Star Trek -TOS - Der Dilithiumplanet von leni1983 ================================================================================ Kapitel 4: Mysteriöse Vorkommnisse ---------------------------------- Ein Mantel aus Dunkelheit und Schmerz... Die Pein durchflutete pochend, bohrend und stechend seinen Körper. Einfach alles tat ihm weh, vom Kopf bis zum kleinen Zeh. Aber irgendwie hatte das etwas Gutes, denn es sagte ihm ohne jeden Zweifel, dass er noch am Leben war. Wie schlimm es wohl war? Aber wollte er das wirklich wissen? Vorsichtig holte Leonard McCoy Luft und der Schmerz explodierte in seiner Brust und brachte ihn zum Husten, was Wellen neuen Schmerzes durch seinen Körper jagte. Er hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen. In seiner Panik versuchte er sich aufzurichten, um besser atmen zu können, doch die Schmerzen waren viel zu stark und er schaffte es nicht. McCoy war mittlerweile wach genug, dass sein medizinischer Sachverstand bereits arbeitete. Aufgrund seiner Atemprobleme und den Schmerzen beim Versuch des Aufrichtens war er sich halbwegs sicher, dass er sich mindestens eine Rippe gebrochen hatte. Wenn er viel Glück hatte, war sie auch nur stark geprellt. Mit seinem linken Bein war auch etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Wenig erfolgreich versuchte er sich zu beruhigen und atmete möglichst flach, um die Schmerzen in der Brust so gering wie möglich zu halten. Plötzlich spürte er Hände auf seinen Schultern, die ihn sanft, aber bestimmt hielten, wo er war. „Doktor McCoy“, sagte eine ruhige Stimme, die er unter tausenden von Stimmen herausgehört hätte. „Versuchen Sie bitte, sich so wenig wie möglich zu bewegen.“ McCoy wusste, dass Spock im Grunde Recht hatte. Nur zu gerne hätte der Arzt eine bissige Bemerkung gemacht und dem Vulkanier widersprochen. Aber erstens wusste er nicht, ob er seiner Stimme überhaupt trauen konnte und angesichts seines Zustandes, war es auch wirklich keine gute Idee, irgendetwas anderes zu tun, als liegen zu bleiben. Insgeheim war McCoy sehr dankbar, dass Spock da war – auch wenn er das ihm gegenüber natürlich niemals zugeben hätte. Leonard rührte sich nun nicht mehr und schaute zu dem Vulkanier auf. Obwohl die Überreste des Eingangsbereichs nur mäßig von Spocks Lampe erleuchtet wurden, blendete das gedämpfte Licht McCoy sehr. Instinktiv hob er die Hände vor die Augen und stellte erfreut und erleichtert fest, dass zumindest seine Arme noch funktionierten. Er hatte zwar Schmerzen im Brustkorb, aber es war auszuhalten. Mit langsamen Bewegungen rieb er sich den Staub aus den Augen und blinzelte einen Moment, ehe er seine Umgebung mustern konnte. Anschließend versuchte er zu sprechen. „Spock!“ Es war nur ein kaum verständliches Krächzen. McCoy räusperte sich und versuchte es erneut: „Was ist passiert? Und wo ist Uhura?“ Das Sprechen strengte ihn sehr an und bereitete ihm auch Schmerzen, trotzdem musste er wissen, was genau geschehen war. Ehe der Erste Offizier antworten konnte, trat die junge Frau in McCoys Blickfeld und lächelte ihn beruhigend an. „Ich bin hier, Doktor.“ Der Schiffsarzt war erleichtert, sie zu sehen. Zumindest ihr und Spock schien nichts zugestoßen zu sein und es hatte nur ihn erwischt – zumindest innerhalb dieser Höhle. Was wohl mit den Anderen war? Spock riss ihn aus seinen Gedanken. „Doktor, es gab eine Erschütterung, die scheinbar stark genug war, den Eingang der Höhle zu verschütten. Möglicherweise hat es auch mit den starken Regenfällen zu tun. In jedem Fall wurden Sie durch den Einsturz der Gesteine verletzt. Unsere derzeitige Situation ist ernst. Wir haben keine Möglichkeit mit dem Rest des Landetrupps zu kommunizieren und auch keine Verbindung zur Enterprise. Wir sind hier drin zunächst einmal gefangen.“ „Warum funktionieren denn die Kommunikatoren nicht? Kann uns die Enterprise nicht einfach mit den Sensoren erfassen und hier heraus beamen?“, fragte McCoy verwundert. Seine Stimme klang inzwischen etwas besser, aber hin und wieder gelang es ihm nicht, ein Stöhnen zu unterdrücken. „Etwas stört die Signale der Kommunikatoren“, erklärte Spock. „Die Tricorder funktionieren auch nur bedingt. Ich kann noch nichts Weiteres dazu sagen, da die Daten, die mir zurzeit vorliegen, unzureichend sind. In jedem Fall sind wir zunächst auf uns allein gestellt und daher werde ich nun Ihre medizinischer Erstversorgung übernehmen.“ Bevor McCoy irgendetwas dagegen unternehmen konnte, hatte Spock sich das Medikit genommen, welches neben dem Doktor im Staub gelegen hatte und betrachtete nachdenklich den Inhalt der kleinen Tasche. Von Spocks Aktion hielt McCoy überhaupt nichts und er ließ es sich auch nicht nehmen, entschieden zu protestieren. „Wer ist denn hier der Doktor, Spock? Ich kann mich um mich selbst...“ Erneut versuchte er sich aufzusetzen, doch es blieb bei dem Versuch und das ärgerte ihn sehr. Spock, jetzt noch entschlossener als zuvor, seinem Freund zu helfen, beugte sich zu ihm hinunter und blickte McCoy fest in die Augen. „Nein, das können Sie nicht und das wissen Sie auch ganz genau, Doktor.“ McCoy schwieg, aber er wich Spocks Blick nicht aus und der Vulkanier fuhr fort: „Um uns beiden und Miss Uhura eine weitere Diskussion zu ersparen, verweise ich Sie nötigenfalls auf meinen Rang, damit Sie sich kooperativ zeigen.“ Jetzt stand McCoy vor Verblüffung einen Moment der Mund offen. Das wäre haargenau Jims Reaktion gewesen, wenn er denn hier bei ihnen gewesen wäre. Spock hatte sich inzwischen scheinbar einiges von Kirk abgeschaut. Zähneknirschend gab der Doktor nach. Seine Gedanken wanderten zu dem mehrere hundert Kilometer entfernten Sternenschiff in der Umlaufbahn, ihrem gemeinsamen Zuhause und er fragte sich, in welcher Lage sich die Enterprise inzwischen befand und mit welchen Problemen sich ihr Captain herumschlagen musste. *** „Fähnrich Hafsa, haben die Romulaner schon geantwortet?“ Kirk drehte sich kurz zu der jungen Frau an der Kommunikationsstation um. „Nein, Sir. Ich versuche es unentwegt auf allen Frequenzen. Ich bin sicher, dass sie unsere Mitteilung erhalten haben. Vermutlich wollen sie einfach nicht antworten.“ „Versuchen Sie es bitte trotzdem weiter, Fähnrich“, bat Kirk und starrte wieder das romulanische Schiff an, das sie in gebührendem Abstand ebenfalls beobachtete. „Natürlich, Captain“, bestätigte Hafsa und sendete erneut die Mitteilung die Kirk schon beim ersten Auftauchen des romulanischen Raumschiffes gesendet und aufgezeichnet hatte.“ *** Auf dem Planeten versuchten Giotto und drei weitere Männer derweil das Gestein vom Höhleneingang fortzuräumen, ohne dabei einen weiteren Einsturz oder Erdrutsch auszulösen. Giotto hatte gerade einen Felsbrocken vom Boden aufgehoben und wollte ihn forttragen, als der Stein unerklärlicherweise plötzlich zu schwer für ihn wurde. Keuchend ließ Giotto den Stein wieder zu Boden fallen. Schnell sprang er zur Seite, um dem Felsen auszuweichen und rempelte dabei aus Versehen, Johnson von der Räumungsspezialeinheit an. Er kannte ihn, sie hatten sich schon ein paar Mal in der Sporthalle zum Joggen oder auch zum Schwimmen getroffen. „Hey! Was ist los mit dir? Pass doch auf!“, schimpfte sein Kollege, aber es klang eher besorgt als verärgert. Giotto warf dem Felsbrocken einen bösen Blick zu. „Ich weiß auch nicht, was passiert ist. Ich hab den Stein hochgehoben und zunächst ging es ganz leicht. Doch dann wurde er so schwer, dass ich ihn nicht mehr halten konnte.“ Lieutenant Johnson grinste schief. „Willst du mich verkohlen, Mann?“ Giotto erwiderte seinen Blick ernst. „Das war wirklich kein Witz. Und ich hab es mir auch nicht eingebildet. Versuch es doch selbst mal.“ Gemeinsam gingen sie zu dem Felsbrocken, der ein paar Meter weiter gerollt war. Nun versuchte sein Freund den Stein hochzuheben und Giotto hielt sich bereit, ihm notfalls zu helfen. Der Klumpen war annähernd rund und hatte höchstens einen Durchmesser von etwa zwanzig Zentimetern, vielleicht sogar etwas weniger. Granit war zwar schwer, aber einen Brocken in dieser Größe hätte ein einzelner Mann normalerweise mit etwas Anstrengung heben können. Doch es gelang nun keinem von beiden mehr, den Stein zu bewegen, nicht einmal gemeinsam schafften sie es. „Das gibt es doch nicht!“, fluchte der Lieutenant neben Giotto und drehte sich zu den beiden weiteren Helfern um. „Hey! Harris! Walter! Kommt mal rüber und helft uns!“ Giotto murmelte Johnson ein: „Hab ich dir doch gesagt“ zu. „Wir kommen gleich!“, antwortete Lieutenant Walter. Er und Fähnrich Harris überprüften gerade die Stabilität des Gesteins am Eingang – allerdings ohne Tricorder. Die Geräte funktionierten immer noch nicht zuverlässig. Die Männer hatten einige Werkzeuge bei sich und versuchten diese an Kanten und Rissen anzusetzen, nur dass es sehr wenige entsprechende Stellen gab. Der Eingang wirkte inzwischen wie zugemauert, sie waren kaum voran gekommen, obwohl sie schon ziemlich viel Material zur Seite geschafft hatten. *** Jäger und Garrovick hatten mittlerweile einen Höhleneingang in der Nähe des verschütteten Zugangs entdeckt. „Sehen Sie mal, dort drüben!“, rief Mister Jäger plötzlich und der Fähnrich vom Sicherheitsteam folgte seinem Blick. „Der Zugang ist nicht weit entfernt. Das haben wir gleich. Wenn wir Glück haben, denn finden wir unser Team in wenigen Minuten“, antwortete Garrovick und Zuversicht stieg in ihm auf. Zügig gingen sie auf die Öffnung zu, doch völlig unerwartet sprang ein sandfarbenes Tier in der Größe eines Luchses in ihre Bahn. Es platzierte sich auf dem Weg zum Eingang, fauchte und zeigte dabei seine spitzen Zähne. Die langen, leicht gebogenen Eckzähne des Tieres erinnerten an einen Säbelzahntiger, wenn das Geschöpf auch wesentlich kleiner war, so wirkte es doch nicht weniger gefährlich. „Achtung!“, rief Garrovick und hatte schon seinen Phaser gezogen. Doch der Geologe war bereits stehengeblieben. „Was machen wir denn jetzt?“, fragte er seinen Kollegen. „Keine Ahnung! Vielleicht sollten wir es betäuben und dann in den Höhleneingang reingehen. Wo ist dieses Vieh nur hergekommen?“ Garrovick hatte den Phaser noch immer gezogen, er zielte auf das knurrende Tier, aber noch hatte er nicht geschossen. Jäger blickte sich in ihrer Umgebung um. „Vielleicht hat es seinen Bau in der Nähe oder in einem Versteck warten seine Jungen und es fühlt sich durch unsere Anwesenheit bedroht." „Das scheint mir auch so“, brummte der junge Sicherheitsbeamte. Vorsichtig wechselte er seine Position, machte ein paar Schritte nach rechts und dann nach links. Die Kreatur hatte die schwarzglänzenden Augen zu Schlitzen zusammengezogen und folgte jeder seiner Bewegungen misstrauisch. Das sandfarbene Fell sträubte sich noch stärker, alle Muskeln des Tieres waren bis aufs Äußerste gespannt. Dann machte sich die Raubkatze sprungbereit. Garrovick hatte genug gesehen. Es war zu gefährlich, noch länger zu zögern. Gerade als er beschloss, den auf Betäubung justierten Phaser abzufeuern, flüchtete das luchsähnliche Tier fauchend und war so schnell um eine Ecke zwischen den Felsen verschwunden, als ob es niemals dagewesen wäre. Der Sicherheitsbeamte wechselte einen stummen Blick mit Jäger, der ratlos mit den Schultern zuckte. Beiden war ganz und gar nicht wohl bei der Sache. Trotzdem näherten sie sich nun vorsichtig Schritt für Schritt, wachsam und auf alles gefasst dem Höhleneingang. Nur, dass da, wo sie vor ein paar Minuten noch eine Öffnung entdeckt hatten, nun kein Zugang mehr war. Blanker, glatter Fels, kein Schlitz und keine Lücke waren zu erkennen. Nichts deutete darauf hin, dass hier vor kurzem noch ein Eingang gewesen war. Garrovick schauderte. Es lief ihm jetzt eiskalt den Rücken runter. Das war doch nicht möglich! Konnte es sein, dass sie halluzinierten? Aber er fühlte sich in keinster Weise ungewöhnlich oder desorientiert. „Wie unheimlich...“, brummte Jäger und nahm ihm die Worte aus dem Mund. Er musterte Garrovick fragend. „Sie haben den Eingang doch auch gesehen?“ Garrovick nickte lebhaft. „Definitiv. Und diese Katze mit den Reißzähnen... Irgendetwas äußerst Merkwürdiges geht hier vor. Was tun wir denn jetzt?“ Jäger überlegte einen Moment. „Lassen Sie uns den Eingang suchen, den wir ursprünglich entdeckt haben. Den mit den Symbolen... Wenn er noch da ist, berichten wir den Anderen von den Ereignissen und fragen nach, ob wir den Zugang unter diesen Umständen noch benutzen sollen. Wenn er auch verschwunden ist... Dann weiß ich auch nicht weiter. Ich frage mich, was tun wir tun sollen, wenn alle Eingänge verschlossen sind. Vielleicht auch der, der verschüttet wurde und hinter dem unsere Leute gefangen sind. Was meinen Sie? Sollen wir den Eingang mit den Symbolen suchen, so wie es ursprünglich unser Auftrag war?“ Garrovick war einverstanden und so machten sie sich auf den Weg. Es dauerte nicht lange, bis sie da waren – wesentlich kürzer, als sie für den gleichen Weg im Sturm gebraucht hatten. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, seit sie auf dem Planeten gelandet waren. Der Zugang war ebenso verschlossen, wie der andere – so als ob der Fels innerhalb kurzer Zeit zugewachsen wäre. Als ob es an dieser Stelle nie überhaupt einen Eingang gegeben hätte. Sie konnten sich das nicht erklären. Da nicht mal ihre Phaser durch das Gestein dringen konnten, gaben sie schließlich auf und kehrten zu Giottos Gruppe zurück, um ihre Erlebnisse zu schildern. *** „Mister Sulu! Ausweichmanöver Gamma drei! Jetzt!“ Kirk packte die Armlehnen des Kommandosessels so fest, dass seine Knöchel weiß wurden, als die Enterprise kippte und dann etwas schwerfällig eine scharfe Drehung nach Backbord machte. Das Geschoss des romulanischen Schiffes streifte die Schilde auf der Steuerbordseite, allerdings ohne Schaden anzurichten. Dieses Manöver war gelungen. „Schadensmeldung!“, bellte Kirk. Er starrte nach wie vor konzentriert auf den Hauptschirm und ließ die Kriegsschwalbe der Romulaner nicht aus den Augen, die sich wieder etwas entfernte, vermutlich um einen neuen Angriff vorzubereiten. „Keine Schäden am Schiff und außer ein paar blauen Flecken - keine Verletzten, Captain“, meldete Fähnrich Hafsa von der Kommunikationsstation wenige Sekunden nach Kirks Anfrage. Kirk war sehr zufrieden mit der jungen Frau. Sie schien durch die Anspannung in den letzten Stunden in keinster Weise unter Stress zu geraten, es schien ihr auch nichts auszumachen, dass Kirk sie hin und wieder unfreundlich anranzte, wenn er eigentlich auf die Romulaner sauer war. Ja, Fähnrich Hafsa verdiente seinen Respekt, Uhura hatte nicht übertrieben, als sie ihre Fähigkeiten gelobt hatte. Stundenlang hatten die Romulaner und die Enterprise nun mit einem Katz-und-Maus-Spiel verbracht, die Romulaner hatten auf ihre Kontaktversuche nicht reagiert und dann plötzlich zugeschlagen. Aber Kirk war wachsam genug gewesen, um mit so etwas zu rechnen. Trotzdem war er wütend. Der Angriff war nicht provoziert und er fragte sich, was die Romulaner vorhatten. Sie waren eindeutig nicht auf romulanischen Gebiet, wenn das Sonnensystem JB 113 auch im Randgebiet der Neutralen Zone lag. „Lieutenant Hafsa, öffnen Sie einen Kanal! Es ist mir egal, ob sie antworten, aber sie sollen gefälligst hören, was ich ihnen zu sagen habe! „Gerne, Sir. Aber dürfte ich etwas vorschlagen?“, fragte Hafsa. Kirk nickte und wartete neugierig. Die junge Frau zögerte nicht und brachte ihre Idee sofort vor: „Wie wäre es, wenn wir ihnen die Mitteilung auf romulanisch schicken? Ich spreche die Sprache gut genug, sagen Sie mir einfach, was ich Ihnen mitteilen soll. Mal sehen, wie sie darauf reagieren.“ Sulu und Chekov nickten anerkennend. Das war mal etwas Neues. Und Lieutenant Leanna Thima, eine Astrophysikerin, die heute an Spocks wissenschaftlicher Station Dienst tat, bemerkte: „Das dürfte sie bestimmt verwirren.“ „Einverstanden“, sagte Kirk und dann erklärte er Hafsa, was sie zu sagen hatte. *** „Doktor, soll ich Ihnen nicht doch ein stärkeres Schmerzmittel geben?“ Spock musterte den noch immer am Boden liegenden Arzt und eine Spur von Sorge schimmerte für einen Sekundenbruchteil in den dunklen Augen des Vulkaniers. Aber niemand bemerkte es, was unter anderem auch an den schlechten Lichtverhältnissen in der Höhle lag. McCoy schüttelte den Kopf. „Nein danke, Spock. Das kann ich nötigenfalls auch selbst tun, aber ich will solange wie möglich einen klaren Kopf behalten.“ Dieses Argument war stichhaltig und der Erste Offizier nickte daher zustimmend. „Wenn es Ihnen möglich ist, versuchen Sie sich auszuruhen, Doktor. Wir kommen zurück, sobald wir einen anderen Ausgang gefunden haben.“ Spock und Uhura hatten einige Minuten zuvor beide ihre Thermoanzüge ausgezogen und den Doktor darauf gebettet, denn in der Höhle war es wesentlich wärmer als draußen. Außerdem brauchte McCoy eine warme Unterlage dringender, da er gezwungen war, so gut wie bewegungslos an Ort und Stelle auszuharren. Sein gebrochenes, linkes Bein war inzwischen geschient und sein Brustkorb wurde von einem schmerzstillenden Sprühverband gestützt. Mehr hatte Spock nicht für ihn tun können, aber wenigstens konnte er jetzt etwas aufrechter an der Wand lehnen und bekam besser Luft. „Wir beeilen uns und holen Hilfe“, ergänzte Uhura. „Lassen Sie sich nur Zeit“, brummte McCoy und versuchte zu überspielen, wie sehr es ihm zu schaffen machte, alleine in Dunkelheit und Stille zurückzubleiben. „Ist ja nicht so, dass ich weglaufen würde. *** „Bereit?“, fragte Captain Kirk seine diensthabende Kommunikationsoffizierin. Er war aus dem Kommandosessel aufgestanden und blickte gespannt auf den Hauptschirm. Ashanti Hafsa nickte und auf Kirks Zeichen hin öffnete sie einen Kanal zum romulanischen Schiff. Als sie sicher war, dass die Verbindung hergestellt war, sagte sie in perfekten Romulanisch und ohne jegliches Zögern in der Stimme: „An das unbekannte romulanische Schiff: Sie haben - ohne provoziert worden zu sein - einen Angriff auf ein Schiff der Föderation eröffnet. Zum Glück wurde dabei niemand verletzt und es ist Ihnen auch nicht gelungen, uns ernsthaften Schaden zuzufügen. Stellen Sie mit sofortiger Wirkung Ihre Kampfhandlungen ein und identifizieren Sie sich! Wir erwarten eine Erklärung, warum der Angriff auf uns erfolgte. Weitere Kampfhandlungen Ihrerseits werden von nun an als kriegerischer Akt gedeutet und von uns entsprechend beantwortet.“ Sie schloss den Kanal wieder und grinste. „Wie war ich?“ Noch bevor jemand auf der Brücke der Enterprise ihr antworten konnte, ging ein Signal auf ihrer Station ein. Hafsas Grinsen wurde breiter und auch die anderen Anwesenden schmunzelnden nun, auch der Captain. „Sie antworten, Sir.“ „Lassen Sie hören“, brummte Kirk. „Schalten Sie auf Lautsprecher, Fähnrich.“ Doch er und die anderen Crewmitglieder auf der Brücke konnten mit der Antwort dann erst mal gar nichts anfangen. Scheinbar wollten die Romulaner sie testen, denn sie antworteten ebenfalls in Romulanisch. Ashanti neigte ihren Kopf und klemmte sich eine ausgebüxte Strähne ihre schwarzen glatten Haare hinters Ohr, während sie konzentriert lauschte. Es war für alle erkennbar die Stimme einer Frau, die sprach. Als die Romulanerin geendet hatte und der Kommkanal wieder geschlossen war, übersetzte Fähnrich Hafsa für alle die Mitteilung vom romulanischen Schiff und fasste alle Fakten aus dem Kommuniqué zusammen: „Es handelt sich um den Kreuzer Turmfalke unter dem Kommando von Commander S’Tiral. Die Crew hat den Auftrag denselben Planeten zu erforschen, den wir gerade umkreisen. Da seine Kreisbahn um die Sonne ihn für mindestens vier unserer Erdenmonate in romulanisches Gebiet führt und er sich nur die restliche Zeit in der Neutralen Zone befindet, haben sie angeblich jedes Recht auf die Erforschung und möglicherweise auch auf die Besiedelung. Sie verlangen, dass wir umgehend unsere Landegruppe hochbeamen und dann die Umlaufbahn verlassen.“ Noch während Hafsa sprach, hatte Kirk sich zur wissenschaftlichen Station umgewandt. Ihm war wieder eingefallen, dass Spock ja auf dem Planeten verschollen war, also sagte er: „Lieutenant Thima, berechnen Sie bitte die Kreisbahn des Planeten unter uns. Ich will wissen, ob es stimmt, was die Romulaner behaupten.“ Leanna Thima blickte gerade von der Konsole auf. „Schon geschehen, Sir. Die Romulaner haben nicht gelogen, Captain. Für etwa vier Standardmonate verlässt der Planet tatsächlich die Neutrale Zone und befindet sich dann auf romulanischem Hoheitsgebiet.“ „Verdammt!“, fluchte Kirk. „Gibt es ähnliche Fälle? Und wenn ja, wie wurde dann jeweils entschieden? Können Sie das bitte für mich herausfinden?“, fragte der Captain Lieutenant Thima. Die rothaarige Frau nickte. „Aye, Sir. Eine solche Recherche kann aber etwas dauern.“ „Dann fangen Sie am besten gleich an.“ Kirk drehte sich wieder zum Hauptschirm herum. Nun musste er den Romulanern mitteilen, dass er die Umlaufbahn nicht verlassen konnte, selbst, wenn er das gewollt hätte, weil drei seiner Leute auf dem Planeten vermisst wurden. Dieses Mal wollte er die Mitteilung selbst machen. Und anschließend würde er die Sternenflotte über die Situation informieren. „Captain Kirk an das romulanische Schiff Turmfalke!“ Jim stellte sich auf eine Wartezeit ein, doch die Antwort erfolgte fast sofort, wenn auch nur über Audio. „Hier spricht der kommandierende Offizier der Turmfalke S‘Tiral. Wir hören Sie, Captain Kirk.“ Scheinbar waren die Romulaner durchaus fähig, Föderationsstandard zu sprechen. Kirk hatte sich seine Worte zuvor sorgfältig zurecht gelegt und sagte nun: „Commander S‘Tiral, wir erkennen an, dass der Planet sich zeitweilig in romulanischem Gebiet bewegt. Aber wir können die Umlaufbahn des Planeten derzeit nicht verlassen, da wir noch ein Landeteam vermissen.“ Offenbar war die Romulanerin am anderen Ende der Verbindung nicht gewillt, Kirks Worten Glauben zu schenken. Und sie machte auch keinen Hehl aus ihren Zweifeln. „Unsere Sensoren funktionieren einwandfrei, Enterprise. Wir können ihr Landeteam erfassen. Es befinden sich derzeit sechs Personen auf dem Planeten.“ Kirk unterdrückte ein Seufzen und erklärte dem romulanischen Offizier möglichst geduldig: „Wir haben insgesamt neun Leute auf den Planeten geschickt. Drei Personen begannen mit der Erforschung der dort vorhandenen Höhlensysteme und werden seit einem Einsturz vermisst. Die Sensoren können nicht durch das Gestein dringen. Die anderen sechs Mitglieder des Teams suchen daher derzeit nach den drei Vermissten.“ „Captain Kirk, möglicherweise müssen Sie sich damit abfinden, dass die drei Vermissten bei dem Einsturz ums Leben kamen. Wir verlangen, dass Sie unverzüglich die Umlaufbahn um den Planeten verlassen.“ Jim Kirk ballte die Fäuste und war dankbar, dass nur eine Audioverbindung bestand. Er war nicht bereit, sich mit dem Tod seiner Leute abzufinden, ohne dass es dafür Beweise gab. Er versuchte Wut und Frustration aus seiner Stimme herauszuhalten, als er S’Tiral um einen Aufschub bat. Er hasste es zwar, zu betteln, aber er war dazu bereit, wenn es ihm half, Spock, Uhura und McCoy zu retten. „Commander, bitte gewähren Sie uns einen Zeitaufschub, damit wir sicher feststellen können, ob unsere Leute noch leben oder nicht.“ Einen Moment lang war außer leisem Rauschen nichts zu hören und die gesamte Brückencrew hielt gespannt den Atem an. Dann antwortete der Commander der Turmfalke: „In Ordnung, Captain. Wir gewähren Ihnen einen großzügigen Aufschub von zwölf Stunden. Anschließend verlassen Sie mit oder ohne ihr Team unverzüglich die Umlaufbahn. Aber zwölf Stunden sollten Ihnen genügen, um ein paar Leichen zu bergen. Turmfalke Ende.“ Die Verbindung wurde unterbrochen und erst einmal sagte auf der Brücke der Enterprise niemand etwas. *** „Verdammt! Das gibt es doch nicht!“, fluchte Fähnrich Garrovick und schoss einen der kleineren Steine frustriert weg. An dem eingestürzten Höhleneingang hatten er, Jäger und Giotto, auch mit den Spezialisten Walter, Johnson und Harris genauso wenig ausrichten können, wie an den anderen verschlossenen Eingängen. Allmählich wurde es dem Team wirklich mulmig zumute. Und es würde nicht mehr lange dauern, bis es dunkel wurde. Das würde der Stimmung in der Gruppe unter diesen Umständen nicht gerade förderlich sein. Giotto hatte zunächst nicht glauben wollen, was die anderen beiden ihm berichtet hatten. Schließlich hatten sie ihn zu den Koordinaten des früheren zweiten Eingangs geführt und es ihm gezeigt. „Außenteam an Enterprise“, meldete sich Lieutenant Commander Giotto, dem es als ranghöchsten Offizier des Landetrupps nun oblag, von den zurückliegenden Misserfolgen und den mysteriösen Vorkommnissen zu berichten. *** „Enterprise, wir hören Sie, Mister Giotto. Haben Sie die Vermissten inzwischen gefunden?“ Es war Captain Kirk persönlich, der sich nach den Fortschritten auf dem Planeten erkundigte. „Leider nein, Sir. Hier geht etwas sehr Merkwürdiges vor, Captain. Und es ist unseren Rettungsarbeiten nicht gerade zuträglich.“ Giottos Stimme drückte Bedauern aus, aber auch Spuren seiner Niedergeschlagenheit und Frustration waren zu hören. Kirk seufzte leise und warf dem romulanischen Kreuzer einen kurzen Blick zu, ehe er sich wieder auf seinen Gesprächspartner konzentrierte. „Was ist passiert? Bitte berichten Sie mir von den Einzelheiten, Mister Giotto.“ Man hörte den erfahrenen Sicherheitsbeamten tief Luft holen, ehe er damit begann Kirk möglichst detailliert die jüngsten Ereignisse zu schildern. *** McCoy brachte sich ächzend in eine bequemere Position. Inzwischen machten ihm nicht nur die Schmerzen zu schaffen, auch andere körperliche Bedürfnisse wie Hunger und Durst meldeten sich nun mit Vehemenz. Wenn ihm jemand noch vor ein paar Stunden – während er im strömenden Regen gestanden hatte – gesagt hätte, dass er in Kürze an mangelnder Flüssigkeit leiden würde, hätte er gelacht. Mittlerweile war an seiner Situation nichts mehr lustig. Er fragte sich stumm, wie es Spock und Uhura inzwischen ergangen war. Ob sie einen anderen Ausgang entdeckt hatten? Oder waren sie unterwegs auf die Fremden getroffen? So viele Fragen und keine Antworten. Der Schiffsarzt seufzte und versuchte sich zu entspannen. Medizinisch gesehen sprach nichts dagegen, dass er ein paar Stunden schlief. Wenn es ihm gelingen würde, einzuschlafen, dann würde er Hunger, Durst und Schmerzen wenigstens für eine kleine Weile nicht spüren. Aber er war nicht sicher, ob es ihm möglich war. Ausreichend erschöpft war er zwar, aber er wusste nicht, wie sicher seine Umgebung war und wie schnell Uhura und Spock zurückkommen würden. Und ihre Rückkehr wollte er auf keinen Fall verschlafen. Das hätte einfach zu schwach ausgesehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)