Der doppelte Bookman von yezz ================================================================================ Kapitel 6: Im Bücherregen ------------------------- Die nächsten Monate vergingen wie im Flug, während Lavi Dala zeigte, wie sie richtig mit ihrem Innocence umging. Er war recht zufrieden mit ihren Fortschritten im Kampf, wenn gleich sie sich immer noch nicht an die ein oder andere Annehmlichkeit im Orden gewöhnt hatte. So standen sie, wieder einmal, in der großen Bibliothek und jeder trug ein Stapel Bücher. „Du bist sicher, dass ich mir die alle ausleihen und durchlesen darf?“, fragte sie erneut. „Nein. Du darfst sie nur mit ins Zimmer nehmen, aber nicht aufmachen. Nur angucken.“, gab er zurück. „Aber was macht das dann für einen Sinn die Bücher mitzunehmen? Ich kann ja verstehen, dass sie niemand anfassen soll, immerhin sind sie sicher wertvoll, aber dann könnten wir sie auch direkt hier lassen.“, bei dieser Erwiderung wäre Lavi beinahe der Stapel aus den Händen geglitten. „Das war nicht ernst gemeint. Natürlich darfst du sie alle lesen. Und ja, die Bücher sind zum Teil recht wertvoll, aber sie sind eben dazu da, gelesen zu werden.“, belehrte er sie. Verwirrt blinzelte Dala ihn an. „Also war das jetzt wieder einer deiner Scherze?“, es klang halb nach einer Frage, halb nach einer Feststellung. Der Rothaarige nickte nur seufzend. Sprachen konnte sie schneller erlernen, als er 'Gramps' sagen konnte, aber Sarkasmus oder Ironie würde sie wohl niemals verstehen. Oder zumindest würde ihn das noch Jahre seines Lebens kosten. Und einige Nerven obendrein. „Baka Usagi! Miihaa!“, rief eine genervte Stimme hinter ihnen. Die Violetthaarige riss mit einem kurzen Aufschrei die Arme hoch und sofort regnete es Bücher. Kanda quittierte diesen Ausbruch mit einem verächtlichen Schnauben. „Yu-chan!“, maulte Lavi. „Was hat dir Eiszäpfchen getan, dass du sie 'blöde Ziege' nennen musst?“ „Sie atmet. Das reicht. Und wenn ich noch einmal höre, wie du mich beim Vornamen nennst, dann schneide ich dich in Stücke!“, gab er gewohnt kalt zurück. „Wie auch immer. Komui will euch beide sehen.“, damit drehte er sich auch schon um und verwand wieder. Eilig sammelten sie die Bücher auf und brachten sie in ihre Zimmer. Danach machten sie sich sofort auf den Weg zum Leiter des Ordens. „Da seid ihr ja.“, Komui schlürfte lautstark aus seiner Kaffeetasse. „Ihr sollt auf eine Mission nach Roazhon* aufbrechen. Kanda wird euch begleiten.“ „Ist das jetzt auch dieser Sarkasmus?“, wisperte Dala Lavi ins Ohr. Er schüttelte nur mit dem Kopf. Das konnte ja heiter werden. „Warum müssen wir ausgerechnet in die Bretagne fahren?“, murrte Lavi etwas angefressen im Zugabteil. Ihm gegenüber saß Kanda und studierte die Unterlagen, die Komui ihnen ausgehändigt hatte. „Ich brauche dir nicht die Arbeit von uns Exorzisten erklären, oder Baka Usagi?“, antwortete der Schwarzhaarige scharf. Der Bookman hob beschwichtigend die Hände. „Du weißt, wie ich das meine, Yu-chan. Nur die Sprache hört sich wie Keuchhusten an und die Menschen sind immer so misstrauisch.“, erklärte er. Kaum hatte er geendet, hatte Kanda bereits Mugen auf ihn gerichtet. „Ich habe dich gewarnt.“, war dessen Stimme bedrohlich zu hören. Lavi kniff sein Auge etwas zu und befürchtete schon, dass sein Gegenüber endlich ernst machen würde. Kleinlaut schaute er ihn an und bemerkte, wie dieser plötzlich verwundert blinzelte und sich umschaute. „Verdammt! Wo ist Miihaa?“, grummelte er, ohne sein Katana von Lavis Stirn zu nehmen. Die leichte Berührung kitzelte auf seiner Haut, obwohl keiner sich bewegte. „Ich denke mal, dass sie sich hier irgendwo herumtreibt und jemanden sucht, der bretonisch spricht.“, vermutete der Rothaarige. „Und was soll ihr das bringen?“, fragte der andere harsch nach. „Na, sie will wahrscheinlich die Sprache lernen.“, erklärte der Bookman geduldig und rutschte etwas zur Seite, damit die Waffe nicht mehr auf ihn gerichtet war. Tief ausatmend streckte er seine Beine aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Mach dir keine Sorgen um unseren Eskimo. Die kann ziemlich gut auf sich aufpassen.“, dann fasste er sich ein Herz. „Warum kannst du sie eigentlich nicht leiden?“ Kanda funkelte ihn zornig an, steckte aber dennoch Mugen weg. „Che. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.“ Lavi hatte es sich in der Zwischenzeit bequem gemacht und las in einem Buch. Kanda war damit beschäftigt, Mugen zu polieren. Immerhin hatte die Spitze seines geliebten Katanas Lavi berührt. Beide schauten gleichzeitig auf, als die Tür des Abteils aufgeschoben wurde. Vom Flur ertönte die Stimme Dalas. „Trugarez hag kenavo**!“, rief sie und ging durch die Tür. „Wie ich höre, warst du erfolgreich.“, stellte Lavi zufrieden fest. „Evel-just.***“, kam sofort die Antwort unterstrichen von einem Nicken. „Dann kann sie ja für uns alle Nachforschungen betrieben, wenn sie jetzt fließend diese gottverdammte Sprache beherrscht.“, knurrte der Schwarzhaarige. Die beiden Bookman schauten sich an. „Das war jetzt Sarkasmus, Raureif.“, stellte er fest. „Ja, aber warum? So war es doch geplant!“, Lavi musste über Dalas verwirrten Gesichtsausdruck lachen. „Ja, aber ich glaube, dass Yu-chan noch nicht ganz mit deiner Fähigkeit klar kommt, Schneemann.“ Blitzschnell war Kanda aufgesprungen und hielt wieder sein Katana in Lavis Gesicht. „Erstens: Nenn mich nicht beim Vornamen. Ich hasse es, mich da ständig wiederholen zu müssen!“, er funkelte ihn wütend an. „Und zweitens: Wenn du ihr bescheuerte Spitznamen gibst, ist das in Ordnung, oder wie?“ Der Rothaarige zog die Augenbrauen zusammen und stand auf. „Na sicher, Yu-chan. Sie ist ja schließlich so etwas wie meine Gefährtin.“ Lavi konnte nicht reagieren, so schnell hatte er Kandas Ellbogen in den Rippen. Leicht keuchend taumelte er zurück und landete mit dem Hintern wieder auf der Sitzbank. Er sah, wie Dala nach ihrem Stab griff. „Lass gut sein, Schneeglöckchen. Das hatte ich mir wohl so langsam verdient.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)