide verliebt. Aber nur einen liebst du. Jetzt musst du herausfinden, wenn von den beiden du liebst.“ „Das kann ich dir sagen, nämlich Yugi,“ rief ich fast, was ich eigentlich nicht beabsichtigt hatte. Meine Gefühle gingen gerade mit mir durch. Nein, ich konnte doch unmöglich diesen Eisklotz lieben! Nicht ihn! Alle nur nicht er! Vor allem: Nicht ausgerechnet jetzt! Es war so unfair! So viele Jahre hatte ich darauf gewartet, dass Yugi meine Liebe erwidert. Und nun soll ich noch in einen anderen verliebt sein? Und dann auch noch in seinen Erzrivalen? Schande! Schande über dich, Tea! Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ausgerechnet ich einmal in zwei Kerle gleichzeitig verliebt war. „Tea, beruhige dich! So etwas passiert jeden mal. Ich war auch schon mal in einer ähnlichen Situation,“ versuchte sie mich zu beruhigen. „Warst du auch gerade mit deinem besten Freund zusammen gekommen, den du schon seit Jahren heimlich anhimmelst, und verliebst dich dann in dessen Erzrivalen?“ wollte ich wissen und klang ein wenig spitz. „Tut mir leid! Ich wollte nicht...“ „Schon okay, Tea. In einer solchen Situation ist das verständlich. Du musst versuchen dich zu beruhigen. Alles andere bring leider nichts,“ beschwichtigte sie mich lächelnd. Es funktionierte. Ich holte drei mal tief Luft und meine Gedanken ordneten sich endlich etwas. „Vielleicht sollte ich doch nicht zu dem Treffen am Samstag,“ fiel mir plötzlich ein. Mir sank das Herz in die Hose bei dem Gedanken dahin zu gehen, aber auch bei dem Gedanken da nicht hin zu gehen. Einerseits wollte ich Kaiba sehen, anderseits auch nicht. Wie sollte ich mit ihm um gehen ohne das er merkt, dass ich mich in ihn verliebt hatte? Ja, ich gestand mir jetzt ein, dass ich tatsächlich in ihn verliebt war. Dieser Idiot! Wie hatte er es bloß geschafft mein Herz zu erobern? Verflucht seist du, Seto Kaiba! „Wäre vielleicht besser. Wenn du dir bis dahin noch nicht im Klaren bist, wen du an deiner Seite haben möchtest,“ stimmte Mai mir zu. „Eigentlich ist es doch klar, wenn ich an meiner Seite haben möchte. Nämlich Yugi. Yugi ist der Richtige für mich,“ sagte ich. Doch ich glaubte meinen Worten selbst nicht mehr. War er wirklich der Richtige für mich? „Hast du einen Stift und einen Zettel?“ fragte Mai plötzlich. Verwundert blinzelte ich sie an und überlegte in der Zeit, wo ich beides hatte. „Ja, warte.“ Ich stand auf und holte beides. Während ich mich wieder aufs Sofa setzte, reichte ich ihr beides. „Was willst du eigentlich damit?“ Meine Neugier wollte befriedigt werden. „Hört sich doof an, aber eine Pro und Contra Liste. Dann sehen wir weiter,“ verriet sie mir. Verdattert sah ich sie an. War das ihr Ernst? Obwohl... schaden konnte es ja nicht. Mai zeichnete eine Tabelle auf das Blatt. „Also fangen wir an. Was ist positiv an Yugi?“ Und so fingen wir an die Liste zu füllen. Yugi Muto: Pro: - loyal - süß - lieb - nett - zuvorkommend - unterstützt - Familienmensch - rücksichtsvoll Kontra: - Eifersucht - kleiner als ich - (zu) schüchtern Seto Kaiba: Kontra: - kann nur nett sein, wenn ihm gerade da nach ist - eiskalt - zeigt wenig Gefühle (bis gar keine) - großkotzig - rücksichtslos (nur bei Mokuba nicht) Pro: - kann richtig nett sein - loyal - Familienmensch (siehe Mokuba) - verdammt gut aussehen (heiß) - sexy - ein richtiger Mann - nicht eifersüchtig - viel größer als ich - ziemlich gut gebaut - stinkreich „Also das mit den Aussehen hätten wir weglassen können,“ meinte ich zu Mai. Aussehen war nicht wichtig für mich. Zumal ich beide für gut aussehend hielt. „Das gehört auch damit zu. Immerhin ist das erste was man an einem Menschen wahrnimmt das Aussehen,“ erklärte Mai und schaute dabei auf die Liste. „Und mit dem stinkreich hätte auch nicht sein müssen. Yugi verdient auch gutes Geld,“ warf ich ein. „Mag sein, aber was spricht schon dagegen jemanden zu lieben der reich ist?“ grinste Mai. „So brauchst du dir keine Gedanken mehr ums Geld zu machen.“ Ich schüttelte nur lächelnd den Kopf. Mai wusste genau, dass auch Geld für mich keine Rolle spielte. Klar, welche Frau hätte schon was dagegen einen reichen Mann zu haben, aber das war kein Kriterium für mich. Außerdem würde ich so oder so mein eigenes Geld verdienen und ausgeben, egal wie viel Geld meine Freund auf dem Konto hätte. „Irgendwie haben wir mehr Punkte bei Kaiba als für Yugi,“ fiel Mai auf. „Das kann ja auch was positives bedeuten... also für Yugi,“ meinte ich. Ich beugte mich auch wieder etwas über die Liste und überflog sie noch einmal. „Weißt du was mir auffällt?“ fragte Mai. Neugierig sah ich sie an. „Du sprichst bei Kaiba von einem Mann und bei Yugi von einem Jungen,“ berichtete sie mir ihre Beobachtung. Wirklich? Stimmte das? Aber was machte das schon. „Na, das mit dem ´richtiger Mann` hast du aber geschrieben,“ warf ich ihr vor. „Aber ´Mann` hast du gesagt,“ konterte sie grinsend. Ich seufzte. „Mag sein, aber ist das so wichtig?“ „Na ja, kommt drauf an.“ Fragend blickte ich von der Liste zu ihr auf. „Stehst du mehr auf Jungs oder auf Männer?“ wollte Mai wissen. „Stehst du mehr auf süß, lieb, nett und freundlich oder doch eher auf den arroganten, großkotzigen Macho?“ „Kaiba ist kein Macho!“ warf ich empört ein. „Ach?! Nicht?!“ grinste sie. „Er ist ein arrogantes Arschloch. Aber kein Macho,“ korrigierte ich sie ebenfalls grinsend, dann verschwand mein Grinsen wieder. „Da liegt ja auch das Problem. Also das er ein arrogantes Arschloch ist. Wie konnte ich mich bloß in so jemanden verlieben?“ „Weil er vielleicht so verdammt heiß ist?“ schlug Mai eine Erklärung vor. Wir lachten. „Ja, Kaiba ist wirklich verdammt heiß. Aber deswegen verliebt man sich doch nicht in jemanden, der ein arrogantes Arschloch ist,“ meinte ich traurig und leicht verzweifelt. Mai legte einen Arm um mich. „Ich wünschte, ich könnte dir besser bei deinem Problem helfen, aber leider kannst nur du es lösen,“ sagte sie zu mir tröstend. „Weiß ich. Du hast mir schon sehr geholfen, Mai. Ehrlich,“ lächelte ich sie traurig an. „Eigentlich liegt die Lösung auf der Hand. Yugi liebt mich, das weiß ich jetzt. Kaiba liebt mich nicht. Also ist Yugi der Richtige.“ „Und doch fühlt es sich nicht wirklich richtig an, nicht wahr?“ vermutete Mai. Mir kamen die Tränen. Die ganze Zeit hatte ich sie unterdrückte, weil sie mir nicht weiterhalfen. Doch jetzt konnte ich sie einfach nicht mehr halten. Sie kullerten einfach herunter ohne das ich es wollte. Sanft streichelte Mai meine Schultern um mich etwas zu beruhigen. „Och Süße, ich würde dir so gerne die Entscheidung abnehmen,“ flüsterte Mai traurig. „Wenn würdest du nehmen?“ platzte es aus mir heraus. Traurig sah sie mich an. Das war Antwort genug für mich. Die Frage war ja auch nur aus Verzweiflung aus mir heraus gebrochen. Mein Handy klingelte. Mai nahm es mit ihrer freien Hand und schaute auf den Display. „Es ist Yugi. Soll ich ran gehen?“ wollte sie wissen. Ich schüttelte den Kopf, wischte mir die Tränen weg und nahm das Handy selbst in die Hand. Nach kurzen Luft holen ging ich ran. „Hi, Yugi,“ begrüßte ich ihn und versuchte fröhlich zu klingen. „Hi, na schon zu hause?“ fragte er. „Ja, ich hatte heute wieder Frühschicht,“ antwortete ich. „Hast du heute noch Zeit?“ wollte er wissen. Flüchtig sah ich zu Mai. Sie saß so dicht bei mir, dass sie hören konnte, was Yugi sagte. Als sie meine Blick bemerkte zuckte sie nur mit den Schultern. „Nein, leider nicht. Mai ist gerade bei mir. Wir haben uns so lange nicht gesehen,“ lehnte ich ab ohne lügen zu müssen. Worüber ich froh war. „O, okay. Ja, das kann ich verstehen. Dann hören wir uns morgen?“ „Ja, das tun wir,“ erwiderte ich. Wir verabschiedeten uns und legten auf. „Na, nach ein frisch verliebten Paar hört ihr euch nicht gerade an,“ stellte Mai trocken fest. Sie hatte ja recht. „Das war jetzt auf euch beide gemünzt. Yugi muss sich ja auch erst einmal daran gewöhnen.“ Seufzend legte ich das Handy wieder weg. „Du sagst auch ständig Dinge wie ´fast fester Freund`. Seid ihr nun zusammen oder nicht?“ „Nein, noch nicht. Ich wollte, dass wir erst einmal daran gewöhnen können mehr zu sein als nur beste Freunde,“ murmelte ich. Mai sah mich hochgezogenen Augenbrauen an. „Ich vermute eher, dass das auch etwas mit den Gefühlen für Kaiba zu tun hat,“ behauptete sie. Darüber dachte ich einen Moment nach. „Jetzt wo du es sagst, könnte daran durch aus etwas dran sein,“ gab ich widerwillig zu. War das vielleicht wirklich mein Grundgedanke gewesen nicht sofort mit Yugi ein Paar zu werden? Ausschließen würde ich es jetzt jedenfalls nicht mehr. „Ich möchte Yugi nicht wehtun,“ murmelte ich. „Es klingt zwar fies, aber in erster Linie soll es dir nicht wehtun,“ meinte Mai. „Aber mir tut es doch auch weh,“ schniefte ich. Dann kam mir eine Idee. „Wenn ich Kaiba nicht mehr sehen würde, würde sich alles wieder normalisieren,“ rief ich begeistert, aber wenig selbst überzeugt. So sah Mai mich auch an. Nicht sehr überzeugt. „Könnte helfen. Muss aber nicht.“ „Ich bin doch nur so durcheinander, weil er in letzter Zeit nett zu mir war. Und wenn er es nicht mehr ist, legt sich das alles wieder,“ sagte ich und klang dieses Mal überzeugter. „Dann sagst du das Treffen Samstag ab?“ hakte Mai nach. „Ja, es ist besser,“ entschied ich. „Ich werde irgendwie anders meine Schuld bei ihm begleichen. Später, wenn sich meine Gefühlswelt wieder normalisiert hat.“ „Ist vielleicht wirklich das beste,“ stimmte Mai zu. Mir liefen erneut Tränen über die Wangen. Zum Glück nicht so viele wie eben. Es klingelte an meiner Wohnungstür. Verwundert sahen Mai und ich uns an. Mai stand auf und machte für mich die Tür auf, damit ich noch Zeit hatte mein Gesicht wieder in Ordnung zu bringen. Dafür flitzte ich schnell ins Badezimmer und sah mich im Spiegel an. Gut! Ich sah nicht danach aus, als ob ich geweint hätte. Durch die Badezimmertür hörte ich wie Mai erschrocken ´Kaiba` sagte. Was? Nein! Was machte er denn schon wieder hier? Ich kam aus den Bad in den Flur und sah Kaiba an, der in der offenen Tür stand. Obwohl Mai nicht gerade klein war, wirkte selbst sie neben Kaiba fast winzig. „Ach, mein Stalker. Mit dir habe ich ja heute nicht gerechnet,“ zog ich ihn auf und versuchte unbekümmert zu klingen. Kaiba sah mich forschend an. „Na ja, ich muss meinem Ruf als Stalker doch alle Ehre machen,“ erwiderte er lässig, aber seine Augen bekamen einen seltsamen Ausdruck. Sein Blick huschte zu Mai und dann wieder zu mir. Sein Ausdruck intensivierte sich noch mehr, aber ich konnte ihn trotzdem nicht deuten. „Warum bist du hier?“ ich klang barscher als ich es eigentlich wollte. „Weil ich...“ Sein Blick schien mich zu durchbohren. „Weil ich dir für Samstag absagen muss.“ Seine Worte fühlten sich wie Fausthieben in die Magenkuhle an. Nicht die Art wie er es gesagt hatte, war die Ursache dafür, sondern das er es überhaupt gesagt hatte. Klar, ich wollte ihm ja auch absagen, aber... Es tat schon weh. „Okay,“ sagte ich etwas gedehnt. „Das Doppel-Date findet nicht statt,“ meinte er. Überrascht sah ich ihn an. „Wie kommt das denn?“ wollte ich wissen. „Ren ist dummerweise krank geworden und er wird sehr wahrscheinlich bis dahin nicht wieder fit sein. Da hat er das Date lieber abgesagt bzw. verschoben,“ erzählte er mir. „O je, der Arme! Richtige gute Besserung von mir aus,“ bat ich. Kaiba nickte. Plötzlich machte Kaiba einen Schritt auf mich zu, packte meinen Arm und zog mich mit sich aus der Wohnung. Nicht weit von der Wohnungstür blieb er stehen, schaute zu Mai, die uns misstrauisch beobachtet, und sah dann zu mir herunter. „Was wird das jetzt?“ verlangte ich zu wissen. Er beugte sich leicht zu mir herunter. Allerdings nicht so nahe wie das letzte Mal. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte er mich mit gesenkter Stimme. Fragend sah ich ihn an. „Ja. Wieso fragst du das?“ wollte ich wissen. „Ich weiß nicht, du bist gerade irgendwie... anderes. Hast du geweint?“ Taktlos fehlte noch auf der Liste! „Nein! Was soll das?“ rief ich spitz. Flüchtig schaute ich in Mais Richtung. Sie wollte gerade auf uns zu kommen, doch ich hielt sie mit Kopfschütteln davon ab. „Verdammt noch mal, Tea! Ich merke doch, dass mit dir etwas nicht stimmt. Deine Stimme ist belegt und deine Augen sind auch glasig. Hat dir jemand etwas getan?“ fuhr Kaiba mich besorgt an. Er war wirklich besorgt um mich. Fürsorglich! Auch ein Punkt für die Liste. Komisch! Yugi war das gerade beim Telefonat gar nicht aufgefallen. Zu mindest hatte er nichts dazu gesagt oder gefragt. Lag vielleicht daran, dass Yugi taktvoller war. Oder hatte er es tatsächlich nicht bemerkt? Wieso dann aber Kaiba? Yugi war doch der Sensible und nicht Kaiba. „Hat es was mit Yugi zu tun?“ „Nein. ...Nicht direkt,“ murmelte ich. Sanft packte er meine Schultern. „Tea! Herr Gott nochmal! Sprich mit mir! Was ist los?“ verlangte er zu wissen. Am liebsten hätte ich geschrien: ´Du bist los!` Doch das konnte ich schlecht bringen. Warum machte es mir dieser Idiot auch so schwer? Sollte ich ihm vielleicht wirklich sagen, was mit mir los war? Er würde mich doch nur auslachen. Nein, das vielleicht nicht... Doch würde er.... Kapitel 13: Ein riesen Fehler?! ------------------------------- Verdammt! Was sollte ich jetzt zu ihm sagen? Das ich in ihn verliebt war? Das er sich nur einbildete, das mit mir etwas nicht stimmte? „Sprich mit mir! So kann ich dir nicht helfen,“ meinte er. „Ich brauche deine Hilfe auch überhaupt nicht,“ fuhr ich ihn an. Genau das war es was ich jetzt machen musste. Ich musste mich seiner Methode bedienen. Alles und jeden von mir fern halten. Na ja, eigentlich nur ihn. „Vielleicht aber schon,“ sagte er entschieden. „Ich bin alt genug um zu wissen, wessen Hilfe ich brauche und wessen nicht,“ setzte ich nach. „Und nun geh!“ Wie versteinert sah Kaiba mich an. Es tat mir in der Seele weh somit ihm um zu gehen. Früher hätte ich damit keine Probleme gehabt. Warum bloß hatte ich mich in ihn verliebt? Warum nur? Seine eisblauen Augen sahen mich forschend an. Wie ich dieses Blau liebte. Die Form seine Augen. Nein, Tea! Total falscher Zeitpunkt dafür! Du musst ihn endlich verjagen! „Habe ich etwas im Gesicht kleben?“ pammte ich ihn an. Sein Griff um meine Schultern wurde etwas fester. Nicht so das es mir weh tat, aber ich merkte ihn nun deutlicher. Kaiba beugte sich ganz dicht zu mir herunter. Unsere Nasenspitzen berührten sich schon fast. „Ich weiß ganz genau, was du hier gerade abziehst. Allerdings kann ich nicht nachvollziehen warum. Aber wenn du es lieber alleine austragen willst... bitte,“ stellte er klar und seine Stimme bekam etwas eisiges. Das war der Kaiba, den ich kannte und mit dem ich besser umgehen konnte. „Du musst es auch überhaupt nicht nachvollziehen. Nimm es einfach hin. Und verschwinde,“ knurrte ich leise. Seine Augen verengten sich. „Was geht bloß in deinem hübschen Köpfchen vor sich? Wenn du kein Bock hast mich zu sehen und ich dich auch in Zukunft in Ruhe lassen soll, dann sag es doch einfach! Aber hör auf mit mir zu spielen,“ bluffte er mich auf einmal an. Na ja, auf einmal war übertrieben gesagt. War doch klar, dass er so reagierte. „Ich sagte doch schon zweimal, dass du verschwinden sollst,“ erwiderte ich. „Soll ich dich auch in Zukunft in Ruhe lassen?“ griff er erneut das Thema auf. Ohne nachzudenken antwortete ich: „Ja!“ Mein Herz bekam einen heftigen Riss. Obwohl ich diejenige war, die diese Worte ausgesprochen hatte und nicht er. Kaibas Augen weiteten sich vor Überraschung. Damit hatte auch er nicht gerechnet. Dieser Blick brach mir fast das Herz. Wieso war er nur so geschockt? Wieso sah er mich so verletzt an? Das war nicht der Seto Kaiba, den ich kannte. Unsere Nasenspitzen berührten sich flüchtig als Kaiba sich wieder zu seiner vollen Größe aufbaute. Sein Blick huschte zu Mai, dann zu mir und dann in Richtung Ausgang. Er ging. Ohne noch etwas zu sagen. Ohne sich noch einmal um zu drehen. In diesen Moment wusste ich: Ich hatte gerade einen riesen Fehler begangen! Mein Körper war wie versteinert von dieser Erkenntnis. Mir war klar, dass ich ihm jetzt hinter her musste, sonst würde es wirklich keinen Kontakt mehr geben. Nie mehr! Aber mein Körper wollte und wollte nicht aus der Paralyse erwachen. Dafür verfluchte ich ihn. „Verdammt, Tea! Nun mach schon! Lauf ihm endlich hinter her! Du verlierst ihn sonst!“ hörte ich Mai mich anbrüllen. Erst als sie mich an schubste, kam mein Körper in Bewegung. Meine Beine trugen mich so schnell sie konnten. Als ich die Haustür des Wohnkomplexes erreichte blieben meine Beine wie angewurzelt stehen. Kaiba stand neben seinen Sportwagen auf der Fahrerseite. Sein Kopf ruhte auf dem Dach des Wagens. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er schien geschrumpft zu sein. Seine Schultern hingen, die sonst so stolz waren. Jegliche Kraft schien aus ihm gewichen zu sein. Etwa wegen mir? Nein, das bildete ich mir nur ein. Aber dieser verletzte Ausdruck in seinem Blick eben... der war nicht eingebildet gewesen. Mai hatte ihn auch gesehen, oder? Meine Füße setzten sich wieder in Bewegung und ich ging auf ihn zu. In diesem Moment bewegte sich Kaiba und war dabei ins Auto zu steigen. Nein! Warte! Nun begann ich erneut zu laufen. „Kaiba!“ schrie ich aus ganzer Seele. Er hielt in seiner Bewegung inne und sah zu mir rüber. „Ich bin ein Trottel! Bitte! Ich möchte den Kontakt mit dir nicht abbrechen,“ rief ich ihm zu, da ich immer noch ziemlich entfernt von ihm war. Kaiba sah einfach zu mir herüber so als sei er nun paralysiert. Leicht außer Atem kam ich auf der anderen Seite des Wagens zum Stehen. „Ich bin ein Trottel!“ sagte ich erneut. „Das sagtest du bereits,“ erwiderte er. Wieder einmal konnte ich seine Stimmung nicht deuten. War er sauer? War er erleichtert, dass ich ihm hinter her gerannt war? Konnte er nicht einmal seine Gefühle offen zeigen? Es war zum Haare raufen. „In letzter Zeit sind ein paar Dinge passiert, die ich erst einmal sortieren muss. Gib mir bitte etwas Zeit,“ versuchte ich mich zu erklären ohne zu viel zu verraten. „Habe ich irgendetwas falsch gemacht?“ fragte er. Mir klappte die Kinnlade runter. Auf den Gedanken, dass Kaiba das Gefühl haben könnte etwas falsch gemacht zu haben, wäre ich nie im Leben gekommen. Es bot mir die Möglichkeit ihn vorerst fort zu schicken ohne das er von meinen Gefühlen ahnen würde. Aber das wäre falsch. „Nein, du hast nichts falsch gemacht,“ versicherte ich ihm. Dennoch schaute er mich fragend und besorgt zu gleich an. „Wirklich! Gib mir bitte ein paar Tage Zeit um mich zu sortieren. Dann rufe ich dich an und erkläre dir alles. Okay?“ fragte ich vorsichtig. „Okay,“ stimmte er zu. Murmelnd fügte er hinzu: „Hoffentlich schaffe ich das!“ Sicherlich war das nicht für meine Ohren bestimmt gewesen, aber ich hatte es nun einmal gehört und jetzt wollte ich auch wissen, was er damit meinte. „Wie? ´Hoffentlich schaffe ich das`?“ hakte ich also nach. Leicht geschockt, dass ich es gehört hatte, sah Kaiba mich an. „Also du rufst mich dann an, wenn du dich sortiert hast. Bis dann!“ sagte er, verschwand in den Wagen und brauste davon. Irritiert sah ich Kaibas Wagen nach bis er außer Sicht war. Er verheimlichte mir etwas oder etwa nicht? Aber wer hatte keine Geheimnisse? Ich sollte lieber nicht mit einem Stein werfen, während ich im Glashaus saß. „Hast du ihn noch erwischt?“ drang Mais Stimme an mein Ohr. Langsam drehte ich mich zu ihr um und sah ihr in die Augen. „Ja, habe ich. Zum Glück,“ lächelte ich erleichtert. Was ich auch wirklich war. Kaum auszumalen, was passierte wäre, hätte ich ihn nicht mehr erwischt. Wie konnte er mir nur so wichtig geworden sein? Auch Mai schien erleichtert. „Du bedeutest ihm etwas. Ach was, etwas ist untertrieben,“ meinte Mai und lächelte mich sanft an. Verständnislos sah ich sie an. „Das bildest du dir nur ein,“ murmelte ich. Mai boxte mir hart gegen die Schulter. „Ganz gewiss nicht! Du hast doch auch den verletzten Ausdruck in seinen Augen gesehen, als wir noch im Flur standen. Oder etwa nicht? Tea! Kaiba empfindet etwas für dich. Mehr als du sehen willst,“ sagte sie entschieden. „Kaiba...“ Ich wusste nicht was sich sagen sollte, also ließ ich meinen Satz unbeendet. „Es ist keine Schande in Kaiba verliebt zu sein. Und es ist auch keine Schande von Kaiba diese Gefühle erwidert zu bekommen. Im Gegenteil, es ist sogar eine große Ehre. Kaiba ist ja sonst ziemlich verschlossen, was seine Gefühlswelt anbelangt,“ sagte Mai. „Wenn er nichts für dich empfinden würde, hätte er nicht diesen Ausdruck in den Augen gehabt.“ Darauf war ich auch schon gekommen, aber ich dachte, dass ich mir das nur eingebildet hatte. Skeptisch sah ich Mai an, diese zuckte resigniert mit den Schultern. „Ich möchte mir einfach keine falschen Hoffnungen machen,“ nuschelte ich. „Tea, habe ich jemals etwas gefühlstechnisch gesagt, wo ich mir nicht sicher war? Habe ich dir jemals zu etwas geraten, von was ich selbst nicht überzeugt war?“ hakte Mai nach und sah mich durchdringend an. Sie hatte recht. „Nein, dein Rat war immer genau richtig,“ gab ich zu. Dennoch hatte ich Angst, dass sie ausgerechnet bei Kaiba falsch lag. Mai war auch nur ein Mensch und konnte sich auch mal irren. Und wenn es ausgerechnet jetzt war... ausgerechnet bei Kaiba... das wäre alles andere als toll. Ich konnte mir schon richtig vorstellen, wie er über mich lachen würde, würde ich ihm tatsächlich sagen, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Das würde ich nicht ertragen können. Wie hatte ich mich bloß in so einen Arsch verlieben können? Nur weil er zwischen durch mal nett sein konnte, war es noch lange kein Grund, dass mein Herz gleich höher schlug, wenn ich bloß an ihn dachte. Er brachte mich wortwörtlich um den Verstand... Au Backe! Mit aufgerissenen Augen sah ich Mai an. „Wieso guckst du so?“ wollte sie wissen. „Sag mal, Mai... Wie war das eigentlich genau bei dir und Joey?“ fragte ich. Verwirrt sah Mai mich an. „Warum willst du das wissen?“ hakte sie nach. „Weil ich ein ungute Ahnung habe, die ich gerne nicht bestätigt bekommen möchte,“ antwortete ich. „Wenn ich dir deine Frage beantworte, sagst du mir dann auch was für eine ungute Ahnung du hast?“ „Ja, natürlich,“ versicherte ich ihr. Ich hätte es so oder so getan. „Lass uns zurück in deine Wohnung. Ich brauche etwas zu trinken,“ grinste Mai und machte sich auch schon auf den Weg dorthin. Widerspruchslos folgte ich ihr. Mir war es auch nur recht. Als wir oben ankamen setzte sich Mai auf das Sofa und ich holte schnell was zu trinken. Ich ließ mich neben Mai auf das Sofa plumpsen. Kaum saß ich fing Mai auch schon an zu erzählen. Sie erzählte und erzählte. Hin und wieder stellte ich ihr ein paar Fragen. Nach etwa anderthalb Stunden war sie fertig. Zugegeben wir waren zwischen durch etwas abgeschweiften vom Thema, aber nur ein klein wenig. Wir haben auch über Serenity und Duke gesprochen, die mittlerweile es auch geschafft hatten zusammen zu kommen. „Noch Fragen?“ grinste Mai mich an. „Nein,“ sagte ich knapp, weil ich meine Gedanken erst einmal sortieren musste. Geduldig wartete Mai. „Ich glaub, ich muss Yugi sagen, dass es mit uns doch nichts wird,“ murmelte ich traurig. Mai sah mich kurz überrascht an, dann änderte sich ihr Blick in Verständnis. „Verstehe! Das war also deine ungute Ahnung. Deine Gefühle für Kaiba sind stärker als die für Yugi,“ brachte Mai es auf den Punkt. „Meine Eltern haben mir früher einmal erzählt, dass sie sich, bevor sie zusammen gekommen waren, auch immer fast um den Verstand gebracht haben. Bei dir und Joey, bei Serenity und Duke war es auch so. Zwar weiß ich nicht, wie Kaiba zu mir steht, aber ich finde es falsch Yugi etwas vorzumachen. Als wir uns geküsst haben, hatte ich nicht das Gefühl als küsste ich meinen festen Freund. Und so sollte es sich doch sicher nicht anfühlen. Es sollte mir Herzklopfen bescheren oder etwa nicht?“ Ungeduldig sprang ich auf und lief auf und ab. „Warum zum Teufel habe ich mich ausgerechnet in Kaiba verliebt? Warum? Wieso ausgerechnet jetzt? Jetzt wo Yugi und ich uns endlich näher kommen. Ich wollte schon solange, dass Yugi und ich mehr als nur Freunde sind. Und plötzlich fühlt sich alles so falsch an. Warum nur? Warum?“ Ich war der Verzweiflung nah. Noch immer hatte ich Gefühle für Yugi, doch ich spürte, dass sie sich verändert hatten. Und ich verstand einfach nicht warum. Besorgt sah Mai mir hinter her, während ich noch immer auf und ab ging. „Beruhige dich erst einmal, Tea! Das bringt doch nichts. Red mit Yugi. Oder noch besser mit Kaiba. Du musst das klären, bevor du den Verstand verlierst,“ meinte sie. „Den habe ich schon verloren. Sonst hätte ich mich ja wohl kaum in Kaiba verliebt,“ knurrte ich, was eher an mich selbst gerichtet war nicht an Mai. Zum Glück, kannte sie mich gut genug um das zu wissen. „Kaiba ist...“ Mit einem bösen Blick brachte ich sie kurz zum Schweigen. „Du weißt genau so gut wie ich, dass Kaiba keinen guten Kern hat. Er mag zwar zu seinem kleinen Bruder nett sein, aber das war´s dann auch schon,“ murrte ich. „Ich wollte nur sagen, dass Kaiba zwar ein Arschloch vor dem Herren ist, aber dennoch keine schlechte Partie. Im Gegenteil.“ Skeptisch sah ich sie an. „Jetzt sieh mich nicht so an, als habe ich den Verstand verloren,“ maulte sie. „Na ja, du widersprichst dir nur selbst, dass ist dir hoffentlich klar. Erst sagst du, Kaiba sei ein Arschloch und im nächsten Moment, dass er eine gute Partie sei. Da kam man schon mal denken, dass du den Verstand verloren haben könntest,“ grinste ich. „Ernsthaft, Tea! Ich glaube sehr wohl, dass Kaiba einen guten Kern hat. Dieser ist nur unter einer sehr, sehr, sehr, sehr harten Diamantschicht versteckt, das müsstest du doch am besten wissen. Gib es zu,“ lächelte sie, aber meinte es durch aus ernst. „Wenn er wirklich so ein eiskalter und schlechter Mensch wäre, wieso kümmert er sich dann so rührend um Mokuba? Das passt nicht zusammen. Findest du nicht auch?“ Sie hatte ja Recht. Aber ich wollte nicht, dass sie recht hat. Kaiba war Kaiba und würde immer Kaiba der Eisklotz bleiben. Resigniert seufzend ließ ich mich wieder neben ihr auf das Sofa fallen. „Leider hast du recht,“ nuschelte ich. „Aber ich weiß deswegen immer noch nicht, wie er zu mir steht. Ob er überhaupt zu mir steht.“ „Deswegen sollst du ja auch mit ihm reden,“ lachte Mai. „Damit er mich auslacht?! Nein, danke!“ stieß ich hervor. „Was macht dich so sicher, dass er dich... Ja, vergiss es. Wir sprechen ja über Kaiba,“ korrigierte Mai sich selbst. „Aber wenn ich es ihm nicht sage, dann werde ich es nie erfahren. Und vielleicht bereue ich es irgendwann dann einmal,“ murmelte ich vor mich her. „Ja. Durch aus möglich,“ pflichtete Mai mir zu. „Ich muss aber das erst mit Yugi klären. Alles andere wäre ihm gegenüber unfair,“ meinte ich. Ich nahm mein Handy in die Hand und wollte gerade Yugi eine Nachricht schicken. „Er hat mir gar nicht geantwortet,“ fiel mir auf. Mai sah mich fragend an. „Ich habe Yugi gestern eine Nachricht geschrieben, ob er mit mir ins Musical will. Darauf hat er nicht geantwortet. Auch vorhin nicht beim Telefonat.“ „Vielleicht hatte er es einfach nur vergessen,“ gab Mai zu bedenken. Vermutlich. Schnell tippte ich meine Nachricht ein. Ich fragte ihn, ob er morgen Abend Zeit hätte. Kurz und knapp. Er musst ja nicht jetzt schon ahnen was Sache war. Reicht schon wenn ich die Nacht nicht würde richtig schlafen können. Und Kaiba? Was ging nur in seinem Kopf vor sich? Und schon wieder dachte ich an ihn. Schlimm, schlimm! Ob Kaiba vielleicht doch etwas für mich empfand? Kaum hatte ich die Nachricht verschickt, kam auch schon die Antwort, dass er Zeit hätte. Dann wäre das soweit auch schon mal geklärt. „Wir reden morgen. Auch wenn Yugi davon noch nichts weiß,“ sagte ich zu Mai. „Dann wünsche ich dir jetzt schon mal viel Erfolg. Lass dich von den Kerlen nicht unterkriegen,“ grinste sie. Um mich auf andere Gedanken zu bringen quatschten wir von da an über Gott und die Welt. Na ja, eigentlich über Joeys komische Spleens, die er so an den Tag legte. Es war zum Schießen. Der nächste Abend kam schneller als erwartet. Mai war gestern spät bzw. heute morgen früh nach Hause gefahren. Auf der Arbeit war soviel los, dass ich gar nicht mehr denken konnte sondern nur funktioniertet. Und dann war auch schon die Zeit gekommen sich Yugi zu stellen. Wie die letzten Male kam er nach der Arbeit zu mir. Hier konnten wir ungestört reden. Klar, wäre es bestimmt besser gewesen sich auf neutralem Boden zu treffen, aber wenn ich solch ein Thema ansprach, würde Yugi das auffassen, dass ich Schluss machen wollte. Na ja, wir waren ja noch nicht mal richtig zusammen gewesen. Pünktlich klingelte Yugi an der Tür. Die Begrüßung fiel so aus, dass wir uns wie immer nur umarmten. Hm?! Wir setzten uns aufs Sofa. „Ich muss mit dir reden,“ sagte ich rundheraus. Yugi sah mich etwas verängstigt an. O je, nicht doch. Ich wollte dir nicht den Kopf abreißen. „Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht wie ich anfangen soll.“ „Das zwischen uns ist komisch, oder?“ meinte Yugi auf einmal. Ich fiel aus allen Wolken. Kapitel 14: Samstagabend ------------------------ „Versteh mich nicht falsch, Tea, ich bin immer noch in dich verliebt, aber irgendetwas ist nicht wie es sein sollte.“ „Hat es was mit Kaiba zu tun?“ fragte ich vorsichtig nach. Yugi sah mich an. „Nein, Kaiba hat damit nichts zu tun. Aber merkst du das nicht auch, dass es sich nicht so... richtig anfühlt?“ „Ja, dass habe ich auch gemerkt. Allerdings dachte ich, dass wir einfach nur Zeit brauchen um uns daran zu gewöhnen mehr als nur beste Freunde zu sein,“ antwortete ich. „Glaubst du wirklich, dass sich das ändern wird?“ wollte er wissen. „Ich weiß es nicht. Glaub nicht,“ murmelte ich. „Wolltest du mit mir gerade auch darüber reden, Tea?“ „Ja und nein. Es gibt da noch etwas...“ begann ich. Yugi sah mich aufmerksam an. „Sei bitte nicht sauer. Ich weiß auch nicht, wie es dazu gekommen ist. Und ich weiß noch nicht, was es genau zu bedeuten hat. Aber ich empfinde auch etwas für Kaiba,“ gestand ich ihm. Anders als erwartet sah Yugi mich ruhig an. „Habe ich mir schon fast gedacht,“ sagte er ruhig. Ich war verwirrt. „Seit wann?“ wollte ich wissen. „Noch bevor wir beschlossen hatte es miteinander zu versuchen. Ich war mir nicht sicher. Aber eifersüchtig war ich trotzdem, wie du bemerkt hast,“ erzählte er mir. Nun machte das alles einen Sinn für mich. „Tut mir leid, Yugi. Ich habe dich damals nicht angelogen,“ versuchte ich mich zu erklären. Beschwichtigend hob er seine Hände. „Das weiß ich, Tea. Ich nehme dir das wirklich nicht übel,“ versicherte Yugi mir lächelnd. „Ich bin trotzdem in dich verliebt,“ versicherte ich ihm. „Bist du sicher? Ist es nicht vielleicht eher, dass wir beide nicht nur einer Illusion hinter her jagen? Verliebt waren wir vielleicht noch vor einigen Jahren oder Monaten, aber jetzt ist das was wir für einander fühlen nur ein schwacher Schatten, dessen wie wir einst für einander empfunden haben,“ grübelte Yugi. Wie poetisch. Vielleicht war da wirklich etwas dran. „Was machen wir jetzt?“ die Frage war eher an mich selbst gestellt als an Yugi. „So tun als sei nichts gewesen und beste Freunde bleiben?“ fragte Yugi vorsichtig. Ich lächelte ihm zu. „Ja, das klingt gut. Der einzigen, der ich von unserer Fast-Beziehungen erzählt habe ist Mai,“ meinte ich. „Ich habe es noch gar keinem erzählt,“ gestand Yugi. „Dann... sind wir also ´nur` beste Freunde. Mehr nicht,“ sagte ich lächelnd. Yugi erwiderte mein Lächeln und nickt. Das war die kürzeste Fast-Beziehung, die ich je hatte und wahrscheinlich je haben werde. Gaben wir vielleicht auch einfach zu schnelle auf? Nein, es war so richtig. Mir fiel ein Stein vom Herzen, dass das Gespräch so gut verlaufen war. So als sei wirklich nichts gewesen unterhielten Yugi und ich uns weiter. Allerdings über andere Dinge. Dinge über die wir sonst auch immer gesprochen haben. Seltsamerweise war es kein bisschen seltsam. Abends ging Yugi dann. Zum Abschied umarmten wir uns. Wie wir es immer getan haben. Die sehr kurze Fast-Beziehung war vergessen. Zwischen uns herrschte wieder nur Freundschaft. Und es fühlte sich richtig an. Yugi lag mir sehr am Herzen und ich wusste, dass ich ihm auch am Herz lag. Er würde für immer ein Teil meines Herzens besitzen und ich von ihm. Ein letztes Mal für heute winkte ich ihm zum Abschied zu, dann war er im Hausflur verschwunden und ich schloss meine Wohnungstür. Erleichtert atmete ich auf. Nicht das es anstrengen war mit Yugi, aber ich war immer noch erleichtert, dass alles gut verlaufen war und wir uns nicht gegenseitig verletzt hatten. Mai! Ich musste Mai sofort davon erzählen. Mit einem Hechtsprung schmiss ich mich auf die Couch und griff nach dem Handy, das auf dem Couchtisch lag. Hastig wählte ich ihre Nummer. Nach dem dritten Tuten ging sie auch schon ran. „Na, hast du schon auf meinen Anruf gewartet?“ zog ich sie lachend auf. „Ja, du hast mich erwischt. Meine Neugier hat mich schon fast umgebracht. Ich bin nur froh, dass Joey heute Spätschicht hat und nicht mitbekommen hat, wie ich hier wie ein Tiger vor dem Telefon auf und ab gegangen bin. Der hätte sonst gedacht ich hätte eine heimliche Affäre,“ gluckste Mai. Ich konnte mir ein Schmunzeln auch nicht verkneifen. „Nicht das ihr euch noch meinetwegen trennt. Das wollen wir nicht,“ sagte ich noch immer glucksend. „Jetzt aber raus mit der Sprache! Wie war das Gespräch? Oder hast du doch einen Rückzieher gemacht?“ wollte sie endlich wissen. Also erzählte ich ihr alles. „Krass! Damit hätte ich auch nicht gerechnet. Yugi ist einfach zu gut für diese Welt,“ lachte sie. „Wie fühlst du dich jetzt?“ „Eigentlich ganz gut. Mehr als das. Es fühlt sich richtig an,“ antwortete ich wahrheitsgemäß. „Dann war es auch die richtige Entscheidung von euch,“ sagte Mai. „Und? Wird jetzt aus dir und Kaiba ein Paar?“ „Ich habe gerade eine schwierige Trennung hinter mir, da werde ich mich doch nicht gleich in die nächste Katastrophe stürzen,“ lachte ich. „Kluges Mädchen,“ lachte auch Mai. „Nein, mal Spaß bei Seite. Denkst du jetzt darüber nach, was aus Kaiba und dir werden könnte?“ Ich überlegte kurz. „Keine Ahnung. Ich weiß ja noch immer nicht was er empfindet,“ meinte ich zögernd. „Dann rede mit ihm. Das habe ich dir schon mal gesagt,“ wiederholte Mai sich. „Ja, ist mir klar. Aber ich weiß einfach nicht, wie ich... was ich sagen soll,“ gestand ich meine Angst. „Tja, da kann ich dir leider auch nicht weiter helfen,“ räumte Mai ihre Hilflosigkeit ein. Da hatte ich auf einmal einen Geistesblitz. „Kann man nichts machen. Mir wird schon etwas einfallen. Du, sei mir nicht böse, aber ich bin müde,“ log ich, da ich noch nicht vorhatte schlafen zu gehen. „Lass uns morgen oder so weiter quatschen.“ „Nein, ich bin dir nicht böse. Dann schlafe mal gut. Bis dann,“ verabschiedete sich Mai und legte auf. Sie schien nicht bemerkt zu haben, dass ich sie angelogen hatte oder sie hatte es einfach übergangen. Ich tippte eine andere Nummer in mein Handy ein. Noch schneller als Mai ging Kaiba an sein Handy heran. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich abhole,“ knurrte er. O, hatte er schlechte Laune? Nicht gut. Aber wovon redete er? Wir waren doch gar nicht verabredet. „Hi! Tut mir leid. Störe ich dich gerade?“ Eigentlich eine ziemlich überflüssige Frage nach der Begrüßung gerade. „Was? Tea? Nein, du störst nicht. Ich hatte.... Kann ich dir irgendwie helfen?“ fragte er in einem völlig verwirrten Ton. Was war denn mit ihm los? „Alles okay mit dir, Kaiba?“ wollte ich wissen. „Öhm... Ja,“ antwortete Kaiba wenig überzeugend. Irgendetwas stimmte nicht. „Soll ich später wieder anrufen?“ hakte ich nach. „Nein!“ sagte er ziemlich hastig, so als habe er Angst. dass ich sofort auflegen würde. „Nein. Wie gesagt, du störst nicht. Ich hatte gerade nicht auf das Display geguckt gehabt und habe jemand anderes erwartet,“ erklärte er mir. Klang plausibel. Warum sollte er auch lügen? „Ach so, wenn du auf einen Anruf wartest, dann....“ „Nein, tu ich nicht,“ unterbrach er mich. Was zum Teufel war los mit ihm? Er kam mir irgendwie verändert vor. Stille. Sein Verhalten irritierte mich. Sah ihm überhaupt nicht ähnlich. „Hast du dich sortiert?“ fragte er vorsichtig. „Sortiert? Du bist doch gerade derjenige, der ein wenig neben der Spur ist,“ entgegnete ich verwirrt. „Was?... Nein!... Das war... Du wolltest mich anrufen, wenn du dich sortiert hast. Erinnerst du dich?“ rief er mir in Erinnerung. Verdammt! Das hatte ich ganz vergessen. Aber das erklärte nicht, warum er so drauf war. „Stimmt bei dir irgendetwas nicht?“ fragte ich. „Wie? Was sollte bei mir nicht stimmen?“ kam eine Gegenfrage von ihm. Verdächtig. „Ich weiß nicht. Du wirkst gerade irgendwie anders als sonst,“ meinte ich. „Ach, tatsächlich?“ Jetzt klang er wieder wie der alte Kaiba. „Ja, tatsächlich,“ gab ich zurück. „Also, was möchtest du? Es hat sicher einen Grund warum du anrufst. Oder wolltest du einfach nur meine Stimme hören?“ zog er mich auf. Ja, seine Stimme wollte ich auch hören, aber das war nicht der Hauptgrund. „Ich brauche mal wieder deinen Rat,“ begann ich. Auf einmal hatte ich das ungute Gefühl, dass meine Idee nicht gut war. Kaiba war nicht dumm. Er würde eins und eins zusammen zählen können, auch wenn es sich um Gefühlsdinge handelte. Verdammt, warum war ich nicht früher darauf gekommen? Ich Idiot! „So langsam sollte ich mal Geld dafür verlangen,“ stichelte er leicht belustigt. „Schieß los!“ Mir sollte schnell irgendetwas einfallen. Irgendetwas! „Kannst du mir ein gutes Restaurant empfehlen?“ war alles was mir spontan einfiel. Kurz trat Stille ein. „Willst du mit Yugi essen gehen?“ fragte er. Vielleicht bildete ich mir das nur ein, aber er klang ein wenig gereizt. „Nein, mit Serenity und Mai. Wir wollen einen Mädelsabend machen, auch wenn die beiden davon noch nichts wissen,“ log ich ihn an. Hätte er ein Problem gehabt, wenn ich wegen Yugi gefragt hätte? Es hatte sich zumindest so angehört. „Da ich kein Mädchen bin und dadurch nicht sehr viel Erfahrung mit Mädelsabenden habe, würde ich euch das ´Palatin` empfehlen,“ rückte er mit seinem Tipp heraus. „Super! Ich danke dir. Hast was gut,“ sagte ich. „Das macht dann schon zwei,“ wies er mich daraufhin. Stimmt, eine Rechnung war ja noch offen. „Na ja, wie gesagt, wenn es Ren wieder besser geht und er das Date nachholen kann, sag einfach Bescheid.“ „Ja, das mache ich. Wolltest du noch etwas wissen?“ fragte er. „Nein, das war alles,“ antwortete ich. „Dann sortiere dich schön mal weiter, damit du mir erklären kannst was los ist... war...,“ meinte er. „Mach ich. Bis dann,“ verabschiedete ich mich. „Bis dann.“ Wir legten auf. Ja, ich gab es zu, ich war ein Feigling. Auch wenn es sich jetzt nach einer faulen Ausrede anhört – was nicht ganz abwegig war – wollte ich ihm nicht unbedingt übers Telefon sagen, dass ich in ihn verliebt war. Käme mir ziemlich dämlich dabei vor. Ich war nur froh, dass ich noch gerade rechtzeitig die Kurve bekommen hatte. Kurz schaute ich auf die Uhr. Anrufen wollte ich die beiden nicht mehr, also tippte ich eine Nachricht an Serenity und Mai, ob sie Lust hätten am Samstag mit mir wirklich essen zu gehen. Da das Doppel-Date nicht stattfinden würde, könnte ich die Zeit auch mit meinen beiden Freundinnen verbringen. Wenn sie denn Zeit für mich hatten. Sie hatten. Beide waren begeistert von der Idee zu dritte schick essen zu gehen. Also rief ich im ´Palatin` an und bestellte einen Tisch für Samstag. Ich war gespannt auf das Restaurant. Kaiba würde uns ganz sicher nicht in irgendeine Kaschemme schicken. Zumindest ging ich davon aus. Hoffentlich war es aber auch nicht zu teuer. Was eher passieren könnte. Immerhin musste Kaiba nicht auf sein Geld achten. Würde schon gut gehen. Dann so weit. Samstagabend. Ein wenig unter Stress machte ich mich fertig. Auch für ein Mädelsabend wollte man schick aus sehen. Gerade wenn man in ein schickes Restaurant ging. Noch gerade so kam ich pünktlich bei dem Restaurant an, dass im Zentrum von Domino City lag. Von außen sah es schon mal sehr ansprechend aus. Wie ich feststellte, war ich die Erste. Wie immer. Mai würde hundertprozentig als Letzte kommen und das mit mindestens zwanzig Minuten Verspätung. So kam es auch. Serenity und ich saßen bereits an unserem Tisch und hatten schon Getränke bestellt, als Mai herein kam. Entschuldigend setzte sie sich hin und erzählte lachend, warum sie zu spät war. Das ihr Make Up einfach nicht gelingen wollte und das ihre Haare ständig ihr eigenes Ding machten. Tja, einer der Nachteile, wenn man so eine Mähne hatte wie Mai. Joey hatte aber auch etwas Schuld daran. Der Trottel hatte sich in den Finger geschnitten und war der Meinung, dass er gleich verbluten würde. Serenity und ich haben uns fast nicht mehr ein gekriegt bei der Geschichte, weil wir uns Joey dabei allzu gut vorstellen konnten. Ein Kellner kam und nahm unsere Bestellung entgegen. Wir amüsierten uns prächtig. Aus einen unerfindlichen Impuls heraus sah ich zur Eingangstür. Warum wusste ich nicht. Ich tat es einfach. Kapitel 15: Wut, Enttäuschung und andere Peinlichkeiten ------------------------------------------------------- Irgendwie hatte ich das Gefühl gehabt, dass jemand hereingekommen war. Dem war aber nicht so. Die ganze Zeit über wo wir hier gesessen hatten, war kein weiterer Gast dazu gekommen. Von meinem Platz aus hatte ich einen guten Blick auf die Tür. Ich konzentrierte mich wieder auf das Gespräch. Serenity und Mai unterhielten sich gerade über einen langweiligen Film, den die beiden ziemlich spannend fanden. Unverständlich. Aber Geschmackssache.   Die Tür zum Restaurant ging auf und... Schande! Bitte nicht! Trish trat ein und pflaumte auch sogleich einen Kellner an. Zwar konnte ich nicht verstehen, was sie sagte, aber das sie was sagte war deutlich zu hören und was für einen Ton sie dafür benutzte. „Mein Gott! Was hat die denn für ein Organ,“ murrte Mai. Recht hatte sie. „Das ist ja echt peinlich.“ „Darf ich vorstellen: Trish,“ sagte ich schlicht. „Die Trish? Die Klette von Kaiba?“ fragte Mai ungläubig. „Live und in Farbe,“ bestätigte ich. „Dann kann ich jetzt so einiges verstehen,“ sagte Mai und nahm einen Schluck aus ihrem Glas.   „Hoffentlich sieht sie dich nicht,“ meinte Serenity, die ein wenig eingeschüchtert wirkte. Verständlicher Weise. „Keine Sorge. Sie möchte sicher nichts mit mir zu tun haben,“ versicherte ich. Wir beobachteten Trish, wie sie von einen eingeschüchterten Kellner an einen Tisch gebracht wurde. „Die hat Freunde?“ wunderte sich Mai. „Muss wohl so sein. Sonst würde sie sich wahrscheinlich nicht an einen Vierer-Tisch setzten,“ sagte ich. Die Tür ging wieder auf und eine junge, hübsche Dame kam herein. Sie wurde von einem Kellner zu Trish an den Tisch gebracht.   Kurz darauf kamen Ren und Kaiba herein. Mir wäre beinah die Kinnlade runter gefallen. Im letzten Moment konnte ich mich noch zusammen reißen. „Hatte Kaiba nicht das Doppel-Date abgesagt gehabt?“ wunderte sich Mai, die sich zu mir etwas gebeugt hatte. „Ja, das hatte er, weil Ren krank war,“ bestätigte ich und versuchte meine Verwunderung und Enttäuschung mir nicht anmerken zu lassen. Kaiba hatte mich belogen. War Ren gar nicht krank gewesen? Wollte Kaiba nur nicht mit mir hierher? Oder war Ren wirklich krank gewesen und ihm ging es jetzt besser? Aber warum hatte Kaiba mir dann nicht Bescheid gesagt? Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Mein Herz tat mir weh. Jetzt hatte ich eigentlich die Antwort auf meine Frage: Kaiba wollte nichts von mir. Deutlicher hätte er es mir nicht zeigen können. Er war doch lieber mit Trish als mit mir zu dem Date gegangen.   „Was willst du jetzt machen?“ fragte Serenity. Sie wusste mittlerweile auch über alles Bescheid. „Gar nichts. Wir sind hier um Spaß zu haben. Und genau das lass ich mir nicht kaputt machen. Kaiba hat sicher seine Gründe dafür. Auch wenn ich sie nicht sehe,“ lächelte ich. Den restlichen Abend über versuchte ich nicht zu Kaiba zu gucken, was mir nur bedingt gelang. Er saß neben Trish, mit dem Rücken zu mir. So konnte er mich wenigstens nicht sehen. Was kein sehr großer Trost war. Immer und immer wieder fragte ich mich: Wieso? Manchmal ertappte ich mich wie ich seinen Rücken anstarrte.   „Ich gehe mal kurz auf die Toilette,“ sagte ich, stand auf und ging. Eine gute Gelegenheit kurz den Kopf wieder klarer zu bekommen. Kurz wusch ich mir das Gesicht und ärgerte mich, weil ich nicht daran gedacht hatte, dass ich ja geschminkt war. Ich Trottel! Also holte ich mein Schminkkram aus der Tasche und rettete das was noch zu retten war. Manchmal war ich aber auch wirklich zu blöd.   Als meine Rettungsaktion halbwegs geglückt war und ich mich wieder raus traute, verließ ich die Damentoilette und rannte genau mit Kaiba zusammen. Na toll! Zwar immer noch besser als mit Trish. Aber ehrlich gesagt hatte ich gerade kein großes Bedürfnis mich mit ihm auseinander setzten zu müssen. „Tea?“ fragte Kaiba erschrocken. Damit hast du wohl nicht gerechnet, was. „Kaiba,“ erwiderte ich trocken, versuchte aber auch nicht meine wahren Gefühle zu zeigen. Er tat es ja auch nie. „Was machst du hier?“ wollte er wissen. War das sein Ernst? Das konnte unmöglich sein Ernst sein. Warum regte ich mich überhaupt auf? Hallo, Tea, dass da ist das Arschloch vor dem Herren! Das da ist Seto Kaiba! Begreife das endlich mal!   „Mädelsabend,“ war meine knappe Antwort. Reichte ja wohl auch, oder?! Auch wenn meine Wut und Enttäuschung wuchsen, versuchte ich standhaft sie zu unterdrücken und freundlich zu bleiben. Ob es mir gelang, wusste ich nicht. „Heute?“ kam die seltsame Frage von ihm. „Ja, wie du siehst, heute,“ gab ich schnippisch zurück. „Mein Samstag war ja auf einmal entplant und da dachte ich, ich könnte mal wieder etwas mit meinen Mädels machen. Was ich dir ja am Telefon auch erzählt hatte als ich dich nach einem Tipp für ein gutes Restaurant fragte. Und falls du dich erinnern solltest warst es auch du, der mir dieses Restaurant empfohlen hat.“ Ich konnte mir das einfach nicht verkneifen. Eigentlich hatte ich Kaiba für klüger gehalten.   „Entplant? Gibt es dieses Wort überhaupt?“ versuchte Kaiba mich aufzuziehen. Ohne Erfolg. „Keine Ahnung. Kannst ja im Wörterbuch nach sehen. Ich habe jetzt jedenfalls was besseres zu tun. Schönen Abend noch.“ Okay, meine Fassade hatte leichte Brocken verloren. Na schön, sie war so gut wie gar nicht mehr vorhanden. Aber ehrlich gesagt, war mir das gerade auch völlig egal. Immerhin war ich ihm ja auch egal. Warum war ich ihm damals eigentlich nachgelaufen? Spielte er nur mit mir? War ich ihm nur gut genug, wenn es ihm gerade in den Kram passte? Natürlich, Tea, er ist Seto Kaiba. Was hast du anderes erwartet? Er spielt nur mit den Menschen.   Ich schob mich an Kaiba vorbei um zu Mai und Serenity zurück zu gehen. Kaiba packte sanft, aber mit Nachdruck, meinen Arm. „Tea,“ sprach er mich an, aber ich drehte mich nicht zu ihm um und versuchte mich aus seinen Griff zu befreien. „Tea,“ versuchte er erneut, mit dem selben Resultat. Ich konnte auch ein Dickschädel sein. „Lass mich los, Kaiba. Ich möchte gerne zurück an meinen Tisch,“ versuchte ich ihn loszuwerden. „Nicht bevor du mir nicht zu gehört hast,“ meinte Kaiba bestimmt. „Was auch immer du sagen willst, es interessiert mich nicht,“ sagte ich knallhart. Was zum Teil der Wahrheit entsprach, aber zum andern Teil wollte ich sehr wohl hören, was er zu sagen hatte.   „Warum bist du in letzter Zeit so abweisend zu mir?“ wollte Kaiba wissen. Jetzt konnte ich einfach nicht anders. Ich drehte mich um, sah zu ihm hoch und blickte ihn verständnislos an. „Du verstehst es nicht? Dabei bist du doch der König im Abweisen. Warum weist du die Menschen von dir ab?“ stellte ich eine Gegenfrage. „Warum weist du mich ab?“   Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet, das sah ich in seinen Augen. Selbst ich hatte nicht mit ihr gerechnet. Sie war mir einfach so raus gerutscht. „Was soll ich denken, wenn ich dich hier sehe mit den anderen, obwohl du gesagt hast, dass es nicht stattfindet, weil Ren krank ist. Ren sieht nicht sehr krank aus. Ich begreife es nicht. Wenn du mich nicht mehr dabei haben wolltest, aus welchem Grund auch immer, hättest du es mir doch nur einfach sagen können. Aber das hast du nicht. Du hast mich einfach angelogen,“ versuchte ich ihm meine Sicht zu erklären und blieb dabei ruhig. Was mich selbst erstaunte. Kaiba hingegen schien die ruhige Art zu... verunsichern.   „Das will ich dir ja erklären, aber du willst mir ja nicht zu hören,“ beschwerte er sich. „Würdest du dir, wenn du in meiner Lage wärst, das anhören?“ wollte ich von ihm wissen. Er dachte darüber nach. „Siehst du. Würdest du nicht,“ meinte ich als er nicht antwortete. Ich sah in seine blauen Augen. Mir blieb der Eindruck nicht verwehrt, dass er über irgendetwas nachzudenken schien. Na ja, immerhin war Kaiba ein Mensch, der eigentlich ständig nachdachte. Konnte mir also egal sein. „Warum bin ich dir überhaupt vor ein paar Tagen hinterher? Du willst ja überhaupt nichts mit mir zu tun haben. Ich bin so ein Trottel,“ wisperte ich und mit einem Ruck zog meinen Arm aus seinem Griff. Die Worte hatte ich eigentlich nur zu mir sagen wollten, aber sicher hatte er sie auch gehört.   Ich wollte mich erneut auf den Weg zu meinem Tisch machen, drehte mich also wieder von ihm weg und machte ein, zwei Schritte. Kaibas Hand umfasste erneut meinen Arm sanft. Er drehte mich geschickt zu sich herum, drehte sich mit mir herum und klemmte mich zwischen einer Wand und sich fest. Mehr oder weniger. Körperkontakt hatten wir nicht wirklich. Nur seine Hand, die meinen Arm festhielt. Seine blauen Augen sahen auf mich herunter. Ich wusste nicht, ob ich ihn anschnauzen oder abwarten sollte. Also entschloss ich mich für letzteres. Auch wenn ich ihm egal war, genoss ich dennoch seine Nähe. Mich hatte es richtig erwischt und ich war zu einem hoffnungslosen Fall mutiert. Na super!   Gerade war ich so in meinen Gedanken versunken gewesen, dass ich erst einen Moment brauchte um zu realisieren was gerade geschah. Kaibas weiche Lippen lagen plötzlich auf meinen. Ich erstarrte. Was sollte das? Warum tat er das jetzt? Spielte er wieder mit mir? Würde er wirklich so weit dabei gehen? Meinte er es ernst? Zu viele Fragen schwirrten mir im Kopf herum, dass ich die sanfte Berührung gar nicht richtig genießen konnte. Dann war es auch schon vorbei. Doch Kaibas Gesicht schwebte noch dicht vor meinem. Unsere Nasenspitzen berührten sich. Seine Augen waren geschlossen. Sie wirkten angespannt, so als fürchte er sich davor sie wieder zu öffnen.   Bereute er, dass er mich geküsst hatte? Erwartete er, dass ich ihm eine Ohrfeige für seine Frechheit verpasste? Verdient hätte er sie, aber dafür war ich einfach noch zu überrascht. Nie hätte ich jemals erwartet, dass Kaiba mich küssen würde. Warum hatte er es getan? Es war mir unbegreiflich. Wie schon gesagt ich war ein hoffnungsloser Fall und hoffte darauf, dass er mich noch mal küssen würde. Sollte dieses Wunder geschehen, hatte ich mir fest vorgenommen es dieses Mal zu genießen und alle nervigen Gedanken zu verbannen. Aber darauf konnte ich lange warten. Es war nur eine einmalige Sache. Ein Ausrutscher.   Sein warmer Atem kitzelte leicht meine Haut, dann spürte ich, dass er einmal tief durchatmete. Seine Lippen berührten meine erneut. Dieses Mal mit etwas mehr... Mut. Es fühlte sich wunderbar an. Irgendwie hatte ich mir es anders vorgestellt von Kaiba geküsst zu werden. Ich hatte erwartet, dass seine Lippen kalt sein würden, was natürlich absoluter Blödsinn war. Das wusste ich auch schon vor dem Kuss. Aber auch die Gefühle, die mich nun durchfluteten, fühlten sich anders an als erwartet. Viel schöner.   Automatisch schlossen sich meine Augen und ich brachte den Mut auf den Kuss leicht zu erwidern, wenn man das überhaupt so nennen konnte. Immerhin berührten sich nur unsere Lippen und sonst passierte nichts. Sie lagen unbewegt aufeinander. Selbst das war ein schönes Gefühl. Wie ich es mir vorgenommen hatte, genoss ich es solange es anhielt. Leider viel zu früh lösten sich Kaibas Lippen von mir. Einen Moment hielt ich noch meine Augen geschlossen, um mich wieder etwas zu sammeln.   Als ich sie wieder öffnete sah ich seine blauen Augen, die mich ansahen. In diesem Moment hatte ich das Gefühl als könnte ich auf den Grund seiner Seele blicken und er in meine. Keine Ahnung wie lange wir so dastanden und uns ansahen, aber ich konnte den Blick einfach nicht abwenden. Ihm schien es genauso zu gehen. Zwar hasste ich es, wenn man mir zu lange in die Augen starrte, aber bei Kaiba war das was völlig anderes. Zumindest gerade.   „Dürfte ich mal vorbei, ihr beiden Turteltauben,“ holte uns eine amüsierte männliche Stimme aus unserer eigenen Welt zurück in die Realität. Leicht erschrocken machte Kaiba den Weg etwas frei für den Mann. Dabei stellte er sich ganz dicht an mich heran. Sein muskulöser Bauch drückte sich leicht gegen meinen. Mein Kopf berührte seine ebenfalls muskulöse Brust. Ja, Kaiba schien körperlich ziemlich gut in Form zu sein. Als der Mann vorbei war und in der Herrentoilette verschwunden war, stand Kaiba immer noch so dicht an mir dran. Nicht das ich etwas dagegen gehabt hätte. Mir gefiel es.   Vorsichtig schaute ich zu ihm auf und sah in seine Augen, die auf mich heruntersahen. Erst hatte ich die Befürchtung, dass er gleich einen Schritt von mir weg machen würde. Tat er aber nicht. Kurz versanken wir erneut in den Augen des anderen. Wie von selbst hob ich meine Hand und legte sie sachte auf seine Wange. Was für weiche Haut er hatte. Mein Daumen streichelte seinen Wange leicht. Seine Haut war so weich, das ich mich fragte, ob er überhaupt Bartwuchs hatte. Keine Ahnung warum ich darauf kam, es war total unwichtig.   „Warum siehst du mich so an?“ wisperte Kaiba. „Kein Ahnung. Du siehst mich doch auch an,“ erwiderte ich lächelnd. „Ja, schon, aber... dein Ausdruck hat sich gerade verändert. Worüber hast du gerade nachgedacht?“ wollte er wissen. Ertappt lief ich leicht rot an. „Um ehrlich zu sein, habe ich mich gefragt, ob du einen Bartwuchs hast,“ gestand ich ehrlich. Kaiba sah mich verwirrt an. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“ „Ja, das würde ich auch gerne mal wissen,“ murmelte ich verlegen. „Deine Wange ist so weich. Entweder hast du einen verdammt guten Rasierer oder du hast keinen Bartwuchs. Was nicht schlimme wäre! Ich weiß, selbst nicht was ich da rede.“ Ich ritt mich immer weiter hinein. Konnte mich bitte jemand aufhalten?   Amüsiert funkelten Kaibas Augen auf. „Um deine Neugier oder was auch immer es ist zu stillen, ich habe einen verdammt guten Rasierer,“ klärte er mich mit einer Andeutung eines Lächelns auf. Beinahe hätte ich gesagt, dass ich mir den mal ausleihen müsste um meine Beine damit zu rasieren. Zum Glück schaltete sich mein Gehirn noch rechtzeitig ein um mir diese Schmach zu ersparen. Danke Hirn! Wenn auch ein wenig später. Aber das wäre sonst noch richtig peinlich geworden.   „Du solltest den Rest der Männerwelt verraten, welchen du benutzt,“ sagte ich stattdessen. „Ja, das sollte ich vielleicht. Stehst du nicht auf Bärte?“ hakte Kaiba nach. „Kommt darauf an,“ meinte ich. Neugierig sah Kaiba mich an. „Worauf?“ wollte er wissen. „Auf den Typen,“ erwiderte ich schlicht. „Okay. Also bei einigen findest du es gut und bei anderen wiederum magst du es nicht,“ fasste Kaiba leise zusammen. „So sieht es aus. Es gibt Männer oder Jungs, die mit Bart wesentlich besser aussehen als ohne. Dann gibt es wieder welche, die besser aus sehen ohne Bart. Aber es gibt auch welche, die so wohl als auch gut aussehen. Und dann machte es auch noch einen unterschied, was für ein Bart es ist,“ erzählte ich ausführlicher.   Erst jetzt bemerkte ich, dass die ´romantische Stimmung` zwischen uns nicht mehr da war. Gut gemacht, Tea, du bist ein richtiges Genie, dachte ich sarkastisch. Warum musste ich auch damit anfangen über Bärte zu reden? Wir hatten uns gerade zweimal geküsst und ich redete über so was. Ich Vollpfosten! Kaiba fuhr sich mit seiner Hand über die andere Wange. „Ich glaube, mir steht kein Bart,“ überlegte er und strich sich erneut über die Wange. „Wenn es ein Drei-Tage-Bart ist dann bestimmt schon,“ unterbrach ich seine Überlegung. Er sah mich wenig überzeugt an. „Du bist ein verdammt gutaussehender Mann, dich kann nichts so schnell entstellen,“ zog ich ihn lächelnd auf.   Sein typisch arroganter Blick kam durch und das supersüße spitzbübische Lächeln. „So, so, ich bin also ein ´verdammt gutaussehender Mann`. Das ist ja interessant,“ grinste er frech. Es war einfach zum Niederknien. „Und heiß,“ nuschelte ich. Fragend sah er mich an. Also hatte er es nicht gehört, gut so. Nicht das sich sein Ego noch unnötig aufplusterte. Eitel war er bis jetzt noch nicht gewesen, aber wenn ich so weiter machte, würde er es noch werden. Die Kombination war alles andere als attraktiv. „Dennoch glaube ich nicht, dass mir ein Bart steht,“ setzte er das Gespräch fort. „Ja, vielleicht hast du recht. Du und ein Bart? Steht dir vielleicht wirklich nicht,“ grinste ich. „Du möchtest mich wohl unbedingt mit Bart sehen, was,“ stellte er fest. „Ich würde lügen, wenn ich jetzt sagen würde, dass ich es nicht gerne mal sehen würde,“ war ich ehrlich.   „Na schön. Ich lass mir einen wachsen,“ beschloss er. Ich war überrascht, dass er das wirklich machen wollte. Zwar glaubte ich wirklich, dass ihm ein Bart nicht schlecht stand, aber das er es macht, damit hatte ich nicht gerechnet gehabt bzw. sich überreden ließ. „Aber wenn nur ein Drei-Tage-Bart, bitte,“ meinte ich. „Okay,“ stimmte er zu. Unglaublich! Ich hatte Kaiba wirklich dazu gebracht etwas zu tun, von dem er selbst nicht überzeugt war. Sollte ich mich geschmeichelt fühlen? Na ja, einen Bart konnte man schnell wieder abrasieren, wenn er einem nicht gefiel. Also sollte ich mir da lieber nichts drauf einbilden.   Mit meinem Daumen fuhr ich noch einmal über seine glatte Haut. „Genieße es solange da noch keine Stoppeln sind,“ grinste er. „Stoppeln können manchmal auch ziemlich sexy sein,“ lächelte ich leicht verwegen. Kaibas Augen weiteten sich leicht. „O, Tea, es tun sich Abgründe auf,“ stellte er mit seinem spitzbübischen Grinsen fest. „Ich sag nur die Wahrheit,“ sagte ich unschuldig. Kaiba beugte sich etwas zu mir herunter und unsere Nasenspitzen berührten sich erneut. Völlig unerwartet schmiegte Kaiba seine Wange gegen meine. „Was wird das jetzt?“ lachte ich leise, weil ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte. Unangenehm war es nicht, im Gegenteil, aber ich wusste nicht was in seine Absicht war.   „Damit du weißt, wie es sich ohne Bart anfühlt,“ flüsterte er mir ins Ohr, dabei streifte sein warmer Atem es. Ein warme wohliger Schauer ging durch meinen Körper. Plötzlich fuhr ein Ruck durch Kaibas Körper und er keuchte schmerzhaft auf. Was hatte er auf einmal? Kapitel 16: Kleine Rache ------------------------ „Was zum Teufel treibst du da, Seto?“ störte uns die nervige Stimme von Trish. Widerwillig sahen Kaiba und ich zu ihr. In ihrem Gesicht spiegelte sich plötzlich das pure Entsetzen und sie deutete mit dem Zeigefinger auf mich, als sei ich eine Hexe oder ein verdammter Dämon, den man auf der Stelle vernichten sollte. „DU!“ schrie sie spitz als sie mich wiedererkannte. Das hatte mir gerade noch gefehlt.   „Sag mal spinnst du!“ fuhr Kaiba sie an. Jetzt erst bemerkte ich, dass er sich die Seite hielt. Offensichtlich hatte Trish ihm eine in die Seite verpasst gehabt. „Wenn du hier einfach mit jemand anderes rumflirtest hast du selbst schuld,“ paulte Trish. „Mit wem ich flirte und mit wem nicht, ist noch immer ganz alleine meine Sache,“ knurrte Kaiba gereizt. „Du bist aber mit mir hier und nicht mit ihr. Ihr hattest du abgesagt. Warum ist sie überhaupt hier?“   „Geht dich nichts an,“ meinte ich und sah Kaiba an. „Ich muss zu den anderen zurück.“ Er nickte verständnisvoll. „Ich möchte gerne mit dir morgen über die Sache hier reden. Es gibt einen Grund warum ich getan habe was ich getan habe,“ meinte er leise und geheimnisvoll. Zumindest, war es für mich geheimnisvoll. „Was genau meinst du? Den Kuss oder die Doppel-Date-Geschichte?“ wollte ich wissen und sprach bewusst so laut, dass Trish es auch hören konnte. Mir war bewusst, dass Kaiba gleich wieder etwas von Trish zuhören bekommen würde, aber das war meine kleine Rache an ihn wegen der Doppel-Date-Geschichte.   „KUSS?“ stieß Trish empört aus. Angesäuert sah er mich an. Pech! Unschuldig lächelte ich ihn an. „Wir können gerne morgen reden. Sag mir nur wann und wo,“ meinte ich. Sein Unterkiefer mahlte ein wenig. Er war sauer. Warum wunderte es mich nicht. Hast ja auch selbst Schuld, Tea. „Morgen um neun Uhr zum Frühstück?“ fragte er. Seine Stimme klang nicht sauer. Warum hatte er dann gerade mit dem Unterkiefer gemahlen gehabt? Versteh einer mal diesen Mann. „Klingt gut. Wo?“ „Ich hole dich ab,“ sagte er. Ach so, er wollte mit mir Frühstücken gehen und nicht bei ihm oder bei mir essen. Hatte nichts dagegen.   „Okay. Dann bis morgen,“ lächelte ich ihn an. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und berührte sanft seine Lippen mit meinen. „Ich freue mich!“ Es war ernst gemeint, aber ich wollte ihn auch ein wenig damit aufziehen. Er erwiderte den Kuss ebenso sanft. „Ich mich auch,“ wisperte er. Noch bevor Trish irgendetwas sagen oder machen konnte war ich verschwunden. Ich war froh, dass ich da weg war. Kaiba tat mir zwar leid, aber anderseits hatte er auch selber Schuld. Warum war er auch mit ihr hier?!   „Mein Gott, wir dachten schon, du wärst im Klo stecken geblieben,“ begrüßte mich Mai. „Sorry,“ entschuldigte ich mich knapp. Sollte ich ihnen jetzt schon erzählen, was gerade alles passiert war? Warum nicht? „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass Kaiba hier mit dieser Trish ist,“ begriff Mai nicht und kam mir zuvor. „Weißt du, dass Kaiba kurz nach dir zu den Toiletten gegangen ist? Hast du ihn vielleicht sogar getroffen?“ Mai traf mal wieder voll ins Schwarze.   „IHR HABT EUCH GEKÜSST?!“ kreischte Trish durchs ganze Restaurant. Die anderen Gäste schauten in ihre Richtung. Dieses Mädel war einfach nur peinlich. Armer Kaiba. Jetzt tat er mir hundertprozentig leid. „War das gerade Trish?“ wunderte sich Serenity. „So ein Organ hat nur die,“ meinte Mai. „Redet sie etwa gerade mit Kaiba?“ warf Serenity die Frage in den Raum. „Gut möglich,“ murmelte Mai. Ihr Blick wanderte von der Stelle wo sie Trish vermutete – eine Zwischenwand versperrte ihr den Blick – zu mir. „Habt ihr euch etwa geküsst?“ fragte Mai mich.   Ich sah sie an. „Kann schon sein,“ antwortete ich unschuldig. „Kann schon sein? Ihr habt euch geküsst. Gib es doch zu!“ forderte Mai grinsend die Wahrheit. „Ja, haben wir. Flüchtig. Dreimal,“ gab ich murmelt zu. „Flüchtig? Nichts intensives?“ wollte Mai es genau wissen. „Mai, das geht uns nichts an,“ tadelte Serenity sie verlegen, was Mai mit einer Handbewegung abtat. „Ja, nur flüchtig. Und doch auf seine Weise intensiv,“ schwärmte ich leicht, aber flunkerte dabei. Sie mussten ja nicht alles wissen. „Von wem ging die Küsse aus?“ Mai wollte es ganz genau wissen. Typisch für sie. Serenity sah sie strafend an, aber das überging Mai elegant.   „Der erste und zweite ging von ihm aus,“ berichtete ich bereitwillig, warum sollte ich es ihnen auch vorenthalten. Es war ja nichts schlimmes. Mai quetschte mich weiter aus. Also erzählte ich alles was passiert war, - ließ nur ein paar kleine Details aus, die sie ebenfalls nichts angingen - während sich im Hintergrund Trish noch immer peinlich machte. „Du bist so ein Arsch, Seto! Ich dachte, dass du mich magst!“ schrie sie ihn an. „Das habe ich nie gesagt! Du hast dir da was eingebildet, was nie da war und auch nie da sein wird,“ murrte Kaiba. Er schrie zwar nicht, aber er hatte leicht die Stimme erhoben.   „Ich glaub, ich stehe ihm etwas bei. Ganz unschuldig bin ich nicht an der ganzen Sache,“ sagte ich zu Mai und Serenity, während ich am Aufstehen war. „Du trägst keine Schuld, Tea. Kaiba kommt schon klar. Er hat sich das selbst eingebrockt,“ meinte Mai. „Trotzdem,“ murmelte ich und ging. Als ich bei den beiden Streithähnen ankam blökte Trish noch immer herum. „Trish, nur ein gut gemeinter Rat. Schau dich mal um,“ sagte ich ruhig und stellte mich neben Kaiba, der seine Hände zu Fäusten geballt hatte.   Ganz offensichtlich war er richtig wütend und konnte diese nur mit Mühe unterdrücken. Was sollte ich tun? Es wäre nicht gut, wenn Kaiba doch die Kontrolle über seine Wut verlieren würde. Ich konnte es mir zwar nicht vorstellen, dass das passieren könnte. Aber man konnte ja nie wissen. Sachte schloss ich meine Hände um eine seiner großen Fäuste, das passierte wie von selbst. Leicht spürte ich, wie er sich etwas entspannte. Damit hatte ich nicht gerechnet. Vor allem nicht, dass das so schnell ging.   Währenddessen schaute sich Trish im Restaurant um. Die anderen Gäste starrten sie missbilligend an und teilweise schüttelten sie verständnislos den Kopf. Selbst Trish erkannte nun, dass sie sich peinlich gemacht hatte. Voller Scham verschwand sie in der Toilette. Normalerweise wäre ich hinterher, aber ich wusste, dass bei Trish das alles andere als gut wäre. Auf noch mehr Stress hatte ich keine Lust. Ihr war einfach nicht zu helfen.   „Danke, dass du mir geholfen hast,“ kam plötzlich der unerwartete Dank von Kaiba. Ich sah zu ihm auf und drückte sanft seine Faust, die eigentlich nur noch eine Faust war, weil ich meine Hände darum geschlungen hatte. „Ganz unschuldig war ich ja daran nicht,“ lächelte ich schuldbewusst. „Ich kann aber verstehen, warum du es gemacht hast. Ich hätte es auch gemacht,“ lächelte er verhalten zurück. Mir fiel ein Stein vom Herzen. „O je, jetzt nehme ich schon die schlechten Verhaltensweisen von dir an,“ zog ich ihn grinsend auf. „Tja, scheint wohl so,“ grinste er ebenfalls. „Was machen wir jetzt mit Trish?“ Er schaute in Richtung Damentoilette.   „Normalerweise wäre ich schon längst hinterher, aber bei Trish wäre das sicher alles andere als klug. Ich bin die Letzte, die sie nun sehen möchte, denke ich,“ sagte ich und folgte seinem Blick mit meinem. „Du sollst sie auch gar nicht trösten oder dergleichen. Sie soll schön mal ein auf den Deckel kriegen, damit sie mal kapiert, dass nicht alles nach ihrer Pfeife tanzt,“ brummte er. „Das scheinen gerne reiche Menschen zu vergessen,“ sagte ich leicht hin ohne darüber nachzudenken oder jemand speziellen zu meinen. Es war einfach allgemein gemeint gewesen. „Ja, ich weiß, dass ich das auch gerne mal vergesse,“ murrte er.   Ich sah ihm allerdings an, dass er nicht pikiert sondern eher amüsiert über mein Kommentar war. Typisch Kaiba. Ihn konnte man eben nicht so leicht aus der Fassung bringen, was ja nicht meine Absicht gewesen war. Na ja, nur Trish schaffte es ihn den letzten Nerv zu rauben. „Ja, du warst auch damit gemeint,“ grinste ich frech. Er stellte sich dichter zu mir und legte einen Arm um meine Schultern. Grinsend beugte er sich etwas zu mir runter. „Aber du scheinst das zu mögen,“ meinte er spöttisch grinsend. „Wie kommst du darauf?“ wollte ich wissen, obwohl ich genau wusste, was er meinte. „Sonst hättest du erstens nicht meinen Kuss erwidert und zweitens mich eben nicht von selbst geküsst. Auch wenn du Trish damit eine rein würgen wolltest,“ erklärte er.   „Erstens hat das nichts mit deiner arroganten Art zu tun und zweitens wollte ich Trish keine rein würgen. Das war nur ein netter Nebeneffekt, wenn ich mal so ehrlich sein darf,“ gab ich gespielt pikiert zurück. Kaiba drückte mich leicht gegen sich. „Interessant! Du wolltest mich einfach küssen?! Ohne wirklichen Grund?“ fragte Kaiba neugierig. „Warum hast du mich denn geküsst?“ wollte ich nun meinerseits wissen. „Wenn es nicht an meiner arroganten Art liegt, woran dann?“ überging er einfach meine Frage. So nicht mein Freund! So hatten wir nicht gewettet.   „Ich glaub, ich gehe doch mal nach Trish gucken,“ meinte ich und löste mich aus seinem Arm. Noch bevor ich die Damentoilette erreicht hatte schlang sich ein starker Arm um meine Taille. Plötzlich spürte ich Kaibas warmen Atem an meinem rechten Ohr. „Ich dachte, du hältst das für keine gute Idee?“ wunderte er sich. Wie konnten solch banale Worte nur so sexy klingen? „Stimmt. Ich habe einfach nur keine Lust dir zu antworten,“ zwinkerte ich ihm zu und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. Doch er ließ nicht locker, was ich nicht schlimm fand. Eigentlich wollte ich auch gar nicht, dass er mich los ließ.   „Dann sag das doch einfach. Oder mach es wie ich, lenke vom Thema ab,“ grinste er. „O ja, das kannst du besonders gut,“ bestätigte ich und grinste auch dabei. „Hauptsache ihr habt euren Spaß!“ giftete Trish, die gerade wieder aus der Damentoilette kam und uns böse an funkelte. Zumindest versuchte sie es. Ließ uns aber beide kalt. „Wieder ein gekriegt?“ fragte Kaiba sie, obwohl es ihn gar nicht zu interessieren schien, seiner Stimme nach zu urteilen. „Du bist ein verdammter Lügner,“ fauchte sie ihn an. „Lügner? Ich habe dich zu keiner Zeit belogen. Kann ich was dafür, dass du mir meine Worte im Munde umdrehst?“ gab Kaiba lässig zurück.   „Du hast mir aber immer das Gefühl gegeben, dass du mich liebst,“ zischte sie. Kaiba sah sie ruhig an, aber ich sah in seinen Augen, dass er erneut mit der Fassung rang. „Wie soll ich das getan haben? Ich habe dir immer und immer wieder gesagt, dass zwischen uns nichts ist und auch niemals etwas sein wird!“ knurrte er. Seine Fassung hatte er schon wieder fast verloren. Tränen kullerten erneut Trishs Wangen herunter. „Mag sein, dass du das gesagt hast, aber du... du hast mich immer so nett behandelt... ganz anders als die anderen,“ schniefte sie. „Weil du die kleine Schwester meines besten Freundes bist! Deswegen! Aber das habe ich dir auch schon hunderttausenden Mal gesagt,“ gab er zurück.   „Du bist wirklich das Letzte, Seto Kaiba!“ schrie sie ihn an. „Jetzt komm mal wieder runter, Trish! Seto kann nun wirklich nichts dafür, wenn du dir Sachen einbildest, die nicht vorhanden sind!“ mischte sich plötzlich Ren ein. „Und hör endlich auf hier wie eine Irre herumzuschreien. Du machst dich wirklich lächerlich.“ Empört schnappte Trish nach Luft und schniefte dabei kräftig. Nicht sehr damenhaft. „Wie kannst du auf seiner Seite sein? Er hat mich die ganze Zeit...“ „Nein! Das hat er nicht! Du hast dir da was eingebildet, was überhaupt nicht da war! Ja, er war netter zu dir als zu den anderen, aber nur weil du meine kleine Schwester bist. Er ist ein anständiger Kerl und hat versucht mit dir irgendwie klar zu kommen,“ unterbrach er sie.   „Versucht mit mir klar zu kommen? Was soll das bitte schön heißen!“ brüllte sie ihren Bruder an. „Genau das was ich sagte. Trish, du bist nun mal keine einfache Person. Nicht jeder kann mit dir....“ Ihr liefen nur so die Tränen über die Wange und ihr Gesicht war rot angelaufen. Zu gegeben, in diesem Moment tat sie mir schon leid. Niemand hörte gerne, dass er eine schwierige Person war. Außer Kaiba vielleicht. Obwohl er das auch nicht unbedingt gerne hörte, es störte ihn einfach nur nicht. Ren brachte es nicht mehr übers Herz weiter zu reden. Er käme auch gar nicht mehr dazu, denn Trish stürmte aus dem Restaurant. „Trish!“ rief Ren besorgt hinter her. „Lauf ihr nach,“ empfahl ich Ren. Was er auch tat. „Aber er kann doch nicht einfach gehen! Was ist mit seinem Date?“ Kaiba war verwirrt. Süß!   „Lass mich nur machen,“ grinste ich und ging zu dem Tisch an dem das Doppel-Date stattfand. „Hey. Ich bin Tea. Eine Freundin von Kaiba,“ stellte ich mich flüchtig vor um nicht unhöflich zu sein. Sie streckte mir ihre rechte Hand entgegen, die ich kurz ergrif. „Freut mich. Mein Name ist Yuri,“ erwiderte sie ebenfalls höflich und lächelte mich herzlich an. Yuri schien sehr nett zu sein. „Sag mal, Tea, kannst du mir erklären, was hier gerade vor sich geht?“   „Deswegen komme ich zu dir. Ren wird gleich wieder kommen. Kaiba und Trish haben sich gestritten, wie du sicher gehört hast,“ sagte ich ruhig. „O ja, das habe ich und das restliche Restaurant auch. Ist Trish immer so?“ wollte Yuri wissen. „Kann ich dir nicht sagen, ich bin ihr heute erst das zweite Mal begegnet,“ antwortete ich wahrheitsgemäß. „Du scheinst aber ein ziemliches rotes Tuch für sie zu sein,“ meinte Yuri geradeheraus, dabei grinste sie. „Irgendwie schon. Aber so wie ich das schon mitbekommen habe, sind alle anderen Mädchen und Frauen ein rotes Tuch für sie,“ lachte ich. „Gut möglich. Sie war mir gegenüber auch nicht sehr freundlich,“ murmelte Yuri etwas traurig. „Nimm es dir nicht zu Herzen, sie kann nicht anders. Hauptsache du verstehst dich mit Ren,“ lächelte ich, „... Tust du doch oder?“   Es ging mich nichts an was für Gefühle zwischen den beiden entstand, aber ich war dennoch neugierig und konnte einfach nicht widerstehen zu fragen. Auf Yuris Wangen erschien ein sanfter rosa Schimmer. Ein gutes Zeichen. „Ich finde Ren wirklich sehr nett,“ murmelte sie verlegen. Okay, dieses Nett war mehr als ein Nett. Sie mochte ihn. Vielleicht schon ein bisschen mehr als das. „Er ist wirklich witzig, auch wenn er schüchtern ist. Aber das mag ich. Andere Jungs sind immer so... überheblich und zu selbstsicher,“ schwärmte sie leicht vor sich hin. Okay, sie hatte sich in ihn verguckt. Das war super. Hoffentlich war Ren auch von ihr angetan. Auch wenn er derjenige gewesen war, der sie um eine Date gebeten hatte, hieß das noch lange nicht, dass er seine Meinung während des Dates über sie nicht ändern konnte.   „Ja, ich weiß was du meinst,“ grinste ich. „Du scheinst ja eher auf Machos zu stehen,“ stellte sie fest, ohne es böse zu meinen. Dennoch sah ich sie kurz geschockt an. „Ähm... Nein, eigentlich nicht. Ich stehe eher auf Männer, die lieb, nett, zurückhaltend und freundlich sind. Und nicht arrogant,“ versuchte ich das Missverständnis auf zu klären. Allerdings war es ja eigentlich kein Missverständnis. Warum also wollte ich nicht, dass Yuri dachte, ich stand auf Kaiba oder Typen wie Kaiba? Na ja, auf Typen wie Kaiba stand ich nicht. Aber auf Kaiba schon. Er bildete halt eine Ausnahme.   „Das sah mir gerade aber anders aus. Es ist doch nicht schlimm, wenn du Kaiba sehr magst. Er scheint ein netter Mann zu sein und außerdem sieht er verdammt gut aus,“ lächelte Yuri. Ja, das tat er wirklich. „Sag ihm das bloß nicht, nicht das er auch noch selbstverliebt wird. Wobei er das schon manchmal ist,“ grinste ich. „Wer ist manchmal selbstverliebt?“ drang Kaibas Stimme an mein Ohr. Yuri und ich schauten ihn an als er zu uns an den Tisch kam. „Na du,“ antwortete ich wahrheitsgemäß. Kaiba verzog beleidigt das Gesicht. „Ich bin doch nicht selbstverliebt,“ meinte er.   „Nicht immer, aber eben manchmal,“ stichelte ich weiter. „Wie lange kennt ihr euch schon?“ wollte Yuri wissen. „Gute Frage! Seit wann?“ gab ich Kaiba die Frage weiter. Ich wusste sehr wohl wie lange wir uns nun schon kannten, aber ich wollte ihn ein bisschen ärgern und herausfinden, ob er es auch wusste. Nicht das ich mir allzu große Hoffnungen machte. Männer merkten sich solche Sachen eigentlich nie. Gut, das war ja jetzt auch nicht so wichtig, dass man sich das unbedingt merken musste. Ich kannte das von meinen Ex-Freunden, die konnten sich auch nichts merken. Typisch Männer halt.   Kaiba überlegte kurz. Er wusste es nicht. „Wenn ich mich recht erinnere, kennen wir uns seit fünf Jahren,“ antwortete Kaiba und sah mich an. Unwillkürlich musste ich lächeln. Er erwiderte das Lächeln zaghaft. Wie süß! „Oh, ein Mann, der sich so etwas merken kann. Das kommt auch nicht sehr häufig vor,“ lachte Yuri. Ich stimmte mit ein und schaute dabei Kaiba immer noch an. „Ich muss schon sagen, dass ich auch ziemlich überrascht bin,“ gestand ich ihm. „Manche Sachen vergisst man nicht so schnell,“ grinste er sein spitzbübisches Grinsen. Mein Herz schmolz dahin. Reiß dich zusammen, Tea, der nimmt dich gerade auf den Arm, weil er sich wegen deines Versuchs ihn bloßzustellen rächen möchte.   „Ja, das kannst du laut sagen,“ erwiderte ich und versuchte nicht weiter ihn anzusehen. Was nicht gerade leicht war. „Ihr beide seid echt süß zusammen,“ kicherte Yuri. Erschrocken sahen Kaiba und ich erst sie an und dann uns gegenseitig. „Tut mir leid, aber ich finde ihr wärt ein süßes Paar.“ „Tja, wenn das so ist, dann sollten wir es mal versuchen,“ grinste Kaiba und rückte näher an mich her an. Ich fiel aus allen Wolken. Mir war klar, dass er das gerade nur aus Spaß gesagt hatte. Dennoch betörten mich seine Worte doch sehr... Innerlich schüttelte ich meinen Kopf.   Was er konnte, konnte ich schon lange. Ich lehnte mich auch leicht zu ihm und strich ihm sanft über die Wange. Kaibas Augen weiteten sich leicht. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet gehabt. „Ärgert ihr euch schon wieder.“ Mai stand hinter Kaiba. Meine Hand verschwand von Kaibas Wange. „Hi! Ich bin Mai. Eine Freundin von Tea,“ stellte sich Mai Yuri vor. Diese stellte sich auch vor und lächelte dabei. „Findest du nicht auch, dass die beiden ein süßes Paar wären?“ fragte Yuri Mai. „Ja, das finde ich auch,“ grinste Mai mich an. Kaiba legte mir plötzlich einen Arm um die Schultern und zog mich leicht an sich. Meine Schulter drückte sich sanft gegen seine muskulöse Brust. „Deine beste Freundin ist also auch der Meinung, dass wir ein Paar werden sollten. Sehr interessant,“ zog er mich auf. Sanft boxte ich ihm mit der Faust gegen die Brust. „Blödmann,“ erwiderte ich nur, lächelnd. Sein Mund war plötzlich dicht an meinem Ohr.   Kapitel 17: Das ungewisse Ziel ------------------------------ „Lass dich doch nicht immer so ärgern von mir,“ gluckste Kaiba an meinem Ohr. Ich stieß ihn leicht von mir. „Blödmann,“ sagte ich erneut, dieses Mal ernster. Kaiba schien das witzig zu finden, denn er grinste selbstgefällig. Ich löste seinen Arm von meiner Schulter und stand auf. „Wie gesagt, Ren kommt gleich wieder,“ meinte ich zu Yuri, lächelte sie dabei an und ging zu Serenity, die noch immer an unserem Tisch saß. „Was war denn gerade bei euch los?“ wollte Serenity wissen. Bevor ich antwortete, setzte ich mich auf meinen Platz und nach einen Schluck aus meinem Glas. „Nichts weiter. Kaiba wollte nur mal wieder eines seiner dämlichen Spiele spielen,“ sagte ich dann schließlich und sah dabei zu Kaiba rüber. Der seinerseits zu mir guckte.   Seinem Gesicht sah ich an, dass er irritiert war. Warum, wusste ich nicht genau. Mit meiner Reaktion hätte er doch rechnen müssen. Mai kam zu uns geschlendert und setzte sich ebenfalls auf ihren Platz. „Na Kaiba geht ja richtig rann bei dir, was?!“ grinste Mai. „Das würde ich nicht so sehen. Er spielt nur mal wieder. Das ist alles,“ meinte ich. „Aber er spielt nur mit dir,“ stellte Mai klar und zog dabei eine Augenbraue hoch, um ihr Gesagtes noch zu unterstreichen. „Ja, weil ich die einzig Blöde bin, die da drauf anspringt,“ murrte ich und ärgerte mich über mich selbst, dass ich so dumm war darauf einzugehen. „Ach komm schon! Gib es zu, du magst sein Spiel,“ grinste Mai. „Nein, tue ich nicht,“ brummte ich. Noch immer sauer auf mich selbst.   „Du kannst es ruhig zu geben, Tea. Wir wissen wie du für Kaiba empfindest. Das ist vollkommen in Ordnung,“ mischte sich nun auch Serenity zu allem Überfluss ein. Nicht sie auch noch. „Auch wenn ich Kaiba mag, heißt das noch lange nicht, dass ich seine Spielchen auch mag,“ meinte ich. „Aber die magst du auch, sonst würdest du nicht mitmachen. Oder wie war das gerade als er näher gerückt war und du dann auch. Und ihm dann auch noch über die Wange gestreichelt hast?“ erinnerte Mai mich. Sie hatten ja recht. Mir gefiel dieses Spiel schon irgendwie. „Ja, okay. Ich gebe es ja zu. Ich mag seine Spielchen. Aber nur bis zu einem bestimmten Grad. Können wir jetzt über etwas anderes reden. Bitte!“   Die beiden strahlten über beide Ohren als ich mein ´Geständnis` ablegte. „Euch beiden ist echt nicht mehr zu helfen,“ murmelte ich und musste grinsen. Ihr strahlen war einfach ansteckend. „Was hast du jetzt vor? Willst du Kaiba den restlichen Abend ignorieren?“ wollte Mai wissen. „Wir haben Mädelsabend. Also, ja,“ grinste ich und nahm einen Schluck aus meinem Glas. „Wird schwierig,“ meinte Serenity. Fragend sah ich sie an. Sie deutete in eine Richtung. Mit meinem Blick folgte ich ihrem Finger. Jetzt sah ich was sie meinte. Kaiba kam auf unseren Tisch zu und blieb bei uns stehen. Nun sah ich ihn fragend an. „Steht das mit morgen noch?“ wollte er wissen. Lag es ihm wirklich so sehr auf der Seele mir zu erklären, warum er nicht mit mir zu diesem Doppel-Date gegangen war?   „Klar. Du holst mich dann um neun ab.“ bestätigte ich ihm. Er lächelte mich erleichtert an. Süß! „Dann bis morgen früh,“ sagte er und sah mich an, so als überlege er noch etwas. Er schien sich nicht entscheiden zu können, was er machen sollte. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, worüber er eigentlich nachdachte. Dann schien er einen Entschluss gefasst zu haben. „Bis morgen,“ wiederholte er und ging. Was sollte das gerade?   „Wie süß! Er wusste eben nicht, ob er dich vor uns küssen sollte oder nicht,“ strahlte Mai vor Begeisterung. Ich sah sie fragend an. „Wie kommst du denn bitte da drauf?“ wollte ich wissen. Mai verdrehte die Augen. „Na ganz einfach! Zum einen hat er dich vorhin als erstes geküsst und das gleich zweimal dicht hintereinander und zum anderen hat man ihm das eben ganz deutlich angesehen,“ klärte Mai mich lächelnd auf. Stimmte das? Wollte Kaiba mich gerade wieder küssen? Wenn ja, warum hatte er es nicht getan? War es ihm peinlich mich vor meinen Freundinnen zu küssen? Das wäre schon irgendwie süß, da ich Kaiba nie so eingeschätzt hätte. Aber ich glaubte nicht wirklich daran, dass Mai recht hatte.   „Wenn du meinst,“ tat ich es ab. Erneut verdrehte Mai ihre Augen. „Dir ist echt nicht mehr zu helfen,“ schüttelte sie lachend den Kopf. „Können wir endlich über etwas anderes reden,“ bat ich. Und das taten wir dann auch. Der restliche Abend verlief ohne weitere Vorkommnisse. Hin und wieder sah ich zu Kaiba, der wieder mit dem Rücken zu mir saß. Ren war mittlerweile wieder da, nur von Trish fehlte jede Spur. Was bestimmt keinen sonderlich störte, bis auf Ren vielleicht. Er war ja kein Unmensch und außerdem ihr Bruder. Der Ärmste!   Wann wir nach hause gegangen waren, weiß ich gar nicht mehr. Es war mir so unwichtig, dass ich einfach nicht auf die Uhr geschaut hatte. Wie erschossen ließ ich mich in mein Bett fallen. Es dauerte nicht lange und ich schlief ein. Doch vorher gingen mir noch ein paar Sachen durch den Kopf. Besser gesagt, Kaiba ging mir durch den Kopf. Mir kam auf einmal der Gedanke, dass Kaiba mir vorhin indirekt eine Liebeserklärung gemacht hatte. Lachend tat ich diesen Gedanken als Wunschgedanken ab. Okay, er hatte mich zweimal geküsst gehabt. Und das wir uns auch sehr intensiv in die Augen geschaut hatten, was ich meinen Freundinnen verschwiegen hatte. Das ging sie einfach nichts an. Mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen war: Morgen früh sehe ich Kaiba!   Die Klingel meine Wohnungstür riss mich aus dem Schlaf. Verpeilt fiel ich aus dem Bett, zog mir schnell einen Bademantel über und guckte kurz in den Spiel, ob ich nicht wie ein Pandabär aussah. Tat ich zum Glück nicht. Schleifenden Schrittes ging ich zur Tür und öffnete sie. Ach du Schreck! Kaiba! Ich hatte verschlafen. So ein Mist! Den Wecker, ich hatte ihn vergessen zu stellen. Verdammt, verdammt, verdammt! Kaiba sah mich schmunzelnd an. „Na, aus dem Bett gefallen?“ grinste er. „Ja. Tut mir leid, ich habe vergessen, mir gestern Abend den Wecker zustellen,“ gab ich verlegen zu.   Noch immer schmunzelte Kaiba. „Schön das ich dich so erheitern kann,“ murmelte ich. Nun versuchte er das Schmunzeln zu unterdrücken. Immerhin. „Du siehst einfach zu niedlich aus in deinem Bademantel und deinen zerzausten Haaren,“ meinte er. Ein leichter roter Schimmer erschien auf seinen Wangen, wobei sein Gesicht leicht von mir abwandte. Er wollte wohl nicht, dass ich es sah. Hatte ich aber und darüber musste ich nun schmunzeln. „Möchte dich mal sehen, wenn dich jemand aus dem Bett klingelt,“ gab ich zurück und grinste. „Derjenige würde des kein zweites Mal tun können,“ meinte Kaiba trocken. Ich sah zu ihm auf. „Ich kann ein ganz schöner Morgenmuffel sein. Frag meinen kleinen Bruder.“   „Du bist nicht nur morgens muffelig drauf. Das ist nichts Neues,“ grinste ich frech. Kaiba stemmte seine Hände in die Hüften und funkelte mich an. Aber nicht eiskalt oder böse, sondern eher amüsiert. Dann räusperte er sich. „Soll ich draußen auf dich waren? Hast du überhaupt noch Lust mit mir Frühstücken zu gehen?“ fragte er.   Perplex sah ich ihn an. „Warum sollte ich es nicht mehr wollen?“ stellte ich meine Gegenfrage. Das schien ihm ein wenig von seiner Unsicherheit zu nehmen, die ich erst jetzt bemerkte. Was war los mit ihm? So kannte ich ihn nicht. Seto Kaiba war nie unsicher. „Komm rein. Ich mache mich schnell fertig und dann können wir gerne los,“ sagte ich und zog ihn am Arm herein. „Mach es dir auf dem Sofa bequem. Bin gleich wieder da.“ Damit rauschte ich in mein Schlafzimmer und machte mich so schnell wie ich nur konnte fertig. Weniger als zehn Minuten später stürmte ich aus dem Schlafzimmer und wäre beinahe mit Kaiba zusammen gestoßen, der noch immer dort stand, wo ich ihn zurückgelassen hatte.   „So fertig,“ verkündete ich. Erstaunt sah er mich an. Hatte ich irgendetwas vergessen oder warum sah er mich so an? „Stimmt irgendetwas nicht?“ wollte ich daher wissen und sah an mir herunter, um ganz sicher zu gehen, dass ich auch wirklich alles anhatte und auch ordentlich. „Nein, nein. Ich bin nur überrascht, dass das so schnell ging. Bei den meisten Frauen dauert so etwas gefühlte Ewigkeiten,“ teilte er mir seine bisherigen Erlebnisse mit. Ich schmunzelte. „Da kannst du mal sehen, dass wir nicht alle gleich sind. So wie ihr Kerle auch nicht,“ entgegnete ich lächelnd.   „Wie wir Kerle,“ wiederholte Kaiba kopfschüttelnd. „Was ist? Wollen wir jetzt los? Oder möchtest du noch weiterhin über den Begriff Kerle den Kopf schütteln?“ grinste ich ihn frech an. Er verzog kurz das Gesicht und setzte sich in Bewegung. Sofort folgte ich ihm aus meiner Wohnung. Rasch schloss ich die Tür zu und holte ihn ein. War er jetzt sauer? Warum sollte er? Aber warum benahm er sich jetzt wieder so komisch? Hallo, Tea, das da neben dir ist Seto Kaiba, bei dem weiß man nie, was in seinem Kopf vor sich geht.   Ganz gentlemanlike hielt Kaiba mir die Haustür auf. „O, vielen Dank,“ lächelte ich ihn überrascht an. „Stell dir mal vor, wir Kerle können auch mal nett sein,“ meinte er ernst, wobei er das Wort ´Kerle` besonders betonte. „Ich habe auch nie etwas anderes behauptet,“ erwiderte ich im gleichen Tonfall wie er. War er etwa beleidigt, weil ich Kerle gesagt hatte anstatt Männer? Es schien jedenfalls so. „Sag mal, Kaiba, habe ich dich gerade beleidigt oder so?“ fragte ich, weil ich seine Laune nachvollziehen wollte. Anstatt zu antworten schwieg er, wie immer. O je. Wie hatte ich mich in ihn verlieben können? So was von kompliziert der Liebe. Und dabei hieß es doch immer, dass wir Frauen kompliziert und launisch waren. Aber Männer konnten das offensichtlich auch gut sein.   „Es klingt abwertend,“ antwortete er doch plötzlich. Ich sah blinzelnd zu ihm hoch. „Was genau?“ hakte ich nach, auch wenn ich es schon wusste. „Das Wort Kerle. Es ist genauso als, ob wir Männer zu euch Frauen Weiber sagen würden,“ meinte er. Er hatte irgendwie recht. „Tut mir leid! Ich wollte dich nicht beleidigen. Das war wirklich nicht meine Absicht, Kaiba. Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht,“ entschuldigte ich mich aufrichtig bei ihm. Ich hatte wirklich nicht nachgedacht. Eigentlich sollte es ja nur ein Spaß sein. Konnte ich ahnen, dass Kaiba das so ernst nahm?! Doch eigentlich hätte ich genau das tun sollen. Sagte ja, kompliziert.   Wir kamen bei seinem Wagen an. Wieder war er mit seinem Sportflitzer unterwegs. Fast hätte ich gesagt: Na möchtest wohl Eindruck schinden, was. Aber ich verkniff es mir. Wieder ganz der Gentleman hielt er mir die Wagentür auf. „Darf ich bitten!“ „Vielen Dank, der Herr,“ erwiderte ich scheu lächelnd und stieg ein. Kaiba umrundete das Auto und setzte sich hinters Lenkrad, schnallte sich an und fuhr los. „Wo geht es überhaupt hin?“ platzte ich vor Neugier. „Wirst du schon sehen,“ grinste Kaiba. Innerlich atmete ich erleichtert auf. Er hatte wieder bessere Laune. Meinen Patzer hatte er mir verziehen.   Vor lauter Neugier brachte ich die ganze Fahr keine weiteres Wort heraus. Auch Kaiba sagte nichts. Gespannt schaute ich aus dem Fenster. Wo wir wohl hin fuhren? Nicht lange und wir verließen Domino City. Fragend sah ich zu Kaiba hinüber, der stur gerade aus sah. Ich konnte mir nicht helfen, aber ich wurde das unbestimmte Gefühl nicht los, dass Kaiba immer nervöser wurde. Warum? Langsam wurde ich auch nervös. Dennoch verkniff ich mir ihn erneut zu fragen, wohin wir fahren. Er würde es mir ja doch nicht sagen.   Und dann waren wir da! Kapitel 18: Unerwartet ---------------------- Ich konnte meinen Augen kaum trauen. Fassungslos stieg ich aus dem Wagen, als Kaiba eingeparkt hatte. Vor mir breitete sich der wunderschöne, funkelnde Ozean aus. Nicht das ich das Meer noch nie gesehen hatte, aber es kam so unerwartet hier zu sein, dass mir der Atem stockte. „Komm,“ sagte Kaiba schlicht und machte sich schon auf den Weg zum Strand runter. Noch immer überwältigt ging ich Kaiba hinter her. Dicht am Wasser, aber so weit entfernt, dass man keine nassen Füße bekam, war eine schöne Decke ausgebreitet mit vielen schön hergerichteten Speisen. Unfassbar! Aber was sollte das alles? Warum dieser Aufwand? Nur wegen einer Erklärung? Na ja, Kaiba war nun mal ein Mann, der gerne übertrieb. Wenn ich so an manche Auftritte von ihm dachte.... Also war es wirklich nur wegen der Erklärung und nicht wie ich insgeheim hoffte, weil da mehr zwischen uns war als nur mögliche Freunde. Wann hörten bloß diese dämliche Gefühle für ihn auf? Sie verkomplizierten so einiges. Und das nervte. Auch wenn er mich geküsst hatte, hatte das noch nicht viel zu sagen. Mir sollte es doch schon eigentlich reichen, wenn wir Freunde wären. „Ist alles in Ordnung?“ riss Kaiba mich aus meinen Grübeleien. Ich blinzelte ihn kurz an. Ihm entfuhr ein Seufzer. „Nicht schon wieder dieses nervige Augenzucken,“ murmelte er, grinste aber dabei. Sofort unterdrückte ich das Blinzeln. „Welches nervige Augenzucken meinst du denn?“ fragte ich ganz unschuldig lächelnd. Er grinste dieses spezielle spitzbübische Grinsen wieder. Es war einfach so verdammt sexy! „Komm. Setze dich,“ sagte er und unterstrich dies zusätzlich mit einer Handbewegung. So elegant wie möglich ließ ich mich auf die Picknick Decke nieder. Was in einem Rock doch etwas schwierig war. Kaiba setzte sich direkt neben mich. Wir schauten in Richtung Meer. „Es ist wirklich schön hier,“ meinte ich. „Finde ich auch. Das Meer hat so etwas Beruhigendes an sich,“ stimmte er mir zu. Seine Stimme klang leicht verträumt. Ein Klang den ich noch nicht kannte. Ich schaute zu Kaiba. Mein erster Impuls war es ihn nach dem Grund für das alles zu fragen, aber als ich ihn so ansah - sein Profil – wollte ich die Stimmung nicht versauen. Mal wieder. Ich musste an die gestrige Situation im Restaurant denken, als ich plötzlich von Bärten anfing. Manchmal war ich aber auch wirklich zu blöd. Als ich selbst merkte, dass ich ihn anstarrte schaute ich rasch weg. Erst auf das Meer und dann auf die vielen verlockenden Speisen vor uns. Er hatte wirklich an alles gedacht. Oder vielmehr Hopsen, Kaibas Butler, hatte an alles gedacht. Hopsen hatte auf die Sachen aufgepasst während Kaiba mich holen gefahren war, nun hatte Kaiba ihn fort geschickt. Wohin wusste ich nicht. Vielleicht hatte er ihm netterweise den restlichen Tag oder wenigstens den restlichen Morgen frei gegeben. Verstohlen schaute ich wieder zu Kaiba, der noch immer auf das Meer starrte. Die Nervosität, die ich vorhin schon bemerkt hatte, war schlimmer geworden. Warum war er bloß so nervös? Wollte er vielleicht gar nicht hier sein? Machte er das nur, weil es sich so gehörte? Aber dann so einen Aufwand... das ergab keinen Sinn. Außerdem scherte er sich doch sonst auch nicht darum was sich gehörte und was nicht. Hatte er vielleicht zu viel auf der Arbeit zu tun und machte sich darüber Gedanken? Das war es bestimmt. Unsere Blicke trafen sich. Ihm sprang die Nervosität regelrecht aus den Augen. „Du hast sicher Hunger. Bedien dich,“ sagte er und deutete auf die Speisen. In seiner Stimme war von der Nervosität allerdings nichts zu hören. Die hatte er besser unter Kontrolle als seine Augen. Darüber musste ich schmunzeln. Verwirrt sah Kaiba mich an, was ich mit einer Handbewegung abtat. Er hakte nicht weiter nach, statt dessen schnappte er einen Teller, den er an mich weiter reichte und nahm sich dann selbst einen. Und so begannen wir unser Frühstück. Die Sachen waren wirklich köstlich. Konnte mich nicht mehr daran erinnern, ob ich jemals so ein gutes Frühstück mal gehabt hatte. Dann auch noch am Strand UND mit Kaiba. Besser ging es nicht. Na ja, doch ein bisschen besser ging es, wenn Kaiba und ich mehr als Freunde gewesen wären und er mich.... „Das war wirklich lecker, Kaiba,“ lobte ich, um meine Gedanken wieder etwas zu klären. Währenddessen stellte ich meinen leeren Teller hin. Abwartend sah ich Kaiba an, der gerade in ein Brötchen biss. Warum konnten Männer eigentlich immer so viel essen und auch essen was sie wollten ohne zu zunehmen? Irgendwie war das unfair. „Warum starrst du mich so an?“ fragte Kaiba zwischen zwei Bissen. „Esse erst mal in Ruhe auf,“ antwortete ich lächelnd. Was er auch tat. Am liebsten hätte ich mein Kopf auf seine Schulter gelegt, die so einladend dicht neben mir war. Aber ich riss mich zusammen. Immerhin war das hier kein Date. Leider! Auch wenn es sich ein wenig danach anfühlte. Lag vielleicht an der romantischen Umgebung. Warum hatte er sich ausgerechnet so einen Ort ausgesucht? „So! Also... Warum hast du mich gerade so angestarrt?“ fragte er mich erneut und stellte seinen leeren Teller weg. Er sah mich durchdringend an. Sein typischer Blick. „Ich habe mich gefragt, warum du dir so viel Mühe gibst? Ich meine, wir hätten doch wo anders wegen der Sache gestern reden können. Bin etwas verwundert,“ wollte ich wissen. „Nicht das es mir hier nicht gefällt. Aber... warum?“ In seinen Augen sah ich, dass er über die Antwort nach dachte. Dann atmete er einmal tief durch. „Es hatte einen ganz bestimmten Grund, warum ich dich wegen gestern belogen habe,“ begann er mit seiner Erklärung. Neugierig sah ich ihn an. „Habe ich mir schon gedacht,“ sagte ich sanft lächelnd. Er zögerte. O je, hatte ich ihn wieder verunsichert? Warum konnte ich auch nie meinen Mund halten? „Weißt du, der Grund für meine Lüge war...“ Stille. In ihm schien es einen Kampf zu geben bei dem es noch keinen Gewinner gab. Was war bloß los mit ihm? Wo war der selbstsichere, arrogante Seto Kaiba bloß geblieben? Plötzlich lehnte er sich zu mir herüber und seine Lippen pressten sich leicht gegen meine. Wieder kam sein Kuss aus heiterem Himmel, dass ich überrumpelt war. Zum Glück schaltete ich dieses Mal schneller und erwiderte den Kuss ebenfalls so sanft, wie er es tat. Ich kam mir wie eine kleines Schulmädchen vor, die ihren ersten Kuss bekam. Damals, also bei meinem wirklichen ersten Kuss, war es genau so aufregend wie jetzt. Aber es fühlte sich heute viel schöner an. Seine Lippen lösten sich von meinen und sein Gesicht schwebte nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Wir sahen uns in die Augen. Wieder verlor ich mich in seine blauen Augen. Wie konnten Augen nur so schön sein? So klug? So liebevoll? „Du warst mit Yugi zusammen – na ja, fast zusammen - und ich... ich wusste einfach nicht, was ich davon...“ „Tea?“ unterbrach eine Ruf Kaibas Erklärung. Wer auch immer das war, ich hätte ihm am liebsten zur Hölle geschickt. Kaiba war gerade im Begriff gewesen sein Herz aus zu schütten und dann das. „Tatsächlich! Du bist es, Tea,“ lachte eine mir nur allzu vertraute Stimme. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung aus der sie kam. Schande! Bitte nicht! „Kaum zu glauben, dass wir uns ausgerechnet hier wiedersehen,“ trällerte das Mädchen, das ich aus meiner Kindheit kannte. Und am liebsten für immer vergessen wollte. Eine Nervensäge vor dem Herren. „Hallo, Chiko,“ begrüßte ich sie etwas genervt. „Wie lange ist es her, dass wir uns gesehen haben?“ grinste sie mich dämlich an. Noch immer das gleiche dämliche Grinsen wie früher. „Nicht lange genug,“ murmelte ich. Im Augenwinkel sah ich Kaiba schmunzeln. „Ich habe deinem Vater meine neue Handynummer gegeben, aber er scheint vergessen zu haben sie dir zu geben,“ merkte sie an. Nein, er hat sie mir gegeben, aber ich habe sie gleich in den Müll geworfen, wollte ich am liebsten sagen, doch das wäre wirklich zu unhöflich gewesen. Chiko sah Kaiba an. „Dein schwuler Freund?“ fragte Chiko. Mir wäre beinahe alles aus dem Gesicht gefallen. „Nein, Chiko. Er ist mein fester Freund,“ log ich. Kaiba würde mich zwar dieses Mal dafür umbringen, dass ich ihn schon wieder als meinen festen Freund missbrauchte, aber das war mir gerade herzlich egal. Hauptsache ich wurde diese Spinnerin schnell los. Bei dem Worten ´fester Freund` fiel Chiko aus allen Wolken. „Sicher das er nicht schwul ist?“ hakte sie nach. „Wie kommst du darauf?“ wollte ich im bissigem Ton wissen. „Er sieht einfach zu gut aus als das er hetero sein könnte,“ erklärte Chiko. Ich sah zu Kaiba und er erwiderte meinen Blick. Gleichzeitig fingen wir beide an zu lachen. Es tat gut sein Lachen wieder zu hören. So ehrlich, klar und unbeschwert. „Nein, ich bin wirklich nicht homosexuell. Aber danke für das Kompliment, dass ich zu gut aussehe,“ schmunzelte Kaiba. Chikos Augen sahen so aus als ob sie gleich aus den Höhlen springen würden. „Dann bist du wirklich der feste Freund von Tea?“ hakte Chiko nach. „Ja, das bin ich,“ antwortete Kaiba ohne zu zögern. Ich hätte ihn am liebsten dafür geküsst. Aber warum eigentlich nicht? Kurzerhand lehnte ich mich zu ihm rüber und streifte kurz sanft seine Lippen mit meinen. „Danke,“ wisperte ich an seinen Lippen. Unsere Augen trafen sich. In Kaibas las ich flüchtig Überraschung. Innerlich musste ich darüber schmunzeln. Dann fiel mir leider wieder ein, dass Chiko noch hier war. Widerwillig sah ich zu ihr. Ihre Augen waren vor Überraschung geweitete. Hoffentlich ließ sie mich jetzt endlich in Ruhe. „Könntest du jetzt bitte gehen. Wir wollen gerne alleine sein,“ sagte ich zu ihr. „Seit wann seid ihr denn zusammen? Dein Vater hat mir gar nichts erzählt,“ stammelte sie. Mein Gott, wieso konnte diese Weib mich nicht einfach in Ruhe lassen?! Nur weil wir als Kinder zusammen gespielt haben, hieß das noch lange nicht, dass wir auch im erwachsenen Alter was miteinander zu tun haben mussten. „Noch nicht so lange. Meine Eltern wissen es auch noch nicht. Außerdem geht es dich auch gar nichts an,“ meinte ich. „Wir sind doch Freunde, da geht es einen doch etwas an,“ warf sie ein. „Nein. Mal davon abgesehen, dass wir keine Freunde sind. Würde es dich auch als ein Freund nichts angehen,“ erwiderte ich etwas gereizt. Dieses Weib ging mir wirklich auf die Nerven. „Und warum wissen es deine Eltern noch nicht?“ bohrte sie weiter. So langsam verlor ich echt die Geduld. Unerwartet stand Kaiba auf und ging zu Chiko. Er reichte ihr die Hand. „Wir haben uns einander noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Seto Kaiba,“ stellte er sich vor. Als Chiko den Namen hörte schien bei ihr ein Groschen gefallen zu sein. „Du bist der Präsident der Kaiba Corporation,“ stellte sie erstaunt fest, aber auch mit einer gewissen Vorsicht. „Ja, genau der bin ich,“ entgegnete Kaiba lässig. Chikos Kinnlade klappte runter. Sie musterte Kaibas Gesicht und schien ihn erst jetzt richtig wahrzunehmen. „Tatsächlich! Jetzt erkenne ich dich wieder. Ich habe dich schon einige Male im Fernsehen gesehen,“ erzählte Chiko. „Wie kann ein so gut aussehender Mann wie du mit so ein nichtssagendes Mädchen wie Tea zusammen sein? Sie sieht weder gut aus, noch hat sie Geld, noch ist sie besonders intelligent,“ wollte Chiko wissen. Unter anderen Umständen wäre ich vor Wut Rot angelaufen, aber ich kannte Chiko nun einmal zu lange um zu wissen, dass das nur mal war bei ihr. Was nicht bedeutet, dass das in Ordnung war. Kaibas Blick wurde schlagartig eiskalt und er setzte ein spöttisches Lächeln auf. Diese Kombination sah man sonst eigentlich nur bei einem Duell Monsters Duell. „Und du wärst die bessere Wahl für mich?“ wollte er wissen. Nicht nur sein Blick war eisig seine Stimme stand in dem nichts nach. Das bemerkte Chiko auch und wurde nervös. „Na ja, ich sehe schon besser aus als sie und haben einen besseren Job,“ meinte Chiko kleinlaut. „Ich kann Menschen nicht leiden, die sich selbst für zu wichtig halten,“ brummte er. Das sagte gerade er. Mir entwischte versehentlich ein belustigter Laut. Kaiba sah mich tadelnd an. Aber die eisige Kälte in seinen Augen war darin nicht zu sehen. Erst wieder als sein Blick zu Chiko zurück kehrte. Wie machte der das bloß? Scheinbar mühelos konnte er hin und her switchen zwischen eiskalten Blick und normalen. Bewundernswert. Plötzlich hatte es Chiko eilig. „War schön dich wieder zu sehen, Tea. Vielleicht sieht man sich wieder. Bis dann!“ Und schon war sie weg. So schnell ging das. Kaiba und ich schauten ihr kurz hinter her. Dabei fiel mir erst jetzt der Hund auf, der bei Chiko war. Deswegen war sie also hier gewesen. „Dein Blick kann aber auch manchmal echt töten,“ schmunzelte ich. Fragend sah Kaiba mich an. „Was meinst du?“ fragte er und klang aufrichtig unschuldig. Hatte er gar nicht gemerkt gehabt, dass er sie mit seinem Blick durchbohrt hatte? Schmunzelnd sah ich zu ihm auf. „Du hattest gerade wieder deinen eiskalten Blick aufgesetzt,“ erzählte ich ihm. Er machte ein erstauntes Gesicht. „Tatsächlich? Habe ich gar nicht bemerkt,“ gestand er und schaute in die Richtung in die Chiko verschwunden war. „Wer war überhaupt diese... mir fällt keine richtige Bezeichnung für sie ein?“ „Ein nerviger Schatten aus der Vergangenheit, der mich einfach nicht in Ruhe lassen kann,“ seufzte ich. „Eine frühere Freundin?“ hakte Kaiba genauer nach. „Um Gottes Willen, NEIN!“ stieß ich empört hervor. „Nein, ich habe als Kind mit ihr gespielt, weil unsere Eltern sich kennen. Aber je älter ich wurde, desto nerviger fand ich sie und ging immer mehr auf Abstand. Allerdings stellte sich heraus, dass sie eine regelrechte Klette war bzw. ist. Selbst wenn wir jahrelang keinen Kontakt hatten tauchte sie früher oder später wieder auf. Immer dann wann man sie am wenigsten erwartet hat. Wie eben.“ „Also ist sie so etwas wie dein Stalker,“ stellte Kaiba fest. Darüber dachte ich nach. „In gewisser Weise, könnte man es so sagen. Aber sie bricht, zum Glück, nicht bei mir ein, noch belästigt sie mich ständig. Nur hin und wieder halt,“ scherzte ich. Chiko war zwar sehr nervig, aber als Stalker konnte man sie nun wirklich nicht bezeichnen. Das wäre dann doch zu gemein. „Also nicht so schlimm wie ich,“ witzelte Kaiba. „Du bist ein guter Stalker. Da können sich deine Kollegen eine dicke Scheibe von dir abschneiden,“ ging ich drauf ein und lächelte dabei. Interessiert sah Kaiba mich mit hochgezogenen Brauen an. „Wie darf ich denn das verstehen?“ „Dich hat man gerne um sich, was bei den anderen nicht so ist. Die sind meistens unheimlich und tun einem irgendwie leid,“ klärte ich auf. Die Promis, die Stalker hatten taten mir echt leid. Es musste eine sehr schrecklich Erfahrung sein, auf die man gut verzichten konnte. Kaiba war ja kein Stalker. Wenn dann ein verdammt heißer Stalker. Zum Glück. Und die nervige Chiko, war einfach nur nervig. Okay, manchmal auch etwas gruselig. Aber was soll´s. „Du hast mich also gerne um dich,“ wiederholte Kaiba interessiert und sah mich durchdringend an. „Seltsamerweise... ja,“ grinste ich. „Wieso seltsamerweise?.. Vergiss es! Ich weiß schon,“ korrigierte er sich schnell selbst. „Normalerweise bist du nicht so umgänglich,“ sagte ich dennoch. „In letzter Zeit bist du irgendwie anders. Zu mir jedenfalls. Ehrlich gesagt, frage ich mich schon die ganze Zeit... warum?“ Hosted by Animexx e.V. 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