Remember von Jade (Erinnere dich) ================================================================================ Kapitel 1: Zurück ins Leben --------------------------- Es war jetzt etwa vier Wochen her, dass Jane aufgewacht war. Vier Wochen beinahe jeden Tag Therapie und Beratungsgespräche. Eine überfürsorgliche Tante und beängstigende Alpträume. Im laufe des Tages, nachdem sie aufgewacht war, mussten sie feststellen, dass sie ihr Gedächtnis fast vollkommen verloren hatte. Sie konnte sich lediglich daran erinnern, dass sie Jane hieß, dass ihre Eltern tot waren, sie bei ihrer Tante wohnte, die aber fast nie da war, da sie Stewardess war. Und an Marlon konnte sie sich erinnern. Nun ja, erinnern ist ein wenig übertreiben. Sie kannte seinen Namen und empfand verschiedenes, wenn sie an ihn dachte. Sie fühlte sich mit ihm verbunden, auch wenn sie sich an keinerlei Begegnungen mehr erinnern konnte. Jeden Tag spukte er ihr durch den Kopf und seit sie wieder aufgewacht war, besuchte er sie auch jeden Tag. Sie redeten nicht viel über die Vergangenheit. Jane hatte das Gefühl, es sei besser, ein komplett neues Leben zu beginnen, unabhängig davon, wer sie vorher war. Stattdessen hatte er ihr die Realschulprüfungshefte mitgebracht, damit sie lernen konnte. Sie sollten in diesem Jahr auf die gymnasiale Oberstufe wechseln und Jane hatte ihren Realschulabschluss mit einem Durchschnitt von 1,2 bestanden. Nun bestand aber die Gefahr, dass sie alles vergessen haben könnte, weshalb sie die Prüfungen wiederholen musste, um zu beweisen, dass sie immer noch qualifiziert war. Die Aufgaben in Mathe und Deutsch waren unglaublich leicht. Sie hatte jeweils drei Zeitstunden zur Verfügung und brauchte nur zwei. Englisch jedoch war am leichtesten. Sie brauchte nur eine Stunde für alle Aufgaben und schrieb bei der Kreativaufgabe über 900 Wörter. Der Prüfer war extrem überrascht gewesen, als sie so früh abgab und noch überraschter als sie Englisch und Deutsch mit voller Punktzahl und Mathe mit nur einem Fehler bestand. Nun war der erste Montag nach den Sommerferien und sie saß in der Küche und trank Kaffee. Der erste Schultag. Sollte ich nicht aufgeregt sein? So viele neue Leute – obwohl jeder Mensch auf dieser Welt, ist mir fremd… Außer Marlon. Mein Marlon. Sie schüttelte den Kopf und räumte ihre Tasse in die Spülmaschine. Ihre Tante war wieder unterwegs, Thailand oder so. Auf dem Weg in ihr Zimmer fiel ihr der Stapel Geschenke wieder ins Auge. Einen Tag nach dem Unfall war ihr 17ter Geburtstag gewesen. Ihre Freunde die alle im Urlaub waren, hatten ihr Geschenke geschickt und ihre Nachbarin hatte sie aufgenommen, bis ihre Tante da war, um sie in Empfang zu nehmen. Jane hatte kein einziges geöffnet. Sie konnte ihr schlechtes Gewissen nicht unterdrücken, denn sie kannte nicht einen einzigen Namen auf den Geschenken. Sie kannte keinen ihrer Freunde mehr und sie hatte Marlon verboten sie aufzuklären. Sie wollte, nein konnte es nicht hören. Sie schüttelte den Kopf und zog sich ihre Schuhe an. Marlon wohnte ein paar Straßen weiter und wollte sie abholen. Als Jane gerade ihre Weste vom Haken nahm, klingte es auch schon. Marlon stand draußen und rauchte als Jane hinaustrat. Er trug ein schwarzes Hemd und eine dunkle Jeans. Seine blaugrünen Augen und sein hellblondes Haar wurden von den dunklen Klamotten betont und Jane stockte der Atem, wie jedes Mal wenn sie ihn sah. Er lächelte sie an und küsste sie auf die Wange. Dann gab er ihr einen Iso - Kaffeebecher. Sie musste auflachen. Man konnte sagen dass sie fast schon Kaffe süchtig war. Dass kommt mir so bekannt vor. Kann es sein dass ich früher immer meine Kanne verlegt habe, oder sie zuhause vergessen hatte und mich dann den ganzen Tag geärgert habe? Hat er mir nicht mal eine neue gekauft und mir eine Rose dazugelegt? Vor ihrem inneren Auge sah sie eine Szene aus ihrem früheren Leben. Marlon der an der Bushaltestelle auf sie wartete. Marlon der sie anlächelte als hätte er noch nie etwas so schönes gesehen wie sie. Marlon der ihr die volle Kanne gab und ihr eine Rose in die Hand drückte. Marlon der beschämt zu Boden schaute und flüsterte, „Ein Mädchen wie du sollte jeden Tag eine Rose geschenkt bekommen.“ Jane zitterte, als sie sich an den Kuss erinnerte. Wir waren beste Freunde. Bis es irgendwann mehr war. Wieso hab ich das Gefühl, dass diese Beziehung nicht lange gehalten hat? Wieso fühlt es sich an, als hätten wir da alles verloren? Sie schluckte, drehte sich zu Marlon um und bedankte sich. Sie würde ihn nicht darauf ansprechen. Was geschehen war, war geschehen und sie hatte ein neues Leben angefangen. Rauchend und schweigend liefen sie zur Bushaltestelle und stiegen in den Schulbus. Sie war so froh, als sie erfahren hatte, dass Marlon auf dieselbe Oberstufe wechseln wollte, wie sie. So hatte sie jemanden den sie kannte. Im Bus schwiegen sie weiterhin und lauschten ihrer eigenen Musik. Jane hatte ihren iPod in ihrer Jackentasche gefunden und war froh, dass sich ihr Musikgeschmack kein bisschen verändert hatte. Sie liebte immer noch alles, was mit Rock zu tun hatte und alles, was einen wenig von Goa angehaucht war und jedes Lied, dessen Text sie überzeugen konnte. Okay, sonderlich wählerisch war sie nicht. Als ein spanisches Lied anlief und sie keinerlei Probleme damit hatte den Text zu verstehen, zog sie ihre Augenbrauen hoch und drückte auf Pause. Sie tippte Marlon an, der seine Kopfhörer raus zog und sie fragend ansah. „Weißt du, ob ich spanisch in der Mittelstufe hatte?“ Er überlegte kurz und antwortete dann, „Nein du hattest nur Englisch und Französisch und in Franz konntest du grad mal so hallo, tschüß, ja und nein sagen. Wieso?“ Jane verzog das Gesicht zu einem merkwürdigen Lächeln, „Weil ich spanisch kann. Y noto precisamente que yo miedo tiene.“ Marlon sah sie fragend an, sie schüttelte nur lachen den Kopf und steckte sich ihre Kopfhörer wieder ins Ohr. Ich habe ihm gesagt, dass ich Angst habe. Es ist gut, dass er es nicht verstanden hat. Ich hätte es niemals zugegeben. Es ist mir nur rausgerutscht. Ich habe ihm gesagt, dass ich Angst habe. Es ist gut, dass er es nicht verstanden hat. Ich hätte es niemals zugegeben. Es ist mir nur rausgerutscht. Sie schaute aus dem Fenster und ließ das Lied noch mal neu anlaufen. Juanes Stimme begleitete sie die restlichen Minuten bis zur Schule. Ich trage ein schwarzes Hemd Und das Gefühl der Liebe ist verschwunden In meiner Seele ist nur noch Schmerz Und schuld daran sind deine Boshaftigkeit und die Gemeinheiten die du mir angetan hast. Mir ist klar geworden, dass du mich nicht mehr magst. Weißt du was mich am meisten ankotzt, ist die Tatsache dass du mich betrogen hast. Deshalb trage ich nur noch schwarze Hemden. Es scheint so als wäre ich jetzt wieder allein. Du hast mich nach Strich und Faden belogen Was für ein verdammter Tag an dem ich dich traf Und vom starken Gift deiner Liebe trank Du hast mich mit Schmerz und Sehnsucht nach dem Tod sitzengelassen Ich habe den bitteren Hauch des Abschieds eingeatmet Seitdem kann ich nur noch schwarze Hemden tragen: Das Abbild meiner Seele Durch dich habe ich mein inneres Gleichgewicht verloren Und auch fast das Dach über meinem Kopf Damit du’s genau weißt Ich trage nur noch schwarze Hemden Und untendrunter nichts als nackte Haut. Beziehungsweise dass was einen Mann ausmacht. Deine Liebe interessiert mich nicht mehr Was gestern noch so unvergleichbar wesentlich erschien Wirkt heute nur noch lächerlich Mittwochnachmittag! Du bist nicht zurückgekommen! Hast nicht einmal was von dir hören lassen. Nun denn! Ich bin hier im schwarzen Hemd und deine Koffer in der Tür! An der Schule angekommen stieg Marlon aus und streckte sich. Eine Stunde Bus fahren war unangenehm. Als Jane auch ausstieg strahlte er sie an, doch sie brachte nicht einmal ein kleines Lächeln zustande. Marlons Lächeln verblasste sofort und er nahm sie in den Arm. Wie konnte ich so blind sein? Sie ist immer noch Jane. Irgendwo tief in ihr drinnen. Sie ist immer noch meine kleine Maus... Wie konnte ich nicht sehen, dass sie sich so sehr davor fürchtet wieder unter Menschen zu gehen? Wollte sie mir das eben sagen? Sie hat alles vergessen, nur nicht ihr altes Verhaltensmuster: Niemanden in ihre Gedanken einweihen, niemanden mit reinziehen und alles im Alleingang erledigen! Er drückte ihr einen Kuss aufs Haar und drückte sie dann etwas von ihm weg, damit er ihr in die Augen sehen konnte. „Jane, du brauchst keine Angst haben. Alles wird gut. Du schaffst dass schon und dir wird nichts passieren, okay? Ich bin bei dir.“ Jane blinzelte ein paar Tränen aus den Augen und versuchte ein gequältes Lächeln. Als Marlon ihre Wange streichelte, schmiegte sie sich in seine Hand. Seine Berührungen taten ihr unglaublich gut und sie fühlte sich schon viel besser. Ein gekreischtes, „Jane!“, riss die Beiden aus ihren Gedanken. Ein Mädchen, etwa in ihrem Alter lief auf sie zu und schloss sie in die Arme. Sie hatte dunkle kurze Haare und einen ungewöhnlichen Stil. Nicht dass was alle anderen trugen, aber eigentlich so ziemlich dasselbe wie Jane. Eher der Punk. Jane lies die Umarmung zu und lies den Wörterschwall über sich ergehen. Dabei warf sie aber Marlon einen hilflosen Blick zu. Dieser tippte ihr auf die Schulter, „Du Megan, können wir kurz reden?“ Megan blickte ihn verständnislos an, ging aber ein paar Schritte mit ihm zur Seite. Jane die nicht wissen wollte, wie besagte Megan auf die Geschichte reagierte, drehte sich um und zündete sich eine Zigarette an. Wird dass jetzt immer so sein? Werden mich immer wieder Leute begrüßen, die ich mal kannte, aber jetzt nicht mehr? Sie spürte wie ihr die Tränen in die Augen schossen und unterdrückte die aufkommenden Zweifel an ihrer Entscheidung, nicht an der Vergangenheit festzuhalten. Dann spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Megan stand vor ihr und streckte ihr die Hand hin. „Ich bin Megan. Wir waren sehr gut befreundet. Tut mir leid, ich wusste all dass nicht. Ich bin erst gestern aus dem Urlaub zurück gekom-“ Ein Schluchzen hinderte sie am weiter reden. Ihre Augen waren rot und ihre Schminke etwas verlaufen. Jane riss all ihren Mut zusammen und schüttelte die immer noch ausgestreckte Hand. „Hey Megan, freut mich dich kennen zulernen.“ Dann zog sie eine Packung Tempos aus der Tasche und reichte sie Megan, die sie dankbar anlächelte. Zu dritt liefen sie zum Schulgebäude, wobei Marlons Hand immer wieder die von Jane streifte. Am Eingang hingen Zettel aus, auf denen jeweils eine Klasse und die Schüler draufstanden. Jane fand Marlons Namen als erstes und direkt untendrunter ihren und den von Megan. Marlon Schwarz, Jane Singer, Megan Twerdy. Wir sind alle drei in einer Klasse. A04 bei Frau Kneipp. Die neuen Schüler trafen sich in der ersten Stunde alle in der Aula zur Begrüßung, also folgten wir den anderen Schülern in unserem Alter. In der Aula saß Megan zwischen Jane und Marlon. Sie war ganz ruhig und so warteten sie schweigend auf den Beginn der Veranstaltung. Ein Junge setzte sich auf den freien Platz neben Jane und lächelte sie an. „Hey ich bin Luca.“ Jane schüttelte seine Hand und stellte sich auch vor. Sie bemerkte den bösen Blick von Marlon nicht und bemerkte auch nicht, dass seine Laune sich verschlechterte. Der Schulleiter trat auf die Bühne und hielt eine Rede über ein erfolgreiches Jahr, über Kurse, Lehrer, die Schulgemeinschaft und noch mehr einschläfernde Sachen. Dann trat die Schulband auf. Jane schlug sich die Hand vor den Mund und unterdrückte ein Lachen. Abgesehen davon, dass kein einziges Instrument richtig angeschlossen war, war die Band einfach schlecht. Sie war eigentlich kein gehässiger Mensch aber dass war einfach nur extrem schlecht. Als sie von Luca ein Geräusch hörte, drehte sie sich zu ihm um. Er hielt sich eine Hand vor den Mund und einen auf dem Bauch. Als er sie ansah, bemerkte sie die Tränen in seinen Augen. Es dauerte einen Moment bis sie merkte, dass sie vom unterdrückten Lachen herrührten und dann konnte sie sich nicht mehr halten und lachte los. Luca ließ sich mitreißen. Zu ihrem Glück war das Lied gerade vorbei und ihr Lachen wurde vom Applaus verschluckt, sodass nur die Leute um sie herum ihren Ausbruch mitbekamen. Nach der Band war die große Pause und danach sollten sich die Schüler in ihren Klassen einfinden. Kaum wurden sie entlassen, sprang Marlon auf, ging an Jane vorbei in den Gang und zog sie an der Hand hinter sich her. „Lass uns rauchen gehen!“ Jane ließ sich von ihm mitziehen, doch kaum hatten sie das Schulgebäude verlassen, entriss sie ihm ihre Hand. „Was sollte dass denn?“, fragte sie, während sie ihre Zigarette anzündete. Er schaute sie böse an, sagte jedoch nichts. Jane unterdrückte ihre Wut, sollte er doch bockig sein. „Meinst du nicht dass dein Rock sehr gewagt ist?, fragte er und deutete mit der Zigarette auf ihren Rock. Jane spürte wie die Wut überhand gewann, „Wer bist du? Mein Vater?“ Da sah sie Luca, der etwas abseits stand und auch rauchte. Sie funkelte Marlon böse an und stellte sich zu Luca. Aus dem Augenwinkel sah sie noch wie Marlon seine angefangene Zigarette zu Boden warf und ins Gebäude lief. "Der war aber böse. Ist dass dein Freund?“ Jane schüttelte den Kopf, „Keine Ahnung was er jetzt hat. Er ist mein bester Freund und ich glaube er hat einfach nur Angst um mich.“ „Ich glaube, du kannst ganz gut auf dich selber aufpassen. Ich bin in der A04 und du?“ Er strahlte Jane an und sein Lächeln hatte etwas ansteckendes. Sie lächelte sofort zurück, „Ich auch“ Sie unterhielten sich den Rest der Pause, über die Einführung in der Aula und Luca erzählte etwas über sich. Er war vor einem Monat 18 geworden, liebte Punk Rock, spielte Gitarre in einer solchen Band und war gerade dabei, daheim auszuziehen. Seine neue Wohnung war nur direkt neben dem von Jane und sie vereinbarten ein Treffen, sobald er umgezogen war. Gemeinsam gingen sie zu ihrem neuen Klassenraum. Die neue Klasse stand vor der Tür und Marlon lehnte an der Wand. Ihm gegenüber stand ein Mädchen und machte ihn ganz offensichtlich an. Als Marlon Jane kommen sah, ignorierte er sie und grinste das Mädchen an. Jane wunderte sich über das stechen in ihrer Brust. Sie war eifersüchtig. Sie sagte Luca dass sie kurz mit Marlon reden musste, holte tief Luft und lief auf ihn zu. „Es tut mir leid! Egal was ich getan habe, es tut mir leid.“ Das Mädchen sah sie mit hochgehobenen Augenbrauen an. Marlon dagegen lächelte sie an, löste sich von der Wand und drückte sie an sich. „Mir auch, kleines.“ Er drückte ihr wieder einen Kuss auf das Haar. Die erste Stunde hatten sie bei ihrer Klassenlehrerin, die auch gleichzeitig ihre Mathelehrerin war. Während sie den Stundenplan vorlas und erklärte, beobachtete Jane Marlon. Ich hätte es ihm vermutlich sagen sollen, dass ich ihn gehört habe. Ich hätte ihm nicht verheimlichen sollen, dass ich weiß dass er mich liebt. Was mach ich denn jetzt? Er liebt mich und egal was die alte Jane mit ihm hatte, ich glaube ich liebe ihn auch. Ich muss unbedingt mit Megan darüber red- Noch während der Gedanke ihr kam, kamen auch die Erinnerungen. Megan und sie beim Filme gucken. Megan und sie beim Sushi essen. Megan, die sie im Arm hielt und tröstete. Megan, die versuchte ihr, ihr größtes Geheimnis zu entlocken. Megan, die ihr immer auf die Beine half, wenn sie fiel. Jane hielt sich den Kopf als all die Erinnerungen durch ihren Kopf rasten. All die Bilder und Emotionen, die auf sie einstürzten. Ihr wurde kurz Schwindelig, als ihr Gehirn die Informationen verarbeitete, dann blickte sie auf und sah Megan an, die neben ihr saß. Als Megan aufschaute, flüsterte ihr Jane zu, „Was hältst du von Sushi dieses Wochenende? Ich erinnere mich wieder an dich!“ Megan starrte sie kurz erschrocken an, grinste sie dann aber glücklich an und nickte. Daraufhin folgten sie weiter dem Unterricht. Die restlichen drei Stunden vergingen ähnlich. Ihre Lehrer stellten sich vor, erklärten wie sie gedenken ihren Unterricht zu führen und was sie alles brauchen würden. Nach der sechsten Stunde brachte Marlon Jane nachhause und sie lud ihn noch zum Essen ein. Weil sie keine Lust hatten etwas zu kochen, bestellten sie sich eine Pizza. Während sie warteten schauten sie im Fernseher eine Dokumentation über Menschen an, die an Übernatürliches glaubten. Als sie zum Punkt Vampire kamen, schaltete Jane den Fernseher auf Stumm und blickte Marlon an. Sie musste ihren ganzen Mut aufbringen um das auszusprechen was sie dachte, „Damals im Krankenhaus, als ich im Koma lag, war es die ganze Zeit still und dunkel. Ich war gefangen in einer Dauerschleife, die aus Schlafen und Kopfschmerzen in der Dunkelheit bestand. Außer meinem Kopf konnte ich nichts spüren und hören konnte ich nur mit ganz viel Anstrengung, einpaar Leise Geräusche. Dann kamst du. Ich hab dich gehört als du mit mir geredet hast. Du hast mich zurückgeholt, denn als du da warst, konnte ich endlich mehr wahrnehmen. Marlon ich habe alles gehört, was du mir gesagt hast. Ich kann mich an nichts deutlicher erinnern als an das.“ Marlons Blick war während ihrer Ansprache von fragend, zu traurig, zu verwundert gewechselt. Am Ende blickte er sie erschrocken an. Damit hatte er nicht gerechnet. Er war der festen Überzeugung gewesen, sie hätte ihn nicht gehört und nun wusste er nicht, was er sagen sollte. Gerade als er den Mund aufmachte, klingelte es an der Tür. Jane sprang auf, dankbar etwas tun zu können und nahm die Pizza in Empfang. Als sie Tür wieder schloss, holte sie tief Luft und wischte sich die Tränen aus den Augen und ging wieder ins Wohnzimmer. Sie schwiegen einander beim Essen an und schauten die Dokumentation weiter. Jane nahm kaum etwas davon wahr, ihre Gedanken waren bei jenem Tag. Ich hätte ihm dass nicht sagen sollen. Es war besser als er noch dachte ich wüsste davon nichts und ich so tun konnte als sei es wirklich nie passiert. Die Dokumentation war inzwischen bei Engeln, angekommen und Janes Aufmerksamkeit wurde darauf gelenkt. Es wurde ein Mann interviewt der der festen Überzeugung war, dass auf der Erde gefallene Engel lebten. Er sah sehr alt aus und man konnte ihn nur schwer verstehen: Ich weiß dass klingt alles sehr absurd. Engel und übernatürliche Wesen. Aber ich schwöre euch, dass was ich jetzt erzähle ist wirklich passiert. Ich habe einen Engel gesehen. Wenn ich Engel sage, meine ich nicht die Schutzengel die im Himmel über uns wachen, oder einen Menschen der einfach so perfekt wirkte, dass er nur ein Engel sein konnte. Nein, ich rede von richtigen Engeln. Es war eine ältere Frau, die bei der Leiche ihres Mannes lag und ihn mit ihrer Liebe versuchte wieder zum Leben zu erwecken. Glaubt es oder nicht, es hat funktioniert! Und als der Mann sich wieder hinsetzte, erschienen Flügel an ihrem Rücken. Naja sie waren nicht materiell, sondern mehr durchsichtig. Dennoch konnte man 100 prozentig jede einzelne weiße Feder sehen. Sie und ihr Mann fielen einander in die Arme und hielten einander fest. Dann sprach sie zu jemanden den ich nicht sehen konnte. Sie wurde böse und brüllte etwas davon, dass sie nicht mitgehen würde und kurz darauf verschwanden die Flügel wieder. Sie haben mich nicht gesehen, sonst hätten sie mich vermutlich umgebracht oder schlimmeres. Aber dass wichtigste kommt noch. Zwei Tage später habe ich die Todesanzeige der beiden in der Zeitung gelesen. Angeblich war es ein Amoklauf, bei dem die beiden, ihre Tochter und ein paar weiter Verwandte gestorben waren. Wollt ihr wissen, wie alt ich war, als das alles passiert ist? Ich war elf! Und jetzt bin ich schon fast 98! Ich habe noch nie darüber geredet, aber ich wollte dieses Geheimnis nicht mit ins Grab nehmen. Ihr müsst es wissen, sie sind hier auf der Erde! Sie leben unter u- Marlon hatte den Fernseher ausgeschaltet, „So ein Schwachsinn!“ Er legte den Rand seines letzten Pizzastücks zurück in den Karton und lehnte sich zurück. Er legte einen Arm auf die Lehne der Couch und sah Jane an. Sie drehte sich zu ihm um und setzte sich im Schneidersitz ihm gegen über hin, dann sah sie ihre Hände an. Es herrschte eine Weile schweigen zwischen ihnen und Jane fing an ihre Knöchel knacksen zu lassen, als sie sich begann unwohl zu fühlen. Ich empfinde was für ihn. Dass auf jeden Fall. Nur reicht das? Seit dem er hier drinne ist, will ich nichts mehr als ihn küssen. Marlon beugte sich vor und nahm ihre Hände. Er konnte es nicht ansehen wie sie ihre Fingerknöchel knacksen ließ. Jane blickte auf und sah in seine wunderschönen Augen. Sie spiegelten ihre Angst und ihre Hilflosigkeit. Sie riss sich zusammen und beugte sich zu ihm vor, sodass sie nur noch ein paar Zentimeter von einander trennten. Marlons Hand wanderte zu ihrer Wange und er streichelte diese. Jetzt komm schon reiß dich zusammen. Sie kann es nicht noch deutlicher machen, dass sie will dass ich sie küsse. Er beugte sich vor und drückte seine Lippen ganz sanft auf ihre. Der Kuss dauerte nur einen Moment an, dann löste er sich wieder von ihr und sah ihr in die Augen. Sie lächelte ihn an und er lächelte zurück. Dann legten sie sich auf die Couch, kuschelten, redeten und küssten einander weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)