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Zeig mir den Weg...

Zweifel...
von

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Lautlos betrat sie den Raum und erblickte ihn. Er saß ihr gegenüber an der Wand, ein Bein angezogen, das andere seitlich angewinkelt. Sein Stirnband hatte man ihm über die Augen gelegt und seine Arme waren ganzer Länge hinter seinem Rücken mit groben Stricken verschnürt, was ihn zwang, gerade zu sitzen. Stumm setzte sie sich ihm gegenüber auf den Boden und beobachtete ihn schweigend. Er wirkte gefasst und ruhig und doch brachte es sie in eine komische Stimmung, ihn so hilflos zu sehen... Versonnen neigte sie den Kopf und stützte ihn in die Hand, während sie sein Gesicht musterte und versuchte, jeden seiner weichen Züge zu ergründen. Er wusste, das jemand hier war, aber nicht, das es sie war. Ein flüchtiger Blick würde diesen Fakt nicht erahnen lassen, doch sie kannte ihn und konnte seinen Gesichtsausdruck zweifelsfrei deuten. Was dachte er wohl, was mit ihm geschehen würde...? Gefoltert worden war er ja augenscheinlich nicht, was war es also, das seine Entführer von ihm gewollt hatten?

Nachdenklich betrachtete sie sein schwarzes Haar, das ihm strähnig in die Stirn fiel und das Stirnband halb verdeckte. Es sah immer noch aus wie früher, nur das es jetzt länger war. Schon seltsam, das sein Haar so strubbelig bleib, während es seinem Bruder glatt über den Rücken gefallen war... und diese pechschwarze Farbe, die alles Licht absorbierte und ihn nur umso blasser aussehen ließ, war wie ein Ebenbild seiner Seele, zu keiner Liebe und Hoffnung bereit...

Er war so unglaublich kalt geworden, man konnte denken, der Hass verlieh ihm diese Kräfte. Es wunderte sie, das die Ninja ihn überhaupt hatten überwältigen können. Es hatte sie nicht sehr viel Kraft gekostet, sie zu überwinden. Allerdings hatte sie auch den Überraschungseffekt ausgenutzt und nun saß sie hier vor ihm, den sie schon so lange gesucht hatte und er war ihr völlig ausgeliefert...

Seine Kleidung war zerfetzt, zahlreiche Risse und Löcher ließen einen Blick auf seine weiße Haut erahnen, doch bluten tat er nicht. Er schien keinerlei Wunden zu haben. Wusste er vielleicht, warum er hier war? Und wenn, würde er es ihr sagen?

Er war so lange fort gewesen, das es sie jetzt nachdenklich stimmte, ihm überhaupt ins Gesicht sehen zu können, ohne das er sie hasserfüllt anblickte. Seine Miene war einfach nur kalt, mürrisch, als sei er genervt von der Situation... so hatte er früher auch immer ausgesehen, bevor das alles begonnen hatte...

Stumm schlug sie die Augen nieder. Sie war damals so naiv gewesen, war so in ihn verliebt, das sie nie darüber nachgedacht hatte, wie es ihm überhaupt ging. Hätte sie ihn besser beobachtet, hätte sie schon früher bemerkt, was mit ihm war und das sie ihn niemals erreichen würde. Sie hätte ihre Zeit wesentlich besser nutzen können und nun, wo sie wusste, das es zwecklos war, ihm zu folgen, hatte sie Wind von seiner Gefangenschaft bekommen und aus reiner Neugierde beschlossen, sich die Sache anzusehen... und nun wusste sie nicht, was sie tun wollte. Ironischer weise war sie ihm seit früher nie so nah gewesen wie in diesem Moment, wo er nicht einmal ahnte, das sie es war, die ihn musterte.

Leise atmete sie aus und eine Strähne seines Haares bewegte sich leicht vom Lufthauch getragen und berührte zart seine Haut. Er senkte minimal den Kopf und sein Haar fiel noch tiefer in sein Gesicht. 'Warum?', dachte sie stumm und schaute auf den Stoffstreifen, der seine Augen verdeckte. Trotz der Nähe wusste sie, das sie noch nie weiter von ihm entfernt gewesen war. Er sah zwar hilflos aus in diesem Moment, aber sie spürte die Dunkelheit, die von ihm ausging, diese bedrohliche Größe, die sie für einen kurzen Moment sich eingeengt fühlen ließ, als seien drei Viertel des Raumes mit seiner Präsenz ausgefüllt. 'Er ist auch nur ein Mensch...', sagte sie sich stumm und wies das Gefühl von sich. Innig wünschte sie sich, das diese Tatsache seine schrecklichen Taten ungeschehen machen konnte, doch sie wusste, das man die Zeit nicht zurückdrehen konnte, man konnte sich lediglich der Vergänglichkeit fügen. Sie schaute weiterhin in sein ruhiges aber angespanntes Gesicht und sie wusste, das er nicht zurückkommen würde. Warum auch, was gab es im Dorf für ihn? Alles, was sie hier vor sich sah, war ein zerbrochener Traum... etwas, das sich nie ändern würde, der naive Wunsch eines kleinen Mädchens. Er hatte doch immer Recht gehabt, nur das es aus seinem Mund einer Anklage glich. Wo war er nur hin, der Mensch, der er früher zu sein vorgegeben hatte? War er damals mit der Ermordung seiner Eltern gestorben? Hatte der Hass ihn erstickt und endgültig zum Schweigen gebracht?

Sie wünschte, sie hätte für ihn da sein können, doch er wollte keine Hilfe, immer nur seine Rache, den Tot seines Bruders. Das war alles, was ihn beseelte und seiner Existenz Sinn gab. Wo war er nur hin....?

Sie rechnete damit, wieder von ihrer Trauer erdrückt zu werden, doch sie fühlte sich leer. Alles, was er hinterlassen hatte, war eine taube Gefühlsarmut, die auf ihr Gemüt gedrückt hatte und sie fälschlicherweise die erste Zeit glauben ließ, sie würde ihn vermissen. Sollte sie ihm nicht dankbar sein...? Er hatte ihr die Illusion ihres friedvollen Lebens genommen und ihr die Augen für die Verdorbenheit dieser Welt geöffnet. Und obgleich sie von seinen Taten wusste, empfand sie bei seinem Anblick weder Wut noch Ekel, sondern... nichts.

War sie nicht viel mehr wie eine willenlose Hülle, die sich Befehlen fügte und sie ausführte, ohne an der Richtigkeit dieser zu zweifeln? Unwillkürlich musste sie an den Kampf gegen Sasori denken, als sie selbst eine Marionette gewesen war. Doch war sie es nicht immer noch, bloß das sie die Fäden nicht spürte?

Zweifel bohrten sich in ihren Verstand und mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte sie ihr Gegenüber erneut. Wusste er, was Freiheit bedeutete, nachdem er das Dorf verlassen hatte? Hatte er es erfahren, was es hieß, sein eigener Herr zu sein? Wie wäre es wohl, einfach loszulassen und nur noch sich selbst zu gehören...? Was würde sie alles zurücklassen?

Ihr Blick bohrte sich in ihn, akribisch betrachtete sie jeden Millimeter seines Gesichts, beständig auf der Suche nach dem, was ihn von ihr unterschied. Was hatte sie übersehen...?

Ihr Augenmerk fiel schließlich auf die verdeckten Augen und die Fesseln. Er sah sie nicht, konnte nichts sagen, was sie verletzte und er konnte nicht fliehen... er war momentan an diesen Ort gebunden... war er nicht gerade so viel mehr wie das, was er in ihr sah? Ihre Zuneigung zu den Anderen, die ihr untersagte, das Dorf zu verlassen, da sie niemanden verlieren wollte? Ihre Augen, die sie vor seinen Gründen verschloss? Sie verstand ihn nicht, aber war das nicht ihre eigene Schuld? Er war nun wie ein Gegenstück zu ihr, das, was sie eigentlich nicht sein wollte... Abhängig von der Gnade anderer Leute.

Aber sie waren doch immer nett zu ihr gewesen... wäre es nicht ein Verrat an ihnen, wenn sie einfach ging...? Bedrückt schlug sie die Augen nieder und kaute auf ihrer Lippe herum.

Dann schaute sie wieder zu ihm und fragte sich, ob er glücklich war mit seiner seiner Situation... war er wirklich da, wo er sein wollte und konnte sie ihm vielleicht doch folgen...?

Unentschlossen schaute sie wieder in sein Gesicht und fragte dann leise: „Sag mir Sasuke... welchen Weg soll ich gehen?“ Und da hob er den Kopf...

Sie fixierte genaustens seine Mimik, konzentrierte sich auf sein Gesicht, doch kein Muskel bewegte sich dort. Seine Züge waren starr wie eh und jeh, er zeigte keinerlei Regung, die auf seine Gedanken hätte schließen lassen können, doch sie wusste, das es keine gute Idee gewesen wäre, ihm das Stirnband abzunehmen. Weiterhin reglos, aber, wie es ihr schien, minimal angespannter, saß er an der Wand und sagte nichts. Sie wusste nicht, ob sie etwas anderes erwartet hatte, trotzdem spürte sie einen feinen Stich in der Brust, der sie leicht unwillig die Augenbrauen zusammenziehen ließ. Doch sie rührte sich weiterhin nicht. Sie wusste nicht, was sie hier noch tat, doch genauso wenig wusste sie, was sie sonst tun sollte. Und noch immer nagte der Zweifel an ihr. 'Antworte mir doch einfach du Sturkopf...', dachte sie verbittert und presste die Lippen aufeinander. Die Stille dröhnte beinahe schmerzhaft in ihren Ohren. Wieso nur war er so verdammt schweigsam... Sie schlug die Augen nieder und starrte zu Boden. Sie schwiegen...

„Weiß du, wie ermüdend es ist, dazu verdammt zu sein, in der Gegend herumzusitzen und kein Stück weiterzukommen?“, durchbrach plötzlich seine dunkle Stimme die Stille. Sie war tonlos, drückte keine Emotion aus und doch klang sie so einsam... Ihr Kopf schnellte in die Höhe, erschrocken starrte sie ihn an. „...Ich weiß.“, antwortete sie nach kurzem Zögern knapp. Seine Mundwinkel zogen sich missbilligend nach unten, die erste Regung, seit sie den Raum betreten hatte. „Es verschafft dir Genugtuung, mich so zu sehen.“, stellte er trocken fest. Bitter lachte sie auf. „Sollte es das?“, fragte sie, „Vermutlich schon, ja... aber das tut es nicht.“ Sie schlug die Augen nieder und fragte sich, warum es nicht ging... warum konnte sie nicht die Reaktion zeigen, die sie zeigen sollte? Wieso schaffte sie es nicht, von ihm loszukommen und endlich das in ihm zu sehen, was er wirklich war? „Wieso?“, fragte er mit emotionsloser Stimme. Sie zögerte einen Moment und schaute wieder in sein Gesicht. Es wirkte ablehnend, aber das tat es immer. „Ich weiß nicht.“, meinte sie, „Ich kann es einfach nicht.“ „Du bist so erbärmlich. Du warst schon immer so.“, meinte er verächtlich. „Weil ich dich nicht töte, obwohl es im Moment das einfachste von der Welt wäre? Ich liebe dich schon lange nicht mehr. Das einzig erbärmliche wäre, dich jetzt sofort umzubringen, um das Dorf zu schützen, wo ich aufwuchs. Also warum tue ich es nicht, obwohl es besser für alle wäre?“, sagte sie mit ruhiger, leiser Stimme, doch im Innern resignierte sie. Warum machte sie das hier? Sie hatte schon so oft versucht, mit ihm zu reden, doch sie waren nie auf einer Ebene, wie sollten sie da je richtig miteinander reden können? „Warum fragst du das ausgerechnet mich?“, meinte er abweisend und drehte den Kopf zur Seite; eine typische Geste dafür, das er genervt war. „Weil du der einzige bist, der sich selbst gehört.“, hörte sie sich leise sagen und registrierte, wie er den Kopf wieder zu ihr drehte. Eine kurze Pause entstand, bevor er mit für seine Verhältnisse recht ungläubiger Stimme meinte: „...Verarsch mich nicht.“ „Tu ich nicht.“, gab sie knapp zurück. „Das ist absolut lächerlich.“, behauptete er und schüttelte spöttisch den Kopf. „Nicht mehr, als deine Kommentare in deinem Zustand.“, konterte sie und fragte dann, „Antwortest du mir jetzt, oder willst du weiter den unnahbaren Totgeweihten spielen?“ Seine Lippen bildeten eine feine, weiße Linie, bevor er mit vor Anteilnahmslosigkeit triefender Stimme meinte: „Wenn du das Dorf so sehr hasst, das du es nicht fertigbringst, mich in ihrem Interesse umzubringen, dann hau doch ab, aber lass mich damit in Ruhe.“ Sie starrte mit unterdrückter Wut auf seine Augenbinde. Er hatte sich wirklich gar nicht verändert, aber das hatte sie ja bereits befürchtet. Wieso auch... wieso sollte er auf einmal alles umwerfen, was für ihn den Sinn seines Lebens darstellte? „Nimm mich mit.“, bat sie mit fester Stimme. Ein abfälliges Schnauben entfuhr ihm. „Hatten wir das nicht schon mal? Ich denke, du weiß noch, wie das ausgegangen ist...?“ „Natürlich!“, antwortete sie aufgebracht, „Aber die Lage sieht jetzt anders aus.“ „Und was willst du tun? Mich töten? Dann tu es doch gleich und bring es hinter dich.“, erwiderte er stur. Sie ballte ihre Fäuste und biss die Zähne hart aufeinander. Dieser verfluchte... „Nochmal: Ich.Will.Dich.Nicht.Umbringen.“, presste sie zwischen den Zähnen hervor. „Und was dann? Wenn du es nicht vorhast, kannst du mir genauso gut die Augenbinde abnehmen.“, fauchte er jetzt sichtlich genervt, drehte den Kopf aber diesmal nicht weg, als wolle er sie tatsächlich herausfordern, es zu tun. „Damit du mich umbringst? Du willst mich doch zum Narren halten...“, lachte sie bitter. Er schwieg. „Was hätte ich schon für einen Vorteil davon, es zu tun? Ich wurde vielfach eines Besseren belehrt, als ich in Erwägung zog, dir zu vertrauen.“, überlegte sie kopfschüttelnd und zog die Knie noch enger an die Brust, als müsse sie sich vor seiner Falschheit schützen. Er erwiderte nichts darauf, senkte nur leicht den Kopf, als denke er angestrengt nach, doch da war sie sich nicht so sicher...

„Angenommen, ich würde dich befreien... was würde dann weiter geschehen?“, sinnierte sie. Die verbissene Stille hielt eine ganze Weile an, während er wieder unwillig den Kopf zur Seite drehte und das eine angewinkelte Bein näher an sich zog. Sie seufzte und nickte verstehend. Er wollte sie wohl einfach nicht bei sich haben, unter keinen Umständen... „Gut, dann kannst du ja von mir aus warten, bis deine Kameraden dich hier finden... es ist mir egal. Leb wohl.“, resignierte sie mit gesenktem Blick und erhob sich, um den Raum ebenso lautlos zu verlassen, wie sie ihn betreten hatte. Wirr stürmten die Gedanken durch ihren Kopf und das Gefühl der Niederlage breitete sich in ihr aus. Nie hatte sie es geschafft ihn zu verstehen, nie hatte sie ihm helfen können... und nie würde sich etwas daran ändern, das wusste sie nun. Ohne einen weiteren Blick auf das Objekt ihres Kopfzerbrechens wollte sie bereits durch die Tür schlüpfen, als er leise meinte: „Warte.“ Sie erstarrte in der Bewegung und drehte sich zu ihm um. „Was ist?“, fragte sie tonlos und schaute in sein ihr zugewandtes Gesicht. „Ich kann nicht hier warten, bis jemand kommt.“, sage er schlicht und schüttelte sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Na und? Das ist nicht mein Problem.“, erwiderte sie kühl und verbot es sich, weiter über seine Worte nachzudenken. „Tu nicht so, als würde es dich nicht interessieren. Vielleicht liebst du mich nicht mehr, aber du kannst mich nicht einfach hier sterben lassen. Du würdest wiederkommen und da können wir es ebenso gut jetzt beenden.“ Sie fluchte innerlich, das die Wände zusammengebrochen wären, hätte sie es laut getan. Was bildete er sich nur ein?! Er glaubte wirklich zu wissen, was in ihr vorging! Und das Schlimmste war ja, das er auch noch Recht hatte! Dunkle Gewitterwolken zogen sich in ihrem Kopf zusammen und ballten ihre Wut auf kleinstem Raum. Sie war sich sicher, das er ihre Wut spürte, doch ebenso wusste sie, das er nur zu gut wusste, das er Recht hatte. Und da erst registrierte sie dieses kleine, tückische Lächeln, das sich auf seine Lippen geschlichen hatte.

Zornig zuckten ihre Augenbrauen, doch sie beherrschte sich zu einem ruhigen Tonfall. „Also... was schlägst du vor?“, fragte sie betont ruhig, „Und glaube nicht, das du mich ausnutzen kannst.“ Er zog kurz einen Mundwinkel nach unten in einer Geste von Missbilligung bis Augenverdrehen. „Lass mich frei und ich verspreche dir, dir nichts zu tun.“, meinte er knapp, rührte aber sonst keine Miene. Sie lachte trocken auf und erwiderte geringschätzig: „Da kann ich dich auch hier sitzen lassen, dann bleibe ich mit größerer Wahrscheinlichkeit am Leben.“ „Kannst du nicht.“, stellte er tonlos klar und sie biss sich auf die Zunge, um ihm nicht den Triumph zu gönnen, ihre Wut zu zeigen. „Glaubst du.“, zischte sie trotzdem ärgerlich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Weiß ich.“, gab er ungerührt zurück. Sie presste die Lippen aufeinander und ihr Blick bohrte sich in ihn, das es ihm eigentlich hätte wehtun müssen. 'Wenn Blicke töten könnten...', dachte sie und tippte ungeduldig mit der Fußspitze auf den Boden. „Willst du es drauf ankommen lassen?“, bluffte sie und legte den Kopf schräg. Irgendwo musste sein Selbstvertrauen ja mal aufhören... Er schwieg. Sie wartete. „Du kannst das nicht. Du würdest mich nicht hier sterben lassen.“, wiederholte er unverändert stur und sie fluchte zum Wiederholten male innerlich vor sich hin. „Also lass mich frei.“, verlangte er mit monotoner Stimme. Sie kaute auf ihrer Lippe und wog beide Seiten ihres Zwiespalts ab. „Ich kann dir nicht vertrauen.“, meinte sie dann ernst. Er schnaubte und erwiderte: „Ich kann dir auch nicht vertrauen. Woher soll ich wissen, das du mich nicht verrätst?“ Sie zog die Augenbrauen zusammen und atmete tief ein. Langsam aber stetig verlor sie ihre Nerven. „Wieso sollte ich dich verraten oder ausspionieren, wenn ich dich gleich hier auf der Stelle töten könnte?“, betonte sie ärgerlich und fügte schroff hinzu, „Und im Übrigen wäre es schon Zeichen des Vertrauens genug, wenn ich dir überhaupt das Stirnband abnehmen würde.“ Sie wusste, sie klang trotzig, doch sie hatte auch nicht wirklich die ehrliche Hoffnung, das er sich jemals kooperativ zeigen würde. Wie zur Bestätigung kam ein spöttisches „Tss...“ von ihm und er drehte wieder den Kopf zur Seite, wie ein eingeschnapptes Kind. Sie verdrehte die Augen und bohrte die Fingernägel in ihre Handflächen. „Dein dämlicher Stolz bringt dich noch ins Grab...“, knurrte sie und wandte den Blick ab. Dieser Idiot... er konnte auch nie über seinen Schatten springen...

„...Na gut.“, hörte sie ihn da leise sagen. Sie drehte sich zu ihm und schaute ungläubig in sein Gesicht. Seine Mundwinkel zuckten unentschieden zwischen einem amüsierten Grinsen und einem abfälligen Strich hin und her. „Bin ja mal gespannt, wie du dich mit Karin verstehen wirst...“, murmelte er. Ihr klappte der Mund auf. Hatte er gerade tatsächlich gesagt, das sie mitkommen konnte...? Sie sollte es nach so langer Zeit endlich geschafft haben, das sie mit ihm gehen durfte? Wie erstarrt stand sie da und rührte sich nicht ein Stück. In ihrem Kopf tobte ein Chaos aus Fragen, Gedanken und Erinnerungen... Passte das wirklich zusammen? Wie komisch war es eigentlich, das sie beständig versuchte, ihm näher zu kommen und wenn er ihr dann ein Zugeständnis machte, glaubte sie ihm nicht einmal... „Dein Ernst?“, fragte sie tonlos. „Würde ich so etwas sagen, um dich zu ärgern?“, seufzte ihr Gegenüber genervt. „Was ist der Haken?“, bohrte sie misstrauisch nach und neigte grüblerisch den Kopf zur Seite. „Der einzige Haken ist, das ich dir bestimmt nicht dabei helfen werde, mit den anderen klarzukommen und glaub mir, sie werden nicht begeistert sein.“, entgegnete er und schon wieder hörte sie diese leise Belustigung aus seiner Stimme heraus, die sie missmutig die Lippen aufeinander pressen ließ. „Also, befreist du mich nun?“, fragte er mit unmissverständlich ungeduldigem Tonfall. Sie rührte sich kein bisschen, starrte nur weiter auf seine Augenbinde und dachte stumm darüber nach, ob sie ihm wirklich vertrauen konnte. Zögerlich trat sie dann ein paar Schritte auf ihn zu und streckte die Hand nach dem Stoff aus, der halb sein Gesicht verdeckte. Kurz vor seiner Stirn stoppte sie, die Finger nur ein paar Millimeter von seiner weißen Haut entfernt. War das wirklich richtig, was sie hier tat...? Sie versuchte noch einmal, alles zu überdenken, was sie in der letzten halben Stunde gesagt hatten, alles, was geschehen war und alles, was passieren konnte, doch in ihrem Kopf herrschte ein einziges Durcheinander und ihre Gedanken ließen sich einfach nicht sortieren... Sie schüttelte leicht den Kopf und eine Stimme in ihr sagte ihr, sie solle diese einmalige Chance nutzen und endlich neue Wege beschreiten. Sie schloss kurz die Augen und mit einem Male herrschte in ihrem Kopf Ruhe und sie wusste, das sie es wollte. Sie schlug die Augen auf und griff nach dem schwarzen Stoff um seinen Kopf.

„Sakura!“, ertönte da eine Stimme hinter ihr. Sie fuhrt erschrocken herum und erblickte Kakashi, der in der Tür stand, hinter ihm einige Anbu. „Sensei...“, erwiderte sie überrascht und gleichzeitig geschockt. Wieso verdammt war er hier?! Und wieso gerade jetzt? „Tsunade hat angeordnet, dich zu suchen.“, antwortete er auf ihre stumme Frage, „Aber was zur Hölle machst du hier?!“ Er wusste ja nicht, was bisher passiert war. Sie hatte keine Ahnung, was er in Anbetracht des Anblicks, der sich ihm bot, dachte oder vermutete, Fakt war, das sie ihm keine Erklärung geben konnte. „Verdammt Sakura...“, hörte sie Sasuke neben sich zischen und ihr Kopf fuhr zu ihm herum. Sie wusste, sie sollte versuchen ihn zu befreien, doch ihr Körper reagierte nicht, zu gelähmt war sie von der Situation. Hilfe suchend sah sie sich im Raum um, doch sie hatte keine Idee, was sie tun sollte, Panik schlich sich in ihren Kopf und mit weit aufgerissenen Augen beobachtete sie, wie Kakashi auf sie zu kam und sie am Arm packte. „Komm weg hier.“, sagte er streng und zog sie zur Tür. Sie sträubte sich und schaute zurück, Sasuke saß immer noch an der Wand, sein Mund war eine weiße Linie, Verachtung und Hass stand in seiner Miene, ein Gesichtsausdruck, der von Verrat sprach. „Nein...“, keuchte sie und wehrte sich gegen den Griff ihres Lehrers, doch er zerrte sie aus dem Raum und gab den Anbu ein Zeichen. Diese betraten nun das Zimmer und versperrten ihr den Blick auf ihren ehemaligen Teamkameraden. „Sei nicht dumm Sakura. Er ist ein Nuke- Nin und wir haben den ausdrücklichen Befehl, ihn zu beseitigen.“, redete der Grauhaarige auf sie ein und hielt sie weiter am Arm fest. Sie schüttelte verwirrt den Kopf und spürte eine Träne auf ihrer Wange, aber kein Wort kam über ihre Lippen. Sie schaute wieder zur Tür, doch sie sah nur die Rücken der Anbu, die sich im Halbkreis um Sasuke versammelt hatten. Sie hörte nichts. Sasuke gab keinen einzigen Laut von sich, nie wieder würde er es tun. Fassungslosigkeit breitete sich in ihr aus und verzweifelt fragte sie sich, wie es so weit hatte kommen können. Eben noch hatte sie die Chance gehabt, dies alles hinter sich zu lassen und Sasuke zu folgen... wieso nur hatte sie gezögert?! Und dann sah sie wieder sein Gesicht in ihrem Kopf, seine zutiefst verbitterte und enttäuschte Miene. „Nein...“, keuchte sie wieder. Wieso? Wieso hatte er nun mehr oder weniger vor ihren Augen sterben müssen? Und noch dazu in dem Glauben, sie hätte ihn verraten... egal was passieren würde, nie würde sie Frieden finden können in dem Wissen, das Sasuke mit Hass auf sie in seinem Herzen gestorben war.

Die Anbu verließen den Raum wieder, von Sasuke war nun keine Spur mehr. War das alles ein böser Traum...? Kakashi meinte nur: „Komm, Tsunade wartet schon.“ Stumm ließ sie sich mitziehen und folgte der Gruppe, eine allumfassende Leere in ihrem Kopf. Sie schloss die Augen und eine schicksalhafte Schwärze füllte ihr Blickfeld. Sie kehrte zurück in ihr enges, vorherbestimmtes Leben, wieder begab sie sich in die freiwillige Gefangenschaft, gefesselt mit unsichtbaren Stricken, der Keim erstickt, bevor Hoffnung daraus erwachsen konnte und das alles wegen mangelnden Vertrauens... Sie öffnete die Augen und mit apathischem Blick sah sie ihrer Zukunft entgegen... eine leere Zukunft ohne Sasuke.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mhm... ich weiß noch nicht so recht, was ich damit mache, ob ich es vielleicht weiter schreibe oder so lasse...
aber das wird sich mit der Zeit hoffentlich zeigen :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
jetzt schreib ich also doch weiter...^^
ich hab sie schon fertig, muss nur zeit finden, den rest zu tippen, es kommt noch ein kapitel, so viel kann ich schon mal sagen, wollte das ganze jetzt nicht zu sehr ausweiten, war schließlich nur ein gedankengang... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jaaa.... ein sehr unauthentisches Ende, aber eigentlich hatte ich auch nicht geplant, sie weiterzuschreiben...^^
hoffe, sie ist trotzdem okay :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Cosplay-Girl91
2014-12-13T21:33:35+00:00 13.12.2014 22:33
Cooles Kapitel.
Mach weiter so.
Schreib schnell weiter, ja? ?
LG
Von:  Cosplay-Girl91
2014-12-08T19:17:10+00:00 08.12.2014 20:17
Cooles Kapitel.
Mach weiter so.
Schreib schnell weiter, ja? ?
LG
Antwort von:  sadness
09.12.2014 15:22
mhm... eins noch, mal sehen, wie das ankommt... :o ^^


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