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Finsterer Seelenmond mit Sahnehaube

oder: Der dunkle Lord und die süße Schnitte
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier meine Antwort auf Seelenfinsternis Einstieg. So langsam kommt die Geschichte ins Rollen... viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, na dann wollen wir mal etwas Schwung reinbringen... :> Ganz so einfach bekommst du mich nicht zum Schwitzen, Creamy ;)
Vielen Dank für die bisherigen Reviews, schmökert schön!
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Weiter geht es, liebe Leser. Dann versuche ich mal mit Seelenfinsternis mitzuhalten... viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Noch jemand da? Halloooo?
Es geht tatsächlich weiter. Bitte entschuldigt die lange Pause, aber gewisse Ereignisse in meinem Leben sind mir etwas auf die Kreativität gegangen. Meine Feder verlangt nach guter Laune.
Creamy hat da ja ordentlich Schwung reingebracht und mal eben Kagome hopps gehen lassen. (Ist sowas nicht eigentlich eher mein Job? xD) Wenn das so weitergeht, brauchen wir nen Bodycount.
Viel Spaß beim Lesen und lasst doch bitte wieder so viele reviews da! :)
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser,

erst mal vielen Dank in unser beider Namen für 25 Favos und so viele liebe Kommentare :) Ihr merkt, so langsam wird es richtig spannend! Die Geschichte nimmt ihren Lauf und ich bin wirklich gespannt, wo das hinführen wird. Nochmals zu Erinnerung: Es gibt keinen vorgeschrieben Plot! Jedes Kapitel wird auf dem vorhergehenden aufgebaut, ohne dass ich oder Seelenfinster wissen, was die jeweils andere geschrieben hat und wie sie die Geschichte weiter führt! Tatsächlich ist es so, dass ich ihr und sie mein Kapitel erst am Tag des Uploads zu Gesicht bekommen (bestenfalls ein paar Tage vorher, wenn es noch Korrektur gelesen wurde)... ihr könnt euch also vorstellen, dass wir selbst auch immer wahnsinnig gespannt sind! In diesem Sinne... viel Spaß :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Jaaaa, ich weiß, ich hab wieder getrödelt. Zu viele Ideen, zu viele Sachen zu schreiben und zu wenig Zeit. Trotzdem ein großes Danke an die versammelte lauernde Meute für das weiter wachsende Interesse!
Nachdem mir Creamy im letzten Kapitel einen Elfmeter ohne Torwart hinterlassen hat, musste ich den natürlich verwandeln. ^^
Das Kapitel ist nichts für schwächere Gemüter, hier ist das P18-Rating ernstzunehmen!
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Jou, nachdem Creamy wieder vorgelegt hat, darf ich mich ja nicht lumpen lassen und zauber dann auch mal was aus dem Hut.
Um wilde Spekulationen in den Reviwes wird gebeten, sowas treibt mich doch immer zu kreativen Höhen ;). Viel Spaß beim Lesen!

Es gibt auf mexx nun zu der Geschichte nun ein Cover, das wir euch natürlich nicht vorenthalten möchten. Es stammt aus Creamys Feder.
http://animexx.onlinewelten.com/fanart/zeichner/188731/2593001/

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Was ein paar freie Tage so bewirken können! Hach, ich sage es euch - mein erster Urlaub seit... ja, seit wann eigentlich? Seit letztem Jahr um die Zeit? So in etwa. Daher geht es leider von meiner Seite her auch nur schleppen voran. Es tut mir sehr leid, dass ihr so lange warten musstet! Aber endlich geht es weiter! Und soweit ich das bei Seelenfinsternis rausgehört habe, habe ich ihr wohl eine Steilvorlage gegeben - wir dürfen also sehr gespannt sein, wie es dann weiter gehen wird *_* Viel Spaß ihr Lieben und lasst uns was feines da, ja? ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Liebe Leserschaft, verehrte zahlreiche Schwarzleser, das Jahr geht gut los mit einem neuen Kapitel. Frohes Neues!
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Vorwort zu diesem Kapitel:
tja, wenn man krank ist, hat man Zeit. Und weil man sich während des Krankseins nur um seine Gesundheit Sorgen macht, hat man im Kopf entsprechend Platz für mehr. Daher darf ich mit Stolz ein neues Kapitel präsentieren ^^ Ich wünsche viel Spaß und freue mich zusammen mit Seelenfinsternis auf zahlreiche Reviews :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Und weiter geht es! Nach Cosplaystress und Jahresanfangsirrsinn bei der Arbeit hatte ich leider erst jetzt wieder die Muse. Trotzdem viel Spaß damit und denkt an den Review! ;)
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Vorwort zu diesem Kapitel:
So ihr Lieben,

ich hoffe es sind trotz der langen Pause noch Leser vorhanden, die diese Geschichte verfolgen – und ja, Asche auf mein Haupt.... Alles meine Schuld, dass es so lange gedauert hat >.<
Danke an die vielen Arschtritte, liebe Seelenfinsternis.
In letzter Zeit hatte ich wieder Zeit für mich, zet zur Ruhe zu kommen und Zeit meine Gedanken gerade zu rücken. Es war nicht leicht und ich schätze, wegen des ganzen Stress, war ich einfach nicht in der Lage, mich zum Schreiben aufzuraffen – bitte verzeiht es mir. Ich hoffe, dass es diesmal zügiger weiter gehen wird...ohne dass mich Seelenfinsternis alle 3 Wochen an ein bitter nötiges Update erinnern muss ^^“

Nun denn, dann schauen wir mal, ob Sesshy sich als süßholzraspelnder Gigolo entpuppt... und ja, Schicksal ist nicht allmächtig. Aber vielleicht ist es ja die Liebe ;)

Viel Spaß und lasst uns was da :)

- CreamOverMoon Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen, hallo liebe Schwarzleser!
Die Veteranin des beschwippsten Schreibens geht wieder ans Werk. Na dann wollen wir doch mal sehen, was da im Busch ist… die Steilvorlage muss verwandelt werden. Viel Spaß dabei!
~Seelenfinsternis Komplett anzeigen

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Kapitel 1 – eine süße Überraschung (Seelenfinsternis)

Gut gelaunt stieg Kagome aus dem Knochenfresserbrunnen und war froh, endlich wieder im Mittelalter angekommen zu sein. Sie hatte einige Tage in ihrer Zeit verbracht, um einige wichtige Klausuren in der Schule hinter sich zu bringen und um etwas von den Strapazen der Jagd auf Naraku und die letzten verbliebenen Juwelensplitter entspannen zu können. Diese Tage gingen auf der einen Seite immer viel zu schnell vorüber, auf der anderen zogen sie sich endlos und sie vermisste ihre Freunde und einen gewissen Hanyou kaum dass sie auf der anderen Seite aus dem Brunnen geklettert war. Diesmal hatte sie neben ihrem aus allen Nähten platzenden Rucksack noch ein weiteres kleines, in Stoff geschlagenes Päckchen bei sich.

„Was hast du denn da?“, fragte Inuyasha neugierig, als er ihr die die Hand reichte, um ihr beim Hinausklettern zu helfen. Wie immer holte er sie von ihrem Ausflug in die Neuzeit ab und wie immer wartete er schon seit Stunden auf ihre Rückkehr. Natürlich war das nur seiner Ungeduld geschuldet, wie konnte Kagome auch immer nur solange trödeln, obwohl sie doch eine wichtige Aufgabe hatten? Es hatte natürlich nicht auch nur im Entferntesten damit zu tun, dass er sie vermisste, wie er nicht müde wurde zu betonen. „Das ist eine Überraschung“, lächelte Kagome geheimnisvoll und ließ sich von dem Halbdämon auf den Rücken heben. Fest an seine Schultern geklammert und das Päckchen vor ihre Brust geklemmt liefen sie gemeinsam los. In übermenschlicher Geschwindigkeit eilten sie durch den Wald, flogen durch die Wipfel und hatte schon bald das kleine Dorf Musashi erreicht, wo ihre Freunde auf ihre Rückkehr warteten.

„Kagome-sama, schön, dass Ihr wieder da seid!“, begrüßte sie der Mönch, kaum dass sie in Sichtweite waren. „Miroku, schön dich zu sehen! Sind die anderen auch da?“, antwortete Kagome aufgeregt. „Ich habe euch etwas mitgebracht.“ „Sango ist bei Kaede in der Hütte, Shippo ist heute Morgen mit Kirara in den Wald gezogen, sie wollten etwas für Kaede-sama holen. Sie müssten bald wieder hier sein.“ Die fröhliche Atmosphäre wurde abrupt durch ein lautes Schnüffeln unterbrochen. Inuyasha beschnupperte ausgiebig das Paket in den Händen der jungen Miko, von allen Seiten prüfte er den Geruch um herauszufinden, was seine Freundin da vor ihm verheimlichte. „Inuyasha, lass das!“, wies sie ihn prompt zurecht, doch der Hundedämon ließ sich nicht von seiner Neugierde abbringen. „Das riecht gut, was ist das? Lass mich doch mal sehen!“ „Inuyasha, ich zeige es dir, wenn alle da sind“, antwortete sie geduldig. Der junge Hanyou war schon immer sehr ungeduldig und diese Unbeherrschtheit stieg in Unermessliche, wenn es um etwas zu essen ging. So viel hatte ihm seine feine Nase bereits verraten, Kagome versteckte eine Köstlichkeit vor ihm. „Lass mich doch nur mal kurz sehen“, quengelte er und griff auch schon nach dem bunten Tuch. „Inuyasha, nein!“, sagte Kagome schon deutlich bestimmter, aber er ließ sich einfach nicht davon abbringen und versuchte weiter, den Stoff zur Seite zu ziehen und einen Blick auf das sicher köstliche Geheimnis zu werfen. „Inuyasha, sitz!“, rief Kagome schließlich mit kaum unterdrückter Wut und einen Augenblick später landete der Hanyou mit einem lauten Knall und der Nase voran im Boden. „Musste das sein?“, fragte er kleinlaut, doch bevor er weiter sein Schicksal bejammern konnte, schnitt Kagome ihm das Wort ab. „Ja, weil du dich einfach nicht beherrschen kannst!“

Ohne die klägliche Erscheinung auf der Erde auch nur einen Moment länger zu beachten, machte Kagome auf dem Absatz kehrt und lief zusammen mit Miroku zu der kleinen Holzhütte, welche Kaedes Zuhause war. Die alte Miko saß am Herdfeuer und starrte nachdenklich in Flammen. Ihr gegenüber saß Sango und beobachtete jede Gefühlsregung in dem faltigen Gesicht. „Huch, ist etwas passiert?“, flüsterte Kagome erschrocken. So ernst hatte sie Kaede lange nicht gesehen! „Kaede-sama hat seit heute Nacht ein schlechtes Gefühl, wie eine Art Vorahnung“, begann Sango zu erklären. „Sie ist heute Nacht schreiend und nass geschwitzt aus dem Schlaf aufgeschreckt, sie sagte nur etwas davon, dass sie Gefahr spürt. Seitdem sitzt sie hier und versucht durch das heilige Feuer zu sehen, was auf uns zu kommt.“ „Ist dir irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?“, forschte Kagome nach. „Nein, alles ist wie immer. Weder ich noch Houshi-sama spüren irgendetwas.“

Die Miko war tief in ihrer Meditation versunken, sie hatte Kagomes Ankunft gar nicht bemerkt. Die Augen waren fest auf das Feuer gerichtet, aber ihr Schein verweilte an einem anderen, fernen Ort. Sie mussten wohl oder übel warten, bis die Miko das Ritual beendet haben würde, bevor sie mehr erfahren würden. Kagome hatte bereits versucht, die alte Frau vorsichtig anzusprechen, aber sie schien sie nicht zu hören. Wortlos gesellte sich Inuyasha zu ihnen und nahm seinen üblichen Platz gegenüber der Tür an die Wand gelehnt ein. „Keh, ist sie immer noch weggetreten?“, meckerte er als er kurz zu der Miko herüber sah. „Inuyasha, kannst du nicht einmal auch nur versuchen etwas rücksichtsvoll zu sein?“, ermahnte ihn Kagome auch gleich. „Ich weiß nicht, was sie für einen Wind macht. Niemand hat etwas entdeckt, ich habe den halben Tag die Gegend erkundet, aber nicht einen Youkai gewittert. Sango und Miroku spüren nichts, was soll schon sein? Und sollte es wirklich jemand wagen das Dorf anzugreifen, dann putz ich ihn mit meinem Tessaiga weg.“

Die junge Miko kam gar nicht dazu den vorlauten Hanyou für seine Unverschämtheit zu maßregeln, denn der Bambusvorhang wurde ein weiteres Mal beiseite geschoben und endlich kehrten auch Shippo und Kirara zurück. Der Kitsune trug einen geflochtenen Weidenkorb bei sich, in dem ein dickes Bündel Kräuter lag. Sofort begrüßte der Kleine Kagome überschwänglich und fiel ihr um den Hals. Doch Kagome fand nicht die innerliche Ruhe, um unbeschwert mit dem Fuchs zu kuscheln. Sie schob ihn ein Stückchen von sich und fragte ernst: „Was hast du denn da für Kaede-sama besorgt?“ „Das sind Heilkräuter“, erklärte er sofort, „Kaede hat mich heute losgeschickt um welche zu sammeln, weil sie glaubt, dass wir sie bald brauchen werden. Sango hat Kirara gesagt, dass sie auf mich aufpassen soll.“ Besorgt wandte Kagome ihren Blick wieder auf die in die Flammen versunkene Priesterin. Was hatte sie nur heute Nacht für eine Vision gehabt, dass sie so aufgebracht war und sogar schon Vorbereitungen traf?
 

Aber jetzt hier einfach sitzen und voller Sorgen warten? Das erschien Kagome sinnlos. Außerdem hatte sie sich so viel Mühe mit ihrer Überraschung gegeben, das wollte sie sich nun auch nicht verderben lassen. „Ich weiß, das ist jetzt ein bisschen unpassend“, begann sie zögerlich zu sprechen und sofort waren alle Augen, bis auf Kaedes, auf sie gerichtet. „Es ist nun genau ein Jahr her, dass ich das erste Mal durch den Brunnen hierher gereist bin. Vor einem Jahr habe ich Inuyasha von seinem Bann befreit. Auch wenn die Umstände nicht die fröhlichsten sind, ich bin so froh, dass ich euch alle getroffen habe!“ Ein Lächeln breitete sich auf den Gesichtern der Anwesenden aus, Kaede ausgenommen und sogar Inuyashas finstere Mine hellte sich etwas auf. „Um das zu feiern, habe ich euch etwas mitgebracht. In meiner Zeit isst man immer Kuchen, wenn es etwas zu feiern gibt, also habe ich euch Kuchen gebacken.“ Mit diesen Worten löste sie den Knoten des Päckchens um zum Vorschein kam eine durchsichtige Box. Schnell war diese von ihrem Deckel befreit und offenbarte den süßen und cremigen Duft. Ein lockerer Teig, darauf eine dicke Schicht Sahne und gekrönt wurde die leckeren Stückchen von einer großen Erdbeere.

„Lasst es euch schmecken!“, sagte Kagome fröhlich und reichte ihren Freunden den Behälter. Es war kein Wunder gewesen, dass der Hanyou sich nicht zurückhalten konnte, denn die mitgebrachte Torte war vorzüglich. Es dauerte nicht lange, da waren fast alle Stücke verschwunden und Shippo und Inuyasha stritten gerade erbarmungslos um das letzte Stück. Der kleine Fuchs hatte noch ein völlig sahneverschmiertes Gesicht, aber weder konnte noch wollte er seinem ärgsten Futterneider das letzte Stück überlassen. Doch plötzlich ließ der Hanyou von seiner Beute ab und sah überrascht zur Tür. Irgendetwas da draußen hatte seine Aufmerksamkeit erregt. „Kikyou“, flüsterte er und schon stürzte er zur Tür hinaus und hinterließ einen völlig verwirrten Shippo.

Nun spürte es Kagome. Da draußen zogen Kikyous Shimidamachou ihre Kreise über den Wipfeln der Bäume des Waldrandes. Inuyasha musste sie wohl gewittert haben. Wie immer, wenn er seiner alten Liebe wie ein Besessener hinterher rannte, durchfuhr ein Stich ihr Herz. Würde er auch ihr so bedingungslos folgen, wenn er sie unerwartet träfe? Aber für diese traurigen Gedanken war nun kein Platz mehr, Kaede erwachte aus ihrer Trance. Hatte Kikyou etwa etwas mit der bösen Vorahnung der alten Priesterin zu tun?

Kapitel 2 – Ein Geflecht aus schwarzen Fäden (CreamOverMoon)

Ein leises Rascheln durchzog das Unterholz und der Wind säuselte durch die saftig grünen, blühenden Baumwipfel. Ein Eichhörnchen brach durch das Blätterdach und segelte zum nächsten Ast. Federleicht landete es geräuschlos auf dem flexiblen Holz und war so schnell wieder verschwunden, wie es gekommen war. Ein paar Finken zwitscherten in den Baumkronen und begrüßten die strahlende Sonne mit ihrem Balzgesang. Der Frühling war eine wunderbare Jahreszeit. Alles roch frisch, wie neu geboren und die Düsternis und Beklemmung des Winters war einer schier endlosen Freiheit gewichen. Wenn doch nur nicht immer diese „Frühlingsgefühle“ wären... dieser Drang nach Vereinigung, nach Zweisamkeit, nach Fortpflanzung. Diese von außen aufgezwungene Fröhlichkeit. Was war so betörend daran, wenn die Sonne schien, der Himmel blau war und alles in voller Blüte stand? Sämtliche Wesen schienen wie berauscht und verhielten sich einstweilen sogar wider ihrer Natur. Abwertend schüttelte er den Kopf, er verstand es nicht. Und eigentlich wollte er es auch gar nicht verstehen. Dieses Verhalten entsprang weder der Rationalität noch hatte es irgendeinen tieferen Sinn. Fortpflanzung war immerhin auch ohne die sogenannten „Frühlingsgefühle“ möglich – und zwar zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit und vor allem auch in jeder Jahreszeit. Gefühle... abermals schüttelte er verständnislos den Kopf und richtete seinen Blick in die Ferne. Der laue Wind fuhr sanft durch sein langes Haar und silbrige Strähnen glänzten unnatürlich schön in der Morgensonne.

Der Wind. Er schien etwas Wichtiges zu flüstern, ganz leise, kaum wahrnehmbar, aber dennoch vorhanden. Er trug Gerüche mit sich, einer nichtssagender als der andere. Doch halt, da! Eine gerade Nase fuhr nach oben, zuckte kaum merklich und sog tief die Luft ein. Konzentriert schloss er die Augen und sein Gehirn separierte die Gerüche bis ins kleinste Atom, verknüpfte sie mit Bildern und Eindrücken, ordnete sie Wesen und Dingen zu. Unwichtig. Uninteressant. Nicht seiner Aufmerksamkeit würdig. In Sekundenschnelle wurden die Duftnoten in eigens dafür vorgesehene Schubladen gesteckt.

Sein Kopf fuhr alarmiert herum und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Das bis eben noch entspannte, flüssige Gold darin erkaltete mit einem Mal zu purem Eis und sein Blick wurde hart. Unwillkürlich entwich ein tiefes Knurren aus seiner Kehle, als ihn ein allzu bekannter Geruch – oder wohl eher Gestank - mit dem Wind erreicht hatte. Flüchtig tauchte ihr Name in seinem Gedächtnis auf. Kagura. Frei wie der Wind. Sie leistete ihm gute Dienste in ihrer wahren Gestalt und ließ oft den Wind Gerüche aus sehr weiter Ferne zu ihm tragen. Kurz hob er anerkennend den Blick in den Himmel und verfolgte mit seinen raubtierhaften Iriden ein paar einzelne Blätter, die spielerisch durch die Luft tanzten und seine Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung lenkten. Mit einem Satz sprang er von dem hohen Eichenbaum, auf dem er verweilt hatte und landete leise und leichtfüßig neben seinen Gefährten.

„Ihr wartet hier!“ wies er in kühlem Ton an und preschte schon los ohne eine Antwort abzuwarten. Rin sah ihm mit großen Augen hinterher und rief: „Auf Wiedersehen, Meister! Bleibt bitte nicht zu lange fort!“ Jaken klappte einfach nur der Mund auf. Musste sein Herr ihn immer mit dem nervigen Gör alleine lassen? Genervt grummelte der kleine Kappa vor sich hin. Doch besagtem Meister waren die Vorlieben seines Dieners egal. Übermenschlich schnell rannte er durch das Unterholz, leichtfüßig und lautlos. Er würde eine knappe Stunde unterwegs sein, bis er sein Ziel erreichen würde: Musashi.

Narakus Geruch war dort; zwar nur ganz schwach, aber er war dort. Und er mischte sich unter den Gestank von Knochen und Graberde. Was hatte dieser Bastard von Hanyou geplant und was hatte er mit dieser toten Miko von seinem verhassten Halbbruder zu schaffen? Angewidert zog er die Nase kraus, als ihn eine neue Welle des beißenden Gestanks traf. Sesshoumaru rannte schneller, schien fast zu schweben und ein weiteres Mal kam ein zorniges Knurren über seine Lippen.
 

Kagome seufzte laut auf und schloss nachdenklich die Augen. Inuyasha war nun schon mindestens eine halbe Stunde weg und ein Blick vor die Tür verriet, dass drüben in Inuyashas Wald ein längeres Treffen zwischen dem Hanyou und Kikyou stattfinden musste. Nach wie vor zogen die Seelenfänger weite Kreise um die Baumkronen und ihre bläulich-weißen Körper schimmerten sanft und fast durchsichtig im Sonnenlicht. Die junge Miko hatte ausgerechnet im Frühling wahrlich Herzschmerz und fragte sich nun bestimmt schon zum tausendsten Male, wie oft sie das noch über sich ergehen lassen wollte. Jedes Mal war sie so dämlich, Inuyasha zu verzeihen, wenn er mit seinem treudoofen Hundeblick ankam! Wann würde sie endlich mal die Courage zeigen und einen Schlussstrich ziehen? Sie schüttelte den Kopf, so dass ihre schwarzen, langen Haare vor ihr trauriges Gesicht fielen und seufzte nochmals. Sango sah sie von der Seite her mit besorgtem Blick an und wechselte stumme Worte mit Miroku. Ergeben zuckte er mit den Schultern.

„Diese blöde Hund! Merkt der denn gar nicht was er Kagome damit antut!“ meckerte Shippo aufgebracht drauf los. Mit zwei Sätzen saß er auf Kagomes Schoß und hielt ihren Arm fest. „Oh Kagome, es tut mir so leid! Der blöde Inuyasha weiß doch gar nicht, was er an dir hat. Dieser Trampel denkt nur an sich, ja! Was willst du nur mit dem Trampeltier?“ wetterte der kleine Fuchs weiter und sprach mit diesen Worten das aus, was alle anderen dachten. Kirara maunzte die junge Miko mit erwartungsvollem Blick an. Kagome sah Shippo nur aus traurigen Augen an und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, bevor sie ihm sachte den roten Haarschopf streichelte.

„Shippo, komm wir gehen Holz sammeln, das Feuer geht sonst aus!“ sagte Miroku da plötzlich, nahm Shippo bei der Hand und zog ihn hinter sich her.

„Hä, aber was, wieso denn? Da ist doch noch ganz viel!“ protestierte der kleine Dämon lauthals, doch der Houshi zog ihn einfach weiter mit sich. In so einer heiklen Situation war es besser, die Frauen unter sich zu lassen. So viel Erfahrung hatte der lüsterne Mönch schon gesammelt...

„Ach Kagome...“ murmelte Sango, rückte näher an ihrer beste Freundin heran und nahm sie tröstend in den Arm. Die Schwarzhaarige ließ es über sich ergehen und warf einen sehnsüchtigen Blick gen Tür. Ob er bald wieder kommen würde? Meistens waren die Treffen zwischen den beiden eher kurz und sie machte sich immer Sorgen, wenn Inuyasha so lange mit Kikyou zusammen war. Kagome traute ihr nicht so richtig, immerhin hatte die tote Miko schon einmal versucht, sie umzubringen. Da raschelte plötzlich die Matte an der Tür. Erwartungsvoll sahen die beiden Frauen auf – Sango dazu bereit, eine Schimpftirade auf den Hanyou loszulassen und Kagome bereit, die Tränen zurück zu halten und sie stattdessen in unkontrollierte Wut umzulenken. Wie jedes Mal würde sie den Hanyou auf den Boden schicken, ihn beschimpfen und einfach wieder los stapfen. Irgendwann würde Inuyasha ihr dann nach laufen und sie zurück holen. Wie jedes Mal.

Doch es war Kaede die herein kam. Sie sah alt und ausgelaugt aus und ein grauer Schatten legte sich über die sonst so klaren Augen. Tiefe Sorgenfalten machten sich auf ihrer runzeligen Stirn breit. Kagome sprang auf die Füße. Sie wollte unbedingt wissen, was Kaede zu berichten hatte! Kurz nachdem Inuyasha los gespurtet war um Kikyou zu treffen, war die alte Miko endlich aus ihrer Trance aufgewacht. Sie hatte vollkommen verängstigt und alarmiert zum Fenster gesehen und als sie Shimidamachou erblickt hatte, war sie einfach aufgesprungen und zum Tempel des Dorfes oben auf der Anhöhe geeilt, um sich einen Rat bei den Kamis zu holen. Die anderen hatten gar keine Gelegenheit gehabt sie zu fragen, was sie nun in dem heiligen Feuer gesehen hatte.

„Kaede! Sprich mit uns, was ist los? Was hast du gesehen in deiner Vision?“ fragte Kagome neugierig, jedoch mit besorgtem Unterton in der Stimme und für einen kurzen Moment war ihre Wut und Trauer wie weggeblasen. Doch Kaede schüttelte nur müde den Kopf und setzte sich langsam den kleinen Tisch in der Mitte der Hütte.

„Kindchen, sei so lieb und bringe mir einen Tee, ja?“ sagte sie stattdessen. Kagome nickte und machte sich an die Arbeit. Ein paar zerstampfte Kräuter standen schon in einer Holzschüssel bereit und Kagome braute daraus einen schönen, heißen und sicherlich wohltuenden Tee. Schließlich saßen die drei Frauen um den Tisch und Kaede ergriff das Wort.

„Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Weder habe ich wirklich etwas gesehen, noch habe ich Aufschluss durch das heilige Feuer erhalten, obwohl ich so lange in meiner Meditation war. Auch die Kamis haben meine Gebete nicht erhört.“ sagte sie matt. „Ich habe ein ganz dunkles Gefühl, eine sehr böse Vorahnung, aber ich kann es einfach nicht zuordnen! Es ist, als würde mir die Luft abgeschnürt werden, von allen Seiten! Es ist nichts Klares erkennbar. Es scheint wie ein Spinnennetz Kreise zu ziehen und sich zuzuspitzen, aber ich sehe das Ende einfach nicht. Schwarze Fäden laufen durch unser aller Schicksale, sind ineinander verwoben und scheinen sich an einem Punk zu treffen. Ich weiß nur, dass meine Schwester und Naraku eine Rolle spielen. Aber wie und wann? Und warum und ob die beiden irgendetwas miteinander zu schaffen haben? Ich weiß es einfach nicht. Es macht mich ganz krank!“,berichtete die Alte und schloss resigniert die Augen. Mit Daumen und Zeigefinger rieb sie sich über den Nasenrücken und stieß laut die Luft aus. „Ich bin einfach zu alt für sowas!“

Kagome und Sango tauschten besorgte Blicke. Besonders erleuchtend war dieser Bericht nicht und eigentlich waren sie fast genauso schlau wie vorher. Aber dass Kikyou etwas mit Naraku zu schaffen hatte? Kagome dachte nach. Die tote Miko hatte dem Spinnenhanyou erst vor kurzem das Juwel überlassen, doch stellte sich heraus, dass es ein Hinterhalt gewesen war, geplant von langer Hand. Leider hatte Kikyou nur halb gewonnen, lediglich ein kleines Licht hatte sie in dem pechschwarzen Shikon no Tama hinterlassen – ein Licht, das Naraku eines Tages töten würde, so hofften sie alle. Die drei Frauen saßen schweigend und nachdenklich um den Tisch, versuchten Kaedes Ängste und Ahnungen zu deuten und schlürften bedächtig an ihrem Kräutertee. Vielleicht würde der Tee ja Weisheit bringen, dachte sie sarkastisch. Die junge Miko warf einen Blick hinüber zu dem Korb, den Shippo bei ihrer Ankunft angeschleppt hatte und ließ ihre braunen Iriden über die Blätter und Gräser streichen. Ihr Blick blieb an einer Pflanze mit gelbbraunen und sehr großen Blüten hängen. Irgendwoher kannte sie dieses Gewächs doch, oder? Nachdenklich zog sie die Augenbrauen zusammen und überlegte fieberhaft, während sie die Pflanze weiterhin skeptisch musterte und immer wieder an ihrem Tee schlürfte.

Sie wollte Kaede fragen, doch ihre Zunge fühlte sich mit einem Male so schwer an. Ihre Sicht wurde irgendwie schwammig und ein Taubheitsgefühl schlich durch ihren Körper. Als sie ihren Kopf zu Sango drehen wollte, gehorchte er ihr nicht mehr und ein Gefühl der Panik machte sich in ihr breit. Unfähig zu sprechen brachte sie nur unartikulierte Laute hervor, bis schließlich auch die Muskeln in ihrer Kehle versagten. Kagome riss die die Augen auf und blinzelte, als wolle sie ihre Wimpern dazu bewegen einen Ton von sich zu geben. Ein dumpfer Schlag neben ihr ließ sie wissen, dass die Dämonenjägerin soeben umgekippt war. Kagomes Herz raste wie verrückt und das Blut schoss siedend heiß durch ihre Adern. Mit einem lauten Klirren zerbarst ihre Teetasse auf dem hölzernen Boden und ihre Beinmuskulatur gab nach. Sie landete schmerzlich hart auf der Seite und stieß sich den Kopf an der Tischkante. Ein stechender Schmerz durchzuckte sie wie ein Blitz und sie konnte nur noch verschwommen wahrnehmen, dass Kaede vollkommen unberührt von der ganzen Situation einfach aufstand und weg ging. Sie ließ sie einfach liegen! Kagome japste verzweifeln nach Luft, doch schienen ihre Lungen keine Kraft mehr zu haben. Was war nur los? Da, ein kurzer Funke in ihrem müden Gehirn. Kaum mehr fähig zu einem klaren Gedanken huschte nur noch ein Name durch ihre Synapsen; Schwarzes Bilsenkraut. Ja. Das war es... wo hatte sie es noch mal... Schule...? Schule. Ihre Gedanken wurden müde, zogen sich wie zähflüssiger Teer durch ihr Gehirn, verklebten jede Stelle und machten ein Durchkommen nicht mehr möglich. Schule... Brunnen. Zeit. Inuya... wer? Zeit? Wo bin...? Wer...Ich.

Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
 

„Weißt du, ich versteh einfach nicht, warum Inuyasha immer so ist! Merkt er denn gar nicht, was Kagome empfindet?“ entfachte der junge Fuchsyoukai die Diskussion von Neuem und zum mittlerweile fünften Mal. Wie sollte Miroku das einem Kind erklären? Gefühlswirrungen eines halb erwachsenen Hanyous! Wie sollte man so etwas überhaupt erklären? Der Mönch seufzte laut, bückte sich und hob einen weiteren kleinen Ast auf sein Bündel. Hinter ihm maunzte Kirara und sah ihn neugierig an. Na wundervoll, Kirara wollte also auch über die Gefühle eines hitzigen und emotional hin- und hergerissenen Hanyous, dessen Gehirnwindungen einem Ameisenbau glichen, aufgeklärt werden. Warum hatte er sich nochmal Shippo geschnappt und ihn in den Wald geschleppt?! Ach ja... die Frauen. Hm, Frauen. Der Mönch schloss genießerisch die Augen und vergaß für einen Moment seine Umgebung. Ein sehnsüchtiger Laut kam über seine Lippen und beinahe hätte er begonnen zu sabbern, als ihn seine sehr bildhaften Gedanken übermannten... Sango.

„Miroku, halloohooo!“ ertönte es sehr laut direkt an seinem rechten Ohr und erschrocken riss Angesprochener wieder die Augen auf nur um in gefährlich nahe, und ärgerlich blitzende giftgrüne Augen zu blicken. Shippo saß mit verschränkten Armen auf dem Holzstapel in Mirokus rechtem Arm und schaute ihn verärgert aus zusammengekniffenen Augen an. Sein buschiger Fuchsschweif zuckte genervt hin und her.

„Ich erkläre dir das, wenn du älter bist, ja?“ setzte der junge Mann hoffnungsfroh an und legte ein gezwungenes Grinsen auf.

„Immer soll ich alles erst erklärt bekommen, wenn ich älter bin! Ich bin viel älter als du, ja!“ meckerte der kleine Fuchs drauf los, sprang hinunter auf die Erde und trollte sich beleidigt davon. Immerhin hatte der Mönch nun seine Ruhe. Prüfend besah er sich den kleinen Holzstapel auf seinem Arm. Sie waren eine gute dreiviertel Stunde unterwegs. Ob er mittlerweile in Betracht ziehen konnte, gefahrlos zurückzukehren? Sehr ungern würde er der Auseinandersetzung zwischen Kagome und Inuyasha beiwohnen, zumal seine liebste Sango nach diesen Wortgefechten immer unausstehlich war, da es doch immer das gleiche Ende für deren beste Freundin nahm. Hoffnungsvoll drehte er sich um und sah von weitem das Dorf und dahinter den Wald, in dem der Knochenfresserbrunnen und der Zeitenbaum ihren Standort hatten. Doch die Seelenfänger schwebten immer noch über den Bäumen im blauen Himmel. Seltsam. Miroku zog die Stirn in Falten. Normalerweise war Kikyou nie lange da und zumeist kam Inuyasha nach wenigen Minuten sehr niedergeschlagen zurück. Der Mönch dachte an Kaede und deren unruhige Nacht, die von dunklen Visionen und bösen Vorahnungen geprägt war und mit einem Mal überkam auch ihn ein komisches Gefühl in der Magengegend. Ein kurzer Schatten legte sich über seine klaren graublauen Augen.

Ach was! Sicher bildete er sich das nur ein! Die letzte Nacht war einfach zu viel gewesen. Pfeifend drehte er sich wieder um und ging den Waldweg weiter. Vielleicht konnte er zusammen mit Shippo und Kirara noch etwas Nettes zu Essen für den Abend auftreiben. Ein paar Minuten lang ging er gut gelaunt dahin und schwelgte in seinen Fantasien, bis ihm irgendwann bewusst wurde, dass es seltsam still um ihn war. Er konnte kein Vogelgezwitscher mehr hören und von Shippo und Kirara gab es keine Spur! Abrupt blieb er stehen, ließ das Holz fallen und sah sich, breit zum Kampf, alarmiert um.

„Shippo! Kirara!“ rief er in den stillen Wald hinein, doch nur das Echo seiner nervösen Stimme kam zurück. Hier ging doch etwas nicht mit rechten Dingen zu! Gehetzt huschten seine Augen durch das Unterholz und mehrmals überkam ihn das Gefühl, dass ihn jemand von hinten beobachtete. Doch jedes Mal, wenn er sich mit einem schnellen Ruck umdrehte, um mit seinem Stab anzugreifen, war da nichts. Gar nichts. Sein Herz schlug immer schneller und allmählich wurde er immer beunruhigter. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Wer trieb hier sein Spiel mit ihm?!

„Komm raus!“ rief er aufgebraucht, doch gänzlich konnte er das Zittern seiner Stimme nicht unterdrücken. „Shippo? Shiiipoooo!“ rief er abermals. Keine Antwort. Miroku rannte los in Richtung des Dorfes so schnell ihn seine Füße trugen. Etwas stimmte ganz und gar nicht! Er hätte verdammt noch mal auf sein Bauchgefühl hören sollen! Als er näher kam, konnte er erkennen, dass keine Menschenseele dort war. Die Felder waren verlassen, alle Leute einfach wie vom Erdboden verschluckt. Nur Stille, kein einziges Geräusch drang an sein Ohr. Der Houshi hielt auf Kaede-samas Hütte zu, sprang mit einem Satz durch die Türe und fand...

Nichts. Alles leer.

Vollkommen verwirrt sah er sich um. Alle Gegenstände standen noch dort, wo sie vorher auch waren! Kagomes überdimensionaler Rucksack in der Ecke, daneben die leer gefegte Tortenplatte. Neben der Kochstelle der Korb mit den Kräutern und ein Teesieb. Auf dem Tisch standen zwei benutzte Teetassen und aus einer kräuselte sich sogar noch heißer Dampf empor. Hastig kniete er sich an den Tisch und schrie schmerzhaft auf. Scherben! Er hatte einen tiefen Schnitt im Knie.

„Hallo? Wo seid ihr alle?“ rief er verzweifelt. Das war doch nicht normal! Mutterseelen allein humpelte er aufgebracht durch das Dorf und rief immer wieder nach seinen Freunden oder nach irgendjemandem. Er rannte weiter in Inuyashas Wald, alle Sinne bis aufs Äußerste gespannt, seinen Stab kampfbereit umklammernd. Keuchend rannte er den Waldweg entlang, über die Lichtung hin zum Zeitenbaum, wo er Inuyasha und Kikyou vermutete. Am Rande seiner Wahrnehmung konnte er eine vage bekannte Dämonenaura ausmachen, die sich schnell näherte. War das... ? Ja. Inuyashas älterer Halbbruder. Was wollte der hier? Er war doch nicht für diese mysteriösen Umstände verantwortlich, oder doch?

Mit wehenden Gewändern trat der Mönch schließlich durch die dichten Büsche, die den Zeitenbaum umgaben und näherte sich vorsichtig.

Doch was er dort sah verschlug im die Sprache und raubte ihm den Atem.

Kapitel 3 – An schwarze Fäden geleint (Seelenfinsternis)

Fassungslos blinzelte Miroku. Das durfte nicht wahr sein, seine Augen spielten ihm sicher nur einen bösen Streich! Doch die Wirklichkeit war furchtbarer, als er sie sich in seinen schrecklichsten Träumen ausgemalt hatte. Dort unter dem Zeitenbaum standen Naraku und Kikyou friedlich beisammen. Zu ihren Füßen lagen Kagome, Inuyasha und Sango auf dem Boden, alle in tiefer Bewusstlosigkeit gefangen. Was in aller Welt war nur geschehen? Warum gingen der Spinnendämon und die Hüterin des Juwels so vertraut miteinander um? Miroku beschloss noch etwas in seinem Versteck zwischen den Büschen auszuharren und die beiden zu belauschen. Vielleicht konnte er so herausfinden, was da gerade vor sich ging. Nichts Gutes, so viel ahnte er bereits jetzt.

„Wie lange wird es dauern, bis das Halbblut sich von deinem Kuss erholt haben wird?“, fragte Naraku die tote Priesterin mit kalter Berechnung. Kühl und ohne jede Emotion wurde ihm geantwortet: „Nicht vor morgen früh, das Gift auf meinen Lippen wird ihn lähmen, da hilft ihm auch sein Youkaiblut nicht.“ Zufrieden grinste der Ränkeschmied. „Also wird er unseren Plänen nicht in die Quere kommen.“ Wie ein ausgehungertes Raubtier umkreiste Naraku die so seltsam ruhige Kikyou, gierig glitt sein Blick über ihren Körper und verharrte dann auf ihrer Brust. „Das schwarze Juwel, es steht dir, meine Schöne“, murmelte er gedankenverloren und seine langgliedrigen Finger spielten mit dem Kleinod, das um ihren Hals baumelte. Mirokus Augen folgten der Hand. Das Juwel, es war pechschwarz und tief verdorben! Der Funken Licht, den Kikyou in dem Juwel verborgen hatte, um Naraku damit zu läutern, er war in der Dunkelheit erloschen. Er besah sich Kikyou genauer. Die Untote hatte schon immer eine kühle Ausstrahlung, aber nun wirkte sie so tot, so seelenlos war sie. Ihr Gesicht war leer, eine starre Maske und die Augen hatten das sonst so entschlossene Feuer verloren. War das überhaupt Kikyou oder hatte Naraku wieder einmal eine Kreatur erschaffen, die diesmal aussah wie die Miko?

Vorsichtig sah sich der Mönch um. Er hatte sich zwar zwischen den Sträuchern verborgen, aber er musste aufpassen und durfte sich nicht bewegen. Immer noch kreisten die Seelenfänger über seinem Kopf durch die Kronen der Bäume. Angestrengt überlegte er. Wenn das nicht Kikyou war, warum umschwärmten sie dann ihre Diener und brachten ihr weiter die Seelen der Verstorbenen? Wenn es doch Kikyou war, wieso war sie so anders und machte gemeinsame Sache mit Naraku? Besorgt sah er zu Sango, die regungslos zwischen den mächtigen Wurzeln des Baumes lag. Würde sie es überstehen, wenn er noch länger lauschte? Er war so hin und her gerissen; sein Herz befahl ihm sofort die Dämonenjägerin zu retten und sie zu versorgen, aber sein Verstand gebot ihm die Gelegenheit weiter zu nutzen und ihren eingeschworenen Erzfeind zu belauschen. Verzweifelt rang er mit sich, hektisch wechselte sein Blick immer wieder zwischen Kikyou und Sango. Sollte er auch nur das leiseste Gefühl haben, dass Sango etwas zustoßen könnte, würde er eingreifen.

Naraku hatte inzwischen das Kinn der toten Miko in seine Hand genommen. Tief sah er ihr in die trüben Augen, er schien etwas darin zu suchen. „Inuyasha…. Töte ihn. Ich habe keine Verwendung für ihn und er steht mir schon zu lange im Weg“, ordnete er kalt an. Die Antwort auf den Befehl war noch eisiger: „Ja, Meister.“ Zufrieden mit dem Gehorsam seiner Dienerin zog der Spinnendämon sie dichter an sich heran. „Es ist ein Jammer, dass ich nicht schon viel früher auf den Gedanken gekommen bin und dir deine Widerspenstigkeit mit dem Juwel ausgetrieben habe. Eine solche Schönheit…. Verschwendet sich an einen erbärmlichen Köter. Aber jetzt gehörst du mir.“ „Ja, Meister“, antwortete Kikyou wieder monoton. Es schien sie weder im Guten noch im Schlechten zu berühren, dass Naraku sie umgarnte und seine Hand immer wieder in einer Mischung aus Zärtlichkeit und Gier über ihr Gesicht strich. Ihm war das jedoch völlig gleich, das Herz Onigumos hatte endlich aufgehört ihn zu quälen und seine Kraft zu blockieren, da es nun hatte, nach was es sich verzehrte. Grob zog er das Gesicht der Miko zu sich und raubte ihr einen hungrigen Kuss von den Lippen.

Miroku analysierte das Schauspiel, welches sich ihm gerade bot. Es war tatsächlich Kikyou, denn Onigumos Herz würde nie einer Täuschung aufsitzen. Durch das schwarze Juwel musste Naraku sie wohl unter einen Bann gestellt haben, der sie zu seiner willenlosen Marionette machte, eine seelenlose Dienerin, die jedem Befehl ihres Meisters hingebungsvoll folgte. Es fehlten nur noch wenige Splitter um es zu vervollständigen. Vielleicht war es auch nur noch ein großer Splitter, er war sich nicht sicher. Für Inuyasha hatte der dunkle Hanyou keine Verwendung, für Sango wohl ebenfalls nicht. Seine Liebste war wohl eine Art Beifang zu Kagome. Inuyasha schien gezielt zu diesem Ort gelockt worden sein von Kikyou… Hatte sie nicht etwas von einem vergifteten Kuss gesagt? Offenbar wollte sich die Spinne endgültig ihres härtesten Widersachers entledigen. Ihm wurde Angst und Bange um Sango, doch je mehr er in Erfahrung bringen konnte, desto besser konnten sie die abscheulichen Pläne vereiteln.

„Töte ihn!“, zischte Naraku und seine Augen flammten in Vorfreude auf.
 

Das Unterholz erzitterte und die Tiere, die sich darin verbargen, flüchteten panisch. Wie ein Pfeil flog Sesshoumaru durch den Wald, immer der schwachen Fährte Narakus folgend. Zu dem widerwärtigen Gestank und dem Verwesungsgeruch der toten Miko kamen nun auch andere hinzu, das Bild in seinem Kopf gewann an Kontur. Ein verächtliches Knurren entwich seiner Kehle, als er den Geruch seines Bruders erkannte. Das dreckige Halbblut sollte es ja nicht wagen ihm seine Rache zu nehmen und das andere Halbblut vor ihm zu töten. Naraku würde dafür büßen ihn, Sesshoumaru, als seinen Lakaien benutzt zu haben und seine schmierigen Finger nach Rin ausgestreckt zu haben. Niemand kam ungeschoren davon, der den Zorn des Herrn der westlichen Länder auf sich gezogen hatte.

Etwas irritierte ihn aber. Die Spuren der unterschiedlichen Düfte bewegten sich nicht, wirbelten nicht durcheinander, sondern verharrten still an einem Platz. Sie kämpften nicht, er witterte nicht einmal Aggression, geschweige denn Blut. Wieder zog er tief die Luft ein, konzentrierte all seine Sinne auf die versteckten Botschaften darin. Nein, kein Kampf, kein Adrenalin. Sein Halbbruder war wohl geschlagen, anders konnte er sich die Situation nicht erklären. Unwahrscheinlich war es nicht, der Hanyou war ein elender Schwächling und ohne sein Schwert ein leichter Gegner. Sesshoumaru wischte den Gedanken aus seinem Geist. Was kümmerte ihn das Schicksal Inuyashas? Bedauerlich war nur, dass er es nicht war, der den vorlauten Halbdämon beseitigt hatte.

Der Wind trug aber noch einen anderen Duft an ihn heran. Kirschblüte und Lotus; Schönheit und Reinheit. Er erkannte auch diesen Duft, auch wenn er sich wünschte, ihn vergessen zu können. Etwas daran hatte einen Fluch auf ihn gelegt, schwächte ihn und hielt ihn davon ab, die Quelle des unseligen Geruchs endlich zu eliminieren. Er erinnerte sich genau an den Tag, als er das erste Mal ihr gegenüber stand. Sie war es, die ihm Tessaiga stahl, es aus dem Stein zog und etwas an ihr hatte ihn schon damals daran gehindert ihr ein blutiges Ende zu bereiten. Etwas in ihm hatte ihn gestoppt, hatte seine Entschlossenheit geschwächt. Die seltsame Miko, die seinen Bruder begleitete, hatte den Kampf unbeschadet überlebt und er selbst hatte seinen linken Arm eingebüßt. Ein weiteres Bild schlich sich in seinen Verstand, ein Haus tief im Wald. Ja, er erinnerte sich nur zu gut daran. Der Giftmischer der Shichinintai hatte sie betäubt und war kurz davor gewesen sich an ihr zu vergehen. Eigentlich konnte es ihm egal sein, was aus dem Mädchen wurde, aber kaum hatte er ihren Duft eingeatmet, zwang etwas tief in seinem Inneren ihn dazu ihr zur Hilfe zu eilen. Es musste ein Fluch sein, den die Frau auf ihn gelegt hatte, warum sollte er sonst einem Menschen helfen wollen? Außerdem hatte sie auch einen Bann über Inuyasha gelegt, der Gedanke war also gar nicht so abwegig. Sobald er mit Naraku fertig war, würde er herausfinden, was es mit dieser Reaktion auf den Duft der Frau auf sich hatte… und dann würde sie bitter für ihr Werk bezahlen.
 

Das Dickicht um die Lichtung des Zeitenbaums raschelte. „Ich habe niemanden gefunden, Herr“, bedauerte eine alte Stimme. In Kikyous versteinertes Gesicht kehrte plötzlich wieder Leben ein. „Der Mönch und der Fuchs müssen noch in der Nähe sein, streng dich gefälligst an!“, keifte sie die Frau an, die zu Lebzeiten ihre Schwester war. „Wehe, sie stehen den Plänen unseres Meisters im Weg!“ Beschämt senkte Kaede den Kopf, dabei erhaschte Miroku einen Blick auf die Augen der alten Priesterin. Sie etwa auch? Die wachen Augen waren getrübt, kein Leben schien aus ihnen, nur duldsamer Gleichmut und Gehorsam spiegelte sich in dem fahlen Braun. Es war die einzige Erklärung, entschied Miroku. Dann war sie es wohl gewesen, die Sango und Kagome überwältigt hatte, kurz nachdem er mit Shippo gegangen war.

„Aber aber, meine Schöne“, schaltete sich nun auch Naraku in den Streit der zwei Frauen ein, „Sei nicht so ungeduldig. Deine Schwester hat uns gute Dienste geleistet bisher, ohne sie hätten wir Kagome nie so leicht bekommen.“ Dabei legte er wieder eine Hand auf die kalte Haut ihrer Wange. „Es wird sicher nicht nochmal so einfach sein, die Übrigen werden nun misstrauisch sein.“ Ängstlich suchten Kikyous Augen in Narakus Gesicht nach einer Spur des Ärgers, sie wollte nicht glauben, dass er die andere Miko so einfach davon kommen ließ. „Aber mein Herr, wenn Kagome befreit wird, dann-“ Sie kam nicht dazu ihre Sorgen auszudrücken, denn Naraku schnitt ihr das Wort ab. „Genug! Zweifelst du etwa an mir?“ Sofort wandte sie sich ab und starrte erneut verlegen zu Boden. „Nein, mein Herr.“ Der Meister der Intrigen ließ seinen Blick ohne Ziel über den nahen Wald schweifen. Nachdenklich sinnierte er: „Sie werden uns finden… bald.“

Erschrocken zuckte Miroku zusammen. Hatte er ihn etwa entdeckt? Er duckte sich sofort etwas tiefer hinter den dichten Bambus und achtete darauf ja kein verdächtiges Geräusch zu verursachen. Das war übel… Kaede stand ebenfalls unter Narakus Kontrolle und er hatte Sango und Kagome allein mit ihr gelassen. Da niemand auch nur den leisesten Verdacht geschöpft hatte, war es sicher ein leichtes für sie gewesen die beiden zu überwältigen. War das seltsame Verhalten von Kaede heute schon Teil des Plans, war ihre Vorahnung nur gespielt? Er war wütend auf sich so unwissend in Narakus Netz gegangen zu sein – wieder einmal. Der vernünftige Teil seines Ichs wies ihn zwar energisch darauf hin, dass es keinen Grund gab mit sich selbst zu hadern, aber die Sorge um seine geliebte Dämonenjägerin raubte ihm den Verstand. Hätte er sie doch nicht allein gelassen…. Aber höchstwahrscheinlich wäre er dann auch von Kaede aus dem Hinterhalt besiegt worden. Jetzt war er wenigstens frei und konnte versuchen sie zu retten.

Ruhig standen die beiden Schwestern da, ihre leeren Augen starrten ins Nichts. Sie standen beide unter Narakus Fluch, warteten auf neue Instruktionen. Der finstere Hanyou beendete sein Nachdenken und löste seinen Blick von der grünen Wand aus Blättern, die sie umgab. „Es dauert sicher nicht mehr lange, bis wir gestört werden. Wir sollten uns der lästigen und unnötigen Gefangenen entledigen.“ Mit einem diabolischen Lächeln schaute er zu dem am Boden liegenden Hanyou. Oh, wie er sich freute diesen nervigen Störenfried endlich zu beseitigen. Viel zu lange schon durchkreuzte er immer wieder seine Pläne, er begann wirklich lästig zu werden. Das Herz Onigumos schlug schneller in seinem Körper. Endlich würde der Mann sterben, der ihm die Liebe der schönen Priesterin gestohlen hatte. Nie mehr würde er sie bezaubern können oder ihr auch nur zu nahe kommen…

Aber trotz dieser bösartigen Vorfreude konnte Naraku der Versuchung nicht widerstehen das Schicksal seines Feindes ganz besonders grausam zu besiegeln. „Kikyou, tu es! Töte ihn endlich, töte Inuyasha!“ Seine Stimme hallte harsch über die Lichtung, die Wut hatte ihr mehr Volumen als beabsichtigt gegeben. Stumm und ohne Gefühlsregung griff sie nach dem Bogen, der in dem Köcher auf ihrem Rücken verstaut war und spannte einen Pfeil. Doch kaum visierte sie ihr Ziel an, wich die Entschlossenheit aus ihr. Ein Zittern ging durch ihre Arme in ihre Hände, der Bogen bebte unter ihrer nervösen Anspannung, doch sie ließ ihn nicht sinken. Immer wieder verzog sich ihr zuvor noch so ausdrucksloses Gesicht zu Fratzen, in ihrer Brust schienen zwei Seelen zu kämpfen. Gebannt starrte Miroku Kikyou an. War da noch die richtige Kikyou, irgendwo in den Tiefen und versuchte sie gerade ihre erste Liebe vor dem sicheren Tod zu retten? Die surrealen Grimassen deuteten darauf hin.

„Tu es endlich!“, spie Naraku ungeduldig aus und erdolchte die Miko fast mit seinem stechenden, aggressiven Blick. Doch wie erstarrt stand Kikyou weiter vor dem bewusstlosen Hanyou, einen Pfeil gespannt und zum Schuss bereit. Die Spitze hatte aber kein festes Ziel, sie zitterte in ihren Händen und zielte auf den Boden. „Los!“, spornte sie wieder Narakus Stimme an, die sich inzwischen vor Wut überschlag und mehr ein Kreischen war.
 

„Inuyasha…“ Eine stumme Träne rann über ihre kühle Wange, bildete einen Tropfen an ihrem Kinn und fiel einen Moment später zu Boden. Der Aufschlag auf dem staubigen Boden setzte eine Kaskade von Ereignissen in Gang.

Naraku explodierte förmlich vor Wut, seine Aura breitete sich rasend schnell um ihn herum aus und die schlaffen Fangarme, die eben noch entspannt von seinem Rücken hingen, wurden von zorniger Spannung durchfahren. Er musste seine Wut kanalisieren, sie brauchte ein Ziel – nein, besser, ein Opfer – und seine glühenden Augen entdeckten den regungslosen Leib der Dämonenjägerin. Die gewaltigen Tentakel rasten auf ihr Opfer zu, doch Miroku stürzte im gleichen Moment aus seinem sicheren Versteck. Im letzten Moment schaffte er es seinen Stab gegen die Fangarme zu schlagen und so Sango davor zu bewahren durchbohrt und aufgespießt zu werden. Schützend stellte er sich vor sie. „Sieh an“, lächelte Naraku höhnisch, „Bist du also doch noch gekommen um deine Teuerste zu retten?“ Miroku zog es vor nicht darauf zu antworten und umgriff seinen Stab mit grimmiger Entschlossenheit. „Schön, dann habe ich euch fast alle zusammen.“

Eine fremde Präsenz drängte plötzlich in das Bewusstsein des Mönchs, die sich mit rasender Geschwindigkeit näherte. Auch Naraku und die beiden gebannten Mikos sahen auf und spähten angespannt in das Dickicht um sie herum. Ein lautes Knacken im Geäst, kaum verhallt und einen Wimpernschlag später stand Sesshoumaru mit gezogenem Schwert auf der Lichtung. Sein kalter, abschätziger Blick lag auf Naraku. Angewidert verzog er kaum merklich den Mund, der Gestank des Spinnendämons war kaum zu ertragen, besonders in Verbindung mit dem Todeshauch, der von Kikyou ausging. Der Daiyoukai schwieg, was sollte er auch sagen? Er war nie ein Freund vieler oder großer Worte im Kampf gewesen und dieses größenwahnsinnige Halbblut war unter seiner Würde. Ruhig und ohne das geringste Zeichen von Anstrengung stand er in Mitten der Lichtung und richtete die Spitze Tokijins auf die Brust seines Widersachers.

Unauffällig wanderte Narakus Blick zur Seite und traf auf Kikyou. Ein kurzes Aufblitzen in den roten Augen überbrachte den stummen Befehl an seine unfreiwillige Dienerin, die nun wieder vollständig unter seinem Bann stand. Nun, da das Netz gesponnen war, konnte sich der Hanyou wieder auf seinen Gegner konzentrieren, der von den Ränken nichts bemerkt hatte. „Sesshoumaru-sama, was verschafft mir die Ehre?“, begann er spöttisch zu sprechen und vergaß dabei nicht die formelle Anrede ganz besonders zu betonen. Er konnte diesen aufgeblasenen Daiyoukai noch nie leiden, er war einst eine willkommene Spielfigur, die er gegen Inuyasha ins Feld schickte. Aber der unsägliche Stolz des Herrn der westlichen Länder machte ihn völlig unbrauchbar für seine Pläne, er war einfach nicht zu kontrollieren und das machte ihn zu einem unkalkulierbaren Risiko. Schnell hatte er ihn wieder fallen lassen und musste sich jetzt mit der gekränkten Eitelkeit des Inuyoukai herumschlagen. Eigentlich war das nie mehr als zeitraubend und manchmal auch vergnüglich, doch heute war er wirklich störend.

Die hämische Anrede brachte Sesshoumarus sowieso schon sehr strapazierten Geduldsfaden zum Reißen. Mit übermenschlicher Geschwindigkeit holte sein Schwert Schwung und er zielte auf die Flanke Narakus. Doch im gleichen Moment dirigierte Kikyou mit einem Fingerwink Kaede in die Bahn der Klinge und ohne jede Gefühlsregung benutzte sie den Körper ihrer einst jüngeren Schwester als Schild um ihren Meister zu schützen. Tokijin schlug eine tiefe, klaffende Wunde in die Seite der alten Priesterin, die aber nicht den leisesten Laut des Schmerzes von sich gab. Er knurrte verärgert, diese beiden Menschenfrauen wagten es tatsächlich sich zwischen ihn und sein Opfer zu stellen. Naraku nutzte die kurze Irritation des Daiyoukai und verschwand in einer dichten Wolke Miasma. Er hatte Pläne und diese würde er sich nicht von einem nach Rache gierenden Köter durchkreuzen lassen!

Angewidert zog Sesshoumaru sein Schwert aus dem Körper der alten Priesterin. Er hasste den Geruch, der aus dem Körper sterbender Menschen strömte; alles, was ihn an Menschen schon immer abstieß, manifestierte sich darin. Kaede fiel vorneüber und blieb regungslos am Boden liegen. Miroku hatte den kurzen Kampf entsetzt verfolgt. Sango hatte er dicht an sich gezogen, er hatte seinen Arm unter ihren Rücken gelegt und versuchte sie langsam in eine Position zu ziehen, in der er schnell mit ihr in den Wald fliehen können würde. Fassungslos starrte er Kikyou an, er konnte einfach nicht glauben, dass sie erbarmungslos und ohne zu zögern ihre eigene Schwester geopfert hatte, nur um ihren eigentlichen Erzfeind Naraku zu beschützen. Hatte er sie wirklich so sehr unter Kontrolle gebracht, dass sie jedem noch so brutalem Befehl gehorchte? Schnell verschaffte er sich einen kurzen Überblick über das Geschehen. Inuyasha lag immer noch bewusstlos am Boden, genau wie Kagome, aber außer ihrer Betäubung schienen die beiden unverletzt zu sein. Gut, denn er würde es nicht schaffen die beiden und auch noch Sango vor einem kaltschnäuzig mordenden Daiyoukai und einer besessenen Kiykou zu beschützen. Er wusste, wie sein Herz sich im Zweifel entscheiden würde und der Gedanke daran bescherte ihm schon jetzt ein schlechtes Gewissen.

Sesshoumaru und Kikyou standen sich gegenüber, getrennt wurden sie nur durch den toten Körper, der zwischen ihnen lag. Ihre Blicke hielten den des anderen gefesselt, fochten so ein stummes Duell aus. Kikyou hatte schon die ganze Zeit über den Pfeil an der Sehne liegen, der eigentlich für Inuyasha bestimmt gewesen war. Ohne ihre Augen abwenden zu müssen prüften ihre Finger den Sitz des Holzschafts auf der Sehne und spannten diese. Sesshoumaru entging nicht, dass die untote Priesterin sich für den gleich ausbrechenden Kampf vorbereitete und seine Klauen umfassten das Heft Tokijins wieder fester.
 

Doch eine Brise von Kirschblüte und Lotus riss ihn aus seiner Konzentration. Angespannt und hektisch zuckte seine Aufmerksamkeit über die Lichtung zu der jungen Frau. Er hoffte, dass Kikyou seine Unkonzentriertheit nicht bemerkte. Langsam kehrte wieder Leben in die junge Frau, die auf dem Boden unter dem Zeitenbaum lag. Müde blinzelte Kagome, ihre Augen flatterten und ihre Wahrnehmung war verschwommen. „Sesshoumaru`“, flüsterte sie kraftlos.

Kapitel 4 – Aufgelöst (CreamOverMoon)

Kagome spürte wie ihr Bewusstsein wieder langsam zurückkehrte. Sie konnte ihren Herzschlag spüren, der kräftiger zu werden schien. Dumpf suchten sich Geräusche den Weg zu ihren Ohren und ihr Geruchsinn kehrte zurück. In ihrem Kopf hämmerte es schmerzhaft als ihr Gehirn versuchte, die Informationen zu verarbeiten. Langsam kam die Erinnerung zurück. Kaede! Was war passiert, warum hatte die alte Miko sie vergiftet? Und Sango!

Kagome öffnete die Lippen einen Spalt, sog vorsichtig die Luft ein und schmeckte den herben Geschmack des Waldes. Ein Ast knackte in der Nähe. Sie konnte einen Hauch von Miasma ausmachen. Naraku! Wie ein Blitz schoss ihr dieser Name durch den Kopf. Steckte er dahinter? Jemand redete. Zuerst verstand die junge Miko nur undeutliches Murmeln bis die Worte dann klarer an ihre Ohren drangen. Inuyasha war auch hier und Kikyo zusammen mit Kaede! Sie konnte dem Gespräch entnehmen, dass Kikyo Inuyasha gelähmt hatte, mit einem Kuss. Wie widerwärtig. Standen Kikyo und Kaede etwa unter dem Bann ihres Erzfeindes? Kagome versuchte sich zu bewegen, die Augen zu öffnen. Aber ihr vergifteter Körper reagierte nicht. Sie konnte gar nichts machen, nur hier liegen und zuhören. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Sie lag da wie auf dem Präsentierteller, wartete quasi nur darauf von Naraku hingerichtet zu werden! Dieser abscheuliche Hanyou hatte es wieder ein Mal geschafft sie alle in die Falle zu locken. Was sollte nun werden, da sie, Inuyasha und auch Sango außer Gefecht gesetzt waren? Schmerzhaft bahnten sich die Gedanken einen Weg durch ihre stumpfen Synapsen auf der Suche nach einer Lösung, einem Entkommen aus dieser ausweglosen Situation.
 

Sie ließ ihre Sinne wandern, versuchte sich zu konzentrieren, innerlich die Ruhe zu bewahren. Da konnte sie plötzlich ein Youki spüren. Ein sehr starkes Youki, das sich in atemberaubender Geschwindigkeit näherte! Sollte etwa ein Dämon der Held sein? In ihrem Kopf machte sich ein grimmiges Lächeln breit, als sie die dämonische Energie erkannte. Und wieder einmal durchkreuzte der Inuyoukai die Pläne des dunklen Hanyous. Da befahl Naraku Kikyo den Inuhanyou zu töten und Kagome spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. In Gedanken flehte sie die Kamis an, Sesshoumaru möge sich beeilen. Sie betete und bat und wenn sie gekonnt hätte, wäre sie auf die Knie gefallen und im Dreck gekrochen. Dann passierte plötzlich ganz viel auf einmal! Narakus Youki explodierte in einer Welle aus Wut und Kagome konnte spüren, wie seine Tentakel durch die Luft schossen, direkt auf Sango zu! Dann hörte sie ein Rascheln im Busch und plötzlich war Mirokus Anwesenheit neben ihr auf die Knie gegangen, schien sich über die Dämonenjägerin zu beugen. Ein weiteres Knacken im Geäst und endlich war Sesshoumaru da!
 

Das nächste, was die junge Miko spürte war, wie der Daiyoukai mit einem Angriff nach vorne auf Naraku zu preschte, mit seinem Dämonenschwert plötzlich Kaede durchbohrte und wie der Spinnenhanyou im nächsten Moment in einer Wolke aus Miasma verschwand. Bei Kami, Kaede! Das Wissen um den heimtückischen Tod der Alten gab Kagome endlich die Kraft die Augen zu öffnen, sich kaum merklich zu bewegen und endlich wieder voll zu sich zu kommen. Ihr Blick klärte sich nur langsam und schemenhaft konnte sie Kikyo dort stehen sehen, mit gespanntem Pfeil in ihrem Langbogen, die Waffe direkt auf Sesshoumaru gerichtet. Zu ihren Füßen lag die alte Miko, mit leeren, toten Augen; kalt, ohne Leben. Kagome schluckte. Da legte sich der goldene, kühle Blick des Daiyoukais auf sie. Sie sah ihn an, sah nur das intensive Leuchten dieser Raubtieraugen. Wieso starrte er sie so an? Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie Kikyo den Pfeil noch mehr spannte und höher hielt, die Spitze zeigte auf Sesshoumarus Herz. Kagome riss sich zusammen.
 

„Sesshoumaru...“ brachte sie mühsam und mit zittriger Stimme hervor. Es sollte eine Warnung sein, glich doch mehr einer erleichterten Feststellung. Kikyo wandte den Blick nicht von dem Hundedämon ab und mit Entsetzen musste Kagome feststellen, dass Sesshoumaru die Entschlossenheit in dem Blick der Toten nicht wahrnahm. Sie stemmte sich zitternd auf ihre Hände, öffnete die Lippen und brachte keinen Ton hervor. Ein Funken durchzog den kalten Blick des Inuyoukais und nach wie vor ruhte seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf ihr. Sesshoumaru! Schrie sie in Gedanken. Und im selben Moment, als Kikyo den Pfeil los ließ, stieß Kagome sich vom Boden ab, hechtete nach vorne, zwischen das tödliche Geschoss und den kaum merklich irritiert wirkenden Herren der Hunde.
 

„Kirara, ich finde es ist jetzt wirklich Zeit, mal von der Luft aus zu gucken, wo wir sind!“ sagte Shippo bestimmt, doch konnte er das Zittern in seiner kindlichen Stimme nicht verbergen. Seit bestimmt einer Stunde irrte er nun schon mit der kleinen Dämonenkatze durch den Wald und er hatte Angst, sehr sogar! Mit einem Mal war Miroku einfach weg gewesen, wie vom Erdboden verschluckt und egal, wie sehr sie auch suchten, er war nicht auffindbar. Irgendetwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu! Zumal Shippo nicht die geringste Fährte aufnehmen konnte. Es roch einfach... nach nichts, nach gar nichts! Der Wald war viel zu ruhig, weder Tiere noch Dämonen waren zu spüren oder zu hören. Argwöhnisch sah der kleine Fuchsdämon sich um, zuckte nervös mit dem Schweif und hielt sich selbst die Arme. Da war mit Sicherheit etwas faul, das musste eine Falle sein! Naraku? Kirara maunzte und holte Shippo aus seinen Gedanken. Im nächsten Moment stand eine gigantische Dämonenkatze vor ihm und fauchte laut. Die Flammen züngelten um ihre Fesseln und ihr Doppelschweif peitschte angriffslustig hin und her. Der kleine Youkai war mit einem Satz auf ihrem breiten Rücken und hielt sich im buschigen Nackenfell fest. Kraftvoll stieß Kirara sich vom Boden ab und peitschte nach oben. Sie wollte über die hohen Baumkronen, sich einen Überblick verschaffen. Doch noch bevor sie die letzte Baumspitze überwunden hatte, prallte sie mit voller Wucht auf ein unsichtbares Hindernis! Schmerzhaft schrie sie auf und taumelte in der Luft, drohte zu fallen. Shippo schrie erschrocken und krallte sich noch fester in das sandfarbene Fell.

Doch Kirara fing sich wieder und landete federweich auf dem erdigen Waldboden. Irritiert sah sie Shippo an. Angstvoll starrte er in den Himmel. Ein Bannkreis hielt sie gefangen, so viel war sicher. Nur wie sollten sie hier wieder raus kommen?! Er seufzte.

„Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als einfach gerade aus weiter zu laufen und zu hoffen, dass der Bannkreis irgendwo ein Loch hat...“ sagte er resigniert und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Zur Sicherheit blieb Kirara in ihrer verwandelten Form.
 

Wenige Zeit später erreichten die beiden Gefährten den Waldrand und vor ihnen erstreckte sich eine weite Lichtung voller Blumen. Skeptisch trat Shippo näher und streckte die kleine Hand aus. Ein bläulicher Blitz durchzuckte die stille Luft und mit einem Schmerzenslaut zog er schnell die Hand zurück. Die Blumenwiese wirkte verschwommen, als läge sie hinter Wasser durch dessen Oberfläche ein Stein gebrochen war und das nun Wellen schlug. Shippo ließ sich auf sein Hinterteil plumpsen und schaute grimmig auf die Wiese. Neugierig und abwartend sah die Dämonenkatze ihn an, doch der kleine Fuchs schnaubte nur verärgert. Das ging ihm wirklich auf den Geist! Seit einer halben Ewigkeit streiften sie durch diesen verdammten Wald, mutterseelenallein und es passierte einfach gar nichts!

Da durchzog plötzlich eine Energiewelle die Umgebung und vor seinen ungläubigen, weit aufgerissenen grünen Augen verschwand der Bannkreis plötzlich!

„Eh?“ stotterte er und suchte den Himmel ab. „Ah, da, daaaa! Kirara, da ist Narakuuuu!“ schrie der kleine Fuchs aufgeregt, zeigte mit dem Finger in den Himmel auf eine lilafarbene Wolke und rannte dabei ängstlich hinter die große Dämonenkatze. Doch so schnell der Widersacher aufgetaucht war, so schnell verschwand er auch wieder. Vorsichtig lugte Shippo hinter Kirara hervor und in diesem Moment konnte er auch wieder Vögel zwitschern hören. Die Gefahr war also vorüber und der Bannkreis definitiv weg!

Doch was war passiert? Er schaute in die Richtung, aus der die Miasmawolke gekommen war und zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Eine Falle von dem dunklen Hanyou?

„Los Kirara, irgendwo dort muss ein Kampf stattgefunden haben!“ rief er und rannte los. In Gedanken war er bei seinen Freunden und betete, dass es ihnen gut ginge.
 

Kaum merklich weiteten sich Sesshoumarus Augen und obwohl er es nicht wollte, konnte er in diesem Moment keinen klaren Gedanken fassen. Diese Hexe! Sie wagte es? Die tote Miko gehörte ihm, genau wie Naraku! Wie konnte dieses dumme Gör es wagen, sich zwischen ihn und seine Beute zu stellen?

Kagome keuchte erschrocken auf und sah den lodernden Zorn in den Augen des Inudaiyoukais aufblitzen. Wie in Zeitlupe ging sie zu Boden und er stand still da, ganz ruhig und gefasst. Doch sie hatte es gesehen, die kaum wahrnehmbare Emotion in seinem kalten, abschätzigen Blick. Mit einem dumpfen Schlag landete sie auf dem grasigen Boden, doch sie spürte den Aufschlag nicht. Kein Schmerz durchzuckte sie und nur ein Flüstern kam über ihre Lippen, als sie abermals seinen Namen sagte.

Erschrocken ließ Kikyo den Bogen sinken. Dafür würde Naraku sie hinrichten! Sie hätte ihm gehören sollen. Entschlossen blickte sie in den Himmel und rief einen stummen Befehl. Angespannt verfolgte sie Sesshoumarus Reaktion, doch er stand nur still da und starrte wütend auf Kagome.

Wie er diesen Geruch hasste! Der Gestank des Todes machte sich abermals breit und er war versucht, einfach die Luft an zu halten.

„Ka...Kagome..-sama...“ stotterte da eine männliche Stimme fassungslos. Miroku saß wie gelähmt da, hielt seine Sango in Händen und wiegte sie hin und her. Sein starrer Blick war auf die schwarzhaarige gerichtet, die unbewegt vor ihm auf dem Boden lag. Ein Pfeil steckte in ihrer Brust, direkt in ihrem Herzen. Genervt verengte der Lord die Augen zu Schlitzen und nahm die wiedererweckte Miko in Augenschein, die dieses Chaos angerichtet hatte. Ein unwillkürliches aggressives Knurren drang aus seiner Kehle, doch noch bevor er etwas unternehmen konnte, war die Luft von einem unnatürlichen Pfeifen erfüllt, welches sich schmerzhaft in seinen empfindlichen Ohren breitmachte. Der Himmel verdunkelte sich kurzweilig und leuchtende, bläulich-weiße Schlangen durchzogen die Umgebung. Im nächsten Moment war Kikyo von ihren Seelenfängern umfangen und wurde wie in einer leuchtenden Kugel davon getragen. Voller Zorn starrte Sesshoumaru der toten Priesterin nach. Dafür würden sie und Naraku büßen! Sicherlich war dies nicht der eigentliche Plan des elendigen Hanyous gewesen, dennoch, er hatte es geschafft Sesshoumaru für seine Zwecke zu missbrauchen. Durch ihn war seine ärgste und gefährlichste Widersacherin gestorben. Wortlos und ruhig steckte der Lord sein Tokejin in die Scheide zurück und sein kühler Blick ruhte auf der toten Frau vor seinen Füßen. Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht?! Hatte sie tatsächlich angenommen, ein Pfeil der anderen Priesterin würde ihm schaden? Er schnaubte leise. Dummes Weibsbild! Ärgerlich nahm er zur Kenntnis, dass sich ihr Geruch verflüchtigte, von dem Geruch des Todes durchzogen wurde. Die Kirschblüten verwelkten.
 

Fassungslos starrte Miroku auf das Bild vor sich. Kagome war tot! Von Kikyo niedergeschossen, einfach so! Er schluckte einen schweren Kloß herunter und blinzelte die aufkommenden Tränen weg. Männer weinten nicht. Stumm richtete er seinen Blick auf die geliebte Dämonenjägerin, die friedlich in seinen Armen zu schlafen schien. Vorsichtig wiegte er sie hin und her und drückte sie noch ein wenig fester an sich. Dann geschah etwas, womit keiner gerechnet hatte.

Sesshoumaru atmete tief ein und besah sich für einen kurzen Moment die Gegebenheiten. Da saß der Houshi mit der Taijiya in den Armen, daneben lag der immer noch bewusstlose Inuyasha. Der Daiyoukai konnte schwach dessen Herz flattern hören. Gut, er war also nicht tot. Wenigstens das hatte ihm Naraku nicht wegnehmen können. Wenn, dann würde er, Sesshoumaru, diesen großspurigen Halbdämonen zur Stecke bringen! Abermals entwich ihm ein leises Knurren. In der Nähe konnte er zwei schwache Dämonenauren ausmachen. Waren das nicht die anderen Gefährten, dieses Fuchs und die Katze? Er fasste einen Entschluss. Geschmeidig ging er in die Knie, legte vorsichtig seinen einen Arm um die tote Kagome, hob sie auf und drückte sie an sich. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging leisen und eleganten Schrittes davon. Ungläubig starrten ihm blaue Augen hinterher.

Was hatte der Lord denn mit Kagome vor? Sie war doch tot, bei Kami! Konnte er sie nicht hier lassen, damit sie sich wenigstens würdig von ihr verabschieden könnten?! Zorn erfüllte den Mönch und dann kamen doch die lange zurück gehaltenen Tränen. Stumm saß er da und trauerte, salziges Nass lief über seine Wangen und sammelte sich am Kinn. Die Tränen tropften geräuschlos auf das Gesicht Sangos. Ihre Lider flatterten und vorsichtig öffnete sie die braunen Augen einen Spalt breit. Ein Stöhnen entwich ihren Lippen und holte Miroku in das hier und jetzt zurück. Aufmerksam beobachtete er die Jägerin und redete beruhigend auf sie ein, wiegte sie sachte. Ein Rascheln im Gestrüpp ließ seinen Kopf alarmiert herumfahren, doch da traten Shippo und Kirara hervor. Voller Entsetzen starrten sie auf das Bild, das sich ihnen bot.

Da lag Kaede tot im Dreck, die Augen noch weit geöffnet. Shippo schluckte laut und Kirara verwandelte sich zurück und war sofort an der Seite Sangos.

„Ah... was ist denn passiert? Wo bin ich? Kagome?“ stammelte die Jägerin kraftlos und hielt sich den schmerzenden Kopf. Zittrig richtete sie sich auf und sog scharf die Luft ein als sie Kaede erblickte. Inuyasha war immer noch bewusstlos.
 

„Kagome...?“ fragte sie zögerlich und suchte in Mirokus Blick nach einer Antwort. Ein Schatten legte sich auf das sonst so klare Blau seiner Augen und eine weitere kleine Träne bahnte sich ihren Weg. Ganz langsam schüttelte er den Kopf und ein verzweifelter Ausdruck machte sich breit. Da begann auch Sango zu realisieren, was mit Kagome geschehen war. Entsetzt starrte sie den Mönch an. Er brauchte einen Moment, dann räusperte er sich leise, schluckte schwer.
 

„Kikyo wollte Sesshoumaru erschießen, als Naraku Reißaus genommen hat... doch Kagome, sie - sie hat sich einfach... dazwischen geworfen. Kagome... Lord Sesshoumaru hat sie mit genommen...“ flüsterte Miroku erstickt und drückte Sangos Hand. Zischend stieß sie die Luft aus und ihre Augen huschten verzweifelt zu Inuyasha, als langsam die Erkenntnis durch ihren dumpfen und immer noch schmerzhaft pochenden Kopf sickerte.

„Oh bei Kami... wieso? Und wie sollen wir das Inuyasha nur beibringen? Dass sie gestorben ist, weil sie seinen Halbbruder schützen wollte? Oh, Kagome, du dumme Kagome! Nein, Kagome! NEIN!“ und ihre Stimme brach in einem lauten, herzzerreißenden Schluchzen und sie klammerte sich an den Mönch, drückte sich an seine Schulter und schrie voller Schmerz in den violetten Stoff. Shippo drückte sich an sie und starrte ungläubig von Kaede zu Miroku, dann zu Sango und zu Inuyasha, während stumme Tränen von seinen Wangen kullerten. Leise weinte er, konnte die Trauer nicht rauslassen. Kagome, seine Kagome!
 

Tot.
 

Und nicht einmal im Tod konnte sie ihre Ruhe finden. Was hatte Sesshoumaru, dieser aufgeblasene, kalte und herzlose Dämon nur mit ihr vor?

Kapitel5 - Die Frage lautet warum (Seelenfinsternis)

Was um alles in der Welt war nur mit ihm los? Mit kaum verhohlener Wut über sein eigenes – völlig schwachsinniges – Verhalten und blankem Unverständnis schoss Sesshoumaru wie ein Pfeil durch die klare Luft. Den toten Körper Kagomes hielt er weiter fest an sich gedrückt. Sie hatte Spuren hinterlassen, nicht nur sein Inneres war in Unordnung geraten, auch sein sonst strahlend weißer Haori war von dem Blut besudelt, das aus der Brust der Miko sickerte und den Stoff über seinem eigenen Herzen rot färbte. Angewidert verzog er das Gesicht, als er den sich ausbreitenden Fleck bemerkte. Er hasste den Gestank von menschlichem Blut, er ekelte ihn einfach an. Stechend metallisch, süßliche Fäulnis und noch etwas, für das ihm die Worte fehlten; Er konnte förmlich die Schwäche darin riechen. Alles, was er an Menschen verabscheute, war in diesem Duft vereint. Um sein Leiden noch zu vergrößern mischte sich langsam aber stetig der dumpfe Moder des Todes darunter und er fragte sich erneut, was um alles in der Welt ihn davon abhielt die stinkende Leiche auf der Stelle fallen zu lassen.
 

Dieser plötzliche Impuls, der ihn überkommen hatte, als er sie mit dem Pfeil in der Brust zusammenbrechen sah, wo kam er her? Das war nicht er selbst, er hatte keinerlei Interesse an der Miko. Für einen kurzen Moment hatte er versucht sich dem Drängen aus seinem Innern zu entziehen, hatte mit aller Kraft versucht sich einfach umzudrehen und sie im Dreck liegen zu lassen. Doch kaum hatte sich dieser Gedanke in seinem Kopf manifestiert, wurde der Zwang stärker. Etwas schrie laut auf in ihm, befahl ihm unmissverständlich, dass er den toten Körper der Priesterin aufnehmen solle. Wie um diesen Appell zu unterstreichen, krampfte sein Herz in der Brust, als er ein letztes Mal vergeblich versuchte sich diesem fremden Verlangen zu entziehen. Schließlich hatte er nachgegeben. Ein Kampf gegen einen unbekannten Gegner, den er einfach nicht mit seinen Sinnen fassen konnte, war sinnlos und vielleicht würde er auf diesem Wege Antworten finden. So hatte er sich den schlaffen Leib über die Schulter gelegt und war einen Augenblick später am Horizont verschwunden.
 

Die Frage war nur, was er mit der toten Gespielin seines Halbbruders tun sollte. Wer auch immer ihn dazu gezwungen hatte sie mit sich zu nehmen, hatte es versäumt weitere Anweisungen zu erteilen. Die Logik ließ eigentlich nur einen Schluss zu und würde so auch erklären, warum ausgerechnet er sie sich aufladen musste: Tenseiga. Er war der einzige Youkai auf der Welt, der mächtig genug war das heilende Tenseiga zu führen und so Tote der Hölle nochmals zu entreißen. Es erwachte die leise Hoffnung in Sesshoumaru, dass er nur ein Mittel zum Zweck sein würde und seine Rolle in dieser Schmierenkomödie endete würde, sobald er seinen Zweck erfüllt hatte. Aber warum hatte Kagome sich dann absichtlich vor ihn geworfen, um den für ihn bestimmten Pfeil abzufangen? Wenn diese Menschenfrau nicht so kolossal sinnlos und dumm gehandelt hätte, dann würden seine Gedanken sich jetzt nicht im Kreis drehen, seine Kleidung würde nicht nach Blut und Mensch stinken und er könnte seiner Wege gehen.
 

Gefährlich leise knurrte er. Wer auch immer es wagte ihn, Sesshoumaru, Herrn der westlichen Länder, als nützliches Werkzeug zu benutzen, würde es bitter bereuen. Es würde Blut regnen, wenn er demjenigen gegenüberstehen würde, an dessen Händen die Fäden dieses Spiels zusammenliefen. Niemand erteilte ihm Befehle, niemand machte sich über ihn lustig. Nicht ohne dafür mit seinem Leben zu bezahlen.
 


 

Es war zwecklos an diesem unglückseligen Tag noch zu versuchen irgendetwas für Kagome zu erreichen. Sango war immer noch sehr geschwächt von der Vergiftung und Inuyasha war noch immer nicht wieder zu Bewusstsein gekommen. Es war das Beste fürs Erste auf der Lichtung ein Lager aufzuschlagen, beschloss Miroku, dem unfreiwillig nun die Rolle des Anführers zugefallen war. Er schickte Shippo in den angrenzenden Wald um wieder Feuerholz zu sammeln, doch er schärfte dem Kitsune ein vorsichtig zu sein und sich nicht weit zu entfernen. Niemand wusste, ob einer von Narakus Lakaien wohlmöglich noch in der Gegend weilte und der Mönch wollte kein Risiko eingehen. Nicht jetzt, wo sie so geschwächt und beinahe schutzlos waren. Um ganz sicher zu gehen bat er Kirara das Fuchskind zu begleiten.
 

Bald schon kehrten die beiden unbeschadet zurück und ein kleines Feuer, das hoffentlich nicht zu viel Aufsehen erregen würde, war schnell entfacht. Miroku saß vor dem Lagerfeuer und hatte Sangos Kopf auf seinen Schoß gebettet, damit die Dämonenjägerin sich in der Wärme des Feuers von den Strapazen erholen konnte. Nachdenklich starrte er in die sich im Wind wiegenden Flammen. Aber so sehr er auch grübelte, es wollte ihm einfach kein vernünftiger Grund einfallen, warum der kaltherzige Daiyoukai des Westens Kagome mit sich genommen hatte. Stand er auch unter einem Zauber? Hatte er am Ende Pläne mit der Miko, stand er wohlmöglich hinter all den Vorkommnissen? Den letzten Gedanken verwarf der Mönch gleich wieder. Es war nicht Sesshoumarus Stil andere die Arbeit machen zu lassen. Wenn er etwas zu erledigen hatte, dann kümmerte er sich selbst darum, für gewöhnlich mit einer tödlichen Präzision und blutiger Gründlichkeit. Trotzdem halfen diese Überlegungen nicht das Motiv des Dämons zu erforschen. Was versprach er sich von Kagomes totem Körper?
 

Ein Ächzen und Stöhnen riss den Mönch schließlich aus seinen kreisenden Gedanken. Langsam kam Inuyasha wieder zu sich, rieb sich immer wieder mit dem Handrücken über seine schmerzende Stirn. „Wo… was ist passiert?“, murmelte er und richtete sich kraftlos auf. Aber kaum war sein Blick klar genug um sich seiner Umgebung bewusst zu werden, rief er aus: „Kagome! Wo ist sie?“ Aufgeregt sah der Hanyou sich immer wieder um. Behutsam legte Miroku die schlafende Schönheit von seinen Beinen auf den Boden und wandte sich dann zu seinem Freund. „Bleib liegen, Inuyasha. Es hat dich ziemlich heftig erwischt.“ „Miroku!“, stieß der Verwirrte erleichtert aus, als er seinen Freund im flackernden Licht des Feuers erkannte. „Was ist passiert? Das letzte, an das ich mich erinnern kann, ist Kikyou, die hier auf mich gewartet hat.“ Der Mönch atmete einmal tief durch. Es führte kein Weg daran vorbei, er musste Inuyasha reinen Wein einschenken, auch wenn das ein sehr unangenehmes Gespräch werden würde.
 

„Naraku. Er hat Kikyou verhext und sie dazu gebracht dich außer Gefecht zu setzen.“ „Was, aber…?“ Die Augen des Halbdämons wurden immer größer, doch bevor er seiner Verwunderung weiter Ausdruck verleihen konnte, schnitt ihm Miroku das Wort ab und berichtete weiter. „Der Kuss war vergiftet, er diente nur dazu dich schwächen. Naraku hat er irgendwie geschafft Kontrolle über Kikyous Willen zu erlangen.“ Fassungslos starrte der so Betrogene, schüttelte immer wieder den Kopf. „Kikyou… nein, das darf nicht sein“, flüsterte er mit erstickter Stimme. „Er hat auch Kaede verhext, die Sango und Kagome mit irgendeinem Gebräu vergiftet hat und hierher zu Naraku gebracht hat. Als ich sie schließlich gefunden hatte, war es zu spät.“ Traurig senkte er den Kopf, die grausamen Bilder überfluteten seine Gedanken und er war noch immer beschämt über seine Unfähigkeit eingreifen zu können. Inuyasha bemerkte die düsteren Gedanken sofort, die die zusammengekauerte Gestalt des Mönchs umgaben. „Kagome… was ist passiert?“ Mirokus Stimme brach immer wieder, als er schließlich von den sich überschlagenden Ereignissen dieses traurigen Tags berichtete.
 

„Sesshoumaru tauchte plötzlich aus dem Nichts auf. Wahrscheinlich war er irgendwo auf Narakus Fährte gestoßen und hatte ihn verfolgt. Ohne mit der Wimper zu zucken hat er Kaede getötet, als Naraku sie zwang sich ihm in den Weg zu stellen.“ Ein Stich durchfuhr das Herz des Hanyous, aber er zwang sich weiter der grausamen Wirklichkeit ins Auge zu blicken. „Was ist mit Kagome?“, fragte er nun drängender. Abwesend sah Miroku in das knisternde Feuer, monoton und bar jeder Emotion verließen die Worte seinen Mund. „Kikyou – oder besser gesagt Naraku – hatte daraufhin deinen Bruder ins Visier genommen, sie zielte mit einem Pfeil auf ihn. Vielleicht war es auch ihr eigener Wille, der durch den Wunsch nach Rache für ihre Schwester wieder stärker geworden war als Naraku, ich bin mir da nicht sicher. Dein Bruder, er schien sich regelrecht darauf zu freuen sie nun auch töten zu können…“ „Miroku, hör endlich mit dem Herumreden auf und komm zum Punkt! Was zur Hölle ist mit Kagome?“, schrie Inuyasha nun merklich aufgebracht. Er ahnte, dass seiner Freundin etwas zugestoßen sein musste, sonst würde der Mönch sich nicht hinter vielen umständlichen Worten verstecken.
 

„Sie ist tot!“, schrie Miroku verzweifelt auf, die Augen fest geschlossen. Sofort verschwand jeder Zorn aus dem Gesicht des Hanyous. Fassungslos starrte er die zusammengesunkene Gestalt neben sich an, die ihren Kopf gesenkt hielt und sich immer wieder schüttelte. „Was… aber wie?“, stammelte er schließlich viele Augenblicke später, als der Schock der schlechten Nachricht ihn aus der lähmenden Umklammerung entließ. Mit brüchiger Stimme vollendete der Mönch schließlich seine Erzählung: „Sie muss wohl wieder zu sich gekommen sein, als Sesshoumaru aufgetaucht war. Genau als Kikyou ihren Pfeil auf ihn schoss, hatte sie sich wieder aufgerappelt und warf sich dazwischen. Es ging so furchtbar schnell… Man könnte fast meinen, dass sie deinen Bruder beschützen wollte, indem sie ihr eigenes Leben für ihn opfert. Aber warum nur? Ich verstehe nicht, was sie dazu bewegt hat.“
 

Bekümmert wandte Inuyasha seinen Kopf weg vom hellen Schein des Feuers. Der Schatten der Nacht sollte das verräterische Glitzern in seinen Augen verbergen. Kagome… warum hatte sie das getan? Er wusste, dass sie ein viel zu großes Herz hatte und in jedem Wesen immer nur das Gute sah, aber sein unbarmherziger und kalter Halbbruder? Er hatte vor gar nicht allzu langer Zeit versucht sie zu töten, hatte sie das etwa vergessen? Was sah sie in dem Daiyoukai, was war das zwischen ihnen, das sie dazu brachte solch ein Opfer zu bringen? Hatte sie Angst um Sesshoumarus Leben gehabt? Kikyous Pfeile waren lange nicht mehr so mächtig wie früher, als sie noch nicht von Hass und Rachegelüsten zerfressen war. Selbst einen Volltreffer hätte der arrogante Drecksack wohl weggesteckt, wie Inuyasha zerknirscht zugeben musste. Wusste sie das nicht oder was hat sie blind werden lassen? Er verstand das alles nicht, aber eins verstand er sehr wohl: Sein verdammter Bruder war wieder einmal schuld an allem! Er hatte nichts getan um sie zu retten, nur seinetwegen war Kagome tot! Blinder Zorn und rasende Wut kochten im Herzen des Halbdämons, verdrängten die Traurigkeit und Niedergeschlagenheit. Oh, er würde ihn zur Rechenschaft ziehen und bezahlen lassen für das, was er getan hatte! Das schwor sich Inuyasha, selbst wenn es das Letzte sein würde, was er tat, er würde Kagome rächen!
 

Doch schnell versuchte er sich wieder zu beruhigen. Sesshoumaru würde seinem Schicksal nicht entkommen, das würde auch noch einen Moment warten können. Misstrauisch sah sich der Hanyou um, er wunderte sich schon die ganze Zeit, dass er Kagomes leblosen Körper weder sehen noch riechen konnte. Hatte man ihm etwa auch noch genommen, dass er sich von ihr verabschieden konnte? „Wo ist sie, Miroku?“, fragte er mit einer Spur mehr Verzweiflung in der Stimme, als er eigentlich zugeben wollte. Sein Kamerad atmete tief durch. Er hatte schon vorher bemerkt, wie sehr es Inuyasha aufwühlte zu wissen, dass sein Bruder an Kagomes Tod beteiligt war. Jähzorn durchwirbelte die Aura, das war dem Mönch nicht verborgen geblieben. Wie würde der Hanyou nur reagieren, wenn er jetzt noch erführe, dass sein verhasster Bruder auch noch den toten Leib ihrer Freundin entführt hatte? Er hatte die Befürchtung, dass dann endgültig alle Sicherungen in Inuyasha durchbrennen würden und er kopflos seinen Bruder jagen wollen würde. Andererseits konnte er das seinem Freund nicht verheimlichen, auch wenn es ziemlich waghalsig war auf die Vernunft des Hitzkopfes zu vertrauen.
 

„Er hat sie mit sich genommen“, orakelte Miroku und versuchte dabei so uneindeutig wie irgend möglich zu bleiben. „Wer, Naraku?“, blaffte Inuyasha sofort mit neu entflammter Wut. Die Reaktion seines Freundes zerstörte im Handumdrehen alle zart keimende Hoffnung in Miroku, dass er nicht sofort blind und rasend vor Zorn davoneilen würde. Es war aber zwecklos sich weiter Gedanken zu machen. „Nein, Sesshoumaru“, seufzte der Geistliche und machte sich auf das Schlimmste gefasst. Doch nichts geschah, kein Ton verließ die Kehle des Hanyou. Fassungsloses Entsetzen war in sein Gesicht gemeißelt, er schien überhaupt nicht den Sinn hinter den Worten Mirokus zu begreifen, aus dem einfachen Grund, dass sie einfach keinen Sinn machen konnten. Das war doch lächerlich, das konnte nicht sein! „Es ist wahr, ich habe gesehen, wie er mit ihr über der Schulter weggeflogen ist“, wurde ihm als Antwort auf seinen dümmlichen Gesichtsausdruck beschieden.
 

Es dauerte eine ganze Weile, bis der immer noch von den Nachwehen des Giftes malträtierte Verstand Inuyashas das Puzzle der angebotenen Informationen zusammengesetzt hatte. Doch kaum fügte sich das letzte Teil ein, explodierte seine Wut erneut. „Wie kann der elende Bastard es nur wagen?“, schrie er atemlos, „Was denkt er, was er da macht? Will er sich jetzt etwa noch an ihrem Körper vergehen, nachdem er ja wohl schon ihren Geist verhext hat?“ Er war sofort auf den Beinen und lief rastlos hin und her, innerlich kochend vor Wut und blankem Hass. „Beruhig dich, wir wissen nicht, was er sich dabei gedacht hat. Ich glaube nicht, dass Sesshoumaru die Art Dämon ist, die sich an toten Menschen vergeht“, sprach Miroku sachte auf den aufgebrachten Hanyou ein. „Ach ja?“, herrschte der sofort zur Antwort, „Du kennst ihn nicht, du weißt nicht, wozu er fähig ist. Der Drecksack hasst nichts auf der Welt so sehr wie Menschen, was lässt dich annehmen er hätte keine Hintergedanken?“
 


 

Müde rieb sich Shippo die Augen. Die ganze Aufregung des Tages hatte ihn so mitgenommen, dass er kurz nachdem das Feuer in Gang gebracht worden war an Kirara gekuschelt eingeschlafen war. Doch lautes Geschrei hatte ihn aus seinen Träumen gerissen und nun sah er schlaftrunken, wie Inuyasha und Miroku sich stritten. Fetzen des Gesprächs erreichten den Kitsune, der sich bemühte einigermaßen zu verstehen, worüber die beiden Männer stritten. Schließlich kommentierte er verschlafen: „Aber eigentlich ist das doch gut, dass Sesshoumaru sie mitgenommen hat. Vielleicht will er sie mit seinem Schwert wieder lebendig machen.“ Die erhitzten Gemüter kühlten sich schlagartig ab, alle Augen waren nun auf den kleinen Fuchs gerichtet. Inuyasha fragte sich, wie er dieses sehr entscheidende Detail übersehen konnte, wie blöd er eigentlich sein konnte. Es spendete ein Fünkchen Trost und Hoffnung, dass Kagome bei dem einzigen Wesen war, das die Macht hatte tote Seelen der Unterwelt wieder zu entreißen. Doch wieder stellte sich die unvermeidliche Frage: Warum sollte Sesshoumaru das tun, was hatte er nur für Motive?
 

Entschlossen ballte der Hanyou die Fäuste. Wenn sein Halbbruder Kagome nicht wiedererwecken würde, dann würde er es tun und wenn es sein Leben kostete. Er würde Sesshoumaru besiegen und ihm Tenseiga entreißen, das schwor er sich. Miroku bemerkte den Wandel im Herzen seines Kameraden und versuchte zu verstehen, was in dem Weißhaarigen vor sich ging. „Lasst uns aufbrechen. Wir finden Sesshoumaru und Kagome und mit dem heilenden Schwert meines Vaters werde ich Kagome retten!“

Kapitel 6 - Ein Plan nimmt seinen Lauf (CreamOverMoon)

Kapitel 6 - Ein Plan nimmt seinen Lauf
 

Ein schiefes Grinsen zierte sein feminin geschnittenes Gesicht. Nun, sein Plan hätte zwar anders verlaufen sollen, aber dieser unerwartete Ausgang versprach einiges an Überraschung. Voller Spannung verfolgte er die Flugroute Sesshoumarus. Ein belustigtes Glitzern blitzte durch seine blutroten Augen und seine Mundwinkel zuckten noch weiter nach oben, als sein Blick an der toten Miko in den Armen des Hundedämons hängen blieb.

Endlich war sie tot! Nie wieder würde ihm dieses Miststück dazwischenfunken können! Ein boshaftes Kichern drang aus Narakus Mund und seine Augen weiteten sich. Er riss sie auf, voller Belustigung und starrte auf den Inudaiyoukai. Schließlich begann er zu lachen, immer lauter und aus vollstem Halse – so lange, bis er sich kaum mehr halten konnte, die Arme um seinen Leib schlang und sein irrer Blick sich voller Genugtuung erneut auf das Bild des ungleichen Paars richtete. Wie amüsant! Der Herrscher des Westens trug eben jene tote Miko durch die Lüfte, welche einzig und allein in der Lage gewesen wäre Naraku gefährlich werden zu können! Und das Beste an der Sache war, wie der Spinnenhanyou durch einen detaillierteren Blick erfassen konnte, dass Sesshoumaru überhaupt nicht erfreut darüber war diesen toten Menschen mit sich herumzutragen. Kurz tauchte in Narakus Kopf die Frage nach dem Warum auf. Doch letztendlich konnte es ihm vollkommen egal sein. Tatsache war, dass Kagome tot war und er damit sich selbst gestärkt und all sein anderen Widersacher geschwächt hatte – offensichtlich inklusive des Lords. Sein Blick verfinsterte sich und abermals machte sich ein bösartiges Lächeln auf seinem Gesicht breit. Er würde gewinnen. Unwillkürlich zuckten seine Hände in die Innentasche seines Haoris und umfassten die glatte Oberfläche des schwarzen Juwels. Noch war es nicht komplett, ein paar wenige Splitter fehlten noch. Doch Naraku hatte Zeit, nun da SIE tot war. Ohne SIE war diese „Wohltäter-Gruppe“ ein Nichts und stellte keine Gefahr mehr da. Ein Kribbeln wallte durch seinen Leib, als er sich voller Vorfreude in allen Details ausmalte, wie er Inuyasha und sein Rudel leiden lassen und schließlich hinrichten würde. Er würde sich etwas ganz Besonderes überlegen! Naraku gluckste gedankenverloren vor sich hin und als ein kaum hörbares, unnatürliches Pfeifen durch die Luft sirrte, drehte er seinen Kopf und betrachtete voller Zufriedenheit seinen eigenen Juwelendetektor.
 

Mit gesenktem Haupt stand Kikyou vor dem dunklen Hanyou und wagte nicht aufzusehen. Seine Augen leuchteten in der Dunkelheit des kargen Raums und er hatte keine Probleme die tote Miko in den Schatten auszumachen. Die schwarzen Strähnen ihres Ponys hingen ihr tief in die Stirn, ihr Blick war verschleiert. Sie hatte seinen Plan nicht ausführen können und zu allem Überfluss hatte sie auch noch Kagome getötet. Die Untote schluckte schwer und senkte den Kopf noch ein wenig tiefer. Ein kaum merkliches Zittern ging durch ihren kalten Körper, als sich die Angst Stück für Stück ausbreitete. Da erhob sich Naraku und schritt langsam auf sie zu, ein diabolisches Grinsen auf den schmalen Lippen. Oh ja, habe nur Angst, kleine Kikyou! Voller Vorfreude starrte er sie an. Er würde sie bestrafen und gleichzeitig belohnen für das, was sie getan hatte. Wenn sie nur wüsste! Mit einem Streich hatte sie all seine Probleme weggefegt. Wie ein Sturm hatte sie gewütet und ohne es wirklich zu wissen, hatte sie Naraku einen entscheidenden und unschätzbaren Vorteil verschafft, obwohl dies so nicht sein Plan gewesen war. Das Blatt hatte sich gewendet und das Schicksal war nun auf seiner dunklen Seite; Kagome tot, die Gruppe geschwächt und sogar der große Lord des Westens war nicht mehr Herr seiner Sinne. Mit flattrigen Lidern blickte sie auf, direkt in Narakus amüsiertes Gesicht. Unverhohlen starrte er sie an und abermals drang ein heißeres Kichern aus seiner Kehle. Mit kühlen Fingern umfasste er ihr Kinn und zwang sie ihm in die rot leuchtenden Augen zu sehen. Scham und Angst las er in ihrem verängstigten Blick und ohne es zu wollen, stachelte Kikyou sein Vorhaben weiter an. Sie würde um Gnade winseln und gleichzeitig um mehr betteln. Die Dunkelheit würde sie restlos verschlingen.
 

Leise raschelte der weiße Stoff, als eine hochgewachsene Gestalt auf einer kleinen, versteckten Lichtung landete. Er hatte eine tote, junge Frau in den Armen. Vorsichtig legte er die Schwarzhaarige in das weiche Gras und sah sich wachsam um. Ohne Vorwarnung durchzuckte ein giftgrünes Licht die Luft, augenscheinlich willkürlich. Doch im nächsten Moment regneten Wespenleichen aus den rings umstehenden Bäumen herab. Zufrieden ließ Sesshoumaru seinen Blick durch das Unterholz und die Baumwipfel schweifen und stellte fest, dass er jede Einzelne dieser verdammten Saimyousho erwischt hatte. Wie immer hatte sich Naraku, dieser Feigling, aus dem Staub gemacht und die Drecksarbeit seinen Insekten überlassen. Ärgerlich knurrte der Inuyoukai. Er war so sehr durch die tote Miko abgelenkt gewesen, dass er diese unverschämte Verfolgung erst vor wenigen Minuten bemerkt hatte. Angewidert richtete er sein Augenmerk auf besagte Frau. Dieses verdammte Weib schwächte ihn und seine Sinne! Er musste sich ihrer so schnell als möglich entledigen. Entschlossen nahm er sie wieder auf den Arm und erhob sich erneut in die Lüfte. Diesmal achtete er penibel darauf nicht verfolgt zu werden.

Er rümpfte die Nase und versuchte angestrengt durch den Mund zu atmen, doch sein Geruchssinn war einfach zu fein. Dieser Gestank! Menschliches Blut und Tod. Wie er diesen miefigen, süßlichen Geruch verabscheute und dennoch... Nachdenklich lagen seine goldenen Augen auf Kagome. Ihr eigener Geruch, der ihn aus ihm unbekannten Gründen so faszinierte, war kaum mehr vorhanden und irgendetwas in seinem Inneren hieß das überhaupt nicht gut, schrie geradezu vor Zorn über diesen Umstand auf. Verärgert zog Sesshoumaru die Augenbrauen zusammen und schnaubte. Er war wütend! Wäre er nicht der Meister der Selbstbeherrschung, so wäre dieser Wald, der gerade unter ihm vorbeizog, in zwei Minuten kein Wald mehr. Der Inu atmete tief durch den Mund ein, versuchte sich zu beruhigen. Immer wieder fragte er sich, warum dieses Menschenweib so unglaublich dämlich war und sich in die Flugbahn des Pfeils geworfen hatte. Sie wollte ihn beschützen, aber warum? Und warum nahm er sie mit? Seine Gedanken schweiften wieder zu Tenseiga. Gut, er sollte sie retten, wieder zum Leben erwecken. Doch was für eine Rolle spielte sie für ihn und vor allem er für sie? Die Gedanken kreisten in seinem Kopf umher und wurden mehr und mehr zu einem dicken Knäuel. Ein unangenehmes Pochen in der rechten Schläfe kündigte Kopfschmerzen an. Genervt ließ er den Blick über die Landschaft schweifen und machte einen kleinen Bachlauf am Waldrand aus. Zielstrebig flog er dort hin und landete federweich am Flussufer. Er legte die tote Miko auf weichem, dunkelgrünem Moos ab und versuchte seine verworrenen Gedanken in den Griff zu bekommen, bevor der Schmerz in seinem Kopf noch unerträglicher wurde. Er kniete sich neben sie und zog mit einem Ruck den Pfeil aus ihrem Oberkörper. Ließ man ihr blutdurchtränktes Oberteil außer Acht, sah sie aus, als würde sie friedlich schlafen. Ihr Gesicht war vollkommen entspannt und man könnte fast meinen, dass sie einen schönen Traum hatte. Sein Blick ruhte eine Weile auf ihrem zugegeben schönen Antlitz und er versuchte seine Gedanken zu sortieren. Plötzlich, aus einem Impuls heraus, strich sein Zeigefinger an ihrer Wange entlang und für einen Moment war sein Blick weniger kühl als sonst. Ihre Haut war noch warm und so schön weich... Erschrocken zuckte seine Hand zurück, als ihm bewusst wurde, was er da tat. Sofort richtete er sich auf und schüttelte kurz den Kopf. Sesshoumaru knurrte leise und gefährlich und schloss die Augen. Ihr Anblick brachte ihn aus dem Konzept.

Am besten, er legte die Fakten auf den Tisch und ging strategisch an die Sache heran. Er mochte ihren Geruch, obwohl sie ein schwacher Mensch war. Widerwillig gestand er sich dieses Detail ein. Wenn er diesen Gedanken zuließ, würde ihr Duft ihn nicht wieder ablenken. Zweitens: Sie wollte sein Leben retten. Darauf konnte er sich keinen Reim machen und schob daher den Punkt an das Ende der Liste. Drittens, er hatte sie mitgenommen um sie zu retten. Doch warum? Seine goldene Augen schweiften zu Tenseiga, das an seiner Hüfte festgeschnallt war. Prüfend ruhte sein Blick auf dem mächtigen Schwert. Er wartete, zehn Sekunden, zwanzig. Eine Minute. Nichts geschah. Irritiert fuhr seine Hand an den Schwertgriff. Sollte Tenseiga nicht pulsieren? Hatte etwa nicht das Schwert seinen Rettungsimpuls ausgelöst? Nach logischem Verständnis offensichtlich nicht. Sesshoumaru dachte kurz nach und schob seinen Instinkt auf seine angeborene Ehre. Er, der große Lord der westlichen Ländereien und Herr der Hunde, war niemandem etwas schuldig! Diese Frau hatte sein Leben für ihn gegeben – auch wenn es nicht nötig war. Also gebot es ihm seine Ehre und sein Stolz dies wieder gut zu machen. Zufrieden nickte er und stellte sich breitbeinig und bereit vor sie, zog Tenseiga und wartete auf die Gestalten der Unterwelt. Er würde der Miko ihr Leben wieder geben und sie zur Rede stellen. Dann waren sie quitt und er aus diesem verworrenen Theaterspiel heraus. Die leise flüsternde Stimme in seinem Hinterkopf, die munter vor sich hin murmelte, dass er sich nicht aufgrund seiner Ehre und seines Stolzes zur Rettung entschieden hatte, überhörte er geflissentlich.
 

Inuyasha kniete am Boden und schnüffelte an der Stelle, an der ein paar Stunden zuvor noch Kagome gelegen hatte. Miroku stand hinter ihm und wartete ab, dass der Hanyou die Richtung ansagte, in der Sesshoumaru mit Kagome verschwunden war. Neben ihm stand Kirara mit Sango und Shippo auf dem Rücken, bereit sofort los zufliegen. Die gerade aufgehende Sonne tauchte das Land in goldenes Licht und kündigte einen schönen, sonnigen Tag an. Die Gruppe hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, eher im Gegenteil! Frohen Mutes hatten sie sich sofort auf den Weg gemacht, als Shippo sie auf die Idee mit Tenseiga gebracht hatte. Ob Sesshoumaru sie schon wieder erweckt hatte? Warum sonst sollte er sie mitgenommen haben? Zwar waren alle voller Tatendrang und freuten sich auf das Wiedersehen mit Kagome, doch Miroku hegte noch leise Zweifel. In den hintersten Ecken seines Verstandes nagten sie ununterbrochen und legten einen Schatten auf seine sonst so klaren, blauen Augen. Er traute der Sache nicht. Wieso hatte der Lord die junge Miko nicht gleich an Ort und Stelle wieder erweckt, sondern sie mitgenommen? Irgendetwas war faul. Doch noch behielt er seine Gedanken für sich, wollte er doch die Hoffnung der anderen nicht zerstören. Wer wusste das schon, vielleicht zerstreuten sich die Zweifel letzten Endes doch noch.
 

Aufgeregt sprang Inuyasha auf die Füße.

„Da entlang!“, rief er und ohne eine Reaktion seiner Freunde abzuwarten preschte er auch schon los. Er wollte keine Sekunde mehr verschwenden! Entweder sein verdammter Halbbruder hatte seine Kagome schon wieder aus dem Reich der Unterwelt geholt, dann würde er ihn zur Rede stellen, warum er sie mitgenommen hatte – mit Gewalt wenn es sein musste. Oder er würde es selbst machen und wenn er seinen Bruder dafür töten müsste um an Tenseiga zu kommen. Komme was wolle, er würde alles tun um Kagome zu retten!

Übermenschlich schnell schoss der Inuhanyou durch den Wald, von Ast zu Ast, dicht gefolgt von Kirara und seinen Freunden. Immer wieder hielt er inne und hob die Nase prüfend in die Luft, wechselte zwischendurch die Richtung. Er hatte ihren Geruch fest im Kopf und würde ihn überall ausmachen können.

Gegen Mittag kamen sie atemlos an einem Waldrand an. Miroku keuchte schwer, war er doch die ganze Zeit gerannt und stütze sich nun mit seinen Händen auf den Knien ab. Sango, immer noch etwas geschwächt, ließ sich von Kiraras Rücken gleiten und gesellte sich an die Seite des Mönchs. Abwartend sahen sie zu Inuyasha.

„Es ist nicht mehr weit, sie muss ganz in der Nähe sein!“, sagte er und drehte sich zu seinen Begleitern um.

„Und, ist sie am Leben?“, fragte Sango voller Hoffnung. Der Halbdämon schüttelte den Kopf und blickte leicht irritiert in die Richtung, in der er Kagome und seinen Halbbruder vermutete.

„Ich glaube nicht. Es klebt immer noch der Geruch des Todes an ihr... ich verstehe es nicht. Aber Sesshoumaru ist auch noch dort, ich kann ihn riechen, ganz nah bei ihr!“, erläuterte Inuyasha und starrte nach Osten. Sango zog die Augenbrauen zusammen und tauschte einen verwirrten Blick mit Miroku aus. Dieser sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.

„Dann lasst uns nachsehen, irgendetwas scheint da nicht zu stimmen!“, sprach er mit ernster Stimme und setzte sich in Bewegung. Doch kurz hielt er inne. „Inuyasha, bitte geh nicht gleich auf deinen Bruder los. Erst mal sollten wir herausfinden, was passiert ist!“, wandte er sich nochmals an den Hanyou.

Inuyasha knurrte leise und nickte widerwillig.

„Keh, wegen mir“, kommentierte er und lief los.
 

Wenig später kam die Gruppe an einem Bachlauf an und auf der anderen Seite des kleinen Flusses sahen sie Sesshoumaru an einen großen Felsen gelehnt sitzen. Er schaute nicht zu ihnen auf, obwohl er sie zweifellos schon vor einer Ewigkeit bemerkt haben musste. Sein Blick war nachdenklich auf den Boden vor ihm gerichtet und er sah verärgert aus. Miroku stutze. Wann schon konnte man eine Gefühlsregung im Gesicht des Lords ablesen? Doch bevor er etwas sagen konnte, stürmte Inuyasha schon los, kopflos wie immer. Der Mönch schüttelte den Kopf und beeilte sich zusammen mit den anderen hinterher zu rennen.

„He, Sesshoumaru! Was hast du gemacht?“, schrie der Inuhanyou wütend. Er kam ein paar Meter vor dem Daiyoukai zum Stehen und wollte schon eine neue Schimpftirade loslassen, als er plötzlich mitten in der Bewegung inne hielt. Entsetzt starrte er auf Kagome. Sie lag direkt vor seinem Halbbruder im weichen Moos und schien zu schlafen. Doch ihre weiße Bluse war dunkelrot. Der abscheuliche Geruch des Todes waberte um sie herum. Sofort stürzte Sango zu ihrer Freundin und packte sie bei den Schultern.

„Kagome! Sag doch was, oh Kagome!“, rief sie verzweifelt und erste Tränen bahnten sich ihren Weg und verschleierten den Blick der sonst so stolzen Dämonenjägerin.

„Wa...was hast du gemacht, du Bastard? Warum hast du sie mitgenommen und wieso zum Teufel liegt sie hier immer noch tot?“, schrie Inuyasha seinen Halbbruder an. Kühl richtete der Angesprochene seinen Blick nach oben. Der weißhaarige Hanyou knurrte laut und setzte zum Sprung an. „Wo ist Tenseiga, du Bastard? Gib es mir!“ Sesshoumaru nickte gelangweilt nach links und Inuyasha blieb wie angewurzelt stehen. Unweit von Kagomes Leiche steckte das heilende Schwert im Erdboden. Verwirrt schweifte sein Blick zwischen Sesshoumaru und dem Schwert hin und her. Da schaltete sich Miroku ein.

„Sagt, Sesshoumaru-sama, habt ihr versucht sie wieder zu erwecken?“, fragte er vorsichtig und höflich nach. Spannung lag in der Luft und jeder schien den Atem anzuhalten. Der Blick des Daiyoukai wurde hart und eiskalt. Er erhob sich.

„Versuch du es doch, Inuyasha“, war sein Kommentar, bevor er sich abwandte und in die Ferne blickte. Inuyasha blinzelte mehrmals, bevor er registrierte, was Sesshoumaru da gerade von ihm verlangt hatte. Er sollte Tenseiga schwingen? Na, das ließ er sich nicht zweimal sagen! Mit einem Satz war er bei dem Schwert, zog es in einer fließenden Bewegung aus der Erde und hielt es über Kagome. Mehrmals schlug er es surrend durch die Luft, doch es passierte nichts. Einfach gar nichts. Immer wütender und fordernder wurden seine Bewegungen.

„Sesshoumaru!! Was hast du mit dem Schwert gemacht?“, verlangte der Inuhanyou schließlich zu wissen. Er atmete schwer und sein hasserfüllte Blick stierte auf den Rücken des Lords. Immer noch hielt er Tenseiga fest umklammert. Beschwichtigend stellte sich Miroku neben Inuyasha und hielt ihn am Ärmel zurück. Sesshoumaru drehte sich nicht zu ihnen um, als er zu Sprechen begann.

„Ich habe gar nichts mit dem Schwert gemacht. Es funktioniert nicht. Das ist alles“, sagte er kühl. Doch innerlich wurde er von der Frage nach dem Warum zerfressen. Er hatte die ganze verdammte Nacht versucht dieses Weib zurück zu holen! Er hatte es von der einen, dann von der anderen Seite versucht. Er war erst konzentriert, dann zornig, schließlich gleichgültig und zum Ende hin hatte er es sogar gewagt eine stumme Bitte an Tenseiga zu richten. Doch nicht einmal dadurch war etwas geschehen. Die junge Miko blieb tot. Genervt schloss er die Augen.
 

Daraufhin explodierte Inuyasha.

„Du hast es einfach nicht richtig versucht! Du verdammter Mistkerl! Erst nimmst du sie mir weg, dann verschleppst du sie und bringst es nicht einmal fertig, sie wieder zu erwecken!“ Blind vor Wut stürzte Inuyasha auf seinen verhassten Halbbruder. Doch dieser war auf den Angriff vorbereitet, drehte sich in einer fließenden Bewegung zu ihm um und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Taumelnd stolperte der Hanyou zurück und hielt sich die Wange, vollkommen erschrocken von der Reaktion seines Bruders. Sesshoumaru starrte ihn voller Wut an, seine Augen waren glühend rot und die Male auf den Wangen wild gezackt.

„Es funktioniert nicht, du dämlicher Welpe!“, zischte er den Hanyou an und bleckte dabei die Zähne. Miroku eilte zu Inuyasha und hielt ihn weiter an der Schulter zurück, starrte entsetzt zu dem Lord des Westens. Ein solch unkontrollierter Wutausbruch passte nicht zu ihm! Die Luft knisterte förmlich vor Spannung und keiner wagte zu sprechen. Sango kniete stumm neben ihrer toten Freundin und verfolgte das Schauspiel mit ungläubigem Blick. Shippo hatte sich ängstlich hinter Kirara versteckt, welche angriffsbereit und mit gesträubtem Nackenfell da stand. Die Situation war festgefahren und jeder wartete darauf, dass irgendjemand mit dem Kampf begann. Sekunden verstrichen, schließlich Minuten und nichts geschah. Dann plötzlich richtete Sesshoumaru sich wieder auf, atmete tief ein und stolzierte ruhigen Schrittes an Inuyasha vorbei. Im Vorbeigehen nahm er Tenseiga wieder an sich und schließlich setzte er sich wieder an den Felsen vor Kagome. Hatte er versagt? Oder hatte Tenseiga versagt? Wie eine Ratte nagte diese Frage sich durch seine Gehirnwindungen und kostete ihn noch den letzten Nerv. Er brauchte Antworten, dringend!

Vor den Augen von Inuyasha und seinen Freunden kniete er sich an Kagomes Seite und hob sie wortlos hoch. Ungläubig verfolgte der Hanyou das Handeln seines Halbbruders. Doch bevor irgendwer etwas sagen konnte, den Lord fragen konnte, was er vorhatte, hatte er die tote Miko schon auf dem Arm und ein leuchtendes Licht umgab ihn.

„Heeeey, Sesshoumaru, was hast du vor?“, rief Inuyasha verzweifelt hinter ihm her. Doch die Energiekugel des Daiyoukais war schon kaum mehr zu sehen. Sango ließ die Schultern hängen und schluchzte leise vor sich hin. Innerlich schickte sie ein Stoßgebet nach dem anderen gen Himmel, dass Sesshoumaru einen Weg finden möge Kagome wieder zurückzuholen. Miroku trat an Inuyashas Seite, legte seine Hand beruhigend auf dessen Schulter und atmete laut aus.

„Ich denke, er wird alles versuchen sie zurück zu holen. Es muss schwer an seinem Stolz nagen, dass er es nicht geschafft hat Tenseiga einzusetzen. Wenn es überhaupt an Tenseiga liegt.“ - oder an ihm – fügte der Mönch in Gedanken an. Eine dunkle Vorahnung machte sich in ihm breit, dass weder Sesshoumaru noch Tenseiga versagt hatten. Es musste etwas mit Kagome selbst oder ihrem Tod zu tun haben. Ob Naraku dahinter steckte? Reichte seine Macht so weit und hatte er vielleicht Hilfe durch das fast vollständige Juwel der vier Seelen erhalten? Oder steckte etwas ganz anderes dahinter, etwas, das sehr viel mächtiger war als Naraku? Miroku würde heute Abend am Lagerfeuer seine Gedanken offen legen und dann mit seinen Freunden beratschlagen, was sie nun tun würden. Alleine kam er hier nicht weiter.
 

Sesshoumaru raste mit übermenschlicher Geschwindigkeit durch die Lüfte, erfüllt von Zorn. Er blickte nicht auf die tote Frau in seinen Armen und versuchte den Gestank, der ihren sonst so lieblichen Duft zerstört hatte, zu verdrängen. Es konnte nicht sein, dass er versagt hatte! Niemals versagte er! Angetrieben durch Wut und seinen Stolz schoss er stetig seinem Ziel entgegen. Totosai. Er sollte ihm erklären, warum Tenseiga nicht richtig funktionierte. Und gnade ihm Gott, wenn der Schmied keine zufriedenstellende Antwort parat hatte!
 

Irgendwo an einem sehr dunklen Ort zierte ein zufriedenes Lächeln das Gesicht einer hübschen, jungen Frau. Um sie herum tobte ein wütender, erdrückender Sturm aus Youki, doch sie hielt ihm angestrengt stand in ihrem mächtigen Bannkreis – der einzige Funken Licht in der Schwärze des Nichts. Ihr weicher und liebevoller Blick war weit in die Ferne gerichtet. Die eine Hälfte ihrer Konzentration widmete sich dem reinen Bannkreis, der die bösen Energien schon seit Ewigkeiten von ihr fern hielt. Die jedoch wichtigere Hälfte war auf einen momentan sehr wütenden Daiyoukai gerichtet, der eine tote Miko im Arm hielt. Sie war die Wiedergeburt Kikyous und die mächtigste Miko dieser Zeit, auch wenn sie es noch nicht wusste. Und diese Miko würde zusammen mit dem Daiyoukai die Geschichte verändern und Erlösung bringen. Ihre Erlösung.

Kapitel 7 - Onigumos Wunsch (Seelenfinsternis)

Der Schlag seines Herzens wurde stärker. Der Muskel pumpte mit aller Kraft das immer mehr vor Erregung brodelnde Blut Narakus durch den Körper. Ein weiterer Schlag folgte. Die Pupillen seiner blutroten Augen weiteten sich noch ein Stück, versuchten jedes Detail des so begehrenswerten Wesens zu seinen Füßen aufzunehmen und in den Tiefen seines Gedächtnisses zu bewahren. Sein Herz ging nun immer schneller, die Abstände zwischen den Kontraktionen verkürzten sich zusehends und sein Atem ging schnell und flach. Sein Körper folgte einem primitiven und zutiefst menschlichen Instinkt, heißes Verlangen durchströmte ihn und versetzte jede Zelle seines monströsen Körpers in helle Aufregung. Verlangen, ausgelöst durch die ängstliche Beichte seiner unfreiwilligen Dienerin. Demütig kniete sie schon einige Momente vor ihm, traute sich kaum ihn anzusehen. Naraku hatte sich genommen, was er verlangte. Kühle Finger hatten die Priesterin gezwungen den Kopf zu heben. Angst, Scham und blankes Entsetzen spiegelten sich in ihren weiterhin so matten Augen. Oh, wie er diese Augen liebte! Die Gefühle darin hatten seine Lust nur verstärkt, sie wusste, wo ihr Platz war und hatte sich vollständig seiner Gnade ausgeliefert.
 

Leicht gebückt stand er so schon eine ganze Weile vor ihr und versank immer weiter in den leblosen Augen. Kein Wort hatte er gesprochen seit ihrer Rückkehr, stumm hatte er sich ihren Bericht angehört und keine Reaktion gezeigt. Kikyou wusste genau, dass sie gegen seine Anweisungen verstoßen hatte, auch wenn sich dadurch bei neuerlicher Betrachtung seine Lage erheblich verbessert hatte. Aber die Furcht in diesen kalten, braunen Augen fesselte ihn einfach, seine Lust wurde ins Unendliche angestachelt durch sie. Er würde sie weiterhin in dem Glauben lassen, dass sie Strafe verdiente; das Vergnügen würde dadurch nur größer werden.
 


 

Die erste Welle der anschwellenden Erregung ebbte langsam ab, seine rationale Seite hatte nun endlich Gelegenheit sich Gehör zu verschaffen. Nun ja, eigentlich war es weniger sein Verstand als das dämonische Bewusstsein, das in ihm wohnte. Es war zutiefst verärgert über das schwächliche Menschenherz, das gerade so in Flammen stand wegen der toten Frau und im Begriff war, alle Pläne zu vergessen um seine primitive Gier zu befriedigen. Nicht, dass auch der dämonische Teil Narakus kein Interesse an der schönen Miko hatte, aber andere, wichtigere Dinge hatten nun einfach Vorrang. Er konnte das Begehren seines menschlichen Teils durchaus verstehen, aber niemals würde er sich einfach seinen Gefühlen geschlagen geben, das war einfach erbärmlich und würdelos. Dieser menschliche Teil, der seinen Ursprung in Onigumo hatte, war einfach ein ständiges Ärgernis…
 

Letztlich war die erbärmliche Existenz des Diebes sein eigener Ursprung und ohne den verzweifelten Willen zu leben, um weiter Kikyou nah sein zu können, wäre Naraku niemals entstanden. Es hatte sein Gutes, auch jetzt noch war der Überlebenswillen seines menschlichen Herzens nützlich. Onigumo war eine willkommene Gelegenheit gewesen dem Hass der vielen niederen Youkai eine Gestalt zu geben und ein neues, viel mächtigeres Wesen zu schaffen. Dankbarkeit war das falsche Wort, aber Naraku war nicht unglücklich darüber, wie die Dinge sich damals entwickelt hatten.
 

Allerdings war ihm Onigumo in der Vergangenheit schon das ein oder andere Mal in die Quere gekommen und die Liebe des menschlichen Herzens zu der vom Schicksal gebeutelten Miko hatte seine Ränke gestört. Es wäre vieles einfacher gewesen, hätte er nur Kikyou beseitigen können. Die Hüterin des Juwels trachtete nach dessen Zerstörung, sie war einfach ein unkalkulierbares Risiko, das er gerne ausgeschaltet wissen wollte. Narakus berechnender Verstand mochte keine Risiken, er bevorzugte es jeden seiner Züge minutiös zu planen und seine Figuren in Stellung zu bringen. Dazu musste er aber genau vorhersehen können, wie sich die Dinge entwickeln würden und alle Möglichkeiten in seine Überlegungen miteinbeziehen. Kikyous Tod hätte schon ganz am Anfang seiner Suche nach den Juwelensplittern ihm genutzt, denn der dümmliche Hundehanyou wäre blind seinem Wunsch nach Vergeltung gefolgt und wäre einfach zu beseitigen gewesen. Aber Onigumo hatte erfolgreich verhindert Kikyou ein für alle Mal auszuschalten und sie wurde zur großen Unbekannten in seinen Berechnungen.
 

Wenigstens das andere Überraschungsmoment, die Wiedergeburt Kikyous aus der Zukunft, konnte seine Pläne nun nicht mehr stören. Es war zwar alles nicht so geplant gewesen, aber er empfand es als durchaus praktisch, wie die Dinge nun lagen. Die Gruppe seiner Widersacher war entscheidend geschwächt worden durch ihren Tod, sie hatten nun keine Möglichkeit mehr selbst nach den Splittern des Juwels zu suchen. Vor diesem Hintergrund kam ihm auch nun Kikyous Überleben entgegen, er war nun der Einzige, der noch in der Lage war die verborgenen Fragmente aufzuspüren.
 

Er hatte auch nach langen Überlegungen endlich einen Weg gefunden das Risiko Kikyou beherrschbar zu machen – im wörtlichen Sinne. Wenn er sie schon nicht töten konnte, so konnte er sie zumindest kontrollieren. Rückblickend war es so einfach gewesen, warum war er nur nicht schon viel früher auf diese Idee gekommen? Ihre untote Existenz war der Schlüssel gewesen. Es war ein Leichtes all ihre Seelenfänger von ihr fernzuhalten und zu warten, bis sie am Ende ihrer Kräfte war. Ihr toter Körper lechzte nach der Lebenskraft der toten Seelen, weil er selbst seelenlos war. In dem Moment, als ihre Kraft versiegt war, hatte er ihren Körper mit einem Teil seiner dämonischen Seele gefüllt. Ausgehungert wie sie war, hatte sie kaum Widerstand geleistet. Nun verdrängte seine kontrollierende Kraft ihr Bewusstsein in den hinterletzten Winkel ihres Körpers und mit ihrer Kraft war auch ihr Willen geschwunden. Da ihr eigenes Ich nur gebannt und nicht zerstört worden war, konnte er weiterhin ihre spirituellen Fähigkeiten zu seinem Vorteil nutzen.
 

Die bleichen Lippen des Spinnendämons zitterten, das Verlangen wurde einfach zu groß. Immer noch stand er vor der sich unterwerfenden Frau und starrte sie lüstern an. Onigumos Herz drängte immer mehr danach die Kontrolle über den Körper des Hanyous zu übernehmen und endlich seiner Sehnsucht nachgeben zu können. Naraku sah in den Tiefen seines Innern, nach was der Dieb verlangte. An und für sich befand er den Gedanken als reizvoll, letztlich war auch er ein Wesen aus Fleisch und Blut mit sehr körperlichen Bedürfnissen. Allerdings hatte er die Befürchtung, dass es sein Werkzeug schwächen würde, wenn er dem Drängen nachgab. Schließlich war Kikyou trotz allem eine Miko, ihre Kraft war an ihre Reinheit gebunden und ohne diese wäre sie mehr oder weniger nutzlos.
 

Auf der anderen Seite musste er etwas tun, um sein menschliches Herz zu besänftigen, sonst würde es ihn selbst schwächen, überlegte er weiter. Er hatte schon so oft versucht sich davon zu trennen, aber letztlich bildeten sie so etwas wie eine schicksalhafte Symbiose. Nur zusammen mit Onigumos Herz war er im Vollbesitz seiner Kräfte. Es außerhalb seines eigentlichen Körpers aufzubewahren, in einem weiteren Abkömmling, hatte sich als keine gute Idee erwiesen. Muso war ein noch größeres und noch unkalkulierbareres Risiko gewesen und er hatte dieses Experiment schnell wieder beendet. Es führte wohl kein Weg daran vorbei seinem menschlichen Verlangen zu folgen. Immerhin würde er es auch genießen können.
 


 

„Meister?“, fragte Kikyou nach einiger Zeit schüchtern. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, der bohrende Blick ihres Herrn hatte sie verunsichert. Sie war sich vollkommen im Klaren darüber, dass sie die Befehle ihres Herrn missachtet hatte. Er hatte ihr aufgetragen Kagome zu ihm zu bringen und ihr zu diesem Zweck ein Gift gegeben, das die junge Frau lange genug betäuben würde, so dass sie keinen Widerstand gegen ihre Entführung leisten würde. Irgendwie lief danach alles schief, was nur schieflaufen konnte. Niemals hätte sie damit gerechnet, dass Inuyashas Halbbruder sie plötzlich angreifen würde und schon gar nicht, dass Kagome den Daiyoukai mit ihrem Leben beschützen würde. All das aber würde ihren Herrn nicht interessieren. Es war ihm egal, wie es dazu gekommen war, letzten Endes hatte sie gegen seine Anweisungen gehandelt und die junge Miko war tot. Sicher hatte er Pläne mit ihr gehabt, er hatte sicherlich nicht grundlos angeordnet sie zu ihm zu bringen. Diese Pläne waren aber nun hinfällig und sie würde jetzt dafür büßen müssen. Das Schweigen ihres Meisters verhieß nichts Gutes.
 

Sein Griff um ihr Kinn wurde fester, schmerzte schon fast. Sein Blick klärte sich wieder, der einen Moment zuvor noch seltsam abwesend und entrückt gewirkt hatte. „Du warst ungehorsam“, stellte er mit rauer Stimme fest. „Du hast dich meinen Befehlen widersetzt.“ Die Furcht vor seinem Zorn kroch immer weiter in ihre Glieder. Es so deutlich ausgesprochen zu hören war nochmal etwas anderes als es nur zu ahnen. Kikyou wusste nur zu gut, wie er mit widerspenstigen Dienern umging; Sie hatte Kaguras Wunden versorgt nach ihrem letzten Versuch der Rebellion. Die Angst trieb ihr die Tränen in die Augen, die sie verzweifelt versuchte wegzublinzeln. Er sollte nicht merken, wie sehr sie sich fürchtete, das würde alles nur noch viel schlimmer machen! Sie wollte nicht sterben… nicht hier und nicht heute. Es gab da noch jemanden, den sie wiedersehen wollte. Irgendwann, wenn all das vorbei war. Fest kniff sie die Augen zu, damit sie sie nicht weiter verraten konnten.
 

Doch nur einen Moment später riss sie sie erschrocken wieder auf. Sie spürte, wie kalte Finger grob ihren Hals herunterstrichen. Seine Nägel kratzten über ihre Haut und hinterließen rote Spuren auf dem blassen Grund. Doch auch an ihrem Schlüsselbein machten sie nicht Halt, sie drängten unter den Stoff ihres Mikogewands und zogen es ungeduldig zur Seite. In Panik erstarrt sah sie hektisch in sein Gesicht. Ein undeutbares Lächeln zierte sein Gesicht, in den Augen lauerte ein wildes Glimmen. Was hatte er nur vor, welche Strafe hatte er ihr zugedacht? „Wenn du mich schon nicht mit Gehorsam erfreuen kannst, dann vielleicht mit etwas anderem“, lachte er heiser und das Grinsen wurde noch etwas breiter und dreckiger.
 


 

„Steh auf!“ Kalt und bestimmt verließen die Worte seinen Mund. Er hatte genau gesehen, wie sie versucht hatte ihre Tränen zu verbergen. Oh ja, seine kleine Miko sollte ruhig Angst haben, dachte Naraku zufrieden. Onigumo wollte sie einfach nur besitzen, er aber wollte das Spiel genießen. Zitternd erhob sich die Frau, dabei verrutschte der Stoff ihres Oberteils nur noch weiter und entblößte ihre Schulter. Sofort versuchte Kikyou danach zu greifen, um das Kleidungsstück wieder an seinen Platz zu ziehen, doch schnell wurde ihre Hand festgehalten. „Ich habe nicht gesagt, dass du dich wieder anziehen sollst.“
 

Verlegen sah sie zu Boden. Was verlangte ihr Herr nur? Sie war doch eine Miko, wusste er denn nicht…? Doch bevor sie den Gedanken zu Ende denken konnte, durchschnitt seine tiefe Stimme wieder die Stille: „Zieh es aus.“ Meinte er das wirklich ernst? Hatte er etwa wirklich das mit ihr vor, als er von ihr verlangt hatte ihn zu erfreuen? War das ihre Strafe? Sie zögerte. Wenn sie seinen Befehlen nachgab, dann würde sie alles verlieren, was sie ausmachte. Sie würde außerdem jeden Nutzen für ihn verlieren, wer war sie schon ohne ihre Mikokräfte?
 

Ungeduldig beobachtete Naraku wie ihre Augen durch das angestrengte Nachdenken immer wieder von einer zur anderen Seite zuckten. Worüber dachte sie nach, er hatte ihr einen Befehl gegeben! Das kleine Stück nackter Haut, das bereits offenbart worden war, hatte ihn völlig berauscht. Er wollte mehr. Ihr Zieren strapazierte seine Geduld aufs Äußerste. Mit einer schnellen Bewegung stand er hinter ihr und riss kurzentschlossen ihr den störenden Stoff vom Körper. Vor Schreck über ihre plötzliche Blöße schrie Kikyou auf und versuchte hastig sich mit den Armen zu bedecken. Doch auch dieser Versuch wurde wieder von Naraku vereitelt; fest nahm er ihre Hände und zog sie von ihrem Körper weg. „Hör auf dich mir zu widersetzen“, hörte sie seine Stimme dicht an ihrem Ohr sagen.
 

„Wieso…?“ Kikyou war so durcheinander über das plötzliche Begehren ihres Meisters, dass sie keine klare Frage mehr über die Lippen brachte. Wie kam ihm nur so etwas in den Sinn? Naraku schien zu ahnen, was sie versucht hatte zu fragen. „Ein Teil von mir begehrt dich schon seit über fünfzig Jahren. Er wollte das schon damals in jener kleinen Höhle tun und aus diesem Wunsch bin ich entstanden.“ Er hatte ihr eigentliches Bewusstsein so tief in sie verdrängt, dass sie sich nicht erinnern konnte. Sei es drum, das war ihm egal. Er wollte sie lediglich besitzen, seinen unfassbar großen Hunger an ihr stillen.
 

Doch durch die Erklärung lockerten sich die Fesseln um Kikyous Unterbewusstsein etwas. Ein Name drang aus dem Dunkel hervor und die Erinnerung an einen verzweifelt sehnsüchtigen Blick. „Onigumo?“, flüsterte sie geistesabwesend, als der Gedanke sich manifestierte. Der Fetzen der Erinnerung an ihr altes Ich hatte sie so gefesselt, dass sie sogar vergaß, dass sie halbnackt im festen Griff ihres Herrn war. „Ja, ich bin aus seinem Wunsch entstanden“, murmelte er neben ihrem Kopf und sog dabei tief ihren Geruch ein. Der Dämon in ihm war abgestoßen von dem Geruch nach Tod und Grab, doch sein menschliches Herz war gerade der Teil, der den Ton angab. Dieses Herz, das gerade in diesem Moment das Heute hinter sich gelassen hatte und an jenem Ort vor fünfzig Jahren weilte. Naraku war aber dennoch zufrieden mit der Entwicklung. Es verlieh dem Ganzen eine gewisse Würze, dass sich die Priesterin nun wieder an einen Teil der Geschichte erinnerte. Er liebte es einfach zu sehr mit anderen und ihren Gefühlen zu spielen.
 

„Und ich werde seinen Wunsch nun erfüllen.“ Er packte ihre Handgelenke nun nur noch mit einer seiner Hände. Er brauchte seine Rechte frei, er wollte sich endlich dem Körper widmen, nach dem es ihn schon so lang verlangte. Ohne jede Zärtlichkeit, nur von gieriger Lust getrieben legte sich seine Hand fordernd um ihre Brust. Sein Kopf vergrub sich weiter in ihrem Haar, das er aus dem Zopf befreit hatte. Schwarze Seide floss über ihren Rücken und hüllte auch ihn ein. Wieder zuckte Kikyou erschrocken zusammen, als sie die Lippen des Hanyou an ihrem Hals spürte. Die ungewohnt intimen Berührungen und die Angst vor dem, was kommen mochte, hatten sie förmlich gelähmt.
 

„Hab keine Angst, ich will dir nicht wehtun“, flüsterte seine Stimme nun deutlich weicher an ihrem Ohr. Doch eine Sekunde später war der harte, bestimmende Tonfall wieder zu hören. „Tu einfach was ich dir sage.“ Die Gedanken der Miko rasten. Was sollte sie nur tun? Egal, ob sie ihn vielleicht aus einer längst vergessenen Vergangenheit kannte, er war immer noch ihr Meister und sie hatte ihm zu gehorchen. Es war seltsam zu hören, wie seine Stimme sich immer wieder änderte. Eben war sie wie immer, kalt und befehlend. Doch davor, als er ihr gesagt hatte, dass er ihr nicht wehtun wolle, da klang er so sanft. Hatte ihr Herr nicht immer Wort gehalten? Sie beschloss auch diesmal ihm zu vertrauen. Was hatte sie schon zu verlieren, wer konnte ahnen, was er vielleicht damit bezweckte? Außerdem wollte sie nicht seinen Zorn auf sich ziehen. Sie atmete einmal tief ein und versuchte all die Anspannung auszuatmen.
 


 

„Braves Mädchen“, lachte Naraku spöttisch, als er ihren Versuch bemerkte sich zu entspannen. „Genieß es einfach.“ Mit diesen Worten begann er von neuem ihre Brust zu kneten. Das weiche Fleisch fühlte sich einfach wundervoll an, die volle Wölbung drückte sich gegen seine Handfläche. Auch wenn Kikyous Geist zögerte, ihr Körper wurde zum Verräter und gab sich der Berührung durch den Halbdämon hin. Dessen Bemühungen blieben nicht ohne Wirkung, die zartrosa Knospen wurden schnell hart und bekundeten ihr Gefallen. Schnell aber war der Reiz verflogen, wieder nahm die Gier nach mehr in Naraku zu. Mehr, er wollte mehr als das! Seine Hand ließ von ihrer Brust ab, wanderte weiter ihren schlanken Körper hinab und begann ungeduldig am Gürtel ihres Hakama zu nesteln. Er wollte sie endlich in ihrer vollen Pracht betrachten. Schließlich verlor er die Geduld mit dem störrischen Knoten und so riss er ihr wieder den Stoff mit einem kräftigen Ruck vom Leib. Kikyou schauderte durch die plötzliche Kälte, die ihren Körper entlangkroch. Doch gerade dadurch wurden ihre Sinne geschärft und sie spürte die Hitze, die von ihrem Meister in ihrem Rücken ausging. Er war völlig entflammt vor blinder Leidenschaft, presste sich dicht und fordernd an sie. Sie spürte deutlich, wie sich sein Verlangen hart gegen ihre Kehrseite drückte.
 

Dem Spinnendämon verging aber nun die Lust daran weiter den Körper der Miko zu erkunden. Schließlich hatte er ihr den Auftrag gegeben ihn zu erfreuen und bisher war sein Vergnügen deutlich zu kurz gekommen. Nachdem seine Dienerin nun ihre erste Scheu und Angst abgelegt zu haben schien, war es an der Zeit das zu ändern. Unvermittelt löste er den Griff um ihre Arme und drehte sie herum, so dass sie ihn wieder ansah. Sofort wich alle Entspannung aus dem Gesicht der nackten Schönheit und ängstlich erforschte sie sein Gesicht, um einen Hinweis auf sein Vorhaben zu finden. „Meine Kleidung, zieh sie aus“, ordnete er an und sein Blick bohrte sich in ihre Augen.
 

Zaghaft, beinahe schüchtern und mit zitternden Händen griff Kikyou schließlich nach dem Gürtel, der um seine Hüften geschlungen war. Es war seltsam ihm so nah zu sein, ihn so zu berühren. Aber sie kämpfte ihre Bedenken nieder, ihr Herr hatte ihr schließlich eine Anweisung erteilt und er wäre nicht erfreut, wenn sie nicht Folge leisten würde. In seinem Refugium war er weniger martialisch gekleidet als für gewöhnlich. Er trug lediglich einen Kimono aus einem lila, schweren Stoff und hatte ihn nachlässig gebunden. Daher dauerte es nicht lange, bis ihre flinken Finger ihn geöffnet hatten. Verschämt senkte sie ihren Blick, als sich sein nackter Körper offenbarte. Noch nie zuvor hatte sie einen Mann so gesehen, geschweige denn war ihm derart nah gewesen. Die helle Haut bildete einen starken Kontrast zu dem dunklen Stoff und seinem langen, schwarzen Haar. „Ganz“, fügte er schließlich hinzu, leicht verärgert über das erneute Zögern seiner Gespielin. Ohne den Blick vom Boden zu nehmen streifte sie den Kimono über seine breiten Schultern.
 

Wieder legte er seine Finger unter ihr Kinn und zwang sie so den Kopf wieder zu heben. „Sieh mich an!“ Doch ihr Blick gehorchte ihm nicht, er wich verlegen zur Seite aus. Ein gereiztes Knurren drang aus seiner Kehle und der Griff um Kikyous Kinn wurde wieder schmerzhaft fest. „Ich sagte, sieh mich an!“ Kurz huschte der Blick der braunen Augen über den bloßen Körper des Hanyou, streifte ihn von Kopf bis Fuß. Dann wandte sie ihn schnell wieder ab. Naraku verlor nun die Geduld. Seine Geduld war ohnehin schon durch seine stetig wachsende Erregung und das Toben Onigumos arg strapaziert, das Zieren der jungen Frau war einfach zu viel. Ungestüm zog er sie dicht an sich heran, presste sie an seinen nackten Körper und zwang sie erneut ihm in die Augen zu sehen. „Gefällt dir etwa nicht, was du siehst?“, zischte er gefährlich leise.
 

Wieder erstarrte Kikyou. Der so plötzliche so enge Kontakt war einfach zu viel. Hart drückte sich seine Erregung gegen ihren Bauch, sie spürte die Hitze seines Körpers überall. Ihre Angst ließ sich nun nicht mehr unterdrücken, panisch starrte sie ihm in die Augen. Hatte er nicht versprochen ihr nicht wehzutun, wenn sie tat, was er sagte? „Ich habe dich etwas gefragt“, erneuerte Naraku schließlich nach Sekunden des erschrockenen Schweigens seinen Vorwurf. Doch Kikyou war nicht mehr in der Lage zu antworten, die Angst hatte ihre Zunge gelähmt, genau wie den Rest ihres Körpers. Das bis vor einigen Momenten noch dreckige Grinsen war nun völlig aus dem Gesicht des Spinnendämons gewichen und seine Miene hatte wieder ihren harten und unbarmherzigen Ausdruck wiedergewonnen.
 

Sein eigentliches Vorhaben war nicht mehr umzusetzen, dachte Naraku zerknirscht. Jedenfalls nicht in dem Tempo, in dem er es wünschte. Eigentlich wollte er es genießen der Miko genau Anweisung zu geben, was sie zu tun habe, sie zu den unmöglichsten Dingen treiben und mit harter Hand zwingen ihre Scheu abzulegen. Doch es erforderte wohl mehr Geduld dieses Spiel aufzuziehen, als er im Moment bereit war zu investieren. Das Herz Onigumos drängte ihn und setzte seine Selbstkontrolle weiter unter enormen Druck. Er hatte es im Guten versucht, hatte der verängstigten Frau Gelegenheit gegeben sich langsam seinen Regeln zu beugen. Er hatte sogar vorgehabt ihr auch ein wenig Vergnügen zu bereiten, schließlich sollte ihre Mühe auch belohnt werden. Doch damit war nun Schluss. Er war der Herr, sie seine Dienerin und als solche hatte sie sich seinen Wünschen zu beugen. Sie hatte sich ihm heute schon einmal widersetzt und hatte nun mit ihrem erneuten Ungehorsam jede Aussicht auf Milde verwirkt. Narakus Geist zog sich ein Stück zurück, um dem wilden Verlangen Onigumos Raum zu verschaffen.
 

Noch immer hielt er Kikyou dicht an seinen Körper gepresst, noch immer sah sie ihn in Panik erstarrt an. Wieder war für einen Moment das irre, lüsterne Funkeln in seinen blutroten Augen zu beobachten, dann wirbelte er den nackten Körper vor sich herum und drückte ihn frontal gegen eine Wand. Die Zeit der Zurückhaltung war nun endgültig vorbei und er würde sich nun das nehmen, was er schon seit einem halben Jahrhundert begehrte.
 


 

Sein abartiges Vergnügen währte nicht lange, kurz darauf hatte er sich behelfsweise seinen Kimono übergeworfen und hatte den Raum mit der entweihten Priesterin hinter sich gelassen. Zufrieden kehrte er in sein Quartier zurück und fläzte sich erschöpft auf den Boden. An und für sich war der Tag überraschend gut gelaufen, überlegte er. Seine ärgste und älteste Widersacherin würde ihm nie mehr gefährlich werden können, dafür hatte er nun gesorgt. Sein Verstand war wieder klar, der verhasste Onigumo würde nicht mehr durchdrehen durch die Nähe der nun ehemaligen Miko. Die Einzige, die noch die Macht hatte seine Pläne zu vereiteln, war durch einen glücklichen Zufall tot. Die Splitter würde er auch so finden, auch wenn es nun etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen würde. Gedankenverloren spielte er mit dem tiefschwarzen Juwel in seinen Fingern. Es war inzwischen so mächtig geworden, dass sein Wunsch es zu vereinen ihn zu den fehlenden Splittern führen würde. Die Zeit nahm er sich gern, dafür hatte er im Gegenzug seine beiden Widersacherinnen ausgeschaltet. Das Leben konnte so einfach sein, das war wirklich ein schöner Tag gewesen.

Kapitel 8 - Dunkle Triebe (CreamOverMoon)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 9 - Gestatten, mein Name ist Schicksal (Seelenfinsternis)

09 – Gestatten, mein Name ist Schicksal
 

Getrieben hetzte Inuyasha durch die sternenklare Nacht, seine Kameraden atemlos hinter ihm her. Endlich hatten sie wieder Sesshoumarus Spur gefunden und diesmal würde nichts in der Welt sie wieder davon abbringen. In die Fährte mischte sich noch immer der dunkle Hauch des Todes; also hatte er noch immer keinen Weg gefunden Kagome wieder in die Welt der Lebenden zu bringen. Was konnte dieser arrogante Drecksack überhaupt, überlegte Inuyasha zum wiederholten Male in dieser Nacht. Und warum konnte er nicht einfach von Kagome ablassen und es ihm überlassen eine Lösung für dieses Rätsel zu finden? Seine Wut stieg ins Unermessliche und er beschleunigte seine Schritte erneut. Langsam entfloh er den anderen und verschwand in der Schwärze des nächtlichen Waldes. „Tu nichts Unüberlegtes“, verfolgte ihn noch kurz die Mahnung Mirokus, dann war er auch der Stimme des Mönchs enteilt und nur noch das Flattern des Windes drang an sein Ohr.

Lange waren sie der Spur Narakus gefolgt, doch die hatte sich schließlich nur als ein Schwarm Saimyousho entpuppt. Inuyasha hatte den Schwarm in einem fürchterlichen Tobsuchtsanfall mit Hilfe Tessaigas pulverisiert. Ihm hatte sich der dringende Verdacht aufgedrängt, dass diese vermeintliche Spur Narakus nur eine Finte seines Bruders gewesen war ihn loszuwerden. Sich so zu irren sah seinem Bruder einfach nicht ähnlich. Er war zwar ein gehässiger Idiot, aber ein gehässiger Idiot mit einer guten Nase.

Kurz bevor der Morgen graute, hatte er ihn endlich eingeholt. Wieder einmal entdeckte er ihn auf einer Lichtung sitzend, während sein Halbbruder nachdenklich Kagomes toten Körper anstarrte. „Du mieser Hund, lass sie endlich in Frieden!“, schrie er wutentbrannt und schleuderte dem Daiyoukai die entfesselte Macht der Windnarbe entgegen. Gelangweilt sprang der Angegriffene in die Luft und wich dem Inferno aus. Das Spiel hatte sich in der letzten Zeit oft genug zugetragen, er war es langsam leid. Jedes Mal lief es gleich ab, jedes Mal holte ihn sein nutzloser Halbbruder ein, schrie ihm einen Haufen Beleidigungen entgegen, schlug hirnlos auf ihn ein und forderte Kagomes Körper zurück. Was sollte das bringen? Der Bastard hatte doch selbst keinen blassen Schimmer was zu tun war, warum sollte ein Halbblut wie er eher die Lösung finden als er? Sesshoumaru knurrte genervt und zog sein Schwert. „Wie oft willst du noch besiegt werden, bis du endlich verstehst, dass es sinnlos ist?“, fragte er mit gefährlich schneidender Stimme und schleuderte seinem Kontrahenten eine Salve Tokijins Zerstörungswut entgegen. Geistesgegenwärtig blockte Inuyasha den Angriff mit der mächtigen Breitseite Tessaigas und harrte hinter dem Schwert aus, bis der Angriff sich gelegt hatte.

„Keh, bisher hatte ich nicht Ernst gemacht und war tatsächlich so dumm zu glauben, dass du es mit Vaters Schwert auf die Reihe kriegen würdest sie zu retten. Aber wie immer bei dir hast du nur wieder große Töne gespuckt!“, antwortete Inuyasha seinem verhassten Halbbruder und schlug grimmig mit Tessaiga auf ihn ein. Sesshoumaru zog es vor nicht zu antworten und parierte schweigend. Sein Stolz verbot es ihm einfach in diese kindische Diskussion mit seinem kleinen Bruder einzusteigen; es war völlig sinnlos. Das gegenseitige Austauschen von Beleidigungen war zwar hin und wieder amüsant, aber die Häufigkeit in letzter Zeit raubte dem ganzen einfach jeden Reiz und langweilte ihn; außerdem fiel Inuyasha nie etwas Neues ein.

„Was sollte das eigentlich mit dieser falschen Spur von Naraku, du Penner?“, brüllte Inuyasha Sesshoumaru weiter an. Eine Antwort schien ihm egal zu sein, er musste einfach nur seinem Zorn Luft machen. „Für wie blöd hältst du mich eigentlich, dass ich nicht merke, dass du versuchst mich loszuwerden?“ Maliziös lächelte der Angeklagte. Das war sogar eine Antwort wert. „Es hat aber lange gedauert, bis du das bemerkt hast. Also lag ich gar nicht mal so falsch.“ Die so offen zur Schau gestellte Verachtung sprengte nun alle Ketten der Vernunft in Inuyashas Kopf, rasende Wut breitete sich wie ein Buschfeuer in seinen Gedanken aus. Einem Berserker gleich hieb er immer wieder kopflos auf Sesshoumaru ein, der Zorn vernebelte vollkommen seinen Verstand und trieb ihn in blinde Raserei.

Sesshoumaru reichte es langsam, aber sicher. Er hatte einfach keine Zeit dafür ständig das Mütchen seines Bastardbruders zu kühlen. Es nervte ihn schon gewaltig, dass er wohl oder übel seine Mutter aufsuchen musste, da brauchte er nicht noch diese ständigen Streitereien mit Inuyasha. Sein Geduldsfaden war durch die vergangenen Ereignisse bereits sehr stark strapaziert und er würde dieses Theater nun ein für alle Mal beenden.

Es war wirklich ein Jammer, dass dieser epische Kampf vor einem völlig uninteressierten Publikum stattfand. Kagome lag noch immer mit geschlossenen Augen an einen kleinen Fels unweit der beiden Kämpfer gelehnt und verpasste das Finale der uralten Feindseligkeit unter den beiden Söhnen des Inu no Taisho. Sesshoumaru hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sein Youki an der Spitze seines Schwertes. Die dämonische Kraft waberte in Wolken um seinen Körper, die immer wieder von blauen Blitzen purer Energie durchzuckt wurden. Gleich hätte er es geschafft, dann würde seine Kraft soweit kanalisiert sein, um das elende Halbblut mit einem Streich zu vernichten.

Inuyasha bemerkte natürlich, was sein Bruder da gerade im Stande war vorzubereiten und seine Mundwinkel zuckten voller Vorfreude. Endlich gab er ihm eine Gelegenheit seine stärkste Technik einzusetzen, endlich konnte er das mächtige Bakuryuha zum Einsatz bringen! Der Wind rauschte um Tessaigas Klinge und nahm die dämonischen Auren auf. Sollte Sesshoumaru ihn doch angreifen, er würde schon sehen, was er davon hätte!

Mit einem mächtigen Donnern schickte Sesshoumaru den blauen Drachen los, alles, was von ihm berührt wurde, verschwand innerhalb von Bruchteilen von Sekunden in dem hellen Blitz. Doch bevor er sein Ziel erreichen konnte, traf ihn ein gigantischer Wirbelwind und umschlang den Körper des Drachen. Er rang mit der unbändigen Kraft des Windes, brach immer wieder aus dem Sog aus und wurde doch sogleich wieder eingefangen. Wind und Drache waren sich ebenbürtig und führten einen Abnutzungskampf, der schließlich in einem Patt endete. In einer alles vernichtenden Explosion verschwanden die beiden Attacken und hinterließen ein weites Feld der Verwüstung.

In sicherer Entfernung schwebte Kirara in der Luft, auf ihrem Rücken trug sie Miroku und Sango, auf deren Schoß wiederum Shippo Platz genommen hatte. Sie waren gerade noch rechtzeitig eingetroffen um Zeuge werden zu können vom finalen Angriff des Daiyoukai. Jetzt, wo sich der Staub langsam wieder gelegt hatte, suchten drei Augenpaare hektisch den Ort des Geschehens ab. Doch nichts außer Zerstörung und aufgewühlter Erde war zu entdecken. „Wo ist Kagome?“, fragte Shippo besorgt.
 

Kraftlos schlossen sich braune Augen und ergaben sich dem Wüten, das um sie herum tobte. So lange hatte sie im Zentrum des Juwels diesen Kampf gefochten, so lange hatte sie das Gleichgewicht bewahrt. Auch als sich das Juwel der vier Seelen immer weiter mit Düsternis erfüllte, hatte sie nie aufgegeben und tapfer gegen die darin gefangenen Dämon gekämpft. Doch dieser neuen, dunklen Kraft hatte sie nun nichts mehr entgegenzusetzen. Sie war erschöpft und geschlagen. Hatte sie ihre Aufgabe erfüllt oder würde nun ein anderer an ihrer Stelle weiterkämpfen? Sie würde es nicht mehr erleben. Sich ihrem Schicksal ergebend hatte Midoriko ihre Augen geschlossen und ließ dem Schicksal seinen Lauf.
 

Es war eine grandiose Idee gewesen, dachte Naraku zufrieden mit sich, dass er einen Teil seiner dämonischen Kraft in das Juwel hatte geben können. Er hatte lange gebraucht, bis er einen Weg gefunden hatte und musste immer wieder teils heftige Rückschläge hinnehmen. Doch endlich war es geschafft, das ureigenste Licht tief im Innern hatte aufgehört zu scheinen. Nichts würde ihn nun aufhalten können endlich das gesamte gewaltige Potential dieser Kraft für seine universelle Herrschaft zu nutzen. Der Trick war eigentlich recht simpel; er hatte mit ein wenig Anstrengung zusammen mit den Dämonen im Innern die nervige Priesterin besiegt. Da das Gleichgewicht der Seelen aber erhalten bleiben musste, da sonst das Juwel zu Staub zerfallen würde, hatte er einen Teil seiner eigenen dämonischen Seele dazu verwendet und war nun alleiniger Herrscher über das Juwel der vier Seelen. Warum war er nicht schon viel früher auf diese Idee gekommen? Immer nur schwarze Energie in das Juwel leiten war auf Dauer einfach zu ineffizient geworden; die Dämonen darin waren offensichtlich nicht in der Lage nachhaltig etwas damit anzufangen. Immer musste er alles selbst erledigen.

Leider war diese Prozedur nicht frei von Nebenwirkungen. Hatte er es zwar geschafft das Gleichgewicht im Juwel zu erhalten, so war sein eigenes Innenleben vollkommen aus der Balance geraten. Ein Teil seiner Youkaiseele fehlte nun, um den Dieb Onigumo in Schach zu halten. Dieser hatte natürlich gleich seine Chance bemerkt und so waren nun das Fühlen und die Triebe seines menschlichen Herzens wieder präsenter und lechzten nach Aufmerksamkeit. Insbesondere die Anwesenheit von Kikyou brachte sein Inneres immer wieder in Aufruhr. Es war anstrengend die ständig aufkeimende Lust niederzukämpfen, sein dämonischer Verstand empfand sie einfach als fremd und störend. Doch er wusste, dass er sie leider nicht ignorieren konnte. Der Waffenstillstand in seiner eigenen Seele war essentiell wichtig um seine Ziele erreichen zu können. Er hatte einfach keine Zeit und Kraft eine weitere Front in seinem Herzen zu eröffnen in diesem Kampf. Wenigstens kooperierte Onigumo, solange er seine quälende Lust befriedigt bekam. Es war zwar lästig, insbesondere die Häufigkeit, aber das kleinere Übel. Naja, dachte Naraku bei sich, der Wicht hat sich auch fünfzig Jahre nach der ehemaligen Hüterin des Juwels verzehrt. Der Bursche hatte definitiv etwas nachzuholen. Außerdem, Midoriko war endlich besiegt, Kagome tot…. Wer sollte ihn stören? Es war ja nicht wirklich alles schlecht an diesem Umstand, dachte er vergnügt und suchte zum wiederholten Male die Räumlichkeiten seiner Miko auf.
 

Lotus. Der Duft kitzelte Sesshoumaru unerträglich in der Nase. Wie konnte das sein? Sie war doch tot… und warum fehlte die süße Note von Kirschblüten, die ihren Geruch immer ausgemacht hatte? Die Staubwolke der Zerstörung hatte sich noch immer nicht ganz gelegt, aber inzwischen offenbarte sich die Verwüstung. Die beschauliche kleine Lichtung mit der saftigen grünen Wiese hatte sich in eine braune Kraterlandschaft verwandelt. Kagome, wo war sie? Maßlose Wut auf sich selbst stieg in ihm auf. Er war so ein Idiot! Der Hass auf seinen Bruder hatte ihn dazu gebracht sich hinreißen zu lassen die ganze Umgebung in Schutt und Asche zu legen. Er hatte vollkommen vergessen, dass auf dem Gras auch der zerbrechliche Leichnam Kagomes lag!

„Es ist beinahe ein Wunder, dass es solange gutgegangen ist ihren Körper euch zwei Hitzköpfen anzuvertrauen“, hallte plötzlich eine glockenhelle Stille durch die Einöde. Was war das? Angespannt sah Sesshoumaru sich um. Niemand war zu sehen, doch aus einem der tiefen Krater war ein schwaches Leuchten zu sehen. Das Licht stieg langsam aus dem Krater auf und verblasste dabei immer weiter.

Zum Vorschein kam schließlich die Gestalt einer eigenartigen jungen Frau. Eigenartig, da sofort offensichtlich war, dass sie kein Mensch war; aber es war völlig schleierhaft, was sie stattdessen war. Sie hielt den regungslosen Körper der jungen Miko in den Armen und es schien sie nicht im Geringsten anzustrengen. Und überhaupt, ihre Arme! Über und über waren sie mit Augen bedeckt, die neugierig in alle Himmelsrichtungen starrten. Sesshoumaru beschloss, dass es sinnvoll wäre, diese Erscheinung zunächst einmal ganz genau in Augenschein zu nehmen.

Die junge Frau war nur auf den ersten Blick wirklich jung, beim zweiten Hinsehen erschien sie seltsam alterslos und bei einem Blick in ihre leuchtend blauen Augen schien dem Daiyoukai die Weisheit von Jahrtausenden entgegen. Die Gestalt war zierlich und dennoch weiblich und ließ keinerlei Rückschlüsse darauf zu, welche Kräfte dieser Körper im Stande wäre zu entwickeln. Lange, honigbraune Haare ergossen sich einem seidenen Umhang gleich über ihren Rücken. Gekleidet war sie in einen schlichten, schwarzen Kimono ohne Ärmel, der ohne jegliche Zierde auskam und von einem violetten Obi zusammengehalten wurde.

Federleicht setzte sie auf der aufgewühlten Erde auf. Auch Inuyasha hatte sie sofort bemerkt, allerdings hielt er sich nicht mit stummer Beobachtung auf wie sein Bruder. Sofort kläffte er die Frau an: „Wer bist du und was willst du mit Kagome?“ Sofort zuckte eine Augenbraue in die Höhe und die Frau antwortete mit einem strengen Blick, der den geneigten Beobachter fast glauben ließ, dass sie die Manieren des Hanyou durch lange Erfahrung nur zu gut kannte. Vorsichtig legte sie Kagomes Körper auf den Boden, dann richtete sie sich stolz zu voller Größe auf. „Ich bin Schicksal.“
 

Fassungsloses Entsetzen gaffte Schicksal aus vielen weit aufgerissenen Augen an. Inuyasha schaffte es nicht einmal mehr den Mund zu schließen, aus dem unkontrolliert Wortfetzen plumpsten: „Was… aber wie… das kann doch nicht…“ „Mach den Mund zu, sieht intelligenter aus“, unterbrach Schicksal dieses unwürdige Schauspiel schließlich lakonisch. Gelangweilt ließ sie ihren Blick durch die Runde schweifen; Kirara war in der Zwischenzeit gelandet und die gesamte Gruppe stand versammelt um die junge Frau herum. „Schön, nachdem sich dann alle satt gegafft haben, könnten wir dann vielleicht mal zum eigentlichen Grund meines Besuchs kommen“, sprach sie schließlich in so unnachahmlich desinteressierter Art, dass Sesshoumaru glatt neidisch werden konnte. Doch plötzlich zuckte ihr Kopf blitzschnell herüber. „Wage es, Mönch!“, zischte sie bedrohlich und warf Miroku einen vernichtenden Blick zu. Überrascht und sogleich ertappt stolperte der Angesprochene einige Schritte zurück. Dabei fiel er über seine eigenen Füße und kam sehr unbeholfen hinterrücks auf dem Boden auf.

Wie konnte sie das wissen? Woher wusste sie, was er sie irgendwann ganz sicher gefragt haben würde? Die stechend blauen Augen durchbohrten ihn, er fühlte sich regelrecht von ihnen durchleuchtet. Ihr Licht schien in jede noch so verborgene und dunkle Ecke seiner Seele. „Ich werde ganz sicher nicht die Mutter deiner Kinder sein“, hallte die Stimme Schicksals in seinen Gedanken, „Mit dir habe ich etwas anderes vor.“ Kaum wandte sich ihr Blick ab, verschwand auch schon die Stimme in seinem Kopf. Er saß immer noch auf dem Boden und merkte vor lauter Furcht nicht, dass seine Hände zitterten. Das konnte nicht sein! Was machte eine Gottheit auf Erden? Im Laufe seines Schaffens als Mönch hatte er schon oft Legenden gehört, dass Götter die Menschen besucht hatten, direkt in das Geschehen auf der Welt eingegriffen hatten. Doch obwohl er ein Mann des Glaubens war, konnte er nie seine Zweifel an diesen Erzählungen ablegen. Auch über Schicksal hatte er schon Geschichten gehört.

Jedem Menschen, jedem Wesen wies Schicksal einen eigenen Weg zu. Nun ja, Weg war eigentlich das falsche Wort, korrigierte sich Miroku in Gedanken selbst. Es war vielmehr ein Ziel oder eine Aufgabe, sie gab jedem Sein einen Sinn mit auf den Weg. Jeder Mensch war wie eine Spielfigur auf einem großen Brett; ein Rädchen in einer perfekten Maschinerie, die sich Welt nannte. Dass sie auf Erden so plötzlich auftauchte, konnte nur heißen, dass etwas passiert sein musste, dass ihre Kreise störte und alles aus dem Gleichgewicht brachte. Und dass sie Kagomes Körper beschützt hatte, ließ nur einen Schluss zu: Kagome war der Trumpf in Schicksals Blatt.

Immer wieder wechselten die Blicke der anderen zwischen Miroku und Schicksal hin und her. Was ging da vor sich? Irgendetwas musste passiert sein, sonst wäre der Mönch nicht mit einem Male so blass geworden, kombinierte Sesshoumaru. Inuyasha dagegen wog ab, ob dies ein Kampf war und die seltsame Frau mit irgendeiner schwarzen Magie die Gedanken seines Freundes angriff. Sollte er auch nur ein Anzeichen dafür beobachten, beschloss er für sich, dann würde er ohne Rücksicht eingreifen! Shippo hatte sich unter Kiraras Schweif versteckt und Sango verfolgte einfach nur stumm das Geschehen. Schon bald würde es sich aufklären, das sagte ihr ihr Gefühl.

„Du… du bist es wirklich“, stammelte Miroku schließlich mit von Ehrfurcht erstickter Stimme. „Hab ich doch gesagt“, entgegnete Schicksal latent genervt. „Also, nochmal von vorne: Mein Name ist Schicksal. Ja, das Schicksal. ihr habt richtig gehört." Sie machte eine Pause, um ihren Worten mehr Gewicht zu verleihen und wegen des dramatischen Effekts. „Wie ihr euch sicher denken könnt, bin ich nicht aus Spaß hier. Und bevor einer das Offensichtliche fragt; ja, wegen Kagome.“ Bei der Erwähnung ihres Namens konnte Inuyasha nicht mehr an sich halten. „Was hast du mit ihr vor! Hast du sie getötet? Gib sie mir sofort zurück!“ Schicksal seufzte einmal ergeben und verdrehte die Augen inklusive der Dutzenden auf ihren Armen. Sterbliche…. Sie hatte völlig vergessen, wie nervig sie sein konnten. Sie schnippte einmal mit den Fingern und sofort knebelte ein dickes Bündel roter Fäden den Hanyou und brachten ihn erfolgreich zum Schweigen.

„Es wäre schön, wenn du erst zuhören würdest, bevor du dumme Fragen stellst, Köter“, wies sie Inuyasha zurecht. Dann setzte sie wieder ihre Erklärung fort. „Ja ich war es, die Kagomes Seele an sich genommen hat. Sie ist an einem sicheren Ort, da sie in der Unterwelt unseren Feinden in die Hände hätte fallen können.“ Mit einem seltsam verständnisvollen Blick sah sie Sesshoumaru an und fügte hinzu: „Deshalb konnte Tenseiga sie auch nicht ins Leben zurückholen.“ Irgendwie fühlte der Daiyoukai sich manipuliert. Woher kannte dieses Weib seine Gedanken? Es war ihm egal, wer sie war; wenn sie es mit ihren Spielchen übertreiben würde, wäre es ihm egal, ob sie ein Gott oder Mensch wäre. Dieser Sesshoumaru ließ sich von niemandem für seine Zwecke einspannen! „Sicher?“, kicherte eine glockenhelle Stimme in den Tiefen seines Verstandes.

„Ursache dieses ganzen Chaos ist das Juwel der vier Seelen“, fuhr sie nun wieder fort. „Wie ihr wisst, hat Naraku es in seinen Besitz gebracht und versucht es zu verderben. Das ist mir auch ziemlich egal, was dieser Hanyou treibt. Es ist mir allerdings nicht egal, dass er das Gleichgewicht von Gut und Böse in dem Juwel zerstört hat. Seitdem das Juwel entstanden ist, herrschte ein strukturelles Gleichgewicht in seinem Innern; die Seele der Miko Midoriko im endlosen Kampf gegen die Dämonen. Ein Kampf, der nie einen Sieger kannte. Der Besitzer war nur in der Lage, das Licht zu trüben oder den Schatten zu verdrängen durch seine eigene Kraft. Das Juwel wurde zu einer Art Werkzeug auf Erden und konnte so von jedem benutzt werden. So hatte ich das angedacht.“ Stumm lauschten alle gespannt ihrer Erzählung. Inuyashas Knebel war in der Zwischenzeit gelöst worden, da auch er schweigend zuhörte.

„Ich möchte, dass ihr ihn aufhaltet. Findet ihn, vernichtet ihn und erfüllt das Schicksal des Juwels, damit es endlich aus dieser Welt verschwindet. Die andere Hüterin des Juwels ist zu einer Sklavin Narakus geworden, das heißt, Kagome ist die letzte Miko, die das Juwel aus der Welt schaffen kann. Deshalb habe ich sie beschützt – vor Naraku, aber auch vor euch“, sagte sie und sah die beiden ewig zerstrittenen Brüder verächtlich an. „Keh, ich habe sie auch beschützt!“, kläffte Inuyasha sofort beleidigt. Das kalte Blau ihrer Augen bohrte sich in Inuyashas Blick. „Du hast es nicht geschafft sie vor Narakus Marionette Kaede zu beschützen, weil du noch immer in deinen Gefühlen für Kikyou gefangen bist. Und wenn ich ihren Körper nicht gerettet hätte, wäre er unwiederbringlich vernichtet worden wegen des ewigen Zanks mit deinem Bruder! Jetzt sag mir noch einmal, dass du sie immer beschützt hast!“, donnerte die Stimme Schicksals über den Hanyou hinweg, der in diesem Moment wie ein geprügelter Welpe aussah.
 

„Aber wie sollen wir Naraku aufhalten“, fragte Sango und rettete durch ihre Frage Inuyasha vor dem Jähzorn Schicksals. „Wie sollen wir Kagome denn beschützen und unterstützen?“ Sanft lächtelte Schicksal die Dämonenjägerin an. Die plötzlichen Stimmungswechsel der seltsamen Erscheinung waren wirklich beängstigend, dachte Sango. Das Schicksal war wirklich launisch und neigte dazu aus der Haut zu fahren. „Keine Sorge, ich habe Entsprechendes in die Wege geleitet… Kagome hat den mächtigsten Beschützer, den man auf Erden im Moment finden kann.“ Dabei lächelte sie kryptisch in Richtung Sesshoumarus.

„So, ich hole sie nun wieder zurück. Ihr wisst nun, was ihr zu tun habt. Enttäuscht mich nicht.“ Sie schnippte diesmal mit beiden Fingern. Kagomes Körper wurde von einer Brise in die Lüfte erhoben und tausende Lotusblüten umwirbelten ihren Leib. Der Farbenrausch verhüllte für einen Moment jede Sicht, dann ebbte der Wind wieder ab und ließ die junge Frau sanft zu Boden gleiten. Laut tat sie ihren ersten Atemzug und sog gierig die Luft in ihre Lungen.

Da war wieder dieser Geruch, durchzuckte es Sesshoumarus Gedanken. Kirschblüte und Lotus. Und sofort war sein inneres Biest in Bereitschaft. Das Schicksal war in der Tat eine miese Trickserin.

Kapitel 10 – Guten morgen liebe Sorgen, seid ihr auch noch immer da? (CreamOverMoon)

10 – Guten morgen liebe Sorgen, seid ihr auch noch immer da?
 

Erschrocken fuhr Kagomes Körper in die Höhe und sogleich verfluchte sie sich. Rasende Kopfschmerzen breiteten sich in ihrem Schädel aus wie siedende Lava.

Was war passiert? Wo war sie? Nur schemenhaft konnte sie den Boden ausmachen. Sie saß in aufgewühlter Erde und ihre Schuluniform war vollkommen verdreckt. Der Geruch von verbranntem Gras biss in ihrer Nase und mit einem Stöhnen hielt sie sich den Kopf. War sie etwa ohnmächtig geworden? Fieberhaft versuchte sie sich zu erinnern, was passiert war. Dunkel formte sich ein Bild in ihren verworrenen Gedanken. Grün... ein Wald! Ja, sie war in einem Wald gewesen. Moment. Inuyashas Wald? Aber sicher, Kikyo war doch auch dort gewesen! Kikyo... langsam aber sicher machte sich Entsetzen in ihr breit und sie weitete die Augen, als die Erinnerung sie mit voller unbarmherziger Wucht traf. Nur ein Name zuckte durch ihr Gehirn.
 

„Sesshoumaru?“ fragte sie leise und blinzelte abermals. Ihre Augen waren so schwer, als hätte sie sie tagelang nicht benutzt. Nur langsam nahm Ihre Umgebung Gestalt an als sie langsam den Kopf drehte und ihren Blick in alle Richtungen schweifen ließ. Unweit von ihr stand er; sein silbriges Haar glänze im Mondschein des untergehenden Mondes und wogte sanft durch den Wind. Mondschein? Kagome sog scharf die Luft ein. Es war also schon Nacht, sie musste sehr lange ohne Bewusstsein gewesen sein. Und er war die ganze Zeit bei ihr geblieben? Er, der große Herr des Westens? Kagome musste träumen, ja, genau. So musste es sein! Vorsichtig schüttelte sie ihr Haupt und schon schoss umgehend eine neue Welle des Schmerzes durch ihren Kopf wie ein Blitz. Die junge Miko stöhnte schmerzerfüllt auf.
 

„Kagome!!!“, schrie eine allzu bekannte Stimme in die Stille und sofort setzten sich die ganzen schemenhaften Gestalten um sie herum in Bewegung. Nur eine blieb starr wie eine Salzsäule und beobachtete das ganze Szenario aus kühlen Augen. Kagome war verwirrt. Sie träumte doch nicht? All ihre Freunde waren hier und Sesshoumaru? Und sie bekriegten sich nicht? Was zur Hölle war hier nur los?! Stoff raschelte als sich Inuyasha direkt neben ihr nieder ließ und sie aus großen Augen ansah.
 

„Inu... Inuyasha, was ist passiert? Wo bin ich? Wo sind...“, stammelte Kagome. Ihre Kehle fühlte sich an wie ein Reibeisen und sie musste mehrmals schlucken, bevor sie weiter sprechen konnte.

„Sango, Miroku und Shippo? Was ist denn nur geschehen?“, fragte sie weiter. Besorgt ruhten goldene Augen auf ihr und sie meinte so etwas wie große Erleichterung darin erkennen zu können. Sammelten sich dort etwa Tränen in den Augenwinkeln? Verwirrt starrte sie den Hanyou an, der mit offenem Mund vor ihr saß und sie von oben bis unten mit ungläubigem Blick begutachtete. Sie kam sich vor wie eine Ming-Vase in einem Museum, die von den Besuchern studiert und bewundert wurde. Sie kam sich fast nackt vor. Kagome wollte den schon den Mund aufmachen und den Hanyou anherrschen, das bitte bleiben zu lassen, doch Inuyasha kam ihr zuvor.
 

„Geht es dir auch gut? Tut dir irgendetwas weh?“, fragte er hastig mit sehr besorgter Stimme und ergriff sie stürmisch an den Schultern, um sie wenig sanft zu schütteln. Dass der Hund auch immer so unsensibel war!

„Inuyasha, bitte, langsam, nicht so heftig! Ich habe furchtbare Kopfschmerzen!“, meckerte die Schwarzhaarige und fragte sich abermals, was ihren Freund so aufgeregt haben mochte.

„Kagome-chan!“ Sangos Stimme war mehr ein Zittern und vollkommen verdutzt sah Kagome dicke Tränen auf den Wangen der Jägerin. Ihre Augen waren gerötet und geschwollen. Warum hatte sie denn so sehr geweint? Bevor die Miko fragen konnte fiel ihr ihre beste Freundin schon um den Hals und drückte sie fest an sich.

„Oh bei den Kamis, Kagome-chan, ich dachte ich würde dich nie wieder sehen!“, schluchzte Sango und ein heftiges Beben ging durch ihren Körper. Schon klammerte auch Shippo an ihr und heulte wie ein Schlosshund.

„Ka...hicks, Kago... hicks, Kagome-chaahaaahaaan!“, heulte der kleine Fuchs und brachte vor lauter Schluchzern kaum ein Wort mehr heraus. Sanft strich sie ihm über den roten Schopf und wuschelte durch die Haare.

„Was ist denn nur los mit euch allen? Mir geht es doch gut, von diesen fürchterlichen Kopfschmerzen einmal abgesehen!“, fragte Kagome mit großen braunen Rehaugen in die Runde.

„Kagome-sama, ihr könnt euch an nichts erinnern?“ Miroku sah sie durchdringend an. Stumm schüttelte Angesprochene ihren Kopf und fluchte abermals innerlich auf. Sie musste dringend zu ihrem Rucksack – wenn sie sich recht erinnerte, musste sie noch Kopfschmerztabletten in der vorderen Tasche haben. Der Mönch holte tief Luft und schloss kurz die Augen bevor ruhig anfing zu sprechen. Es schien, als würde er jedes Wort mit Bedacht wählen, während alle anderen besorgt zu der Miko sahen und darauf warteten, wie sie die Neuigkeit verdauen würde.

„Kagome-sama... ihr wart tot.“

So, jetzt war es raus.

„Eh?!“ Kagome stutzte. Was war das denn nun für ein Blödsinn, tot? Sie? Also bitte. „Na, so ein Blödsinn! Ich bin doch nicht...“, setzte sie an und stockte plötzlich. „Sesshoumaru, der Pfeil“, hauchte sie fassungslos. „Ist er, hat er ihn getroffen?“. Alarmiert ging ein Ruck durch ihren Körper und die junge Frau sprang auf, wollte schon zu Sesshoumaru laufen, als Inuyasha sie am Ärmel zurück hielt.

„Was -“

„Bleib hier, er ist gefährlich!“, zischte der Inuhanyou und sah sie eindringlich an. Die Worte von Schicksal gingen ihm nicht aus dem Kopf. Er hatte genau gesehen, wie sie zu seinem verhassten Halbbruder geschielt hatte, als sie von dem mächtigsten Beschützer auf Erden sprach. Pah, als wäre dieser aufgeblasene arrogante Pfau ein Beschützer! Er, Inuyasha, hatte das Beschützerschwert, er musste also der Beschützer sein!

„Nun sei aber nicht albern!“ konterte Kagome und schüttelte ihn ab um kopfschüttelnd loszumarschieren. Sicher, Sesshoumaru war ein mächtiger Dämon, ein Daiyoukai, aber er hatte schon so oft Gelegenheit ihr etwas anzutun, er würde sie nicht angreifen, bestimmt nicht! Entschlossen ging sie auf die hochgewachsene Gestalt zu und wunderte sich ob ihrer plötzlichen Sicherheit, dass er ihr wirklich nichts antun würde. Seltsam... zuckte es kurz durch ihre Gedanken. Seit wann hatte sie so ein Vertrauen in den Dämon?
 

Ein guter Beobachter würde sicher bemerken, dass Sesshoumaru das ganze Schauspiel tatsächlich interessiert musterte. Doch die Anwesenden kannten ihn zu wenig, um diesen Hauch von Interesse in seinen Augen, der ihn verriet, wirklich zu erkennen. Nun, die Miko war mutig, das musste er ihr lassen. Belustigt verfolgte er, wie sie sich dem Rudelführer widersetzte und seinen nutzlosen Halbbruder abschüttelte.
 

„Kagome, so warte doch!“ Inuyasha hetzte ihr hinterher. Sango, die Shippo auf dem Arm hatte, ging zögerlich einen Schritt nach vorne, doch Miroku hielt sie zurück und schüttelte auf einen Seitenblick hin nur leicht den Kopf. Konzentriert beobachtete er, was nun passieren würde. Auch der Mönch hatte die leisen Worte der Göttin gehört. Was sie wohl zu bedeuten hatten? Den größten Beschützer auf Erden... meinte sie wirklich den Inudaiyoukai damit? Miroku konnte sich keinen Reim darauf machen, es war seltsam. Inuyasha hatte das Beschützerschwert Tessaiga, wieso also war nicht er der Beschützer, den Schicksal für die junge Miko auserkoren hatte, sollte es tatsächlich Sesshoumaru-sama sein? Der Mönch wollte es nicht glauben. Aber er war sich sicher, dass all dies einen Grund haben musste. Immerhin hatte es Schicksal selbst in die Wege geleitet! Ob sie Naraku nur gemeinsam besiegen konnten? Aber wie sollten Sie den Herrn des Westens dazu bewegen mit ihnen zu kämpfen, ihnen zur Seite zu stehen? Seine Gedanken rasten. Irgendwann musste er mit den Anderen darüber sprechen, vielleicht hatten Sango oder Kagome eine Idee, was sich Schicksal dabei gedacht hatte.
 

Kagome war noch nicht ganz bei Sesshoumaru angekommen, als der Hanyou sie abermals grob am Ärmel packte. Mit einem „Huch“ wirbelte sie herum.

„Inuyasha!“, zischte sie bedrohlich.

„Du solltest nicht zu ihm da! Er hat dich entführt!“, platzte es wütend aus dem Halbdämon heraus.

„Bitte was?! Nun hört aber auf mit dem Blödsinn und lass mich los!“, herrschte sie.

„Nein!“ So ein Sturkopf!

„Inuyasha...“, säuselte die Schwarzhaarige und ein flüchtiges Lächeln umspielte ihre vollen Lippen. Sofort wurden seine Augen groß und seine Ohren klappten nach hinten ab, dennoch ließ er sie nicht los.

„Kagome, bitte... nein, so hör mir doch zu-“

„Inuyasha, SITZ!“
 

WUMMS
 

Eine fein geschwungene Augenbraue wanderte unter den weißen Pony von Sesshoumaru. Nun, sein Halbbruder war eben schwach und kein Rudelführer. Offensichtlich hatte diese Miko das Sagen.
 

Der Hanyou lag in der vom heftigen Aufschlag verursachten Kuhle, zuckte mit den Ohren und stammelte etwas Unverständliches in den Boden. Mit einem Schnauben drehte Kagome sich um und ging zielstrebig auf den Herren des Westens zu. Desinteressiert folgten dessen goldene Augen ihren Bewegungen. Sie kam ihm näher. Zu nahe. Eine Brise wehte ihren betörenden Duft in Richtung seiner Nase, als sie kaum mehr einem Meter vor ihm zum Stehen kam. Unwillkürlich drang ein tiefes, leises Knurren aus seiner Kehle als sein inneres Biest regelrecht zu brüllen begannt. Diese verdammte Kami, was hatte sie mir ihm gemacht!?

Erschrocken wich Kagome einen Schritt zurück.

„Äh, ahm. Also...“, stammelte sie. Herrgott, wieso brachte sie keinen vernünftigen Satz raus? Aus großen Augen sah sie in das ebene Gesicht von Sesshoumaru. Die Sonne ging mittlerweile in seinem Rücken auf und beleuchtete die hoch gewachsene Gestalt von hinten. Seine Augen waren eiskalt und so wunderschön, strahlten regelrecht aus dem im Schatten liegenden Gesicht. Ohne es zu wollen, wanderte ihr Blick seine Konturen ab, besah sich jedes Detail im Gesicht des Dämons. Die fein geschwungenen Male, das seidene Haar. Ob es sich wohl so weich anfühlte, wie es aussah? Von ihrer schier endlosen Neugier gedrängt tat sie unbewusst einen Schritt nach vorne und hob ihre rechte Hand.

Sesshoumarus Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie würde doch wohl nicht...
 

„Wage es.“ Ein gefährlich leises Flüstern drang durch seine Lippen und kurz blitzten seine messerscharfen Reißzähne hervor. In diesem Moment kam Kagome wieder zur Besinnung und zog ihre Hand hastig zurück. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie konnte das Blut in ihren Ohren rauschen hören. Es kochte regelrecht. Was bei den Kamis... wollte sie eben tatsächlich...?! Entsetzt schlug sie sich die Hand vor den Mund.

„Ich, ich...“ stotterte die nun sehr verunsicherte Miko. Er würde ihr doch nichts tun, oder doch? Ihr Herz und ihr Bauchgefühl sagten nein. Doch ihr Kopf drängte sie zur Rationalität. Himmel, er war ein Dämon!

Stumm wartete Sesshoumaru ab und so langsam verebbte seine lang eingeübte Geduld im Nichts. Aus jedem anderen verdammten Menschen hätte er schon längst Kleinholz gemacht! Sie hatte ihn tatsächlich berühren wollte, hatte es gewagt ihre Hand zu heben und ihm nahe zu kommen! Wieso verflucht nochmal tat er nichts? Es war, als könne er sich nicht bewegen, als müsste er starr dastehen und es über sich ergehen lassen. Genauso wie diesen betörenden Duft, der ihn schier in den Wahnsinn trieb. Seit wann reagierte er so auf den Geruch einer Menschenfrau? Diese Kagome...

Innerlich brodelte es in ihm. Er hatte schon wieder ihren Namen gedacht!
 

„Sesshoumaru-sama, geht es dir gut?“, fragte die Schwarzhaarige leise und tatsächlich sah sie ihn besorgt an. Endlich hatte sie ihr Anliegen vorgebracht.

Sein Blick wurde noch kühler, wenn es denn überhaupt noch möglich war. Glaubte sie denn, ein solch lächerlicher Pfeil einer toten Priesterin würde ihn verletzen können? Wer war er, sein zurückgebliebener Halbbruder? Mit einem leisen Schnauben drehte der Daiyoukai sich um und schritt anmutig von dannen. Verdutzt blickte Kagome ihm nach. Dass er all seine innere Willenskraft aufbringen musste, um sich von ihr abzuwenden, entging den Anwesenden.
 

Da stand sie nun und sah dem Dämonenfürsten hinterher. Er hatte sie einfach stehen lassen! Ohne ein Wort! Dieser aufgeblasene, arrogante, selbstverherrlichende, narzisstische... pah!

Wütend drehte sich Kagome um und stampfte zu Sango und Miroku zurück. Als sie an Inuyasha vorbei rauschte konnte sie nur ein Nuscheln vernehmen.

„Schieehscht du, ich habsch dir ja gesagt...“

„SITZ! SITZ! SITZ!“ hallte es durch die Stille und mit jedem Krachen zuckten die Köpfe ihrer Freunde mitleidig zusammen indes Inuyasha schon fast einen Vulkankrater sein eigen nennen konnte.
 

Im nächsten Moment tat es Kagome schon wieder leid. Sie hatte ihre Wut an dem Hanyou ausgelassen. Dennoch. Irgendwie hatte Inuyasha das verdient. All die Treffen mit Kikyo! Jedes Mal musste Kagome darunter leiden, jedes Mal ein Stich in ihrem Herzen und ein Stückchen mehr, das brach. Und nun hatte diese Leiche sie hintergangen und sogar auf Sesshoumaru geschossen! Ein ärgerliches Schnauben drang aus ihrem Mund. Wieso machte sie sich plötzlich solche Sorgen um den Daiyoukai? Er konnte weiß Gott selbst auf sich aufpassen!
 

Sango und Miroku seufzten und Shippo war einfach nur durcheinander. Seine Kagome war wieder da, wieder am Leben! Aber warum wollte sie unbedingt zu diesem Sesshoumaru? Der war doch so gefährlich und hatte schon so oft versucht sie alle umzubringen! Ob sie wohl einen Schlag auf den Kopf abgekommen hat? Irgendwie hat ihr der Tod wohl nicht gut getan. Der kleine Fuchs verstand das alles nicht. Diese komische Frau mit den vielen Augen war schon gruselig genug. Hoffentlich ging der Daiyoukai nun wieder seiner eigenen Wege.
 

Wenig später saß die kleine Gruppe am Waldrand um ein kleines Lagerfeuer, nur Inuyasha hatte sich auf einen Ast zurückgezogen und starrte gedankenverloren in die Weite. Er schien nicht sehr gut mit Kikyos Verrat zurecht zu kommen. Versonnen musterte sie den Inuhanyou. Irgendwie tat er ihr schon leid. Auf der anderen Seite machte sich ein Fünkchen Schadenfreude in ihr breit. So sehr sie auch mit ihrem besten Freund litt, endlich sollte Kikyo kein Thema mehr sein! Kagome schüttelte kurz den Kopf, um diese bösen Gedanken abzuwerfen und besah sich hungrig das Essen. Shippo hatte mit Kirara Pilze und Kräuter gesammelt und nun brodelte ein duftender Eintopf im Topf über dem Feuer. Kagome lief das Wasser im Mund zusammen. Es schien ihr, als hätte sie seit Tagen nichts mehr gegessen, so ausgehungert war sie. Auffordernd sah sie in die Runde.

„Dann erzählt doch mal, was hier los war. Ich blicke überhaupt nicht mehr durch! Ich muss ja mindestens fast einen ganzen Tag lang ohnmächtig gewesen sein. Und wo sind wir überhaupt?“

Beklommen tauschen die Anwesenden stumme Blicke aus. Schließlich räusperte sich Miroku und begann zu erzählen. Wie er plötzlich im Wald alleine war, das ganze Dorf leer vorgefunden hatte und sie, Sango und Inuyasha schließlich in Inuyashas Wald in der Nähe des Knochenfresserbrunnens ausfindig machen konnte. Die folgenden Geschehnisse brachte er nur stockend über die Lippen. Als er von Kaedes Tod und Kikyos Verrat erzählte, rannten stumme Tränen über die Wangen der Miko. Die alte Kaede! Was sollten sie nur ohne sie machen? Sie wusste doch immer irgendeinen Rat! Kaede war wie die Großmutter, die sie nie gehabt hatte. Kagome weinte hemmungslos um Kaede.

„Wir... wir müssen zurück. Sie muss ein ordentliches Begräbnis erhalten...“, schniefte sie. Wenn sie auch sonst nichts mehr für die Alte tun konnte, so wollte sie sie wenigstens zu ihrer letzten Ruhestätte begleiten und sich gebührend und mit aller Ehre verabschieden. Die Gruppe legte eine kurze Schweigeminute im stillen Einverständnis ein und ein jeder starrte gedankenverloren in die züngelnden Flammen.
 

Miroku holte tief Luft und fuhr fort mit den Erzählungen. Ein um das andere Mal konnte Kagome nur ungläubig den Kopf schütteln. Sie war tatsächlich tot gewesen? Und Sesshoumaru hatte sie einfach mitgenommen? Bei den Kamis, warum? Sicher, er war der einzige, der die Macht hatte, durch Tenseiga Tote wieder zu erwecken. Aber warum sie?

Da erinnerte sie sich an die Giftmischer... der Dämon hatte sie schon einmal gerettet. Die Erinnerung war dunkel und sie hatte sie schon fast verdrängt. Es war schrecklich gewesen als der stinkende, wieder erweckte Krieger sich an ihr vergehen wollte. Sie verdankte Sesshoumaru ihre Unschuld und ihr Leben! Schon damals hatte sie sich gefragt, was wohl in dem großen Dämon vorgegangen war. Und nun hatte er sich wieder um ihre Sicherheit gesorgt. Kagome war total verwirrt. Schon vorhin hatte er eine so unnatürliche Anziehungskraft auf sie gehabt, noch jetzt schalt sie sich für ihre Dummheit, sich ihm so ohne weiteres zu nähern. Sogleich kochte auch wieder die Wut in ihr auf, als sie daran dachte, wie er sie hatte stehen lassen, ohne ein Wort, eine Geste, irgendwas! Kagome schnaubte verärgert und Miroku hielt inne und sah sie abwartend an.

„Ach, nichts. Erzähl weiter!“, erwiderte die junge Miko zerknirscht. Miroku runzelte kurz die Stirn, hakte jedoch nicht weiter nach.
 

Als der Mönch zu dem Punkt der Erzählungen kam, an dem Totosai entführt worden war, sog Kagome entsetzt die Luft ein.

„Um Himmels Willen, wir müssen ihm helfen, ihn befreien! Er ist nur wegen mir von Naraku entführt worden!“ rief sie entsetzt.

„Ja, du hast Recht, Kagome-chan.“ erwiderte Sango.“ Aber nun hör dir die Geschichte zu Ende an!“ Kagome nickte und Miroku fuhr fort.
 

Wenig später saß die junge Miko allein am Flusslauf, unweit ihres Lagers, ließ die Füße im kühlen Nass baumeln und besah sich nachdenklich ihr verschwommenes Spiegelbild im Wasser. Sie brauchte ein wenig Zeit für sich, um das alles sacken zu lassen. Das war ja unglaublich! Das Schicksal selbst hatte sich eingemischt!
 

Das Schicksal... Ihr Daseinszweck war es also das Juwel zurück zu holen, Naraku zu besiegen und dann das Juwel zu vernichten. So etwas hatte sie ja schon gedacht. Es war ja auch schon sehr seltsam gewesen, dass sie damals mit ihrem Pfeil genau das winzig kleine Juwel in der riesigen Krähe getroffen hatte. Bestimmt hatte Schicksal schon damals ihre Fäden gesponnen. Ach was... wahrscheinlich schon, als sie an ihrem Geburtstag in den Brunnen fiel und hier gelandet war. Denn offenbar war sie die einzige in allen Zeiten und Welten, die das Juwel spüren und läutern konnte. Kikyo war tot und nun sogar eine Marionette der Gegenseite. Was Naraku wohl mit ihr anstellte, wie er es wohl geschafft hatte, sie unter seine Kontrolle zu bringen? Schicksal musste einen derben Humor haben.
 

Kagomes Gedanken wirbelten so sehr durcheinander, dass sie das ganz in der Nähe befindliche Youki gar nicht spürte. Es war nur ganz schwach wahrnehmbar. Immerhin war er, dieser große Sesshoumaru, in der Lage, sein Youki fast vollständig zu unterdrücken. Seit geraumer Zeit ruhten seine goldenen Augen auf der zierlichen Gestalt. Beobachtete sie geduldig, prägte sich alle Einzelheiten ein. Ihren Duft hatte er schon detailliert abgespeichert, er würde ihn unter abertausenden wieder erkennen. Zu seinem Leidwesen. Er wusste nicht warum und er konnte es kaum beherrschen. Das machte ihn so wütend! Er hätte nie gedacht, dass ein Geruch ihn so aus der Fassung bringen würde, dass er um seine Selbstbeherrschung regelrecht ringen musste. Fast eintausend Jahre hatte er sich diese antrainiert. Immer war er ruhig, gelassen und rational. Und dann kam diese Frau daher und machte ihn schier wahnsinnig! Er hatte sehr lange darüber sinniert, was er nun tun sollte. Eines hatte er bislang festgestellt. Er hielt es kaum aus, wenn sie nicht in der Nähe war und er sie nicht riechen konnte. Ständig umkreisten dann Sorgen seinen Verstand und er hielt es keine fünf Minuten aus, nicht zu wissen, wo sie war, was sie tat und ob sie wohlauf war. Er war so zornig über diesen Umstand! Am liebsten hätte er sie einfach aus dem Weg geräumt, ein Problem weniger. Aber selbst das schaffte der große Herr des Westens nicht. Er brachte es nicht über sich. Schon hundert Mal hatte er die Möglichkeit gehabt. Auch jetzt, just in diesem Augenblick. Nur wenige Meter trennten ihn von seinem Opfer, aber es war, als wäre auf dem Ast, auf dem er saß, festgewachsen, sobald er Mordgedanken zuließ. Daher gab es für ihn nur eine einzige Möglichkeit, dieses Problem zu lösen. So wenig es ihm auch gefiel. Diese nervende Menschenfrau musste ihn begleiten, in seiner Nähe bleiben, sonst würde der Daiyoukai keine Ruhe mehr finden.

Lautlos ließ er sich von dem Ast gleiten und landete federweich im Moos, kaum drei Meter von Kagome entfernt. Ein spitze Schrei ließ die Vögel aufstoben und vor lauter Schreck rutschte Kagome beim Aufstehen an den glitschigen Steinen ab und landete, selbstverständlich Kopf voraus, im Wasser. Prustend und spuckend tauchte sie auf und holte tief Luft.

Mit einer wütenden Handbewegung fegte sie ihre nassen Haare aus dem Gesicht und funkelte Sesshoumaru böse an.

„Sag mal, hast du sie noch alle?!“, spie sie ihm giftig entgegen und ballte dabei ihre Hände zu Fäusten.
 

Sesshoumarus Augenbrauen wanderten beide gefährlich in die Höhe als er seine Lippen zu einem Knurren verzog. Sie wagte es so mit ihm zu sprechen? So sprach keiner mit diesem Sesshoumaru!
 

Mit einem geschmeidigen Sprung landete er direkt vor ihr im Wasser, packte sie am Kragen und hob sie in die Höhe. Seine scharfen Krallen streifen ihre weiche, empfindliche Haut am Hals.
 

Eindringlich sah er in ihre Augen. Kagomes Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb, so sehr, dass sie befürchtete, es würde gleich davon springen. Vollkommen wehrlos baumelte sie vor Sesshoumaru in der Luft und konnte mit Entsetzen ausmachen, dass sich die fein geschwungenen Male veränderten und seine goldenen Augen sich ganz langsam rot färbten.

Kapitel 11 - Top, die Wette gilt! (Seelenfinsternis)

11 – Top, die Wette gilt!
 

Fest hielt Sesshoumaru Kagome am Matrosenkragen ihrer Schuluniform und starrte sie aus roten Augen an. Sein Atem ging schwer und angestrengt, fast als wäre er im Kampf. Die Zeit verging, Sekunden wurden zu Minuten und der Dämon verharrte noch immer regungslos starrend. Nachdem der erste Schreck verflogen war, schaltete sich Kagomes Verstand wieder an und begann ihre Lage zu analysieren. Fürs Erste befand sie sich nicht in akuter Lebensgefahr. Sesshoumaru war nicht dafür bekannt zu zögern seine Opfer zu töten und so war die Tatsache, dass sie nun schon über eine Minute lebendig von seiner Pranke baumelte, durchaus beruhigend. Immer wieder flackerten seine Augen; in einem Moment schienen sie beinahe zu einer roten Supernova zu werden, im nächsten schon trübte Gold das Licht und rang um die Vorherrschaft. Sesshoumaru befand sich wohl in einem Kampf mit sich selbst, folgerte Kagome und sie war wohl der Auslöser. Warum konnte er sich nicht entscheiden, ob er sie töten wollte oder nicht? Ängstlich schluckte sie und harrte weiter in ihrer misslichen Lage aus. Ihre triefend nassen Kleider klebten an ihrem Körper und der weiße Stoff war durch das Wasser unangenehm durchsichtig geworden. Eine kalte Nachtbrise wehte und brachte das silberne Haar des Daiyoukai zum Tanzen. Klasse, dachte Kagome, jetzt war ihr wirklich kalt. Und sie konnte nicht verhindern, dass dies auch deutlich zu sehen war.

Die zwei winzigen zusätzlichen Erhebungen auf ihrer Brust blieben auch dem Blick des Dämons nicht verborgen. Blutroter Schein flammte erneut auf, sein Atem ging nun stoßweise und er war nicht mehr in der Lage seine Augen von ihrem Körper zu lösen. War das nun gut oder schlecht für sie? Angst kroch in Kagomes Blick und nach Antworten suchend sah sie Sesshoumaru hilflos an. Wieder floss die Zeit zäh dahin. Jede Sekunde, die sie weiter lebte beruhigte die Miko ein Stückchen.

Der Teil des Dämons mit den roten Augen, der gerade so fasziniert auf ihre Brüste gestarrt hatte, war scheinbar auf ihrer Seite und versuchte sie zu beschützen. Oder auch nur ihre Brüste. Kam eigentlich aufs Gleiche heraus und Kagome hielt es auch für eine wenig gute Idee Sesshoumaru eine Szene zu machen, weil er unverhohlen ihre sich durch die nasse Bluse abzeichnenden Brüste anstarrte. Mit ein bisschen Glück retteten ihre Brüste ihr gerade das Leben. Es zogen so nah am Abgrund zum Tode seltsame Gedanken durch den Geist, stellte Kagome fest. Wieder auf ihre Lage fokussiert, überlegte sie weiter, was sie tun konnte. Der rote Sesshoumaru mochte sie und ihren Körper. Der mit den goldenen Augen dann wohl nicht. Somit war klar auf wessen Seite sie stand. Aber was tun? Wie konnte sie den Roten unterstützen?

Instinktiv hob sie ihre Hand und führte sie in Richtung ihres Halses. Zart, fast schüchtern streiften ihre Finger über die Haut auf Sesshoumarus Faust. Seine Augen weiteten sich vor Schreck und sein Atem stockte. Sein gesamter Körper versteifte sich, der stählerne Griff an ihrer Kehle verstärkte sich nochmals und nun würgte der Stoff ihrer Schuluniform sie so, dass sie keine Luft mehr bekam. Er machte keine Anstalten sich aus seiner Schockstarre heraus zu bewegen. Mit letzter Kraft griff sie nach seiner Hand, drückte sie von sich weg; der letzte Atem formte die Worte: „Sesshoumaru, bitte…. Nicht…“
 

Unsanft landete sie erneut im Wasser. Mit abwesendem Blick starrte er in das aufgewühlte Wasser und schien sich wieder zu beruhigen. „Willst du mich noch immer töten?“, fragte Kagome mit ängstlich belegter Stimme, als er sich viele Augenblicke später immer noch nicht gerührt hatte. „Ja!“, knurrte er heiser. Wieder ging sein Atem schwer. „Doch ein Teil von mir will es nicht. Dieses verdammte Schicksal hat mein inneres Biest zu ihrem Schoßhund gemacht und führt es an der Leine Kunststückchen machen.“ Brodelnde Wut lag in seiner Stimme, die Worte waren mehr ein Knurren denn ein Sprechen.

„Es tut mir leid.“ Traurig verließen diese Worte Kagomes Lippen ohne dass sie zuvor Gelegenheit hatte darüber nachzudenken. Noch immer saß sie im kühlen Wasser, niedergeschlagen und ängstlich. „Es tut mir leid, dass sie dir das meinetwegen antut. Ich möchte das nicht. Es ist wohl der Zweck meines Lebens dieses verfluchte Juwel zu finden und zum Verschwinden zu bringen. Aber das ist nicht dein Schicksal, du musst mich nicht beschützen. Niemand muss das.“

Die ruhigen und bekümmerten Worte beruhigten das Gemüt des Daiyoukai. So die Beherrschung zu verlieren war seiner eigentlich nicht würdig, ein Mensch unwürdig durch seinen Zorn geadelt zu werden. Nachdenklich sah er in die Nacht, deren kühler Wind seine heiße Wut weiter kühlte. „Ich kann es mir nicht aussuchen, ob ich dich beschützen möchte oder nicht. Das Schicksal zwingt mich dazu. Was glaubst du, warum ich noch hier bin?“, sprach er schließlich wieder mit seiner ihm eigenen Kälte in die Dunkelheit. Er tat sein Bestes sie nicht ansehen zu müssen, wie er sich im Stillen eingestand. „Ist es dir denn wirklich so zuwider?“, stellte Kagome schließlich die Gegenfrage, „Hasst du mich wirklich so sehr?“ „Niemand erteilt diesem Sesshoumaru Befehle, was er zu tun hat“, spie er schließlich verächtlich. „Kein Mensch ist es wert, Zeit an ihn zu verschwenden.“

Kagome schwieg. Sie wusste nicht, wie sie dieses seltsame Gespräch fortführen sollte. Sesshoumaru hatte soeben in seiner sehr eigenen kryptischen Art erklärt, dass er eigentlich nur wütend darüber war nicht Herr seines Lebens zu sein. Und offenbar hasste er sie doch nicht, aus welchen Gründen auch immer. So wie es schien musste sie mit ihm auskommen, bis sie ihre Aufgabe erfüllt haben würde. Also war es klug seine momentane, gesprächige Laune auszunutzen, um etwas mehr über ihn zu erfahren. Sie achtete darauf ihn nicht anzusehen, während sie sprach: „Kein Mensch ist es wert beschützt zu werden, nicht wahr?“

„Hn!“ Ein Schnauben war alles, was sie zur Antwort erhielt, zusammen mit angestrengtem Starren in die Nacht. Die gesprächige Laune war wohl ein Irrtum, dachte Kagome traurig. Sie war wirklich betrübt darüber. Sie hatte im Prinzip nichts gegen Sesshoumaru, solange er nicht versuchte sie oder ihre Freunde zu töten, was in letzter Zeit erfreulicherweise abgenommen hatte. Seinen Bruder ausgenommen, das war ein eigenes Thema. Und manchmal, klammheimlich, konnte sie es ihm nicht verübeln, da sie selbst so eine Wut auf den Hanyou hatte. Dann erschrak sie selbst über ihre Gedanken und darüber, wie sie ihn mit einer Salve von Sitz-Kommandos in den Erdboden stampfte. Sesshoumaru war wenigstens nicht heillos in eine tote Frau verliebt und vergaß darüber die Lebenden – soweit ihr bekannt war.
 

Plötzlich drängte sich eine Erinnerung in ihr Bewusstsein. Es war schon eine ganze Weile her, sie hatte nie darüber nachgedacht. „Ich habe mich niemals bei dir dafür bedankt, dass du mich damals vor diesem Giftmischer der Shichinintai gerettet hast.“ Wieder ein abfälliges Schnauben. Verstohlen riskierte sie einen Blick zu seinem Gesicht. Ganz leicht, fast unmerklich hatte er den Mund verzogen. War das Verlegenheit oder Ärger über sich selbst? Für einen Moment schwiegen sie gemeinsam, die Gedanken in Kagomes Kopf mussten erst weiter erkundet und sortiert werden. „Hatte dich das Schicksal damals auch dazu gezwungen?“

„Nein“, antwortete Sesshoumaru knapp. Dieses seltsame Gefühl der Miko gegenüber war ein recht neues Phänomen, fügte er in Gedanken hinzu. Kagome war verwirrt. Die ganze schöne Erklärung, die sie sich in Gedanken zurecht gelegt hatte, stürzte mit einem Wort des Herrn des Westens wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Mehr als ein konfuses Stammeln brachte sie nicht mehr hervor: „Warum dann?“ Plötzlich drehte der Daiyoukai sich zu ihr herum, seine goldenen Augen durchbohrten sie mit stechendem Blick. „Wärst du lieber getötet worden?“, fragte er kalt. Er wirkte so, als wäre er gewillt ihren Wunsch nachträglich zu erfüllen, schauderte die junge Frau. „Nein, nein…. Ich verstehe nur nicht…. Du bist doch… du hasst“, so purzelten wieder angefangene Gedanken aus Kagomes Mund. „Dann ist es doch gut so“, beendete Sesshoumaru das Stottern und das Thema.

Wieder saß Kagome in sich gekehrt im Wasser und überlegte. Nichts hatte ihn gezwungen, er hatte sie gerettet ohne einen direkten Nutzen für ihn… Es war zwecklos. Sie konnte so lange hier im Nassen sitzen, bis sie ernsthaft schrumpelig werden würde, sie wäre genauso ratlos wie vorher. Vielleicht war es so, wie er gesagt hatte, einfach gut. Sie stand auf, versuchte das Wasser so gut es eben ging von ihrer Haut und Kleidung zu streifen. So formal wie es in ihrem Zustand eben möglich war, stellte sie sich ihm gegenüber und verbeugte sich tief. „Vielen Dank, dass ihr mein Leben gerettet habt, Sesshoumaru-sama, obwohl ihr mich hasst.“

Eiserne Selbstbeherrschung. Sesshoumaru musste sich das immer wieder ins Gedächtnis rufen. Es war beinahe unmöglich seine Verwunderung und Überraschung zu verbergen. Dank jahrhundertelanger Übung schaffte er es, dass sich seine Augen nur leicht weiteten. Der Rest seines Erstaunens kreiselte durch seine Gedanken. Ein Mensch bedankte sich bei ihm. Ein Mensch. Ein schwacher, selbstgerechter, arroganter Mensch. Menschen, die sich für das Größte im Universum sahen, die sich alles Untertan machten. So ein Mensch stand hier demütig in ehrlicher Dankbarkeit vor ihm. Dieses Mädchen war wirklich außergewöhnlich. Wenigstens hatte das Schicksal nicht irgendjemanden auserkoren, dachte er resignierend.

Sie stand noch immer gebeugt vor ihm. Wartete sie auf eine Reaktion? Was sollte er nun tun? Das war keine Soldatin oder Dienerin. Sowas konnte er. Er hatte generös mit der Hand zu wedeln und gestattete ihnen sich zu entfernen – und am Leben zu bleiben. Doch das schien Sesshoumaru unangemessen. Sie waren wohl dank des vermaledeiten Schicksals aufeinander angewiesen. Wehmütig erinnerte er sich daran, warum er seine Zeit am liebsten allein verbrachte. Dann schloss er die Augen und stellte sich. „Ich hasse dich nicht. Ich hasse meinen Bruder. Du bist mir egal, Mensch.“

Verwirrt, aber lächelnd sah Kagome den stolzen Daiyoukai des Westens an. Er wirkte angespannt, unwohl. Und dann verstand sie seine Worte und die Mühe, die dahinter lag, ihr Lächeln wurde noch fröhlicher. „Das freut mich, Sesshoumaru-sama.“
 

Zucker rieselte in Kaffee, kurz darauf folgte ein Löffel und rührte erwartungsfroh durch das Gebräu. Müde strich Schicksal über ihre Schläfen. Kaffee…. Es hatte auch etwas Gutes eine göttliche Entität zu sein und weder an Raum noch Zeit gebunden zu sein. Sie konnte einfach nach Belieben durch sie hindurch spazieren und so war ein Kaffee nach Art des 21. Jahrhunderts auch für eine im Zeitalter der kriegerischen Staaten sehr beschäftigte Göttin kein Ding der Unmöglichkeit. Genüsslich schlürfte sie die den Milchschaum aus der Tasse. Kekse. Diese verdammten Geister vergaßen immer die Kekse. Man brauchte einen Keks für den Schaum!

Dieser Ort war losgelöst vom Universum und den Göttern und Geistern vorbehalten. Von weitem wirkte er ein wenig wie eine Stadt, ein buntes Durcheinander von Gebäuden vergangener und zukünftiger Gebäude. Das wachsende Heer von bösen Geistern war am Stadtrand in einem futuristischen Bürokomplex untergebracht. Ihr Herr, ein hässlicher Oni, hatte etwas von Effizienz und Wirtschaftlichkeit eines solchen Baus gefaselt, den er sich bei den Menschen der Zukunft abgeschaut hatte. Es hatte dann doch mehr etwas von einem überdimensionalen Hühnerstall, in dem die Geister ihren Dienst zu verrichten hatten, aber diese Gedanken behielt Schicksal für sich. Überhaupt arbeitete sie lieber allein, sie brauchte kein Heer von dienstbaren Wesen, damit die Welt in geordneten Bahnen lief. Es brauchte nur einen Gedanken und ihre göttliche Kraft, so spannen sich die Schicksalsfäden von ganz alleine und gingen nach komplexen Mustern miteinander Bande ein. Von außen sah das wie ein wirres Durcheinander verknäulter roter Wolle aus, aber das war alles gewollt. Schicksal hatte dieses Netz sorgfältig geknüpft. Es war nicht ihr Problem, dass die übrigen Wesen des Universums zu kleingeistig waren die Ordnung und Schönheit darin zu erkennen.

Und sie sollten verdammt noch mal die Finger davon lassen, dachte Schicksal wütend. Es war ein ganzes Stück Arbeit gewesen zu verhindern, dass die Welt eben nicht aus den Fugen geraten war, es erforderte sogar ihr persönliches Eingreifen; und ihr Erscheinen, was sie nicht mochte. Das war zwar eine Miko, aber es gehörte sich einfach nicht sich ungeniert einem Sterblichen zu zeigen. Sie empfand es als unelegant ihr Wirken so offensichtlich zu präsentieren. Alles lief wie am roten Schnürchen, wenn ein jeder tat wie ihm vorhergesehen und sich an die Regeln hielt. Ganz einfach.
 

„Wir hatten doch vereinbart, dass es gegen die Regeln ist sich einzumischen!“, riss eine knurrige Stimme Schicksal plötzlich aus ihren Gedanken. Zwei düstere Gestalten nahmen ihr gegenüber am Tisch Platz, winkten einen der umherschwirrenden Geister zu sich und bestellten ebenfalls Kaffee. „Ihr habt doch damit angefangen. Wer von euch war es? Du Gier oder Niedertracht? Wer hat diesem Naraku gezeigt, wie er mogeln kann? Ich habe nur für gleiche Chancen gesorgt.“

Das Juwel der vier Seelen war nichts anderes als eine Wette zwischen Göttern. Schicksal hatte den Glauben an das Gute in der Welt nie verloren und war in einer hitzigen Debatte davon überzeugt, dass die Bewohner der Welt solch eine Kraft nicht zum Schlechten benutzen würden. Und dass, wenn es einer tat, am Ende immer das Gute siegen würde, da Liebe stärker als Hass war. (Sie kannte die beiden, mit Liebe war direkt nach dem Aufstehen wirklich nicht gut Kirschen essen.) Gier und Niedertracht, zwei relativ junge Götter, argumentierten dagegen. Sie sahen es als das natürliche Streben aller Wesen dieser Welt an sich auf jede noch so brutale und rücksichtslose Weise einen Vorteil zu sichern und selbst Herr über die Geschicke der anderen zu werden. Ihre Hoffnungen lagen dabei auf den Menschen und Youkai, die sich sehr empfänglich für diese Art zu denken zeigten. Kaum hatte es eins dieser Wesen geschafft sich über die anderen zu erheben, wurde es getrieben von einem der beiden Geister – oft genug auch von beiden, was die Welt regelmäßig ins Chaos stürzte. Wenn diese beiden Idioten einfach aufhören würden sich ständig einzumischen, müsste Schicksal nicht ständig ihre Fäden entwirren und neu ordnen, dachte sie genervt.

So stritten sie seit Anbeginn der Zeit. Schicksal konnte zwar auch ziemlich fiese Dinge in der Welt anstellen, aber das beschränkte sich für gewöhnlich auf einzelne Tragödien. Es musste ein Gleichgewicht in der Welt geben zwischen Gut und Böse, damit diese funktionierte; wo Glück existierte, musste es auch Pech geben.

Und so hatten die drei Götter gestritten. Aus den Augen der Menschen Jahrtausende lang, bis sie schließlich beschlossen einen Versuch zu wagen, um ihre Ansichten zu beweisen. Der Versuch glich allerdings mehr einer Wette und hatte schnell seinen wissenschaftlich-philosophischen Grundgedanken verloren. Schicksal hatte sich recht wenig dabei gedacht die Zukunft der Welt als Einsatz zu setzen; sie gewann immer, wenn sich alle an die Regeln hielten. Deshalb weigerten sich die übrigen Götter auch mit ihr zu würfeln. Das Juwel wurde geschaffen als die Kraft, die die Welt in alle Richtungen verändern konnte. In den Händen des Bösen war es eine furchtbare Waffe, es konnte allerdings auch genutzt werden die Wunden im Laufe des Lebens zu heilen und Gutes zu wirken. Es lag in den Händen der Sterblichen. Damit die Bewohner der Welt nicht wussten, was da für ein Experiment lief, verpackten sie das Ganze in eine hübsche Geschichte mit Figuren dieser Welt. Schicksal erschuf eine Priesterin namens Midoriko, Niedertracht und Gier waren wieder einmal entsetzlich phantasielos und schufen einen Haufen hässlicher Dämonen.

Die Zeit verging, das Juwel existierte durch die Zeiten hindurch. Es lief genau, wie Schicksal es vorhergesagt hatte: Mal fiel es in finstere Hände, mal in sorgende Hände, aber das Gleichgewicht der Welt pendelte sich immer wieder ein. Eine spirituelle Frau war schließlich so schlau und versiegelte das Juwel, damit dieses nervige Ding die Menschheit endlich in Frieden ließ. Die Wette glich zu diesem Zeitpunkt bereits einem Schachspiel, Schicksal, Gier und Niedertracht hatten immer wieder neue Figuren ins Rennen geschickt und versuchten sich zu übertrumpfen. Auf den Hanyou Naraku war Niedertracht wirklich stolz gewesen, er hatte sich viel Mühe mit ihm gegeben und deshalb verfiel er einem Tobsuchtsanfall, als dessen Machtstreben von der Miko Kikyou gebrochen wurde.

Kikyou war eine ziemlich drastische Maßnahme gewesen, überlegte Schicksal. Das Gleichgewicht in dieser Priesterin war zu Gunsten des Lichts gekippt und sie ahnte bei ihrer Erschaffung schon, dass dies nicht lange so bleiben würde. Die Dinge in der Welt wollten ins Gleichgewicht kommen, das war ein Naturgesetz und nicht einmal das Schicksal konnte sich lange dagegen stellen. Was war sie wütend gewesen, als Kikyou ihren seltsamen Geliebten eigenhändig bannte und sich das hämische Gekicher von Gier anhören musste! Nochmal würde ihr solch ein Fehler nicht unterlaufen.

Die Seele von Kiykou war ihr außerordentlich kraftvoll gelungen, nur die Balance musste wieder hergestellt werden. Damit die Wiedergeburt eine Chance gegen den König von Niedertracht und Gier auf diesem Schachbrett haben würde, musste sie wahre Macht bekommen. Also versuchte Schicksal etwas völlig Neues und lockerte ihre selbst gesponnenen Fäden um das Leben dieses Mädchens. Sie war frei, sie hatte die Freiheit über ihr Leben entscheiden zu dürfen, frei von den Zwängen des Schicksals. Es war ein großes Risiko einer Sterblichen so viel Macht zu verleihen, aber Schicksal glaubte weiterhin an das Gute in den Menschen. Und Kagome hatte sie nicht enttäuscht!

Niedertracht und Gier waren darüber so aufgebracht, dass sie aus lauter Verzweiflung und Angst vor einer Niederlage schließlich begannen zu schummeln. Niedertracht hatte heimlich seinem Liebling Naraku erklärt, wie er das Juwel austricksen konnte. Er hatte es zwar wie einen Traum aussehen lassen, doch Schicksal bemerkte es sofort. Naraku war noch immer ein Bewohner der Welt und an das Schicksal gebunden und so fiel es auf, wenn jemand seinen Faden manipulierte. Sie hatte die kostbare Existenz Kagomes gerade noch retten können mit einem ebenfalls unfairen Eingreifen. Das Spiel ging nun in seine entscheidende Phase, die Figuren waren positioniert. Schicksal war guter Dinge, dass sie sich in dem verschlossenen Daiyoukai nicht getäuscht hatte. Es hatte nur einen kleinen Schubs gebraucht ihn für ihre Sache zu gewinnen. Sie hatte ihn gar nicht so fest im Griff, wie Sesshoumaru das glaubte. Aber wenn es ihrer Sache dienlich war, ließ sie ihm den Glauben. Schicksal spielte nämlich nun Schach mit zwei Damen.

Kapitel 12 – Wissen ist Macht (CreamOverMoon)

Kapitel 12 – Wissen ist Macht
 

Kagome war an diesem Abend besonders schweigsam. Mehrere besorgte Augenpaare lagen auf ihr, als sie mit glasigem Blick in die züngelnden Flammen des Lagerfeuers sah. Schließlich gab sich Sango einen Ruck und rutschte an die Seite ihrer besten Freundin.

„Ist alles in Ordnung mit dir, Kagome-chan?“, fragte sie leise.

Keine Antwort. Die junge Miko war so sehr in dem gelb-orangefarbenen Licht versunken, dass sie ihre Umwelt kaum mehr wahrnahm. Ihre Gedanken wirbelten nur so umher, als seien sie in einem Sturm gefangen. In dessen Mitte ausgerechnet Sesshoumaru verweilte. Er soll ihr Beschützer sein? Ein Daiyoukai, der Menschen hasste? Wobei, sie hasste er nicht. Das hatte der Herr der Hunde doch sehr klar zum Ausdruck gebracht. Ein seichtes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie an die Situation am Fluss zurück dachte. Es musste ihn schier unmenschliche Kraft gekostet haben, diese Worte über die Lippen zu bringen. Nun ja, er war ja auch kein Mensch. Er war ein Dämon, und ein super starker Dämon noch dazu! Doch Kagome war eine Miko. Wie bei allen Göttern sollte das gut gehen? Was hatte sich Schicksal nur dabei gedacht, einen Daiyoukai als Beschützer für eine Miko zu wählen? Die Dame musste definitiv einen im Tee gehabt haben, entschied Kagome. Das war einfach zu verrückt um wahr zu sein und sie machte sich große Sorgen darum, wie das funktionieren sollte. Inuyasha würde sich niemals dazu überreden lassen, mit Sesshoumaru zusammen zu kämpfen und ihm ihren Schutz zu überlassen, nicht in diesem Leben.
 

„Oi, Kagome!“, rief Inuyasha nun laut. Erschrocken zuckte Angesprochen zusammen.

„Hm, was ist denn?“, fragte sie müde und riss sich von ihren verworrenen Gedanken los. Nur vage bemerkte sie Sangos Anwesenheit direkt neben sich. Wann hatte sie sich neben ihr niedergelassen?

„Du plapperst doch sonst immer so viel, warum bist du so still?“, entgegnete der Hanyou wenig höflich. Sango zog die Augenbrauen zusammen und funkelte den Halbdämon böse an.

„Inuyasha, nun sei doch nicht so! Kagome hat heute erfahren, dass sie tot war, dass Kikyo Verrat begangen hat und dass Kaede einen grausamen Tod hat sterben müssen!“ fauchte die Taijiya zurück. Kagome sah sie dankbar an. Miroku seufzte laut und schüttelte traurig den Kopf.

„Wieder einmal sind wir eine von Narakus hinterhältige Fallen getappt – wir müssen ihn endlich stoppen! Hört mal, ich habe über die Worte von Schicksal nachgedacht...“ erläuterte der Mönch und wurde sogleich recht vorlaut von dem Hanyou unterbrochen.

„Ja, ja genau! Das habe ich auch! Und wisst ihr was?“, fragte Inuyasha aufgeregt in die Runde. Ein keckes Blitzen zog durch seine goldenen Augen und er zog seine Lippen zu einem siegessicheren Lächeln nach oben. Verdutzte Gesichter blickten ihm entgegen – schon befürchtend, was jetzt gleich kommen sollte.
 

„Ich bin der Beschützer von dem die Alte gesprochen hat!“, rief er triumphierend und sprang dabei auf die Beine. Dass er beim Ziehen Tessaigas, das sich in seinen Händen sofort in den großen Reißzahn seines alten Herren verwandelte, fast alle einen Kopf kürzer gemacht hätte, übersah er geflissentlich. Gepeinigt schloss Kagome die Augen und zog die Stirn kraus. Die Kopfschmerzen waren fast verschwunden gewesen und nun kehrten sie mit voller Wucht zurück, wunderbar nachzuverfolgen an der immer stärker pochenden Ader an Kagomes Schläfe. Ein Glück war sie einfach viel zu müde und ausgelaugt nach diesem ereignisreichen Tag um Inuyasha in die Schranken zu weisen. Schade nur, dass dieser das nicht zu würdigen wusste. Der ganze Trupp schaute geplagt zu Boden, nur Shippo betrachtete Inuyasha mit großen und neugierigen Augen und wartete voller Spannung auf den Rest dieser fabulösen Ansprache. Es vergingen ein paar Sekunden; zehn, zwanzig. Als fast eine Minute vorbei war und Inuyasha immer noch keinen regen Applaus erhalten, geschweige denn seine Rede des Jahrhunderts vollendet hatte, auf die Shippo so sehnsüchtig gewartet hatte, schnaubte er zornig und funkelte seine Begleiter an.

„He, was ist denn los mit euch! Dieses Rätsel hätten wir nun schon einmal gelöst – jetzt müssen wir nur noch Naraku nieder machen! Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht und ich bin mir sicher, dass ich es bin, immerhin besitze ich das Beschützerschwert!“, faselte der Hanyou ärgerlich, ja fast beleidigt. Miroku legte den Kopf schief und wagte als erster seine Stimme zu erheben, einer göttlichen Eingebung folgend, einer Idee, die sich gerade in seinem Kopf manifestiert hatte. Es war, als wäre ihm ein Licht aufgegangen. Die absolut bestechende Logik nahm Gestalt in seinem Kopf an.

„Hattest du damals nicht in deinen Erzählungen erwähnt, das Kagome-sama das Schwert gezogen hätte?“ fragte er tonlos, ja fast mitleidig, denn er wusste leider nur zu genau, wie dieses Gespräch enden würde.
 

Inuyasha legte den Kopf schief und schaute wenig intelligent drein. Interessiert zuckte Kagomes Blick nun etwas wacher zu Miroku. Worauf wollte er hinaus? Ja, sie hatte das Schwert gezogen. Ganz genau erinnerte sie sich an diesen Moment, vor allem an die unbändige Wut Sesshoumarus. Nie wieder hatte sie ihn so außer sich erlebt.

„Ja, und weiter?“, fragte er verwirrt. Der Houshi seufzte geschlagen – irgendwann musste er sein Wissen preisgeben, immerhin war es mit großer Wahrscheinlichkeit überlebensnotwendig.

„Nun überlegt doch mal“, sprach er ruhig in die Runde. „Weder du noch dein Halbbruder konnten das Schwert ziehen, ja Sesshoumaru nicht einmal berühren! Und dann kommt ein Mensch daher und kann so ganz ohne weiteres ein mächtiges Dämonenschwert von seinem Bann befreien?“, erklärte er weiter. Sango sah ihn neugierig an und dachte angestrengt nach.

„Also ich kapiere das alles nicht. Was hat das denn mit unserer aktuellen Situation zu tun?“, jammerte Shippo, der den Gedankengängen seines Freundes nicht folgen konnte. In diesem Moment zog Kagome plötzlich scharf die Luft ein und ihre Augen weiteten sich. Erschrocken schlug sie die Hand vor den Mund und starrte von Inuyasha zu Miroku.

„Das... das kann nicht... oder doch?“, stammelte sie leise. Miroku nickte ergeben.

„Doch, Kagome-sama, es kann und es ist wohl auch so.“, schloss er.

„Hä? Kann mir mal einer helfen? Irgendwas habe ich doch verpasst?“, maulte der Hanyou und sah herausfordernd zu der jungen Miko, die immer noch aussah, als hätte sie einen Geist gesehen.

„Ja, so ganz verstehe ich auch nicht worauf du hinaus willst, Houshi-sama. Kagome-chan hat das Schwert damals gezogen und dann Inuyasha gegeb-“ abrupt brach Sango in ihrer Frage ab, als auch bei ihr das Verstehen Einzug hielt. Kirara maunzte verstimmt, als die Jägerin mit einem Mal aufhörte sie zu kraulen.

„Ha, jetzt weiß ich was ihr meint!“, triumphierte der kleine Fuchs lachend und hüpfte aufgeregt auf und ab. Inuyasha knurrte laut, rammte Tessaiga in den Boden und ballte die Hände zu Fäusten.

„Kann mich hier mal einer aufklären?“, rief er ärgerlich.

„Inuyasha, ich habe das Schwert gezogen, ich konnte es als einzige ziehen und dann habe ich es dir gegeben.“, erklärte Kagome ruhig. Sie konnte immer noch nicht ganz fassen, was sie gerade erfahren hatte. Sollte es wirklich so sein, wie Miroku vermutete?

„Ja, das weiß ich doch. Also wo ist das Problem? Ich besitze das Beschützerschwert also bin ich der Beschützer!“, beharrte Inuyasha auf seinen Standpunkt und setzte noch ein wütendes Schnauben hinterher. Er verstand die Welt nicht mehr. So schwer war das doch nicht zu verstehen, oder?! Waren seine Freunde einfach alle nur zu dämlich um das zu kapieren? Es war sein Schwert, er der Beschützer. Punkt!
 

Langsam stand Kagome auf, ging um das Feuer und ließ sich neben Inuyasha wieder nieder. Das würde nicht einfach werden. Wie sollte sie Inuyasha das erklären; einfach mit der Tür ins Haus fallen? Dies wäre bei dem unverbesserlichen Sturkopf wohl die beste Methode, entschied die junge Miko kurzerhand. Er würde sich schon wieder beruhigen – hoffte sie zumindest. Zögernd hockte sich auch der Hanyou wieder auf seine Hinterbeine und betrachtete Kagome abwartend mit skeptischem Blick. Seine Nase zuckte hin und her und seine Ohren waren aufmerksam aufgestellt. Die Schwarzhaarige erwiderte standhaft seinen Blick, sah ihm tief in die Augen und holte Luft.

„Inuyasha, Tessaiga ist mein Schwert.“
 

Nichts. Stille. Keine Reaktion. Nur das Knistern des Feuers war noch zu hören. Jeder wartete angespannt darauf, was Inuyashas gleich tun oder sagen würde, bereit, davon zu rennen oder ihn im Ernstfall zurück zu halten. Der Houshi straffte seine Schultern und schloss seine Hand fester um den Mönchsstab, während Sangos Hand unauffällig zum Knochenbumerang wanderte. Sogar Shippous wuscheliger Schweif zuckte nervös hin und her, während er mit seinen giftgrünen Dämonenaugen jede noch so kleine Bewerbung des Halbdämons verfolgte. Inuyashas Ohren zuckten aufgeregt hin und her. Der Blick, erst zweifelnd, dann ärgerlich, schließlich kniff er die Augen zusammen und funkelte Kagome durchdringend an. Der Hanyou stand langsam auf, holte tief Luft und...

brach in schallendes Gelächter aus!
 

Sofort wich die allgemeine Anspannung einer totalen Irritation. Inuyasha stand einfach nur, hielt sich seinen Bauch und lachte aus vollem Munde. Es bildeten sich schon Tränen in den Augenwinkeln. Schließlich holte er mehrmals keuchen Luft und versuchte sich wieder einzukriegen.

„Ach, Leute. Das war echt der beste Witz aller Zeiten! Das hab ich jetzt gebrauch, jetzt geht’s mir besser! Bei euch auch? Die Anspannung war doch kaum mehr auszuhalten!“, gluckste der Weißhaarige weiter.

„Also, wir sollten uns hinlegen. Morgen geht’s dann in aller Frühe nach Musashi. Kaede hat eine ordentliche Beerdigung verdient.“, schloss er nun etwas ernster und noch bevor irgendjemand etwas erwidern konnte, verschwand er schon in der nächste Baumkrone.

Verdutzt wechselten die Freunde mehrere Blicke miteinander. Miroku schüttelte den Kopf.

„Wir kann man nur so stur sein...“, begann der Mönch.

„... und so dämlich!“, beende Sango den Satz.
 

Kagome sah nachdenklich in die dunklen Baumkronen. Nun, das war typisch.

„Das ist gar nicht lustig, Leute. Wir müssen es ihm irgendwie begreiflich machen! Wenn wir Schicksals Worte richtig gedeutet haben, hängt unser aller Überleben davon ab!“, flüsterte Kagome eindringlich und sah ihren Freunden dabei fest in die Augen.

„Wir werden es morgen noch einmal versuchen. Bis dahin hat er sich vielleicht wieder eingekriegt, der heutige Tag und die Erlebnisse konnten sacken und er ist vielleicht offener dafür.“, sagte Miroku. Die Dämonenjägerin nickte bestätigend. Zu versuchen, Inuyasha dieses Thema heute nochmal begreiflich zu machen, würde schier unmöglich sein. Dafür war dieser Dickschädel viel zu sehr von sich und seiner Meinung eingenommen.

„Für ihn ist es ganz klar, dass er der Besitzer des Schwertes ist, und nicht du, Kagome-chan. Du kannst es nicht führen, also entspricht es seiner kindlichen Logik, dass es ihm gehört. Aber offensichtlich kannst nur du auswählen, wer es führen soll! Nur diesen Fakt in seinen Schädel zu bringen... ich halte das für ein hoffnungsloses Unterfangen“, erläuterte die Taijiya seufzend.

„Ich gebe Sango hier Recht. Er wird es gar nicht erst verstehen wollen. Nach seinem Verständnis hat sein Vater das Schwert für ihn, und nur für ihn, gemacht, damit er als Hanyou sich bewähren kann und eine gewisse Chancengleichheit zwischen ihm und Sesshoumaru-sama besteht. Wer hätte auch gedacht, dass der alte Inu no Taisho das Schwert nur für den einen Zweck gefertigt hat, einen Menschen zu schützen?“, gab Miroku zu verstehen.

Kagome nickte und dachte nach. Bestimmt hatte er es für Izayoi schmieden lassen. Sie war immerhin ein zerbrechlicher Mensch gewesen, ging schwanger mit seinem Kind und er hat sie ohne Zweifel geliebt. Da sie aufgrund ihrer Liebe zu ihm immer in Gefahr war, musste er etwas zu ihrem Schutz in die Wege leiten. Was könnte hier besser sein, als eine Waffe, bei der sie allein auswählen konnte, wer sie führen sollte? Nur derjenige, dem Izayoi bedingungslos vertraute, würde die Waffe auch zu ihrem Schutz einsetzen können. Zu schade, dass der alte Herr der Hunde keine entsprechenden Anweisungen hinterlassen hatte. Wer weiß, vielleicht sollte sogar eines Tages tatsächlich Inuyasha der Führer des Schwertes sein, und sei es um seine Mutter damit zu schützen? Den Theorien von Kagome, Miroku und Sango würde der Hanyou wohl kaum Glauben schenken. Kagome holte tief Luft und ließ ihren Atem langsam ausströmen. Nun, über dieses Problem würden sie sich morgen Gedanken machen. Der Weg nach Musashi würde mehrere Stunden, wenn nicht gar den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Da hatten Sie genug Zeit intensiv darüber nachzudenken, wie sie mit Inuyasha verfahren sollten. Da kam der jungen Miko schon das nächste, unausweichliche Problem in den Sinn. Wie zur Hölle sollten Sie Inuyasha davon überzeugen, das Schwert seinen Halbbruder zu überlassen?! Wenn er der erwähnte Beschützer sein sollte, benötigte er dann nicht auch das Beschützerschwert? Fragen über Fragen... Kagome versuchte ihren Kopf irgendwie leer zu bekommen und richtete ihre müden Augen wieder auf die züngelnden Flammen. Glücklicherweise hatte leise knisterndes Feuer schon immer eine sehr einschläfernde Wirkung auf sie gehabt. Sie kuschelte sich in ihren Schlafsack, nahm Shippo in die Arme und schloss langsam die immer schwerer werdenden Augenlider.
 

Nicht sehr weit vom Lager der Gruppe um Inuyasha rasten die Gedanken durch Sesshoumarus Gehirn. Er hatte jedes Wort mitgehört und mit jedem Wort erfasste er mehr und mehr den Zusammenhang des Großen und Ganzen. Er wusste ganz genau worüber Kagome nachdachte, als sie ihren Blick letztendlich wieder den Flammen zuwandte. In ihren Augen konnte man lesen wie in einem offenen Buch. Wie sollten sie Inuyasha dazu bringen, ihm, diesem Sesshoumaru, das Schwert zu überlassen? Nun, für den Daiyoukai schien dies, entgegen der Gedanken der Miko, kein großes Problem zu sein. Er würde es ihm einfach abnehmen und dem Menschenweib befehlen, es ihr offiziell zu überlassen. Die Schmach war schon groß genug, dass sie, ausgerechnet ein Mensch, entscheiden durfte, ja sogar musste, wer das Schwert würde führen dürfen! Da würde er sicher nicht auch noch nett fragen. Immerhin war es auch sein, oder besser gesagt, vor allem sein Erbe. Er war der erstgeborene Sohn und ihm stand es rechtmäßig zu! Wie konnte Vater nur solch eine Dummheit verzapfen?

Wie dem auch sei. Morgen war ein neuer Tag. Bis dahin würde Sesshoumaru still verweilen und ein Auge auf die Miko haben. Auf dem Weg nach Musashi würde er ihn dann stellen und überrumpeln. Seinem dämlichen Halbbruder konnte man wohl kaum den Schutz über Kagome anvertrauen.
 

Verdammt. Er hatte schon wieder ihren Namen gedacht. Mehrmals! Er verfluchte Schicksal.
 

Ein maliziöses Lächeln huschte über die Lippen der soeben Verfluchten. Schicksal amüsierte sich prächtig! Nun, dass die Gruppe um Inuyasha dem Geheimnis Tessaigas so schnell auf die Spur kommen würde, hatte sie dann doch nicht erwartet. Was sie jedoch erwartet hatte, war Inuyashas Reaktion. Noch heute fragte sich Schicksal, wie der große Inu no Taisho einen solchen solch dusseligen Hanyou hatte zeugen können. Der Herr der Hunde war sehr schlau gewesen. Zwar auch hoffnungsloser Romantiker, aber dennoch gerissen. Nie tat er einen Schritt, ohne davor nicht gründlichst darüber nachgedacht zu haben. Dennoch steckte sein ganzes Herzblut in seinen Taten. Offenbar hatten die Hundebrüder nur diverse Eigenschaften ihres Vaters übernommen. Inuyasha war hitzig, reagierte oft über und handelte ohne zu denken. Dennoch war er unsagbar mutig – oder vielleicht doch eher dämlich? Nichtsdestotrotz kämpfte er immer und ohne zu Zögern mit allem was er hatte. Sesshoumaru hingegen war kühl, berechnend, gerissen und ergab sich seinem Schicksal nur zähneknirschend. Ach, hätte der stolze Daiyoukai doch nur ein klitzekleines bisschen mehr von der Weisheit und dem Mitgefühl seines ehrenwerten Vaters abgekommen.
 

Zwar waren genau diese Eigenschaften damals das Problem gewesen... aber hey! Immerhin würde sie es nun nicht mehr bis ans Ende aller Zeiten bereuen dem Gebettel und Geweine von Liebe nachgegeben zu haben. Diese verträumte Tussi ging ihr schon seit Jahrtausenden auf die Nerven und musste ständig in das mühsam gewebte Wunder des Lebens hineinreden, „weil es doch so viel romantischer sei!“. Genervt rollte Schicksal mit ihren zahllosen Augen bei der Erinnerung an diese immer wieder kehrende Ausrede – die nicht mal eine war. Für gewöhnlich endete es in einer völligen Katastrophe, wenn dieses Schmalzbirnchen sich heimlich zu Schicksals Fäden schlich und einfach ein paar neue Knoten knüpfte. Diesmal war immerhin nur ein Daiyoukai gestorben. Für gewöhnlich löste Liebe mindestens einen – total romantischen! – Krieg aus. Mit Schaudern erinnerte sie sich an diese dumme Sache mit Troja.

Als Schicksal dann zwangsläufig herausgefunden hatte, dass Liebe Inu no Taisho und Izayoi miteinander verkuppelt hatte, befürchtete sie schon das Schlimmste. Auch die Idee des speziellen Schwertes, die sie dem Dämon in den Kopf gepflanzt hatte, um seine Geliebte und das Kind zu schützen, brachte Schicksal an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Kleine Dinge konnten eine große, verheerende Wirkung entfalten, frei nach dem Schmetterlingsprinzip. Letztlich war dann doch nicht alles so schlimm wie gedacht und der Spross des ungleichen Liebespaares machte sich schließlich hervorragend in Schicksals Blatt. Sie hielt zu diesem Zeitpunkt große Stücke auf ihn das Spiel zu ihren Gunsten zu beenden. Er war einer der stärksten Halbdämonen und sein Faden spann sich hin zu einer wunderschönen, jungen Miko. Verdammt, dass hätte Liebe auch wieder gefallen, stellte Schicksal genervt fest.
 

Zu diesem Zeitpunkt war zwar noch nicht absehbar, dass sich eines Tages ein Halbdämon namens Naraku erheben würde, aber Schicksal hatte so ein Gefühl gehabt. Das Juwel war noch aktiv, unter dem Schutz der Mikos in Musashi, wo es später in den Besitz von Kikyo, der jungen Miko, der Inuyasha eines Tages verfallen würde, übergehen sollte. Genau zu diesem Zeitpunkt hatten Niedertracht und Gier jedoch angefangen, ihr das Leben schwer zu machen. Gier brachten den Banditen Onigumo so weit, seine Seele den Dämonen zu überlassen um zu Naraku zu werden, nur um sich Kikyo seiner habhaft zu machen und um Schicksals Plan zu vereiteln. Das konnte nur in einem Desaster enden!

Unglücklicherweise hatte es Niedertracht durch Takemaru und einen winzigen göttlichen Funken geschafft, dass das Schwert mitsamt dem großen Hund im Jenseits verschwand und ausgerechnet Sesshoumaru das andere Schwert Tenseiga erhielt. Hätte Inuyasha das heilende Schwert erhalten, hätte er wohl seine angeblichen Missetaten, die Naraku in seinem Namen verübt hatte, wieder gut machen können und Kikyo hätte ihn mit Hilfe des Juwels zu einem Menschen gemacht; das Juwel wäre für das Gute eingesetzt worden. Aber Gier und Niedertracht waren des Spielens nicht müde geworden und mussten Schicksal natürlich einen gewaltigen Strich durch die Rechnungen machen. Heute würde sie es ihnen mit Hilfe von Tessaiga, Sesshoumaru und Kagome zurückzahlen können und das Spiel endlich als Siegerin verlassen können!
 

Die hübsche Göttin schlürfte verzückt an ihrem Kaffee. Ah, genauso wie sie ihn zu besonders anstrengenden Zeiten mochte! Gut gerösteter, aromatischer und händisch gemahlener Kaffee mit einem Schuss des edelsten Whiskeys und feinem Milchschaum. Aber... der Keks! Schicksal knurrte verstimmt. Warum mussten sie immer, aber auch wirklich jedes Mal den Keks vergessen! Wütend winkte sie in Richtung Tresen und sofort kam eine Bedienung herbei geeilt. Wortlos und mit empörtem tödlichem Blick aus allen verfügbaren Augen streckte die Göttin ihren Zeigefinger auf die leere Untertasse, die auf keinen Fall leer sein sollte. Die junge Frau, die heran geeilt war, schluckte schwer.

„Sofort, eure Erhabenheit!“, brachte sie mühsam hervor und rannte auch schon wieder von dannen, um den äußerst wichtigen Keks zu organisieren.
 

Schicksal schüttelte nur den Kopf. Diese Mädchen würden es niemals lernen. Die Belegschaft hier oben konnte von Glück reden, dass sie keine der Götter war, die sofort alle vernichteten, wenn es mal nicht so lief, wie sie das wünschte – das war schlicht unter Schicksals Niveau. Sehr wahrscheinlich waren sogar ebenjene Götter das Problem. Die Fluktuation der arbeitenden Seelen hier war so groß, dass sich kaum einer mehr als einen Tag hielt. Wie sollte man sich da die Sonderwünsche der Gäste auch merken? Missmutig wanderte ihr Blick zu Gier und Niedertracht. Nur wenige Tische weiter hatten die beiden sich niedergelassen, die Köpfe zusammen gesteckt und tuschelten unauffällig. Was die beiden nun wohl wieder planten?

Pah, Schicksal konnte es egal sein. Ihr Plan lief wie am Schnürchen! Das Geheimnis war gelüftet, auch noch früher als gedacht, und Sesshoumaru würde sich das Schwert irgendwie aneignen um dann gegen Naraku anzutreten. Das Juwel würde dann ein für alle Mal von dieser Welt verschwinden!
 

Verzückt stieß die Göttin ein spitzbübisches Lachen aus. Heute war ein so wundervoller Tag! Wenn nur dieser fehlende Keks nicht wäre... dann wäre er perfekt gewesen.

Kapitel 13 - Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen (Seelenfinsternis)

Kapitel 13 - Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen
 

Die Hitze des Tages wurde von der Nacht verdrängt, in deren kaltem Sternenglanz ein erhitztes Gemüt endlich zur Ruhe kam. Die ganze Aufregung um das Schwert hatte sich mit der ungleichen Reisegruppe schlafen gelegt und Sesshoumaru hatte endlich Gelegenheit die Lage mit kühlem Kopf zu analysieren. Sein Inneres war zuvor erheblich in Aufruhr gewesen; der nervige Einfluss von Schicksal und die neu entflammte Gier auf Tessaiga hatten seinen Verstand getrübt. Zuvor musste er sich noch beherrschen seinem törichten Halbbruder das Schwert nicht sofort zu entreißen, doch jetzt sah er die Lage klarer. Das Schwert gehörte dem Menschenweib, unfassbar. Es würde nur seine Macht freigeben, wenn die Miko ihm das Schwert freiwillig anvertraute, damit er sie damit beschützen würde.

Wenn er seinem drängenden Verlangen folgen und Inuyasha eines grausamen Todes sterben lassen würde, wäre das sicher nicht förderlich Kagome dazu zu bringen ihm voller Vertrauen Tessaiga zu überreichen. Sie war der Schlüssel zu der Macht des legendären Schwertes. Wenn sie ihn als Beschützer wählte, konnte das Schwert seines Vaters ihn nicht mehr ablehnen, so wie es das bisher immer getan hatte. Zerknirscht musste er auch feststellen, dass es fraglich war, ob die Hexerei, mit der Schicksal ihn belegt hatte, es überhaupt zulassen würde, dass er diesem verfluchten Hanyou sämtliche Eingeweide aus dem stinkenden Leib riss und mit seinem Gift schmolz, bis nicht einmal mehr Asche davon übrigblieb. Hasserfüllt knirschte er mit den Zähnen, doch der Zorn auf seinen Bruder wich schnell der Wut auf sich selbst. Verdammtes Schicksal! Seit sie sein inneres Biest verhext hatte, brachen sich ständig alle möglichen Gefühle den Weg in sein Bewusstsein frei. Das Eis um sein Herz schmolz und es fiel ihm schwer seine eiserne Selbstbeherrschung aufrecht zu erhalten. Wut und Hass umnebelten seinen scharfen Verstand.

Jeder seiner Pläne war zum Scheitern verurteilt, wenn ihm sein eigenes Ich in die Quere kam. Er konnte es auch nicht unterdrücken und in Kagomes Gegenwart verlor er beinah jede Kontrolle über sich. Diese verdammte Göttin machte ihn zu einem Schwächling! Beim Gedanken an das letzte Gespräch zwischen ihnen verzog er angewidert das Gesicht. Er hasst sie nicht, rekapitulierte er in Gedanken und verlor erneut seine Selbstachtung. Der vernünftige Teil seines Ichs hätte am liebsten diese warm leuchtenden Augen ausgerissen, die ihn in dem Moment so glücklich angesehen hatten. Der närrische und von Schicksal manipulierte Teil verlor sich in dem freundlichen Braun und ließ sich von der Wärme anstecken. Dieser Teil hatte sich mit dem in ihm wohnendem Biest verbündet, sie wollten unbedingt in Kagomes Nähe sein und sie beschützen. Auch dass er ständig ihren Namen dachte, ging darauf zurück. Menschen hatten keine Namen, sie waren allesamt einfach nur schwächlicher Abschaum und der Ehre eines eigenen Namens aus seinem Mund nicht wert.

Trotz allen Widerwillens war ihm aber nicht entgangen, wie das Menschenweib auf seine Worte reagiert hatte. Dieses romantisch gefärbte Verhalten war völlig unangebracht, aber sie schien seine Worte wohl so aufgefasst zu haben. Und offensichtlich waren sie willkommen!

Kurz suchte Sesshoumaru in seinen Erinnerungen. Die Miko hatte ihr Herz eigentlich an seinen Halbbruder verloren, aber selbst einem desinteressierten Beobachter wie ihm war nicht entgangen, dass Inuyasha sie ständig von sich stieß um dieser toten Priesterin nachzujagen. So oft war die junge Frau von einer Wolke aus Kummer umgeben, dass es alle anderen Gerüche der Umgebung überlagerte. War das dem schwachsinnigen Halbblut nie aufgefallen oder war es ihm schlicht egal? Das hielt sie aber nicht davon ab ihn weiter zu lieben, wie es schien. Auch sein unmögliches Verhalten stand dem nie im Weg. Sie war offenbar naiv genug zu glauben, dass diese Geschichte zwischen ihnen ein gutes Ende nehmen würde.

Doch jetzt, im Lichte der jüngsten Ereignisse, da hatte ihre naive Schwärmerei wohl Risse bekommen. Inuyasha spielte sich noch großspuriger auf als für gewöhnlich, war uneinsichtig und gefährdete mit seinem sprunghaften Benehmen die ganze Mission, die Kagome von Schicksal auferlegt worden war. Die Miko war merklich abgekühlt in ihrem Verhalten gegenüber dem Hanyou, seit sie wieder erwacht war. Und offenbar schien es sie nicht zu entsetzen, dass Schicksal ihn als ihren Beschützer erwählt hatte, bemerkte Sesshoumaru lächelnd.

Ein lautes Klicken hallte durch Sesshoumarus Geist, als sich all die Puzzlestücke zusammensetzten. Kagome würde ihm das Schwert seines Vaters aushändigen und sein Inneres zufrieden und ruhig bleiben. Nebenbei seinem verachteten Bruder eine unvergleichbare Schmach zu bereiten, versüßte das ganze Vorhaben noch weiter. Wenn er sich Mühe gab, konnte ihm keine Frau widerstehen. Er musste nur seinen Stolz für den Moment hinten anstellen, aber das war ihm Tessaiga wert. Die Miko würde schon bald ihr naives Herz an diesen Sesshoumaru verloren haben!
 

Ein goldenes Auge zuckte hektisch von links nach rechts. Angestrengt schien es etwas zu beobachten und blinzelte mehrmals, um schärfer sehen zu können. Kaum war das Bild klar, weitete es sich entsetzt. Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit der anderen, unzähligen Augen Schicksals auf das Goldene und aufgeregte Betriebsamkeit verteilte sich über den Arm.
 

„Warum willst du, dass ich dir Tessaiga gebe?“, keifte eine Stimme laut durch die den anbrechenden Tag. „Du willst es nur sofort Sesshoumaru geben, das lasse ich nicht zu!“ Inuyasha war vollkommen außer sich. Kagome hatte ihn einen Augenblick zuvor gebeten ihr das Schwert für einen Moment zu geben, da sie nach all den Erkenntnissen des vergangenen Tages neugierig war. Wie würde sich das Schwert in ihrer Hand anfühlen, würde es auf sie reagieren? „Nein Inuyasha“, antwortete Kagome zunehmend genervt. „Zum letzten Mal, ich will lediglich ausprobieren, was passiert. Ich gebe es dir danach zurück.“ „Ja natürlich, nachdem du Tessaiga gesagt hast, dass du statt von mir von Sesshoumaru-baka beschützt werden willst! Damit ich das Schwert nicht mehr berühren kann.“ Beschützend umklammerten seine Klauen das Heft Tessaigas an seiner Hüfte und er warf Kagome einen grimmigen Blick zu.

„Sag mal, wie kommst du auf diese absurde Idee?“, entgegnete Kagome empört. Sofort knurrte Inuyasha zurück: „Na, ihr seid doch alle der Meinung, dass dieses Schicksal ihn gemeint hat und nicht mich! Also muss es ja wohl so sein, oder?!“ brüllte der Hanyou mit hochrotem Kopf. „Und du hast gestern selbst gesagt, dass Tesssaiga dein Schwert ist! Also ist ja wohl klar, was du vorhast! Und ihr steht auch noch auf ihrer Seite!“ warf er den Freunden vor und zeigte mit dem Finger auf sie während er mit jedem Wort lauter wurde. „Inuyasha, jetzt beruhig dich doch endlich“, versuchte Kagome zu beschwichtigen, doch der Hanyou fühlte sich immer weiter in die Enge getrieben. „Nein! Ich habe gestern gehört, was ihr gesprochen habt!“ Er zeigte auf die anderen, deutete nacheinander mit dem Zeigefinger auf Sango, Shippo und Miroku. „Ihr habt überlegt, wie ihr mir Tessaiga entreißen könnt! Aber daraus wird nichts! Das ist mein Schwert, mein Vater hat es mir überlassen!“

Nun mischte sich auch der Mönch in den Streit ein: „Inuyasha, wir haben lediglich darüber gesprochen. Das heißt doch nicht, dass etwas entschieden ist. Beruhige dich doch endlich und sei vernünftig.“ „Ich bin vernünftig!“, schrie der Hanyou aufgebracht. „Ich bin der Einzige, der schon immer Kagome beschützt hat! Nur ich kann sie beschützen!“ „Aber Schicksal hat doch gesagt…“, begann Sango mit ruhiger Stimme zu erklären. Doch sofort fiel ihr der wutentbrannte Inuyasha ins Wort: „Es ist mir egal, was dieses Schicksal will! Ich beschütze Kagome vor Naraku, ich beschütze sie mit Tessaiga!“ Er sprang in die Baumkrone hinter ihm und setzte sich schmollend auf einen Ast. „Also Kagome, lässt du dich jetzt bitte von mir beschützen?“

Fassungslos und mit offenem Mund sah der Mittelpunkt des Geschehens zu dem Halbdämon hinauf. Diese aggressive Verbohrtheit machte sie gerade sprachlos. Nach einem Moment hatte Kagome sich wieder gefangen. „So wie du dich gerade benimmst? Wie ein Kind, das Angst hat, dass sein großer Bruder ihm seine Spielsachen klaut?“ Aufgebracht stemmte sie die Hände in die Hüfte. „Eher ernenne ich Shippo zu meinem Beschützer, er benimmt sich erwachsener als du!“ Das half aber noch nicht all ihrem Ärger Luft zu machen, daher schickte sie ihrem Ausbruch ein gezischtes „Mach Platz!“ hinterher und drehte Inuyasha die kalte Schulter zu. Den lauten Aufprall nahm sie gar nicht wahr. Shippo folgte ihr angemessen stolz und würdevoll. Er konnte es sich aber nicht verkneifen Inuyasha eine spöttische Grimasse Teil werden zu lassen.
 

Es gab Momente, da spendete Kaffee einfach nicht mehr genug Trost. Wenn die Welt um sie herum im Chaos versank, dann vertrieb Gin Tonic sie zuverlässig aus Schicksals Kopf, bis nur noch ein schummriger, gemütlicher Nebel übrig blieb. Von ihrem schönen Plan war ein Scherbenhaufen übriggeblieben. Der Daiyoukai tat nicht, was er tun sollte, sondern versuchte die Lage dazu zu nutzen an das Beschützerschwert zu gelangen; Der Hanyou krallte sich an eben jenes. Wenn das so weiterging, würden sich die beiden ungleichen Brüder gegenseitig im Kampf um Tessaiga töten und Kagome, Schicksals letzter Trumpf, wäre ein leichtes Opfer für Naraku, der sich gerade bedeckt hielt, weil er offenbar genau darauf wartete. Die deprimierte Göttin nahm einen tiefen Schluck und stellte das leere Glas zu den anderen. Wo verdammt noch mal hatte sie einen Fehler gemacht?

Sie hatte es sich gemütlich gemacht in ihrem Selbstmitleid, doch plötzlich holte sie eine glockenhelle Stimme wieder zurück in die beschwerliche Realität: „Du siehst furchtbar aus. Was ist passiert?“ Matt hob Schicksal den Kopf und wurde geblendet. Ihr gegenüber saß eine strahlend schöne Frau, deren weißes Gewand und sonnige Ausstrahlung die Tristesse des Ortes vertrieb. „Verpiss dich, Liebe“, knurrte Schicksal ärgerlich und wandte ihre Aufmerksamkeit dem nächsten Glas zu. Liebe überhörte die unfreundlichen Worte einfach und seufzte einmal. „Immer wenn du dich in eine ausweglose Lage manövriert hast, trinkst du. Also sag mir was passiert ist, vielleicht kann ich dir helfen.“ „Pshaw, du und helfen. Wegen diesem ganzen Quatsch ist die Lage doch erst so beschissen.“

„Lass mich raten, du hast mit Gefühlen von Sterblichen herumgespielt und es hat nicht so funktioniert, wie du das wolltest?“ „So ungefähr.“ „Dann sag doch einfach, was geschehen ist, vielleicht kann ich dir zur Abwechslung einmal helfen“, sagte Liebe und winkte eine der dienstbaren Seelen zwecks Bestellung herbei. Das würde länger dauern.

„Du erinnerst dich doch an die Wette, die ich mit Gier und Niedertracht am Laufen habe?“, fragte Schicksal, als die Getränke auf dem Tisch standen. Diskret räumte eine junge Frau die Ansammlung leerer Gläser vom Tisch. „Die, bei der du beweisen wolltest, dass das Gute immer siegt? Ich erinnere mich. Du hattest große Hoffnungen in eine junge Priesterin gesetzt, als wir das letzte Mal darüber sprachen.“ „Diese beiden Blödmänner haben geschummelt. Dann hab ich auch geschummelt und wollte der Miko einen starken Beschützer verpassen“, brummte Schicksal. „Ich hatte gedacht, wenn die sich lieben, dann passt der Daiyoukai besser auf sie auf. Das funktioniert aber irgendwie nicht und jetzt ist alles kompliziert und kaputt.“

„Was hast du getan?“, fragte Liebe mit entsetzt großen Augen. Lässig kramte Schicksal in ihrer Tasche und holte einen verknäulten roten Faden hervor. „Ich habe ihre Schicksalsfäden miteinander verknüpft. Das klappt aber irgendwie nicht, besonders der Daiyoukai wehrt sich dagegen.“ Fassungslos sah Liebe den Knoten in der Schnur an. „Das kann auch so nicht funktionieren. Das wäre so, wie wenn du zwei Menschen in ein Zimmer einsperrst und dich dann beschwerst, dass sie sich nicht verlieben!“ Beleidigt verzog Schicksal das Gesicht und erwiderte schnippisch: „Bei Kaninchen funktioniert das immer.“

„Das nennt man Fortpflanzungstrieb, das hat mit Liebe herzlich wenig zu tun!“, gab Liebe genauso schnippisch zurück. „Liebe ist viel mehr als das. Vor allem kann man sie nicht einfach so erzwingen und als Mittel zum Zweck einsetzen. Du kannst nicht einfach so Leute zwingen sich ineinander zu verlieben!“

„Jajaja….“, murmelte Schicksal beleidigt in ihr Glas hinein und verdrehte genervt sämtliche Augen. „Du machst das ständig und bei dir ist das dann in Ordnung oder wie?“ Liebe atmete tief ein und aus und strich sich mit den Händen durch die langen, blonden Locken. Schicksal war auch im Normalzustand nicht besonders umgänglich, aber das hier brachte sie an ihre Grenzen. „Das ist mein Fachgebiet, ich kenn mich da aus. Ich misch mich ja auch nicht in deins ein, lenke den Lauf der Welt und sorge dafür, dass ein Rädchen geräuschlos ins andere greift.“ „Doch, hast du gemacht!“, ging Schicksal aufgebracht dazwischen, „Damals, als du diesen Mist da mit dieser Helena und diesem Paris veranstaltet hast. Das ist gründlich in die Hose gegangen und hat eine ganze Stadt in Schutt und Asche gelegt.“

Zorn rötete die zarten Wangen der Göttin der Liebe. „Wie oft soll ich mich noch dafür entschuldigen? Wie oft soll ich mich noch bei dir bedanken, dass du bei dem Troja-Unfall aufgeräumt hast?“ „Ich mein ja nur…“, meinte Schicksal nach wie vor tödlich beleidigt wegen der vernichtenden Kritik. Schweigend begutachteten die beiden ihre Getränke. „Wieso eigentlich ein Holzpferd? Das wollte ich dich immer schon fragen“, beendete Liebe schließlich die Stille. Etwas versöhnlicher gestimmt antwortete Schicksal: „Ich musste improvisieren und ‘ne Sekunde vorher hatte jemand ‘n Stoßgebet wegen eines Wagenrennens losgeschickt.“ Wieder breitete sich unangenehme Stille aus.

„Wieso dachtest du eigentlich damals, dass diese Romanze unbedingt sein muss?“, fragte Schicksal schließlich sachlich. Liebe zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung, dachte, es wäre eine gute Idee. So wie du heute.“ Die Dienerin wurde beiläufig darauf aufmerksam gemacht, dass die beiden Göttinnen weiterhin großen Durst hatten. „Meine Erfahrung sagt mir, dass der Austausch nennenswerter Geldbeträge einen größeren Einfluss auf den Lauf der Welt hat als der flüchtige Austausch von Körperflüssigkeiten“, schloss Schicksal schließlich die alte Geschichte ab. Liebe stützte den schwer gewordenen Kopf auf ihrer Hand auf und sah mit ehrlichem Interesse zu ihrer Freundin. „Warum hast du es dann diesmal mit – ich zitiere dich wörtlich – brechreizverursachender Gefühlspampe versucht? Das ist überhaupt nicht dein Stil.“ „Genau deswegen. Es verwirrt doch alle, wenn ich plötzlich mit sowas anfange. So wie du, wenn du vernünftig tust.“

Plötzlich lenkte Liebe vom Thema ab: „Sag mal, der schmierige Kerl da hinten, der sich so diebisch freut…. Ist das nicht dein spezieller Freund Gier?“ Schicksal streckte den Hals und lugte an Liebes Oberkörper vorbei. „Ist er. Da er sich so freut, dürfte klar sein, woher die an Wahnsinn grenzende Besessenheit des Hanyou am Schwert seines Vaters kommt.“ „Das ist aber wirklich nicht fair, dass die beiden sich die ganze Zeit über einmischen. Wie schlimm steht es eigentlich wirklich?“, stellte Liebe schließlich die entscheidende Frage. „Guck halt selbst“, entgegnete Schicksal und legte die Hand der anderen Göttin auf die Augen auf ihrem Arm. Diese sah einen Moment später seltsam entrückt aus, als ihr Geist durch die zahllosen Augen das Geschehen in der Welt beobachtete.
 

Nach einer weiteren Episode hartnäckigen Schweigens brachte Liebe es endlich auf den Punkt: „Schöne Scheiße, die du dir da eingebrockt hast, alte Zockerin.“ „Schon klar, Schmalzbirnchen.“ „Bei der verfahrenen Situation muss ein Profi ran.“ „Wäre das Vernünftigste.“ „Na dann“, sprach Liebe und hob ihr Glas. „Dieser Daiyoukai und die Miko werden keine Chance mehr haben, sich gegen ihr gemeinsames Schicksal zu wehren. Die Liebe siegt immer!“ „Wein her, das ist zum weinen“, murmelte Schicksal, ehe sie von einer barmherzigen Ohnmacht erfasst wurde.

Kapitel 14 - Der göttliche Funke (CreamOverMoon)

Kapitel 14 - Der göttliche Funke
 

Mit einem leisen Schmunzeln beobachtete sie den Reisetrupp. Soeben hatte sie einen Teil ihrer göttlichen Energie auf die wandernden Menschen hernieder regnen lassen; oder, um ganz genau zu sein, auf einen bestimmten Menschen und vor allem auf einen bestimmten Dämon. Kurz noch besah sie sich das Schauspiel und ging sicher, dass ihre Magie auch dort ankam, wo sie ankommen sollte, ein zartes Pflänzchen mitten in das von Eis umschlossene Herz des Dämons, bevor sie kehrt machte. Es war sicherer, das Ganze nun aus der Entfernung zu beobachten. Schicksal würde wahrlich staunen, war sie doch diejenige, die Liebes Macht, jeden noch so schwach vorhandenen Hauch von Zuneigung in jedem noch so kalten Herz zu wecken, immer nur belächelte.
 

Goldene kalte Augen folgten aufmerksam jedem Schritt, den die junge Miko tat. Missmutig stapfte sie hinter seinem vermaledeiten Halbbruder her und die Wut über sein kindisches Verhalten war ihr deutlich anzumerken. Sesshoumaru konnte sie sogar riechen. Angewidert zog er seine Nase kraus, warum mussten Menschen auch immer so verdammt emotional reagieren und dies auch noch mit ihrem ganzen Sein? Dennoch konnte ihre Wut diesen betörenden Duft nach Lotusblüten nicht vertreiben. Der Daiyoukai versuche unablässig sein inneres Biest in die Schranken zu weisen, welches bei diesem Geruch sofort zu einem zufrieden brummenden Etwas mutierte. Grauenvoll!

Geräuschlos und mit gebührendem Abstand sprang er von Ast zu Ast, direkt den Waldweg entlang, den die Gruppe um Inuyasha auf dem Weg nach Musashi nahm, um die alte Miko Kaede zu beerdigen. Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie schwach die Menschen doch waren. Wenn es in diesem Schneckentempo weiterginge, dann würden sie das Dorf erst am übernächsten Tag erreichen. Man konnte nur hoffen, dass die Dorfbewohner die Leiche schon gefunden und entsprechend aufgebahrt hatten... Der Daiyoukai wollte sich den Geruch gar nicht ausmalen, es war immerhin schon einige Tage her. Viel schlimmer als der Gestank schwacher Menschen war der toter Menschen. Innerlich schüttelte er sich vor Ekel, in solchen Momenten war er geradezu dazu geneigt, sein Dasein als Hundedämon zu verfluchen, denn diese feine Nase hatte sowohl Vorteile als auch Nachteile.
 

Einer dieser Nachteile machte sich gerade wieder in einer Windböe bemerkbar. Lotus. Wie sehr er diesen Geruch hassen wollte und es dennoch einfach nicht konnte. Wie eine Kette hatte er sich um sein inneres Biest gelegt und besänftigte es. Ein abfälliges Schnaufen war zu hören. Hunde – solch treudoofe Viecher! Und ausgerechnet er gehörte zu dieser alt ehrwürdigen Rasse. Sesshoumaru verbannte diese ins Lächerliche abdriftenden Gedanken und konzentrierte sich wieder auf die Schritte der Miko.
 

„Oi, jetzt macht mal schneller, sonst kommen wir nie in Musashi an!“, rief Inuyasha mit einem Schulterblick nach hinten. Er war wie immer sichtlich genervt von dem langsamen Vorankommen seiner menschlichen Begleiter. Leichtfüßig sprang er von dem Ast, auf dem er eben noch gewartet hatte, vor seine Reisetruppe und tippte ungeduldig mit den nackten Zehen in den sandigen Weg. Ein missmutiger Blick zierte sein Antlitz und um seinem Ungemach noch mehr Ausdruck zu verleihen, hatte er seine Arme abweisend vor seiner Brust verschränkt.
 

Kagome seufzte und Sango warf einen müden Blick zu dem Rudelführer. Seit dem Morgengrauen waren sie unterwegs und mittlerweile hatte die Sonne den Zenit schon überschritten. Kagome kniff leicht die Augen zusammen, als sie zur Sonne starrte. Es durfte wohl früher Nachmittag sein. Von dem von dem Hanyou vorgegebenen harschen Marschschritt war sie müde und ausgelaugt, durchgeschwitzt und ausgehungert. Mit einem Seitenblick zur Dämonenjägerin holte sie sich die Bestätigung, dass sie damit nicht alleine war. Ein resignierter Blick erreichte sie von Sango, mitsamt einem leichten Kopfschütteln. Es war verdammt noch mal Hochsommer und Inuyasha trieb sie wie Vieh durch die Gegend!

Der Houshi besah sich die beiden traurigen Gestalten und entschied sich dafür sich für das schwache, weibliche Geschlecht einzusetzen – ganz so wie es ihm sein Dasein als enthaltsamer und äußerst hilfsbereiter Mönch gebot. Sofort stellte er sich stark an Sangos Seite und warf ihr einen ermutigenden Blick zu. Skeptisch suchte sie des Mönchs Gesicht nach einer Regung ab. Diese kam zwar nicht, wie erwartet, dennoch zierte im nächsten Augenblick ein roter Handabdruck die nun sehr gut durchblutete Wange von Miroku. Hatte sein Gesicht nicht wie erwartet reagiert, seine - „verfluchte“ - Hand tat es. Der junge Mann lächelte verlegen und rieb sich unauffällig über die pochende Gesichtshälfte, während Sango nur ein verachtendes Schnauben für ihn übrig hatte.
 

„Inuyasha, wir sollten eine kurze Pause einlegen“, wagte sich der Mönch dennoch mutig vor und schenkte der Angebeteten neben sich noch einen entschuldigenden Blick. Denn auch er war müde. Unermüdlich prasselte die heiße Sonne auf sie nieder und hinterließ ihre Hitze in unangenehm schwitzigen Schlieren auf der Haut. Miroku ging ein paar Schritte und blieb direkt vor dem Hanyou stehen und blickte ihm erwartungsvoll entgegen. Die Luft schien zu stehen und als er leicht Atem holte, roch er sich selbst. Angewidert presste er seine Lider aufeinander – er hatte ein dringendes Bad nötig und er wollte gar nicht wissen, wie sich die Frauen fühlen mochten. Dieser Hochsommer war aber auch unerbittlich. Inuyashas Nase zuckte durch die Luft und kurz zog er seine Augenbrauen angewidert zusammen.
 

„Pah, wenn's denn sein muss!“, maulte er auch sogleich los. Verärgert wandte er sich vom Weg ab und schritt in Richtung Wald. Eigentlich wollte er schnellstmöglich in Musashi sein um alles hinter sich zu bringen und die Jagd auf Naraku wieder zügig aufzunehmen – doch dieser menschliche Geruch war selbst für seine Halbdämonen-Nase zu viel.

„Da hinten ist ein kleiner Fluss, da in der Nähe machen wir Rast“, sagte der Weißhaarige. „ Aber nur kurz! Wir haben nicht alle Zeit der Welt!“, setzte er noch ungeduldig hinterher.

Ergeben folgten ihm Kagome und ihre Freunde. In der Regel fand er immer einen sicheren Rastplatz und mit etwas Glück war sogar ein Flüsschen in der Nähe, so wie heute, in dem sie ihre erhitzte Haut und vielleicht sogar die erhitzten Gemüter abkühlen konnten.

Mit Schrecken dachte Kagome an den Morgen zurück, als sie abermals versucht hatten, Inuyasha davon zu überzeugen, dass Tessaiga ihr Schwert war und sie alleine entscheiden durfte, wer sie damit beschützte. Noch immer wollte es nicht in ihren Kopf, dass Schicksal offenbar Sesshoumaru als ihren persönlichen Beschützer auserwählt hatte. Es war ihr ein Rätsel, wie sie mit solch einem kühlen Zeitgenossen in der Lage sein sollte Naraku zu besiegen und das Juwel vom Antlitz der Erde zu tilgen. Immerhin musste sie dem Beschützer ihr vollstes Vertrauen entgegen bringen – wenn das nicht der Fall wäre, würde Tessaiga wohl kaum funktionieren. Der alte Inu no Taisho hatte es für Izayoi schmieden lassen. Die Menschenfrau hatte den Daiyoukai von ganzem Herzen geliebt; nur deshalb konnte er sie mit Tessaiga beschützen oder das Schwert gar berühren und führen, obwohl es aus seinem Reißzahn geschmiedet worden war.
 

Gedankenverloren trottete sie hinter Inuyasha her und dachte über die Liebe nach. Ob wohl Liebe nötig war, damit sie das Schwert einem Beschützer zusprechen konnte? Sofern sie den Gedankengang des alten Herrn der Hunde verfolgte, war dies der logische Schluss. Aber sie liebte doch Inuyasha und nicht Sesshoumaru. Wie zur Hölle sollte sie das ändern? Wollte und konnte sie das überhaupt? Der Hanyou war ihr ans Herz gewachsen, keine Frage. Aber Liebe war so ein starkes Wort, so ein starkes Gefühl. Kurz schweiften ihre Erinnerungen an die zahllosen Situationen, in denen er sie allein gelassen und Kikyo nach gerannt war und unbarmherzig auf ihren Gefühlen herumgetrampelt hatte. Doch Kikyo hatte sie verraten – schlug Inuyashas Herz trotzdem noch für sie? Wenn ja, konnte sie dann einfach so aufhören ihn zu lieben, wenn sie ihn denn überhaupt je wirklich geliebt hatte? Plötzlich sah sie kalte, goldene Augen vor ihrem inneren Auge. Der Daiyoukai hatte gesagt, dass er sie nicht hasse, sie sei ihm egal. Konnte so jemand wie er denn überhaupt lieben? Nun, wenn er nur ein wenig von seinem Vater hatte... vielleicht. Immerhin hatte der Dämon sie nicht umgebracht. Mit einer Gänsehaut dachte sie an den kurzen Moment im Fluss zurück, wie er unverhohlen ihren Körper mit seinen roten Augen abgetastet hatte, wie seine Haut die ihre berührt hatte und wie eine eigenartige Spannung in der Luft lag, kurz davor, sich in einem Gewittersturm zu entladen. Sofort machte ihr Herz einen kleinen, verräterischen Sprung. Doch gleich machte sich wieder Schwermut in ihr breit... Er war so, weil Schicksal es wollte, es war nicht seine freie Entscheidung. Sicher könnte er sie niemals lieben. Er selbst sprach von verachtenswerten, schwachen Kreaturen, wenn er an Menschen dachte. Gefühle machten schwach und Menschen hatten zu viele davon.

Ihr Herz verriet ihre innere Zerrissenheit, denn es schlug mit einem Mal merklich schneller und unregelmäßiger, als sie versuchte ihren Gefühlen auf den Grund zu gehen. Da Inuyasha das Schwert nach wie vor benutzen konnte, musste sie wohl ihn lieben... oder? Wie kam diese Frau, die sich selbst Schicksal nannte, nur auf diese völlig abstruse Idee, dass Kagome sich überhaupt in Sesshoumaru verlieben können würde – und warum, zur Hölle, schlug ihr Herz auf einmal schneller, wenn sie an den hochgewachsenen Youkai dachte?!

Vor lauter Nachdenken hatte sie gar nicht bemerkt, dass sich der Hanyou, um den unter anderem gerade ihre Gedanken kreisten, an einem umgefallenen Baumstamm niedergelassen hatte. Tollpatschig wie die junge Miko war, rannte sie prompt gegen diesen Koloss von Baum. Mit einem sehr undamenhaften, lauten Fluch und einem lauten Knall landete sie im Dickicht hinter dem morschen Stück Holz. Und weil sie immer das Glück gepachtet hatte, handelte es sich selbstredend um einen Dornenbusch.
 

„Kagome!“, rief Sango erschrocken aus und rannte sofort zu ihrer besten Freundin, während Inuyasha sich umdrehte und hinter sich langte. Mit einem Ruck zog er Kagome am Handgelenk hoch und schob sie auf den Baumstamm, auf dem er saß. Einige verirrte Blätter hatten es sich in ihrer nunmehr an ein Vogelnest erinnernde Haarpracht gemütlich gemacht und ein sehr unschöner, verwirrter Ausdruck hatte sich in ihrem rötlich verfärbten Gesicht breit gemacht. Die Dämonenjägerin ließ einen sorgenvollen Blick über den nunmehr mit unzähligen Kratzern übersäten Körper ihrer Freundin wandern.

„Alles ok?“, fragte Inuyasha belustigt und versuchte nicht mal sein schadenfrohes Grinsen zu verstecken, bevor Sango auch nur den Mund aufmachen konnte. Es war aber auch einfach nur zu amüsant, die Miko in einem solch derangierten Zustand zu sehen und er wurde es nie müde, sie deswegen zu necken, war sie doch der Tollpatsch in Person. Abermals zog er seine Lippen ein Stückchen nach oben, bemüht darum, nicht in Gelächter auszubrechen, während sein Gesicht vor Erheiterung bereits rot anlief.

Kagome nahm es wütend zur Kenntnis und blickte ihn aus zornig funkelnden Augen an. Sango ahnte Böses, doch hatte der Halbdämon auch nichts anderes verdient, offenbar sah Inuyasha nicht einmal, dass Kagome verletzt war!

„Mach Platz!“, schallte es dann auch schon unverkennbar und sehr lautstark durch den Wald.
 

Damit erhob Kagome sich mit abweisendem und kühlem Blick, zog ihren Rucksack auf dem Rücken zurecht und lief mit arrogantem Schritt um den Baumstamm herum, weiter in das Dickicht; der dumpfe Aufprall Inuyashas erreichte ihre Ohren schon gar nicht mehr. Nur Sango konnte die Enttäuschung und Verletzung aus ihrer Stimme hören.

Dieser blöde Baumstamm hatte die Miko vollkommen aus ihren Gedanken gerissen. Mit sorgenvollem Blick folgten ihr die braunen Augen Sangos, doch wagte sie sich nicht, Kagome zu folgen; konnte sie sich doch denken, dass ihre Freundin nun allein sein wollte. Erst gestern hatte sie von all den Geschehnissen nach ihrem vorübergehenden Tod erfahren und das Geheimnis um Tessaiga war gelüftet worden. Inuyasha kam damit leider gar nicht zurecht und Sango hatte so die Befürchtung, dass sich Kagome darum nun sehr viele Gedanken machte. Immerhin hatte sich auch die Dämonenjägerin unzählige Gedanken um das sagenumwobene Schwert gemacht und war zu dem Schluss gekommen, dass Liebe der Schlüssel sein musste. Sie würde zwar auch gerne ein kurzes Bad im Fluss nehmen, doch nach einem Blick in die lüsternen Augen des Mönchs, der sie mit den Augen bereits auszuziehen schien, verwarf sie diesen Gedanken ganz schnell wieder. Stattdessen blitzte sie Miroku aus schmalen Augen warnend an, richtete ihren Kimono und machte sich daran ein wenig Essbares zu suchen. Ihr Bad würde wohl noch warten müssen.
 

Dafür wurde der unbeholfene Aufprall des Hanyou von einem amüsiert dreinschauenden goldenen Augenpaar verfolgt. Die Miko lief von dannen, genau in Richtung des kleinen Flusses, der durch den Wald floss. Sesshoumaru beobachtete sie aufmerksam und folgte ihr schließlich lautlos. Letztendlich war er dazu verdammt, sie zu beschützen, ob er nun wollte oder nicht. Ein leises Knurren entwich seiner Kehle bei dieser Erkenntnis, die ihn abermals traf. Was bildete diese Frau sich eigentlich ein, die sich selbst Schicksal nannte?! Kurz drohte ihn die Wut über diese sogenannte Göttin zu übermannen, doch genau in diesem Augenblick sah er, wie sich Kagome mit einem Seufzen am Flussufer niederließ und langsam ihre Schuhe und Socken auszog. Sofort fielen ihm die zahlreichen kleinen Kratzer auf ihrer sonst so makellosen Haut auf. Abwesend ließ sie ein gelbfarbiges, riesiges Etwas neben sich plumpsen und streckte schließlich ihre nackten Füße in das kühlende Nass. Sesshoumaru beäugte das riesige, unbekannte Ungetüm skeptisch, ließ seinen Blick jedoch gleich wieder zu der Schwarzhaarigen wandern. Direkt am Flussrand ließ er sich geräuschlos auf einem Ast etwa zwei Meter über dem Boden nieder, und konnte sie so aus nächster Nähe betrachten. Seine Augen folgten dem Weg ihrer Füße, über die zerkratzten Beine und blieben letztendlich an ihrem Gesicht hängen. Ihr Blick war dumpf und sehr in sich gekehrt. Über was sie wohl nachdachte? Prüfend sog Sesshoumaru die Luft um sich herum tief in seine Lungen und überließ es den Rezeptoren in seiner Nase sowie den entsprechenden synaptischen Verbindungen die einzelnen, wichtigen Gerüche herauszufiltern.
 

Eine Woge aus grauer Traurigkeit umgab die hübsche Miko. Sie wirkte zerrissen und abwesend. Kagome starrte in das seichte, nur langsam dahinfließende Wasser des klaren Flusses. Leise konnte er ihren unregelmäßigen Herzschlag hören, der wohl ihre widersprüchlichen Gedankengänge wiedergab. Sofort schlug sein inneres Biest aufgebracht Alarm – die Miko durfte nicht traurig sein und schon gar nicht zerrissen! Ein tiefes Knurren entwich seiner Kehle. Dieses gottverdammte Schicksal! Wenn sie nicht eine Göttin wäre, hätte er ihr schon längst den zierlichen und arroganten Hals umgedreht. Wie konnte sie es nur wagen, ihn, beziehungsweise sein inneres Biest, an einen Menschen zu binden?! Mit Grauen nahm er wahr, dass sein Herzschlag kurz aussetzte, nur um dann ein wenig schneller vor sich hin zu pochen, als er das Menschenweib betrachtete.
 

Liebe schwebte auf ihrer rosa Wolke und betrachtete das Geschehen voller Genugtuung. Sogleich würde sie Schicksal abholen und dem Schauspiel beiwohnen lassen. Amüsiert kicherte sie sich ins Fäustchen und freute sich schon darauf, Schicksal endlich einmal begreiflich zu machen, wie wichtig die Liebe war und welche Berge sie versetzen konnte. Mit einem kleinen Fingerschnippen ließ sie noch einen winzig kleinen Funken ihrer Energie in Richtung des Daiyoukais fliegen – sicher war sicher und dieser Dämon war so stur, dass es selbst ein Eisenamboss mit Raketenantrieb nicht durch seine Mauer, die er um sein Herz gebaut hatte, schaffen würde.
 

Ein Blitzen fuhr durch Sesshoumarus stechenden Blick. Seit bestimmt schon zehn Minuten starrte er die traurige Frau am Flussrand an und mit jeder Sekunde wurde sein inneres Biest unerträglicher und sein Herzschlag unregelmäßiger. Irgendwie musste er es doch zum Schweigen bringen! Diese innere Unruhe machte ihn zornig. Der sonst so beherrschte Dämon kämpfte gerade um seine eiserne und unübertroffene Selbstbeherrschung – wohlgemerkt nur deshalb, weil eine junge Miko einfach nur traurig und gedankenverloren an einem Fluss saß. Das musste aufhören, er musste sein Biest so schnell wie möglich beruhigen! Nicht, dass er etwas gegen einen Ausbruch gehabt hätte. Doch die Schneise an Tod und Verwüstung, die dieser unausweichlich nach sich ziehen würde, würde ihn wohl letztendlich Tessaiga kosten, da die Miko doch der Schlüssel zum Erbe seines Vaters war. Ihr Tod war daher leider keine Option. Er wollte sie zwar gefügig machen, um das sagenumwobene Schwert zu erhalten und es musste deshalb echt aussehen. Jedoch war es nicht geplant, dass sein eigenes Gefühlsleben derart ins Wanken geriet. Ein abwertendes Schnauben verließ seinen Mund, während er mit aller Macht versuchte seinen rationalen Verstand zu bewahren, der unerbittlich gegen diese unbekannten Gefühle und sein unruhiges Biest ankämpfte.
 

Entschlossen stieß er sich von dem Ast ab und landete leichtfüßig hinter der Miko, die ihn scheinbar nicht bemerkt hatte. Leichtsinniges Menschenweib! Er wollte sich schon mit einem kalten Knurren bemerkbar machen, da fiel ihm wieder ein, dass er vor wenigen Momenten noch darüber sinniert hatte, dass sie ja der einzige Weg war, an Tessaiga heran zu kommen, und dass sie ihm dafür vertrauen musste. Mit absichtlich lauten Schritten ging er langsam um sie herum und ließ sich neben ihr im Gras nieder.
 

Kagome erschrak, als etwas hinter ihr raschelte. Sofort fuhr ihre Hand zu dem Bogen, der neben dem gelben Rucksack auf dem Boden lag und ihr Kopf zuckte herum, nur um auf zwei weiß bekleidete Beine zu blicken. Im nächsten Moment schon war Sesshoumarus Gesicht auf Augenhöhe und Kagome zog scharf die Luft ein; sofort gefror ihre Bewegung, nur Zentimeter schwebte ihre Hand über dem Bogen. Augenblicklich schlug ihr Herz schneller. Was wollte er hier? War er ihnen die ganze Zeit gefolgt? Sesshoumaru erwiderte stoisch ihren Blick, kaltes Gold traf auf warmes Braun. Stille breitete sich zwischen dem ungleichen Paar aus und ungewollt hielt Kagome den Atem an. Zu sehr saß ihr noch der Schreck des letzten Zusammentreffens in den Gliedern. Ob er wieder grob werden würde?

Der Daiyoukai bemerkte ihre Aufregung, er konnte sie förmlich riechen und hier Herz pochte so laut gegen ihren Brustkorb, dass es den Anschein hatte, als würde das wertvolle Organ daraus springen wollen. Doch er blieb still, saß ihr einfach nur gegenüber und hielt ihren Blick. Unmerklich verlor er sich ganz langsam in dem warmen Braun. Je länger er still saß und sie einfach nur betrachtete, umso ruhiger wurde die Miko. So langsam wurde ihr bewusst, dass er ihr nichts tun wollte; wenn, dann hätte er es längst getan. Träge sickerte diese Erkenntnis in ihren wie leer gefegten Kopf. Die Gedanken von eben waren vergessen und ihr Blick wurde mutiger, neugieriger. Nun mehr interessiert denn ängstlich sah sie ihm tief in die Augen und schien etwas zu suchen.
 

Sesshoumaru lobte sich innerlich für seine Taktik, wusste er doch genau, dass seine ruhige Art, wenn gewollt, nach dem ersten Schockmoment etwas äußerst Beruhigendes an sich hatte. Erfreut nahm er die Wandlung in ihren Augen wahr und konnte seinen Blick nun nicht mehr von ihr nehmen.
 

Kagome indes bemerkte am Rande ihres Geistes, dass Sesshoumarus Augen ein klein wenig heller und leuchtender als Inuyashas waren. Dunkel-goldene Sprenkel waren um die schlitzartige Iris angeordnet und verliehen seinem Blick eine undurchsichtige Tiefe. Der Rand ihres Blickfeldes wurde immer dunkler und ihre ganze Aufmerksamkeit wurde durch ein raubtierhaftes Leuchten an Ort und Stelle gehalten. Gebannt starrte sie in das warme Gold...
 

Moment! Warmes Gold? Seit wann konnte der kaltherzige Daiyoukai einen warmen Blick sein eigenen nennen?! Er riss die junge Miko aus ihrer Starre und sie stieß ruckartig die Luft aus, von der sie gar nicht gemerkt hatte, dass sie sie angehalten hatte, während sie zurück wich. Das Plätschern des Wassers um ihre Füße, verursacht durch ihre ruckartige Bewegung, riss auch den Youkai aus seinen Gedanken. Sofort setzte sein rationaler Verstand wieder ein und er verfluchte sich innerlich dafür, in diesem Blick beinahe ertrunken zu sein. Dieser Sesshoumaru ertrank niemals in Menschenaugen, schon gar nicht in denen der Miko!
 

Dennoch, allein um seines Zieles willen, rückte er sachte näher an sie heran. Denn er hatte sehr wohl erkannt, dass nicht nur er in ihren Augen beinah ertrunken war, seine Chance war gekommen, Vertrauen aufzubauen. Abermals machte Kagomes Herz einen beherzten Sprung außerhalb des Taktes. Nur am Rande fragte sie sich, wo das auf einmal herkam – denn sie verspürte überhaupt keine Angst.
 

„Wa... was willst du hier?“, brachte sie schließlich mühsam im Flüsterton heraus.

Sesshoumarus Augen wandten sich dem gegenüberliegenden Flussufer zu. Eine ganze Weile sagte er nichts. Kagome rechnete schon gar nicht mehr mit einer Antwort, als er plötzlich Luft holte.
 

„Dir Gesellschaft leisten.“ sagte er monoton.
 

Eh? Was sollte das denn nun? Sichtlich verwirrt suchte Kagome nach Anzeichnen eines Scherzes in der teilnahmslosen Miene des Youkais, doch dieser starrte einfach nur weitere gerade aus. Nun, dann musste sie doch ihren Mut zusammen nehmen, denn ganz offensichtlich beliebte es dieser Sesshoumaru nicht zu scherzen.
 

„Und, ähm, warum, wenn ich fragen darf?“, fragte sie und blickte ihn mit unverhohlener Neugierde an. Dennoch konnte sie eine gewisse Nervosität nicht unterdrücken und ein leichtes Flattern machte sich in ihrer Magengrube breit.

Also, das war doch albern! Seit wann war sie so nervös in der Gegenwart Sesshoumarus?! Sicher, er war ein eiskalter, menschenverachtender und mordender Dämon, aber sie war immerhin eine Miko und nicht nur irgendeine! Sie war die Shikon-Miko und besaß daher erstaunliche Kräfte, die im Notfall sogar einen Daiyoukai niederstrecken konnten! Würde sie sie nur beherrschen... Traurig senkte sie den Kopf. Sie hatte kaum Gelegenheit gehabt bei der alten Kaede etwas zu lernen, immerzu waren sie auf der Suche nach den Splittern, hatten kaum Zeit für Pausen. In den kurzen Phasen, die sie im Dorf Musashi verbrachten, musste sie ja doch die meiste Zeit zurück in ihre Epoche. Sie hätte so gerne mehr von der alten Miko gelernt statt in ihrer Zeit unsinnig in der Schule herumzusitzen. Wer brauchte schon Analysis?!

Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals und sie musste mehrmals mühsam schlucken, um ihn loszuwerden. Sie hatte die alte Frau sehr geschätzt und sehr gern gehabt.
 

Der Daiyoukai beobachtete sie mehr oder minder interessiert aus dem Augenwinkel. Wie konnte ein Mensch nur in dieser kurzen Zeitspanne von lediglich ein paar Sekunden so viele Emotionen ausstrahlen? Dies würde ihm wohl immer ein Rätsel bleiben.
 

„An was denkst du, Miko?“, fragte er daher gerade heraus, dennoch mit dem ihm eigenen mitschwingenden Desinteresse in der Stimme. Es interessierte ihn nicht wirklich, redete er sich ein, doch Frauen mochten gute Zuhörer. Kagome sah auf und suchte seinen Blick. Ob sie es ihm erzählen konnte? Sicher würde er sie auslachen. Dennoch, sie fühlte sich plötzlich so sicher und behütet in seiner Gegenwart. Die Angst war seit geraumer Zeit wie weggeblasen und die Ruhe und Gelassenheit, die er ausstrahlte, übertrug sich automatisch auf sie.
 

„An Kaede, und dass sie mir nun nie wieder etwas wird beibringen können“, flüsterte sie traurig. Eine einsame Träne, die sie trotz aller Anstrengung nicht zurück hatte halte können, bahnte sich ihren Weg durch ihren Augenwinkel und rann langsam ihre Wange hinab. Plötzlich spürte sie eine warme Hand an ihrem Kinn. Sanft, aber bestimmt hob er Gesicht und blickte ihr in die Augen, während er mit einem Daumen die Träne hinfort wischte.
 

Er sprach nicht ein Wort, starrte einfach nur kühl in ihr Gesicht. Kagome erwiderte den Blick überrascht und wurde sich auf einmal der Nähe zu ihm bewusst. Nervös schluckte sie und befeuchtete in einem unbewussten Akt ihre leicht geöffneten Lippen mit ihrer Zunge.

Ihr Denken setzte mit einem Mal komplett aus und sie sah nur noch ihn und das plötzlich so warme Feuer in seinen Topas-Augen.
 

Sesshoumaru wusste nicht warum, aber just in diesem Moment fühlte es sich einfach nur richtig an. Sobald das salzige Nass an seine empfindliche Hundenase gedrungen war, konnte er nicht mehr widerstehen. Sein inneres Biest übernahm einfach komplett die Kontrolle und sein Verstand wurde mal eben in die hinterste Ecke seines Geistes zum illustren Umtrunk eingeladen. Verwundert sah er sich selbst die klauenbesetzte Hand heben, diese an ihr Kinn legen, ihren Kopf anheben und fragte sich, wann sein Verstand aufgegeben hatte. Umgehend versank er in der wohligen Wärme ihrer Augen. Ihm war kaum bewusst, dass er sein Gesicht dem ihren langsam näherte, seine Kontrolle war mit einem Mal dahin. Er wollte sie nur noch beschützen, vor allem Übel dieser Welt bewahren und sie nur für sich haben.
 

Gespannt betrachtete Schicksal das Schauspiel und musste Liebe unweigerlich und sehr säuerlich ihren Respekt zollen. Offenbar konnte das alte Schmalzbirnchen doch etwas! Voller Vorfreude rieb sie ihre Hände aneinander und hielt den Atem an. Gleich, gleich war der Moment gekommen, der Geschichte schreiben würde! Sie vergaß sogar ihren mittlerweile kalten Kaffee, der diesmal tatsächlich sofort mit Keks serviert worden war. Liebe hingegen saß selig lächelnd neben ihr und begutachtete ihr durchaus gelungenes Werk mit vollster Zufriedenheit, während sie genüsslich an einem Tee schlürfte. Sobald sie sich küssten, würde das klitzekleine Pflänzchen, das jeden noch so versteckten Anschein von Liebe fand, in Sesshoumarus Herz anfangen zu wachsen. Sie würde diesen Moment Jahrhunderte, ach was, Jahrtausende unter Schicksals arrogantes Näschen reiben können!
 

So abgelenkt und alle Augen auf diesen epochalen Moment gerichtet, entging Schicksal das hämische Grinsen von Gier und Niedertracht, die ein paar Tische weiter saßen und mit gefährlich glitzernden Augen die beiden selbstzufriedenen Göttinnen beobachteten.
 

Die ganze Welt schien für einen kurzen Moment still zu stehen als sich die Lippen des Daiyoukais denen der Shikon-Miko langsam näherten. Das Knacken eines Astes jedoch durchschnitt die absolute Stille und ließ sie erschrocken auseinander fahren.

Kapitel 15 - Ein Kuss, ein Königreich für einen Kuss! (Seelenfinsternis)

Kapitel 15 – Ein Kuss, ein Königreich für einen Kuss!
 

Das Lagerfeuer prasselte und knackte, um das sich die Reisegefährten versammelt hatten und verströmte Behaglichkeit. Sango nippte an einem Tee um den kühlen Hauch der heraufziehenden Nacht aus ihren Gliedern zu vertreiben. Obwohl es mitten im Sommer war und tagsüber die Sonne erbarmungslos auf das Land brannte, wurde es in der Nacht, wenn der Tau aufzog, empfindlich kalt im Freien. Miroku schien in Gedanken versunken zu sein und schaute nachdenklich ins Feuer, als hoffte er dort Antworten auf seine Fragen zu finden. Shippo kämpfte darum wach zu bleiben, er wollte nicht schlafen ehe Kagome wieder zurückkam. Es war allerdings schon reichlich spät für kleine Kitsune, deshalb fielen ihm immer wieder die Augen zu. Er bestand jedoch darauf, dass er auf keinen Fall müde sei.

Nur Inuyasha störte die Ruhe des Abends. Der Hanyou war plötzlich von einer tiefen Unruhe erfasst worden, sie hatte ihn wie ein Schlag getroffen. Still sitzen war nicht möglich, er lief ausdauernd in Kreisen um das Lager, doch seine Rastlosigkeit wurde dadurch nicht gelindert. Tief in seinem Herzen flüsterte ihm eine Stimme immer wieder zu, dass er in den Wald gehen müsse. Warum, verriet sie nicht, aber der innere Drang wurde immer stärker und quälte Inuyasha. Was war das? Bildete er sich diese Stimme ein und wurde jetzt wahnsinnig oder war dieses Flüstern real? Wer aber sollte so etwas tun? Naraku oder ein anderer Feind? „Geh! Geh in den Wald, folge einfach ihrer Spur!“, säuselte die gespenstische Stimme erneut in seinem Geist, nun mit mehr Nachdruck. Was meinte die Stimme, grübelte Inuyasha für einen Moment. Kagome war doch in den Wald gegangen! Aber wer oder was sprach gerade mit ihm?

Wie so oft zog der Hanyou die völlig falschen Schlüsse und stürmte ohne ein Wort zu sagen los. Tessaiga, das Beschützerschwert, es hatte mit ihm gesprochen! Kagome war in Gefahr, es war seine Aufgabe sie zu retten! Schließlich war er immer noch ihr Beschützer. Die Tatsache, dass sein Schwert zu ihm sprach, unterstrich diesen Fakt doch nur! Kaum war er in das Unterholz eingedrungen, hatte er Witterung aufgenommen. Kagomes lieblicher Duft lag in der Luft und führte ihn tiefer in den Wald. Doch da war noch ein Geruch… Angeekelt verzog er das Gesicht. Sein Bruder verpestete mit seinen Ausdünstungen die gesamte Umgebung, schoss es Inuyasha verärgert in den Sinn. Sesshoumaru konnte nichts Gutes im Sinn haben, daher beschleunigte Inuyasha seine Schritte noch einmal.
 

An einem fernen Ort beschleunigte sich gerade ein Puls in bedenkliche Höhen, die zarte Brust hob und senkte sich wie ein – zugegeben sehr hübscher – Blasebalg. Fassungslos sprang Liebes Aufmerksamkeit, die durch die vielen Augen Schicksals in die Welt der Menschen blickte, vom innigen Beisammensein der Miko und des Daiyoukais zu dem heran eilenden Hanyou. Das durfte nicht sein! Wieso trat dieser dusselige Köter ausgerechnet jetzt auf den Plan? Sein Erscheinen würde alles zerstören! Es musste etwas getan werden! Sofort! Liebe war schnell klar, dass es kein Zufall war, dass Inuyasha ausgerechnet jetzt das dringende Bedürfnis eines ausgedehnten abendlichen Waldspaziergangs verspürte. Ihre beiden Widersacher steckten mit Sicherheit dahinter und spielten wieder einmal unfair.

Schicksal tauchte gerade gewissenhaft ihr Gebäck in den Milchschaum ihres Kaffees, als plötzlich ein heftiges Beben sie erschütterte, der Keks vom Löffel fiel und in den Untiefen der heißen Wogen aus Milch und Koffein versank. „Tu was, das darf nicht passieren!“, schrie Liebe sie wie eine Irre an und schüttelte ihre Schultern, die sie schmerzhaft fest umklammert hielt. „Wenn dieser Trampel da auftaucht, dann war alles umsonst! Mach was, du musst mit allen Mitteln verhindern, dass Inuyasha auf die beiden trifft!“

„Ach komm, so schlimm kann das nicht sein“, murmelte Schicksal genervt und konzentrierte sich darauf den Rest ihres Keks zu retten, bevor er endgültig zerfallen würde am Grunde der Tasse. „Dann streiten sich die beiden Brüder halt, Kagome regt sich ein bisschen darüber auf und am Ende verschwindet Inuyasha wieder mit eingezogenem Schwanz. Da geht nichts kaputt, das überzeugt Kagome höchstens noch weiter davon, was für ein Idiot dieser Halbdämon ist.“ Aufgeregt sprach Liebe weiter auf sie ein: „Das ist nicht so einfach wie du denkst! Die beiden müssen sich küssen, sonst war alles umsonst! Wenn sich der Daiyoukai und die Miko nicht bis Sonnenaufgang geküsst haben, dann verdorrt der Keim, den ich in Sesshoumaru hinterlassen habe. Inuyasha darf die beiden nicht stören, wir haben keine Zeit mehr! Die Nacht zieht bereits auf.“ Frustriert sah Schicksal auf das unförmige Klümpchen, dass sie mit ihrem Löffel geborgen hatte. „Na und? Dann machst du das halt noch mal, wo ist das Problem?“

Pikiert verschränkte Liebe die Arme vor der Brust und erklärte schnippisch: „Es gibt so etwas wie Regeln, auch wenn dir das egal ist. Die Saat der Liebe kann nur einmal in das Herz eines Sterblichen gepflanzt werden. Wenn sie nicht erblüht, habe ich keine Macht mehr über die Gefühle des Sterblichen. Nur ein Kuss voller Zärtlichkeit kann den Keim zum Blühen bringen und dafür bleibt ein Tag. Meine Macht ist nicht unendlich.“ „Boahr, das ist so ein übles Klischee, so melodramatisch“, seufzte Schicksal und verrollte nicht weniger dramatisch alle verfügbaren Augen. „Das ist wieder so typisch du. Und warum hast du mir das vorher nicht gesagt? Wir hätten sie dann irgendwo einsperren können; meinetwegen auch mit Kerzenlicht, damit es romantischer ist.“

Entnervt und mit stetig wachsender Ungeduld erklärte Liebe: „Du wirst es nie begreifen, oder? Die Sterblichen wollen nicht, dass wir uns einmischen. Wenn sie es bemerken, wehren sie sich nur dagegen. Sie wollen nicht gesteuert werden oder einfach nur Marionetten sein.“ „Sind sie aber“, nuschelte Schicksal in ihre Tasse, während sie diese mit einem tiefen Zug leerte. „Hör endlich auf zu diskutieren und mach was! Der Hanyou ist nur noch wenige Schritte entfernt!“, flehte Liebe schließlich. „Jaja, ich seh zu, was ich machen kann.“ Konzentriert stellte sie die leere Tasse ab, dann verdrehten sich ihre Augen soweit, dass nur noch das Weiße zu sehen war. Erschrocken zog Liebe ihren Arm fort, denn auch sämtliche Augen auf Schicksals Arm drehten sich nun nach Innen.

Die Welt drehte sich weiter, aber für Schicksals Augen in Zeitlupe. Der Hanyou bewegte sich nur noch millimeterweise, Sesshoumarus Gesicht verharrte erstarrt vor dem der Miko. Schicksals Augen sahen aber nun noch mehr. Überall spannten sich rote Fäden durch die Welt, von jedem Menschen, von jedem Wesen, ja sogar von jeder Pflanze. Jeder hatte seinen Platz in der Mechanik der Welt und Schicksals Aufgabe war es diese geschmeidig und präzise wie ein Uhrwerk am Laufen zu halten. Ihre Kraft wirkte meist für sie unbewusst, aber jeder rote Faden ging auf den Einfluss Schicksals zurück und das allumfassende Netz war sehr sorgfältig gewoben. Sie würde in diese stumme Perfektion nun eingreifen. Sie hasste es. Selbst das Schicksal persönlich konnte nicht einfach Fäden trennen oder Neue spinnen. Liebe hatte von Regeln gefaselt, erinnerte sich Schicksal. Was sollte sie erst sagen? Fäden, die zwei Leben einmal miteinander verbunden hatten, durften nicht gelöst werden und ein Knoten an der falschen Stelle konnte eine ganze Welt aus den Fugen bringen. Einfach den Hanyou ans andere Ende der Welt zu katapultieren war keine Option; sorgfältig studierte sie die unzähligen Schnüre, die sich um seine Seele wanden. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass ein Faden von einem kleinen, am Boden rankenden Busch zu den beiden sich hoffentlich bald Liebenden gebildet hatte. Also waren sie bereits durch ein Rascheln gewarnt, dass sich ihnen jemand näherte. So ein Mist.

Angestrengt dachte sie nach, ihre Stirn runzelte sich und eine Schweißperle rann über ihre Schläfe. Denk nach, denk nach! Der Hanyou musste weg, aber er durfte nicht über einen der Stricke stolpern oder etwas vollkommen Unnatürliches tun. So eingespannt wie er war, grenzte es fast an Unmöglichkeit nichts unabsichtlich kaputt zu machen. Über die Folgen wollte sie nicht nachdenken. Aber vielleicht würde ja eine der bestehenden Verbindungen weiterhelfen…. Die vielen Augen auf ihren Armen begannen die vielen Verkettungen zu verfolgen und suchten nach den Dingen, die mit dem Halbdämon verknüpft waren.

Entschlossen griff Schicksal nach einem roten Schicksalsband und zog daran. Das andere Ende war offenbar sehr weit entfernt, also zog sie nun abwechselnd mit beiden Händen daran und holte es wie eine Angelschnur ein; am Boden bildete sich ein rotes Knäul, dass sich aber von Schicksals Zauber gesteuert zu einer ordentlichen Spindel aufrollte. Endlich kam das Ende in Sicht und Schicksal platzierte es gut sichtbar für den Hanyou in einem der Bäume. So, das Problem war gelöst. Nur der vermaledeite Busch bereitete ihr noch Sorgen. Es war nicht machbar, dass einfach niemand auftauchen würde oder nur ein kleines Tier, grübelte sie. Dazu hätte sie den Faden trennen müssen, was aber verboten war. Irgendjemand, der nichts kaputt machen würde und am besten noch ihr in die Hände spielte... Zuerst aber musste der Strom der Zeit ein kleines bisschen fließen, damit der Hanyou verschwand. Da heute offenbar jeder schummelte, ließ sie die Zeit nur auf Inuyasha wirken, auch wenn das einen Anpfiff vom Boss zur Folge haben würde.
 

Das helle Strahlen eines Shinidamachus blendete Inuyasha und fesselte zugleich seine Aufmerksamkeit. Kikyou lebt, schoss es ihm in den Kopf! Die Erkenntnis verdrängte jeden anderen Gedanken aus seinem Kopf, binnen Bruchteilen einer Sekunde hatte er vergessen, warum er eigentlich in den Wald gegangen war. War sie es gewesen, die ihn gerufen hatte? War er deshalb so rastlos? Die plötzliche Eingebung, dass Kikyou ihn brauchte, verdrängte Kagome restlos aus seinem Geist. Auch seinen Halbbruder hatte er vergessen und so stürmte er dem geisterhaften Wesen ins tiefe Dickicht nach.

Erneut überkam Shippo eine bleierne Müdigkeit und zog erbarmungslos an seinen Augenlidern. Ganz kurz… nur ganz kurz würde er seine Augen etwas ausruhen, dann wäre er wieder bereit auf Kagome zu warten. Doch kaum hatten sich seine Augen geschlossen, schien sich die Welt um ihn herum zu drehen, ein flaues Gefühl in seinem Magen wies ihn unangenehm auf diesen Umstand hin. Was passierte da? Doch kaum hatte er die Augen wieder geöffnet, wollte er ihnen nicht mehr trauen. Von einem Moment zum anderen war er irgendwie in den Wald gelangt, kauerte hinter einem kleinen, struppigen Busch und vor ihm saß Sesshoumaru, der gerade dabei war Kagome zu küssen! Da saß Sesshoumaru und guckte ihn sehr böse an! Das Herz rutschte dem Fuchs in die Hose vor lauter Angst.
 

Verwirrt blinzelte Schicksal einige Male, bis sie sich wieder an die Realität gewöhnt hatte. Mit glasigem Blick sah sie Liebe an, die immer noch außer sich neben ihr saß. „So, das wäre geklärt“, seufzte sie und hielt sich den immer mehr dröhnenden Kopf. Sie hasste es in den Lauf der Dinge einzugreifen, besonders solche Hauruckaktionen verursachten immer furchtbare Kopfschmerzen. „Der Hanyou ist weg, nur ich kann nicht verhindern, dass unsere beiden Turteltäubchen gestört werden.“ Langsam atmete Liebe wieder aus. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie vor Spannung die Luft angehalten hatte; Außerdem hatte sie bis eben erfolgreich verdrängt, wie gruselig es für Außenstehende wirkte, wenn Schicksal ihre göttliche Kraft zum Einsatz brachte. Müde winkte Schicksal eine dienstbare Seele herbei und orderte Espresso und Aspirin.

„Das war doch kein Zufall, dass dieser Hanyou in den Wald gelaufen ist“, sprach Liebe schließlich das Offensichtliche aus. „Nein“, ächzte Schicksal und stürzte das Aspirin gierig hinunter. „Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass Gier in der Welt der Menschen Inuyasha dummes Zeug einflüstert und Niedertracht dort hinten spioniert uns aus. Egal was wir machen, sie sind uns einen Schritt voraus.“ „Hmpf, das ist aber ziemlich unfair“, kommentierte Liebe die Lage. „Das war doch mal ein fairer Wettstreit.“ Schlürfend setzte Schicksal den Espresso an die Lippen. „Ach komm, du kannst doch nicht so naiv sein. Dass die beiden schummeln, war von Anfang an klar. Ich hätte nur nicht erwartet, dass sie jetzt zu so drastischen Mitteln greifen.“ Empört schlug Liebe auf den Tisch. „Dann greifen wir jetzt auch zu drastischen Mitteln! Ich sitz hier doch nicht rum und lass mich ausspionieren! Wir gehen jetzt auch in die Welt der Menschen, da können wir sowieso besser eingreifen. Dieser Daiyoukai und diese Miko werden sich noch in dieser Nacht küssen und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“ Entschlossen griff sie sich Schicksals Arm und zog sie mit sich durch ein sich plötzlich wie von Zauberhand öffnendes Portal aus warmen Licht. „Mein Kaffee….!“ Doch Schicksal schaffte es nicht mehr ihn auszutrinken, als der Wirbel ihren Körper erfasste und unbarmherzig mit sich zog.
 

Mit offenem Mund starrte Shippo fassungslos das Paar vor sich an. Immer wieder wechselten seine entsetzt aufgerissenen Augen von Sesshoumaru zu Kagome und wieder zurück, doch das überstieg einfach seinen kindlichen Horizont. „Was… Aber…. Du?“, purzelten die Worte unbeholfen aus seinem Mund. Sesshoumaru hatte genug, ein ungeduldiges Knurren entwich seiner Kehle. Diese ganze Sache nagte auch ohne Publikum schon an seinem malträtierten Stolz und nun war das Maß voll. Lautlos erhob er sich und verschwand im Dunkel des Dickichts. So saß Kagome schließlich allein mitten im Wald, ihre Wangen leuchteten verräterisch vor Scham und sie fühlte sich ertappt wie ein Teenager, der von seiner Mutter bei einem heimlichen Stelldichein erwischt wurde.

„Sesshoumaru und du wolltet euch küssen!“, klagte Shippo sie an, nachdem er sich etwas gesammelt hatte, mit kaum verhohlenem Entsetzen in der Stimme. „Ach was, das ist nicht so wie es aussieht, das ist nur ein Missverständnis“, winkte Kagome schnell ab und kam sich dabei selbst ziemlich dumm vor. Sie hoffte auf die kindliche Naivität und Gutgläubigkeit des kleinen Fuchsyoukai. „Da gibt es nichts falsch zu verstehen, ich hab’s genau gesehen!“ Shippo blieb hartnäckig. „Ich dachte, du magst Inuyasha und Sesshoumaru ist ein kaltherziger Schuft?“ Kagome seufzte schwer. Damit hatten sich ihre Hoffnungen gerade zerschlagen sich aus dieser peinlichen Sache herausreden zu können. Sie wechselte ihre Strategie.

„Weißt du, manchmal ändern sich die Dinge“, begann sie langsam und gedehnt zu sprechen. Wie sollte sie einem Kind etwas erklären, das sie selbst nicht verstand? „Vielleicht habe ich mich ja geirrt, was Inuyasha betrifft und auch in Sesshoumaru.“ „Wie kann man sich da irren?“, hakte Shippo erbarmungslos nach, „Sesshoumaru hat versucht dich umzubringen!“ „Ja, aber das war glaube ich nicht persönlich gemeint. Das war wegen seines Bruders und Tessaiga. Außerdem hat er mir auch schon das Leben gerettet und vergiss nicht, dass er auch gegen Naraku kämpft.“ Skepsis spiegelte sich im Gesicht des Jungen, er dachte gründlich über die Worte seiner Ersatzmutter nach. Schließlich fragte er deutlich versöhnlicher: „Aber was ist denn mit Inuyasha? Ich dachte, ihr liebt euch!“

Zärtlich wuschelte sie über das buschig rote Haar des kleinen Fuchs. „Ach Shippo, das dachte ich auch. Ich wollte es unbedingt glauben und habe die Wahrheit nicht sehen wollen. Inuyasha wird niemals die gleichen Gefühle für mich haben, die ich für ihn hatte. Erinnere dich, wie oft ist er weggegangen, weil Kikyou in der Nähe war? Sein Herz wird für immer Kikyou gehören, das ist aussichtslos für mich. Und auch jetzt will er mich doch nur beschützen wegen Tessaiga. Nicht ich bin ihm wichtig, sondern das Schwert seines Vaters.“ Gedankenverloren wischte sie eine einsame Träne von ihrer Wange. Die Wahrheit, vor der sie so lange davon gelaufen war, schmerzte. Sie auszusprechen, war hart. Tief in ihr zerbrach etwas. Doch gleichzeitig fiel auch eine schwere Last von ihr, sie fühlte sich befreit von dem Kummer der Zurückweisung, den der Hanyou ihr wieder und wieder bereitet hatte. Und am Horizont schimmerte bereits ein kaltes, goldenes Licht.

„Aber Kagome…“ Es zerriss dem Kitsune fast das Herz. Er wollte doch gar nicht, dass Kagome traurig ist! Tröstend nahm er ihre Hand und suchte händeringend nach Worten. „Inuyasha ist so ein Idiot“, murmelte er schließlich. „Er weiß gar nicht, was er an dir hat.“ Der Beistand ihres kleinen Freundes zauberte ein Lächeln in das bekümmerte Gesicht der Miko. Worte waren hier fehl am Platz, außerdem fürchtete sie hemmungslos weinen zu müssen. Shippo freute sich, dass seine Ersatzmama sich wieder beruhigt hatte; er wollte nicht, dass sie traurig war. Aber etwas ließ ihn trotzdem nicht los. „Aber warum ausgerechnet Sesshoumaru?“ „Ach Shippo, du bist noch viel zu klein, um das zu verstehen“, wiegelte Kagome mit dem Todschlagargument aller Erwachsenen ab. „Er ist nicht so böse und kalt wie du denkst.“ Doch der Fuchs ließ sich nicht so einfach vertrösten. Er war vielleicht noch ein Kind, aber auch er wusste, was Liebe ist!

„Kagome, ich glaube, er mag dich gar nicht, er mag nur Tessaiga“, begann er schließlich seine Bedenken in Worte zu fassen. „Er spielt dir nur vor, dass er dich mag. Das ist immer noch Sesshoumaru!“ „Ach mein Shippo… Es ist schön, dass du dir Sorgen machst, aber ich denke, das ist unnötig“, seufzte Kagome schließlich. „Und jetzt komm, lass uns zu den anderen gehen, es ist spät. Ich bin todmüde.“ „Ich komme gleich“, entgegnete der kleine Fuchsyoukai, als Kagome bereits den Rückweg durch den stockdusteren Wald antrat. Da lag doch Magie in der Luft….?
 

Das Schicksal nahm seinen Lauf, trat aber daneben und fiel ziemlich würdelos und unelegant von dem schmalen Ast des Baumes, auf dem die beiden Göttinnen in der Welt der Menschen angekommen waren. „Ich hasse den Erdenpfuhl“, grummelte sie, während sie sich wieder aufrichtete. „Hättest du mich nicht vorwarnen können?“ Ein schadenfrohes Kichern aus den Wipfeln war Antwort genug. Grazil sprang Liebe aus der Baumkrone und setzte federleicht auf dem Boden auf. „Ich gebe dem Fuchs übrigens recht, was den Daiyoukai angeht“, sagte Schicksal und rieb sich die noch immer schmerzenden Glieder. „Du machst zwar liebestolle Idioten aus den Sterblichen, aber das wäre jetzt echt zu viel des Guten.“ Genervt von der anhaltenden Kritik schüttelte die so gescholtene Göttin den Kopf. „Vertrau mir, vertrau auf die Liebe! Es haben sich schon viele Männer dank mir zum Guten verändert.“ Gehässig setzte Schicksal nach: „Du meinst, sie haben aufgehört zu atmen?“ Undamenhaft rutschte Liebe die Hand aus und landete versehentlich im Gesicht der ewigen Nörglerin.

„Und jetzt?“, murrte Schicksal und rieb sich über die pochende Wange, „Was ist dein toller Plan?“ Hektisch begann Liebe sich umzuschauen. „Zuerst müssen wir diesen dickköpfigen Daiyoukai wieder finden und dafür sorgen, dass er bis zum Morgengrauen nicht mehr entkommen kann. Und dann sorgen wir dafür, dass er gar nicht anders kann, als deine Miko voller Leidenschaft zu küssen.“ „Toller Plan. Also sperren wir sie doch ein?“ Der anhaltende Pessimismus ihrer Kollegin brachte Liebe zur Weißglut, deshalb brüllte sie sie nun an: „Kannst du einfach mal aufhören Meisterin Allwissend zu spielen und deine diversen Glubschaugen dazu benutzen den sturen Hund aufzuspüren? Ich darf dich daran erinnern, dass das deine Wette ist, wegen der wir diesen ganzen Aufwand betreiben!“
 

„Du bist doch dieses Schicksal“, drang eine hohe Stimme plötzlich in das göttliche Ohr. Erstaunt fuhr sie herum und entdeckte einen vorwurfsvoll dreinblickenden Fuchsdämon vor ihr stehen. „Und du bist dieser vorlaute Kitsunebengel, der mit Kagome reist“, antwortete Schicksal nicht minder finster. Bevor die Lage weiter eskalieren konnte, mischte Liebe sich ein. „Wie hat er uns denn gefunden?“ „Weil er ein Fuchs ist“, erklärte Schicksal. „Diese nervigen Kreaturen gehören zu den wenigen Sterblichen, die eine magische Begabung haben.“ „Ich habe eure Präsenz gespürt“, fügte Shippo nicht ohne Stolz hinzu. Dass seine Fuchsmagie noch ganz am Anfang stand, musste er ja nicht verraten.

Plötzlich hatte Schicksal eine Eingebung. Sie beugte sich zu dem Jungen herunter und legte verschwörerisch einen Arm um seine Schultern. „Shippo, mein Freund… Du willst doch auch, dass Kagome glücklich ist, oder?“ Ein gesundes Misstrauen erfüllte den kleinen Fuchs und er verspürte nun große Furcht vor der auf einmal so freundlichen Göttin. Trotzdem brachte er tapfer ein Nicken zustande. „Fein.“ Schicksals Lächeln wurde noch eine Spur breiter. „Weißt du, ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich Kagome bisher in ihrem Leben ziemlich übel mitgespielt habe. Das ist wirklich ein schweres Schicksal, das ich ihr auferlegt habe.“ Fassungslos verfolgte Liebe das Gespräch. War ihre Freundin jetzt etwa so verzweifelt, dass sie ein unschuldiges Kind manipulieren wollte? Hatte sie denn gar keine Skrupel mehr?

„Das mit diesem Inuyasha war rückblickend wohl doch so keine gute Idee“, offenbarte die Schicksalsgöttin dem ehrfürchtig zuhörenden Kind. „Du hast da vollkommen recht, dass er ein Idiot ist. Deswegen“, sie machte eine ausladende Geste und zeigte auf Liebe, „habe ich meine gute alte Freundin mitgebracht. Das ist die Göttin der Liebe persönlich. Sie hat mir erklärt, was für ein Trottel ich war zu glauben, dass Inuyasha Kagome glücklich machen kann. Eigentlich war Sesshoumaru schon immer für die kleine Miko vorgesehen.“ Liebe freute es zwar, dass Schicksal endlich einmal zugab, was für eine grenzenlose Dilettantin sie in Herzensangelegenheiten war, aber sie wusste noch nicht, ob sie dieses Vorgehen gutheißen konnte. Verlegen kratzte sich Schicksal am Hinterkopf: „Naja, jetzt ist alles ein ziemliches Durcheinander, wie du sicher bemerkt hast.“ Shippo war zwar ein Kind, aber er war nicht dumm. Misstrauisch sah er Schicksal an und stellte die alles entscheidende Frage: „Was willst du von mir?“

„Wir brauchen deine Hilfe“, erklärte Schicksal geheimnistuerisch. „Du bist doch ein guter Freund von Kagome. Hilf uns, dass sie und Sesshoumaru zueinander finden und glücklich werden.“ Jetzt verstand Liebe endlich, worauf Schicksal hinauswollte. Ihr war zuvor schon aufgefallen, in welch ambivalenten Gedanken die Miko manchmal gefangen war. Da konnte der Rat eines Freundes sie vielleicht in die rechte Richtung lenken…. Sie beschloss, dass das Vorgehen mit ihrem Gewissen vereinbar war. Sie würde Schicksal schon davon abhalten, dass dem armen Kind etwas wirklich Traumatisches zustieß.

Doch Füchse waren nicht umsonst für ihre Gerissenheit berühmt. Die unbequeme Lage der beiden Göttinnen blieb Shippo nicht verborgen. Warum sollten sie sonst ausgerechnet ihn um Hilfe bitten? „Was springt dabei für mich raus?“ Innerlich verfluchte Schicksal ihren kleinen Amor bereits, bot aber großherzig an: „Wenn du deine Aufgabe zu unserer Zufriedenheit löst, dann gewährt jede von uns dir einen Wunsch.“ Liebe nickte zustimmend. Das war nur gerecht, außerdem war das ein ungeschriebenes Gesetz in der Götterwelt. Wer Sterbliche für sich arbeiten ließ, musste ihnen einen Wunsch erfüllen. „Ich darf mir etwas wünschen? Wirklich alles?“ Nun nickte auch Schicksal – äußerst würdevoll und generös. Aufgeregt flüsterte Shippo Liebe etwas ins Ohr. Strahlend erklärte Liebe: „Natürlich, das ist gar kein Problem!“ Überglücklich wandte sich der Fuchs an Schicksal und flüsterte auch ihr einen Wunsch ins Ohr. Ein amüsiertes Lächeln umspielte ihre Lippen und sie verbeugte sich affektiert. „Es wird mir ein Vergnügen sein.“
 


 

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Best of beta

Da unser gegenseitiges Betalesen inzwischen regelmäßig zu einem kleinen MSting ausartet, haben wir nun beschlossen ein paar der Kommentare euch nicht länger vorzuenthalten. Es beruht natürlich auf Gegenseitigkeit.
 

Mit Grauen nahm er wahr, dass sein Herzschlag kurz aussetzte, nur um dann ein wenig schneller vor sich hin zu pochen, als er das Menschenweib betrachtete.

Diese Herzrhythmusstörungen sind echt ne Epidemie. Gar nicht gesund, es gab damals weder Defibrillatoren noch Herzschrittmacher! Darum sollte er sich und sein Biest mal lieber Gedanken machen – es liest sich nur so melodramatisch-schön und kommt in dem Kapitel so oft vor, dass ich Kago ans EKG hängen möchte!
 

Im nächsten Moment schon war Sesshoumarus Gesicht auf Augenhöhe und Kagome weitete die Augen

Das sind gerade mehr Augen als auf meinem Arm, irgendwie muss sie auch mal anders Gefühle ausdrücken lernen.
 

Abermals machte Kagomes Herz einen beherzten Sprung außerhalb des Taktes. Nur am Rande fragte sie sich, wo das auf einmal herkam – denn sie verspürte überhaupt keine Angst.

Spätestens wenn das Hirn in Mitleidenschaft gezogen wird wegen akuten Sauerstoffmangels, sollte man den Notarzt rufen!


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche Seelenfinsternis viel Spaß für das nächste Kapitel. Hoffentlich habe ich dich gut ins Schwitzen gebracht und ich bin sehr gespannt, was du draus machst! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jetzt hat CreamOverMoon auch was zum Basteln und ein vielversprechendes Ende. *gg* Ich bin gespannt, was Du aus der etwas unübersichtlichen Gemengelage zauberst.
Denkt dran, den kleinen Reviewknopf zu verwöhnen ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bitte nicht umbringen! Jetzt liegt es an Seelenfinsternis, wie es weitergehen soll... Ich bin gespannt und ihr hoffentlich auch! PS: Seelenfinsternis: Setz mal vor... so langsam könnte es doch auch mal romantisch werden ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Du kannst hübsch selbst sehen, wie du aus der dir selbst geschaufelten Grube wieder rauskommst, liebste Creamy. ;) Das hattest du dir wohl so gedacht, dass ich jetzt alles wieder heile mache, was? Ne ne ne, nich mit mich :P Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
....soooo. So leicht lasse ich dich dann doch nicht davon kommen, liebe Seelenfinsternis! Pah, von wegen ich muss mich selbst aus der Grube schaufeln *fg* Ich wünsch dir ganz viel Spaß für das nächste Kapitel.... auf das ich selbst MEGA gespannt bin :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja Creamy, ich glaub für die gewünschte Romantik in der Geschichte musst du dir mal was einfallen lassen. Wie dem ein oder anderen vielleicht bekannt ist, das ist nicht so meins. Aber jetzt ist unser Schurke nicht mehr so gesichtslos und hat seine abartige Bösartigkeit und mentale Instabilität unter Beweis gestellt.
Und wisch mal durch, diese ganze Ferkelei hier, wie sieht das denn aus? ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
„Es glaubt der Mensch, sein Leben zu leiten, sich selbst zu führen, und sein Innerstes wird unwiderstehlich nach seinem Schicksale gezogen.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Tja Sess, das gilt dann auch für Daiyoukai :>
Euer Schicksal ist es nun dieses Kapitel angemessen lang und mit viel Inhalt zu kommentieren und Creamys Schicksal ist es nun das alles irgendwie sinnvoll weiterzuschreiben! :> Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
uiuiui... wie das wohl ausgehen mag? Was meint ihr? Wir freuen uns über jegliche Spekulationen! Und nun wünsche ich Seelenfinsternis viel Spaß :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wieso bin ich eigentlich jetzt die Zucker-Beauftragte dieser Geschichte? Wir dürfen gespannt sein, ob Creamy das zarte Pflänzchen aufkeimander Zuneigung gewissenhaft gießt oder es doch zertrampelt.
Neues Jahr heißt gute Vorsätze; einer davon sollte lauten: "Ich werde 2017 mehr Reviews schreiben." *zwinker* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Uh la la... das schreit nach Ärger im Paradies! Wie das wohl weitergehen wird? Und ob Sesshoumaru Inuyasha tatsächlich Tessaiga so einfach wird abluchsen können? Ich hoffe, das werden wir im nächsten Kapitel erfahren. Da ich, genauso wenig wie ihr, nicht weiß, wie es weitergehen wird, darf unser aller Blick erwartungsfroh auf Seelenfinsternis gerichtet sein :) Viel Spaß meine Liebe ^_^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Schicksal ist wohl doch nicht so allmächtig, wie sie dachte. Und kann Sess wirklich überzeugend den süßholzraspelnden Gigolo mimen? Creamy, beantworte diese drängenden Fragen und ich nehm dann auch noch nen Gin Tonic! :> Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
*muhahaha* Ich bin so gemein, ich weiß :D Aber ernsthaft, nach über 4000 Wörtern war das Kapitel einfach fertig und die Stelle war perfekt *_* Ich bin ja so gespannt, was Seelenfinsternis daraus machen wird. Und ehrlich, ich habe KEINE Vorstellung davon, wer da nun der unliebsame Störenfried ist (Liebe fällt bestimmt gleich tot um, weil doch alles schief gelaufen ist, hm?), denn weiter habe ich nicht mehr gedacht.

Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass das Kapitel in betrunkenem Zustand geschrieben wurde... nach dem ersten Beta-Lesen von Seelenfinsternis, legte sie mir ans Herz, das „Betrunken-Schreiben“ doch noch ein wenig zu üben :D Ich werde mir Mühe geben ^^

- CreamOverMoon Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Shippo als Amor…Na das kann was werden! In meinem Kopf tanzt er bereits als rote Krabbe verkleidet um unser Traumpaar und singt „Schalala küss sie doch!“ Creamy, das disneyhafte nächste Kapitel ist dir! ;) Und auf welche hirnrissigen Ideen kommt Inuyasha als nächstes? Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (105)
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Von:  Naumi
2017-11-14T16:25:08+00:00 14.11.2017 17:25
Hallo! :)
Beta Gespräche scheinen super zu sein ;D
Ich finde es sehr intressant wie alles hier sich zieht. (also Beziehungsentwichlung) XD
Merkt man mal, nichts lässt sich erzwingen bei so zwei Sturköpfen.
Bin sehr gespannt was sich Shippo hat einfalllen lassen.
Muss ehrlich sagen das ihr Beiden durch das gegenseitig foppen ne ordentlich Portion Humor in der Geschichte habt und ich mag das sehr.
Auch eure OCs sind erfrischend unperfekt trotz göttlichkeit.
Macht euch sehr sypathisch und ich freue mich über weitere Kapitel! :D

LG Naumi
Antwort von:  CreamOverMoon
14.11.2017 18:02
Oh vielen Dank :) Ja, das sind sie, ich lieg hier regelmäßig quer unterm Schreibtisch :D
Na, so sehr zieht sich das noch nicht, läuft ja alles erst ein paar Tage bei den beiden *g*
Auf Shippo bin ich auch gespannt ;__; Ich hab da nämlich NULL Ideen - Danke Seelenfinsternis-.-

Aber irgendwas wird mir schon noch einfallen *höhö*
Von:  Chrysanteme
2017-11-13T07:20:22+00:00 13.11.2017 08:20
Oh Mann eure Best of Beta sind hammermässig. Ein ganz breites Grinsen hat sich auf meinem Gesicht breitgemacht und bleibt da wahrscheinlich längere Zeit. Hat mir wirklich den frühen Morgen und die Wartezeit aufs ... hoffe händeringend und knieend mit Tränen in den Augen... nächste Kapitel. Einen leckeren Capuccino und eine Buddel Rotwein für euch Autoren mit tiefer Verneugung hinstell (hoffentlich nutzt was :) ).Lg Chrysanteme
Antwort von:  CreamOverMoon
14.11.2017 18:03
haha :D Danke ^^
Freut mich, dass wir dir den Tag versüßen konnten ^_^
Oh, Bestechung *_* Da hat jemand aber sehr gut aufgepasst *g*
Von:  KagomeKizu
2017-10-26T06:37:09+00:00 26.10.2017 08:37
Das war ja mal wieder so klar, kaum riecht der "Hund" seine Kikyo vergisst er wieder mal alles um sich herum.
Schicksal und Liebe werden ja schon ein "richtiges Team". 😁
Wie sie den kleinen Shippo für sich einspannen, aber er ist ja auch nicht auf den Kopf gefallen.
Bin ja mal gespannt was er sich von den beiden gewünscht hat?!
Glg Kago
Von:  KagomeKizu
2017-10-20T16:04:08+00:00 20.10.2017 18:04
Also ich fand das Kapitel wieder echt spitze, trotz des "unschönen" Endes.
Ich hoffte doch so sehr das sie sich endlich küssen würden, aber dank Gier und Niedertracht wurde leider nix draus. 🙁
Ich denke mal InuYasha wird da jetzt wieder seinen Auftritt haben?!

Glg Kago
Antwort von:  Seelenfinsternis
23.10.2017 16:22
Das musst du Creamy fragen, was aus Inuyasha wird ^^
Was heißt hier unschön? Hoffnung am Horizont, Shippo nimmt das jetzt in die kleinen Hände! :>
Von:  XxGirlyxX
2017-10-10T18:59:18+00:00 10.10.2017 20:59
Wenn man Schicksal und Liebe alleine lässt 🙈🙈
Aber da sieht man mal wie schnell inuyasha sich wegen kikyou ablenken lässt.
Aber shippous Bedenken sind auch nicht ungerechtfertigt... schwierige Sache.
Bin schon gespannt wie es weiter geht

LG XxGirlyxX
Antwort von:  Seelenfinsternis
19.10.2017 14:46
Es ist beinahe ein Wunder, dass die Welt noch heil ist, wenn man bedenkt, dass dieses Duo Infernale darin rumwerkelt.
Man bringt einem alten Hund halt keine neuen Tricks mehr bei. Und Sess hat nie einen Hehl aus seinen Absichten gemacht...
Ich bin auch gespannt! Los Creamy, schreib weiter! :>
Von:  bella-swan1
2017-10-08T18:20:03+00:00 08.10.2017 20:20
Super Kapi.
Freu mich schon drauf wie es weiter geht.
Lg.
Von:  Chrysanteme
2017-10-07T19:26:29+00:00 07.10.2017 21:26
Endlich jaaaa suuupiiii es geht weiter!!!! Wieder ein super tolles Kapitel....mein Gesicht hat immer noch den breiten Grinsmodus eingeschaltet😁 Oh Mann Schicksal und Liebe sind echt eine Nummer für sich...herrlich.Harre schon der noch kommenden Kapis ....und stelle dir liebe Seelenfinsternis ne Riesenbuddel Rotwein hin ....große Verbeugung wie immer für diesen Lesegenuss. Lg Chrysanteme
Antwort von:  Seelenfinsternis
19.10.2017 14:44
Ja, die beiden machen Spaß :D. Freut mich, dass auch Du sie magst!
Endlich mal die richtige Autorenbestechung! :>
Von:  XxGirlyxX
2017-09-29T11:24:51+00:00 29.09.2017 13:24
Trotz Alkohol finde ich sehr gut geschrieben 😉
Wer da wohl jetzt hinein stolpert?
Kann shippou, sango, inuyasha ... aber vielleicht auch nur ein Tier sein ?
Ich bin auf alle Fälle gespannt, wie es weiter geht
Glg XxGirlyxX
Antwort von:  CreamOverMoon
29.09.2017 14:22
vielen Dank ^_^ Ich finde es nach wie vor etwas hölzern ...^^"
Oh, ich auch *_* Seelenfinsternis hat wohl schon eine (mit Sicherheit sehr brillante) Idee; sie hat mir nichts verraten, bin genauso gespannt!!
Von:  Nicole141286
2017-09-24T07:33:46+00:00 24.09.2017 09:33
Hammer Geschichte !!!💪👍Freue mich schon auf das nächste Kapitel!!
Antwort von:  CreamOverMoon
24.09.2017 16:00
Vielen lieben Dank!! Ich mich auch :3
Von:  Chrysanteme
2017-09-21T12:13:55+00:00 21.09.2017 14:13
Neeeeeiiinnnn! Wie kann man an so einer Stelle nur aufhören?????!!! Hab voller Freude heute gesehen, dass eure super tolle Story endlich weitergeht und dann so ein Cliffhanger😣 .....verzweifelt sich die Haare raufen..... ihr müsst Sadisten sein...anders ist das nicht zu erklären!!!!! Biiiiiittteeeee ganz schnell weiterschreiben. (Nen leckeren Kaffee natürlich mit Keks hinstellen und ganz lieb guck) lg eine dem Nervenzusammenbruch nahe Chrysanteme😂😂😂
Antwort von:  CreamOverMoon
21.09.2017 14:19
hey^^ Dooooch :D Sonst wird's doch langweilig XD
Vielen lieben Dank *__*
Ich schieb den Kaffee mit Keks dann mal weiter an Seelenfinsternis, die muss nämlich weiter schreiben :3
Antwort von:  Seelenfinsternis
21.09.2017 14:30
Rotwein... Bezüglich der Menge verweise ich auf mein Profilbild.
Schicksal ist zuständig für Kaffee mit Keks ;) - oder hast du bestimmte Wünsche an unsere stets gutgelaunte Göttin?


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