Mit Superkräften geboren von shinichi_san ================================================================================ Kapitel 5: Der Tod kommt auf leisen Sohlen ------------------------------------------ Kapitel 5 – Der Tod kommt auf leisen Sohlen Jamos führte die Stange durch den Bügel des Schlosses und brach es mit einem Ruck auf. Dann ging er näher, die Hand an der Holztür und nickte Jayson zu, der meine Hand losließ und sich mit der Waffe in der Hand vor der Tür positionierte und mich schnell zur Seite schob. Der Ältere nickte dann ebenfalls und Jamos öffnete die Tür, schnell und erstaunlicherweise leise. Ich stand zu seitlich und konnte nicht in den Raum hineinsehen. Jayson ging mit gezückter Waffe hinein und kam direkt wieder raus, die Waffe gesenkt, den Kopf schüttelnd. Nichts. „Was suchen wir überhaupt?“, fragte ich flüsternd und die Zwillinge sahen sich schnell an, bevor sie einvernehmlich die Schultern zuckten. „Welche jetzt?“, fragte Jamos mich. Ich seufzte leise und zeigte auf die Tür ganz rechts. „Mach das auf und wenn da wieder nichts ist, geh einfach nach hinten durch.“ Jamos nickte und machte sich an der genannten Tür zu schaffen, während ich weiter nach links ging, um einer eventuellen Gefahr zu entkommen. Wieder stemmte Jamos das Schloss auf, ließ Jayson hineinmarschieren. Erneut nichts. Seufzend gingen sie zur dritten Tür von rechts und wiederholten das Spielchen. Jayson stürmte die Zelle. „Sam, komm!“, rief er plötzlich, was mich erschrocken zusammenfahren ließ. Schnell ging ich in die Zelle und glaubte meinen Augen nicht. Vor mir auf dem Zellenboden lagen Brandon, Teresa, Michael und Maria. Hier waren sie also gelandet. „Das Ganze war eine Falle.“, wisperte ich und kniete mich auf den Boden neben Teresa und drehte sie auf den Rücken. Ich legte Zeige- und Mittelfinger an ihre Halsschlagader, wartete einen Moment und atmete erleichtert auf, als ich ihren Puls fühlte. „Sie lebt noch!“, murmelte ich und suchte schnell nach Wunden, nur kleine Schürfwunden. Ich wollte sie heilen, doch… „Das Eindämmungsfeld.“, flüsterte ich und sah Jayson entschuldigend an. „Verdammte Scheiße!“, spuckte er und schlug gegen die Wand. Erschrocken zuckte ich zusammen und prüfte noch den Puls der anderen. „Sie leben alle noch! Ihre Wunden sind zu klein für so eine schwere Ohnmacht! Da hat jemand nachgeholfen.“, sagte ich, als ich mir einen Teil meiner neuen Familie genauer besah. „Was heißt das?“, fragte Jamos von der Tür aus, von der er sich immer noch nicht wegbewegt hatte. „Das heißt, ihnen wurde etwas eingeflößt, vermutlich mit einer Spritze.“, meinte ich und ließ Brandons Arm, an dem ich einen kleinen Einstich entdeckt hatte, vorsichtig wieder herunter gleiten. „Das Mittel hat sie lahm gelegt, da sie unter diesem Schild eh keine Superkräfte haben. So wie ich das sehe, dürfte das Mittel nicht mehr lange anhalten. Vermutlich noch etwa eine halbe bis zu einer ganzen Stunde. Ich kenne das Mittel leider nicht und kann es daher schwer einschätzen, aber ihre Augen bewegen sich schnell und sie scheinen so etwas wie Albträume zuhaben. Aber sie kommen wieder auf die Beine. Vermutlich noch schneller, wenn das Schild deaktiviert ist.“ Jayson nickte und schüttelte dann den Kopf, bevor er sich leise vor sich hin fluchend durch die Haare fuhr. „Verdammt, gehen wir weiter und lasst uns dieses beschissene Schild endlich deaktivieren.“ Er war sauer. Ich konnte ihn verstehen, niemand wollte sehen, wie seine Familie am Boden lag. Ich nahm die Hand, die er mir entgegen streckte, an, ließ mich nach oben ziehen und schon waren wir wieder in dem Gang, gingen nun geradeaus in die Küche. Leises Scheppern war zu hören und ich fragte mich, wieso man noch nicht auf uns aufmerksam geworden ist. Wir schlichen doch nicht lautlos durch die Gegend. Jayson drückte meine Hand und ich blieb stehen, löste meine Hand aus seiner, welche zu seiner Waffe in der anderen Hand wanderte. Ich presste mich an die Wand, während die Zwillinge weiter auf den Durchgang der Küche zugingen und diese nach einem schnellen Blick hinein gemeinsam stürmten. Ein Schuss fiel, dann noch einer. Dann war es wieder leise. Ich presste mich weiter an die Wand, hoffte sie würde mich einsaugen und mich beschützen. Ein Pfiff und ich lockerte mich etwas, denn wer von den ‚Bösen‘ sollte schon Pfeifen? Ich linste um die Ecke, sah zwei tote Menschen am Boden liegen und atmete erleichtert auf, als ich Jayson und Jamos auf einer kleinen Steintreppe bei der nächsten Tür entdeckte. Ich ging zu ihnen. Während sie die Tür bereits stürmten und nach einem dumpfen Geräusch und einem Plumps direkt wieder heraus kamen. „Wieso hat der Trottel sich in der Speisekammer versteckt?“, fragte Jayson, doch sein Bruder zuckte nur die Schultern, bevor er leise aufseufzte. „Lasst uns weitergehen.“, meinte er leise, kam mir etwas entgegen und ging eine große, steinerne Wendeltreppe nach oben, die sich rechts neben mir befand. Jayson folge ihm. Ich hinterher. Oben angekommen drückte mich Jayson erneut gegen die Wand und sah seinem Bruder hinterher, der durch einen Durchgang in ein angrenzendes Zimmer gegangen war. Kurz nickte er und wir folgten ihm schnell. An der nächsten Tür hob Jamos seine linke Hand und ich versteckte mich schützend hinter der alten Wand. Ich wollte nicht mehr weiter. Ich war froh, dass die Zwillinge von ihren Schilden bis jetzt noch vollkommen von Schüssen bewahrt worden waren und dass sie sich auch schnell wieder aufluden, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie den Geschützen nicht mehr stand hielten, oder? Die Zwillinge nahmen erneut ihre Waffen und stürmten nach einem gegenseitigen Nicken in den Raum, der sich hinter der Tür befand. Erneut vernahm man Rascheln, Röcheln, Gebrüll und Schüsse. Wieder zuckte ich unwillkürlich zusammen. Verdammt, warum musste mir jedes Geräusch so eine Angst einjagen? Er war stark und wohl auch klug genug, sich nicht töten zu lassen und trotzdem brachte es mir Angstzustände. Ich drückte mich noch näher an die Steinwand in meinem Rücken, bevor ich einmal tief durchatmete. Dann blickte ich während einer Ruhephase, kurz um die Ecke in den Raum hinein und atmete erleichtert auf, als ich Jayson über einen Mann gebeugt erblickte. Jamos stand ihm gegenüber und runzelte die Stirn. „Von wegen!“, sagte Jayson in diesem Moment und ich zog verwirrt die Augenbrauen nach oben. „Jetzt sag schon, wo der verfickte Schalter ist!“, fletschte er den am Boden liegenden Mann wütend an. Dieser röchelte lauter und erst jetzt entdeckte ich einen Speer, der in seiner Brust steckte. Jayson, warum musstest du gleich so barbarisch und gefühllos auf ihn einprügeln? Ich schüttelte den Kopf und blickte mich etwas in dem Raum um. Hier war ein riesiger Tisch aufgebaut, an dem unzählige Stühle standen und vereinzelt lagen, als die Männer davon aufgesprungen waren. An der Wand links neben dem Tisch waren große, mit der Zeit verdreckte und kaum lichtdurchlassende Fenster zu sehen, an deren Seiten dicke Vorhänge den Staub der letzten Jahrzehnte zur Schau trugen. „Es gibt keinen.“, hüstelte der verwundete Mann unter Jayson, was mich erschrocken zusammenzucken ließ. Jayson schnaubte genervt. „Der will uns doch verarschen!“, schnaubte er empört und mein Blick wanderte zurück zu ihm. Wütend rammte er den Speer komplett in die Brust und ich zog scharf die Luft ein. Oh weh! Fuck! Der Verwundete schrie erschrocken und leidend auf. Jayson riss den Speer aus dem fast leblosen Körper mit einem ekligen, schmatzenden Geräusch, was mich erschaudern ließ. Ein Würgen überkam mich, mein Magen rebellierte und kurz darauf erbrach ich mich auf den Boden vor mir. Wieso tat Jayson so etwas, während ich zusah? „Weiter!“, brummte er nun ungehalten und ging auf die nächste Tür zu, welche am Ende des Raumes lag. Jamos sah zu mir und legte den Kopf schief. „Geht es wieder?“, fragte er mich und ich nickte kurz, um zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. Auch er nickte. „Am besten bleibst du solange in Deckung, bis wir dich rufen.“, sagte er und folgte seinem Bruder, welcher schon durch die Tür gegangen war. Ich lehnte mich an den Türrahmen und atmete einmal tief durch. Der Geruch meines Erbrochenen und des Blutes der Leichen vermischte sich und mein Magen rebellierte erneut. Ich musste hier weg. Schnell rappelte ich mich auf, ging langsam durch den Raum, über umgeschmissene Stühle und Leichen, zu den verdreckten Fenstern. Einen Blick hinaus werfend, seufzte ich leise auf. Dann ging ich weiter durch den Raum, zu der Tür, hinter der die Zwillinge verschwunden waren und folgte ihnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)