A little vampire story von ellenorberlin ================================================================================ Kapitel 1: Alltagstrott ----------------------- „Ist er das?“ „Ja, siehst du wie seltsam er aussieht? So blass.“ „Und dünn.“ „Er redet nie.“ „Hat keine Freunde.“ „Und der hat einen komischen Namen.“ „Wie heißt er denn?“ „Zion, hat mir mein Bruder gesagt.“ „Ich habe gehört, dass er keine Eltern hat.“ „Und einen kriminellen Bruder.“ „Deshalb traut sich niemand an ihn ran.“ „Ich habe gehört, dass er gar keine Geschwister hat.“ „Er redet auch nie. Nicht ein Wort.“ „Sollen wir ihn mal ansprechen?“ „Bist du verrückt?“ „Halt dich lieber von dem fern, der ist nicht normal.“ „Bestimmt ist der verrückt.“ „Oder hat eine ansteckende Krankheit.“ „Psst, seid leise, sonst kann er euch noch hören.“ Mit gesenktem Kopf laufe ich an meinen Mitschülern vorbei, versuche sie nicht zu beachten. Meine hellen Haare verdecken mir die Sicht während meine Hände fest die Schlaufen meiner Tasche umklammern. Ihre Blicke verfolgen mich neugierig. Sie stehen weit genug entfernt, so dass ein Mensch sie nicht hören könnte. Ich kann es. Und ich wünschte, ich könnte es nicht… Meine Sinne waren schon immer feiner, als die von anderen. Geräusche sind lauter, Düfte intensiver, das Licht heller. Ich versuche mich anzupassen, doch es ist so schwer. Sie verstehen mich nicht, ich verstehe sie nicht und ich habe Angst. Nicht die übliche Angst von introvertierten Jungen in meinem Alter, die sich vor Mobbing fürchten oder anderen trivialen Dingen des Alltags. Meine Angst ist tiefgründiger, instinktiver. Die Angst davor, dass jemand entdeckt was ich bin. Selbsterhaltung ist der natürlichste Trieb, den ich kenne und dieser existiert in jedem Lebewesen auf dieser Erde. Selbsterhaltung um zu Leben. Diese Furcht begleitet mich schon mein ganzes Leben, selbst als es mir noch nicht wirklich bewusst war. Wie und wann merkt ein Kind, dass es anders ist, wenn man nicht weiß, dass man anders ist? Die Erfahrung zeigt es uns, und das ist die grausamste Art, die ich kenne. Es gab einen Philosophen mit der negativen Vorstellung des Menschen. Geht man auf den Naturzustand des Menschen zurück, existieren keine Wert, keine moralischen Vorstellungen. Es lebt der reine Instinkt. Selbsterhaltung, Ruhmsucht, Argwohn und Wettstreben. Das Streben nach Macht wird mit dem Trieb zur Selbsterhaltung und dem Argwohn begründet. Der Schwache verliert alles, der Starke gewinnt alles. Schwarz und weiß. Keine Grauzone. Ich habe nie zu den Starken gehört, obwohl in mir immer das Gefühl nach etwas klafft, das ich nicht benennen kann. Eine Ahnung, dass ich eigentlich auf eine höhere Ebene der Evolution gehöre. Was ich bin, weiß ich selbst nicht einmal so genau. Also, natürlich habe ich da so eine Ahnung, denn es gibt Dinge, die sind einfach zu offensichtlich. Doch ich will es mir nicht eingestehen, ich will ein Mensch sein, normal sein. Nicht auffallen. Mit der Masse schwimmen. Ich gebe mir zumindest Mühe, zu Hause und in der Schule. Solange es mir möglich ist diese Fassade aufrecht zu erhalten, kämpfe ich darum. Der Drang zur Selbsterhaltung ist meine einzige Lebensgrundlage. Angst ist eine der wenigen Emotionen die mich überhaupt noch beherrschen, denn ansonsten bin ich oft furchtbar leer. Ich kann durchaus Freude empfinden, aber menschliche Trauer verstehe ich nicht wirklich. Das Klingeln der Schulglocke erlöst mich schließlich aus dem Unterricht und alle stürmen hinaus. Es bilden sich sofort die üblichen Cliquen. Ich bleibe außen vor, ignoriere die Gespräche und konzentriere mich auf mich selbst, da ich sonst Kopfschmerzen bekommen würde von all den intensiven Klängen. Ich habe schnell gelernt es auszublenden, denn Kinder sind schrecklich laut. Meine Schritte führen mich hinaus aus dem tristen Gebäude und die verlorene Straße entlang. Ich hasse Städte. Der Straßenverkehr ist laut, die Luft stinkt erbärmlich. Ein Wunder, dass meine Nase noch nicht abgestumpft ist. Zum Glück wohne ich am Stadtrand, trotzdem ist es kaum zu ertragen. Hastig verlasse ich die Gegend, laufe eine Seitenstraße entlang und bin recht bald an einem künstlich angehäuften Berg angekommen, an deren Fuß ein Kanal entlangläuft. Bäume, Natur, frischer Wind. Ich atme tief ein und genieße es im Schatten der Bäume zu laufen, die diese schrecklichen Sonnenstrahlen abschirmen, mir etwas Sicherheit bieten. Der Wind streift die feinen Härchen auf meiner Haut, was mich schaudern lässt. Heute ist es wieder so weit. In mir ist ein beklemmendes Gefühl, aber es geht nicht anders. Meine Glieder fühlen sich bereits kraftlos an und ich fühle mich schlecht. Ich muss trinken, ansonsten könnte es unangenehm werden. In meinem Innern dringt ein Zittern nach Außen und lässt mich erbeben. Ich spüre es mit jeder Faser und werde schrecklich nervös. Mit einem unsichtbaren Lächeln beschleunige ich meine Schritte. Schon bald taucht vor mir ein kleiner Hof auf, wo irgendein alter Kauz Kaninchen und Hühner hält, um sich selbst auch ein bisschen Landleben zu imitieren. Ich kann diesen Hof leider nicht so oft überfallen, das letzte Mal ist schon eine Weile her. Ich darf nicht auffallen, vor allem nicht erwischt werden. Leise schleiche ich mich hintenrum und suche die Stelle, wo ich leicht über den Zaun komme, da auf der anderen Seite direkt ein vor sich hin moderndes Fass steht. Meine Muskeln schmerzen, als ich mich herüber hieve. Mein Körper ist leider nicht sehr muskulös und dazu noch klein, zierlich und viel zu schwach. Zum einen, weil ich mich nicht vernünftig ernähren kann. Doch ich habe keine Wahl. Dumpf komme ich mit den Füßen auf dem trockenen Rasen auf, schaue mich prüfend um, doch es ist niemand hier. Diese Situationen machen mich immer noch schrecklich nervös. Der Kaninchenstall riecht sehr intensiv. Als ich näher rangehe kann ich schon die aufgeregten Herzen erahnen, die alle vor Schreck gleichzeitig zitterten. Mein Magen schmerzt und ein Beben lässt mich ebenfalls zittern. Ich habe schrecklichen Hunger… Vorsichtig schiebe ich den ungesicherten Verschluss auf und das Gitter knarrt unangenehm, als ich es aufdrücke. Der Duft nach altem Heu, halb vergammeltem Gemüse und Tieren ist penetrant und intensiv. Ängstliche, verunsicherte Blicke beobachten mich. Glänzende, schwarze Knopfaugen. Sie tun mir schon ein wenig leid, aber irgendetwas muss ich ja essen. Mit einem geübten Griff hole ich mir einen großen, braunen Bock, der aufgeregt mit den Hinterpfoten ausschlägt und fast lasse ich ihn deswegen fallen. Ich rieche sein Fell und den darunter liegenden Duft nach Blut. Unter meine Hand kann ich sein wild klopfendes Herz spüren und die aufgerissenen Augen starren mich anklagend an. Ich konzentriere mich auf den schwachen Duft. In meiner Vorstellung war das einfach der Gang des Lebens. Ich hebe das Tier mit klopfendem Herzen höher und spüre das weiche, duftende Fell an meiner Nase. Es kitzelt etwas. Sanft atme ich ein letztes Mal ein. Hmmm…das riecht gut. Meine Atmung beschleunigt sich, wird tiefer und in mir bebt es erneut. Dann öffne ich hungrig meinen Mund, entblöße messerscharfe, kleine Zähne und reiße dem Tier die Adern im Nacken auf. Es fühlt sich gut an, Fleisch zu spüren. Und dann ist da nur noch das Blut. Heiß spritzt es aus der heißen Ader in meinen Mund. Die Panik des Tieres beschleunigt seinen Puls aufs Äußerste. Ich schließe die Augen und nehme einen großen Schluck….noch einen….noch einen….Nichts ist wichtig in diesem Moment. Nur Blut und die Befriedigung des Hungers. Am Rande nehme ich den panischen Schrei des Tieres war. Es geht völlig unter in diesem süßen Rausch. Blut, das warm meine Kehle hinab fließt. Ich trinke lang und gierig. Ein Grollen kommt tief aus meiner Kehle. Ich will noch mehr… Wild beiße ich fester zu. Ich will mehr Fleisch aufreißen, in der Hoffnung, dass süßes Blut fließt, doch es kommt nichts mehr. Als das Blut einen fast schon bitteren Geschmack annimmt ziehe ich meine Zähne aus dem warmen Fleisch, während immer noch Blut in dicken, zähen Tropfen über mein Kinn fließt. Das pochende Herz, welches bis eben laut in meinen empfindlichen Ohren dröhnte ist verstummt, die klagenden Augen erblasst und das kleine Fellbündel liegt erschlafft in meinen Händen. Langsam dringen wieder andere Geräusche an mein Ohr. Singende Vögel, Wind der durch die Bäume rauscht. Und eine schwere Leere ist in mir. Keine wirkliche Befriedigung. Nur eine Illusion. Mein Hunger ist etwas gestillt, aber nicht vollständig. Ich sehe die anderen Tiere im Stall sitzen und nicht zum ersten Mal, will ich am liebsten gleich noch einmal morden. In letzter Zeit muss ich häufiger trinken und egal wie viele Tiere ich töte, es ist nie befriedigend oder nahrhaft genug. Ich weiß, was mir helfen würde. Das Eine, was mir fehlt. Das was mich noch mehr zum Monster werden lässt, als ich in den Augen anderer sowieso schon bin. Das Blut von Menschen. In mir kribbelt es bis ins Mark alleine bei dem Gedanken daran, doch ich kann keine Menschen anfallen, dafür ist mein Körper nicht kräftig genug und ich wüsste auch nicht wie ich es anstellen sollte. Es gibt niemandem in meinem Leben, der mich so etwas lehren könnte. Im echten Leben gibt es keine magischen Schulen, wo einem beigebracht wird, wie man mit solchen Dingen umgeht. Kein Hogwarts für mich. Keine kitschige Vampire Academy, wie aus einem schlechten Mädchenroman. Nur das harte, reale Leben und der tägliche Alltag eines Kaninchenmörders mit zu einseitiger Ernährung und dem verzweifelten Wunsch nach einem erweiterten Speiseplan. Ich rede mir oft ein, dass Kaninchen und Vögel genug sind. Doch wenn ich im Klassenraum sitze, eingeengt in diesem winzigen Raum, höre ich oft genug das Blut in den Adern meiner Mitschüler rauschen. Süßes, heißes Blut, das in stiller Sehnsucht nach mir ruft. Bedauernd lege ich das tote Kaninchen in den Stall zurück und schließe das Gitter. Der Hobbybauer wird vielleicht denken, dass die Tiere sich wieder gegenseitig verletzt hätten oder dass ein Marder das Tier getötet hat. Der alte Kauz hat eh nicht mehr alle Latten am Zaun, sonst hätte er die Ställe längst gesichert. Man könnte meinen, er würde mich zum Essen einladen. Danach mache ich mich auf den Weg nach Hause. „Junge, warum warst du nicht einkaufen?“ Ich schließe gerade die abgenutzte Tür auf und höre Olaf von weitem brüllen. Ich streife mir die Schuhe ab und werfe einen Blick ins unaufgeräumte Wohnzimmer, wo ich ihn faul auf dem Sofa sitzen sehe, angeleuchtet von dem flimmernden Licht des Fernsehers. Es läuft gerade irgendein dämliches Fußballspiel. „Du hast mir kein Geld mitgegeben. Ohne kann ich schlecht für dich einkaufen gehen.“ Er sieht mich nicht mal an. „Pass auf was du sagst Junge, immerhin lebst du auf meine Kosten!“ Ja, leider. Dabei esse ich ja nicht mal wirklich etwas. Aber bald habe ich die Schule abgeschlossen und dann…dann kann ich weg. Es ist mir sogar egal welchen Job ich machen muss, solange ich irgendwie hier wegkomme. Ich habe bereits den mittleren Schulabschluss und steuere gerade das Abitur an, allerdings weiß ich nicht, ob ich wirklich mein Abi zu Ende bringen werde. Nur solange ich nicht volljährig bin, kann ich eh nichts anderes tun. „Ich geh in mein Zimmer.“, murmle ich leise und verschwinde schnell, bevor er noch etwas entgegnen kann. Tja, das ist also Olaf und er ist so etwas wie mein Stiefvater. Ich weiß nicht genau wer meine Eltern sind, das hat mir meine damalige Adoptivmutter nie gesagt. Irgendwann trennte sie sich von ihrem damaligen Mann und geriet an diesen widerlichen Typen hier. Ich verstehe bis heute nicht warum sie das getan hat, denn die Erfüllung war er definitiv nicht. Vor etwa drei Jahren fand ich sie tot in der Badewanne. Ich kam nach der Schule nach Hause und als ich ins Badezimmer ging sah ich sie in der weißen Wanne liegen. Ihre Augen starrten mich genauso blass und anklagend an, wie die eines Kaninchens. Sie hatte sich die Oberschenkelarterie sauber aufgeschnitten und das Badewasser leuchtete in einem intensiven Rot. Es war wunderschön. Ich habe vorher noch nie so viel Blut gesehen und alles in mir schrie danach. Ich wollte es, will es immer noch. Das Blut eines Menschen trinken. Die Adern meiner Mutter waren bereits ausgeblutet und trocken, das rot gefärbte Wasser bitter wie der Saft einer gammeligen Limone. Aber bei einem lebenden Menschen würde es anders sein. Die Haut würde unter meinen Zähnen zerspringen wie bei einer reifen Frucht und das Blut würde satt und kräftig schmecken. Erregt von der bloßen Vorstellung gleitet meine Zunge über die trockenen Lippen. Ich will jetzt nicht kaltherzig erscheinen, der Tod meiner Adoptivmutter ließ mich nicht komplett unberührt, nur ich habe noch nie einem Menschen so nahe gestanden, dass ich etwas tieferes empfunden habe. Meist siegen die Instinkte des Monsters in mir über jedwede menschliche Regung. Olaf weiß davon nichts, ihm ist es egal wer ich bin, was für mich durchaus ein Vorteil ist. Er würde mich am liebsten davonjagen, tut es aber nur nicht, weil ich ihm noch nützlich bin. Ich gehe einkaufen, putze und führe den Haushalt soweit es mir möglich ist. Ich bin sein Mädchen für alles. Zumindest betrachtet er mich als das, denn meine schlichte Statur sieht für ihn wahrscheinlich einfach nicht männlich genug aus. Ein stilles nebeneinander Wohnen sozusagen. Außerdem bekommt er Kindergeld für mich und alle möglichen Zuschläge, mit dem er sich seinen übertriebenen Bierkonsum finanziert. Ich sehe auf die Uhr. Es ist schon später Nachmittag. Die Hälfte des Tages ist bereits rum…und in wenigen Stunden habe ich Geburtstag. Dann bin ich 17. Noch ein Jahr. Wenn ich endlich volljährig bin, wird dies sicher vieles einfacher machen. Dann kann ich selbst entscheiden, wo ich leben möchte und bin nicht mehr auf Olaf angewiesen. Vielleicht werde ich auf die Suche gehen nach anderen wie mir, um endlich sicher zu sein, dass ich nicht alleine bin trotz der Angst herauszufinden, dass ich genau das bin. Ich liege auf dem Bett und drifte immer weiter ab in absurde Vorstellungen meiner Zukunft, als ich die gewohnt schwerfälligen Schritte bemerke. „Junge!“ Olaf steht in meiner Tür, einen Arm hat er lässig am Türrahmen angelehnt. Nicht mal anklopfen kann er. Das Bier in seiner Rechten stinkt bestialisch und ich verziehe ein wenig mein Gesicht. Duschen könnte er auch mal wieder. „Ich habe einen Namen.“, murmle ich halbernst, während ich eine Spinne beobachte, die ihren Trieb nach Selbsterhaltung in diesem Moment nachgeht und eine fette Fliege in ihr tödliches Netz einrollt. Olaf schaut mich erst etwas irritiert an, dann verärgert, als hätte ich einen Witz über seine fehlende Intelligenz gerissen. „Ist mir Scheißegal. Geh noch mal ein Sechser kaufen. Und Brot ist auch nicht mehr da.“ Er gestikuliert dabei fahrig mit seinem Bier und der Geruch nach Alkohol verteilt sich im Raum. Seufzend streiche ich mit einer Hand durch die Haare und setze mich lustlos auf ohne ihn direkt anzusehen. In meinem Rücken spüre ich die rissige, kalte Raufasertapete. „Ich brauche Geld.“ „Liegt auf der Anrichte.“ Damit dreht er sich um und schlurft wieder ins Wohnzimmer. Kein Mann großer Worte. Ich auch nicht. Ich brumme verstimmt, rappel mich dann aber hoch. Doch bevor ich losgehe ziehe ich mir ein frisches Shirt an, denn bei einem Blick in dem Spiegel fällt mir auf, dass bei meiner Aktion nach der Schule ein paar kleine Blutflecken darauf zurückgeblieben sind. Nicht so auffällig, dass es ein Mensch bemerken würde, aber offensichtlich genug für meine feinen Sinne. Eilig sammle ich das Geld von Olaf von dem kleinen Schrank im Flur auf und gehe hinaus an die frische Luft. Dass mein Stiefvater nicht an meinen Geburtstag denkt, überrascht mich jetzt nicht wirklich, denn ich kann mich nicht daran erinnern je ein Geschenk oder auch nur Glückwünsche bekommen zu haben. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er weiß wann ich überhaupt Geburtstag habe. Aber es macht mir nichts aus. Ich brauche niemanden. Der Supermarkt in den ich eigentlich wollte, hat zu meiner Überraschung geschlossen. Irgendwas wegen Brandstiftung höre ich einige Passanten in der Nähe sich darüber unterhalten. Verstimmt gehe ich einen Umweg zum nächsten Laden etwas weiter weg und muss dadurch durch einige kleine Straßen in einem mir eigentlich eher unangenehmen Teil unseres Viertels. Hier stinkt es so ziemlich überall nach menschlichem Urin und andere Dinge die ich gar nicht näher benennen möchte. Auf einem nahe gelegenen Spielplatz lungern einige zwielichtige Jugendliche herum, denen ich lieber nicht begegnet will und biege deshalb noch in eine weitere, schmutzige Gasse ab. Schnell will ich den Weg hinter mich bringen, doch dann fällt mir ein Mädchen auf, das nervös einige Meter von mir entfernt läuft. Sie sieht zierlich aus, nicht sonderlich kräftig und sehr, sehr dünn. Tiefe Augenringe im Gesicht, aschfahle Lippen und ihre Hände zittern leicht. Alles in allem sieht sie aus wie ein typischer Junkie, der den nächsten Schuss dringend brauchte. Und sehr wahrscheinlich ist sie das auch. Ich habe noch nie Drogen genommen. Jesus, ich weiß ja nicht mal ob Drogen bei mir wirken! Und trotzdem kann ich das Gefühl sehr gut nachvollziehen. Der Drang, der den Körper dazu zwingt, etwas zu tun damit es einem besser geht. Ja das kenne ich sehr gut. Und etwas in mir drängt mich gerade dazu ihr folgen zu wollen. Meine Schritte werden langsamer und meine Augen wandern gehetzt über ihr dreckiges Erscheinungsbild. Ich kann ihr schmutziges Haar bis zu mir hin riechen und auf ihrem nackten Oberarm prangt eine frisch aufgeschürfte Wunde, an die sich mein Blick hypnotisch hängt. Ich sehe weg, will es nicht beachten, es ignorieren, doch es geht nicht. Immer wieder wandern meine Augen zu der Wunde an ihren Arm und in meinem Kopf flackern wilde Bilder auf. Die Vorstellung, wie sich ein einzelner roter Tropfen Blut aus der Wunde nach Außen drängt und an ihrer perlweißen Haut entlangläuft ist beinahe….orgastisch! Ich kann gar nicht anders als ihr weiter zu folgen. Was ist mit mir los? Meine Kehle fühlt sich wund an und ich komme mir plötzlich schrecklich dehydriert vor, obwohl ich erst vor kurzen getrunken habe. Mein Blick bleibt an der Wunde haften und ich muss mehrmals schlucken. Ich könnte… Ja, oder? Sie sieht nicht stark aus. Ich könnte es tun. In meinen Fingern kribbelt es aufgeregt und ich merke wieder einmal mehr, dass das Blut des Kaninchens vorhin nicht ansatzweise meinen Hunger befriedigt hat. Die Vorstellung von Mord nistet sich in meine Gedanken. Ich möchte töten…. ~~~~~ Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten und essen! :3 Kapitel 2: Entscheidungen ------------------------- So unauffällig und leise wie möglich schleiche ich hinterher, auch wenn es vielleicht gar nicht nötig gewesen wäre, denn sie ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt um etwas zu bemerken. Wie töricht. Die nächste Straße ist noch heruntergekommener als die vorherige und die Wände der Häuser zieren halb abgekratzte Spuren von Graffiti, das der saure Regen bereits zum Teil zerstört hat. Ohne sich umzublicken betritt das Mädchen ein heruntergekommenes Haus, deren einst schöne Fassade bereits die Zeit vollkommen zerfressen hat, so dass man nur noch ansatzweise die kunstvoll gearbeiteten Stuckaturen erkennen kann. Ich muss mich beeilen ihr zu folgen, ehe die abgewetzte Eingangstür schwer ins Schloss fällt, und laufe dann vorsichtig einen nur spärlich beleuchteten Hausflur entlang bis zu einer Treppe die in weitere verzweigte Flure führt, immer darauf bedacht nicht aufzufallen, doch das Mädchen war zu sehr mit sich selbst beschäftigt um etwas anderes zu registrieren. Ihr unsteter Blick ist auf eine der vielen Haustüren im hinteren Teil des Ganges fixiert, während ihre magere Gestalt sichtlich zu zittern beginnt. Die Drogen haben sie völlig ausgemergelt und auch ich beginne zu zittern von der reinen Anspannung. Könnte ich das wirklich tun? Meine Gedanken fühlen sich verloren und flüchtig an. Andererseits will ich stehen bleiben und über meine Handlung nachdenken und trotzdem treibt mich ein Gefühl an, was ich nicht beschreiben kann. Das Risiko ist hoch, das weiß ich, und trotzdem zittere ich beinahe vor Erregung. Was ist nur mit mir los? Und was ist, wenn etwas daneben geht? Und wie soll ich ‚es’ tun? Und danach, wohin mit dem….Körper? Meine Augen fixieren den weichen Nacken und ich muss hart gegen meinen aufkommenden Hunger schlucken, bevor ich ihr weiter folge. Meine Kehle ist trocken und wund. Es wird sich schon alles finden… Von Innen wirkt das Haus noch hässlicher als von außen. Der geflieste Boden ist dreckig und die meisten Fliesen haben große und kleine Risse, die sich wie schwarze, dünne Haare durch das schwarzweiße Muster ziehen. Die Schritte des Mädchens werden eiliger und ihre flachen Absätze klackern hallend im Flur wider. Ihr Atem geht jetzt schon beinahe keuchend und meiner auch, je näher ich ihr komme. Meine Angst wird immer mehr von einem anderen Trieb in mir überdeckt und die Lösung für meine Probleme ist so nah. So nahe, dass ich es…sie bereits fast greifen kann. Ich müsste nur einen Schritt schneller gehen und meine Hände ausstrecken und… Ich bleibe abrupt stehen, als das Mädchen vor einer heruntergekommenen Haustür stehen bleibt und drücke mich instinktiv in den Schatten des stickigen Flures, doch es ist nicht nötig, da sie sich immer noch nicht umschaut. In meinem Rücken spüre ich die rissige, kühle Hauswand. Mein Atem verändert sich, unbewusst atme ich leiser, flacher. Ich habe es nie gelernt und trotzdem weiß mein Körper ganz von allein, wie er sich verhalten muss. Faszinierend, und trotzdem, ich bin zu hungrig um mir weiter darüber Gedanken zu machen. Ich höre wie die Tür geöffnet wird und sie verschwindet, ohne sich noch mal umzusehen durch die Wohnungstür, die sie eilig hinter sich schließt und ich will schon enttäuscht aufgeben, bis ich merke, dass die Tür gar nicht richtig ins Schloss gefallen ist. Ein Kribbeln erfasst meine Glieder. Ich sollte umkehren, doch ich kann es nicht. So nah war ich noch nie daran der Versuchung nachzugeben. Noch nie hatte sich mir so eine Chance geboten. Wahrscheinlich ist es unendlich dumm. Es ist mir egal…ich kann immer noch ihr Blut riechen! Vorsichtig öffne ich die Tür, schleiche zu der gegenüber liegenden geschlossenen Zimmertür und horche vorsichtig und mit klopfenden Herzen. Meine Hände liegen auf dem glatten, kühlen Holz. Gott, bin ich nervös! „Jetzt nicht, Cherry. Ich habe gerade wichtigen Besuch!“, höre ich eine kratzige Stimme und meine Glieder fühlen sich plötzlich bleischwer an. „Ich bitte dich, nur ein Schuss. Dann verschwinde ich sofort.“ Weitere Stimmen werden laut und Stühle werden gerückt. Verdammt, Sie ist nicht alleine und mit Männern kann ich mich definitiv nicht anlegen. Es sind zu viele. Und ich war so nah dran! Ich beiße mir frustriert auf die Unterlippe und verziehe verärgert mein Gesicht. Was habe ich auch erwartet, wahrscheinlich wäre ich nicht mal mit diesem Mädchen fertig geworden. Sie hätte mich K.O. geschlagen oder schlimmeres. Trotzdem fühle ich mich beinahe betrogen. Meine Adern schmerzen unter meiner dünnen Haut und das Holz fühlt sich viel kälter und stabiler an als gerade eben noch. Eine unüberwindbare Mauer für mich und für meinen Hunger. Vorsichtig löse ich mich los und will rückwärts davon schleichen, bevor die Leute noch Notiz von mir nehmen, doch ich erstarre sofort mit geweiteten Augen mitten in der Bewegung. Eine schwere Atmung, direkt hinter mir, und ich war zu abgelenkt, um den Menschen bis jetzt zu bemerken. Scheiße! Erschreckt drehe ich mich hastig um und will kopfüber an dem Mann vorbeistürmen, der groß und mit düsterer Miene vor mir aufragt, doch er reagiert schnell und greift nach meinen Handgelenken mit seinen schwieligen Händen. „Na wen haben wir denn hier?“ Sein sadistisches Grinsen schießt mir durch Mark und Bein und mir bricht kalter Schweiß auf der Stirn aus. „Lass mich los!“, keife ich mit hoher Stimme und versuche mich gegen ihn zu stemmen. Panik überschwemmt mich wie ein plötzlicher Tsunami. Nutzlos. Ein Kampf gegen Windmühlen mit diesem schwachen, verkümmerten Körper. „Sven? Was ist los?“ Die Tür wird aufgerissen und noch ein kräftiger Mann taucht auf. Nein…nein….was soll ich tun? Hastig suche ich nach einem Fluchtweg, irgendetwas… „Bitte…“, krächze ich verängstigt. Meine Handgelenke schmerzen bereits, doch ich ziehe wild weiter. „Verdammt, halt still Bengel!“, schnarrt der Mann, der mich festhält und zieht mich näher an sich heran. Ich keuche erschrocken und finde mich an seine Brust gelehnt wieder. Und dann, als ich nach oben schaue, habe ich plötzlich seine Kehle direkt vor mir. Der Moment dehnt sich, als zerrte meine Wahrnehmung die Zeit auseinander und ich sehe einen Fluchtweg der besonderen Art. Mein Atem stockt. Panik erfasst mein Inneres und ohne über irgendwelche Konsequenzen meines Handelns nachzudenken, aus einer rein instinktiven Handlung, schnelle ich vor, reiße meinen Mund so weit wie ich kann auf und meine spitzen Zähne graben sich knurrend in das weiche Fleisch seines Halses. Kurze Bartstoppeln kratzen an meinen Lippen und die Wahrnehmung in meinem Kopf verschiebt sich zu einer anderen, viel instinktiveren Denkweise, die alles Rationale völlig aussperrt. Plötzlich ändert sich das Rollenverhältnis, nun bin ich der Angreifer. Es fühlt sich richtig an, es fühlt sich gut an! Mein Opfer erstarrt unter meinen grausamen Zähnen und sein würziges Blut sprudelt mir wunderbar heiß in einem dicken Strahl entgegen. Sein Schrei ist markerschütternd laut. Laut und schön. JA! Doch ehe ich dazu komme sein Blut wirklich zu schmecken, spüre ich einen harten Schlag, der meinen Kopf hart zur Seite reißt. Ich stöhne schmerzhaft, taumle zurück. Meine Beine brechen unter mir zusammen wie dünne Streichhölzer und mein Schädel pocht fürchterlich laut. Meine Hände suchen unkoordiniert Halt und ein weiterer Schlag trifft mich entsetzlich hart gegen den Kopf. Verschwommen sehe ich den anderen Mann über mir. In seiner Hand ist etwas…ich weiß nicht…es ist verschwommen…ich…ich...es…dann…dunkel… Mein Körper schmerzt grausam, die Handgelenke brennen wie Feuer. Das ist das Erste was ich benommen wahrnehme. Meine Glieder fühlen sich schwer und taub an. Es kribbelt unangenehm in meinem Rücken, als hätte ich zu lange auf einer Stelle gelegen. Wo bin ich? Ich versuche mich zu bewegen, doch nur meiner Finger reagieren schwach auf die Signale die mein benommenes Hirn entsendet. „Ich glaube er wird wach.“ „Das kann nicht sein, ich hab ihn doch betäubt. Er sollte eine Weile schlafen.“ Stimmen, aber sie hören sich dumpf und weit entfernt an, als wären meine Ohren verdeckt. Ich schaffe es kaum meine schweren Lider zu öffnen, zudem es nichts bringt, weil alles noch so merkwürdig verschwommen ist. Ich sehe wie durch Nebel. „W…wa…“, versuche ich zu sprechen, doch meine Zunge will nicht richtig reagieren. „Scheiße, gib ihm einfach die doppelte Dosis.“ Ein Schatten kommt näher, doch mein Körper will nicht reagieren, trotz meiner langsam erneut aufkommenden Panik. Ich muss hier weg, denke ich benommen. Das Fluchtgefühl ist überwältigend stark, doch ich kann nicht…mein Körper will sich einfach nicht bewegen! Verbrauchte Atemluft streift meine Wange. An meinen halb tauben Armen spüre ich eine drückende Berührung und ich glaube langsam etwas schärfer zu sehen. Mein Kopf fällt schwach zur Seite und ich versuche zu fokussieren. Eine Gestalt vor mir. Arme…eine…Spritze…glaube ich… Ein neuer Schmerze in meiner Armbeuge und dann wird mir wieder schwarz. ... Ich bin müde und ausgelaugt, als ich das nächste Mal zu mir komme. Langsam warte ich darauf, dass die bleierne Schwere aus meinen Gliedern weicht, ehe ich langsam die Augen öffne. Unter mir fühle ich etwas Weiches. Sehr weich. Ein Bett vielleicht? Ich lasse mir Zeit, denn ich kann niemanden wahrnehmen. Wahrscheinlich bin ich alleine. Wo auch immer ich bin… Was ist passiert? Dunkel dringen Erinnerungen hervor. Das dünne, drogensüchtige Mädchen, die Gasse, das Haus, der Blutgeruch und die Männer. Ja genau. Ich wurde niedergeschlagen als ich… Mit der Zunge befühle ich meinen Mund, taste meine Zähne ab, finde aber nur einen leichten, fahlen Geschmack von geronnenem Blut. Schade, jetzt weiß ich immer noch nicht wirklich wie es schmeckt, stelle ich enttäuscht fest. Vorsichtig aufrichtend sehe ich mich erstaunt um. Ich liege tatsächlich in einem großen, sehr teuer aussehenden Bett aus glatt poliertem Eichenholz. Auf mir erstreckt sich eine edle Bettdecke aus dunklem Satin. Im Zimmer stehen die üblichen Möbel, eine glänzende Kommode, ein breiter Kleiderschrank, ein großer, gold umrahmter Spiegel, edle Tischlampen. Alles ordentlich und sauber dekoriert. Nichts Besonderes eigentlich, wenn man davon absieht, dass alles nach viel Geld riecht. Nichts was darauf schließt wo ich bin, warum ich hier bin. Die großen Fenster werden verdeckt von dicken, schweren Vorhängen und über mir brennt die Deckenleuchte schrecklich grell. Dann fällt mir noch etwas auf, als ich die Decke zurückschlage und was mir unangenehme Schauer über den Rücken jagt, denn jemand hat mich scheinbar umgezogen. Erstaunt zupfe ich an der weißen, viel zu kurzen Hose herum. Mein Shirt trage ich auch nicht mehr, stattdessen habe ich ein Hemd mit kurzen Ärmeln an, ebenfalls weiß. Und dann spüre ich da noch etwas an meinem Hals. Was…? Verwundert greife ich danach und fühle kaltes, glattes Metall. Ich taste weiter bis in meinen Nacken. Ein Ring, sehr schmal zwar, aber ein Ring. Mit flüchtigen Fingern suche ich nach einer Möglichkeit diesen zu öffnen, doch ich finde den Verschluss nicht. Was ist das? Irgendwann gebe ich auf und bleibe weiter frustriert auf dem Bett sitzen. Und jetzt? Wird bald jemand nach mir sehen? Ich lasse mich zurück in die weichen Kissen sinken und betrachte nachdenklich die Decke. Es fällt mir immer noch etwas schwer meine Gedanken zu ordnen, aber es geht langsam etwas besser. Irgendwann höre ich Geräusche im Nachbarzimmer. Scheinbar bekomme ich endlich Besuch. Wird auch langsam Zeit, ich liege hier schon bestimmt eine halbe Stunde und drehe Däumchen. Nicht das ich nicht versucht hätte die Tür zu öffnen, aber mir war schon bevor ich die Klinke überhaupt herunterdrückte klar, dass diese abgeschlossen ist. Ich höre mit meinen feinen Sinnen wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wird und starre gespannt die sich öffnende Tür an. Ein großgewachsener Mann betritt den Raum und schaut mich gezielt an. Seine Präsenz im Raum ist Atemberaubend intensiv und ein herber Geruch weht zu mir herüber, den ich genüsslich aufnehme. Dunkle Augen gleiten interessiert über meine Gestalt und mein Blick wandert genauso über seine Erscheinung. Schwarze, lange Haare, im Nacken zusammengebunden. Trotzdem fallen einige Strähnen nach vorne, die nicht vom Zopf gehalten werden. Ein hartes Kinn, aber weiche, mandelförmige Augen sowie eine definierte Nase. Hmm er sieht asiatisch aus, vielleicht ein Chinese oder Japaner, oder eher Halbjapaner. Vielleicht 24 Jahre alt, oder jünger? Ich bin furchtbar schlecht im Schätzen, er könnte auch 27 oder älter sein, wobei ich finde, dass man Asiaten sowieso nie ansehen kann, wie alt sie sind. Selbst wenn er 40 wäre, würde ich ihn umstandslos für 25 halten. Er trägt ein dunkles, knitterfreies Hemd ohne Krawatte und lange, elegante Beine stecken in einer schwarzen Stoffhose mit Bügelfalte. Er gefällt mir. „Du bist schon wach.“, schnarrt seine samtige Stimme angenehm in meinen Ohren. Ich kann ihn nur anstarren. Was will ein Mann wie er denn bitte von jemandem wie mir? „Du verstehst mich doch?“ Langsam kommt er auf mich zu. Seine dunklen Augen halten mich weiter gefangen. Ich nicke vorsichtig, ohne mich zu rühren. Er hat etwas ganz und gar einnehmendes an sich, das sich kaum definieren lässt. Jede Bewegung erscheint klar und ohne Schwäche. Schon alleine sein katzengleicher Gang zeigt eine charakterliche Stärke, die auch seine Augen permanent ausstrahlen, seit er den Raum betreten hat. „Gut.“ Die Matratze senkt sich etwas, als er sich genauso elegant an den Rand des Bettes setzt und ich kann seinen Duft verstärkt wahrnehmen. „Wie geht es dir?“, will er der Etikette halber wissen. Nicht, dass es ihn wirklich interessieren würde. „Den Umständen entsprechend.“, erwidere ich trocken. Seine schönen Lippen zucken und ich sehe ihn leicht lächeln. „Wo bin ich?“ „In meinem Bett.“ Geht es noch ungenauer? Ich sehe ihn leicht verärgert an, doch ihn scheint das nur zu amüsieren. „Wie spät ist es eigentlich?“, frage ich spontan, da mir gerade auffällt, dass ich gar nicht weiß wie lange ich geschlafen habe. „Fünf Uhr früh, du bist erst vor drei Stunden hier angekommen, falls du das wissen willst.“ Jeder andere wäre wohl wütend oder ängstlich, doch ich betrachte die Situation ganz nüchtern. Ich war noch nie der Typ für überschwängliche Gefühle, wie die meisten Menschen. Ich bin nicht zornig, wegen der unsanften Behandlung und offensichtlichen Entführung, nur verwirrt. Seine Augen mustern mich fasziniert und mir wird etwas unwohl, aufgrund meines Aufzuges. Die Hose verdeckt ja nicht mal ansatzweise meinen Oberschenkel. Ich erschrecke etwas, als er unvermittelt nach meiner linken Hand greift und sie eingehend studiert, als wäre da etwas sehr Interessantes zu sehen. „Was wird das?“, frage ich ihn offen. Er lässt sich Zeit, ehe er mir antwortet und entlässt meine Hand seiner Musterung, um mein Gesicht wieder eingehender zu betrachten. Es macht mich etwas nervös, so angestarrt zu werden. „Deine Wunden.“ Irritiert betrachte ich ebenfalls meine Hände, um seinem Blick zu entgehen. „Aber da ist nichts.“ „Eben.“ Er greift nach meiner anderen Hand und streicht mit den Fingerspitzen bedächtig über das Handgelenk, das eigentlich verwundet sein müsste, nach menschlichen Maßstäben. Meine Haut kribbelt unter seinen Berührungen wie Brausepulver auf der Zunge. Oh….jetzt weiß ich worauf er hinaus will. Scheiße. Sanft lässt er meine Hand frei, nur um sich weiter vorzubeugen und dann spüre ich seine Finger an meiner Schläfe. „Hier auch.“ Seine Berührung kitzelt. „Kannst du mir das erklären?“ „Nein.“, antworte ich trotzig und weiche seinem durchdringenden Blick aus, während seine Finger weiter wandern und sanft durch meine blonden Haare streichen. „Was mache ich hier?“ Ich ziehe meine Knie an und stütze die Arme darauf. „Du bist mein Geschenk. Und du wirst hierbleiben, ob du willst oder nicht.“ Seine Stimme klingt nun hart, bestimmend. „Sie wollen mich einsperren?“ „Du kannst auch freiwillig bleiben, zumal es die Sache angenehmer gestalten würde, die Entscheidung überlasse ich ganz dir.“ „Also habe ich die Qual der Wahl zwischen hierbleiben und…hierbleiben.“ Nur was bedeutet ‚hier bleiben’ für mich? Ich weiß immer noch nicht wo ich bin. Er lächelt wieder. „Wenn du es so sehen willst, ja.“ Er nimmt eine meiner hellen Haarsträhnen zwischen die Fingerkuppen und reibt mit seinem Daumen sacht darüber. „Du gefällst mir. Aber ich habe gehört du hast einen meiner Mitarbeiter verletzt.“ „Er hat mich zuerst angegriffen.“, rechtfertige ich mich mit geröteten Wangen. „Du hast ihm die Kehle aufgerissen.“ „Ja…“, kommt es verzagt über meine Lippen ehe ich mich beherrschen kann und ich sehe, dass er verwirrt ist über meine Reaktion. Seine schmalen Lippen verziehen sich zu einem leichten Lächeln. „Ein interessantes Geschenk habe ich da bekommen.“, meint er nur und seine Hand schlingt sich um mein Kinn und streift weiter über meinen Hals. Ich lasse ihn gewähren, da seine warmen Berührungen wunderbar angenehm sind auf meiner kalten Haut. „Was meinen Sie eigentlich mit Geschenk und wie heißen Sie überhaupt?“ „So wie ich es sagte, du bist mein Geschenk. Ab jetzt betrachte dich als mein Eigentum und ich kümmere mich gut um mein Eigentum. Du kannst mich Alexander nennen. Und spreche mich nicht mit ‚Sie’ an.“ Während er spricht, steht er auf und streicht seine Hose wieder glatt. „Alexander, klingt ja nicht sehr asiatisch. Ich dachte Sie...äh...du wärst Chinese oder so.“ „Ist es das Einzige, was dich beschäftigt?“ Ich sehe ihm ins unbewegte Gesicht. „Nein.“ „Gut, ruh dich noch etwas aus, ich bin derweil im Nebenzimmer.“, sagt er geschäftsmäßig, ohne auf meine Frage zu antworten. „Ach ja. du darfst dich in diesen Räumen natürlich frei bewegen. Sollte ein Schrank oder Raum allerdings verschlossen sein, hat dies auch seinen Grund. Raus zu gehen ist dir nicht gestattet und versuche erst gar nicht durch das Fenster zu fliehen, es sei denn du hegst Selbstmordabsichten, denn wir sind hier im 17. Stock.“ Und dann ist er auch schon wieder im angrenzenden Zimmer verschwunden und ich sitze verwirrt auf seinem Bett. Gut. Ich wurde also scheinbar entführt, habe keine Chance zu entkommen und weiß beim besten Willen nicht was dieser Mann eigentlich von mir möchte. Er hat keine Forderungen gestellt. Will er Lösegeld von meinem Vater? Allein die Vorstellung ist witzig, dass jemand glaubt Olaf würde Geld dafür bezahlen, um mich wieder zurück zu nehmen. Ich werde ihn wohl einfach fragen müssen. Außerdem, wenn ich will könnte ich fliehen, oder? Wieder einmal komme ich mir schrecklich schwach und nutzlos vor in diesem degenerierten Körper. Will ich denn fliehen? Wenn ja, wohin soll ich gehen? Es gibt nichts auf dieser Welt, wo ich hingehöre. Nichts. Flink klettere ich aus dem Bett und spüre den kalten Parkett unter meinen nackten Füßen. Er hat gesagt ich kann mich frei bewegen, also öffne ich ohne Scheu die Tür und staune nicht schlecht über das großräumige Wohnzimmer, welches ich nun vorsichtig betrete. Man, der Typ hat wahnsinnig viel Geld! Teure Möbel stehen gut platziert im Raum und die komplette rechte Seite hat eine riesige Fensterfront, vor der eine rote Sofagarnitur steht. Alles sieht sehr elegant aus. Draußen ist es noch immer dunkel, auch wenn man bereits die Dämmerung erahnen kann. Das leichte Hellerwerden am Horizont, ehe die quälend, grelle Sonne ihre ätzenden Strahlen über die Erdoberfläche schickt, wie Säure. Nicht das ich verbrennen würde im Sonnenlicht wie die Vampire in diesen lustigen, alten schwarzweiß Filmen, aber es ist einfach eine Qual für meine empfindlichen Augen. Mein Entführer sitzt währenddessen auf dem roten Edelsofa und tippt auf der Tastatur eines Laptops herum. Sein Profil spiegelt sich auf der makellosen Scheibe der Fensterfront, genauso wie seine dunklen Augen, die mich sogleich prüfend mustern, bevor sich sein Mund zu einem überheblichen Lächeln verzieht. Kurzerhand setze ich mich ihm direkt gegenüber und beobachte. Nur ein prüfender Blick wird mir geschenkt, dann wird weiter getippt. Flinke, lange Finger, die schnell und bewusst über die Tasten fliegen. Sicher arbeitet er an irgendwas. Ja, was arbeitet er überhaupt? Ein normaler Geschäftsmann ist er ja wohl kaum. Kein normaler Mensch würde jemanden entführen, um ihn dann in seiner Wohnung zu halten wie ein Haustier. Außerdem lassen mich seine Mitarbeiten an der Seriosität seiner Tätigkeit stark zweifeln. Gelangweilt stütze ich mich auf der Lehne des Sofas ab und beschließe die angespannte Schweigsamkeit zu brechen. „Wenn du Lösegeld willst, muss ich dich enttäuschen. Niemand würde mich freikaufen.“, sage ich mit lockerer Stimme, als ich mich fühle. Alexander schaut von seinem Laptop auf und eine Augenbraue wandert in die Höhe. „Wie kommst du darauf, dass ich Lösegeld möchte? Geld habe ich genug.“ Ich bin ehrlich überrascht. Aber wo er recht hat… „Was dann?“ „Du wurdest mir geschenkt, zur Unterhaltung. Ich interessiere mich für seltene und hübsche Dinge. Ich wusste sofort, dass ich dich haben will, als mir mein Informant von dir erzählt hat.“ „Bist du ein Mafiosi oder so? Aber bist du dafür nicht noch zu jung?“ Er lächelt. „Nicht ganz. Ich greife nur meinem Vater etwas unter die Arme. In dieser Stadt geht alles drunter und drüber.“ „Also bist du wirklich bei der Mafia?“ „Über meine Geschäfte werde ich nicht mit dir reden. Um so weniger du weißt, umso gesünder für dich.“ Es sollte mir wohl Angst machen, aber die habe ich nicht. „Und Entführungen gehören dazu?“ Er grinst. „Unter anderem.“ „Machst du das öfter? Leute entführen und als Haustier halten?“ „Nur wenn mir so etwas Hinreißendes wie dir über den Weg läuft.“ Ich schlucke und werde ganz nervös, als seine Blicke über meinen Körper wandern. „Und was willst du jetzt mit mir anfangen? Ich bin kein Hund.“ Eher ein Wolf. Aber das wird er noch früh genug merken. „Hmm ich bin noch unschlüssig.“ Nachdenklich beugt er sich etwas nach vorne über den Glastisch und seine Augen mustern mich nun sachlich kalt. Er streckt seine Hand nach mir aus, streicht über den Ring an meinem Hals und legt sich dann bestimmt um mein Kinn. „Hast du keine Angst?“, fragt er prüfend. „Ich habe keinen Grund.“, sage ich ehrlich. „Oh, den wirst du haben, sobald du begreifst, wofür man dich mir geschenkt hat.“ Er nimmt seine Hand von mir und wendet sich wieder dem Laptop zu, während ich über seine Worte nachdenke und sie trotzdem nicht verstehe. Mein Blick wandert wieder zum Fenster und über die unbekannte Stadt da draußen, deren Lichter leuchten wie eine massige Ansammlung kleiner Sterne. Wo auch immer ich bin, ich wurde auf jeden Fall in eine andere Stadt verschleppt, denn diese da draußen ist viel größer, als unser kleines Städtchen in dem ich noch bis gestern war. „Hast du Hunger? Bedien dich.“ Seine Hand vollführt eine Geste zu dem Tisch zwischen uns, wo einige Früchte in schönen Glasschüsseln stehen. Perfekt geformte Erdbeeren, saftig, grüne Äpfel und noch mehr. „Nein. Ich will nichts.“, antworte ich desinteressiert und wende mich wieder seinem hübschen Gesicht zu. Erstaunt sieht er mich an. „Iss, du bist viel zu dünn.“ Ein Befehl, keine Frage. Aber ich will nicht, nicht das. Vehement schüttle ich den Kopf. „Soll ich dich erst dazu zwingen?“, fragt er nun etwas verärgert. Ich will gerade etwas entgegnen, als ich leise Schritte höre. Ich wende meinen Kopf automatisch in die Richtung. „Was ist?“, fragt er alarmiert. „Da kommt jemand.“ Und schon klingelt es an der Tür. Das scharfe, laute Geräusch ist unangenehm und ich verziehe schmerzhaft das Gesicht. Der Asiate steht auf und befielt mir nur mich zu sich aufs Sofa zu setzen, während er den Besucher herein lässt. Verstimmt tue ich was er sagt und ziehe wieder meine Knie an den Körper, um sie mit den Armen zu umschlingen. Von der Tür her dringen Stimmen zu mir und ein weiterer, unbekannter menschlicher Duft folgt ihnen ins Wohnzimmer. Misstrauisch verfolge ich den Fremden mit den Augen, als sie sich setzen. Alexander neben mich und der Besucher, übrigens ebenfalls Asiate, sitzt uns gegenüber. An ihm haftet der abartige Geruch von Zigarettenqualm und altem Schweiß. Sie unterhalten sich, ich nehme an geschäftlich, denn er hat wieder diesen Ton in der Stimme. Doch ich kann nicht verstehen über was, da Beide in eine andere Sprache wechseln. Auch irgendwas Asiatisches. Keine Ahnung, in dem Bereich kenne ich mich nicht aus. Für mich klingt das alles gleich, Chinesisch, Japanisch, Vietnamesisch…es könnte alles sein. Das Gespräch dauert lange, viel zu lange. Immer wieder huschen die Augen des Fremden zu mir herüber, doch ich ignoriere es. Mir wird schrecklich langweilig und als ich die Sonne am Horizont langsam aufgehen sehe, beschließe ich wieder ins Bett kriechen zu wollen. Kurz sehe ich mit meinen müden Augen diesen Alexander neben mir an, bis er mich bemerkt. „Willst du etwas?“ „Ich bin müde.“ Seine Hand streicht durch meine weichen Haare und er sieht mich wieder so durchdringend an. In seine dunklen Augen kann man regelrecht versinken. „Geh ins Bett, ich werde gleich noch mal nach dir sehen.“ Gerne komme ich seiner Aufforderung nach und wundere mich nur am Rande über die zärtlichen Berührungen von ihm. Kapitel 3: Hunger ----------------- Das Zimmer ist fast vollständig abgedunkelt, nur von einer kleinen Lampe strahlt etwas Helligkeit in den Raum, kaum genug Licht für einen Menschen, doch mir macht das nichts. Es ist warm und gemütlich. Der vergoldete Spiegel reflektiert meine müden Augen. Unter mir knirscht die Seide zwischen meinen Fingern, wie frischer Schnee. Ich war noch nie in einem so luxuriösen Zimmer. Es ist eines von der Art die man immer nur im Fernsehen sieht, wenn wieder nichts besseres kommt als sinnlose Sendungen über Luxushotels, die übertrieben viel Klimbim haben, um auch wirklich jeden extravaganten Wunsch ihrer reichen Kunden zu erfüllen. Als Verbrecher hat man wirklich ein verdammt gutes Leben. Eigentlich ist es gar nicht so schlimm hier, kommt es mir in den Sinn. Der Mann da draußen hat Geld und sieht verdammt gut aus. Ich wollte doch weg, weg von Olaf und meinem bisherigen Dasein. Aber gefangen zu sein ist auch nicht gerade das was ich mir vorgestellt habe. Außerdem wäre da noch mein Hunger. Ich spüre ihn bereits wieder in mir, er brennt in meinen Adern und lässt meinen Körper beben. Bald muss ich wieder fressen. Doch noch ist es auszuhalten. Irgendwann werde ich auffliegen. Ob ich will oder nicht. Und wie wird er dann reagieren? Im Film landen Kreaturen wie ich es bin am Ende immer auf einem Seziertisch oder eingesperrt als Laborratte. Mit Grauen denke ich an Szenen in denen Vampire aufgeschnitten wurden, wo ihnen ihre wertvollen Fänge unter unvorstellbaren Schmerzen gezogen wurden und Werwölfe, die in verglasten Räumen festsaßen und von Drogen durchsetztes Fleisch zu fressen bekamen. Es sind nur Filme, doch wie weit sind diese von der Realität entfernt? Ich weiß nicht mal, ob ich wirklich ein Vampir bin und ob es so was wie Werwölfe überhaupt gibt, aber eins weiß ich. Menschen können genauso grausam sein, wie die Kreaturen, die sie fürchten. Aber jetzt kann ich gerade eh nichts an meiner Situation ändern, ich werde abwarten und sehen was sich ergibt. Ich laufe nicht weg. Außerdem kann ich immer noch jederzeit gehen, wenn ich möchte, oder? Ich bin kein Mensch, ich bin doch eigentlich viel mehr. Eine abgeschlossene Tür darf kein Hindernis sein. In Filmen bekommen die Vampire das doch auch so kinderleicht hin. Allerdings waren diese nicht so ein unfassbar schwaches Exemplar, das sich nicht mal traut einen Menschen zu töten und dafür sowieso viel zu schwach wäre. Bei meinem letzten und einzigen Versuch wurde ich immerhin niedergeschlagen und entführt. Und ich habe noch nie eine Tür aufgebrochen, wenn man von ein paar morschen und halb verrotteten Kaninchenställen absieht. Ich bin mir nicht so sicher, ob ich einfach gehen könnte, wenn ich es wirklich wollte. Aber will ich denn? Ich bin mir so schrecklich unsicher, was ich jetzt tun soll. Außerdem kribbelt es in meinem Bauch ganz arg, trotz meiner ungewissen Zukunft. Was wird als nächstes passieren? Es ist aufregend. Bisher war alles in meinem Leben eintönig und wenig spektakulär. Dafür war ich viel zu zurückhaltend. Und jetzt kann ich kaum erwarten, dass der schöne Koreaner sich wieder zu mir ins Bett verirrt. Ich will ihn. Sein Duft hängt überall im Raum und besonders an der seidenen Decke, auf der ich mit ausgebreiteten Armen liege. Ich kann nicht anders, als mein Gesicht darin zu vergraben und seinen Duft tief einzuatmen. Herb und erdig. Hmmm…ich wüsste gerne wie er schmeckt. Ich ertappe mich bei dem Gedanken wie es wohl wäre mit der Zunge über seine Haut zu lecken und seinen Geschmack direkt aufzunehmen, während sein Blut unter der Haut pulsiert. Die Erregung des Hungers, die schon die ganze Zeit in meinem Bauch schwillt beginnt nun sich auch auf meine Lenden auszubreiten und ich kann nicht anders, als mir über die erhitzten Lippen zu lecken. Wann wird er zu mir kommen? Ich kann die Stimmen immer noch dumpf aus dem Wohnzimmer hören. Doch was werde ich tun, wenn er kommt? Ich kann ihn nicht beißen. Er ist nicht wie dieses drogensüchtige Mädchen, krank und allein, ein Niemand. Ich muss um jeden Preis die Kontrolle behalten, egal wie schwer es mir fällt, ansonsten werden die Filmszenen, vor denen ich mich fürchte, bald harte Realität. Ich schaffe das schon, beschließe ich still. Es wird sich schon alles fügen. Verzagt strecke ich mich auf dem Bett aus und versuche mich wieder zu beruhigen und vielleicht etwas zu schlafen. Ich bin noch nicht ganz weggedämmert, als ich die Tür höre und kurz darauf spüre ich einen Körper hinter mir, der sich sacht aufs weiche Bett setzt. Ich kann sofort wieder diesen köstlichen Duft riechen, der wie eine Welle über mir einschlägt und meinen Körper zum beben bringt. Eine Gänsehaut kribbelt über meinen Nacken, meine Hände krallen sich in die Decke. Ich kann seinen Blick über meinen Körper wandern spüren. „Hast du dich für die freiwillige Variante entschieden? Ich muss zugeben, ich bin etwas überrascht.“, summt seine melodische Stimme durch den dunklen Raum und sein Geruch weht noch intensiver zu mir herüber. Ich drehe mich halb zu ihm um und blinzle verschlafen. „Warum?“, frage ich nach. Seine Lippen verziehen sich belustigt, aber er spricht ganz ruhig, ohne Schalk in der Stimme. „Ich habe fast erwartet, dass du mich anschreist, schlägst oder versuchst die Tür aufzubrechen. Eine normale Reaktion wohlgemerkt.“ „Ich bin nicht normal.“ „Ja das stimmt. Du bist ein braves Haustier.“ Ich kann nicht heraushören, ob das ein Witz war oder ich für ihn wirklich nur eine Art Haustier bin. Ich runzle die Stirn und er beginnt mit rauer Stimme zu lachen. Sein Atem kitzelt auf meiner Haut. Hmm daran könnte ich mich gewöhnen. „Mein Angebot war eh nur rhetorischer Natur.“ „Ich weiß.“ „Und trotzdem wehrst du dich nicht gegen mich?“ „Ich habe mich noch nicht entschieden, aber bisher hatte ich keinen Grund weg zu wollen.“ „Wie das?“ Stoff raschelt als er sich weiter zu mir beugt, näher heranrückt und schon spüre ich wieder seine Hände an meinem Gesicht, als könnte er nicht anders, als mich zu berühren. Offen sehe ich in seine glänzenden Augen, so dunkel wie die Nacht. Ein Knopf seines Hemdes steht offen. Ich kann seine Adern sehen, die im Takt seines Herzschlages unter der warmen Haut pulsieren. „Du gefällst mir.“, antworte ich schlicht. Ein Beben geht durch seine Brust und dann lacht er überraschend laut auf. Erst als sein Lachen etwas verebbt betrachtet er mich wieder nachdenklich, auch wenn er vermutlich durch seine schwachen, menschlichen Augen weniger erkennen kann als ich. „Du mir auch.“ Und dann spüre ich seine Arme, die sich fest um meinen Körper schlingen, sanft werde ich mit dem Rücken an seine warme Brust gedrückt und sein Mund flüstert Worte in einer fremden Sprache in mein Ohr. Ich bin etwas überrascht, trotzdem lasse ich es geschehen. „Was…?“ „Schht, entspann dich. Ich packe nur mein Geschenk aus.“ Ich kann mit seinen Worten zuerst nichts anfangen, doch ich schaffe es nicht, weiter darüber nachzudenken, da seine durchdringenden Augen mich gefangen nehmen. Ganz von alleine schmiegen sich meine Glieder an seinen Körper. Ich bin schrecklich nervös und erregt zugleich. „Braves Kätzchen.“, haucht er in mein Ohr. Eine federleichte Berührung an meinem Gesicht lässt meine Wangen etwas erröten und ich spüre seinen Zeigefinger langsam über meine linke Wange streichen. Peinlich berührt, wende ich mein Gesicht etwas ab, um seinem Blick zu entkommen. Sanft gleitet sein Finger an meinen Lippen entlang, drückt kurz dagegen, weiter zu meinem Kinn und sein Daumen legt sich dabei auf meine andere Wange, drückt auch hier sanft dagegen, bevor seine Hand weiter meine Kehle hinab fährt um dort kurz liegen zu bleiben. Ich kann auf meiner Haut immer noch jede einzelne Berührung brennen spüren, obwohl seine Finger längst nicht mehr mein Gesicht erkunden. Meine Gedanken sind plötzlich ganz weit fort und auch wenn ich weiß, dass es falsch ist einem Menschen so nahe zu kommen, kann ich nicht anders, als diesen Moment einfach zu genießen und liegen zu bleiben. Ganz erstarrt bin ich, da mir die Situation so fremd ist, aber ich möchte wissen was passieren wird. Seine rechte Hand verlässt meine Kehle und streichelt sich langsam an meiner Seite entlang, weiter nach vorne und bedächtig drückt er mit seinem Daumen und Zeigefinger einen Hemdknopf auf, direkt über meinen Bauchnabel. Dann noch einen etwas tiefer. Unbewusst kralle ich mich in dem seidenen Stoff der Decke unter mir fest, als mir sein Geruch wieder in die Nase steigt. Herb und viel intensiver als zuvor, da seine Erregung sich nun darunter mischt. Himmel... „So ist gut…“, haucht er lächelnd. Er schlüpft unter den Stoff meines Hemdes und dann spüre ich seine reizende Berührung direkt auf der nackten Haut am Bauch. Unvermittelt keuche ich haltlos. Noch nie…noch nie hat mich ein Mensch je so berührt! Verzagt strecke ich mich ihm entgegen und spüre raue Lippen, die sich sanft und erregend in meinen Nacken legen, genau über den Halsring. Was tut er da? Egal, es fühlt sich so verdammt gut an. Weiter streichelt seine warme Hand über meinen glatten Bauch und jede Berührung schickt kleine, faszinierende Schauer durch meine Glieder. Sie wandert erst nach oben, erkundet meine Brust mit gespreizten Fingern. Sein Daumen massiert zärtlich meine Brustwarze, umkreist sie und drückt leicht dagegen. Ein komisches Gefühl, aber nicht schlecht. Ich winde mich etwas in seinem festen Griff, als mir bald unerträglich warm wird, doch er flüstert mir wieder verführerische Worte zu, was mich still halten lässt. Einige seiner Haarsträhnen kitzeln an meiner Wange. Die Berührungen werden intensiver, schöner, und ich kann spüren wie er weiter wandert und über meinen nackten Oberschenkel streicht bis zum Saum der Hose, um kurz darunter zu schlüpfen. Er wiederholt diese Berührung, ehe er seine Handfläche auf meinen Schenkel legt, dagegen drückt und dabei nach oben streicht, bis er auf meinem Schritt zum liegen kommt. Die Luft die eben noch in meinen Lungen war, verlässt nun stoßweise meinen erhitzten Leib und ich glaube, seine Lippen an meinem Nacken zu fühlen, wie sie sich wieder zu einem Grinsen verziehen. Geschickt öffnet er meine Hose und fährt zielstrebig hinein. Hitze strömt mir reichhaltig in Kopf und Schritt, und ich kann nicht anders, als erregt aufzustöhnen und mich ihm entgegen zu drängen. „Du bist süß.“ Sein heißer Atem streift meinen Hals, während geschickte Finger mich sanft umfassen, über meine Eichel streichen und die Adern weiter unten ertasten. Ich bin längst hart. Himmel, ist das gut… Sein anderer Arm zieht mich näher an sich heran und dann spüre ich, wie er sich an mir reibt. Hart bewegt sich sein Unterleib an meiner Kehrseite, und ich kann ihn ebenfalls stöhnen hören. Ich kann die sinnliche Wärme, die seinem Körper entströmt spüren. Er ist erregt durch die Reibung, durch mich…und er riecht unglaublich gut dabei. Der ganze Raum erscheint erfüllt mit seinem Geruch, gemischt mit meinem. Meine Nasenflügel blähen sich auf, als ich tief seinen Duft in mir aufnehme und mich daran labe. Die Erregung in mir heizt mich unerträglich auf, bis ich kaum noch an mich halten kann. Verdammt ist das gut! Heiß und gierig geht mein Atem im Takt mit seinem. Die Berührung an meinem Geschlecht wird intensiver und in mir staut sich weiter ein Druck an, wie ich ihn niemals vorher gespürt habe. Es war noch nie so intensiv. Nie so drängend. Es ist ein Wahnsinngefühl, wie er meine Hoden umfasst und sanft massiert, nur um danach wieder stärker mein Geschlecht zu reiben. Sein Daumen reibt dabei aufreizend über meine Eichel und verreibt einige heiße Tropfen, die sich dort gebildet haben. Es ist das erste Mal, dass jemand anderes, als ich selbst, mich dort so berührt und ich habe mir nicht vorstellen können, dass es so sein würde. Tausend kleine Schauer strömen durch meine Glieder, füllen sie mit mehr Leben, als es das Tierblut bisher je bewirkt hat und dann ist da noch ein bekanntes Gefühl in mir. Tief in mir bricht eine neue Welle aus Hitze und Hunger aus und rast durch meine Adern wie pures Adrenalin. Ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen, als ich seinen Arm direkt vor mir sehe. Verführerisch duftende Haut. Sein schneller Puls. Ich möchte darüber lecken. Seine Haut küssen. Ich kann sein Blut schon lange riechen durch die erhitzten Poren. Die Wärme in mir ist unglaublich intensiv! Ich fühle mich großartig. Ein wirbelnder Sturm, gesponnen in meinem Bauch und meine Gedanken versuchen die Stücke der Realität festzuhalten bis zum zerbersten. Ich will es, ich will es so sehr! Meine Gedanken wandern von bloßem lecken über seine verschwitzte Haut zu einem tiefen Wunsch hinein zu beißen. Haut zu reißen. Und Blut…Meine Zähne beginnen zu jucken, und ich will sie auf etwas reiben, um den Reiz zu lindern. Ich möchte Buchstäblich in ihn beißen! So hart, bis sein Blut meinen Mund vollkommen ausfüllt. Zart wird es sein, sein Fleisch wird auf meiner Zunge schmelzen wie süße Butter. Der Impuls ist überwältigend! Ich fange an die Kontrolle zu verlieren, aber ich liebe es! Ich hatte bisher ja keine Ahnung, wie es ist sich so vollkommen zu verlieren. Flatternd bewegen sich meine Lider, ich fühle Finger, die wieder durch meine Haare streichen, während seine andere Hand mich weiter treibt. Eine siedend heiße Welle schlägt über mir zusammen und sickert durch meine hungrigen Adern, wie flüssiges Feuer das auch den letzten Funken Verstand in mir zu Asche verbrennt und mich meinen Rücken durchdrücken lässt. Ein orgastisches Beben durchfährt meine Nerven und ich stöhne viel zu laut, als ich mich ergeben in seine Hand ergieße. Meine Augen funkeln. Keuchend schnappe ich nach Luft. Die letzten Wellen durchfluten meinen Körper und dann finden meine Lippen fast ganz automatisch den Weg zu seinem Arm, der immer noch verführerisch einladend vor mir liegt. Ich will ihn! Das ist das einzige, was ich denken kann. Nichts wird mich jetzt noch stoppen…Nichts! Nicht jetzt…. Meine scharfen Zähne dringen viel zu leicht durch die weiche Haut am Handgelenk und aufgeheiztes Blut fließt in meinen Mund, das mich wieder zum keuchen bringt. Sofort beginne ich instinktiv zu trinken, meinen schnell wachsenden Appetit zu befriedigen, doch mit einem erschrockenen Schrei löst sich Alexander grob von mir und stolpert unbeholfen aus dem Bett. Ich bin viel zu benommen um etwas zu tun. Ein süßer, nie gekannter Genuss durchzuckt meine Nerven, da ich das Blut…sein Blut in meinem Mund schmecke. Lebendig, heiß und unendlich süß. Es lässt alle meine Sinne tanzen und mir erscheint, mein Kopf explodiert jeden Augenblick zu einem großartigem Feuerwerk. Ekstatisch stöhne ich auf. Allein von dem Geschmack könnte ich noch einmal kommen. Wahrscheinlich bin ich das auch gerade. Ich kann nicht mehr klar denken. Mein Körper zittert gequält, da der Strom versiegt ist. Ich will mehr, viel mehr! Meine Glieder schmerzen, alleine von der Anstrengung mich zusammen zu reißen und mich nicht auf ihn zu stürzen. Will ich es? Ich will es! So sehr. Aber warum tue ich es nicht einfach? Warum? Es wäre so einfach, ein Sprung und ein weiterer Biss und sein Blut fließt noch einmal in heißen Wellen in mich hinein. Ich will es tun, oh Gott, ich will es unbedingt und gleichzeitig bin ich auch viel zu ausgemergelt um es wirklich zu tun. Gierig wische ich mir mit zitternden Fingern die letzten zähen Tropfen von den Lippen, um sie sogleich mit der Zunge aufzulecken. Kein einziger Tropfen geht verloren. Doch bald merke ich, dass Alexander am Bettrand steht und mich interessiert lauernd beobachtet. Er drückt sich ein weiches Tuch auf die pochende Wunde, welches sich aber schnell mit dem austretenden Blut vollsaugt. Seine Erregung ist längst verklungen. Ich kann ihn nur erschöpft anstarren, immer noch berauscht liege ich unfähig auf dem Bett. Mein Atem geht schwer und heftig, und mein Herz pocht in Takt meines Unterleibes. „Du hast mich gebissen.“, stellt er unnötig fest. „Ja.“ Nur eine gehauchte Antwort, zu mehr bin ich noch nicht fähig, doch ihm ist das egal. Er kommt auf mich zu und greift mit seiner unverwundeten Hand hart nach meinem Kinn. „Ich will deine Zähne sehen.“ Zielsicher finden seine Finger den Weg durch meine steifen Lippen und öffnen meinen Mund gewaltsam. Meine Wangen glühen immer noch und mir wird bewusst was ich getan habe. Ich habe die Kontrolle verloren, vor einem anderen Menschen. Das hätte nicht passieren dürfen, aber er hätte es ohnehin erfahren, oder? Irgendwann wäre es eh passiert, wenn er mich hier drinnen festhält, ohne die Möglichkeit an Blut zu kommen. Ein Haustier muss gefüttert werden. Immer wieder spüre ich die Berührung seiner Fingerkuppen die fasziniert über meine Fänge gleiten. Erst oben ertasten sie jeden einzelnen Zahn, dann unten. Er ist sehr vorsichtig, um nicht erneut eine Wunde aufzureißen. Hmm, mir wird heiß, wenn ich nur daran denke, wo diese Finger bis vor kurzem noch waren. Zwar hat er scheinbar seine Hand notdürftig gesäubert, trotzdem kann ich mein eigenes Sperma und Blut an der duftenden Haut riechen. Ich muss mich arg zurückhalten um nicht erneut zu zubeißen. Scheinbar hat er genug gesehen, denn er lässt von mir ab und starrt mich nun einfach nur an. Meine Atmung hat sich inzwischen wieder stabilisiert und mein Hunger, der bis eben noch so zwingend war, ist jetzt etwas beruhigt. Still sehen wir uns an, keiner sagt etwas. Mein Blick wandert über die schmalen Lippen, die vorhin noch so verführerisch meinen Nacken berührt haben. Wie konnte ich nur so schnell und so einfach einem Menschen verfallen? Liegt es an seinem Blut, oder an dem Orgasmus den er mir schenkte? Ich weiß es nicht. Aber ich will ihn. Diesen fremden, schönen Mann. „Du hast mein Blut getrunken.“ „Ja…“ Sein Blick mustert mein verschwitztes Gesicht und meine glasigen Augen. „Einen kleinen Vampir hat man mir da also geschenkt.“, schnarrt seine Stimme leicht belustigt und gleichzeitig schockiert. „Ist es schlimm?“ Die Angst vor Zurückweisung spricht aus mir. Er runzelt die Stirn. „Ich bin nur verwirrt. So etwas hätte ich nie für möglich gehalten. Deine Wunden…“ Während er spricht nimmt er wieder meine Hand und streicht über das Gelenk. „…sind zu schnell geheilt. Unnormal schnell. Ich sehe es, deine Zähne, deine Blutlust in den Augen eben, aber ich glaube nicht daran.“ Stille senkt sich über den Raum, doch er lässt mich nicht aus den Augen. „Trotzdem sehe ich dich vor mir.“ Er hebt seine Hand. Die Wunde ist immer noch feucht von frischem Blut. „Du hast mich gebissen, das lässt sich schlecht leugnen. Und du hast mein Blut getrunken.“ „Was machst du jetzt mit mir?“, frage ich schüchtern. Er lässt den Arm sinken und seine dunklen Augen funkeln mich amüsiert an. „Mit dir? Oh, da fällt mir viel ein. Du bist hinreißend wenn du stöhnst.“ Meine Wangen fangen wieder an zu glühen aufgrund seiner peinlichen Worte. Meine Angst weicht sofort aus meinen Gliedern. In meinem Mund schmecke ich immer noch das Aroma seines Blutes. „Ich habe mich entschieden.“, meine ich leise und schiebe mich seinem Gesicht entgegen. „Ach ja?“ „Ja, ich bleibe freiwillig bei dir.“ Seine schönen Lippen lächeln mich an, ehe er mich leidenschaftlich küsst. Kapitel 4: Kontrolle -------------------- Als ich aufwache bin ich wieder alleine, doch ich finde Alexander im Wohnzimmer wieder, wo er gerade mit irgendjemandem telefoniert. Seine Stimme ist dunkel und weich und beschert mir sanfte Schauer, die wie Wasser über meinen Rücken fließen. Ich bleibe kurz im Türrahmen stehen, weil ich ihm noch länger zuhören will, auch wenn ich die melodische Sprache nicht verstehe, die er wieder verwendet. Doch nachdem ich den Raum betreten habe, beendet er das Gespräch enttäuschend schnell und wir sehen uns stumm an. Sein Gesicht ist so unbewegt wie gestern. Keine Überraschung und kein Gefühl. Nur berechnende Blicke. Der Boden ist so glatt und sauber, dass sein Profil sich darin spiegelt, wie in einem klaren See. Er trägt wieder eine schwarze, elegante Stoffhose mit Bügelfalte und ein blaues Hemd, welches er noch nicht zugeknöpft hat. Mein Blick wandert flüchtig über seine nackte, muskulöse Brust. Die gleiche Brust, an die ich mich gestern Abend geschmiegt habe, während seine Hände mich fest umfingen. An seinem Handgelenk kann ich einen weißen Verband entdecken und mit glühenden Wangen erinnere ich mich, dass ich der Grund dafür bin. Verlegen schlinge ich die Arme um mich, weil ich mir in dem großen Raum viel zu verloren vorkomme. Zudem trage ich immer noch diese seltsamen Sachen und die kühle des Metallringes streift meinen Hals und lässt mich wissen, dass er immer noch da ist. Die Situation ist seltsam und ich weiß nicht genau was ich sagen oder tun soll, deshalb setze ich mich einfach wieder stumm aufs Sofa. Es ist bereits spät genug, damit keine Sonne direkt ins Zimmer fällt, zudem ein leichter Vorhang die Fenster bedeckt. „Möchtest du etwas essen?“, fragt er mich ruhig und ich kann seine Gegenwart hinter mir spüren. Seine ganze Präsenz lässt den Raum plötzlich viel kleiner wirken. „Oh, ich vergaß. Isst du denn überhaupt?“ Ich drehe meinen Kopf zu ihm herum. Er duftet wunderbar nach Rasierwasser. „Ich kann essen, aber solange es kein Blut ist...na ja.“ „Verstehe.“ Ob er das tatsächlich tut? Mit fällt auf, dass es das erste Mal ist, dass ich mit einem Menschen spreche, der weiß was ich bin. Ein seltsames Gefühl, aber auch irgendwie…befreiend? Vor ihm muss ich mich nicht verstecken. Trotzdem fühle ich mich noch unwohl aufgrund dieser absurden Situation. Und weil er heute Morgen diese Dinge mit mir getan hat und da ich niemals gedacht hätte, das jemals mit einem Menschen tun zu können. Es wäre einfach zu gefährlich gewesen, weil ich nicht wusste, wie ich auf die direkte Nähe reagieren würde. Und nun weiß ich auch warum. Ich habe ihn gebissen nachdem er mir… Mir wird heiß bei den Gedanken an seine Berührungen und ich versuche die Gedanken schnell fort zu schieben. Verstohlen sehe ich mich im Raum um. Es gehen insgesamt außer dem Wohnzimmer noch 3 weitere Türen ab, die alle geschlossen sind. Eine davon muss in ein Badezimmer führen. „Ähm, kann ich duschen?“ „Natürlich. Ich lege dir Sachen hin, warte hier.“ Er verschwindet im Schlafzimmer und kommt mit einem Handtuch und Wechselsachen wieder, die er mir ins Bad legt. Das Bad sieht übrigens genauso Luxuriös aus, wie der Rest der Wohnung. Dunkle, marmorierte Fliesen und der ganze andere Luxuskram den man so erwartet, von einem vergoldetem Wasserhahn bis zur Kristalllampe, deren Licht in den glatten Fliesen golden reflektiert. Mit den Fingern streiche ich den Rand der hübschen Wanne entlang und fühle den kalten Marmor. Hm wie lange war ich nicht mehr Baden? Ich drehe mich zu Alexander und frage ihn spontan, ob ich die Wanne benutzen kann und er dreht schmunzelnd und wortlos den Wasserhahn auf. Ein mannshoher Spiegel befindet sich auch hier im Raum und als ich mich nun dort sehe, ist es mir ein wenig peinlich. Die kurze Hose liegt ziemlich eng an und man sieht meine nackten Oberschenkel. Meine Haare sind etwas verzaust, weil ich mich noch nicht gekämmt habe und an meinem Hals ist immer noch dieses Ding. Ich wende mich nochmals Alexander zu, der mich immer noch beobachtet. „Machst du mir den Ring ab?“ Ich deute auf den silbernen Reif um meinen Hals. Seine Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen. „Nein.“ „Warum?“ Er streckt eine Hand aus und berührt den Reif an meinem Hals mit seinen Fingerspitzen, bevor er mein Kinn umfasst und etwas näher rückt. „Weil es mir gefällt, wenn du ihn trägst. Er bleibt dran.“ Ich bin überrascht, über die strenge Bestimmtheit. So war er bisher gar nicht, aber es gefällt mir…vielleicht…ein kleines bisschen. Als das Wasser fertig eingelaufen ist, sehe ich ihn auffordernd, aber ein wenig nervös an und beginne bereits damit mein Hemd aufzuknöpfen. Kurz zögert er und ich bin mir fast sicher, dass sein Duft sich etwas verändert. Ist er wieder erregt? Oh das riecht gut. Doch er lässt mich allein mit roten Wangen im Bad stehen und schließt die Tür hinter sich mit einem wissenden Lächeln auf den schmalen Lippen. Ich weiß nicht wann ich mich das letzte Mal so erfrischt gefühlt habe. Meine Haut duftet wunderbar nach teurem Duschgel und meine Haare fühlen sich weicher an als je zuvor. Wie flauschige Federn schmiegen sie sich um mein Gesicht. Zuhause habe ich immer nur das billige Waschzeug von Olaf mit verwendet, wodurch meine Haare immer so trocken wie Stroh wurden. An meinen Haarspitzen sammeln sich, trotzdem ich mich mit den flauschigen Handtüchern trocken gerieben habe, einige Wassertropfen und laufen mir den Nacken hinunter. Sie bereiten mir eine Gänsehaut. Ich wische sie mir ab und tapse über die kalten Fliesen zu den Sachen, die mir hingelegt wurden. Unterwäsche und eine weiße Hose, diesmal aber nicht kurz, trotzdem liegt der Stoff eng an meiner Haut an. Dann noch ein weißes, langärmeliges Hemd. Ich weiß nicht was ich davon halten soll, als ich in den Spiegel sehe und mich eingehend betrachte. Meine blauen Augen leuchten regelrecht, die einzige kräftige Farbe an mir. Dabei wirken selbst meine bleichen Haare eine Nuance dunkler durch den reinweißen Stoff. Die elegante Gestalt des Asiaten ragt vor mir auf, als ich die offene Küche betrete. Ein wenig muss ich zu ihm aufsehen, aufgrund seiner Größe. Dabei dachte ich immer alle Asiaten wären klein. „Bist du fertig?“ Ich nicke. „Gut. Wir haben heute noch viel vor.“ Er geht an mir vorbei zum Sofa und prüft dabei irgendetwas auf seinem Laptop. „Ach ja?“ In meiner Stimme schwingt Verblüffung mit. „Später.“, wimmelt er mich nur ab und blättert durch irgendwelche Unterlagen die neben seinem Laptop liegen. „Komm her.“, befielt er mir und ich gehorche. Vor mir auf dem Tisch liegt mein Ausweis. Also muss er auch mein Portmonee haben, nehme ich an. „Zion.“, sagt er rau und lächelt dabei düster. „Ein seltsamer Name, aber er passt zu dir. Und mir gefallen seltene Dinge.“ Nachdenklich setzt er sich. „Ich habe alles überprüfen lassen. Du bist jetzt seit fast einem Tag bei mir und es gibt noch keine Vermisstenanzeige. Weder bei der Polizei, noch im Internet. Ich hätte gedacht es wird schwieriger dich verschwinden zu lassen.“ Seine Augen mustern meinen Körper und ich setze mich neben ihn. „Ich habe nur einen Stiefvater und er wird eher denken ich wäre ausgerissen. Er wird nicht suchen. Aber ich weiß nicht wie es mit meiner Schule ist.“ „Da wurdest du bereits abgemeldet. Das habe ich vorhin vorsichtshalber überprüfen lassen.“, meint er sachlich. „Von…dir?“, frage ich vorsichtig. „Nein. Scheinbar von deinem Vater und das schon vor einigen Tagen. Diese Woche, wäre deine letzte Schulwoche gewesen.“ „Oh.“ Ich frage mich, wann Olaf mir das bitte erzählen wollte und warum er das getan hatte. Obwohl… eigentlich ist es ja offensichtlich. Olaf fand Schule sowieso überflüssig, wahrscheinlich wollte er mich dazu zwingen, irgendwo arbeiten zu gehen. Es wäre nicht das erste Mal, aber als er es damals versuchte ging es nicht, durch die Schulpflicht, aber da ich jetzt die 10. Klasse bereits abgeschlossen habe, besteht diese nun nicht mehr für mich. So ein intrigantes Arschloch… Alexander beobachtet mich, als würde er nach etwas suchen. „Du bist nicht traurig?“ „Nein.“ Ich lehne mich zurück ins Polster und sehe entspannt aus einem Teil des Fensters, der nicht verdeckt ist. „Du wirst aus deinem Leben gerissen und dich stört es nicht?“, fragt er mich neugierig, lauernd. Aber ich brauche nicht zu lügen. „Nein, es gibt nichts was ich vermisse.“ „Keine Freunde?“, fragt er lauernd und ich schüttle den Kopf. „Du bist der Erste der weiß, was ich bin. Ich kann mich niemandem anvertrauen. Ich ertrage es nicht, wenn sie mir zu nahe sind.“ „Weshalb?“ „Ihr Geruch.“ Verlegen schaue ich zur Seite. „Er macht mich hungrig.“, meine ich verzagt. „Du hast angst sie zu töten.“ „Nicht wirklich…ich will nur nicht auffallen. Außerdem, sieh mich an. Ich bin nicht kräftig genug um einen Menschen anzufallen und woher soll ich wissen wohin mit einer Leiche?“ „Wenn du keine Menschen tötest, was dann?“, fragt er sachlich, als würden wir über das Wetter reden. Sollte ihn das als Mensch nicht abstoßen? Ich spreche immerhin übers Töten. „Also…Tiere. Meistens Kaninchen oder Vögel. Wenn ich einen erwische.“ Er lacht seltsam entrückt und schüttelt den Kopf. „Ich kann es immer noch nicht recht glauben. Vampire, oder was auch immer du bist, kenne ich nur aus schlechten Horrorfilmen. Aber du hast mich gebissen.“ Er verzieht sein hübsches Gesicht. „Ist es auf irgendeine Weise ansteckend?“ „Ich glaube nicht“ „Du glaubst? Das ist ganz schön vage.“ „Ich habe noch nicht viele Menschen…gebissen. Aber ich glaube nicht, dass es ansteckend ist. Ich war schon immer so, soweit ich denken kann.“ „Also kein verrückter Graf Dracula, der dich verwandelt hat.“, spottet er und ich starre ihn grimmig an. „Wir werden sehen, ob dein Biss Auswirkungen hat. Hmm...du hast keine weiteren Verwandten, keine Freunde. Es ist fast zu einfach...“, meint er nachdenklich und schielt wieder auf den Personalausweis. „Bist du tatsächlich 17?“ Oh, das habe ich fast vergessen. Ich habe ja Geburtstag… „Was sonst?“, frage ich verwirrt, weil ich nicht weiß worauf er hinaus will. „Ich möchte nur keine Überraschungen erleben. Du siehst jung aus, aber man sieht dir auch nicht an, dass du kein Mensch bist.“ „Ich bin wirklich 17. Bisher altere ich ganz normal, ich werde nur nicht krank und ich heile schnell. Aber das weißt du ja.“ Ich war noch nie krank, nicht ein Mal. Keine Erkältung, Grippe oder Masern. Zumindest soweit ich mich an meine Kindheit zurückerinnern kann. „Wen hast du noch gebissen, außer mir? Ich rate dir ehrlich zu sein, ich kann mir keine Zeugen leisten. Wenn es jemanden gibt, werden wir uns darum kümmern müssen.“ „Nur dieser Typ gestern und….dich. Er, weil er mich angegriffen hat und…dich…weil…“ murmle ich. „Mich, weil du erregt warst, schätze ich.“ „Ja…“, krächze ich leise. „Du bist Jungfrau.“, stellt er unvermittelt fest und ich werde auf der Stelle rot vor Scham. Oje, ich bin doch sonst nicht so, aber in seiner Gegenwart fühle ich mich so merkwürdig. Als wäre er ein Verstärker für die wenigen Emotionen die in meinem Körper existieren. Er mustert mich wieder mit diesem seltsamen Blick und langsam kommt mir auch seine Fragerei merkwürdig vor. Hat er Hintergedanken? Das behagt mir nicht. „Willst…wirst du mich verkaufen?“ Unsicher sehe ich ihn an. „Hast du angst davor?“ „Ein wenig.“ „Nein, ich werde dich nicht verkaufen, du bist zu wertvoll dafür. Und ich sammle wertvolle Dinge.“ Ich bin also für ihn auch nur Ware… Er beugt sich plötzlich zu mir herüber und seine Hände greifen an meine Hüfte und Taille, um mich auf ihn zu ziehen. „Hmmm, die Leute wissen gar nicht was ihnen entgeht.“, schnurrt er in mein Ohr mit seiner dunklen Stimme und ein Schauer überzieht meine Haut. Eine Hand schleicht sich auf meinen Oberschenkel, der andere Arm hält mich weiter umschlungen und sein Kopf legt sich entspannt auf meine Schulter. Ich frage mich, wie es jetzt weiter gehen wird. Bleibe ich hier? Zurückgehen ist jedenfalls keine Option, aber von hier fortgehen wird vielleicht auch gar nicht möglich sein. „Was soll ich eigentlich jetzt machen? Ich kann nicht den ganzen Tag hier herumsitzen und nichts tun.“, frage ich vorsichtig. „Du möchtest eine Beschäftigung?“ „Ja.“ „Suche dir etwas. Du kannst tun was du möchtest, solange du dich an meine Regeln hältst.“ „Ich darf also nicht nach draußen.“ „Ohne meine Erlaubnis verlässt du diese Räume nicht.“ „Und wenn ich es doch tue? Was hält mich davon ab einfach zu gehen?“, frage ich provokativ, da mir immer noch der Gedanke im Kopf schwirrt, für ihn nur ein wertvoller Gegenstand zu sein, eine Ware. Ich muss zugeben, ein wenig bin ich schon beleidigt. Mir entgleitet sofort mein trockenes Lächeln, als ich etwas in seinen Augen blitzen sehe. Hart packt er mich an meinen Hüften und stößt mich rüde aufs Sofa. Ich keuche erschrocken und meine Augen weiten sich. Sogleich liegt er schwer auf mir und eine Hand drückt sich drohend an meine Kehle. Die andere fängt meine Handgelenke ein und drückt sie über meinen Kopf ins Polster. Ich winde mich unter seinem Griff, werde aber sofort ruhig, als sein strafender Blick mich streift. Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Ich kann seinen Atem auf meiner kalten Haut spüren. „Du verkennst die Situation, meine kleine Fledermaus.“ Seine Stimme knurrt tief und dunkel, als wäre er das Raubtier von uns beiden. „Du gehörst mir.“ Ein Bein schiebt sich zwischen meine Knie und spreizt sie auseinander. Ich komme nicht umhin leise zu wimmern, da sein Oberschenkel bestimmt gegen meinen Schritt drückt und ich muss nervös schlucken, weil seine durchdringenden Augen mich gierig beobachten. Das erste Mal fühle ich mich selbst vollkommen als Beute. Ausgeliefert wie eines dieser Kaninchen, die ich normaler Weise fresse, und diese umgekehrte Rolle, diese untergeordnete Position, in der ich mich befinde, erregt mich erschreckender Weise auch noch. Es ist mir gerade so egal, dass ich schwach bin. Seine Handlungen wecken einen neuen, unbekannten Teil in mir und er beginnt langsam mir zu gefallen. „Du gehörst mir, dein Körper gehört mir.“, flüstert er anregend in mein Ohr, als er sich weiter hinabbeugt. Die Hand an meiner Kehle lockert sich und streicht fest über meine Brust. „Deine Erregung…“ Er wandert weiter bis zu meiner zitternden Hüfte. Dann drückt er ruckartig sein Bein fester gegen meinen Schritt und ich muss abermals keuchen. „…gehört mir.“ Verdammt...ich bin hart geworden durch seine Worte. Langsam beginnt er nun mein weißes Hemd aufzuknöpfen, schiebt den Stoff auseinander und betrachtet mit einem merkwürdigen Grinsen meine nackte Brust. Im Kontrast zu der milchweißen Haut schimmern meine Brustwarzen wie rosane Kirschblüten im Schnee. Eine seltsame Mischung aus Furcht und Erregung erfasst mich und ich weiß nicht für welche Seite ich mich entscheiden soll. Aufreizend reibt sein Bein gegen meinen Schritt. Meine Augen wandern automatisch zu seiner Schulter und wieder kann ich diesen Duft wittern. Herb und voll. Ergeben beiße ich mir auf die Unterlippe. Ich kann diesem Geruch nicht widerstehen, er reizt alle meine Sinne aufs Äußerste, und es bildet sich Speichel in meinem Mund. Die aufkommende Erregung mischt sich perfekt mit meinem Hunger. Oh Gott, ich will ihn beißen… „Du wirst mich nicht beißen.“ Oh, hat er meinen Gemütszustand bemerkt? Ich schlucke nervös und winder mich abermals unter seinen fordernden Berührungen. „Hörst du mich?“ Eine Hand fängt mein Kinn ein, als ich seinem Blick ausweichen will. „Ja.“ „Gut.“ Er stellt sich das so einfach vor, doch er steckt nicht in meiner Haut. Während er sich weiter an mir reibt verströmt er immer stärker diesen besonderen Duft, den ich genüsslich aufsauge und mir dabei über die Lippen lecke. Er riecht köstlich nach Mensch und ich habe das Gefühl es jetzt noch viel stärker wahrzunehmen, als gestern. Vielleicht liegt es daran, dass ich jetzt weiß wie er schmeckt. Wie sich sein Blut auf meiner Zunge anfühlt und sein Fleisch unter meinen Zähnen… „Spürst du das?“, fragt Alexander unvermittelt. „Was…“, meine Stimme stirbt, als ich unerwartet seine Zähne an meiner Schulter spüre.„Ah…ja…“, schreie ich erstickt und überrascht zugleich. Er hat mich gebissen! Nicht stak genug damit Blut fließt, aber es bringt mich trotzdem vollständig aus der Fassung. „Sehr gut.“, grinst er zufrieden. Kurz lösen sich seine Lippen von meiner Haut, ehe er erneut zubeißt, diesmal sanfter. Seine Zunge wandert über meine Haut bis zu meinem Schlüsselbein, während eine Hand langsam beginnt über meine Schenkel zu streichen. Sein Bein liegt dabei immer noch zwischen meinen. „Du tust was ich dir sage, hörst du?“, flüstert er bedrohlich, fast knurrend. „Ja.“, hauche ich ergeben, strecke mein Rückrad durch und drücke meinen Hinterkopf tiefer in das Polster der Couch. „Wenn ich dir befehle, mich nicht zu beißen, dann erwarte ich, dass du nicht einmal daran denkst.“ „Ja…“ Ich spüre einen kurzen Schmerz und ein ziehen, als er meine Handgelenke loslässt und mit derselben Hand ruckartig in meine Haare greift, um meinen Kopf zur Seite zu drehen. Seine Lippen wandern direkt über meiner pochenden Halsschlagader entlang. Mit geschlossenen Augen schlucke ich gegen meinen Trieb an, dasselbe bei ihm zu tun. „Du gehörst jetzt mir! Hast du das verstanden?“ „Ja…“, antworte ich mit glasigen Augen. Meine Erregung fließt mir bereits bis in die Fingerspitzen, doch Alexander schenkt dem keine Beachtung. Ich bin hart. Oh Gott, ich will ihn. Ich will sein Hemd aufreißen und über seine erhitzte Haut lecken. In seinem Duft kann ich auch seine Erregung riechen und kann nicht verstehen, wie er das nur aushalten kann. Hätte ich eine Wahl, ich würde ihn am liebsten lebendig verspeisen. Doch die habe ich nicht. Er trifft sie für mich. Ich bin ihm in diesem Moment vollkommen ergeben. Der Druck gegen meinen Schritt wird stärker und er beginnt mich mit einem stetigen Rhythmus zu reiben. Zwischen uns ist immer noch der Stoff der dünnen Hose, die ich gerade erst angezogen habe. Wenn er nicht aufhört, wird er mir noch mal eine geben müssen… Überall wo er mich mit seinen Lippen berührt, wird meine Haut unter den Küssen warm und als er sanft in meine Brustwarze beißt, sie zwischen die Lippen zieht und mit der Zunge berührt, stoße ich ächzend einen Schwall erhitzter Luft aus, die ich zuvor konzentriert angehalten habe. Meine Wangen brennen. Trotzdem ist der Rest meiner Haut immer noch so kalt wie Schnee. Viel kälter als gestern, obwohl ich so erregt bin. Mein Körper verlangt nach Blut. Es ist nicht mehr genug Energie in diesem Leib, um die benötigte Hitze herzugeben. Ob ihm das ebenfalls auffällt? In meinem Magen bebt es. Ich darf ihn nicht beißen! Frustriert keuche ich und lehne mich weiter nach hinten in dem schwachen Versuch seinem Duft zu entgehen und nehme plötzlich einen anderen, mir fremden Geruch war. Schlagartig öffne ich die Augen und blicke in ein anzüglich lächelndes Gesicht. Nur wenige Meter entfernt steht lässig ein Mann im Raum, der uns interessiert beobachtet. Scharf atme ich ein und Alexanders Kopf ruckt nach oben. „Was….“ Seine Mimik ist unbewegt, als er den fremden Mann entdeckt. „Das war heiß“, kommentiert der Fremde und seine Mundwinkel zucken dabei. Er ist ebenfalls asiatisch. Mir fallen als erstes seine seidigen, schwarzen Haare auf, die er nach hinten gekämmt hat und seine ernsten Augen, hinter einer Brille versteckt. Ein scharfes Kinn. Hübsch, wäre da nicht seine Nase, die aussieht, als hätte jemand sie ihm aus Wut gebrochen, sowie eine feine Narbe unter seinem rechten Auge, die seine glatte, helle Haut verunstaltet. Er trägt einen dunklen Anzug, der im Gegensatz zu Alexanders Kleidung schon fast unordentlich wirkt. Mit geschmeidigen Schritten kommt er näher und lehnt sich lässig gegen das Sofa, auf dem wir immer noch liegen. Alexander richtet sich gemächlich auf, als wäre diese Situation gar nicht so absurd, wie sie mir vorkommt. Meine Glieder sind immer noch ganz starr vor Schreck. „Yun, was machst du hier?“, fragt Alexander etwas genervt. Der Fremde steckt seine Hand in die Hosentasche und zieht einen silbernen Schlüssel hervor, der um seinen Zeigefinger baumelt. „Ich wollte dir deinen Schlüssel zurückbringen. Aber mir scheint es, als wärst du gerade schwer beschäftigt.“ Yuns Augen wandern wissend zu mir. Ich fühle mich unter seinem Blick schrecklich unwohl. Am liebsten würde ich mein Gesicht in Alexanders Brust vergraben, doch er steht vom Sofa auf und schenkt mir keine Beachtung mehr. Da ich mir jetzt mit der nackten Brust so entblößt vorkomme, schlinge ich die Arme um den Körper, während ich mich auf die Seite drehe und die Knie an meinen Bauch ziehe. Die Erregung, die bis eben den ganzen Raum erfüllt hat, ist so plötzlich verschwunden wie ein Sandsturm. „Du kannst den Schlüssel behalten.“ Alexander geht an dem Fremden vorbei und holt sich aus der Küche ein Glas Wasser. Ich lasse ihn dabei nicht aus den Augen und Yun auch nicht. „Bist du dir sicher? Ich könnte mich nachts hier hereinschleichen und deine Krawatten durcheinander bringen. Oh das würde Spaß machen!“, lacht er beinahe mit kindlicher Freude. „Wenn es einen unter den ganzen Schwachköpfen gibt, dem ich meinen Schlüssel anvertrauen würde, dann dir, auch wenn du manchmal unausstehlich bist. Und lass die Finger von meinen Sachen!“ „Danke für die Blumen, Cousin. Apropos unausstehlich, dir scheint mein Geschenk also zu gefallen. Ich habe dir doch versprochen, es trifft genau deinen Geschmack. Es wäre schön, wenn du mir endlich mal wirklich so viel Vertrauen schenkst, wie du immer behauptest.“ Auch wenn ich inzwischen angespannt aus dem Fenster schaue, kann ich Yuns Blick auf mir spüren. „Ich wusste sofort, als ich ihn sah, dass er perfekt ist.“ Er meint doch nicht etwa….mich? Mein Kopf ruckt nach oben und ich begegne Yuns Blick. Ich kann ihn nicht einschätzen. Ist es kalte Berechnung, die ich hinter der Brille durchblitzen sehe? Stoff raschelt, als er sich zu mir herunter beugt und seine schlanken Finger streichen durch meine hellen Haare. Die Berührung ist unangenehm. Nicht wie bei Alexander… „Er sieht ihr ähnlich, oder?“, flüstert Yun beinahe. „Lass ihn los.“, knurrt Alexander scharf. Die Hand zuckt augenblicklich zurück. „Keine Angst, ich mach ihn schon nicht kaputt. Ich habe ihn dir geschenkt! Er gehört ganz dir. Alles gehört dir, mein lieber Cousin, wie immer. Allerdings solltest du mehr auf deine Spielzeuge achten. Sie gehen immer so schnell kaputt.“ Von was zum Teufel spricht er? Ich bin verwirrt und aus Alexanders Blick kann ich auch nichts ablesen, was mir weiterhilft. „Da fällt mir ein, ich brauche einen neuen Mitarbeiter, es wäre wundervoll, wenn du jemanden entbehren könntest.“ „Ich habe dir erst vor einer Woche jemanden zugeteilt.“, meint Alexander sachlich. Yun verzieht das Gesicht. „Ja, aber dein neues Spielzeug hat ihm die Kehle zerrissen. Ich weiß noch nicht einmal, ob er die nächsten Tage überlebt, und selbst wenn, er ist derzeit vollkommen unbrauchbar in diesem Zustand. Du solltest aufpassen, der Kleine ist ganz schön bissig!“, scherzt er vergnügt. „Du hast doch fähige Mitarbeiter, sicher lecken sich bereits einige die Finger nach einer Beförderung.“ „Alles Idioten, bis zum letzten. Er war zwar ein Sadist, aber immerhin brauchbar. Du schuldest mir was, und wenn du willst dass die Geschäfte laufen, brauche ich jemanden mit mehr Grips im Kopf. Ich habe schon genug räudige Köter, die sich lieber an der Ware vergreifen, als damit zu handeln. Es hat mich mehr als genug gekostet, als die letzte Leiche direkt in die Hände der Polizei gespült wurde.“ „Das Mädchen von letzter Woche? Ich dachte das wäre erledigt.“ „Ist es auch, aber Schmiergelder sind nicht billig. Ich kann nicht die gesamte Polizei aus dem Weg räumen, außerdem hat dort Asano seine Finger zu sehr im Spiel. Du weißt, dass er nur auf solch eine Gelegenheit wartet.“ „Das wird sich ändern.“ Yuns Stimme schallt bellend durch den Raum, als er lacht. „Asano ändert sich nie! Aber wir werden sehen, ob du dem Tiger die Krallen ziehen kannst. Dein Vater hat es bisher nicht geschafft.“ „Vater ist auch nur noch ein zahnloser Drache.“ „Mag sein.“ Kurz senkt sich eine Stille im Raum nieder und ich sehe in das nachdenkliche Gesicht von Alexander, der mich mustert, eher er sich wieder an Yun wendet. „Du bekommst deinen Mitarbeiter. Ich kümmere mich darum.“ „Gut. Es ist schon spät, du solltest dich bald fertig machen.“ Yun zieht den Ärmel seines Hemdes zurück und eine teure Uhr kommt zum Vorschein. „Du weißt ja, die Familie wartet nicht gerne.“ „Dann lasse deinen unbändigen Charm spielen und unterhalte sie. Sag mir nicht, dass du keine Lust hast auf neuen Tratsch, Amelie wird dich sicher gerne auf den neusten Stand bringen.“ „Ach was, es gibt nichts besseres, als zu erfahren, welche neuen Intrigen sie sich wieder ausgedacht hat! Ich liebe ihren erfinderischen Geist. Ich brenne darauf zu erfahren, welche Ehe sie diesmal zerstört hat!“ Vergnügt geht er an Alexander vorbei zur Tür und will gerade nach der Türklinke greifen. „Eins noch, weißt du ob Yukiko schon da ist?“ Yuns Hand erstarrt für den Bruchteil einer Sekunde und mir kommt es so vor, als würde sein Körper sich verhärten. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein, denn als er wieder spricht, kann man seine Anspannung nicht mehr hören. „Nein, sie hat sich bei deiner Mutter entschuldigen lassen. Durch das schwere Unwetter startet heute kein einziges Flugzeug mehr.“ Erstaunt schaue ich aus dem Fenster in den zwar bewölkten, aber regenfreien Himmel. Wahrscheinlich reden sie von einer anderen Stadt. „Der heutige Abend ist wichtig, sie hätte herkommen sollen.“ „Dann beschwer dich bei ihr und Thor.“ Er öffnet die Tür und wirft einen Blick über die Schulter. „Thor? Der Donnergott? Ich fürchte eine Beschwerde wird schwierig zuzustellen sein.“, witzelt Alexander. „Du hast doch fähige Mitarbeiter.“, grinst Yun und zwinkert ihm schelmisch zu, eher er die Tür hinter sich schließt. * Kapitel 5: Instinkt ------------------- * Gelangweilt spiele ich bereits seit mehreren Minuten an einem der glänzenden Hemdknöpfe und knibbel ihn immer wieder auf und zu. Draußen wird es bereits zusehends dunkler. Die ganze Zeit sehe ich schon Alexander dabei zu, wie er durch die Wohnung läuft, im Badezimmer verschwindet, umgezogen wieder herauskommt und dann zur Haustür hinaus verschwindet ohne mir einen Blick zuzuwerfen oder mir zu sagen, wohin er geht. Er lässt mich alleine.   Es ist still. Ich kann den Motor des Kühlschranks hören. Eine Wanduhr in der Küche tickt mit jedem Schlag lauter. In mir rauscht mein Blut. Doch etwas fehlt. Er fehlt. Alexanders Geruch wird mit jeder Minute schwächer, in der er nicht mehr im Raum ist. Das macht mich unruhig, also stehe ich auf und weiß schon nach den ersten Schritten nicht wohin mit mir. Ich fühle mich schrecklich unwohl so alleine hier. Ohne ihn. Ich bin nervös sobald er den Raum verlässt, wird mir bewusst. Seine Anwesenheit reizt alle meine unterdrückten tierischen Instinkte und seine Abwesenheit lässt mich rasend werden! Ich gehöre ihm, hat er gesagt. Mein Magen bebt wieder. Schon seit vorhin kommt mein Hunger in immer kürzeren Wellen. Seit einigen Minuten laufe ich nun schon gehetzt hin und her, wie ein Tiger im Käfig. Ich bin hungrig… Du gehörst mir. Und er gehört…mir. Ein Knurren grollt tief in meiner Kehle und holt mich wieder zurück in die Gegenwart. Erschreckt bleibe ich stehen und schlucke. Einen kurzen Moment lang war ich wieder….das Tier. Ist es der Hunger, der aus mir spricht? Ich kann nicht klar denken. Mir ist schwindlig. Solange ist es eigentlich gar nicht her, dass ich gefressen habe und trotzdem kommt es mir wie eine Ewigkeit vor. Die wenigen Tropfen Blut, die ich aus Alexanders Arm gesogen habe, haben die Situation nicht verbessert. Im Gegenteil. Mein Körper ist regelrecht süchtig nach diesem Geschmack! Früher hat ein großer Hase für beinahe 2 Wochen gereicht. Doch in den letzten vergangenen Wochen wurden die Abstände kürzer. Ein Hase pro Woche, dann noch ein Huhn, eine Ratte… Seit gut zwei Wochen fresse ich schon fast täglich. Es ist nie genug. Mein Körper fühlt sich nach jeder Jagd schwächer an, als er sowieso schon ist. In mir rumort es schon fast hörbar. Ich muss ihn fragen. Vielleicht besorgt er mir wieder einen Hasen. Verdammt, dieser Kerl hat genug Geld, um mir ein ganzes Pferd zu kaufen! Doch meine Gedanken wandern immer wieder zurück zu etwas anderem. Alleine von der Erinnerung des weniger schmackhaften Tierblutes wird mir schlecht. Gestern, als die ersten salzigen Tropfen von menschlichem Blut auf meiner Zunge tanzten, eröffnete sich mir eine völlig neue Welt. Mein Körper beginnt sofort bis in die Finger zu kribbeln, da ich mir die Erinnerung an die Konsistenz und den Geschmack herauskrame, wie aus einer Schatzkiste in meinem Kopf. Es war warm und dick wie frischer Pudding. Bin ich nun endgültig zu einem Monster geworden, wie aus den Vorstellungen der Menschen? Bisher war mein Wunsch zu töten, wirklich und wahrhaftig einen Menschen zu töten, nur rein hypothetisch. Ein schöne Vorstellung, wie wenn man bestimmte sexuelle Fantasien hat, diese aber in Wirklichkeit niemals ausleben will. Reine Fantasie. Was, wenn man die Chance hat, seine Fantasien auszuleben und dann merkt, wie wahrhaft grausam die Realität ist? Dass es nicht so ist, wie man es sich vorgestellt hat. Und dann ist da noch die moralische Komponente, die mir schon immer irgendwie fehlt, schätze ich. Das furchtbare Entsetzen, das andere dabei empfinden, wenn sie einen Toten sehen, ist mir so vollkommen fremd wie man es sich nur vorstellen kann. Vielleicht liegt es in meinen Genen. Ich bin anders. Ich bin nicht wirklich menschlich. Gelten dann die menschlichen Regeln auch für mich? Du sollst nicht töten. Worte, die mir aus dem Ethikunterricht der Schule bekannt sind, doch eine ganz andere Bedeutung für mich entwickelt haben, als für meine Mitschüler. Damals habe ich die anderen Kinder schrecklich beneidet, für die einfach Tatsache, dass sie so vollkommen unschuldig an das Thema rangehen konnten. Für niemanden war das Realität. Niemand von ihnen, wälzte sich nachts mit Gedanken von Mord und Blut im Kopf im Bett umher. Keiner von ihnen, musste das Tier auf seinem Teller erst mit eigenen Händen töten. Es gab Zeiten, da habe ich sie gehasst und zugleich unendlich beneidet. Wie gerne wäre ich, wenn mein Magen vor Hunger gebebt hat, einfach zum nächsten Bäcker gelaufen und hätte mir süße Pfannkuchen geholt. Wie gerne hätte ich mich an der Schlange in der Schulkantine angestellt und das Schulessen, über das sich zwar jeder beschwert, aber es trotzdem alle essen, hastig hinuntergeschlungen. Sie wissen nicht wie schön und einfach ihr Leben ist. Wenn man geboren wird stehen einem alle Möglichkeiten offen. Man wird an eine Kreuzung geworfen mit unendlich vielen Wegen die von einem wegführen. Jeder steht am Anfang vor der Wahl welchen Pfad er im Leben gehen will. Jeder hat die Möglichkeiten diesen noch zu wechseln. Jeder, nur ich nicht. Für mich gibt es nur den einen, der mich immer weiter von den anderen Wegen wegführt. Und obwohl dieser eine Pfad unendlich lang erscheint, habe ich die Befürchtung, dass am Ende ein Berg von Leichen auf mich wartet.   Der Wind pfeift und ich laufe immer noch im Takt der tickenden Zeiger im Zimmer herum. Geduldig warte ich auf Alexanders Rückkehr. Ich bin so hungrig. Außerdem habe ich Fragen. So viele Fragen, die mir nicht aus dem Kopf gehen. Wer genau ist er? In welcher Stadt bin ich? Und wann…füttert er mich… Kurz nach dem dieser Yun aus der Tür war, wollte ich ihn bereits fragen, aber er ließ mich nicht. Ich sollte still sein. Und ich tat es. Ich weiß noch nicht einmal warum ich so anstandslos alles tue, was er sagt. Aber es kam mir in dem Moment so natürlich vor. Mir gefällt es auf eine abgedrehte Art und Weise.   Meine Ohren zucken und ich höre Schritte außerhalb des Apartments. Ich erkenne ihn sofort. Alleine die Art des Ganges wie er die Füße aufsetzt, in welchem Abstand und mit welcher Geschwindigkeit. Stark und elegant. In der kurzen Zeit habe ich mir bereits seine Art sich zu bewegen eingeprägt, als wäre ich auf der Jagd. Mein Atem wird schneller. Gleich wird er zur Tür hineinkommen und ich werde ihn wieder wittern können. Mein Leib kribbelt vor Erwartung. Unbewusst muss ich mich in Richtung Tür bewegt haben, denn plötzlich steht Alexander vor mir, immer noch die Hand an der Türklinke und schaut mich überrascht an. Mein Herz setzt einen Schlag aus und gleichzeitig höre ich sein Herz und seinen Puls pochen. Sein Gesicht ist etwas erhitzt, als hätte er sich gerade über irgendetwas geärgert und sein Duft ist voll und intensiv, wie zuvor. Mit halbgeschlossenen Augen atme ich ihn seufzend ein. „Was tust du hier?“, fragt er mich rau und schließt dabei die Tür. Mir ist zu schwummrig im Kopf, um zu antworten, also sehe ich ihn gierig an. Verärgert packt er mich am Handgelenk und zieht mich mit Leichtigkeit ins Wohnzimmer. Ich fühle mich so schwach und kann noch nicht einmal etwas tun, als er mich grob aufs Sofa wirft. „Antworte. Warum standest du vor der Tür? Wolltest du gehen?“ Ich schüttel hastig den Kopf. Meine Hände zittern. „Ich…habe dich gehört.“ „Wovon redest du?“ „Ich habe deine Schritte gehört.“ Nachdenklich ziehen sich seine dunklen Augenbrauen zusammen, als er sich mir nähert. Langsam beruhigt sich auch sein Herzschlag wieder. „Bist du wütend?“, frage ich ihn unsicher. „Nicht wegen dir. Ich...“, er bricht fahrig ab, als fiele ihm gerade erst ein, dass ich nicht sein Freund bin, dem er seine Sorgen unterbreiten kann, sondern sein….ja was eigentlich? Haustier? Bin ich seiner persönlichen Gedanken nicht wert? „Du hast ein feines Gehör. Die Räumlichkeiten sind extra so gestaltet, dass keine Töne nach außen oder Innen dringen können.“ Ich beiße mir verlegen auf die Lippen. „Gestern auch…natürlich. Du hast ihn bereits gehört, bevor er vor der Tür stand, obwohl es nicht möglich ist. Wie konnte ich das vergessen?“, murmelt er nachdenklich zu sich selbst und dreht sich kurz zur Fensterfront herum. „Was man nicht alles mit dieser Fähigkeit machen könnte! So viele Möglichkeiten…“, flüstert seine tiefe Stimme in den Raum hinein, ehe er sich wieder mir zuwendet. „Wie weit reicht diese Fähigkeit?“, fragt er schon beinahe euphorisch, während er auf mich zuschreitet und dabei ausladend gestikuliert. Er steht nun direkt vor mir, seine Gestalt ragt einschüchtern über mir empor. Ich ziehe die Knie an und rücke weiter nach hinten. „Ich…höre besser als Menschen.“ „Wie viel besser?“ „Ich weiß nicht genau“, meine ich. „Vorhin hast du Yun nicht gehört“, meint er anklagend. „Da war ich etwas abgelenkt.“, antworte ich trotzig und die Erinnerung daran treibt mir die Röte ins Gesicht und ein kurzen Grinsen auf seine Lippen, eher er wieder ernst wird. „Ich will, dass du mich über deine Fähigkeiten informierst, hast du mich verstanden? Ich will alles über diese…Vampire, oder was auch immer du bist, wissen. Ich mag keine Überraschungen.“ Nein, er war wirklich nicht der Typ dafür. Erwartungsvoll nickt er mir zu. „Was hörst du?“   Ich schlucke und schließe die Augen, um seinen strengen Augen zu entgehen.  „Die Uhr an der Wand, ich höre die Zeiger, als würden sie mit jeder Sekunde, die vergeht, auf eine kleine Trommel schlagen. Immer und immer wieder. Draußen, ich kann den Wind an der Fassade pfeifen hören, wie ein kleiner Sturm. Und ich…ich kann dein Herz hören.“, hauche ich leise den letzten Satz. „Mein Herz?“, fragt er ehrlich überrascht. „Du hörst mein Herz? Immer?“ „Nein, nur wenn ich mich darauf konzentriere. Es schlägt wie ein kleines Uhrwerk.“ Meine Ohren zucken. Sein Herz übertönt inzwischen sogar die Uhr und ich spüre seinen Puls, als wäre er mein eigener. Zwischen uns sind nur einige wenige Zentimeter die uns trennen und seine Wärme schlägt mir entgegen wie ein Schrei. Schwach öffne ich meine Augen. „Ich möchte etwas zu essen.“ „Damit meinst du wohl keinen Cheeseburger, nehme ich an“, meint er nur amüsiert. Frustriert schlinge ich die Arme um mich. Er nimmt mich gar nicht ernst. Er hält das für einen Witz! Oh Gott, ich bin hungrig… „Gib mir was zu essen….“, verlange ich nun etwas bestimmter. Der Drang in mir ist so zwingend, so alles beherrschend. Wie sollte ein Mensch das verstehen? Meine Kehle ist so schrecklich trocken und ich versuche angestrengt dagegen anzuschlucken. „Was hast du gesagt?“, fragt er drohend. Seine Augen blitzen verärgert auf, doch ich recke ihm nur mein Kinn trotzig entgegen. „Gib mir was...“ Bevor ich meinen Satz beendet kann, werde ich von starken Armen hochgerissen und über die Schulter geworfen, wie ein Sack Mehl. Die Luft wird schlagartig aus meinen Lungen gedrückt und ich spüre Hände die mich grob an den Beinen festhalten. „Ahh!“ „Niemand erteilt mir Befehle!“, knurrt er säuerlich. „Lass mich…“ „Halt den Mund.“ Ich keuche, als er sich plötzlich bewegt „Ich habe das Gefühl, du weißt immer noch nicht in welcher Position du dich befindest, Junge.“ Die Art, wie er spricht hat sich schlagartig verändert. Drohend, gefährlich. Seine Schritte dröhnen auf dem glatten Boden. Seine Worte machen mir Angst. Ich will runter! Um meinem Wunsch Ausdruck zu verleihen strample ich mit den Füßen, die Alexander mit seinem Arm fest umschlungen hält. „Halt still!“, befielt er herrisch. Die Tür vom Schlafzimmer stößt er mit einem Fuß so stark auf, dass sie scheppernd gegen die Wand schlägt und dann werde ich aufs Bett geschmissen. Der unerwartete Aufprall lässt mich keuchen. „Ich dachte, du hättest es bereits begriffen, aber du brauchst wohl noch etwas Zeit dich anzupassen, ist es so, my pretty boy?“ Ich schlucke und krieche ans andere Ende des Bettes und schaue mich verschreckt nach einem Ausweg um. „J-ja.“ „Bleib dort! Du würdest doch nicht etwas so Dummes tun, wie einfach davon zu laufen, ist es nicht so?“ „N-nein, niemals!“ Er geht zu einem großen Schrank und kramt dort in einer Schublade. Etwas klirrt metallisch. Ketten?! Auf Alexanders Lippen schleicht sich ein sadistischer Ausdruck, als er die lange, silberne Kette herausnimmt und damit zu mir aufs Bett steigt. „Ich bin mir nicht mehr so sicher, nachher läufst du wie ein verschrecktes Hündchen davon.“ Unsicher starre ich die Kette in seiner Hand an. „Ich laufe nicht weg.“ „Gut, du gehörst mir. Du bist ein Teil unserer Familie. Komm her!“ Da ich zuerst nicht reagiere, greift er nach mir und zieht mich grob an meinem Halsring zu sich wie ein störrisches Haustier. Mit geschickten Fingern nestelt er in meinem Nacken daran herum und ich höre wie etwas einrastet. Die Kette! „Du kannst nicht gehen. Wenn du denkst, ich wäre nicht in der Lage dich zu finden, täuschst du dich. Ich kann. Jederzeit und überall. Egal in welchem Loch du dich verkriechst.“ Mit den Händen umfasse ich den kühlen Ring krampfhaft, doch das Metall ist zu massiv, um es einfach abreißen zu können. Ich hätte es ja noch nicht mal zerreißen können, wenn es aus bloßem Leder bestünde. „Du willst etwas zu Essen? Dann verdiene es dir! Das ist der Preis für mein Blut, kleiner Vampir!“ Er zieht mich an der Kette zu sich. Ich knie halb aufrecht vor ihm auf dem Bett und er sieht von oben auf mich herab. Die Rollenverteilung, die er mit dieser Geste vermittelt, ist mehr als nur eindeutig.   Die Kette klirrt, als er mich noch näher an sich zieht und meine Hände krallen sich Halt suchend in sein Hemd. Mir ist immer noch schrecklich schwindlig vor Hunger. In meinen Gliedern setzt sich langsam eine leichte Taubheit, die ich bisher nur selten gespürt habe. Normaler Weise hab ich immer darauf geachtet meinen Körper nie so weit herunterzuwirtschaften, dass ich selbst mein eigenes Blut verführerisch rauschen höre. Ich merke kaum, wie meine zittrigen Finger die Knöpfe seines Hemdes öffnen und die darunter liegende Haut duftend zum Vorschein kommt. In meinem Mund bildet sich Speichel. Meine Zähne schmerzen vor unerfüllter Sehnsucht. Die Vorstellung in sein Fleisch zu beißen lässt mich buchstäblich keuchen. „Du wirst mich nicht beißen“, flüstert er in mein Ohr und ich ächze frustriert und verzweifelt. Ich kann seine Härte an meinem Körper spüren und seine Erregung riechen, so nahe ist er mir. In mir kämpfen die beiden stärksten Triebe gegeneinander. Den Trieb ihn zu beißen und den Trieb mich von ihm nehmen zu lassen. Ich weiß nicht welcher von ihnen gewinnen wird. Es ist ein Wettrennen und am Ende wartet Befriedigung. Ich bin längst hart. In meinem Nacken verstärkt sich der Griff seiner Hand, dann ein sanftes Streichen entlang meiner Wirbelsäule, über meine Schultern und weiter hinab bis seine Hand sich grob in den Stoff meines Hemdes krallt und es mit einem kräftigen Ruck an den Nähten aufreißt und mir forsch vom Körper zerrt. Es bleibt in Fetzen in meiner Armbeuge hängen. Jetzt fühle ich seine erhitzte Haut direkt auf meiner. Finger tasten über meine windenden Muskeln, während ich mit meinen über seine Brust streiche. Unter meinen Fingerspitzen kann ich sein Herz deutlich spüren. Bu-bumm. Sein Puls liegt deutlich vor mir, verlockend. Mein Blick wird glasig, unkonzentriert. Ich kann spüren wie mein Geist abgleitet in einen viel instinktiveren Zustand. Ich versuche da zu bleiben, mich mental zusammenzureißen doch… Hände packen die blanke Haut an meinem Gesäß und drücken meine weichen Pobacken. Wann hat er mir die Hose geöffnet…? Seine Hand gleitet zwischen meine Backen und ich spüre einen Finger der verspielt und gierig über meinen Eingang streicht, dann nach unten wandert und meine Hoden kurz sanft streichelt, ehe er sich wieder gierig zu meiner Rosette tastet. Wieder spüre ich einen Finger, doch diesmal streicht er stärker, umkreist mich und drückt sich langsam in mein Inneres. Meine Oberschenkel erzittern unter diesen ungewohnten Berührungen. Normalerweise wäre ich wohl zutiefst schockiert über diese Handlung, doch ich bin in diesem Moment nicht bei mir. Mein Verstand ist so weit entfernt. So hilflos meinen wachsenden Instinkten ausgeliefert, dass sie mich beinahe bewegungsunfähig macht. Sein Puls liegt klar und verführerisch vor mir. Nur wenige Zentimeter und ich könnte…nur ein kleines Stück und ich würde…Ich würde sein weiches Fleisch aufreißen mit meinen scharfen Zähnen, die doch genau dafür gemacht sind. Für diesen einen Zweck. Bu-bumm. Seine Finger stoßen wieder und wieder in mich, tasten sich voran und weiteten mich für etwas Größeres. Doch ich bin zu abgelenkt, um noch diese Art von Erregung zu empfinden. Der eine Trieb löst nach und nach den anderen ab und überlagert ihn. Ich würde…ich werde über seine Haut lecken, die salzigen Tropfen werden auf meiner Zunge tanzen wie herrliche Musik! Ich werde es tun, wenn er es nicht erwartet. Doch….warum warten? Wieso nicht gleich? Wieso nicht jetzt? Mein Atem geht stoßweise und hektisch, meine Augen sind bis zum zerbersten aufgerissen und aus meinen Mundwinkeln läuft ein dünner Faden Speichel. Ich verlor die Kontrolle, wieder und ich kann es nicht stoppen, nicht kontrollieren. Nicht jetzt. Wie könnte irgendjemand diese Naturgewalt in meinem Inneren kontrollieren? Du bist das Tier, du bist der Jäger, Zion. Denke daran. Denke daran, wenn deine Zähne seine köstliche Haut durchbrechen. Denke daran, wenn sein Blut dir heiß und dick durch die Kehle fließt. Denke daran… Bu-bumm.   Gerade als ich zubeißen will, befreit er sich und schaut mir ins Gesicht. Ich kann das Spiel seiner Gefühle sehen. Erst Gierig, dann verwundert und erschreckt, als er meinen aufgerissenen Mund sieht, meine Zähne von denen Speichel tropft und die so kurz davor waren ihn zu schmecken. Sein Faustschlag trifft mich hart gegen die Brust und ich keuche überrascht, als ich mich reflexartig mit dem Arm auf dem Bett abfange. Die Kette an meinem Hals klirrt dabei schrecklich laut und schrill. Es ist plötzlich still um uns herum. Alexanders Herz dröhnt wie eine Trommel laut und schnell, wie das Herz von einem erschreckten Hirsch. Man kann den Schock in seinen Augen sehen, als wäre er derjenige, der die Kontrolle über diese Situation verloren hat. Und vielleicht ist es für ihn auch so. Er sieht mich an. Seine Augen sind so voller Wut, dass es mich erschreckt. „Willst du das Blut so sehr?“ Ich schlucke und kann nicht einmal antworten. In mir zittert und bebt es, wie bei einem Erdbeben. Er steht auf und dreht mir den Rücken zu. Und diese kleine Geste ist so selbstischer und sagt mir, dass er wusste dass ich es nicht wagen würde ihn noch einmal anzugreifen. Ob das eine kluge Idee von ihm ist? Das Tier in mir war immer noch da, nur hatte es sich ein kleines Stück zurückgezogen und lauerte. Doch als ich ihn dabei beobachte, wie er abermals zu dem Schrank geht und aus dem gleichen Fach, indem bereits die Kette gelegen hatte, ein kleines verziertes Messer herausnimmt, sich zu mir dreht und mit einem wissenden Lächeln die Klinge langsam an sein Handgelenk legt, da ist es wieder da. Wie ein Schlag überrollt mich mein Instinkt und ehe der erste Tropfen des salzigen Lebens den Boden berührt, haste ich aus dem Bett und stehe direkt vor ihm. Hätte er mich nicht rechtzeitig mit der unverletzten Hand an der Kehle gepackt, ich hätte ihn ohne Frage zerfleischt. „Ohh nein, nein! Du wirst mich nicht beißen, kleine Fledermaus.“, knurrt er wütend und drückt mich nach unten und ohne nachzudenken wandert mein Blick hypnotisch zur Blutlache, die sich bereits auf dem glatten Parkett bildet. Ein kleiner, weinroter See. Rot und duftend. Ich kann nicht anders, als auf die Knie zu gehen und mein Gesicht schnellt der Erlösung entgegen. Mit weit aufgerissenem Mund gleitet meine Zunge über den Boden und als sein Blut meine Geschmacksknospen trifft, krampft sich mein gesamter Leib schmerzhaft zusammen. Ich kann nicht mehr denken, nicht mehr atmen, nicht mehr fühlen, als das. Mein Körper absorbiert das frische Blut sofort gierig und hungrig in seinen Kreislauf, noch während ich trinke. Schluck um Schluck lecke ich das Blut, immer wieder und wieder. Einige blonde Haarsträhnen hängen mir dabei in den Augen, während ich mich mit meinen Händen neben meinem Kopf abstütze. Die silberne Kette an meinem Hals liegt halb in der Blutlache und glitzert rot, wie Lametta. Blut tropft in einem stetigen Rhythmus von seinem Handgelenk und als ich das gesamte Weinrot vom Boden geleckt habe, strecke ich den Kopf nach oben, um auch die herunterfallenden Tropfen aufzufangen. Es ist nicht genug! Ich kann seinen Blick auf mir spüren, während ich vor ihm auf allen Vieren knie und mit weit aufgerissenen Lippen jedes Stückchen Energie, das in meinen Mund fließt, aufnehme. Ein dicker Tropfen landet dabei versehentlich auf meiner Wange und fließt warm, fast brennend meine Haut entlang. Ich starre ihn an, während ich die Zunge nach dem Blut hinausstrecke und er schaut nur kalt zurück. Es ist nicht genug…   Enttäuscht ächze ich, als er mit einem Mal seine Hand zurückzieht und sie sogleich in sein Hemd fest einwickelt. Sofort färbt sich der Stoff ein, als er das rote Nass so gierig aufsaugt wie meine Zunge es gerade noch tat. Paralysiert bleibe ich auf dem Boden und als ich meinen Blick endlich von ihm losreißen kann streift er den vergoldeten Spiegel an der Wand. Wüsste ich nicht, dass ich es bin, würde ich sagen es ist die Szene aus einem Horrorfilm, die sich mir dort zeigt. Da hockt ein blonder, unschuldiger Engel in weißen Hosen und einem zerrissenen Hemd über und über mit Blut gefleckt auf dem Boden. In den goldenen Haaren und auf der rosigen Haut sticht die Rote Farbe heraus, wie bei einem abstrakten Gemälde. Die Augen sind blau wie der Himmel, aber die Unschuld haben sie verloren. Es sind die Augen eines Raubtieres. Dicke, rote Schliere glänzen auf den perlweißen Zähnen, welche drohend zwischen den Lippen hervorlugen, als ich mit der Zunge darüber gleite. Das Tier zieht sich zurück, langsam. Doch es war noch immer da. Ich kann es in meinen Augen sehen. Ein dunkles Lachen lässt mich herumfahren und ich sehe zu Alexander hoch, der auf mich zukommt. „Du zeigst die gleichen Reaktionen wie ein Drogensüchtiger. Das Zittern deiner Hände, die Atemnot. Du bist süchtig danach. Ich habe diese Symptome schon so oft gesehen. Ich hab aber noch nie jemanden gesehen, der süchtig nach Blut ist. Als du gesagt hast, dass du Blut trinkst, habe ich es, ehrlich gesagt, ein wenig für einen Witz gehalten. Ein merkwürdiger Spleen oder so. Du ahnst ja nicht, wie viele kranke Menschen es auf dieser Welt gibt.“ Seine Augenbrauen ziehen sich nachdenklich zusammen. Mein Körper ist immer noch ganz steif und angespannt. Er ist immer noch auf Jagd-Modus geschaltet, da es nicht genug war. Ich merke wie mein Magen kämpft um jeden einzelnen Tropfen Blut, der in meinen Kreislauf absorbiert wird. Automatisch fange ich an das restliche Blut von meinen Fingern zu lecken. „Du brauchst es wirklich, oder?“ „Yeah…irgendwie schon“, flüstere ich. „Was passiert, wenn du es nicht bekommst?“ „Ich weiß nicht….vermutlich würde ich verhungern. Ich will es lieber nicht ausprobieren.“ Er dreht mir wieder den Rücken zu. „Bist du satt?“ „Ich….ja…nein.“ „ Hör auf rumzustottern.“ „N-Nicht wirklich.“ „Du hast gut einen halben Liter Blut bekommen“, meint er verärgert und wendet sich wieder zu mir. „Wie viel trinkst du üblicher Weise?“ „Zurzeit, ein Kaninchen am Tag, wenn ich eines bekomme.“ Seine Stimme hat einen drohenden Klang als er fragt: „Zurzeit?“ „Der Hunger wird schlimmer. Ich muss in letzter Zeit mehr essen.“ Er seufzt und holt sich einige frische Sachen aus dem Kleiderschrank an der Wand. Dabei zieht er auch frische weiße Kleidung heraus, die er ordentlich gefaltet aufs Bett legt. „Ich werde mir etwas einfallen lassen. Ich kann dich nicht von meinem Blut auf die Dauer ernähren, wenn ich nicht wie eine Leiche durch die Gegend laufen will. Zieh dich um, du bist voller Blut.“ Dann geht er mit großen Schritten zur Tür. „Wo gehst du hin?“, frage ich halb panisch, halb erleichtert. Er hält inne und wirft mir einen kalten Blick zu. „Ich komme später wieder. Du bleibst hier. Du darfst in der Wohnung überall hingehen wo du möchtest. Aber du darfst sie nicht verlassen.“ Damit lässt er mich alleine und ich höre den Wasserhahn im Badezimmer laufen, als er vermutlich seine Wunde versorgt und dann irgendwann höre ich wie er die Wohnung verlässt und die Tür hinter sich abschließt. Ich lehne mit dem Rücken gegen das Bett und in meinem Gesicht spüre ich sein kaltes, klebriges Blut. * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)