Der doppelte Bookman von yezz ================================================================================ Kapitel 13: Bookman haben keine Freunde --------------------------------------- Wie angewurzelt verharrte die Gruppe auf der Stelle. Alleine schon diese Stimme schickte Allen eiskalte Schauder den Rücken hinunter. „Sieh mal Tyki. Man braucht nur lange genug den Köder auslegen und schon tappen sie alle in die Falle.“, freute sich eine weitere Stimme, diesmal kindlich weiblich. Sofort hatten die Exorzisten ihre Innocence aktiviert. Lavi packte seinen Hammer und wollte zum Rest der Gruppe stürmen, doch hielt Dala ihn mithilfe ihres Stabes auf. Der Rothaarige spürte die Kälte an seiner Brust. „Aber... Ich muss zu meinen Freunden.“, er schaute Dala mit großen Augen an. „Bookman haben keine Freunde. Hast du das bereits vergessen?“, fragte sie kühl und beobachtete unverwandt den Angriff der Noah auf Lenalee, Allen und Kanda. „Das ist Schwachsinn! Das weißt du selbst! Hast du nicht vor Kurzem selbst noch sie als deine Freunde bezeichnet?“, verzweifelt schrie Lavi Dala an. „Was hat er nur aus dir gemacht?“ „Er hat mir gezeigt, dass man Anderen nicht trauen kann.“, kurz flackerte purer Hass in den cyanblauen Augen auf. „Was hat er dir angetan, Schneehase?“, flüsterte fassungslos. Er spürte, wie ihre Aufmerksamkeit kurz nachließ und so konnte er sich schnell befreien. „Lavi! Wir sind Bookman, wir sind Beobachter! Wir haben uns in den Kampf nicht einzumischen.“, keifte sie ihm nach. Kurz blieb er stehen und blickte sie mitleidig über die Schulter an. „Lieber sterbe ich bei dem Versuch, die Menschen, die mir wichtig sind und denen ich wichtig bin, zu beschützen, als eine gefühlskalte und trostlose Hülle zu werden, wie du sie geworden bist.“ Dann nahm er seinen Hammer und betrat das Schlachtfeld. Dala stand da und blinzelte. „Menschen, die mir wichtig sind...“, murmelte sie. Ja, diese Menschen waren mal wichtig für sie gewesen. Doch hatte Bookman ihr gezeigt, wie heuchlerisch Menschen doch ein konnten. Nein, sie würde ihr Leben nicht dafür geben, solche Widerlinge zu retten. Menschen dachten nicht an Andere. Sie wollten sie nur dominieren, Macht ausüben und ausnutzen. Das war der Grund für die Kriege, die Not und das Elend. Das war der Grund, weswegen Leute auf offener Straße ermordet wurden oder Kinder einfach zurückgelassen wurde. Es war ein bitterer Gedanke, aber der Schmerz dazu hatte schon lange aufgehört. Aber was, wenn diese Menschen doch anders waren? Haben sie nicht immer für die Menschen gekämpft? Sind für einander eingestanden? Hatte Kanda sie nicht damals mehr oder weniger aus dem Schiff gerettet, auch wenn er immer so tat, als wären ihn die anderen egal? War es nicht gerade Lavi, der verzweifelt versuchte, seine Freunde mit dem Hammer zu schützen und war es nicht Lenalee, die sich eben bei einer Attacke, die eigentlich für Kanda bestimmt hatte, dazwischen geworfen hatte? Ihre Gedanken rasten und ihr Kopf schmerzte. Was war richtig, was war falsch? Die Stimme Bookmans echote immer wieder durch ihren Kopf. „Bookman haben keine Freunde, keine Gefühle.“ Und immer wieder blitzte Lavis leidenschaftliches Auge vor ihrem inneren Auge auf, als er ihr erklärte, er würde lieber für seine Freunde zu sterben als... Als so zu enden wie sie. Sie schluckte schwer. Was war aus ihr geworden? Lavi keuchte auf. Er versuchte verzweifelt, Lenalee und Kanda vor Roads Attacken zu schützen, während Allen Tyki Mikk ablenkte. Die Grünhaarige war getroffen worden, die Frage war nur, wie schlimm war es. Konnte sie weiterkämpfen. Plötzlich stand Allen wieder neben ihm. Er sah ähnlich mitgenommen aus, wie alle aus der Gruppe. „Wir müssen uns was einfallen la...“, schrie Allen der Gruppe zu, doch etwas aus seinen Augenwinkeln ließ ihn verstummen. Bevor er noch ein Wort sagen konnte, waren sie eingeschlossen. „Verdammt! Was ist das?“, schrie Allen wieder und hämmerte gegen die Wand. „Das ist doch Miihaas Werk.“, stellte Kanda fest, der Lenalee etwas stützte. „Ja,“ bestätigte Lavi. „Sie kann uns damit abschirmen. Es macht allerdings keinen Sinn... So kann sie nicht kämpfen.“, fügte er leise hinzu. „Hör auf Lavi. Auch wenn das Eis ist, kannst du es mit deinem Feuersiegel nicht zum Schmelzen bringen. Es ist aus Innocence gemacht und genau dieses hält es aufrecht.“, erinnerte Lenalee den Rotschopf wieder. Schnaubend ließ sich dieser wieder auf den Boden sinken. Das Zeitgefühl hatten sie schon längst verloren. Ob es nun nur Minuten oder Stunden oder sogar Tage her war, dass sie in dieser Kuppel aus Eis eingeschlossen waren, wussten sie nicht. Auch hat jeder versucht, die Mauern zu durchbrechen. Erfolglos. Sie wurden schon alle wahnsinnig vom lauten Knurren von Allens Magen. Nicht zum ersten Mal stellte sich Lavi die Frage, was auf der Violetthaarigen geworden war. Doch versuchte er sich mit dem Gedanken zu trösten, dass sie diese Kuppel nur aufrecht halten konnte, wenn ihr Innocence noch aktiv war. Das musste also damit gleichbedeutend sein, dass sie noch lebte. Lautes Knacken ließ sie zusammenzucken. Schnell kamen sie auf die Füße, als sich die ersten Risse in dem Eis bildeten. Sie aktivierten ihre Innocence, bereit dem zu trotzen, was dort auf sie warten würde. Ein großes Loch bildete sich und sie blickten angespannt in das hineinströmende Licht. Langsam und blinzelnd tastete sich Lavi Schritt für Schritt hervor, bis er aus der, langsam zusammenfallenden Eiskuppel trat. Er blickte sich um. Er sah niemanden. Kein Noah und auch keine... Dala. Zögernd umrundete er die Kuppel und blieb nach einigen Schritten abrupt stehen. Da lag sie. In einer Lache aus Blut. Seine Hände bebten, als er nach ihren Schultern griff und sie behutsam umdrehte. Ihre cyanblauen Augen waren geöffnet und blickten ihn an. Doch erkannte er deutlich etwas in ihnen. Sorge. „Seid ihr alle in Ordnung?“, fragte sie keuchend und leise. Lavi nickte und strich ihr sanft über die Wange. Er wollte nicht an ihrem Körper hinunterschauen. Er wollte einfach nicht den Ausmaß des Schadens sehen, den die Noah an diesem zerbrechlichen Körper angerichtet hatten. Er wollte das Bild von der echten, lebenslustigen Frau im Kopf behalten und nicht direkt an einen, vom Krieg geschundenen Körper denken müssen. „Es tut mir leid, Lavi.“, brachte sie mit erstickter Stimme hervor. „Du brauchst dich nicht entschuldigen. Es war Bookmans Fehler. Ich weiß nicht, was...“ „Mein Vater...“, unterbrach sie ihn. „Bookman hat mir meinen Vater gezeigt.“ Lavi runzelte die Stirn. „Dein Vater ist auf einer Expedition am Mount Everest ums Leben gekommen.“ Sie verzog ihr Gesicht zu einer bitteren Grimasse. „Nein. Er lebt. Ich hab ihn gesehen, habe mit ihm gesprochen und habe ihm eine Ohrfeige verpasst.“, auch wenn ihre Stimme von Zorn getränkt war, konnte sie ein kleines Lächeln der Genugtuung bei den letzten Worten auf ihren Lippen erkennen. „Das hast du gut gemacht.“, flüsterte Lavi und schob ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Als er merkte, wie ihr Atem flacher wurde, nahm er ihre Hand. „Ruh dich aus, Eissturm und halte durch. Wir sind nicht weit vom Orden entfernt.“, flehte er, trotz besseren Wissens, leise. Doch noch während er sprach, sackte ihr Kopf kraftlos nach hinten und ihr Körper hing schlaff in seinen Armen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)