A little vampire story von ellenorberlin ================================================================================ Kapitel 1: Alltagstrott ----------------------- „Ist er das?“ „Ja, siehst du wie seltsam er aussieht? So blass.“ „Und dünn.“ „Er redet nie.“ „Hat keine Freunde.“ „Und der hat einen komischen Namen.“ „Wie heißt er denn?“ „Zion, hat mir mein Bruder gesagt.“ „Ich habe gehört, dass er keine Eltern hat.“ „Und einen kriminellen Bruder.“ „Deshalb traut sich niemand an ihn ran.“ „Ich habe gehört, dass er gar keine Geschwister hat.“ „Er redet auch nie. Nicht ein Wort.“ „Sollen wir ihn mal ansprechen?“ „Bist du verrückt?“ „Halt dich lieber von dem fern, der ist nicht normal.“ „Bestimmt ist der verrückt.“ „Oder hat eine ansteckende Krankheit.“ „Psst, seid leise, sonst kann er euch noch hören.“ Mit gesenktem Kopf laufe ich an meinen Mitschülern vorbei, versuche sie nicht zu beachten. Meine hellen Haare verdecken mir die Sicht während meine Hände fest die Schlaufen meiner Tasche umklammern. Ihre Blicke verfolgen mich neugierig. Sie stehen weit genug entfernt, so dass ein Mensch sie nicht hören könnte. Ich kann es. Und ich wünschte, ich könnte es nicht… Meine Sinne waren schon immer feiner, als die von anderen. Geräusche sind lauter, Düfte intensiver, das Licht heller. Ich versuche mich anzupassen, doch es ist so schwer. Sie verstehen mich nicht, ich verstehe sie nicht und ich habe Angst. Nicht die übliche Angst von introvertierten Jungen in meinem Alter, die sich vor Mobbing fürchten oder anderen trivialen Dingen des Alltags. Meine Angst ist tiefgründiger, instinktiver. Die Angst davor, dass jemand entdeckt was ich bin. Selbsterhaltung ist der natürlichste Trieb, den ich kenne und dieser existiert in jedem Lebewesen auf dieser Erde. Selbsterhaltung um zu Leben. Diese Furcht begleitet mich schon mein ganzes Leben, selbst als es mir noch nicht wirklich bewusst war. Wie und wann merkt ein Kind, dass es anders ist, wenn man nicht weiß, dass man anders ist? Die Erfahrung zeigt es uns, und das ist die grausamste Art, die ich kenne. Es gab einen Philosophen mit der negativen Vorstellung des Menschen. Geht man auf den Naturzustand des Menschen zurück, existieren keine Wert, keine moralischen Vorstellungen. Es lebt der reine Instinkt. Selbsterhaltung, Ruhmsucht, Argwohn und Wettstreben. Das Streben nach Macht wird mit dem Trieb zur Selbsterhaltung und dem Argwohn begründet. Der Schwache verliert alles, der Starke gewinnt alles. Schwarz und weiß. Keine Grauzone. Ich habe nie zu den Starken gehört, obwohl in mir immer das Gefühl nach etwas klafft, das ich nicht benennen kann. Eine Ahnung, dass ich eigentlich auf eine höhere Ebene der Evolution gehöre. Was ich bin, weiß ich selbst nicht einmal so genau. Also, natürlich habe ich da so eine Ahnung, denn es gibt Dinge, die sind einfach zu offensichtlich. Doch ich will es mir nicht eingestehen, ich will ein Mensch sein, normal sein. Nicht auffallen. Mit der Masse schwimmen. Ich gebe mir zumindest Mühe, zu Hause und in der Schule. Solange es mir möglich ist diese Fassade aufrecht zu erhalten, kämpfe ich darum. Der Drang zur Selbsterhaltung ist meine einzige Lebensgrundlage. Angst ist eine der wenigen Emotionen die mich überhaupt noch beherrschen, denn ansonsten bin ich oft furchtbar leer. Ich kann durchaus Freude empfinden, aber menschliche Trauer verstehe ich nicht wirklich. Das Klingeln der Schulglocke erlöst mich schließlich aus dem Unterricht und alle stürmen hinaus. Es bilden sich sofort die üblichen Cliquen. Ich bleibe außen vor, ignoriere die Gespräche und konzentriere mich auf mich selbst, da ich sonst Kopfschmerzen bekommen würde von all den intensiven Klängen. Ich habe schnell gelernt es auszublenden, denn Kinder sind schrecklich laut. Meine Schritte führen mich hinaus aus dem tristen Gebäude und die verlorene Straße entlang. Ich hasse Städte. Der Straßenverkehr ist laut, die Luft stinkt erbärmlich. Ein Wunder, dass meine Nase noch nicht abgestumpft ist. Zum Glück wohne ich am Stadtrand, trotzdem ist es kaum zu ertragen. Hastig verlasse ich die Gegend, laufe eine Seitenstraße entlang und bin recht bald an einem künstlich angehäuften Berg angekommen, an deren Fuß ein Kanal entlangläuft. Bäume, Natur, frischer Wind. Ich atme tief ein und genieße es im Schatten der Bäume zu laufen, die diese schrecklichen Sonnenstrahlen abschirmen, mir etwas Sicherheit bieten. Der Wind streift die feinen Härchen auf meiner Haut, was mich schaudern lässt. Heute ist es wieder so weit. In mir ist ein beklemmendes Gefühl, aber es geht nicht anders. Meine Glieder fühlen sich bereits kraftlos an und ich fühle mich schlecht. Ich muss trinken, ansonsten könnte es unangenehm werden. In meinem Innern dringt ein Zittern nach Außen und lässt mich erbeben. Ich spüre es mit jeder Faser und werde schrecklich nervös. Mit einem unsichtbaren Lächeln beschleunige ich meine Schritte. Schon bald taucht vor mir ein kleiner Hof auf, wo irgendein alter Kauz Kaninchen und Hühner hält, um sich selbst auch ein bisschen Landleben zu imitieren. Ich kann diesen Hof leider nicht so oft überfallen, das letzte Mal ist schon eine Weile her. Ich darf nicht auffallen, vor allem nicht erwischt werden. Leise schleiche ich mich hintenrum und suche die Stelle, wo ich leicht über den Zaun komme, da auf der anderen Seite direkt ein vor sich hin moderndes Fass steht. Meine Muskeln schmerzen, als ich mich herüber hieve. Mein Körper ist leider nicht sehr muskulös und dazu noch klein, zierlich und viel zu schwach. Zum einen, weil ich mich nicht vernünftig ernähren kann. Doch ich habe keine Wahl. Dumpf komme ich mit den Füßen auf dem trockenen Rasen auf, schaue mich prüfend um, doch es ist niemand hier. Diese Situationen machen mich immer noch schrecklich nervös. Der Kaninchenstall riecht sehr intensiv. Als ich näher rangehe kann ich schon die aufgeregten Herzen erahnen, die alle vor Schreck gleichzeitig zitterten. Mein Magen schmerzt und ein Beben lässt mich ebenfalls zittern. Ich habe schrecklichen Hunger… Vorsichtig schiebe ich den ungesicherten Verschluss auf und das Gitter knarrt unangenehm, als ich es aufdrücke. Der Duft nach altem Heu, halb vergammeltem Gemüse und Tieren ist penetrant und intensiv. Ängstliche, verunsicherte Blicke beobachten mich. Glänzende, schwarze Knopfaugen. Sie tun mir schon ein wenig leid, aber irgendetwas muss ich ja essen. Mit einem geübten Griff hole ich mir einen großen, braunen Bock, der aufgeregt mit den Hinterpfoten ausschlägt und fast lasse ich ihn deswegen fallen. Ich rieche sein Fell und den darunter liegenden Duft nach Blut. Unter meine Hand kann ich sein wild klopfendes Herz spüren und die aufgerissenen Augen starren mich anklagend an. Ich konzentriere mich auf den schwachen Duft. In meiner Vorstellung war das einfach der Gang des Lebens. Ich hebe das Tier mit klopfendem Herzen höher und spüre das weiche, duftende Fell an meiner Nase. Es kitzelt etwas. Sanft atme ich ein letztes Mal ein. Hmmm…das riecht gut. Meine Atmung beschleunigt sich, wird tiefer und in mir bebt es erneut. Dann öffne ich hungrig meinen Mund, entblöße messerscharfe, kleine Zähne und reiße dem Tier die Adern im Nacken auf. Es fühlt sich gut an, Fleisch zu spüren. Und dann ist da nur noch das Blut. Heiß spritzt es aus der heißen Ader in meinen Mund. Die Panik des Tieres beschleunigt seinen Puls aufs Äußerste. Ich schließe die Augen und nehme einen großen Schluck….noch einen….noch einen….Nichts ist wichtig in diesem Moment. Nur Blut und die Befriedigung des Hungers. Am Rande nehme ich den panischen Schrei des Tieres war. Es geht völlig unter in diesem süßen Rausch. Blut, das warm meine Kehle hinab fließt. Ich trinke lang und gierig. Ein Grollen kommt tief aus meiner Kehle. Ich will noch mehr… Wild beiße ich fester zu. Ich will mehr Fleisch aufreißen, in der Hoffnung, dass süßes Blut fließt, doch es kommt nichts mehr. Als das Blut einen fast schon bitteren Geschmack annimmt ziehe ich meine Zähne aus dem warmen Fleisch, während immer noch Blut in dicken, zähen Tropfen über mein Kinn fließt. Das pochende Herz, welches bis eben laut in meinen empfindlichen Ohren dröhnte ist verstummt, die klagenden Augen erblasst und das kleine Fellbündel liegt erschlafft in meinen Händen. Langsam dringen wieder andere Geräusche an mein Ohr. Singende Vögel, Wind der durch die Bäume rauscht. Und eine schwere Leere ist in mir. Keine wirkliche Befriedigung. Nur eine Illusion. Mein Hunger ist etwas gestillt, aber nicht vollständig. Ich sehe die anderen Tiere im Stall sitzen und nicht zum ersten Mal, will ich am liebsten gleich noch einmal morden. In letzter Zeit muss ich häufiger trinken und egal wie viele Tiere ich töte, es ist nie befriedigend oder nahrhaft genug. Ich weiß, was mir helfen würde. Das Eine, was mir fehlt. Das was mich noch mehr zum Monster werden lässt, als ich in den Augen anderer sowieso schon bin. Das Blut von Menschen. In mir kribbelt es bis ins Mark alleine bei dem Gedanken daran, doch ich kann keine Menschen anfallen, dafür ist mein Körper nicht kräftig genug und ich wüsste auch nicht wie ich es anstellen sollte. Es gibt niemandem in meinem Leben, der mich so etwas lehren könnte. Im echten Leben gibt es keine magischen Schulen, wo einem beigebracht wird, wie man mit solchen Dingen umgeht. Kein Hogwarts für mich. Keine kitschige Vampire Academy, wie aus einem schlechten Mädchenroman. Nur das harte, reale Leben und der tägliche Alltag eines Kaninchenmörders mit zu einseitiger Ernährung und dem verzweifelten Wunsch nach einem erweiterten Speiseplan. Ich rede mir oft ein, dass Kaninchen und Vögel genug sind. Doch wenn ich im Klassenraum sitze, eingeengt in diesem winzigen Raum, höre ich oft genug das Blut in den Adern meiner Mitschüler rauschen. Süßes, heißes Blut, das in stiller Sehnsucht nach mir ruft. Bedauernd lege ich das tote Kaninchen in den Stall zurück und schließe das Gitter. Der Hobbybauer wird vielleicht denken, dass die Tiere sich wieder gegenseitig verletzt hätten oder dass ein Marder das Tier getötet hat. Der alte Kauz hat eh nicht mehr alle Latten am Zaun, sonst hätte er die Ställe längst gesichert. Man könnte meinen, er würde mich zum Essen einladen. Danach mache ich mich auf den Weg nach Hause. „Junge, warum warst du nicht einkaufen?“ Ich schließe gerade die abgenutzte Tür auf und höre Olaf von weitem brüllen. Ich streife mir die Schuhe ab und werfe einen Blick ins unaufgeräumte Wohnzimmer, wo ich ihn faul auf dem Sofa sitzen sehe, angeleuchtet von dem flimmernden Licht des Fernsehers. Es läuft gerade irgendein dämliches Fußballspiel. „Du hast mir kein Geld mitgegeben. Ohne kann ich schlecht für dich einkaufen gehen.“ Er sieht mich nicht mal an. „Pass auf was du sagst Junge, immerhin lebst du auf meine Kosten!“ Ja, leider. Dabei esse ich ja nicht mal wirklich etwas. Aber bald habe ich die Schule abgeschlossen und dann…dann kann ich weg. Es ist mir sogar egal welchen Job ich machen muss, solange ich irgendwie hier wegkomme. Ich habe bereits den mittleren Schulabschluss und steuere gerade das Abitur an, allerdings weiß ich nicht, ob ich wirklich mein Abi zu Ende bringen werde. Nur solange ich nicht volljährig bin, kann ich eh nichts anderes tun. „Ich geh in mein Zimmer.“, murmle ich leise und verschwinde schnell, bevor er noch etwas entgegnen kann. Tja, das ist also Olaf und er ist so etwas wie mein Stiefvater. Ich weiß nicht genau wer meine Eltern sind, das hat mir meine damalige Adoptivmutter nie gesagt. Irgendwann trennte sie sich von ihrem damaligen Mann und geriet an diesen widerlichen Typen hier. Ich verstehe bis heute nicht warum sie das getan hat, denn die Erfüllung war er definitiv nicht. Vor etwa drei Jahren fand ich sie tot in der Badewanne. Ich kam nach der Schule nach Hause und als ich ins Badezimmer ging sah ich sie in der weißen Wanne liegen. Ihre Augen starrten mich genauso blass und anklagend an, wie die eines Kaninchens. Sie hatte sich die Oberschenkelarterie sauber aufgeschnitten und das Badewasser leuchtete in einem intensiven Rot. Es war wunderschön. Ich habe vorher noch nie so viel Blut gesehen und alles in mir schrie danach. Ich wollte es, will es immer noch. Das Blut eines Menschen trinken. Die Adern meiner Mutter waren bereits ausgeblutet und trocken, das rot gefärbte Wasser bitter wie der Saft einer gammeligen Limone. Aber bei einem lebenden Menschen würde es anders sein. Die Haut würde unter meinen Zähnen zerspringen wie bei einer reifen Frucht und das Blut würde satt und kräftig schmecken. Erregt von der bloßen Vorstellung gleitet meine Zunge über die trockenen Lippen. Ich will jetzt nicht kaltherzig erscheinen, der Tod meiner Adoptivmutter ließ mich nicht komplett unberührt, nur ich habe noch nie einem Menschen so nahe gestanden, dass ich etwas tieferes empfunden habe. Meist siegen die Instinkte des Monsters in mir über jedwede menschliche Regung. Olaf weiß davon nichts, ihm ist es egal wer ich bin, was für mich durchaus ein Vorteil ist. Er würde mich am liebsten davonjagen, tut es aber nur nicht, weil ich ihm noch nützlich bin. Ich gehe einkaufen, putze und führe den Haushalt soweit es mir möglich ist. Ich bin sein Mädchen für alles. Zumindest betrachtet er mich als das, denn meine schlichte Statur sieht für ihn wahrscheinlich einfach nicht männlich genug aus. Ein stilles nebeneinander Wohnen sozusagen. Außerdem bekommt er Kindergeld für mich und alle möglichen Zuschläge, mit dem er sich seinen übertriebenen Bierkonsum finanziert. Ich sehe auf die Uhr. Es ist schon später Nachmittag. Die Hälfte des Tages ist bereits rum…und in wenigen Stunden habe ich Geburtstag. Dann bin ich 17. Noch ein Jahr. Wenn ich endlich volljährig bin, wird dies sicher vieles einfacher machen. Dann kann ich selbst entscheiden, wo ich leben möchte und bin nicht mehr auf Olaf angewiesen. Vielleicht werde ich auf die Suche gehen nach anderen wie mir, um endlich sicher zu sein, dass ich nicht alleine bin trotz der Angst herauszufinden, dass ich genau das bin. Ich liege auf dem Bett und drifte immer weiter ab in absurde Vorstellungen meiner Zukunft, als ich die gewohnt schwerfälligen Schritte bemerke. „Junge!“ Olaf steht in meiner Tür, einen Arm hat er lässig am Türrahmen angelehnt. Nicht mal anklopfen kann er. Das Bier in seiner Rechten stinkt bestialisch und ich verziehe ein wenig mein Gesicht. Duschen könnte er auch mal wieder. „Ich habe einen Namen.“, murmle ich halbernst, während ich eine Spinne beobachte, die ihren Trieb nach Selbsterhaltung in diesem Moment nachgeht und eine fette Fliege in ihr tödliches Netz einrollt. Olaf schaut mich erst etwas irritiert an, dann verärgert, als hätte ich einen Witz über seine fehlende Intelligenz gerissen. „Ist mir Scheißegal. Geh noch mal ein Sechser kaufen. Und Brot ist auch nicht mehr da.“ Er gestikuliert dabei fahrig mit seinem Bier und der Geruch nach Alkohol verteilt sich im Raum. Seufzend streiche ich mit einer Hand durch die Haare und setze mich lustlos auf ohne ihn direkt anzusehen. In meinem Rücken spüre ich die rissige, kalte Raufasertapete. „Ich brauche Geld.“ „Liegt auf der Anrichte.“ Damit dreht er sich um und schlurft wieder ins Wohnzimmer. Kein Mann großer Worte. Ich auch nicht. Ich brumme verstimmt, rappel mich dann aber hoch. Doch bevor ich losgehe ziehe ich mir ein frisches Shirt an, denn bei einem Blick in dem Spiegel fällt mir auf, dass bei meiner Aktion nach der Schule ein paar kleine Blutflecken darauf zurückgeblieben sind. Nicht so auffällig, dass es ein Mensch bemerken würde, aber offensichtlich genug für meine feinen Sinne. Eilig sammle ich das Geld von Olaf von dem kleinen Schrank im Flur auf und gehe hinaus an die frische Luft. Dass mein Stiefvater nicht an meinen Geburtstag denkt, überrascht mich jetzt nicht wirklich, denn ich kann mich nicht daran erinnern je ein Geschenk oder auch nur Glückwünsche bekommen zu haben. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er weiß wann ich überhaupt Geburtstag habe. Aber es macht mir nichts aus. Ich brauche niemanden. Der Supermarkt in den ich eigentlich wollte, hat zu meiner Überraschung geschlossen. Irgendwas wegen Brandstiftung höre ich einige Passanten in der Nähe sich darüber unterhalten. Verstimmt gehe ich einen Umweg zum nächsten Laden etwas weiter weg und muss dadurch durch einige kleine Straßen in einem mir eigentlich eher unangenehmen Teil unseres Viertels. Hier stinkt es so ziemlich überall nach menschlichem Urin und andere Dinge die ich gar nicht näher benennen möchte. Auf einem nahe gelegenen Spielplatz lungern einige zwielichtige Jugendliche herum, denen ich lieber nicht begegnet will und biege deshalb noch in eine weitere, schmutzige Gasse ab. Schnell will ich den Weg hinter mich bringen, doch dann fällt mir ein Mädchen auf, das nervös einige Meter von mir entfernt läuft. Sie sieht zierlich aus, nicht sonderlich kräftig und sehr, sehr dünn. Tiefe Augenringe im Gesicht, aschfahle Lippen und ihre Hände zittern leicht. Alles in allem sieht sie aus wie ein typischer Junkie, der den nächsten Schuss dringend brauchte. Und sehr wahrscheinlich ist sie das auch. Ich habe noch nie Drogen genommen. Jesus, ich weiß ja nicht mal ob Drogen bei mir wirken! Und trotzdem kann ich das Gefühl sehr gut nachvollziehen. Der Drang, der den Körper dazu zwingt, etwas zu tun damit es einem besser geht. Ja das kenne ich sehr gut. Und etwas in mir drängt mich gerade dazu ihr folgen zu wollen. Meine Schritte werden langsamer und meine Augen wandern gehetzt über ihr dreckiges Erscheinungsbild. Ich kann ihr schmutziges Haar bis zu mir hin riechen und auf ihrem nackten Oberarm prangt eine frisch aufgeschürfte Wunde, an die sich mein Blick hypnotisch hängt. Ich sehe weg, will es nicht beachten, es ignorieren, doch es geht nicht. Immer wieder wandern meine Augen zu der Wunde an ihren Arm und in meinem Kopf flackern wilde Bilder auf. Die Vorstellung, wie sich ein einzelner roter Tropfen Blut aus der Wunde nach Außen drängt und an ihrer perlweißen Haut entlangläuft ist beinahe….orgastisch! Ich kann gar nicht anders als ihr weiter zu folgen. Was ist mit mir los? Meine Kehle fühlt sich wund an und ich komme mir plötzlich schrecklich dehydriert vor, obwohl ich erst vor kurzen getrunken habe. Mein Blick bleibt an der Wunde haften und ich muss mehrmals schlucken. Ich könnte… Ja, oder? Sie sieht nicht stark aus. Ich könnte es tun. In meinen Fingern kribbelt es aufgeregt und ich merke wieder einmal mehr, dass das Blut des Kaninchens vorhin nicht ansatzweise meinen Hunger befriedigt hat. Die Vorstellung von Mord nistet sich in meine Gedanken. Ich möchte töten…. ~~~~~ Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten und essen! :3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)