Mein Name ist Haymitch von be-kind ================================================================================ Kapitel 2: Sobald es ums Überleben geht, stirbt die Gemeinschaft ---------------------------------------------------------------- Ich erwachte so gegen 6.00 morgens. Die Sonne war gerade aufgegangen und ich fühlte mich als wäre mir ein Bulldozer über den Kopf gefahren. Meine Seite protestierte als ich aufstand. Gott, ich konnte nur hoffen, dass sie sich vier Andere für ihre Psychospielchen suchten. Um für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich gezogen wurde vorzubeugen, beschloss ich joggen zu gehen. Ich wollte schliesslich in Form bleiben. Bevor ich das Haus verliess, schnappte ich mir die Kleidung für später und behielt meinen Trainer, den ich ab und an auch als Pyjama nutzte, an, drückte meiner Mum und Ena einen Kuss auf die Wange und zischte ab. Wir würden uns bei der Ernte so wieso wiedersehen. Ich sprintete los und steckte mir die Stecker in die Ohren. Während des Rennens war es mir nicht erlaubt Hindernissen auszuweichen. Diese Regel hatte ich selbst aufgestellt und so segelte ich mit einem Salto über die Leute hinweg, die nichts Besseres zu tun hatten als mir blöd hinterher zu gaffen, kletterte Bäume hinauf, durchschwamm einen Teich und fuhr mit einer Kutsche zurück nach Hause. Ich zog die Vorhänge zu um mich umzuziehen. Ich stieg in ein paar nicht mehr ganz intakte Lederhosen und zog mir ein weises Hemd über den Kopf. Zum Schluss strubelte ich mir noch einmal durch die Haare, dann sprang ich einfach ab und liess die Pferde ihrer Wege gehen. Das war wahrscheinlich nicht so eine gute Idee, denn jetzt lag ich auf dem Rücken und unter mir strömte die Menge mit mir zur Bühne, wo die Ziehung statt finden würde. Endlich hatte die Menge begriffen, dass ich genug vom Crowdsurfing hatte und stellten mich wieder auf die Füsse. Es war ein tolles Gefühl wieder etwas Festes unter den Füssen zu haben.. ich stellte mich zu den anderen 16-jährigen und hielt Ausschau nach Ena, welche für die, die es nicht wissen, damals meine Freundin war. Sie war nur ein Jahr jünger als ich und eine richtige Schönheit. Sie war schlank, hatte schwarzes, langes Haar, fein geschwungene Lippen und ihre Augen erinnerten an kleine Kohlenstückchen. Genau diese Augen hatten mich erst auf sie aufmerksam gemacht, denn wenn sie die Neugier packte , begannen eben diese, zu glühen. Sie war gutmütig, aber auch scheu und vertraute kaum jemandem, was falls sie in den Spielen landen würde, eine nützliche Eigenschaft sein würde. Ohne es gemerkt zu haben, hatte ich den langweiligen, alljährlichen Vortrag unseres Bürgermeisters verpennt. Dabei erinnerte er uns an die Zeit des Krieges. Wie viel wir dabei verloren hatten und wie „grosszügig“ es vom Kapitol sei, dass wir nur so wenige Opfer bringen mussten, in dem wir die Hungerspiele akzeptierten. Bei diesen Worten schloss der Bürgermeister die Augen, damit die Kameras die Wut in seinen Augen nicht einfingen. Doch ich hatte sie gesehen und damit war er nicht alleine. Der Zorn den ich empfand, schürte ich mit jedem Tag und ich hatte mir vorgenommen den Bewohnern des Kapitols das alles heim zu zahlen. Sie würden für unseren Schmerz büssen. Wie wusste ich noch nicht. Aber mir würde bestimmt etwas einfallen. Nun machte der Bürgermeisterin dem diesjährigen Betreuer Platz. Wie all die anderen Bewohner des Kapitols, sah er einfach nur lächerlich aus mit seinen pinken, zu einer Igelfrisur gegelten Haaren und dem neongrünen Ganzkörperkostüm. Mode war wirklich eine Glücksache. Rory Janesen, so hiess er, begann mit den üblichen zwei Sätzen: „Ist das nicht ein perfekter Tag für die Ernte“ und „Beginnen wir mit den Mädchen.“ Wow, wie einfallsreich war das denn?! Jetzt griff Rory tief in die bereits bereitgestellte Glaskugel hinein und schnappte sich nach langem hin und her einen Zettel. Er entfaltete ihn vorsichtig und strich in glatt, bevor er es zu meinem erstaunen tatsächlich schaffte den Namen laut auszusprechen. „Maysilee Donner.“ Diesen Namen kannte ich nicht. Zumindest war ich mir dessen so lange sicher, bis ich eine Bewegung in meiner Alterklasse bemerkte. Das war jetzt ein Witz, oder? Das war doch diese Rotzgöre von gestern. Aber sie sah verändert aus. Sie hatte ihre Haare hochgesteckt und trug ein Kleid, das mich an die Farbe des Nachthimmels erinnerte. Als sie auf der Tribüne stand, wandte ich den Blick ab. Es war doch wirklich schade um sie. In der Zwischenzeit hatte Rory längst den nächsten Zettel entfaltet und las erneut vor: „Rowan Price.“ Rowan kam aus der Gruppe der 13-jährigen geschlichen. Den Kopf hatte sie gesenkt, damit man ihr verheultes Gesicht nicht sehen konnte. Sie tat mir Leid. Für so eine Bürde war sie doch noch viel zu klein. Sie hätte keine Chance. Ohne das ich es bemerkt hatte, hob ich die Hand und schrie wütend: „Ich melde mich freiwillig.“ Rory sah sich in der Menge um. Als er mich entdeckte, lachte er auf. „Junge, du kannst dich nicht für ein Mädchen melden. Aber wir können gerne in die Runde fragen, ob sonst jemand bereit ist ihren Platz einzunehmen.“ Ich hoffte, dass sich jemand melden würde doch keiner schien auch nur ansatzweise an jemand anderen zu denken, als an sich selbst. Erst jetzt bemerkte ich, dass Rowans Blick auf mir lag. Ihre Augen bedankten sich bei mir und es brach mir das Herz. Wie grausam es doch war eine 13-jährige in einen „Krieg“ zu schicken für den sie gar nichts konnte. Rory schien die Sache als geklärt anzusehen und wandte sich nun den Zetteln der Jungen zu. Ich spannte mich an. Die Möglichkeit, dass ich gezogen würde, war verschwindend klein. Es befanden sich gerade Mal fünf Lose mit meinem Namen in dieser Glaskugel und doch ist nichts unmöglich. Gerade wenn es um die Spiele geht. Rory schien es nun satt zu haben lange in der Glaskugel herumzuwühlen und so schnappte er sich, einfach den nächst besten Namen. Er las laut: „Haymitch Abernathy.“ Ich bewegte mich nicht. Vorhin als ich mich freiwillig gemeldet hatte, hatte ich nicht gross nachgedacht und jetzt verweigerte mir mein Körper den Dienst. Erst als mich einer der Friedenswächter im Genick packte und vorwärts schob, erlangte ich die Kontrolle über meinen Körper zurück. Ich stiess den Friedenswächter von mir weg und betrat die Bühne. Ich weigerte mich, irgendjemandem ins Gesicht zu sehen. Den Rest der Ernte bekam ich nur noch durch einen Schleier aus Nebel mit. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sich noch ein Junge zu mir gesellt hatte. Er schien einer derer zu sein, die nur noch dieses Jahr hätte aushalten sollen. doch mein Mitleid war restlos aufgebracht und überhaupt schien mir dieser Junge ziemlich unsympathisch zu sein. Bevor wir die Bühne verlassen konnten, wurden wir noch dazu aufgefordert uns gegenseitig die Hände zu schütteln. Nur widerwillig reichte ich Maysilee die Hand. Sie funkelte mich herausfordernd an. Das könnte interessant werden, dachte ich mir. Dann liess ich ihre Hand fallen, packte mir die kleine Rowan und setzte sie mir auf die Schultern. Ein bisschen Provokation dem Kapitol gegenüber konnte ja nicht schaden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)